Mannheim, 8.März 2020 Römer 5, 1-5
Frieden mitten in der Angst der Welt
Mit ungeheurer Macht befällt uns die Weltangst. Niemand, der sich nicht ängstet. In dieser Welt gibt es keine Sicherheit. Angst vor tödlicher Krankheit. Angst vor Spott und Hohn. Verleumdung. Oder vor Altersarmut und Einsamkeit. Krieg und Terror, Atomstrahlung, Einbrecher, Geldentwertung. Klima. Und vor Tod und Sterben. Ungewissheit zermürbt.
Wie halten wir das aus? Wo findet unsere Seele Frieden, Geborgenheit? Was kann man denn da tun? Wer kann helfen? Wir haben materielle Sicherheit in gewaltigem Ausmaß. Gerade das macht uns unsicher. Kann man sich darauf verlassen?
Es kommt nicht von mir. Auch nicht durch meinen Verstand. Völlig blind.
Kann nur diese fassbare und vergehende Welt erforschen. Von der wahren Erkenntnis der Dinge weit entfernt. Wir leben in einem Meer der Täuschungen.
Pascal: Nur auf Wegen, die das Evangelium lehrt.
Es kommt nicht aus dir. Auch nicht aus deiner Frömmigkeit. Mein Leben liegt oft mit dem lebendigen Gott im Streit. Frieden hängt mir Recht und Gerechtigkeit zusammen. Da geht es um die Ordnung meines Lebens, um Gottes Recht. Frieden nur, wenn mein Leben in Ordnung kommt. Kann nicht gleichzeitig seine Gebote brechen. Eigener Ankläger. Neue Ordnung. Gerechtigkeit Gottes leben.
Auch nicht magisch auf uns senken. Keine sakramentale Handlung.
Frieden ist von Gott von dieser Welt weg genommen. Wir sind ruhelos. Gejagt, weil Frieden verloren, den allein Gott geben kann. Es sieht oft so aus, wie wenn Gott gar nicht auf ihre konkrete Not eingeht, die dich bekümmert. Doch viel umfassender, als du ahnst. Meist reden sie von einer ungewissen Zukunft. Wie wird alles werden? Ich kann das nicht lösen.
Gibt es irgendwo Sicherheit?
Auch in der Christenheit merkwürdig umstritten, obwohl es da doch um mein ewiges Heil geht. Gerade mit der Jahreslosung: Hilf meinem Unglauben! „Verflucht, wer sagt, man könne seines Heils gewiss sein!“ Aber Hiob war gewiss: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt (Hiob 19, 25). Paul Gerhardt: Nun weiß und glaub ich’s feste, ich rühms auch ohne Scheu. Hat das von Paulus im Römerbrief: Ich bin gewiss!
Jesus spricht davon, dass er uns Frieden gibt. Nicht gebe ich euch, wie die Welt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Ich gebe dir Frieden in der Angst, Sorge, Not und Ausweglosigkeit, die dich bedrückt. Fürchte dich nicht! Ich bin bei dir. Tobe Welt und springe und singe in gar sicherer Ruh. Gottes Macht hält mich in Acht. Erd und Abgrund muss verstummen, ob sie noch so brummen.
Unruhe kommt vom Gewissen. Große Not des erschrockenen Gewissens. In die tiefsten Tiefen fallen. Erwachen aus der oberflächlichen Gleichgültigkeit. Sünde – kein Thema. Alle haben Fehler. Mit Idealen und Werten protzen. Aber wenn man zerbricht an sich selbst. Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute, das schaffe ich nicht.
Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen. Heute keine Frage des modernen Menschen. Damals auch nicht. Aber auf der Suche nach dem lebendigen Gott. Ich kann nicht bestehen. Sünde wird überführt vom Geist Gottes, dem Geist der Wahrheit. Sein erstes Wirken. Johannes 16, 8: überführen von der Sünde. Davids Sicherheit. Verloren und verlassen. Keinen Boden mehr unter den Füßen. Todesnot.
Du musst auf Jesus Christus schauen. Nun wir sind gerecht geworden durch den Glauben. Es ist ein unbegreifliches Gnadengeschenk. Jesus Christus will alle Schuld weggenehmen. Er will in meinem Herzen Wohnung machen. Gott will sein Ebenbild in unser Wesen einsenken. Reinheit, Treue, Wahrheit. Umwandelnd. Gerecht und heilig. Nun sind wir gerecht geworden durch den Glauben. Noch nie ein Mensch gerecht geworden aus eigenem Tun. Nur durch die Vergebung Jesus. Macht rein. Jesus kostet es das Opfer seines Lebens. Für meine Schuld. Auf dass ich gerecht werde. Dass ich nicht in die alte Not hinein gerissen werde. Im Frieden bleiben. Nur unter dem Kreuz empfangen. Kann mein Leben nicht selbst heiligen.
Freude, wenn alles erlassen ist. Nichts kann mehr zwischen ihn und mir treten. Er ist bei mir und hält mich. Über mir können jetzt alle Gefahren passieren. Ganz sicher geborgen. Friede sei mit euch!
Haben wir diesen Frieden?
Haben wir ihn wirklich? Ist Jesus im Leben und Sterben dein Frieden? Erinnern sie sich noch an die große Friedensbewegung. Abrüstung. Alle bedrückt über Waffen. Das war wichtig. Atomwaffen müssen weg. Wenn das einer gesagt hätte: Waldheide bei Heilbronn, da zwitschern die Vögel. Überall wird darüber geredet. Mutlangen. Stille Wiesen. Nur vordergründig das Problem der Waffen. Viel tiefer liegt der Unfrieden der Menschheit. Auch wenn Waffen weg, Gott hat seinen Frieden weggenommen. Unruhige Welt. Noch manche Krise in der Zukunft.
Weil wir nun Zugang haben
Durch Christus haben wir Zugang zu dieser Gnade. Uns geht es wie dem verlorenen Sohn, von dem Jesus erzählte. Die Türe ist offen. Der himmlische Vater brennt darauf, die alle seine Gaben zu schenken.
Wir werden zugerüstet für schwere Bedrängnisse, durch die wir gehen müssen. Aber wir haben Geduld und Hoffnung, weil wir auf Jesus Christus warten. Er lässt uns nicht allein. Durch Türe hindurch. Hinein gegangen. Zutritt. Gott hat Türe aufgeschlossen. Kommende Woche, was kommen mag, ich habe Zutritt von Gottes Gnade. Von seiner Vergebung nehmen. Schützt mich. Weinstock. Fließt Saft in die Rebe. Unmittelbar aus den Gaben von Jesus leben. Weiter strömen lassen.
Gut, dass die täglichen Sorgen und Bedrängnisse bleiben
Gerade Christen erleben viele Bedrängnisse. Krisen, Anfechtungen, Glaubenszweifel. Wer denkt da nicht, Gott muss jetzt handeln. Kein Wunder passierte. Paulus sagt nicht, jetzt müssen lauter Wunder passieren. Druck. Mit Power machtvoll zeigen. Welt staunt und schaut auf uns. Im Gegenteil. Dankbar für Bedrängnisse. Krankheit. Widerstände, Streit in der Gemeinde, Kopfschmerzen. Bürokratie des römischen Reiches. Ärgerlich.
Wir rühmen uns der Trübsale. Damit wollen wir prahlen. Frieden Gottes und Bedrängnisse gehören unvermeidbar zusammen, weil die Welt nichts vom Christusfrieden am Kreuz wissen will. Darum bringt der Christusfrieden gerade manche Bedrängnisse mit sich. Glauben einüben in Bedrängnissen. Da wächst Geduld. Glaube schwach. Es ist Gottes Triumph in der Schwachheit seiner Leute, seine Siege zu führen. Der auferstandene Herr wirkt. In kleinen Gemeinden starke Wirkungen von Jesus. Er bleibt der Sieger, der die Welt überwindet. Tobe Welt und springe!
Gottes Kraft erweist sich in unserer Schwachheit., Warum nicht strahlender, leuchtender? Glauben lernen im Vertrauen auf Jesus. Ich weiß, dass Jesus wirkt. Ihm möchte ich treu dienen. Dein Wort bewahren. Er führt seinen Sieg herbei. Er ist stärker als alles, was uns bedroht.
Darum ist der Frieden auch nicht von deinen Gefühlen abhängig. Wir fühlen permanent Zwiespalt, Unfrieden, Unruhe. Aber Jesus ist unser Frieden. Er hat ihn am Kreuz erworben. Das tägliche Leben mit Unglauben und Sünde verdeckt uns immer wieder den Blick auf Jesus. Darum muss unser Blick immer wieder auf ihm ruhen. Durch Jesus haben wir Zugang zu Gott.
Seine Liebe in unser Herz ausgeschüttet. Ich werde getragen von der Liebe Gottes. Ich weiß, dass Jesus mich liegt. Sagt das Kranken, angefochtenen. Gewissheit desGlöaubnens. Wir leben nicht von Gefühlen und Stimmungen. Jesus sagt. Ich habe dich lieb. Niemand kann dich aus meiner Hand reißen. Dir gilt das.
Horatio Spafford, erfolgreicher Rechtsanwalt in Chicago. Das „Chicagofeuer“ von 1871 zerstörte seinen Besitz. Seine materiellen Verluste waren außergewöhnlich. Sohn an Diphtherie gestorben. Im Herbst 1873 entschied Spafford, mit seiner gesamten Familie nach England zu reisen, wobei diese dort ihre Ferien verbringen sollte. Er selbst beabsichtigte, seinen Freund, den Evangelisten Dwight L. Moody, in England bei seiner evangelistischen Arbeit zu unterstützen. Jedoch wurde Rechtsanwalt Spafford unerwartet in Chicago wegen einer dringenden Geschäftsangelegenheit zurückgehalten. Er bestimmte, dass seine Frau Anna mit den Kindern an Bord des französischen Dampfers „Ville du Havre“ wie geplant abreisen sollte. Er wollte später nachkommen. Am 22. November 1873 wurde das Passagierschiff mitten auf dem Atlantischen Ozean durch ein englisches Containerschiff gerammt. Spaffords vier Töchter: Anna (11), Maggie (9), Bessie (5) und Tanetta (2) wurden über Bord gespült und das Schiff sank innerhalb kürzester Zeit. 226 Passagiere ertranken bei diesem Unglück. Mrs. Anna Spafford war eine von den wenigen, die überlebten. Ihre letzte Erinnerung war ihre kleine Tochter Tanetta gewesen, die durch die Kraft des Wassers aus ihren Armen gerissen wurde. Sie selbst wurde von einem Matrosen gerettet und nach Cardiff/Wales gebracht. Ihrem Ehemann sandte sie das herzzerreißende Telegramm: „Allein gerettet“. Mit dem nächsten Schiff fuhr er zu seiner Frau. An dere Stelle im Atlantik, wo seine Kinder ertrunken waren, dichtete er das Lied:
Wenn Friede
mit Gott meine Seele durchdringt,
ob Stürme auch drohen von fern,
mein Herze im Glauben doch allezeit singt:
Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn".
Wenn Satan
mir nachstellt und bange mir macht,
so leuchtet dies Wort mir als Stern:
Mein Jesus hat alles für mich schon vollbracht;
ich bin rein durch das Blut meines Herrn.
Die Last
meiner Sünde trug Jesus, das Lamm,
und warf sie weit weg in die Fern;
er starb ja für mich auch am blutigen Stamm:
Meine Seele lobpreise den Herrn.
Nun leb
ich in Christus für Christus allein,
sein Wort ist mein leitender Stern.
In ihm hab ich Fried und Erlösung von Pein,
meine Seele ist selig im Herrn. Mir ist wohl in dem Herrn
Wie kann ich das?
Liebe Gottes ausgeschüttet in unser Herz durch den Heiligen Geist. Ganz leer und unbrauchbar. Du heilst, o Liebe, all meinen Jammer. Aber von Gott geliebt. Ich will anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken. Nichts soll mir werden lieber auf Erden als du der liebste Jesus mein. Die ihn aber liebhaben sollen sei, wie die Sonne aufgeht in ihrer Pracht. Wer mich lieb, der wird meine Gebote halten.
Wir singen das Lied von Johann Mentzer, der 1704 bei einem Hausbrand all sein Hab und Gut verloren hat. Noch auf den verkohlten Balken sitzend, mitten in den Trümmern seines abgebrannten Hauses, habe er das Lied angestimmt:
O dass ich tausend Zungen hätte
und einen tausendfachen Mund,
so stimmt ich damit um die Wette
vom allertiefsten Herzensgrund
ein Loblied nach dem andern an
von dem, was Gott an mir getan.
Seine Frau starb schon nach sechs Ehejahren im Alter von 32 Jahren, nachdem sie unter schrecklichen Schmerzen und mit großem Blutverlust Zwillinge geboren hatte.
Um für seine sechs Kinder zu sorgen, heiratete Mentzer wieder. Von den sieben Kindern aus der zweiten Ehe blieb nur das älteste am Leben. Im Jahr 1716 starben innerhalb von 22 Tagen vier seiner Kinder. Der erschütterte und tief gebeugte Vater schrieb ins Totenregister: Ach, mein Gott, was tust du einen so schmerzlichen Herzensriss nach dem andern! Doch es sei dafür dein Name hoch gelobt.
Auf dem Grabstein Johann Mentzers, der 1734 im Alter von 76 Jahren starb, steht neben dem Vermerk von der vergnügten Ehe auch ein Hinweis auf das viele Kreuz, das er zu tragen hatte: Er sah den Segen von 13 Kindern und sieben Kindeskindern, von denen samt der ersten Mutter zwölf ihm im Grab und im Himmel Gesellschaft leisten. Außerdem wird auf diesem Stein berichtet, Feinde des Kreuzes Christi hätten es Mentzer am Ende seines kreuzvollen Lebens noch sauer gemacht.
Leider fehlen in unseren Gesangbüchern im Danklied O dass ich tausend Zungen hätte gerade die Strophen, in denen er von der Überwindung des schweren Leides spricht:
Ich habe ja mein Lebetage es schon so manches Mal gespürt,
dass du mich unter vieler Plage getreulich hast hindurchgeführt.
Denn in der größesten Gefahr ward ich dein Trostlicht stets gewahr.
Wie sollt ich nun nicht voller Freuden in deinem steten Lobe stehn? Wie sollt ich auch im tiefsten Leiden
nicht triumphierend einhergehn? Und fiele auch der Himmel ein,
so will ich doch nicht traurig sein. Amen