Zum 17. Januar 2016 – Letzter Sonntag nach Epiphanias - 2. Korinther 4, 6-10

Winrich Scheffbuch

 

 

Wie gehen Mitarbeiter Gottes mit Frustrationen um?

 

Die Frage nach der Vollmacht

Paulus wurde im 2.Korintherbrief gedrängt, zur Frage seiner geistlichen Vollmacht Stellung zu nehmen. Er erlebte den großen Schmerz, wie die von ihm gegründete Gemeinde ihn persönlich ablehnte. Sie warfen ihm vor, er könne wegen seiner Schwachheit und seiner vielfältigen Leiden überhaupt kein Apostel sein. Sie sahen in ihm einen mickrigen Versager, eine schwächliche Erscheinung.

            Dagegen imponierten ihnen Strahlemänner, die mit ihren Gaben prahlten. Paulus aber sieht in ihnen Diener Satans, weil sie die Kraft von Christus leugnen. Sie haben nicht begriffen, wie Vollmacht allein von Christus durch den Heiligen Geist kommt. Darum kann Gott durch schwache und unvollkommene Boten in Erweisung des Geistes und der Kraft wirken. Vollmacht ist eine Gnadengabe, über die man nicht selbstherrlich verfügen kann. Stolz, Eigenruhm, Überheblichkeit werden so zum Hindernis, das Gottes Wirken im Weg steht.

            Ganz im Gegensatz dazu hat Paulus in Feindschaft, Misserfolg, Gefangenschaft, auch in großer körperlicher Schwäche die Erfahrung gemacht, wie Jesus Heil schafft durch seine angeschlagene und unansehnliche Persönlichkeit. Christus hat ihn ergriffen und will in ihm wohnen. Die überschwängliche Kraft kommt allein von Jesus, nicht von Paulus. Jesus ist der helle Lichtschein in der Finsternis. Und Jesus baut durch alle sichtbare Begrenzung hindurch seine Gemeinde. Des Paulus Schwäche ist in Wirklichkeit seine Stärke. Darum wurde Paulus nie müde. Und er konnte auftrumpfen: Wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn! (1. Korinther 15, 58). 

 

Stimmen der Väter des Glaubens

Solange man jung und kräftig ist, flink und flott, gewandt und geschickt, liegt die Versuchung nahe, dass man sich des Schatzes rühmt, seine Gaben, seine Kenntnisse als das Maßgebende hervorhebt und dass man das Gefäß lieber hat als den Schatz und die Außenhülle mehr sucht als das, was sie birgt.

            Die Gefahr droht dem geistlichen Amt, dass es um der Außenseite willen, um der Beredsamkeit willen gesucht wird, während es nicht um der unvergänglichen Güter willen begehrt ist, erscheint so groß, dass wir Diener des Wortes bitten müssen: „Lasst das Gefäß in alle Unehre und Schwachheit kommen, dass nur nicht der heilige Inhalt verkannt und das gebrechliche Gefäß überschätzt wird!“ …

            Und wenn jemand dich um deiner äußeren Gaben willen lieb hätte, so glaube mir, er ist dein Todfeind. Wenn jemand dich aufsucht um deiner äußeren Vorzüge willen, deiner Gewandtheit, Liebenswürdigkeit, Feinheit willen, glaube mir, der will dich berauschen und betören und will das Gefäß höher achten als den Inhalt. Das Gefäß aber zerbricht und wehe ihm, wenn der Inhalt verflüchtigt ist.

Aus: Hermann Bezzel, Der Felsengrund des göttlichen Wortes, München  1938, S.99

 

Werkzeuge werden gebraucht, aber ihre Schwachheit soll dabei offenbar werden. Der Ruhm soll nicht zwischen dem Herrn und einem andern geteilt werden. Gott gehört die Ehre, der alles wirkt. Das darf nicht geschmälert werden. Der Mensch muss erst von allem Eigenen entleert und dann mit dem Heiligen Geist gefüllt werden. Er soll auch fühlen, dass er ein dürres Blatt ist, das der Wind verweht. Dann aber soll er durch Gottes Geist gekräftigt werden zur ehernen Mauer wider die Feinde der Wahrheit. Stolz abzuwenden von einem Diener Gottes ist sehr schwer.

Charles H. Spurgeon, Vorlesungen in meinem Predigerseminar

 

Das war ja so Dein Wesen von alten Tagen her, dass Du Dir hast erlesen,
was schwach, gebeugt und leer; dass mit zerbrochnen Stäben Du Deine Wunder tatst
und mit geknickten Reben die Feinde untertratst
.

Friedrich Wilhelm Krummacher (1796 - 1868)

 

1. Geistlich wachsen durch Misserfolg

Diener Gottes leiden auf vielfältige Weise in ihrem Leben, sie erkennen aber oft darin den Segen nicht. Darum versuchen sie es zu verdrängen. Es lässt sich aber auch mit den besten Rezepten nicht weg therapieren. Die heute verbreitete Sehnsucht nach gutem Leben, Schmerzfreiheit, Komfort und Wellness passt nicht in die Nachfolge von Jesus. Diener Gottes stehen in der Kreuzesnachfolge und haben einen Geisteskampf mit den Fürsten und Gewaltigen der sichtbaren und unsichtbaren Welt zu kämpfen.

            Das meint Paulus, wenn er als ein Diener Gottes im Dienst für das Evangelium von Jesus Christus immerdar in den Tod gegeben ist. Er geht noch viel weiter und sagt: Wir rühmen uns der Bedrängnisse (Römer 5, 3). Des Paulus Wundmale, die ihm auf seinen Missionsreisen schmerzhaft zugefügt wurden, sind für ihn höchste Orden und Ehrenzeichen, die seine Autorität begründen (Galater 6, 17). Darum kann es keine wachsende Gemeinden geben ohne den enormen Preis, den die Diener des Evangeliums persönlich zu bezahlen haben.     

            Davon müssen wir ganz offen reden, weil wohl auch die Gemeindeglieder alle tief angefochten sind. Unsere seelischen Abstürze bis hin zum beruflichen Scheitern, ja bis zum Burn out, können nur durch ein neues Erkennen unserer Berufung durch Jesus Christus begriffen werden.     

 

2. Der kostbare Schatz des Evangeliums

Nicht das Leiden und Zerbrechen ist das eigentliche Thema dieses Abschnittes, sondern Jesus, das helle Licht des Evangeliums. Es kommt aber erst in der Ohnmacht der Diener zum Leuchten.

            Paulus spricht hier im Streit, in einer Auseinandersetzung mit Predigern, die sich selbst predigen wollen(V 5). Das bleibt die größte Versuchung eines Dieners des Evangeliums, mit den vermeintlichen Gaben seiner Person eine Show abzuziehen, um das Evangelium auf den Leuchter zu heben. Allerdings muss man dann mit List und Tücke Gottes Wort fälschen und die Wahrheit über die totale Verlorenheit ohne Christus und den Sieg des Kreuzes leugnen (V 2).

            Paulus geht es um unsere Blickrichtung. Was ist die Botschaft, die wir als Diener des Evangeliums der Welt zu bringen haben? Es ist Jesus Christus und das Wort der Wahrheit, das den Menschen in seinem Gewissen überführt (V 2).

            Das ist die Mitte unserer Botschaft im Evangelium: In Jesus Christus kann die ganze Herrlichkeit Gottes entdeckt und erfahren werden. Hier spricht Paulus von einer Erleuchtung als einem schöpferischen Vorgang, der im Schöpfungswunder von 1.Mose 1,3 seinen Bezug hat. Durch Gottes gebietendes Wort strahlt das Licht in der Finsternis hervor. Das Wort des Evangeliums versetzt in das Licht, weil es die Herrlichkeit von Jesus Christus verkündet. Das Evangelium ist nicht dunkel, sondern von einer strahlenden Leuchtkraft. Deshalb suchte Paulus neben dem Evangelium keine weiteren mystischen Erlebnisse des Himmels. Er braucht keine Rituale zur Versenkung. Nur das Wort des Evangeliums allein, durch das dieser helle Lichtschein aufleuchtet.

            Christus ist das Bild Gottes, das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung (Kolosser 1, 15). Es hat Gott gefallen, dass in Jesus Christus alle Fülle wohnen sollte. Das ist das Zentrum dieses Abschnittes. Das Erkennen der Herrlichkeit von Jesus war der Höhepunkt im Leben der Jünger. Genau so wie Johannes von dem Licht spricht, das in die Finsternis der Welt hinein leuchtet: Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit (Johannes 1, 14). Sie sahen die Herrlichkeit des Wesens von Jesus, die Kraft seiner Worte und die Vollmacht seines Dienstes.

            Dieser Lichtschein des Evangeliums von Jesus Christus steht in einem völligen Kontrast zur Unscheinbarkeit der Boten. Ist Gott ein schlechter Geschäftsmann? Er vertraut die größte Siegesbotschaft armseligen Boten an. Sie sind zerbrechliche Gefäße mit manchen Macken. Man wird an Jeremia in seinen Klageliedern erinnert: Die edlen Kinder Zions, dem Gold gleich geachtet, wie sind sie nun irdenen Töpfen gleich, die ein Töpfer macht (Klagelieder 4, 2).  In der Kreuzesnachfolge erleben die Diener des Evangeliums von Jesus Ablehnung, Feindschaft, Unterdrückung und Verfolgung. Sie meinen, sie arbeiten vergeblich. Sie sehen den Weg nicht mehr. Sie haben um Wunderheilung gebetet und dann wurde sie ihnen versagt (2. Korinther 12, 9). So sind sie niedergeschlagen. Das ist, wie wenn man kostbaren Wein in ein er rostigen Blechbüchse anbieten oder teure Pralinen in Knüllpapier packen würde.

            Der wirkliche Schatz der Boten Gottes ist nicht ihr Outfit, sondern allein das Evangelium von Jesus und seine überschwängliche Kraft. Das erleben die mutlosen und bedrückten Diener, wenn sie an ihrer geistlichen Armut leiden und dann beim Bibellesen ganz neu Jesus erkennen. Gerade wenn unsere Kraft zerbricht, wirkt das Evangelium von Jesus um so stärker. Zunächst an uns und dann an anderen, weil der Heilige Geist durch das Wort des Evangeliums den Heiland Jesus hell herausstellt: Der Heilige Geist wird mich verherrlichen (Johannes 16, 14). Darum kann die Angst nicht über uns siegen. Darum sind wir auch in Ohnmacht nie verlassen. Darum kommen wir auch in der Unterdrückung nicht um.

 

3. Wie kann dieses Wunder heute geschehen?

Ajith Fernando, der Theologe aus Colombo in Sri Lanka, hat auf die Not hingewiesen, dass die Prediger im Westen keinen Frust ertragen können. Sie wollen immer Erfolge erleben. Sie sehnen sich nach großen Zahlen von Zuhörern. Sie brechen oft völlig ein und landen im Burn out, wenn sich kein sichtbarer Erfolg nachweisen lässt. In der Gemeindearbeit, aber auch in der Mission hat Gott zu allen Zeiten gerade dann durch seine müden und resignierten Boten die größten Siege gewirkt.

            Aller Dienst für Gott ist durch die Jahrhunderte hinweg immer Frust gewesen. Auch in der ersten Christenheit, gerade auch bei Paulus. Schon der Knecht Gottes dachte, er arbeitete vergeblich und verzehrte seine Kraft umsonst und unnütz (Jesaja 49, 4). Wer kennt das von den Prediger nicht? Man meint, der Acker sei zu steinig, alles sei umsonst. Es war immer so und wird auch immer so sein, dass nur Jesus, der Herr selbst, den Sieg schenkt allein durch sein Evangelium. Darum ist unsere Arbeit nicht vergeblich in dem Herrn. Weil Gott uns gebraucht und uns in seinen Dienst nimmt, schafft er Sieg, auch durch niedergeschlagene Boten.

            In der Erklärung des 3.Artikels des Glaubensbekenntnisses hat Martin Luther diesen Begriff der Erleuchtung aufgenommen. Glauben ist der Vernunft und Kraft des Menschen nicht zugänglich. Allein das biblische Evangelium erleuchtet durch die ihm innewohnende Kraft des Heiligen Geistes das Menschenherz, so wie dies zu allen Zeiten in der Christenheit allein geschah. Mehr Bibel lesen!

            Dies ist eine zentrale biblische Erkenntnis, dass das Wort von Jesus „voller Geist und Leben“ ist (Johannes 6, 63). Darum ist es das Samenkorn, das aufgeht und Frucht bringt und auch die Neugeburt wirkt aus dem Samen des Wortes Gottes (1. Petrus 1, 23). Geboren durch das Wort der Wahrheit (Jakobus 1, 18). Es kann nicht leer zurück kommen, sondern ihm wird gelingen, wozu es gesandt ist. Das helle Licht des Glaubens kann allein aufleuchten, wo Jesus und sein Heil ganz hell aufleuchtet durch sein Evangelium: Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen.

            Es ist eine erfahrbare Tatsache im Leben aller Diener Gottes: Je mehr sie ins Sterben geführt werden, umso tiefer entdecken sie die Kraft von Jesus Christus, der Tote lebendig macht. Das Wichtigste für Diener Gottes ist, nicht auf Schwierigkeiten und Not ihrer Arbeit zu sehen, sondern ihren Blick konstant auf Jesus zu fixieren.

            Bis heute wird dies besonders in der Missionsarbeit so erlebt, wie es einst der ostafrikanische Pioniermissionar Ludwig Krapf durchlitt. Auch wenn niemand zum Glauben kam, zweifelte er nie an seinem Missionsauftrag: Es geht aus der Finsternis in Licht. Aus dem Tod zum Leben. Alle Schwierigkeiten waren nur nötig, um seinen Glauben, seine Liebe und Geduld, seine Treue und Selbstverleugnung zu prüfen. Jedes wahre Gotteswerk muss sich erst längere Zeit mit den Pforten der Hölle messen lassen. Erst wenn man diesen Kräften Widerstand geleistet und überwunden hat, kann man siegen.

            Nach großem Misserfolg schrieb er: Und doch bleibe ich bei meinem Satz: Afrika muss durch die Mission erobert werden. Das habe ich nicht im Heiligtum der Vernunft gelernt, wohl aber im Heiligtum des Herrn. Eine Stimme sagte mir: Fürchte dich nicht! Es geht durch Sterben zum Leben. Durch den Untergang zum Auferstehen. Durch die Zerstörung allen menschlichen Unternehmens zur Aufrichtung des Reiches Christi. Statt dich durch die Niederlage deiner Mannschaft mutlos machen zu lassen, greife du die Sache selbst an! Verlass dich nicht mehr auf menschliche Hilfe, sondern allein auf den lebendigen Gott. Es ist ihm nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen. Glaube, liebe, kämpfe und werde nicht müde und nicht matt. Dann wirst Du die Herrlichkeit Gottes sehen!

            Für Krapf stand fest: Fürchte deinen schwachen Körper nicht. Wir sind unsterblich, bis unser Werk getan ist! Für ihn war selbstverständlich, dass zum Leben eines Missionars eben auch das Kreuz gehört wie der Bräutigam zur Braut. Ohne Kreuz würden wir bald Herren werden und unsere Vollmacht verlieren! (Zitate aus Jenseits der endlosen Meere, Neuhausen 1996 S.124 ff.)

 

4. Der Blick auf Jesus macht zuversichtlich - Predigtskizze

Wie schwer hat Paulus an seinem Dienst gelitten! Das kennen heute alle, die für Jesus in seinem Dienst tätig sind: Erdrückt, niedergeschlagen, mutlos. Aber Paulus hat die richtige Blickrichtung. Er blickt nicht auf die Schwierigkeiten, sondern auf den Herrn Jesus, der in seinem Leben der Sieger ist. Er sieht sich im Licht der Ewigkeit. Er wird nicht müde, weil er aus der Barmherzigkeit Gottes lebt.

 

1. Gott führt seine Leute oft in große Tiefen

Oft – nicht immer. Manche mehr als andere. Junge Leute weniger als die Alten. Und in der 3. Welt haben sie mehr als wir. Leiden gehört zum Christenleben. 

            Wir haben solchen Schatz in irdenen Gefäßen! Gott vertraut sterblichen und fehlsamen Leuten sein Evangelium an. Sie sind zerbrechlich, verletzlich, verwundbar. Viele haben sich auch an der Gestalt des Apostels und seiner Krankheit gestoßen.

            Das Evangelium ist nicht billig, ganz gewiss nicht. Aber die Boten, die das Evangelium bringen, das sind ganz schlichte Leute. Ein Bote des Evangeliums darf kein leuchtender Pokal sein. Pötte wie Müllschüssseln für den Abfall. Bei der leichtesten Belastung brechen sie in Scherben. Wir wollten alle gerne mehr strahlen und leuchten, mehr lächeln und siegen und zerbrechen doch an den kleinen täglichen Widerwärtigkeiten. Wir sind empfindsam und sehr verletzlich. Nichts Imponierendes und Großes.

            Gott sucht sich ganz absichtlich solche Werkzeuge, deren Schwachheit ganz unübersehbar ist. Damit wir uns nicht überheben. Dann kann sich seine Kraft richtig entfalten. Das ist befreiend, wenn man immer weiß, ich muss überhaupt keine Schau abziehen. Es geht ja nicht um mich, es geht um ihn, Jesus, den Heiland. „Wir haben solchen Schatz in irdenen Gefäßen“.

            Selbst bei Jesus war der Schatz seiner erbarmenden Liebe hineingepackt in solche armselige Schwäche. Ich verstehe gut, wenn Menschen sich vom Evangelium enttäuscht abwenden. Aber es ist ja nur die Verpackung. Die überschwängliche Kraft kommt von dem auferstandenen Jesus, nicht von uns. Seine Kraft ist in Schwachen mächtig.

 

2. Da kann man beglückende Erfahrungen machen

Wer unter Druck steht, will immer nur, dass das Leiden aufhört; aber Jesus lässt uns in der Anspannung, damit wir reifen. Jesusleute beugen sich unter die Last ihres kranken und schwachen Leibes, damit die machtvoll und grenzenlos wirkende Kraft von Jesus durchbrechen kann. Damit wir uns ganz ausstrecken nach seiner Auferstehungskraft. Auch junge Menschen erleben das schon so. Der eine verfügt über starke Körperkraft, aber seine Seelenkraft ist angeschlagen und die Dunkelheit der Depression legt sich auf ihn. Ein anderer kann nicht die erforderliche Leistung bringen. Jesus aber, der Herr, wirkt um so wunderbarer an seinen schwachen Werkzeugen. Können Sie Frustrationen aushalten? Da müssen wir noch ganz anders trainieren, den Blick des Glaubens auf Jesus zu fixieren.

            In einem Brief einer alten Ärztin in Afrika stand: „Es ging in den letzten Wochen durch viel Not und Enttäuschungen, aber ich durfte in dieser Zeit ganz besonders Gottes Nähe und seine Durchhilfe erfahren!“ Der Kontrast hätte stärker nicht sein können. Man wollte verzweifelt aufgeben. Ganz mächtig klingt dann dieses „aber der Herr“. Das ist der Schatz in irdenen Gefäßen. Enttäuscht, aber nie im Stich gelassen. Darum war Paulus nie leer gebrannt, weil die Kraft von Christus unendlich ist. Und ihn wollte er immer besser erkennen, ihn fester ergreifen.

            Ob mein Leben eine Last oder ein Vorrecht ist, hängt an der Perspektive. Hast du den hellen Schein in deinem Herzen: Die Sonne, die mir lacht ist mein Herr Jesus Christ? Wir müssen in den dunklen Stunden Jesus in seiner Liebe erkennen. Darum rühmt sich Paulus ausgerechnet seiner Bedrängnisse. Es ist ihm nicht peinlich. Wenn nur Jesu Gnade mich trägt! Er protzt damit: Wir haben ganz schwere Bedrängnisse nach allen Seiten, der Herr aber verschafft uns Luft und nimmt die Angst weg. Wir sind eingeschnürt und eingeengt, aber wir verzagen nicht. Das waren massive Angriffe in der schweren Haft. Man weiß nicht mehr weiter, aber der Herr lässt uns doch nicht abstürzen. Wir werden gehasst und verfolgt, aber wir sind nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Unterdrückt - und doch voller Leben. Der Frieden von Christus bewahrt unsere Herzen  und Sinne. Den Passionsweg von Jesus spürt Paulus an seinem Leib, aber - das ist dieses große aber - der Herr wirkt um so mehr an ihm als der lebendige Herr. Darum gehört das Leiden ganz fest und unmittelbar zum Christenleben. Darum ist auch nichts vergeblich, was wir für Jesus tun.

 

3. Da geschieht das größte und mächtigste Wunder

Wir erleben ja wunderbare Gebetserhörungen. Oft auch in schwersten Nöten. Das größte Wunder aber ist der helle Lichtschein in den bedrückten Herzen. Bei den Trauernden. Bei den Depressiven. Bei den Verzweifelten. Und plötzlich erkennen sie im Glauben die Güte und das Erbarmen im Angesicht von Jesus Christus. Das ist wie bei der Weltschöpfung, als Gott in das Chaos sein „es werde hell!“ rief.

            Der kranke und zerschlagene Prediger Ludwig Hofacker schrieb in einem Brief: Weiter kann ich nichts sagen von mir. Mein Glaube ist noch sehr klein, schwach und wankend. Er würde, denke ich, durch eine kleine Anfechtung zerbrochen werden. Das Schwerste war ihm das innere Leiden, wo man sich selbst die Schuld geben muss. Man ist nicht so, wie man sein wollte. Da bleibt nichts als ein Bankrotteur die Gnade Jesu zu  ergreifen. Das Herz ist blöde und verzagt beim Blick auf sich selbst. So schleppe ich mich herum. Dann wage ich wieder den Blick auf das freie Erbarmen Jesu. Er hat’s angefangen, er wird’s auch vollenden.

            Wie kommt dieses Licht ganz praktisch zum Leuchten? Durch das gehörte und gelesene Bibelwort. Das ist das Geheimnis, dass im Wort Gottes der Heilige Geist wohnt und wirkt und Christus sich darin verherrlicht. Mehr in der Bibel lesen! So wie seine Worte Geist und Leben sind, hat man die Quelle gefunden, wo man seinen Durst stillen kann. So wie Petrus von dem Erlebnis der Verklärung von Jesus her die Brücke schlägt zum Hören auf das Bibelwort als ein Licht, das an einem  dunklen Ort scheint, bis in euren Herzen der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht (2. Petrus 1, 19).Gottesworte werden in dunkelsten Tagen zu einem Schatz, aus dem wir Ermutigung und Kraft, Glaubensstärkung, Freude, Trost und Zuspruch schöpfen können.

            In aller Schwäche und Ohnmacht unseres Leibes, in auswegloser Lage erleben wir Zuversicht durch das helle Licht des Evangeliums, das Jesus leuchten lässt.  Du bist in seiner Liebe gehalten und getragen. In den schwersten Stunden können wir die größten Erfahrungen mit dem Schatz des Evangeliums machen. Gott will durch uns in die Dunkelheit vieler Menschen hineinleuchten. Geht in die Krankenzimmer zu Verzweifelten und Traurigen! Nehmt euch der Zweifelnden an! Habt Geduld! Werdet nicht müde im Begleiten der Depressiven! Gott wirkt durch euch die Erleuchtung, dass Menschen Jesus erkennen und in ihm Trost und Frieden finden.

            Wie ermutigend sagen uns das die Alten auf ihrem schweren Leidenslager im Schatten des Todes. Nicht die Krankheitssituation hat sich verändert, aber der Heiland ist da und hat den Kranken verändert. So dass er von Herzen sagen kann: „Ich bin getrost, wo auch mein Weg führt hin, weil ich in Jesu Hand geborgen bin.“

            Ein drucksvoll erlebt das weltweit die bedrängte Gemeinde. Darum wächst sie trotz aller Unterdrückung. Niedergeschlagen aber nicht vernichtet. Nicht die Armut, das Gebrechen und das Leiden stehen in der Mitte, sondern der sieghafte Glaube, die brennende Liebe und die alles überwindende zuversichtliche Hoffnung des auferstandenen Jesus. Das sollen wir in unsere Welt hineintragen!

 

6. Sonstiges

Schriftlesung: Jesaja 49, 1-6 oder 2.Korinther 1, 3 -11

 

Lieder:

72,1-6 O Jesu Christe, wahres Licht

544,1,3,4,7 Wie schön leuchtet der Morgenstern

                   (die württembergische Textfassung von Albert Knapp ist verständlicher)

620, 1-5 Gott will's machen, dass die Sachen

oder 398, 1 und 2 In dir ist Freude

523, 3 In meines Herzens Grunde dein Nam