Die Kirche und das Verfolgungsleiden

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 24.11.2009, anlässlich des Kongresses in Württemberg „Gedenkt der Märtyrer“

2. Korinther 4, 7-18

 

 

Das Thema heißt Die Kirche und das Verfolgungsleiden. Es sind viele Aussagen in der Bibel, besonders Worte von Jesus, die uns klar machen, dass die Christenheit ihren Weg unter dem Kreuz gehen muss, durch Sterben zum Leben. Die Gemeinde kann es nur geben mitten im antichristlichen Hass, so sehr man das auch vermeiden möchte. Der große württembergische Missionsmannm, Prälat Karl Hartenstein, hat immer darauf hingewiesen, Jesus ist der bestgehasste Mensch in der Welt. Weil Christus der Sieger ist und das Evangelium siegreich ist, entzaubert es die Geistermächte und Gewalten dieser Welt, auch die Ideologien und Religionen, und weckt unvermeidlich, ich sage unvermeidlich, die Feindschaft. Wenn man das feststellt mindert das in keiner Weise die schwere Schuld der Verfolger, auch nicht das Unrecht, das geschieht. Aber darum redet auch der größte und erfolgreichste Missionar aller Zeiten und der größte Heidenapostel, Paulus, immer wieder über das Thema Verfolgung.

Und ich lese jetzt aus 2. Korinther 4 die Verse 7-18: «Leidensgemeinschaft mit Christus: Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserem Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu offenbar werde an unserm sterblichen Fleisch. So ist nun der Tod mächtig in uns, aber das Leben in euch (Das ist eine ironische Anspielung auf die sehr überheblichen Korinther). Weil wir aber denselben Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht (Psalm 116,10): „Ich glaube, darum rede ich“, so glauben wir auch, darum reden wir auch, denn wir wissen, dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, wird uns auch auferwecken mit Jesus und wird uns vor sich stellen samt euch. Denn es geschieht alles um euretwillen, damit die überschwängliche Gnade durch die Danksagung vieler noch reicher werde zur Ehre Gottes. Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. Denn unsere Trübsal (oder sagen wir besser Drangsal, denn das ist die Situation der meisten Christen heute. Nicht immer verfolgt, aber doch sehr bedrängt), die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.»

Paulus sagt in Vers 9: Wir leiden Verfolgung. Nicht irgendeine ferne Gemeinde weitab, sondern wir. Und er setzt hinzu: Wir werden immerdar, fortwährend, pausenlos in den Tod gegeben wegen Jesus. Und genauso wie Jesus es vorausgesagt hat, dass seine Jünger den Kreuzesweg gehen, trifft es auch ein. Und deshalb ist das Leiden und die Verfolgung ein ganzes Stück weit der Normalzustand der Jesusgemeinde in dieser Welt. Es ist nicht selbst verschuldet, es ist auch keine Strafe Gottes, sondern die Gemeinde ist in der Gemeinschaft mit dem Gekreuzigten Jesus und darin ist ihr Leiden begründet, ein Christusleiden. Das hat Paulus in der Tat. Und er sagt das ausdrücklich gegenüber Christen, die sich unheimlich viel auf ihr Ausstrahlen, auf ihre Wirkung, ihren Einfluss, ihre Gaben, einbilden. Paulus hat sich nie seiner Gaben gebrüstet, auch nicht, als die Korinther sich als Superapostel ausgaben und sich des großen Ansehens rühmten, das sie haben. Paulus hätte Grund dazu gehabt, aber er sagt, ich will es nicht. Wenn ich mich rühmen wollte, so will ich mich meiner Schwachheit rühmen. Und das ist in der Tat für uns eine Rückfrage wert. Wir in den westlichen Kirchen sind stolz auf den Einfluss, den wir ausüben, auf das, was wir erreichen, was wir angestoßen haben, was wir als Pläne vor uns haben. Wir wollen wirksam werden in dieser Welt, die Welt gestalten und prägen.

Aber Paulus sah das Geheimnis seines Wirkens ganz anders. Er hat für uns diesen extremen Gegensatz aufgezeichnet, nicht nur für die Korinther, den krassen Kontrast, krasser kann man es gar nimmer sagen. Auf der einen Seite ist das Evangelium eine grenzenlose Siegesbotschaft, Jesus ist der Herr aller Herrschaften, die es gibt in dieser Welt, und aller Gewalten. Nicht bloß in dieser Welt, sondern auch in der Zukünftigen. Und im ganzen Gegensatz dazu, auf der anderen Seite, wird dieses Evangelium durch die Welt getragen durch Boten und Gemeinden, die nicht nur schwach, sondern oft auch schwer bedrängt, verfolgt, ja oft auch zerbrochen sind. Und wie er selbst, der Heidenapostel, viele Jahre unschuldig im Gefängnis harrte auf den Tag seiner Freilassung, so ist es bei Ihnen auch. Aber es ist ein göttliches Muss, auch wenn Sie noch so sehr für Ihren Dienst brennen, auch wenn es elend und jämmerlich zugeht, ein göttliches Muss ist dieses Leiden. Diese Bedrängnis, die Gott zulässt, die Gott seiner Gemeinde verordnet hat. Aber dieses Leiden steht auch unter der Gnade und darum wirkt es neues Leben, hat Hoffnung und Zukunft. Paulus spricht davon, dass der Schatz des Evangeliums, der helle Lichtschein, der durch die Gemeinde in diese Welt hineingeht, dieser helle Lichtschein, in irdenen Gefäßen aufbewahrt wird. Schon wenn er von irdenen Gefäßen spricht, zeigt das, das sind Gefäße, die unansehnlich sind, mit denen man nicht prahlen und mit denen man nicht protzen kann. Mit Goldgefäßen, mit silbernen Gefäßen, mit Schmuckgefäßen kann man protzen. Die Gestalt der Gemeinde ist eine jämmerliche in dieser Welt. Was ist der Schatz, der in diesem irdenen, zerbrechlichen Pott aufbewahrt wird? Es ist die Christusherrlichkeit. Und da leuchtet kein Goldglanz; ja noch mehr, solche Pötte sind zerbrochen, zerbrechlich und zu Scherben zerschlagen; mit denen kann man keinen Staat machen. Wir sagen salopp unter jungen Leuten immer: Gott ist ein schlechter Geschäftsmann. Selbst bei Aldi werden die einfachsten Kekse wunderbar verpackt. Niemand würde Pralinen im Knüllpapier anbieten oder den Remstaler Kabinettwein in der rostigen Blechbüchse, aber Gott macht das.

Das Evangelium, das ist nicht billig. Es ist alles andere als billig, es ist das Kostbarste und Heiligste und Größte, die Siegesbotschaft Jesus. Aber es ist billig verpackt. Es sind sterbliche Menschen, das Gespött der Welt. Und wenn Paulus dann von Verfolgung spricht, tut er das mit Stolz, auch bei Unterdrückung und Bedrängnis, obwohl es wenige Kapitel vorher, nämlich im ersten, bei ihm selbst zur totalen Verzweiflung geführt hat. In Asien war er verzagt über die Massen, dass er schon meinte, er müsse sterben, leergebrannt, ohne Kraft, am Ende seiner Möglichkeiten. Aber er spricht es hier aus, wir sind in allem bedrängt, und doch nicht eingeengt. Das ist das Wunder. In Verlegenheit, aber nie verzweifelt. Ratlos, aber nie kopflos. Niedergeworfen, aber nie umgekommen. Und in Kapitel 11 im 2. Korintherbrief, das gehört ja dazu, zählt er noch einmal die ganze Liste seiner Niederlagen auf. Und er sagt immer, das leide ich für die Gemeinde und das wird an mir exemplarisch vorgezeigt, die Schläge, die Todesnot, die fünfmalige Geißelung, die jedes Mal hart am Rand des Todes ablief, dreifacher Schiffbruch. Und er sagt, es muss die Ohnmacht der Gemeinde vorgeführt werden im Leiden. Aber Gott wirkt durch seine zerbrochene Gemeinde. Und Gott wirkt mächtig durch seine zerbrochene, verfolgte, leidende, bedrängte Gemeinde. Aber es wird für alle klargestellt, das Wachsen, die Frucht, die kommt nicht vom Menschen. Die überschwängliche Kraft kommt ganz allein von Gott und darum ist dieser Prozess so notwendig. Und im Leiden geschieht die Umwandlung der Gemeinde zur Christusherrlichkeit.

Mir ist es wichtig, dass wir auch die Missionsgeschichte richtig sehen. Wir neigen alle dazu, die großen Gestalten der Missionsgeschichte zu verklären ins Heldische, als seien das große Persönlichkeiten gewesen. Nein, das Elend der Jesusgemeinde wird auch in der Mission sichtbar. Es ist nie ein triumphaler Weg. Und wenn wir heute all die Missionare sehen könnten, die wir ausgesandt haben. Mutlose Leute, ohne Hoffnung, voller Angst, dass die Schwierigkeiten sie überwältigen, Kämpfe um ein Visum, von der einheimischen Gemeinde verdächtigt, sie seien überheblich mit ihrer weißen Hautfarbe. Und ganz viele dieser Gründe gibt es. Beneidet wegen des Geldes, das sie verbrauchen in ihrem Lebensstil. Ich mache das gerne deutlich am ersten Missionspionier in Ostafrika, Johann Ludwig Krapf, der später der Ehrendoktor erhielt für seine Suaheli-Sprachforschungen. Er war 18 Jahre in Afrika, später dann noch mal zwei Jahre als Forscher. Keine einzige Bekehrung hat er erlebt. Und kaum zurück... Und wenn sie heute nach Nairobi ins Museum gehen, die zwei größten Säle im Museum sind Krapf und Rebmann gewidmet. Im letzten Dorf in Kenia weiß das kleinste Volksschulkind wer Ludwig Krapf ist, das hat Gott getan. Die überschwängliche Kraft kam von Gott. Und als endlich Ludwig Krapf, der ganz allein draußen war, drei Mitarbeiter bekam, die ihm helfen sollten in der Arbeit, da hat der erste schon in London an seiner Berufung gezweifelt und blieb daheim; und der zweite hat in Aden, auf der Zwischenstation des Schiffes an der anglikanischen Kirche gezweifelt und ist wieder umgedreht; und der dritte, der Pfefferle, ein Schwabe, der kam. Und nach vier Wochen hat Krapf für ihn das Grab geschaufelt, weil das Fieber ihn weggeraubt hat. Und Krapf schrieb nach Hause: «Da sieht sauber aus bei uns, aber Zweifel und Misserfolg machen mich nur gewisser. Es geht durch die ganzen Tiefen menschlicher Ohnmacht und Hilflosigkeit, wenn man Siege für Jesus erringen will. Eine Stimme sagte mir: ‚Fürchte dich nicht, es geht durchs Sterben zum Leben. Durch den Untergang zum Auferstehen, durch die Zerstörung allen menschlichen Unternehmens zur Aufrichtung des Reiches von Christus. Statt dich durch die Niederlage deiner Mannschaft mutlos machen zu lassen, greife du die Sache von Jesus selbst an. Verlass dich nicht mehr auf menschliche Hilfe, sondern allein auf den lebendigen Gott. Es ist ihm nicht schwer durch Viel oder Wenig zu helfen. Glaube, liebe, kämpfe und werde nicht müde, nicht matt, dann wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen.’» Und er stand vom frisch geschaufelten Grab auf und sagte: «Einmal wird das Christentum ganz Ostafrika bedecken, so groß und breit wie der Panganifluss.» Und das hat Gott getan aus der Saat des Glaubens. Und Krapf hat immer wieder gesagt, das habe ich nicht in meinem Verstand entdeckt, das habe ich in der Bibel gelesen und darauf habe ich mich verlassen.

Als ich einmal in Afghanistan war hat mich ein Freund, der eine großartige Arbeit dort hatte, mitgenommen zu einem kleinen Bibelkreis. Ich durfte nicht dazu und zum Schluss hat er gesagt, bitte keine Fotos. Und da standen diese Paschtunen da, diese großen starken Männer. Zwei Stunden hatten sie miteinander Bibel gelesen, ihre Bärte mit der roten Hennafarbe. Ich frage sie: „Was habt ihr gelesen?“ „Apostelgeschichte.“ „Was habt ihr entdeckt?“, frage ich sie. „Immer wenn Verfolgung war, wuchs die Gemeinde.“ Und dann strahlten sie. Irgendwo sind sie wieder untergetaucht in diesem unheimlichen Land. Der Spannungszustand, in dem die Jesusgemeinde in der Welt lebt, so sehr wir ihn auch vermeiden wollen, ist doch der Normalzustand der Jesusgemeinde. Und der, der uns das immer wieder gesagt hat, war niemand anderes als der Pastor von Dickenschied, Paul Schneider, den die Nazis 1939 im KZ Buchenwald totgeschlagen haben, weil er noch seine Jesusworte auf den Appellplatz aus der Strafzelle rief. Und er sagte zu seiner Gemeinde Dickenschied bei seiner Abschiedspredigt vom Passionsweg ein wunderbares Wort: „Wir brauchen Jesus am Kreuz nicht zu bewundern, wie er da hängt mit den Nägelmalen, sondern wir sollen im Gehorsam diesen Weg gehen.“ Und er sagte: „Auch du kannst an dem Sieg und der Herrlichkeit von Jesus nicht anders teilhaben, als dass du das heilige Kreuz auf dich nimmst.“

In den Versen 8-10 sagt Paulus das: Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht; uns ist bange, wir leiden Verfolgung, wir werden unterdrückt, wir tragen das Sterben von Jesus an unserem Leibe. Auch für Paulus war dieses Leiden ärgerlich, peinlich, demütigend, anstößig, aber er hat dann diese Leiden als eine Würde begriffen. Das ist kein Missverständnis, sondern das hat er gemeint. Als etwa die Galater die Lehrautorität des Apostels in Frage stellten, hat Paulus seine Autorität nicht erwiesen, indem er auf sein Studium bei Rabbi Gamaliel verwiesen hat oder andere theologische Leistungen oder Ehrungen die er erhalten hat. Sondern auf was hat er verwiesen? Galater 6,17: «Ich trage die Wundmale Jesu.» Das war es für ihn. Und diese Wundmale waren Erinnerungen. Wie selbst die Brüder meinten, als er gesteinigt wurde, er sei schon tot. Und er war nicht tot, weil Christus in ihm lebte und ihn noch brauchte zum Dienst. Leiden, Untergang, Ohnmacht gegenüber Räubern, er wurde ausgepfiffen, aber er sagte: «Mir mache jetzt keiner mehr Mühe, denn ich trage die Wundmale von Christus an meinem Leib.» Und das waren ihm mehr als Ehren- und Ordenzeichen. Leiden gehört zum Markenzeichen des Missionsboten von Jesus, auf dass die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. Darum freut sich Paulus auch an den Leiden, auch wenn sie sein Leben völlig zerstört haben. Wer von uns hätte das ausgehalten zwei Jahre in Cäsarea zu sitzen hinter den Gitterstäben? Wir hätten gerüttelt und gebrüllt und gesagt, Gott wo bist du, du kannst doch nicht deinen besten Mann lahmlegen. Und Gott kann das. Paulus sagt, wenn ich mich nur hier erweisen kann als Bote Christi in den trostlosen Umständen und an den Wärtern, die so rüpelhaft mit mir umgehen.

Darum freut sich Paulus an den Leiden. Fast makaber freut er sich an Leiden. Auch wenn sie sein Leben zerbrochen haben, weil die Kraft der Gemeinde zugute kommt. Die Gemeinde entdeckt, wo die Kraft herkommt. Eben nicht von der Persönlichkeit eines Apostels. Auch wenn er zittert vor dem Unglück und Angst hat, ganz menschlich, kreatürlich, bezeichnet er es als ein besonderes Vorrecht für Christus zu leiden (Philipper 1,29). Ein Vorrecht für Christus zu leiden, denn nur im Leiden des Angefochtenen wird der Glaube dahin geführt, wo er am Tod von Jesus teilhat und sich ausstreckt nach der Auferstehungskraft. Ich will immer mehr ihn entdecken und die Kraft seiner Auferstehung. Das war dynamisches Christsein, ich will immer mehr in Christus sein. Er war nie am Ende. Er sagt, ich habe es doch noch gar nicht ergriffen, ich will noch viel mehr von der Christusherrlichkeit entdecken. Und so offenbart sich im Leiden der verfolgten und bedrängten Gemeinde und seiner Missionsboten das Leben des Ostersiegers Jesu, als die Sterbenden, und siehe, wir leben, unterdrückt und doch voller Leben. Erlauben Sie mir die Bemerkung, dass wir ja alle immer wieder – ich war ja 40 Jahre Gemeindepastor – in der Versuchung stehen, dass wir doch noch ein paar Leute brauchen, die das Ansehen der Welt haben. So ein bisschen von Thomas Gottschalk oder von Dieter Bohlen oder von Heidi Klum, damit die Leute einmal gucken, was da da ist. Aber Jesus wollte nie der Superstar sein, sondern der Superscars, das Schandmal. Und seine Jünger haben ihn als Auferstandenen nicht entdeckt und erkannt an seinem Gesicht, sehr rätselhaft. Der Auferstandene begegnet ihnen und sie erkannten ihn nicht, erst an den Wundmalen. Daran wird Jesus von seiner Gemeinde erkannt. Das sind die Echtheitszeichen der Missionsboten.

Ich will noch einmal etwas sagen zu dem kostbaren Schatz des Evangeliums. Da schreibt ja Paulus in Vers 6: Das Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten. Das ist der Schöpfungsbefehl Gottes  einst gewesen. Er ruft und dann geschieht es, dass wenn das Evangelium von Jesus verkündigt wird, dass plötzlich der helle Lichtschein in das Leben von Belasteten, zweifelnden, suchenden Menschen fällt. Der kostbare Schatz des Evangeliums der will aus dem Leben dieser bedrängten, schwachen, ohnmächtigen Gemeinde hervorleuchten, ausgerechnet. Ich würde es einmal grob beurteilend so sagen – wenn wir heute so viel von wachsenden Gemeinden reden, obwohl ja bei uns die Schwindsucht ausgebrochen ist in Deutschland – wachsende Gemeinden gibt es heute doch fast nur, wo auch Verfolgung ist, z.B. dass solch ein Wachsen in China möglich war, wie es noch nie in 2.000 Jahren Kirchengeschichte der Fall war, nachdem Mao in den 70er Jahren die letzte Kirche geschlossen hatte und die Bibeln verbrannt. Verstehe es wer will. Das war keine Organisation die das vollbracht hat, auch nicht die wunderbaren Radiodienste, sondern der Herr hat es getan. Aus einer zerschlagenen und ohnmächtigen Gemeinde. Vor Jahren haben sie mir in Hong Kong bei der Far East Broadcasting einen Leserbrief gezeigt, da haben sie ja immer die Zahlen hochrechnen können von der Leserpost. Da schrieb eine Frau aus den Bergen Chinas: Wir waren nur noch drei alte Frauen und wir trafen uns jeden Abend zum Gebet. Heute sind wir achtzehn Gemeinden, die entstanden sind, und dreihundert junge Leute unter 18 Jahren nehmen teil. Das tut Gott aus der Ohnmacht seiner Boten, die im Glauben und in der Treue bei ihm bleiben. Und darum fragen wir immer wieder auch, ist das, was Gott da tut, nicht auch ein Zeichen für uns, die satten Kirchen im Westen. Ich kann diesen 2. Korinther 4 nur so lesen.

Wir benützen gerne die bedrängte Gemeinde, um empört zu reagieren über Religionsverletzungen. Ich bin an dieser Stelle sehr gehemmt. Oder wir reagieren mitleidig. Auch hier halte ich es nicht für den richtigen Weg. Ach, die Armen. Oder wir missdeuten ihre Motive, ach, die haben sich eben nur ungeschickt benommen, die hätten ein bisschen geschickter sein sollen und nicht gleich so mit der Türe ins Haus fallen. Ganz schlimm ist auch, wenn wir, was leider immer wieder geschieht, einzelne Märtyrer als Helden verehren. Es sind ja gerade Vertreter, und zwar die reifsten und würdigsten Vertreter, der chinesischen Hausgemeinden, die sich vehement gegen Berichte sperren, die bei uns über sie verbreitet werden und sagen: So dürft ihr nicht reden von unserem Leiden. Es ist alles viel mehr Schwäche und Ohnmacht. Und das stimmt auch nicht von diesen Menschen, die dann herausgehoben werden. Nein, die verfolgte Gemeinde hinterfragt immer wieder uns als einflussreiche Kirchen und wohlhabenden Gemeinden, ob wir nicht längst den Schatz des Evangeliums verloren haben. Was ist der Schatz des Evangeliums? Das ist Jesus und seine Rettungstat am Kreuz. Das einzige, was die Gemeinde hat um zu wirken, um Frucht zu schaffen in dieser Welt. Haben wir nicht über all unseren vielfältigen Aufgaben, in denen wir alle längst ertrinken, Jesus Christus, den Messias verloren und sein Wort?

Bei vielen Besuchen, die ich in den bedrängten Gebieten, besonders auch in der islamischen Welt gemacht habe, – Auf der Insel Halmahera, wo 10.000 umgebracht wurden, sind ja alle Kirchen abgebrannt, viele Häuser abgebrannt, in einer Kirche hintendran stand im Chor: Jesus Dreckschwein, mit Farbe hingeschmiert. – konnte ich feststellen, dass Jesus der bestgehasste Mensch ist. Und heute sind diese Inseln geräumt von evangelischen Christen, die Universität von Ambon ein Ruinenfeld, 10.000 Evangelische studierten dort. Und der Direktor hat seinen eigenen Sohn verloren, der mit einer Machete zerschlagen wurde. Und das sind Leute, die durch das Land ziehen und für ihre Verfolger beten und Versöhnung predigen, in Indonesien, und die wieder nach Halmahera zurückgekehrt sind, um dort zu wirken und eine Handwerkerschule aufgebaut haben. Und ich habe immer zu ihnen gesagt: „Betet für uns, denn unsere Gemeinden haben noch viel mehr als ihr die Fürbitte nötig.“ Und sie sagten: „Wir wissen das. Ihr steht in einer größeren Gefahr in der Freiheit als wir in der Bedrängnis.“ Das Evangelium von Jesus ist der größte Schatz der verfolgten Gemeinde. Und für dieses Zeugnis leidet sie. Aber Jesus hat eine eindeutige Verheißung gegeben: Die Pforten der Hölle können sie nicht überwältigen. Ist sie denn wirklich nicht mehr sichtbar? Doch. Die Glaubenslosigkeit, das ist die einzige, große Gefahr, an der unsere Gemeinden und die Gemeinden weltweit sterben. Die Christenverfolger sind keine Gefahr für die Gemeinden, sondern die Glaubenslosigkeit. Und Paulus sagt nun in Vers 13: Ich glaube, darum rede ich. Gerade weil an dieser geschlagenen, bedrängten, verfolgten Gemeinde das Leben von Jesus sichtbar wird, darum darf das Wort nicht verstummen. Es gibt nie rosa Zeiten, wo man das Evangelium sagen kann, weder dort noch bei uns. Wir sind, solange wir im Dienst von Jesus sind, solche die bekennen müssen, in aller Liebe und Geduld, das eine rettende Evangelium, das es gibt. Und es gibt kein anderes.

1982 sind wir zum ersten Mal – Meine Frau hat mich begleitet. Ich konnte nur in meinem Urlaub diese Dienste wahrnehmen – nach Äthiopien aufgebrochen. Ich habe erst noch eines der größten Missionswerke der EKD besucht, weil sie dort an der Lutherischen Kirche sehr verbunden sind. Das war damals die marxistische Militärregierung, die die Christen unheimlich verfolgte, und da hat man mir damals gesagt: Sie sind Lügen aufgesessen. Es gibt in Äthiopien keine andere evangelische Kirche mehr. Und ich wusste doch von der Wort-des-Lebens-Kirche, Bruno Herm, der große Missionsmann sagt, gehe hin, guck es dir an. Erst zehn Jahre später haben uns die Kirchenleiter gesagt: Du warst der Einzige, der aus der Weltchristenheit gekommen ist, außer unserer eigenen Missionsleitung, und uns besucht hat, als über 1.000 ihrer Mitarbeiter in Haft waren. Wir wussten von denen gar nichts. Das ist das Schlimmste was der verfolgten Gemeinde passieren kann. Wir wissen gar nichts von ihnen und wir brauchen das, weil es unsere Gemeinden wieder auf den Grund des Evangeliums stellt. Heute hat diese Kirche, die Wort-des-Lebens-Kirche eine ganz nüchterne presbyterianische Kirche, ohne irgendwelche extreme Auswüchse, das allergrößte Wachstum aller Kirchen in Afrika, nur vergleichbar mit der Kirche in Nordnigeria, dort mitten im Islam. Neueste Zahl die ich bekam, schon lange größte Kirche in Äthiopien, über ein neunfaches Wachstum in den letzten Jahren. Und was ist das Mittel? Wenn wir wissen, was das Mittel ist vom Wachstum… Wir müssen in China, in Äthiopien, in Nigeria, in Kuba lernen, wodurch die Gemeinden wachsen. Nummer eins: Jeder hat die Bibel auf den Knien. Die Bibelkurse und das Wort Gottes, das man miteinander studiert. Und das bringt uns die verfolgte und bedrängte Gemeinde. Ich glaube, darum rede ich. Und das ist eine Kirche, die ganz viele Missionare aussenden, die ganz viele Märtyrer hat. Dort unten unter den Nomaden, wo die Regierung nie hingeht, weil durch diese Nomadenstämme alle Regierungsbeamten getötet wurden, dort sind die ersten Missionare hinuntergegangen. Und viele Evangelisten wurden totgeschlagen. Und ich erinnere mich noch, wie ich dort unten am Ormafluss mit einem dieser Evangelisten sprach und er hat mir erzählt, als er dort unten war und dann endlich kamen Hilfslieferungen aus dem Ausland und die wurden im Dorf verteilt und das ganze Dorf sagte, du gehörst nicht zu uns, du kriegst auch keine Lebensmittel. Und er sagte, ich bin hinausgegangen aufs Feld und bin niedergekniet und Jesus hat mich nie verlassen. Ich habe seine Hilfe erfahren. Davon lebt die Jesusgemeinde in der Bedrängnis. Und aus dieser Saat der Liebe ist ungeheuer viel geschehen und gewachsen dort unten. Ludwig Graf, der erste Missionspionier, hatte immer die Vision, diese kriegerischen Oromos, die Ormas, wenn die mal zu Jesus finden. Gestern Abend habe ich unsere Afrikamitarbeiterin noch mal angerufen und gesagt: Sagen Sie den Leuten, tausende Ormas haben Jesus angenommen, sind seine Boten geworden, in der Bedrängnis, in der Gefahr. Und Paulus sagt, der Geist, der den Glauben weckt, dieser Geist der macht mich fähig zum Reden. Wir haben denselben Geist des Glaubens. Ich glaube, darum rede ich, Psalm 116. Und wir wissen, wie Jesus auferweckt wurde. So wird es auch geschehen durch sein Wort. Es wird in ganzer Armseligkeit verkündet und bringt doch große Frucht.

Hunderte von niedergebrannten Kirchen und Terror und erbitterter Bürgerkrieg, das ist die Realität heute in Sri Lanka. Morddrohungen, fanatischer antichristlicher Hass von Buddhisten, Hunderttausende demonstrieren auf den Straßen gegen die Christen. Die friedlichen Buddhisten, die bei uns so verehrt werden von der Schickeria, die all ihre Freundlichkeit abgelegt haben und die Christen vernichten wollen auf Sri Lanka. Das ist eindeutig festgelegt: Wir wollen eine buddhistische Republik und da ist kein Platz mehr für Christen. Und dort lebt unser Freund und Bruder, Dr. Ajith Fernando seit über 30 Jahren als Leiter von Jugend für Christus. Und er verweist immer wieder auf das große Manko der westlichen Christen. Sie kennen die Segnungen des Leidens nicht mehr. Und er sagt, die falsche Einstellung zum Leiden der Christengemeinden in der Welt, darf nicht länger der schwerwiegendste, blinde Fleck der westlichen Christenheit bleiben. Denn es ist nicht wahr, dass Gesundheit, Hauptsache wir sind gesund und Gott tut das Wunder, und Wohlfühlen und Wellness, das Ziel des Glaubens ist und der Jesusnachfolger ohne Leiden sein müsse. Der Jesusnachfolger ohne Leiden genießt keine Glaubwürdigkeit. Ohne dass man zusammen mit schwer geschlagenen Menschen Leiden aushält, gibt es auch kein Gemeindewachstum. Das sagt Ajith Fernando. Der Westen muss es dort wieder entdecken, denn auch in den USA und Canada sind in den letzten Jahren die Zahlen der gläubigen Christen ständig zurückgegangen, während sie in den vorher genannten Ländern wachsen und viele junge Menschen zum Glauben kommen, auch in Sri Lanka. Wir müssen die Statistik einmal zur Kenntnis nehmen.

In weiten Teilen Asiens ist eine Bekehrung zu Jesus Christus niemals ohne schwerwiegende Verfolgung möglich. Aber ausgerechnet mitten im antichristlichen Hass des Islam, des Buddhismus, des Hinduismus und aller anderen Religionen, auch im marxistischen Sozialismus, wenn wir nur an die gegenwärtige Bedrängnis in Laos und in Kambodscha denken, aber auch in Malaysia, wachsen immer wieder dort die Gemeinden, die unerschrocken das Evangelium von Jesus bekennen. Und sie wachsen stark und das selbst in Ländern, wo sie nicht einmal den Namen Gott gebrauchen dürfen, wie in Malaysia, wo nicht einmal nationalstämmige Malayen, also nicht die Chinesen in Malaysia, an einem christlichen Gottesdienst teilnehmen dürfen, weil es in der Verfassung schon ausgeschlossen ist. China, Indonesien, Nepal, wo es im Jahr 1915 noch keinen Christen gab und heute eine Million bekennender Jesusleute, obwohl die Pastoren dauernd im Gefängnis waren und nie eine Erlaubnis zur Mission und zur Evangelisation gab. Eine Million gläubige Jesusleute, bekennender Bibelchristen wie ich sie einmal nenne, ganz gleich welcher Konfession. Im Evangelium ist das so, dass wir dort in Nigeria oder in Äthiopien oder Kuba das geistliche Grundgesetz erkennen können.

Leiden dient dem Bau der Gemeinde. Im Evangelium ist auch das schwerste Leiden ein Grund zur Freude. Und die ganze Urchristengemeinde war eine leidende Gemeinde und hat das wunderbarste Wachstum gehabt. Und das sagt Paulus, das Leiden ist zeitlich und begrenzt und darum ist es leicht. Und es ist in der Gemeinschaft mit Jesus leicht. Und im Leiden der bedrängten Christen wird immer mehr das neue Leben von Christus sichtbar. Darum ist das Leiden, wie es ein deutscher Theologe so schön formuliert hat, kein Verhängnis, sondern voller Verheißung. Paulus räumt ein, dass nicht jede Gemeinde durch Leiden gehen muss; wir gehen ja nicht durch Leiden. Aber es gibt einige, die gehen durch ganz besonders schweres Leiden und sie erstatten, sagt Paulus, was noch fehlt an den Leiden Christi. Das ist ein missverständlicher Ausdruck. Was fehlt denn noch am Leiden Christi? Das Leiden von Christus ist doch allgenügsam, nichts darüber hinaus ist nötig. Nein, diese Leiden haben keine erlösende Bedeutung, natürlich nicht, aber sie haben eine erweckliche, zeugnishafte Kraft. Wer davon hört und das in der richtigen Relation hört, nicht mit dem Mitleid, nicht mit der Anklage, nicht mit der Verfälschung ins Heldische, sondern mit der ganzen Schwachheit und Ohnmacht, der wird berührt und in seinem Glauben an Jesus gestärkt. Aus dem erlebten Leidensdruck bekommt Christus wieder Gestalt. Paulus sagt das in Vers 14 sehr schön: Wir wissen. Wir wissen, dass der der den Herrn Jesus auferweckt hat auch uns auferwecken wird. Davon leben wir, von seiner Kraft und die leidende Gemeinde ist hineingenommen in den Sieg von Christus und das Leiden für das Zeugnis von Jesus führt auch die lau gewordene Gemeinde wieder zurück zur neuen Freude und zur Siegeskraft von Christus.

Und das ist auch das Geschenk der leidenden Gemeinden für die satten Kirchen des Westens, für die Genügsamen. Damit wollen wir nichts deshalb unversucht lassen. Ich denke noch mit Freuden dran zurück, wenn ich Ulrich Parzany sehe, wie er einer dieser fünfzig Personen war, die einst in aller Stille, wir haben das nie veröffentlicht, einen Brief an den damaligen Ratsvorsitzenden des EKD, Landesbischof Dietzfelbinger, geschrieben haben, er soll doch Gustav Heinemann als Bundespräsident bewegen, bei seinem Gespräch mit Breschnew in der Sowjetunion in Moskau, unter vier Augen das Thema anzusprechen. Und Herr Heinemann hat geschrieben, es war ein sehr wirksames und gutes Gespräch. Wir können Wege ergreifen, aber wir sollen wissen, jeder soll darin sicher sein, wie können wir etwas tun vor dem Herrn und mit dem Herrn, was ist unser Auftrag, was sollen wir tun. Gott gebraucht seine Leute, um daran seine Herrlichkeit zu demonstrieren. Je schwächer eine Gemeinde in der Verfolgung dasteht, umso größer ist oft ihre Wirkung und ihre Ausstrahlung, weil Jesus seine Kraft in Schwachen kräftig wirken lässt. Roland Werner hatte noch das Kapitel 6 dazugenommen. Ich habe es nicht gelesen, weil es unseren Rahmen gesprengt hätte. Da spricht Paulus davon, was er alles auch noch durchmachen muss: Schläge, Gefängnis und was waren das für schwere Haftzeiten, Verfolgung, Mühen, Schande. Schande ist das allerschlimmste, was ein Mensch ertragen kann. Ich wünsche Ihnen nie, dass sie einmal durch die Zeitung geschmiert werden, wo Sie nicht mehr in den Spiegel schauen wollen. Schande hat er ertragen, böse Gerüchte, als Verführer verteufelt, sterbend, gezüchtigt, traurig, aber allezeit fröhlich im Leiden, im Ertragen dieser Dinge.

Unser Leben als Gemeinde, als Christen in der Welt, bleibt ein kümmerliches Provisorium. Und man kann mit einer Christengemeinde wenig Staat machen. Man kann nie der Welt imponieren. Wir täten es alle so gerne, ich am allermeisten. Aber das gelingt nicht. Aber Christus lebt in seiner so schäbig aussehenden Gemeinde. Möge es die Realität bei uns sein. Auch wenn der äußere Mensch verdirbt, wird der innere von Tag zu Tag erneuert. Paulus setzt auf diese wunderbare Tatsache, dass Christus immer mehr Raum gewinnt, weil die Gemeinde ohne ihn gar nichts mehr kann in ihrer Schwäche. Und darum wird in dem Leiden der bedrängten Christen immer mehr das neue Leben von Christus sichtbar. Wenn nur der Schatz des Evangeliums zur Wirkung kommt, sagt diese bedrängte Gemeinde, so kann das Gefäß, das irdene Gefäß, darüber zerbrechen. Der Leiter der größten Hauskirchengemeinde in China, Samuel Lamb, in Guangzhou, über 80 Jahre alt, hat ja uns immer wieder ein gutes Zeugnis gegeben der so schweren Zeit. Er gehört ja zu den Alten, wie Wang Ming-tao, den ich auch noch persönlich in einer Hausversammlung erleben durfte. Auch das ist ja merkwürdig gewesen bei uns, wenn Idea nicht gewesen wäre, hätte die Christenheit in Deutschland kaum etwas erfahren von den Leiden der Christen in den 70er, 80er Jahren. Die offiziellen kirchlichen Pressestellen meinten das sei kalter Krieg, den wir hier treiben. Und sie haben das nie verstanden. Ich hab damals die Leiterin der Amity Foundation, der deutschen Amity Foundation, die der Drei-Selbst-Kirche in China geholfen hat, besucht, weil wir auch noch persönlich verwandt sind, aber sie hat mir mit einem großen Mitleid gesagt: Lieber Onkel, du bist auf schreckliche Lügen hereingefallen. In ganz China gibt es nicht eine Hausgemeinde. So war das vor fünfzehn Jahren noch. Und dann haben Freunde aus Hong Kong mich mitgenommen und dort in diese Hausversammlungen geführt, wo man nur auf dem Boden saß. Und bei Nacht im Hotel haben sie mir die Führer und die Evangelisten der Hausbewegung gebracht. Einer der größten von ihnen ist Samuel Lamb, der noch dort lebt, illegal Gottesdienste sonntags hat mit 4.000 Menschen. Das ist die Realität: Illegal und doch findet der Gottesdienst statt, die Behörden wagen nicht einzugreifen. Billy Graham hat ja auch den Mut gehabt ihn zu besuchen. Das hilft diesen Leuten sehr. Und er hat neulich zu Wolfgang Bühne das gute Wort gesagt: „Sagt den Christen im Westen, sie sollen nicht um Freiheit für uns beten. Der mäßige Druck von Seiten der Regierung hält uns nahe bei einander und nahe beim Herrn.“ Diese Stimme will ich auch einfach mal zu Gehör bringen. So sagt das Paulus in 2. Korinther 6: Als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles besitzen.