Nicht vergeblich!
Winrich Scheffbuch
Gehalten am 28.07.1991 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart
Matthäus 25, 14-30
Von den anvertrauten Talenten oder von den anvertrauten Zentnern.
Jesus erzählt die Geschichte, ein Gleichnis, eine Beispielgeschichte:
Matthäus 25, 14-30
14 Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an;
15 dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und zog fort.
16 Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann
weitere fünf dazu.
17 Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu.
18 Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld
seines Herrn.
19 Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen.
20 Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit weitere fünf Zentner gewonnen.
21 Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!
22 Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit zwei weitere gewonnen.
23 Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!
24 Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut
hast;
25 und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine.
26 Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe?
27 Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen.
28 Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat.
29 Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat,
dem wird auch, was er hat, genommen werden.
30 Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern.
Vor einiger Zeit erzählte mir ein Schweizer Fabrikant eine bewegende und erschütternde Geschichte vom Schärlibub. Sein Vater war gestorben. Er war Lehrer gewesen. Und wie es damals so üblich war, die Rente war sehr klein, die Mutter saß allein da mit den vielen Kindern, und dann musste er allein mit vierzehn Jahren von der Schule und Geld verdienen. Sie wohnten in der Nähe von Sankt Gallen und dann blieb nur eins übrig, dort in die Strickerei-Fabriken zu gehen, und als Schärlibub Geld verdienen. Da musste man immer die Fäden abschneiden mit der Schere, und die neuen Fadenrollen einsetzen, und das, was er dann erzählte, das hat mich tief bewegt. Er sagte: Ich bin gerannt um mein Leben, was ich nur konnte. Ich habe immer nur gedacht, ich möchte der Mutter Geld heimbringen. Die brauchts doch so nötig für uns. Keine Mittagspause, bloß gerannt. Aber am Monatsende, als der Chef abrechnet, guckt er den Lohnzettel an und sagt: Das kann nicht sein! Das ist viel zuviel, was du verdient hast, da stimmt der Akkord nicht, und er setzt den Akkord runter. Und er kriegt nur einen Bruchteil des Lohnes. Dieser Bub hat nachher den Segen Gottes erlebt. Er ist ein großer Fabrikant geworden in der Sankt Galler Spitzenindustrie. Aber er sagt, ihn lässt das nie mehr los, wie viel Unrecht geschieht. Und ich denke, Sie könnten vielleicht auch solche Erlebnisse erzählen, wo Sie ganz tief getroffen waren. Das Geschäftsleben, Arbeit und Beruf ist für uns ja ein Bereich, wo wir alle verwundet sind. Ich weiß ja, wie viele von Ihnen nach Hause gekommen und die Mappe auf den Tisch knallen und sagen: Bei mir, das halt ich nicht mehr als mit meinen Kollegen, was sind das für blöde Hammel, oder der Chef, mit dem man sich reibt, und die Chefs untereinander, die kämpfen um ihre Macht und den Einfluss und ihre Position, warum ist denn das so ein ärgerliches Gebiet, mit dem Schaffen und dem Arbeiten, das ganz Geschäftsleben. Jetzt wundern Sie sich nicht, dass wir heute darüber reden, wir haben neulich eine Urlaubspredigt.
Es ist dann nur recht und billig, dass wir heute einmal vom Geschäftsleben, vom Werktag reden. Wissen sie, das ist schlimm, wenn wir den lebendigen Gott aus unseren Werktagsgeschäften genommen haben. Ohne Gott ist das die Hölle. Arbeit und Beruf, Geschäftsleben, Geld ohne Gott, das ist furchtbar. Wenn Menschen allein von ihren Gefühlen, mit ihren Machtinstinkt, hier herrscht, das ist furchtbar. Jetzt möchte ich sie heute Morgen hier einfach bitten, dass Sie Ihr werktägliches Leben, Ihr Geschäftsleben neu ordnen, auf Gott hin ausrichten. Und dass sie ganz neu entdecken, dass das ein Feld ist, wo Gott herrscht und regiert. Wenn Sie ihm Zugang zu Ihren Handlungen geben. Wenn Sie Ihm Raum geben in Ihrem Leben. Eine Einladung, ein Angebot.
Mein erster Punkt heute: Gott vertraut uns seine Gaben an.
Ja, das ist ja das schlimmste Missverständnis. Gott hat uns die Gaben anvertraut, er ist wie ein Mann, der über Land zog, und vertraute seinen Knechten seine Habe an. Das, was wir tagtäglich verwalten, das ist eigentlich gar nicht unser Eigentum. Auch wenn es unsre Wohnung ist, oder unser Auto, oder unsere Arbeitskraft, oder unsere Intelligenz, das sind ja eigentlich nur Gaben, wir bringen damit zum Ausdruck, das ist uns ja nur geschenkt, anvertraut, verliehen. Das gehört uns nicht richtig. Heute ist es ja das Kennzeichen der Menschenwürde geworden, dass Menschen sich als frei ansehen und sagen: Niemand ist über mir. Ich allein bestimmt. Aber dieses Autonome kann es nie geben in unserer Beziehung zu Gott. Vor Gott bleiben wir Knechte. Und wer meint, er könnte sein Christentum anders ordnen, der irrt. Das ist ein biblisches Wort, und wissen Sie, bei der Bibel geht’s um den Wortlaut, nicht um das, was man sich daraus ausmalt. Es geht um den Wortlaut. Knechte sind wir, vor Gott bleiben wir Knecht, so wie das auch stimmt, das wir Staub und Asche sind. Wir sind vor Gott Knechte, nicht vor den Menschen. Wir sollten nicht der Menschen Knechte sein, sagt die Bibel. Vor den Menschen nicht, aber vor Gott sollen wir Knechte sein. Wir sollten frei sein, in der Gestaltung unseres Lebens, aber vor Gott, solche, die die Knie beugen. Nicht vor Menschen die Knie beugen, können Sie den Unterschied festhalten. Und nun wird das gesagt, da wird ausgeteilt. Da werden die Gaben verliehen, das ist im griechischen Neuen Testament, das ist ja die älteste Fassung, so, wie wir das Neue Testament haben, steht das Wort von den Talenten. Das ist ganz gut, dass wir auch an unsere Talente denken, die wir haben. Begabungen, die wir einbringen. Aber ich würde auch noch mehr dazu setzen, denn Jesus meint wirklich einen Besitz, den er uns anvertraut hat. Da steht wirklich eine Position. Uns ist nur anvertraut, was wir sind und leben und unseren Arbeitsplatz, an dem wir stehen. Die Kraft, die wir haben, die Zeit, die wir zur Verfügung geschenkt bekommen, jeder neue Tag, der uns gegeben ist, ist eine unverdiente Gabe Gottes, und Gott schenkt uns diese Gabe: Nimm das: Ein Neues Jahr, das uns gegeben wird, wenn wir Geburtstag haben, jetzt können wir leben. Das gibt uns Gott frei, damit wir es gestalten, anvertraute Gaben, wenn wir das mehr im Auge hätten, dann könnte es gar nicht passieren, dass wir immer mehr in Druck geraten. Warum? Uns reiten ja manchmal die Aufgaben. Das Geschäft, das lässt mir gar keinen Raum mehr zur Gestaltung meiner Freizeit. Hören sie, wer darf über sich verfügen? Darf das Geschäft über sie verfügen, darf die Arbeit über Sie verfügen? Nein! Sie müssen aufpassen, dass diese Dinge nicht eine Eigengesetzlichkeit entwickeln, so sagt man im Fachwort. Dass die also von allein eine Dynamik haben, treiben uns dauernd an. Wir müssen doch das vor Gott sehen: Herr, du hast mir Gaben gegeben, und wenn ich ein Amt übernehme, dann übernehme ich das im Gehorsam gegenüber dir. Und dann möchte ich meine Berufsarbeit vor dir tun. Dann kann es nie sein, dass diese Bereiche, in die uns Gott gestellt hat, treiben, dass sie uns ziehen, und wir dann wie ein Strudel im Meer immer tiefer hineinreißen. Wir müssen drüber stehen können. Ja, warum können wir das nicht? Weil wir oft diese Arbeitsgebiete nicht vor Gott ordnen, und wir sollten das uns wieder ganz fest zur Pflicht machen, dass wir morgens nicht in die Arbeit stürzen ohne Stille vor Gott. Und die Aufgaben mit Gott bereden im Gebet, mit seinem Wort, hören, was er uns dazu zu sagen hat. Und sie können doch einmal Ihrer Sekretärin sagen, ich will fünf Minuten nicht gestört sein, und wenn sie fragt, warum, dann sagen Sie's, ich will mit Gott reden über die Schwierigkeiten, die ich nicht lösen kann.
#Luther: Ich habe viel zu arbeiten, ...
Aber lassen Sie sich doch nicht von Terminen jagen. Sie sind doch ein Eigentum Gottes – hoffentlich sind Sie's. Und dann können doch nicht andere über Sie verfügen. Wir dürfen es doch nicht zulassen, dass das Geld uns mit seinen Begierden reibt. Wir müssen doch die Herrschaft drüber haben! Dass wir nicht gezogen und gezerrt und getrieben werden, sondern Herren sind, es sind anvertraute Gaben. Die Klagen, die man auch bei Christen hört, die sind nicht berechtigt, und die dürfen nicht sein. Tausend Forderungen zerren an mir täglich, das klingt sehr bedeutend. Aber es ist Zeichen einer geistlichen Unreife. Wir müssen gucken, wie wir die Dinge wieder in die Ordnung kriegen. Und auch unabhängig sollten wir sein von unseren Gefühlen. Was uns Lust macht, das ist zwar für einen Menschen des 20. Jahrhunderts bestimmend, kein Wunder, landet dieser Mensch des 20. Jahrhunderts immer mehr in den Bindungen der Sucht, weil er ja ein Lustabhängiger Mensch ist. Wie wollen Sie es einem jungen Menschen klar machen, dass er kein Kokain nehmen soll, wenn doch die Lust das höchste Lebensziel ist. Nicht die Lust ist es, sondern, dass ich Gott diene, ist das höchste Ziel. Und dann ist nur wichtig, wo braucht Gott Sie und mich mit meinen Gaben, wo ist mein Platz, man soll das auch ganz neu verstehen, dass Ehe und Ehelosigkeit Gaben sind. Aufgaben, Gottes Platzanweisungen, wo er uns hinstellt. Es ist nie gesagt, dass das eine das Himmelreich sei und das andere nicht das Himmelreich sei. Kinder und Kinderlosigkeit sind anvertraute Gaben. Und wir müssen es recht benützen, das ist alles auf Zeit uns gegeben, dann werden die Kinder wieder ihres Weges gehen. Vielleicht wird Gott einen Ehegatten wegnehmen, weil er die Zeit für gekommen sieht. Aber ich muss sehen, damit will ich Gott dienen, das ist das Ziel. Und wo ich das sehe und suche, kommt das zu einer ganz anderen Einstellung unseres Dienstes. Sie wissen, dass ich in meinem Leben sehr viel empfangen habe durch die Stundenleute, und die Pietisten. Und ich will Ihnen das gerne mal erzählen, dann können sie sich selber mal auf die Suche machen, wie das bei denen in den letzten Jahrhunderten ganz stark betont wurde. Es ist wichtig, was man im täglichen Leben Gott dient. Nicht das, was man auf den Lippen hat. Vielleicht ist das heute irgendwo ein neues Christentum, das hier und da propagiert wird, wo jeder seinem natürlichen Beruf fliehen will und meint, man müsse hauptamtlich Gott dienen. Das kann eine Berufung sein, aber ist nicht unmittelbar gegeben durch das Christsein. Der Schulmeister Kolb von Dagersheim (Immanuel Gottlieb Kolb, bedeutender schwäbischer Pädagoge und Seelsorger der M. Hahnschen Richtung des Pietismus, * 28.12. 1784 in Schönaich, + 17.2. 1859 in Dagersheim bei Böblingen; bei K.s Heimgang wurde vor allem seine Uneigennützigkeit gerühmt, folgte er doch dem Grundsatz, auf nichts, das ihm gehörte, das Wörtlein »mein« zu schreiben; es lief alles nur durch seine Hand, um wieder auf andere überzugehen.)
hat einmal in einer seiner Stunden gefragt und hat gesagt: Ja, glaubt ihr, wer dient Gott mehr, ein Missionar, der gedankenverloren draußen seinen Dienst tut, gedankenverloren, oder ein Bauer, der betend den Mist auflädt, und dann sagt er, das ist der Platz, wo Gott dich ruft. Nicht, dass er etwas gegen Mission hat, aber es ist nicht für alle der Platz. Und manche wären lieber, wären besser in ihrem Beruf geblieben, und hätten Gott dort treu gedient, als ihrem Beruf und der göttlichen Berufung untreu zu werden. Oder ein Stundenhalter in Glems (bei Metzingen) hat einmal gesagt: Das sei ihm gleich komisch vorgekommen, wo eine Magd bei der Vorstellung ihm gesagt habe, sie würde zuviel beten, und da hat er gesagt: Mädle, ich will sehen, was du mit den Tieren kannst, und dann reden wir vom Beten. Unser Platz, wohin Gott uns hinstellt, der hängt auch mit den vielen Gaben zusammen, die er uns gegeben hat, mit unserer Arbeitskraft, wo wir ihm dienen können, wo wir gebraucht werden, nicht jeder muss Mutter sein, den Frauen steht auch die Karriere offen, die sonst Männer haben, aber welchen ruf gibt DIR Gott, das ist die Frage. Ich kann ihm dienen, genauso wie in einem geistlichen Dienst, in einem Vollamt, das ist nun falsch, wenn man sagt, das sei nur der geistliche Dienst, wenn man ihn vollamtlich tut, in ein einem vollamtlichen Dienst genauso im Bankbüro, bei Vertreterbesuchen, oder in der Werkstatt. Gott hat uns die Gaben gegeben, und dort sollen wir ihm dienen mit allem, was wir sind. Es gibt keinen Urlaub von Gott, und nicht eine Stunde unseres Werktages, das nicht für Gott gelebt werden soll, und ihm gehört.
Zweiter Punkt: Man muss mit seinen Gaben wuchern.
Jetzt steht da, dass der eine mit seinen fünf Zentner, jetzt, wie heißt es, er ging alsbald hin, gleich heißt es in meiner Bibel, im alten Luther heißt es alsbald. Sogleich ging er hin und handelte mit ihnen und gewann fünf weitere dazu. Also jetzt hätt ich gern gewusst, wie man das macht. (Lachen und Murmeln in der Stiftskirche) Mich reut das immer, wissen Sie, wenn heut die Banken noch den Dummen ein Sparbuch mit zwei Komma Fünf Prozent Zinsen verkaufen, wo die Lebenshaltung schon Vier Komma Fünf Prozent Zinsen... Das halte ich für ein gutes Geschäft – für die Bank. Aber, wie macht man das, das aus man aus Fünf dann noch mal Fünf macht. Wissen sie, wie das geht? Das ist der Segen Gottes. Das ist der Segen Gottes. Das lese ich nicht zwischen den Zeilen. Das ist so. Wo Sie Ihr Werk mit Gott machen, schenkt er Ihnen das Gelingen. Es ist von außen nicht verständlich und nicht nachrechenbar, und nicht erklärbar. Im Auftrag Gottes gehandelt, und ich denke, viele könnten das erzählen, dass sie es erlebt haben, wie Gott sie bestätigt. Ja, wir dürfen das doch auch einmal sagen, wie es das gibt (schwäbische Tüftler, Waagenindustrie, Feinmechanik, Maschinenbau), die Hilfe und den Beistand Gottes. Das hängt jetzt nicht an irgendeinem Modell. Dass man kopieren kann. Gerade das, es ist nicht eine Technik, es ist nicht ein Trick, das kann man nicht in einem Buch beschreiben, wie man das macht, weil man es nicht imitieren kann, sondern man kann es nur so sagen. Mit dem Segen des Herrn gehandelt. Für dem Herrn gearbeitet. Übrigens, die haben ganz verschiedene Gaben. Der eine hat nur zwei Zentner, der andere hat fünf Zentner, es hilft nie, wenn Sie auf den Nachbarn schauen, der neben Ihnen sitzt und sagen, warum kann der das, warum hat der das, wir sind sehr verschieden von Gott begabt. Wichtig ist, dass sie in ihren Spuren bleiben. Darum ist es oft auch gefährlich, wenn wir Lebensbilder kopieren. Und dann nachmachen wollen, wir sind nicht Luther, wir sind nicht Bodelschwingh, und wir sind nicht Dietrich Bonhoeffer. Wir sind ja die ganz anderen, aber jetzt in unserer, an unserem Platz dem Herrn dienen mit den Gaben, mit den ganz alltäglichen Aufgaben, wo wir leben und sind, wo wir arbeiten und reden, wo wir Urlaub machen, dem Herrn dienen. Und ihm treu sein. Und da war nun einer dabei, der wuchert nicht mit diesen Gaben. Der wuchert nicht, warum eigentlich nicht? Er vergräbt sein Pfund, seinen Zentner im Acker. Und was er dazu sagt, das ist ja bezeichnend. Ich hätte ja gerne mit Ihnen so eine Hauskreisrunde gemacht, und da hätte ich mal Ihre Meinung gehört , was Sie denn von diesem Mann halten, was das für ein Typ ist, ist er wirklich ängstlich, glauben sie, er ist ängstlich, ich glaube gar nicht, dass er ängstlich ist, oder ist er depressiv, dass er sagt, ich habe keinen Antrieb, ich kann einfach nicht handeln, ich habe gar keinen Lebensmut. Ich glaube nicht, dass er das ist. Wissen sie, ich würde sagen, er ist ganz einfach fromm, stinkfromm. So richtig stinkfromm, er weiß von seinem Herrn alles. Er redet so, wie einer, der seinen Katechismus auswendig kann. Er sagt: Mein Herr, der ist groß und mächtig. Er weiß was von der Größe des Herrn. Dem er Rechenschaft schuldet. Und jetzt sagt er: Ich habe so Angst, dass dieser Herr mich am Ende richtet. Er weiß sogar vom Gericht. Und deshalb hat er Angst. Wissen sie, das ist das Schlimmste, wenn man aus lauter Angst, etwas falsch zu machen, gar nichts macht. Ist das nicht eine Ermutigung heute? Viele sagen: Ich weiß gar nicht, was ich reden soll, wenn ich einen Besuch mache, oder ich weiß gar nicht, wo ich anpacken soll. Das ist doch gar nicht wichtig. Vielleicht ist der Herr sogar noch so treu, dass er uns den Segen gibt, selbst wenn wir alles falsch machen, wenn es nur für ihn getan ist. Darum nimmt er das diesem Knecht so furchtbar übel, dass er so dumm daher redet. Du wirst gerichtet von deinen eigenen Worten! So kann man mit Gott nicht umgehen! Wissen sie, das ist ja heute oft nicht anders. Heute herrscht eine große Angst in den Kirchen, dass etwas außer Kontrolle geraten könnte. Wenn das nicht in die Struktur eingebunden ist, und wenn das nicht unter der Oberherrschaft der Pfarrer geschieht, und nicht hier und da geschieht, wenn dann irgendwo ein Hauskreis sich gründet, eine Kinderarbeit beginnt, dann sagt man, wo gehört das hin, wo ist das integriert? Dabei ist es immer so gewesen, wenn einer anfängt mit seinen Gaben zu wuchern für den Herrn, hat Gott immer vielfältige Frucht gegeben. Da war ein junger Missionskandidat, der war für Mission, und der hat einfach die griechische und hebräische Grammatik im Baseler Missionsseminar nicht in den Kopf hineinbekommen. Und seine Lehrer sagten, gestrengen Blickes, wir können dich nicht aussenden. Das war Samuel Hebich, du bist zu dumm. Da hat Samuel Hebich einen kühnen Schritt getan. Er hat seine griechische und Hebräische Grammatik genommen, unter den Arm geklemmt, ging auf die Rheinbrücke, und hat sie dort versenkt, im Rhein, mit den Worten: Dass du nicht sagest, du habest Abraham reich gemacht. Er hat später nie Sprachen gelernt und war doch einer der gesegnetsten Indien-Missionare. Weil er wusste, wo Gott ihn braucht. Das war bei Ludwig Nommensen nicht anders, dass ihn die Missionsgesellschaften gar nicht hat nehmen wollen, oder Charles T. Studd („Wenn Jesus Christus Gott ist und für mich starb, dann ist für ihn kein Opfer zu groß“), dem haben sie gesagt: du bist viel zu krank, dich schicken wir gar nicht mehr, der war schon über fünfzig, als er in den Missionsdienst gehen wollte. Aber jetzt geht es nicht bloß um diese Aufgaben, von denen wir ja wissen, dass das Reich-Gottes-Aufgaben sind, sondern man trifft täglich auf Werktags-Aufgaben, wo ich die mit meinen Gaben anpacke und sage: Will Gott etwas damit wirken. Das liegt mir auf der Seele: Wird Gott mir das Gedeihen schenken, und den Segen, ob das richtig oder falsch ist. Das dürfen wir dem Herrn überlassen. Das soll seine Sache sein. Nur nicht mein Pfund vergraben und verstecken.
Nichts ist vergeblich, das ist mein letztes.
Nichts ist vergeblich. Warum ist denn nichts vergeblich? Die Geschichte will uns ja ermutigen, unsere Gaben richtig einzusetzen. Sie sind nicht umsonst getan. Wenn das nur um die irdischen Geschäfte ginge, dann hätten Sie meine Predigt gründlich missverstanden. Es ist mir nicht wichtig, wie viele Zinsen Sie scheffeln mit diesem Guthaben. Obwohl ja Jesus nicht auch mit unserer Zeit gerechnet hat, wenn man das Geld zu den Banken gibt, dass man nicht wenigstens noch was kriegt. Aber, ob da viel herauskommt, weiß ich nicht einmal, bei manchen Zinssätzen. Aber jetzt gehen wir weiter, es geht nicht um unsere weltliche Tüchtigkeit, um was geht’s denn? Um welche Tüchtigkeit. Es ist ein Reich-Gottes-Gleichnis, und dann verstehen Sie es nur richtig. Die Jünger waren ja gespannt darauf, wann bricht endlich die Gottesherrschaft an, es ist ja: Herr, du gehst jetzt nach Jerusalem, dann wird doch das Gottesreich anbrechen. Dann wirst du als der Messias dich ausrufen lassen, dann werden alle Menschen der Welt dich als den Gotteskönig sehen, und Jesus sagt: Die Finsternis wird triumphieren, des Menschen Sohn wird gekreuzigt werden, wird leiden müssen, aber ihr dürft hingehen und wuchern mit euren Gaben. Und da wird doch gezeigt, was in der Zeit bis zur Wiederkunft Jesu nun dran ist, dass wir mit unsern alltäglichen Aufgaben, mit unseren Möglichkeiten, die wir überall haben, die Gottesherrschaft erleben. Gott ist dort, wo die Knechte mit seinen Gaben wuchern. Tausend und abertausend Gelegenheiten haben sie dazu, täglich, Montags, Dienstags, Mittwochs, jeden Tag. Und nicht nur Sonntags. Da braucht sie Gott. Was wäre das in unserer Welt, wenn die Menschen ihre tagtäglichen Aufgaben mit Gott beginnen, mit Gott jetzt wirklich erfüllen. In der Politik, in der Wirtschaft, im Geschäftsleben, und dabei ist ja der Herr des Gleichnisses gar nicht einmal das Abbild für unseren Herrn, das ist ja immer so schön, dass die Gleichnisse auch noch ein Stückchen anders sind, als die Wirklichkeit. Der Herr ist gut, in dessen Dienst wir stehen. Er geht uns nach, und fragt bei jedem Schritt, ob wir noch was von ihm zu bitten haben. Und darum sind die alltäglichen Dinge Reich-Gottes-Dienste, nicht bloß das Beten, nicht bloß das Predigen, die ganz alltäglichen Dinge, zu Nutz und Dienst des Nächsten mein, die wir dort tun, wo wir einem andern Liebe geben, wo wir einem andern Hilfe schenken, wo wir für die Wahrheit und Gerechtigkeit eintreten, wo wir Gutes wirken, und wo wir so viel Möglichkeiten dazu haben, vielfältige Frucht zu wirken. Die Geschichte geht eigentlich erschütternd aus. Es ist eine Geschichte von der Verdammnis. Sie wissen, dass es eine Verdammnis gibt. Das gibt meinem Leben solche einen Ernst. Und wenn Sie sagen, du willst mir nur Angst machen, dann nein, ich möchte sie nur realistisch machen. Sie müssen wissen, was auf Sie zu kommt, wenn Sie sterben. Sie müssen vor Gott Rechenschaft geben. Reut Sie das nicht, unnütz vergeudete Zeit Ihres Lebens? Da haben Sie vielleicht Geld gemacht, und Ehre eingeheimst, aber warum haben sie nicht in dieser Zeit dort, wo Sie lebten, in diesen Umständen, draußen in der Welt, Gott gedient. Als sein Handlanger, als sein Haushalter. Als sein Verwalter über seine Gaben. Die ganze Welt ist Gottes Welt. Er hat sie geschaffen mit allem, was darin ist. Werft ihn hinaus, da wird sein Heulen und Zähneklappern. Sie verstehen, was das heißt. Gott kann durchstreichen. Nehmt ihm das, was er hat. Eine erschütternde Tatsache. Und wer den Ernst dessen aus der Bibel tilgt, der wird sein ein Verführer der Menschen. Man kann verloren gehen, man kann umsonst leben. Aber damit will ich doch nicht schließen. Da ist doch eine Einladung Jesu, dass wir heute mit unseren Gaben wuchern, wirken, weil der gute und der treue Herr da ist und uns so viele Gelegenheiten gibt, etwas für ihn zu tun. Man erzählt sich von dem Revolutionär Lenin, dass er gesagt habe, als er aufgefordert wurde, Schach zu spielen, er hat so gerne Schach gespielt, ich spiele nicht mehr Schach, das hält mich bei meiner Arbeit auf. Und dann hat Lenin für die Weltrevolution gearbeitet, und in diesen Tagen ist das Erbe Lenins zu einem Schleuderpreis verhökert. Ich kann Ihnen sagen, wofür es sich lohnt zu leben: Für das Reich Gottes. Und das Wichtige ist, dass das ganze Leben ein Dienst für das Gottesreich ist. Sie sagen, ich habe mit meinem Leben, mit den Jahren, die mir Gott geschenkt hat, ihm gedient. Hier in der Welt, zu Hause und im Beruf, im Gespräch mit Freunden, und wo wir Feste gefeiert haben, es war immer ein Dienen, immer hat mich die Frage umgetrieben, wie kann ich diese Gelegenheit nützen, und dadurch anderen etwas weiter zu geben, von der Größe und Liebe und Barmherzigkeit Gottes, denn das größte Pfund, das uns Gott anvertraut hat, mit dem wir wuchern können, ist, dass wir seine Kinder sind. Und dass seine Barmherzigkeit uns nahe ist, mit dem Pfund muss man wuchern. Amen.