Schmerz für Israel
Winrich Scheffbuch
Gehalten am 07.08.1994 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart
Römer 9, 1-5 und Römer 10, 1-4
Jetzt lesen wir aus dem gleichen Abschnitt vom Römerbrief Kapitel 9-11.
Wir lesen jetzt von Kapiteln neun am Anfang, als Paulus auf dieses Thema des
Volkes Israel, also die Juden, zu sprechen kommt, lesen wir einige Verse: Ich
sage die Wahrheit in Christus und lüge nicht. Wie mir mein Gewissen bezeugt im
heiligen Geist, dass ich große Traurigkeit und Schmerzen ohne Unterlass in
meinem Herzen habe. Ich selber wünschte verflucht und von Christus getrennt zu
sein, für meine Brüder, die meine Stammverwandten sind nach dem Fleisch, die
Israeliten sind, denen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und der Bund
und das Gesetz und der Gottesdienst, und die Verheißung, denen auch die Väter gehören,
und aus denen Christus herkommt nach dem Fleisch, welcher ist über alles gelobt
in Ewigkeit Amen.
Jetzt lesen wir weiter bei Kapitel 10 die Verse 1-4.
Es ist ja immer schade, wenn man überschlägt, das sollte man nicht tun, aber so ist nun der Abschnitt heute eingeteilt.
Liebe Brüder, meines Herzens Wunsch ist, und ich flehe auch zu Gott für sie, dass sie gerettet werden, denn ich bezeuge Ihnen, dass sie Eifer für Gott haben, aber ohne Einsicht.
Früher hieß es: im Unverstand, denn sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die
vor Gott gilt, und suchen ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten, und sind so
der Gerechtigkeit Gottes nicht untertan, denn Christus ist des Gesetzes Ende,
wer an den glaubt, der ist gerecht.
Auch heute sind unter uns manche, die Schmerz empfinden, die traurig und belastet sind. Ich weiß, dass es einem oft schwer wird, darüber mit anderen zu reden, man weiß ja nicht, ob der andere überhaupt mit fühlen kann. Es ist ein ganz großes Vertrauen, wenn Sie jemand teilhaben lässt in seinem Schmerz. Ich finde das großartig, dass Paulus über seinen Schmerz redet, dass er davon spricht, ganz offen vor uns. Und ich möchte ihnen Mut machen, wenn wir immer wieder versuchen, auch immer wieder aufeinander zuzugehen, dann soll Ihnen das ja helfen, das auszusprechen, was Sie heute bedrückt, Ihre Lasten loszuwerden. Und wenn ein anderer nur still das anhört und mitträgt, ist das schon sehr viel. Das hilft.
Aus der Hoffnungslosigkeit heraus, aus der Schwermut, aus der Verzweiflung, Also eine Bitte, reden Sie, heute, jetzt, auf dem Nachhauseweg, reden Sie mit anderen. Gucken Sie, da sind Leute da, die für Sie sorgen und mittragen wollen. Aber jetzt interessiert es uns, welchen Schmerz hat Paulus. Ja wir wissen das ja aus den Erzählungen des Neuen Testaments: Er hat sehr viel durchgemacht, er hat Raubüberfälle erlebt, er war sehr krank, er wurde von Despoten, von Diktatoren gescheucht und gejagt, er wurde in Prozessen ungerecht behandelt, er hat erlebt, wie seine Gemeinden ihm Unrecht getan haben, ist das sein Schmerz? Ach, wissen Sie, über das war Paulus weit erhaben. Vielleicht kennen Sie den Paulus noch gar nicht richtig, was das für ein Mann war. Na jetzt gehen Sie rüber in die Übertragung, drüben hat es einen schönen Sitzplatz, Herr Bolz schicken Sie ihn rüber in die Übertragung, lohnt nicht, schicken Sie ihn rüber, drüben hat es Sitzplätze. Bevor wir da jetzt wieder anfangen und wieder da herumrücken. Ja, das ist besser. Also, der Paulus war weit erhaben, war weit erhaben über all das andere, was sonst einen bewegen mag. Wissen Sie, ich weiß, wie das ist, wenn man Ärger hat mit der Steuererklärung, oder wenn man sagt, mein Geld kann ich so schlecht anlegen. Aber das sind Sorgen, die andere vielleicht haben wollten. Sie sagen, dass sind noch gar nicht die Dinge. Paulus war weit erhaben über all diese irdischen Sorgen; selbst über die Schmerzen, die man ihm zufügte. Er war ein fröhlicher Mensch. Er redet sogar immer davon. Ach, wie oft hat er das denn gesagt, dass er sich freuen kann. Im Philipperbrief ist alles voll davon, ich freue mich in dem Herrn. Da war er selbst in den tiefsten Stunden, selbst in der ungerechten Haft, erhoben und fröhlich. Also, die persönlichen Dinge haben ihm gar keinen Schmerzen zugefügt. Oder, er kann dann im Kapitel, genau, jetzt vor unserem Abschnitt, genauen in den anschließenden Versen, kann er sagen: Wenn Gott für uns ist, dann gibt es überhaupt nichts mehr, was uns noch Not bereiten kann, keine Angst mehr, keine Bedrückung, kein Leiden und keinen Schmerz! Sie müssen die Verse noch einmal lesen, wie er das so triumphierend hinausruft: Wenn ich in der Liebe Gottes eingehüllt bin, dann ist alles gut, dann ist alles wunderbar. Trotzdem spricht er hier von einem Schmerzen, wie wenn es ein Widerspruch wäre. Ein Schmerz, der ihn plagt, und darum möchte ich zuerst reden: Das ist der Schmerz, wenn Menschen die Gnade Gottes nicht ergreifen. Wenn Menschen Jesus weg stoßen vor ihren Augen. Das war ein Schmerz. Das ist der einzige Schmerz, mit dem man einfach nicht fertig wird. Manche von Ihnen, die tragen ja auch seit langem diese Not mit, und wir haben ja hin und her auch immer wieder darüber geredet, wie das ist, wenn man Sorge trägt für die Eltern und sagt, ich habe Eltern, und ich weiß, die glauben nicht an Jesus Christus, die stoßen das alles weit von sich weg, die wollen ihr Leben allein bewältigen. Man hat Verwandte, man hat vielleicht einen Ehemann, man hat Kinder, und man weiß ganz genau, die wollen das nicht nehmen. Ach wissen Sie, die Sorge jetzt um die Angehörigen, ob sie wieder heil aus dem Urlaub zurückkommen die, ist auch sicher berechtigt, da dürfen wir Sie dem Schutz Gottes anbefehlen, aber wenn wir wissen, das sind Menschen, die Leben ohne Gott, ohne Christus, das war der Schmerz des Paulus. Aber nicht um seine Familienangehörigen hat er sich gesorgt, sondern für seine Landsleute. Mich wundert, das, dass er für seine Landsleute sich gesorgt hat, ausgerechnet für die Landsleute, die haben ihm viel, viel Böses erwiesen. Er ging ja immer zuerst in die Synagoge und wie ist es ihm ergangen. Schon in Damaskus musste er um sein Leben zu retten, im Korb über die Stadtmauer hinuntergelassen werden. In Saloniki haben sie sogar die Synagoge gestürmt. Das Haus seines Gastgebers wurde von den Menschen erobert, und sein freundlicher Gastgeber Jason wurde übel drangsaliert. – Also, ich hätte verstanden, wenn der Paulus gesagt hätte, damit muss ich mich abfinden. Die Juden haben sich gegen das Evangelium abgeschottet. Die wollen nichts davon wissen. So sagen Sie ja manchmal, wenn wir immer wieder probiert haben, anderen von unseren Glauben weiter zu erzählen, und wir einfach spüren, Onkel und die Verwandten, die wollen einfach nicht, wie ist das, dann schreiben wir sie ab, und sagen, nun die haben eben sich so entschieden. Die wollen nichts mehr davon wissen. Das gibt es bei Paulus nicht. Er kann nie andere Menschen abschreiben. Und bei ihm geht das ganz tief in sein Gefühl. Er leidet mit, er kann nachts nicht mehr schlafen. Sehen Sie, das ist der einzige Schmerz, der ihn plagt. Der Schmerz, um Menschen, die verloren gehen. Das ist das furchtbarste Wort, das in der Bibel steht. Es wird mir oft schwer, darüber zu reden, weil ich weiß, ich rühre jetzt bei Ihnen eine ganz große Not an. Und ich tröste Sie jetzt gar nicht, sondern ich mach Ihnen Not. Aber ich muss es Ihnen sagen, weil es auch hier wieder hervortritt, nicht nur aus den sehr ernsten Worten, die Jesus in unzähligen Gleichnissen immer wieder ausgesprochen hat, sondern wie es hier auch immer wieder kommt: Menschen gehen verloren. Und Paulus sagt: Ich kann mich nicht damit abfinden, dass Menschen verloren gehen. Der entscheidende Grund war für ihn, seine Landsleute, die Juden. Denen gehört doch die ganze Heilsgeschichte. Die Propheten sind doch nur zu ihnen zuerst gekommen, die ganze Geschichte der Väter läuft doch zu ihnen hin. Begreifen die das denn nicht, all die Worte des Alten Testaments sind für sie gesprochen. Und sie verwerfen das einfach. Sie müssen doch Christus entdecken, den Messias. Also, wenn Paulus irgendwo in eine Synagoge kam, war das bei ihm ganz schnell so, dass er immer wieder auf diesen Punkt zu sprechen kam: Jesus von Nazareth ist der verheißene Messias der Propheten Israels. Und in ihm sind alle Gottesworte erfüllt und bestätigt und ihn muss man haben. Und wer Jesus von sich weg weist, der hat das Beste verloren. Deshalb wird mir es oft auch schwer, wenn ich an ehemalige Konfirmanden denke, oder an Familienmitglieder, oder an Freunde, ich denke an junge Leute, die einmal bei uns im Bibelkreis saßen, die haben doch alles gehört, dass man Gott bloß anrufen muss, und dann wird man gerettet. Und dass uns in Jesus der ganze Schatz des Himmels offen steht, und jetzt, irgendwo haben sie sich verlaufen und alles vergessen, und weg... Ihnen gehört das doch, und sie verlieren das Beste. Wir müssen einfach dies so stehen lassen, es ist eine ganz, ganz große Not, dass Menschen das von sich weisen. Dass Menschen das große Heilsangebot Jesu von sich weisen. Und dann, wie wollen sie selig werden. Niemand kann das ohne Jesus. Es gibt keinen anderen Weg zum Heil. Und das ist nicht bloß leichtsinnig, sondern im höchsten Maße böse. Wenn Leute behaupten, es gäbe doch noch vielleicht eine Hintertür, aber wenn ich sie nachfrage, können sie mir keine gewisse Antwort darauf geben, welche Hintertüre das sein sollte, durch die man am Ende doch noch selig wird. In der Bibel steht davon deutlich und klar kein Wort. Das Gegenteil steht da. Und es ist ein Schmerz, ein ganz großer Schmerz, um Menschen, die das von sich weisen und die sagen, ich will das nicht, und gerade heute, wo wir in unserer Kirche so viel Tradition haben, Menschen, die vom Kindergarten an und vom Religionsunterricht über die Konfirmation bis zur kirchlichen Trauung das alles mitbekommen haben, aber doch nicht ergreifen. Sie haben kein Heil und keine Hoffnung. Das, was uns im Blick auf das jüdische Volk Israel bewegt, das bewegt uns genauso auf unsere eigene Gemeinde, im Blick auf unsere eigene Volksgemeinschaft, in der wir drin stehen. Jetzt sprechen wir von dem, was ihn schmerzt. Also, er sorgt sich um die Landsleute, um die Juden, das ist der Schmerz des Paulus.
Jetzt: Was schmerzt ihn denn dabei? Wir sind ja neulich durch Israel gereist sind, und in Jerusalem da das ganze Treiben gesehen haben, da hat einer, der es ganz ernst meint, ganz treuer Bibelleser, der Jesus nachfolgt, mit ganzem Ernst und mit ganzem Eifer, einer unser Hauskreisleute, hat gesagt, ja, aber, wenn ich die Juden ansehe, die dienen ja Gott noch viel eifriger als wir. Die sind ja uns haushoch überlegen! – Natürlich, gucken Sie mal die Gebetszeiten an, wie das heut die strenggläubigen Juden machen, die zur Klagemauer eilen aus ihrem Getto, von Mea Schearim. Wie sie sich die Schläfchenlocken wachsen lassen, nur, um bis in die Kleidervorschriften hinein den Willen Gottes zu erfüllen. Wie bei uns das oft leichtsinnig gehandhabt wird, dass man das Wort Gottes nach seinem Gutdünken verändert und abschneidet, oder anpasst, oder umdreht. Das gibt es bei denen nicht. Die bleiben treu bei dem Wort Gottes, bis zum letzten Buchstaben! Was hat denn – diesen eifrigen Juden zu kritisieren? Wenn's nach dem Eifer ginge, würden die alle selig werden, aber es geht nicht um den Eifer! Wenn man sich damit den Himmel erkaufen könnte, währen die alle weit vor uns selig. Aber nach der Heilsordnung Gottes wird man nicht durch den Eifer gerecht. Sie Eifer um Gott, jedoch ohne Einsicht, im Unverstand! Und was steht da? „Sie wollen ihre eigene Gerechtigkeit aufrichten.“ Genau das gleiche, was wir immer wieder wollen: Wir wollen vor Gott unseren eigenen, gerechten Stand machen. Wir können das selbst: Unsere eigene Moral so leben, wie Gott sie will. Und wir sind doch so gute Leute, mit unserem guten Herzen. In unserer Zeit heute wird es gar nimmer gesehen, wie böse des Menschen Herz ist. Es hat ja eine merkwürdige Verschiebung gegeben. In unserem ganzen Volksdenken. Wissen Sie, Vergehen gegen die Umwelt, oder Luftverpestung, das sind Dinge, die wir über uns polizeilich geahndet, da werden Posten mit Fotos aufgestellt. Aber die anderen Sünden, wurde untreu sind, wo wir die Liebe verletzen, die werden ganz gleichgültig gehandhabt. Wo wir unwahrhaftig sind, das gilt heute in unserem Volk gar nicht mehr viel, da ist das Empfinden vor Gott verloren gegangen. Man muss wieder in das Licht Gottes treten, um zu merken, wie viel wir schuldig bleiben von dem, was Gott eigentlich in uns hinein gesetzt hat. Heute ist das ja unter allen Menschen so selbstverständlich, dass man sagt, der Mensch ist gut, der Mensch ist gut. Ich musste neulich daran denken, als ich da beim Aldi oder beim Tengelmann sah, wie die da ihre Einkaufswagen haben. Und da muss man ja heute, damit der Einkaufswagen wieder zurückgestellt wird, so wie beim Kofferkuli am Bahnhof, das Problem ist erst gelöst, wenn man eine Mark Pfand reinwirft. Warum stellt jeder seinen Kofferkuli hin, nicht weil er so gut ist! Warum stellt jeder seinen Einkaufswagen wieder an den Platz hin? Nicht, weil er gut ist, sondern weil er seine Mark Pfand wieder haben will. Das funktioniert. Sei es beim Herrn Doktor oder beim Herrn Professor, oder der Frau Geheimrat, das funktioniert. Das ist unsere Moral. Wir reden so viel von unserer Moral. unsere Moral ist nur einsichtig zu machen wenn sich's für uns lohnt, wenn sich's für uns auszahlt. Und dass wir unser Wesen sehen, mit dem, was wir schuldig geblieben sind, oder andere verletzt haben, wo wir an anderen Böses getan haben. Man kann solange sich belügen, und sagen: ich bin recht. Ich tue das Gute, und ich brauche Gott nicht und ich werde meinem Leben selber fertig. Und das nimmt Paulus den Juden übel, die das viel strenger machen als wir alle, die so genau das einhalten. Liebe Schwestern und Brüder, ich bin oft so traurig, wie in unseren Kreisen auch in diesen Tagen in so vielen ethischen Fragen eine ganz dicke Grauzone entstanden ist, wo so viel Böses geschieht, so viel Unheimliches geschieht. Diesem jüdischen Volk war das zugesprochen, die großen Verheißungen: Ihr seid das doch, denen die Gnade gilt. Bei Gott kann man sich nicht selber gerecht machen. Es gibt gar keinen, der je vor Gott sündlos gewesen wäre, als der eine, Jesus Christus, der sei Leben für uns geopfert hat. Und wenn Menschen vor Gott gerecht werden wollen, dann können sie es nur tun durch die Gnade. Und das ganze Alte Testament hat doch mit seinem prophetischen Verheißungen das gesagt: Es können Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen. Wie willst Du ohne die Gnade Gottes gerecht werden? Und wie wollen Sie ihr Leben lösen ohne dass Sie von Gott täglich und stündlich diese Gnade brauchen. Und wer ohne die Gnade Gottes, die in Jesus sichtbar geworden ist, im Opfertod Jesu, behauptet, er könne sein Leben selber machen, oder er könne ein guter Mensch sein, der lügt sich nicht bloß was in die Tasche, sondern der betrügt sich sträflich zu seinem eigenen Verderben. Das geht nicht. Und alle Bibelworte sind so groß: Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst! Wenn Gott nicht das Wunder vollbringt, dass er unser Herz wandelt, und uns einen neuen Geist gibt, ist es aus, und können wir nicht das Gute tun. Kann doch eine Frau ihres Kindleins vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und wenn sie denselben vergisst so will ich doch dein nicht! Israel, wie kannst du das vergessen? Ich hatte dort auf unserer Reise dem Hauskreisleiter aus unserer Gemeinde sagen müssen: Es ist wirklich so, ungeheurer Eifer, und doch ist es erschütternd, der Eifer an der falschen Stelle. Nicht das Beten bei den Steinen der Klagemauer ist es, sondern das Ergreifen der Gnade Gottes in Jesus! Sehen Sie, das ist gar kein Werk und gar kein Verdienst. Darum ist es so, dass natürlich Judenmission geboten ist. Und auch deutsche. Auch nach der furchtbaren Schuld des deutschen Volkes, müssen Juden das bezeugen, gerade wir, mit unserer Schuld müssen sagen, bei Gott zählt nur die ganz große Gnade, die alle Schuld auslöscht und vergibt. Das ist das Geheimnis. So war es doch schon bei Abraham. Wo war denn der Eifer Abrahams, Abraham glaubte dem Herrn und das rechnete der Herr ihm zur Gerechtigkeit. Dieser einfache Glaube, wer Jesus vertraut. Dieser kindliche einfache Glaube, der macht selig, der rettet, und den brauchen Sie, der sich an Jesus hin klammert und sagt: deine Gnade will ich haben, und sonst nichts. Jetzt möchte ich zum Schluss noch über das reden, was den Paulus bei seinem Schmerz so bewegt hat.
Wenn sie doch gerettet werden, das steht da im Kapitel zehn, Vers eins: Ich flehe auch zu Gott für sie, dass sie gerettet werden. Nicht, dass Sie meinen, dass sei ein Fimmel von mir, das steht im apostolischen Zeugnis, das die Grundlage aller christlichen Kirchen ist. Es geht um Rettung. Was ist denn das, Rettung? Da können Sie heute so Reportagen sehen, im Fernsehen, von Rettung. Wie da einer in letzter Minute aus der Todesnot gerettet wird. Irgendwo ein Ertrinkender, dem man einen Rettungsring zuwirft, und im letzten Moment hat man ihn rausgeholt, und die Feuerwehr holt einen aus einem brennenden Haus heraus. Solch ein Abenteuer ist es jedes Mal, wenn ein Mensch an Jesus Christus glauben will, gläubig wird. Bei uns allen war es ja so, bis zum Schluss haben wir versucht, unsere eigene Gerechtigkeit aufzubauen. Wir sagten: So schlimm ist das doch nicht, wir sind doch nicht alle Sünder, und das ist doch auch bloß ein bisschen übertrieben. Und ob man das immer so betonen muss. Vielleicht haben wir es erst in einer ganz großen Not gemerkt, wo uns wirklich die Schuld so schwer wurde, dass wir gesagt haben, das kann ich nie mehr abdecken, das ist viel zu unheimlich. Da komme ich nie mehr raus. Und wie soll ich da vor Gott bestehen? Vielleicht es uns einmal der Schrecken in die Glieder gefahren, weil ein Freund von uns gestorben ist, ohne mit Gott Frieden zu finden. Oder wir stehen irgendwo auf dem Friedhof bei einer Beerdigung, und sagen: Wie werde ich einmal sterben? Ob ich gerettet werde, ob mich Jesus heraus reißt, dass ich im Gericht Vergebung finde, dass alle meine Schuld hinweggetan ist. Ja, kann man das überhaupt wissen, sagen viele Kirchenchristen. Das weiß man doch nicht? Das muss man wissen. Das müssen Sie heute ganz fest machen, dass Sie sagen: Ich bin gerettet worden, weil die Gnade Jesu mir gilt, für mich hat er sein Leben gelassen, mich hat er angenommen. Er ist mein Herr und Heiland. Und nun sagt Paulus: Ich flehe zum Herrn, das ist das wichtigste, was Sie für ihre Angehörigen tun können: Beten. Dieses Wunder kann nur der Herr selber tun, er hat den Schlüssel zu den Herzen der Menschen: Herr, lass sie doch nicht untergehen! Lass sie doch nicht dahin gerissen werden im Todesstrom, meine lieben Eltern, meine Freunde und Verwandten. Dass wir beten für unser Volk und für unser Land: Herr erbarm dich doch noch einmal. Um sie und für sie. Wie wollen Sie es halten in ihrem Leben, wie wollen Sie es machen, wie wollen Sie Ihr Leben in Ordnung bringen? Es ist doch so ein großes Angebot, dass wir dieses Evangelium der Güte Gottes in Jesus haben, und wir dürfen es allen Menschen weiter sagen. Wir wären fiese Schufte, wenn wir darauf sitzen blieben, und sagen: Hauptsache, ich habe das. Und dann gehe ich nach Hause, sondern: Wie können das die Menschen in der Welt hören?. Wie hatte Johann Jakob Moser vorher gedichtet: Wenn es nur meine Anverwandten, und meine Freunde, und meine Nachbarn alle erfahren würden, und so dass Sie es ergreifen und selig werden, auch Israel. Amen.