Wenn uns Menschen auf die Nerven fallen
Winrich Scheffbuch
Gehalten am 26.04.1998 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart
1. Petrus 2, 18-25
Im 1. Petrus Brief - wir hatten am letzten Sonntag aus dem ersten Kapitel einen Abschnitt - das ist in ihren Bibeln Seite 259, im neuen Testament.
Jetzt im zweiten Kapitel des 1. Petrusbriefes:
2. Kapitel Vers 18-25
Überschrieben - im alten Luthertext hat man die Spannungen nicht richtig aufrecht erhalten können, da hieß es: Mahnungen an die Knechte, und jetzt hat man es richtig übersetzt: Mahnungen an die Sklaven.
Dass sie wissen, was das für eine Sprengkraft hat, schon dieses unheimlich schreckliche, grausame Wort.
Es geht um christliche Sklaven, Leute, die als Sklaven Christen geworden sind.
Ihr Sklaven, ordnet euch in aller Furcht den Herren unter. Ich glaube, den Satz muss ich nochmal lesen. Dass die Bibel nicht in unser Denken hinein passt, das merkt man an vielen Stellen, zum Beispiel auch an dieser Stelle. Ihr Sklaven, ordnet euch in aller Furcht den Herren unter, nicht allein den gütigen und freundlichen, sondern auch den wunderlichen oder, ich würde übersetzen, den launischen. Denn das ist Gnade, wenn jemand vor Gott um des Gewissens willen das Übel erträgt und leidet das Unrecht, denn was ist das für ein Ruhm, wenn ihr um schlechter Taten willen geschlagen werdet, und es geduldig ertragt. Da hat man es ja verdient, sehen Sie, wenn ich um meine eigenen bösen Sachen willen geschlagen werde. Wenn ihr um guter Taten willen leidet, und das ertragt, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen. Da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen. Er, der keine Sünde getan hat, und in dessen Munde sich kein Betrug fand, der nicht wieder schmähte, als er geschmäht wurde, der nicht drohte, als er litt. Er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet. Der unsere Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leib auf das - jetzt ist gemeint das Fluchholz - das ist für Petrus, der ja Jude, Hebräer war, ein ganz wichtiges Wort aus seinem Gottesdienst gewesen, das Fluchholz - damit wir der Sünde abgestorben der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden, denn ihr wart wie die irrenden Schafe. Aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten - jetzt ist es nicht sehr glücklich übersetzt mit dem Bischof, was sollen wir uns darunter vorstellen in unserer modernen Welt - ihr seid bekehrt zu dem Hirten, der eure Seelen beschützt und behütet, oder zum Hüter eurer Seelen, der, der über euch wacht, und der, der euch umgibt.
Jetzt, bei der Vorbereitung ist mir das richtig klar geworden, dass ich einen schlimmen Fehler gemacht habe mit der Ankündigung dieses Themas zu diesem Gottesdienst. Wenn uns Menschen auf die Nerven fallen, ja das gibt es natürlich, weil wir oft auch überspannte Nerven haben, und gereizt sind, es geht ja um etwas viel, viel Schwierigeres. Es geht um das Unrecht leiden. Wirklich, wenn unerklärlich uns andere Menschen grundlos misshandeln. Und uns schikanieren nach Strich und Faden. Deshalb nochmal kurz zurückgeblickt. Paulus schreibt an Sklaven, es gab damals in den ersten Christengemeinden viele zum Glauben an Jesus gekommene Sklaven. Und wir wissen es aus dem Philemonbrief, wie das eine große Not war, diese Sklaven: Wann kriegen wir denn endlich Freiheit. Dass wir in Christus befreit sind, ist schon erfreulich, aber wir wollen doch auch die äußere Freiheit, wir können doch nicht einfach das Unrecht einstecken. Und Paulus schreibt diesen Sklaven, die so misshandelt wurden. Das Wort Sklave hat nicht nur eine schlimme Wortbedeutung, sondern ist so eine grausame Sache. Eine Geschwulst, eine stinkende Wunder an den Gesellschaften der Jahrhunderte, man kann das gar nicht sagen, wenn Menschen nicht wie Tiere, sondern wie eine Ware behandelt wurden. Wenn man mit ihnen machen durfte, was man wollte. Das schlimme ist, dass das auch in unserem europäischen Humanismus so lange so furchtbar hat sein können. Das versteht man heute nicht mehr. Aber ich denke oft, wir haben zwar die Sklaverei abgeschafft, aber wir haben zwar die Menschenrechte hoch heraus gestellt, ich denke jetzt an eine ganze Reihe Menschen unter uns, die ganz furchtbar leiden an den Misshandlungen in der Ehe oder bei der Trennung von der Ehe. Menschen, die keinen Mut mehr haben zum Leben, die sagen, ich werde entehrt, und ich bin gar nichts mehr wert. Und was die anderen da spielen, und was da noch im Namen des Rechts mit mir geschieht, ich kenne andere, die sich so misshandelt fühlen, vielleicht in einem Arbeitsverhältnis. Ich war schon schockiert, nachdem einer unserer jungen Leute plötzlich feststellt, nachdem er einige Wochen gearbeitet hat, dass er überhaupt keinen Lohn bekommt. Weil das auf einmal nicht eingehalten wird. Wenn man so lebt, wie soll man sich denn als Christ verhalten, was soll ich denn machen? Mir klingt es im Ohr, ich habe das oft gehört von kritischen jungen Leuten, die natürlich gesagt haben, ja, ja, das wissen wir. Das sind Leute, die aus einem marxistischen Denkkreis kommen, die gesagt haben, die Christen haben ja die Sklaverei abgedeckt und gesegnet. Und die sind schuld dass sie nicht überwunden wurde. Man hätte damals ganz anders kämpfen müssen. Ja, ja, es ist merkwürdig, es sind oft Leute, die für den Frieden eintreten, oder für Gewaltlosigkeit, und Pazifismus, die an dieser Stelle plötzlich sagen, da muss man zur Revolution greifen, da muss man Umstürze machen, da muss man die Faust ballen, Waffen in die Hand nehmen und kämpfen. Warum tut das Petrus nicht? Warum sagt er, solche Ratschläge? Weil er diese Sklaven anspricht, und ihnen zeigt, und sagt, ihr seid ganz verwirrt. Ihr wisst nicht mehr, was richtig ist, der eine redet so, der andere gibt euch den Rat, wie ihr euch verhalten sollt in dieser schwierigen Lage. Brummt ihnen auch oft der Kopf, und sie wissen gar nicht, was man sagen soll? je mehr man Leute fragt, umso mehr Meinungen hat man plötzlich, man weiß plötzlich nicht, wie man sich entscheiden soll. In solchen schwierigen kniffligen Lebensfragen, wie verhält man sich, in so komplizierten Situationen, wenn uns Unrecht geschieht? Zum Glück leben wir ja in einem Rechtsstaat. Aber wie viel Christen leben in einem Unrechtsstaat? Und Petrus erinnert zuerst daran, und sagt, ihr wart wie irrende Schafe. Die Schafe sind ein besonderes Symbol für die Hilflosigkeit. Die wissen nicht, wo man hin laufen soll. Und dann stehen sie ganz verwaist dar, wenn sie keinen Hirten haben. Aber jetzt seid ihr bekehrt zum Hirten. Ihr seid hingeführt worden zu dem einen, der euch in allen Lebenslagen den richtigen Kurs zeigt. Und wenn wir so ein schönes Lied gerade gesungen haben, der Herr ist mein Hirte, und er führt mich auf rechter Straße, dann gilt das erst recht in diesen schweren Stunden, wo wir uns verlassen fühlen von Menschen, missbraucht, misshandelt, und unterdrückt. Auch dann ist Jesus mein guter Hirte, der mich richtig führt, und dann will ich auf ihn hören. Was hat er mir denn zu sagen? Was ist denn der Weg, den ich gehen soll? Also Blick auf Jesus. Das ist Petrus' erster Rat.
Blick auf Jesus!
Wenn man diesem Brief noch einmal liest, ist ganz auffallend, auch an dieser Stelle, wie Petrus immer und immer wieder zurückkehrt zu jenem Geschehen der Kreuzigung Jesu und seines Todes. Das ist für Christen in der Tat die Mitte ihres Denkens, nicht ein Randpunkt. Für ihn war es ja ganz wichtig. Er hat lange gemeint, er sei einer, der Jesus beschützen könnte, und einer, der vielleicht Jesus helfen könnte. Und dann hat er erst ganz langsam gemerkt, ich lebe von der großen Gunst, er sagt dafür Gnade. Von der großen Gnade, die mir Jesus in meinem Leben gibt. Das ist das Geheimnis. Dann erzählt er noch einmal die Geschichte, und sagt, wie war denn das. Das bleibt ihm unauslöschlich in Erinnerung. In dem Augenblick, als Jesus verhaftet wurde, und sie Jesus gegriffen haben, da hat sich in dem Petrus alles aufgebäumt, sein ganzes Rechtsbewusstsein. Seine ganze Manneskraft, seine Würde. Und dann nahm er das, das war so ein richtig spontaner Griff, dann nahm er sein Schwert und zog es und schlug es los auf diesen Malchus, und hieb ihm das Ohr ab. Und wenige Stunden später schlich er durch die Nacht. Zu dem Palast des Hohenpriesters. Kaifas war gerade der Amtsinhaber. Hannas der Schwiegervater. Und dort kann er durch ein offenes Fenster alles beobachten, was da abläuft. Und in ihnen krallt sich alles zusammen, wie er das sieht. Wie Jesus da steht, und der Hohepriester fragt ihn, und sagt zuerst, was ist mit deinen Jüngern, und Jesus gibt keine Antwort. Jesus hat noch nie einen verraten, noch nie einen preisgegeben von den Seinen, er schweigt. Und dann fragt der Hohepriester nach der Lehre Jesu, und Jesus gibt ihm klare Auskunft: du sagst es. Wenn es um die klare Botschaft geht. Er redet frei und unbekümmert und ohne Angst. Das ist für den Petrus ein ganz wichtiges Vorbild, darum gehört der Petrus auch zu den ersten Märtyrern der Urchristenheit. Ein freimütiger Mann, der das bei Jesus gesehen hat. Aber der schon gleich gesehen hat, wie diese klare Antwort Jesu das nach sich zieht, dass da plötzlich einer dieser Diener herkommet und Jesus ins Gesicht schlägt. Und Petrus kann das von außen kaum mit ansehen, was da abläuft. Am meisten wundert ihnen, dieses schweigende, dieses schweigende Verhalten Jesu, der nicht redet. Der nicht wieder schalt, da er gescholten wurde. Was ist das für ein mächtiges Schweigen gewesen? Das Unrecht, das er auf sich sitzen lässt. Und das einfach erträgt, wie sie ihn da ins Gesicht schlagen. Und dann sieht er die gebundenen Hände Jesu, der nicht zurückschlägt. Er kann es auch gar nicht. Und jetzt ist Petrus ein alter Mann, und versteht es, damals hatte er auch gedacht, das ist ein Zeichen der Schwachheit, wenn das Böse und das Gemeine so triumphieren kann, man muss sich doch wehren. Und jetzt als alter Mann schreibt er den Gemeinden: das ist Gnade bei Gott. Was heißt denn das? Das ist ein ganz großes Wunder, wenn einer soweit kommt, dass er schweigen kann, auch wenn ihm maßloses Unrecht widerfährt. Gnade bei Gott. Es ist ganz große Gnade, wenn einer nicht das verspürt, was Petrus so spontan dachte, da muss ich mein Schwert nehmen und dreinschlagen, sondern wenn er das tragen kann. Ich weiß nicht, was jetzt an Schwerem alles auf ihm liegt. Es geht ja nicht bloß auf das Erdulden des Unrechts. Sondern sagen Sie ja zu diesen schweren Weg, wie heißt es, zum Leiden Ja sagen. Wisst, dass es ein Vorrecht ist, wenn ihr leiden sollt. So schreibt es Petrus. Wenn euch der Herr diesen Weg führt, Krankheit, Missachtung, Unrecht, was auch kommt, sagt ja. Sagt ja zu deiner Einsamkeit, sagt ja zu deiner schwierigen Ehe, sagte Ja zu den Lasten, die der Herr auf dich legt du kannst das lernen von deinem Hirten Jesu der dich führt, der nicht den gleichen Weg führt, sagt ja dazu.
Jetzt sind wir beim zweiten: sagt ja zu diesen Weg!
Den Petrus sagt, dass was Jesus damals für uns erlitten hat, das ist nicht bloß der Grund der Vergebung, dass das Blut Jesu meine Schuld sühnt, sondern das ist auch gleichzeitig ein Muster, nach dem ich mich richten kann. Und jetzt gebraucht er ein griechisches Wort, das ist so herrlich. Zwei Bilder nimmt er, und die kann man einfach so stehen lassen. Er redet von den Fußstapfen. Zweifellos dachte der Petrus an eine Wüstenlandschaft, so war's ja in einem heißen Land, und irgendwo ist man, und weiß nicht mehr, wo gehe ich hin. Und dann sieht man plötzlich Spuren im Sand. Da ist einer gegangen, und wenn ich diesen Spuren nach, dann komme ich wohin. Da ist ein Ziel, und ich muss bloß in die Fußstapfen treten. In dieser Wüste, da ist ein Weg, den ich gehen kann. Aber für uns ist das Bild eigentlich noch viel schöner, wenn wir es in die Alpen verlegen mit den Fußstapfen, und da ist ein großes Schneefeld. Und da steht man davor, und sagt wie soll ich denn das überqueren, ich muss hinüber, wenn ich heimkommen will. Aber der Abhang ist so steil, und wenn ich da auf diesem Schneefeld ausrutsche, dann fliege ich viele hundert Meter tief da unten in die Geröllhalde hinein. Wie gut, wenn da Fußtritte sind, wo man seine eigenen Schritte hinein setzen kann, und dann hat man einen festen Halt, dass meint der Petrus. Wir haben doch in der schwierigen Wegstrecke unseres Lebens, die so rutschig ist, da haben wir die Tritte, da ist Jesus gegangen, und er zeigt mir: ich komme nicht um, auch wenn sie dir das Leben nehmen. Sie können gar nichts tun, wo du in der Hut und in der Bewahrung des guten Hirten bist. Das ist doch das Wichtigste, wo er dich führt, niemand kann dich aus seiner Hand reißen. Du musst dich doch gar nicht wehren, du musst doch gar nicht nach deinem Recht suchen. Jetzt ist einfach die Frage, sind die vielen Dinge, die uns zu erregen, unsere drei Punkte, streiten wir für unsere Ehre, oder können wir sagen, Herr Jesus das ist jetzt deine Sache. Du bist der Herr meines Lebens. Ich lege dir meine Berufskrise hin, und meine Ehekrise, meine Lebenskrise, aber ich will nur deinen Schritten nachgehen, in deiner Fußstapfen treten, anders komme ich nicht durch. Da wird es auf einmal wahr, ob wir das glauben mit dem guten Hirten, und er gebraucht das andere Bild, das genauso schön ist. Pädagogik hat sich noch wenig gewandelt. Früher haben die Kinder, die ABC-Schützen das Schreiben gelernt an einer Schreibvorlage: so wie der Lehrer es an der Tafel formt, so wie das A geht oder das B, und dann sagt er, jetzt probiert es nur einmal, dein Bogen ist noch nicht richtig schön, fahr es noch einmal nach, und mach es mit ganz geraden Strich, sonst wird es nicht schön, Probier es noch einmal. Probiert es doch einmal, das, was Jesus getan hat, als Schreibvorlage zu nehmen, fahr noch einmal den Bogen nach. Wie hat denn das Jesus gemacht? Und da kann man richtig sehen, wie der Petrus Jahr um Jahr in seinem Leben auch unter den ganzen schlimmen Anfeindungen, und unter denen er gelitten hat, je älter er wurde, gemerkt hat, das ist eine Einübung, damit ich den Bogen richtig herauskriege, und den Strich richtig gerade ziehen kann. Ich will immer mehr lernen, immer mehr studieren. Und immer besser das begreifen. Nachfolgend seinen Fußstapfen, und dann wie Jesus keine Sünde getan, und kein Betrug in seinem Munde, Herr ich will nur deinen Weg gehen. Ich bin überzeugt, gerade da, wo Sie meinen, Sie seien verlassen, der gute Hirte Sie überreich segnen, er will Sie seine Wunder erfahren lassen. Und das hat noch eine ganz wichtige Bedeutung, wie kann man denn das machen? Das hat noch eine ganze Zeit interessiert, auch jetzt nach diesen Ostertagen, ich kann mir so etwas in meiner menschlichen Arten nie vollbringen. Wir alle sind ganz anders gepolt. wir sind ganz anders veranlagt. Wir reagieren sofort, wir wehren uns gegen Unrecht, wir sind verletzlich, wir werden bitter. Ich kann mal den Versuch machen, wie gut sie noch aus ihrem Leben noch alle Verletzungen aufzählen können. Wir behalten das Ja am allermeisten tief in uns. Aber wenn Jesus auferstanden ist, dann will er unser Herr sein. Und dann will er wirken bei uns, dass wir jetzt auch das schaffen. Und das interessiert uns, wie hatte Jesus das selber fertig gebracht? Das Unrecht zu ertragen? Wenn da irgend so einen hergelaufener Wachsoldat Jesus ins Gesicht schlägt, wer bin ich denn? Der Sohn Gottes! Da heißt es: er stellte es aber dem anheim, der da Recht richtet. Jesus hat es einfach im Gebet dem himmlischen Vater überlassen. Er hat gesagt: Herr, das ist nicht meine Sache, sondern deine Sache. Sie wissen doch noch, wie lange Jesus in Gethsemane gebetet hat, sich gerüstet hat, bevor dann diese Groben kamen und diese Misshandlungen. Wenn wir am Morgen des Tages Stille brauchen, da brauchen wir es, damit wir dieser Spannungen, dieses Unrecht, diese Misshandlungen, diese Ehrverletzung schweigend ertragen können, kein Betrug in unserem Munde gefunden wird, und wir sagen können, Herr, es ist deine Sache. Und dann wissen sie: dass hier die größere Weltrevolution geschieht. Mit dieser Art, des Leidens haben die ersten Christen das ganze Römerreich aus den Angeln gehoben. Das war nicht Schwäche, wenn sie in die Arenen gingen, und den Löwen vorgeworfen wurden, und ihre Lieder sangen. So wenig es später bei den Goten war, die ja durch die christlichen Kriegsgefangenen überführt wurden. Durch die Liebe dieser Gefangenen, die nicht hassten, sondern vergaben. Und das hat die Wachsoldaten überzeugt, dass da etwas ganz Neues sichtbar wird, was sie gar nicht kannten. Das war nicht anders bei den war denn sein, dass war bei den Hugenotten so. Ja, wenn wir fragen, wo ist die Kraft der Christenheit heute? Sie kann nur gelebt werden von jedem einzelnen Christen. Nur so, in ganz schwierigen Bezügen. Aber das ist doch wahr, dass Christus auferstanden ist und lebt, und dass er der Herr ist, mitten unter uns. Petrus sagt: erinnere dich immer daran, Christus hat deine Sünde für dich getragen. Und ich habe vorhin gesagt: um die Mitte kreist sein Denken immer. Wir brauchen gar nicht etwas demonstrieren, wir können es jedem sagen, ich bin jeden Tag abhängig von dieser herrlichen Vergebung. Ich bin ein fehlsamen Mensch mit allen Mängeln, aber ich darf aus Dankbarkeit das Jesus zurückerstatten, liebend vergeben, so wie er mich geliebt hat. Ich darf das erwidern, was mir dauernd widerfährt. Warum ist denn Jesus am Kreuz für mich gestorben? Damit ich mich nicht mehr verliere in dem Kampf der bösen Worte, in dem Kleinkrieg der Spannungen um mich her. Dass ich nicht mehr für meine Ehre kämpfe und für meinen verletzliches Ich. Wie hat der Chor vorhin gesungen? Ich fange noch einmal von vorne an, jedes Wort, das ich jetzt sage für mich selber: Herr, ich will nur von deiner Liebe lernen, und sehen, du bist am Kreuz gestorben, damit ich jetzt deine wunderbare Gerechtigkeit lebe. Diese Güte, ich bin doch ein Kind des himmlischen Vaters. Ich bin doch ein Eigentum Gottes. Die Ehre kann mir niemand mehr wegnehmen. Die menschliche Ehre, die ist gar nicht mehr wichtig, wenn Gott für mich eintritt, und mich rechtfertigt, was brauche ich mich vor Menschen noch verteidigen? Ihr seid durch seine Wunden heil geworden. Noch einmal: ihr wart wie die irrenden Schafe, ihr wart hin und her geworfen. Da wird man ganz verrückt, man weiß nicht mehr was man tun soll. Aber seid ihr den Hirten Jesus gefunden hat, wisst ihr genau was ihr tut. Und was dein Weg ist. Und so wird er dich führen. In diesen Ostertagen haben wir ja oft auch gehört, dass kritische Menschen uns gefragt haben, ja, wie wollt Ihr denn das glauben, wir kennen doch durch Zeitungsartikel und aus irgendwelchen Vorträgen, die im Radio übertragen werden, wo ist denn das irgendwo nachweisbar, dass Christus wirklich auferstanden ist? Da kann man den Auferstandenen entdecken. Ich lese immer wieder die alten Geschichten, weil ich es nicht verstehen kann mit meinem Kopf. Wie da damals die alten Sklaven in Römerreich, die die Fußtritte abbekommen haben, für ihre launischen Herren jeden Morgen gebetet haben, dass sie doch möchten gerettet werden von der Liebe Gottes. Das war die Revolution. Das haben Marxisten nie begriffen. Und jetzt soll die Revolution durch Sie weitergehen, die Revolution der gelebten Liebe. Dazu ist Christus auferstanden, dass sie diese Gerechtigkeit praktizieren in den Spannungen ihres Lebens gegenüber Menschen, die ihnen Unrecht tun. Amen.