Erlebte Rettung
Apostelgeschichte 27, 13-26
Winrich Scheffbuch
Abschrift der Predigt vom 20.06.1999, gehalten in der
Ludwig-Hofacker-Gemeinde in Stuttgart.
Und jetzt singen wir das Lied, dass wir in Württemberg so
lieben, 620. Das ist ein Lied, dass der Daniel, Johann Daniel Herrnschmidt
gedichtet hat, als er Vikar in Bopfingen war und dort die große Schlacht des
spanischen Erbfolgekriegs war’s, das preußische Lazarett war dort und Typhus
ist ausgebrochen und der Herrnschmidt hat Mut gehabt. Der hat sich nicht vor
der Ansteckung gefürchtet und das ist in diesem Lied so typisch, wie er das
beschreibt, er stellt das in die Hand Gottes, wie alles geht. Gott will’s
machen, dass die Sachen gehen, wie es heilsam ist. 620. Wir singen mal die
Verse 1-5 und dann sage ich wie’s weiter geht.
…
Herrnschmidt wurde Professor in Halle, bei August Herrmann
Franke, er starb sehr früh, seine Frau folgte ihm nur wenige Stunden später
nach. Aber er war ein Mann der Ewigkeit zugewandt. Seine letzte Bibelstunde hat
er von der Offenbarung gehalten. Und das ist schön, wenn man diesen Blick hat,
auch nicht sorgt, damals für seine unmündigen Kinder und die Frauen singen nun
Vers 6, die Männer Vers 7. Und dann alle miteinander 8 und 9. Die Männer Vers 6
und dann die Frauen Vers 7.
…
Das ist wichtig: Wenn du nur bei Jesus bist, oder wenn nur
DU bei Jesus bist. Sonst haben Sie diesen ganzen Frieden nicht. Und wir fahren
fort in der Apostelgeschichte. Wir haben noch nächsten Sonntag solche Eindrücke
aus der urchristlichen Gemeinde nun heute von dem schweren Seesturm, in den
Paulus geriet auf der Überfahrt nach Rom. Apg. 27,13-26. Wir greifen das nur
heraus aus dem Lagebericht. Das ist interessant, der Bericht ist so
ausführlich, dass Fachleute, Seefahrer vom Mittelmeer sagen, das sei ungeheuer,
mit welcher Detailkenntnis das beschrieben wird. Überhaupt mit den Winden und
der ganzen Seefahrt damals im Altertum, ist einer der wichtigsten Berichte, für
die, die spezielle Seefahrerinteressen da haben. Aber für uns hat es auch sonst
noch eine Bedeutung.
13 Als aber der Südwind
wehte, meinten sie, ihr Vorhaben ausführen zu können, lichteten die Anker und
fuhren nahe an Kreta entlang. 14 Nicht lange danach
aber brach von der Insel her ein Sturmwind los, den man Nordost nennt. 15 Und da das Schiff
ergriffen wurde und nicht mehr gegen den Wind gerichtet werden konnte, gaben
wir auf und ließen uns treiben. 16 Wir fuhren aber
vorbei an einer Insel, die Kauda heißt, da konnten wir mit Mühe das Beiboot in
unsre Gewalt bekommen. 17 Sie zogen es herauf
und umspannten zum Schutz das Schiff mit Seilen. Da sie aber fürchteten, in die
Syrte zu geraten, ließen sie den Treibanker herunter und trieben so dahin. 18 Und da wir großes
Ungewitter erlitten, warfen sie am nächsten Tag Ladung ins Meer. 19 Und am dritten Tag
warfen sie mit eigenen Händen das Schiffsgerät hinaus. 20 Da aber viele Tage
weder Sonne noch Sterne schienen und ein gewaltiges Ungewitter uns bedrängte,
war all unsre Hoffnung auf Rettung dahin. 21 Und als man lange
nichts gegessen hatte, trat Paulus mitten unter sie und sprach: Liebe Männer,
man hätte auf mich hören sollen und nicht von Kreta aufbrechen, dann wäre uns
Leid und Schaden erspart geblieben. 22 Doch nun ermahne ich
euch: Seid unverzagt; denn keiner von euch wird umkommen, nur das Schiff. 23 Denn diese Nacht trat
zu mir der Engel des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene, 24 und sprach: Fürchte
dich nicht, Paulus, du musst vor den Kaiser gestellt werden; und siehe, Gott
hat dir geschenkt alle, die mit dir fahren. 25 Darum, liebe Männer,
seid unverzagt; denn ich glaube Gott, es wird so geschehen, wie mir gesagt ist.
26 Wir werden aber auf
eine Insel auflaufen.
Das größte Unternehmen aller Zeiten, das ist Gottes Reich.
Größer als der einflussreichste Industriekonzern. Größer als das gewaltigste
politische Reich, das je auf der Erde war. Mit der Auferstehung Jesu hat Gott
angefangen sein Reich in aller Welt aufzurichten, er hat seine Boten hinaus
gesandt, dass sie überall sein Evangelium verkünden. Eine packende Geschichte,
wenn man das in unsren Tagen hört. Bei uns kam ein Mitarbeiter zurück und
erzählte, wie in Usbekistan die ersten Usbeken sich zu Jesus bekehrt haben. In
unseren Tagen. In den letzten Völkern und Stämmen. Verstehen Sie, warum dann
Gott zulässt, dass dann plötzlich so ein Sturm tobt? Wo doch der Apostel Paulus
in die Metropole Rom damals muss, um das Evangelium zu verkünden. Das war doch
sein Plan. Den er der Gemeinde dort auch schon vorgestellt hat. “Ich muss auch
in Rom vom Kreuz Jesu sagen.” Und das ist, wie wenn sich alle Mächte
verschworen hätten, das darf nicht sein, das soll nicht sein. Wenn Sie fragen,
warum Gott so etwas zu lässt, müssen Sie immer bei den biblischen Berichten
schon fragen, warum Gott so etwas zu lässt. Natürlich lässt Gott das zu und
Gott lässt das bei seinen Leuten zu. Und sogar bei seinen Leuten, die in seinem
Dienst stehen, die Gott gehorsam sind. Es ist wichtig, dass man begreift, dass
jeder Einzelne von uns durch diese Bewährung durch muss. Und wir müssen ganz sicher
sein, Gott sendet mich, auch wenn äußerlich alles dagegen spricht. Wir müssen
unserer Sache sicher sein und das kann ich nur, in dem ich frage: Ist das
wirklich so, dass ich Gott gehöre, ist das wirklich so, dass ich sein Eigen
bin? Das kam ja nachher noch viel bunter: Wie der römische Kaiser alle Macht
aufgeboten hat. Die ersten Christen, die sich grad in Rom bekehrt hatten zu
jagen und im ganzen Römerreich lodern die Feuer auf. Man treibt die Christen
nicht nur in die Katakomben, sondern in die Arenen, wo sie sterben. Sie werden
verfolgt und gejagt und umgebracht. Das ist die Methode, wie Gott sein Reich
baut. Mit sterbenden Zeugen. Gott braucht nicht Einfluss in der Welt, Gott
braucht nicht die Gnade der Welt, Gott buhlt nicht: “Ach seid doch so nett und
lasst mal meine Boten auch mal reden“, sondern Gott baut sein Reich, wo alles
verloren aussieht und das wünsche ich mir in unseren Tagen, dass Gott noch
einmal auch in unserer Stadt, in unserem Land sein Reich mächtig baut, dass
sein Evangelium Menschen bekehrt. Und wir kennen das aus der
Missionsgeschichte. Wie viele sind umgekommen in den Wellen der Ozeane. Wie
viele sind erschlagen worden. Wie viele sind am Fieber erlegen. Der Same der
sterbenden Zeugen war der Anfang eines großen gewaltigen Aufbruchs. Weil es
Gott nicht um Menschenmacht geht, auch nicht um unsere Kraft, unseren Einfluss,
sondern sein Geist macht lebendig, sein Geist wirkt. Da ist neulich bei einer
Hochseeregatta vor Australien so ein Sportboot untergegangen. Und die Fachleute
haben gesagt, dass war wirklich unheimlich, wenn dreißig Meter hohe Wellen über
so einem kleinen Boot zusammen schlagen. Sie können sich vorstellen was es war:
Das war ein Zyklon. Damals Nordost genannt, der über diesem kleinen Segelschiff
sich zusammen braute und dieses Schiff erschütterte. Das Schlimme war, die
hatten Getreide gelagert im Schiffsbauch und wie dann die Wellen über dem
Schiff zusammen schlugen und das Wasser in die Ladung drang, da quoll dieses
Getreide auf und Sie können verstehen, da bersten diese Außenwände, weil sie
diesem Druck von innen nicht mehr stand halten. Und das war aussichtslos. Wir
hatten, wie heißt’s hier: “Alle unsere Hoffnung” Vers 20 “auf Rettung war
dahin.” Die jungen Leute, die haben heut ein Wort, die sagen: “Ich bin ganz cool.”
Paulus war nicht cool. Und die jungen Leute reden sich’s auch ein. Wenn diese
Stürme toben und wenn die Erschütterung kommt, da bleibt keiner cool. Da fangen
die Nerven zu flattern an und da kriegt man’s mit der Angst zu tun, da dreht
man durch, da weiß man nicht mehr weiter. Bloß interessant, dass der Paulus in
dieser schrecklichen Stunde einen Frieden findet. Eine Geborgenheit findet. Der
hat sie nicht, der findet sie. Und das ist ein Weg für uns, wo man immer wieder
Frieden und Geborgenheit finden kann. Wie? Das wollen wir jetzt wissen. Ich
möchte zuerst mal sagen: Nur nicht leichtsinnig und harmlos. Ich treffe viele
Christen, die mir immer wieder erzählen und sagen: “Ach, ich bin ganz
unbesorgt.” Und ich werde die Angst nicht los, die schwätzen das nur. Das
Schlimmste ist, wenn man Glaubenssätze daher plappert. Leichtsinnig, harmlos.
Wir haben grad den Psalm 46 miteinander gelesen. Warum wüten die Wellen denn
so? Es sind die Zerstörungsmächte los. Seit dem Sündenfall des Menschen können
diese Zerstörungsmächte wüten. Sie erleben das so erschreckend mit, wenn die
Krankheit in ihrem Leben zu wüten. Sie erleben das beim Tod eines lieben
Menschen. Wie das ist. Das kann man sich theoretisch nie vorher zusammen
reimen. Zerstörungsmächte, die Bibel sagt Chaosmächte sind das. Sinnlos
einfach. So ist das Wüten der Meere. So erleben wir das Sterben der Menschen in
den Katastrophen, auch der Kriege und der Armut der dritten Welt.
Zerstörungsmächte, die los sind. Die toben und die wüten. Und nur Dumme
fürchten sich nicht. Nur Dumme fürchten sich nicht. Wir sollten ja als Christen
vorsichtiger sein. Und wir sollten auch wieder sprechen in unseren
Versammlungen. Wenn manche so leichtfertig und so arg, so arg, ach mit einer
flotten Lippe das so runter sagen. Wart mal wenn’s an dich kommt. Und wenn Du
dran bist. Wie es dir wird. Und das ist ganz recht, wenn’s Ihnen auch schwer
wird, Kranken und Trauernden ein Trostwort zuzusprechen. Sie müssen es dennoch
tun. Aber Sie sollen es nicht leichtfertig tun. Es ist ja ganz wichtig: Wir
wollen uns rüsten und wappnen. Mir fällt in der ganzen Geschichte von dieser
Seefahrt auf, wie Paulus vorher gewarnt hat. Macht das nicht. Fahrt jetzt nicht
vor den Herbststürmen los.” Er hätte ja sagen können: “Ach wir Christen haben
nie Angst. Ha da kann uns sowieso nichts passieren.” Paulus war nie
leichtsinnig. Und wenn ich manchmal so Christen höre, die sagen: “Ach ich
brauche keinen Arzt, ich bete.” Red doch keinen Unsinn. Zu was hat uns denn
Gott Ärzte und Medikamente gegeben. Wir sollten ihn auch darüber preisen und
ihm danken. Wir sind doch froh, dass es Versicherungen gibt, dass man vorsorgen
kann. Und wenn ich heut einen jungen Mann treffe, wie in der letzten Woche, der
sagt: “Ich kriege keine Rente, da vertrau ich Gott.” Dann hab ich gesagt: “Du
bist ein Schmarotzer, ein ganz übler. Du lebst auf die Kosten der
Allgemeinheit. Das ist nicht Gott vertrauen.” Und wenn Leute kommen und sagen:
“Ach mit den Geldplanungen, wir fangen mal ein großes Werk im Glauben an.” Das
stimmt, das hat Jesus getan, aber nicht hinter allem was heute gesagt wird
steht Gott. Sonst müssten manche nicht so schreckliche Bettelbriefe nachher
schreiben, wenn sie wirklich das Gottvertrauen hätte. Die fliegen bei mir alle
in den Papierkorb. Weil das kein Gottvertrauen ist, wenn man nachher die
Anderen anfleht und sagt: “Wir sind in große Engpässe gekommen.” Wir müssen
auch sorgfältig planen. Jesus sagt vorher hinsetzen und rechnen, ob du es
habest hinaus zu führen. Paulus hat sehr gewarnt, er hat sogar die Profis
gewarnt. Die Seeleute, die es doch eigentlich wissen müssen. Weil Christen
nicht leichtsinnige und harmlose Leute sind. Auch gegenüber der Gefahr. Ich kam
gestern bei meiner privaten Bibellese grad an die Sprüche. Und ich war wieder
ganz beschenkt. Sprüche 1, was da steht, das passt ganz prima. Da steht von der
Weisheit. Wenn ihr fahren lasst meinen Rat, den Rat der Weisheit und meine
Zurechtweisung nicht wollt, dann will ich auch lachen bei eurem Unglück und
euer spotten, wenn da kommt, was ihr fürchtet. Denn über euch kommt wie ein
Sturm, was ihr fürchtet und euer Unglück wie ein Wetter, wenn über euch Angst
und Not kommt. Dann werden sie nach mir rufen, aber ich werde nicht antworten.
Es ist gut, wenn wir uns heute rüsten und sagen: “Habe ich vorgesorgt?” Nicht in
dem Sinn, als ob man mit Geld alles vorsorgen könnte, aber lasst uns planen.
Aber lasst uns auch mit Gott planen. Mit seiner Hilfe. Und es ist gut, wenn wir
keine leichtsinnigen und harmlosen Schwärmer sind, wenn wir nicht Träume als
unsere Zuflucht haben, sondern verlässliche Dinge. Was war der Grund bei diesen
Seeleuten, warum wollten sie unbedingt dieses Risiko eingehen? Es war Geldgier.
Und darum konnte Paulus ihnen entgegen treten und sagt: “Nein, nein.” Über der
Geldgier haben sie alles verloren, auch das Schiff. Deshalb ist es gut man
plant richtig und plant weitsichtig. Der Rat des Paulus, den er den Seeleuten
gibt, war bedeutsam und er war sicher entstanden auch im Gebet. Im Fragen nach
dem Willen Gottes. Aber jetzt wenden wir uns der Geborgenheit zu, dem Frieden,
den der Paulus hat. Wie kriegt man so einen Frieden, wenn dann das Unfassbare
eintritt und dieser Sturm los bricht. Wie krieg ich solch einen Frieden? Wenn
alles wackelt und wankt, wenn man Seekrank ist, wenn man alle Hoffnung fahren
lässt. Der Daniel Herrnschmidt, von dem wir dieses Lied vorhin gesungen haben,
der hat ja noch das andere gedichtet: “Fürsten sind Menschen vom Weib geboren
und sinken wieder in das Grab.” Man darf sich nie auf Menschen verlassen. Du
musst dich auf Gott verlassen können, in den schwierigen Krisenstunden deines
Lebens. Und das wird so prima beschrieben. Paulus kämpft in der Not und er
sucht nach Gottes Wort und er ringt drum und sagt: “Ich will jetzt wissen, was
sagst du mir.” Und da steht da ein Engel Gottes sprach zu ihm. Ich bin so froh,
dass wir Gottes Stimme so klar und vernehmlich in der Bibel haben. Das ist
übrigens das, was wir einander weiter sagen. Keine primitiven Sätze, sondern
die großen Zusagen Gottes, die nicht gebrochen werden können. Die wollen wir
uns in den Stunden der Not gegenseitig zusprechen. Der Paulus bekommt einen
Zuspruch von Gott selbst. Es wird noch einmal gesagt, der Gott dem er dient und
dem er gehört. Gehören Sie mit allem was Sie sind Gott? Wenn Sie gerade in
einer geschäftlichen Krise sind ist das ein guter Anlass sich noch mal zu
überlegen: “Sind eigentlich meine Geschäfte wirklich mit Gott gemacht gewesen,
dass ich Gott gehöre. Dann kann ich’s auch so durchstehen. Oder muss ich manche
Dinge zuerst in Ordnung bringen, damit es Gottes Sache wird. Wenn man das
sprechen kann über all seinen Sorgen. “Herr ich gehöre dir und ich bin dein”,
ja das war dem Paulus wichtig. Diese Seefahrt, das war nicht ein lustiges
Abenteuer. Er war gefangen. Das war ihm schon vorher zugesagt: “Das ist der Weg
Gottes mit dir.” Und wenn Sie wissen, über Ihren schweren Wegen, über Ihren
schweren Erfahrungen, jetzt hat Gott mit mir eine ganz besondere Führung vor.
Auch wenn es äußerlich nur dunkel aussieht. Dann können Sie getrost sein und im
Frieden. Und das ist was ganz Wichtiges, dass was der Herr sagt in diesen
Stunden, das ist wie, da will man, da muss man hören können. Herr was willst du
zu mir sagen? Ich will lauschen auf dein Wort. Was sagt denn Gott? “Du bist
dein, fürchte dich nicht, du bist mein.” Und er wird sich an unserer Not und an
unserem Elend verherrlichen. Und er will seine Wunder tun an unserem schwachen
Leib. Und er will seine Siege machen, auch wo wir sterben. Dennoch, seine Sache
geht weiter. Aber hier kriegt der Paulus noch einmal den Zuspruch: “Ich will
dich nach Rom senden, du musst nur zuerst deine Mission fertig machen.” Dass
ist doch schön, wie dieser Paulus in einer großen Ruhe plötzlich dieses Wort
hört und wie von dem Augenblick an plötzlich wieder die Hoffnung in ihm
lebendig ist. Die Zusagen Gottes sind ja so wunderbar. “Eure Haare auf dem
Haupt sind alle gezählt“, das ist ein Jesuswort. Mir fällt kein Haar vom Haupt
ohne Gottes Willen. Wie hat Paulus das überhaupt gehört? Er hat viel Zeit im
Gebet zu gebracht. Bitten Sie Gott, dass er zu Ihnen redet in der Stunde der
Not. Betend. Und das ist auch ein Punkt, wo wir uns Zeit nehmen sollen, wenn
solche Dinge geschehen, den Herrn zu fragen: “Was willst du?” Wir wissen es ja
oft gar nicht und auch hier wollen wir keine vorschnellen Antworten geben. Es
steht uns Christen auch gut an in solchen Nöte zu sagen: “Herr wir wissen nicht
was das soll. Aber wir bitten dich, dass du zu uns redest und uns ruhig machst
in deinem Wort.” Ich hab hier in den Psalmen einmal aufgeschlagen, wie oft das
kommt Psalm 4, 2: “Du tröstest mich in Angst.” Psalm 22, 12: “Sei nicht ferne
von mir, denn Angst ist mir nahe.” Was hat der David Angst gehabt. “Die Angst
meines Herzens ist groß.” Psalm 25, 17. Psalm 31, 10: “Herr sei mir gnädig,
denn mir ist Angst.” Psalm 32 “Deshalb werden alle Heiligen zu dir beten zur
Zeit der Angst, darum, wenn große Wasserfluten kommen, werden sie nicht an die
gelangen. Du wirst mich vor Angst behüten, dass ich errettet, gar fröhlich
rühmen kann.” Psalm 71 “Du lässt mich erfahren viele und große Angst. Du machst
mich wieder lebendig.” Sie sind alle durch große Not gegangen, aber sie haben
erlebt aus dem Beten heraus. Beten Sie diese Psalmen in der Angst. Damit Gott
zu Ihnen reden kann. “Und in der Angst rief ich den Herrn an” Psalm 118 “und er
erhörte mich und tröstete mich.” Ich kann’s doch bloß erfahren mitten in der
Angst. Und da muss jeder durch. Grade gläubige Leute. Und immer neu erfahren:
Es wird nicht dunkel bleiben, über denen, die in der Angst sind. Jesaja 8 in
der herrlichen Adventsbereitschaft. Oder Paulus. “Es kann mich nichts, keine
Trübsal, keine Angst von der Liebe Gottes scheiden, die in Christus Jesus ist.”
Und er hat’s immer neu in einer Tiefe dort entdeckt, grade wo äußerlich alles
verloren war. “Darum bin ich guten Muts” sagt Paulus “in Ängsten, gerade da,
weil ich mich ganz neu auf sein Wort stütze und auf sein Wort verlasse.” Wir
haben am Anfang gesagt, dass Weltmission das größte Abenteuer. Zinzendorf war
ja der große Pionier. Er hat ja in wenigen Jahren mit der kleinen Herrnhuter
Gemeinde mehr Missionare ausgesandt als die ganze Christenheit in 200 Jahren
zusammen genommen. Und von den ersten Missionaren, die nach St. Crois in der
Karibik ausgereist sind, waren von 18 noch 9 am Leben. Und von der anderen
Mannschaft, da waren von 29 nur 8 wieder in die Heimat zurück gekehrt. Aber der
Zinzendorf sagte: “Ein Diener Jesu Christi muss nicht darum sterben, weil er an
einem ungesunden Ort lebt, sondern er geht zu seiner Ruhe ein, wenn des Herrn
Stunde dazu schlägt. Und als er dann selber nach St. Thomas hinüber fuhr, weil
alle seine Missionare eingesperrt waren. Und unterwegs einer seiner Begleiter
sagt: “Was machen wir, wenn die jetzt alle tot sind?” Dann sagt ein anderer,
ein märischer Flüchtling, der auch als Missionar da war, ganz strahlend bloß:
“Nun, dann sind wir da. Die Sache Jesu geht doch weiter.” Und das ist etwas was
man nur lernt, wenn man seinen Auftrag nimmt: “Herr ich will doch mein Leben
begreifen als eine Sendung von dir. Da war ein Missionar unter diesen Zinzendorfern,
Jakob Israel. Ein schwacher und gebrechlicher Sachse. Und ihr Schiff ist auf
ein Riff aufgelaufen und die Matrosen sind mit dem Rettungsboot geflüchtet und
haben ihn, den Jakob Israel und seinen Mitbruder Feder mit Negersklaven auf dem
zerbrechenden Schiff zurück gelassen. Das gleiche übrigens, was diese Besatzung
dort auf vor hatte. Die wollten auch flüchten und türmen und dann die anderen
sich selber überlassen. Und dann sind diese beiden Herrnhuter Missionare hinaus
auf das Riff, das war in dem tosenden Sturm ganz schwierig. Und sie wussten
genau, sie müssen genau in so einem Wellental kurz hinaus auf diese, in diese
Brandung hinein und der erste, der hinaus ging, war der Jakob Israel, der
zweite war dieser Feder und der rutscht aus auf diesen glitschigen Steinen.
Dann kommt die Brandungswelle und er war sofort zerschlagen der Körper. Dann
fragten sie ihn und sagen: “Was hast denn du gedacht, als dein Bruder da
plötzlich tot in den Wellen lag?” Dann hat er gesagt: “Ich hab gesungen.” Ein
Zinzendorflied. Und da heißt es: Die tobenden Wellen sind eure von alters
bestimmten Stellen. Ja, wenn der Herr mich führt, dann will ich auch das
Schwere aus seiner Hand nehmen. Aber ich weiß, dass er mich auch erretten kann.
Wir haben viel Errettung erlebt. Aber Gott ist es nicht die wichtigste Sache
unseren Körper zu sanieren und uns 170 Jahre alt werden zu lassen, sondern dass
aus unserem Leben etwas zu seinem Lob heraus kommt. Dass unser Leben Frucht
trägt. Und das ist das Allerwichtigste. Und darum ist es wichtig, dass uns die
Angst nicht bestimmen kann und die Angst nicht treiben kann, sondern dass ich
in der Angst wieder ganz neu den Kurs meines Lebens sehe. Da will ich noch ein
Letztes hinzufügen. Paulus macht anderen Mut. Das ist erstaunlich, wie er nicht
nur für sich selber diesen Frieden Gottes sucht, sondern wie er für diese
gottlose Mannschaft von Seeleuten und das sind ja oft sehr derbe Gesellen, wie
er vor die hin geht. Das ist etwas Großes, dass wir Boten der Freude sein
dürfen. Boten des Evangeliums wir bringen diesen Leuten eine frohe Botschaft.
Ihr sollt leben. Wir sind Leute, die keine Gerichtsbotschaft zu bringen haben,
dass machen die Wellen von allein. In dieser Welt können die Leute auch selbst
erleben, wie man untergeht. Wir müssen nicht alles Gericht an die Wand malen.
Manchmal müssen wir das auch. Aber ich bin so froh, dass wir den Menschen sagen
dürfen: “Gott hat dich lieb und Gott hat ein Ziel mit deinem Leben.” Ich bin
sicher, dass der Paulus gebetet hat für seine Schiffspassagiere, die mit ihm in
gleicher Not waren. Und Gott hat ihm gesagt: Ach sie sollen teilhaben an deiner
Errettung. Das war ja ein besonderes Entgegenkommen Gottes. Wir dürfen für
unsere Hausgenossen und Nachbarn beten. Wir dürfen beten auch für ungläubige
Leute und das schöne ist, dass wir kommen dürfen als Boten der Freude. Gott hat
etwas vor. Wir dürfen auch an den ängstlichen Leuten sprechen. Können Sie
sich’s ausmalen, wie ungläubige Leute, die keinen Trost des Evangeliums haben
in ihrer Todesnot Angst haben? Und vor den Krankheiten sich fürchten? Das ist
doch die Chance für uns Seelsorger der Liebe zu sein. Und Menschen zu sagen, du
darfst Gott vertrauen und mit ganz schlichten Worten, so wie’s jeder verstehen
kann, Gott kennt dich, deine Haare auf dem Haupt sind gezählt. Gott liebt dich.
Ist das wirklich wahr? Ja, sein Sohn ist für dich gestorben am Kreuz. Das was
wir anderen zusprechen ist nicht auf wackligen, steht nicht auf wackligen
Füßen, sondern das ist der Zuspruch. Es ist herrlich, dass durch diese Errettung
des Paulus das Evangelium erschallen kann. Und dass die Freudenbotschaft des
Lebens erklingt. Was ist das an so einem herrlichen Sommertag? Ein Freudentag.
Dass Gott uns solch eine Liebe schenkt, dass er uns das Leben schenkt. Wir
dürfen durch dieses Leben hindurchgehen als Boten der Freude. Und da wo andere
bedrückt und traurig und voll Angst sind, dürfen wir ihnen sagen: “Nein, wie
auch dein Leben weiter geht, Gott will dein Leben. Er will dich
heraus retten.”
Amen.