2. Timotheus 4, 14-15: „Alexander, der
Schmied, hat mir viel Böses bewiesen; der Herr bezahle ihm nach seinen Werken.
Vor dem hüte du dich auch; denn er hat unsern Worten sehr widerstanden.“'
Vor
einiger Zeit hatte ich eine Evangelisation in einer württembergischen
Kleinstadt. Viel Volk kam zusammen. Omnibusse brachten Menschen aus der
Umgebung. Auch aus dem Hotel, in dem ich wohnte, machten sich Kurgäste auf.
Da
lud ich eines Tages den Hotelier ein. Mit einer großen Höflichkeit und
unsagbaren Gleichgültigkeit lehnte er ab: „Ich habe keine Zeit.“ In ihm
begegnete mir der eigentliche Mensch unserer Zeit. Der hat keine Feindschaft
gegen das Evangelium. Es ist ihm nur unaussprechlich gleichgültig.
Nun,
das war eigentlich schon immer so, dass der unerweckte Mensch alles andere
interessanter findet als die Offenbarung Gottes. Das hat Paulus schon erlebt.
In Philippi hörten ihm nur ein paar Frauen zu. In Athen lachte man ihn aus.
Umso
auffälliger ist es, wenn wir hier erfahren, dass Paulus auf einen Menschen
traf, der mit Leidenschaft seine Botschaft ablehnte, der ihm Steine in den Weg
warf. „Alexander hat mir viel Böses erwiesen. Er hat unsern Worten sehr widerstanden.“
Was
sind das für seltsame Leute, die in einer Zeit allgemeiner Gleichgültigkeit das
Evangelium und seine Boten hassen können? Es sind die, die einmal von Gottes
Geist erweckt waren, dann aber wieder auf den Weg des Todes gerieten. So steht dieser
Alexander in der Bibel als eine Warnung für alle die unter uns, die etwas
wissen von dem Wirken Gottes an ihren Herzen.
1) Man kann nicht mehr glauben
Wir
lernen diesen Schmied Alexander näher kennen aus dem ersten Timotheus-Brief. Da
schreibt Paulus von ihm: „Er hat am Glauben Schiffbruch erlitten.“ Er hatte es
also einmal gehört, dass der lebendige Gott in Jesus zu uns gekommen ist und dass
dieser Sohn Gottes ihn am Kreuz erkauft hat. Ja, er hatte Vertrauen zu Jesus
bekommen. Er hatte es gewagt, sein Schifflein
loszubinden und im Vertrauen auf Jesus zu leben.
Aber
diese gute Fahrt hatte nur kurz gedauert. Da war sein Glaubensschiff
gescheitert. Furchtbar, so ein Schiffbruch: wenn ein Schiff auf die Klippe
aufläuft, wenn die wilden Wellen Stück um Stück des Schiffes zerschlagen und
hinabreißen. So war es dem Alexander mit seinem Christenglauben ergangen.
Wie
war das möglich? Wir hören da eine seltsame Erklärung im ersten Timotheus-Brief:
„Er hat das gute Gewissen von sich gestoßen.“ Es kommt alles darauf an, dass
wir dies Verstehen.
Seht,
der unerleuchtete Weltmensch lebt dauernd gegen sein Gewissen und macht sich
nichts draus. Das Evangelium aber erweckt unser Gewissen. Da entdeckt man, wie
sehr schuldig man vor Gott geworden ist. Man hält es nicht mehr aus, bringt seine
Schuld unter Jesu Kreuz und empfängt Vergebung. Aber nun hat man ein erwecktes
Gewissen. Der Heilige Geist hält es wach. So lernt man meiden und hassen, was
Gott nicht gefällt. Luther sagte: „Es ist nicht gut noch geraten, etwas wider das
Gewissen zu tun.“
Ich
will hier gleich erklären: Jesus-Jünger erleben wohl tiefe Niederlagen. Aber
eines können sie nicht: Sie können mit dem, was sie als Sünde erkannt haben,
nicht Frieden schließen. Man kann nicht auf die Dauer betrügen, im Ehebruch
leben, den Sonntag entheiligen, im Streit leben – und zugleich ein Gotteskind
sein wollen.
Alexander
hat dies versucht: Er hat das gute Gewissen von sich gestoßen. Aber da erlitt
sein Glaube Schiffbruch.
Der
große Bibelausleger A. Bengel weist darauf hin, wie es wohl bei Alexander
gewesen ist. Er kommt nämlich noch einmal in der Bibel vor, in der
Apostelgeschichte. Da wird berichtet von der großen Erweckung in Ephesus, bei
der wohl dieser Kupferschmied erfasst wurde. In Ephesus aber war ein berühmter
Heidentempel der Diana. Und nun lebte ein ganzes Gewerbe
davon, dass man kleine Nachbildungen dieses Tempels an die heidnischen Pilger
verkaufte. Als nun die Erweckung viele Herzen erfasste, ging das Gewerbe
zurück. Daraufhin machten diese Gold-, Silber- und Erzschmiede einen tollen
Tumult, bei dem Alexander eine undurchsichtige Rolle spielte. Und da sagt A.
Bengel: Er war Jesus-Jünger geworden, aber er lebte vom Heidentum, indem er
auch diese Götzentempelchen herstellte. Er fuhr zweigleisig. So erlitt er im
Glauben Schiffbruch und wurde eine düstere, tragische Gestalt wie – Judas.
Wie
ist das wichtig für alle, die einen Anfang gemacht haben. Ich möchte sagen:
Verzweifle nie, wenn du als Jesus-Jünger eine Niederlage erlebst! Stehe auf und
hole dir bei Jesus Vergebung. Aber du bist verloren, wenn du die Sünde bei dir wohnen
lässt. Tersteegen sagt: „Wer sich nicht ganz dem Herrn
will geben, / der führt ein wahres Jammerleben. / Brich durch, es koste, was es
will, / sonst wird dein armes Herz nicht still.“
So
war das mit Alexander. Was noch zu sagen ist, folgt klar aus dem Bisherigen.
2) Man kann nicht mehr lieben
Es
ist das Kennzeichen der Gemeinde Jesu, dass man hier Liebe findet. Im letzten
Sommer hatte ich eine Freizeit mit 25 Schülern. Da lud uns ein Mann aus einem
benachbarten Ort ein. Nie werden wir diesen wundervollen Tag vergessen. Am
Dorfrand holten uns CVJMer ab. Der Mann hatte eine
großartige Tafel in einem Obstgarten decken lassen. Alle seine Angestellten und
Familienmitglieder waren bereit, uns zu bedienen. Und dann gab es ein
fürstliches Mahl. Immer mehr Leute kamen, hörten zu, wie wir sangen. Ich hielt
eine geistliche Rede. Kurz, es war herrlich! Ich glaube, es gab keinen von meinen
Jungen, der nicht das Wunder empfand, dass hier völlig Unbekannte ihnen Liebe
erweisen wollten. Das ist Gemeinde Jesu!
Ein
Strom von Liebe geht aus dem Herzen Gottes. Er gibt seinen Sohn für uns hin.
Aus dem Herzen des Gekreuzigten strömt diese Liebe in Menschenherzen, welche
glauben können. Und nun geht sie zu den anderen, die im Glauben Brüder und
Schwestern sind. Und von da geht die Liebe in die kalte, egoistische Welt. In
diesen Strom war Alexander einmal hineingestellt. Aber nun? – Nun kann er nur
noch hassen. Und zwar hasst er – das ist bezeichnend – die Jesus-Jünger. „Er
hat mir viel Böses erwiesen“, sagt Paulus.
Als
der König Saul im Alten Testament von Gott verworfen wurde, ging der Heilige
Geist von ihm. Sofort nahm ein böser Geist von ihm Besitz und machte ihn
unruhig. Und die erste Wirkung dieses bösen Geistes ist, dass Saul den Spieß
wirft nach David, dem Freunde Gottes.
Arme
Feinde der Gemeinde Jesu! Euer Zorn zeigt, dass ihr vom Leben wisst und den Tod
im Herzen habt.
Das
ist wichtig für uns: Wer einen Anfang im Glauben an Jesus macht, darf nicht
zurückgehen. Er muss vorwärts bis zum seligen Ziel, zu dem uns Jesus berufen
hat. Damit sind wir beim letzten:
3) Man kann nicht mehr hoffen
Ich
muss euch auf etwas Seltsames aufmerksam machen. Gleich hinter unserm Text
berichtet Paulus davon, wie ihn alle Christen in Rom im Stich ließen, als er
vor dem Kaiser stand. Dazu sagt er: „Es sei ihnen nicht zugerechnet“, Und im
Vers vorher sagt er von dem Schmied Alexander: „Der Herr bezahle ihm nach
seinen Werken.“
Warum
dieser Unterschied? Soll das heißen, dass der liebe Paulus vom Rachegeist
überwältigt wurde, wenn er an den Alexander dachte? O nein!
Diese
Christen, welche versagten, gehörten Jesus. Paulus wusste, dass sie traurig
sind über ihr Versagen, dass sie es Jesus bekennen und Vergebung empfangen.
Denn Jesus-Jünger leben täglich von der Gnade Jesu.
Alexander
aber hat prinzipiell auf die Gnade verzichtet, die in Jesus erschienen ist. Nun
bleibt ihm nur das Gericht, das schreckliche Gericht Gottes, der gerecht ist.
So
steht es nun ganz klar: Entweder stehen wir bei Jesus und damit unter der
Gnade, die täglich vergibt. Wenn das nicht der Fall ist, bleibt unsere Schuld
behalten bis zum Tage des Gerichtes. Eine dritte Möglichkeit haben wir nicht,
weil Gott lebt. Wer aber unter der Gnade steht, der hat Vergebung seiner Sünden
und damit eine gewisse Hoffnung des ewigen Lebens.