2. Könige 2, 23-24: „Und Elisa ging
hinauf gen Beth-EI. Und als er auf dem Wege hinanging, kamen kleine Knaben zur Stadt heraus und spotteten
sein und sprachen zu ihm: Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, komm herauf! Und er
wandte sich um; und da er sie sah, fluchte er ihnen im Namen des Herrn. Da
kamen zwei Bären aus dem Walde und zerrissen der Kinder zweiundvierzig.“
Die
Zeitungen sind voll von Berichten über Unglücksfälle. Da heißt es: „Drei
Menschen bei Verkehrsunfall getötet.“ Oder: „Zwei Leute beim Baden ertrunken.“
Oder: „Zehn Mann bei einer Explosion verunglückt.“ „300 Menschen bei Tornado
umgekommen.“ „7 Mann im Bergwerk verschüttet.“ Es gibt heute viele
Möglichkeiten, sein Leben zu verlieren.
Aber
wie seltsam ist doch die Bibel! Sie berichtet von einem Unglück, von dem wir in
den Zeitungen nie lesen. „42 junge Männer an Gott verunglückt.“ Wir hören im
Text von einem Gottes-Unfall.
Ich
weiß: Diese Geschichte hat bei den Feinden der Bibel immer helle Empörung
hervorgerufen. „Ein fluchender Prophet! Ein Gott der Liebe, der 42 Kinder
umbringt! Das ist ja empörend! Da habt ihr den jüdischen Rachegott!!“
Und
den Freunden der Bibel ist diese Geschichte dann eine Verlegenheit. Sie wären
froh, wenn sie nicht in der Bibel stünde.
Wie
töricht ist beides! Die Bibel ist das Wort der Wahrheit. Sie richtet sich nicht
nach unseren Gedanken und Maßstäben. Wir tun vielmehr gut, unsere Gedanken und
Maßstäbe nach ihr zu richten. So lasst uns die Geschichte betrachten.
1) Der Aufstand der Massen
Der
Prophet Elisa kommt aus einer gewaltigen Stunde. Er durfte Zeuge sein, wie sein
Meister Elia „im Wetter gen Himmel fuhr“. Nun wandert er sehr allein nach
Bethel.
O
dies Bethel! Es war einst eine Segensstätte. Davon
zeugte noch der Name „Haus Gottes“. Doch nun war es der Mittelpunkt des Abfalls
vom lebendigen Gott geworden. Hier waren zuerst die Götzenbilder aufgestellt
worden, die Israel verdarben. Es ist oft so gewesen: Da, wo einst das
Evangelium besonders hell geleuchtet hat, da ist später tiefe Finsternis
eingekehrt.
Als
Elisa sich Bethel nähert, kommt ihm ein großer Haufe junger Burschen entgegen.
Luther übersetzt: „kleine Knaben“. Aber im Hebräischen steht „na'ar“. Mit diesem Wort bezeichnete sich Salomo, als er
König geworden war. Da war er aber ein Jüngling. Und dasselbe Wort wird
gebraucht für die jugendlichen Ratgeber des Königs Rehabeam.
Das waren sicher keine Kinderchen. Und das Wort, das Luther mit „klein“
übersetzt, heißt hier wohl soviel wie „unbedeutend“. Luther folgte in seiner Übersetzung
der lateinischen Bibel. Aber wir müssen auf den hebräischen Text zurückgehen.
Es
kam also dem Elisa ein Haufe junger Burschen entgegen, die im Leben noch nichts
geleistet hatten; die es lediglich gelernt hatten, in Massen pöbelhaft
aufzutreten. Wie viele waren es wohl? Wenn nachher 42 umkamen, werden es sicher
80 gewesen sein.
Wie
kennen wir diese gefährliche Masse! Da denkt man nicht. Da blökt man nur nach,
was der Leithammel vorblökt. Da bedenkt man auch nicht Gottes Taten in der
Vergangenheit. Wie hatte Gott sich in Israel bezeugt! Doch diese jungen Leute waren
wie Eintagsfliegen, die in den T ag hinein leben.
Lachend
und spottend umgaben sie den Elisa. Wie lächerlich kommt er ihnen vor: ein
junger Mann, der Gott fürchtet und von Herzen liebt! Darüber war man doch
hinaus! So prasselt der Spott auf den Elisa nieder. Ja, Elisa war damals noch
ein junger Mann. Darum ist der Spott auch nicht verständlich: „Kahlkopf, komm herauf!“
Nun, vielleicht hatte der junge Elisa eine Glatze. Das gab für die schön
ondulierten Jünglinge einen guten Anlass zum Spott.
Aber
ich bin nicht überzeugt von der Glatze des Elisa. Im Alten Testament schnitten
die Propheten Gottes ihr Haar nicht. Elisa trug sicher das lange Haar der
Propheten. Nun wollen die Burschen witzig sein und nennen ihn „Kahlkopf“. Ich
habe noch nie erlebt, dass der Spott der Welt über die Knechte Gottes sich
durch Geist ausgezeichnet hätte.
„Kahlkopf,
komm herauf!“ Das heißt „Wage es nur, zu uns nach Bethel zu kommen! Dann wirst
du Schlimmes erleben!“ Hört ihr den Ton der Drohung? Wenn die Masse über
Gotteskinder spottet, so steckt immer eine Drohung dahinter: „Wage du es nur
nicht, aus unserer Reihe zu treten. Das dulden wir nicht. Hier muss jeder
mitsündigen!“
Unter
dem Hagel des Spottes steht Elisa. Wie oft haben seitdem Christenleute so
stehen müssen! Ein Mensch, in dem der Herr Jesus Christus Gestalt gewonnen hat,
kommt nicht unangefochten durch das Bethel dieser
Welt.
2) Ein vollmächtiger Gottesknecht
Das
war eine schwere Stunde für den jungen Elisa! Spott ist schwer zu ertragen. Vor
dem ist sogar ein Petrus weich geworden.
Der
Elisa war lange Zeit mit dem gewaltigen Propheten Elia gewandert. Vor dem
hatten die Menschen Respekt. Der war dem jungen Elisa ein starker Halt. Aber
nun war der von Gott heimgeholt worden. Wie stand der Elisa nun allein!
Das
ist der normale Weg für die, welche Jesus angehören. Zuerst dürfen sie sich an
einen erfahrenen Christen anlehnen, wie ein junges Bäumchen einen Pfahl zum
Halt bekommt. Aber eines Tages muss man allein stehen. Dann kommt die große Bewährung
des Glaubens.
Der
Elisa bewährt sich herrlich. Im Text heißt es: „Elisa fluchte ihnen im Namen
des Herrn.“ Gerade dieser Satz kommt den unerleuchteten Weltmenschen so
anstößig vor. Wir wollen ihn untersuchen.
Zunächst
ist gesagt: Elisa ließ sich in keine Verteidigung ein. Er dachte an die ganz
große Wahrheit: „Mein ist die Rache, spricht der Herr. Ich will vergelten.“ Und
so tat er wie der Sohn Gottes: „Er stellte es dem anheim, der da recht richtet.“
Das sollten wir auch lernen.
Aber
es ist noch mehr hinter diesem unheimlichen Satz. Elisa kannte Gottes Wort aus
3. Mose 26. Da sagt Gott zu seinem Volk: „Und wo ihr mir entgegenwandelt und mich
nicht hören wollt, so will ich wilde Tiere unter euch senden, die sollen eure
Kinder fressen und eure Straßen sollen wüst werden.“
Und
nun übergibt der Elisa diese Spötter dem Gericht dieses gewaltigen Gottes. Das
ist eine ganz große Tat des Glaubens. Er schreibt Gott nicht vor, wann und wie
er richten soll. Er legt nur feierlich die Sache in diese allmächtige Hand.
Das
Gegenstück haben wir im Neuen Testament. In der Gemeinde in Korinth war ein
Mann, der der Gnade spottete durch leichtsinnigen Ehebruch. Da sagt Paulus: „Ich
habe beschlossen, im Namen unseres Herrn Jesu Christi ihn zu übergeben dem
Satan zum Verderben des Fleisches, auf dass sein Geist gerettet werde …“
Augustinus
hat einmal gesagt: „Wenn sie Gott nicht lieben wollen, dann müssen sie lernen,
ihn zu fürchten.“
Elisa
ist wehrlos. Aber seine Macht ist der Herr. Ihm übergibt er feierlich diese Spötter.
Die
Gemeinde Jesu ist sehr wehrlos und verspottet in dieser Welt. Aber die Welt
möge sich nicht täuschen darüber, wie sehr der
Herr dieser Gemeinde zu fürchten ist.
3) „Wo soll ich fliehen hin?“
Womit
Elisa gar nicht rechnen konnte, das geschieht: Es kommen zwei fürchterliche
Bären und richten unter den Spöttern ein Blutbad an.
Ich
habe mir diese jungen Männer aus Bethel vorgestellt, wie ihnen plötzlich das
Spotten vergeht – wie ihnen das Grauen die Stimme verschlägt. Und dann wollen
sie fliehen. Aber – wohin? Wohin?
Das
ist genau die Frage, die uns beschäftigen sollte. Haben nicht auch wir Gott
verachtet? Haben wir nicht seine Gebote unter die Füße getreten? Meint ihr
denn, Gottes Gericht käme nicht auch auf uns zu wie auf diese jungen Männer? Wo
wollt ihr hinfliehen, wenn Gott eure Sünden an das
Licht zieht?
Ich
weiß einen Platz, wohin wir fliehen können – wohin wir fliehen sollten, solange
es Zeit ist: Das Kreuz Jesu auf Golgatha!
Stellt
euch einmal das Unwahrscheinliche vor: Da kommen die fürchterlichen Bären als
Gerichtsboten – entsetzt schreien die Betheler
Jünglinge auf. Aber da stürzen die Bären auf Elisa zu und zerreißen ihn.
Unmöglich?
Nun,
dies ist geschehen – auf Golgatha. Da kam Gottes Gericht, und der Richter
stellte sich ihm in den Weg und trug das Gericht – auf dass wir Frieden hätten.
Welch ein Wunder! Sollten wir nicht jetzt – heute – zum Kreuze fliehen?