Prof.
Dr. Werner Gitt
Ein
Auszug aus dem Buch: „Fragen, die immer wieder gestellt werden“
16.
Auflage
Leben begegnet uns in äußerst vielfältiger Gestalt, so
dass selbst ein schlichter Einzeller bei aller Einfachheit dennoch so komplex
und zielgerichtet gestaltet ist wie kein Erzeugnis menschlichen
Erfindungsgeistes. Zur Deutung des Lebens und seiner Herkunft gibt es zwei
prinzipiell zu unterscheidende Möglichkeiten: Evolution oder Schöpfung. Nach
der Evolutionslehre wird Leben wie folgt definiert: „Leben ist ein rein
materielles Ereignis, das somit physikalisch-chemisch beschreibbar sein muss
und sich von der unbelebten Natur nur durch seine Komplexität unterscheidet.“
Gegen die Evolutionslehre sind inzwischen von zahlreichen Wissenschaftlern aus
mancherlei Gebieten (z. B. Informatik, Biologie, Astronomie, Paläontologie,
Geologie, Medizin) gewichtige Einwände erarbeitet worden. In der Kontroverse
Schöpfung/Evolution bleibt jedoch ein unauflösbarer Widerstreit bestehen,
dessen Ursachen in den unterschiedlichen Basissätzen beider Modelle liegen
(siehe Frage FS1). Aus diesem Patt käme man heraus, wenn es ein System gäbe,
dass sich allein an wissenschaftlichen Erfahrungssätzen orientierte. Diese
Sätze müssten sehr angreifbar formuliert sein, so dass ein einziges
experimentell belegbares Gegenbeispiel sie schon zu Fall bringen könnten. Wenn
dies nicht gelingt, gewinnen sie naturgesetzliche Bedeutung, und damit erlangen
sie eine starke Aussagegewissheit für die Beurteilung noch unbekannter Fälle.
In diesem Sinne ist der nur in der Erfahrung bewährte Energiesatz weltbildfrei
anwendbar. So war das zuvor noch nie durchgeführte Unternehmen des Fluges zum
Mond nur dadurch möglich, weil von der strengen Gültigkeit des Energiesatzes
bei allen erforderlichen Vorausberechnungen ausgegangen werden konnte. Von
gleicher Aussagekraft sind die Erfahrungssätze über Information, so dass
wir hier erstmals die Möglichkeit haben, auf der naturgesetzlichen Ebene zu
einer aussagestarken Argumentation zu gelangen. Materie und Energie sind zwar
notwendige Grundgrößen des Lebendigen, aber sie heben lebende und unbelebte
Systeme noch nicht grundsätzlich voneinander ab. Zum zentralen Kennzeichen
aller Lebewesen aber gehört die in ihnen enthaltene „Information“ für alle
Betriebsabläufe (Realisierung aller Lebensfunktionen, genetische Information
zur Vermehrung). Informationsübertragungsvorgänge spielen eine grundlegende
Rolle bei allem, was lebt. Wenn z. B. Insekten Pollen von Pflanzenblüten
überbringen, so ist dies in erster Linie ein Informationsübertragungsvorgang
(von genetischer Information); die beteiligte Materie ist dabei unerheblich.
Leben ist damit zwar noch keineswegs vollständig beschrieben, aber ein äußerst
zentraler Faktor ist damit angesprochen. Das komplexeste
informationsverarbeitende System ist zweifelsohne der Mensch. Nimmt man alle
Informationsabläufe im Menschen einmal zusammen, d. h. die bewussten (Sprache,
Informationssteuerung der willentlichen motorischen Bewegungen) und die
unbewussten (informationsgesteuerte Funktionen der Organe, Hormonsystem), so
werden täglich 1024
bit
verarbeitet. Dieser astronomisch hohe Wert für die Informationsmenge übertrifft
das Gesamtwissen der Menschheit von 1018 bit, wie es in den Bibliotheken der Welt gespeichert ist, noch um den
Faktor von einer Million. Betrachtet man die Frage der Herkunft des Lebens nach
informationstheoretischen Gesichtspunkten, so sind wie bei jedem System, das
Information trägt oder verarbeitet, folgende Erfahrungssätze zu
berücksichtigen:
· Statistik (Aspekte der Zeichenhäufigkeit und Signalübertragung),
· Syntax (Aspekte des Codes und der Satzbildungsregeln),
· Semantik (Aspekte der Bedeutung),
· Pragmatik (Aspekte der Handlung),
· Apobetik (Aspekte des Ergebnisses und des Zieles).
Im Gegensatz zur Evolutionslehre ist Leben somit
weitergehender zu definieren:
Leben = materieller Anteil (physikalische und chemische Aspekte) +
immaterieller Anteil Mit dieser Kurzformel soll deutlich hervorgehoben werden,
dass Leben neben der materiellen noch eine nichtmaterielle Komponente besitzt.
Zum nichtmateriellen Anteil gehört die Information aus einer geistigen Quelle.
Damit ist aber der nichtmaterielle Anteil des Lebens noch keineswegs
beschrieben. Dies wird daran deutlich, dass die Lebewesen kurz nach ihrem Tod
zwar noch ihre Information in den Zellen haben, aber etwas sehr Grundlegendes,
nämlich das, was den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmacht, fehlt dann.
Dieser Unterschied ist zwar für jeden sichtbar, aber er ist wissenschaftlich
nicht fassbar. Bis heute sind alle vorgetragenen Konzepte einer autonomen
Informationsentstehung in der Materie (z. B. Eigens Hyperzyklus, Küppers’
molekulardarwinistischer Ansatz) an der Erfahrung gescheitert. So bleibt es
unverständlich, dass M. Eigen dennoch glaubt, irgendwann einmal mit rein
materiellen Prozessen die Herkunft von Information begründen zu können:
„Wir müssen nach einem Algorithmus, einer
naturgesetzlichen Vorschrift für die Entstehung von Information suchen“
(„Stufen zum Leben“, Piper-Verlag, 1987, S. 41).
Sein Ansatz „Information entsteht aus
Nicht-Information“ (S. 55) widerspricht allen Erfahrungssätzen und ist damit
ohne Realitätsbezug. Die obigen acht Informationssätze hingegen haben sich
unzählbar oft in der Erfahrung bewährt und sind in keinem
Laboratorium der Welt experimentell widerlegt worden.
So ist es folgerichtig zu fragen, ob das Leben nicht aus einem zielorientierten Schöpfungsprozess stammt. Von diesem Prinzip berichtet die Bibel. Die aus der Sicht der Informatik zu fordernde geistige Informationsquelle für jegliche Information – und damit auch für die biologische Information – wird in der Bibel bereits auf der ersten Seite erwähnt: „Am Anfang schuf Gott“ (1. Mose 1, 1). Die Evolutionslehre unterstellt hingegen, dass die Information in den Lebewesen keines Senders bedarf. Diese Aussage wird durch die tägliche Erfahrung der obigen Informationssätze reichlich widerlegt. Darum liefern uns heute die Naturgesetze über Information die stärksten Argumente für die Entstehung der Lebewesen durch eine Schöpfung.