Prof. Dr. Werner Gitt

Ein Auszug aus dem Buch: „Fragen, die immer wieder gestellt werden“

16. Auflage

 

Im Hochleistungssport werden ständig verbesserte Leistungen erbracht, die vorher nicht möglich waren. Ist das nicht auch ein Hinweis auf Evolution?

 

In einem Abschlussbericht zur XXIV. Olympiade in Seoul schreibt die „Braunschweiger Zeitung“ vom 3. 10. 1988:

„Den Glanz erhielten die Spiele durch 38 Weltrekorde. Die Grenzen menschlichen Vermögens wurden in der südkoreanischen Metropole neu definiert. Das Elend personifiziert sich in dem Namen des ehrlosen kanadischen Sprinters Ben Johnson, der nach seinem Weltrekordlauf zum Olympiasieg als Betrüger entlarvt wurde. Nur zehn Fälle unerlaubter Leistungsbeeinflussung vermochte das IOC bis zum Sonntag aufzudecken. Doch die Dunkelziffer ist weitaus größer. So liegt über vielen Höchstleistungen von Seoul der Schatten des Zweifels. – Die Spiele brachten große Athleten hervor: Die sechsfache Schwimm-Olympiasiegerin Kristin Otto aus Leipzig, der mit fünf Goldmedaillen geschmückte amerikanische Schwimmer Matt Biondi, der russische Turn-König und Vierfach-Sieger Wladimir Artemow, der amerikanische Leichtathletik-Superstar Florence Griffith-Joyner mit ihren Sprint-Triumphen über 100 m, 200 m und in der Staffel. In die Ahnen-Galerie der Olympia-Größen gehört ohne Zweifel auch Steffi Graf, die mit ihrem Olympiasieg den „Golden Slam“ vollendete und damit eine Jahrhundert Leistung vollbrachte.“

In der Tat, die Weltrekorde im Hochleistungssport werden ständig verbessert. Auch wenn man die Dopingfälle abzieht, ist eine Leistungssteigerung erkennbar. Dabei ist allerdings zu bedenken: Die erbrachten Rekorde sind das Ergebnis intensiver Sportforschung und die Umsetzung in strapaziöse Trainingsmethoden. Die antrainierten Höchstleistungen sind nicht vererbbar. Wird das Training beendet, so können diese Leistungen nicht aufrechterhalten werden. Im Evolutionssystem braucht man jedoch einen Mechanismus, der von Generation zu Generation selbsttätig eine Verbesserung bringt. Nach evolutionistischer Vorstellung sollen Mutation und Selektion die Antriebsräder der Höherentwicklung sein. Diese sind aber weder planmäßig noch zielstrebig. Es herrscht vielmehr ein anderes Gesetz in der Materie: das Gesetz der Trägheit, der Passivität, der Energieentwertung und der Tendenz zur Nivellierung. Leben aber ist immer – bis in den Feinbau der Makromoleküle – mit Planmäßigkeit verbunden. Niemand wird bezweifeln, dass dem Bau unserer heutigen Computer ein aufwendiger Plan zugrunde liegt. Aber selbst die komplexesten Rechnerarchitekturen sind nur ein Kinderspielzeug im Vergleich zu dem, was in jeder lebendigen Zelle arbeitet und somit in höchstem Grade planmäßig ist.