Ein
Auszug aus dem Buch: „Fragen, die immer wieder gestellt werden“
16.
Auflage
Dürfen unverheiratete Paare nach der Bibel zusammenleben? Ab wann ist ein
Paar verheiratet: Nach der Entscheidung des Paares, zusammenbleiben zu wollen? Nach
dem ersten Intimverkehr? Nach der standesamtlichen oder kirchlichen Trauung?
Zur Klärung dieser in unserer Zeit immer brennender
werdenden Fragen sollen fünf Punkte biblischer Leitlinien vorangestellt werden.
Wir wenden hier einen biblischen Auslegungsgrundsatz an, bei dem die
Problemlösung nicht auf einen einzigen Vers zu fixieren ist, sondern sich erst
im Kontext mehrerer Grundaussagen ergibt (siehe Auslegungsgrundsätze A5 und A6
im Anhang, Teil II):
- Ehe und
Geschlechtlichkeit: Gott hat in seiner Schöpfungsordnung die Ehe
gestiftet. Sie ist sein Wille und seine gute Idee: „Es ist nicht gut, dass
der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei“
(1. Mose 2, 18). Sie ist als lebenslängliche Gemeinschaft angelegt
(Matthäus 19, 6), die darum nach der Trauformel solange gilt „bis dass der
Tod euch scheide“. Beim Einsetzen dieser von Gott gestifteten Gemeinschaft
von Mann und Frau hatte der Schöpfer gesagt: „Darum wird ein Mann Vater
und Mutter verlassen und an seiner Frau hangen, und sie werden ein Fleisch
sein“ (1. Mose 2, 24). Das „Ein-Fleisch-Sein“ meint zunächst die
leibliche, geschlechtliche Gemeinschaft. Diese Kurzformel umfasst jedoch
den ganzen Menschen und somit auch Seele und Geist. Zwei Menschen mit
unterschiedlichen bisherigen Lebenswegen finden zu der innigsten
Gemeinschaft, die es gibt. Sie werden eins in ihrem Empfinden und Denken
sowie in geistlicher und leiblicher Beziehung. Die Geschlechtlichkeit ist
ein Geschenk Gottes, und der eheliche Verkehr dient nach biblischer Sicht
nicht nur zum Kinderzeugen: „Entzieht euch einander nicht, höchstens auf
Grund beiderseitigen Einverständnisses für eine bestimmte Zeit, um euch
ungestört dem Gebet zu widmen“ (1. Korinther 7, 5; Menge). „Dein
Brunnquell möge gesegnet sein, dass du an der Frau deiner Jugend dich
erfreuest! Das liebreizende Reh, die anmutige Gazelle – ihr Busen möge
dich allezeit ergötzen, in ihrer Liebe sei immerdar trunken!“ (Sprüche 5,
18-19; Menge). „Genieße das Leben mit deiner Frau, die du liebgewonnen
hast“ (Prediger 9, 9; Menge). Die Bibel zeigt uns den rechten Umgang mit
der Sexualität. Sie grenzt sich ab sowohl von Prüderie (Hoheslied 4) als
auch von Wollust (Jeremia 5, 8); Liebe und Achtung sind die bestimmenden
Randbedingungen (Kolosser 3, 19; 1. Petrus 3, 7).
- Ehe und Gemeinde
als Stiftung Gottes: In dieser Welt gibt es viele Formen der menschlichen
Gemeinschaft, von denen Ehe und Familie, Gemeinde und Staat (Römer 13,
1-7) nach dem Willen Gottes sind. Die Gemeinde Jesu Christi und die Ehe
aber sind zwei besondere Stiftungen Gottes und damit entgegen mancherlei
Meinung keineswegs menschliche Erfindungen: Beide Gemeinschaften sind
darum in einer gottlosen Welt angefochten (1. Timotheus 4, 3; Offenbarung
2, 9). Seit der Schöpfung gibt es keine menschliche Kultur ohne Ehe. Sie
hat sich nie überholt und wird trotz ehefeindlicher Zeitströmungen und
trotz menschlichen Fehlverhaltens alle Zeiten überdauern, weil sie in der
Fürsorge Gottes für den Menschen begründet liegt. Ebenso wird die Gemeinde
nach der Verheißung Jesu selbst von den Pforten der Hölle niemals
überwältigt werden können (Matthäus 16, 18).
- Die Ehe als
Gleichnis: Die Bibel umschreibt oft den Glauben und die Beziehung zwischen
Gott und Mensch mit dem innigsten Vertrauensverhältnis, das zwischen Menschen
denkbar ist, mit der Ehe. „Denn wie ein Mann eine Frau lieb hat,… und wie
sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich dein Gott über dich
freuen“ (Jesaja 62, 5). Darum wird auch die Ehe als Gleichnis (griech.
mystaerion = Geheimnis) für das Verhältnis Christi zu seiner Gemeinde
gewählt: „…gleichwie auch Christus geliebt hat die Gemeinde und hat sich
selbst für sie gegeben,… so sollen auch die Männer ihre Frauen lieben“
(Epheser 5, 25+28). Von dieser Analogie sagt uns Gottes Wort: „Dieses Geheimnis
ist groß!“ (Epheser 5, 32). Schon aus dem Gleichnischarakter der Ehe für
die ewige Gemeinschaft mit Christus ist ableitbar, dass Ehe eine
Gemeinschaft auf die ganze Lebenszeit ist. Jede geschiedene Ehe produziert
ein Zerrbild der Vorstellungen Gottes und zerstört das Gleichnishafte. So
wird auch Jesu kompromisslose Haltung in der Scheidungsfrage einsichtig
(Matthäus 19, 6-9).
- Die Hurerei als
Gleichnis: Wenn eine in Liebe und Treue geführte Ehe als Bild für das
Verhältnis Gottes zu seinem Volk steht, so bezeichnet die Bibel in
Konsequenz den Abfall von Gott und die Anbetung fremder Götter und Götzen
als Ehebruch oder Hurerei: „Hast du auch gesehen, was Israel, die
Abtrünnige, tut? Sie ging hin auf alle hohen Berge und unter alle grünen
Bäume und trieb daselbst Hurerei. Und von dem Geschrei ihrer Hurerei ist
das Land verunreinigt; denn sie treibt Ehebruch mit Stein und Holz“
(Jeremia 3, 6+9). „Denn ich habe gesehen deine Ehebrecherei, deine
Geilheit, deine freche Hurerei, ja deine Greuel auf Hügeln und auf Äckern“
(Jeremia 13, 27).
- Was ist Hurerei?
Für die beiden deutschen Wörter Hurerei und Unzucht gibt es in der Sprache
des NT nur einen Ausdruck (griech. porneia), den wir in dem Wort
Pornographie wiederfinden. Das Wort „Unzüchtiger“ (griech. pornos) wird im
NT einerseits neben Ehebrechern und Homosexuellen gebraucht (z. B. 1.
Korinther 6, 9) andererseits aber auch als Oberbegriff für jede
Befriedigung des Geschlechtstriebes außerhalb der von Gott gesetzten
Ehegemeinschaft (z. B. 1. Korinther 6, 18; 1. Thessalonicher 4, 3). Hierzu
gehören
- voreheliche
sexuelle Gemeinschaft (5. Mose 22, 28)
- Intimgemeinschaft
mit einer anderen Frau als der Ehefrau (3. Mose 18, 20; Jeremia 5, 8-9;
Matthäus 5, 32)
- Homosexualität (1.
Mose 19, 5; Römer 1, 26-27; 1. Timotheus 1, 10)
- Blutschande (1.
Korinther 5, 1)
- Vergehen mit dem
Vieh (3. Mose 18, 23).
Diejenigen, die Hurerei (Unzucht) treiben, stehen
unter einem schweren Urteil Gottes: „Weder die Unzüchtigen noch die
Götzendiener noch die Ehebrecher noch die Weichlinge noch die Knabenschänder
werden das Reich Gottes ererben“ (1. Korinther 6, 9-10). „Die Unzüchtigen und
die Ehebrecher wird Gott richten“ (Hebräer 13, 4). „Draußen (in der Verdammnis)
sind die… Unzüchtigen und die Totschläger
und die Götzendiener und jeder, der Lüge lieb hat und tut“ (Offenbarung 22,
15). Folgerungen: Nach diesen biblischen Grundlagen liegen die gesuchten
Antworten auf der Hand. Das Zusammenleben unverheirateter Paare ist somit
ebenso wie vor- oder außerehelicher Geschlechtsverkehr nach der Bibel als
Hurerei zu bezeichnen und schließt vom Reiche Gottes aus, es sei denn, die
Betreffenden wenden sich von diesem sündigen Leben ab und kehren um (vgl.
Anhang, Teil I, Pkt. 10). Ab wann aber ist ein Paar verheiratet? Mit der
zunehmenden Entfremdung unseres Volkes von den Geboten Gottes beobachten wir
mehr und mehr, dass unverheiratete Paare zusammenziehen und in einem
„eheähnlichen“, aber unverbindlichen Verhältnis leben. Sie sind dennoch nicht
verheiratet, auch wenn manche keinen Unterschied zwischen ihrer
Lebensgemeinschaft und einer Ehe sehen. Wie Gott solche Verhältnisse beurteilt,
haben wir im vorangegangenen Punkt 5 bereits ausgesagt. Aus dem Zeugnis der
Bibel entnehmen wir, dass die Ehe nicht damit beginnt,
·
wenn ein Paar
beabsichtigt, den gemeinsamen Lebens weg zu gehen: Jakob wollte Rahel zur Frau
haben. Als die vereinbarten sieben Jahre bis zur Heirat vorbei waren, sagte
Jakob zu seinem Schwiegervater Laban: „Gib mir nun meine Braut, denn die Zeit
ist da, dass ich zu ihr gehe“ (1. Mose 29, 21). Hiermit war die
Geschlechtsgemeinschaft angesprochen. Zweierlei geht aus dem Textzusammenhang
hervor: Vor der Ehe hat Jakob nicht sexuell mit Rahel verkehrt, und die Ehe
galt ab dem öffentlichen Fest der Hochzeit.
·
wenn ein Paar
Intimverkehr gehabt hat: Wenn in Israel ein Mann mit einem Mädchen geschlafen
hatte, musste er es auch heiraten und – wie damals üblich – den Brautpreis
zahlen (5. Mose 22, 28-29). Intime Beziehungen waren bis zur offiziell
geschlossenen Ehe nicht erlaubt.
Definition für Ehebeginn: Eine Ehe gilt erst dann –
auch vor Gott – als geschlossen, wenn sich Mann und Frau dem in der jeweiligen
Gesellschaft üblichen offiziellen Ritual der Verheiratung unterzogen haben.
Diese Definition ist an allen biblischen Beispielen von Hochzeiten nachvollziehbar.
Hier finden wir folgendes biblische Auslegungsprinzip: Aus einer Fülle von
Einzelereignissen wird das allen gemeinsame als eine biblische Lehre
extrahiert. Ebenso ist diese Definition auf jeden entlegenen Stamm mit seinen
eigenen, innerhalb dieser Gemeinschaft anerkannten Riten anwendbar wie auch für
unseren Kulturkreis mit der Einrichtung des Standesamtes. Wichtig ist in allen
Fällen, dass die Menschen der Umgebung in eindeutiger und offizieller Weise
darum wissen, dass hier zwei Menschen in einer Ehe verbindlich zusammengehören.
Sie stehen damit anderen nicht mehr zur Partnerwahl zur Verfügung. Wenn ein
Mann eine verheiratete Frau (oder ein verheirateter Mann eine andere Frau und
umgekehrt) ansieht, um sie (ihn) zu begehren, so wird er (sie) nach der
Bergpredigt Jesu zum Ehebrecher (Matthäus 5, 28). Der Frau am Jakobsbrunnen
sagte Jesus, dass der Mann, den sie hatte, nicht ihr (Ehe-) Mann war (Johannes
4, 18). Wäre sie durch öffentlichen Eheschluss mit ihm verheiratet gewesen,
hätte Jesus nicht in dieser Weise mit ihr geredet. Die Bibel legt nirgends die
äußere Form der Eheschließung fest, dennoch gibt es einen definierten Tag der
Hochzeit, von dem an Mann und Frau offiziell zusammengehören. Zur Zeit Abrahams
geschah dies anders (1. Mose 24, 67) als bei Simson (siebentägige
Hochzeitsfeier: Richter 14, 10-30) oder zur Zeit Jesu (Hochzeit zu Kana:
Johannes 2, 1-11). In der Bundesrepublik ist allein die standesamtliche Trauung
die öffentlich-rechtlich anerkannte Form des Ehebeginns, die gemäß obiger biblisch
abgeleiteter Definition auch vor Gott als Ehe gilt.