U n t e r w e g s n o t i e r t
Eine Handreichung für Dienende
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„Daher, meine Geliebten, so wie ihr allezeit gehorchtet,
bringt, nicht nur wie damals in meiner Anwesenheit,
sondern nun viel mehr in meiner Abwesenheit,
mit Furcht und Zittern eure eigene Rettung zuwege,
denn es ist Gott, der in euch wirkt
sowohl das Wollen als auch das Wirken zugunsten des Wohlgefallens.“
Philipper 2, 12.13
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Nr. 136: September, Oktober 2022
Worte für Pilger zwischen zwei Welten
Der erste Petrusbrief (11)
Worte für Pilger zwischen zwei Welten 1. Petrus 1, 3–5, 9
I. Ein Lob Gottes: 1, 3–12
II: Hilfen für sie als Wiedergeborene in dieser Welt: 1, 13–2, 10
III: Hilfen in verschiedenen Bereichen der menschlichen Gesellschaft 2, 11–3, 22
IV: Hilfen für Wanderer, die im Blick auf das Ende „wandern“: 4, 1–19
A. Im Blick auf das Ende des alten Lebens: 4, 1–6
B. Für mit anderen Christen Zusammenlebende: 4, 7–11
C. Für Geprüfte im Blick auf das Endgericht: 4, 12–19
Fortsetzung von der letzten Nummer
V. 17: „…, weil der Zeitpunkt da ist, dass das Gericht beim Haus Gottes beginnen sollte;“
Gott ist ein Gott, der uns Begründungen und Motivationen gibt. Wir werden leichter dem Aufruf, Gott zu verherrlichen, nachkommen können, wenn wir uns bewusst sind, warum Gott uns leiden lässt: Das Leiden ist eine Züchtigung, ein „Gericht“ Gottes; es hat einen doppelten Zweck: Unser Heil und Gottes Ehre.
Gott bereitet seine Gemeinde vor. Leiden sind eine Zurüstung für die Ewigkeit.
Es gibt verschieden Arten von „Gericht“. Die Heiligen kommen nicht in die ewige Verdammung; ihre Werke werden aber dennoch gerichtet (2. Korinther 5, 10).
Hesekiel 9, 6: „'Mordet bis zur Vertilgung – Greise, Jünglinge und Jungfrauen und Kinder und Frauen! Aber naht euch niemandem, an dem das Zeichen ist. Und bei meinem Heiligtum sollt ihr anfangen.' Und sie fingen an bei den alten Männern, die vor dem Hause waren.“
Israel als Haus Gottes wurde gerichtet, denn ins Haus Gottes (d. h.: ins Volk Gottes) war Sünde eingedrungen. Es gab viele, die sich schwer gegen den Herrn verschuldet hatten. Es gab auch Unechte, die sich eingeschlichen hatten, solche, die nicht wirklich zu den Heiligen gehörten. Gott musste die Gemeinde züchtigen. Die Unechten mussten ausgesiebt werden.
„…, weil der Zeitpunkt da ist, …“
Zu jener Zeit (64 n. Chr.) war die Gemeinde Jesu reif für ein säuberndes Richten Gottes.
„…, wenn aber zuerst bei uns, …“
Das Gericht über die ehrfurchtslosen Juden kam in den Jahren 66 bis 70 (bzw. bis 73/74) n. Chr.
„…, was wird das Ende derer sein, die gegenüber dem Evangelium Gottes ungehorsam sind? 18 Und wenn der Gerechte kaum gerettet wird, …“
Kaum, d. h., mit Mühe, mit Leiden: Gott gibt sich viel Mühe, den Gerechten durch verschiedene Züchtigungen hindurch zum Ziel zu bringen. Vgl. 1. Korinther 11, 32: „Bekommen wir aber ein Strafurteil, werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht mitsamt der Welt verurteilt werden.“
Wenn einer von den Heiligen am Ziel ankommt, dann ist es die Gnade Gottes gewesen, die ihn dorthin gebracht hat: Gottes Barmherzigkeit, seine Kraft, seine Hilfe, sein Durchtragen, sein Ermutigen, sein Züchtigen war es. Ein Gerechter muss, ehe er ins vollendete Heil eingeht, Leiden durchmachen. Aber alles ist Gnade.
„…, wo wird der Ehrfurchtslose und Sünder erscheinen?“
Wenn der Gerechte schließlich nur durch Gnade am Ziel ankommt, wo will dann der erscheinen, der diese Gnade nicht angenommen hat – und der, der die Gnade verworfen hat? Er wird gerichtet werden. Diese Worte des Apostels sollen für jeden Leser dieses Briefes eine Warnung sein: Bleibe dem Herrn treu – auch dann, wenn du leiden musst!
Als Leidende sollen sie dem treuen Schöpfer die Seelen anvertrauen.
V. 19: „Daher auch sollen auch die, die nach dem Willen Gottes leiden, …“
Diese Leiden (vgl. V. 18) sind Leiden nach dem Willen Gottes. Sie haben den Zweck, die Kinder Gottes seiner Heiligkeit teilhaftig werden zu lassen.
Hebräer 12, 10: „…, denn jene freilich züchtigten [uns] für wenige Tage nach ihrem Gutdünken, aber er [züchtigt uns] zum Nutzen: damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden.“
„… ihm als einem treuen Schöpfer ihre Seelen anvertrauen …“
Was hat mein Leiden mit einem Schöpfer zu tun? – Sehr viel. Als Gott den Menschen schuf, schuf er ihn für sich. Gott als Schöpfer ist ein „Vater“. Wer Leben ins Dasein ruft, ist verpflichtet für dieses Leben zu sorgen.
So ist es auch in der Wiedergeburt. Wir sind neue Geschöpfe Gottes, des Vaters, der uns zeugte (2. Korinther 5, 17; Jakobus 1, 18). Gott ist ein treuer Schöpfer, der alles Leben, das er ins Dasein ruft, auch versorgen wird.
Er ist der Schöpfer und deshalb auch der Erhalter. Der Schöpfer meines neuen Lebens ist auch Hirte und Hüter meines neuen Lebens. Daher kann ich zu ihm kommen.
„… ihre Seelen anvertrauen …“
Wir sollen dem Beispiel unseres Herrn folgen, der sich Gott anvertraute (2, 23). Und wir dürfen uns ihm anvertrauen, der unser treuer Schöpfer und Hirte und Aufseher unserer Seelen ist (2, 25). Der, der mich zu neuem Leben brachte, wird auch unter größtem Druck mich bewahren.
Gott will, dass ich mich loslasse und fallen lasse, ihm hingebe, ihm anvertraue. Das heißt glauben. Glauben ist nicht Leistung. Es bedeutet aber, dass ich meine Finger von meinem Leben wegnehme und nicht versuche, mein Leben selbst zu steuern.
„Lass ihn nur tun und walten!
Er ist ein treuer Hirt.
Und wird sich so verhalten,
dass man sich wundern wird.“ (P. Gerhardt)
„… im Gutestun [o: indem sie Gutes tun].“
Das Anvertrauen meiner Sache soll im Rahmen des Tuns des Guten geschehen. Gutestun ist unserer Aufgabe – wie Jesus Christus, der umherging, „Gutes tuend“ (Apostelgeschichte 10, 38). So sind wir ihm ähnlich und spiegeln sein Wesen wider.
V. 19: „Daher sollen auch die, die nach dem Willen Gottes leiden, [ihm] als einem treuen Schöpfer ihre Seelen anvertrauen, [und dieses] im Gutestun.
Warum ist hier von einem Schöpfer die Rede? – Weil Leiden ein Angriff auf seine Schöpfung sind. Die Seelen sind sein Geschöpf.
Wie soll sich der leidende Christ verhalten? – Er soll nicht vergessen: Der Schöpfer darf mit dem Seinigen nach seinem Wohlgefallen verfahren.
Da Leiden, nach V. 1, den Tod einschließen können, soll der Leidende mit dieser Möglichkeit rechnen. Der Schöpfer, ob er zerstört oder bewahrt, wird immer in gerechter Weise mit dem Seinen verfahren.
Wenn wir nach dem Willen dessen, der unsere Seelen schuf, leiden, wie in V 17 angekündigt, dann wird der Schöpfer uns, seinen Geschöpfen, treu bleiben.
Den inneren Menschen der Seinigen wird er bewahren. Daher soll jeder seine Seele diesem treuen Schöpfer anbefehlen. Und er soll Gutes tun.
V. 1: „Die Ältesten unter euch …“
Zur Übersetzung: Das gr. Wort heißt entweder „die Älteren“ oder „die Ältesten“. Vom Zusammenhang her sind hier wohl die „Ältesten“ gemeint.
Es soll in Jesu Gemeinde nicht so sein, dass jemand alt geworden und im geistlichen Sinne ein Kind geblieben ist. Alte Menschen haben Seelsorgeaufgaben, Hirtenaufgeben.
„… rufe ich auf, …: Das Wort bedeutet nicht „ermahnen“, sondern „zurufen, aufrufen, zusprechen, bitten“.
V. 1M: „…, der ich ein Mitältester … bin“
Als Apostel Jesu war Petrus einer der ersten Ältesten in der Jerusalemer Gemeinde. Damals und immer wieder war er als Missionar unterwegs. Die Apostel („Missionare“) sind die ersten Hirten, die ersten Ältesten.
Petrus versteht sich immer noch so: als ein Apostel, der Hirtendienst tut. Er war ein Mitältester der Ältesten in den Gemeinden in Kleinasien (und anderswo). Er ist nicht höher stehend, sondern ist ihr Bruder.
Was will er den Ältesten damit mitteilen? Indirekt sagt er: „Gebt acht! Denkt über euch nicht zu groß! In eurer Aufgabe versteht euch als Brüder.“
Ein Hirte in der Gemeinde Jesu ist zuallererst ein Schaf, weil Jesus Christus der große Hirte ist. Jeder soll sich zuallererst als ein Schaf verstehen.
Niemand in der Gemeinde herrscht über die anderen.
V. 1M: „… und ein Zeuge der Leiden Christi bin, …“
Indirekt sagt er damit den Ältesten: „Seid auch ihr bereit, im Lauf eures Dienstes Unannehmlichkeiten auf euch zu nehmen!“
Petrus war bereit, für Jesus zu leiden – wie er es in 4, 1 seinen Lesern gebot. Wie sehr hat der Herr Jesus ihn verändert! Früher wollte er seine eigene Haut retten; er wollte nicht leiden. Später aber lesen wir von ihm (Apostelgeschichte 5, 41): „Sie zogen also ab aus der Gegenwart des Hohen Rates mit Freude, dass sie gewürdigt worden waren, für seinen (d. i.: Jesu) Namen verunehrt zu werden.“
V. 1M: „… [der ich] auch ein Anteilhaber der Herrlichkeit [bin], die im Begriffe steht, enthüllt zu werden:“
Ich, Petrus, warte auf die Belohnung dort. Auch ihr dürft auf Belohnung hoffen bei der Begegnung mit dem erhöhten Herrn, Jesus Christus. Es wird sich gelohnt haben, in unserem Dienst treu gewesen zu sein!
Wenn ihr daran denkt, dann ist es leichter, den Aufruf wahrzunehmen, der nun folgt.
Wenn nun der Aufruf an die Ältesten im Speziellen kommt, sollen die anderen in der Gemeinde nicht die Ohren verschließen. An sie wird er sich gleich auch noch richten (V. 5: „Gleicherweise die Jüngeren: …“).
V. 2: „Seid Hirten für die kleine Herde Gottes bei euch und übt Aufsicht – …“
Wörtlich: „Hirtet …!“ (auf Englisch: shepherd the flock).
Das Wort beinhaltet: weiden (mit Speise versorgen) sowie hüten (behüten, „Achtung! Wolf kommt!“ rufen), vorausschauen, Gefahren frühzeitig erkennen, warnen, den einzelnen nachgehen.
„… die kleine Herde!“
Wir bleiben eine kleine Schar. Wir sind immer in der Minderheit. Es geht nicht um Größenwachstum der einzelnen Gemeinden am Ort.
Eines der schlimmsten Dinge, die der Gemeinde in den letzten Jahrzehnten geschehen konnten, ist die Gemeindewachstumsbewegung. Viele haben begonnen, in dieser Form zu denken und zu handeln.
Aber Größenwachstum ist den Heiligen nicht verheißen. Die Bibel verheißt nicht das Wachstum der örtlichen Gemeinde in irgendeiner Stadt. Wenn in der Offenbarung davon die Rede ist, dass Menschen „aus allen Stämmen und Sprachen“ dabei sind, bedeutet das nicht, dass verheißen ist, dass an einem bestimmten Ort die Zahl der Christen zunehmen wird. Sie kann auch abnehmen. Das liegt in Gottes Hand, nicht in unserer.
Wollen wir treu sein, aber nicht große Zahlen suchen! Wir evangelisieren aus Liebe zu Jesus, nicht, um am Sonntag mehr Leute im Saal sitzen zu sehen.
Es geht dabei nicht um eine Position (bzw. um Autorität), sondern um eine Haltung: Vorangehen. Der Hirt geht der Herde mit gutem Beispiel voran.
Auch ein Ältester muss sich „unterordnen“, muss demütig sein, eine niedrige Gesinnung haben. Vgl. V. 5M.
Der Hirte fühle sich nicht unter Druck gesetzt von Menschen oder Aufgaben oder Terminen.
Einem jeden ist die Verantwortung vom Herrn gegeben. 1. Korinther 9, 16–18: „… denn, wenn ich die gute Botschaft sage, steht mir das Rühmen nicht zu, denn die Notwendigkeit ist mir auferlegt: Wehe mir, wenn ich die gute Botschaft nicht sagen sollte! – denn wenn ich es von mir aus tue, habe ich einen Lohn, wenn nicht von mir aus, – mit einer Verwalterschaft bin ich betraut! 18 Was also ist mein Lohn? Dass ich, wenn ich die gute Botschaft sage, unentgeltlich die gute Botschaft des Christus darlegen werde, um von meiner Vollmacht in der guten Botschaft nicht vollen Gebrauch zu machen.“
Jesu Joch ist ein leichtes (Matthäus 11, 28-30). Schwer wird es, wenn wir den Herrn nicht mehr vor Augen haben und uns dann von den Menschen oder von Diensten oder von Stapeln von Aufgaben auf dem Schreibtisch unter Druck setzen lassen.
„…, sondern freiwillig“:
Freiwillig, weil wir den Herrn Jesus lieben.
„…, nicht um schändlichen Vorteil“:
Wir hegen nicht irdische Motive, sondern himmlische. Wir arbeiten nicht für Geld.
„…, sondern bereitwillig“:
Wenn wir keine Anerkennung bekommen, denken wir daran, dass wir es für Jesus getan haben.
Der Herr Jesus Christus fragte Petrus nicht: „Liebst du Schafe“, sondern: „Liebst du mich?“ (Johannes 21).
V. 3: „…, nicht als solche, die über die [ihnen zugewiesenen] Losanteile herrschen, …“
Wir tun unseren Dienst nicht so, als würden wir über andere „Herr“ sein. Wir tun ihn als Sklavendiener, als solche die helfen wollen, nicht als solche, die bestimmen.
Wir sind nicht Herren über den Glauben der Mitbrüder, sondern Mitarbeiter ihrer Freude (2. Korinther 1, 24): „Nicht, dass wir Herren über euren Glauben sind, sondern wir sind Mitarbeiter an eurer Freude. Ihr steht nämlich durch den Glauben.“
Wir haben als Älteste kein Recht, Unterordnung zu fordern: „Ihr habt mir zu gehorchen. Ich bin hier der Leiter.“
Nein. Wir arbeiten aus Liebe.
„…, sondern als solche, die Vorbilder der kleinen Herde werden.
Petrus sagt: „werden“, nicht: „sind“. Wir dürfen werden. Es braucht Zeit, um Vorbild zu werden.
V. 4: „Und ist der Oberste Hirte offenbar geworden, …“
Erst dann, nicht eher.
„…, so werdet ihr die unverwelkliche Krone (o.: den unverwelklichen Siegeskranz) der Herrlichkeit davontragen (d. h.: als Lohn erstattet bekommen).“
Etwas Unvergängliches werden wir bekommen. Etwas, das mit der Herrlichkeit zu tun hat und von der Herrlichkeit kommt. Jeder Diener erhält seinen Lohn.
1. Korinther 4, 5: „Daher: Beurteilt nichts vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Dunkelheit ans Licht bringen wird und die Entschlüsse der Herzen offenbaren wird, und dann wird einem jeden von Gott das Lob zuteilwerden.“
Inzwischen tun wir diesen unseren Dienst geschenkweise. Jeden Dienst. Eigentlich tut ihn ohnehin der Herr durch uns, und trotzdem belohnt er uns! – So ist unser Herr!
V. 5: „Gleicherweise die Jüngeren:“
Physisch jung und auch geistlich jung.
Petrus wechselt schnell auf „alle“ (V. 5M).
Ein Dreifaches:
„Unterordnet euch den Ältesten.“ (w.: „Seid den Ältesten untergeordnet.“)
Das ist eine große Hilfe. Wenn Gläubige das nicht lernen, können sie nie Älteste werden. Wer nicht gelernt hat, sich zu unterordnen, kann nicht führen.
Ein englisches Sprichwort sagt:
You can’t teach, what you don’t know,
you can’t lead, where you don’t go.
(Du kannst nicht lehren, was du selber nicht weißt.
Du kannst nicht führen, wo du nicht selber gegangen bist.)
Es ist nicht die Aufgabe der Ältesten, Unterordnung zu fordern. Ihre Aufgabe ist es, Sklavendienest zu tun – egal, was die Leute von ihnen halten. Nun aber sagt Petrus den anderen, die nicht Älteste sind: „Unterordnet euch den Ältesten! Lernt von ihnen, seid bereit auf sie zu hören, wenn sie geistliche Wahrheiten mitteilen.“
„Alle aber, werdet einander untergeordnet …“
Auch ein Ältester muss sich „unterordnen“. Alle – und zwar in dem Zusammenhang, was die Heilige Schrift über Unterordnung sagt (vgl. 2, 13ff; 2, 18ff; 3, 1.7).
Petrus sagt nicht, dass der Mann nicht Haupt sei, oder dass eine Frau sich über den Mann erheben könne (1. Timotheus 2, 12).
Sondern: Einer achte den anderen höher als sich selbst (Philipper 2, 3) – durch Dienen, aufeinander Hören, einander Annehmen. Jesus machte sich zum Sklavendiener (Philipper 2, 6–8). Er ging einen weiten Weg nach unten.
Niemand darf sagen: „Du hast mir nichts zu sagen!“ Wir sind jedem Christen „verpflichtet“. Wir sind immer „Schuldner“ (Römer 13, 8). Ich kann nicht an meinem Bruder vorbei, ich bin Glied am selben Leibe. Ich habe keine Rechte, nicht einmal das Recht, geliebt zu werden.
V. 5M: „Alle aber, werdet einander untergeordnet und bindet euch eine demütige Gesinnung um, …“
Wörtlich: „… bindet euch [dabei] ‹in Sklavendienstbereitschaft› die Demut um, …“. In der gegenseitigen Unterordnung hat man demütig zu sein. Das Wort für Demut heißt im Griechischen wörtlich: „niedrige Gesinnung“.
Und Petrus gebraucht das Wort „umschürzen“. Er verwendet das Bild vom Sklaven, der sich den Sklavenschurz umbindet. Im Klartext: „Seid dienstbereit! Lebt in dienender Gesinnung! Seid bereit, Sklavendienst zu tun, Fußabstreifer zu sein!
Die Bereitschaft soll stets vorhanden sein, die Gelegenheit, wo wir sie ausüben, wird der Herr dann zeigen.
„…, weil Gott sich Hochmütigen widersetzt, …“
Wenn wir uns innerlich über den Bruder oder die Schwester überheben, bekommen wir Gott zum Feind.
Das ist eine ernste Angelegenheit.
„…, aber Demütigen Gnade gibt.“ (Vgl. Sprüche 3, 34.)
Petrus motiviert zum Demütig-Sein. Er sagt gleichsam: „Ihr wollt ja Gnade haben. Daher demütigt euch.“
Wenn Gott mich demütigt, schenkt er mir Gnade: vergebende Gnade (er vergibt meinen Hochmut) und helfende Gnade. (Er verhilft mir zu dieser Gesinnung und hilft mir darin zu bleiben.) „Gnade“ ist: aus Liebe geschenkte Hilfe und Kraft.
Demütige Leute sind hilflose Leute. Und Gott hilft solchen, die sich ihrer Hilflosigkeit bewusst sind.
Wir können es uns daher leisten, schwach zu werden. Wir dürfen also Gottes Demütigungen gerne annehmen.
Hochmut ist, wenn man nicht im Rahmen bleibt.
Gott hat ein Bild von mir. „Du bist so und so groß!“
Aber ich habe manchmal eine andere Vorstellung von mir als Gott. Das Bild hat eine bestimmte Größe, aber das Bild bläht sich gerne auf und will über den Rahmen hinausgehen. – Nun legt Gott seine Hand auf mich („Demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes.“ V. 6), drückt mich und sagt: „Komm mal wieder nach Hause. Komm zurück in deinen Rahmen.“
– Alles, was wir haben, ist Geschenk. Alles, was ich meinte, durch harte Arbeit erzielt zu haben, ist in Wahrheit geschenkt. Du sagst, du hättest es verdient? Ja, du hast schwer gearbeitet. Aber der Nächste neben dir hat ebenso schwer gearbeitet, monatelang, und bekommt weniger Geld dafür. – Alles, was du hast, ist geschenkt.
Gott steht am Lenkrad deines Lebens.
V. 6: „Lasst euch also demütigen …“
Wenn wir nicht demütig sind, dann will der Herr dafür sorgen, dass wir demütig sind, sonst können wir nicht gebraucht werden.
Stolz ist ein Gewächs, das wie Unkraut alles überwuchern will; wir brauchen dann ein göttliches Jäten. Wir brauchen diesen Dienst unseres Herrn an uns.
„… unter der mächtigen Hand Gottes“ (o.: „unter ‹der Gewalt› der mächtigen Hand Gottes“)
Seit der Bekehrung stehen wir in ganz besonderer Weise unter der Hand Gottes. Nun dürfen wir uns – unter diese mächtigen Hand stehend – demütigen.
Das ist ein Trost – weil ja er, unter dessen Hand wir sind, für uns sorgt. Und das ist eine Herausforderung. Gott gebraucht oft gewisse Menschen, um uns zu demütigen. Gott hat alle Gläubigen in der Hand, und er gebraucht fleischliche Christen, um mich und dich Demut zu lehren.
V. 6E: „(damit er euch erhöhe zur rechten Zeit), …“
Wann er uns erhöht, bestimmt er. Manchmal in dieser Welt, manchmal erst in der jenseitigen.
V. 7A: „… nachdem ihr eure ganze Sorge auf ihn abgeworfen habt, …“
Was kommt zuerst? Zuerst beten, dann sich demütigen lassen. Beten wir, so wird das Demütigen leichter.
„… eure ganze Sorge“: Sorgen sind wie ein sich kreisender Wirbelwind von nutzlosen Gedanken. Sie haben oft mit Angst zu tun.
Sich sorgen zu machen, bedeutet, das Denken in verschiedene Richtungen zu ziehen. Deshalb ist es nötig, das „Werfen“ zu lernen. „Werft die ganzen Sorgen auf den Herrn. Er übernimmt sie gern und trägt sie.“
Psalm 55, 23: „Wirf deine Last auf Jahweh, und er wird dich erhalten, wird ewiglich nicht zulassen, dass der Gerechte wanke.“
Werfen sollen wir die Sorgen, die Last, nicht das Vertrauen!
Wie geht das Werfen?
Erstens, die Sorgen identifizieren.
Zweitens, die Sorgen im Gebet konkret formulieren: „Herr dieses und jenes bedrückt mich. Jener hat dieses gesagt, und dort ist jenes geschehen.“ – Dem alles zu erzählen, dazu muss man sich Zeit nehmen.
Drittens, auf diese Weise die Sorgen an Gott abgeben und nicht wieder aufnehmen. Sie also bei ihm lassen.
V. 7E: „…, weil ihm an euch gelegen ist.“ (o.: „…, weil er sich um euch kümmert.“)
Hier ist von zwei Arten von Sorge die Rede: Zum einen das ängstliche menschliche Sorgen, das den Herrn aus den Augen verloren hat (V. 7A), zum andern das liebevolle Sorgen Gottes für die Seinen (V. 7E).
Dies sind Worte, mit denen wir weiterleben können, auch wenn die Nacht dunkel wird. Er, der seine schwere Hand auf uns legt, hält auch seine Hand unter uns und trägt uns. Und er hält seine segnende Hand über uns.
„Wer … von seiner Sorge viel zu Menschen spricht, bei dem kommt es leicht vor, dass er zu wenig zu Gott spricht. Und wer wiederum die selige Erleichterung oft erfahren hat, die stilles Zwiegespräch mit dem ewigen Gott bringt, der verlangt nicht mehr so sehr nach Menschen.“ (August Tholuck; aus: Die Wegbereiter, Nr. 466)
1) Sorgen machen ist Sünde,
– weil Gott gebietet, uns nicht zu sorgen (Matthäus 6, 25.31.34)
– und weil es die Liebe und Macht Gottes in Frage stellt (6, 26)
– und weil es die Verheißung Gottes in Frage stellt (6, 33).
Wenn wir wirklich an die Liebe und Allmacht Gottes glauben, brauchen wir keine Angst zu haben, dass wir etwas, das er uns zugedacht hat, nicht bekommen werden.
2) Sorgen machen ist unangebracht,
– weil wir einen Vater haben (6, 26.32).
Mein Problem ist sein Problem. Er hat eine GmuH (Gesellschaft mit unbeschränkter Haftung).
3) Sorgen machen ist nutzlos,
– weil es kein Problem löst (6, 27).
4) Sorgen machen ist heidnisch – und offenbart Unglauben (6, 30–32).
5) Sorgen machen ist kraftraubend – und lenkt von täglichen Pflichten ab (6, 34).
– Herbert Jantzen und Thomas Jettel
(Fortsetzung in der nächsten Nummer)
° Römer 1, 11.12: „…, denn mich verlangt, euch zu sehen, damit ich euch geistliche Gnadengabe mitteile, euch zu festigen; das heißt aber, Zuspruch mitzuempfangen unter euch durch den in uns gemeinsam vorhandenen Glauben, den euren und den meinen.“ – Gebet: „Lass auch meinen Dienst dazu beitragen, dass andere Zuspruch erfahren und fester stehen.“ – Herbert J. Jantzen (ebenso die folgenden)
° Hi 19, 25: „Und meine Augen werden ihn scheuen und nicht einen Fremden.“ – Es wird mir nach meinem Ableben kein Unbekannter dort begegnen.
° Jesaja 51, 1.2: „Hört auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr Jahweh sucht! Blickt hin auf den Felsen, aus dem ihr gehauen, und auf die Brunnenhöhle, aus der ihr gegraben wurdet. Blickt hin auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch geboren hat; denn als er nur einer war, rief ich ihn. Und ich segnete ihn und mehrte ihn.“ – Der Urheber des Lebens wird es auch erhalten; auch mein Leben wird er erhalten.
° 5. Mose 9, 7: „Vergiss nicht, wie du Jahweh, deinen Gott, erzürntest.“ – Gebet: „O Herr, lass auch mich nicht vergessen, wie oft und wie schwer ich dich schon betrübt habe.“
° Römer 8, 27: „Aber der, der die Herzen erforscht, weiß, was das Sinnen des Geistes ist, …“ – Gott weiß genau, was ich brauche, besonders, wenn ich seufze und stöhnen muss.
° Matthäus 15, 21–28: „Ja, Herr, denn auch die kleinen Hunde essen von den Krumen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“ (v. 27) – Ohne die Gnade Gottes sind auch wir nur „Hunde“ – wie die kanaanäische Frau.
° 2. Timotheus 4, 14: „Alexander, der Schmied, erzeigte mir viel Übles. Der Herr vergelte ihm nach seinen Werken.“ – Paulus ist nicht überrascht, wenn ein Christ Widerstand erlebt. Und ich?
° Hebräer 12, 2: „… hinwegsehen auf Jesus, des Glaubens Anführer und Vollender“. – Jesus Christus ist dabei, auch meinen Glauben zu vollenden, zur vollkommenen Reife und zum Ziel zu bringen.
° Klgl 3, 22.23: „Gütigkeiten Jahwehs [sind’s], dass es nicht gar aus ist mit uns, denn seine Erbarmungen sind nicht zu Ende. Sie sind neu jeden Morgen. Groß ist deine Treue!“ – An jedem Morgen ist Gottes Gnade da, und zwar ausreichend für alles, was der bevorstehende Tag mir an Aufgaben und Nöten bescheren wird.
° Apostelgeschichte 15, 28: „Es gefiel dem Heiligen Geist und uns, euch keine weitere Last aufzulegen.“ – Gebet: „Hilf, Herr, auch mir zu erkennen, was dem Heiligen Geist gefällt. Und lass es auch mir gefallen, anderen keine unnötigen Lasten aufzulegen.“
° Warum wir nicht murren sollten: Einmal, weil es verboten ist; zum anderen, weil Gott alle unsere Leiden und Unannehmlichkeiten bestimmt (1. Petrus 3, 17): „…, denn es ist besser, wenn Gottes Wille es so haben will, dass ihr für Gutestun leidet als für Bösestun“.
° Was ist ein Ärgernis? Nicht ein Anlass, sich über jemanden zu ärgern, sondern eine Versuchung, etwas zu tun, das ein anderer für richtig hält doch gegen mein Gewissen wäre.
° Gott zu glauben oder zu gehorchen, ist nichts Besonderes, als hätten wir etwas geleistet. Es ist immer das Selbstverständlichste.
° Gebet: Herr, falls ich schlafe, wecke mich! –
Jesus Christus starb nicht für ein Projekt oder Programm, sondern für Menschen. Unser Herr gibt uns nicht auf, und deshalb dürfen wir einander nicht aufgeben. Auch Heilige haben eine unheilige Vergangenheit. Und Versager haben eine Zukunft.
Da, wo ich bin und mit dem Dienst, den ich habe, bin ich nur wegen und auf Grund der Liebe Gottes. Wenn ich in allem ihm nachfolge, ändern sich die Umstände. Und falls sie sich nicht ändern sollten, ändert er mich und trägt mich durch und liefert mir die Kraft.
Mein Auge schauet, was Gott gebauet
zu seiner Ehren und, uns zu lehren,
wie sein Vermögen sei mächtig und groß.
Und wo die Frommen dann solln hinkommen,
wann sie mit Frieden, von hier geschieden
aus dieser Erde vergänglichem Schoß.
Aus: Paul Gerhardt, Die güldne Sonne
Das Buch der Sprüche:
Was ist die wichtigste Erkenntnis in Sprüche 1 – und im gesamten Buch?
Drei Grundbedingungen zur Weisheit – und daher zum Gelingen eines Lebens:
1. Gottesfurcht (Fürchte Gott!)
2. Unterordnung (Gehorche Vater und Mutter!)
3. Ein klares Verhältnis zur Sünde und zum Bösen (Meide jede Sünde und sündige Gesellschaft!)
4. Sept.: Rothrist (Dan 6)
24. Sept: KfG-Seminar in Saland (Lektionen im Blick auf Korona; Spannungsfeld: Christ und Staat)
25. Sept: Dättlikon
16. Okt.: Villmergen
23. Okt.: Rothrist
2.-6. Nov.: Swisttal
13. Nov.: Saland
20. Nov.: Rothrist
25.-26. Nov.: Zollikofen
27. Nov.: Wetzikon
Vielen Dank für Ihre Gebete.
Gottes Gnade und Friede sei mit Ihnen!
Thomas Jettel, www.jettel.ch
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In „Unterwegs notiert” geben wir (seit 1999) Gedanken weiter, die im geistlichen Gespräch oder im Dienst am Wort eine Hilfe sein können. Die Zustellung ist unentgeltlich. Frühere Nummern können bei www.sermon-online.de heruntergeladen werden. Hrsg. Thomas Jettel ([email protected] Breitistr. 58, CH-8421 Dättlikon; +41 52 3010215; +41 76 490 5953). Beiträge zum Inhalt bitte an den Herausgeber. Inhalte dürfen vervielfältigt werden. (Bankverbindung: Thomas Jettel, IBAN: DE73 6849 2200 0001 4628 14 oder CH40 0900 0000 8751 9928 9) Zur Erleichterung des Versandes bitte E-Mail-Adressen dem Herausgeber bekannt geben. Ihre Daten (Email-/Post-Adr.) werden für den Versand und gegebenenfalls für andere Korrespondenz mit Ihnen verwendet und vertraulich behandelt. Sie dürfen der Verwendung Ihrer Daten widersprechen und die Löschung beantragen. Wer das Blatt nicht mehr erhalten möchte, darf es ohne weiteres abbestellen.