Theo Lehmann – Jugendgottesdienst Nr. 73

Abschrift der Predigt vom 9. Mai 1982 über Jakobus 1,2-8 (Die Bewährung des Glaubens in der Anfechtung).

Theo erzählt von seinem Hobby, Spirituals als ins Deutsche zu übersetzen und von den Schwierigkeiten, die er bei dem Übersetzen eines Textes hatte und von der vielen Geduld, die er dafür brauchte.

 

Liebe Freunde,

für die Bibel braucht man auch viel Geduld. Sie wurde ja nicht nur einmal übersetzt, sondern wer die Bibel liest, muss sie neu in seine eigene Lebenssituation übersetzen. Und wenn du da einmal nichts verstehst, dann liegt das nicht daran, dass die Bibel Unsinn redet, sondern es liegt daran, dass du etwas nicht kapierst.

Schwierige Stellen in der Bibel.

Und zu manchen Worten, die in der Bibel stehen, braucht man manchmal Stunden, Tage, manchmal Wochen und manchmal vielleicht Jahre seines Lebens, um sie zu begreifen. So ein Satz, an dem man lange rumknaupeln muss, ehe man ihn begreift, steht im ersten Kapitel des Jakobusbriefes. Da heißt es: Freut euch, wenn ihr auf die verschiedenste Weise auf die Probe gestellt werdet[1], mit anderen Worten: das ist noch nicht genug, dass man als Christ auf die Probe gestellt wird, dass man als Christ in Schwierigkeiten gerät, dass man als Christ auf die Schnauze fliegt, dass man Pleiten erlebt, man soll sich auch noch darüber freuen.

Also, das nehmen wir der Bibel nicht so auf Anhieb ab. Freude über Pleiten, das ist bei uns nicht drin. Ich hab jedenfalls noch keinen getroffen, der auf die Frage: „Wie geht's?“ strahlend geantwortet hat: „Herrlich, es ist eine Lust zu leben, der Auspuff von meinem Trabbi ist kaputt, bei uns im Dorf fährt der Bus bloß zweimal am Tage, und wenn mal Wochenende ist, und ich einmal in den Garten gehen will, da kommt entweder die ganze Verwandtschaft oder es regnet.“

Das sind lauter Freuden, in der Tat. Dabei sind das noch kleine Fische. Frag erst mal die, die mit gebrochenen Knochen im Krankenhaus liegen oder die vor die Türe fliegen, die abgeschossen werden, die auf Eis gelegt werden – ganz zu schweigen von denen, die man nicht mehr fragen kann, die wegen ihrer politischen oder religiösen Überzeugung im Knast oder im Irrenhaus sitzen. Das sind Versuchungen, das sind Schwierigkeiten, das sind Anfechtungen, das sind echte Proben, die auf die Nieren gehen. Und da kommt jetzt dieser Jakobus her und sagt: Freut euch, wenn euch so etwas passiert.

Liebe Freunde, an dem Satz buchstabiere ich immer noch rum, und ich habe euch da keine fertige Übersetzung mitgebracht. Ich kann euch über dieses Bibelwort keine abgerundete Predigt halten. Ich habe bloß inzwischen so viel kapiert, dass die Echtheit des Glaubens sich in den dunklen Stunden bewähren muss. Fotos werden im Dunkeln entwickelt. Ob eine Taschenlampe funktioniert, das stellt man nicht fest, wenn man am Tage bei Licht auf der Sonnenseite des Lebens entlang tändelt, sondern in der Nacht, wenn es finster ist. Wenn die finsteren Mächte kommen und die finsteren Typen.

Die dunklen Stunden, die Versuchungen, die Pleiten.

Dann muss sich zeigen, was in unserem Glauben daran ist. Wenn's mit uns bergab geht, wenn wir in die Tiefe sausen, da muss es sich zeigen, was unser Glaube wert ist. Es geht also nicht darum, dass Gott uns auf eine Glaubensprobe stellt, um unseren Glauben zu prüfen, sondern es geht darum, wie eine Glaubensprobe auf uns wirkt.

Es wurde einmal ein Fallschirmspringer gefragt: „Was hast du gedacht, als du das erste Mal mit dem Fallschirm auf dem Rücken runter sprangst?“ (…)[2] Er antwortet: „Ich hatte da keine Zeit zum Denken. Ich hatte nur Zeit, zu rufen: es wirkt, es wirkt!“

Wenn du dich einmal in die Hände von Jesus fallen lässt, dann kannst du genau die gleiche Erfahrung machen, dass du nämlich sagen kannst: sie wirkt! Jesus lässt dich nicht sausen. Der Glaube trägt, das funktioniert tatsächlich. Spätestens mit dieser Erfahrung, da geht die Freude los. Man freut sich eben, wenn man etwas bestanden hat. Und so meint das die Bibel, wenn sie sagt: Freut euch, wenn ihr auf die verschiedenste Weise auf die Probe gestellt werdet. Freut euch, wenn ihr euren Glauben einmal erproben könnt. Denn dadurch kann euer Glaube wachsen.

Schwierigkeiten bleiben Schwierigkeiten. Auf Standhaftigkeit kommt es an.

Wir brauchen also nicht so zu tun, als ob uns Schwierigkeiten nichts ausmachen würden oder als ob die uns etwa Spaß machen würden. Wir sind doch nicht pervers. Eine Schwierigkeit bleibt eine Schwierigkeit, auch für einen Christen. Zum Beispiel die Schwierigkeiten, die die haben, die den Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen“ tragen oder getragen haben, die will ich nicht verharmlosen. Ich will euch bloß darauf aufmerksam machen, dass diese Schwierigkeiten für euch eine Probe sind. Nämlich eine Probe, wie weit ihr bereit seid, für euren Glauben und für den Frieden zu leiden. Ich betone nochmals, dass ich nicht das Leiden verherrlichen will. Es wäre uns wirklich lieber gewesen, wir könnten unseren Abrüstungswillen ungeschoren zur Schau tragen. Wir drängen uns nicht zum Leiden. Wir freuen uns nicht über das Leiden und wir freuen uns auch nicht über das Verbot der Aufnäher.

Aber wir freuen uns über die Chance, dass wir unseren Glauben bekennen können. Das dient nämlich dazu, dass wir ihn festigen können. Denn ihr wisst, so heißt es hier in Vers drei, Wenn euer Glaube die Probe besteht, gibt er euch Standhaftigkeit. Standhaftigkeit – darauf kommt es an.

Dass wir zu dem Bibelwort „Schwerter zu Pflugscharen“ stehen, als Ausdruck unseres Abrüstungs-willens, mit und ohne Aufnäher an der Jacke. Die Aufnäher sind doch nicht das Entscheidende. Die Aufnäher sind seit vorigen Oktober getragen worden. Da war nichts weiter dabei, das ist gar nicht weiter beachtet worden, im Großen und Ganzen hat keiner darüber geredet.

Seit sie verboten worden sind, da reden alle darüber. Auf der Straße und sogar in der Volkskammer. Ich habe sogar gehört, dass es zu Schulen gibt, wo Aufsätze darüber geschrieben werden müssen. Ich meine, das ist doch schön, ich habe schon lange nicht mehr gehört, dass in unseren Schulen Aufsätze geschrieben werden über Bibelworte (Applaus). Ich denke, die vielen Gespräche, die da doch in Gang gekommen sind, und die wir in der letzten Zeit alle gefühlt haben, die haben uns Gelegenheit gegeben, unseren Glauben viel mehr Menschen zu erzählen und zu erklären, als wir vorher dazu Gelegenheit hatten. Und diese Gespräche haben uns geholfen, unseren eigenen Standpunkt zu festigen. Die Schwierigkeit führte zur Standhaftigkeit. Denn ihr wisst, wenn euer Glaube die Probe besteht, gibt er euch Standhaftigkeit.

An und durch Schwierigkeiten wachsen.

Ich wollte an diesem Beispiel nur zeigen, Schwierigkeiten haben auch einen positiven Sinn. Wir brauchen Schwierigkeiten nicht nur negativ zu sehen. Steine, die im Wege liegen, sind nicht nur zum Stolpern da. Wir wollen sie mit einbeziehen, wenn wir unsere kleinen Straßen bauen, so heißt es in einem Lied. Und nicht nur für die Entwicklung deines Glaubens, sondern überhaupt für deine Entwicklung sind Schwierigkeiten und Leid und Schmerz nötig. Du brauchst diese Dinge, um leben zu können. Damit du eine Persönlichkeit wirst, damit dein Charakter gefestigt wird. Wenn du das erst einmal begriffen hast, da brauchst du dich nicht mehr vor jeder Schwierigkeit zu flüchten und zu drücken. Und du brauchst nicht mehr über jedes Wehwehchen zu lamentieren. Natürlich gibt es immer irgendetwas zu nölen irgendwie und irgendwann muss man sich schon einmal Luft machen.

Ihr solltet mich mal hören, wenn ich vom einkaufen nach Hause komme. Da habe ich immer Wut. Keine Blumen, kein Ketchup, kein Klopapier, natürlich sind das Lappalien – aber das ist ja gerade der Skandal, dass es nicht einmal Lappalien zu kaufen gibt und dass man ohne Vitamin B an keine grüne Gurke herankommt. Aber es sind eben doch Lappalien. Denn grüne Gurken hin oder her: in jeder Minute verhungern auf unserer Welt acht Menschen. In Polen fehlt es an Lebensmitteln. In Latein- Amerika fehlt es an 16 Millionen Wohnungen.

260 Millionen Kinder erhalten auf unserer Erde keine Schulbildung und so weiter und so weiter. Leute, gemessen an solchen Zahlen, da geht es uns doch gut. Was sind denn im Vergleich dazu unsere Wehwehchen. Was haben denn wir für wirkliche Leiden, wir gut gekleideten gut versorgten und gut genährten Bürger. Angesichts des unvorstellbaren Leidens von Millionen Menschen auf dieser Erde wollen wir mal ganz still sein und uns mit unseren Glaubenspröbchen nicht so aufblähen.

In unserem Land verhungert keiner und hier wird keiner getötet, weil er sich zu Jesus Christus bekennt. Wisst ihr, so richtig handfeste äußere Bedrängnisse haben doch die wenigsten von uns. Bei den meisten von uns geht's doch darum, dass wir mit den üblichen Alltagsproblemen fertig werden. Für die meisten steht doch nur zur Debatte, wie kriege ich mein Leben einigermaßen hin.

Wie kommt man zu Lebensweisheit?

Und darauf kommt der Jakobus jetzt zu sprechen. Im Vers fünf heißt es: Wenn einem von euch Lebensweisheit fehlt, soll er Gott darum bitten. Gott wird sie ihm geben. Denn Gott gibt gern und teilt an alle großzügig aus.

Mal angenommen, du hast ein Problem und weißt nicht, wie du dich entscheiden sollst. Dann rede doch einmal mit Gott und berufe dich auf diese Bibelstelle hier. Und pack Gott bei seinen eigenen Worten und sag zu Ihm: „Lieber Vater, ich stehe vor einem Problem, ich bin einfach hilflos, ich brauche jetzt deine Hilfe. Du hast mir in deinem Wort versprochen, das steht schwarz auf weiß in der Bibel, dass du mir Weisheit gibst. Um die bitte ich dich jetzt. Ich bitte dich, dass du jetzt meine Gehirnzellen so ordnest und lenkst, dass ich für dich die richtige Entscheidung treffe und ich weiß, was ich tun soll. Amen.“

Nicht nur die großen Dinge mit Gott verhandeln.

So kannst du Gott um Lebensweisheit bitten. Lebensweisheit ist ja etwas, was wir alle brauchen. Das braucht jeder Mensch immer wieder. Unser Leben besteht ja nicht bloß aus großen Entscheidungen wo es um das Letzte, um Tod und Sterben geht, sondern unser Leben besteht aus tausend  Alltags-Problemen, wo es ganz einfach darum geht, eine vernünftige Lösung zu finden.

Das fängt an bei der Frage: nehme ich meinen Urlaub im Juli oder im August und hört auf bei der Frage: Nehme ich die Julia oder die Auguste zu meiner Lebenspartnerin. Um solche Dinge zu entscheiden, da brauchen wir Gott meistens nicht. So für die großen Fragen des Lebens, den Tod und so, da ist es schon ganz gut, wenn man mit Gott verhandelt, aber den Kleinkram, den regeln wir selber, das geht alles ohne Gott, und das geht dementsprechend schief ohne Gott. Da kannst du hinhören, wohin du willst - überall gibt's Ehekräche, Ehescheidung, Streit in den Familien, unter den Freunden, und dann kommen die Leute an und fragen: „Ja, was soll ich denn jetzt machen?“

Wir würden uns viele dieser entnervenden Probleme und Kräche sparen, wenn wir diese Frage eher stellen würden. Wenn wir nicht so arrogant wären zu denken, dass wir genügend Grips im Kopp haben, um das Leben schon alleine schaukeln zu können. Wir hätten weniger Schwierigkeiten im Leben, wenn wir demütig genug wären, von vorn herein, ganz am Anfang zu Gott zu gehen, und Ihn um Lebensweisheit zu bitten.

Da verliebt sich zum Beispiel ein junger Christ in ein atheistisches Mädchen. Und nun fragt er, darf ein Christ eine Ungläubige heiraten? Um diese Frage zu beantworten, da braucht man nicht allzu viel Lebensweisheit, da genügt schon ein bisschen Bibelkenntnis. Es steht zum Beispiel in 2. Korinther 6,14: Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Wenn es ein Joch gibt, was ihr gemeinsam tragen ist, dann ist das das Joch der Ehe. Der eine sagt Hü, der andere sagt Hott, der eine sagt Marx, der andere Gott – da geht entweder die Ehe, oder der Glaube an Marx oder der Glaube an Gott bankrott. Es hat keinen Sinn, in dieser grundsätzlichen Frage des Lebens irgendwelche Kompromisse einzugehen. Mit dieser Ablehnung einer atheistisch-christlichen Mischehe sind wir uns sogar einig mit der „Jungen Welt“[3]. Weil ich immer erfreut bin, wenn wir uns da einig sind, lese ich euch das gleich einmal vor.

Da hat ein Artikel in der „Jungen Welt“ gestanden unter dem Titel: „Ständig Kompromisse“. Ein junger Atheist hat die Frage gestellt, ob er eine Christin heiraten kann. Und die Antwort lautet: „Ich halte die Übereinstimmung in weltanschaulichen Positionen für eine ganz wesentliche Voraussetzung einer glücklichen, dauerhaften Partnerbeziehung. Sich nur in seinen gegenseitigen Anschauungen in zu akzeptieren, ist für eine Zweisamkeit zu wenig.“

Also ich denke, was die hier schreiben und was die Bibel sagt, Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen, das ist doch klar genug. Da ist es ganz überflüssig, Gott um Lebensweisheit zu bitten, wenn es nur einfach darum geht, Ihm gehorsam zu sein.

Wenn sich nun aber zwei junge Christen verlieben, und wenn die fragen, sollen wir uns heiraten, da können die die Bibel von vorne bis hinten durchwälzen, das steht nirgendwo drin, ob der Paul die Paula heiraten soll oder nicht.

Sondern um das zu entscheiden, wann die sich heiraten sollen, jetzt oder in drei Jahren, dazu ist Weisheit nötig. Viele junge Ehen gehen deshalb krachen, nicht weil die Liebe gefehlt hat, sondern weil es an Lebensweisheit gefehlt hat.

Manche richten ihr Leben so blöde ein, dass sie dadurch ihre Liebe einer viel zu großen Belastungs- probe aussetzen. Ihr wollt heute möglichst alles gleichzeitig haben, ohne auf irgendetwas verzichten zu müssen. Ihr wollt Geld verdienen, ihr wollt euch qualifizieren, ihr wollt studieren, möglichst alle beide, natürlich wollt ihr auch heiraten, obwohl ihr gar keine Wohnung habt und auch in anderen Dingen noch gar nicht fertig seid. Und dann kommt ein Kind, und auf einmal ist der Kuddelmuddel so groß, das alles gleichzeitig -  Beruf, Ausbildung, bei den Schwiegereltern wohnen, Kind und so, und schon dreht einer durch und die Katastrophe ist da. Warum? Weil kein Plan da war. Einfach drauf los gelebt. Keine Lebensweisheit. Wenn einem von euch Weisheit fehlt, soll er Gott darum bitten. Gott wird sie ihm geben, denn Er teilt gerne und großzügig an alle aus.

Mit Gott ist gut Kirschen essen.

Nun, Leute, das ist doch ein Angebot. Gott gibt, und Er gibt gern. Er gibt an alle, Er schließt keinen aus und Er gibt auch großzügig. Wir brauchen Ihn bloß darum zu bitten. Stell dir mal vor, einer sagt zu dir: „Ich habe in meinem Garten eine unwahrscheinliche Kirschenernte gehabt, wenn du welche willst, brauchst du bloß kommen und dir welche zu holen, du kannst kriegen, so viel du willst.“ Da schreibst du dem doch nicht einen Brief: „Sehr verehrter Herr, erlauben Sie mir bitte, Ihnen in aller Bescheidenheit höflichst folgende Bitte vortragen zu dürfen: Könnten Sie bitte die große Güte haben, wenn es Ihnen keine allzu großen Umstände bereitet, mir ein paar Kirschen abzugeben.“ Sondern da gehst du doch hin, und sagst: „Hören Sie mal, Sie haben mir doch neulich Kirschen angeboten, ich würde ganz gerne welche haben.“ Da wird er dir welche geben, pfundweise, so viel du brauchst.

So ist Gott. Mit Gott ist gut Kirschen essen, wenn wir Ihn um etwas bitten. Du brauchst also gar nicht bescheiden herum zu hummeln als ob du dir sonst was für eine Keckheit erlaubst, wenn du an Gott eine konkrete Bitte hast – das kühne Gebet hat die größte Verheißung. Gott hat dir doch angeboten, dass du Ihn bitten sollst. Er wartet doch auf deine Bitten. Er hat versprochen, dir zu geben, und außerdem noch gerne. Es macht Ihm eine Freude, dir eine Freude machen zu können.

Also bloß kein bescheidenes Herumgedruckse, nach dem Motto: „Also lieber Gott, könntest Du mir, falls Du willst, und es Dir möglich ist, eventuell ein bisschen von meinem Schnupfen nehmen.“ So geht kein Schnupfen weg und so kriegst du keine Gesundheit. Solche schlabbrigen Gebete kommen bei Gott gar nicht erst an. Sondern mit aller Bestimmtheit musst du Ihn beim Wort nehmen und Ihm deine konkreten Bitten sagen.

„Vater, nimm mir bitte meinen Schnupfen und mach meine Stimmbänder in Ordnung, so dass ich am Sonntag im Jugendgottesdienst predigen kann.“

Basta – so wird gebetet, so wird’s was. Hab nur keine Hemmungen, Ihm deine Wünsche zu nennen. Du hättest mich mal gestern krächzen hören sollen, und den Tomas, der hatte auch keine Stimme. Gott gibt doch gerne. Er will doch, dass wir Ihn bitten. So steht es doch hier. Er möchte deinen Glauben belohnen. Es ist Ihm alles möglich.

Gott im Vertrauen bitten führt zum Erfolg.

Spätestens an dieser Stelle, da setzt der Zweifel ein, und bei vielen von Euch im Hinterkopf, da tickt es nun schon die ganze Zeit. Dieser zersetzende Unglaube, der alles kaputt macht. Dieses ewig endlose, sinnlose hin- und her überlegen: „Kann Gott – will Gott – hört Gott? Kann ich – darf ich – soll ich?“ Also wer so betet, der schafft nichts, und der kriegt nichts. Deshalb sagt Jakobus im nächsten Vers: Ihr müsst Gott aber im festen Vertrauen bitten und dürft nicht im Geringsten zweifeln. Wer zweifelt, gleicht einer Welle im Meer, die vom Wind auf- und niedergetrieben wird. So einer kann nicht erwarten, dass er vom Herrn etwas empfängt, denn er ist unentschlossen und schwankend in allem, was er unternimmt[4].

Wenn du einen konkreten Gebetswunsch hast, dann: Drauf und Dran! Und ohne wenn und aber, dann sag es Gott, ganz egal wie unmöglich dir selber die Erfüllung erscheint. Du darfst nicht schon vorher wissen wollen, was geht und was nicht geht.  Manches geht ja nun tatsächlich nicht. Aber zum Verzichten ist immer noch Zeit. Wenn Gott sich anders entschließt als du dir das gedacht hast, wenn Er dir zum Beispiel deine Gesundheit nicht gibt, dann stehst du vor dem Problem, dich in Gottes Weg zu fügen. Aber dieses Problem steht immer erst am Ende, nie am Anfang. Du kannst ja nicht gleich mit der angezogenen Bremse losfahren, da kommst du nie ans Ziel. Wenn du gleich von vorneherein einkalkulierst, dass Gott dich vielleicht krank lässt, dann brauchst du gar nicht erst um Gesundheit zu bitten.

So einer, so steht hier, kann nicht erwarten, dass er etwas vom Herrn empfängt. Bescheidenheit, liebe Leute, ist großzügigen Menschen gegenüber ganz fehl am Platze. Gott ist und gibt großzügig. Also kannst du auch großes von Ihm für dein Leben erbitten. Wir haben es ja nicht mit einem armen Würstchen zu tun oder mit einem alten Geizkragen, sondern mit Gott – und Gott ist unser Vater, der uns liebt und der jedem das geben will, was einer zum Leben braucht.

Das sicherste Mittel gegen Zweifel jeder Art ist überhaupt dieser Satz: Gott ist dein Vater.

 

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[1] Jakobus 1, 12

[2] Theo Lehmann erzählt an dieser Stelle einen Witz über Schweizer, den der Abschreiber aber hier nicht wiedergeben will.

[3] Junge Welt: von 1947 bis 1990 das Zentralorgan der FDJ, der Jugendorganisation der SED in der DDR. Die Zeitung existiert heute noch. – Anm. des Schreibers.

[4] Jakobus 1, 6-8