Der Opa auf der Wolke ist out

von Theo Lehmann

 

„Denn der Herr, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer und ein eifernder Gott"

Aus dem 5. Buch Mose 4,23 ff

 

Das Bild vom Tattergreis, der auf der Wolkenbank sitzt, hängt in vielen Museen. Dort gehört es auch hin. Wenn es grundsätzlich verboten ist, von Gott Bilder zu machen – speziell dieses Bild vom alten Mann ist mega-out. Denn Gott ist Feuer. Als Feuer begegnete er Mose im brennenden Dornbusch. Als Feuersäule ging er vor dem Volk Israel als wandelnder Wegweiser durch die Wüste. Und sein Sohn Jesus sagte, er sei gekommen, ein Feuer anzuzünden. Wie konnte es da nur zu dieser kalten Kirche kommen? Weil wir den feurigen Gott mit dem Feiertagsgott, das gefährliche, verzehrende Feuer mit der harmlosen Sparflamme vom lieben Gott vertauscht haben. Dem genügt, wenn wir ein bisschen kirchlich sind. Aber Gott ist nie mit ein bisschen zufrieden. Er will alles. Ganz. Er teilt mit niemandem. Denn er ist eifersüchtig. Was man von anderen Göttern hört, kann da nicht mit. Er hält jeden Vergleich aus, und jeder Vergleich fällt gleich aus: Unser Gott ist unvergleichlich. Einzigartig. Weit und breit, oben und unten, nur ER, "sonst keiner" (Vers 39). Er ist weder sicht- noch abbildbar, aber findbar. In unerschütterlicher Treue bietet er den Treulosen Umkehr und Vergebung an. So schrecklich er ist in seinen Gerichten, so unfassbar ist er in seiner Liebe. Als Mensch stirbt er am Kreuz, vollstreckt das Gericht an sich selbst, um uns zu retten. Dieser Gott ist nicht zu fassen, aber zu finden. Wer seine Gebote hält, dem, dessen Kindern und Land wird es gutgehen. Nur ohne ihn weitermachen – das kann nicht gutgehen. An der Geschichte Israels kann man das alles ablesen bis zum heutigen Tag. Israel ist der einzige existierende Gottesbeweis für den einzigen existierenden Gott.

 

Theo Lehmann


Erschienen am: 06.05.2015 (idea spektrum)