Theo Lehmann – Jugendgottesdienst Nr. 91
Abschrift der Predigt vom 11. November 1984 über 1.Mose 6, 1 - bis 1.Mose 9, 21 (Die Geschichte von der Sündflut).
Liebe Freunde,
Die Völker des Ostens werden durch eine Vertrauenskrise erschüttert, weil Angehörige des polnischen Innenministeriums ihre Macht missbraucht und einen Priester ermordet haben. Die Völker des Westens werden durch eine Vertrauenskrise erschüttert, weil der zweithöchste Mann der Bundesrepublik Deutschland sein Amt missbraucht und sich ein Vermögen erworben hat. Wo man auch hinsieht auf diesem Erdball, die ganze Welt ist überschwemmt von einer Flut von Skandalen, Bestechung, Drohung, Bespitzelung, Bosheit. Die ganze Welt stinkt nach Unrecht und Gewalt.
Das einzige Gefühl, was alle Bürger dieser Welt gemeinsam haben, die Beherrschten mit ihren Herrschern, das ist die Angst. Ein Gespenst geht um in der Welt: die Angst, die uns allen bis zum Halse steht. Viele fragen: „Stehen wir vor der nächsten Sündflut? Wie lange wird Gott sich das noch mit angucken? Müsste Er da nicht einmal mit der Faust rein schlagen?“
Die Bibel berichtet, dass Gott schon einmal mit der Faust reingeschlagen hat, wo Er mit einem Schlag schon alle Menschen vernichtet hat, bis auf Noah und seine Familie. Da blieb kein Auge trocken, da blieb nicht ein Fleck auf dieser Erde trocken. Die ganze Erde wurde von einer Flut überschwemmt, von der sogenannten Sündflut. Der Bericht darüber steht in der Bibel in 1.Mose 6,5: Als aber Gott sah, dass die Bosheit der Menschen groß war auf der Erde und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerzu, da reute es Ihn, dass Er Menschen gemacht hatte auf Erden und es kümmerte Ihn in seinem Herzen und Er sprach: Ich will die Menschen, die Ich geschaffen habe vertilgen von der Erde vom Menschen an bis zum Vieh und alles Gewürm und alle Vögel am Himmel. Denn es reut mich, dass Ich sie gemacht habe. Aber Noah fand Gnade vor Gott.
Dieser Bericht widerspricht an drei Punkten unseren Vorstellungen. Erstens: wir denken, Gott kann nicht bereuen, aber die Bibel sagt: Gott hat bereut. Zweitens: wir denken, früher war alles in Ordnung, in der guten alten Zeit, aber die Bibel sagt: die sogenannte gute alte Zeit war eine böse Zeit; die Bosheit war immer schon an der Tagesordnung. Drittens: wir denken, der Mensch ist gut, aber die Bibel sagt: der Mensch ist schlecht[1].
Gott denkt menschlicher, als wir denken.
Fangen wir von vorne an, bei Punkt Eins. Wir denken, Gott kann nicht bereuen und die Bibel sagt: Gott hat bereut. Es reute Gott, dass Er die Menschen gemacht hat. Da sagen jetzt viele: „Da sieht man wieder, dass die Bibel nichts weiter ist als Menschenwerk, menschliche Dichtung. Was ist denn das für ein Gott, der erst etwas macht, dann bereut Er es, dann macht Er es wieder kaputt, wie so ein launisches Kind im Sandkasten, das Männchen aus Lehm baut, und wenn sie Ihm nicht gefallen, dann macht Er es wieder kaputt! Ist ein Gott, der widerruft, der revidiert, der umschaltet, überhaupt noch ein Gott?“
Offenbar hatte der alte Feuerbach[2] recht, der die These aufgestellt hat, der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde, also nach dem Vorbild eines irrenden und sich korrigierenden Menschen. In der Bibel steht es anders. Der Gott der Bibel ist ganz anders, als wir denken. Er ist keine unpersönliche Idee und kein unempfindliches Prinzip und kein kaltes Gesetz, sondern Gott ist unser Vater. Und gerade was wir für menschlich, was wir für allzu menschlich, was wir für ungöttlich halten, das ist das eigentliche Wesen Gottes. Gott ist einer, der Schmerz empfindet. Gott hat ein Herz, und in dieses Herz können wir in der Sündflutgeschichte einmal einen Blick tun.
Die Sündflutgeschichte erzählt von der größten Katastrophe, die jemals über die Menschheit hereingebrochen ist. Da wird unsagbar gelitten. Da leidet der Mensch, da leidet das Tier, da leidet die Pflanze, da leidet die ganze Kreatur. Aber der Hauptleidtragende an der Sündflut ist nicht der Mensch und nicht das Tier und nicht die Pflanze und nicht die Schöpfung, sondern der Schöpfer, der Gott, von dem es in der Bibel heißt: Es bekümmerte Ihn in seinem Herzen.
Es bricht Gott das Herz, wenn Er sieht, wie der Mensch seine Gebote bricht und es macht Ihn fertig, wenn Er sieht, was der Mensch aus seiner Freiheit macht. Der Mensch ist ja von Gott als ein freies Wesen geschaffen worden. Gott hat den Menschen die Freiheit gegeben, sich für oder gegen Ihn zu entscheiden, mit oder ohne Ihn zu leben, seine Gebote zu halten oder zu brechen, Ihm gehorsam oder ungehorsam zu sein. Hätte Gott uns keine Freiheit gegeben, dann hätte Er mit uns keine Probleme. Dann wären wir Marionetten, Automaten, Maschinen, alles liefe wie geschmiert und die ganze Welt wäre ein einziges frommes KZ. Das wäre furchtbar einfach.
Aber das wäre einfach furchtbar. Denn wo Zwang herrscht, da herrscht auch Furcht, und wo Furcht herrscht, da herrscht Hass und wo Hass herrscht, da ist keine Liebe, da ist vor allem niemand glücklich. Gott will aber, dass der Mensch Ihn liebt, und dass der Mensch glücklich ist.
Deswegen kann Gott gar nicht anders, als den Menschen die Freiheit zu geben. Gott überlässt den Menschen die freiwillige Entscheidung. Er riskiert damit natürlich auch, dass der Mensch sich gegen Ihn entscheidet. Das ist Gottes großes Risiko und das ist Gottes großer Schmerz, dass der Mensch die Gottlosigkeit wählt. Das bekümmert Gott in seinem Herzen, so heißt es hier. Darunter leidet Gott, und Er leidet nicht erst, als die Menschen in den Fluten ersaufen. Sein Leiden fängt schon lange vor der Sündflut an, als die Menschen anfangen, ihre eigenen Wege zu gehen. Dem Massensterben geht ja der Massenabfall voraus.
Die gute alte Zeit war in Wirklichkeit eine böse alte Zeit.
Die Zeit vor der Sündflut war nicht die gute alte Zeit, sondern das war eine böse alte Zeit, und damit sind wir bei Punkt zwei. Das war eine Zeit der Gottlosigkeit. Die Gottlosigkeit geht los mit Kain, der seinen Bruder erschlägt. Kain ist der erste, der einen Konflikt mit Gewalt gelöst hat – der Erfinder des heißen Krieges. Die Gottlosigkeit geht weiter mit einem gewissen Lamech[3], der damit prahlt, dass er wegen einer einzigen Beule einen ganzen Menschen umgebracht hat. Und der großfressig ankündigt, dass er jeden, der ihn angreift, 77 mal umbringen will. Lamech ist der erste, der seine Mitmenschen mit maßlosen Drohungen unter Druck setzt. So wie heute die Großmächte unter Druck setzen und bedrohen, dass jeder, der sie angreift, von dem anderen ausradiert wird. Es ist ja genügend Spreng-stoff da, um die ganze Menschheit x-mal auszulöschen. Lamech war der erste, der das Prinzip der Abschreckung angewendet hat – der Erfinder des kalten Krieges.
Die Gottlosigkeit erreicht ihren Höhepunkt, als die Menschen damit anfangen, sich mit den unsicht-baren Mächten einzulassen[4]. Eine hemmungslose Sexualität spielt dabei eine große Rolle. Was dabei rauskommt, das nennt die Bibel „Riesen“, also Kraftmeier, Führergestalten, Supermenschen, Herren-menschen, Übermenschen. Mit den Menschen ohne Gott beginnt das Zeitalter des Übermenschen. Übermenschen sind diejenigen, die niemanden über sich anerkennen, die sich über alles hinweg-setzen, zum Beispiel über alle Gesetze. Der englische Geschichtsphilosoph Tollenby hat die Behaup-tung aufgestellt, dass alle hohen Kulturen dann anfangen, zu Grunde zu gehen, wenn sie hochmütig, übermütig und wahnsinnig werden. Solche Völker gehen langsam aber sicher in Selbstauflösung und in Fäulnis über.
Die Welt vor der Sündflut ist verfault. In Vers 12 heißt es: Und Gott sah auf die Erde und siehe, sie war verdorben, denn alles Fleisch hatte seinen Weg verdorben auf Erden.
Verdorbenes Fleisch ist gefährlich, es ist giftig, es ist ansteckend und es stinkt. Das Unrecht der Menschen stinkt zum Himmel. Wohin Gott auch sah, überall herrschte Unrecht und Gewalt. Keiner kümmerte sich um den Willen Gottes. Das ist die Beschreibung der Welt vor der Sündflut. Das erschreckende an diesem Satz ist: es ist die präzise Beschreibung der Welt von 1984!
Bloß mit dem Unterschied, dass die heutige Welt nicht nur im übertragenen, sondern im wirklichen Sinn anfängt zu stinken. Der Gestank unserer Welt, die im eigenen Müll zu ersticken droht, dringt bis zum Himmel. In manchen unserer Städte ist es ja an manchen Tagen schon vor Gestank nicht mehr auszuhalten. Der Gestank macht uns krank. Wir übertreten die guten Gebote Gottes, wir beuten seine Schöpfung hemmungslos aus. Wo immer Gott auch hinsah, überall sah Er Unrecht und Gewalt, keiner kümmerte sich um den Willen Gottes.
Das ist der Grund, warum es hier in der Bibel heißt: Und es bekümmerte Gott in seinem Herzen. Wenn die Menschen sich nicht mehr um Ihn kümmern, dann macht Ihm das Kummer. Gott hat mit seiner Menschheit Kummer, weil die Menschheit sich von Ihm, der Quelle des Lebens, gelöst hat und jetzt vor sich hinfault. Alles Fleisch ist verdorben. Da beschließt Gott, die Menschheit zu verderben. Er beschließt die Sündflut. Und Er beschließt gleichzeitig, die Menschheit zu retten, Er beschließt die Arche. Mit Noah startet Er einen neuen Versuch, mit ihm will Er nach der Sündflut weitermachen.
Warum ausgerechnet Noah?
Es heißt hier von ihm in Vers 9: Noah lebte mit Gott. Er hätte genauso gottlos leben können wie seine Umwelt, er hatte genau die gleiche Freiheit wie die anderen. Er hätte sich auch die Freiheit nehmen können, sich zum Beispiel eine atheistische Weltanschauung zuzulegen. Oder sich alle paar Jahre eine neue Frau zuzulegen oder sich ein Vermögen zuzulegen oder seine Gegner umzulegen. Und spätestens dann, als Gott ihm befohlen hat, die Arche zu bauen, so ein Monstrum von einem Schiff, spätestens dann hätte Noah Gott den Vogel zeigen können und zu Ihm sagen können: „Ich bin doch nicht irre! Ich lass mich doch von dir nicht zum Obst vor allen Leuten machen! Ein Schiff auf dem Trockenen bauen, wo gibt's denn sowas?“
Das hätte Noah sagen können. Hat er aber nicht gemacht. Sondern Noah, so heißt es hier, tat alles, was Gott ihm gebot. Ich denke, das war der Grund, warum Gott auf diesen Noah verfallen ist. Er lebte mit Gott und er gehorchte Gott.
Deswegen wird er mit der Arche gerettet, und alle anderen, die mit dem gesunden Menschenverstand, die Rationalisten, die die Verbindung zu Gott abgeschnitten hatten, die ersaufen. Die ganze Welt steht unter Wasser, aber die Arche schwimmt, und als das Wasser nach vielen Tagen wieder sinkt, da gibt es eines Tages einen großen Rumms und die Arche ist auf Grund gelaufen. Sie hat aufgesetzt auf der Spitze des Berges Ararat. Sie sitzt fest, die Flut hat aufgehört, die Besatzung kann aufatmen, die Katastrophe ist vorbei. Noah macht das Fenster auf und lässt einen Raben rausfliegen um nach alter Seemannstradition festzustellen, ob man schon draußen landen kann. Der Rabe flattert bloß ein paar Kurven und kommt wieder rein, man kann also noch nicht aussteigen. Später lässt Noah eine Taube fliegen, aber auch die Taube kommt wieder zurück. Noah wartet noch eine Woche, dann lässt er wieder eine Taube ausfliegen, und diese kommt zur Abendstunde zurück und hat einen Zweig im Schnabel – das erste Hoffnungszeichen!
Wir alle kennen diese Taube, Picasso hat sie gemalt, sie ist zum Symbol der Weltfriedensbewegung geworden, und heute müssen viele Leute mit Erstaunen feststellen, dass überall dort, wo Tauben fliegen, die Heldendenkmäler vollgeschissen werden. Denn heutzutage nehmen sich die Friedens-tauben kein Blatt mehr vor den Mund. Noah merkt an dieser Taube: die Katastrophe ist vorbei. Es gibt neue Hoffnung für das Weiterleben, eine neue Hoffnung für das Leben gegen den Tod.
Nach der Landeerlaubnis erteilt Gott endlich auch die Ausgeherlaubnis. Er sagt jetzt zu Noah: Gehe jetzt du, und alle die deinen aus der Arche. Noah lässt die Strickleiter raus und klettert nach unten, und als er auf der untersten Sprosse angekommen ist, streckt er sein eines Bein erst mal aus, um zu testen, ob ihn der schlammige Boden überhaupt trägt.
Der moralische Unterschied zwischen dem Astronauten und dem Archenauten.
Ihr habt bestimmt alle die historischen Filmaufnahme gesehen, wie der erste Mensch auf den Mond gekommen ist. Vor einer Woche konnte man das im Fernsehen ja gerade wieder sehen. Der hat auch vorsichtig, als er die Leiter runter ging, mit dem Fuß gehangelt, bevor er gewagt hat, den ersten Fuß auf den Boden des Mondes zu stellen. Und dieser Schritt, als der Mensch den ersten Schritt auf dem Boden des Mondes tut, das war der spannendste Moment des gesamten Mondfluges. Millionen Menschen auf dem gesamten Erdball saßen die ganze Nacht auf vor den Fernsehern, um diesen Moment mitzuerleben. Ich saß natürlich auch vor der Röhre und war gespannt. Aber noch mehr gespannt war ich, was wird der Mensch tun, als erstes, nachdem er den Mond betreten hat.
Erster Punkt nach Verlassen des Raumschiffes: Aufpflanzen einer Fahne! Es war zwar keiner da, der die sehen konnte, es war auch kein Wind da, der die Fahne blähen konnte - macht nichts! Haupt-sache eine Fahne aufstellen, damit von vornherein klar ist: Jetzt sind die Amerikaner da. America is here! Jetzt sind wir die ersten und hier haben wir das erste Wort zu sprechen. Damit war schon wieder der erste Punkt zum Streit um die Macht im All gelegt, um die Allmacht. Die erste Handlung bei der Landung des Menschen auf dem Mond ist eine Demonstration seiner Macht. Die Blödheit des Menschen hat im wahrsten Sinne des Wortes kosmische Dimensionen.
Als Noah die Arche verließ, da stellte er nicht als Erstes eine Fahne auf, sondern erstellte als Erstes einen Altar auf. Er dachte nicht an ein Symbol seiner Macht, sondern an ein Symbol seiner Ohn-macht. Er brachte nämlich Gott ein Opfer. Er stellte sich also nicht als der erste Archenaut vor die Kamera, sondern stellte sich demütig in den Schlamm vor seinen Gott.
Das war auch wieder so eine Handlung, die gegen den gesunden Menschenverstand spricht. Der gesunde Menschenverstand spricht: „Noah, beten ist ja ganz schön und gut, aber jetzt ist erst mal etwas anderes dran. Jetzt geht's erst mal darum: den Schlamm wegschaufeln, den Kindern ein Dach über den Kopf besorgen, Samen in die Erde, damit etwas wachsen kann und wir etwas zum futtern kriegen. Erst wenn wir aus dem Gröbsten raus sind, dann können wir uns den Luxus einer Religion leisten. Erst das Haus, dann die Kapelle. Erst in die Hände spucken, dann die Hände falten!“
Was der „gesunde“ Menschenverstand in Wirklichkeit ist. Die richtige Reihenfolge.
Das ist das Rezept des so genannten gesunden Menschenverstandes, der in Wirklichkeit krank ist. Und die Menschheit krank macht. Nach diesem Rezept leben die meisten Menschen. Erst die Ausbildung, erst den Studienplatz, erst das Examen, erst die Wohnung, erst die materielle Sicherheit und dann, wenn überhaupt, kommt Gott.
Dass die Nichtchristen so leben, das ist schon schlimm genug, aber das auch wir Christen oft so leben, das ist noch viel schlimmer. Wir schmeißen früh unseren Motor an und bringen das Ding auf Hochtouren, bevor wir überhaupt Kurs genommen haben. Wir stürzen in unsere Programme, in unsere Arbeit, in unsere Termine rein, ohne das vorher mit Gott abzusprechen. Wir rammeln früh drauf los, ohne mit Gott über den Tag zu reden, und am Ende des Tages beschweren wir uns bei Ihm, dass so vieles schief gelaufen ist.
Ist doch kein Wunder! Erst mit Gott sprechen und dann lospreschen. Die richtige Reihenfolge ist entscheidend! Heute sagen zum Beispiel manche, das Hauptthema der Kirche ist der Frieden der Welt. Das stimmt aber nicht. Das wichtigste Thema der Kirche ist der Frieden mit Gott. Ohne Frieden mit Gott wird kein Frieden unter den Menschen. Deswegen möchte ich dich fragen: hast du Frieden mit Gott? Hast du deine Schuld bei Ihm abgeladen, hast du ein reines Gewissen, hast du dein Leben bei Gott abgeliefert, hast du dich bekehrt? Wenn nicht, dann kannst du aufhören, an den Problemen deines Lebens rumzuknaupeln, du wirst sowieso keine Lösung finden. Fang an mit Gott und stelle Ihn an den Anfang deines Lebens. Dann kriegst du Ordnung in dein Leben.
Noah hält sich an die richtige Reihenfolge. Bei ihm steht Gott an erster Stelle. Die erste Stelle ist die einzige Stelle, die Gott einnehmen will. Gott ist nicht bereit, die zweite oder irgendeine andere Stelle einzunehmen. Entweder steht Gott bei dir an der ersten Stelle, oder Er spielt überhaupt keine Rolle. Noah beginnt also seinen neuen Lebensabschnitt mit Gott, und nachdem er den Altar gebaut hat und Gott geehrt hat, sagt Gott zu ihm (1. Mose 8,21): Ich will in Zukunft nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen. Denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Ich will in Zukunft nicht mehr schlagen alles Leben auf Erden, wie ich getan habe. So lange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Gottes Versprechen – schwarz auf weiß mit Buntstiften geschrieben.
Gott hat also versprochen, nie wieder dazwischen zu schlagen. Das hat Er uns gottseidank ver-sprochen. Das hat Er uns nicht nur schwarz auf weiß in der Bibel gegeben, sondern das hat Er uns in allen Regenbogenfarben an den Himmel geschrieben. Er hat den Regenbogen an den Himmel gesetzt: Meinen Bogen habe ich an den Himmel gesetzt. Er soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Das ist nun keine Garantieerklärung dafür, dass die Erde ewigen Bestand haben wird. Das sagt uns die Bibel ganz klar, dass auch die Erde eines Tages vergehen wird. Wenn nämlich Gott den neuen Himmel und die neue Erde schafft.
Gott will uns erstens nicht zugrunde gehen lassen, sondern alle, die an Jesus glauben, sollen durch das letzte Gericht hindurch gerettet werden[5]. Und Er will zweitens die Welt nicht durch eine atomare Katastrophe vernichten. Wenn es zu einer solchen Katastrophe kommen sollte, dann ist das ein Selbstmord der Menschheit. Schuld daran sind die Menschen, es ist aber nicht Schuld Gottes. Jeder, der Augen im Kopf hat und den Regenbogen ansieht, der kann sehen: Gott plant gegen uns nichts Böses, von Ihm droht uns keine Gefahr. Aber jeder, der Augen im Kopf hat und den Menschen ansieht, kann sehen: der Mensch plant das Verderben, von ihm droht die Gefahr.
Am allergefährlichsten ist der Mensch durch seine eigene Sünde bedroht. Die Gefahr kommt nicht aus dem Herzen Gottes, sie kommt aus dem Herzen des Menschen, von dem Gott hier sagt: Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Dieser Satz widerspricht drittens unserer landläufigen Meinung. Die landläufige Meinung ist ja: der Mensch ist gut! Das ist der Grundsatz der idealistischen Philosophie. Ausgerechnet der Marxismus hat diesen idealistischen Satz übernommen: der Mensch ist gut! Die Bibel sagt das genaue Gegenteil: der Mensch ist böse, er ist kaputt, er ist nicht heil, er ist krank, er ist erlösungsbedürftig.
Was die Arche und das Kreuz gemeinsam haben.
Aber das ist ja nicht alles, was die Bibel zu diesem Thema sagt. Sie sagt: der Mensch kann gerettet werden, er kann geheilt werden, es gibt eine Heilungsmöglichkeit. Es gibt einen Heiland und Retter. So wie damals Gott zur Rettung der Menschheit die Arche bereitgestellt hat, so hat Er sich später eine andere Rettungsmöglichkeit ausgedacht und bereitgestellt, für alle Menschen auf dieser Erde und auch für alle von euch, die ihr heute Abend hier seid. Er hat ein Kreuz in unsere Welt gestellt. Denn nach der Feststellung: „Der Mensch ist böse!“ hat Gott sich nicht schmollend hinter einer Wolke verzogen, denn Er hat erstens vor die Wolke das Zeichen seiner Versöhnung gesetzt, den Regenbogen, und zweitens seinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesetzt, damit alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben[6].
Ich lade dich dazu ein, dass du diesem Jesus dein Leben gibst und an Ihn glaubst. Dann steigst du nämlich ein in diese Bewegung „Leben gegen den Tod“. Du hast in unserer Zeit nur zwei Möglichkeiten, für die du dich entscheiden kannst. Entweder du lebst nach dem Motto: „Nach mir die Sündflut“ – das heißt, du machst alles mit und lässt alles mit dir machen, oder du stehst auf und schwimmst gegen den Strom. Auch wenn du an Jesus glaubst, wird dir das Wasser manchmal bis zum Halse stehen.
Aber wenn du an Ihn glaubst, dann kann dich die Flut der Bosheit und der Gemeinheit und der Ungerechtigkeit nicht mehr ertränken. Das alles kann für dich nur der Anlass sein, dass du dich erhebst, dass du deine Stimme erhebst. Gerade wenn dir das Wasser bis zum Hals steht, ist es ja wichtig, dass du deinen Hals hochreckst. Darum hat Jesus ja auch nicht zu seinen Leuten gesagt: „Wenn ihr merkt, dass es schwierig wird, dann duckt euch, igelt euch ein, legt euch auf den Boden!“ Er hat gesagt: Wenn es ganz schwer wird für euch, dann erhebt eure Häupter, weil sich dann eure Erlösung naht![7]
* * * *
[1] Siehe v.a. Römer 3, 23; auch Psalm 14, 1-7
[2] Ludwig Feuerbach (1804-1872), deutscher Philosoph, dessen Kritik an Religionen im Allgemeinen und Christentum im Besonderen einen starken Einfluss auf Karl Marx ausübte. – Anm. des Schreibers.
[3] Zu Lamech siehe u.a. 1. Mose 4, 18-24.
[4] 1. Mose 6, 4 ff.
[5] Siehe z.B. Johannes 5, 24
[6] Johannes 3, 16
[7] Lukas 21, 28