Dr. RENfi PACHE DIE WIEDERKUNFT JESU CHRISTI v/ R. BROCKHAUS VERLAG WUPPERTAL Titel der Original-Ausgabe: LE RETOUR DE JESUS-CHRIST übersetzt von Frau E. Wieter-Eoll Neubearbeitete 6. Auflage 1970 7. Auflage 1972 8. Auflage 1974 9. Auflage 1977 Umschlag: Karl Busch Druck: fotokop Wilhelm weihen kg, Darmstadt ISBN 3-417-00073-4 Vorwort .Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist, denn die Zeit ist nahe.' Offb. 1.3 Mit Freuden bringen wir unsem Lesern dieses Budi, in dem wir den Versuch gemacht haben, die Weissagungen der Bibel, die sich auf die Wiederkunft Jesu Christi beziehen, systematisch zu erforschen. Dieses Studium hat uns so bereichert, daß wir unmöglich einen solchen Schatz für uns behalten könnten. Wir bitten den Herrn, tausendfach die zu segnen, die an der Hand dieses Buches das prophetische Wort lesen, hören und behalten wollen! Die Wiederkunft Christi v/ird an so vielen Stellen der Bibel angekündigt (1527mal im AT und 319mal im NT), daß — nach der Geburt und dem Tod des Erlösers — für den Christen nichts von größerer Bedeutung ist. Die noch unerfüllten Weissagungen sind so zahlreich, daß wir alle in bezug auf das Jenseits (die Toten, Auferstehung, Gericht, Jüngstes Gericht, Hölle, Lohn der Gläubigen, Himmel usw.) für ein weiteres Buch zurückstellen mußten. Im vorliegenden Band behandeln wir daher nur die Voraussagen, welche die Zukunft unsrer Erde bis zum Ende des Tausendjährigen Reichs betreffen. Sie allein liefern eine Überfülle von Stoff, daher der ungewollte Umfang dieses Werks. Es schien uns aber notwendig, ein so wichtiges und heikles Thema so erschöpfend wie möglich zu behandeln. Wir hielten es auch für wertvoll, in unsrer Darlegung die Bibeltexte wörtlich anzuführen. Unsre ganze Beweisführung gründet sich ja auf die Hl. Schrift, die besser redet, als wir es tun könnten. Damit glauben wir auch denen, die keine Bibel zur Hand haben (oder es versäumen, sie zu öffnen), das Mitgehen bei unsern Ausführungen zu erleichtern. Wir bitten um Entschuldigung, daß bestimmte, wichtige Texte in diesem Werk öfter zitiert werden. Sie stehen dann zu verschiedenen Teilen des Buches in Beziehung, und um ihre vielseitigen Lehren richtig herauszusteilen, mußten wir sie mehrmals anführen. So bildet jedes Kapitel ein Ganzes in sich, und wir meinen, die Darlegungen damit klarer und vollständiger gemacht zu haben. Zu Anfang des Buchs geben wir unsere Methode in der Auslegung der Weissagung an. Dabei möchten wir betonen, daß wir keineswegs einen Anspruch auf Unfehlbarkeit erheben. Um der Klarheit unserer Ausführungen willen mußten wir, gemäß unserer eigenen Überzeugung, einen bestimmten Standpunkt einnehmen und festhalten. Doch sind wir uns vollkommen der Schwierigkeit bewußt, den buchstäblichen oder symbolischen Wert jeder Stelle, sowie die Zeitfolge bestimmter Ereignisse von vornherein festzulegen. Wie es einer gesagt hat: Die Weissagung wandelt auf den Höhen der Geschichte, sie wirft ihr Licht nur auf die Spitzen und Gipfel der Berge. Die einzig vollständige Auslegung der Weissagung wird uns in ihrer Erfüllung gegeben werden. Um keinen Preis möchten wir in eine Polemik verfallen, wie sie zuweilen bei Auslegern der Prophetie herrscht, oder eine solche auslösen. Unser einziges Ziel ist es, nach unserem geringen Vermögen zu erbauen, damit wir uns alle durch ein geheiligteres Leben und ein entschiedeneres Zeugnis auf die Ankunft des Königs aller Könige zubereiten. Ist ein Leser in dem einen oder anderen Punkt unserer prophetischen Erläuterungen nicht mit uns einig, so hoffen wir, daß er nicht bei unserer Erklärung hängen bleibt. In diesem Falle bitten wir ihn aber dringend, jede angeführte Stelle gründlich zu studieren, bis er, wenn möglich, zu einer biblischen Auslegung durchdringt, die ihn völlig befriedigt. Es ist wirklich unser Gebet, daß unsere Leser nicht von unseren Urteilen abhängig seien, sondern von der Schrift selbst und von dem allein unfehlbaren Ausleger, dem Heiligen Geist. Als die Einwohner von Jerusalem Jesum kreuzigten, erfüllten sie damit die Worte der Propheten, die sie doch jeden Sabbat lasen. Apg. 13,27. Genau so laufen viele Namenchristen Gefahr, beim zweiten Kommen Christi gerade durch die Weissagungen verdammt zu werden, die sie lesen, ohne ihnen Glauben oder Beachtung zu schenken. Wenden wir allen Fleiß daran, nicht zu diesen zu gehören und unsere lebendige Hoffnung denen mitzuteilen, die sie noch nicht haben! Denn sollte einer der Leser durch die Vertiefung in dieses Buch — und besonders in die darin enthaltenen Bibelstellen — gesegnet werden, so ist es seine gebieterische Pflicht, die Botschaft weiterzugeben. Den Schildwachen gleich, die den Horizont mit den Augen absuchen, müssen wir mit lauter und klarer Stimme unsere Zeitgenossen warnen, ehe es zu spät ist. Sich dem entziehen, wäre wirklich Verrat. Tun wir es aber, so haben wir unsere Zeit nicht verloren, weder mit dem Schreiben noch mit dem Lesen dieses Buches. Hüter, was dünkt dich um die Nacht? Der Hüter spricht: Der Morgen naht — und auch die Nacht. Wollt ihr fragen, so fraget. Bekehret euch, und kehret wieder! Jes. 21,11 — 12. Vorwort zur 6. Auflage Seit der ersten Veröffentlichung dieses Buches im Jahre 1948 hat sich viel in der Welt ereignet. Eine Tatsache jedoch muß uns verblüffen: Wir haben das prophetische Bild, das sich von allem Anfang an aufdrängte, weder in der 2. Auflage 1958 noch für die weiteren bis 1968 abändern, wir haben sie nur in einzelnen Punkten ergänzen müssen. Es handelt sich dabei um Einzelheiten, die mit den jüngsten Ereignissen Zusammenhängen. Gott zeigt uns immer klarer, daß die Zeit nahe ist. Die erste umfangreiche Ausgabe hatte 507 Seiten. Um das Buch in einem für alle annehmbaren Ausmaß zu halten, haben wir gewisse Abschnitte ein wenig gekürzt; besonders, wo es sich um ausführliche Zitate von Texten handelte, die sich von einem zum anderen Propheten wiederholen. In diesem Fall haben wir uns mit dem einfachen Hinweis auf den Zusammenhang begnügt. Vorwort zur deutschen Ausgabe Wir Deutschen sind so viele Jahre lang hermetisch abgeschlossen gewesen von der Kenntnis vieler wichtigster Vorgänge bei andern Völkern, und durch unser furchtbares Erleben waren und sind wir noch so eingefangen in unsere eigenen Nöte, daß es uns schwer fällt, den Blick über unsere Grenzen hinaus zu weiten und unsern Platz im Gesamtraum des Völkergeschehens zu erkennen. Das vorliegende Buch zeigt uns nun deutlich, daß wir in den weltweiten Plan Gottes miteingeschlossen sind, und stellt uns hinein in die Gemeinschaft des Glaubens, des Leidens und der Hoffnung der Kinder Gottes auf der ganzen Erde. Es ist ein äußerst dringlicher Weckruf zur Selbstbesinnung aller Gläubigen, zur Sammlung und Zurüstung der Gemeinde auf die nahe Wiederkunft Jesu Christi. Aus der Überzeugung, daß dieses Buch weite Kreise in Deutschland interessieren wird, ist die Übersetzung entstanden. Es ist kein Zufall, daß in vielen christlichen Kreisen aller Länder die Erkenntnis sich Bahn bricht, daß wir in der Endzeit stehen. Wie nie zuvor greifen die internationalen Zustände, Entwicklungen und Verwicklungen in das persönliche Leben eines jeden einzelnen hinein, und darum kann nur ein weltumfassender Überblick die richtige Würdigung dieser Endzeit ermöglichen. In dem Buch von Dr. Pache finden wir nun eine volle, tiefschürfende Erfassung sämtlicher Weissagungen der Hl. Schrift auf die Wiederkunft Jesu Christi und auf die Endzeit, und zwar in einer großlinigen, biblisch-historischen und völkergeschichtlichen Gesamtschau, unter besonderer Herausstellung des Volkes Israel von seinen Anfängen bis in die neueste Zeit. Dabei wird uns eine ganze Fülle von neuen Gesichtspunkten nahegebracht, und wir staunen über die wahrhaft prophetische Schau des Verfassers bei seiner Auslegung der Schrift. Wir weisen z. B. darauf hin, daß er Entwicklungen wie die des Europarats, der Organisation der Vereinten Nationen (UNO) und der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) aus den biblischen Weissagungen heraus erkennt, Dinge, die uns heute bereits zu festen Begriffen geworden sind, zur Zeit aber, da das Buch entstand, erst im Gedankenkreis einiger weniger als Möglichkeiten lebten. Diese Tatsache erscheint uns auch als ein Zeichen der Endzeit. Unwillkürlich wird man an das Wort in Daniel 12,4.9 erinnert, daß in den letzten Tagen die verborgene und versiegelte Weissagung vielen enthüllt werden wird. Darum kann die Beschäftigung mit einem solchen Buch für uns nur förderlich sein. Man könnte ihm den Untertitel „Gottes Heilsplan mit der Welt“ geben; denn durch des Verfassers klare, stetige Logik der Beweisführung, gepaart mit seiner ungemein tiefen Kenntnis der Bibel, wird der Leser aus seinem eigenen, engeren Lebenskreis in die höhere Sphäre göttlichen Vorhabens mit der gesamten Menschheit gehoben. Und das ist, was uns Deutschen so not ist und uns zugleich so wohl tut. Vielleicht mag der eine oder andere Leser nicht mit jeder einzelnen Auslegung einig sein, oder den wiederholten Gewissensappell am Schluß der verschiedenen Abschnitte innerlich ablehnen, aber es bleibt bei diesen Mahnworten doch der starke Eindruck, daß der Verfasser bewußt unter dem gewaltigen Ernst seines Auftrags steht (nach Hes. 3,16—21), und es kann wohl keiner das Buch ohne ganz persönlichen Segen lesen. In der Übersetzung ist mit dem Wort „Gemeinde“, oder „Kirche Christi“, die Gesamtheit aller Gläubigen aus allen Lagern und allen Völkern gemeint. Für die Bibeltexte wurde in der Hauptsache die Lutherübersetzung, wenn nötig, die von D. Dr. Hermann Menge verwendet. Möge die deutsche Ausgabe dieses Buches dazu dienen, daß auch in Deutschland der Weckruf gehört werde, und daß alle Kinder Gottes sich zur wartenden Gemeinde sammeln, die sich bereitmacht auf die Wiederkunft Jesu Christi. E. F. Wieter-Eoll ERSTER TEIL Einführung 1. Kapitel Bedeutung und Merkmale der biblischen Weissagung I. Welchen Raum nimmt die Weissagung in der Bibel ein? Unbestreitbar nimmt die Weissagung einen sehr großen Raum in der Hl. Schrift ein. Von den 39 Büchern des AT sind 17 prophetischen Inhalts, die zahlreichen Voraussagen nicht eingerechnet, die z. B. bei Mose und in den Psalmen zu finden sind. Im NT sind auch ganze Kapitel der Evangelien, viele Abschnitte der Episteln und die ganze Offenbarung der Weissagung gewidmet. Wir glauben mit Paulus, daß »alle Schrift, von Gott eingegeben, nütze ist zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt*. 2. Tim. 3,16—17. Wollen wir wahre Christen sein, so müssen wir, ob es uns gefällt oder nicht, die ganze Botschaft der Propheten annehmen und uns zu eigen machen. Viele sog. Gläubige vernachlässigen die Weissagung, weil sie sie nicht verstehen oder gar fürchten. Aber es ist leicht erkennbar, daß ihrer geistlichen Nahrung ein wesentlicher Lebensstoff abgeht, und daß ihr Leben und Wirken der allein richtigen Orientierung entbehrt. Ihre Frömmigkeit gleicht einem Kompaß, dessen entmagnetisierte Nadel keine Richtung mehr anzeigt. Vergessen wir nicht, daß Weissagung und Wunder zwei starke Beweisgründe bei der Verteidigung der christlichen Religion darstellen. Die Weissagung erbringt den Beweis für das Übernatürliche in Worten, das Wunder dagegen in Werken. Sie beweisen damit die Allwissenheit, bzw. die Allmacht Gottes. Nur die Bibel bedient sich der Weissagung, denn sie allein ist das Wort Gottes; die anderen Religionen sind (nach Scroggie) der Weissagung unfähig, da sie Irrlehren sind. Zudem zeigt uns die Prophetie Gott als Lenker der Geschichte, ein nicht geringer Trost für unsere gequälte Zeit. II. Was sind die Hauptmerkmale der biblischen Weissagungf An zwei berühmten Stellen erklärt der Apostel Petrus in meisterhafter Weise, was die Botschaft der Propheten ist (1. Petr. 1,10—12 und 2. Petr. 1,16.19—21). Entnehmen wir diesen Versen die folgenden Tatsachen: 1. Das große Thema aller Propheten ist Jesus Christus. 1. Petr. 1,11. 2. Zeitraum und Umstände des zweifachen Kommens Christi werden von den Propheten angegeben. Vs. 11. 3. Zwischen den Propheten des AT und des NT besteht volle Übereinstimmung. Vs. 12. 4. Der Heilige Geist ist der alleinige Urheber der Weissagung. Vs. 11 bis 12; 2. Petr. 1,21. 5. Die Propheten haben selbst versucht, die ihnen aufgetragenen Weissagungen zu erforschen. Vs. 10—12. 6. Es gelüstet die Engel, in das Wunderbare hineinzuschauen, das Gott durch Seine Boten ankündigt. Vs. 12. 7. „Ihr tut wohl, daß ihr darauf (auf das prophetische Wort) achtet.“ 2. Petr. 1,19. 8. Das prophetische Wort „ist ein Licht, das scheint in einem dunklen Ort“, (eb.) 9. Keine Weissagung der Schrift geschieht aus eigener Auslegung. Vs. 20—21. III. „Der Herr, Herr tut nichts, Er offenbare denn Sein Geheimnis den Propheten, Seinen Knechten.“ Arnos 3,7. Als Jesus von Seiner Wiederkunft sprach, sagte Er zu Seinen Jüngern: „Ihr aber sehet euch vor! Siehe, Ich habe es euch alles zuvor gesagt!“ Mk. 13,23. Diese Versicherungen geben den Weissagungen, die wir besitzen, ein ganz besonderes Gewicht. Wenn dem so ist, dürfen wir damit rechnen, in ihnen die großen Linien der Hauptereignisse zu finden, die sich bis zur Wiederkunft Christi abspielen sollen (und wir werden bald sehen, daß dies auch der Fall ist). Schauen wir rückwärts, so erkennen wir, daß kein bedeutendes Ereignis, besonders kein großes Gericht, stattgefunden hat, ohne daß der Herr versucht hätte, die Welt, und vornehmlich die Gläubigen, darauf vorzubereiten. Dafür einige Beispiele: 1. Die Sintflut ist nicht unversehens hereingebrochen. Lange zuvor hatte Gott die Generation Noahs vor dem drohenden Strafgericht gewarnt. Und Er hatte alles zur Rettung Seines Knechtes vorbereitet. 1. Mose 6—7. 2. Die Zerstörung Sodoms und Gomorras war auch vorhergesagt worden, und Lot wurde vom Herrn zur Flucht gedrängt, bevor es zu spät wäre. 1. Mose 18—19. 3. Als Gott die Vernichtung Ninives beschloß, beauftragte Er Jona ausdrücklich, es der ganzen Bevölkerung der Stadt kundzutun. Jona 3. Und diese Botschaft gab Ninive die Gelegenheit zur Buße und zur Errettung. 4. Die heidnischen Könige Nebukadnezar und Belsazar wurden ebenfalls zeitig von ihrem bevorstehenden Sturz unterrichtet, und die Stadt Babylon fiel erst nach eindringlicher Warnung vor ihrem kommenden Schicksal. Dan. 4—5. 5. Jerusalem, Samaria und dem ganzen Volk Israel war ihre unvermeidliche Vernichtung und Wegführung lange zuvor durch die Propheten angesagt worden. Um so größer wurde ihre Schuld, weil sie alle Warnungen Gottes mißachteten. 2. Chron. 36,15—16. Genau so war es vor der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 unserer Zeitrechnung: Die Zeitgenossen Jesu wußten ganz gut, was ihnen bevorstand, und sie hatten Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten. Luk. 19,41—44; 21,29—34. Die Beispiele ließen sich häufen. Aber diese genügen, um klarzumachen, wie Gott Seine Kirche und zugleich die Welt auf das große Endgeschehen vorzubereiten sucht. Die Wiederkunft Jesu Christi und alle Begleitumstände sind mit einer solchen Überfülle von Einzelheiten vorausgesagt, daß auch der Ungelehrteste das Wesentliche zu verstehen vermag. Lassen wir uns diese Warnungen tief zu Herzen gehen, und gedenken wir der Ermahnung des Apostels: „Die Weissagung verachtet nicht!“ 1. Thess. 5,20. IV. Verfahren bei der Auslegung der Weissagung 1. Wörtliche und symbolische Auslegung. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Bibeltexte aufzufassen. Häufig liegt hinter der zunächst wörtlichen Bedeutung ein bildlicher oder geistlicher Sinn. Das trifft bei vielen Ereignissen in der Geschichte Israels zu, die das AT berichtet. „Solches aber widerfuhr jenen zum Vorbilde; es ist aber geschrieben uns zur Warnung.“ 1. Kor. 10,11. Offensichtlich glauben die Apostel, daß die von ihnen angeführten Ereignisse sich wirklich zugetragen haben; das hindert sie aber nicht, in ihnen einen tiefen geistlichen Sinn für uns zu finden. Hier einige aus den vielen Beispielen: a) Der Fels, den Mose am Horeb schlug, um das Volk zu tränken, stellte Christus dar, wie Er auf Golgatha für unser Heil geschlagen wurde. 2. Mose 17,1—6; 1. Kor. 10,4. b) Das Manna, das die Israeliten in der Wüste gegessen haben, war ein Sinnbild auf Christus, das vom Himmel gekommene, lebendige Brot. 2. Mose 16; Joh. 6,31—35. 48—51. c) Das geschlachtete Osterlamm stellte Jesus dar, das Lamm Gottes, für uns geopfert. 2. Mose 12; 1. Kor. 5,7. d) Hagar und Sarah, die beiden Frauen Abrahams, versinnbildlichen den zweifachen Bund, den des Gesetzes und den der Gnade. Gal. 4,22—26 usw. Auch in den Weissagungen, die sich beim ersten Kommen Christi erfüllten, finden wir oft, daß in demselben Text der wörtliche und der bildliche (oder geistliche) Sinn einander bei- oder übergeordnet sind. Man urteile selber: 1. Psalm 22 sagt die Leiden Christi voraus. Einige Verse sprechen in alltäglichen Ausdrücken von Dingen, die dann buchstäblich eingetroffen sind: Christus wurde am Kreuz von Seinem Vater verlassen. Vs. 2. Er wurde verachtet und verspottet vom Volk. Vs. 7—9. Seine Hände und Füße wurden durchgraben. Vs. 17. Die Soldaten teilten Seine Kleider unter sich und warfen das Los um Sein Gewand. Vs. 19. Andere Verse dagegen bedienen sich der bildlichen (oder rein poetischen) Sprache: Zahllose Stiere haben Mich umringt. Vs. 13. Hunde haben Mich umgeben. Vs. 17. Errette Meine Seele vom Schwert. Vs. 21. Rette Mich von den Hunden, dem Löwen, den Einhörnern. Vs. 21—22. Der Sinn dieser Bilder ist völlig klar, und er hat sich auch ganz real erfüllt. 2. Nach Jesaja 53, soll folgendes buchstäblich den Messias treffen: Er wird von Seinem Volk verachtet und verstoßen, Vs. 3, gestraft und gemartert, aus der Angst und dem Gericht genommen, Vs. 7—8, und bei Gottlosen (zwei Mördern) am Kreuze getötet, Vs. 9, und bei Reichen begraben werden. Vs. 9. Gleichzeitig aber enthält diese Stelle folgende Bilder: Wie ein Reis wird Er aus dürrem Erdreich emporsprießen, Vs. 2, wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt werden, Vs. 7, und durch Seinen Opfertod die Starken zum Raube haben. Vs. 12. Viele andere Stellen ließen sich noch anführen. Halten wir es auf jeden Fall fest, daß wir bei der Ausdeutung der noch unerfüllten Weissagungen auf gleiche Weise Vorgehen müssen. Wir werden daher: a) zunächst die wörtliche Bedeutung, die einfachste Anwendung festzustellen suchen — und beim AT den Sinn, der zu Israel am ehesten in Beziehung steht; b) davon ausgehend, nach einer etwa möglichen symbolischen Bedeutung forschen, einem geistlichen Sinn. Dabei wollen wir uns vom Text selber leiten lassen, oder, falls dessen Sinn dunkel, von anderen klaren Stellen über dasselbe Thema. Es wäre in der Tat töricht, alles wörtlich nehmen zu wollen, und ebenso falsch, alles symbolisch zu deuten. Gott helfe uns bei dieser schwierigen Aufgabe und leite uns Schritt für Schritt auf dem schmalen Pfad der Wahrheit! 2. Zwei große Richtungen in der prophetischen Auslegung. Was wir nun sagen, bezieht sich besonders auf die Art, die Offenbarung zu deuten, das Buch, das wir oft anführen werden müssen. Die meisten Ausleger dieser Prophetie nehmen einen der beiden folgenden Standpunkte ein: a) den „historischen“ Standpunkt. Man betrachtet die Offenbarung als ein ununterbrochenes Freskengemälde der Geschichte der Kirche. Die ersten Siegel beginnen zur Zeit der Apostel, dann folgen die Trompeten und die Schalen, die uns in Etappen der Reihe nach bis zum Ende der Zeiten führen. Es scheint wohl, als schreite die sündige Menschheit unaufhaltsam dem Abgrund zu, und als entwickelten sich die Gerichte Gottes seit langem auf die Endlösung hin. Von diesem Standpunkt aus kann man allerdings in der Offenbarung und den Weissagungen Züge finden, die ein helles Licht auf gewisse, heute schon vergangene Ereignisse werfen. Aber das Ziel unseres Buches ist nicht, uns der Vergangenheit zuzuwenden, sondern der in der Schrift gezeigten Zukunft der Welt. Wir ziehen daher den zweiten Standpunkt vor, ohne behaupten zu wollen, daß er immer eine andere Auffassung ausschließt. b) den „futuristischen“ Standpunkt. Hat es auch Teilerfüllungen der Weissagungen seit Christi Weggang gegeben, so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß die wichtigsten angekündigten Ereignisse noch vor uns liegen. Der allgemeine Abfall, das Offenbarwerden des Antichristen in Person, die Rückkehr der Juden nach Palästina und ihre Bekehrung, die furchtbarsten Gerichte, die Schlacht von Harmagedon, die endgültige Abrechnung, das Erscheinen des Herrn und Seine glorreiche Herrschaft, all das liegt ganz oder teilweise in der Zukunft. Und auf diese große Endlösung hin sind alle prophetischen Texte unentwegt ausgerichtet. Bengel hat gesagt, daß kein Ereignis zwischen Himmelfahrt und Wiederkunft Christi diesem großen Endgeschehen an Bedeutung gleich sein wird. Darum berühren sich für die Propheten das erste und das zweite Kommen des Herrn. Wir werden uns daher bei den biblischen Weissagungen vor allem mit dem abgeben, was die Gegenwart und Zukunft betrifft. Was die Vergangenheit schon erfüllt hat, wird uns nur zuweilen als Beispiel und Bestätigung dienen. 3. Die fortschreitenden Erfüllungen der Weissagung und ihre Zeitfolge. Zum rechten Verständnis gewisser Prophezeiungen muß man sich darüber klar sein, daß sie eine Erfüllung in fortschreitender Linie oder mehrere, in ihrer Folgenreihe sich stetig ergänzende umfassen. Z. B.: a) In Matth. 24 und Lukas 21 erschaut Jesus offensichtlich in einem und demselben Bild zwei ähnliche, aber zeitlich weit auseinanderliegende Ereignisse: einerseits die Belagerung Jerusalems und die Leiden der Juden, andererseits die letzte Belagerung der heiligen Stadt durch den Antichristen und die große Trübsal Israels. Beide Erfüllungen zusammen erschöpfen erst den Sinn der Worte Jesu. b) In seinen Botschaften spielt der Prophet Jeremia immer wieder gleichzeitig auf die beiden Verbannungen und die beiden Wiederherstellungen Israels an. (S. z. B. Jer. 25,39; 31,31—40; 32,36—44.) Die Einnahme Jerusalems durch Nebukadnezar, die babylonische Gefangenschaft, die Rückkehr mit Esra sind nur ein schwaches Vorspiel zu der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70, der weltweiten Zerstreuung der Juden und ihrer völligen Wiederherstellung bei der Wiederkunft Christi. c) Die Stellen, die sozusagen das erste und zweite Kommen des Erlösers verquicken, sind sehr zahlreich. Führen wir nur einige an: /es. 9,5—6: die Geburt des Sohnes und die Herrschaft des Friedefürsten; Sach. 9,9—10: der Einzug Jesu in Jerusalem auf einem Esel und Seine Weltherrschaft; Mal. 3,1—3: die Erscheinung Johannes des Täufers und die des Herrn, der Israel im Ofen der Trübsal bekehren wird. Ein besonders treffendes Beispiel steht Jes. 61,1—2: Jesus gesalbt, „zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn und einen Tag der Rache unseres Gottes“. Diese beiden Handlungen, die die gegenwärtige Heilszeit eröffnen und beschließen — und jetzt schon fast 2000 Jahre umfassen —, werden in demselben Satz erwähnt. Doch hat Jesus Seine Lesung in Nazareth folgerichtig mit dem ersten Teil des Satzes beendet. Luk. 4,17—19. Anfänger im Studium der Weissagung sollen sich aber nicht durch solche Nebeneinanderstellungen erschrecken lassen. Erblicken wir eine Gebirgskette von weitem, so erscheinen uns vielleicht zwei Gipfel wie ein einziger. Im Weitergehen aber erkennen wir, daß ein tiefes Tal sie trennt, oder wir sehen, daß die ganze Kette in einem steten Auf und Ab sich allmählich zu ihrem höchsten Punkt erhebt. Es war für die Juden des Alten Bundes nicht leicht, alle Weissagungen auf das erste Kommen Christi zu verstehen. Sollte nicht Jesus kommen aus Bethlehem, Mich. 5,1, aus Ägypten, Hos. 11,1, aus Galiläa, Jes. 8,23, nach Jerusalem, Sach. 9,9, in den Tempel, Mal. 3,1? Wie. konnten sie so viele widersprechende Angaben in Einklang bringen? So ist auch die Wiederkunft des Herrn sehr vielseitig, und möglicherweise werfen wir manche Pläne zusammen. Wir werden ihre ganze Reihenfolge erst im Maße ihrer völligen Erfüllung verstehen. Weit voneinander entfernte Sterne bilden für uns eine Konstellation, die auf derselben Ebene zu liegen scheint. So ist es auch mit manchen Ereignissen der Prophetie. Die Bibel selbst scheint sie zu verquicken, wenn sie zum ersten Mal von ihnen spricht. Matthäus zeigt uns in Kap.^24 und 25 in ein und demselben Bild die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70, die Entrückung der Gläubigen, die große Trübsal, die Errichtung des Reichs und das Endgericht, aber spätere Prophezeiungen unterscheiden diese Ereignisse ganz klar. So kündet Joh. 5,28—29 die beiden Auferstehungen gleichzeitig an, während die Offenbarung sie um 1000 Jahre voneinander trennt (20,4—5). Bemühen wir uns daher, alles soweit wie möglich zu verstehen! Aber wir wollen auch warten können! Denen, die auf das prophetische Wort achten, wird im gegebenen Augenblick das erwünschte Licht geschenkt werden. Zum Schluß sei gesagt, daß wir nicht mit einem starren, festgelegten System der Deutung an die Weissagungen herangehen möchten. Es ist unser Gebet, daß wir durch den Heiligen Geist und die Übereinstimmung der biblischen Bücher soweit wie möglich befähigt werden, den ganzen heiligen Text zu verstehen und unseren Lesern verständlich zu machen. 2. Kapitel Die Botschaft von der Wiederkunft Jesu Christi I. Wichtigkeit der Lehre von der Wiederkunft Jesu Christi 1. Welchen Platz nimmt diese Lehrein der Schrift ein? Die Antwort auf diese Frage gibt uns von vornherein einen Begriff von der Bedeutung, die Gott selbst ihr beimißt. Beachten wir zu allererst, daß im AT mindestens die Hälfte der zahlreichen Weissagungen auf Jesus Christus sich auf Seine Herrlichkeit und Seine Herrschaft beziehen. Das tritt so deutlich hervor, daß die Juden und die Jünger selbst nur diesen Teil der Botschaft der Propheten in Erinnerung hatten: sie erwarteten unbedingt den Messias als den Sieger, der „das Reich Israel wieder aufrichten“ und Sein Volk von Seinen Feinden erlösen würde. Ap. 1,6; Luk. 24,21. Ihr einziger Irrtum lag darin, daß sie nicht erkannten, daß Christus nach denselben Weissagungen erst nach Seinem Leiden am Kreuz in Seiner Herrlichkeit erscheinen würde. Was das NT betrifft, so hat man ausgerechnet, daß 319 Verse, d. h. 1 auf 25, der Wiederkunft Christi gewidmet sind. So darf man behaupten, daß wenige Lehren der Bibel die eine, die uns hier beschäftigt, an Bedeutung übertreffen. 2. Welchen Platz räumt Jesus Seiner Wiederkunft in Seiner Lehre ein? Er hat oft und lang darüber geredet. Wir wollen hier nur Folgendes anführen: a) Seine großen endgeschichtlichen Reden in Matth. 24 u. 25, Markus 13, Luk. 17 u. 21; b) einige der Gleichnisse, die dasselbe Thema behandeln: Unkraut und Weizen, Matth. 13,24—30 (bes. Vs. 38—43), das Netz, Matth. 13,47—50, die zehn Jungfrauen, Matth. 25,1 —13, die Pfunde, Luk. 19,12—27 (bes. Vs. 12: „Ein Edler zog ferne in ein Land, daß er ein Reich einnähme und dann wiederkäme“), die getreuen und ungetreuen Knechte, Luk. 12,35—46; Matth. 24,45—51, der ungetreue Richter, Luk. 18,1—8 (bes. Vs. 7—8), die verschlossene Tür, Luk. 13,23—30 usw. Wie könnten wir also Christen sein, ohne den Voraussagen Christi zu glauben und freudig auf Seine Rückkehr zu warten? 3. Sollen wir die buchstäbliche Erfüllung der Weissagungen auf das zweite Kommen Christi erwarten? Um das zu wissen, brauchen wir nur zu bedenken, wie buchstäblich sich die Voraussagen auf Sein erstes Kommen verwirklicht haben. Hier einige der genauesten Aussagen der Propheten: , Jesus ist von einer Jungfrau geboren, Jes. 7,14; j Matth. 1,22—23, aus dem Geschlechte Davids, Jes. 11,1, in Bethlehem, Micha 5,1; Matth. 2,4—6, bei dieser Gelegenheit wurden die kleinen Kinder gemordet, Jer. 31,15; Matth. 2,16—18, | das Kind Jesus wurde nach Ägypten gebracht, woher es später zurückgerufen ward, Hos. 11,1; Matth. 2,15, Er wurde in Galiläa erzogen, Jes. 8,23; Matth. 2,22—23, Er wurde mit dem Geiste gesalbt, Jes. 11,2; Luk. 4,17—21, Er trug unsere Krankheit und lud auf Sich unsre Schmerzen, Jes. 53,4; Matth. 8,16—17, Er zog auf einem Esel reitend in Jerusalem ein, Sach. 9,9; Matth. 21,4—5, Er wurde von einem Seiner Vertrauten verraten, Ps. 41,10; Joh. 13,18, Seine Jünger verließen Ihn, Sach. 13,7; Matth. 26,31, Er wurde um 30 Silberlinge verkauft, die dann für den Töpferacker gegeben wurden, Sach. 11,12—13; Matth. 26,15; 27,7, Er wurde angespien und den Scniagen preisgegeben, Jes. 50,6; Matth. 27,30, Man bot Ihm Galle mit Essig zu trinken, Ps. 69,22; Matth. 27,34.48, kein Bein wurde Ihm zerbrochen, 2. Mose 12,46; Joh. 19,33.36, Seine Hände und Füße wurden durchgraben, Ps. 22,17; Joh. 20,25—27, Seine Kleider wurden verteilt und verlost, Ps. 22,19; Joh. 19,23.24, Er mußte mit Übeltätern sterben und hatte bei Reichen Sein Grab, Jes. 53,9; Matth. 27,38.57—60. Da alle diese Weissagungen viele Jahrhunderte vor dem Kommen des Herrn geschrieben wurden, ist es für keinen aufrichtigen Geist möglich, darin nicht einen starken Beweis für die göttliche Inspiration der Bibel zu sehen. Und es ist klar, daß die Voraussagen auf die Wiederkunft Christi, von denselben Propheten geschrieben, auch dieselbe Vollmacht besitzen und sich ebenso wörtlich erfüllen werden. Jesus hat ausdrücklich erklärt: „Ich sage euch, bis daß Himmel und Erde zergehen, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe, noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe“; und nachdem Er Seine eigenen Weissagungen über die Endzeit ausgesprochen hatte, fügte Er hinzu: „Himmel und Erde werden vergehen; aber Meine Worte werden nicht vergehen.“ Matth. 5,18; 24,35. Wenn die Weissagungen der Bibel — weit davon entfernt, Träumereien oder poetische Bilder zu sein — bestimmt sind, bis ins Kleinste in Erfüllung zu gehen, wie wichtig sind sie dann doch für die Zukunft unsrer aus den Fugen geratenen Welt! //. Weshalb muß Jesus Christus wiederkommenf Aus allem bisher Gesagten geht deutlich hervor, daß Jesus Christus wiederkommen muß, um Sein Werk zu vollenden. Nicht als ob etwas zu der am Kreuz gebrachten Sühne für die Sünden hinzuzufügen bliebe — konnte doch Jesus mit dem Rufe verscheiden: „Es ist vollbracht!“ Aber noch sind nicht alle Absichten Gottes verwirklicht. Er hat Seinen Sohn mit Preis und Ehre gekrönt, darum, daß Er den Tod erlitten, und hat nichts gelassen, das Ihm nicht untertan sei. „Jetzt aber“, fährt der Hebräerbrief fort, „sehen wir noch nicht, daß Ihm alles untertan sei“ Kap. 2,8—9. Nach der Himmelfahrt wollte der Herr in Seiner Gnade den Menschen und den Völkern eine lange Zeit der Freiheit lassen, in der sie Gelegenheit hätten, das Evangelium anzunehmen. Aber wenn die Zeit der göttlichen Geduld zu Ende ist, wird die Abwicklung Seines Planes ihren Lauf nehmen. Jesus Christus wird erscheinen, um auf den drei folgenden Gebieten Sein Werk zu vollenden: 1. Er wird die Seinen erlösen, Luk. 21,28; 2. Er wird die sündige Welt richten, 2. Thess. 1,7—8; 3. Er wird Sein ewiges Reich der Gerechtigkeit und des Friedens auf richten, Dan. 7,13—14. Würde das zweite Kommen Christi nicht dieses dreifache Ergebnis bewirken, so wären wir wahrlich der Verzweiflung anheimgegeben. Die Gemeinde, die unter den Anläufen des Feindes und der Verfolgung der Welt leidet, würde niemals befreit werden. Die Ungläubigen würden unaufhörlich weitersündigen und Blut vergießen, ohne daß eine Abrechnung ihnen je Ffalt gebieten würde. Auf Erden würde weiterhin das Böse regieren und zunehmen, ohne jede Aussicht auf eine Ära des Friedens, der Gerechtigkeit und des wahren Glücks. Aber dem Herrn sei Dank, es wird anders kommen! Christus wird bald wiederkommen und den Willen des Vaters auf Erden wie im Himmel zur Vollendung bringen. III. Aus welchen Gründen bereitet die Botschaft von der Wiederkunft Christi den einen tiefe Freude, den anderen Angst? Weil sie je nach dem geistlichen Zustand des Hörers wunderbar oder erschrecklich ist. „Hüter, ist die Nacht schier hin?“ Der Hüter aber sprach: „Wenn der Morgen schon kommt, so wird es doch Nacht sein.“ Jes. 21,11—12. Jesus Christus wird wiederkommen, um der Gemeinde die Herrlichkeit, Israel die Wiederherstellung, der Welt das Gericht zu bringen. Es ist daher sehr begreiflich, daß die Menschen Seiner Wiederkunft mit ganz verschiedenen Gefühlen entgegensehen. 1. Oie Haltung der Ungläubigen. Die Menschen, die in ihrem Unglauben und ihrer Unbußfertigkeit beharren, haben nichts Gutes von der Wiederkunft Christi zu erwarten. Sein Erscheinen als ihr Richter wird das Zeichen für eine furchtbare Abrechnung sein. Die Geduld Gottes wird zu Ende sein. Die gottlose und verderbte Kultur, die armselige Wissenschaft, die sonderlich der Vernichtung dient, werden kläglich zusammenbrechen. Unkeuschheit, Lüge und Bosheit werden endlich ihren gerechten Lohn empfangen. Man versteht, daß die Welt sich nicht gern mit einer solchen Aussicht abgibt. Zur Selbstberuhigung sucht sie der biblischen Lehre von dem unabwendbaren Gericht und der Verdammnis eine völlig andere entgegenzustellen: sie behauptet, der Mensch sei gar nicht gefallen, sondern er stamme vom Affen ab und entwickle sich stetig aufwärts. Dank dem Fortschritt in Technik und Erziehung würde der Wohlstand zunehmen, Kriege aufhören, Glück und Frieden herrschen, und die Erde werde zum Paradiese werden. All das natürlich ohne Gott und einzig dank den Bemühungen des Menschen! Noch vor wenigen Jahren wurden diese Ideen mit einem dreisten Gleichmut gelehrt. Der Kampf auf Leben und Tod, der vor kurzem erst die „zivilisiert“ genannten Völker aufeinander hetzte, spricht so laut vom Bankrott der materialisierten Welt, daß diese schöne Selbstsicherheit doch etwas erschüttert worden ist. Aber es gibt keine tauberen Menschen als die, die nicht hören wollen! Die meisten Menschen sind trotz allem überzeugt, daß sich schließlich alles wieder einrenken und daß die Menschheit mit einigen Reformen und guten Friedensverträgen von neuem ihren aufsteigenden Kurs ein-schlagen wird. Die Ungläubigen sind sich des unverwischbaren Gegensatzes zwischen ihrem Zukunftsbild und dem biblischen derart bewußt, daß sie die Bibel immerzu mit Spott überschütten (zweifellos, um sich vollends beruhigen zu können). Wir wollen uns aber nicht durch solche stören lassen, die unsre Erwartung der Wiederkunft Christi ins Lächerliche ziehen, sondern der Worte des Petrus gedenken: „Und wisset das aufs erste, daß in den letzten Tagen kommen werden Spötter, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: Wo ist die Verheißung Seiner Zukunft? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Kreatur gewesen ist. Aber aus Mutwillen wollen sie nicht wissen, daß der Himmel vor Zeiten auch war, dazu die Erde aus Wasser und im Wasser bestanden durch Gottes Wort; dennoch ward zu der Zeit die Welt durch dieselben mit der Sintflut verderbt. Also auch der Himmel, der jetztund ist, und die Erde werden durch Sein Wort gespart, daß sie zum Feuer behalten werden auf den Tag des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen.“ 2. Petr. 3,3—7. Wir werden noch sehen, daß der Herr, wenn Er auch verzieht, nicht weniger gewiß und sogar in Kürze kommen wird. Möchten doch alle, die noch in der Welt, aber trotz allem aufrichtig sind, endlich erkennen, wie dringlich es ist, daß sie sich bekehren und dem Gericht entrinnen! 2. Die Haltung der Juden. Die Weissagungen schenken dem jüdischen Volk die herrlichsten Verheißungen: Sie verkünden, daß Israel nach langen Leiden nach Palästina zurückgeführt, zum Herrn bekehrt und in wunderbarer Weise wiederhergestellt wird. Die orthodoxen Juden erwarten wohl noch ihren Messias, wollen aber nicht zugeben, daß dieser Jesus Christus selbst ist. Die liberalen Juden hingegen (die zahlreich sind) glauben nicht mehr an die Propheten und sind nur noch der Rasse nach Juden; sie möchten lediglich in einem Land, das ihnen gehört, in Frieden leben. Die Botschaft von der Wiederkunft Christi läßt sie daher gleichgültig. Und doch ist nichts wichtiger und tröstlicher für Israel als die nahe Wiederkunft des Erlösers. Das jüdische Volk hat eine entsetzliche Zeit der Verfolgung durchgemacht. In zahlreichen Ländern wurde es ausgeplündert, hingemetzelt oder vertrieben. Diese Leiden werden nach den Propheten so lange anhalten, bis die Juden, nach Palästina zurückgekehrt, ihre Blicke auf Den richten, „Den sie zerstochen haben“, und Ihm endlich als ihrem Messias zujauchzen. Dann wird Jesus vom Himmel auf den ölberg herabsteigen und sie endgültig von jeder Unterdrückung befreien. Sach. 12,10; 14,3—4. Suchen wir darum nach Möglichkeit den Israeliten, die wir kennen, die Botschaft von der Wiederkunft Christi nahezubringen, denn für sie ist diese Botschaft mehr als jede andere eine Mahnung zur Bekehrung und eine starkmachende Gewißheit. 3. Die Haltung der religiösen Welt. Diese Haltung ist je nach der Einstellung des einzelnen sehr verschieden. a) Gewisse Kreise meinen, wir seien jetzt im Tausendjährigen Reich, wie es die Offb. 20,1 —10 beschreibt. Durch Seinen Kreuzestod hat Christus den Satan besiegt und gebunden und regiert seitdem in der Verkörperung der sichtbaren Kirche. Eines Tages kommt wohl das Ende der Welt, das mit dem Endpunkt und dem Übergang in die Ewigkeit zusammenfällt. Aber sie glauben nicht, daß Jesus zuvor kommen soll, um Seine Gemeinde zu Sich zu nehmen und 1000 Jahre mit ihr auf einer neuen Erde zu regieren. Alle diesbezüglichen Verheißungen der Schrift werden vergeistigt und auf die jetzige Zeitperiode bezogen. So bleibt die Lehre von der glorreichen Wiederkunft des Heilands verhüllt, wenn sie nicht gar als gefährlich gilt. Sie ist nicht mehr die lebendige Hoffnung solcher, die vielfach Grund haben, das jüngste Gericht zu fürchten, da ihnen oft die Heilsgewißheit abgeht. Und doch läßt sich leicht erkennen, daß eine solche Auffassung zu zahlreichen prophetischen Stellen im Widerspruch steht. Wie kann man vor allem glauben, daß Satan 1900 Jahre gebunden liegt und abgehalten ist, die Völker zu verführen (Offb. 20,3), während er uns in der Vergangenheit wie auch jetzt tätiger denn je zu sein scheint. Wenn das wahr wäre, dann wäre die Herrschaft Gottes mehr als eine Täuschung. b) Andere wieder haben sidi von den Theorien der ungläubigen Welt über die Menschheitsentwicklung beeinflussen lassen. Für sie sind die Berichte der Genesis eine Legende und der Sündenfall ein Mythos. Die Menschheit macht immer weitere Fortschritte. Durch die Arbeit der Kirche wird die Welt immer besser. Durch rührige Verbreitung einer vor allem sozjalerL_Religion und guter Moral werden die Gläubigen die Ursachen des Elends überwinden. Selbst Kriege wird es nicht mehr geben, sie werden unmöglich gemacht durch die gegenseitige Fühlungnahme der Kirchen, den Pazifismus und die Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen. Hat der Sauerteig des Evangeliums den ganzen Teig zum Aufgehen gebracht, dann ist die ganze Welt christlich geworden. Durch ihre Frömmigkeit werden die Menschen Christus zum König ihrer Herzen krönen und selbst das Reich Gottes auf Erden aufrichten. Unter diesen Umständen braucht Christus gar nicht leibhaftig in Seiner Herrlichkeit wiederzukommen (übrigens glaubt man nicht an Seine Auferstehung). Und die Apostel, Paulus allen voran, haben sich schweren Illusionen hingegeben, als sie glaubten, daß der Herr in Bälde wiederkehren würde. Auch alle, die nach ihnen an die nahe Wiederkunft glaubten (z. B. im Jahre 1000 und in allen bewegten Zeiten), haben sich schwer getäuscht. Man komme doch nicht mit diesem alten Irrtum, nur weil die Lage etwas schlecht ist! Auch diesmal wird alles wieder in Ordnung kommen! Übrigens ist ja Christus an Pfingsten geistlich wiedergekommen. Er kommt auch beim Tode eines jeden Gläubigen, um dessen Seele zu Sich zu holen. Nur so darf man Seine Wiederkunft erwarten. Es ist offensichtlich, daß eine solche Ansicht der biblisdien Offenbarung nicht Rechnung trägt. Wir werden noch Gelegenheit haben, auf mehrere dieser Argumente eine Antwort zu geben. c) Wieder andere Leute haben eine ganz orthodoxe, aber tote Lehre. Ihre Ansichten sind zwar biblisch begründet, doch haben sie sie im Kopf, aber nicht im Herzen. Sie glauben an die ganze Bibel und wissen sehr gut, daß Christus wiederkehren wird. Aber wollt ihr ihnen etwas zuliebe tun, bitte ja nicht davon reden! Sind nicht alle, die sich mit den Weissagungen abgeben, Adventisten oder etwas Ähnliches? (Genau, wie man alle, die vom Heiligen Geist reden, zu den „Pfingstlern“ rechnet.) Von der Wiederkunft Christi wissen sie nur den einen Satz aus dem apostolischen Glaubensbekenntnis: „von dannen Er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.“ Und da sie vor dem Gericht Angst haben, finden sie eine solche Lehre eher beunruhigend. O nein sagt uns ja nicht, daß die Rückkehr des Herrn nahe sein könnte! Gewiß, Er kommt wieder, aber erst in tausend Jahren, vielleicht . . .! Wäre das nicht wie die Haltung einer jahrelang von ihrem Bräutigam getrennten Braut, die auf die Frage, ob er bald käme, ob die Hochzeit bevorstehe, ausriefe: „Sprecht mir nur nicht davon! Nichts bringt mich mehr in Unruhe! Gewiß, er kommt wieder, ich zweifle nicht an seinem Wort! Aber vor zwanzig, vierzig Jahren kann ich nicht an seine Rückkehr denken.“ Was würdet ihr von der Liebe und der Treue eines solchen jungen Mädchens denken? d) Für den Gläubigen ist nichts so wunderbar wie die Aussicht auf die Wiederkunft Christi. An dem Tag wird endlich die sehnlichst erwartete Erlösung kommen! Dann wird nicht Leid noch Sünde mehr sein. Dann werden wir mit den Erlösten aus allen Zeiten und unsern im Glauben entschlafenen Lieben in der Herrlichkeit und der Wonne die Hochzeit des Lammes feiern. Wir werden den König sehen in Seiner Schöne, verwandelt werden in Sein Bild und mit Ihm eingehen in Sein Reich. Ja, in der verzweifelten Lage unsrer Welt sehen nur die wahrhaft Gläubigen einer trostvollen Zukunft entgegen. Denn wir haben uns bekehrt, „zu dienen dem lebendigen und wahren Gott und zu warten Seines Sohns vom Himmel, welchen Er auferweckt hat von den Toten, 'Jesum, der uns von dem zukünftigen Zorn erlöset“, 1. Thess. 1,9—10. Wir sind „Gäste und Fremlinge auf Erden“ und warten „auf eine Stadt, die einen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“ Hebr. 11,10.13. Darum bitten wir täglich erneut: „Dein Reich komme“, und sprechen mit dem Geist und der Braut in den Worten auf der letzten Seite der Schrift: „Amen, ja, komm, Herr Jesu!“ Offb. 22,17.20. IV. Inwiefern ist die Botschaft von der Wiederkunft Christi aktueller denn je? Trotz aller Gleichgültigkeit und sogar Gegnerschaft, welcher die Botschaft von der Wiederkunft Christi bei den meisten unsrer Zeitgenossen begegnet, halten wir ihre Verkündigung für dringlicher denn je. Ohne Übertreibung könnten wir sagen, daß zu keiner andern Zeit die Erde so verwirrt war wie heute. Nun ist es ganz normal, daß die Gläubigen in den schweren Zeiten, da die schlimmsten Prüfungen über die Menschen kommen, ihre Augen zum Himmel erheben, woher ihr Erlöser kommen soll. Wird der Bankrott dieser Welt zu offenbar, so erinnern sich die Christen an die Weissagungen, die ihnen eine bessere Welt verheißen. So ist periodisch in den dunklen Stunden der Geschichte die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi neu erstanden, die verzagten Herzen zu beleben. Wie sehr haben wir das heute nötig! Aber mehr noch! Es wird ganz deutlich, daß wir uns rasch dem Ende der Welt nähern. Wir erleben den Zusammenbruch einer Kultur. Die Wissenschaft, die der Menschheit endgültiges Glück sichern sollte, hat sich als mörderisch und ohnmächtig erwiesen. Allerseits fragt man sich, ob wir ins Mittelalter zurückverfallen. Es ist aber wiederum klar, daß bestimmte Weissagungen sich erfüllen (s. unten das Kapitel über die Zeichen der Wiederkunft Christi!). Wie die Bibel vorausgesagt, werden die Kriege nur grauenvoller und weltumfassender. Die anti-religiöse Bewegung entwickelt sich mit unerhörter Dreistigkeit. Die Juden kehren nach Palästina zurück. Mit Riesenschritten gehen wir der Weltdiktatur entgegen, die dem Antichristen Vorbehalten ist. Man müßte blind sein, um nicht zu erkennen, wie erstaunlich die jetzige Lage dem Bilde der Bibel von der Endzeit gleicht. So ist es nicht verwunderlich, daß allerorts die Eschatologie (das Studium der letzten Dinge) die Geister beschäftigt. Die aufrichtigen Menschen verstehen endlich das Wort Christi: „Ohne Mich könnt ihr nichts tun“, und sie fangen an, nach Seinem Erscheinen als Heiland zu seufzen. Überall entstehen Kommentare über die Weissagungen, und die neuen Bücher über die Offenbarung lassen sich nicht zählen. Führen wir dazu eine bezeichnende Botschaft der Synodalkommission der protestantischen Zürcher Landeskirche an, die kürzlich veröffentlicht wurde: „In unsrer Kirche ist die Unterweisung über die Wiederkehr des Herrn Jesus zu sehr vernachlässigt worden. Die zahlreich vorgekommenen Auswüchse berechtigten nicht dazu, eine Lehre zu übergehen, der unsere Reformatoren so großen Wert beilegten.“ Wenig biblische Wahrheiten vermögen wohl so wie diese die Kirche zu erwecken und die Sünder zu bekehren. Wir wollen nicht die letzten sein, sie einer Welt zu verkündigen, die aus Unwissenheit zugrunde geht. Vielleicht haben wir keine Gelegenheit mehr dazu. V. Vor welchen Klippen müssen wir uns hüten bei unsrer Verkündigung der Wiederkehr Jesu Christi? Ist je eine Lehre übertrieben und entstellt worden, so ist es wohl diese. Diese Tatsache beweist, nebenbei gesagt, wie sehr der Feind sie fürchtet und in Mißkredit zu bringen sucht (fast so sehr, könnte man sagen, wie die Lehre vom Heiligen Geist). Zu oft hat man das Datum der Wiederkunft Christi zum voraus festsetzen wollen, trotz der ausdrücklichen Worte der Schrift: „Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.“ Mk. 13,32. „Es gebührt euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater Seiner Macht Vorbehalten hat.“ Ap. 1,7. Jedesmal wurden solche unvorsichtigen Propheten enttäuscht, aber leider hat das andere nicht abgehalten, es wieder zu tun. Gewisse Sekten verbreiten die weitere Irrlehre, daß Jesus Christus be- reits wiedergekommen sei, 1844 nach den einen, 1914 nach den andern (die „Zeugen Jehovas“, die „Ernsten Bibelforscher“, „Wachtturm“, „Russelianer“). Das Tausendjährige Reich hätte bereits begonnen (man würde es wirklich nicht vermuten!), da und dort tauchten Inselchen der neuen Welt auf, und die Anhänger dieser Lehre, die jetzt schon auf-erwedcten 144 000 der Offenbarung, würden niemals den Tod schmecken. Ein Kommentar erübrigt sidi. Andere, sonst in jeder Hinsicht ernste Gläubige, haben sich auf dem Gebiet der Prophetie ungemein phantasievolle Deutungen erlaubt, die weder durch die Tatsachen, noch durch die Schrift gestützt werden. Nichts ist gefährlicher als der Versuch, Texte mit einer vorgefaßten Theorie gewaltsam in Einklang zu bringen. Will man in jedem Satz der Propheten das geringfügigste Ereignis der Gegenwart sehen, so läuft man Gefahr, mindestens alle zehn Jahre seine Deutungen revidieren zu müssen. Bleiben wir doch vor allem nüchtern und streng biblisch! Halten wir uns an die von der Schrift klar gewiesenen, großen Linien, und lassen wir die Anmaßung, alles erklären zu wollen! Gedenken wir der Warnungen der Apostel: „Denn wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, da wir euch kundgetan haben die Kraft und Zukunft unseres Herrn Jesu Christi . . . Ich erwecke euern lautern Sinn, daß ihr gedenket an die Worte, die euch zuvor gesagt sind von den heiligen Propheten.“ 2. Petr. 1,16; 3,1—2. Bitten wir Gott um einen völlig lautern Sinn und einen gesunden Verstand, und hüten wir uns vor jeder noch so klug erdachten Fabel! Und der die Weissagungen eingegeben, wird uns ein völlig nüchternes und unsern Bedürfnissen angepaßtes Verstehen schenken. VI. Welche Sonderverheißungen gelten denen, welche die Weissagungen beherzigen und auf die Wiederkunft Christi warten? Die Offenbarung, das große Buch vom Endsieg unsres Heilands, wird von zwei Verheißungen eingerahmt: „Selig ist, der da liest, und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darinnen geschrieben ist, denn die Zeit ist nahe.“ Offb. 1,3. „Siehe, Ich komme bald. Selig ist, der da hält die Worte der Weissagung in diesem Buch!“ Offb. 22,7. Daniel, einer der ausführlichsten Propheten des AT, beschließt sein Buch mit den Worten: „Du, Daniel, verbirg diese Worte und versiegle diese Schrift bis auf die letzte Zeit . . . Gehe hin, Daniel, denn es ist verborgen und versiegelt bis auf die letzte Zeit . . . Die Gottlosen werden’s alle nicht achten; aber die Verständigen werden’s achten.“ Dan. 12,4.9—10. Paulus schreibt an Timotheus: „Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird, nicht mir aber allein, sondern auch allen, die Seine Erscheinung lieb haben.“ 2.Tim. 4,7—3. Und Jesus selbst sagt: „Lasset eure Lenden umgürtet sein und eure Lampen brennen; und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen wird von der Hochzeit, auf daß, wenn er kommt und anklopfet, sie ihm alsbald auftun . . . Selig sind die Knechte, die der Herr, so er kommt, wachend findet. Wahrlich, Ich sage euch: Er wird sich aufschürzen und wird sie zu Tisch setzen und wird vor ihnen gehen und ihnen dienen. Und so er kommt in der andern Wache und in der dritten Wache, und wird’s also finden: selig sind diese Knechte!“ Luk. 12,35—38. In den wenigen obigen Versen heißt also viermal der Herr die selig, die gemäß der Schrift auf Seine Rückkehr warten. Er verheißt, daß die Verständigen im gegebenen Augenblick sogar die bis dahin versiegelten Stellen verstehen werden, und Er bewahrt die Krone der Gerechtigkeit für alle, die Seine Erscheinung liebgehabt haben. Wollen wir in Wirklichkeit zu diesen gehören? ZWEITER TEIL Der Gegenstand der Verheißung 1. Kapitel Jesus Christus, unsre Hoffnung Die Welt, und selbst die religiöse Welt, sieht meist in der Wiederkunft Jesu Christi ein erschreckliches Ereignis, das mit den furchtbaren Endgerichten in Verbindung steht. Von ihrem Standpunkt aus haben diese Leute nur zu sehr recht, wie wir gesehen haben. Aber ganz anders steht es bei der Kirche Christi. Für sie gibt es keine freudigere Aussicht als das Kommen ihres himmlischen Bräutigams. Mögen hier einige Texte zeigen, wie sehr diese Hoffnung für die Kinder Gottes zugleich als Trost und als Ansporn wirkt! 1. Der, auf den wir warten Die wahren Gläubigen erwarten nicht das Ende der Welt, noch die Gerichte, nicht einmal die Entrückung der Gemeinde mit den herrlichen Vorrechten, die sie mit sich bringt. Der Gegenstand ihrer Hoffnung ist der Heiland selbst, Er, den Paulus mit Recht »Jesus Christus, unsere Hoffnung“ nennt. 1. Tim. 1,1. In Ihm haben wir alles vollkommen, denn »in Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“. Kol. 2,9—10. Nicht Seine Gaben sind uns das Wichtige, sondern Sein Leben, Seine Gegenwart, Seine Person. Das Kommen Jesu wird die Antwort auf all unser Sehnen, die Lösung all unserer Probleme sein. Mit Ihm auf ewig vereint werden wir in Sein Bild verwandelt sein. »Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, Sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbart werden mit Ihm in der Herrlichkeit.“ Kol. 3,3-4. II. Die einzige Hoffnung der Gemeinde Erwarten wir den Sohn Gottes in Person, so gibt es für uns keine andere Hoffnung nebenher: „Ihr seid berufen auf einerlei Hoffnung eurer Berufung.“ Eph. 4,4. Wohl ist die Zukunft dunkel, menschlich gesehen. Aber die Gläubigen erwarten die Besserung ihrer Lage oder den Sieg ihrer Sache nicht von menschlichen Anstrengungen. Der gute Wille der Völker, Friedensverträge, politische Gruppierungen, Wissenschaft, Kultur, Moral, Evangelisation der Welt, der Einfluß der Kirchen, irgend ein Übermensch, der auftreten und die Massen mit sich reißen könnte — nichts von all dem stellt die Hoffnung der Getreuen dar. Wir haben nur die eine Hoffnung auf Erden: das Kommen des Herrn. Wie traurig ist es zu sehen, wie weit die religiöse Welt diese alleinige Hoffnung aus dem Auge verloren hat, um allen möglichen trügerischen Aussichten nachzuhängen, die sie ins Verderben führen! Und wieviele Sünder, Ungläubige oder „Namenchristen“ sind in Wirklichkeit „ohne Christum, ohne Hoffnung, ohne Gott in der Welt“. Eph. 2,12. Wieviele Trauernde tragen Leid, wie die, „die keine Hoffnung haben“. 1. Thess. 4,13. Unterstreichen wir das stark: alle, die nicht die Rückkehr Christi erwarten, sind ohne Hoffnung in der Welt. Darum müssen wir ihnen von unserer Hoffnung sagen und sie möglichst mit Gottes Hilfe dazu bringen, diese zu teilen. III. Die drei Erscheinungen Jesu Christi Eine Stelle im Hebräerbrief wirft ein auffallendes Licht auf die Wiederkunft unseres Erlösers: a) Sein erstes Kommen auf Erden: „Er ist einmal erschienen, um durch Sein Opfer die Sünde aufzuheben.“ 9,26. b) Sein Erscheinen im Himmel: „Er ist eingegangen in den Himmel selbst, nun zu erscheinen vor dem Angesichte Gottes für uns.“ Vs. 24. c) Sein zweites Erscheinen auf der Erde: „Christus ist einmal geopfert, wegzunehmen vieler Sünden; zum andern Mal wird Er ohne Sünde erscheinen denen, die auf Ihn warten zur Seligkeit.“ Vs. 28. Der Verfasser des Hebräerbriefes bezieht sich auf Vorgänge im Alten Bund am großen Versöhnungstag. An dem Tag vollzog der Hohepriester folgende drei Handlungen: 1. Er opferte vor der Stiftshütte das Sühnopfer für das ganze Volk. 2. Er ging hinein in das Allerheiligste, um für die Sünder vor Gott zu erscheinen; er trug mit sich das vergossene Blut als Beweis dafür, daß dem Gesetz Genüge getan war (der Tod ist der Sünde Sold, Röm. 6,23), und daß an Stelle der Schuldigen ein anderes Leben geopfert worden war. 3. Nachdem er die Vergebung für alle Übertretungen erlangt hatte, trat er wieder aus dem Heiligtum heraus, und, auf der Schwelle stehend, hob er die Hände, das Volk zu segnen. Die vor dem Brandopferaltar versammelte, bußfertige Menge sah mit Zittern den Hohenpriester in die Gegenwart des dreimal heiligen Gottes eintreten, und während seiner Abwesenheit verharrte sie, angstvoll zu Boden gebeugt, im Gebet. Aber wenn er erschien und durch den Segen bezeugte, daß ihnen das Heil erworben war, brach das Volk in Jubelrufe und Lobpreisungen aus. So sahen auch die Gläubigen den Herrn nach Seinem großen Opfer am Kreuz mit Seinem eigenen Blut in den Himmel selbst eingehen, nachdem Er eine ewige Erlösung erfunden. Hebr. 9,12. Solange Er abwesend ist, besitzen wir nicht das völlige Heil. Unsere Nöte gehen weiter und leider oft auch unsere Niederlagen, während der Feind einen unbarmherzigen Kampf gegen uns führt. Laßt uns aber Mut fassen: bald werden wir in Lieder der Wonne und der Anbetung ausbrechen, wenn Jesus wieder aus dem himmlischen Heiligtum heraustreten und uns völlig und endgültig erlösen wird! IV. Die Hoffnung auf das ewige Leben Da Christus zu unserer Seligkeit wiederkommen wird, kann Paulus wohl sagen, daß wir in der Wartezeit nur in Hoffnung selig werden: „Wir selbst, die wir haben des Geistes Erstlinge, sehnen uns auch bei uns selbst nach der Kindschaft und warten auf unseres Leibes Erlösung. Denn wir sind wohl selig, doch in der Hoffnung.“ Röm. 8,23—24. Sicher haben die aufrichtig Gläubigen schon hienieden durch den Heiligen Geist die Gewißheit des ewigen Lebens und der Gotteskindschaft. 1. Joh. 5,13; Röm. 8,16. Sie wissen, daß schon jetzt nichts Veidamm-liches ist an denen, die in Christo Jesu sind, und daß nichts sie zu scheiden vermag von der Liebe Gottes. Röm. 8,1.38—39. Aber was wir hier auch empfangen und erleben dürfen, ist nur ein Angeld auf die ewige Erlösung, eine Erstlingsgabe des Heiligen Geistes, das Pfand unseres himmlischen Erbteils. 2. Kor. 1,21—22; Eph. 1,13—14. Wer würde sich nun nach Abschluß eines bedeutenden Geschäfts mit dem Angeld begnügen? Welcher Schnitter beschränkte sich darauf, einige Ähren als Erstlingsfrucht zu ernten? Welcher Gläubiger wäre damit zufrieden, vom Schuldner nie mehr als das Pfand zu erhalten? Genau so richtet sich die Erwartung des Gläubigen ganz auf den herrlichen Tag, da Jesus Christus vom Himmel herniedersteigend Sich ihm ohne Hülle zeigen und ihm Seine verheißene Fülle schenken wird. 1. Petr. 1,3—9.13; Kol. 1,27; Tit. 1,1—2; 2,11 —13; 3,5—7. Eine solche Hoffnung, auf ähnliche Verheißungen gegründet, wird zu einer wunderbaren Gewißheit. Selig sind, die sie besitzen! V. Die dreifache Äußerung des christlichen Lehens Paulus schreibt an die Thessalonicher: .Sie verkündigen . . . wie a) ihr bekehret seid zu Gott von den Abgöttern, b) zu dienen dem lebendigen und wahren Gott c) und zu warten Seines Sohnes vom Himmel, welchen Er auferweckt hat von den Toten, Jesum, der uns von dem zukünftigen Zorn erlöst.* 1. Thess. 1,9—10. In der Tat wäre der Christ, der sich bekehrt hätte und Gott nur für dieses Leben dienen wollte, ganz unvollendet. Der Apostel geht so weit, zu sagen, hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, „so sind wir die elendesten unter allen Menschen“. l.Kor. 15,19. Versäumen wir es darum nicht, des Sohnes Gottes vom Himmel zu warten; das gibt unserer Frömmigkeit das Gleichgewicht und die Ausrichtung, die ihr unentbehrlich sind. VI. Der Anker der Seele „Die Hoffnung, welche wir haben als einen sicheren und festen Anker unserer Seele, der auch hineingeht in das Inwendige des Vorhangs, dahin der Vorläufer für uns eingegangen, Jesus . . .* (und woher Er bald zu unserer Erlösung kommen wird). Hebr. 6,19—20a. Jedes Schiff, das nicht fest verankert ist, mag noch so nahe am Ufer sein, vom Sturm gepeitscht, treibt es ab und zerschellt. Wem der feste und sichere Anker der Hoffnung auf die Wiederkehr Christi fehlt, ist jedem Unwetter hienieden ausgeliefert. Er wird im Dunkel von allem Geschehen hin und her geworfen, ohne zu wissen, wohin er treibt. Erst recht nicht wird er im Wirbel des großen, kommenden Weltenbrandes bestehen können. Sind wir dagegen bei Gott für die Geduld unserer Hoffnung bekannt, so bleiben wir unerschüttert im Hafen bewahrt. VII. Die christliche Hoffnung ist das Ergebnis von Glaube und Zeugnis „Heiliget aber Gott, den Herrn, in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmütigkeit und Furcht.“ 1. Petr. 3,15—16a, Das Merkmal des Christen, nachdem er Vergebung erlangt hat, ist die lebendige Hoffnung in seinem Herzen. Er schaut nicht auf die Vergangenheit — Gottes Gnade hat sie für ihn ausgelöscht —, sondern auf die Zukunft. Darum müssen wir nach Petri Worten jedermann den Grund für die Hoffnung bezeugen, die in uns ist, nicht nur für den Glauben. VIII. Auch die Schöpfung hat teil an der Hoffnung der Gläubigen „Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Sintemal die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit . .. auf Hoffnung, daß auch sie frei werden wird von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß alle Kreatur sehnet sich mit uns und ängstet sich noch immerdar.“ Röm. 8,19—22. Nach dem Sündenfall wurde die Schöpfung der Sünde wegen verflucht. Aber auch sie wird bei der Erscheinung Jesu Christi neugeboren und frei werden. Wenn das ganze Weltall an dem Warten auf Christus teilnimmt, wie könnten wir uns dem entziehen? IX. Schlußfolgerung Gibt es aus der Schau all dieser Bibelstellen etwas Köstlicheres als die christliche Hoffnung auf die Wiederkunft des Heilands und die endgültige Erlösung? In der Tat, Jesus selbst ist unsere Hoffnung. Diese Feststellung genügt als Beweis dafür, daß die Rückkehr des Herrn für die Christen nichts Erschreckliches hat. Ganz im Gegenteil! Für sie wird durch diese wunderbare Aussicht die Zukunft in Licht getaucht. Beim ersten Erscheinen Jesu auf Erden ist Er nicht gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern zu erhalten. Luk. 9,56. So wird es auch bei Seiner Rückkehr sein. Vor allem wird Er kommen, die aufrichtigen Menschen zu erretten und ein Reich der Glückseligkeit zu errichten. Erst in zweiter Linie wird Er sich mit Kummer gezwungen sehen, die Gottlosen zu richten. Nehmen wir also Sein Heil an, was haben wir dann noch zu befürchten? Die Erfüllung der Weissagung kann uns nur das eine bringen, das unsere Wünsche weit übersteigt: die Offenbarung Jesu Christi. Das ist gerade der Titel des Buchs der Offenbarung, obwohl die Ankündigung der Endgerichte soviel Raum darin einnimmt. Denn im Grunde ist die „Enthüllung“ des großen Siegers das einzige Thema, das Gott darin behandeln will. So laßt auch uns inmitten all der tröstlichen und der erschrecklichen Weissagungen, die wir nun erforschen wollen, nie die eine Tatsache aus dem Auge verlieren: für uns heißt die Zukunft Jesus Christus! Er liebt uns, und wir lieben Ihn, darum haben wir nichts von Ihm zu befürchten. In Seiner Allmacht wird Er uns von allem Übel erlösen; und wenn Er richtet, wird Er es in vollkommener Gerechtigkeit tun. Lassen wir uns darum durch nichts unsere Hoffnung rauben, denn mit ihr würden wir unser Heil und unsere Freude verlieren. „Wir begehren aber, daß euer jeglicher denselbigen Fleiß beweise, die Hoffnung festzuhalten bis ans Ende; daß ihr nicht träge werdet, sondern Nachfolger derer, die durch den Glauben und Geduld ererben die Verheißungen.“ Hebr. 6,11—12 (Siehe Kol. 1,22 bis 23; Hebr. 3,6!). 2. Kapitel Die siebenfache Schau des Reiches Gottes Vom Anfang der Bibel bis zum Ende wird uns das Reich Gottes von sieben verschiedenen Blickpunkten gezeigt, und es ist sehr wichtig, diese gut auseinanderzuhalten. Es sind: 1. Das irdische Paradies (der Garten Eden), 2. die Theokratie in Israel, 3. das von den Propheten angekündigte Gottesreich, 4. das beim ersten Kommen Jesu angebotene und abgelehnte Gottesreich, 5. das noch verborgene Reich Gottes in den Herzen, 6. das herrliche Königreich der Tausend Jahre auf Erden, 7. das ewige Reich im Himmel. 1. Das irdische Paradies „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Als Schöpfer aller Dinge ist der Ewige auch deren Besitzer und König. In Seiner Hand hält Er das ganze Weltall, wenn auch Seine väterliche Regierung Seinen Geschöpfen ein erstaunliches Maß an Freiheit läßt. Besonders eindrücklich unterstreichen die Psalmen diese Herrschaft Gottes: „Der Herr ist König immer und ewiglich.“ Ps. 10,16. „Die Erde ist des Herrn, und was drinnen ist; der Erdboden, und was darauf wohnet! Denn Er hat sie gegründet... Daß der König der Ehren einziehe! — Wer ist dieser König der Ehren? — Es ist der Herr Zebaoth, Er ist der König der Ehren!“ Ps. 24,1—2.8.9—10. „Wer sollte Dich nicht fürchten, Du König der Heiden?“ Jer. 10,7. Von Anfang an offenbarte Gott Seinen Willen, Seine Herrschaft auf Erden auszuüben. Der Garten Eden war eine Theokratie (Gottesherrschaft). Der Mensch unterstand unmittelbar der Autorität Gottes. Nur in enger Abhängigkeit von Gott war er geheißen, über die Tiere zu herrschen und sich die Erde untertan zu machen. 1. Mose 1,28; 2,15.17. Durch die Sünde hat sich der Mensch willentlich der Untertänigkeit unter Gott entzogen und sich damit dem Teufel unterstellt. Auf diese Weise ist Satan durch einen Thronraub „der Fürst dieser Welt“ geworden, und so kann er vorgeben, ihm seien „alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit übergeben, um sie dem zu verleihen, welchem er will“. Luk. 4,5—6. Gleich nach dem Sündenfall bewies die Menschheit und weiter vor der Sintflut und beim Turmbau zu Babel, daß sie sich selbst zu regieren und unter der Herrschaft des Feindes zu bleiben gedachte. So wurde der Idealzustand, den der Herr als erste Offenbarung Seines Reiches für den Menschen gewollt hatte, zerstört. Und fortan werden, die ganze Geschichte hindurch, alle Bemühungen Gottes dahin gehen, dieses verlorene Reich wiederherzustellen und auf unzerstörbarer, vollkommener Grundlage neu zu errichten. Wir werden sehen, durch welche Stufen hindurch Er zur völligen Verwirklichung Seines Plans gelangen wird. II. Die Theokratie in Israel Da sich die Völker von Gott abkehrten, hat Er sie dahingegeben. In Seiner unfaßbaren Geduld überließ Er ihnen sogar weitgehend die Regierung der Welt. Aber darum hat Er Seinen Plan doch nicht aufgegeben. In Abraham erweckte Er Sich ein neues Volk, das die Wiederherstellung Seiner Autorität hienieden und zugleich das Heil der Welt sichern sollte. Und ganz natürlich baute der Herr dieses Volk, um es glücklich zu machen und zu seiner Aufgabe zu befähigen, als Theokratie auf. So suchte Er Sich bei den Menschen eine Basis zurückzugewinnen, von der etwas später Seine gtoße Offensive gegen das Böse ausgehen könnte. Darum spricht Er zu Israel: „Ich habe euch auf Adlersflügeln getragen und zu Mir gebracht. Werdet ihr nun Meiner Stimme gehorchen und Meinen Bund halten, so sollt ihr Mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Welt ist Mein; ihr sollt Mir ein priesterlich Königreich und ein heiliges Volk sein.“ 2. Mose 19,4—6. Und als Er von der Niederlassung des Volkes in Palästina redet, fügt Er hinzu: „Ihr sollt das Land nicht verkaufen für immer; denn das Land ist Mein, und ihr seid Fremdlinge und Gäste vor Mir.“ 3. Mose 25,23. Moses erinnert Israel in den folgenden Worten an die Taten Gottes: „Denn du bist ein heilig Volk dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr erwählet zum Volk des Eigentums, aus allen Völkern, die auf Erden sind.“ 5. Mose 7,6. Aus diesem Grunde wies Gideon, indem er das Anrecht Gottes betonte, das Anerbieten der Israeliten zurück, eine Dynastie mit ihm als Haupt zu errichten: „Da sprachen zu Gideon etliche in Israel: ,Sei Herr über uns, du, dein Sohn und deines Sohnes Sohn, weil du uns von der Midianiter Hand erlöst hast.“ Aber Gideon sprach zu ihnen: ,Ich will nicht Herr sein über euch, und mein Sohn soll auch nicht Herr über euch sein, sondern der Herr soll Herr über euch sein“.“ Rieht. 8,22—23. Und schließlich erkennen auch die Propheten in vollem Umfang die Oberhoheit des Herrn über Israel an, wenn sie ausrufen: „Der Herr ist unser Richter, der Herr ist unser Meister, der Herr ist unser König, Der hilft uns . . . Der Herr, der König Israels, und sein Erlöser.“ Jes. 33,22; 44,6. Zum Unglück wurden die Israeliten der theokratischen Ordnung bald überdrüssig. Sie empfanden es als drückend, dem Ewigen direkt gehorchen und immer vor Ihm zittern zu müssen, und sich nicht, wie die andern Völker, den Neigungen ihrer eigenen Herzen hingeben zu können. Darum verlangten sie von Samuel, daß er ihnen einen König gebe, der, wie sie meinten, weniger streng und leichter zu beeinflussen wäre, da er ihrer eigenen Fehler teilhaftig sei. Gott sprach zu Samuel: „Sie haben nicht dich, sondern Mich verworfen, daß Ich nicht soll König über sie sein!“ 1. Sam. 8,4—9. Es ist dem Menschen unmöglich, zwei Herren zugleich zu dienen. Mit dem Augenblick, da Israel einen König begehrte, verwarf es die Oberhoheit Gottes. So geschah es gegen den Willen Gottes und in offener Empörung gegen Ihn, daß die Gottesherrschaft auf Erden und bei Israel ein Ende fand. Weil sie aber die alleinige Regierungsform ist, die Gott gefallen und das Glück der Menschen ausmachen kann, wird der göttliche Plan jetzt eine Zeitlang beiseite gelegt, aber unfehlbar wieder aufgenommen und ganz zur Vollendung gebracht werden. Gott wird das letzte Wort behalten, und Er wird zuletzt Sein Reich auf Erden aufrichten. III. Das von den Propheten angekündigte Gottesreich In dem Augenblick, da die Theokratie verschwand, sorgte Gott für die Ankündigung, daß sie noch viel herrlicher wieder erstehen würde. Es liegt in der Tat etwas Symbolhaftes in dem Auftreten der beiden ersten Könige Israels: Saul, den der böse Wille des aufständischen Volkes zum König gewählt, setzt sich an Gottes Stelle und bürdet seinen Untertanen ein hartes Joch auf. Er wird seines Ungehorsams wegen verworfen und kommt elendiglich um. Saul ist das Bild der schlechten, vom Volk gewählten Oberhäupter, denen hörig zu sein viel mühseliger ist, als Gott zu dienen. David ist der König nach dem Herzen Gottes, der Israel von allen seinen Feinden befreit, und dessen Stuhl ewiglich bestehen soll. 1. Sam. 13,14; 2. Sam. 7,15—16. Seine Nachkommen werden auf immer über Jerusalem regieren, und durch den glorreichsten unter ihnen, Jesus Christus, wird das Reich Gottes (die frühere Theokratie) endgültig und auf ewig aufgerichtet werden. Ps. 89,21; 30,36—38. Von da an verkündigen die Propheten fortgesetzt das Kommen des Königs aller Könige und die Aufrichtung Seines herrlichen Reichs. Wir werden später eine Anzahl Prophezeiungen über das Tausendjährige Reich betrachten. Hier wollen wir nur einige anführen. Um der Empörung der Menschen ein Ende zu machen, wird der Ewige selbst erscheinen und in der Person Seines Sohnes unter ihnen wohnen. Dieser soll von einer Jungfrau geboren werden. Jes. 7,14; 9,5; Jer. 23,5—6. Um das Reich Gottes zu ermöglichen, wird der Messias damit beginnen, daß Er durch Sein Opfer die Sünden hinwegnimmt. Jes. 53,6.8.12. Dann wird der Herr den Menschen ein neues Herz schenken und Seinen Geist in sie geben können; dadurch werden sie imstande sein, Seinem Gesetz nachzuleben und Sein Joch zu ertragen (was sie in der früheren Theokratie nie vermochten). Hes. 36,26—27. Und wenn der Messias den Widerstand der Nationen mit einer eisernen Rute zerschlagen hat, wird Gott Seinen Sohn zum König über Zion und über die ganze Welt salben. Alle Könige werden vor Ihm niederfallen und alle Völker Ihm dienen. Ps. 2,6—9; 72,8.11. Das Reich Gottes wird immerdar währen, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Dan. 2,44; 7,14—18. Nach tausend Jahren auf der jetzigen Erde (Offb. 20,4b.6) wird es in dem neuen Himmel und auf der neuen Erde auf ewig fortbestehen. Jes. 65,17.22. Noch keine dieser Weissagungen ist schon erfüllt. Aber wir wissen, daß sie es eines Tages alle sein werden, nach den Worten Jesu selbst: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen . . . Denn Ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe, noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe.“ Matth. 5,17—18. IV. Das beim ersten Kommen Jesu angebotene und abgelehnte Gottesreich Nach den Aussagen der Propheten stellt sich der Heiland in den Evangelien von vornherein als der erwartete König dar. 1. Die Geburt des Königs Die erste Bestätigung im NT über Seine Person besagt, daß Er als der Sohn Davids der Erbberechtigte des Thrones Israels ist. Matth. 1,1. Der Engel spricht zu Maria: „Gott, der Herr, wird Ihm den Stuhl Seines Vaters David geben; und Er wird ein König sein über das Haus Jakob ewiglich, und Seines Königreichs wird kein Ende sein.“ Luk. 1,32—33. Bald nach Jesu Geburt erscheinen die Weisen in Jerusalem und fragen: »Wo ist der neugeborene König der Juden?“ Ohne Zögern antworten die Schriftgelehrten, daß Christus aus der Königsstadt Bethlehem, der Heimat Davids, kommen sollte. Matth. 2,4—6. 2. Das Angebot des Königreichs Johannes, der Täufer, erscheint wie die Herolde, die den Fürsten vorausgehen, und ruft: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ Matth. 3,2. Auch Jesus Christus beginnt Seinen Dienst mit demselben Ruf an Sein Volk: „Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ Matth. 4,17. Und dann verkündigt Er mit der wunderbaren Bergpredigt das Grundgesetz Seines Reiches. Matth. 5—7. Durch den Heiligen Geist tut der Herr Wunder und treibt Teufel aus und beweist so Seine Vollmacht. So kann Er zu den Juden sagen: „Das Reich Gottes ist zu euch gekommen.“ Matth. 12,28. Dasselbe läßt Er in ganz Palästina durch die 70 Jünger wiederholen, die Er aussendet, um dem Volk zu verkünden: „Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen.“ Luk. 10,9. Aber die Juden versteifen sich in ihrem Hochmut, und ihr Herz verhärtet sich von Tag zu Tag mehr. Von den Weissagungen hatten sie nur die eine vom siegreichen Messias im Gedächtnis behalten, der kommen und mit Israel alle Völker beherrschen sollte. Sogar solche, die an Christus glaubten, waren von der Erwartung Seines sichtbaren Triumphs beherrscht. Die Emmausjünger sagen in bitterer Enttäuschung: „Wir aber hofften, Er sollte Israel erlösen. Und über das alles ist heute der dritte Tag, daß solches geschehen ist.“ Da erklärt ihnen Jesus, wie gerade nach den Propheten Sein Leiden Seiner Herrlichkeit und Seiner Herrschaft vorausgehen mußte. Luk. 24,21.25—27. Und bis an den Tag der Himmelfahrt fragen die versammelten Apostel: „Herr, wirst Du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel?“ Apg. 1,6. Gerne hätten die Juden Christo zugejubelt, wenn Er sie vom römischen Joch befreit und mit Ruhm bedeckt hätte. Einmal, bei Mehrung des Brots, hatten sie geglaubt, ihr Traum ginge in Erfüllung, und hatten Ihn ergreifen wollen, um Ihn zum König zu machen. Da Er aber ihre fleischlichen Beweggründe und ihr unbußfertiges Herz kannte, entwich Er ihnen allein auf den Berg. Joh. 6,15. Ein anderes Mal fragten die Pharisäer Jesus: „Wann kommt das Reich Gottes?“ Er antwortete ihnen: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hie oder da ist es. Denn seht, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (Nach Menge.) Luk. 17,20—21. Solange sich Jesus in Seiner Erniedrigung dem Volke darbot, war das Reich Gottes tatsächlich in Reichweite der Juden. Das hindert Jesus aber durchaus nicht, in den folgenden Versen von diesem Reich zu sagen, daß es bald allen Augen sichtbar würde: „Denn wie der Blitz oben vom Himmel blitzt und leuchtet über alles, was unter dem Himmel ist, also wird des Menschen Sohn an Seinem Tage sein.“ Luk. 17,24. Und wenig später: „Audi der Himmel Kräfte werden sich bewegen. Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ Luk. 21,26—27. Trotz der sichtlichen Herzensverhärtung der Juden wollte ihnen Jesus ein letztes Mal das Reich anbieten. Am Palmsonntag zog Er voll Demut und Sanftmut auf einem Esel in Jerusalem ein. Matth. 21,4—5. In einem Augenblick der Begeisterung brach die Menge in den Ruf aus: „Hosianna dem Sohne Davids!“ „Gelobt sei das Reich unseres Vaters David, das da kommt.“ Matth. 21,9; Mk. 11,10. „Gelobet sei, der da kommt ein König im Namen des Herrn!“ Luk. 19,38. Aber der Herr gab sich keiner Illusion hin. Am selben Tag, beim Einzug in die Stadt, weinte Er über sie und sprach: „Wenn doch auch du erkennetest zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dienet! Aber nun ist’s vor deinen Augen verborgen . . . Deine Feinde . . . werden keinen Stein auf dem andern lassen, darum, daß du nicht erkannt hast die Zeit, darin du heimgesucht bist.“ Luk. 19,41—44. 3. Die Ablehnung des Reiches Das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden ist ein treffendes Bild dafür, wie Israel das Angebot des Reiches angenommen hat. Jesus erzählte dieses Gleichnis, weil Er nahe bei Jerusalem war, und man glaubte, das Reich würde in Bälde in Erscheinung treten. „Ein Mann von vornehmer Abkunft reiste in ein fernes Land, um für sich dort eine Königskrone zu gewinnen ... Seine Mitbürger aber haßten ihn und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her, durch die sie sagen ließen: Wir wollen diesen Mann nicht zum König über uns haben.“ (Nach Menge.) Luk. 19,11 —14. Jesus ist tatsächlich, weil Er König war, abgelehnt und gekreuzigt worden. Als solcher wurde Er von Pilatus gerichtet. Der Statthalter fragte Ihn: „Bist Du der Juden König? ... so bist Du dennoch ein König?“ Jesus antwortete: „Du sagst es. Ich bin ein König.“ Später schrieen die Juden aber und sprachen: „Läßt du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum Könige macht, der ist wider den Kaiser!“ (Mit diesem Argument brachen die Juden den Widerstand des Statthalters und erreichten den Tod Christi.) „. .. Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euern König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König denn den Kaiser. Da überantwortete er Ihn, daß Er gekreuzigt würde.“ Joh. 18,33; 19,16. Die Ablehnung der Königsherrschaft Jesu trat ebenso in Seinen Martern zutage, wie in Seiner Verurteilung. Die Kriegsknechte flochten eine Krone von Dornen, setzten sie auf Sein Haupt und legten Ihm ein Purpurkleid an und sprachen: „Sei gegrüßet, lieber Judenkönig!“ Joh. 19,2—3. „Sie gaben Ihm ein Rohr in die rechte Hand“, um ein Zepter darzustellen. Matth. 27,29. „Pilatus aber schrieb eine Überschrift und setzte sie auf das Kreuz, und war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König .. . Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreib nicht: der Juden König, sondern daß Er gesagt habe: Ich bin der Juden König. Pilatus aber antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.“ Joh. 19,19. 21—22. Nach all dem hatten die Juden nur noch das furchtbare Gericht Gottes zu erwarten. Bald entlud es sich über ihnen, nach den Worten des Herrn in dem Gleichnis: „Doch jene Meine Feinde, die nicht wollten, daß Ich über sie herrschen sollte, bringet her und erwürget sie vor Mir!“ Luk. 19,27. Im Jahre 70 kamen die Römer, zerstörten Jerusalem, metzelten einen großen Teil der Bevölkerung nieder und zerstreuten den Rest über die ganze Welt. Jesus Christus hatte alles, was geschehen sollte, vorausgewußt und darum in tiefem Ernst erklärt: „Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigest, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe Ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus soll euch wüst gelassen werden. Denn Ich sage euch: Ihr werdet Mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Matth. 23,37—39. Bis sich die Juden am Ende der Tage zum Herrn bekehren, wird ihnen demnach das Reich Gottes entzogen, um in neuer Gestalt den Heiden gegeben zu werden. V. Das in den Herzen verborgene Reich Gottes Infolge der Ablehnung des Königs tritt das sichtbare und herrliche Reich vorerst zurück. Christus ist gegangen, Sich mit der Königswürde bekleiden zu lassen. Luk. 19,12. Während Seiner Abwesenheit läuft die Aera der Kirche, die Jesus selbst ein Geheimnis nennt. Als Er Seinen Jüngern die Gleichnisse erzählt — auf die wir später eingehen —, sagt Er ihnen: „Euch ist’s gegeben, daß ihr das Geheimnis des Himmelreichs erkennt.“ Matth. 13,11. Das kommende Reich der Herrlichkeit war für die Juden kein Geheimnis, es war ja durch die Propheten klar angekündigt worden. Aber die gegenwärtige Zwischenperiode mit ihren beängstigenden Formen mußte zum Gegenstand einer besonderen Offenbarung werden. Die Jünger mußten lernen, daß die Gemeinde, der Leib Christi, lange innerhalb einer dem Anschein nach evangelisierten Christenheit und einer dem Wesen nach mehr denn je heidnischen Welt verborgen sein sollte, und zwar bis zur Wiederkunft des Herrn, der eine neue und glorreiche Phase Seines Königreidxs einleiten würde. — Betrachten wir nun die Hauptmerkmale der gegenwärtigen Periode: 1. Sofort nach der Kreuzigung offenbart sich das Reich Gottes an Pfingsten mit Macht in einer neuen Gestalt Es gibt keine Lücke in der Durchführung von Gottes Plan. Seine ewigen Ziele werden niemals wirklich vereitelt. Die Kreuzigung Jesu, scheinbar eine Niederlage, ist in Wirklichkeit ein Triumph. Israel und das irdische Reich sind allerdings, wie gesagt, eine Zeitlang beiseite gestellt. Nun aber die Sünden gesühnt sind und der Heilige Geist herabgekommen ist, kann Jesus Christus Sein Reich in den Herzen der Gläubigen errichten. In diesem Sinn hatte Er vor Seinem Tode gesagt: „Wahrlich, Ich sage euch: Es stehen etliche hier, die nicht schmecken werden den Tod, bis daß sie des Menschen Sohn kommen sehen in Seinem Reich.“ „. . . bis daß sie sehen das Reich Gottes mit Kraft kommen.“ Matth. 16,28; Mk. 9,1. Auch als Er Seine Jünger aussandte, das Land zu evangelisieren, hatte Er ihnen gesagt: „Wahrlich, Ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis des Menschen Sohn kommt.“ Matth. 10,23. (Dieser Vers hat wahrscheinlich noch die weitere Bedeutung, daß die Evangelisation Israels erst bei der glorreichen Wiederkunft Christi vollendet werden wird.) Seit Pfingsten ist die Kirche Christi gegründet, werden Seelen zu Tausenden gewonnen, vermehren sich die Gemeinden, erschließt sich ein Land nach dem andern dem Evangelium. 2. Während dieser neuen Gnadenzeit (Dispensation) ist das Reich Gottes ein geistliches Christus ist geistlich und noch nicht leibhaftig darin gegenwärtig Darum geschieht alles darin auf der geistlichen, der himmlischen Ebene. In diesem Sinne konnte Jesus zu Pilatus sagen: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre Mein Reich von dieser Welt, Meine Diener würden darum kämpfen, daß Ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist Mein Reich nicht von dannen.“ Joh. 18,36. Da die Juden ihren König verstoßen haben, wird Jesus Christus nicht in dieser aufrührerischen Welt und nicht mit irdischen Mitteln Sein Reich errichten. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß Er, nachdem Er durch Seinen Geist in den Herzen der Gläubigen geherrscht, am Ende dieser jetzigen Welt aus dem Himmel wiederkehren und Sein Reich der Herrlichkeit auf Erden gründen wird. Bis dahin können wir nur durch die Wiedergeburt das Reich Gottes sehen (mit dem geistlichen Auge) und hineinkommen. Joh. 3,3. 5. Jesus spricht: „Wahrlich, Ich sage euch: Es sei denn, daß ihr umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ Matth. 18,3. „Wahrlich, Ich sage euch: Unter allen, die vom Weibe geboren sind, ist nicht aufgekommen, der größer sei, denn Johannes der Täufer; der aber der Kleinste ist im Himmelreich, ist größer denn er. Aber von den Tagen Johannes des Täufers bis hieher leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalt tun, die reißen es an sich.“ Matth. 11,11 bis 12. Durch den Glauben sind wir schon in dieses Reich hineingekommen: „Danksaget dem Vater, der ... uns versetz: hat in das Reich Seines lieben Sohnes.“ Kol. 1,12—13. Darum kann sich Johannes so ausdrücken: „Ich, Johannes, der auch euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal ist, und am Reich und an der Geduld Jesu Christi.“ Offb. 1,9. Und Jesus sagte schon: „Sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Luk. 17,21. Dieser rein geistliche Charakter des Reiches Gottes im gegenwärtigen Zeitabschnitt muß kräftig betont werden. Zu oft haben religiös gesinnte Menschen die Zeit, da Christus durch Seine Wiederkunft mit Vollmacht und sichtbar Sein Reich hienieden aufrichten wird, vorauszunehmen gesucht. Durch Feuer und Schwert suchten sie, den Unglauben und die „Ketzerei“ auszurotten. Mit weltlichen und fleischlichen Mitteln, z. B. durch Verbindung von Thron und Altar, der zeitlichen Macht und den Reichtümern der Geistlichkeit, wollte man die Autorität der Kirche befestigen. Andere, die uns zeitlich näher stehen, glaubten, durch die Verquickung mit der Politik die Sache Gottes zu fördern. Alle diese verkehrten Auffassungen haben zu Katastrophen geführt; denn das Reich ist nicht von dieser jetzigen Welt. 3. Während das Reich Gottes in den Herzen verborgen bleibt, ist die Welt eine traurige Mischung von gut und böse Die Gottesherrschaft ist auf der Erde noch nicht wiederhergestellt. Wir haben die Zeit der Langmut Gottes, die dem Menschen den freien Gebrauch seines Willens läßt. Sind auch alle berufen, so sind doch wenige auserwählt, da die Wahrheit den breiten, bequemen Weg vorzieht, der zur Verdammnis führt. Die sog. Gleichnisse vom Reich Gottes in Matth. 13 geben ein treffendes Bild von der heutigen Welt. a) Das Gleichnis vom Sämann. Matth. 13,4—9; 18—23. In diesem wohlbekannten Gleichnis wird das Evangelium das „Wort vom Reich“ genannt, das in die Welt ausgestreut wird, Vs. 19. Aus Mangel an einem gut vorbereiteten Boden geht der größte Teil des göttlichen Samens verloren (je drei aus vier Körnern). Der Teufel ist eifrig am Werk und verhindert die verhärteten Herzen, das Gehörte zu bewahren, Vs. 19. Während das Evangelium gepredigt wird, gibt es Trübsal, Verfolgung und Niederlagen auf der Erde, die Menschen lassen sich hingegen von der Sorge dieser Welt und dem Be- trug des Reichtums einfangen, Vs. 21. 22. Nur eine kleine Minderheit hört auf den Ruf Christi, und noch dazu mit sehr unterschiedlicher Treue, Vs. 23. Ist das nicht das genaue Bild unserer Zeit? Ganz anders wird das sein, wenn Jesus Sein Reich der Herrlichkeit hienieden aufrichten wird. Dann ist Satan gebunden, Offb. 20,2—3. Ganz Israel wird gerettet werden, Röm. 11,26, und „alle übrigen unter den Heiden . . . werden jährlich heraufkommen (nach Jerusalem), anzubeten den König, den Herrn Zebaoth“, Sach. 14,16. Der zertretene, steinige oder dornige Boden wird ausgeschieden oder urbar gemacht sein. b) Das Gleichnis vom Unkraut gibt eine wunderbare Übersicht über die Hauptmerkmale der jetzigen Zeitperiode, Matth. 13,24 bis 30. 36—43. 1. Jesus Christus besät die Welt; denn Er möchte alle Menschen retten, Vs. 37—38. 2. Der güte Same, den Er überall setzt, sind Seine wahren Jünger, „die Kinder des Reiches“, Vs. 38. In jedem Land, in jedem Kreis erweckt Er Seine treuen Jünger. 3. Der Teufel bleibt nicht untätig. Er nutzt den Schlaf der Gläubigen aus, um das verderbliche Unkraut zwischen sie zu streuen und das Werk des Herrn zu hemmen, Vs. 25. 38—39. 4. Das Unkraut sind „die Kinder der Bosheit“, die bis zur Wiederkunft Christi groß an Zahl auf Erden sein werden. Besonders beunruhigend ist es, daß der Feind, um das Werk Gottes zu zerstören, sie mit Vorliebe zwischen die Gläubigen setzt. Beginnt das Unkraut zu sprießen, sieht es dem Weizen erstaunlich ähnlich; und die Wurzeln der beiden Pflanzen sind so verflochten, daß man keine herausreißen könnte, ohne die andere zu entwurzeln. Man wird sie daher bis zur Ernte miteinander wachsen lassen. Die religiöse Welt bietet tatsächlich diese verwirrende Mischung: In der sogenannten Christenheit stehen die falschen Gläubigen oft Seite an Seite mit den wahren, zum größten Ärgernis der aufrichtigen Seelen, wie auch der Ungläubigen. Das darf uns gewiß bekümmern, aber nicht befremden, denn so wird es sein, bis mit Gottes Geduld auch die Welt ein Ende nimmt. 5. Vergessen wir jedoch nicht, daß der Acker, auf dem der Herr das Unkraut duldet, die Welt ist (sogar die religiöse), aber nicht die wahre Kirche, Vs. 38. Zuweilen stützt man sieb auf dieses Gleichnis, um zu behaupten, man könne unmöglich gegen Untreue und Ärgernis Vorgehen, „da das Unkraut ja bis zum Ende mit dem Weizen vermengt sein werde“. Man müßte also die Kirchen und die Reichsgottesarbeit so lassen, wie sie seien, um nicht empfindsame Seelen noch mehr zu beunruhigen, das hieße sonst den Weizen entwurzeln! Nichts wäre falscher als das, da im Gegenteil Jesus Christus und Seine Apostel eine strenge Zucht innerhalb der Gemeinde fordern. „Sündigt aber dein Bruder an dir, so gehe hin und strafe ihn zwischen dir und ihm allein ... Hört er dich nicht, so nimm noch einen oder zwei zu dir ... Hört er die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er die Gemeinde nicht, so halte ihn als einen Heiden und Zöllner“, Matth. 18,15—17. „Nun aber habe ich euch geschrieben, ihr sollt nichts mit ihnen zu schaffen haben, so jemand sich läßt j einen Bruder nennen, und ist ein Hurer oder ein Geiziger oder ein Abgöttischer oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit dem sollt ihr auch nicht essen. Gott aber wird, die draußen sind, richten. Tut von euch selbst hinaus, wer da böse ist“. 1. Kor. 5.11. 13. Gott duldet wohl vorübergehend die Sünde der Weltmenschen, weil Er ihre Freiheit achtet; aber Er duldet das Böse nicht bei denen, die sich Seine Kinder nennen. Er befiehlt der Gemeinde, sie zu strafen; tut sie es nicht, oder weigern sich jene, Buße zu tun, unterläßt es Gott nicht, sie zu züchtigen, um sie zur Heiligung zu führen, Hebr. 12,6—7. 10. Die Züchtigung wird manchmal sehr schwer sein, aber sie rettet den irregegangenen Gläubigen vor der Verdammnis, die auf die Welt wartet, 1. Kor. 11,30—32. Ist das in den Herzen verborgene Reich keine den Augen aller sichtbare Theokratie, so ist es auch keineswegs eine Anarchie. Denn der Herr will jetzt schon über alle Kinder des Reichs unumstrittener Herrscher sein. 6. Den jetzigen Zeitlauf wird eine ungeheure Katastrophe beschließen, die der Herr das Ende der Welt nennt, Matth. 13,39—42. Christus wird kommen und alle, die da Böses tun, aus Seinem • Reiche herausziehen: Er wird sie in den feurigen Ofen werfen, wo „Heulen und Zähneklappen“ sein wird. Unsere sündige Welt geht also nicht einer Vergöttlichung, sondern einem furchtbaren Gericht entgegen. 7. Auf das in den Herzen verborgene Gottesreich, das auf der Erde zur Zeit eine solch beängstigende Mischung von gut und böse beläßt, wird das Reich der Heiligkeit und Herrlichkeit folgen. „Dann werden die Gerechten leuchten, wie die Sonne in ihres Vaters Reich“, und der Weizen wird in Seine Scheuer gesammelt, Vs. 43.30. Diese Gnadenzeit ist also nur vorübergehend und nicht das letzte Wort Gottes auf der Erde. Bald wird Er kommen und mit Ihm eine furchtbare Vergeltung. c) Das Gleichnis vom Sauerteig. „Das Himmelreich ist einem Sauerteig gleich, den ein Weib nahm und vermengte ihn unter drei Scheffel Mehl, bis daß es ganz durchsäuert ward“, Matth. 13,33. Manche haben in diesem Gleichnis ein Bild vom alles durchdringenden Einfluß des Evangeliums sehen wollen, das manchmal auf verborgene Weise in jeden Kreis, in jedes Land seinen Weg findet; bis zu den Enden der Erde. Wie Paulus sagt: „Das Evangelium ist zu euch gekommen, wie auch in alle Welt, und ist fruchtbar, wie auch in euch“, Kol. 1,6. Aber es erscheint uns sicherer, dem Gleichnis vom Sauerteig folgende Deutung zu geben: Beständig wird in der Schrift die Sünde durch den Sauerteig versinnbildlicht, der eine verderbliche Gärung in den Teig hineinbringt. Jesus sagt einmal zu Seinen Jüngern: „Zum ersten hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, welches ist die Heuchelei“, Luk. 12,1. „Da verstanden sie, daß Er nicht gesagt hatte, daß sie sich hüten sollten vor dem Sauerteig des Brots, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer“, Matth. 16,12. Seinerseits schreibt Paulus an die Korinther: „Euer Ruhm ist nicht fein. Wisset ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig versäuert? Darum feget den alten Sauerteig aus, auf daß ihr ein neuer Teig seid, gleich wie ihr ungesäuert seid. Denn wir haben auch ein Osterlamm, das ist Christus, für uns geopfert. Darum lasset uns Ostern halten, nicht im alten Sauerteig, auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Schalkheit, sondern in dem Süßteig der Lauterkeit und der Wahrheit“, 1. Kor. 5,6—8. Tatsächlich mußte im AT aller Sauerteig, als Symbol des Bösen, aus den Häusern derer, die das Passahfest feiern wollten, verbannt werden, 2. Mose 12,15. Und niemals durfte eine Opfergabe, die Sauerteig enthielt, auf den für heilige Dinge bestimmten Altar Jehovas gelegt werden, 3. Mose 2,11—12. Was bedeutet dann dieses Gleichnis vom Sauerteig? Wie jenes vom Unkraut lehrt es uns, daß sich in unserem Zeitalter das Böse heimtückisch mit dem Guten vermischt hat (dem Süßteig, s. oben, 1. Kor. 5,8!). Wie das Unkraut in der Nacht unter den Weizen gesät wird, so ist der Sauerteig im Teig verborgen. Die Gärung (oder die Zersetzung), die er dort bewirkt, wird durch die Hitze im Backofen zum Stillstand gebracht; so wird auch das Feuer der Trübsal den Gärstoff des Abfalls vernichten, der die Welt zersetzt. Auf jeden Fall bedeutet „bis daß er ganz durchsäuert ward“, nicht, wie man oft behauptet hat, daß schließlich die ganze Welt, dank den Bemühungen der Christen, zum Evangelium bekehrt werde, ohne daß die Wiederkunft Christi notwendig sei. Eine solche Auslegung würde förmlich den Gleichnissen vom Unkraut und vom Netz im Meer widersprechen. Im Gegenteil! „Bis daß es ganz durchsäuert ward“, kann leider das bedeuten, daß gerade der verderbliche Einfluß des schädlichen Sauerteigs zuletzt den Sieg in der sogenannten Christenheit, in der Welt um uns her, davontragen wird. An anderer Stelle, da Er von der Endzeit redet, sagt uns Jesus ausdrücklich: „Ihr müsset gehaßt werden um Meines Namens willen von allen Völkern .. . Und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, wird die Liebe in vielen erkalten“, Matth. 24,9. 12. „Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinst du, daß Er auch werde Glauben finden auf Erden?“ Luk. 18,8. Und Paulus warnt die Thessa-lonicher davor, sich erschrecken zu lassen: „daß der Tag Christi ,. vorhanden sei. Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise. Denn Er kommt nicht, es sei denn, daß zuvor der Abfall komme“, j! 2. Thess. 2,2—3. Diese Warnrufe allein können auch uns davor bewahren, den Glauben zu verlieren, wenn wir sehen, wie das in den Herzen der Gläubigen seit 1900 Jahren verborgene Reich die Welt am Versinken in den Abgrund nicht hindert. Es ist uns aber gesagt worden: wenn der Sauerteig der Sünde sich voll ausgewirkt hat, werden das Gericht Gottes und mit ihm unsere Erlösung nahe sein. d) Das Gleichnis vom Netz im Meer. „Abermals ist gleich das Himmelreich einem Netze, das ins Meer geworfen wird, damit man allerlei Gattung Fische fängt. Wenn es aber voll ist, so ziehen sie es heraus an das Ufer, sitzen und lesen die guten in ein Gefäß zusammen, aber die faulen werfen sie weg. Also wird es auch am Ende der Welt gehen; die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappen sein“, Matth. 13,47—50. Hier wieder legt dieses Gleichnis den Nachdruck auf die beiden Hauptgedanken, die wir bei den vorigen betont haben: im gegenwärtigen Gottesreich sind gut und böse vermischt, und, nach dieser Periode findet die große Scheidung statt und zugleich das Gericht über die Ungerechten. Es ist ja klar, daß ein solch entzweites Reich niemals Christi Reich der Herrlichkeit sein könnte, das die Propheten verkündet haben. Für die Welt bedeutet es auch nichts Wertvolleres als die früheren Epochen, nach den Geschehnissen unserer Tage zu urteilen. Im Gegenteil! Glücklicherweise bleibt das Reich Gottes für unsere arme Erde nicht immer verhüllt, wie es jetzt ist! 4. Von der Art unserer Annahme des verborgenen Reiches wird unser Schicksal im zukünftigen Reich der Herrlichkeit abhängen. Die vier oben angeführten Gleichnisse müßten uns zu ernstem Nach- denken führen. Um ohne Angst der Zukunft entgegensehen zu können, müssen wir wissen, was wir sein wollen: Ein unfruchtbarer Boden oder ein gutes Land? Unkraut oder guter Same? Sauerteig oder Süßteig? Unter den faulen oder den guten Fischen im Netz? Haben wir diese wichtigste Frage gelöst? Wer hier zum Unkraut gehört, wird beim Erscheinen des Königs verbrannt werden. Er wird in den Feuerofen geworfen werden, wo Heulen und Zähneklappen sein werden. Die Gerechten hingegen werden in die Scheuer Gottes gesammelt und werden leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich, Matth. 13,30.41—43. Die Guten werden als kostbar bewahrt werden, während die Bösen in die Verdammnis geworfen werden, Vs. 48—50. Wollen wir daher bald in Christi Reich der Herrlichkeit eingehen, so laßt uns Ihn von nun an als den alleinigen König unseres Herzens krönen! VI. Das herrliche Reich, das tausend Jahre lang auf Erden bestehen wird Das in den Herzen verborgene Reith kann nicht ewig fort-dauern. Der König selbst ist abwesend, und Sein Wille geschieht nicht auf Erden wie im Himmel. Seine Kirche leidet und seufzt nach Seiner Rückkehr. Die aufständische Welt versinkt in Schlamm und Blut. Die Verheißungen der Schrift sind noch nicht erfüllt. Darum wird Jesus in Seiner Herrlichkeit wiederkehren und tausend Jahre im Frieden und mit Gerechtigkeit auf der Erde regieren. (Bei unserer Behandlung des Tausendjährigen Reichs werden wir ausführlich auf diesen Gegenstand zurückkommen.) VII. Das ewige Reich im Himmel Das irdische Königreich, so herrlich es auch sein mag, kann nicht von ewiger Dauer sein. Die Erde ist von zu viel Verbrechen besudelt, so muß sie verschwinden. Wohl wird die Menschheit im Tausendjährigen Reich glücklich und dem König der Könige untertan sein, und doch werden in ihrer Mitte Menschen sein, die noch einen letzten Versuch zur Empörung gegen den Herrn unternehmen werden, Offb. 20,7—9. Darum muß das Reich Gottes an einem anderen Ort und in vollkommener, endgültiger Form errichtet werden. . . darnach das Ende, wenn Er das Reich Gott und dem Vater überantworten wird, wenn Er aufheben wird alle Herrschaft und alle Obrigkeit und Gewalt. Er muß aber herrschen, bis daß Er alle Seine Feinde unter Seine Füße lege ... Wenn aber alles Ihm untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein Dem, der Ihm alles untergetan hat, auf daß Gott sei alles in allen*, 1. Kor. 15, 24—26. 28. Dann wird Gott alles neu machen und die Seinen in das himmlische Jerusalem versetzen, wo der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz noch Sünde, Offb. 21,1—5. Und dieses Reich wird nicht tausend Jahre währen, sondern in alle Ewigkeit. „Seine Gewalt ist ewig, die nicht vergeht, und Sein Königreich hat kein Ende ... Des Reich ewig ist*, Dan. 7,14.27. „Seine Knechte werden Ihm dienen und sehen Sein Angesicht. . . und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit“, Offb. 22,3—5. Freuen wir uns darum, nicht nur über die tausend Jahre der Herrlichkeit, die der Herr für uns hie-nieden bereit hält, sondern vor allem über die Ewigkeit einer unaussprechlichen Seligkeit, die unser in Seiner Gegenwart wartet. Laßt uns alles tun, was an uns liegt, um ihrer teilhaftig zu werden! „Darum, liebe Brüder, tut desto mehr Fleiß, euren Beruf und Erwählung festzumachen; denn wo ihr solches tut, werdet ihr nicht straucheln. Und also wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen Reich unseres Herrn und Heilands Jesu Christi“, 2. Petr. 1,10—11. Ach, daß wir die Gewißheit hätten, die das Herz des Apostels Paülus erfüllte: „Der Herr aber wird mich erlösen von allem Übel und aushelfen zu Seinem himmlischen Reich; welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen*, 2. Tim. 4,18. DRITTER TEIL Der Zeitpunkt der Wiederkunft Jesu Christi 1. Kapitel Wann wird Jesus Christus wiederkommen ? Zu allen Zeiten wollten die Gläubigen, bei den Jüngern selbst angefangen, gern den Zeitpunkt der Wiederkunft Christi wissen. In der Tat fragten diese Jesus einmal: »Sage uns, wann wird das geschehen? Und welches wird das Zeichen sein Deiner Zukunft und des Endes der Welt?“ Matth. 24,3. Als Jesus im Begriff war, von den Elfen zu gehen, sagte Er: »Ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden, nicht lange nach diesen Tagen.“ Die aber so zusammengekommen waren, fragten Ihn und sprachen: „Herr, wirst Du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel?“ Apg. 1,5—6. Im Lauf der Jahrhunderte hat die Kirche der Treuen den Horizont abgesucht, um zu sehen, ob ihr himmlischer Bräutigam nicht bald käme, sie zu holen. Und heute mehr denn je sprechen wir unter Seufzen: „Herr, wie lange noch?“ Auf diese ganz natürliche Frage antwortet der Herr auf weise, mannigfache Art: I. Niemand weiß Zeit noch Stunde „Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater“, Mk. 13,32. (Wir glauben, daß der Sohn, als Er Mensch war, so sprechen konnte, daß Ihm aber nun in der Herrlichkeit kein Geheimnis Seines Vaters verborgen bleibt.) Auf jeden Fall ist Jesus in bezug darauf, was die Menschen angeht, völlig sachlich. Er sagt uns: „Darum wachet, denn ihr wisset nicht, welche Stunde euer Herr kommen wird. Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausvater wüßte, welche Stunde der Dieb kommen wollte, so würde er ja wachen und nicht in sein Haus brechen lassen. Darum seid ihr auch bereit; denn des Menschen Sohn wird kommen zu einer Stunde, da ihr's nicht meint“, Matth. 24, 42—44. „So du nicht wirst wachen, werde Ich über dich kommen wie ein Dieb, und wirst nicht wissen, welche Stunde Ich über dich kommen werde“, Offb. 3,3. (S. auch Mk. 13,33—37; 1. Thess. 5,1—2 u.a.m.!) Suchen wir daher nicht zu erraten, was der Herr uns geheimhalten wollte! Denken wir an Seine Antwort auf die Frage der Jünger: „Es gebührt euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater Seiner Macht Vorbehalten hat“, Apg. 1,7. Gott hat gute Gründe, den Zeitpunkt der Wiederkunft Christi geheimzuhalten. Hätte Er den ersten Jüngern gesagt: „Es vergehen mindestens 19 Jahrhunderte bis zu diesem großen Ereignis“, was wäre dann geschehen? In dem Gedanken, noch so lange warten zu müssen, wäre die Kirche Christi sicher noch rascher eingeschlafen, als sie es wirklich tat. Wir haben eine solche Neigung zur Trägheit und Schlaffheit, daß wir immer in Atem gehalten werden müssen. Würde man den Menschen von heute sagen: „Jesus Christus kommt erst in 10 oder 50 Jahren wieder“, so würden die meisten aus-rufen: „Dann haben wir noch lange Zeit, Buße zu tun! Da wir die Zeit im voraus wissen, können wir uns in der letzten Minute darauf vorbereiten!“ Ja, sagte man sogar den Christen, daß dies Ereignis erst in sechs Monaten stattfinden sollte, würden sie sich fünfeinhalb Monate lang von der Pflicht zu wachen entbunden fühlen. Wer aber nicht mehr wacht, ist praktisch der Versuchung bereits erlegen. Wenn uns also der Herr die Stunde Seiner Wiederkunft vorenthalten hat) so will Er, daß wir immer darauf vorbereitet seien. Selig die Knechte, die der Herr, wenn Er kommt, wachend findet! Darum wachet, denn ihr wisset weder Tag noch Stunde! II • Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise! Gott braucht nur etwas zu verbieten, so sinnen der Teufel und die Menschen, wie sie es trotzdem tun können. Im Garten Eden war unseren ersten Eltern alles gestattet, nur nicht die verbotene Frucht zu essen, und gerade danach gelüstete es sie. Uber die Wiederkunft Christi hat uns Gott alles Wesentliche geoffenbart, nur deren Zeitpunkt nicht. Aber gerade diesen möchten viele Menschen und Sekten um jeden Preis bestimmen. So manches Mal hat man den ersehnten Zeitpunkt festgelegt. Es wurde z. B. behauptet, Jesus käme im Jahre 1844, 1934, dreieinhalb Jahre nach Ausbruch des Krieges von 1939, usw. Manche behaupten sogar, Christus sei 1914 wiedergekommen, und das Tausendjährige Reich habe damals begonnen (wer könnte das vermuten?). Ist es nicht merkwürdig, daß der Feind die Christen immer wieder dazu treibt, entweder einen Zeitpunkt für die Wiederkunft Christi festzulegen, so daß sie, bald enttäuscht, überhaupt daran zweifeln, oder auch dieses Ereignis in eine so ferne Zukunft hinauszuschieben, daß sie schließlich gar nicht mehr daran denken! Der Herr selbst hat diese immer mehr zunehmenden Mißbräuche und Fallstricke vorausgesehen. Wiederholt hat Er uns davor gewarnt: „Sehet zu, lasset euch nicht verführen! Denn viele werden kommen in Meinem Namen und sagen, ich sei es, und: die Zeit ist herbeigekommen. Folget ihnen nicht nach!“ Luk. 21,8. (S. auch Matth. 24,23—27!) Und Paulus fügt hinzu: „Aber der Zukunft halben unseres Herrn Jesu Christi und unserer Versammlung zu Ihm bitten wir euch, liebe Brüder, daß ihr euch nicht bald bewegen lasset von eurem Sinn noch erschrecken, weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Brief, als von uns gesandt, daß der Tag Christi vorhanden sei. Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise; denn Er kommt nicht, es sei denn, daß zuvor der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens (der Antichrist)“, 2. Thess. 2,1—3. Seien wir daher fest entschlossen, allein auf dem Boden der Schrift zu bleiben! Und wir wollen demütig und gehorsam genug sein, um uns an die Offenbarungen der Bibel zu halten; sie sind ganz und gar vollständig und ausreichend. Lassen wir uns durch den Heiligen Geist, nicht durch unsere eigene Einbildung, leiten und in der Wahrheit erhalten! III. Der Meister verzieht zu kommen Es ist offenbar, daß Gott allein die genaue Stunde der Wiederkunft Jesu Christi kennt. Und doch enthüllt die Schrift jedem aufmerksamen Leser, daß eine ziemlich lange Zeit zwischen dem Weggang und der Rückkehr unseres Heilands vergehen wird. Zunächst waren den Jüngern verschiedene Tatsachen mitgeteilt worden, die vor dem Kommen Christi in Herrlichkeit in Erfüllung gehen sollten: Der Heilige Geist sollte an Pfingsten ausgegossen werden und der Gemeinde die Offenbarungen des NT aufschließen, Joh. 16,7.13. Petrus sollte den Märtyrertod erleiden; so konnte der Herr nicht zu Lebzeiten Seines Apostels erwartet werden, Joh. 21,18—19. Vor dem Ende sollte das Evangelium allen Völkern gepredigt werden und sollte der Antichrist mitten im Abfall auftreten, Matth. 24,14; 2. Thess. 2,3. Die ersten Jünger hätten also von vornherein verstehen können, daß eine gewisse Frist vor der Wiederkunft des Herrn vergehen würde. Aber wir wissen noch mehr! Der böse Knecht im Gleichnis sagt sich: „Mein Herr kommt noch lange nicht, und fängt an, zu schlagen seine Mitknechte, isset und trinket mit den Trunkenen“, Matth. 24,48. Die zehn Jungfrauen waren dem Bräutigam entgegengegangen. Aber „da nun der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Zur Mitternacht aber (d. h. sehr spät) ward ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt; gehet aus, ihm entgegen!“ Matth. 25,5—6. Im Gleichnis von den Pfunden zog der Meister weg, nachdem er jedem seiner Knechte eine gewisse Summe anvertraut hatte. „Uber eine lange Zeit kam der Herr dieser Knechte und hielt Rechenschaft mit ihnen“, Matth. 25,19. In der Witwe, die den ungerechten Richter drängt, hat man ein Bild der Kirche Christi gesehen, die, allein gelassen in ihrer Witwenschaft, Tag und Nacht nach Gerechtigkeit schreit. Lange wird diese verweigert, so daß viele im Gebet träge werden, und der Glaube auf Erden abnimmt. Dann greift plötzlich der Herr ein und verschafft Seinen Auserwählten durch Sein Erscheinen sofort Gerechtigkeit, Luk. 18,1—8. „In den letzten Tagen werden Spötter kommen, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: Wo ist die Verheißung Seiner Zukunft? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Kreatur an gewesen ist“, 2. Petr. 3,3—4. Genau das geschieht heute! Weil Jahrhunderte verstrichen sind und man in der Erwartung der Wiederkunft Christi öfter getäuscht wurde, werden diejenigen verspottet, die noch hoffen. „Ihr seht doch“, heißt es, „daß Gott die Erde vergessen hat, und daß Christus nicht wiederkommt.“ In Wirklichkeit aber liegt die Ursache für dieses Hinhalten der Erwartung in Gottes Verlangen, allen Menschen die Möglichkeit zur Errettung zu geben. Die Endereignisse werden sich erst abspielen, wenn „die Fülle der Heiden eingegangen ist“, Röm. 11,25. Gott kennt ja die Zahl derer, die das Heil annehmen werden, und Er wird die Gnadenpforte nicht zuschließen, bevor Er sie alle geborgen hat. Darum sagt Petrus noch: „Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten, sondern Er hat Geduld mit uns, und Er will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß sich jedermann zur Buße kehre“, 2. Petr. 3,9. „Die Geduld des Herrn achtet für eure Seligkeit“, Vs. 15. Nutzen wir darum die Frist, die uns Gott gewährt, nicht um einzuschlafen, sondern im Gegenteil, um uns zu' bekehren und uns heiligen zu lassen, solange Zeit ist! Bald wird es nicht mehr möglich sein. IV. Siehe, Ich komme bald! Eines ist gewiß: Gott hat den Augenblick für die Wiederkunft Seines Sohnes genau bestimmt, und Er wenigstens weiß den Tag und die Stunde. Paulus schreibt an Timotheus: „Ich gebiete dir . . ., daß du haltest das Gebot ohne Flecken, untadelig, bis auf die Erscheinung unseres Herrn Jesu Christi, welche wird zeigen zu Seiner Zeit der Selige und allein Gewaltige, der König aller Könige und Herr aller Herren“, 1. Tim. 6,13—15. Die Offenbarung zeigt uns einen Engel, der schwört: „daß hinfort keine Zeit mehr sein soll“ (d. h. kein Aufhalten in der Erfüllung der göttlichen Beschlüsse), sondern „so soll vollendet werden das Geheimnis Gottes, wie Er hat verkündigt Seinen Knechten, den Propheten“, Offb. 10,5—7. Für gewisse Ereignisse der Endzeit sind sogar Stunde, Tag, Monat und Jahr im voraus festgesetzt. Ebenso klar ist es, daß für den Ewigen die Zeit nicht zählt. „Eines sei euch aber unverhalten, ihr Lieben, daß ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten, sondern Er hat Geduld mit uns“, 2. Petr. 3,3—9. Was uns also als eine lange Frist erscheint, ist für Gott ganz kurz. Darum sagt die Schrift, von uns gesehen: Der Herr verzieht zu kommen. In der Sprache Gottes hingegen sagt sie: Siehe, Ich komme bald. Unbestreitbar wendet sie diese zweite Ausdrucksweise am häufigsten an. In demselben Sinne spricht die Bibel auch von den „letzten Zeiten“ als dem Zeitabschnitt zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen Christi: „Christus, das unschuldige und unbefleckte Lamm, ist zuvor ersehen, ehe der Welt Grund gelegt ward, aber offenbart zu den letzten Zeiten um euretwillen, die ihr durch Ihn glaubet an Gott“, 1. Petr. 1,20—21. (S. auch 1. Kor. 10,11!) Vor ewigen Zeiten hat der Herr unser Heil vorbereitet und es in Jesus Christus geoffenbart, 2. Tim. 1,9—10. Natürlich sind die paar tausend Jahre menschlicher Geschichte in Seinen Augen sehr kurz. Er sieht Seinen Sieg am Ende unserer armseligen Jahrhunderte kommen. Darum kann Johannes auch schreiben: „Kinder, es ist die letzte Stunde“, 1. Joh. 2,18 (d. h. wir stehen in der letzten Geschichtsperiode der sündigen Menschheit). Danach wird Gott wieder die Zügel der Regierung der Welt in die Hand nehmen. Die letzte Stunde beginnt mit dem ersten Kommen Christi, dem Endziel der Geschichte. Sein zweites Kommen wird das Ende vom Ende sein. Wir wollen es lernen, den Blickpunkt Gottes einzunehmen, wenn wir die Wiederkunft Christi ins Auge fassen. Die Aussicht auf Seine Wiederkehr wird der größte Trost in unseren Prüfungen und der beste Anreiz für unseren Glauben sein. Im übrigen beachten wir noch, daß der griechische Ausdruck, der meist mit „Ich komme bald“ übersetzt wird, auch „Ich komme schnell“ bedeuten kann. Diese Wiedergabe ist ebenso richtig wie jene; denn Jesus wird wie der Blitz kommen, Matth. 24,27. Da nun der Herr bald und schnell, zu einer Stunde, die wir nicht wissen, erscheinen wird, müssen wir unbedingt schon jetzt bereit sein, Ihn zu empfangen. V. Ihr aber sehet euch vor! Siehe, Ich habe es euch alles zuvor gesagt, Mk. 13,23. Viele Christen meinen, es werde immer unmöglich sein, die mehr oder weniger nah bevorstehende Wiederkunft Christi vorauszuahnen. Da nur Gott Tag und Stunde weiß, halten sie es für vergeblich oder gar gefährlich, mehr darüber wissen zu wollen. Eines schönen Tages, früher oder später, werde Christus wie ein Blitz aus dem Himmel herniederfahren und alle Welt überraschen. Das ist nur zum Teil richtig. Ein Blitz fällt nicht aus heiterem Himmel: er kommt aus Wolken, die sich allmählich zusammengezogen haben. Wer darauf achtete, konnte das Nahen des Gewitters bemerken. Allerdings wahrt Gott das Geheimnis von Tag und Stunde, Matth. 24,27, aber Er hat die Epoche der Endzeit deutlich gekennzeichnet, damit die Christen sie erkennen und sich rüsten können. Die Ungläubigen aber und die vorgeblichen Gläubigen, die das prophetische Wort mißachtet haben, werden völlig unvorbereitet überrascht werden. Es wird ihnen so gehen wie der Generation Noahs: „Gleich aber wie es zu der Zeit Noahs war, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes. Denn gleich wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut — sie aßen, sie tranken, sie freiten und ließen sich freien, bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging; und sie achteten's nicht, bis die Sintflut kam und nahm sie alle dahin: also wird auch sein die Zukunft des Menschensohns“, Matth. 24,37—39. Den wahren Gläubigen hingegen, welche die ganze Schrift beachten, hat der Herr mehrere Vorzeichen für das Ende aufgezeigt und hinzugefügt: „Also auch, wenn ihr das alles sehet, so wisset, daß es nahe vor der Tür ist“, Matth. 24,33. Auf diese Vorzeichen wollen wir nun näher eingehen. 2. Kapitel Die Zeichen für die Wiederkunft Jesu Christi I. Gibt es Zeichen für die Wiederkunft Christi, und darf man ihnen nachforschen? Die Jünger fragten Jesus eines Tages: „Sage uns, wann wird das geschehen? Und welches wird das Zeichen sein Deiner Zukunft und des Endes der Welt?“ Matth. 24,3. Und statt sie anzufahren, deutete ihnen Jesus auf ganz natürliche Weise nicht nur ein einzelnes, sondern eine ganze Reihe von Anzeichen für Sein Kommen an. Es ist also nicht nur erlaubt, sie zu kennen, sondern für jeden Christen eine Pflicht, sie zu durchdenken. Wollen wir nicht wie die Weltmenschen durch die Wiederkunft Christi überrascht werden, so müssen wir unbedingt Seine Voraussagen ernst nehmen. II. Welches sind die Zeichen für die Wiederkunft Christi? Um sie kennenzulernen, fragen wir ganz einfach die Schrift und nehmen als erstes die Antwort, die Jesus in den Evangelien auf die Frage der Jünger gibt. Es ist möglich, daß das Bild, das die Schrift von der Endzeit entwirft, uns nicht gefällt, weil es ein ganz düsteres ist. Aber unsere Meinung ändert weder die Tatsachen noch das Wort Gottes. „Himmel und Erde werden vergehen, aber Meine Worte werden nicht vergehen“, Matth. 24,35. Gott wußte wohl, warum Er uns auf der Hut sein heißt. Lassen wir uns doch warnen, und tun wir nicht wie der Vogel Strauß, der bei nahender Gefahr den Kopf in den Sand steckt! 1. Der Abfall am Ende der Zeit „Sehet zu, daß euch niemand verführe. Denn es werden viele kommen unter Meinem Namen und sagen: Ich bin Christus, und werden viele verführen“, Matth. 24,4—5. Dieses Zeichen scheint Jesus so wichtig, daß Er es noch zweimal in diesem Kapitel erwähnt. „Und es werden sich viel falsche Propheten erheben und werden viele verführen. Und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, wird die Liebe in vielen erkalten“, Vs. 11—12. „So alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist Christus, oder: da, so sollt ihr's nicht glauben. Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, daß verführt werden in den Irrtum (wo es möglich wäre) auch die Auserwählten. Siehe, Ich habe es euch zuvor gesagt. Darum, wenn sie zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste, so gehet nicht hinaus; siehe, er ist in der Kammer, so glaubt nicht“, Vs. 23—26. In der Hauptsache verkündet Jesus dreierlei: a) Das Auftreten falscher Christi und falscher Propheten. Satan hat solche Angst vor dem wahren Christus und Seiner Wiederkehr, daß er eine Menge von Christus-Karikaturen erzeugt, um die allermeisten irrezumachen und zu verführen. Und schon Paulus konnte berichten: „Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied werden unter euch kommen greuliche Wölfe, die der Herde nicht verschonen werden. Auch aus euch selbst werden aufstehen Männer, die da verkehrte Lehren reden, die Jünger an sich zu ziehen“, Apg. 20,29—30. Seitdem hat es gewuchert von falschen Propheten, und gefährliche Sekten und falsche Lehren mehren sich heute mehr denn je. Von all den vielen, die wir anführen könnten, wollen wir nur wenige nennen: Mrs. Baker-Ed dy von der „Christlichen Wissenschaft“ (die weder wissenschaftlich noch christlich ist), den berüchtigten „Pere Antoine“ aus Belgien, Herrn Freytag, der behauptete, der „Engel des Herrn“ zu sein, den bekannten Ludendorff, der sich brüstete, „ein Antichrist“ zu sein, Smith, den großen „Offenbarer“ der Mormonen, Rudolf Steiner, den Mann der „Anthroposophen“, usw., usw. Unter dem Deckmantel des Evangeliums führt man den Götzendienst wieder ein, der die Seelen zugrunde richtet. Von sogenannten christlichen Kanzeln herab leugnet man die Grundwahrheiten des Glaubens. Man stellt einen falschen Christus auf, der, aller Göttlichkeit entkleidet, weder die Sünden sühnen noch den Tod besiegen könnte. Manche behaupten, es gäbe keine Verdammnis, und alle, mitsamt dem Teufel, würden gerettet werden. Man geht sogar so weit, die Person Gottes anzuzweifeln. Wieder andere lehren, daß Materie, Krankheit und sogar der Tod nur Einbildung wären. Viele sogenannte Offenbarungen und menschliche Überlieferungen werden der Schrift angehängt und ihr übergeordnet. Man sieht falsche religiöse Erweckungen, und der Feind erdreistet sich sogar, in wenig ge- festigten Herzen die Wirkung des Heiligen Geistes nachzuahmen. Der Spiritismus muß besonders erwähnt werden, der in den großen Städten seine Anhänger nach Zehntausenden zählt. Die angebliche Totenbeschwörung ist in Wirklichkeit ein Verkehr mit den Dämonen und wurde deshalb im AT mit dem Tode bestraft, 3. Mose 20,6.27; 5. Mose 18,9—14. Paulus reiht sie unter die Zeichen der Endzeit: „In der letzten Zeit werden etliche von dem Glauben abtreten und anhangen den verführerischen Geistern und Lehren der Teufel“, 1. Tim. 4,1. (S. auch Offb. 16,13 bis 14!) Die falschen Laienpropheten lassen sich nicht mehr zählen, die heutigen Götzen mögen sich Fortschritt, Wissenschaft, Politik, Partei, Sport, Staat oder, wer weiß wie, nennen. Sie flößen ihren Anbetern denselben Fanatismus, denselben blinden Glauben wie irgendeine verachtete Religion ein. Tatsächlich sind sie nur neue Formen eines alten immer gleichen Kults: des menschlichen Hochmuts, der sich selbst anbetet. Wie Paulus sagt: „Sie haben Gottes Wahrheit verwandelt in die Lüge und haben geehrt und gedient dem Geschöpf, mehr denn dem Schöpfer, der da gelobt ist in Ewigkeit“, Röm. 1,25. Aber es wird noch schlimmer. Jesus kündigt nicht nur das Kommen falscher Propheten, sondern auch falscher Christi an, die sich nicht scheuen werden, frech zu behaupten: „Ich bin Christus“ .. . „Ich bin es, die Zeit ist herbeigekommen“, Matth. 24,5; Luk. 21,8. In unseren Tagen ist dies schon öfter geschehen, wir wollen nur zwei oder drei Beispiele nennen: den jungen Hindu, den die Theosophen überall als eine Reinkarnation Christi (den wieder fleischgewordenen Christus) vorstellten; den Neger aus den Vereinigten Staaten, der sich „göttlicher Vater“ nennen und von seinen zahlreichen, in allen Ländern verbreiteten Anhängern anbeten läßt (wir sind solchen sogar im Herzen der protestantischen Schv/eiz begegnet!); den bekannten Politiker, dessen Sturz jetzt eben Europa erschüttert hat, und der sich als den von der Vorsehung gesandten Retter des 20. Jahrhunderts verehren ließ. Alle diese Menschen und die, die noch kommen werden, sind nur die Vorläufer des großen, falschen Christus, des Antichristen der Endzeit. b) Das außerordentlich Verführerische des Irrtums. Daß falsche Propheten und falsche Christi auftauchen, ist traurig, aber nicht erstaunlich: denn leider findet man hie und da merkwürdige und abwegige Menschen. Viel entsetzlicher ist der unerhörte Erfolg dieser Helfershelfer Satans. Wie gebannt folgen ihnen die Massen, zu jedem Opfer bereit: das Geld fließt herbei, Görzen- teinpel schießen empor, und zahllose Menschenseelen gehen ver-lorea Wie läßt sich eine solche Anziehungskraft erklären? Die Bibel gibt die Antwort: durch die Macht Satans, der verstockte Herzen zu behexen und Wunder zu vollziehen vermag. Es ist eine furchtbare Tatsache, daß alle, die sich weigern, Gott untertan zu sein, unter der Herrschaft des Feindes stehen. „Die ganze Welt befindet sich in der Gewalt des Bösen“, 1. Joh. 5,19 (nach Menge). Das Erscheinen all der falschen Propheten und des großen Bösen der Endzeit geschieht „nach der Wirkung des Satans mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die verloren werden, dafür, daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, auf daß sie selig würden. Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, daß sie glauben der Lüge, auf daß gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glauben, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit“, 2. Thess. 2,9. 10. Wie unheimlich ist dieses Wort „verführen“, das der Heiland immer wiederholt. „Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter Meinem Namen . . . und werden viele verführen . . . Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, daß verführt werden in den Irrtum (wo es möglich wäre) auch die Auserwählten“, Matth. 24,4.5.11.24. So werden die Ungläubigen, die das helle Licht des Evangeliums abgelehnt haben, völlig von dem Gott dieser Welt verblendet sein, ohne sich dessen bewußt zu sein, 2. Kor. 4,4. c) Der Abfall der Massen. „Sie werden viele verführen, und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, wird die Liebe in vielen erkalten“, Matth. 24,11 —12. „Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinest du, daß Er auch werde Glauben finden auf Erden?“ Luk. 18,8. Und die Apostel fügen hinzu: „Lasset euch niemand verführen auf keinerlei Weise (indem sie sagen, Christus sei bereits wiedergekommen), denn Er kommt nicht, es sei denn, daß zuvor der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens (der von allen angebetete Antichrist)*, 2. Thess. 2,3. (S. auch 1. Tim. 4,1—3; 2. Tim. 3,1—5; 2. Petr. 3,1—4; Jud. 17—19!) Was ist eigentlich der Abfall? Es ist das Drangeben des Glaubens durch solche, die ihn einmal gekannt und bekannt haben. Ohne jegliche Übertreibung kann man sagen, daß die sogenannten christlichen Völker mitten im Abfall begriffen sind. Die Massen unserer evangelisierten Länder wenden sich vom Evangelium ab. Sie „lieben die Wollust mehr denn Gott“; sie wahren viel- leicht »den Schein eines gottseligen Lebens, aber seine Kraft verleugnen sie“. Schon lange enthüllen die Statistiken einen erschreckenden Tatbestand: In Frankreich, der früher „ältesten Tochter der Kirche“, halten (nach den Angaben der Priester selbst) nicht mehr als 3—4 Millionen Katholiken „ihre Ostern“, (weshalb die anderen außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft stehen). In Paris sollen nur 3 Prozent der Bevölkerung an den Gottesdiensten teilnehmen. In eben dieser Hauptstadt erklärte der Geistliche einer großen Pfarrei von 70 000 Seelen: „Ich habe zahlreiche Katholiken, welche die religiösen Bräuche einhalten, aber kaum zehn Christen, die wirklich ihres Glaubens leben.“ Unter den etwa 600 000 Gliedern der protestantischen Kirche bekundet auch nur eine bescheidene Minderheit eine wirkliche Frömmigkeit. Es gibt also in Frankreich mindestens 35 Millionen Menschen, die so leben, als gäbe es keinen Gott. In den protestantischen Ländern ist die Lage kaum besser: die Ereignisse der jüngsten Zeit in Deutschland beweisen es. Und die religiösen Blätter Englands sagen, daß nur 5 Prozent der Einwohner Londons die Gotteshäuser besuchen. Zu der passiven Haltung der Mehrheit kommen noch die Verheerungen des vordringenden Atheismus und die Fortschritte des ausgesprochenen Neuheidentums. Aus dem Studium der Weissagungen und der Tatsachen geht es klar hervor, daß wir die Bekehrung der gesamten Menschheit zum Evangelium nicht vor der Wiederkunft des Herrn erwarten dürfen. Heute, wie zu Jesu Zeiten, sind viele berufen, aber wenige auserwählt, da die große Mehrheit sich weigert, die Sünde zu lassen. Hätte uns die Schrift dies nicht alles vorausgesagt, würden wir den Mut verlieren. Denn das Evangelium wird seit 2000 Jahren gepredigt, und die Welt wird nur immer schlechter. Aber nach der Bibel kann es gar nicht anders sein, denn die Welt will nichts vom Heil wissen. „Nicht etwa kommt Christus noch nicht, weil die Welt noch nicht christlich genug ist; sondern Er kommt deshalb noch nicht, weil die Welt noch nicht ungläubig genug ist.“ (Erich Sauer) Glücklicherweise wissen wir, daß gerade das Übermaß des Bösen Gottes Eingreifen hervor-rufen und das Ende beschleunigen wird. Und noch etwas: Der „Abfall“ ist die Anarchie auf religiösem Gebiet. Das Beiwort „boshaftig“ in bezug auf den Antichristen bedeutet in Wirklichkeit „gesetzlos“ (anomos, 2. Thess. 2,8, s. Menge). Heute herrscht aber die Anarchie auf allen Gebieten: In der Kunst, der Musik, der Malerei, der Literatur der Moral, der Erziehung, der Politik, so gut wie in der Religion. 2. Der Krieg „Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen; sehet zu und erschrecket nicht. Das muß zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da. Denn es wird sich empören ein Volk wider das andere und ein Königreich wider das andere“, Matth. 24,6—7. Seit dem Brudermord Kains hat es immer Kriege gegeben, und sie werden bis zum Ende hin immer häufiger werden. Die Gesellschaft für Internationales Recht veröffentlichte Dokumente, nach denen es im Laufe der vergangenen 34 Jahrhunderte nur 268 Friedensjahre gegeben hat, in denen sich die Völker übrigens auch nur mit Mühe verstehen konnten. Während dieser 3400 Jahre sind 8000 Friedensverträge unterzeichnet worden. Obwohl nach der Meinung ihrer Verfasser für die Ewigkeit geschlossen, dauerte ihre Wirkung im Durchschnitt nicht länger als zwei Jahre. Die Worte „sehet zu und erschrecket nicht; denn das muß zum ersten alles geschehen“, bedeuten durchaus nicht, daß der Krieg gottgewollt ist. Im Gegenteil, er ist eine Übertretung aller Gebote Gottes! Aber leider ist er unvermeidlich, weil die Menschen sich dem Satan, dem Mörder von Anfang, ausliefern! Das Neue in der Endzeit wird nicht die gegenseitige Feindschaft der Völker sein, sondern deren immer wachsende Heftigkeit. a) Der letzte Krieg wird restlos die ganze Welt einbeziehen. In der Offenbarung sieht Johannes in der Gestalt von symbolischen Reitern die Plagen, die schließlich die wider Gott empörte Menschheit treffen werden. „Und es ging heraus ein ander Pferd, das war rot; und dem, der drauf saß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde, und daß sie sich unter einander erwürgten; und ihm ward ein großes Schwert gegeben“, Offb. 6,4. Bei der Schlacht von Harmagedon werden die Heere und die Könige der ganzen Erde versammelt sein. Offb. 16,14. Haben wir nicht in unsrer Zeit Truppen aus aller Herren Ländern auf den Schlachtfeldern vermengt gesehen? Und war nicht die ganze Welt gleichzeitig in den Krieg verwickelt? Die Nachrichten von den verschiedenen Fronten kamen aus fünf Erdteilen zu uns, und aus der Gesamtheit der Völker konnten nicht einmal zehn neutral bleiben. In der Geschichte unseres Planeten ereignete sich dies zum ersten Mal. b) Der letzte Krieg wird auch entsetzlich mörderisch sein. In seiner Beschreibung der Plagen, die den letzten Krieg begleiten sollen, sagt Johannes weiter: „Und ihnen ward Macht gegeben, zu töten den vierten Teil auf der Erde mit dem Sdiwert und Hunger und mit dem Tod und durch die Tiere auf Erden.“ Offb. 6,8. Er geht noch weiter und sagt, daß der dritte Teil der Menschen so umkommen wird. 9,18. Wer vor einigen Jahren solche Prophezeiungen las, zuckte die Achseln. Sollte nicht der Krieg von 1914—18 der letzte sein? Hatten wir nicht den Völkerbund? Hatte nicht der Briand-Kellog-Pakt den Krieg geächtet? Brachte es die Abrüstungskonferenz nicht fertig, mit ernsten Gesichtern zu verhandeln, während die Regierungen aufrüsteten wie nie zuvor? Wir wissen, was nachher kam, und niemand außer der Bibel kann uns sagen, was die Zukunft für uns noch bereit hält. Unterdessen ist es augenfällig, daß — dank der im Dienste des Bösen stehenden Wissenschaft — die Folgen des Kriegs sich jeden Tag schlimmer auswirken. Die Marne-Schlacht allein hat 800 000 Tote gefordert, und die vier Kriegsjahre 1914—18 zehn Millionen. Der Krieg von 1939 dagegen hat — so sagt die Zeitschrift für Internationales Recht — 78 Millionen Menschenleben vernichtet (32 Millionen auf den Schlachtfeldern, 26 Millionen in den Konzentrationslagern, 20 Millionen durch die Bomben). In gewissen Ländein, vor allem in den bombardierten Städten, kann gut ein Viertel der Menschen umgekommen sein. Kaltblütig spricht man von gewissen Orten Osteuropas, wo anderthalb Millionen Männer und Frauen ums Leben kamen; die eine Bombe auf Hiroshima hat in wenigen Sekunden mehr Opfer gefordert als früher ein langer Krieg. Und dabei reden wir hier nicht von den Fernraketen und den möglichen Wirkungen eines bakteriologischen Kriegs. Dr. H. D. Smith, einer der Erfinder der Atombombe, hat erklärt: „Wenn es gelingt, sie noch ein wenig zu vervollkommnen, so kann man damit in wenigen Augenblicken die ganze Menschheit vernichten.“ Man hat jedoch interkontinentale Raketen erfunden, gegen die eine Abwehr praktisch unmöglich erscheint. Der Krieg auf „Knopfdruck“ ist keine vage Vorstellung, keine Zukunftsvision mehr, sondern eine Gegenwartsrealität. Von diesem Gesichtspunkt aus sind alle „Fortschritte“ gleich zu beurteilen und alle wissenschaftlichen Entdeckungen werden als Beitrag zum selben Ziel eingesetzt. Am 4. Oktober 1957 haben die Russen einen ersten Satelliten, den berühmten „Sputnik“ um die Erde in Umlauf gesetzt. Er vollendete seine Bahn in 900 km Höhe mit einer Geschwindigkeit von 28 000 km pro Stunde. Die Amerikaner folgten. Wir haben den Anfang der Ära der Kosmonauten gesehen, der Ära des Menschen im Weltraum. Die Fahrt zum Mond hat begonnen und Sonden werden zu Venus und Mars geschickt. Es ist klar, daß der gedrängte Wettlauf der Großmächte zur Eroberung des Raumes nur ein Teil ihres Kampfes für militärische Überlegenheit ist. Der Aspekt der reinen Wissenschaft, den man zum Deckmantel nimmt, ist nur Illusion. Die künstlichen Monde würden den unerhörten Aufwand sowohl an Geld wie an Intelligenz nie rechtfertigen, wenn sie nicht an bestimmte Waffen gebunden wären, nämlich die Raketen. Von 1958 bis 1968 haben die Dinge an Schärfe und Ernst zugenommen. Tatsächlich rühmen die Großmächte sich voll Stolz der Perfektion, die ihre interkontinentalen Raketen erreicht haben. Nikita Chruschtschow behauptete zum Beispiel, mit Nuklearwaffen ausgerüstete sowjetische Unterseeboote könnten die nicht kommunistische Welt in einigen Minuten zerstören. Er fügte hinzu: „Es gibt auf dieser Erde keinen Schlupfwinkel, den unsere Geschosse nicht erreichen und allen Lebens berauben könnten.“ Darauf antwortete der amerikanische Admiral Raborn: „Das U-Boot Polaris schlüpft unter das Polareis ... Es ist beladen mit Nuklearbomben, von denen ein Teil genügen würde, China und die UdSSR gemeinsam zu Staub zu Verblasen ... Es ist unverwundbar und stellt eine Zerstörungskraft dar, gegen die es keine Verteidigung gibt.“ (Christianisme aus 20e s., 20. 4. 1961) Nach einer Erklärung von McNamara werden die neuen strategischen Raketen, die man in den Vereinigten Staaten konstruiert, mehrere Stufen haben, für die folgendes geplant ist: Während die Trägerrakete ihre Flugbahn verfolgt, löst sie die verschiedenen H-Bomben aus, mit denen sie beladen ist. Weil ihnen Zielgenauigkeit fehlt, visieren sie nicht mehr vorgegebene strategische Punkte an, sondern einfach und direkt die Städte des Gegners. So baut sich ein Gleichgewicht des Schreckens zwischen den USA und der UdSSR auf. Jeder dieser Staaten hat die Städte des anderen als Geiseln in der Hand. (Gazette de Lausanne, 17. 1. 1967) Ein Spezialist für Kernwaffen, Dr. Ralph E. Lapp, spricht unumwunden aus, daß die neue amerikanische Mittelstufenrakete in einem einzigen Vergeltungsangriff die Existenz der 60 Millionen Menschen, die in den sowjetischen Städten leben, gefährden könne. Jedes dieser „ballistischen Geschosse mit sechs Stufen“ könnte je eine seiner sechs Bomben auf einen anderen Ort niederlassen. 45 dieser Raketen würden dann genügen, um annähernd 200 als Ziel ausgewählte Städte zu zerstören, (ebd. 18. 1. 1968) Die Krafteinheit für die Bomben ist im allgemeinen die Megatonne (1 Million Tonnen Sprengkraft). Das veranlaßte den „Kurier der UNESCO“ im August 1967 unter der Überschrift Der Krieg von Morgen zu der Äußerung: „Eine einzige 20 Megatonnen- bombe (der laufenden Serie) besitzt vierzehnmal die gesamte Sprengkraft, wie sie im Verlauf des zweiten Weltkrieges über Deutschland abgeworfen wurde . . . Wer möchte dem Megatod ins Auge schauen?“ (ebd. 19. 8. 1967) Und schon spricht man von 100 Megatonnen starken interkontinentalen Raketen! (ebd. 18. 5. 1968) 1967 erklärte man auf der Abrüstungskonferenz zu Genf: Die Vorräte an Kernwaffen genügen, um täglich, 140 Jahre hindurch, eine riesige Atombombe auszulösen. Jede einzelne hätte eine Sprengkraft, die gleich stark ist wie die Sprengkraft, die von sämtlichen kriegführenden Mächten während der sechs Jahre des zweiten Weltkrieges eingesetzt wurde, (ebd. 9. 8. 1967) Nobelpreisträger Linus Pauling hat erklärt: Das Weltarsenal stellt tatsächlich eine bewaffnete Macht dar, die 160 Mal stärker ist als jene, die zur Vernichtung der ganzen Menschheit nötig wäre. Er fügte hinzu: Auf der Erde steht zur Vernichtung von jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind die Kraft von 150 Tonnen Sprengstoff bereit. Hierbei ist die Zerstörungskraft einer im Kriegsfall verwendeten Bombe mit einer Person pro Tonne zugrunde gelegt, (ebd. 11. 10. 1967) Die Tatsache, daß auch China (unter anderen Nationen) seine Atombombe besitzt, trägt noch zur allgemeinen Bedrohung bei. Und wer mag behaupten, solche Waffen würden in einem Augenblick menschlichen Wahnsinns oder in verzweifelter Lage eines Diktators bestimmt nicht gebraucht? Es ist also nicht erstaunlich, daß die Welt, besonders die Jugend, unter dem Zeichen der Furcht, ja oft der Verzweiflung lebt! Hören wir, wie das Journal „Le Monde“ es am 20. 3. 1959 nennt: „den Schwanengesang einer sterbenden Zivilisation“. Dabei haben wir noch nicht von chemischen oder bakteriologischen Waffen geredet, die im Geheimen in den Laboratorien der Großmächte vorbereitet werden. Von Zeit zu Zeit liest man in der Presse Mitteilungen wie die folgende: „Die Vereinigten Staaten stellen die wahrscheinlich furchtbarste Kriegswaffe ihres Arsenals her: Ein Gas, das auf die Nerven wirkt und den Tod durch allgemeine Lähmung hervorruft. Der Leiter der Fabrik, in der es hergestellt wird, Oberstleutnant W. T. Tidsale von der Chemical Plant, Newport (Indiana), hat erklärt, wenn die Vereinigten Staaten dieses Gas produzieren, so deshalb, „um auf diesem Gebiet einen solchen Vorsprung zu haben, daß kein eventueller Angreifer in Versuchung kommt, eine ähnliche Waffe zu gebrauchen“. Man bereitet auch psycho-chemische Produkte vor. Sie bewirken Panik oder vollkommene Sinnesverwirrung, ohne jedoch den Tod nach sich zu ziehen . . . Nach einem parlamentarischen Bericht aus dem Jahre 1960 schätzt der amerikanische Nachrichtendienst, daß zur Zeit die Waffenvorräte in der Sowjetunion zu einem Drittel aus chemischen Waffen bestehen, (ebd. 22. 4. 1964) Die britische Regierung ist durch diese Ansammlung neuer biologischer und chemischer Waffen, die ebenso geheimnisvoll wie schrecklich sind, sehr beunruhigt. Sie versuchte, die Abrüstungskonferenz in diesem Punkt zum Handeln zu bewegen (bisher ohne jede Wirkung!). Ein solches Vorgehen ist umso dringlicher notwendig, als die verhältnismäßig niedrigen Kosten für die Herstellung von Giftgasen und anderen gefährlichen Mitteln sie finanziell auch ärmeren Ländern in Reichweite bringt (ebd. 18. 7. 1968). Wirklich, man braucht es nicht noch einmal zu wiederholen: Unsere einzige Hoffnung auf Frieden und Überleben ist die siegreiche Ankunft des Friedensfürsten! 3. Die Hungersnot „ ... und werden sein Pestilenz und teure Zeit.“ Matth. 24,7. Johannes sagt weiter: „Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd; und der darauf saß, hatte eine Waage in der Hand. Und ich hörte eine Stimme unter den vier Tieren sagen: Ein Maß Weizen um einen Groschen und drei Maß Gerste um einen Groschen, und dem öl und dem Wein tu kein Leid!“ Offb. 6,5—6. Die Hungersnot ist die zwangsläufige Begleiterscheinung des Krieges; wir wissen etwas davon. Schon hatten mehr denn zehn Millionen Arbeiter unter der Arbeitslosigkeit und der Lahmlegung der Geschäfte gelitten. Aber das bedeutete noch nichts. Wer hätte geglaubt, daß man mitten im 20. Jahrhundert mit seinen modernen Mitteln in der Landwirtschaft und im Transport buchstäblich Hungers sterben könnte? Und doch ergab die Hungersnot von 1921 in Rußland täglich 30 000 Tote. Dr. Nansen sagte: „Ohne Zweifel ist dies das Schrecklichste, das je in der Geschichte der Menschheit geschehen ist.“ (Aber wir haben leider gelernt, Schlimmeres zu sehen und zu erwarten.) Nach den offiziellen Schätzungen sind in Griechenland 1942 in elf Monaten 150—200 000 Personen auf diese Weise umgekommen. In Rumänien, der Kornkammer des Balkans, gab es mehrere brotlose Tage die Woche. Im Süden Frankreichs, wo nur der Wein gedeiht, hat es an Wein gefehlt (wie in Charleroi an Kohlen!), und im übrigen Teil des Landes, das doch so reich ist, hat man sehr schwere Tage erlebt. Wer hätte geglaubt, daß parallel zur Zivilisationshöhe und zur Technik, auf die unser Zeitalter so stolz ist, die Not auf der Erde so an- wachsen würde? In einer speziellen, der Weltgesundheitsorganisation gewidmeten Nummer der Gazette de Lausanne, lesen wir: „Die Menschheit steht auf der Schwelle einer übergroßen Hungersnot, die keiner anderen im Verlauf der Geschichte vergleichbar ist. Heute sind in Afrika, Asien, Lateinamerika viele Millionen von Menschen —vielleicht die Hälfte der Erdbevölkerung (andere sagen 2/3) — unterernährt. Jedes Jahr wächst die Zahl der Menschen, die in ihrer Existenz oder Gesundheit vom Hunger bedroht sind, um mehrere Millionen. Wo liegen die Ursachen dieses furchtbarsten Problemes, das sich je der Menschheit gestellt hat? Wie kann man eine Weltkatastrophe vermeiden?“ (ebd. 27. 5. 1966) Die Bevölkerungsexplosion. Das Problem des Hungers ist aufs engste mit folgenden Tatsachen verknüpft: „Die Erdbevölkerung wächst mit alarmierender Geschwindigkeit . . . Man schätzt sie zu Anfang unseres Jahrtausends auf zwei- bis dreihundert Millionen. 1650 hatte ihre Zahl fünfhundert Millionen erreicht und zwei Jahrhunderte später, also 1850, eine Milliarde. 1930 erreichte die Erdbevölkerung die Grenze von zwei Milliarden, und seither hat sich das Anwachsen so beschleunigt, daß 3,3 Milliarden überschritten sind. Allein während der letzten zehn Jahre wuchs die Zahl der Bewohner unseres Planeten um 480 Millionen. Seither vermehrt die Bevölkerung der Erde sich jährlich um 60 Millionen. Im Jahre 2000 werden sich also sieben Milliarden Menschen auf unserem Planeten drängen.“ (ebd.) Und wie wird man alle diese Leute ernähren, ganz zu schweigen von denen, die nach ihnen kommen? Man spricht auch viel von der wirtschaftlichen Unterentwicklung in zahlreichen Teilen der Welt. Während eines internationalen Kolloquiums, das in Genf gehalten wurde, hob der katholische Erzbischof Camara aus Recife (Brasilien) mit Nachdruck hervor: „Es heißt den Krieg vorbereiten, wenn man 80 % der Menschheit in Unterentwicklung hält“. Er fügte hinzu, daß in Lateinamerika „die jungen Leute die Geduld verlieren und zur Gewalt übergehen“ (ebd. 1.6. 1967). Es ist überdies tragisch zu sehen, wie der Abstand zwischen dem Lebensstandard der „dritten Welt“ und dem der industrialisierten Länder unaufhörlich wächst. Woher soll da Hilfe kommen, solange das menschliche Herz so ist, wie es nun einmal ist? Am Anfang befahl Gott den Menschen: „Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet die Erde und machet sie euch untertan“, (1 Mo 1,28). Will es nicht scheinen, daß der Augenblick naht, wo diese Aufgabe ihrer Vollendung entgegen geht, wo der Herr eingreifen müßte, um einen ganz neuen Abschnitt der irdischen Ordnung einzuleiten? Wir werden später sehen, daß die Lebensbedingungen während der messianischen Herrschaft umgewandelt werden. Wir glau- ben, daß dann die Probleme, die keine menschliche Lösung finden konnten, gemeistert werden. 4. Erdbeben „Und werden geschehen große Erdbeben.“ Luk. 21,11. In ihrer bilderreichen Sprache sagt die Offenbarung außerdem: „Da ward ein großes Erdbeben, und die Sonne ward schwarz wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut; die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, gleich wie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft, wenn er von großem Wind bewegt wird. Und der Himmel entwich wie ein zusammengerolltes Buch; und alle Berge und Inseln wurden bewegt aus ihren Örtern.“ 6,12—14. (S. auch Offb. 8,5; 11,13. 19; 16,18—20!) Es hat allerdings immer Erdbeben gegeben. Aber die Schrift prophezeit, daß sie in der Endzeit immer häufiger und furchtbarer sein werden. Ohne natürlich sagen zu können, wie nahe die endgültige Auflösung bevorsteht, stellen viele Gläubige und sogar Wissenschaftler ein unbestreitbares Neuaufleben der Erdstöße fest (und zwar nicht nur infolge besserer Geräte für Beobachtung und Nachrichtenübertragung). Es folgt eine Liste der größten Erdbeben, die seit dem Beginn des Jahrhunderts aufgezeichnet wurden: Martinique, Mont Pelee 1902 30 000 Tote San Francisco 1904 50 000 Italien, Kalabrien 1904 30 000 n Messina 1908 80 000 Chile 1906 20 000 1939 30 000 „ 1960 5 000 Türkei 1912 3 000 1940 30 000 1953 1 200 „ 1966 3 000 China, Kansu 1920 180 000 „ Kuantung 1920 140 000 „ Japan 1923 145 000 Griechenland 1953 1 000 Algerien 1954 1 200 „ Orleansville 1960 1 400 Iran 1957 3 200 1962 20 000 Marokko, Agadir 1960 12 000 n Jugoslawien, Skopje 1963 2 000 Insgesamt 788 000 „ Die Heftigkeit der Beben wird nach der Richterschen Skala von 1 bis 12 gemessen. Im 20. Jahrhundert wurde die Heftigkeit 9 nicht überschritten. Wie dem auch sei, alles deutet darauf hin, daß die biblischen Weissagungen in diesem Punkt sehr wirklichkeitsnahe sind. Immer wieder berichten die Zeitungen von schweren Erdbeben in Chile, Japan, Afghanistan, der Türkei, und sogar in größerer Nähe. Aber wir sind so gewohnt, sensationelle Nachrichten zu lesen, daß wir nur einen Augenblick darauf achten. Der Prophet Sacharja verkündet, daß sich im Augenblick der Erscheinung Christi in Herrlich-keit der ölberg in einem Erdbeben entzwei spalten wird: „Und Seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem ölberge . . . Und der ölberg wird sich mitten entzwei spalten, vom Aufgang bis zum Niedergang, sehr weit von einander.“ 14,4. Vor einigen Jahren haben wir nun in einer Pariser Zeitung, dem Jour-Echo de Paris, einen bemerkenswerten Artikel gelesen. Er berichtete, daß kurz zuvor, gemäß einer alten, biblischen Prophezeiung, ein erster Erdstoß auf dem ölberg eine sichtbare Spalte von oben bis unten bewirkt habe. Weiter heißt es dort, daß auf dem Abhang des Berges ein von Kaiser Wilhelm II. erbauter Palast mit einem großen Mosaikbild steht. Dieses Mosaik war durchspalten und zerstört worden. Beim Erdbeben von 1927 gab es in Palästina 700 Tote, 3000 Verwundete und großen Sachschaden. Professor Bailey Willis, Sachverständiger für Erdbebenkunde an der Universität Stanford, erklärte in Leeds, England, vor der Britischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft: Das Heilige Land kann sich auf Erdbeben gefaßt machen; die Gegend um Jerusalem ist ein Gefahrenherd für etwaige Erdbeben. Eine Verwerfung, entlang welcher Erdrutsche Vorkommen könnten, zieht sich direkt unter dem Ölberg hin.“ Natürlich haben diese Tatsachen noch wenig zu sagen, verglichen mit dem, was noch angekündigt ist. 5. Die Pest. (Vgl. Luk. 21,11 und Offbg. 6,8.) Krieg, Hungersnot und Seuchen treten oft gemeinsam auf. Als im Jahre 1918 eine furchtbare Grippe ausbrach, schrieb im Dezember dieses Jahres die „Times“: „Sechs Millionen Menschen sind von Grippe und Lungenentzündung dahingerafft worden. Das ist das Sechsfache der eigentlichen Kriegsverluste.“ In der ganzen Welt forderte diese Seuche zwölf Millionen Menschen, vier Jahre Krieg dagegen zwei Millionen an eigentlichen Kriegsopfern. Da der letzte aller Kriege besonders mörderisch sein wird, erscheint es durchaus glaubhaft, daß ein gewaltiger Teil der Menschheit durch Seuchen dahingerafft wird. 6. Religiöse Verfolgungen „Da wird sich allererst die Not anheben. Alsdann werden sie euch überantworten in Trübsal und werden euch töten. Und ihr müßt gehaßt werden um Meines Namens willen von allen Völkern. Dann werden sich viele ärgern und werden sich untereinander verraten und werden sich untereinander hassen.“ Matth. 24,8—10. (S. auch Luk. 21,12—19; Offb. 6,9—11.) Es hat schon früher furchtbare religiöse Verfolgungen gegeben. Aber wer hätte geglaubt, daß sie nach der großen französischen Revolution und der Proklamation der Menschenrechte und der Gewissensfreiheit in unsrem aufgeklärten Zeitalter wieder aufkommen würden, wie im Mittelalter! Doch da die Menschheit Gott immer offenkundiger verwirft, ist es garnicht erstaunlich, wenn sie die Gläubigen auszumerzen sucht, diese lästigen Zeugen, die sich nicht gleichschalten lassen. Jedermann weiß heute, daß die religiösen Verfolgungen mit äußerster Heftigkeit wieder eingesetzt haben. In einem sehr großen Lande hetzte man gegen die Christen, entzog den Dienern Gottes allen gesetzlichen Schutz und zerstörte die Kirchen und Gotteshäuser, wenn man sie nicht zu Zwecken der Verächtlichmachung Gottes verwandte. Anderorts wurden Pfarrer, die sich weigerten, sich dem herrschenden Götzen zu beugen, in Konzentrationslager gebracht. Nach dem Bürgerkrieg wurden in Spanien Jahre hindurch alle protestantischen Kirchen, bis auf vier oder fünf, zerstört oder geschlossen. Bei diesen hatte man die Fassaden umbauen lassen, „damit sie das katholische Gefühl des Landes nicht verletzten“. Lange Zeit hindurch wurden außerdem alle möglichen Unterdrückungsmaßnahmen gegen die evangelischen Christen aufrecht erhalten. Heute ist die Situation glücklicherweise besser. In Japan hat man ebenso die Christen verfolgt, die sich weigerten, den Kaiser und seine Ahnentafel anzubeten. Die biblischen Prophezeiungen verkünden auch furchtbare Judenverfolgungen. So spricht Daniel von der Behandlung, die sie durch den Antichristen erleiden sollen: „Er wird die Heiligen des Höchsten ver-stören und wird sich unterstehen, Zeit und Gesetz zu ändern. Sie werden aber in seine Hand gegeben werden eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit... Er wird die Starken samt dem heiligen Volk ver-stören . . . Und wenn die Zerstreuung des heiligen Volkes ein Ende hat, soll solches alles geschehen.“ Dan. 7,25; 8,24; 12,7. Zu allen Zeiten wurden die Juden leider in Europa verfolgt, bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein. Aber wer hätte gedacht, daß man sie erneut mit einer solchen Brutalität drangsalieren würde? Sie wurden ausgeraubt, vertrieben, ausgehungert, zwangsweise verschickt, gefoltert; Familienmitglieder wurden zerstreut, kleine Kinder ihren Müttern entrissen. Wer ihnen Hilfe brachte, wurde gar verhaftet. Diese wenigen, als Beispiele angeführten Tatsachen beweisen, welche Flut von Unduldsamkeit und Haß gegen Gott unsere Welt von neuem aufpeitscht! Es läßt sich nicht sagen, wo sie Halt machen wird, denn nirgends kann man ganz sicher vor einer Verfolgung sein. Protestantische, katholische und orthodoxe Länder haben es uns erst bewiesen. Offenbar ist das alles ein Vorspiel der kommenden Ereignisse unter der glücklicherweise kurzen Herrschaft des Antichristen. Unser Herz blutet, wenn wir an so viel Leiden denken, welche die menschliche Bosheit verursacht, und mit den Märtyrern der Offenbarung rufen wir: „Wie lange noch, Herr, Du Heiliger und Wahrhaftiger? . . .“ 7. Die weltweite Verbreitung des Evangeliums „Und es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker, und dann wird das Ende kommen.“ Matth. 24,14. „Und das Evangelium muß zuvor gepredigt werden unter alle Völker.“ Mk. 13,10. Hier ist endlich ein erfreuliches Zeichen der Endzeit. Gott gibt niemals die Erde völlig preis. Gewiß, es kommt die Nacht, aber auch der Morgen. Das Evangelium muß allen Menschen gepredigt werden, bevor die Gnadentür zugeschlossen wird. Jesus behauptet nicht, daß sich jedermann bekehren wird (Er hat ja gerade den Abfall am Ende angesagt). Aber das Evangelium soll in der ganzen Welt gepredigt werden „zum Zeugnis über alle Völker“. So wird jeder einzelne und jede Rasse Gelegenheit bekommen haben, das Heil zu ergreifen. Lehnt man es ab, so sind Gott und die Gläubigen jeder Verantwortung enthoben. Als Jesus diese Worte sprach, konnten sie als ein großes Wagnis erscheinen. Und doch erfüllen sie sich immer mehr vor unsern Augen. Seit wenig mehr als einem Jahrhundert haben die Missionen ungeheuer an Ausdehnung zugenommen. Im Jahre 1500 erst in 14 Sprachen übersetzt, erscheint die Bibel heute in mehr denn 1225 Sprachen und ist 98 °/o der Erdbevölkerung zugänglich gemacht; jedes Jahr bringt weitere Übertragungen. Alle fünf bis sechs Wochen veröffentlicht die Britische und Ausländische Bibelgesellschaft eine Übersetzung in einer neuen Sprache. Die Heilige Schrift ist heute noch der größte buchhändlerische Erfolg und wird in der ganzen Welt in Millionen von Exemplaren verkauft (1962 z. B. 50 Millionen Bibeln, Neue Testamente und Bibelteile). In China konnte man z. B. sogar während des langwierigen japanischen Krieges (oder gerade seinetwegen) nicht rasch genug Bibeln drucken: von der Presse weg waren sie schon vergriffen. Vor wenigen Jahren schienen einige Länder für das Evangelium völlig verschlossen. Nun öffnet eines nach dem ande- ren seine Grenzen. In Indonesien wenden sich Hunderttausende dem Evangelium zu. Die Stämme im Innern Arabiens, wohin sich niemand gewagt hatte, werden seit kurzem auch erreicht. Ebenso ist es mit den Volksstämmen im riesigen Amazonas-Gebiet. Und wenn es in Afrika so weitergeht, wird es bald christlicher sein als Europa und selber Missionare zu uns aussenden. Nennen wir als Beispiel allein die Elfenbeinküste, wo riesige Stämme ihre Fetische verbrannt und Kapellen zur Verkündigung des Evangeliums gebaut haben, bevor sie einen einzigen weißen Missionar gesehen hatten. Diese Schwarzen flehen darum, daß man ihnen zu Hilfe komme und Jesum verkündige. Selbstverständlich bleibt trotz all dem noch eine ungeheure Aufgabe übrig. Aber vergessen wir auch nicht, welche Mittel uns heute zur Verbreitung einer Botschaft zur Verfügung stehen: Presse, Radio, Fernsehen, Flugverkehr, Schallplatten usw. Allein die Gesellschaft „Gospel Recordings“ hat in wenigen Jahren Evangelisationsschallplatten in 3321 Sprachen herausgegeben. Mehr als 5 Millionen Exemplare davon wurden kostenlos verteilt. Ja, mehr als 50 evangelische Radiostationen, über die fünf Kontinente verteilt, senden Tag und Nacht die frohe Botschaft in vielen Sprachen (z. B. Quito, Manila, Bonaire, Monte Carlo, ELWA Monrovia, Okinawa, Addis-Abeba, usw. usw.). Die unerhörte Zunahme der Transistor-Apparate ermöglicht es, daß die Botschaft bis zu den fernsten Völkern vordringt. Sie gelangt in Länder hinter den Vorhängen und in die abgeschlossensten Heimstätten. Und erst das Fernsehen! Man weiß, daß 99% der Einwohner Tokios täglich mindestens drei Stunden vor dem Apparat sitzen. Wenn uns nur eine Gnadenfrist gewährt würde, kann es also noch in unserer Generation möglich werden, buchstäblich jeden Menschen zu erreichen. Hat Jesus, als er von diesem erreichbaren Ziele sprach, nicht hinzugefügt: „Dann wird das Ende kommen“? Weiter unten werden wir übrigens sehen, daß Gott zur Zeit der großen Trübsal außerordentliche Mittel ergreifen wird, um die ganze Menschheit ein letztes Mal zu warnen. Dann wird die Evangelisierung der Welt vollendet sein. 8. Israel und die Ereignisse in Palästina „Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel), daß er stehet an der heiligen Stätte (wer das liest, der merke darauf!), alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist.“ Matth. 24,15—16. In Judäa ist Christus das erste Mal erschienen, und dort, von den Juden verworfen, hat Er durch Seinen Tod am Kreuz über die Sünde gesiegt. In Palästina wird Er auch das zweite Mal erscheinen, Sein Volk zu besuchen, das bis dahin durch den Ratschluß Gottes in sein Vaterland zurückgeführt sein wird. Und dort wird Er endlich über alle Seine Feinde triumphieren, die dort aus aller Welt Enden versammelt sind zur letzten Schlacht der Geschichte. Man sehe nach, was der Prophet Sacharja darüber verkündigt! Wie man auch über die Weissagungen denken mag, so lassen sich drei Tatsachen nicht leugnen: a) Die Juden kehren schon nach Palästina zurück; b) die Wüste Palästinas blüht wieder auf wie eine Rose; c) Palästina liegt an einem Knotenpunkt von immer größerer strategischer Bedeutung. 9. Die Erscheinungen am Himmel „Bald aber nach der Trübsal derselbigen Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns im Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ Matth. 24,29—30. „Auf Erden wird den Leuten bange sein, und sie werden zagen; und das Meer und die Wasserwogen werden brausen; und die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden; denn auch der Himmel Kräfte werden sich bewegen.“ Luk. 21,25—26. (S. auch Joel 3,3—4; Hebr. 12,25—26; Offb. 6,12—14; 8,12; 16,8—9!) Auf Grund solcher Prophezeiungen beobachten alle Christen aufmerksam den Himmel, und sie tun recht daran. Manche behaupten, das Fallen von Sternen, außergewöhnliche Nordlichter, Aschenregen und andere Zeichen seien am Himmel wahrgenommen worden. Das mag sein. Wir für unsern Teil glauben, daß die von der Schrift angekündigten Erscheinungen unendlich augenfälliger sein werden. Sie werden so furchtbar sein, daß sie den Völkern Angst einjagen werden und niemand sich wird täuschen können. Diese Dinge liegen noch in der Zukunft. Zu den Zeichen der Zeit, die Jesus in den Evangelien nennt, kommen einige andere, die wir abschließend noch betrachten wollen: 10. Die überspannten Reichtümer „Wohlan nun, ihr Reichen, weinet und heulet über euer Elend, das über euch kommen wird! Euer Reichtum ist verfaulet, eure Kleider sind mottenfräßig geworden. Euer Gold und Silber ist verrostet, und sein Rost wird euch zum Zeugnis sein und wird euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt euch Schätze gesammelt in den letzten Tagen.“ Jak. 5,1—3. Man darf annehmen, daß diese Stelle auf die Vermögen hinweist, welche die unerhörte Entwicklung von Handel und Industrie ermöglicht hat. Hätte Adam seinen Besitz jährlich um 50 000 Goldfranken vermehrt, so wäre er heute längst nicht so reich wie manche unsrer Milliardäre. Die Geldmittel, über die gewisse Welttrusts und gewisse Petroleum-, Stahl-, Gummi- und Rüstungskönige verfügen, übersteigen jeden Begriff. Man versichert, daß in den Vereinigten Staaten 1 °/o der Bevölkerung mehr besitzt als die übrigen 99 °/o zusammen. 6000 vielfache Millionäre und Milliardäre teilen unter sich ein Viertel vom Kapital der Nation (So Manco.) Der Tadel des Jakobus ist aus zweierlei Gründen gerechtfertigt: manches Vermögens ist „faul“, weil es durch Ungerechtigkeit und Ausbeutung der Schwachen gewonnen wurde: „Siehe, der Arbeiter Lohn, die euer Land eingeerntet haben .. ., der schreit, und das Rufen der Ernter ist gekommen vor die Ohren des Herrn Zebaoth. Ihr habt wohlgelebt auf Erden und eure Wollust gehabt und eure Herzen geweidet am Schlachttag. Ihr habt verurteilt den Gerechten und getötet, und er hat euch nicht widerstanden.“ Jak. 5,4—6. Zum zweiten bewirkt die Zusammenballung solch kolossaler Reichtümer in einer Hand ein unnormales Verhältnis im nationalen Gleichgewicht. Es ist unmoralisch, wenn manche ihr Geld nicht einmal mehr zählen können, während neben ihnen so viele andere Hungers sterben. Zudem ist jeder Mensch unvollkommen und sündig; welche Gefahr für die Gesellschaft bedeutet dann einer, der die Möglichkeit hat, unbegrenzte Mittel in den Dienst des Bösen zu stellen! (Man denke z. B. an die sog. Kanonenfabrikanten u. a. m.!) „Armut und Reichtum gib mir nicht, laß mich aber mein bescheiden Teil Speise dahinnehmen. Ich möchte sonst, wo ich zu satt würde, verleugnen und sagen: Wer ist der Herr? Oder wo ich zu arm würde, möchte ich stehlen und mich an dem Namen meines Gottes vergreifen.“ Spr. 30,8—9. 11. Die schweren Zeiten „Das sollst du aber wissen, daß in den letzten Tagen werden greuliche Zeiten kommen. Denn es werden Menschen sein, die viel von sich halten, geizig, ruhmredig, hoffärtig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, ungeistlich, lieblos, unversöhnlich, Verleumder, unkeusch, wild, ungütig, Verräter, Frevler, aufgeblasen, die mehr lieben Wollust denn Gott; die da haben den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie.“ 2, Tim. 3,1—5. Gibt uns hier nicht Paulus die Fotografie unsrer heutigen Gesellschaft? Eine Begleiterscheinung des von Jesus angekündigten Abfalls ist die größte Verwirrung auf moralischem, sozialem, ökonomischem und internationalem Gebiet. Wo keine Gottesfurcht mehr ist, wankt alles. Es wäre der Mühe wert, jedes vom Apostel oben angeführte Eigenschaftswort nochmals vorzunehmen, denn jedes wird heute verwirklicht. Trotz der schweren Prüfungen ist man selbstsüchtiger denn je. Der Schwarzmarkt und die Besatzung haben es gezeigt, wie weit Zynismus und Geldliebe gehen können. Treue und Achtung vor dem gegebenen Wort gibt es kaum mehr. Ein Geist der Auflehnung regiert überall, bis in die Familien hinein. Die Massen leben voller Angst und sind von schweren Nöten bedrängt, eine Folge von Eifersucht, Ungerechtigkeit und Haß. Um sich zu zerstreuen, geben sidi die Menschen einer wahrhaft tollen Vergnügungssucht hin, denn es ist klar, daß sie die Lust mehr lieben als Gott. Und dabei sind die Menschen in ihrem Hochmut immer aufgeblasener und völlig überzeugt, daß sie ganz gut ohne Gott auskommen können. Gewiß, es hat schon früher bewegte Zeiten gegeben, da sich die Menschheit in einem traurigen Licht gezeigt hat. Aber unbestreitbar sind die Verwirrung, der Aufruhr, die Unsicherheit, die Sünde in jeder Gestalt nie so allgemein und offenkundig aufgetreten wie heute. Das ist durchaus nicht verwunderlich: der Abszess muß reifen, damit der göttliche Chirurg Sein Messer ansetzen und mit einem Schnitt das Geschwür entleeren kann. 12. Das Auftreten von diktatorischen Regierungsformen Wir werden später sehen, daß der Antichrist seine Weltherrschaft auf der Grundlage des alten, in Form eines Zehnstaatenbundes mehr oder weniger hergestellten Römischen Reiches aufrichten wird. Die Offenbarung zeichnet uns den Antichrist unter dem Bild eines Tieres mit zehn Hörnern und schreibt dazu: „Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die das Reich noch nicht empfangen mit dem Tier. Die haben eine Meinung und werden ihre Kraft und Macht geben dem Tier ... Denn Gott hat’s ihnen gegeben in ihr Herz, zu tun Seine Meinung und zu tun einerlei Meinung und zu geben ihr Reich dem Tier, bis daß vollendet werden die Worte Gottes.“ Offb. 17,12—13. 17. Wie nennen wir denn Personen, die noch kein Reich empfangen haben, aber für kurze Zeit wie Könige Macht erlangen, anders, wenn nicht Diktatoren? Merkwürdig, gerade diesen Ausdrude nahmen die Ausleger vor fünfzig und vor hundert Jahren, um diese Stelle zu erklären. Heute haben wir Diktatoren plötzlich in fast all den Ländern auftauchen sehen, die dem Römischen Reich angegliedert waren: in Portugal, Spanien, Italien, Rumänien, Bulgarien, Jugoslavien, der Türkei, Deutschland, sogar eine gewisse Zeitlang in Frankreich, und weiter entfernt in Rußland, Japan, China, Süd- und Mittelamerika. Und mehrere Länder, die gern eine Demokratie bleiben möchten, sehen sich durch den Krieg und die Macht der Umstände gezwungen, ein faktisch totalitäres Regime in der Hand einer Partei oder eines mächtigen Staatsoberhauptes aufzustellen. Die Völker haben erklärt, auf ewig in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit leben zu wollen. Aber da sie dies ohne Gott erreichen wollen und sie von den Grundlagen der Moral abgewichen sind, haben sie dies schöne Ideal nicht verwirklichen können. Denn die Menschen müssen sich der Freiheit würdig erweisen und fähig, sie zu wahren. Wir scheinen aber im Gegenteil nah vor der Herrschaft des Antichristen zu stehen, die eine unumschränkte (d. h. totalitäre) Diktatur sein wird. Sogar die Umgruppierung der alten römischen Territorien erscheint nicht unmöglich: spricht man nicht oft von einem lateinischen oder Mittelmeer-Block, der die Vereinigten Staaten von Europa bilden würde? Und ein Weltreich könnte sehr wohl als Folge eines Krieges wie der eben erlebte kommen. 13. Wenn die Menschen „Friede und Sicherheit“ sagen werden „Von den Zeiten aber und Stunden, liebe Brüder, ist nicht not, euch zu schreiben; denn ihr selbst wisset gewiß, daß der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Denn wenn sie werden sagen: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, so wird sie das Verderben schnell überfallen, gleich wie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen.“ 1. Thess. 5,1—3. Dieses Zeichen scheint den Stellen zu widersprechen, die von Kriegen bis ans Ende reden, aber der Widerspruch ist nur ein scheinbarer. Es kommt der Tag, da es nach schrecklichen Feindseligkeiten einem Menschen gelingen wird, die Weltherrschaft an sich zu bringen. Dann wird er in hochmütig-triumphierender Vermessenheit ausrufen: „Friede und Sicherheit! Nun gibt es keinen Krieg mehr, keine Rivalität zwischen den Völkern! Endlich die Menschheit zu einer einzigen Nation vereint! Sie hat nur noch einen Herrn und ein Ziel. Nun beginnt das goldene Zeitalter. Und ich bin es, der der Welt Sicherheit und Gedeihen verschafft!“ Und die Masse wird diese Worte in ihrer Verblendung und im Taumel der Begeisterung um die Wette wieder aufnehmen und schreien: „Friede und Sicherheit! Ja, Friede und Sicher- heit!“ Toll vor Freude werden sie ihm zujubeln, sich vor ihm niederwerfen und ihn anbeten. Nie hatte man so viel vor.' Frieden gesprochen wie vor 1939: Völkerbund, Ächtung des Krieges durch den Briand-Kellogg-Pakt, Abrüstungskonferenz, Friedensritter-Bewegung, Internationale Freundschaft der Kirchen, usw. Wir wissen, was nachher kam. Nach einer kurzen Zeit der Selbsttäuschung werden die Menschen erkennen, daß sie noch nie so irregeführt worden waren. Ihre Augen werden aufgehen, wenn es zu spät ist. Plötzlich wird das Verderben über sie kommen, und sie werden nicht entrinnen. Die furchtbaren Gerichte Gottes werden über den Antichristen und seine Anbeter hereinbrechen, und der falsche Friede wird in einer letzten Katastrophe vergehen. „Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden.“ Jes. 48,22. Vergessen wir das nicht in den leichten Tagen der Scheinblüte, die zweifellos der Menschen Herzen erheben wird, wenn mit dem Frieden der Wohlstand zurückgekehrt sein wird. Lernen wir es, uns zu demütigen und zu Gott zuriick-zukehren, um bei Ihm den allein wahren und dauerhaften Frieden zu erlangen! 14. Die Zunahme der Erkenntnis Gott sprach zu Daniel: „Und du, Daniel, verbirg diese Worte und versiegle diese Schrift bis auf die letzte Zeit; so werden viele darüberkommen und großen Verstand finden.“ Dan. 12,4. Das eine steht fest: Jahrhunderte lang waren die Weissagungen wie ein versiegeltes Buch, von dem man nicht sprach. Sogar die Reformatoren, die die ganze Bibel wieder zu Ehren gebracht haben, haben im Grunde genommen der Botschaft von der Wiederkunft Christi wenig Bedeutung beigemessen. Ec ist bedeutsam, daß Calvin zu allen Büchern des NT Kommentare verfaßt hat, außer zur Offenbarung. Vor allem haben die Gläubigen seit Darby — vor hundert Jahren — angefangen, sich für die Weissagungen zu interessieren. Heute beschäftigt man sich mehr denn je damit. Die Voraussagen der Bibel werfen ein helles Licht auf die Ereignisse, und diese wiederum tragen immer mehr zum Verständnis der Texte bei. Schon ist es offenbar möglich, die großen Linien der nahenden Endentwicklung deutlich zu erahnen. Unleugbar hat die Erkenntnis zugenommen. Die noch dunkeln Einzelheiten werden ohne Zweifel nach dem Maße unserer Bedürfnisse enthüllt werden. Aber nicht nur auf dem Gebiet der Weissagung hat unsere Erkenntnis zugenommen. Nie zuvor hat die Menschheit so viel gewußt wie heute. Sie hat alle Gebiete durchforscht und die Wissenschaft auf eine ungeahnte Höhe gebracht. Sie hätte aber erkennen müssen, daß „Wissen ohne Liebe aufbläst“. 1. Kor. 8,1, und daß nach einem alten Sprichwort „Wissen ohne Gewissen nur der Seele Verderb“ bedeutet. Aber es scheint im Gegenteil, als hätte die allzu rasche Vermehrung ihres Wissens den Menschen den Kopf verdreht. „Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden.“ Rom. 1,22. Nun sind sie reif zum Gericht. 111. Wie müssen wir diese Zeichen einschätzenf 1. Beziehen sich nicht gewisse Zeichen auf die Generation Jesu und die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70? Ja, zum Teil. Denken wir daran, bei welcher Gelegenheit Jesus die Zeichen für Seine Wiederkunft genannt hat: „Und Jesus ging hinweg von dem Tempel, und Seine Jünger traten zu Ihm, daß sie Ihm zeigten des Tempels Gebäude. Jesus aber sprach zu ihnen: Sehet ihr nicht das alles? Wahrlich, Ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde. Und als Er auf dem ölberg saß, traten zu Ihm Seine Jünger besonders und sprachen: Sage uns, wann wird das geschehen? Und welches wird das Zeichen sein Deiner Zukunft und des Endes der Welt?“ Matt. 24,1—3. ln Seiner Antwort spricht der Herr nun von zwei Dingen: erstens von der Zerstörung des herodianischen Tempels, und zweitens vom Ende der Welt. Bei Lukas finden wir die meisten Einzelheiten über den ersten Punkt erhalten: „Wenn ihr aber sehen werdet Jerusalem belagert mit einem Heer, so merket, daß herbeigekommen ist seine Verwüstung. Alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe auf das Gebirge, und wer drinnen ist, der weiche heraus, und wer auf dem Lande ist, der komme nicht hinein. Denn das sind die Tage der Rache, daß erfüllt werde alles, was geschrieben ist. Weh aber den Schwangeren und Säugerinnen in jenen Tagen; denn es wird große Not auf Erden sein und ein Zorn über dies Volk. Und sie werden fallen durch des Schwertes Schärfe und gefangen geführt werden unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird.“ Luk. 21, 20—24. Das hat sich buchstäblich im Jahre 70 erfüllt. Unter dem Befehl von Titus nahmen die Römer Jerusalem nach einer grauenhaften Belagerung ein, plünderten es, schleiften den Tempel und vollführten unsagbare Greueltaten. Bei der Verwerfung Jesu hatten die Juden ge-schrien: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ Matt. 27,25. Und Jesus hatte erklärt: „Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß es alles geschehe.“ Luk. 21,32. Und tatsächlich mußte es 37 Jahre später für sein Verbrechen selbst einstehen. Aber das griechische Wort „genos“ bedeutet „Rasse“, so gut wie „Geschlecht“. Luk. 21. Es bedeutet also auch: „Diese Rasse (die jüdische) wird nicht vergehen, bis daß es alles geschehe.“ Daß das jüdische Volk sich gegen zwei Jahrtausende der Zerstreuung und der Verfolgung gehalten hat, ist ein wirkliches Wunder. Alle Völker des Altertums sind verschwunden: die Ägypter, Assyrer, Babylonier, Perser, Griechen, Römer usw. Israel allein existiert noch, weil Gott versprochen hat, es zu erhalten, bis es bekehrt und bei der Wiederkunft Christi als Volk wiederhergestellt sein wird. Außerdem sind die Geschehnisse des Jahres 70 offensichtlich auch ein Schattenbild davon, was sich am Ende der Zeiten in Palästina begeben wird. Dann wird Jerusalem wieder von Heeren umzingelt werden. Die heilige Stätte wird auf viel schlimmere Weise durch den Greuel der Verwüstung entweiht werden, den der Antichrist dort aufrichten wird, und das jüdische Volk wird vor seiner endgültigen Befreiung in den Tiegel der Trübsal kommen. Immer wieder bedient sich die Schrift der nächsten Ereignisse, um damit die fernsten anzukündigen. So ist es nicht verwunderlich, daß in den Reden Jesu die beiden Ereignisreihen vom Jahre 70 und vom Weitende nebeneinanderstehen. Wir müssen sie nur auseinanderhalten und verstehen, daß diese Weissagung fast in der Gesamtheit die Zukunft betrifft. 2. Hat man nicht schon oft die Erfüllung dieser Zeichen zu sehen geglaubt? Ja, es ist richtig, daß man in stürmischen Zeiten, wenn Kriege die Erde verwüsteten, Pest und Hungersnot wüteten, die Gläubigen verfolgt wurden und Erdbeben und Erscheinungen am Himmel auftraten, geglaubt hat, die Zeichen der Endzeit zu erkennen. Aber dieser Irrtum der Christen lag dann nicht in der Zielrichtung, sondern in der Perspektive. Ihr Blick ging wohl in die rechte Richtung, und sie taten ganz recht daran, die von Jesus selbst so klar angegebenen Zeichen zu erkennen. Denn mehrere dieser Zeichen gelten ihrem Wesen nach für alle Zeiten: Es hat immer Kriege, Hungersnot, Seuchen, Erdbeben gegeben. Aber was die Ankündigung vom direkten Ende ausmachen muß, ist einerseits eine gewaltige Häufung eines jeden einzelnen dieser Zeichen und andererseits ihr völlig gleichzeitiges Auftreten. Diese beiden Elemente haben bisher gefehlt. Die Christen hielten das Ende für näher, als es war, weil sie nur das eine oder das andere Hauptzeichen und nicht alle Angaben der Schrift insgesamt beachteten. Aber das darf uns nicht zu dem viel ernsteren Fehler führen, die sich immer mehr häufenden Zeichen und Warnungen zu mißachten. Wir müssen außerdem verstehen, daß die Geschichte sich in einem ständigen Auf und Ab entwickelt. Bald sind wir auf dem Wellenkamm, bald im Wellental. Von jedem Wellenkamm aus ist der Blick weit: man sieht den Hafen, und das Ende der Reise erscheint nahe. Aber in dem folgenden Wellental (vielleicht hundert Jahre später) sieht man sich nur vor einer Wasserwand, und man fragt sich: „Wie konnten unsere Väter das Ende für so nahe halten?“ Das kam daher, daß sie in einer der Endentscheidung näheren Periode lebten, aber nicht der Zeit oder der Entfernung, sondern deren innerster Natur nach (nach R. Mumm-sen). Ebenso wie manche Prophezeiungen vielfach stufenweise in Erfüllung gehen, so mag es auch eine Reihenfolge ausgesprochen apokalyptischer Perioden geben, die sich zeitlich mehr oder weniger nähern. Das hält aber keine Welle und keine Teilerfüllung ab, uns der großen Endentscheidung näher zu bringen. 3. Kann man sagen, daß jetzt die Zeichen für die Wiederkunft Christi erfüllt sind? Verstehen wir uns, und begehen wir nicht den Fehler, auf den wir eben hingewiesen haben! Niemals, glauben wir, wird das Erforschen der Zeichen es erlauben, Tag oder Stunde der Erscheinung Christi zu bestimmen, da Gott Sich dieses Geheimnis Vorbehalten hat. Dieses Forschen wird nur dazu dienen, den Gläubigen eine immer klarere Erkenntnis der Nähe der Endentscheidung zu geben, aber nicht, ihnen das Festlegen von Daten zu gestatten (eben weil ein Irrtum in der Perspektive so leicht möglich ist). Damit dürfen wir aber nun, ohne jede Übertreibung, feststellen, daß sich die Zeichen wie nie zuvor erfüllen und in eindrücklichster Weise übereinstimmen. Um uns davon zu überzeugen, lassen wir nochmals die wichtigsten rasch an uns vorübergehen: 1. Die Menschheit ist mitten im Abfall begriffen, und die Gesamtheit der Massen, die sich noch bis zum letzten Jahrhundert Christen nannten, wendet sich von der Frömmigkeit ab. 2. Der Krieg hat ein solch weltumfassendes Stadium erreicht, das kaum noch überschreitbar ist, und in seinen Auswirkungen kommt er ganz nahe an die in den letzten Prophezeiungen gezeigten heran. Es ist überaus wichtig, festzustellen, daß dieses Universalstadium der Kriege eine Sache der allerneuesten Zeit ist. 3. Wir nehmen ein auffallendes Wiederaufleben von Erdbeben wahr. 4. Die Christenverfolgungen haben in ausgedehnten Ländern einen sehr ernsten Charakter angenommen. In Europa sind die Juden jüngst noch viel schlimmer denn je gequält und mißhandelt worden. Die Anstrengungen der Gottlosen, jede Religion und sogar den Gottesbegriff auszumerzen, sind eine spezifisch moderne Erscheinung, und zwar eine der bedeutsamsten. Von der Bibel vorausgesagt (Dan. 11,36; Offb. 13,6), ist diese Bewegung noch nie vor uns in der Geschichte aufgetreten. Vielleicht kündet sie mehr als alle anderen Zeichen das nah bevorstehende Kommen des Antichristen an. 5. Die Evangelisation der Welt hat Riesenfortschritte gemacht. Als man im Jahre 1000 oder zur napoleonischen Zeit das Ende der Welt nahe wähnte, hatte die Erfüllung dieses Zeichens kaum begonnen. Aber heute ist die Bibel in mehr als 1200 Sprachen übersetzt worden, und die Missionare predigen das Evangelium buchstäblich in der ganzen Welt. Und Jesus selbst folgert daraus: Dann wird das Ende kommen. Matt. 24,14. 6. Die Rückkehr der Juden nach Palästina, die ein soldies Ausmaß annimmt, ist ein völlig neues Faktum. Sie begann vor einigen Jahrzehnten. 1900 Jahre lang eine Wüste, fängt das Land nun an, aufzublühen wie eine Rose. Nie zuvor war diese Prophezeiung zur Tatsache geworden, und ihre Erfüllung ist eines der auffallendsten Zeichen. 7. Die Möglichkeit einer Weltdiktatur ist noch nie in der Geschichte so aufgetreten, wie es heute der Fall ist. Die heutigen Regierungen erstrecken sich über Kontinente, und faktisch gibt es in der Welt nur noch zwei einander gegenüberstehende Mächte. Sollte unglücklicherweise ein neuer Krieg ausbrechen, so wäre die Weltherrschaft der Einsatz. In Anbetracht der Verfassung der Geister würde der Sieger leicht von allen Menschen in den Himmel erhoben und sogar angebetet werden. Zu welchen Schlußfolgerungen zwingt uns das Zusammenwirken all dieser Tatsachen? Jesus selbst sagt es uns: „An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis. Wenn sein Zweig jetzt saftig wird und Blätter gewinnt, so wisset ihr, daß der Sommer nahe ist. Also auch, wenn ihr das alles sehet, so wisset, daß es nahe vor der Tür ist.“ Matt. 24,32— 33. Wohl scheint es, daß wir diesfcm Augenblick nahe kommen. 4. Gehen die Zeichen für die Wiederkunft des Herrn die Gemeinde oder die Welt an? Sie gehen die eine wie die andere an, aber nach verschiedenen Gesichtspunkten. Ihre Erfüllung wird von der Gemeinde offenbar nicht in allen Teilen erlebt, da sie wohl vor der großen Trübsal entrückt wird (siehe weiter unten die Behandlung dieser Frage!). Tatsächlich wird in den dreieinhalb Jahren am Ende der Antichrist hervortreten, und auch der Abfall, Kriege, Hungersnot, Seuchentod, Verfolgungen, die Ereignisse in Palästina usw. werden ihren Höhepunkt erreichen. So kann man sagen, daß die Zeichen beim Beginn ihrer Erfüllung die Gemeinde angehen. Dieses soll genügen, um sie aufmerken zu lassen, da sie ja wacht und die Weissagungen kennt. Die Gesamterfüllung der Zeichen jedoch betrifft die Welt, denn sie wartet erst auf das Niederfahren des Blitzes, bevor sie erfaßt, daß der Sturm da ist. Aus diesem Grunde sagt Jesus Seinen Jüngern: „Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebt eure Häupter, darum, daß sich eure Erlösung naht.“ Luk. 21,28. Das wenigste also, das wir ohne Übertreibung wirklich sagen können, ist, daß dies alles „anfängt zu geschehen“. Folglich, wenn wir auf die prophetischen Zeichen aufmerken, sobald ihre Erfüllung beginnt, bekunden wir, daß wir zur Gemeinde gehören, denn wir sind empfänglich für den Warnruf, der ihr gilt. Wollten wir dagegen die gänzliche Erfüllung der angekündigten Geschehnisse erst abwarten, um uns dann in acht zu nehmen, so würden wir damit unsere Zugehörigkeit zur Welt beweisen. Übrigens sind die restlos erfüllten Zeichen keine Prophezeiungen mehr: sind die Ereignisse eingetroffen, wird es zu spät sein, auf die Warnung zu hören und sich in Sicherheit zu bringen. 5. Wie müssen wir persönlich uns heute verhalten, angesichts der Zeichen, die in der Erfüllung begriffen sind? a) „Sehet zu und erschrecket nicht!“ Die Gesamtheit der prophetischen Zeichen läßt uns eine grauenvolle Zukunft für die Welt ahnen. Und auch wir könnten am Schluß dieses Kapitels voller Angst sein. Aber Jesus sagt uns: „Ihr werdet hören Krieg und Geschrei von Kriegen; sehet zu und erschrecket nicht. Das muß zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da.“ Matt. 24,6; Luk. 21,9. Diese Dinge müssen kommen, da sie von Gott zugelassen und in Seinem Plan einbegriffen sind. Warum denn schon erschrecken? Jesus sagt über die Kriege weiter: „aber es ist noch nicht das Ende da“, damit wir nicht das Gleichgewicht verlieren und uns bei jedem kleinen Kriegsgeschrei (und es gibt deren so viele) einbilden, es sei das Signal vom Ende. Kurz, wir müssen uns stets vor zwei Klippen hüten: 1. vor der Gleichgültigkeit gegen die Zeichen, welche Gottes Warnungen null und nichtig macht; 2. vor einer übertriebenen Empfindsamkeit, die uns auch da Zeichen sehen läßt, wo keine sind. Wie wir gesehen haben, wird die Ankündigung vom Ende durch das allgemeine und zusammenwirkende Auftreten zahlloser, prophetischer Zeichen bestimmt. Die Überzeugung, welche dann die Gesamtheit der Gläubigen ergreifen wird, hat dann nichts von krankhafter Furcht an sich: sie wird im Gegenteil ein freudige Erwartung sein, die ihnen hilft, völlig gefaßt die letzte Etappe zu durchschreiten. Der Herr sagt weiter: „Wenn sie euch nun führen und überantworten werden, so sorget nicht, was ihr reden sollt, und bedenket auch nicht zuvor; sondern was euch zu derselbigen Stunde gegeben wird, das redet! Denn ihr seid's nicht, die da reden, sondern der Heilige Geist. . . Und ihr werdet gehaßt sein von jedermann um Meines Namens willen. Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig.“ Mk. 13,11.13. (Siehe audi Luk. 21,13—15. 17—19!) Wir wissen nicht, welches Maß an Verfolgung über uns kommen wird, da das Gericht am Hause Gottes anfangen soll (1. Petr. 4,17). Aber mag kommen, was will, wir brauchen nicht zu zittern: Sein Geist wird durch unseren Mund reden, kein Haar von unserem Haupt wird umkommen, und durch Ausharren bis ans Ende werden wir unserer Seelen Heil erlangen. Genügen diese Verheißungen nicht, unsere Herzen festzumachen? b) Erkennet die Zeichen der Zeit! Beim ersten Kommen Jesu hätten die Juden im Bilde sein können, durch allerlei von den Propheten angekündigte Zeichen, die Seiner Erscheinung vorangingen oder sie begleiteten: alle Umstände bei der Geburt des Kindleins, die Botschaften der Engel, der Dienst Johannes, des Täufers, die Wunder Jesu usw. Die lauteren Seelen in Israel erkannten diese Zeichen und wußten genau, daß die Zeit erfüllt war. Aber Jesus sagt zu den gleichgültigen und ungläubigen Seelen: „Des Abends sprecht ihr: Es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist rot; und des Morgens sprecht ihr: Es wird heute Ungewitter sein, denn der Himmel ist rot und trübe. Ihr Heuchler, über des Himmels Gestalt könnt ihr urteilen; könnt ihr denn nicht auch über die Zeichen dieser Zeit urteilen?“ Matt. 16,2—3. „Wenn ihr eine Wolke sehet aufgehen vom Abend, so sprecht ihr alsbald: Es kommt ein Regen; und es geschieht also. Und wenn ihr sehet den Südwind wehen, so sprecht ihr: Es wird heiß werden; und es geschieht also. Ihr Heuchler, die Gestalt der Erde und des Himmels könnt ihr prüfen; wie prüfet ihr aber diese Zeit nicht?“ Luk. 12,54—56. Welch ein Vorwurf: die Zeichen der Zeit nicht zu erkennen! Könnte man ihn nicht auch einer Menge unserer sogar religiösen Zeitgenossen machen, da sie weder auf die Weissagungen noch auf die Ereignisse zu achten scheinen? Jesus weinte über die Verstockung Jerusalems und sagte: „Wenn doch auch du erkennetest zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient! Aber nun ist's vor deinen Augen verborgen. Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde ... in dir keinen Stein auf dem andern lassen werden, darum daß du nicht erkannt hast die Zeit, darinnen du heimgesucht bist.“ Luk. 19,41—44. Vielleicht wird einer sagen: Ja, aber hat nicht Jesus gesagt: „Es gebührt euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater Seiner Macht Vorbehalten hat“? Apg. 1,7. Gewiß, aber wir müssen 6 Padie Die Wiederkunft 81 recht verstehen, was Er damit sagen wollte. Jesus hatte soeben Seinen Aposteln angekündigt, daß sie in wenigen Tagen den Heiligen Geist empfangen sollten. Und die Apostel fragten Ihn: „Herr, wirst du auf diese Zeit (auf Pfingsten) wieder aufrichten das Reich Israel?“ Vs. 5—6. Mit Seiner Antwort gab Er ihnen dann zu verstehen, daß Pfingsten noch nicht Seinen glorreichen Herrschaftsantritt darstellen sollte, und daß dessen genaues Datum das Geheimnis Gottes und der Zukunft wäre. Aber vergessen wir nicht, daß doch gerade Jesus uns die Zeichen vom Ende zeigt und uns befiehlt, auf sie zu achten. Unsere ruhelose Zeit ist dennoch eine Gnadenzeit. Mit Donnerstimme spricht Gott zur Welt und zu Seiner Kirche, damit die Aufrichtigen dem nahen Gericht entrinnen. Seien wir ja nicht unter den freiwillig Tauben, die nicht hören und nicht erkennen wollen, welcher Zeit wir entgegengehn! c) „Wisset, daß es nahe vor der Tür ist.“ „An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis. Wenn sein Zweig jetzt saftig wird und Blätter gewinnt, so wisset ihr, daß der Sommer nahe ist. Also auch, wenn ihr das alles sehet, so wisset, daß es (nach Menge „des Menschen Sohn“) nahe vor der Tür ist.“ Matt. 24,32—33. Wer den Feigenbaum Blätter treiben sieht, weiß, daß der Sommer nahe ist. Ebenso sollen die Gläubigen wissen, daß die Wiederkunft Christi nahe bevorsteht. Dieser bestimmte Befehl: „Wisset, daß es nahe vor der Tür ist“, wird in den Evangelien dreimal wiederholt: Matt. 24,33; Mk. 13,29; Luk. 21,31. Man sage uns also nicht: Ihr könnt es gar nicht wissen, wann das Ende nahe ist, da „niemand Zeit noch Stunde kennt“. So reden, hieße zwei Dinge verwechseln: Das Geheimnis, das Sich Gott Vorbehalten hat über den genauen Augenblick der Wiederkunft Seines Sohnes, und die deutliche Offenbarung über jenen Zeitabschnitt, die Er geben wird. d) Sehet euch vor, wachet! „Ihr aber sehet euch vor! Siehe, Ich habe es euch alles zuvor gesagt ... Sehet zu, wachet und betet; denn ihr wisset nicht, wann es Zeit ist... So wachet nun, denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt. .. Was Ich aber euch sage, das sage Ich allen: Wachet!“ Mk. 13,23.33.35.37. (Siehe auch Matt. 24,42.44; Luk. 21,34—36.) Bis zum Schluß werden den aufmerksamen Gläubigen Tag und Stunde der Wiederkunft des Erlösers verborgen sein. Aber da sie den Zeitpunkt nicht erkennen sollen, wäre es unverzeihlich, wenn sie nicht in dem Augenblick wachen würden, da sich die prophetischen Zeichen häufen. Wenn sie nur achtgeben wollen, werden sie nicht unversehens vom Kommen des Herrn überrascht werden. e) Sehet auf und erhebt eure Häupter! „Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebt eure Häupter, darum daß sich eure Erlösung naht!“ Luk. 21,28. Die Wiederkehr Christi ist die allergrößte Freude, die man sich denken kann. Wenn wir den Heiland lieben und bereit sind, Ihn zu empfangen, warum sollten wir an Sein Kommen als an etwas zu Fürchtendes denken? Wir werden niedergedrückt von der Sünde, von Krieg, Leid und Tränen. Je weiter wir kommen, desto unzulänglicher erweisen sich alle menschlichen Lösungen. Hätten wir nur solche, es wäre zum Verzweifeln. Aber die prophetischen Zeichen beginnen in Erfüllung zu gehen. Wie ein heller Trompetenstoß rufen sie die Eingeschlummerten wach. Sie rufen uns zu um Mitternacht: „Siehe, der Bräutigam kommt; gehet aus, ihm entgegen!“ Matt. 25,6. Lasset uns doch zu denen gehören, welche die Zeichen der Zeit zu erkennen wissen und sich beeilen, den fünf Befehlsworten zu gehorchen : Sehet zu und erschrecket nicht! Erkennet die Zeichen der Zeit! Wisset, daß es nahe vor der Tür ist! Sehet euch vor, wachet! Sehet auf und erhebt eure Häupter! Allen, die Seine Erscheinung lieb haben, hält der Herr die Krone der Gerechtigkeit bereit. 2. Tim. 4,8. Werden wir zu diesen gehören? VIERTER TEIL Die Gemeinde und die Wiederkunft Jesu Christi Die Entrückung der Gemeinde /. Die Erwartung der Gemeinde. Wir haben an früherer Stelle schon gesagt: Die Gemeinde erwartet weder das Ende der Welt noch die Wiederherstellung aller Dinge. Sie erwartet eine Person, ihren himmlischen Bräutigam. Die Zeichen der Zeit sagen ihr, daß ihre Erlösung naht, ihre Leiden, die letzten Anläufe des Feindes, lassen sie immer heißer flehen: „Komm bald, Herr Jesus!“ Und der Herr wird ein zweites Mal die Gebete der Seinen erhören, die in ihrer Not schreien: „Ach, daß Du den Himmel zerrissest und führest herab!“ Jes. 64,1. Er wird kommen und sie auf ewig zu Sich holen und so die Verheißung erfüllen, die Er Seinen Jüngern gab: „Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten. Und wenn Ich hingehe . . ., so will Ich wiederkommen und euch zu Mir nehmen, auf daß ihr seid, wo Ich bin.“ Joh. 14,2—3. Die Entrückung der Gemeinde ist nicht die einzige derartige Erscheinung in der Schrift. Es lag Gott daran, uns durch frühere Beispiele zu lehren, wie Er die, die Ihn fürchten, der Verwesung und dem Gericht über die Welt zu entreißen vermag. Kurz vor der Sintflut wandelte Henoch mit Gott „und ward nicht mehr gesehn“, weil ihn Gott wegnahm. 1. Mose 5,24. „Durch den Glauben ward Henoch weggenommen, daß er den Tod nicht sähe, und ward nicht erfunden, darum daß ihn Gott wegnahm; denn vor seinem Wegnehmen hat er Zeugnis gehabt, daß er Gott gefallen habe.“ Hebr. 11,5. So war es auch mit Elia. 2. Kön. 2,1 —12. Zuletzt wurde auch Jesus Christus selbst am Tag der Himmelfahrt in die Herrlichkeit aufgenommen. „Und da Er solches gesagt, ward Er aufgehoben zusehends, und eine Wolke nahm Ihn auf vor ihren Augen weg.“ Apg. 1,9. Die drei Entrückungen, die von Henoch, Elia und Christus, gewähren uns ein Bild von der Entrückung der Gemeinde und einen festen frohen Glauben der Erwartung. Als Erstlingsfrucht wurde Jesus in den Himmel aufgenommen; Gott wird zu ihrer Stunde die Gemeinde als Ernte in Seine Scheunen einsammeln; zuletzt werden die Heiligen aus der großen Trübsal wie einzelne Ähren auf dem Felde in der Nachlese eingesammelt werden. II. Die Entrückung der Gläubigen. „Gott hat Seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß Er die Welt richte, sondern daß die Welt durch Ihn selig werde.“ Joh. 3,17. Was beim ersten Kommen Christi Wahrheit wurde, wird es auch bei Seiner Wiederkunft werden. Er erscheint dann zunächst nicht, um die Sünder zu richten, sondern die Gläubigen zu retten und zu Sich zu holen. „Er wird senden Seine Engel . .. und sie werden sammeln Seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu dem anderen.“ Matt. 24,31. „Dann werden zwei auf dem Felde sein; einer wird angenommen, und der andere wird verlassen werden. Zwei werden mahlen auf der Mühle; eine wird angenommen werden, und die andere wird verlassen werden.“ Vs. 40.41 (Siehe auch Luk. 17,34—37 und 1. Kor. 15,51—53.) In l.Thess. 4,13—18 bestätigt die Schrift ganz klar folgende Tatsachenreihe: 1. In dem von Gott bestimmten Moment 2. wird in einem Augenblick 3. Christus vom Himmel herniederkommen, 4. die im Glauben Entschlafenen auferwecken, 5. den Leib der zu der Zeit auf Erden lebenden Gläubigen verwandeln, 6. und werden alle Gläubigen, verwandelte wie auferweckte, „hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft, um ewig bei Ihm zu sein“. Die noch lebenden Ungläubigen werden zurückgelassen werden zum Gericht. Wir kommen noch im einzelnen auf diese Punkte zurück. III. Wie geht die Entrückung vor sich? 1. Das Kommen Jesu für Seine Gemeinde unterscheidet sich von Seiner Erscheinung zum Völkergericht. Nach Paulus wird als erstes Jesus Christus vom Himmel herniederkommen. Während Er noch in der Luft ist, werden die Gläubigen Ihm in den Wolken entgegengerückt werden. 1. Thess. 4,16—17. Kommt Er jedoch, die Völker zu richten, wird Er mit der Gemeinde (allen Seinen Heiligen) erscheinen, und Seine Füße werden auf dem ölberg stehen, von dem aus Er gen Himmel fuhr. Sach. 14,4; Apg. 1,11 —12. Normalerweise tritt ein Bräutigam anders auf als ein Richter. Wir werden noch sehen, welcher Zeitraum zwischen Seinem zweifachen Erscheinen liegen kann. Aber das ist sicher, daß der Herr nur mit allen Seinen Heiligen auf die Erde herabkommen kann, wenn Er sie schon vorher zu Sich geholt hat. 2. Es wird ein Signal gegeben werden. „Er selbst, der Herr, wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel.“ 1. Thess. 4,16. „Wir werden alle verwandelt werden, in einem Augenblick, und zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.“ 1. Kor. 15,51—52. Das heißt, daß die Entrückung der Gemeinde nicht zufällig und irgendwann geschieht. Dieses große Ereignis ist der Angelpunkt im Plane Gottes für die Zukunft, da es das Ende auslösen soll. Es wird sich genau zu der Stunde einstellen, die bis ins kleinste im Himmel vorbedacht ist, und wird über den ganzen Weltkreis ausgerufen werden. 3. Jesus Christus wird selbst kommen, die Seinen zu holen. „Er selbst, der Herr, wird herniederkommen ..." 1. Thess. 4,16. Es ist wohl die Rede von Engeln, die zur Ernte kommen und die Auserwählten sammeln werden. Matt. 13,39.40; 24,31. Aber damit wird Sich der Herr nicht begnügen. Er selbst wird mit ihnen vom Himmel herniedersteigen, um Seine Braut zu holen. Denn auch Er sehnt Sich tief nach der Vereinigung mit ihr. Welche Wonne wird es sein, wenn wir uns zu Ihm emporschwingen können! Endlich werden unsere Augen den König sehen in Seiner Schöne, endlich wird die Bewährung unseres Glaubens das Ende davonbringen, nämlich „Lob, Preis und Ehre, wenn uns offenbart wird Jesus Christus!" 1. Petr. 1,7.9. 4. Die verstorbenen Gläubigen aller Zeiten werden in dem Augenblick auferweckt werden. Die Entrückung ist vor allem die frohe Hoffnung der Kirche Christi, die ihrem Bräutigam in der Luft entgegeneilen wird. Aber die Erlösten aller Zeiten werden daran teilhaben, da die selige Auferstehung zur selben Zeit stattfinden wird: »Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden Seine Stimme hören (des Menschensohns) und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens (das ist die erste Auferstehung), die aber Übles getan haben, zur Auferstehung des Gerichts (das wird die zweite Auferstehung sein, nach dem Tausendjährigen Reich). Joh. 5,28—29. Von der ersten Auferstehung heißt es in der Offenbarung: »Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung; über solche hat der andere Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm regieren tausend Jahre.“ 20,6. „Denn gleichwie sie in Adam alle sterben, also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden; ein jeglicher aber in seiner Ordnung: der Erstling Christus; darnach die Christo angehören, wenn Er kommen wird.“ 1. Kor. 15,22—23. (Siehe auch wieder l.Thess. 4,13—16.) Demnach werden alle Seelen, die in der Ruhe beim Herrn auf den Endsieg warten, in dem einen Augenblick den Auferstehungsleib erhalten. 5. Was geschieht mit den Gläubigen, die der Herr auf Erden noch am Leben findet? Paulus gibt deutliche Unterweisung darüber: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden ... Die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muß an-ziehen die Unsterblichkeit.“ 1. Kor. 15,51—53. „Denn das sagen wir euch als ein Wort des Herrn, daß wir, die wir leben und übrigbleiben auf die Zukunft des Herrn, werden denen nicht zuvorkommen, die da schlafen... Die Toten in Christo werden auferstehen zuerst. Darnach wir, die wir leben und übrig bleiben, werden zugleich mit ihnen hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft.“ 1. Thess. 4,15—17. Also werden die auf Erden lebenden Gläubigen, ohne den Tod zu erleiden, in jenem Augenblick verwandelt werden. Das bedeutet, daß auch sie den Auferstehungsleib bekommen. Paulus sagt: Wir, die wir leben, werden verwandelt werden. Da er das Datum der Wiederkunft des Herrn nicht kannte, hoffte er ohne Zweifel, zu seinen Lebzeiten daran teilzuhaben — können wir ihm das ver- argen? Welche der beiden Möglichkeiten würdet ihr selber vorziehen: a) im Glauben sterben und in der anderen Welt auf die Wiederkunft des Herrn warten, oder b) ohne den Tod zu erleiden, bei Seinem Kommen verwandelt und Ihm entgegengerückt werden? Würden wir nicht ohne Zögern die zweite Möglichkeit wählen? Wie gut, daß wir diese Frage nicht selbst zu entscheiden haben! Der Herr allein wird bestimmen, ob Er uns früher zu Sich nehmen oder hier auf Seine Wiederkunft warten lassen will, und wie Er‘s macht, ist es gut! Die Hauptsache ist, daß wir, tot oder lebend, an der Entrückung teilhaben. 6. Wo findet die Begegnung zwischen Christus und Seiner Gemeinde statt? Paulus sagt: „Wir werden zugleich mit denselben hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft, und werden also bei dem Herrn sein allezeit.“ 1. Thess. 4,17. Jesus Christus hätte wie die Herrscher dieser Welt die Seinen irgendwo auf dieser Erde um Sich scharen können. Doch nein! Die Kirche ist nicht von dieser Welt, sie ist geistlich und von oben. Unsere Berufung ist eine himmlische. Hebr. 3,1. Wir sind „gesegnet mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern“, und sind „samt Ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christo Jesu“. Eph. 1,3; 2,6. Und als letztes hält uns Gott im Himmel, nicht auf Erden, ein unvergängliches, unbeflecktes und unverwelkliches Erbe bereit. 1. Petr. 1,4. So ist es nur natürlich, daß unser himmlischer Bräutigam Seine Kirche der Erde entreißen und auf ewig in Seine Gegenwart führen will. Wohl werden wir tausend Jahre mit Christus über die Erde herrschen, aber vom Schoße der Herrlichkeit her und ohne die neue Sphäre, in die wir gelangt, zu verlassen. 7. Wieviel Zeit nimmt die Entrückung der Gläubigen? „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune.. .“ 1. Kor. 15,51—52. Nach unserer Meinung beziehen sich die meisten Mitteilungen der Schrift über das plötzliche Kommen Jesu hauptsächlich auf die Entrückung. Tatsächlich wird nach der Greuelherrschaft des Antichristen und den letzten Gerichten das Erscheinen des Weltenrichters, wenn auch rasch, doch nicht unerwartet kommen. Wer die Schrift liest, wird sogar das Ende der großen Trübsal voraussehen können. Offb. 13,5. Die Entrückung der Gemeinde wird aber alle Menschen überraschen. Sie kommt wie ein Blitz, wie ein Dieb in der Nacht, und jeder wird mitten aus seiner Beschäfti- gung oder aus dem Schlaf gerissen werden. Matt. 24,27.40—43. „So wachet nun.., daß Er nicht schnell komme und finde euch schlafen.“ Mk 13,35—36. „Ich sage euch, in derselben Nacht werden zwei auf einem Bette liegen; einer wird angenommen, der andere wird verlassen werden. Zwei werden mahlen miteinander; eine wird angenommen, die andere wird verlassen werden. Zwei werden auf dem Felde sein; einer wird angenommen, der andere wird verlassen werden.“ Luk. 17,34—36. Da Jesus alle über den Erdkreis zerstreuten Gläubigen entrücken wird, ist es klar, daß sie je nachdem auf dem Feld, im Haushalt, im Bett, am Abend, um Mitternacht, beim Hahnenschrei oder am Morgen überrascht werden. Darum gilt es, vorher bereit zu sein. 8. Wird die Entrückung von den Bewohnern der Erde gesehen werden? Darüber schweigt die Schrift. Sie erlaubt uns höchstens, Vergleiche zu ziehen. Die Entrückung Henochs scheint nicht von den Menschen gesehen worden zu sein. Die Bibel sagt nur: „Gott nahm ihn hinweg, und er ward nicht mehr gesehn.“ 1. Mose 5,24. Der Hingang Elias wurde von niemand außer Elisa gesehen, und das nur als besondere Gnade. Und nur Seine Apostel waren Zeugen von Jesu Himmelfahrt. Apg. 1,6.9. Vom Gesamtvolk blieb sie unbemerkt. So fragt man sich, ob die Entrückung der Gläubigen nicht ebenso verborgen geschieht. Denken wir auch daran, daß nur die Weisen den Stern von Beth lehem sahen und ihm folgten. Matt. 2,2. Die Stimme Gottes, die vom Himmel an Seinen Sohn erging, hielt die Menge für Donner. Joh. 12,28—29. Die Begleiter des Saulus auf dem Weg nach Damaskus nahmen das Licht, aber nicht die Worte Christi wahr. Apg. 22,9. So könnten vielleicht auch die Stimme des Erzengels und der Schall der Posaune, die das Zeichen zur Entrückung geben, unmittelbar nur von den Gläubigen gehört werden. Würde der Anblick der Entrückung die Ungläubigen nicht zur Bekehrung zwingen? Das wäre dann für sie ein Schauen, nicht ein Glauben. Übrigens, findet die Entrückung in einer Sekunde, in einem Augenblick, statt, so gibt es überhaupt nicht viel zu sehen, besonders da es für die Hälfte der Erde Nacht sein wird. Eins ist aber sicher, überall wird man die leeren Plätze bemerken. Nach seiner Entrückung wurde Elia vergeblich gesucht. 2. Kön. 2,15—18.BeiHenoch geschah wohl dasselbe; denn Hebr. 11,5 heißt es: „er ward nicht gefunden.“ So wird man wohl auch überall nach den entrückten Gläubigen suchen. Welches Entsetzen wird dann die Herzen derer er- greifen, die sich trotz der treuen Zeugnisse der Gläubigen nicht hatten beizeiten warnen und überführen lassen. IV. Wann findet die Entrückung statt? 1. Kann man den genauen Augenblick voraussehen, in dem sie geschieht? Nein, aus den beiden schon angeführten Gründen: Erstens, niemand weiß Tag noch Stunde. Matt. 24,36. Die Gemeinde hat auch nicht die restlose Erfüllung der Zeichen abzuwarten, die Jesus über die große Trübsal angegeben hat. Seine Jünger heißt Er nur bereit sein. Luk. 12,40. Zweitens, die Entrückung geschieht in einem Augenblick (1. Kor. 15,52), und Jesus Christus kommt wie ein Blitz, wie ein Dieb in der Nacht, die Seinen zu holen. Keine unbedingt sichere Angabe läßt daher das Festsetzen eines Datums für dieses große Ereignis zu. Die Gläubigen brauchen es nicht vorauszuwissen, da sie genügend gewarnt und auf der Hut sind. Und die Ungläubigen sollen es gerade nicht wissen, weil sie alle Warnungen mißachtet haben. Da die Entrückung plötzlich und ohne weitere Ankündigung geschieht, müssen wir nur bereit sein. Sind wir es? 2. Findet die Entrückung statt, sobald die Kirche Christi vollzählig ist? Ja, das sagt Paulus in der Tat: „Ich will euch nicht verhalten, liebe Brüder, dieses Geheimnis, auf daß ihr nicht stolz seid. Blindheit ist zum Teil Israel widerfahren, so lange, bis die Fülle der Heiden eingegangen sei, und also das ganze Israel selig werde, wie geschrieben steht: Es wird kommen aus Zion, der da erlöse und abwende das gottlose Wesen von Jakob.“ Röm. 11,25—26. Gott kennt zum voraus die Zahl Seiner Auserwählten. Hat die Vollzahl der zum ewigen Leben Bestimmten den Heiland angenommen, so geht die Gnadenzeit zu Ende, und die Gemeinde wird entrückt. Dann bekehrt sich auch Israel und wird in seine frühere Stellung vor Gott wieder eingesetzt. Wohlverstanden, Gott allein kennt die Zahl der Auserwählten und zugleich den Zeitpunkt, da der letzte von ihnen ein Glied Seiner Kirche wird. Aber wir können diesen Augenblick beschleunigen (2. Petr. 3,12), indem wir an der Bekehrung aller arbeiten, die uns Gott in den Weg stellt. Ist der Gedanke nicht tröstlich, daß eines Tages „die Fülle der Heiden eingegangen sein wird“, d. h. daß Gott auch in den Ländern tiefster Finsternis nicht eine wahrheitsuchende Seele ohne irgendwelche Gelegenheit lassen wird, in Sein Reich einzugehen? Bist du dabei, oder verzögerst du durch deinen Widerstand die Erfüllung der Pläne Gottes? 3. Findet die Entrückung vor oder nach der großen Trübsal statt? a) Sicher ist zunächst, daß die Gemeinde nicht jedem Gericht entrinnen wird. Petrus sagt sogar, daß das Gericht am Hause Gottes anfangen muß. 1. Petr. 4,17. Damit die Gemeinde nicht mit der Welt verdammt werde, wird sie der Herr im Feuer der Trübsal reinigen. Andererseits laufen die Endgerichte, sogar schon vor der großen Trübsal, stufenweise an, und die Gläubigen werden mit allen Menschen leiden, da sie zu Zeugen berufen sind. Schließlich wird die Welt, in stetig zunehmender Empörung gegen Gott, Seine Kinder immer mehr verfolgen. Aber diese Leiden sind nicht zu vergleichen mit denen, die auf die Entrückung folgen. b) Offensichtlich werden auch einige Auserwählte die große Trübsal erleiden. „Es wird alsdann eine große Trübsal sein, wie nicht gewesen ist von Anfang der Welt bisher, und wie auch nicht werden wird. Und wo diese Tage nicht würden verkürzt, so würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt... Bald aber nach der Trübsal derselben Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und Er wird senden Seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln Seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu dem andern.“ Matt. 24,21—22.29—31. Nach unserer Ansicht handelt es sich hier um solche, die sich nach der Entrückung der Gemeinde während der Herrschaft des Antichristen bekehren. In einem Kapitel über die große Trübsal werden wir tatsächlich sehen, daß diese Schreckenszeit trotz allem noch eine Offenbarung der Gnade Gottes erleben wird. Eine große Zahl von Israeliten und Menschen aus allen Völkern sollen noch gerettet werden. Offb. 7,3—4.9—14. Um dieser Auserwählten willen werden die Gerichte abgekürzt. c) Es scheint aber doch, daß die Gemeinde vor der großen Trübsal entrückt wird. Zahlreiche Stellen lassen diese Annahme zu. 1. „Dieweil du hast bewahrt das Wort Meiner Geduld, will Ich auch dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die da wohnen auf Erden.“ Offb. 3,10. Der griechische Text sagt sogar: Ich werde dich bewahren, heraus aus der Stunde der Versuchung, die nach der Sprache der Offenbarung nur die große Trübsal sein kann. 2. Die Gerichte der Trübsal werden „der Zorn des Lammes“ genannt. Offb. 6,16. Nun hat aber die Gemeinde diesen Zorn nicht zu befürchten. Sie erwartet Jesus nicht als ihren Richter, sondern als ihren Bräutigam, um mit Ihm die Hochzeit des Lammes zu feiern. Offb. 19,7—9. 3. Das Gericht muß am Hause Gottes anfangen. 1. Petr. 4,17. Aber Gott fängt mit uns an, gerade damit wir nicht mit der Welt verdammt werden. 4. „Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebt eure Häupter, darum, daß sich eure Erlösung naht.“ Luk. 21,28. Wie könnten wir in Erwartung der Trübsal anfangen, aufzuschauen und uns zu freuen? Gerade vor ihr sollen wir bewahrt werden. 5. „So seid nun wach allezeit und betet, daß ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allem, das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn.“ Luk. 21,36. Durch Wachen und Beten ist es demnach möglich, all diesem, das kommen soll, zu entrinnen. 6. Nach Paulus geht das Auftreten des Antichrist der Wiederkunft des Herrn voraus: „Was es noch aufhält (den Antichristen), wißt ihr, daß er offenbart werde zu seiner Zeit (der Antichrist). Denn es regt sich bereits das Geheimnis der Bosheit, nur daß, der es jetzt aufhält, muß hinweggetan werden; und alsdann wird der Boshafte offenbart werden, welchen der Herr umbringen wird mit dem Geiste Seines Mundes und wird durch die Erscheinung Seiner Zukunft ihm ein Ende machen.“ 2. Thess. 2,6—8. Man hat sich oft gefragt, wer mit „der es jetzt aufhält“ gemeint sei, dessen Verschwinden das Offenbarwerden des Antichrist erst ermöglichen soll. Folgende Auffassung erscheint uns als die zutreffendste: Die Gemeinde ist der Tempel des Heiligen Geistes. 1. Kor. 3,16; Eph. 2,21—22. Ist sie einmal entrückt, so hat der Heilige Geist keine Wohnung mehr auf Erden und wird auch nimmer der Flut der Versuchung entgegentreten. Dann ist die Bosheit entfesselt und „der Mensch der Sünde“ für kurze Zeit scheinbar Herr der Lage. Wenn wir es recht verstehen, wird Sich der Herr zu Beginn der großen Trübsal von der abgefallenen Menschheit zurückziehen. Andererseits sind die Christen das Salz der Erde. Matt. 5,13. Es ist daher nicht erstaunlich, wenn ihre Entrückung die Zersetzung der Welt beschleunigen würde. Vergessen wir dabei nicht, daß der Heilige Geist, auch nach der Entrückung der Gemeinde, in den Menschen, die guten Willens sind, noch wirken wird. Während der großen Tiübsal wird Er über Israel ausgegossen werden, es zur Bekehrung zu führen. Sach. 12,10; Hes. 39,29; Jes. 59,20—21. Wir wissen auch, daß zur gleichen Zeit eine Menge aus allen Völkern gerettet wird. Offb. 7,9.14. Da nun der Glaube an Christus ohne den Beistand des Heiligen Geistes unmöglich ist, muß dieser wenigstens zum Teil Seine Arbeit auf Erden fortführen. 7. Wir haben schon gesehen, daß Jesus Christus am Ende der großen Trübsal mit all Seinen Heiligen auf dem ölberg erscheinen wird, die Welt zu richten. Sach. 14,4—5. Das ist für jene nur möglich, wenn sie zuvor in den Himmel entrückt wurden. 8. Wir sehen, daß zu Beginn des Tausendjährigen Reichs nur die Märtyrer auferweckt werden, die sich in der großen Trübsal geweigert haben, den Antichrist anzubeten. Offb. 20,4—6. Und doch haben die Gläubigen aller Zeiten Teil an der ersten Auferstehung, zum Leben und Herrschen mit Christus. Joh. 5,28—29. Wann sind diese Gläubigen auferstanden, wenn nicht bei der Entrückung der Gemeinde vor der großen Trübsal? 9. Außerdem sieht Johannes vor der Auferstehung der Märtyrer aus der großen Trübsal auf Thronen Menschen sitzen, welche die Macht empfangen haben zu richten. Offb. 20,4. Wer sind diese Richter? (Mehrzahl!) Es gibt nur einen souveränen Richter, Jesus Christus, dem alles Gericht übergeben ist. Joh. 5,22.27. Aber der Herr hat es für gut erachtet, Seine Gläubigen über die Welt mitrichten zu lassen: „Wisset ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden? ... Wisset ihr nicht, daß wir über die Engel richten werden?“ l.Kor. 6,2—3. Die Richter, die sich noch vor der Auferstehung der Märtyrer aus der großen Trübsal auf jene Throne setzen, sind also Heilige. Hätten sie diese Schreckenszeit durchgemacht, wären auch sie Märtyrer geworden. Sind sie aber zu dem Zeitpunkt im ewigen Leben, so beweist das wiederum, daß sie vor der großen Trübsal entrückt wurden. 10. Jesus sagt: „Wie es geschah zu den Zeiten Lots: sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten. An dem Tag aber, da Lot aus Sodom ging, da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie alle um. Auf diese Weise wird‘s auch gehen an dem Tage, wenn des Menschen Sohn soll offenbart werden ... Gedenket an des Lots Weib! . .. Ich sage euch: In derselben Nacht werden zwei auf einem Bette liegen; einer wird angenommen, der andere wird verlassen werden.“ Luk. 17,28—29.30.32.34. Vor der Vernichtung Sodoms hieß der Würgeengel Lot hinausgehen und wies ihm einen Zufluchtsort an. Er sprach zu ihm: „Eile und rette dich dahin; denn ich kann nichts tun, bis daß du hineinkommst.“ 1. Mose 19,22. Aber Lots Weib sah hinter sich und kam mit den Gottlosen um. Sodom wurde also sofort nach Lots Weggang dem Gericht ausgeliefert, da nicht einmal zehn Gerechte mehr darin waren. So sind auch nach der Entrückung der Gläubigen auch nicht mehr genug geistliche Kräfte auf Erden, um das Strafgericht aufzuhalten. Dann wird die große Trübsal über die Gottlosen und über die Scheingläubigen hinbrausen, die gezögert hatten, sich von der Welt zu lösen. „Aber gleichwie es zu der Zeit Noahs war, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes.“ Matt. 24,37. Auch Noah wurde von Gott erst in Sicherheit gebracht, bevor die Katastrophe begann. Immerhin mußte er, trotz der göttlichen Bewahrung, durch die Wasser der Sintflut hindurch. Von da aus gesehen, ist es interessant, seine Erfahrung mit der des Henoch zu vergleichen: Henoch wurde, nach einem Wandel mit Gott, vor den Gerichten von der Erde weggenommen (1. Mose 5,24) und wäre so das Symbol der Gläubigen, die vor der großen Trübsal lebend entrückt werden. Noah dagegen, inmitten der Sintflut bewahrt, wäre der Hinweis auf die Heiligen (aus Israel und den Völkern), die wohl die große Trübsal erdulden müssen, aber das Siegel Gottes tragen. Und von diesen Heiligen schreibt Johannes: „Und ich sah einen anderen Engel, der sprach: Beschädigt die Erde nicht, noch das Meer, noch die Bäume, bis daß wir versiegeln die Knechte Gottes an ihren Stirnen.“ Offb. 7,2—3. 11. Die Berufung und die Erwählung der Gemeinde ist ein Geheimnis (Eph. 3,3—10) und ein Zwischenakt im Plane Gottes für die Welt. Sie geht mit dem Geheimnis der Entrückung zu Ende (1. Kor. 15,55), bevor die Erfüllung der Weissagungen für Israel wieder ihren Lauf nimmt. 12. Es fällt direkt auf, daß keine der Episteln, die doch alle für die Gemeinde geschrieben sind, über Einzelheiten der großen Trübsal spricht. Bedeutet das nicht etwa, daß die Gemeinde diese Zeit nicht durchzumachen hat? 13. Nach Offb. Kap. 2 und 3, die (neben anderen Anwendungsmöglichkeiten) offenbar einen weiten Überblick über Entwicklungsstadien der Gemeinde geben, wird der letzte Zustand der sich Kirche nennenden Gemeinde auf Erden durch Lao-dizäa dargestellt, d. h. ihre Merkmale sind Lauheit, Rückgang und Abfall. Sie weist keine Züge einer verfolgten, aber treuen Kirche auf. 14. Vor den großen Gerichten der Offenbarung sehen wir die vierundzwanzig Ältesten im Himmel, welche, wie es scheint, die Erlösten aus dem Alten und Neuen Bund sind. Diese sitzen (d. h. sind eingesetzt) verklärt und gekrönt vor dem Throne Gottes. Offb. 4. 15. In einer Vision sieht der Apostel Johannes, wie ein Weib ein Knäblein gebiert, das alle Heiden mit einem eisernen Stabe weiden sollte. Satan, der Drache, steht vor ihr, das Kind zu verschlingen; aber es wird zu Gott und Seinem Stuhl entrückt. Das Weib entflieht zur Wüste, vom Drachen verfolgt, aber von Gott beschützt, genau so lange wie die große Trübsal währt, nämlich tausend zweihundert und sechzig Tage. Offb. 12,4—6.13—17. Das Weib scheint das Volk Gottes aller Zeiten zu sein, das der Welt den Messias, dann die Gemeinde und zuletzt die Heiligen der großen Trübsal geschenkt hat. Christus, vom Satan wohl in die Ferse gestochen, hat ihm aber den Kopf zertreten und wurde zur Rechten Gottes in die Herrlichkeit erhöht. Von dort wird Er wiederkommen, die Völker mit eisernem Zepter zu weiden. Ps. 2,9. Auch die Gemeinde wird durch das Knäblein dargestellt: Vom Feinde belauert, wird sie gleich nach der Geburt (d. h. wenn sie die Vollzahl erreicht hat) zu Gott und Seinem Thron entrückt, und der Herr gibt ihr die Vollmacht, gleich Ihm die Völker mit eisernem Stabe zu weiden. Offb. 2,26—27. Sofort nach ihrer Entrückung beginnen die dreieinhalb Jahre der Trübsal. Während dieser streitet der Drache in seiner Wut mit „den übrigen von des Weibes Samen, die da haben das Zeugnis Jesu Christi“ (12,17), d. h. die aus Israel und den Völkern sich unter der Herrschaft des Antichristen zum Herrn bekehren. 16. Johannes verlegt die Hochzeit des Lammes, auf die sich „Sein Weib bereitet hat“, vor die Schlacht von Harmagedon. „Und es ward ihr gegeben, sich anzutun mit reiner und schöner Leinwand (die köstliche Leinwand aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen)“ Offb. 19,7—8. Anscheinend sind die Vorbereitung zur Hochzeit und die der Gemeinde erteilte Ermächtigung, ihr Kleid der Gerechtigkeit anzulegen, die Folge des unmittelbar nach der Entrückung vor dem Richterstuhl Christi gefallenen Entscheids. 2. Kor. 5,10; 1. Kor. 3,10—15. Erst nach diesem Gericht wird die Gemeinde verklärt und mit ihrem himmlischen Bräutigam vereint, um hernach, Ihm zur Seite, als Mitrichter und Mitherrscher vom Himmel herabzukommen. 17. Fände die Entrückung erst nach der Trübsal statt, so fragt man sich, welche Gläubigen am Leben blieben, um im Tausendjährigen Reich die Untertanen zu sein. Es wird ausdrücklich gesagt, daß sich das ganze jüdische Volk im Feuer der Läuterung zu Jesus Christus bekehren wird. Sach. 2,10; 13,8—9. Würden diese bekehrten Juden zusammen mit der Gemeinde entrückt, so bliebe keiner von ihnen auf Erden zurück, um die ihnen in den Weissagungen verheissene Rolle zu spielen. (S. weiter unten den Bericht über Israel!) 18. Eine Bestätigung dafür, daß der Weggang der Gemeinde den Auftakt zur großen Trübsal gibt, finden wir schließlich im folgenden Gedanken: Paulus nennt die Gläubigen die Botschafter Gottes in dieser Welt, welche die Sünder ermahnen: Lasset euch versöhnen mit Gott! 2. Kor. 5,20. Werden nun Botschafter, die den Frieden anbieten, schamlos abgewiesen und beschimpft, so ruft sie ihre Regierung zurück, und die Folge ist der Krieg. So wird auch einmal die Abberufung der Botschafter Gottes das furchtbare Gericht auslösen, das Seine Sache zum Endsieg führen wird. So scheint nach all den angeführten Bibelstellen die Entrückung der Gemeinde der großen Trübsal vorauszugehen. Doch wollen wir in diesem Punkt ganz nüchtern bleiben und es bei dem allgemeinen Eindruck belassen. Gott hat es nicht für gut befunden, uns über den Zeitpunkt der Entrückung Bestimmteres zu sagen, und das wahrscheinlich, weil Er nicht will, daß wir in der sicheren Beruhigung einschlafen, allen Endgerichten zu entrinnen. Gewiß will Er uns durch die Verheißung einer sicheren Erlösung ermutigen, der Zukunft froh entgegenzusehen. Aber ebenso mahnt Er uns, daß das Gericht am Hause Gottes beginnt, und daß es ein furchtbares sein kann. Solche, die in den letzten Jahren durch Krieg, Hunger und Verfolgung unaussprechlich gelitten haben, mögen sich manchmal gefragt haben, ob die große Trübsal schlimmer sein könnte. Laßt uns darum wachen und beten, daß der Herr die Zeit unserer Läuterung abkürze und die Stunde unserer seligen Vereinigung mit Ihm beschleunige! d) Welche Argumente liegen der Auffassung zugrunde, daß die Gemeinde nach der großen Trübsal entrückt wirdf Manche Gläubige, welche die Schrift sehr ernst nehmen, können in den Prophezeiungen keine Pause finden zwischen der Entrük-kung der Gläubigen und dem Kommen Christi mit ihnen zum Weltgericht. Sie berufen sich auf folgende Gründe: 1. Viele Stellen im NT lassen anscheinend bei der Wiederkunft Christi ohne zeitliche Unterscheidung die Belohnung der Gerechten und das Strafgericht über die Ungerechten zusammenfallen. So wird bei Matt. 13,30.41—43 das Unkraut ins Feuer geworfen und gleichzeitig der Weizen in die Scheunen gesammelt; nach Matt. 24,22.29—31 werden die Auserwählten sogar erst nach der Drangsal und Trübsal gesammelt. Paulus sagt, daß Gott auf den Tag Seines gerechten Gerichts den einen das ewige Leben, den anderen den Zorn vorbehält. Röm. 2,5—9. Christus wird vom Himmel kommen und den Gläubigen die Ruhe, den Ungläubigen das ewige Verderben geben. 2. Thess. 1,6—10. Darauf können wir antworten, daß diese Darstellungsweise sdion im AT geläufig war. Immer wieder werden in denselben Texten das erste und das zweite Kommen Jesu Christi nebeneinandergestellt (z. B. Jes. 9,5—6; 61,1—2; Sach. 9,9—10; Mal. 3,1—2 usw.). Und doch sollten mindestens neunzehn Jahrhunderte zwischen diesen beiden Ereignissen liegen. Das wurde erst durch die Erfüllung des ersten Teils dieser Weissagungen offenbar. Wieviel mehr könnten die Erlösung der Gemeinde und das Endgericht über die Völker in gewissen Stellen des NT nebeneinander stehen, wenn sie tatsächlich nur durch die dreieinhalb Jahre der Trübsal getrennt sein sollen. Wir haben schon einmal das Bild gebraucht: in der Ferne scheinen sich zwei Gipfel einer Bergkette zu berühren, in der Nähe aber sehen wir das tiefe Tal dazwischen. Besonders die Argumente des letzten Sehers der Schrift (d. h. des Johannes, dem die Endoffenbarungen gegeben wurden) haben uns persönlich zu der Anschauung geführt, daß die Entrük-kung der Trübsal vorausgeht. 2. Nach 2. Thess. 2,1—8 scheint Paulus zu sagen, daß das Kommen des Herrn und unsere Vereinigung mit Ihm nicht vor dem Auftreten und der Vernichtung des Antichristen statt- finden werden. In seinem Buch „Die Braut des Lammes* erklärt Stockmayer die Stelle folgendermaßen: „Warum beunruhigten sich denn die Thessalonicher, indem sie glaubten, der Tag (des Herrn) sei schon gekommen? Eben weil sie dachten, wenn der Tag des Herrn gekommen wäre, hätte die Herauswahl und die Entrückung stattgefunden, und sie wären zurückgelassen worden. Wenn die Gemeinde die ganze Trübsal erleiden müßte, dann hätte des Apostels Trost für die Thessalonicher etwa so viel bedeutet: Beruhigt euch, Christus wird in absehbarer Zeit nicht kommen, solange der Antichrist nicht erschienen ist. — Nun dachte aber der Apostel nicht im mindesten daran, einen Trost dieser Art zu bieten und zu behaupten, die Erscheinung Christi sei nicht nahe. Er wollte durchaus nicht den Thessalonichern sagen, daß viele unter ihnen vor der Wiederkunft sterben würden. Aber er tröstete sie, indem er sagt: Der Antichrist ist noch nicht aufgetreten, und der Tag des Herrn ist noch nicht da, wie ihr meinet. Darum hat auch die Entrückung noch nicht stattgefunden, wie ihr befürchtet, und ihr seid nicht zurückgelassen worden. . . Die beiden Briefe an die Thessalonicher wurden im gleichen Jahre geschrieben. Im ersten tröstet sie Paulus mit der Erwartung der Wiederkunft. Widerspricht er sich im zweiten, wenn er schreibt: Erwartet jetzt Jesus nicht, ihr müßt erst die antichristliche Zeit durchleben; wir erwarten nicht das Kommen des Herrn, sondern des Antichristen . . . ? Gewiß hat der Apostel das nie sagen wollen.“ (S. Vers 3 u. 4) Zu eben dieser Stelle von 2. Thess. 2,1—8 fügen wir noch bei, daß wir noch bei keinem, der das Auftreten des Antichristen vor die Entrückung stellt, eine befriedigende Erklärung für den berühmten siebten Vers gefunden haben. Wenn das (im gr. Text „der“), was den Antichristen aufhält, nicht der Leib Christi ist, der Tempel des Heiligen Geistes, wer ist es dann? Ganz ohne Zweifel spricht hier Paulus von dem letzten Antichristen, dessen Laufbahn durch die glorreiche Erscheinung Christi ein Ende gesetzt wird. Wer könnte dann „der“ sein, dessen Verschwinden den Anfang dieser verhängnisvollen Laufbahn einleitet? Für unseren Teil finden wir in der vorausgehenden Entrückung der Gemeinde die einzige triftige Antwort auf diese Frage. Manche dachten, mit diesem merkwürdigen Hindernis für den Antichristen sei die römische Weltordnung oder das römische Reich gemeint, wie es in den ersten drei Jahrhunderten der Gemeinde bestand. Aber es ist klar, daß der Untergang der römischen Weltordnung unter den Vorstößen der Barbaren durchaus nicht die dreieinhalb Jahre der Endzeit einleitete. 3. Da die Offenbarung vor allem das dramatische Ende der Geschichte behandelt (hauptsächlich von Kap. 4 oder 6 an), würde sie — so sagt man — die Gemeinde nicht mehr interessieren, wenn diese vor all dem Geschehen entrückt würde. Nun sei aber die Offenbarung für die Gemeinde geschrieben und könne nicht lediglich eine Zeit angehen, da jene nimmer auf Erden weile. Das wäre für die zur Zeit des Apostels Johannes verfolgte Gemeinde ein armseliger Trost gewesen, hätte man ihr ein Buch gegeben, das nur für die Heiligen in der letzten, noch Jahrhunderte entfernten Trübsal gültig wäre. Auf dieses Argument gibt es folgende Antwort: Auch wir glauben, daß das letzte Buch der Bibel für die Christen aller Zeit geschrieben wurde. Wie wir schon am Anfang dieses Buches sagten, erfüllt sich die Weissagung oft in einem gewissen Zyklus, d. h. mehrere Teilerfüllungen können sehr wohl zu verschiedenen Zeiten aufeinanderfolgen, und doch in immer stärkerem Rhythmus. In allen stürmischen Zeiten haben die Gläubigen wunderbaren Trost und heilsame Warnungen aus der Offenbarung geschöpft. Das hindert aber die Gläubigen der Endzeit nicht, ob vor, ob nach der Entrückung, noch mehr Kraft und Licht darin zu finden als alle früheren Geschlechter. 4. Auf Grund einer Unterscheidung der drei griechischen Ausdrücke für das Kommen des Herrn darf man nicht den Zeitpunkt der Entrückung bestimmen wollen: Parusie-Epiphanie-Apokalypse. Welchen feinen, ihm eigenen Sinn hat jeder dieser Ausdrücke! a) P a r u s i e bedeutet Ankunft, persönliche Gegenwart (meist mit .Wiederkunft* oder .Zukunft“ übersetzt). 1. Kor. 15,23: die Auferstehung, .wenn Er kommen wird“. 1. Thess. 5,23: unsträflich auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi. Jak. 5,7: geduldig auf die Zukunft des Herrn. Phil. 2,12: Paulus sagt: ... .nicht allein in meiner Gegenwart (Parusie) .. schaffet, daß ihr selig werdet“. b) Epiphanie bedeutet Erscheinung, ausbrechender Glanz, Herrlichkeit. 1. Tim. 6,14: untadelig bis auf die Erscheinung unseres Herrn Jesu Christi. 2. Tim. 4,8: die Seine Erscheinung liebhaben. Tit. 2,13: die Erscheinung der Herrlichkeit ... unseres Heilandes Jesu Christi. 2. Thess. 2,8: der Boshafte ... welchen der Herr umbringen wird .. . durch die Erscheinung (Epiphanie) Seiner Zukunft (Parusie). c) Apokalypse bedeutet Offenbarung, Entschleierung unseres Herrn. 1. Kor. 1,7: ihr wartet auf die Offenbarung unseres Herrn. 2. Thess. 1,7: Ruhe, wenn der Herr Jesus wird offenbart werden (wörtlich, „bei Seiner Apokalypse“). Aus diesem Verzeichnis geht hervor, daß diese drei Ausdrücke drei verschiedene Seiten derselben Begebenheit beleuchten: die persönliche und herrliche Wiederkunft Christi. Aber sie allein gestatten keine Unterscheidung der Zeit nach. Man hat zuweilen den Ausdruck „Parusie“ nur auf das Kommen Jesu zur Entrückung der Seinen beschränken wollen, und „Epiphanie“ auf Sein Herabkommen auf den ölberg zur Vernichtung des Antichristen. Aber die oben angeführten Stellen und vor allem 2. Thess. 2,8 zeigen, daß diese Unterscheidung nicht im Text liegt. Wir stützen aber unsere Auffassung auch durchaus nicht auf ein solches Argument. 5. Paulus sagt den Thessalonichern: „Wir werden zugleich mit ihnen hingerückt ... dem Herrn entgegen in der Luft.“ 1. Thess. 4,17. Das hier gebrauchte Wort scheint sagen zu wollen: jemandem entgegengehen, um mit ihm zurückzukehren. Derselbe Ausdruck wird bei den Jungfrauen angewandt, die dem Bräutigam entgegengehen (Matt. 25,6), und bei den Brüdern, die Paulus aus Rom entgegengehen, um mit ihm dahin zurückzukehren. Apg. 28,15. Dieser Ausdruck schließt in sich — so sagt man —, daß Abholer und Abgeholter gemeinsam zu einem Ort nahe beim Treffpunkt zurückkehren. Das mag sein! Aber ebenso gewiß ist, daß die Trübsal für den Gott der Ewigkeit von sehr kurzer Dauer ist, und daß die Gemeinde tatsächlich mit Jesus auf die Erde zurückkommt, wo Er erwartet wird. 6. Man findet es der wahren Streiter Christi unwürdig, immer zu berechnen, wie sie dem Leiden für ihren Meister entgehen könnten. Die ersten Jünger dagegen freuten sich, „daß sie würdig gewesen waren, um Seines Namens willen Schmach zu leiden.“ Ap. 5,41. Paulus sagte zu den Philippern: „Euch ist gegeben, um Christi willen zu tun, daß ihr nicht allein an Ihn glaubet, sondern auch um Seinetwillen leidet.“ 1,29. Warum, fragt man, sollte denn Gott die Gemeinde nicht die Trübsal erdulden lassen? Mußte sie doch im Lauf der Jahrhunderte schreckliche Verfolgungen von seiten der Juden erleiden, des heidnischen und des päpstlichen Rom und von allen modernen Verfolgern, — Gott hat es ihr nicht erspart. Zieht man übrigens vor der Schlacht die besten Truppen aus dem Feld? Sollte der Gemeinde die Ehre genommen werden, in diesem allerwichtigsten Augenblick dem Herrn ihre Ergebenheit zu beweisen? Die Helden der Offenbarung haben „ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod“. 12,11. Sollten die Christen heute weniger Mut haben und es nicht als ihr Vorrecht fordern, an der größten aller Schlachten teilzunehmen, wo die treuen Kämpfer am nötigsten und der Sieg am herrlichsten sein wird? Der Gemeinde Herrschaft und Herrlichkeit versprechen ohne Kreuz, hieße von einem offenbar fleischlichen Sinne zeugen. (Nach R. Cameron.) Es ist etwas sehr Richtiges an dieser stürmischen Anklage! Man hat die Lehre von der Entrückung zu oft mißbraucht, um die Christen glauben zu machen, sie hätten keine Leiden zu befürchten, sie könnten ruhig auf beiden Ohren weiterschlafen, und trotz ihrer kläglichen geistlichen Verfassung würde sie der Herr mit Freuden zu Sich nehmen. — Die Feigheit und das Schmachvolle an einer solchen Haltung sind nicht zu verkennen. Aber lassen wir die Schrift reden, so sehen wir sofort, daß Gericht und Leiden am Hause Gottes anfangen sollen. l.Pet. 4,17. So werden nach unserer Meinung die Gläubigen reichlich Gelegenheit haben, dem Herrn vor der Entrückung ihre unbedingte Treue zu beweisen. Übrigens bleiben, trotz der oben genannten Beweisführung, die Schriftstellen bestehen, nach denen die Gemeinde die Herrschaft des Antichristen nicht sehen wird. Es ist auch verständlich, daß der Herr, wenn Seine Geduld ein Ende hat, die rebellische Menschheit auf kurze Zeit den Händen des Feindes überläßt und vor dieser furchtbaren Prüfung die Glieder Seines Leibes von der Erde wegnimmt. Die vom Antichrist verfolgten Heiligen wären dann (wie gesagt) die nach der Entrückung bekehrten Juden und Heiden. (Dan. 7,25; Offb. 6,9; 7,3—4.13—14; 13,7; 20,4 usw.) 7. Um objektiv zu sein, haben wir uns bemüht, die Argumenten-reihen vorzuführen, die man in dieser strittigen Frage geltend machen kann. Zum Schluß möchten wir aber nochmals sagen: Hüten wir uns, zu bestimmt über einen Punkt zu urteilen, den erst die Zukunft ganz aufklären wird. Wir wollen suchen, mit dem uns geschenkten Licht zu einer festen Überzeugung zu kommen, aber nicht gegen solche polemisieren, deren Ansicht ein wenig von der unseren abweicht. Wir wollen mit Paulus sagen: „Lasset uns also gesinnt sein, und solltet ihr sonst etwas halten, das laßt euch Gott offenbaren. Doch sofern, daß wir nach derselben Regel, darein wir gekommen sind, wandeln und gleich gesinnt seien!“ Phil. 3,15—16. Das Allerwichtigste ist, daß wir zur Entrückung bereit sind, mag sie etwas früher oder später stattfinden. V. Wer wird genommen, und wer wird zurückgelassen werden? Eines ist sicher: Nicht alle Toten und Lebenden werden an der Entrückung teilhaben. Unermüdlich wird dieser Gedanke in den uns nun vertrauten Stellen wiederholt: „In derselben Nacht werden zwei auf einem Bette liegen; einer wird angenommen, der andere wird verlassen werden“ usw. Luk. 17,34 ff. Welche Bedingungen müssen wir erfüllen, um vom Herrn angenommen zu werden? Wir müssen: 1. „I n Christo“ sein, d. h. durch den Glauben das Heil und das Leben aus Christus empfangen haben. (S. 1. Thess. 4,13.16—17!) Wie ein Magnet nur Eisenteilchen an sich zieht und alles andere läßt, so wird Christus alle, welche die göttliche Natur empfangen haben, zu sich ziehen. An ihnen allein wird das Wort wahr: „Ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, offenbar wird, werdet ihr auch offenbar werden mit Ihm in der Herrlichkeit.“ Kol. 3,3—4. 2. Den Heiligen Geist empfangen haben und Sein Licht leuchten lassen. Im Gleichnis von den zehn Jungfrauen gehen nur die mit dem Bräutigam in den Hochzeitssaal ein, die bereit sind, während die anderen fünf die Pforte verschlossen finden. Durchgängig gilt in der Schrift das öl als Symbol für den Heiligen Geist. Alle, die an Jesum glauben, empfangen Seinen Geist als öl in ihre Lampen. Joh. 7,39. „Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein.“ Röm. 8,9. Es ist aber möglich, eine Lampe ohne öl zu haben, d. h. einen Schein von Frömmigkeit und Glauben zu haben, aber ohne das wirkliche Wesen: „Du hast den Namen, daß du lebst, und bist tot.“ Offb. 3,1. So ist's bei religiösen Menschen, die sich sogar religiös betätigen und nach außen fromm sind, aber ohne die Wiedergeburt erlebt zu haben. Gehören wir noch zu diesen? Bedenken wir es wohl! Wenn Christus kommt, ist es zu spät, auf die Suche nach öl zu gehen. Es genügt aber noch nicht, öl bei sich zu haben. Auch die klugen Jungfrauen waren eingeschlafen und mußten erst auf-wachen und ihre Lampen schmücken, um nicht ausgeschlossen zu werden. Viele sog. bekehrte Christen schlafen heute, man kann sogar sagen, daß die ganze Kirche schläft. Und doch rufen es uns die Weissagungen und Ereignisse laut zu: Es ist Zeit, vom Schlaf aufzustehen! Allen, die wirklich den Heiligen Geist empfangen haben, wird es am Herzen liegen, ihre Trägheit abzuschütteln, sich zu heiligen und das göttliche Licht hell leuchten zu lassen. Hätte eine der klugen Jungfrauen in dem beruhigenden Gefühl, öl im Vorrat zu haben, ein wenig weiterschlafen und später mit den törichten Jungfrauen eingehen wollen, so wäre sie mit ihnen verstoßen worden. Wenn sogenannte Christen in ihrer Lauheit verharren und dem Heiligen Geist wehren, sie auf die Entrückung vorzubereiten, beweisen sie damit ihren Mangel an Aufrichtigkeit und werden einfach zum Gericht auf Erden zurückgelassen werden. 3. Treu im Dienst sein. Wir sind alle Knechte, denen der Herr je nach unserem Vermögen Gaben anvertraut hat. Bei Seiner Rückkehr wird Er zu denen, die sie verwertet haben, sagen: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, Ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!“ Matt. 25,21. Demnach werden nur solche an der Entrückung teilhaben, deren Werke den Herrn auf der Erde verherrlicht haben. 4. Zu den Überwindern gehören. In den Briefen an die sieben Gemeinden in der Offenbarung behält der Herr das ewige Leben, das Paradies, die Herrschaft dem, „der überwindet“, vor. Gerettet werden nur die, welche bis zum Ende den guten Kampf des Glaubens gekämpft haben (1. Tim. 6,12), die den „Widersacher überwunden haben durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses.“ (Offb. 12,11) „Wer beharret bis ans Ende, der wird selig.“ Matt. 24,13. Es ist wahr, diese Texte nennen die Er.trüdcung nicht ausdrücklich. Aber sicher ist, daß der Herr die feig Unterlegenen aus Seinem Munde ausspeien und zum Gericht auf der Erde lassen wird. Gott gibt uns „den Sieg durch unseren Herrn Jesus Christus.“ 1. Kor. 15,57. „Wir überwinden weit um Deswillen, der uns geliebt hat.“ Röm. 8,37. „Aber Gott sei bedankt, der uns allezeit Sieg gibt in Christo!* 2. Kor. 2,14. Er will also nicht, daß die Gläubigen sich überwinden lassen. Er bietet uns Seinen Sieg an, den wir einfach im Glauben ergreifen dürfen. „Seine Gebote sind nicht schwer; denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt, und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ 1. Joh. 5,3—4. In Bezug auf die Entrückung hat man zwei Kategorien bei den wahrhaft Gläubigen feststellen wollen: die „Überwinder“, die allein bei der Wiederkunft Christi entrückt würden, und die Gotteskinder zweiten Ranges, die, zurückgelassen, erst in der großen Trübsal aus ihrem geistlichen Schlaf erwachen würden. Es ist leider nur allzu wahr, daß es auch fleischlich gesinnte Gläubige gibt .. 1. Kor. 2,15; 3,1; Gal. 6,1. Aber wir glauben, daß alle, bei denen die Wiedergeburt echt und der Glaube aufrichtig ist, zur Besinnung kommen. Sie werden die Warnungen des Paulus zu Herzen nehmen: „Wo ihr nach dem Fleische lebet, so werdet ihr sterben müssen.“ Rom. 8. 13. „Die solches tun, (die Werke des Fleisches), werden das Reich Gottes nicht erben.“ Gal. 5,21. „Jaget nach dem Frieden gegen jedermann und der Heiligung, ohne welche wird niemand den Herrn sehen.“ Hebr. 12,14. Diese Christen werden sich vom Herrn züchtigen lassen (Er übernimmt dies), um nicht mit der Welt verdammt zu werden. 1. Kor. 11,32; Hebr. 12,6.10. Darum konnte Paulus den Korinthern sagen: „Welcher auch wird euch fest erhalten bis ans Ende, daß ihr unsträflich seid auf den Tag unseres Herrn Jesu Christi. Denn Gott ist treu, durch welchen ihr berufen seid zur Gemeinschaft Seines Sohnes Jesu Christi, unseres Herrn.“ 1. Kor. 1, 8—9. Und derselbe Apostel schreibt den Philippern: „Ich bin in guter Zuversicht, daß, der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi.“ 1,6 Wenn sich also ein fleischlich Gesinnter der Heiligung entzieht und den vom Heiligen Geist angebotenen Sieg ablehnt, beweist er damit, daß er unaufrichtig und in Wirklichkeit nicht wiedergeboren ist. Wir glauben also, daß Jesus Christus bei Seiner Wiederkehr alle Seine wahren Kinder, alle Glieder Seines Leibes, zu Sich holen wird. Die Kirche Christi ist eine Einheit, und Sein Leib bildet ein Ganzes. Und es ist nicht denkbar, daß ein Teil Seiner Glieder noch auf Erden schmachten sollte, während im Himmel die Hochzeit des Lammes gefeiert wird. Sollen alle Gläubigen an der großen Begegnung teilnehmen, so muß sie der Herr von allem Bösen lösen. Dazu läßt Er das Gericht am Hause Gottes anfangen und wird uns vielleicht hart schlagen. 1. Petr. 4,17. Will uns die rechte Hand zur Sünde verleiten, so müssen wir bereit sein, sie abzuhauen. Matt. 5,30. Aber alle, die den Herrn wahrhaft lieben, wird Er zu Überwindern machen. Er wird keines von denen verlieren, die Ihm der Vater gegeben hat. Die Zurückbleibenden werden die falschen Gläubigen sein, die Heuchler und Oberflächlichen, die bei aller äußeren Religiosität nie wiedergeboren waren. Meinen wir es aufrichtig, dürfen wir uns ohne Furcht freuen. Vertrauen wir dem Herrn: Seine Treue wird unsere Zubereitung auf Sein Kommen zu Ende führen. Aber vergessen wir nicht, in allem auch unser Teil zu tun: Wachen, beten, uns heiligen, in der Kraft des Geistes wirken! „Darum, liebe Brüder, tut desto mehr Fleiß, eure Berufung und Erwählung festzumachen; denn wo ihr solches tut, werdet ihr nicht straucheln. Und also wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen Reich unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi.“ 2. Petr. 1,10—11. Und da sich die Entrückung von einem Augenblick zum anderen ereignen kann, laßt uns in der ständigen Erwartung des Herrn leben und uns jeden Tag sagen: „Wird es vielleicht heute sein?“ Dieser Gedanke wird uns keineswegs in ungesunde Schwärmerei treiben, sondern uns wachsam und nüchtern erhalten. „Und nun, Kindlein, bleibet bei Ihm, auf daß, wenn Er offenbart wird, wir Freudigkeit haben und nicht zuschanden werden vor Ihm in Seiner Zukunft!“ 1. Joh. 2,28. FÜNFTER TEIL Die Welt und die Wiederkunft Jesu Christi 1. Kapitel Die Völker und die Endzelt I. Die Entwicklung der Welt. Wir haben im zweiten Teil, Kap. 2, gesehen, wie der Mensch die Theokratie, die Gott zu seinem Heil im Garten Eden vorgesehen hatte, abgelehnt hat. Gleich nach dem Fall trennte sich die Menschheit in zwei klar geschiedene Linien: in die Nachkommenschaft des Weibes und die der Schlange. 1. Mose 3,15. Die Nachkommenschaft des Weibes sind Abel, Noah, Abraham, das wahre Israel, dann vor allem Christus, welcher der Schlange den Kopf zertreten hat, und schließlich die Gemeinde. Die Nachkommenschaft der Schlange sind Kain (der von dem Argen war, 1. Joh. 3,12) und nach ihm das Geschlecht der Sintflut, Babylon, Ägypten, Ninive, Rom, alle menschlichen Reiche und zuletzt der Antichrist. Gott hatte die Menschheit in einen wunderbaren Garten gesetzt. Aber um nach seinem Verbrechen eine Zuflucht zu finden, baute Kain eine Stadt. 1. Mose 4. 17. Seine Nachkommen entwickelten rasch eine blühende Kultur (V. 20—24), von der man erstaunliche Reste gefunden hat. Sie war aber so verderbt, daß sie Gott in der Sintflut vernichten mußte. Bald danach gerieten auch die Nachkommen Noahs auf Abwege. Sie vermehrten sich und wurden stolz auf ihre Macht. Sie lehnten sich gegen den Befehl Gottes auf, sich über die Erde zu verbreiten, und machten sich an den Bau einer neuen Stadt, eines Turms, der Gott Trotz bieten sollte. Da zerstreute sie der Herr über die Erde hin und zerstörte die äußere Einheit der Rasse, indem Er ihre Sprache verwirrte. 1. Mose 11,4.7—8. Dies hatte zwei wichtige Folgen: 1. Von nun an stellt Gott die Völker beiseite. Er erweckt das Volk Israel, daß es dereinst der Welt das Heil bringe. Erst nach dem Kommen Jesu wendet sich Gott wieder den Völkern zu, um ihnen das Evangelium zu verkünden. (S. z. B. Apg. 13,45—47.) Zudem macht der Herr Israel zum ersten Volk der Erde. 5. Mose 26,19; 28,1. Wären die Juden treu geblieben, hätte der Herr durch sie Sein Reich hienieden aufgerichtet. Von Abraham bis zur Zerstörung Jerusalems und dem Verlust der jüdischen Unabhängigkeit stehen die Völker nicht mehr im Vordergrund der Weltbühne. 2. Beim Turmbau zu Babel verwirrt Gott, wie gesagt, die Sprachen der Menschen und bricht die Einheit der Rasse. Diese Einheit wiederzufinden, ist fortab der Traum aller Reiche und aller menschlichen Organisationen. Zu diesem Zweck tragen Eroberer ihren Siegeszug weiter, bilden Pazifisten den Völkerbund, erfinden Gelehrte das Esperanto, suchen Religionen die „Ketzer“ durch Feuer und Schwert zu vertilgen, aber alles ist vergeblich. Die verlorene Einheit wird nur auf zwei Wegen wiederhergestellt: Die wahre Einheit wird auf der geistlichen Ebene von allen Gliedern am Leibe Christi durch Sein am Kreuz vergossenes Blut und die Kraft des Heiligen Geistes geschaffen. Eph. 2,13.18; 4,3. Die falsche Einheit, eine äußere, zwangsmäßige, wird einmal in der Geschichte durch den Antichristen und den falschen Propheten geschaffen und auf dem politischen wie auf dem religiösen Gebiet allen aufgezwungen werden. Offb. 13,7—8. Unterdessen gleiten, seit dem Turmbau zu Babel, die sich selbst überlassenen Völker immer weiter bergab. Sie sind stolz auf ihre Kultur, ihren Reichtum, ihre Macht. Aber sie entfernen sich immer weiter von Gott und versinken im Schlamm der Sünde. So wird das Böse immer mehr zunehmen. Die Kultur der Mechanik mag Fortschritte machen, die Wissenschaft neue Wunder entdecken, der Mensch immer gelehrter werden, aber die Bosheit, die Gottlosigkeit, die Unmoral werden unerhörte Ausmaße annehmen. Die dem Satan ausgelieferte Menschheit wird zeigen, wessen sie fähig ist. Das kündet der Apostel Paulus klar an, da er in den schon angeführten Stellen vom Endabfall redet. 2. Tim. 3,1—5; 4,3—4. Wir haben in den letzten Jahren einen augenfälligen Beweis für die Wahrheit dieser Prophezeiungen erlebt. Die Zukunft der Völker bietet also nichts Erfreuliches, denn sie wird so sein, wie es ihr verstocktes Herz haben will. Sie ist das logische Ergebnis vom Weg, den jene seit dem Fall verfolgt haben. Der Herr aber wird verherrlicht werden, wenn Er die Sünder bestraft und aus Seiner Macht Gerechtigkeit und Frieden auf Erden aufgerichtet hat. II. Die Zeit der Völker. Nach dem Turmbau zu Babel hatte Gott das auserwählte Israel zum ersten Volk der Erde gemacht. Er hatte in Jerusalem Wohnung genommen, und von da aus regierte Er die Welt. Aber das Volk Seiner Wahl verwarf die Gottesherrschaft und fiel unter der Führung seiner Könige immer mehr von Ihm ab. Darum entzog ihm Gott Seine Gegenwart, machte seiner Unabhängigkeit ein Ende und ließ im Jahre 586 v. Ch. den Tempel und die Stadt Jerusalem durch Nebukadnezar zerstören. Fortan gab Er den heidnischen Völkern die Leitung der Weltgeschäfte hin und ließ sie das von Ihm zuvor erwählte und beschützte Palästina mit Füßen treten. Die Zeit zwischen der ersten Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar und seiner Wiederherstellung zu Beginn des Millenniums nennt Jesus selbst „die Zeit der Völker“: „Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird.“ Luk. 21,24. Während dieser ganzen, langen Periode bleibt der Thron Davids unbesetzt. Sie geht zu Ende, wenn Jesus Christus, der Sohn Davids, Sein Reich endgültig aufrichtet. Als die Jünger Jesus fragten: „Herr, wirst Du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel?“ (Ap. 1,6.), fragten sie damit eigentlich, wann die Zeit der Heiden zu Ende wäre. Betrachten wir die Gesamtgeschichte der Völker, so können wir folgende Tafel aufstellen: 1. Der Anfang der Völker: von Kain bis zum Turmbau zu Babel. 1. Mose 4,11. Israel unterbricht die Geschichte der Völker. 2. Die Blütezeit der Völker: die vier Reiche des Daniel, von Babylon bis Rom, also etwa von 600 v. Ch. bis zur Wiederkunft des Herrn. Die Kirche Christi wird in die Zeit der Völker eingeschaltet. 3. Das Ende der Völker: die dreieinhalb Jahre der Herrschaft des Antichristen und das Gericht über Babylon, die große. Das Tausendjährige Reich setzt den Reichen der Völker ein Ende. (Nach Dr. G. Wasserzug: „Die Zukunft“.) Sobald Israel bekehrt und in seine einstige Stellung wiedereingesetzt ist, beginnt eine völlig neue Periode: die des messianischen Reichs, das tausend Jahre auf Erden dauern soll. Wir werden noch sehen, daß dann auch die aus den Völkern, welche die große Trübsal überstanden haben, verwandelt sein werden. Die ganze Erde wird der Herrschaft Christi unterworfen sein. Statt der Gewalt und der Ungerechtigkeit werden die wiedergeborenen Völker erleben, was Friede, Gerechtigkeit und wahres Glück ist. Darum sehnen wir mit unserm ganzen Sein das Ende der „Zeit der Völker“ herbei. 2. Kapitel’) Die vier Weltreiche Daniels Daniel, der von Nebukadnezar nach Babylon deportiert wurde, ist vornehmlich der Prophet der Völker. In der Gestalt des Bildes von Kap. 2 und der Tiere von Kap. 7 und 8 gibt er uns eine Schau der Weltgeschichte von seiner Zeit an bis zum Ende. Aus allen Reichen der Erde nennt er vier, die vom prophetischen Blickpunkt aus eine Hauptrolle spielen sollen. In dem Augenblick, da Gott die Unabhängigkeit Israels aufhob und die Weltregierung den Händen der Völker überließ, war es von höchstem Interesse, daß Er in großen Linien kundtue: 1) was die Völker unternehmen würden, 2) was aus Seinem Volk bis zur Aufrichtung des messianischen Reichs auf Erden werden sollte. Das Interesse an diesen Weissagungen ist nicht kleiner geworden, im Gegenteil, beziehen sie sich doch vor allem auf die Endzeit. Viele Reiche der Geschichte hat Daniel garnich: erwähnt. Die Prophetie beschäftigt sich nur mit solchen, die in enger Beziehung zu Israel und dessen Land stehen, solange die Juden darin sind. Das erste von Daniel genannte Reich ist Babylon (2,38), das vierte dauert bis zur Errichtung des Reiches Christi. 2,34.44. Allerdings übergeht Daniel die Ära der Gemeinde, weil das AT noch nicht davon spricht (in der Tat wird die Gemeinde erst von Christus und Seinen Aposteln als Geheimnis offenbart, Eph. 3,3—6.8—11), und weil die Juden während der Zeit fern von ihrem Land sind. Für die Dauer ihrer Zerstreuung über die Welt setzten die sie betreffenden Weissagungen gewissermaßen aus. Die vier Reiche Daniels umfassen also den Zeitraum von Nebukadnezar bis zur Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 und dann die Jahre *) *) Es wird schwer sein, dieses Kapitel zu verstehen, wenn uns die Weissagungen Daniels nidat gegenwärtig sind. Es empfiehlt skh daher, erst Dan. Kap. 2, 7 u. 8, zu lesen und dann an der Hand dieser Texte unseren Ausführungen zu folgen. unmittelbar vor der glorreichen Wiederkunft Jesu Christi, wenn die Juden wieder in Palästina sein werden. Eigentlich sind die Offenbarungen über die drei ersten Reiche bereits erfüllt. So interessiert uns vor allem das vierte, das bis zum Ende bestehen soll. Deshalb wollen wir es eingehender betrachten. A. Das erste Weltreich: Babylon. Die Beschreibung des ersten Reiches ist kurz und seine Identifizierung leicht. Der Kopf ist aus reinem Gold. Er stellt Nebukadnezar, den König der Könige, dar, dem Gott selbst die Macht gegeben hat. 2,32.37—38. Die vier Tiere in Kap. 7 stellen auch vier Könige oder Reiche dar, 7,2—7.23, dieselben wie die vier Teile des Bildes. Das erste Tier entspricht, wie das goldene Haupt, dem babylonischen Reich; es ist ein Löwe mit Adlersflügeln. 7,4. Babylon steht in Daniels Vision an erster Stelle, weil es die Zeit der Völker einleitete, indem es die Unabhängigkeit Palästinas aufhob, Jerusalem und den Tempel zerstörte und das Volk Israel in die Gefangenschaft wegführte. 1,1—2. B. Das zweite Weltreich: Die Meder und Perser. Von Daniel, wie aus der Weltgeschichte, hören wir, daß das Reich der Meder und Perser auf das babylonische folgte. 5,28—31. Die Meder und Perser werden von Daniel auf verschiedene Art dargestellt: durch Brust und Arme des Bildes, 2,32, durch den Bären 7,5, und durch den Widder. 8,3. I. Welches sind die Merkmale dieses Reichesf Brust und Arme bilden den zweiten Teil des Bildes. 2,32.39. Der eine der beiden Arme scheint die Meder, die Gründer des Reiches, der andere die Perser, die es vergrößerten, darzustellen. In Kap. 7,5 wird das zweite Tier mit einem Bären verglichen, dem Tier, das wohl schwerfällig, aber stark und zäh ist. „Es stand auf der einen Seite“ (es war nur auf einer Seite aufgerichtet, nach Menge), weist wohl erneut auf die ungleiche Rolle hin, welche Meder und Perser in dem Reiche spielten. In Kap. 8,3.5 tauchen zwei neue symbolische Tiere auf, ein Widder und ein Bock. Ihre Beschreibung ist so klar, daß man sie auf das zweite und dritte Reich in Kap. 2 und 7 beziehen muß. Der Text sagt ausdrücklich, daß der Widder das Reidk der Meder und Perser ist. 8,20. Und alle Einzelheiten dieses Kapitels scheinen es zu bestätigen, daß das zweite der vier prophetischen Weltreiche nur das der Meder und Perser sein kann. II. Welche Beziehungen hatte dieses Reich zu Israeli Es war Kores, der Mächtigste dieser Könige, der wahrscheinlich unter Daniels Einfluß als erster den gefangenen Juden den Befehl zur Rückkehr nach Palästina gab. 6,28 und Esra 1,1—3. Die späteren Könige, Darius Hystaspes und Artaxerxes Longimanus, ließen den Tempel und Jerusalem wieder aufbauen. Esra 6,14; Neh. 2,3—6. Unter der Herrschaft der Perser kehrten die Juden also in ihr Land zurück und führten ihren Gottesdienst wieder ein; aber die Unabhängigkeit erlangten sie nicht. C. Das dritte Weltreich: Griechenland. Nach der Geschichte haben Alexander und das von ihm gegründete Reich der Griechen dem medo-persischen Reich ein Ende gemacht. Genau das hat lang zuvor der Prophet Daniel mit dem Bauch des Bildes (2,32), dem geflügelten Parder (7,6) und dem Ziegenbock (8,5) vorausgezeigt. I. Welches sind die Merkmale des griechischen Reiches? Der Bauch und die ehernen Lenden machen den dritten Teil des Bildes aus. Daniel erklärt das wie folgt: „Es wird aufkommen das dritte Königreich, welches wird über alle Lande herrschen.“ 2,32.39. Seine Macht wird größer und seine Herrschaft ausgedehnter sein als die des zweiten Reichs. Wir werden das gleich feststellen. Das dritte Tier in Kapitel 7 war „gleich einem Parder, das hatte vier Flügel auf seinem Rücken; und dieses Tier hatte vier Köpfe, und ihm ward Gewalt gegeben.“ V. 6. Halten wir hiervon zwei Angaben fest: Die Schnelligkeit der Eroberungen des dritten Reiches, dargestellt durch den flinken Parder und die Vogelschwingen; dazu die Spaltung des Reichs in vier Teile: das Tier hat vier Flügel und vier Köpfe. Kap. 8,21 erklärt auch ausdrücklich, daß der Ziegenbock als Symbol für das Reich von Griechenland steht. Unter dem Ansturm des griechischen Reiches zerbrach das medo-persische buchstäblich, und nichts konnte den Vormarsch der Sieger mehr aufhalten. V. 5—7. II. Was prophezeit Daniel von Alexander, dem Begründer des Reichs? „Und der Bock hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen . . . Und der Ziegenbock ward sehr groß, und da er am stärksten geworden war, zerbrach das große Horn.“ V.5.8. „Das große Horn 8 Pa&e Die Wiederkunft 113 zwischen seinen Augen ist der erste König“ (d. h. Alexander;, sagt der Engel Gabriel. Nach dem letzten der gegen Griechenland kämpfenden Perserkönige, heißt es in Kap. 11, „wird ein mächtiger König aufstehen und mit großer Macht herrschen, und was er will, wird er ausrichten. Und wenn er aufs Höchste gekommen ist, wird sein Reich zerbrechen und sich in die vier Winde des Himmels zerteilen, nicht auf seine Nachkommen.“ V. 3—4. In buchstäblicher Erfüllung dieser Weissagungen hatte Alexander eine staunenerregende Laufbahn. Im Jahre 336 v. Ch. mit zwanzig Jahren auf den Thron von Mazedonien gelangt, machte er wirklich den Eindruck, als eile er über die ganze Erde, ohne sie zu berühren. 8, 5. Er zerschlug die Macht der Perser, eroberte Klein-Asien, Syrien, Tyrus und Sidon, Palästina, Ägypten, wo er Alexandria gründete, dann nahm er Mesopotamien, durchzog Persien und kam bis nach Indien. Dann, auf der Höhe seiner Macht, starb er plötzlich im Jahre 323, im Alter von 33 Jahren. Die Nachkommen, die er hinterließ, kamen tatsächlich nicht auf den Thron, sie starben eines gewaltsamen Todes. ///. Was erfahren wir über die Nachfolger Alexanders? Dreimal verkündet Daniel, daß Alexander vier Nachfolger haben würde: Der Parder hatte vier Köpfe. 7,6. Die vier Hörner, die sich erheben, das zerbrochene Horn des Bocks zu ersetzen, bedeuten vier geringere Königreiche, die aus diesem Volk entstehen werden. 8,8.22. „Sein Reich wird . . . sich zerteilen, nicht auf seine Nachkommen, auch nicht mit solcher Macht, wie seine gewesen ist; denn sein Reich wird ausgerottet und Fremden zuteil werden.“ 11,4. Wieder müssen wir staunen, wie sich diese Prophezeiungen erfüllt haben: Nachdem sie seine Nachkommen umgebracht hatten, teilten sich tatsächlich vier Generäle Alexanders in seine Eroberungen: Ptolemäus nahm Ägypten, Palästina und Arabien; Seleukos Syrien, Babylonien und Persien; Lysimachus Thrazien und einen Teil von Kleinasien; Kassander Griechenland und Mazedonien. Natürlich verlor das so zerstückelte Reich an Macht, und keiner der Nachfolger Alexanders kam ihm gleich. Die beiden rivalisierenden Dynastien der Ptolemäer in Ägypten und der Seleukiden in Syrien lagen mehr als anderthalb Jahrhunderte fast ununterbrochen im Krieg miteinander. Palästina, als Durchgangsland und oft als Schlachtfeld dieser beiden Mächte, hatte viel darunter zu leiden. 11,14.16.20 usw. IV. Warum mißt die Weissagung dem syrischen Köniv Antiochus Epi-phanes solche Bedeutung bei? Aus einem der vier Teile des griechischen Reiches wuchs „ein kleines Horn“, d. h. ein anfangs unbedeutender König. 8,9.23. Dieser König muß aus Syrien nördlich von Palästina sein (meist werden die Himmelsrichtungen von P. aus gesehen), da er gegen Mittag, gegen Morgen und gegen „das werte Land“ vorstößt. V. 9. Er ist unklug und arglistig und tritt am Schluß des griechischen Reiches auf, d. h. kurz vor dessen Eroberung durch Rom. V. 23. In der Geschichte heißt dieser König Antiochus IV. Epiphanes (175—164 v. Chr.). Unter so vielen Eroberern erscheint er völlig bedeutungslos. Aber aus zwei Gründen hebt ihn Daniel hervor: 1. Antiochus Epiphanes verfolgte Israel aufs Furchtbarste. — Nicht genug, daß er Palästina eroberte, er war auch der erste heidnische König, der den Gottesdienst der Juden ausmerzen und diese zum Götzendienst zwingen wollte. Er wagte sich sogar an Gott selbst heran, machte den Opfern im Tempel ein Ende und schändete diesen. Er suchte die Gesetzbücher zu vernichten, verbot die Beschneidung und marterte die Juden, die ihrem Gott treu bleiben wollten. Darauf bezieht sich Kap. 8,10—12. „Antiochus Epiphanes hatte den Plan gefaßt (der bei ihm zur fixen Idee wurde), in allen seinen Staaten (zu denen Palästina gehörte) den Kult des Olympischen Jupiter einzuführen; und da er sich selbst diesem Gott gleichsetzte, wollte er in Wirklichkeit sich selbst damit überall anbeten lassen. l.Mak. 1,1 lff; 2.Mak. 6. Er wollte alle anderen Kulte ausrotten und machte sich an dieses Unternehmen mit einem fast an Wahnsinn grenzenden Eifer, der ihm den Spottnamen „Epimanes“ (der Narr) statt Epiphanes (der Glorreiche) eintrug. So schaffte er auch den Jehovakult in Jerusalem ab und setzte dafür den Götzendienst ein. Das war umso schlimmer, als es in Israel schon eine griechische Partei gab, die zum Heidentum neigte. l.Mak. 4,7—15; Dan. 11,30—32. Darum mußte Israel nachdrücklich gewarnt werden.“ (Auberlen.) Das 11. Kapitel gibt uns weitere Einzelheiten über Antiochus Epiphanes. Da er nicht direkter Thronerbe war, riß er durch Intrigen die Macht an sich. V. 21. Erfolgreich kämpft er gegen „den König vom Mittag“, d. h. von Ägypten. V. 22—27. Beutebeladen zurückgekehrt, plündert er noch „den heiligen Bund“, d. h. die Juden und den Tempel. V. 28. Bei einem weiteren Kriegszug wird ihm durch die Schiffe von Kittim Halt geboten, d. h. von einer römischen Flotte, die ihn zwingt, Ägypten zu verlassen. (Kittim bedeutet die Insel Cypern und in weiterem Sinne die Inseln und Küsten des Mittelmeeres.) V. 30. Er läßt seine Wut an den Israeliten aus und bedient sich einiger Verräter unter ihnen, um sein teuflisches Werk zu vollführen. Er geht so weit, ein Mutterschwein auf dem Altar Gottes zu opfern, und richtet den Jupiterkult im Tempel ein. Daniel nennt dies „den Greuel der Verwüstung“. V. 31. Daraufhin erheben sich die Makkabäer und organisieren den Widerstand, ohne jedoch sofort entscheidende Siege zu erlangen. V. 32—35. (Es ist interessant, in den Apokryphen bei den Makkabäern die Berichte über die Ereignisse zu lesen, die Punkt für Punkt die Weissagungen Daniels erfüllten.) Vom Hochmutswahn fortgerissen, setzt sich Antiochus schließlich über Gott, V. 36—38, um nur die rohe Gewalt zu verehren. Da trifft ihn der göttliche Blitzstrahl, und er fällt. V. 45. 2. Antiochus ist ein Bild des Antichristen. — Durch seinen Kampf gegen Gott und die Gläubigen ist dieser kleine Syrerkönig ein Schattenbild vom letzten großen Feind des Glaubens. Die Stellen über Antiochus in Kap. 8 und 11 weisen ganz klar weit über ihn hinaus. Der Text selbst erklärt, daß ihr tieferer Sinn die Endzeit betrifft: „Merke auf“, sagt der Engel zu Daniel, „denn dies Gesicht gehört in die Zeit des Endes ... Siehe, ich will dir sagen, wie es gehen wird zur Zeit des letzten Zorns, denn das Ende hat seine bestimmte Zeit ... Aber du sollst dies Gesicht vom Abend und Morgen heimlich halten, denn es ist noch eine lange Zeit dahin.“ 8,17.19.26. „Das Ende ist noch auf eine andere Zeit bestimmt... Und der Verständigen werden etliche fallen, auf daß sie bewährt, rein und lauter werden, bis daß es ein Ende habe; denn es ist noch eine andere Zeit vorhanden ... Und am Ende wird sich der König gegen Mittag mit ihm stoßen ... Zur selben Zeit wird der große Fürst Michael, der für die Kinder deines Volkes steht, sich auf-machen. Denn es wird eine solche trübselige Zeit sein (die große Trübsal), wie sie nicht gewesen ist, seitdem Leute gewesen sind bis auf diese Zeit.“ 11,27.35.40; 12,1. Wir kommen auf den Inhalt der Kap. 8 und 11, der klar auf den Antichristen (das „kleine Horn“ des vierten Reichs, 7,7—8) geht, zurück, wenn wir diesen näher betrachten. Schlußfolgerung. Zunächst könnten diese genauen Einzelheiten der historischen Weissagungen abstoßend wirken. Und doch sind sie aus verschiedenen Gründen sehr wichtig. Sie sind einer der auffallendsten Beweise für die buchstäbliche Erfüllung der göttlichen Weissagungen und sind dadurch sogar eine Stärkung für unseren Glauben an die Heilige Schrift. Außerdem sind diese Stellen voller Lehren über die Hinfälligkeit irdischer Reiche und das Los, das ihrer wartet. Schließlich lenken sie unser inneres Auge auf die Endzeit, die den menschlichen Regierungen ein Ende setzen und Gottes Reich auf Erden bringen wird. D. Das vierte Weltreich: Rom. Das vierte Reich wird in Kap. 2 durch die Schenkel und die Füße des Bildes und in Kap. 7 durch das vierte Tier dargestellr. /. Welche Bedeutung hat dieses vierte Reich? Nach dem Raum, den dieses in Kap. 2 und 7 einnimmt, muß sie beträchtlich sein. Daniel widmet ihm mehr Verse als irgend einem der drei ersten Reiche. 2,33—35.40—43; 7,7—8.11.19—26. Die Rolle, zu der es berufen wird, bestätigt vollkommen das eben Gesagte. II. Warum hält man das römische Weltreich für dieses vierte Reich? In der Geschichte folgt Rom auf Griechenland. Nach Alexander und den vier Bruchteilen seines Reichs weist nur Rom die von Daniel angegebenen Merkmale der außergewöhnlichen Macht und weltweiten Herrschaft auf. 2,40. Ziemlich bald spaltete es sich in zwei Teile (die zwei Schenkel des Bildes, 2,33), in das ost- und weströmische Reich. Aus seinem Schoß soll der künftige Führer, der Antichrist, kommen (von dem wir später sprechen werden), 7,23—25, und das Volk eben dieses Fürsten wird nach Daniel Stadt und Tempel von Jerusalem bald nach dem Tod des Messias zerstören. 9,26. Also handelt es sich wohl um die Römer. Die Offenbarung bestätigt diese Angaben. Das vierte Tier von Daniel taucht wieder im letzten Buch der Bibel auf als Symbol für den Antichristen und sein Reich. Es trägt die vereinten Züge der drei ersten Tiere, des Löwen, des Bären und des Parders. Offb. 13,2; Dan. 7,4—6. Es hat zehn Hörner und sieben Köpfe, Offb. 13,1. Die sieben Köpfe sind die sieben Hügel, auf denen Rom liegt, die große Stadt, die die Welt beherrscht zur Zeit, da Johannes schreibt. 17,7. 9. 18. III. Welches ist das Hauptmerkmal des vierten Reichs? Es ist seine brutale Gewalt. „Seine Schenkel waren Eisen, seine Füße waren eines Teils Eisen und eines Teils Ton.* Dan. 2,33. „Und das vierte wird hart sein wie Eisen, denn gleichwie Eisen alles zermalmt und zerschlägt, ja, wie Eisen alles zerbricht, also wird es auch diese alle zermalmen und zerbrechen.“ V. 40. „Und siehe, das vierte Tier war greulich und schrecklich und sehr stark und hatte große, eiserne Zähne (fast wie eine Kriegsmaschine), fraß um sich und zermalmte, und das Übrige zertrat’s mit seinen Füßen; es war auch viel anders denn die vorigen . . .“ 7,7. Dieselbe Beschreibung wird in V. 19 wiederholt, und die Daniel gegebene Erklärung beginnt mit den Worten: „Das vierte Tier wird das vierte Reich auf Erden sein, welches wird gar anders sein denn alle Reiche; es wird alle Lande fressen, zertreten und zermalmen.“ V. 23. In der Tat dehnte Rom seine Vorherrschaft nicht nur wie seine Vorgänger auf den Osten, sondern auf alle Länder des Mittelmeerbeckens aus und sogar auf England, die Niederlande, Deutschland bis zur Elbe, den Balkan bis zur Donau und auf die Küsten des Schwarzen Meeres. IV. Was bedeutet die Mischung des Tons mit dem Eisen? Die Erklärung steht in Kap. 2 in den Versen 41—43. „Daß du aber gesehen hast die Füße eines Teils Ton und eines Teils Eisen: das wird ein zerteiltes Königreich sein ... Es wird zum Teil ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein. Und daß du gesehen hast Eisen mit Ton vermengt: werden sie sich wohl nach Menschengeblüt untereinander mengen, aber sie werden doch nicht aneinander halten, gleichwie sich Eisen mit Ton nicht mengen läßt.“ Also ist das römische Reich zu Anfang mächtiger als nach der Teilung. Viele Ausleger haben im Eisen das diktatorische und im Ton das anarchistische Prinzip gesehen, die manchmal in einem Staat nebeneinander hergehen. Sicher ist, daß wir heute oft diese Mischung von Eisen und Ton finden, d. h. unter dem äußeren Schein höchster Macht die Ursache von Schwäche, ja, sogar von Zerfall. V. Wie ist es zu verstehen, daß das römische Reich verschwunden ist und doch nach Daniel zur Zeit der Wiederkunft Christi da sein soll? Bei dem Bild werden die Füße aus Eisen und Ton zermalmt von dem Stein „ohne Hände vom Berge herabgerissen“, dem Symbol für das Reich Gottes, das sich mit Macht auf Erden durchsetzt. 2,34—35. 44—45. Wir wissen, daß Christus unter dem vierten Reich erschien, und daß das Christentum über das alte Rom triumphiert und sich über die ganze Welt ausgebreitet hat. Aber es hat bei weitem nicht alle Menschen bekehrt und Gerechtigkeit und Frieden aufgerichtet. Es wird wohl nach Daniel erst die Wiederkunft Christi dem römischen Reich ein Ende machen. Wir sehen übrigens in Kap. 7, daß das vierte Reich und sein anmaßender Fürst noch zur Zeit des Gerichts bestehen werden, das die Wiederkunft des Menschensohns begleitet. V. 7—8.11. 13—14. Zweierlei muß also geklärt werden: Das längere Verschwinden des römischen Reichs, von dem man nie mehr spricht, und sein Wiederauftauchen in neuer Gestalt am Zeitenende, während Daniel gar keine Lücke in dessen Bestand andeutet. Denken wir an das bereits Gesagte! Die Geschichte der Völker interessiert die Propheten nur von ihrer Be- Ziehung zum Volke Gottes aus. Sobald Israel nicht mehr in Palästina ist (d. h. von 70 n.Chr. ab), gibt sich Daniel nicht mehr mit dem Schicksal des römischen Reiches ab. Eine Tatsache genügt ihm: Wenn Israel nach der langen Einschaltung der Gemeinde am Zeitenende nach Palästina zurückkehrt, ist das römische Reich wieder da und zwar in neuer Gestalt. Darüber gibt uns die Offenbarung am meisten Aufschluß. Sie sagt von dem Tier mit den zehn Hörnern und den sieben Köpfen (dem Symbol zugleich für den Antichristen und sein Reich, s. oben!): „Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen, und ist nicht, und wird wiederkommen aus dem Abgrund und wird fahren in die Verdammnis, und es werden sich verwundern, die auf Erden wohnen . . . wenn sie sehen das Tier, daß es gewesen ist, und nicht ist, und da sein wird. Und ich sah seiner Häupter eines, als wäre es tödlich wund; und seine tödliche Wunde ward heil.“ 17,8; 13,3. Was vom römischen Reich verschwunden ist, ist der Kopf, d. h. die einheitliche Regierung. Die Länder, die es umfaßte, lebten getrennt weiter. Der Augenblick scheint nun nahe, da sich ein Haupt erheben und sie zu einer Lebensgemeinschaft sammeln wird. Es ist übrigens eine Tatsache, daß Rom in unserer Kultur in erstaunlicher Weise fortlebt. Von ihm hat unsere moderne Welt die lateinische Sprache in Justiz, Medizin und Wissenschaft; das römische Recht und dessen Bedeutung als Grundlage unserer Gesetzgebung; den römischen Begriff vom Staat, die Disziplin, die totale Unterwerfung des einzelnen unter die Gesamtheit; die Vergötterung des „ewigen Staats“ und seines Führers; die Organisation der römischen Kirche, ihre Riten und ihren Gebrauch der lateinischen Sprache; alles, was militärische Organisation und Sprache betrifft, wie die römischen Benennungen Kapitän, Major, General, Bataillon, Regiment, Armee, Infanterie, Artillerie, Kavallerie usw. (nach E. Sauer). Der Titel „Römischer Kaiser“ wurde bis 1806 vom Kaiser von Deutschland geführt. — Und das Wiedererstehen Roms hat mehr als einmal in den Köpfen gewisser Diktatoren gespukt. Napoleon hatte seine Adler, seine Legionen, seinen „König von Rom“; Mussolini seine Rutenbündel, seinen Kult vom Reich und vom „ewigen Rom“, sein „mare nostrum“. Das waren nur Stufen zu einer weit bedeutenderen Erfüllung der Weissagungen. VI. Was bedeuten die zehn Zehen des Bildes und die zehn Hörner des vierten Tieres? Das römische Reich, das sich zunächst in zwei Teile spaltete, wird zuletzt in zehn geteilt. Dan. 2,42. „Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige, so aus diesem Reich entstehen werden. Nach ihnen aber wird ein anderer aufkommen (der Antichrist), der wird gar anders sein denn die vorigen und wird drei Könige demütigen.“ 7,24. Die Offenbarung ergänzt: „Die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die das Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie eine Zeit Macht empfangen mit dem Tier . . . Die haben eine Meinung und werden ihre Kraft und Macht geben dem Tier.“ 17,12. 13. Nach der Weissagung werden also offenbar zehn Diktatoren (17,12) auf dem Gebiet des alten römischen Reichs auftreten, die sich in engem Bund um das große zukünftige Haupt, den Antichristen, gruppieren werden. In dieser Form, nicht in seiner früheren, wird das römische Reich Wiedererstehen. So wie die Dinge heute liegen, könnte sich das sehr rasch ereignen. Beachten wir noch, daß die Zeit der „zehn Zehen und der zehn Hörner“ offenbar die Endzeit ist. Läge der Anfang der Zehen schon 1500 Jahre zurück, so wäre das ein ganz ungleiches Verhältnis zu den übrigen Teilen des Bildes. (Manche haben sich nämlich gefragt, ob die zehn Zehen nicht zehn Barbarenkönige wären, die sich nah dem Fall Roms in das Weltreih teilten.) Hier geben wir im Rahmen der „Zeit der Völker“ die relative Dauer der verschiedenen Weltreihe an: Babylon: von 606—538 v. Chr., also 68 Jahre für das Haupt des Bildes; Meder und Perser: 538—331, also 207 Jahre für die Brust; Griehenland: 331 —168, also 163 Jahre für den Bauh; Rom von 168 v. Chr. bis zum Ende, also die meisten Jahre für die Shenkel und die Füße, da die für die Zehen vorbehaltene Zeit kurz und den Verhältnissen des Ganzen entsprehend sein muß. VII. Welche Beziehungen hat dieses Reich zu Israeli Es sind die Römer, weihe den Messias gekreuzigt, Stadt und Tempel von Jerusalem zerstört und die Juden über die ganze Welt zerstreut haben. Dan. 9,26. Und ihr neu erstandenes Reih und ihr letztes Oberhaupt sollen die Israeliten verführen (9,27) und sie dann in der großen Trübsal verfolgen, bis Gott zu deren Gunsten eingreift. 7,21—22. Daß Daniel dieses Reih schrecklich und greulih nennt, ist verständlih. 7,7. 19. VIII. Welches Ende erwartet das vierte Reich? Uber dieses Reih briht das Geriht herein, das alle Reihe der Erde verdient haben. Der „Stein ohne Hände“ shlägt das Bild an seine Füße und zermalmt sie. Das ganze „wunderbare Bild“ stürzt ein, und der Wind verweht es, daß man es nirgends mehr finden kann. 2,34—35. So wird auh das vierte Tier bei der großen Abrehnung getötet, sein Leib kommt um und wird ins Feuer geworfen. 7,11. Das vierte Reich wird härter bestraft als die vorherigen, weil es weit mehr und schwerer gesündigt hat. Zudem besteht es bis zu dem Augenblick, da die Geduld Gottes zu Ende ist; so dient sein Strafgericht allen Menschen und Reichen zur Warnung. Schlußfolgerung. Bewundern wir doch wieder einmal die außerordentliche Genauigkeit der Weissagungen. Lassen wir uns füllen mit den Gedanken Gottes über unsere Welt, und halten wir stets ihr Endschicksal vor Augen! Und da das vierte Reich auf dem Boden unserer eigenen Länder neu erstehen soll, achten wir wohl auf alle Zeichen, die dieses große Ereignis einleiten! Das wird uns vor der Verführung bewahren, so daß wir unsere Häupter erheben können, weil unsere Erlösung naht. 3. Kapitel Satan, der Fürst dieser Welt Um die Endzeit recht zu verstehen, ist es unerläßlich, auch zu wissen, was die Bibel über den Satan lehrt. Ohne ihn wären die völlige Entartung der Menschheit, die blitzartige Entwicklung der Ereignisse, der ungeheure Einsatz des Kampfes undenkbar. I. Woher kommt der Satanf Die Schrift läßt uns wenig über den Ursprung des Feindes wissen, der die Menschheit an ihrer Wiege verführte. Doch hebt sie einen Zipfel des Schleiers in den beiden Bibelstellen von Hes. 28,12—17 und Jes. 14,12—15. Es ist klar, daß die Propheten hinter den Königen von Tyrus und Babylon den erkennen, der diese zu seinen Werkzeugen machte (wie Jesus zu Petrus sagte: „Hebe dich weg von mir, Satan!“). Daraus erfahren wir: 1. daß der Satan ein Geschöpf ist, Hes. 28,13. 15; 2. daß er ein Schutzengel auf dem heiligen Berge Gottes war, V. 14, d. h. daß er im Himmel mit großer Macht ausgerüstet war. Er erstrahlt in Herrlichkeit, Weisheit, Reichtum und Schönheit, Hes. 28, 12—13. Es ist die Rede von denen, die ihm zu Diensten waren, und von seiner großen Hantierung, V. 13,16. Ruhmvolle Titel werden ihm gegeben, z. B. „Schöner Morgenstern“ (woraus Luzifer- Lichtträger wurde), Jes. 14,12. Judas reiht ihn unter die „Majestäten“ und sagt, daß sogar lange nach seinem Sturz der Erzengel Michael kein abfälliges Urteil gegen ihn zu fällen wagte. Jud. 8—9. Vielleicht war Satan das Haupt über alle Engel und kam direkt nach Gott und Seinem einigen Sohn. 3. Wie alle Werke Gottes wurde der Satan vollkommen geschaffen. Er setzte der Vollkommenheit das Siegel auf, vollendet, wie er war, an Weisheit und Schönheit. In allem Tun war er ohne Tadel, vom Tage seiner Erschaffung an bis zu seinem Fall. Hes. 28,12. 15. II. Der Fall Satans und der Engel. Der Hochmut und der Wunsch, sich an Gottes Stelle zu setzen, trieben den Satan in eine wahnwitzige Auflehnung gegen den Schöpfer. Hes. 28,16—17. 2; Jes. 14,13—14. Soviel wir wissen, hat der Sturz Satans dem Weltall den Anfang der Sünde gebracht. Im Himmel zog er die Empörung einer Engelgruppe nach sich, die, ohne Fehl und in Freiheit erschaffen, nun zu Dämonen wurde. Petrus sagt uns über den Fall der himmlischen Geister: „Gott hat die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie mit Ketten der Finsternis zur Hölle verstoßen und übergeben, daß sie zum Gericht behalten werden.“ 2. Petr. 2,4. (S. auch Jud. 6; Eph. 6,12; Offb. 12,4.9.) III. Die vom Satan beherrschte Menschheit. Nicht genug, daß Satan einen Teil des Himmels gegen Gott aufwiegelte, er setzte auch alles daran, die nach Gottes Bild erschaffene Menschheit zu verführen. Adam hatte den Befehl, die ganze Erde sich untertan zu machen. Durch seine freiwillige Unterwerfung unter den Versucher erlaubte er diesem, sich den Titel des „Fürsten dieser Welt“ anzumaßen, den ihm sogar Jesus zugesteht. Joh. 14,30. Seit dem Fall sind alle Sünder der Macht des Teufels unterworfen: „Wer Sünde tut, der ist vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang . . . Daran wird's offenbar, welche die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels sind . .. Nicht wie Kain, der von dem Argen war und erwürgte seinen Bruder . . . Die ganze Welt liegt im Argen.“ 1. Joh. 3,8.10.12; 5,19. (S. auch Joh. 8,44; Eph. 2,1—2; 2. Kor. 4,3—4.) IV. Der große Sieg des Kreuzes. Durch ihre Torheit Sklaven Satans geworden, konnten sich die Menschen nicht selbst befreien. Hätte Gott in Seiner Liebe nicht eingegriffen, wären sie auf ewig verloren. Aber der Herr konnte den Angriff des Feindes nicht ohne Gegenangriff hinnehmen. Um der Empörung im Himmel und auf Erden Einhalt zu tun, sandte Er Seinen Sohn zum Tode am Kreuz: „Denn es ist das Wohlgefallen (Gottes) gewesen, daß . . . alles durch Ihn versöhnt würde zu Ihm selbst, es sei auf Erden oder im Himmel, damit, daß Er Frieden machte durch das Blut an Seinem Kreuz, durch Sich selbst.“ Kol. 1,19—20. „An welchem wir haben Erlösung durch Sein Blut.. . nach Seinem Wohlgefallen, so Er sich vorgesetzt hatte in Ihm, daß es ausgeführt würde, da die Zeit erfüllet war, auf daß alle Dinge zusammen verfaßt würden in Christo, beide, das im Himmel und auf Erden ist.“ Eph. 1,7—10. Allein durch Seine Macht hätte Gott mit einem Schlag alle Seine Feinde vernichten können. Aber Seiner Majestät entsprach ein Sieg durch Liebe und Opfer weit mehr. Der Sohn bot Sich als Lösegeld dar, so sühnte der Vater auf Dessen Haupt die Sünden der ganzen Welt. So wurde Seiner Gerechtigkeit Genüge getan und Seine Heiligkeit gerächt. Nun die Sünden getilgt und vergeben waren, wurde eine Generalamnestie für alle im Lager des Feindes proklamiert, die zur Buße und zur Versöhnung mit Gott bereit sind. Sofort wurden alle Opfer Satans, die aufrichtigen Herzens waren, von seinem widrigen Joch befreit. Sie konnten mit dem Apostel Paulus rufen: „Danksaget dem Vater . .., der uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich Seines lieben Sohnes.“ Kol. 1,12—13. Durch das furchtbare Gericht, das die Sünde auf Golgatha heimsuchte, wurde Satan selber direkt getroffen. Wenn der mit unserer Missetat beladene Sohn vom Vater nicht verschont wurde, wieviel weniger wird es der Hauptschuldige im Weltall werden. Das Kreuz offenbart nicht nur Gottes Gnade gegen den reuigen Sünder, es enthüllt auch Seine unerbittliche Strenge gegen das Böse und seinen Urheber. Darum kann Paulus sagen, daß Jesus am Kreuz „ausgezogen hat die Fürstentümer und Gewaltigen und sie schaugetragen öffentlich und einen Triumph aus ihnen gemacht durch Sich selbst“. Kol. 2,15. Der Herr hatte selbst zu Beginn Seiner Passion gesagt: „Jetzt geht das Gericht über die Welt; nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden.“ Joh. 12,31. Der Heilige Geist soll dann der Welt die Augen öffnen über „das Gericht (nach Menge), daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist.“ Joh. 16,8. 11. Am Kreuz erfüllte sich die alte Prophezeiung vom Tage des Falls: Die Schlange hat die Ferse des dem Weibe verheißenen Sohnes verwundet, indem sie Ihn ans Fluchholz nageln ließ. Er aber hat Seinem Feinde den Kopf zertreten. 1. Mose 3,15. V. Wie kommt es, daß Satan noch weiterwirken kannf Im Sterben konnte Jesus ausrufen: „Es ist vollbracht!“ Im Prinzip hat das Drama von Golgatha der Sünde und aller Macht des Feindes den Todesstoß versetzt. Aber auf das Kreuz folgt sofort die Gnadenzeit. In Seiner unendlichen Geduld gibt Gott den Menschen Zeit, das Evangelium zu hören und ihre Sünden zu bereuen. Die Ungläubigen behalten ihre Freiheit, und Gott läßt sie ihren Weg vollenden, daß offenbar werde, wessen sie fähig sind. Sogar gegen den Satan beweist der Herr diese unfaßbare Geduld. Sein Schicksal ist längst besiegelt. Aber noch läßt Gott ihn wirken und die Menschen versuchen. Und was noch unfaßbarer ist: der Satan hat jetzt noch Zugang zum Herrn, um seine Opfer und sogar die Auserwählten zu verklagen. Das Buch Hiob zeigt ihn uns zweimal, wie er vor Gott tritt, den Patriarchen anzugreifen, 1,6—12; 2,1—7. Derselbe Satan steht vor dem Herrn, den Hohenpriester Josua zu verklagen. Sach. 3,1—2. Darum sagt Paulus, daß wir mit Fürsten in der Finsternis dieser Welt zu kämpfen haben, mit den bösen Geistern in den himmlischen Örtern, also sogar auch da, wo Jesus sitzt zur Rechten Gottes. Eph. 6,12; 1,21. Aber Gottes Geduld findet ein Ende. Johannes sieht den Augenblick voraus, da der Satan aus dem Himmel verstoßen wird, und ruft aus: „Der Verkläger unsrer Brüder ist verworfen, der sie verklagte Tag und Nacht vor Gott.“ Offb. 12,10. VI. Welches oberste Ziel verfolgt Satan in seinem Kampf gegen Gott? Wir haben gesehen, daß Satans hochmütiges Begehren, Gott gleich zu sein, ja sogar, Ihn zu entthronen, schuld an seinem Fall war: „Ich will in den Himmel steigen und meinen Stuhl über die Sterne Gottes erhöhen ... Ich will gleich sein dem Allerhöchsten.“ Jes. 14,13—14. „Dein Herz erhebt sich und spricht: Ich bin Gott.“ Hes. 28,2. Seitdem hat sich das Ziel des Widersachers nicht geändert. Er hat die Menschen vom Schöpfer abgezogen, um sich von ihnen anbeten zu lassen. Als der eingeborene Sohn auf Erden erscheint, zeigte Satan Ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und wagte dann zu sagen: „Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest.“ Matth. 4,8—9. Triumphierend ist Jesus in den Himmel gestiegen, fern von Satans Reichweite. Nun stürzt sich dieser auf die Gemeinde, den Leib Christi. Gottes Kinder sind die einzigen Menschen, die ihm seine Herrschaft streitig machen Darum kennt seine Wut gegen sie keine Grenzen. Die von Gott abgewandten Völker aber können durch Elend, Blut und Tränen erkennen, welch furchtbarem Joc. sie verfallen sind. Wir dürfen uns keine Illusionen machen über Natur und Einsatz des Kampfes, der auf unserem Planeten ausgetragen wird. Der Kampf geht weiter, nicht zwischen Individuen oder Völkern, sondern zwischen geistigen Mächten, welche die Menschen wie Marionetten lenken. Der Teufel setzt seine ganze Macht ein, damit ihm die totale Herrschaft und die Anbetung aller auf Erden zufalle. Dieser Art hofft er, wenigstens an einem Punkt des Weltalls Gott die Obergewalt zu entreißen. Und unleugbar wird ihm dies, gemäß den Weissagungen, ein einziges Mal und auf ganz kurze Zeit gelingen, wahrscheinlich nach der Entrückung der Gemeinde, die allein ihm hier Widerstand leistet. Die Menschheit wollte lieber dem Satan als Gott dienen. Sie muß ernten, was sie gesät hat, und zu ihrem Schaden erkennen, wie weit sie ihr Todfeind zu treiben vermag. VII. Mit welchem Mittel gedenkt Satan endlich sein Ziel zu erreichen? Um persönlich an die Menschen zu kommen und sie in dem Reich, das Er auf Erden gründen wollte, in Seine Gefolgschaft zu ziehen, mußte Gott selbst Fleisch werden. In der Gestalt Jesu von Nazareth ist der Schöpfer Mensch geworden. Angetan mit Macht aus der Höhe bezeugte der eingeborene Sohn durch nie gehörte Wunder Seine göttliche Sendung. Gnade und Wahrheit offenbarte Er der Welt, und durch das höchste Opfer Seiner Liebe trug Er den Sieg davon. Luther hat gesagt: »Satan ist der Affe Gottes.“ Alles, was der Herr im Guten tut, äfft er im Bösen nach. Gott hat Seinen Christus auferweckt, so wird der Teufel seinen falschen Christus, den Antichrist der Endzeit, hervorbringen. Solange der Feind unter den Menschen nicht Leib geworden ist, bleibt seine Macht über sie nur Stückwerk. Aber nur der Schöpfer kann nach Belieben einen Leib annehmen. Verkörpert sich aber Satan nicht buchstäblich, so kann er doch, wie wir wissen, ein Herz in Besitz nehmen, das sich ihm hingibt. In den Evangelien haben wir zahlreiche Fälle von Besessenheit. Matt. 12,43—45; Luk. 8,27—33; usw. Als sich Judas zur Auslieferung seines Meisters entschlossen hatte, fuhr der Satan in ihn. Luk. 22,3. So konnte der Herr von Seinem Verräter sagen: „Euer einer ist ein Teufel.“ Joh. 6,70. Später erklärt Petrus dem Ananias: „Warum hat Satan dein Herz erfüllt, daß du dem Heiligen Geist lögest?“ Ap. 5,3. Aber so schlimm auch diese Fälle von Besessenheit waren, sie sind nicht zu vergleichen mit der, die noch nach der Schrift kommen soll. Am Zeitenende wird Satan einen Menschen finden, der sich ihm rückhaltlos ausliefert. Dieses Wesen, der Antichrist, wird der direkte Vertreter des Teufels auf Erden sein, das menschliche Werkzeug, wodurch die Macht der Hölle ihre Herrschaft hier aufrichten wird. Im nächsten Kapitel sehen wir, was die Bibel über ihn lehrt. VIII. In welchem Maße läßt Satan schließlich die Maske fallenI Am Zeitenende wird das vorher Verborgene enthüllt und von den Dächern geschrieen werden. Dann kommt die „Apokalypse“, d. h. die Offenbarung Jesu Christi. Offb. 1,1. Gott wird die ganze Herrlichkeit und Souveränität Seines Sohnes offenbaren. Aber auch das Geheimnis der Bosheit wird offenbar werden; entsetzt erleben die Völker die „Apokalypse“ des Antichristen und Satans. 2. Thess. 2,7. 9. Nun der Teufel in der Person des „Menschen der Sünde“ sein Meisterwerk vollbracht hat, hält ihn nichts mehr zurück. Da er weiß, daß ihm wenig Zeit bleibt, wird er sich auf der ganzen Linie als der zeigen, der er ist. Wir sagten oben, daß Satan der „Affe Gottes“ sei. Er will Gott nachahmen, aber es gelingen ihm nur Karikaturen der himmlischen Dinge. Wie Gott, besitzt er auf seine Art: 1. seinen (falschen) Christus, Offb. 13,2; 2. seine Schule (s. Gemeinde), Offb. 2,9; 3. seine Lehre. l.Tim. 4,1; 4. seine Geheimnisse (die Tiefen Satans), Offb. 2,24; 5. seinen Thron, Offb. 13,2; 6. sein Reich, Luk. 4,6; 7. seine Macht, Offb. 13,2; 8. seine Anbeter, Offb. 13,4; 9. seine teuflische Dreifaltigkeit, Offb. 16,13; 10. seine Engel, Offb. 12,7; 11. seine Diener, 2. Kor. 11,15; 12. seine Wunder, 2. Thess. 2,9; 13. seine Söhne, Joh. 8,44; 1. Joh. 3,10; 14. seine Opfer, 1. Kor. 10,20; 15. seine Gemeinschaft, 1. Kor. 10,20; 16. seinen Tisch, 1. Kor. 10,21; 17. seinen Kelch, 1. Kor. 10,21; 18. seine Ehre, Judas 8—9; 19. seine Heere, Jes. 24,21. Dieses ganze teuflische System, vorher so geschickt getarnt, wird bei der großen Abrechnung vollkommen entlarvt werden. Vor nicht langer Zeit hielt man es für geistreich, die Existenz des Teufels zu leugnen. Doch heute läßt es sich nicht mehr bestreiten, daß eine übernatürliche, höllische Macht die Menschheit trotz aller guten Absichten der Völker und ihrer Führer in den Selbstmord treibt. Der berühmte Basler Psychologe Professor C. G. Jung schreibt darüber: „So sicher es ein Lager Buchenwald gegeben hat, gibt es auch Dämonen.“ Und Dr. Hoppeier ergänzt: „Was in Maideneck, Auschwitz, Mauthausen usw. geschehen ist, taten nicht lediglich „bestialische“ oder „entartete“ Menschen. Die einzig mögliche Erklärung dafür ist, daß sie „besessen“ und vom Teufelsgeist „erfüllt“ waren. In den Ausrottungslagern hat Satan sein wahres Gesicht gezeigt, und die Welt, die über diesen Glauben an den Teufel spottete, mußte mit Entsetzen erkennen, daß dieser Fürst über die Mächte der Finsternis tatächlich existiert. Die Bibel wird damit ganz und gar bestätigt: seit Jahrtausenden ermahnt sie die Menschen, den „Feind“ zu bekämpfen, den „Lügner von Anfang an“. Und die Schrift sagt über die Sendung Jesu auf Erden: Er ist gekommen, „die Werke des Teufels zu zerstören“. (Berner Sonntagsblatt, 9. 9. 45.) Aber all das ist nur der Anfang. Bald wird Satan öffentlich als „der Gott dieser Welt“ anerkannt werden (was er in Wirklichkeit schon lange ist). 2. Kor. 4,4. Die Menschen wenden sich vom wahren Gott und Seinem Christus ab. Aber ohne Religion kommen sie nicht aus (der Mensch ist ein religiöses Geschöpf, sagte Buffon). Sie werden bald öffentlich zur Anbetung des Teufels und seines großen Werkzeugs, des Antichristen, übergehen. Der Apostel Johannes sagt es ganz klar in Offb. 13,4. Die unbewußte Ehrung, die heute schon viele Menschen der Macht des Bösen zollen, wird einfach zu einer bewußten, offiziell organisierten werden. Hat sich dann die Menschheit dem Feind völlig ausgeliefert, wird er seine ganze Bosheit enthüllen können. Da er restlos über die Menschen verfügt, von denen er Besitz ergriffen hat, wird er endlich alle Bosheit hervorkehren, deren er fähig ist. IX. Welches Ende steht Satan bevorf Gottes unbegreifliche Geduld gegen Satan und die Menschheit wird aber ein Ende nehmen. Jesus sieht es voraus: „Ich sah den Satanas vom Himmel fallen wie einen Blitz.“ Luk. 10,18. Es kommt der Augenblick, da der Herr die Weltherrschaft, die Er einstweilen den Völkern und jenem Thronräuber überlassen hatte, wieder an Sich nimmt. Dann erfüllt sich die Weissagung des Johannes: „Und es erhob sich ein Streit im Himmel: Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen; und der Drache stritt und seine Engel, und siegten nicht, auch ward ihre Stätte nicht mehr gefunden im Himmel. Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen.“ Offb. 12,7—9. (S. auch V. 10—13. 17!) Endlich wird der Feind keinen Zugang zu Gott mehr haben. Aus dem Himmel vertrieben, muß er während der großen Trübsal seine Tätigkeit auf die Erde beschränken. Wutentbrannt wird er sich mit beispiellos überschäumender Bosheit zu rächen suchen, denn er weiß, es bleibt ihm wenig Zeit. Doch diese letzte Periode wird sehr kurz sein. Jesus Christus wird in Herrlichkeit vom Himmel erscheinen und dem Reich des Antichristen und der Empörung Satans ein Ende machen. Während des Tausendjährigen Reiches wird dieser nicht mehr schaden können. Offb. 20,1—3. Es ist zu beachten, daß Satan, wenn das Knäblein zum Himmel entrückt wird, daraus vertrieben wird. Offb. 12. Und wenn das Knäblein vom Himmel zurückkommt, wird Satan von der Erde verbannt und tausend Jahre eingeschlossen. Schon Jesaja hatte dieses Ereignis vorausgesagt: „Zu der Zeit wird der Herr heimsuchen das hohe Heer, das in der Höhe ist, und die Könige der Erden, die auf Erden sind, daß sie versammelt werden als Gefangene in die Grube und verschlossen werden im Kerker und nach langer Zeit wieder heimgesucht werden.“ 24,21—22. „Nach langer Zeit“ bedeutet „nach dem Millennium“, wenn das Endgericht stattfindet, genau wie es die Offenbarung ankündigt. Die durch das Fernsein Satans so beglückende Herrschaft Christi auf Erden wird aber nicht zu Ende gehen, bevor alle Menschen auf der Erde die Möglichkeit hatten, sich für oder gegen Gott zu entscheiden. Dazu müssen sie versucht werden und muß ihnen der Verführer nochmals den Weg der Empörung nahelegen. Offb. 20,3. 7— 10. Später kommen wir auf das tragische Ende des Millenniums zurück. Hier wollen wir betonen, wie das endgültige Schicksal Satans besiegelt wird: er wird in den feurigen Pfuhl geworfen, um Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit gequält zu werden. Das ewige Feuer war dem Teufel und seinen Engeln bereitet worden. Matt. 25,41. Es ist also keine Rede von der Vernichtung oder der schließlichen Bekehrung Satans, wie es manche behaupten. Der Urheber alles Bösen muß als erster die Strafe erleiden, die seiner freiwilligen Opfer wartet. Dann kehrt alles zur Ordnung zurüdt, und der Friede des Weltalls wird auf ewig nicht mehr gestört werden. X. Wie werden wir den Sieg über einen solchen Feind erlangen? Von der Schrift her wissen wir alles, was der Feind noch vor seinem Ende versuchen wird. Hüten wir uns, ihn lästernd zu verurteilen (Judas 8— 9) und seine Macht und seine List zu unterschätzen! Er schleicht um uns her wie ein brüllender Löwe, und schon stürzt er sich auf die geistlich Gesinnten, da er weiß, wie wenig Zeit er hat. Laßt uns nüchtern sein, wachen und beten, daß der Feind uns nicht überrasche! Immer gegen ihn haben wir zu kämpfen, nicht gegen „Fleisch und Blut“. Eph. 6,12. Vergessen wir nicht, daß für den Gläubigen dieser furchtbare Feind bereits besiegt ist. Wir haben Waffen gegen ihn, denen er nicht gewachsen ist: a) das Blut des Kreuzes und unser Zeugnis: diejenigen, die Satan Tag und Nacht vor Gott verklagte, „haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses.“ Offb. 12,10—11; b) den Geist des Herrn: „Ihr habt sie (die Gesandten Satans) überwunden; denn der in euch ist, ist größer, denn der in der Welt ist.“ 1. Joh. 4,4; c) das Wort Gottes: „Ziehet an den Harnisch Gottes, daß ihr bestehen könnt gegen die listigen Anläufe des Teufels. . . Nehmet das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.“ Eph. 6,11. 17; d) den Glauben: „Vor allen Dingen ergreifet den Schild des Glaubens, mit welchem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösewichts!“ Eph. 6,16. Gott schenke uns immer mehr von dem Glauben, der die Welt und ihren Fürsten, überwindet, und Er mache endlich die Verheißung wahr, die uns voll Zuversicht macht: „der Gott des Friedens zertrete den Satan unter eure Füße in kurzem!“ (Elberf.: wird zertreten) Röm. 16,20. 4. Kapitel Der Antidirist Ohne Zweifel wird die größte Menschengestalt der Endzeit die sein, welche die Bibel den Antichrist nennt. Er soll eine solch große Rolle spielen, daß wir alles über ihn Gesagte genau erforschen müssen. I. Wer ist der Antichrist? Es ist der letzte große Führer, den sich die Menschheit in der Endzeit geben wird, der sie in der letzten Empörung gegen Gott und Seinen Christus anführt. Jesus war zugleich der vollkommene Mensch und Gottes Ebenbild auf Erden. Aber die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht und haben Ihn verworfen. Bald wird der Übermensch auftauchen, der Satans ganze Macht verkörpert. Seine Brutalität mit List verdeckend, wird dieser falsche Christus die Völker verführen, so daß sie ihm als ihrem Heiland zujubeln. Paulus nennt ihn den „Menschen der Sünde“, weil er die höchste Potenz des Sünders sein wird. Er wird mit seinem Gefolge zum Vollmaß alles Bösen kommen, das der Mensch, einzeln oder kollektiv, erreichen kann. „Die Sünde der Menschen soll sich im Menschen der Sünde ganz entfalten.“ (Mauro.) Der Antichrist wird in der Tat der größte Gegner des Herrn sein, der je unter den Menschen aufgestanden ist. II. Wird der Antichrist wirklich eine Person sein? Manche halten den Antichristen nur für ein System, ein verderbliches Prinzip, das in der Welt verbreitet ist, einen bösen Kollektivgeist, der sich in der Endzeit offenbaren wird. So hätten wir nach einigen Auslegern nicht das Auftreten eines Menschen von Fleisch und Blut zu erwarten, der in sich alle Weissagungen über den Antichristen verwirklichen würde. Dagegen sind wir auf Grund zahlreicher Bibelstellen vom Antichristen als einer Person überzeugt. Um jedes Mißverständnis zu zerstreuen, beachten wir zuerst, daß die Schrift hier vier Dinge unterscheidet: 1. denGeistdesAntichristen: „Jeder Geist, der nicht bekennt, daß Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Wider-christs, von welchem ihr habt gehört, daß er kommen werde, und er ist jetzt schon in der Welt.“ 1. Joh. 4,3. Der Geist des Antichristen ist in Wirklichkeit der Geist der Verneinung, der Jesus Christus ablehnt, und den der Teufel seit dem Sündenfall dem menschlichen Herzen einbläst. Gewiß, dieser Geist ist jetzt schon in der Welt, aber das hindert nicht, daß er eines Tages im „Menschen der Sünde“ Person wird. Es ist somit wichtig, daß sich jeder von uns schon heute vor einem solchen Geist hüte. Johannes sagt: „Wer Sünde tut, der ist vom Teufel.“ So kann man auch sagen, daß etwas vom Antichristen in uns allen steckt: es liegt in unserer Natur, den Geist des Hochmuts, der Herrschsucht, der Empörung und der Kritik Gott gegenüber zu hegen, dagegen den Geist der Nachsicht und der grenzenlosen Bewunderung für unser ICH! 2. DieVorläuferdesAntichristen Der letzte Antichrist wird nur der Gipfel einer langen Linie von Feinden Gottes sein. Balak und Bileam, der gottlose König und der ungetreue Prophet, die eifern, das Volk Gottes zu verfluchen, sind so Typen des Antichristen und des falschen Propheten der Endzeit. 4. Mose 22—24. Wir haben schon oben gesehen, daß uns Daniel in Antio-chus Epiphanes einen Typ des kommenden Übermenschen zeichnet. Dan. 8,9—26; 11,21—45. Zur Zeit des Apostels Johannes waren Menschen, nachdem sie eine fromme Maske getragen hatten, zu offenen Feinden Christi geworden. (S. 1. Joh. 2,18—19. 22; 2. Joh. 7.) Die Urgemeinde hat schon damals falsche Apostel und falsche Propheten gekannt. Der falsche Christus und der falsche Prophet der Endzeit werden an der höllischen Macht ihrer Verführung und dem unerhörten Grad ihrer Verderbtheit zu erkennen sein. Zu allen Zeiten haben die Christen an Personen, die sich in der Geschichte durch ihre Feindschaft gegen das Evangelium, ihre Verfolgung der Gläubigen und ihre Selbstüberhebung hervortaten, Vorläufer des Antichristen gesehen. Wir wollen als Beispiele hier nur Nero, Mohammed, bestimmte Päpste und gewisse Diktatoren unserer Zeit anführen. Sicher ist, daß ein Mann wie Hitler eine Reihe von antichristiichen Zügen in sich vereinigte: den Diktatorengeist, Vermessenheit, Verfolgung der Juden wie noch nie und auch der Christen, Entwicklung eines wahrhaft mystischen Kults seiner Person, welterschütternde Eroberungen und eine fast totale Erfassung des politischen, wirtschaftlichen und religiösen Lebens seiner Untertanen. In den eben verflossenen Jahren schien es wahrlich, als wohnten wir der Generalprobe des großen Enddramas bei, das sich bald auf der Weltbühne abspielen wird. Neben den oben angeführten Namen könnten wir noch viele andere nennen, denn „es sind nun viele Widerchristen geworden“. 1. Joh. 2,18. Aber alle, die in der Vergangenheit oder Gegenwart auftraten, waren nur Wegbereiter für den letzten, größten unter ihnen. 3. DiePersondesAntichristen. a) Für Johannes ist ein Antichrist eine Person. Die „Antichristen“ seiner Zeit waren falsche Christen und Feinde Gottes, die dadurch entlarvt wurden, daß sie die Gemeinde verließen. Und der Apostel sagt weiter: „Ihr habt gehört, daß der Widerchrist kommt“, d. h. ein Mensch wie die ersten Widerchristen, aber viel mehr zu fürchten. 1. Joh. 2,18—19. b) Paulus gibt dem Antichristen Namen, die sich nur auf eine Person beziehen lassen, 2. Thess. 2,4.8: der Mensch der Sünde; das Kind des Verderbens (vgl. den Namen für Judas, Joh 17,12!); der Widersacher; er läßt sich als Gott anbeten; der Boshaftige. c) Daniel spricht immer von derselben Person als einem König, der den Allerhöchsten lästern, die Heiligen verstören und die Herrschaft ausüben wird. 7,24—26. Er wird unglaubliche Verwüstungen an-richten, unerhörten Erfolg haben und bis zu seinem plötzlichen Ende voll Dünkels sein. 8,23—25. Er wird die Juden betrügen, im Tempel den Greuel der Verwüstung aufrichten und daher der „Verwüster“ genannt werden. 9,27. Dieser König wird tun, was er will, „wider den Gott aller Götter greulich reden“, den Krieg zu seinem Ruhm machen und Palästina erobern, wo er zuletzt vernichtet wird. 11,36. 38. 41. 45. Die Rolle und die Taten, die Daniel dem Antichristen zuschreibt, wären sinnlos, würden sie nicht von einer Person durchgeführt werden. d) Die Offenbarung spricht in genau demselben Sinn. Sie nennt den Antichristen das (wilde) „Tier“, im Gegensatz zu Jesus Christus, dem .Lamm“. Das Tier ist aber offensichtlich ein Mensch aus Fleisch und Blut: dieser läßt sich anbeten, lästert Gott, verfolgt die Heiligen und beherrscht die ganze Welt. 13,4—7. Wie wir gesehen haben, wird das Tier später ausdrücklich ein König genannt, der mit Hilfe von zehn Diktatoren regieren wird. 17,11—12. Zuletzt wird dieser König lebendig in den feurigen Pfuhl geworfen; nach tausend Jahren ist er noch dort und wird mit dem Teufel und dem falschen Propheten »Tag und Nacht gequält werden, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ 19,20; 20,10. Alle Wesen, die in den mit Feuer und Schwefel brennenden Pfuhl geworfen werden, sind solche, deren Namen nicht im Buch des Lebens geschrieben sind. 20,15. Es ist klar, daß kein „System“ oder „Prinzip“ in die Hölle geworfen oder gar ewig gequält werden könnte. e) Einen guten Beweisgrund liefert uns endlich Jesu Wort: „Ich bin gekommen in Meines Vaters Namen, und ihr nehmet Mich nicht an. So ein anderer wird in seinem eigenen Namen kommen, den werdet ihr annehmen.“ Joh. 5,43. Jesus, der Gesandte des Vaters, war der vollkommene Mensch. Der Antichrist, das Werkzeug des Teufels, wird der vollkommen verderbte Mensch sein. In der Person eines Menschen, der ganz von ihm besessen ist, wird Satan seinen letzten, furchtbaren Angriff wagen. Wenn wir die Laufbahn gewisser früherer und moderner Vorläufer des Antichristen betrachten, fällt es uns leicht, uns das Wesen des zuletzt in Fleisch und Blut kommenden Antichristen selbst vorzustellen. Hierüber noch ein Wort von Lange (Auberlen): „Jede Idee verkörpert sich schließlich in einer oder mehreren Personen, die so deren vollkommene Vertreter werden. Hätte die Bibel ihn auch nicht angekündigt, ruft doch die Geschichte nach einem Antichristen, der am Zeitenende die Empörung gegen Gott bis zur letztmöglichen Grenze treibt.“ III. Welcher Gegensatz läßt sich zwischen Christus und dem Antichristen herausheben? Jesus ist der Messias, vom Vater gesandt, die Welt zu erretten und Sein Reich zu errichten; der Antichrist ist der falsche Messias, vom Feinde erweckt, sich der Wiederkunft Christi zu widersetzen und die Menschen zu verderben. Jesus ist Gott, der Mensch wird; der Antichrist der Mensch, der sich zum Gott macht. Versuchen wir, dem Vergleich zwischen diesen beiden großen Gegenspielern nachzugehen. Der Antichrist 1. Er ist das Ebenbild Satans, der ihn sendet. Johannes zeichnet ihn in der Gestalt eines Tieres mit 7 Köpfen und 10 Hörnern, ähnlich dem großen, roten Drachen, der den Teufel darstellt. Offb. 12,3; 13,1; 17,3. 2. Der Antichrist ist die zweite Person der teuflischen Trinität: Drache (der Teufel), Tier und falscher Prophet. Offb. 16,13. Es gibt also einen Anti-Gott, einen Anti-Christus und einen Anti-Geist. 3. Der Antichrist steigt aus dem Abgrund, um den Willen des Teufels auszuführen. Offb. 11,7; 17,8. Er kommt in seinem eigenen Namen. Joh. 5,43. 4. Der Antichrist ist wie ein wildes Tier, das in sich die List des Leoparden, die Kraft des Bären und die Grausamkeit des Löwen vereinigt. Offb. 13,2. 5. Der Antichrist empfängt seine Kraft, seinen Thron und seine Macht direkt vom Teufel. Offb. 13,2. Sein Kommen „geschieht nach der Wirkung Satans in allerlei lügenhaften Wundern*. 2. Thess. 2,9. 6. Der Antichrist scheint eine Art Auferstehung oder wunderbarer Heilung an sich erleben Christus Jesus sagt: „Wer Mich sieht, sieht den Vater.“ Joh. 14,9. Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes und das Abbild Seines Wesens. Kol. 1,15; Hebr. 1,3. Jesus ist die zweite Person der himmlischen Dreieinigkeit: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Joh. 1,1; 2. Kor. 3,17. Jesus kommt vom Himmel herab, um den Willen Gottes zu tun. Er kommt im Namen Seines Vaters. Joh. 6,38; 5,43. Jesus ist das für uns geschlachtete Lamm, voller Sanftmut, Unschuld und Gnade. Offb. 5,6—9. Die Menschen wollten sich nicht vom Lamm retten lassen, so werden sie vom Tier zerrissen werden. Jesus kann sagen: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. . . Alle Dinge sind Mir übergeben von Meinem Vater.“ Matth. 28,18; 11,27. — Satan hatte dem Heiland vergeblich alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit angeboten. Matt. 4,8—10. Im Antichristen wird er einen Menschen finden, der ganz gewillt ist, dieses Angebot anzunehmen und ihm Leib und Seele auszuliefern. Auf Grund Seiner Auferstehung wurde Christus als der Sohn Gottes in Kraft erwiesen. Röm. 1,4. zu sollen, welche dann die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf ihn lenkt. Offb. 13,3. 12. (der Ausdruck „tödlich wund“ ist im Griechischen derselbe wie das beim Lamm verwendete Wort „geschlachtet“. Offb. 5,6). 7. Der Antichrist wird es erreichen, daß die ganze Welt ihn anbetet: „Und sie beteten das Tier an. . . Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an.“ Offb. 13,4.8. So! die Weissagungen überraschen uns nicht, da wir es erlebt haben, daß ganze Völker den Übermenschen anbeteten, der sie in den Ruin stürzte. 8. Der Antichrist wird die Welt mit seinen lasterhaften Reden in Erstaunen setzen. Offb. 13,7; Dan. 7,8. 9. Die Herrschaft des Antichristen soll nur dreieinhalb Jahre dauern (zweiundvierzig Monate, 1260 Tage, „eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit“) Offb. 13,5; 12,6.14. 10. Der Antichrist wird „der Mensch der Sünde“ genannt, er wird der „Boshaftige“ in höchster Potenz sein, das Geheimnis der Bosheit in Vollendung. 2. Thess. 2,3.7—8. Er Gott wird die Welt durch den von Ihm bestimmten Menschen richten und hat dies aufs gewisseste bewiesen, indem Er Ihn von den Toten auferweckte. Ap. 17,31. Jesus hat Sich den Gläubigen zur Anbetung dargeboten. Bei Seiner Geburt beteten Ihn die Weisen an. Matt. 2,11. Auch Seine Jünger, mitsamt dem ungläubigen Thomas, beteten Ihn an. Luk. 24,52; Joh. 20,28. Aber die meisten Menschen haben Ihm diese höchste Ehrung verweigert, die sie dem Antichristen vorbehielten. Nichtsdestoweniger werden sich nach dem Erscheinen Christi in Herrlichkeit „alle Kniee vor Ihm beugen und alle Zungen bekennen, daß Er der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters.“ Phil. 2,10—11. Von Jesus konnte man sagen: „Es hat nie ein Mensch geredet wie dieser.“ Joh. 7,46. Aber Seine Worte waren voller Sanftmut und Liebe. Das Wirken Jesu umfaßte drei Ostern, dauerte also etwa drei Jahre. Joh. 2,13; 6,4; 11,55. Jesus Christus ist der Heilige Gottes, der vollkommene Mensch, wirklich einer der unseren, doch ohne Sünde. Hebr. 2,17; 4,15. Den Juden mit den Worten vorgestellt: „Sehet, welch ein Mensch!“ ist Er verkörpert alles Schlechte und Unvollkommene am Menschen; darum ist seine symbolische Zahl die des Menschen (6) dreifach wiederholt: 666. 11. Der Antichrist wird die Gewalt empfangen über jeden Stamm, jedes Volk, jede Sprache, jede Nation. Alle Bewohner der Erde werden ihn anbeten. Offb. 13,7—8. Er wird die erste und einzige Weltdiktatur aufrichten, die der Herr nur für kurze Zeit zulassen wird. 12. Der Antichrist hat ein Hure zum Weibe, die abgefallene Kirche, die er zuletzt mit Feuer verbrennen wird. Offb. 17,1 — 16. tatsächlich das Beste am Menschen in Vollendung. Er verkörpert das Geheimnis der Gottseligkeit selbst. 1. Tim. 3,16. Darum ist Seine symbolische Zahl in der Offenbarung die der Vollkommenheit: 7. Gott wird Seinem Sohn die Nationen zum Erbe geben, und der Welt Enden zum Eigentum. Ps. 2,8. Und Daniel sagt: „Der gab Ihm Gewalt, Ehre und Reich, daß Ihm alle Völker, Leute und Zungen dienen sollten.“ 7,14. Christus steht als Weib die Gemeinde zur Seite, heilig und un-sträflich, die Er zu Sich in die Herrlichkeit erheben wird. Eph. 5,25—27. Ein solcher Vergleich ist ein erschreckender Beweis dafür, in welchem Maße Satan Gott nachzuäffen vermag. Sein falscher Messias ist ein greuliches Zerrbild vom wahren Christus. Und daß die Menschheit Jesus verwirft, um sich dem Antichristen auszuliefern, zeigt, bis zu welchen Tiefen der Verworfenheit sie zu sinken vermag. IV. Die Verführung durch den Antichristen Durch Verführung und List brachte Satan unsere ersten Eltern zu Fall. 2. Kor. 11,3. Hat er seinen falschen Heiland, den Antichristen, hervorgebracht, so wird er wieder, kraft einer unerhörten Verführung, die ganze Menschheit dazu bringen, vor ihm niederzufallen. „Er selbst, der Satan, verstellt sich zum Engel des Lichtes. Darum ist es nichts Besonderes, wenn sich auch seine Diener verstellen als Prediger der Gerechtigkeit.“ 2. Kor. 11,14—15. Wir haben es gesehen, wie der Herr uns wiederholt vor dieser furchtbaren Verführung warnt. (Matt. 24,4—5.11.24—25.) Offenbar gehen diese Weissagungen vor allem in dem letzten falschen Christus und seinem falschen Propheten in Erfüllung. Durch allerschlimmsten Betrug suchen diese dann die Menschen zu überführen, und zwar: die Völker: daß endlich der Welt ein Heiland nach ihrem Herzen gegeben ist; die Juden: daß ihr so lang erwarteter Messias nun vor ihnen steht; die Christen sogar: daß der wahre Christus in der Gestalt des großen Übermenschen der Endzeit wiedergekommen ist. Der Erfolg dieses Betruges wird verheerend sein. Jesus wiederholt eindringlich: »Und werden viele verführen . . . und werden viele verführen ... daß verführt werden (wenn es möglich wäre) auch die Auserwählten.“ Und Johannes verkündet, daß alle Erdbewohner unter der Wirkung eines Massenwahns den Antichristen anbeten werden; durch die Zeichen des falschen Propheten verführt, werden sie ein Bild des Tieres machen und es als Gott verehren. Offb. 13,8.14—15. Wie kann sich die so verstandesstolze Menschheit derart begaunern lassen? Nur die Schrift gibt uns die Antwort darauf: „Der Boshafte, dessen Zukunft geschieht unter der Wirkung Satans mit allerlei lügen-haftigen Kräften und Zeichen und Wundern, und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die verloren werden, dafür daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben aufgenommen, auf daß sie selig würden. Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, daß sie glauben der Lüge, auf daß gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glauben, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit.“ 2. Thess. 2,9—12 (S. auch 2. Kor. 4,3—4!). Ein furchtbares Wort: Alle Verführungskünste Satans könnten die Seelen nicht irreführen, wenn Gott sie nicht selbst mit Blindheit schlüge! Sechsmal verhärtete Pharao sein Herz, dann aber heißt es fünfmal, der Herr selbst verhärtete ihm das Herz. 2. Mose 7,13.22; 8,11.15.28; 9,7 und 9,12; 10,1.20.27; 11,10. So wird Gott auch denen, die bewußt der Wahrheit nicht glauben und Lust an der Ungerechtigkeit hatten, „kräftige Irrtümer senden, daß sie glauben der Lüge“. Das ist dann für die rebellischen Menschen die schlimmste Strafe. In der Meinung, endlich ihren Erlöser zu finden, werden sie sich blindlings ihrem größten Feind ausliefern. Erst, wenn es zu spät ist, werden sie ihren Irrtum erkennen. Wollen die Gläubigen der Verführung des Antichristen widerstehen, bedürfen sie einer übernatürlichen Kraft und Weisheit. Wir behaupten sogar, wir müßten jetzt schon imstande sein, dieser Verführung zu widerstehen, da sie sich bereits überall geltend macht, 1. Joh. 4,1. 3. Allerseits sehen wir die großen Geistesströmungen sichtbar werden, welche die Menschheit zum Ende ihrer Laufbahn bringen werden. Wer jetzt nicht Buße tun und das Evangelium annehmen will, kann beim kommenden Angriff des Irrgeistes nicht mehr klar sehen. Wiederholen wir es: Nachdem wir es miterlebt haben, wie vor kurzem vom Erd- boden verschwundene Diktatoren große Völker in einen Zwangswahn hineintrieben, können wir uns vorstellen, was bald auf dem ganzen Erdball geschehen wird. Dann wehe denen, die der Heilige Geist nicht erleuchtet, und die dann, jeder göttlichen Erkenntnis bar, Wahrheit und Irrtum nicht zu unterscheiden vermögen! Blind und von Blinden geführt, stolpern sie allesamt hinein in den Schlund greulichster Verführung. V. Die Offenbarung des Antichristen „Und alsdann wird der Boshafte offenbart werden, den der Herr umbringen wird mit dem Geist Seines Mundes.“ 2. Thess. 2,8. Im Urtext heißt es in Wirklichkeit: der Boshafte wird „apokalypsiert“, d. h. öffentlich enthüllt, entlarvt. Vorher war die Bosheit ein Geheimnis. Vs. 7. Die Sünde war etwas Verstecktes, Geheimes, Lichtscheues, das sich schämte und tarnte, eine Maske trug und heuchlerisch war. Aber mit dem „Menschen der Sünde“ tritt das Böse ohne jede Maske ans helle Licht. Der Antichrist wird „das Kind des Verderbens“ genannt. 2. Thess. 2,3. (Dieser Ausdruck wird sonst nur auf Judas angewandt, s. oben!). Er ist der „Boshafte“, oder genauer, „der Gesetzlose“, der Anarchist. Außerdem heißt er „das Tier“, weil menschliche Bestimmungen nicht ausreichen, um seine Bestialität auszudrücken. Der Antichrist verwirklicht völlig das berüchtigte Wort: „Das Christentum hat den Menschen seine ganze Bosheit ausschwitzen lassen.“ Er ist der Totalausdruck der Sünde der abgefallenen Menschheit. Professor F. Godet schreibt darüber: „Der völlige Sieg des Guten kann durch das Kommen des Herrn erst errungen werden, wenn sich das im Menschenherzen verborgene Böse in der Ersdieinung des großen Gegners von Gottes Reich in seiner kurzen Herrschaft ganz geoffenbart hat, so daß der höchste Sieg des Guten zugleich die Endniederlage des Bösen im Augenblick seines Höchststandes sein wird ... Darnach, könnte man Herz und Geist des Menschen noch so auspressen, man holte nicht eine gute Tat noch e i n Verbrechen mehr, nicht e i n Stückchen mehr Wahrheit oder Lüge, Frömmigkeit oder Lästerung heraus.“ So läßt Gott Weizen und Unkraut zur Vollreife kommen, um jenen für Seine Scheunen zu sammeln und dieses im Feuer, das nie erlischt, zu verbrennen. Matt. 13,30. Die Ernte der Erde kann erst nach ihrer vollen Ausreifung stattfinden. Offb. 14,15. VI. Wird der Antichrist ein Jude sein? Verschiedene Ausleger sind dieser Meinung. So glaubte Irenäus (im Jahre 180 n. Chr.) auf Grund von 1. Mose 49,16—17, daß er aus dem Stamme Dan kommen würde, und weil dieser Stamm bei der Auf- Zahlung in Offb. 7,4—8 fehlt. Hieronymus (350—420) hält den Antichristen für den einzigen Juden, der zur Weltherrschaft gelangen werde. Wir persönlich — aber ohne Bestimmtes aussagen zu können — wären nicht erstaunt, wenn diese Person ein Jude wäre, und zwar aus folgendem Grunde: Der Antichrist wird sich den Israeliten als den von ihnen erwarteten Messias vorstellen, und verführt, werden sie ihn anerkennen. „Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang.“ Dan. 9,27. Es soll bisher 64 falsche Messias gegeben haben, die alle mehr oder weniger Erfolg beim Volk Israel hatten. (S. z. B. Ap. 5,36—37.) Wie Jesus die Aufnahme des Antichristen durch die Juden voraussagt, haben wir schon einmal erwähnt: „Wenn ein anderer kommt in seinem eigenen Namen, den werdet ihr aufnehmen.“ Joh. 5,43. Nun wäre es unerklärlich, daß die Israeliten einen Nichtjuden als ihren Messias annehmen sollten. VII. Was bedeutet die Zahl 666t „Es kann niemand kaufen oder verkaufen, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier ist Weisheit: Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist sechshundertsechs-undsechzig.“ Offb. 13,17—18. Diese Stelle hat schon viel Tinte gefordert und viele widersprechende Deutungen hervorgerufen. Wir maßen uns nicht an, eine neue zu bringen. Doch mögen einige Erklärungen nützlich sein. Johannes sagt: „Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres.“ Im Griechischen dienen nämlich die Buchstaben des Alphabets auch als Zahlen. Alpha bedeutet eins, beta zwei, usw. Man kann also bei irgend einem Namen den Zahlenwert eines jeden Buchstabens addieren und so mit der Summe zu der Zahl des Namens gelangen. Der Name des Antichristen wird als Summe die Zahl 666 ergeben. Bei allen Personen der Geschichte, die Antichristen zu sein schienen, wurde diese Berechnungsweise versucht. Durch mehr oder weniger geschickte Anordnung der Buchstaben und Titel dieser Personen gelang es, die Zahl 666 herauszufinden, wie bei Nero, Mohammed, dem Papst, Napoleon und sogar Hitler und bei vielen andern. Nach unserer Ansicht sind diese Deutungen verfrüht, weil sie sich alle widersprechen. Wir sind davon überzeugt, daß die wahren Gläubigen in der ganzen Welt den letzten, großen Antichristen erkennen werden, wann er kommt. Der Heilige Geist wird ihnen genug Licht schenken, die Zahl seines Namens sicher und einmütig zu errechnen. Bis dahin laßt uns warten und nüchtern sein! Aber es gibt einen anderen, ebenso richtigen Weg, glauben wir, diese berühmte Zahl 666 zu verstehen. Wir haben ihn schon bei unserem Vergleich zwischen Christus und dem Antichristen angedeutet. Johannes nennt die Zahl 666 „eines Menschen Zahl“. Es ist klar, daß es in der Offenbarung symbolische Zahlen gibt. So drückt die Zahl 7 die Fülle, die Vollkommenheit aus und wird meist für Gott und für Jesus Christus verwandt: das erwürgte Lamm hat 7 Hörner und 7 Augen, das sind die 7 Geister Gottes. Offb. 5,6. — Die Zahl 6 dagegen bezieht sich auf alles Menschliche: die 24 Ältesten, Offb. 4,4; die 12 Stämme Israels, die 12 000, die 144 000. 7,4—8, usw. Sechs ist die ausgesprochene Zahl für die Unvollkommenheit, immer unter der Zahl 7, der Vollkommenheit. Der Antichrist mag sich in seinem Hochmut maßlos erheben und aufblähcn, seine Eroberungen bis an die Enden der Erde ausdehnen, sich als Gott anbeten lassen, — doch wird all sein Tun den Stempel der Unvollkommenheit und der innersten Ohnmacht tragen: seine Zahl ist und bleibt die Zahl des Menschen in dreifacher Wiederholung: 6-6-6! „Diese Zahl enthält aber auch das Endliche des Fortschritts, den Abschluß der Kultur, ... sie ist die Summe, das Drei-Dimensionale, Länge, Breite und Höhe des menschlichen Tuns. Wie man auch immer diese Dimensionen berechnet, man landet immer bei 6 . . . (Diese Zahl versinnbildlicht die Überlegenheit des Menschen, der sich auf Gottes Platz hinaufgeschwungen hat, auf dem Gipfel seines Werks thront und in seinem Größenwahn ausruft: Wie herrlich weit hat es der Mensch gebracht!“ (Mauro.) 666 ist schließlich auch die Ohnmachtserklärung Satans — Gott gleicht zu sein, des Antichristen — Christus gleich zu sein, des falschen Propheten — dem Heiligen Geist gleich zu sein. VIII. Welche Macht wird der Antichrist haben? l.Die Macht des Antichristen wird übernatürlichen, teuflischen Ursprungs sein. Satan hatte vergebens Jesus Christus alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit angeboten. Matt. 4,8—10. Der „Mensch der Sünde“ dagegen wird dieses Angebot annehmen und, ganz dem Bösen ausgeliefert, Kraft, Thron und große Vollmacht vom Teufel bekommen; das Tier „wird aus dem Abgrund steigen und in die Verdammnis fahren.“ Offb. 13,2; 17,8. (S. auch Daniel 8,24 und 2. Thess. 2,9—10) Nur dadurch läßt sich die verblüffende Laufbahn dieses Menschen erklären. 2. Gott selbst wird dem Antichristen erlauben, sein Reich aufzurichten. Sogar die Bösen (Satan einbegriffen) müssen zur Erfüllung der Pläne Gottes beitragen. Die abgefallene Menschheit muß ernten, was sie gesät hat, und vor dem Gericht müssen die Menschen zeigen, wozu sie nur fähig sind. Deshalb wird Gott das Kommen des Antichristen zulassen und ihn als Geißel für die Völker benützen. Darum lesen wir in der Offb. viermal von ihm: „und es ward ihm gegeben ein Mund, zu reden . .. Lästerungen . . .“ „und ward ihm gegeben, daß es mit ihm währte zweiundvierzig Monate lang .. .“ „und ward ihm gegeben, zu streiten mit den Heiligen . . .“ „und ihm ward gegeben Macht über alle Geschlechter und Sprachen und Heiden.“ 13,5.7. Um Israel zu schlagen, hat Gott einst den König von Assyrien als „Seines Zornes Rute“ benützt, ihn selbst aber später streng bestraft. Jes. 10,5—7,12. So wird der Herr auch den Antichristen zerschlagen, nachdem Er ihn eine kurze Zeit gewähren ließ. An dem Gericht, das der Antichrist und seine Verbündeten an Babylon, der großen, vollziehen, können wir erkennen, daß diese menschlichen Gestalten unbewußt nur den Plan Gottes, den Er ihnen ins Herz gegeben, zur Ausführung bringen. Offb. 17,16—17. Wenn also die größten Scheusale zu herrschen scheinen, so ist es doch der Herr, der sie lenkt und die Welt regiert. 3. Zuerst wird der Antichrist seine Macht auf die Länder von Daniels viertem Reich stützen. a) Das ehemalige, wiederhergestellte Römische Reich wird den Antichristen auftaucherr sehen. — Bei den vier von Daniel gezeichneten Weltreichen haben wir gesehen, daß der große Diktator der Endzeit aus dem Römischen Reich hervorgehen soll. Dan. 7,7—8. 23—25. In Wirklichkeit ist das Römische Reich, das Jesus gekreuzigt und die Juden zerstreut hat, schon lange verschwunden. Aber was sagt Johannes über das Tier, das Sinnbild dieser Regierung und ihres Oberhauptes: „Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist nicht und wird wiederkommen aus dem Abgrund und wird fahren in die Verdammnis, und es werden sich verwundern, die auf Erden wohnen,. . . wenn sie sehen das Tier, daß es gewesen ist und nicht ist und da sein wird ... Und das Weib, das du gesehen hast, ist die große Stadt, die das Reih hat über die Könige auf Erden.“ Offb. 17,8—9,18. Die Stadt, die zur Zeit des Apostels Johannes die Welt regierte, war Rom, und das Tier von Dan. 7 bedeutet sicherlich auch Rom. Die Völker, die einst unter dem römischen Joch standen, sind also dazu ersehen, eine Hauptrolle in der Endzeit zu spielen. Die Länder des Mittelmeerbeckens sind in der Tat als erste evangelisiert worden. Sie bekamen das meiste Licht und tragen daher die meiste Verantwortung vor Gott. Schon lange waren sie im Bereich der Religion, des Denkens, der Kunst und der Technik vorherrschend. Auf ihrem Boden entstand die moderne Zivilisation, die sog. »christliche“, besser gesagt, die westliche. Auch ist im letzten Jahrhundert den von diesen Ländern ausgegangenen Völkern die Beherrschung fast der ganzen Erde zugefallen. Nach der Weissagung werden eben diese Völker der Macht des Antichristen als Sprungbrett dienen und mit ihm als erste von Gottes furchtbaren Gerichten ereilt werden. Unter den Völkern des Römischen Reiches darf man übrigens, wie wir meinen, nicht nur solche verstehen, die innerhalb seiner alten Grenzen wohnen, sondern auch die, welche direkt daraus hervorgegangen sind und dieselbe Zivilisation vertreten. Zweifellos haben z. B. Nord-und Südamerika, wie auch Australien, ganz und gar teil an der europäischen Kultur und Lebensart. Der Antichrist könnte, wie es uns scheint, ebenso gut auf der einen wie auf der anderen Seite des Atlantik auftauchen, ohne daß sich etwas an der Deutung der Prophetie ändern würde. b) Der Antichrist wird sich an die Spitze eines Zehnkönigsbundes stellen. — In der Endzeit muß das Römische Reich, wie gesagt, in neuer Gestalt Wiedererstehen. In den ersten Jahrhunderten seines Bestehens war es eine Einheit. Dann war es lange in zwei Teile geteilt (die beiden Schenkel des Bildes, Dan. 2,33), von denen das Ostreich bis 1453 bestand. Vor der Wiederkunft Christi soll es in der Form eines Zehnstaatenbundes wiederkommen (die zehn Zehen des Bildes und die zehn Hörner des Tieres), Dan. 7,24. Die Häupter dieses Bundes werden in der Offb. eigenartig beschrieben, 17,12—13.17. Was sind das für »Könige, die das Reich noch nicht empfangen haben, aber wie Könige eine Zeit Macht haben?“ Heutzutage nennen wir solche Menschen Diktatoren. Wir haben schon darauf hingewiesen, daß Diktatoren um das Mittelmeer und viel weiter hinaus aufgetreten sind, und dies zu einer Zeit, die eben erst von Schlagwörtern wie »Demokratie* und „Freiheit* begeistert war. Aber noch mehr: Die Weissagung spricht nicht von einzelnen Diktatoren, sondern von einem Bund von zehn Häuptern unter einem Oberhaupt, dem Antichristen. (S. Offb. 17,17!) Haben wir uns nicht in den letzten Jahren daran gewöhnt, von den „Vereinigten Staaten von Europa“ zu sprechen, oder von einem „lateinischen Block“ oder neuerdings von einem „Westblock“, der die Mittelmeer- und angelsächsischen Länder umfaßt? Win-ston Churchill konnte sogar schreiben: „Ich sehe nicht ein, warum sich nicht unter der Ägide einer Weltorganisation ein Bund der Vereinigten Staaten von Europa bilden könnte, der das Festland einen würde, wie es seit der Römerzeit nie mehr der Fall war.“ (Gazette de Lausanne, 4. 12. 45.) Bis 1953 haben die Verhandlungen über eine Vereinigung von Westeuropa große Fortschritte gemacht, aber noch keine greifbare Gestalt angenommen. Viele einsichtige Politiker hoffen jedoch auf baldigen Erfolg. Wir wissen weder, wie sich die heutige Lage entwickeln wird, noch wieviel Zeit zur Erfüllung der Weissagungen noch „erforderlich“ ist. Aber sicherlich darf man feststellen, daß die Weltlage in großen Linien jetzt der von der Schrift vorausgesagten merkwürdig ähnlich ist. 4. Der Antichrist wird seine Macht durch unaufhaltsame Eroberungen ausdehnen und aus der rohen Gewalt einen Götzen machen. Auf die westlichen Völker gestützt, wird der Antichrist sein Reich auszudehnen suchen. Er wird es mit „Blitzkriegen“ machen, die wir gerade kennen gelernt haben: „Siehe, das vierte Tier war greulich und schrecklich und sehr stark und hatte große, eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte, und das übrige zertrat's mit seinen Füßen... Es wird aufkommen ein frecher und tückischer König. . . Er wird greulich verwüsten, und es wird ihm gelingen, daß er‘s ausrichte. Er wird die Starken samt dem heiligen Volk verstören.“ Dan. 7,7; 8,23—24. (S. auch 11,36.40.) Voll Schrecken und Bewunderung wird die ganze Erde ausrufen: „Wer ist dem Tier gleich, und wer kann mit ihm kriegen?“ Offb. 13,4. Da er diese Siege seiner eigenen Kraft zuschreibt, wird der Antichrist die rohe Gewalt auf den Thron setzen: „Er wird den Gott der Festungen ehren: denn er wird einen Gott, davon seine Väter nichts gewußt haben, ehren mit Gold und Silber. . .“ Dan. 11,38—39. So wird er das Wort Habakuks zur Vollendung bringen: „Also muß ihre Macht ihr Gott sein.“ 1,11. Haben wir nicht ganz Europa jahrelang der Gewalt und dem frisch-fröhlichen Krieg das Wort reden hören? Ja, wir haben ihn gesehen, den Gott der Festungen, dem Moloch gleich auf einen Sockel erhöht, und wie eine Unmenge stolzer, kraftstrotzender Menschen ihn anbeteten! Denn immer wieder findet der Kult der Gewalt seine Anhänger und Schützlinge. Der Antichrist wird dies alles nur wieder aufnehmen und krampfhaft auf die Spitze treiben. 5. Der Antichrist wird zur Weltherrschaft gelangen. Alle großen Eroberer suchten ihr Reich über die ganze Erde auszudehnen, wie z. B. Alexander, Cäsar, Napoleon, Hitler. Einige Jahre lang lachte ihnen das Glück, und sie konnten zahlreiche Länder einnehmen. Aber plötzlich blies Gottes Atem auf ihr Kartenhaus, und alles stürzte ein. Nie hat Gott bisher einem einzelnen Menschen die Weltherrschaft gewährt. Aber die Bibel berichtet ausdrücklich, daß Er es einmal am Ende der Welt tun wird. Ganz kurze Zeit wird der Antichrist diesen alten Traum der Weltherrschaft verwirklichen, der in den Köpfen aller Fürsten steckt: »Das vierte Tier wird ... alle Lande fressen, zertreten und zermalmen.“ Dan. 7,23. „Und ihm ward Macht gegeben über alle Geschlechter und Sprachen und Heiden. Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an ... Es machte, daß alle, welche nicht des Tieres Bild anbeteten, getötet wurden.“ Offb. 13,7—8. 15. Daß wir heute am Vorabend einer Weltherrschaft stehen, ist leicht zu erkennen. Hätte Deutschland im Krieg die Atombombe entwik-kelt, wer hätte es an der Eroberung der ganzen Welt gehindert? Und sollte unglücklicherweise ein neuer Krieg zwischen den bestehenden Großmächten ausbrechen, so geht es sicher um den Preis der Weltherrschaft. Ein solcher Kampf könnte sehr schnell zu Ende sein. Das liegt an den großen Fortschritten der Menschheit. Früher schlug man sich um eine Provinz, dann um ein Land, zuletzt um einen Kontinent; heute ist die Welt der Schauplatz. Darnach gibt es keinen weiteren Raum, und das Ende wird nahe sein. Merkwürdig! Am Tage, da wir diese Zeilen schrieben, hörten wir im Radio: „Die Erfindung der Atombombe bedingt es, daß die Weltherrschaft in der Hand einer einzigen Autorität liegt: Das wäre das einzige Mittel, um die Vernichtung unserer Welt und den Selbstmord des Menschengeschlechts zu verhüten.“ Wer hätte vor wenigen Jahren solche Worte gesagt? Wir wollen noch einige Urteile aus der jüngsten Zeit darüber hören: „Bis in unsere Tage war die Welt zu groß, als daß sie ein einzelner Mensch oder eine einzelne Macht hätte erobern können. . . Erst jetzt ist zum ersten Mal in der Geschichte die Eroberung der Welt durch eine einzelne Macht eine geographische, technische und militärische Möglichkeit. . . Vom technischen und militärischen Standpunkt aus können die Vereinigten Staaten den Krieg in Fernost viel leichter und schneller führen, als Cäsar es in F.ngland oder Ägypten konnte. . . Um es klar zu sagen, die Krise des zwanzigsten Jahrhunderts bedeutet, daß unser Planet zu einem gewissen Grad unter eine einheitliche Kontrolle gestellt werden muß.“ (Emery Reves, Anatomie des Friedens) Robert Fiutchins, Professor an der Universität Chicago, hat erklärt: »Wir werden demnächst furchtbarere Bomben als die Atombombe haben. Diese sind offenbar nur der Anfang, und viel schrecklichere Waffen sind in Vorbereitung. .. Der Militärdienst ist zwecklos, da er den Massen nur den Gebrauch veralteter Waffen bei-bringen würde. .. Die Menschheit hat die Wahl zwischen Frieden und Selbstmord, und die einzige Lösung zur Verhinderung des Krieges ist die Errichtung einer Weltregierung.“ (Gazette de Lausanne, 19. 2. 46.) „Die Gelehrtenkreise, die bei der Erforschung der atomaren Energie mitwirken, behaupten ernstlich, daß nur ein Weltparlament den Frieden und die Sicherheit garantieren könnte “ (ibid.) „Es ist klar, daß die Menschheit sich zu einer ganz neuen Auffassung des internationalen Lebens aufschwingen muß, sonst wird die uns bekannte Welt infolge einer Reihe unvorstellbarer Katastrophen verschwinden. Die Menschheit sieht sich vor dem Dilemma der Wahl: sich einigen oder untergehen! . . . Die einzige Lösung ist die, möglichst rasch eine Weltregierung zu schaffen, der die Staaten einen Teil ihrer Oberhoheit mit dem Auftrag abgeben, daß jene den Frieden durch Kontrolle der Atomenergie erhalte.“ (G. Rigassi, Gaz. de Lausanne, 5. 1. 46.) Bernard Baruch, amerikanischer Delegierter der Atomkommission der Vereinigten Staaten, hat gesagt: „Erklären wir den Atomkrieg nicht als ungesetzlich, so fällt die Welt ins finstere Mittelalter, ja noch mehr, in das Chaos zurück. . . Wir müssen rasch handeln. Zögern hieße vielleicht, sich zum Tod verurteilen.“ (Le Monde, 10. 10. 46.) In jüngster Zeit ergingen im selben Sinn noch viel dringlichere Aufrufe. Hier zwei Beispiele: In Europa und Amerika weit bekannte Pastoren (Niemöller, Vize-Präsident des ökumenischen Rates, Martin Luther King, der Schotte McLeod), politische Führer, Nobelpreisträger, Gelehrte und Schriftsteller haben in einem Manifest an alle Regierungen den Zusammentritt einer konstituierenden Sitzung ge- fordert, die den Plan einer Weltregierung entwerfen soll. Bis jetzt hat man noch kein wirksames Mittel finden können, die internationalen Konflikte auf friedlichem Wege zu lösen, denn es fehlt an einem Weltgesetz, das die Anerkennung aller findet (S. OE. P. I., 19. 1. 1962). Und Winston Churchill hat erklärt: „Die öffentliche Meinung verlangt die Einheit der Welt . . . Die Zukunft der Menschheit ist trübe, wenn nicht schnellstens eine Weltregierung errichtet wird!“ (Le Bon Combat, März 1959). So bereiten sich die Geister auf die Ankunft eines genialen Führers vor, der verkündigt, alle Probleme auf Weltebene lösen und vor allem den Schrecken des atomaren Selbstmordes bannen zu können. Schließen wir mit einem Zitat ganz anderer Art, das davon redet, wie die großen Reiche ihren Schwerpunkt ständig von Ost nah West verlagert haben: „Wir haben die Ufer des letzten Ozeans erreicht. Der Stern der nach Westen vordringenden Weltreiche beendet seinen Lauf um die Welt in Amerika. Dort liefern wir die letzte Schlacht der weißen Rasse, ja der Menschenrasse überhaupt. . . Unterliegt Amerika, so ist die menschliche Rasse verloren und hat nur noch das Urteil des Allmächtigen zu erwarten, das ihr Andenken vom Erdboden tilgt.“ (Worte eines amerikanischen Deputierten, 1911, zitiert von Vuilleumier.) 6. DerAntichristwirdeinepolitische, wirtschaftliche und religiöse Diktatur ausüben. Auf allen Gebieten wird er ein totalitäres Regime einführen: a) Auf politischen Gebiet wird er dem ganzen Erdkreis ein eisernes Gesetz aufzwingen, und alle Menschen werden vor ihm zittern. Offb. 13,3—4.7. b) Auf wirtschaftlichem Gebiet wird es nach Johannes genau so ein: „Der falsche Prophet macht, daß die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte, allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, daß niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.“ Offb. 13,16—17. Davon haben wir unlängst in einigen Ländern einen Vorgeschmack bekommen. Beim heutigen totalitären Regime haben solche, die nicht Mitglied der Partei sind und sich weigern, den Tagesgötzen anzubeten, kein Recht zur Existenz. Man geht so weit, ihnen ihre Lebensmittelkarten und die Arbeitskarte zu entziehen; es bleibt ihnen noch das Konzentrationslager oder der Tod. So geschieht es auch unter der Herrschaft des Antichristen. Man wird den .Weltboykott der Christen“ erleben (P. Allo). Ein Kollektivismus entsteht dann, der die ganze Welt umfaßt und ein Generalmonopol des vergötterten Staats aufrichtet. So steht jeder Warenhandel und jede Tätigkeit eines jeden einzelnen unter absoluter Kontrolle. Es ist auffallend, daß A. G. Bell, der Erfinder des Telefons, schon 1909 in diesem Sinne schrieb: „In ihrer industriellen Entwicklung eilt die menschliche Gesellschaft der Bildung eines umfassenden, einheitlichen Systems zu, eines Einheitsungetüms oder Riesenmonopols, dessen Operationsbasis die ganze Welt ist, und das Produktion, Verteilung und Absatz sämtlicher Waren und Lebensmittel kontrolliert.“ (Ph. Mauro) c) Auf religiösem Gebiet wird dieselbe Diktatur zu spüren sein. Da sich der Antichrist für Gott ausgibt, wird er seine Anbetung von allen Menschen fordern und erlangen; die dies verweigern, werden hingerichtet. (2. Thess. 2,4; Offb. 13,8. 15.) Das gibt also den absoluten Totalitarismus, was die Nationalsozialisten „Gleichschaltung“ nannten, d. h. eine völlige Vereinheitlichung. Daß alle Völker westlicher Kultur, die dem Unglauben verfallen sind, derart den Antichristen anerkennen, leuchtet uns ein. Aber wie können die anderen Völker in eine solche Bewegung hineingezogen werden, die Mohammedaner z. B., die so fanatisch an ihrem Glauben hängen? Aber merkwürdig, auch die Moslems erwarten eine geheimnisvolle Person, den „verborgenen Mahdi“, der sich eines Tages als der mohammedanische Messias offenbaren, der Erde die Gerechtigkeit und dem Islam den Sieg bringen soll, indem er sich alle Ungläubigen unterwirft. Vielleicht gelingt es dem Antichristen, sich für diesen erwarteten Messias auszugeben und damit auch die Jünger Mohammeds um sich zu scharen (ohne von den Anhängern anderer Religionen zu reden!). Nach einer anderen Überlieferung glauben die Moslems auch an das Kommen eines einäugigen Menschen mit den Buchstaben KFR (Kafir = der Ungläubige) an der Stirn. Er wird alles außer Mekka und Medina zerstören und wird durch das Kommen Jesu Christi getötet, der nach zweiundvierzig Monaten alle Christen in den Schoß des Islam führen wird! Wir führen diese Überlieferungen nur an, um zu zeigen, wie tief die Enderwartung des wahren und des falschen Messias in aller Herzen verankert ist. 7. DieAufrichtungdiesesRegimeswirdzuersteine rasende Begeisterung hervorrufen, der aber die Endkatastrophe folgt. „Endlich hat die Menschheit den wiedergefunden, den sie durch die Jahrhunderte ersehnt und gesucht hat, den Übermenschen, der Gottes Majestät weit überstrahlt. Endlich kann sie sich an dem berauschen, der ihren geheimsten Süchten entspricht: denn das große Tier ist nach dem Bild der tierischen Instinkte unserer Herzen geschaffen . . . Der große Aufstand des Tieres gegen Gott ist die Summe all unseres Unglaubens im einzelnen. Die Menschen jubeln dem Tier zu, weil es sie mit seiner stolzen Machtentfaltung wieder an das alte irdische Evangelium glauben läßt: Jawohl, der Mensch ist stark; jawohl, er kann über sich selbst verfügen; jawohl, er kann sein Schicksal meistern und dem Tode trotzen.“ (C. Brütsch, Die Apokalypse, S. 163) Das Babylon der Endzeit „wird von einem herrischen Geist regiert und mit fester Hand gehalten, der in seiner Person die verschiedensten Gaben seiner Rasse vereinigt. Er wird Soldat und Staatsmann, Redner und Finanzmann, Gelehrter und Demagoge, tyrannisch und liberal, geehrt und gefürchtet, verehrt und verhaßt sein.“ (Haldemann.) Ergänzen wir noch, daß er sicher in den geheimen Wissenschaften bewandert ist, um, wie es nicht anders möglich ist, mit der Kraft aus dem Abgrund angetan zu sein. Angesichts ihres vergötterten Helden vom Taumel erfaßt, glaubt die Menschheit die alte Verheißung des Verführers endlich in Erfüllung gehen zu sehen: „Ihr werdet sein wie Gott.“ 1. Mose 3,5. H. G. Wells schreibt endlich über dieses Thema: „Um den sozialen Idealstaat zu bilden und zu erhalten, muß man einen Führer finden, der ihn zu leiten versteht und an Intelligenz das höchste menschliche Niveau übertrifft.“ In der Meinung, diesen Mann endlich gefunden zu haben, wird die Menschheit sich hemmungslos diesem Glück ergeben. Die Massen lassen sich gern von einer starken Hand regieren: Sie werden sich mit Wonne dem größten Führer aller Zeiten beugen. Von jeher sind die Menschen von militärischem und nationalem Glanz betört worden, und starke Völker haben immer von einer Weltherrschaft geträumt: Sie werden alle stolz sein, einem Reich anzugehören, das den Erdball umfaßt. Nachdem Kriege Tausende von Jahren hindurch die Völker zerrissen haben, hungern diese nach Frieden und einer Sicherung. Regiert dann der Antichrist die Erde allein, so werden alle glauben, jeder Konflikt sei fortan ausgeschlossen und der Friede auf ewig gesichert. Da nun der Mensch vor allem Behaglichkeit, Wohlergehen und ein Wohlleben begehrt, wird wahrscheinlich der Antichrist, wenn er der Welt Frieden und Sicherheit aufgedrängt hat, alles daran setzen, einem jeden den größten Wohlstand zu sichern (um sich die Seelen desto leichter hörig zu machen). Vielleicht wird er ein großer Sozialreformer sein und hier Dinge erreichen, die den sogen, christlichen Gesellschaften nicht gelangen. (Man denke an die außerordentlichen Errungenschaften der Diktatoren unserer Zeit!) Die Seelen wollen von Natur etwas zum Anbeten haben: Nach Verwerfung des Herrn werden sie sich mit mystischer Glut dem Übermenschen hingeben und ihn ihren Heiland nennen. Jede Religion möchte sich die ganze Menschenrasse erobern. Die religiöse Welt hat Heimweh nach einer sichtbaren Einheit, die sie verloren hat. Ist die wahre Kirche entrückt, und ist der alleinige Kult des Antichristen erzwungen worden, so wird die falsche Einheit in Hochmut über die Erde triumphieren: Alle falschen Religionen und Kirchen, endlich zu einer einzigen verschmolzen, werden die falsche Ökumene bilden, wie wir sie nennen könnten (denn wie es die wahre Ökumene des Leibes Christi gibt, so wird es auch ihre teuflische Karikatur geben). Dann gibt es hier auf Erden nur noch ein Volk, ein Reich, ein Haupt, einen Glauben, eine Kirche (genau das, was die Nationalsozialisten wollten). Man kann sich die Schlagwörter dieses neuen Regimes wohl denken. In toller, mitreißender Begeisterung wird die ganze Welt schreien: Einheit, Friede und Sicherheit! Das Wort Gottes aber sagt: „Wenn sie werden sagen: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, so wird sie das Verderben schnell überfallen, gleichwie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen.“ l.Thess. 5,3. IX. Welche Haltung wird der Antichrist Gott gegenüber einnehmen? Als Werkzeug des Widersachers hier auf Erden wird der Antichrist dem Herrn offen den Krieg erklären. „Er wird den Höchsten lästern . . . und wird sich unterstehen, Zeit und Gesetz (Gottes Gesetz) zu ändern.“ Dan. 7,25. Gott gegenüber wird er mit der Vermessenheit auf-treten, von der öfters die Rede ist. 7,8. 11.20. „Und es wuchs bis an des Himmels Heer und warf etliche davon und von den Sternen zur Erde und zertrat sie. Ja, es wuchs bis an den Fürsten des Heeres und nahm von ihm weg das tägliche Opfer und verwüstete die Wohnung Seines Heiligtums.“ 8,10—11. (Es ist nicht leicht, diesen Vers zu deuten, der sich auf den Krieg Satans in den himmlischen Örtern wie auch auf den seines Werkzeugs gegen die Vertreter Gottes auf Erden zu beziehen scheint.) Der Antichrist wird sich in diesen wahnsinnigen Kampf gegen den Herrn stürzen, wenn ihm der Hochmut den Verstand geraubt hat (s. z. B. auch Dan. 8,25; 11,36—37). Seine schlimmste Sünde wird die sein: Nicht damit zufrieden, Gott anzugreifen, wird er nach den Worten des Paulus sich „über alles erheben, was Gott und Gottesdienst heißt, also daß er sich setzt in den Tempel Gottes als ein Gott und gibt sich aus, er sei Gott.“ 2. Thess. 2,4. So unglaublich es erscheinen mag, so haben wir gesehen, daß es dadurch dem Antichristen gelingt, sich die Anbetung aller Erdbewohner außer der wahren Gläubigen zu gewinnen. Offb. 13,8. Das ist wohl der Greuel der Verwüstung, von dem Daniel spricht (9,27), und vor dem Jesus selbst Seine Jünger warnt. Matt. 24,15. Solche Stellen werfen ein helles Licht auf eine allerjüngste Tatsache in unsrer Geschichte. Die Menschen sind immer religiös gewesen, und nie hat es auf Erden an den verschiedensten Kulten gefehlt; im Namen der Religion wurde man sogar oft zum Verfolger. Aber allmählich wuchs auf Erden ein Unglaube, der immer radikaler und angriffslustiger wurde. Zuerst begnügte man sich damit, „freireligiös“ zu sein, dann wurde man ein „Freidenker“ und hierauf ein ausgesprochener „Atheist“, der die Religionen allesamt über Bord warf. Endlich fing man an, offen den Kampf gegen Gott zu führen. Zum ersten Mal trat diese Bewegung während der großen Revolution in Frankreich in ihrer modernen Form auf. Jahrelang waren die antireligiösen Leidenschaften entfesselt. 40 000 Kirchen, Kapellen und Bethäuser wurden entweiht, und Kathedralen wurden in Ställe verwandelt. Der Sonntag wurde abgeschafft und durch das „Dekadi“ (Zehnter-Tag-Feiertag) ersetzt. Eine Opernschauspielerin führte man als Göttin der Vernunft in einer Prozession umher und setzte sie auf den Altar der Notre-Dame in Paris. Mit pompösen Worten verkündigte man das Ende der christlichen Religion und die Aufhebung aller Gottesdienste (Dekret vom 30. Bru-maire, 3. Jahr). Massenweise verbrannte man heilige Bücher: in Roche-fort war ein Scheiterhaufen aus 5—6000 Büchern. In Lyon wurden allein an einem Tag 120 Priester zum Tode verurteilt. Erst 1797 wurde die Religion wieder anerkannt. In unseren Tagen haben wir die Gottlosenbewegung in Rußland erlebt. 1928 gaben sie an, 250 000 für den aktiven Kampf gegen die Religion ausgebildet zu haben. Damals gab es 10 000 antireligiöse Vereine. Im selben Jahr fanden 700 antireligiöse Kundgebungen in Leningrad statt. In drei Monaten wurden 900 Kirchen geschlossen. Das Blatt „Der Gottlose“, antireligiöse Broschüren und Bücher wurden millionenweise verteilt. Vorerst scheint diese Aktion, die nur zum Teil gelang, etwas abgeflaut zu sein, doch beherrscht sie offiziell ein Drittel der Menschheit. Die Prophezeiungen lassen den Zeitpunkt voraussehen, da sie ihr Haupt wieder erheben und über die ganze Erde losbrechen wird. In der Hand des Antichristen wird sie das Mittel sein, alle Religionen gleichzuschalten und so den Weg zur Anbetung seiner Person allein zu bahnen. Dieser Kult des Übermenschen, dem die Menschheit zuschreitet, ist an sich nichts Neues. Oft haben die großen Machthaber der Geschichte göttliche Verehrung von ihren Untertanen gefordert, — z. B. die römischen Kaiser. In unseren Tagen wollte man 70 000 000 Japaner (sogar auch die Christen unter ihnen) zwingen, den Mikado und seine Ahnen anzubeten. Und unbestreitbar verstand es ein Diktator wie Hitler (um nur von ihm zu reden), einen mystisch-religiösen Nimbus um seine Person zu weben. So fand er bei einem großen Teil seiner Untergebenen eine totalere Hingabe und unbedingteren Glauben, als viele Gläubige sie Gott darbringen. In dem oben erwähnten Werk schreibt Dr. A. Frey über die nationalsozialistische Weltanschauung: „Der ,Mythos des zwanzigsten Jahrhunderts' verkörpert sich in der Person des .Führers' . . . Der .Führer' ist nicht lediglich ein zeitlicher Kaiser, er ist ein Messias, der Prophet des Tausendjährigen Reichs. Er ist Gott und Cäsar zugleich, und das berühmte Wort: .Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist', wird hinfällig. Er ist eine Art metaphysischen Seins . . . Nach national-sozialistischer Auffassung muß der Gehorsam gegen den Führer eine freiwillig gewährte Anhänglichkeit des Herzens sein, wie die Beugung der Christen unter Gott. Er ist daher mehr ein religiöser als ein politischer Akt, und der national-sozialistische Staat ist mehr als ein Staat, er ist eine Kirche.“ (S. 32) Professor Hauer von Tübingen drückte sich in einer Taufliturgie des „neu-deutschen Glaubens“ folgendermaßen aus: „Die Wöchnerin dankt Gott und dem Führer für die Gabe dieses Kindes: Dank Dir, Führer und Freund! Du hast uns auf den rechten Weg zurückgebracht, da wir irrten. Du hast unsere Seelen gerettet“, S. 42. 1934 formulierten die Deutschen Christen folgende These: „Durch Hitler ist die Zeit des deutschen Volkes gekommen, denn Christus, unser Heiland-Gott, ist unter uns mächtig geworden durch Hitler.“ S. 61. Und hier die Worte eines Führers derselben Bewegung: „Das deutsche Volk hat in den Märztagen 1933 sein Pfingsten erlebt, das wir nie vergessen werden. Der Gott der Liebe ist in der Gestalt des Heiligen Geistes auf uns herabgekommen, um uns den Glauben an die Unabhängigkeit und Ehre des deutschen Volks zu geben, den Geist der Selbstverleugnung, der nötig ist zum Dienst an unserem Boden, getreu der Idee des Dritten Reichs. Da erlebten wir das herrliche Kommen Gottes unter die Deutschen. Das Reich Gottes, in Staat und Kirche lange ohne Kraft, fand seine Lebensenergie in der Substanz des Nationalsozialismus wieder . . . Adolf Hitler hat die Pforte der germanischen Kirche geöffnet . . ., denn er schuf den deutschen Staat, er war die Kraft, die dem deutschen Volk das Leben wiedergeschenkt, er hat zur Offenbarung Christi geführt.“ S. 64. Die Herrschaft des Antichristen wird mit noch überspannteren Dithyramben begrüßt werden. Übrigens geht der Zug der Zeit dahin, nicht nur einzelne Menschen, sondern den Staat selbst zu vergöttern. Wir haben es ebenso erlebt, daß Millionen sehr „zivilisierter“ Menschen so weit kamen, daß sie ihr eigenes Volk (d. h. sich selbst) anbeteten und mit der Allmacht Staat einen Kult trieben. Im totalitären Regime wird dieser zu einem wahren Moloch, der alle Lebenskräfte des Volkes aufsaugt und den Einzelmenschen zermalmt. Hegel, ein großer deutscher Philosoph, konnte schon vor über hundert Jahren schreiben: „Der Einzelne existiert nur durch den Staat. Der Staat ist göttlich, der absolute Zweck, der .wahre Gott“, das .Göttliche an Sich, das absolute Autorität und Majestät genießt.'“ (Frey, S. 18.) Auch Mussolini hat zu einem direkten Kult seiner Person ermuntert. Der „Große Faschistische Rat“ schrieb in einem Aufruf: „Wir sind ihm gefolgt, wir folgen ihm, und wir werden ihm folgen, im Leben wie im Tod!“ Eine faschistische Zeitung schrieb: „Unser Ideal kann nicht der Gott-Mensch (Jesus Christus) sein, der liebt und leidet, das rechtfertigende Sühnopfer, das sich vom Hintergrund der Offenbarung der Hölle und der Prädestination abhebt. Sondern es ist der siegende Mensch-Gott, der Held der hellenischen Sagen, Mithras, der triumphierende Gegner von Sonne und Stier; Siva, der schreckliche, tanzende Gott, die kosmischen Wesen, mächtig, strahlend, von Leidenschaften geläutert, wunschlos und in Mysterien geweiht .. . Merzen wir die christliche Idee von der Sünde aus! Wir leben nicht von der semitischen, aus Palästina importierten Tradition, sondern von der mittelländischen.“ (de Heer) Mit unseren eigenen Augen haben wir die Folgen solcher Theorien gesehen. Und doch scheint der kommende totalitäre Staat des Antichristen auf ähnlichen Theorien aufgebaut werden zu sollen. Das wird das logische Ende vom Wege sein, den die Menschen schon lange verfolgen, wie es auch Paulus den Römern ganz klar zeigt: „Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden; und haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild, gleich dem vergänglichen Menschen . . . Sie, die Gottes Wahrheit haben verwandelt in die Lüge und haben geehrt und gedient dem Geschöpf mehr denn dem Schöpfer, der da gelobt ist in Ewigkeit. Amen!“ Röm. 1,22—25. Man wird immer durch seine eigene Sünde bestraft. Da sie einen Gott aus ihrem großen Übermenschen gemach: haben, werden die Menschen seinen Händen überlassen und von Gott verlassen werden. X. Welche Haltung wird der Antichrist zu den Juden einnehmen? 1. Er wird ihnen zuerst großes Wohlwollen vorheucheln. Weiter oben haben wir gesehen, daß der Antichrist gut ein Jude sein könnte und sich nach Jesu Worten von den Juden als ihrem Messias wird zujubeln lassen. Joh. 5. 43. Daniel sagt, daß er mit mehreren für eine „Woche“ (Jahrwoche, d. h. 7 Jahre) einen festen Bund schließen werde. 9,27. Zweifellos wird er sidi für den Beschützer Israels ausgeben, der es vielleicht übernimmt, sie massenweise nach Palästina zurückzuführen und ihre nationale Macht wiederherzustellen. Man fragt sich, ob er nicht wieder den Tempel aufbaut und den Gottesdienst einführt. 2. Darnach wird der Antichrist die Juden furchtbar verfolgen. Weiter sagt Daniel, daß der Antichrist nach dreieinhalb Jahren seinen siebenjährigen Bund brechen wird (in der Mitte der Woche oder Jahrwoche): „Mitten in der Woche wird das Opfer und Speisopfer aufhören. Und bei den Flügeln werden stehen Greuel der Verwüstung, bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird.“ 9,27. Dann vielleicht wird der Antichrist so weit gehen, daß er „sich setzt in den Tempel Gottes (von den Juden wiederaufgebaut) .. ., und gibt sich aus, er sei Gott.“ 2. Thess. 2,4. Damit wäre tatsächlich der Greuel der Verwüstung an der heiligen Stätte aufgerichtet. (S. Matt. 24,15.) Dann wird eine unerhörte Verfolgungswut in den Antichristen fahren. Als Satans Helfershelfer auf Erden wird er natürlich versuchen, das alte Volk Gottes zu vernichten, dessen Wiederherstellung das Signal zu seinem eigenen Sturz geben soll. „Ich sah das Horn streiten wider die Heiligen, und es behielt den Sieg wider sie, bis der Alte kam und Gericht hielt für die Heiligen des Höchsten . . . Er wird die Heiligen des Höchsten verstören (in der Sprache des AT bedeutet das zunächst die Juden) und wird sich unterstehen, Zeit und Gesetz zu ändern (jedenfalls das jüdische Gesetz); sie werden aber in seine Hand gegeben werden eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit.“ Dan. 7,21 — 22.25 (S. auch 8,24; 12,1.6—7.) Nachdem er von Israels schmachvoller Verwerfung des Guten Hirten geredet hat, kündigt Sacharja an, daß der ins Land kommen wird (wohl Palästina), welcher der böse Hirte in höchster Potenz sein wird: „Ich will einen Hirten im Land auftreten lassen, der sich um die verschmachtenden Tiere nicht kümmert, . . . aber das Fleisch der fetten verzehrt und ihnen sogar die Klauen abreißt. Wehe dem nichtsnutzigen Hirten, der die Herde im Stich läßt! Das Schwert komme über seinen Arm und über sein rechtes Auge!“ Sach. 11, 16—17 (nach Menge). Und derselbe Prophet weissagt etwas später, daß dann zwei Drittel der Juden ausgerottet werden. Nach dem Hinmorden von 6 Millionen Juden in Europa während des Hitler -regimes erscheint eine solche Prophezeiung nur zu leicht erfüllbar. XI. Welches Los wird der Antichrist über die Christen bringenI Die Christen unter den Völkern, die an der großen Trübsal teilnehmen müssen (nach der Entrückung der Gemeinde, wenn wir es recht verstehen), werden kein besseres Los haben als die Juden. Wenn geschrieben steht: „Ich sah das Horn streiten wider die Heiligen, und es behielt den Sieg über sie ... Sie werden aber in seine Hand gegeben werden . . .“ (Dan. 7,21.25), so bezieht sich das jedenfalls erst auf Israel, dann aber auch auf alle, die zu der Zeit Gottes Sache auf Erden vertreten. Tatsächlich nimmt die Offb. dies wieder auf (und hat dabei zunächst die Christen im Auge): „Und ihm ward gegeben, zu streiten mit den Heiligen und sie zu überwinden“, und sagt weiter, daß alle, die das Bild des Tieres nicht anbeten, getötet werden. Offb. 13,7. 15. Man wird die Gläubigen auch aus dem Grunde verfolgen, weil sie durch die Verkündigung vom Kommen des Königs aller Könige eine Majestätsbeleidigung gegen den Antichristen begehen, da sie ja sein Regime verdammen und sein Ende Voraussagen (wie die unter der deutschen Besetzung, welche die Landung der Alliierten verkündeten und sich offen darüber freuten). Die Heilige Inquisition hat im Namen des Gottes der Liebe verbrannt und gefoltert. Die Sansculotten (Ohnehosen, in der französischen Revolution) haben im Namen der Freiheit die schlimmste Tyrannei aufgerichtet („O Freiheit, wieviele Verbrechen begeht man nicht in deinem Namen!“). Der Antichrist wird den furchtbarsten Gewissensdruck ausüben, unter dem Vorwand, die Menschen aus der Abhängigkeit von Gott zu erlösen. Dann ist es mehr denn je an der Zeit, nicht jene zu fürchten, die nur den Leib töten, sondern vielmehr Den, der Leib und Seele verderben kann in die Hölle (d. h. Gott). Matt. 10,28. Übrigens dürfen die Heiligen inmitten ihrer Drangsal mit Gottes Hilfe rechnen, der die Seinen im voraus mit Seinem Siegel versehen und der Trübsal ein Ziel gesetzt hat. XII. Welche Haltung wird der Antichrist zu Babylon, der falschen irdischen Religion, einnehmen? Wenn wir im folgenden Kapitel die Deutung von Babylon, der großen Hure der Offenbarung, untersuchen, werden wir sehen, daß der Antichrist zur Befestigung seiner Herrschaft zuerst einen Bund zwischen Thron und Altar schafft und alle Kräfte der falschen Religion auf Erden für sich ausnützt. Seinerseits wird er die Tätigkeit der Hure mit seiner Autorität fördern, wie es die Bibel mit dem Tier ausdrückt, auf dem das unreine, mit Purpur und Scharlach bekleidete Weib sitzt. Offb. 17,3—7. Der Antichrist wird also, unter der Bedingung, selbst wieder unterstützt zu werden, die falsche Kirche in ihrem Prunk, ihren Greueln und Verfolgungen ermutigen. Dafür wird die letztere ein mystisches Konzert der Lobpreisung und Anbetung um den Übermenschen, den Besieger der Nationen, inszenieren. Dieser aber, schnell der unbestrittene Herr der ganzen Erde geworden, wird bald einer solchen Krücke nicht mehr bedürfen. Geschoben von dem „Mörder von Anfang an“, wird er nach neuen Opfern suchen. Nach Ausmerzung vieler Juden und Gläubigen wird er sich in tollem Wüten gegen die falsche Religion und deren Anhänger, seine Verbündeten von gestern, wenden: „Die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier, die werden die Hure hassen, werden sie wüst machen und bloß und werden ihr Fleisch essen und werden sie mit Feuer verbrennen.“ Offb. 17. 16. Schon mehr als einmal in der Geschichte haben einzelne gekrönte Ungeheuer das Beispiel für eine solche Entwicklung abgegeben, Nero z. B. oder, uns näher, noch andere. Der bis zum Gipfel gestiegene Hochmut duldet absolut nichts mehr neben sich, weder Einfluß, noch Widerstand, noch Rivalität. Da ist nur noch Raum für die Masse der terrorisierten Anbeter, die, wäre die Zeit ihnen günstig, zu Mördern ihres Götzen würden. XIII. Wie lange wird die Herrschaft des Antichristen dauernf Alle großen Eroberer hofften, daß ihr Reich die Jahrhunderte überdauern würde. Hitler hat oft von seinem tausendjährigen Reich gesprochen. Wieviel mehr wird der zur Weltherrschaft gelangte Übermensch suchen, ein Werk für die Ewigkeit zu schaffen! Aber die Schrift sagt klar und bündig, daß sein Reich nur ein ganz kurzes sein werde. Beachten wir zunächst, daß dem gottlosen Wirken des Antichristen zum voraus ein Ziel gesetzt ist. „Und ich sah das Horn streiten wider die Heiligen, und es behielt den Sieg wider sie, bis der Alte kam und Gericht hielt für die Heiligen des Höchsten . . . Siehe, ich will dir zeigen, wie es gehen wird zur Zeit des letzten Zorns, denn das Ende hat seine bestimmte Zeit . . . Und es wird ihm gelingen, bis der Zorn aus sei; denn es muß geschehen, was beschlossen ist ... bis es mit ihm ein Ende werde, und niemand wird ihm helfen.“ Dan. 7,21—22: 8,19; i 1,36. 43. Wieviel Zeit steht dem Antichristen vor diesem Ende zur Verfügung? Auf diese Frage antwortet die Bibel in vier Wendungen und an acht verschiedenen Stellen. Regieren soll der Antichrist: 1. „Eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit.“ Dan. 7,25; 12,7; Offb. 12,14. Wir werden sehen, daß es sich um dreieinhalb Jahre handelt, so daß man sagen könnte: „eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit.“ (Das Hebräische und das Griechische kennen einen besonderen Plural, den Dualis, der zwei bedeutet.) 2. „Die Hälfte der Woche.“ Dan. 9,27. In der berühmten Prophezeiung Daniels von den 70 Wochen zählt jede Woche sieben Jahre. So entspricht die Hälfte der Woche dreieinhalb Jahren. Der Antichrist soll einen Bund auf sieben Jahre mit den Juden machen, aber mitten in dieser Zeit sich gegen sie wenden. Dann beginnen die dreieinhalb Jahre der großen Trübsal. 3. „Zweiundvierzig Monate.“ Offb. 11,2; 13,5. Diese Frist wird dem Tier zum Handeln gewährt. Das macht dreieinhalb Jahre. 4. „Tausend zweihundertundsechzig Tage.“ Offb. 11,3; 12,6. Die jüdische Berechnung des Jahres zu 360 Tagen ergibt genau dreieinhalb Jahre. Es wurde manchmal gefragt, ob diese Zahl der dreieinhalb Jahre nicht symbolisch zu verstehen wäre. Als Hälfte der Zahl sieben, der Zahl der Vollkommenheit, würde sie andeuten, daß der Antichrist inmitten seiner Laufbahn zertreten würde. Aber da die Bibel achtmal und in vier einander deckenden Wendungen die Zahl dreieinhalb Jahre angibt, so meinen wir, daß sie vorwiegend in buchstäblichem Sinn genommen werden sollte. Anders ließen sich eine solche Betonung und so viele Mittel zur Nachprüfung nicht erklären. Warum liegt es Gott daran, solch genaue Angaben zu machen? Aus zwei Gründen: Erstens will Er bezeugen, daß Er der Herr ist und bleibt. Er wird es dem Antichristen erlauben, Ihm offen zu trotzen, doch nur für eine sehr kurze, vorausbestimmte Zeit. Zweitens will der Herr den Glauben derer stärken, welche die große Trübsal erdulden müssen. Ohne das Licht der Weissagung würden sie denken, das Böse werde ewig auf Erden siegen. Alle diese Texte sind da, um ihnen zu sagen: „Habt Mut und Geduld: die Herrschaft des Bösen wird nur dreieinhalb Jahre dauern.“ Man muß zugeben, dreieinhalb Jahre sind eine lächerliche Zeit für die Dauer eines Weltreichs. Haben wir nicht vor kurzem etwas Ähnliches erlebt? XIV. Welches werden Ende und Strafe des Antichristen seinf Satan glaubte mit Hilfe des Antichristen zu triumphieren. Aber es ist ihm so wenig gelungen wie einst, da er Joseph als Sklaven verkaufen ließ und Jesus ans Kreuz brachte. Dieser sogen. Triumph wird in Wirklichkeit nur der Sturz des Feindes sein. Hat der Antichrist, indem er allen seine Herrschaft aufzwang, scheinbar der Welt Frieden und Sicherheit gebracht, wird er gezwungen sein, wieder zu den Waffen zu greifen. Am Ende der dreieinhalb Jahre erleidet seine Macht anscheinend einen Einbruch durch eine gewaltige Empörung der Völker, die sich sehnen, sein drückendes Joch abzuschütteln. Dann findet nach der Weissagung der letzte Krieg statt. Er wird weltumfassender sein als alle anderen und bei Harmagedon in Palästina zur Entscheidung kommen. Diese Schlacht wird ein übernatürliches Ende finden: Christus wird auf dem ölberg erscheinen und Seine Feinde vernichten. Sach. 14, 2—4. „Der Herr wird den Boshaftigen umbringen durch den Geist Seines Mundes“ (allein durch Sein Wort). 2. Thess. 2,8. Und weiter sagt Johannes: „Und das Tier ward gegriffen und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen tat vor ihm, durch welche er verführte, die das Malzeichen des Tiers nahmen, und die das Bild des Tiers anbeteten; lebendig wurden diese beiden in den feurigen Pfuhl geworfen, der mit Schwefel brannte.“ Offb. 19,20. E>a werden sie gequält von Ewigkeit zu Ewigkeit. Offb. 20,10. Das wird das tragische Ende des Schreckensmenschen sein, vor dem die ganze Erde erzitterte. XV. Schlußfolgerung. Kann man nun alle angeführten Texte über den Antichristen betrachten, ohne den Eindruck ihrer Zeitgemäßheit zu gewinnen? Man sieht, daß wir mit Riesenschritten dem Auftreten dieser Person zueilen. Vergessen wir nicht, wie uns die Schrift vor der fast unwider-stehbaren Verführungskraft warnt, die sie ausströmt. Zweimal fügt sie besonders hinzu: „Wer das liest, der merke drauf! . . .“ Matt. 24,15; Offb. 13,9. Die Gläubigen müssen daher unbedingt die nötige Kenntnis von allem haben, was den Antichristen betrifft. Dann werden sie ihn erkennen und sich vor ihm hüten und, wenn vielleicht auch nicht den Leib, so doch die Seele durchretten können. Selbst wenn wir während der dreieinhalb Jahre seiner Herrschaft nicht mehr auf Erden sind, ist es wichtig, daß wir heute schon klar sehen, was sicher geschehen wird. Unsere innere Haltung und unser Wandel werden davon bestimmt sein, und wir werden ganz neuen Antrieb haben, unsere Nächsten, solange es noch Zeit ist, zu warnen. Haben wir schon persönlich zu dieser Frage Stellung genommen? 5. Kapitel Der falsche Prophet /. Die Person des falschen Propheten. Dem Antichristen zur Seite stellt die biblische Prophetie eine Person, die ihm sozusagen als religiöser Premierminister hilft (wie Aaron dem Mose, wenn man so sagen darf). Jesus hat öfters das Kommen falscher Propheten wie auch falscher Christi angekündigt. Matt. 24,5.11.24 usw. In dem Augenblick, da der letzte und größte Antichrist auftritt, wird zugleich auch der schlimmste falsthe Prophet auftauchen. Es scheint sicher, daß dieser ein Mensch von Fleisch und Blut sein wird, genau wie der Antichrist. Und wie sein Komplize wird er lebend in den feurigen Pfuhl und Schwefel geworfen und von Ewigkeit zu Ewigkeit gequält werden. Offb. 19,20; 20,10. II. Das zweite Tier von Offenbarung 13 stellt sicher den falschen Propheten und nicht den Antichristen dar. Besonders in Offb. 13,11—17 wird uns der falsche Prophet ln der Gestalt eines anderen Tieres mit den Hörnern eines Lammes und der Stimme eines Drachen beschrieben. Manche Ausleger meinten, in dieser Beschreibung den Antichristen, nicht den falschen Propheten sehen zu müssen. Die Hauptschuld an diesem Irrtum tragen die beiden Hörner des Lammes von V. 11. Da die Offenbarung Christus das Lamm nennt, meinte man, das zweite Tier mit den Lammeshörnern wäre der falsche Christus, der sich so tarnt, um die Menschen besser täuschen zu können. Aber aus folgenden Gründen glauben wir, daß dem nicht so ist: 1. Das andere Tier wird tatsächlich der „falsche Prophet“ genannt. Offb. 16,13; 19,20; 20,10. 2. Das erste Tier von Offb. 13,1—10 wird nur „das Tier“ genannt. Im vorigen Kapitel sahen wir, daß dieses zweifellos dem Anti- Christen entspricht, wie die Bibel es sonst nennt. Eine Tabelle soll nun die Rolle vergleichen, die einerseits die anderen Propheten dem Antichristen, andererseits Johannes dem Tier in Offb. 13,1—10 zuschreiben: Der Antichrist a) Sein Kommen geschieht durch die Macht Satans. 2. Thess. 2,9. b) Er hat ein Maul, das große Dinge redet und den Allerhöchsten lästert. Dan. 7,8. 25; 11,36. c) Er erhebt sich über alle Götter. Dan. 11,36—37. Er gibt sich für Gott aus. 2. Thess. 2,4. d) Er ist des Reiches Haupt, das die ganze Erde zermalmt und beherrscht. Dan. 7,7—8. 23. e) Er streitet wider die Heiligen und behält den Sieg über sie. Dan. 7,21.25. f) Er hat Handlungsfreiheit für eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit, d. h. dreieinhalb Jahre. Dan. 7,25; 9,27. Dieser einfache Vergleich beweist, daß das Tier von Offb. 13,1—10 identisch ist mit dem Antichristen. Da dieser Punkt wohl erledigt ist, wollen wir untersuchen, inwiefern das zweite Tier von Offb. 13,1 —10 den falschen Propheten darstellt. IIl. Wissen wir etwas Uber den Ursprung des falschen Propheten? Johannes beschreibt ihn als ein Tier, das aus der Erde aufsteigt, während der Antichrist aus dem Meere steigt. Offb. 13,11 und 1. Die großen Wasser sind, wie der Apostel erklärt, „Völker und Scharen und Heiden und Sprachen.“ 17,1. 15. Aus diesem Bild schloß man, daß der Antichrist mitten aus den Völkern und Nationen auftauchen wird, wenn sie von den letzten Zuckungen der Geschichte erschüttert sind. Aus einer solchen Masse steigen ja meist die Diktatoren empor. Das Tier von Offb. 13,1 —10. Der Drache gibt ihm seine Kraft, seinen Stuhl und große Macht. Offb. 13,2. Es hat einen Mund, zu reden große Dinge und Lästerungen gegen Gott. V. 5—6. 7. Es läßt sich von allen Erdbewohnern anbeten. V. 4. 8. Es wird ihm Macht gegeben über alle Geschlechter . .. und alle Völker. V. 7. Es wird ihm gegeben, zu streiten mit den Heiligen und sie zu überwinden. V. 7. Es wird ihm gegeben, zweiundvierzig Monate zu wirken, d. h. dreieinhalb Jahre. V. 5. Was bedeutet dann die „Erde“, aus der der falsche Prophet steigt? Manche meinen, es sei das jüdische Volk, dem er entstamme, während das Meer die Völker darstelle. Man hat auch folgende Erklärung gefunden: Das ewig ruhelose Meer versinnbildliche die von Revolutionen aufgepeitschte politische Welt; die Erde sei die auf etwas festerer Grundlage gebaute religiöse Welt. Diese Deutungen mögen interessant sein, lassen aber noch Fragen offen. IV. Was bedeutet die äußere Gestalt des Tiers mit den zwei Lammeshörnern und der Drachenstimmel „Und ich sah ein anderes Tier aufsteigen aus der Erde, das hatte zwei Hörner gleichwie ein Lamm und redete wie ein Drache.“ Offb. 13,11. Diese Beschreibung klingt an das Wort Jesu an: „Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Matt. 7,15. 16. Der falsche Prophet wird sich also den äußeren Anschein eines Lammes geben, während er innerlich einem Drachen gleicht (in der Offenbarung ist Jesus Christus das Lamm, und der Teufel der Drache. 5,12; 12,9) Diese Person wird ein Gesandter Satans in der Maske eines Botschafters Jesu Christi sein. Er wird der vollendetste Vertreter in der Reihe derer sein, die Paulus in 2. Kor. 11,13—15 beschreibt. In seinem christlichen Anstrich wird daher der falsche Prophet weit gefährlicher sein als der schlimmste Gottesleugner. Wahrscheinlich wird er sehr salbungsvoll sein, ein hohes, geistliches Amt bekleiden und sich für den ausgeben, der allen Gläubigen der Welt Sicherung und Einheit gewährleisten will. Aber mit seinen „Drachenreden“ wird er sicherlich so lügen und betrügen wie sein Vater, der Teufel (Joh. 8,44), und die Seelen vom wahren Christus zum falschen abwenden. V. Inwiefern kann man den falschen Propheten mit dem Heiligen Geist vergleichenI Wir haben gesehen, welche Ähnlichkeiten und vor allem welche Gegensätze man zwischen Christus und dem Antichristen hervorheben kann. Wir wollen versuchen, eine ähnliche Parallele zwischen dem Heiligen Geist und dem falschen Propheten zu ziehen. Der Heilige Geist. 1. Der Heilige Geist ist die dritte Person in der göttlichen Dreieinigkeit. Matt. 28,19. 2. Nach Jesu Taufe kommt der Heilige Geist auf Ihn herab, um während Seines Erdendienstes bei Ihm zu sein. Matt. 3,16. 3. Der Heilige Geist ist der Geist Gottes. Ps. 51,13. 4. Der Heilige Geist ist ein Geist der Wahrheit, der in alle Wahrheit leitet. Joh. 16,13. 5. Der Heilige Geist redet nicht von Sich, sondern verherrlicht Jesum Christum. Joh. 16,13— 14. 6. Der Heilige Geist lehrt uns die Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit. Joh. 4, 23—24; Phil. 3,3. 7. Aus dem Geist Gottes hat Jesus Seine Wunder getan, um seine Gottheit zu beweisen. Matt. 12,28; Joh. 5,36. 8. Der Heilige Geist läßt an Pfingsten Feuer auf die Jünger herniederfallen. Ap. 2,3. Der falsche Prophet. Der falsche Prophet ist die dritte Person in der teuflischen Trinität, die Satan (der Drache), der Antichrist (das Tier) und der falsche Prophet bilden. Offb. 16,13. Sobald der Antichrist seine Laufbahn beginnt, stellt sich ihm der falsche Prophet zur Seite, um ihn in seiner Tätigkeit zu unterstützen. Offb. 13,11. Aus dem Mund des falschen Propheten geht ein unreiner Geist. Offb. 16,13. Der falsche Prophet betrügt und verführt a) durch Auftreten als Lamm trotz seiner Drachenstimme, b) durch die Zeichen, mit denen er die Erdbewohner irreführt. Offb. 13,11. 14. Der falsche Prophet wirkt zu Gunsten des Antichristen und übt alle Macht des ersten Tieres vor ihm aus. Offb. 13,12. 14. Der falsche Prophet lehrt die Menschen den Götzendienst: er führt sie zur Anbetung eines Menschen, des Antichristen, und sogar seines Bildes. Offb. 13,12. 14b—15. Der falsche Prophet tut große Zeichen, um die Vollmacht des Antichristen zu zeigen. Offb. 13, 13—14a. Die törichten Menschen schreiben die Wunder des falschen Propheten Gott zu, die des Heiligen Geistes aber dem Satan. Matt. 12,24. 28. Der falsche Prophet läßt sogar vor den Menschen Feuer vom Himmel fallen Offb. 13,13. 9. Der Heilige Geist macht lebendig; Er vermittelt das ewige Leben. Joh. 6,63; 3,6. 10. Der Heilige Geist versiegelt alle, die an Jesum Christum glauben, mit dem Siegel Gottes. Eph. 1,13. Wer dieses Siegel nicht trägt, gehört nicht Christo an und ermangelt des wahren Lebens. Röm. 8,9. 11. Der Heilige Geist schafft die Einheit des Geistes im Leib Christi. Eph. 4,3; 1. Kor. 12,13. Der falsche Prophet tötet. Offb. 13,15b. Der falsche Prophet drückt allen Anbetern des Antidiristen das Mal des Teufels auf, ohne das jede Existenz auf Erden unmöglich wird. Offb. 13,16—17. Der falsche Prophet stellt die falsche, die äußere, erzwungene Einheit her, indem er die Erde und alle ihre Bewohner zur gemeinsamen Anbetung des Antichristen bringt. Offb. 13,12. 15b. 8. Alle diese Vergleichspunkte sind nicht die Folge des Zufalls. Wir stehen wieder einmal (und nicht zum letzten Mal!) vor einer jener unheilvollen Karikaturen dessen, den man „den Affen Gottes“ genannt hat. VI. Welche Tätigkeit wird der falsche Prophet entfaltenI 1. Der falsche Prophet wird die rechte Hand des Antichristen sein. Der Teufel weiß, daß zwei besser sind als einer. Der Antichrist wird leichter Herr der Seelen, wenn er sich ihnen nicht selbst zur Anbetung aufdrängt. Dazu wird er sich einer Hilfskraft bedienen, welche die geistigen Kräfte der abgefallenen Welt zu seinen Gunsten mobil zu machen versteht. So kann er in gewissem Abstand von der Volksmasse bleiben, wie auf einem hohen Sockel, während das Haupt der falschen, endlich geeinten Religion ihm sozusagen als Premierminister dient, indem er „alle Macht des ersten Tieres vor ihm ausübt.“ Offb. 13,12. Der falsche Prophet wird der Propagandaminister und Schöpfer der antichristlichen Mystik sein. Offb. 13,12. Er wird alles Denken und Wissen und allen Verstand der Welt in den Dienst des Antichristen zwingen. Wir haben es erst erlebt, welchen Erfolg eine solche Tätigkeit zeitigen kann. Beachten wir, daß das Antichristentum keine dem Christentum opponierende, religionslose Bewegung ist. Es ist im Gegenteil eine auf eine Person konzentrierte Religion, die sich an die Stelle des Christentums setzen will. Das Antichristentum wird nicht aus der Welt, sondern aus dem Christentum selbst hervorgehen. Es ist eine Entartung der wahren Religion und zugleich das Endergebnis des modernen Heidentums. (S. 1. Joh. 2,18) Darum wird der falsche Prophet als Haupt der abgefallenen Religion eine solch bedeutende Rolle darin spielen. 2. Er wird die Geister durch große Wunder verblüffen. Die erzielten Erfolge werden um so überwältigender sein, als zu der klug organisierten Massenpsychose und -umgarnung auch wirkliche Wunder hinzukommen. „Die tödliche Wunde“ des Antichristen wird geheilt werden. Offb. 13,12. Feuer wird vor den Menschen vom Himmel fallen, V. 13, (nach der Atombombe kann man auf alles gefaßt sein). Weitere Wunder werden geschehen, vor allem das eine, daß das Bild des Tieres „belebt“ wird und daher reden kann. V. 15. Man beachte, daß der Text „dem Bilde den Geist geben“ lautet, nicht, das Leben geben. Denn das Leben gehört Gott allein. Die Menschen machen schon Automaten, sog. Roboter, die sich von selbst bewegen, ja sogar solche Flugzeuge, und sie lassen die Lautsprecher in allen Sprachen sprechen. Das Wunder des falschen Propheten geht nur ein klein wenig weiter. Mitten im Frankreich des zwanzigsten Jahrhunderts wurde während des letzten Krieges (1939—45) eine Gipsfigur der Notre-Dame von Boulogne durch das ganze Land getragen, um den Frieden zu erlangen. Überall auf ihrem Wege stauten sich Tausende von Anbetern. Im Triumphzug getragen, wurde sie immer bewacht und jede Nacht von Litaneien und Bittgebeten umgeben, und astronomisch große Summen wurden ihr zu Füßen geworfen. Und wie, wenn dieses Statue „Geist und Rede“ gehabt hätte! Wer das erlebt hat, wird sich die zwangsläufige Wirkung vorstellen können, die das viel wunderbarere Bild des Antichristen auf die fanatischen Massen haben wird! Die Entwicklung der Telekommunikation schreitet unaufhörlich voran. Die Verstärkerstationen der Satelliten ermöglichten es der ganzen Welt, die olympischen Spiele in Grenoble und Mexiko direkt zu verfolgen. Die weltweite Verbreitung des Fernsehens läßt schon heute erahnen, wie der Angriff des erwarteten Übermenschen auf der ganzen Erde werden wird. 3. Der falsche Prophet wird furchtbare Verfolgungenveranlassen. Eine falsche Religion kann nicht anders als verfolgen. Sie überträgt die Methoden der politischen Welt auf das religiöse Gebiet. Wenn das Evangelium die Herzen nicht ändert, dann regieren durch den Parteien- und Völkeregoismus die Unterdrückungs- und Eroberungslust. So sucht sich jede Religion, die nicht aus Jesus Christus ist, mit Feuer und Schwert durchzusetzen. „Religion“, könnte man sagen, „wieviele Verbrechen geschehen nicht in deinem Namen!“ Hat der falsche Prophet endlich die religiöse Einheit auf Erden zustande gebracht, wird er keine „Dissidenten“ dulden. Er wird tun, was jahrhundertelang Kaiser und römische Päpste getan haben: er wird allen, die den Götzendienst verweigern, das Leben unmöglich machen und sie foltern lassen. Offb. 13,16—17. Es wird wie zur Zeit der Hugenotten in Frankreich sein, die weder kaufen noch verkaufen konnten: man verwehrte ihnen nahezu alle Ämter und Berufe, man konfiszierte ihre Güter, entriß ihnen ihre Kinder. Entgingen sie dem Scheiterhaufen, so blieb ihnen kein anderer Ausweg als das Gefängnis, die Galeeren oder die Verbannung (falls ihnen die Flucht gelang). Der Fortschritt der Zivilisation schien eine Rückkehr zu solchen Greueln unmöglich zu machen. Die jüngsten Ereignisse haben uns aber solche Illusionen genommen und uns — leider — genötigt, den Weissagungen der Bibel zu glauben. 4. Der falsche Prophet wird offenbar das Haupt der großen Babylon sein. Im nächsten Kapitel sehen wir, was die Bibel über die große Babylon lehrt. Mit diesem Namen bezeichnet Johannes die falsche Religion auf Erden, die abgefallene Kirche, die Gott am Ende der Zeit richten wird. Er stellt eine deutliche Beziehung zwischen der „Babylon“ und Rom her, der Stadt der sieben Hügel und zugleich Welthauptstadt, als der Apostel schrieb. Offb. 17,9.18. Da es zuletzt nur eine Religion auf der Erde geben soll, muß wohl der falsche Prophet ihr Haupt sein. Offb. 17 legt die Frage nahe, ob er nicht auch seinen Sitz in Rom haben wird. VIL Welcher Ende wird der falsche Prophet nehmen? Er und der Antichrist werden dasselbe Ende finden, denn die beiden Komplizen bleiben bis zum Ende zusammen. Nach der Schlacht von Harmagedon werden sie in den feurigen Pfuhl geworfen und von Ewigkeit zu Ewigkeit gequält werden. Offb. 19,20; 20,10. VIII. Schlußfolgerung Wir haben von Jesu Warnung vor den falschen Propheten in Schafskleidern gehört, Matt. 7,15—16a. Schon nehmen die falschen Propheten auf Erden überhand, wie auch die Vorläufer des Antichristen. 1. Joh. 4,1. In den religiösen Kreisen sind leider eine Reihe von Menschen, deren Lehre oder Wandel eine Verleugnung des Evangeliums bedeutet. Wer nicht schon jetzt die falschen Propheten zu durchschauen weiß, läuft Gefahr, ahnungslos vom falschen Propheten mitgerissen zu werden. Der Herr schenke uns schon jetzt die Gabe, die Geister zu unterscheiden! 6. Kapitel Die große Babylon A. Was bedeutet „Babylon“ in der biblischen Sprache? I. Der Turm von Babel In 1. Mose 11 kommt der Name Babel (oder Babylon) zum ersten Mal in der Schrift vor. Nach der Sintflut hatte Gott die Menschen aufs neue gesegnet und ihnen zweimal den Befehl gegeben: „Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet die Erde!“ 1. Mose 9,1.7 (S. auch 1. Mose I, 28). Aber als die Menschen zahlreich geworden waren, beschlossen sie, sich Gottes Befehl zu widersetzen. Sie sprachen: „Wohlauf, laßt uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, daß wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder.“ Da fuhr Gott hernieder, verwirrte ihre Sprache und zerstreute sie fern in alle Länder, und sie mußten vom Bau ablassen. „Daher heißt ihr Name Babel“ (von einem Wort, das „mengen“, „verwirren“ bedeutet) 1. Mose 11,4—9. Das Gericht über den Turmbau zu Babel trug schwere Folgen: es bekundet den Willen Gottes, die Einheit der Rasse, die sich dem Dienst des Bösen ergeben hatte, zu brechen. Seitdem trennen Sprache, Vorurteile und Entfernung die Völker. Dadurch verhindert der Herr das verfrühte Auftreten des Antichristen. Sobald Er in der Endzeit die Einigung der Welt zuläßt, tritt der erwartete große Übermensch auf den Plan. So ist es nicht erstaunlich, daß nach dem Gericht von l.Mose 11 die ganze Bibel hindurch dem Namen Babel die Idee von einer großen Zusammenballung der Welt zur hochmütigen Auflehnung gegen Gott anhaftet. II. Die große Babylon der Offenbarung Unter der Führung des Antichristen werden sich die Menschen ein letztes Mal, dem Himmel zum Trotz, an einen Turmbau von Babel machen. In dem Augenblick, da Gott Sich rüstet, sie endgültig durch Seine Gerichte zu zerstreuen, vereinigen sie sich und organisieren den Widerstand gegen Ihn. Unter dem Druck des Antichristen tun sie das auf allen Gebieten: a) In der Politik errichten sie ein absolutes Weltreich; b) In der Religion verwirklichen sie endlich die Einheit der Menschen Ln dem allerschlimmsten, offenkundig gegen Gott gerichteten Götzendienst; c) Auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet richten sie ein totalitäres Regime auf, welches das Einzel- wie das Gesamtleben beherrscht. Diese ungeheure Organisation der menschlichen Sünde will der Herr nun brechen und vernichten. Im bilderreichen Stil der Offenbarung versinnbildlicht Johannes das Handeln der Menschen auf den genannten Gebieten wie folgt: a) Das Tier und sein Reich stellen die politische Welt der Endzeit dar, Offb. 13,16.10; b) Die Hure Babylon stellt die ungläubige, religiöse Welt dar, 17,15; c) Die große Stadt Babylon stellt die wirtschaftliche und soziale Welt, so wie Gott sie sieht, dar; 18,10.18—19. Das sind, kurz gesagt, drei Bilder von ein und demselben Turm von Babel, den die Zivilisation ohne Gott baut. Wir wollen nun sehen, was uns Johannes über die Hure Babylon lehrt. B. Die Hure Babylon I. Wieso stellt die Hure die abgefallene, religiöse Welt darf „Und einer der sieben Engel ... redete mit mir und sprach: Komm ich will dir zeigen das Urteil der großen Hure, die an vielen Wassern sitzt. . . Sie hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll Greuel und Unsauberkeit ihrer Hurerei, und an ihrer Stirne geschrieben einen Namen, ein Geheimnis: die große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden. Offb. 17,1.4—5. 1. Der Ausdruck „Hure“ wird im geistlichen Sinne gebraucht. Der allegorische Stil der Offenbarung gebraucht den Ausdruck, wie er vielfach in der Sprache der alten Propheten vorkommt, z. B.: „Hast du gesehen, was Israel, die Abtrünnige, tat? Sie ging auf alle hohen Berge und unter alle grünen Bäume und trieb daselbst Hurerei. . . Wie Ich der abtrünnigen Israel Ehebruch gestraft und sie verlassen und ihr einen Scheidebrief gegeben habe; dennoch fürchtet sich ihre Schwester, die verstodcte Juda, nicht, sondern geht hin und treibt auch Hurerei. Und von dem Geschrei ihrer Hurerei ist das Land verunreinigt; denn sie treibt Ehebruch mit Stein und Holz.“ Jer. 3,6.8—9. „Wie geht das zu, daß die fromme Stadt (Jerusalem) zur Hure geworden ist?“ Jes. 1,21. Und im NT schreibt Jakobus: „Ihr Ehebrecherinnen, wisset ihr nicht, daß der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft ist?“ 4,4—5. Nur eine Ehefrau kann zur Ehebrecherin werden. Im geistlichen Sinn lassen sich diese Ausdrücke auf solche anwenden, die sich Gott einmal geweiht hatten. Die „große Hure“ ist die abgefallene Kirche, die Jesu Christi Eigentum zu sein gelobte und nun mit der Welt Ehebruch treibt. Als Johannes sie in Offb. 17 in dieser Gestalt sieht, ist die treue Gemeinde schon zum Himmel entrückt. Außer den Gläubigen, die in der großen Trübsal das Martyrium der Anbetung des Antichristen vorziehen, sind zu der Zeit nur noch die Vertreter der falschen Religion auf der Erde. So ist die Hure das Sinnbild der verweltlichten Religion; sie verkörpert die ganze Untreue, Heuchelei, Götzendienerei und Verfolgungssucht der religiösen Welt seit ihrem Bestehen, besonders aber, wie sie sich in der Endzeit gibt. Die große Babylon ist das weltliche System geistlicher Verwirrung, heuchlerischer Wollust und kirchlicher Korruption in ihrer ganzen Scheußlichkeit. 2. Die Hure stellt tatsächlich etwas anderes als die politische Macht der Endzeit dar. Manche Ausleger (besonders katholische) wollten in Offb. 17 und 18 nur das Gericht über das heidnische Rom eines Nero sehen, das aus Klugheit „Babylon“ genannt und als Sinnbild für jede politische Macht genommen wird, welche die Kirche unterdrückt. So sagt z. B. Kardinal Bellarmin: „Rom wird in der Offenbarung Babylon genannt.“ Kardinal Baronius gibt zu, daß „nach Auffassung aller Rom in der Offenbarung des Johannes Babylon genannt wird“. Bossuet stellt fest, daß „die Züge so deutlich sind, daß man in dem Bild von Babylon mit Leichtigkeit Rom erkennen kann“. Aber das so gesehene Rom kann nicht das Rom der früheren heidnischen Kaiser sein. Die Prophezeiung spricht von der Endzeit, und wir haben gesehen, daß dann alle politische Macht der Erde in den Händen des Antichristen und seiner Verbündeten, der zehn Diktatoren, liegen wird. Offb. 13,7; 17,12—13. Nun sind es aber gerade diese, die schließlich die Hure verfolgen und mit Feuer verbrennen. 17,16. Die politische Macht wird zu der Zeit geeint sein und sich nicht selbst zerstören; sie wird die falsche Religion verfolgen, nachdem sie diese eine Zeitiang unterstützt und sich ihrer bedient hat. Darnach wird die politische Macht ihrerseits durch das Kommen Jesu in Herrlichkeit vernichtet werden. Gehen wir nun zu Beweisgründen über, die uns in dem angegebenen Sinn noch auffälliger erscheinen! 11. Inwiefern ist die Hure ein satanisches Gegenbild zu der Braut des Lammesf Wir haben schon darauf hingewiesen, wie sehr Satan Gott nachäfft: Er stellt Christus — den Antichristen, dem Heiligen Geist — den falschen Propheten, der Gemeinde — die Hure gegenüber. Sehen wir jetzt, was die beiden Die Gemeinde 1. Die Gemeinde wird die Braut, das Weib des Lammes genannt. Offb. 21,9. 2. Die Gemeinde ist Christus untertan, wie ein Weib ihrem Mann. 1. Kor. 11,3; Eph. 5,23—24. 3. Die Gemeinde wird das neue Jerusalem, die heilige Stadt, genannt; so nimmt sie ihren Namen von der irdischen Stadt, wo Gottes Gegenwart gewohnt hatte. Offb. 21,9—10. 4. Die Gemeinde ist himmlischen Ursprungs: sie fährt von Gott hernieder, mit Seiner Herrlichkeit gekrönt. Offb. 21,2. Wie Christus ist sie nicht von dieser Welt. Joh. 17,16. letzteren Figuren unterscheidet: Die Hure Die Hure ist in ihrer Untreue das Weib des Tieres geworden. Offb. 17,3. So begeht sie den schändlichsten Ehebruch, während sich im Himmel die Hochzeit des Lammes vorbereitet. Das gibt die Verbindung des falschen Christentums mit dem Antichristentum. Die Hure „sitzt“ auf dem Tier, sie vermag es eine Zeitlang zu beherrschen. Offb. 17,3. Die Hure wird die große Babylon genannt, eine Erinnerung an die hochmütige, gottfeindliche Stadt, deren König das Bild Satans selbst ist. Offb. 17,5; Jes. 14,4. 12—14. Die Hure ist ganz von dieser Welt. Johannes sieht sie in der Wüste; sie hat sündhafte Beziehungen zu den Großen dieser Erde und begehrt alle weltlichen Freuden, nämlich Ehre, Genuß, Berauschung, Reichtum und Macht. Offb. 17,3.2.4.15. 5. Die Gemeinde ist arm, besitzt weder Silber noch Gold, auch sind nicht viele Mächtige oder Vornehme in ihr. Ap. 3,6; 1. Kor. 1,26. 6. Die Gemeinde wird den Namen Gottes an ihren Stirner tragen. Offb. 22,4. 7. Die Gemeinde ist ein „Geheimnis“, zuvor verborgen in Gott, dann durch Christus den Aposteln geoffenbart; das Geheimnis der Gemeinde ist auch das Geheimnis Christi, so eng ist ihre Verbindung. Eph. 3,4—10; 5,31—32. 8. Die Braut des Lammes enthält sich jeder Gewalttat; schlägt man sie auf die rechte Wange, so bietet sie die linke dar; sie ist wie ein Schaf mitten unter den Wölfen. Matt. 5,39; 10,16. 9. Die Gemeinde ist ein Organismus, geschaffen und lebendig gemacht durch den Geist Gottes, der die Gläubigen aus allen Rassen und Völkern sammelt. 1. Kor. 12,13.27; Offb. 5,9. 10. Das Merkmal der Gemeinde ist die Anbetung des Lammes. Offb. 5,12—14. 11. Die Gemeinde wird durch Jesus Christus in einem Augen- Die Hure schmückt sich mit kostbaren Gewändern, mit Gold, Edelsteinen und Perlen. Offb. 17,4. An der Stirn der Hure steht „die große Hure, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden“ geschrieben. Offb. 17,5. (In Rom trugen die Buhlerinnen an der Stirn ihren Namen auf goldenem Band.) Auch im Hurenweib und im Tier liegt ein Geheimnis. Offb. 17,5.7 (darauf kommen wir später zurück). Die Hure ist trunken vom Blut der Heiligen und der Zeugen Jesu. 17,6. Die falsche Religion ist in der Tat stets eine Verfolgerin gewesen (S. z. B. Matt. 23,33—35). Kain, der eben Gott geopfert hat, tötet seinen Bruder. Die falschen Propheten töten die wahren. Die Pharisäer und der Hohepriester töten Jesum. Die große Babylon ist eine Weltorganisation, allen mit Gewalt aufgezwungen und getrieben vom Geiste Satans. Offb. 13,4.15; 17,15. Das Merkmal der Hure Babylon ist die Anbetung des Tieres. 13,8. Babylon wird in einer Stunde gerichtet und vernichtet. Offb. blick erlöst und in den Himmel gehoben. 1. Kor. 15,51—52; 1. Thess. 4,16—17. 12. Die wahre Kirche kann erst nach der Ausrottung der Abgefallenen als solche von den Augen aller erkannt werden. Nach der Vernichtung der großen Hure findet im Himmel die Hochzeit des Lammes statt. Die Braut des Lammes schmückt sich mit ihren Festgewändern und setzt sich mit Ihm auf den Thron. Offb. 19,1—2.7—8; 3,21. 18,10; sie wird durch den Antichristen getötet und verbrannt. 17,16. Diese vielen Vergleichspunkte scheinen uns klar zu beweisen, daß die Hure die falsche Kirche auf Erden darstellt. III. Das Geheimnis des Weibes und des Tieres. „Und hatte an ihrer Stirn geschrieben einen Namen, ein Geheimnis: Die große Babylon... Und ich verwunderte mich sehr, da ich sie sah. Und der Engel sprach zu mir: Warum verwunderst du dich? Ich will dir zeigen das Geheimnis von dem Weibe und von dem Tier, das sie trägt.“ Offb. 17,5—7. In der Endzeit muß alles auf die letzte Entscheidung hinreifen. Am Ende aber wird die wahre Gemeinde, das Salz der Erde, nicht mehr da sein, um der völligen Zersetzung zu wehren. Dann wird sich die Sünde zynisch am hellen Tage ausbreiten und das „Geheimnis des Weibes und des Tieres“ ans Licht kommen. Der Antichrist wird den ganzen Egoismus und Zwang, die jeder irdischen Herrschaft zugrunde liegen, unverhüllt zeigen. Nach der Entlarvung der Hure wird die Welt bestürzt alle Verbrechen, allen Betrug, alle Heuchelei, die hinter der falschen Religion steckten, erkennen. Wie gemein ist doch dieses Geheimnis des Weibes und des Tieres! IV. Die Hure ist das Meisterwerk Satans. Wir haben gesehen, wie unwiderstehbar und gefährlich der Antichrist ist. Aber zu der Zeit, die wir nun untersuchen, geht er in seiner Lästerung und Verfolgung offen vor. Die Hure dagegen ist viel falscher. Hinter einer gewissen frommen Fassade, mit Prunk und imponierendem Zeremoniell, verlockt und verführt sie die Seelen auf dem ganzen Erdkreis. Offb. 17,2; 18,23b. Sie zieht die Menschen von Christus ab und zur Weltlichkeit, Unmoral und Götzendienerei hin. Dieses gigantische System geistlicher Prostitution ist das Gemeinste, das je unter der Sonne gesehen wurde. Satan hätte nichts Verruchteres, nichts Gefährlicheres erzeugen können. V. Die große Babylon ist die Mutter aller Hurerei und aller Greuel auf Erden. Offb. 17,5. Die Hure stellt nicht eine einzelne untreue Kirche dar. Sie ist die Zusammenfassung — oder die Quelle (die „Mutter“, sagt Johannes) — aller falschen religiösen Systeme, aller kirchlichen Gewaltherrschaft, aller finsteren Ketzerei, aller häßlichen Sekten, alles erniedrigenden Heidentums, aller Heuchelei und aller Götzendienerei. Wohlverstanden, die falschen Christen sind vor Gott viel verwerflicher und viel schuldiger als die Fetischisten und Moslems; denn ihre Erkenntnis und ihre Untreue sind viel größer. Darum gehören sie als erste zu Babylon. VI. Besteht eine Beziehung zwischen der Hure und Rom? Zu allen Zeiten haben Ausleger in Offb. 17 einen Hinweis auf die Kirche gesehen, deren Mittelpunkt Rom ist. Zu diesen gehören nicht nur protestantische, sondern auch katholische Verfasser vor und nach der Reformation (z. B., um nur einen zu nennen, der Jesuit Lacunza, Ben-Ezra genannt). Diese Meinung ist so weit verbreitet, daß wir sie näher untersuchen und sehen müssen, worauf sie beruht. 1. Die „Hure ist die große Stadt, die das Reich hat über die Könige auf Erden“. Vs. 18. Welche konnte zur Zeit, da Johannes schrieb, diese große Hauptstadt anders sein als Rom? Wenn er ihr den mystischen Namen Babylon gab, so geschah das erstens in Erinnerung an den Kampf, in dem im AT Babylon und Jerusalem miteinander lagen, und zweitens aus Klugheit, da es verwegen gewesen wäre, derlei Dinge offen über die mächtige Hauptstadt, den Stolz der Römer, zu sagen. 2. Das Weib sitzt auf sieben Hügeln. Die auf sieben Hügeln erbaute Welthauptstadt ist unbestreitbar Rom. Merkwürdigerweise hat man kaiserliche Medaillen aus jener Zeit gefunden, die Rom ausgerechnet als ein Weib abbilden, das auf sieben Hügeln sitzt. Jahrhundertelang haben die römischen Dichter um die Wette Rom die „Stadt auf den sieben Hügeln“ genannt. Und wer die Geschichte des Papsttums kennt, weiß, daß es ohne seinen Sitz in Rom undenkbar wäre, den es seit etwa 1500 Jahren innehat. 3. Das Weib wird vom römischen Reich getragen, das hier im Tier abgebildet ist. Im Kapitel über den Antichristen sahen wir, daß das Tier mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern (wie das vierte Tier von Daniel) das wiederhergestellte römische Reich vorstellt. Tatsächlich wurde nach der Bekehrung Konstantins die sog. Römische Kirche Jahrhunderte hindurch vom römischen Staat getragen und gleichsam ihm ganz nachgeformt: 1) sie trägt sogar den Namen Roms; 2) wenn der Sitz der Kirche nach Rom statt nach Jerusalem oder Antiochien verlegt wurde, so geschah es, weil jene Stadt die Hauptstadt des Reiches war. 3) Es ist bekannt, daß der Sitz der Bistümer und Erzbistümer nach der Bedeutung der Städte zur Römerzeit bestimmt wurde: so ist z. B. heute noch der Erzbischof von Lyon, nicht der von Paris, der Primas von Gallien. 4) Unveränderlich bleibt in Wort, und sogar in Schrift, Latein die Sprache der Römischen Kirche. 4. Das Weib sitzt auf Völkern, Scharen, Nationen und Sprachen. Vs. 15. Das heißt, daß sein Einfluß allumfassend ist. Und gerade das bedeutet das Wort „katholisch“. 5. DasWeib ist mit Scharlach und Purpur bekleidet. Die Gewänder der höchsten Würdenträger der Kirche sind genau von dieser Farbe. 6. Das Weib ist mit Gold, Edelsteinen und Perlen geschmückt und hat einen goldenen Becher in der Hand. Vs. 4. Der Papst trägt nicht eine, sondern drei aufeinandergesetzte Kronen (die päpstliche Tiara), die mit einer Überfülle von Edelsteinen und Perlen besetzt sind. Nichts gleicht dem Reichtum und Luxus der Paläste (der Vatikan enthält 11 000 Säle und Zimmer), der Kirchen, der Priestergewänder, der Schätze gewisser Hochaltäre für den römischen Kult. 7. Das Weib ist trunken vom Blut der Heiligen und der Zeugen Jesu. Vs. 6. Niemand hat so wie die Römische Kirche die Gläubigen verfolgt. 1179 beschloß das Papsttum beim dritten Laterankonzil, die Ketzer auszurotten. Darum bot es vom XIII.—XV. Jahrhundert alle Kräfte auf, sie restlos zu vertilgen. Die Albigenser, die Waldenser, die Hussiten wurden im Namen Jesu gefoltert und verbrannt. Zur Zeit des von Innozenz III. gegen die Albigenser erklärten heiligen Kriegs wurden z. B. in B6ziers in einer Kirche, wohin das Volk geflüchtet war, 7000 Leichen gezählt. So konnte sich Rom zu Beginn des XVI. Jahrhunderts rühmen, allen Widerstand in der Christenheit gebrochen zu haben, — da brach die Reformation aus! Dann floß das Blut von neuem: In Spanien (wo die Inquisition 600 Jahre wütete), in Italien, Frankreich, den Niederlanden, usw. Die Bibel war verboten; wer eine im Hause hatte, kam auf die Galeeren oder zeitlebens in den Kerker. Die angewandten Foltern zeugten von einem raffinierten Sadismus. Das päpstliche Rom jener Epoche hat das heidnische Rom an Grausamkeit weit übertroffen, aber auch an Verantwortung, da es weit mehr Erkenntnis hatte und Anspruch auf Christlichkeit machte. — Zugegeben, diese Dinge gehören der Vergangenheit an! Aber die Römische Kirche hat nie offiziell ihr Bedauern oder ihre Reue darüber kundgetan. Im Gegenteil, anläßlich des Blutbades in der Bartholomäusnacht ließ sie eine Medaille mit dem Bild eines Engels vom Himmel prägen, wie er dieses unerhörte Werk vollführt. An dem Tag sagte der Papst in einer Kirche öffentlich Gott Dank für diesen wunderbaren Sieg über die Feinde Christi. Ein Papst, Pius V., wurde heiliggesprochen, den das Brevier als einen unnachsichtigen Inquisitor rühmt. Im selben Brevier steht eine Lektion für den 30. Mai, in welcher der heilige Ferdinand (Ferdinand III., König von Kastilien und Leon) für den Eifer gelobt wird, womit er die Ketzer verfolgte, indem er mit den eigenen Händen Holz zum Scheiterhaufen trug, um die Verurteilten zu verbrennen. Unleugbar liegt all dem die eine Tatsache zugrunde, daß Verfolgungen nicht nur zur vergangenen Geschichte der Römischen Kirche, sondern auch zu ihrem Dogma gehören. Das Töten der Ketzer ist in die unfehlbaren, unwiderruflichen Dekrete ihrer Generalkonzilien als Pflicht eingetragen (des 3. und 4. vom Lateran). Bellarmin, einer der meist-gehörten Kirdienlehrer, weist auf die Notwendigkeit der Verbrennung der Ketzer hin: „Die Erfahrung lehrt, daß es keinen anderen Ausweg gibt. Denn die Kirche ist langsam vorgegangen und hat alle Mittel versucht. Zuerst hat sie nur in den Bann getan. Dann legte sie auch eine Geldbuße auf und danach die Verbannung. Zuletzt sah sie sich zur Todesstrafe gezwungen. Denn die Ketzer machen sich nichts aus dem Bann und sagen, der Bannstrahl sei machtlos. Droht man ihnen mit einer Geldbuße, so fürchten sie weder Gott noch Menschen, da sie wissen, daß es genug Narren gibt, die ihnen glauben und zu ihrem Unterhalt beitragen. Wirft man sie ins Gefängnis oder schickt man sie ins Exil, so verderben sie die Nebenmenschen mit ihren Worten und weitere Kreise mit ihren Büchern. Darum bleibt nur ein Ausweg: sie zeitig dahin zu befördern, wohin sie gehören.“ (S. Guinness, S. 36—37) Derselbe Verfasser sagt noch dazu: „Alle Anordnungen Roms gegen die Ketzerei, alle seine Verfolgungsdekrete bleiben unverändert in seinem Kanon: nichts ist aufgehoben worden.“ Rom hat Millionen von Heiligen gemartert. Seine Verfolgungsedikte gehen über die ganze Zeit seines Bestehens. Kardinal L^picier, Professor der heiligen Theologie an der Propagandaschule in Rom, schrieb 1908: „Wer sich öffentlich zur Ketzerei bekennt oder andere, ob durch Wort oder durch Beispiel, dazu zu verleiten sucht, der kann, in absolutem Sinn gesagt, nicht nur in den Bann getan, sondern auch mit Recht getötet werden, damit sein ansteckendes und anstößiges Beispiel nicht den Anlaß zum Verderben vieler anderer gebe. Wahrlich, „ein böser Mensch“, sagt Aristoteles, „ist schlimmer und schädlicher als ein Tier“: Wenn es also nicht schlecht ist, ein Waldtier, besonders ein schädliches, zu töten, so kann es auch ein gutes Werk sein, einen Ketzer, der die göttliche Wahrheit lästert und ein Feind des Seelenheils anderer ist, seines schädlichen Lebens zu berauben. . . Wenn dieses Mittel (der Kirchenbann) erfolglos ist, übergibt die Kirche den Ketzer dem weltlichen — geistlichen — Gericht, damit ihn der Tod vom Erdboden vertilge.. . Ja, noch mehr, man kann es nicht leugnen, daß die Kirche, in absolutem Sinn, das Recht hat, die Ketzer mit dem Tode zu bestrafen, selbst wenn sie Buße tun.“ („De stabilitate et progressu dogmatis.“ Dieses Buch hat 1910 bei Papst Pius X. lebhaften (vehementen) Beifall gefunden.) Der Syllabus (röm.-kath. Handbuch), den Pius IX. 1864 herausgab, enthält eine Liste von 80 Irrtümern, die der Papst feierlich verdammt. Im Artikel 15 heißt es: „Verflucht sei, wer sagt: Jeder Mensch hat das Recht, die Religion zu wählen und zu bekennen, die er für die wahre hält“ (also offizielles Verurteilen der Gewissensfreiheit). Artikel 24: „Verflucht sei, wer sagt: Die Kirche hat nicht das Recht, Gewalt anzuwenden.“ Professor Wil-fred Monod, der diese Stellen zitiert, sagt dazu: „Die Kirche stellt nichts in Abrede, sie wartet nur auf eine günstige Gelegenheit, diese Thesen des Syllabus anzuwenden.“ (Du Protestantisme, S. 171 —173.) Mehrere Ereignisse allerjüngster Zeit zeigen uns übrigens, wie schnell der alte Geist der Verfolgung immer bereit ist, wieder hervorzutreten, wo es möglich ist. So erlebt man z. B. in Spanien seit Jahren erneut die Verhaftung und Einkerkerung von Protestanten, die Schließung ihrer Kirchen, die Vernichtung der Bibeln, Ausweisung der Missionare und noch Schlimmeres1). In Südamerika tötet man Hunderte, ja Tausende von Protestanten. Zweifellos sind die Verfolger, heute wie ehemals, bei all ihrem Tun überzeugt, die alleinige, wahre Kirche Jesu *) In der Nummer der .CiviltA Cattolica* von Rom vom 3. April 1948 heißt der Jesuiten-pater F. Cavalli die spanischen Verfolgungen nicht nur gut. sondern gibt ihnen auch ihre juristische und theologische Rechtsbasis, wobei er sich auf die ganz klaren Texte des Syllabus von Pius IX. und der Enzyklika „Libertaa" von Leo XIII. stützt. Christi zu sein. Muß man da nicht an das Wort Jesu denken: „£s kommt die Zeit, daß, wer euch tötet, wild meinen, er tue Gott einen Dienst daran“? Joh. 16,2. Als Johannes das Weib sah, trunken vom Blut der Heiligen und der Zeugen Jesu, da „verwunderte er sich sehr“. Offb. 17,6. Bei den Greueln des Antichristen war er nicht erstaunt gewesen. 13,7.15. Sie waren genau das, was man von einem solchen Satansgenossen erwarten konnte. Aber daß es mit einer sog. christlichen Kirche so weit kommen konnte, mußte Johannes wohl erschüttern. 8. Das Weib begehrt die Unterstützung und den Verkehr der Könige. Es wird vom Tier getragen, welches das Römische Reich darstellt, und sitzt auf seinen sieben Köpfen, „welche sind sieben Könige“. 17,3.9—10. In der Tat erhob das Papsttum lange den Anspruch auf die Oberhoheit über die weltliche Macht. Jahrhundertelang hat es Könige und Kaiser ein- und abgesetzt, und jedermann weiß, welche Behandlung Heinrich IV., dem Kaiser des „Heiligen Römischen Reichs“, in Canossa zuteil wurde. Zu den Königen der Erde hat das Weib sündhafte Beziehungen. Vs. 2. Die Römische Kirche hat stets die Verbindung von Thron und Altar angestrebt (um die Politik zu beeinflussen). Als sie es selbst nicht mehr wagte oder vermochte, gegen ihre Opfer zu wüten, hat sie es verstanden, den „weltlichen Arm“, d. h. die Macht des Staats, in Bewegung zu setzen, um jene zu foltern oder zu verbannen. Man braucht nur der Rolle zu gedenken, welche Könige wie Ludwig XIV. von Frankreich oder Philipp II. von Spanien auf ihr Geheiß spielten. Angesichts all dieser erstaunlichen Andeutungen scheint es ziemlich sicher zu sein, daß die Römische Kirche — jedenfalls die des Mittelalters und der Inquisition — einen breiten Raum im Babylon der Offenbarung einnimmt (abgesehen — wir betonen es nochmals — von den vielen wahrhaft Gläubigen, die in ihrem Schoße sind). Soll das heißen, daß der Seher nur diese Kirche hier im Auge hat? Wir haben dies bereits verneint und werden nun sehen, weshalb. VII. Welchen Raum nehmen wohl die andern abgefallenen Konfessionen in der großen Babylon einf Die Hure stellt nicht lediglich eine bestimmte Gruppe von Abgefallenen dar, sondern alle falsche Religion auf Erden. Es hat viele falsche Christen bei den Katholiken gegeben, aber ebenso bei den Protestanten, den Orthodoxen, und anderswo. Geistlichen Ehebruch begehen alle, die ihr Herz zwischen Gott und der Welt teilen, Jak. 4,4; die bei einem strengen Dogma die Bekehrung ablehnen; die vom Glauben an die Bibel abweichen, indem sie die Gottheit Jesu Christi und die Sühnekraft Seines Bluts leugnen; alle, welche Andersgläubige verfolgen (wie es die Griechisch-Orthodoxen und leider auch manche Protestanten getan haben); diese alle gehören unleugbar zur Babylon. Wir wollen nun nicht andere richten und den einen oder anderen Vers der Offenbarung auf sie anwenden. Wir wollen uns ernstlich fragen, ob unsere eigene Gemeinde treu und nicht weltlich und schläfrig geworden ist, und ob wir selbst lebendige Glieder am Leibe Christi sind! Ist dem nicht so, so könnte das Gericht Babylons über uns kommen. VIII. Welches wird das letzte Stadium der Hure Babylon sein? Der Augenblick naht, da die Gemeinde Jesu Christi von der Erde entrückt wird. Nach ihrem Weggang bleiben nur die Namenchristen und ihre Organisationen zurück. „Babylon stellt die ganze Christenheit, nicht nur eine besondere Kirche dar. Nach der Entrückung der Gläubigen wird nur eine Scheinfrömmigkeit auf der Erde übrigbleiben; dieses Gerippe ohne Geist und Leben wird dem Eindringen eines ganz anderen Geistes zur Beute fallen. Dann blühen lrrtümer, Irrlehren und Zweifel . . . und die falsche Kirche wird die verwirrten Massen zu neuen Abgründen der Sünde und der Empörung gegen Gott führen.“ (Middleton) Das gibt eine Aera des Totalitarismus und des Kollektivismus auf der ganzen Linie. Die ganze Menschheit wird sich wie e i n Mann unter das politische und wirtschaftliche Joch des Antichristen beugen. Das religiöse Gebiet wird von derselben Zentralisierung betroffen. Weiter oben fanden wir, daß die politische Einheit der Menschen beim Turm zu Babel an Gottes Gericht zerbrach. Der Herr verwirrte die Sprache der Menschen und zerstreute sie über die ganze Erde; dieser Zustand wird bis zu dem Tage dauern, da Er dem Antichristen auf kurze Zeit erlaubt, eine Weltherrshaft aufzurihten. Die religiöse Welt nimmt eine ähnlihe Entwicklung. Anfänglih war die Christenheit geeint, aber sie verfiel rash und nutzte gerade ihre Einheit dazu, das römishe Babylon des Mittelalters zu bauen, das in Hochmut und Feindshaft gegen die Bibel die Gläubigen verfolgte. Im 16. Jahrhundert hat Gott die Kirhe gerihtet, indem Er ihre übertünhte Fassade einstürzen ließ und „die Sprahe der Christen verwirrte“. Seitdem gibt es keine sihtbare Einheit mehr, im Gegenteil, die Kirhen, Sekten und allerlei Bewegungen nehmen ständig zu. Trotzdem sind und bleiben die wahren Christen auf einer geistlihen Ebene geeint. „Seid fleißig, zu halten die Einheit im 12 Padie Die Wiederkunft 177 Geist!“ Eph. 4,3. Gleichwohl wird die religiöse Welt, so wir die Weissagungen recht verstehen, zur selben Zeit wie die politische zu einer sichtbaren Zwangseinheit gelangen: dies geschieht im zwiefachen Babylon der Endzeit, unter der Ägide des falschen Propheten und des Antichristen. Seit einigen Jahren ist eine deutliche Neigung festzustellen, alle kleineren Kirchen zu immer größeren kirchlichen Einheiten zu verschmelzen. Gott will immer mehr die geistliche Einheit aller Glieder am Leibe Christi offenbaren, gegen die wir alle schwer gesündigt haben. Aber Satan bereitet auch die unechte Einheit der abgefallenen Kirche vor. Die ganze religiöse Welt ist in Bewegung. Man spürt, daß tiefgreifende Umwälzungen innerhalb der Christenheit, des Judentums, des Islam, des Buddhismus, des Brahmanismus usw. im Gange sind. W. Mauro schrieb in seinem Buch „Der Höhepunkt der Zivilisation“ (vor 1914 herausgekommen): „Auf allen Seiten sehen wir einen Traum aufsteigen, wohl aus den zahllosen Unternehmungen des Jahrhunderts entstanden: den eines Großbundes der Kirchen, dessen Prinzipien so weit gefaßt sind, daß alle Erdbewohner den ihnen zusagenden Platz darin finden.“ (S. 29.) Ferner weist er auf den schon damals bestehenden „Internationalrat der Unitarier (Protestanten, welche die Gottheit Christi und die Trinität leugnen) und anderer Freidenker“ hin. Zu einer Tagung dieses Rates in Boston fanden sich Vertreter aus dem Judentum, dem Islam und dem Brahmanismus zusammen (S. 53). Seitdem sind noch mehr Versuche in dieser Richtung unternommen worden. Zuletzt zitiert Mauro die Meinung Dr. Brodas, eines amerikanischen liberalen Theologen: „Die neuen religiösen Bewegungen werden dazu kommen, sich in immer größeren Verbänden zu vereinen, bis zu dem unvermeidlichen Augenblick, da aus den Trümmern der alten Glaubensformen, wenn die großen religiösen Weltkrisen zu Ende sind, ein einziger Weltbund der Religion zu einer grandiosen Endsymphonie aufsteigen wird: „Die Kirche des Menschen.“ Als Johannes in Offb. 17 die abgefallene Kirche erschaut, unterstreicht er zweierlei: 1. Das Weib übt seinen Einfluß auf die ganze Welt aus: „Die Erdbewohner sind trunken vom Wein ihrer Hurerei, und sie sitzt auf den Völkern, Scharen, Nationen und Sprachen.“ V. 2. 15 (S. auch Kap. 14,8). Das Weib scheint also der kirchliche Weltbund geworden zu sein, von dem wir eben sprachen. 2. Der Mittelpunkt dieses großen Endbundes wird Rom sein, die Weltstadt mit den sieben Hügeln. Man darf sich daher wohl fragen, ob er nicht unter der Ägide der Römischen Kirche entstehen wird. Diese scheint in der Tat allein die religiöse Weltorganisation zu besitzen, die das Gerüst für den Bund aller Religionen abgeben könnte. Vor zwei Jahrhunderten schrieb schon der Kommentator Spener: „Ich bin überzeugt, daß das römische Babylon all seine alte Macht wiedererlangen wird, bevor das Endgericht über es hereinbricht. Ich fürchte, daß die meisten Völker, eingeschüchtert von seiner Macht und aus Angst vor seiner Grausamkeit, sich das Joch, das sie vor zweihundert Jahren abgeschüttelt haben, wiederum auferlegen lassen . . .“ (Letzte Desiderata, III, 475). Und vor 50 Jahren gab W. Scott folgende Meinung ab: „Daß die aufgeklärten Völker des modernen Europa am Ende wieder unter die Herrschaft des Weibes (des Papsttums) kommen, das ist die offenbare Tatsache, die aus diesem Kapitel (Offb. 17) hervorgeht, so bedrückend und traurig diese Wahrheit auch sein mag.“ Gehen die Katholiken in den protestantischen Ländern deshalb so aggressiv vor, weil sie dies ahnen? Vorbereitet wurde ihnen der Boden durch den Liberalismus und die Kritik, die den Glauben an die Bibel, das alleinige Bollwerk evangelischen Glaubens, untergraben haben. Rom zielt offen auf die „Bekehrung“ Englands hin, zum mindesten zunächst bei der anglikanischen Hochkirche. Sein Traum ist auch die Katholisierung der Vereinigten Staaten. Es ließen sich leicht andere, uns näher liegende Beispiele nennen. Andererseits spricht man viel von einer nötigen Blockbildung gegen die Antireligion, und zwar aus der gemeinsamen Front aller Kirchen und der gegenseitigen Annäherung aller Konfessionen. Kommt eine solche Annäherung wirklich zustande, so wird nicht Rom die Zugeständnisse machen. Hier ist z. B. ein Auszug aus einer von Pater C. Boyer am 22. März 1947 an der Universität Rom über das Problem der Einigung der Kirchen gehaltenen Rede: Er sprach als offizieller Vertreter der Gesellschaft „Unitas“, deren Präsident er ist. „Die christliche Welt teilt sich in zwei fast gleiche Teile: auf der einen Seite in den römisch-katholischen Block, auf der anderen in dreihundert verschiedene Denominationen! Die wahre Einigung fordert die Einheit der Lehre, des Glaubens, des Oberhauptes, des Kultes; diese Einheit kommt nur durch Anerkennung der Autorität der katholischen Kirche zustande. Sie ist die „große Mutter“, bereit, alle noch verirrten Schafe in die gemeinsame Hürde aufzunehmen. Was die „Dissidenten“ des Ostens (die griechisch-orthodoxe Kirche) betrifft, so scheinen die Unterschiede nicht unüberbrückbar. Die Schwierigkeiten beginnen bei den „Protestanten“, die viel schwerer zu bearbeiten sind. Aber es „regt“ sich auf dieser Seite . . . Die Haupt- Sache ist, daß die Einigungsbestrebungen im Lager der „getrennten Brüder“ nicht letzten Endes zu einer antirömischen Blockbildung führen. Denn diese dürfen zwangsläufig nur bei Rom enden." (Le Cri d'alarme — Der Alarmruf, 1. 2. 48.) Denken wir noch an das über den falschen Propheten Gesagte, der nach der Entrückung der treuen Gemeinde das letzte große, religiöse Haupt sein wird; es wäre nach all dem nicht erstaunlich, wenn er seinen Sitz in Rom hätte. Übrigens darf man wohl annehmen, daß eine solche Vereinheitlichung vom Antichristen erzwungen werden wird. Wir hörten von Deutschland als Schlagwort der Nazis: ein Volk, ein Reich, ein Führer, eine Kirche. Hitler hätte gerne Protestanten und Katholiken unter Zwang zu einer Reichskirche verschmolzen. Darüber schreibt Dr. A. Frey in dem angeführten Werk: „Eine Kirche! Denn man hält es für sehr wichtig, eine Volkskirche zu schaffen, die in sich die Gesamtheit des deutschen Volkes eint. Die protestantische und die römisch-katholische Kirche müssen verschwinden und in einer neuen deutschchristlichen Volkskirche aufgehn.“ S. 63. Daß dieser Plan mißglückte, liegt wohl daran, daß die Stunde dazu noch nicht gekommen war. Aber auf Grund der Prophezeiungen können wir uns vorstellen, wie er eines Tages ausgeführt werden wird. Wenn die Organisation der „Kirche des Menschen“ auf Erden gelungen ist, wird sie ganz dem unreinen Weib der Offenbarung gleichen. Es hat in der Geschichte manchen Vorläufer des Antichristen gegeben, aber dieser wird sie alle weit übertreffen. So konnten gewisse Kirchen zu gewissen Zeiten der Babylon sehr gleichen; aber am Zeitenende wird die Hure alles, was Johannes über sie verkündigt, in unerhörter Weise zur Vollendung bringen: die gemeine Verbindung mit der bestehenden politischen Macht, den maßlosen Luxus, den scheußlichsten Götzendienst, die zügelloseste Unsittlichkeit, die furchtbarsten Verfolgungen. In dem Augenblick wird ihr Ende nahe sein. IX. Welches Gericht wird die Hure treffen? Gott hat die Entschleierung des Geheimnisses der Babylon zugelassen, um ihre Strafe zu beschleunigen. Man wird immer durch seine Sünde selbst bestraft. Die Hure hat sich in gemeinster Weise dem Antichristen zu seinen Zwecken ausgeliefert. Sie bediente sich seiner Macht, um ihre eigene Rachsucht zu befriedigen, während sie große Hilfsgelder bezog, um ihren Luxus und ihr sündhaftes Leben zu finanzieren. „Der Schein-Haushalt (des Antichristen) mit der Hure kann nicht von Bestand sein, und das Verbrechen folgt auf die Wollust.“ (C. Brütsch, S. 212.) Der Übermensch bedarf der Hilfe der falschen Kirche nicht mehr, hat er sich doch zu Gott gemacht, so daß er nach seiner Art sagen könnte: Die Religion bin ich! Darum kann er keinen Einfluß irgend einer geistlichen Macht mehr neben sich dulden. Vielleicht auch, daß er in seinem Kampf gegen Gott merkt, wie sich die Dinge allmählich gegen ihn wenden, und daß er in seiner List nach verantwortlichen Opfern sucht (die Zerstörungswut, die alle großen Schuldigen kurz vor ihrem Sturz überfällt!). So lassen der Antichrist und seine Alliierten es die Hure gewaltsam entgelten: »Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier, die werden die Hure hassen und werden sie wüst machen und bloß und werden ihr Fleisch essen und werden sie mit Feuer verbrennen. Denn Gott hat’s ihnen gegeben in ihr Herz, zu tun Seine Meinung und zu tun einerlei Meinung und zu geben ihr Reich dem Tier, bis daß vollendet werden die Worte Goctes.“ Offb. 17,16—17. Wir haben schon Vorläufer dieses Gerichts erlebt. Während der französischen Revolution mußte die Kirche, die durch Jahrhunderte die Zivilregierung zur Verfolgung aufgehetzt hatte, unsagbare Schrecken selbst durchmachen. In Spanien, wo Inquisition und Götzendienst so viele Verheerungen angerichtet haben, fing man plötzlich vor einigen Jahren an, Kirchen zu verbrennen, Klöster und Gräber zu schänden, Priester zu mißhandeln und zu töten. In Rußland hatte auch die orthodoxe Kirche die Mißbräuche der Zarenherrschaft gefördert, dem Volk die Bibel aus der Hand genommen und die evangelischen Gläubigen furchtbar verfolgt; und nun weiß jedermann, wie sie viele Jahre im Ofen der Trübsal verzehrt wurde. Es steht geschrieben, daß „das Gericht am Hause Gottes anfange“. 1. Petr. 4,17. Jetzt kommen solche Gerichte Gottes aus Barmherzigkeit, da es in allen diesen Kirchen noch fromme Seelen gibt, die gewillt sind, sich zu demütigen und aufzuwachen. Aber wenn der Antichrist die Hure zermalmt, gibt es kein Abwenden der Verdammnis mehr. Auf die abgefallene Kirche, das falsche Haus Gottes, werden als erste die Schläge des Endgerichts fallen. Bevor wir dieses Kapitel des Entsetzens verlassen, wollen wir uns wieder ernstlich fragen: Ist meine Kirche lebendig oder tot, geheiligt oder verweltlicht, eifrig auf das Heil der Seelen bedacht oder in Luxus und Wohlleben eingeschlafen? Ist sie Jerusalem oder Babel? Bin ich selbst ein Christ der Tat oder nur dem Namen nach? Bin ich wirklich wiedergeboren oder nur in ein kirchliches Register eingetragen? Habe ich teil am Leibe Christi, bin ich ein Glied Seiner Brautgemeinde, oder bin ich in meiner Heuchelei ein Glied . . . der Hure? C. BABYLON, DIE WELTSTADT. Das große Babylon, sagten wir, ist die ganze Zivilisation ohne Gott. Da am Ende alles gleichgeschaltet sein wird, ist es nicht erstaunlich, daß Babylon das Symbol erstens der abgefallenen religiösen, und zweitens der wirtschaftlichen und sozialen Welt sein kann, und zwar zu der Zeit, wo beide daran sind, unter das Strafgericht Gottes zu fallen. In der Tat ist in Offb. 17 und 18, wo der Name Babylon öfter vorkommt, dieser merkwürdige Unterschied zu finden. a) Im 17. Kapitel ist Babylon die Hure, das unreine Weib: die beiden Ausdrücke kehren im ganzen neunmal wieder (V. 1. 3. 4. 6. 7. 9. 15. 16.18). b) Im 18. Kapitel wird Babylon nicht mehr die Hure, sondern die große Stadt genannt. Dieser Ausdruck wird sechsmal angewandt (V. 10 a und b. 16. 18. 19.31. Dazu Offb. 16, 19 a und b; 17, 18, also neunmal im ganzen.). Jede dieser so auseinandergehaltenen Benennungen hat sicher ihre eigene Bedeutung. Uber Babylon, die Hure, haben wir gesprochen. Nun wollen wir sehen, was uns Johannes über Babylon, die große Stadt, sagt. I. Die Groß-Stadt stellt unsere ganze sozial-wirtschaftliche Welt dar, die sich besonders auf die Städte konzentriert. Wir sagten oben, daß Offb. 18 voller Ausdrücke wie .das große Babylon“, .die mächtige Stadt“, „die große Stadt“ ist. Die alten Propheten gebrauchten den Namen der Hauptstadt Babylon, um das ganze erschreckliche Reich der Chaldäer zu bezeichnen. Denn diese stolze Stadt umschloß die Macht, die Herrlichkeit, den Reichtum und die Wissenschaft Babyloniens. Auch heute und mit noch mehr Recht können wir sagen, daß sich unsere ganze Zivilisation auf die Städte konzentriert, die immer mehr alles in sich aufsaugen. Stellt für uns nicht New York mit seinen elf Millionen Einwohnern das amerikanische Leben dar? Und London mit seinen sieben Millionen Einwohnern England und sein Weltreich? Und Paris Frankreich? Es handelt sich übrigens nicht nur um die großen Hauptstädte. Überhaupt entwickeln sich Industrie und Kunst in den Städten; da kann man genießen, Geld verdienen, zur Geltung kommen, leichter etwas lernen (so meint man wenigstens). Seit dem Anbruch der Mechanisierung der Zivilisation erleben wir immer mehr eine allgemeine Landflucht in die Städte. Gott aber hatte das nicht gewollt: Er hatte Mann und Weib mitten in die Natur gestellt, in einen Garten, da Schönheit, Weite, Luft, Sonne, Blumen und Früchte einen herrlichen Rahmen bildeten. Es war Kain, der nach seinem Mord die erste Stadt baute, um hinter starken Mauern seine Schande und seine Angst zu verbergen. 1. Mose 4,17. Nach ihm hatten die sündigen Menschen immerzu die tolle Sucht, sich in unaufhörlich wachsenden Städten zusammenzufinden. So bauten sie aus Trotz gegen Gott die Stadt und den Turm von Babel (Babylon). I. Mose 11,4—8 (vgl. oben). Seitdem hat sich diese Bewegung immer weiter entwickelt. Wo wird sie enden? Genau das will uns der Apostel Johannes sagen. Beachten wir noch, daß „die große Stadt“ von Offb. 18 nicht das Symbol für eine einzige Stadt ist (nur Rom z. B.), sondern für alle Städte der Erde und ihre Zivilisation. Wiederholt wird der absolut weltweite Einfluß dieses Babylon erwähnt. „Denn von dem Wein des Zorns ihrer Hurerei haben alle Heiden getrunken.“ Offb. 18,3.19 usw. Keine der früheren oder heutigen Städte könnte den Anspruch auf eine solch beherrschende Rolle erheben. Die Gesamtheit der städtischen Zentren hingegen nimmt wohl diesen Platz in der Welt ein. II. Der ganie Welthandel geht durch diese Groß-Stadt. 1. In ihr befinden sich alle Kaufleute der Erde. „Die Kaufleute sind reich geworden von ihrer großen Wollust . . . die Kaufleute der Erde weinen über sie ... Die Händler solcher Ware, die von ihr sind reich geworden, werden von ferne stehen .. . denn deine Kaufleute waren Fürsten auf Erden . ..“ 18, 3. 11. 15. 23. 2. Und aller Seehandel richtet sich auf „die große Stadt“ hin. „Und alle Schiffsherren und der Haufe derer, die auf den Schiffen hantieren, und Schiffsleute, die auf dem Meere hantieren . . . sprachen: ,die große Stadt, in welcher reich geworden sind alle, die da Schiffe im Meer hatten.1“ V. 17. 19. 3. Alle unter dem Himmel nur bekannten Lebensmittel werden in der großen Stadt verkauft und gekauft. Die Händler zählen alle Waren auf, die sie in Babylon absetzen konnten, V. 12,13.16. Es sind (nach dem Urtext) vor allem Luxuswaren, Zeichen einer maßlosen Uberzivilisation. Wahrlich, man verkauft alles in der großen Stadt! Diese lange Liste gibt ein erstaunliches Bild vom Welthandel. Er vertreibt Waren aus aller Welt Enden und entwickelt immer raffiniertere Bedürfnisse, um immer neue Märkte zu schaffen. Der Name der Ware tut es nicht, wenn sie nur Käufer findet und etwas einbringt. Und doch, welcher Gegensatz zwischen dem zuerst und dem zuletzt genannten Gegenstand! V. 12. 13. Als erstes bietet und sucht man Gold! Als letztes verkauft man, was den geringsten Wert hat: Menschen-seelen! Brutsch äußert sich folgendermaßen dazu: „Beim Schluß dieses Inventars angekommen, fahren wir beim Lesen der letzten Waren zusammen: Leiber und Seelen der Menschen! In der großen Metropole, wo das Herz dieses gewaltigen Organismus schlägt, handelt man nicht nur mit Dingen, mit Metallen, Parfüms, Lebensmitteln; man kauft und verkauft nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern man verschachert auch Leiber und Seelen der Menschen: man kauft Sklaven, bezahlt Zuhälter und Dirnen; man betäubt die Gewissen, um geringes Geld verkauft man die Seelen. Während Gott die Menschen um den unermeßlichen Preis Seines geliebten Sohns erkauft hat, feilscht Rom um Menschenleben und kauft sie mit Rabatt. Hier bricht das große Verbrechen auf; hier sind, alle Jahrhunderte hindurch, dreißig Silberlinge der Preis für das Blut des Menschen. Und darum wird dieser ganze Riesenapparat, den Menschengeist geschaffen, zu einem höllischen Mechanismus, der sich nicht begnügt, mit toten Dingen zu jonglieren, sondern Menschenleben verachtet und Seelen verstümmelt.“ (S. 219.) ///. ln der großen Stadt berühren sich die Gegensätze: Reichtum und Luxus neben dem äußersten Elend. Der Handel trägt ein, das Geld häuft sich und will ausgegeben sein. Wir haben gehört, welchen Raum der Überfluß im Handel der Hauptstadt einnimmt. Johannes betont zudem den schamlosen Luxus, der sich dort breit macht: „Die Kaufleute sind reich geworden von ihrer großen Wollust . . . die große Stadt, die bekleidet war mit köstlicher Leinwand und Purpur und Scharlach, und übergoldet war mit Gold und Edelgestein und Perlen.“ V. 3. 16. Diesem aufreizenden Luxus gegenüber stehen die oben erwähnten Elenden: als Ware für einen schändlichen Handel nennen sie weder Leib noch Seele ihr eigen, V. 13. — Auch das charakterisiert unsere großen Massenanhäufungen. Die schreienden Gegensätze sind viel größer als auf dem Lande: auf der einen Seite Reichtum, Paläste, äußerer Putz, Schmuck, Schauspiele, tolle Verschwendung; auf der anderen Wohnlöcher, Lumpen, Hunger. Kälte, Schande, unnennbares Elend. Solche Zustände schreien zum Himmel. IV. Die große Stadt ist das Zentrum entsetzlicher Verworfenheit. „Sie ist eine Behausung der Teufel geworden und ein Behältnis aller unreinen Geister und ein Behältnis aller unreinen und verhaßten Vögel. Denn von dem Wein des Zorns ihrer Hurerei haben alle Heiden getrunken, und die Könige auf Erden haben mit ihr Hurerei getrieben . . . denn ihre Sünden reichen bis in den Himmel, und Gott denkt an ihren Frevel.“ V. 2—3. 5. Einst wollte die gottlose Menschheit zu Babel einen Ziegelturm bis an den Himmel errichten; nun erklärt Gott, daß der Turm ihrer Sünden bis an Seine Wohnung reiche! Johannes fährt fort: „Und es werden sie beweinen und beklagen die Könige auf Erden, die mit ihr gehurt und Mutwillen getrieben haben . . . Durch deine Zauberei sind verführt worden alle Heiden; und das Blut der Propheten und der Heiligen ist in ihr gefunden worden, und aller derer, die auf Erden erwürgt sind.“ V. 9.23—24. „Babylon, die große Stadt, hat mit dem Wein ihrer Hurerei getränkt alle Heiden, . . . die große Hure, welche die Erde mit ihrer Hurerei verderbte.“ Offb. 14,8; 19,2. Sehen wir uns einige der Sünden der großen Stadt an: 1. Eine furchtbare Unsittlichkeit. 18,3. 2. Spiritismus und Geheimwissenschaften. 18,2.23 b. 3. Blutvergießen. V. 24. 4. Hochmut. V. 7; Jes. 47,7—9. Das Bild, das uns Johannes entwirft, ist ganz wahrheitsgetreu. Zu allen Zeiten waren die Städte — oft unter glänzender Fassade — Herde der Zersetzung. Man hat gesagt, daß sich wohl die Fehler, aber nicht die guten Eigenschaften summieren, wenn die Menschen zur Masse vereint sind. Durch die Bibel hindurch sehen wir, wie Gottes Zorn immer wieder den Städten, dem Stolz ihrer Völker, drohte: dem schon erwähnten Babylon, Ninive, Sodom, Gomorra, Rom, Korinth, usw. Lebten die heiligen Schreiber der Bibel heute unter uns, so würden sie in denselben Worten von allen unseren Großstädten reden. Aber wir dürfen uns nicht einbilden, daß die Sünde nur in der Stadt zu Hause ist. Man braucht nur das Leben auf dem Lande und in der Provinz zu kennen, um sich klar zu sein, daß alle, „die auf Erden wohnen“, verseucht sind und gerne dem Beispiel der Hauptstädte folgen. Wenn das Gericht zuerst die Städte treffen wird, so kommt doch auch der übrige Teil des Landes an die Reihe. V. Das Gericht über die große Stadt. Als Zentrum der Zivilisation und der Sünde der Welt sind die Städte auch die Stellen, die am verwundbarsten sind. Wenn Gott die Erde straft, werden die Städte zu allererst zu leiden haben. Welche Strafgerichte werden sie treffen? 1. Die Arbeitslosigkeit. Offb. 18,9—11. 2. Die völlige Vernichtung a) Fünf Plagen werden sie vernichten. Es trifft sie Hungersnot (Einschränkungen), Feuer (Bomben, Flammenwerfer oder jede andere schreckliche Feuersbrunst), Leid (Verlust der Angehörigen), Tod (die eigene Vernichtung), Erdbeben der schlimmsten Art. V. 8. 18. Kurz, gerade diese Plagen haben unsere modernen Städte schon heimgesucht. b) Ihr Untergang wird ebenso plötzlich wie vollständig sein. „Darum werden ihre Plagen auf einen Tag kommen.“ V. 8. Es ist furchtbar, daran zu denken, wie europäische Städte gerade auf diese Weise zerstört wurden. Der Krieg wütete in allen städtischen Zentren von Bedeutung (in Deutschland sollen alle Städte mit über 20 000 Einwohnern verwüstet sein). Hier hat man auch am meisten unter der Hungersnot gelitten. Besonders auf die Städte wurden Millionen und aber Millionen Tonnen von Bomben abgeworfen; die Brandbomben haben furchtbare Verheerungen angerichtet; man warf riesige Mengen von Phosphor ab, um das zu verbrennen, was die Explosionen noch übrigließen. In einer Stadt wie Hamburg gab es mehrere hunderttausend Tote im Lauf einer einzigen Reihe von Angriffswellen. In wenigen Stunden wurde oft in prächtigen Städten, wie Madrid, London, Berlin, Köln, Stalingrad, Warschau, Mailand, Turin, Genua — um nur einige zu nennen — nie wieder gutzumachender Schaden angerichtet. Das ganze Industriegebiet wurde in einen Trümmerhaufen verwandelt. Die Flammen- und Rauchsäulen stiegen bis zu 6000 m Höhe und mehr, und nach manchen Luftangriffen noch tagelang. Millionen von Menschen haben so den Tod gefunden. Nur weit draußen auf dem Lande, in den abgelegensten Dörfchen, fühlte man sich etwas sicherer (wenn überhaupt). Seit der unheimlichen Entdeckung der Atombombe kündigt man noch viel Schlimmeres an. „Eine Sonderkommission des amerikanischen Senats sprach kürzlich mit Gelehrten, die an der Her- Stellung der neuen Waffe gearbeitet hatten. Diese Gelehrten haben bestätigt, daß ihre Wirkung furchtbar ist. Sie sagten, zehn Bomben von der Art, wie sie auf Japan abgeworfen wurden, genügten, um die Stadt New York völlig auszuradieren und jedes Lebewesen in dieser Stadt und in einem Umkreis von zehn Meilen auszutilgen.“ (G. Rigassi, Gazette de Lausanne, 10. 11. 1945.) Was könnte man da erst sagen von der riesigen Wirkung der H-Bombe? In diesem Fall bedürfte es keiner Stunde, um die größte Stadt der Welt auszulöschen: wenige Sekunden genügten. Einstein hat sogar von der möglichen Vernichtung der ganzen Menschheit auf einen Schlag gesprochen. Die ungeheuerliche Torheit der Menschen und die Strafe, die sie sich selbst zuziehen, sind weit schrecklicher, als was Johannes verkündigt. 3. Dieses Strafgericht vollzieht sich nach Gottes Willen. Die Greuel der heutigen Zerstörungen lassen manche Menschen fragen: „Warum erlaubt Gott so etwas?“ Die Bibel antwortet: weil Gott heilig ist und nicht länger den Sieg des Bösen dulden kann. Seine Geduld ist zu Ende, und da die Menschen Sein Heil ablehnen, schickt Er selbst diese Strafgerichte auf die Erde. Dazu braucht Er den Menschen nur gewähren zu lassen, daß er erntet, was er gesät hat, und sich mit den eigenen Händen vernichtet. Darum lesen wir auch: „Und Babylon, der großen, ward gedacht vor Gott, ihr zu geben den Kelch des Weins von Seinem grimmigen Zorn . . . Und Gott denkt an ihren Frevel . . . Gott . . . hat die große Hure gerichtet, welche die Erde rmt ihrer Hurerei verderbte, und hat das Blut Seiner Knechte von ihrer Hand gefordert.“ Offb. 16,19; 18,5; 19,2. Heute mögen die Völker denken, sie seien das Opfer der Bosheit ihrer Feinde. In Wirklichkeit sind sie das Opfer ihrer eigenen Sünde, und Gott selbst ist es, der sie richtet. VI. Gehet aus von Babylon! „Und ich hörte eine andre Stimme vom Himmel, die sprach: ,Gehet aus von ihr, Mein Volk, daß ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf daß ihr nicht empfanget etwas von ihren Plagen!'“ 18, 4. Goit schlägt nie, wie gesagt, ohne daß Er den Menschen Zeit gegeben hat, Buße zu tun und sich in Sicherheit zu bringen. Vor der Sintflut ließ Er die Arche bauen, um alle Glaubenden zu retten. Vor der Zerstörung Sodoms zogen die Engel Lot und die Seinen aus der Stadt. Als Gott Ninive richten wollte, sandte Er zuvor durch Jona einen dringenden Warnruf an alle Einwohner. So ermahnt der Herr auch hier Sein Volk, eilends aus Babylon zu fliehen. Daraus kann man zweierlei Schlüsse ziehen: 1. Fliehet die Großstadt, diezerstörtwerden soll! Da Gottes Zorn besonders die Städte bedroht, so verlaßt sie und fliehet aufs Land. „Wenn ihr aber sehen werdet Jerusalem belagert mit einem Heer, so merket, daß herbeigekommen ist ihre Verwüstung. Alsdann, wer in Juda ist, der fliehe auf das Gebirge, und wer drinnen ist, der weiche heraus, und wer auf dem Lande ist, der komme nicht hinein. Denn das sind die Tage der Rache, daß erfüllt werde alles, was geschrieben ist.“ Luk. 21,20—22. Hatten wir das nicht auch tun müssen? Wir begannen mit der Evakuierung der Kinder, der Alten und der Kranken aus den bedrohten Städten, dann derer, die dort nicht unbedingt nötig waren. Und zuletzt war es der jammervolle Auszug eines ganzen Volkes auf Straßen, die mit Maschinengewehrsalven bestrichen wurden. Wenn sich die Drohungen Gottes und der Atomwissenschaft erfüllen, wird man noch viel mehr die Städte, die Verkehrsknotenpunkte, die Industriegebiete fliehen, aber ohne daß irgendwo absolute Sicherheit zu finden wäre. 2. Fliehet vor allem die Verderbnis von Babylon! „Geht aus von ihr, Mein Volk, daß ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf daß ihr nicht empfanget etwas von ihren Plagen!“ Offb. 18,4. Es ist nicht allen Einwohnern möglich, die Städte zu verlassen und der großen, dort wirklich drohenden Gefahr zu entgehen. Aber Gott fordert von allen Seinen Kindern, wo sie auch in dieser sündigen Welt sein mögen, die furchtbare Verderbnis der Gesellschaft zu fliehen, deren Symbol Babylon ist. Man könnte dazu das Wort Christi anführen: „Ich bitte nicht, daß Du sie von der Welt nehmest, sondern daß Du sie bewahrest vor dem Übel.“ Joh. 17,15. (Paulus richtet die gleiche Ermahnung an die Korinther wie Johannes in der Offenbarung. 2. Kor. 6,14—7,1.) Es ist wohl überflüssig, dazu zu sagen, daß „aus Babylon gehen“ nicht die Trennung von den wahren Christen bedeutet, die nicht derselben Richtung angehören wie wir selbst, sonst könnte man sehr leicht im eigenen Herzen und in der eigenen religiösen Gruppe die Welt mit forttragen. Babylon fliehen heißt mit allen offenkundigen Sündern brechen, vor allem jede Form des Bösen in und um uns meiden. Nur wer sich von den Sünden Babylons rein hält, wird ihrem Endgericht entgehen. Die einen werden, wie Henoch vor der Sint- flut, mit der Gemeinde entrückt werden, die anderen, wie Noah inmitten der Sintflut, wunderbar durdi die große Trübsal hindurdi- gerettet. Haben wir die Warnung des Herrn ernst genommen, und sind wir schon aus Babylon herausgegangen? Warten wir nicht damit, bis das Feuer vom Himmel gefallen ist, wie einst auf Sodom! 7. Kapitel Die große Trübsal I. Was ist die große Trübsal nach dem NTf Es ist die kurze Periode der Schreckensgerichte, die dem Kommen des Herrn in Seiner Herrlichkeit unmittelbar vorausgeht und mit der Herrschaft des Antichristen zusammenfällt. Jesus sagt: „Wenn ihr sehen werdet den Greuel der Verwüstung . . ., alsdann wird eine große Trübsal sein, wie nicht gewesen ist von Anfang der Welt bisher, und wie auch nicht werden wird.“ Matt. 24,15.21. (S. auch Luk. 21,25—26.) Wir werden sehen, daß die Offenbarung des längeren über diese düstere Periode spricht. Sie gebraucht sogar dafür den Ausdruck „die große Trübsal“. In einer Vision sieht Johannes eine unzählbare Schar von Märtyrern vor dem Throne Gottes. „Und es antwortete der Ältesten einer und sprach zu mir: Woher sind sie kommen? . . . Diese sind's, die kommen sind aus großer Trübsal, und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider helle gemacht im Blute des Lammes.“ 7,13—14. Die Gottlosen können ihren Lauf unmöglich anders als mit dieser furchtbaren Abrechnung beschließen: „Denn so wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir fürder kein anderes Opfer mehr für die Sünden, sondern ein schreckliches Warten des Gerichts und des Feuereifers, der die Widersacher verzehren wird . .. Denn wir kennen Den, der da sagte: ,Die Rache ist Mein, Ich will vergelten“, und abermals: ,Der Herr wird Sein Volk richten.“ Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“ Hebr. 10,26—27.30—31. II. Der Tag des Herrn nach dem AT. Außer der Offenbarung haben die Propheten des AT die meisten Einzelheiten über die Zeit der Endgerichte angegeben, die sie den „Tag des Herrn“ nennen. Jesaja beschreibt in ergreifenden Worten den Gegensatz zwischen der langen Geduld Gottes und dem plötzlichen Ausbruch Seines Zorns. Er sagt vom Messias: „ Der Herr hat Mich gesalbt ... zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn und einen Tag der Rache unseres Gottes.“ 61,1—2. Als Jesus dieses Wort in der Schule zu Nazareth las, und es auf Sich bezog, hielt Er vor dem letzten Teil des Satzes an. Luk. 4,17—19. Sein erstes Kommen eröffnete in der Tat das „Jahr der Gnade“, das nun fast zweitausend Jahre gedauert hat. Seiner glorreichen Wiederkunft geht unmittelbar der Tag der Rache Gottes voraus, der dreieinhalb Jahre dauern soll. „Siehe, der Herr, Herr kommt gewaltig, und Sein Arm wird herrschen; siehe, Sein Lohn ist bei Ihm, und Seine Vergeltung schreitet vor Ihm her.“ (nach Menge) Jes. 40,10. Sehen wir uns nun an, was einige der Propheten über die große Endabrechnung sagen: Jesaja: „Heulet, denn des Herrn Tag ist nahe; er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen. . . Denn siehe, des Herrn Tag kommt grausam, zornig, grimmig, das Land zu zerstören und die Sünder daraus zu vertilgen. . . Ich will den Erdboden heimsuchen um seiner Bosheit willen und die Gottlosen um ihrer Untugend willen und will dem Hochmut der Stolzen ein Ende machen und die Hoffart der Gewaltigen demütigen. . . Darum will Ich den Himmel bewegen, daß die Erde beben soll von ihrer Stätte durch den Grimm des Herrn Zebaoth und durch den Tag Seines Zorns.“ 13,6.9.11.13 usw. (S. auch 24,17—21; 26,20—21; 33,10.12.14; 42,13—15a; 66,14—16). J e r e m i a : „Siehe, es wird ein Wetter des Herrn mit Grimm kommen, ein schreckliches Ungewitter wird den Gottlosen auf den Kopf fallen. Des Herrn grimmiger Zorn wird nicht nachlassen, bis Er tue und ausrichte, was Er im Sinn hat; zur letzten Zeit werdet ihr solches erfahren.“ 30,23—24. H e s e k i e 1 : „So spricht der Herr, Herr: Heulet! .O weh des Tages!' Denn der Tag ist nahe, ja, des Herrn Tag ist nahe, ein finsterer Tag: die Zeit der Heiden kommt.“ 30,2—3. Joel: „O weh des Tages! Denn der Tag des Herrn ist nahe und kommt wie ein Verderben vom Allmächtigen.. . Erzittert alle Einwohner im Lande, denn der Tag des Herrn kommt und ist nahe. Ein finsterer Tag, ein dunkler Tag, ein wolkiger Tag, ein nebliger Tag . .. Denn der Tag des Herrn ist groß und sehr erschrecklich, wer kann ihn leiden?“ 1,15; 2,1—2.11. Amos: „Weh denen, die des Herrn Tag begehren! Was soll er euch? Denn des Herrn Tag ist Finsternis und nicht Licht. Denn des Herrn Tag wird ja finster und nicht Licht sein, dunkel und nicht hell.“ 5,18.20. Zephanja: „Des Herrn großer Tag ist nahe; er ist nahe und eilet sehr ... Ich will den Leuten bange machen, daß sie untergehen sollen wie die Blinden, darum, daß sie wider den Herrn gesündigt haben. Ihr Blut soll vergossen werden, als wäre es Staub, und ihr Leib, als wäre es Kot. Es wird sie ihr Silber und Gold nicht erretten können am Tage des Zornes des Herrn, sondern das ganze Land soll durchs Feuer Seines Eifers verzehret werden; denn Er wird plötzlich ein Ende machen mit allen, die im Lande wohnen.“ 1,14.17—18. M a 1 e a c h i : „Denn siehe, es kommt ein Tag, der brennen soll wie ein Ofen; da werden alle Verächter und Gottlosen Stroh sein, und der künftige Tag wird sie anzünden, spricht der Herr Zebaoth, und wird ihnen weder Wurzel noch Zweige lassen.“ 4,1 (bzw. 3,19). Aus all diesen furchterregenden Texten geht klar hervor, daß die Welt, ohne es zu ahnen, der tragischsten Entscheidung entgegengeht. Die Weissagungen der Propheten von der Gnade und dem Heil haben sich buchstäblich erfüllt; genau so sicher werden die anderen ebenso zur Erfüllung kommen. III. Welches sind die Gerichte der großen Trübsall Beim Eingehen auf die Zeichen der Wiederkunft Christi sahen wir, daß mehrere von ihnen wohlverdiente Strafen für die aufs Höchste getriebene menschliche Sünde sein werden. In gewissem Maß wird der Beginn dieser Gerichte schon heute offenbar. In der großen Trübsal aber werden sie sich in beispiellos schwerem Grade steigern. Wir wollen sehen, was die Schrift darüber sagt, und dabei bereits zitierte Texte nur erwähnen. Nehmen wir zuerst Offenbarung 6, wo die Gerichte in derselben Ordnung aufgezählt werden, wie sie Jesus als Zeichen Seiner Wiederkunft nannte. (Man vergl. einerseits Matt. 24,5.6—7a.Jb.7c; Luk. 24,11 und andrerseits Offb. 6,2—4.5—6.8b. 12a.12b—14.) 1. Der Antichrist. Wenn das Lamm das erste Siegel öffnet, erscheint ein Eroberer, der „zog aus sieghaft, und daß er siegte.“ Offb. 6,1—2. Nach unserer Meinung handelt es sich hier um den Antichrist, dessen Kommen allein ein furchtbares Gericht für die Menschheit bedeutet. Die Men- sehen lehnten Christus, das Lamm Gottes, ab. So werden sie in die Hand des Antichristen, des von Satan erweckten Tieres, gegeben (S. Sach. 11,6.16). Als Israel die Herrschaft des Herrn (die Theokratie) verwarf und sich, wie alle anderen Völker, einen König geben wollte, mußte Samuel das Volk vor dem Schicksal warnen, das dann seiner wartete. Anstatt den Segen einer gerechten und milden Herrschaft zu genießen, würde es der Willkür und den Leidenschaften seines Monarchen ausgeliefert sein. Und der Prophet sagt weiter: „Wenn ihr dann schreien werdet zu der Zeit über euren König, den ihr euch erwählt habt, so wird euch der Herr zu derselben Zeit nicht erhören.“ 1. Sam. 8,14—18. Und tausendmal schlimmer wird sich das wiederholen, wenn die Menschheit es so weit gebracht hat, sich dem Übermenschen ihrer Wahl hinzugeben. 2. Der Krieg. Ist der große Eroberer erschienen, so werden die Menschen einander ausgeliefert, und der Friede weicht von der Erde. Offb. 6,3—4. 3. Die Hungersnot. Offb. 6,5—6. 4. Seuchen. Vs. 6—8. 5. Naturkatastrophen: a) Große Erdbeben werden staufinden. 6,12—14; 16,17—20, usw. b) Die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. Luk. 21,25—26; Jes. 34,4. c) Die Erde und die Pflanzenwelt werden auch betroffen werden. —„Und es ward ein Hagel und Feuer, mit Blut gemengt, und fiel auf die Erde, und der dritte Teil der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte.“ Offb. 8,7. Gott hatte schon Israel im Fall der Untreue mit ähnlichen Plagen bedroht: „Wenn du aber nicht gehorchen wirst der Stimme des Herrn, deines Gottes, daß du hältst und tust alle Seine Gebote und Rechte, die Ich dir heute gebiete, so werden alle diese Flüche über dich kommen und dich treffen. Verflucht wirst du sein in der Stadt, verflucht auf dem Acker . . . Dein Himmel, der über deinem Haupt ist, wird ehern sein, und die Erde unter dir eisern. Der Herr wird deinem Lande Staub und Asche für Regen geben vom Himmel auf dich, bis du vertilgt werdest. . . Du wirst viel Samen ausführen auf das Feld und wenig einsammeln; denn die Heuschrecken werden's abfressen. Weinberge wirst du pflanzen und bauen, aber keinen Wein trinken, noch lesen; denn die Würmer werden's verzehren, öl- bäume wirst du haben in allen deinen Grenzen; aber du wirst dich nicht salben mit öl; denn dein Ölbaum wird ausgerissen werden... Alle deine Bäume und Früchte deines Landes wird das Ungeziefer fressen.“ 5. Mose 28,15.16.23.24.38—40.42. Unbestreitbar liegen unsere Kulturen unter einem zunehmenden Fluch: die Reben, Obstbäume, Kartoffeln, usw. können oft nur durch 5—6malige chemische Behandlung im Jahr gerettet werden! Die Zukunft wird zeigen, wie sich die Drohunct von Offb. 8,7 noch weiter erfüllt. d) Das Meer und die Gewässer werden auch betroffen werden. — „Es fuhr wie ein großer Berg brennend ins Meer, und der dritte Teil des Meeres ward Blut, und der dritte Teil der lebendigen Kreaturen im Meer starben, und der dritte Teil der Schiffe wurden verderbt.. . Und es fiel ein großer Stern vom Flimmel, der brannte wie eine Fackel und fiel auf den dritten Teil der Wasserströme und über die Wasserbrunnen. Und der Name des Sterns heißt Wermut; und der dritte Teil der Wasser ward Wermut; und viele Menschen starben von den Wassern, weil sie so bitter geworden.“ Offb. 8,8—11. Auch hier wissen wir nicht genau, wie diese Plage auftreten wird. Aber wir können auch auf die furchtbaren Ereignisse der letzten Jahre auf dem Meer hinweisen. Ist nicht mindestens der dritte Teil der Schiffe der Welt in den Grund gebohrt worden, ein unermeßlicher Verlust an Menschenleben und Sachwerten? 6. Angst ein jagen de Plagen, von Johannes als Heuschrecken und Riesenpferde gezeichnet, werden unsagbare Verwüstungen anrichten. Offb. 9,1—3.5—11. Manche wollten in diesen Heuschrecken und Rossen etwa ein Bild moderner Vernichtungswaffen sehen (wie Flugzeuge und Panzerwagen). Ohne so weit zu gehen, müssen wir doch zugeben, daß der Brunnen des Abgrundes heute wirklich geöffnet zu sein scheint. Vom Bösen eingegeben, sehen wir einen Schwarm von immer tödlicheren Kriegsmaschinen heraufsteigen. Und hätte Johannes a) die Atombombe, b) die Flugzeuge und c) die modernen Tanks im voraus beschreiben wollen, so hätte er kaum packendere Bilder dafür finden können. Wie dem auch sei, Gott wird später endgültig zeigen, was diese Heuschrecken und Rosse sein sollen. 7. Die Menschen werden an ihrem Leib betroffen. Schon die Heuschrecken quälten die Menschen und ließen sie den Tod begehren, ohne daß sie ihn fanden. 9,5—6. Doch wir lesen weiter: „Und ich hörte eine große Stimme aus dem Tempel, die sprach zu den sieben Engeln: Gehet hin und gießet aus die Schalen des Zorns Gottes auf die Erde! Und der erste ging hin und goß seine Schale auf die Erde; und es ward eine böse und arge Drüse an den Menschen, die das Malzeichen des Tiers hatten, und die sein Bild anbeteten. . . Und der fünfte Engel goß aus seine Schale auf den Stuhl des Tiers; und sein Reich ward verfinstert; und sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerzen und lästerten Gott im Himmel vor ihren Schmerzen und vor ihren Drüsen und taten nicht Buße für ihre Werke.“ 16,1—2.10—11. 8. EinevieltragischereHungersnotalsdieumBrot wird die gottlosen Menschen heimsuchen, das Fehlen von Gottes Wort. „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, Herr, daß Ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des Herrn, zu hören; daß sie hin und her, von einem Meer zum andern, von Mitternacht gegen Morgen umlaufen und des Herrn Wort suchen und doch nicht finden werden.“ Arnos 8,11—12. Heute verstopfen sich viele Menschen die Ohren, um das Evangelium nicht zu hören. Sie fliehen Gottes Haus, kehren den Christen den Rücken und öffnen keine Bibel. Sie sehen wohl das Licht, gehen ihm aber bewußt aus dem Wege, um im Finstern ihre bösen Werke zu tun. Bricht dann der große Sturm aus, werden sie Gott suchen und versuchen, Sein Wort zu verstehen. Aber der Herr wird Sich verbergen und sie mit Blindheit schlagen, daß sie nichts verstehen können: „Weil Ich denn rufe, und ihr weigert euch, Ich recke Meine Hand aus, und niemand achtet drauf, und laßt fahren allen Meinen Rat und wollt Meine Strafe nicht: so will Ich auch lachen in eurem Unglück und euer spotten, wenn da kommt, was ihr fürchtet, wenn über euch kommt wie ein Sturm, was ihr fürchtet .. euer Unglück, als ein Wetter . .. , dann werden sie nach Mir rufen, aber Ich werde nicht antworten; sie werden Mich suchen und nicht finden... Darum, daß sie haßten die Lehre und wollten des Herrn Furcht nicht haben.“ Spr. 1,24—29. Eine solche Reihe von Gerichten ist so erschrecklich, daß wir meinen, viele Stimmen wie zur Zeit des Propheten Micha schreien zu hören: Weissaget nicht! Man weissage nicht derlei Dinge! Micha 2,6. Wahrlich, unsere Generation juckt es danach, nur Angenehmes zu hören; und sie hat sidi eine Menge Lehrer nach ihren eigenen Wünschen gegeben, die sich hüten, ihr vom nahenden Zorn Gottes zu reden. Man weiß sehr gut, daß jeder ernstliche Bibelleser das Kommen des Gerichtes mit blendender Schärfe erkennt. Aber man will lieber nichts hören und steckt wie der Vogel Strauß den Kopf in den Sand. Nur noch ein wenig Zerstreuung, ein wenig Genuß, mehr will man nicht! Umso schlimmer, wenn dann die Feuerflut hereinbricht! IV. Wem sind die Gerichte der großen Trübsal vorbestimmt? Auf diese Frage gibt die Schrift zwei ganz klare Antworten: 1. Die Trübsal ist die „Zeit der Völker“. „Des Herrn Tag ist nahe, ein finsterer Tag; die Zeit der Heiden kommt.“ Hes. 30,3. (S. auch Jer. 25,15—17.26.29—33). „Denn der Tag des Herrn ist nahe über alle Heiden. . . Denn wie ihr auf Meinem heiligen Berge getrunken habt, so sollen alle Heiden täglich trinken; ja, sie sollen aussaufen und verschlingen und sollen sein, als wären sie nie gewesen.“ Obad. 15—16. (S. auch Hag. 2,21—22!). In ihrem Hochmut und ihrer Verderbtheit haben sich die Völker immer wider den Herrn aufgelehnt. Wie beim Bild in Daniel 2 können sie zu einer erstaunlichen Höhe des Reichtums und des Ruhms steigen, aber ihre Grundlage bleibt immer das Urheidentum der menschlichen Natur. Ihre Reiche aus Eisen, Erz, Silber und Gold haben tönerne Füße: sie werden auf einmal zerbrochen und vom Winde verweht werden wie Spreu, die im Sommer der Tenne entfliegt. Dan. 2,35. Die Zeit der Völker ist nahe, und sie werden nicht entrinnen. 2. Die Trübsal ist gleichfalls eine „Zeit der Angst in Jakob.“ Jer. 30,5—7. Im Feuerofen wird Israel endlich geläutert werden und sich zu Jesus Christus bekehren, um dann als Volk wiedereingesetzt und geehrt zu werden (in einem späteren Abschnitt über das jüdische Volk gehen wir auf diesen Punkt näher ein). V. Welche Wirkung werden die Gerichte der Trübsal auslösen? 1. EingroßerTeilderMenschheitwirdvernichtet. „Und ihnen ward Macht gegeben, zu töten den vierten Teil auf der Erde mit dem Schwert und Hunger und mit dem Tod und durch die Tiere auf Erden . . . Von diesen drei Plagen ward getötet der dritte Teil der Menschen . . . Und der Engel schlug an mit seiner Hippe an die Erde und schnitt die Trauben der Erde und warf sie in die große Kelter des Zorns Gottes. Und die Kelter ward draußen vor der Stadt getreten; und das Blut ging von der Kelter bis an die Zäume der Pferde durch tausend sechshundert Feld Wegs.“ Offb. 6,8; 9,18; 14,19—20. Die Weissagungen der alten Propheten sind vielleicht noch erschreckender: „Siehe, des Herrn Tag kommt grausam, zornig, grimmig, das Land zu verstören und die Sünder daraus zu vertilgen . . . Daß ein Mann teurer sein soll denn feines Gold und ein Mensch werter denn Goldes Stücke aus Ophir... Denn siehe, der Herr wird kommen mit Feuer und Seine Wagen wie ein Wetter, daß Er vergelte im Grimm Seines Zorns und mit Schelten in Feuerflammen. Denn der Herr wird durchs Feuer richten und durch Sein Schwert alles Fleisch, und der Getöteten des Herrn werden viel sein.“ Jes. 13,9.12; 66,15—16 (S. auch Jer. 4,23—27; Zepli. 1,2—6). Beim Betrachten des Israel zugedachten Schicksals werden wir aber sehen, daß nach Sach. 13,8 ein Drittel des jüdischen Volks umkommen soll. Vor wenigen Jahren noch schienen solche Zahlenverhältnisse unglaublich, ja sogar empörend. Heute lassen sie nur jeden erzittern, der an die Opfer des zweiten Weltkrieges denkt. Von 1939—1945 sollen 30 Millionen Menschen getötet worden sein. Etwa sechs Millionen Juden — ein Drittel der ganzen Welt — wurden ausgerottet. Und das bedeutet noch nichts im Vergleich zu dem, was die Atombombe wohl zuwege bringen kann. Der berühmte Einstein, ein Mann, der jedenfalls gewohnt ist, seine Worte zu wägen, sprach bei einem der Atlantic Monthly gewährten Interview die Ansicht aus, daß im Falle eines Atomkrieges zwei Milliarden Menschenleben ihm zum Opfer fallen würden! (Gazette de Lausanne, 10.11.45). Und welche Fortschritte sind nicht seitdem gemacht worden! Dr. H. D. Smith, einer der Erfinder der Atombombe, sagte, daß nur eine geringe Verbesserung (!) genügte, um mit ihr in wenigen Minuten die ganze Menschheit auszulöschen. Man sagt nämlich, daß die Sieben-Pfund-Bombe, wie sie auf Japan abgeworfen wurde, 60 Milliarden Kalorien auslöst, d. h. eine Hitze, die 200 000 Zentner weißglühender Kohlen erzeugen. Ein solcher Glutherd strahlt einige Millionen Grad Hitze aus, was bisher nur in der Sonne vorkam. Angesichts solcher „Fortschritte der Wissenschaft“ finden wir die Weissagungen der Bibel bemerkenswert nüchtern. Denn Gott wird auch nicht zulassen, daß die Atombombe das ihr von Ihm zuvor bestimmte Maß überschreitet. 2. AnstattBußezutun.verhärtetsichderÜberrest der Menschen noch mehr. Von solchen Plagen betroffen, sind sich die Menschen ganz klar darüber, daß es Gott ist, der sie schlägt; aber in ihrer Angst suchen sie Ihm zu entfliehen: „Und die Könige auf Erden und die Großen und die Reichen und die Hauptleute und die Gewaltigen und alle Knechte und alle Freien verbargen sich in den Klüften und Felsen an den Bergen und sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallet über uns, und verberget uns vor dem Angesicht Des, der auf dem Stuhl sitzt, und vor dem Zorn des Lammes. Denn es ist gekommen der große Tag Seines Zorns, und wer kann bestehen?“ Offb. 6,15—17. Aber leider lesen wir viermal, daß dieselben Menschen sich systematisch weigern, von ihren Sünden zu lassen: „Und die übrigen Leute, die nicht getötet wurden von diesen Plagen, taten nicht Buße für die Werke ihrer Hände, daß sie nicht anbeteten die Teufel und goldenen, silbernen, ehernen, steinernen und hölzernen Götzen, welche weder sehen, noch hören, noch wandeln können, und taten auch nicht Buße für ihre Morde, Zaubereien, Hurerei und Dieberei ... Und den Menschen ward heiß vor großer Hitze, und sie lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen, und taten nicht Buße, Ihm die Ehre zu geben . . . und sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerzen und vor ihren Drüsen, und taten nicht Buße für ihre Werke.“ Offb. 9,20—21; 6,9.10b—11. Und dabei scheint es, als würde die Trübsal aufhören, wenn die Menschen nur Busse täten, gerade wie Gottes Drohung von Ninive abließ, als die Einwohner sich bei der Predigt von Jona demütigten. Jona 3,10. In diesen letzten Jahren haben die Menschen genau den Weg verfolgt, den die Offenbarung andeutet. Früher hat man es erlebt, daß gewisse göttliche Fügungen zu einer großen Buß- und Glaubensbewegung führten. So schienen am Anfang des Krieges 1914 die Massen, die in die Gotteshäuser strömten, zu Gott zurückzukehren. Aber es hielt nicht an, und das Ende des Krieges gab das Signal zu einer hemmungslosen Genuß- und Vergnügungssucht. Wie zwischen den Plagen der Offenbarung, gewährte Gott der Welt zwischen den beiden Kriegen Zeit genug zur Selbstbesinnung und zur Buße. Aber weder Frieden noch Wohlstand, dann weder Arbeitslosigkeit noch Kriegsbedrohung änderten etwas an der allgemeinen Denkart. Seit 1939 haben wir namenlose Greuel erlebt. Die Völker haben Unsagbares erlitten, aber abgesehen von einigen individuellen Ausnahmen ist nirgends eine wirkliche Richtung zu Gott hin zu erken- nen. Im Gegenteil, noch mehr als 1918 erleben wir eine unerhörte Flut von Unsittlichkeit, Dieberei, Lüge, Haß und Unredlichkeit. Die Welt gleicht einem freiwillig unheilbaren Kranken, dessen Zustand sich täglich verschlimmert, bis das unabwendbare Ende da ist. 3. Diese Tatsache bewirkt das Verhängnis, daß die Gerichte Gottes immer schwerer werden. Die Haltung der Menschen zwingt den Herrn, immer härter zuzuschlagen. Er, der Allwissende, hätte mit einem Schlag die rebellischen und verhärteten Sünder vernichten können. Er schickt Seine verschiedenen, stets gesteigerten Gerichte in der Hoffnung, daß Seine verirrten Geschöpfe nochmals zur Besinnung kommen (man denke z. B. an die immer furchtbarere Folge der ägyptischen Plagen, 2. Mose, 7—11). Gott darf wohl über die schuldbeladene Menschheit das Wort sprechen: „Und Ich habe ihr Zeit gegeben, daß sie sollte Buße tun für ihre Hurerei, und sie tut nicht Buße. Siehe, Ich werfe sie ... in große Trübsal.“ Offb. 2,21—22. All dies kommt aber Gott nicht überraschend. Er hat es ja vorausgesehen. Nur ungern gibt Er Seine Geduld und Barmherzigkeit auf, um Seiner Strenge den Lauf zu lassen. Aber da es denn sein muß, bringt Er alle Drohungen, die Er durch den Mund Seines alten Dieners Mose verkündet hat, zur Ausführung. 3. Mose 26,14—19. 21—33. Diese Drohungen haben sich buchstäblich an Israel erfüllt; sie werden sich viel entsetzlicher an der Welt bewahrheiten, die eine Rückkehr zu Gott ablehnt. 4. Gehen diese erschrecklichen Gerichte nicht weit übers Maß? Unter der Schwere der Strafen werden die Gottlosen „den Namen Gottes lästern, der Macht hat über diese Plagen“ (Offb. 16,9), d. h. sie zeihen Ihn der Ungerechtigkeit und der Tyrannei. Vor einigen Jahren behaupteten viele sog. Christen, sie könnten die düsteren Prophezeiungen der Offenbarung so wenig wie die des AT gelten lassen. Der Gott des Evangeliums sei ein Gott der Gnade und der Liebe. Niemals hätte der himmlische Vater derlei Dinge ausdenken können! — Heute ist es unmöglich, so zu reden. Diese Prophezeiungen erweisen sich ja an den heutigen Ereignissen Punkt für Punkt als wahr. Und wer denn, wenn nicht der Vater Jesu Christi, hat die jüngst erlebten Greuel als Züchtigung für unsere Sünden erlaubt (wir sagen bewußt „erlaubt“ und nicht „gewollt“)? Läßt Gott solche Gerichte zu, so gehen sie auch nicht über das Ihm zustehende Maß. Solange wir auf Erden sind, sind wir alle mitschul- dig an allem bösen Geschehen; darum können wir so schwer die Absolutheit der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes fassen. Aber bei den Engeln ist es anders: In Gottes Gegenwart auf genommen, billigen sie rückhaltlos alles, was Er zur Ausmerzung der Sünde tut. Das zeigt uns Johannes, gerade als die Plagen über die Erde ausgeschüttet werden: „Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Herr, Du bist gerecht, der da ist, und der da war, und heilig, daß Du solches geurteilt hast ... Ja, Herr, allmächtiger Gott, Deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht.“ Offb. 16,5—7. Nach der grauenvollen Zerstörung der großen Babylon erscholl im Himmel ein vierfaches Halleluja. 18,20; 19,1—4.6. „Halleluja“ bedeutet: Lobet den Herrn! Gerade um Seiner Gerichte willen wird der Herr also im Himmel gepriesen. Sind auch wir dereinst in die himmlischen Hallen aufgenommen, so werden auch wir verstehen und rückhaltlos zustimmen: „Denn Recht muß doch Recht bleiben, und dem werden alle frommen Herzen zufallen.“ Ps. 94,15. VI. Trotz allem wird auch die große Trübsal noch eine Gnadenzeit sein. Gott vermag es nicht, nur mit Gericht zu kommen. Er muß allerdings richten, da es Seine Heiligkeit fordert. Aber mitten in den Gerichten ergeht Sein Ruf an die Sünder und sucht Er, wenigstens die Menschen, die guten Willens sind, zu retten. So sollen in der furchtbaren Zeit der Trübsal wunderbare Beweise der Gnade Gottes sichtbar werden. 1. Mitten in der „Trübsal Jakobs“ erhältund reinigt Gott den treuen Rest aus Israel. a) Mit Seinem Siegel versieht der Herr 144 000 Israeliten auf der Erde. Offb. 7,2—4. Die also Versiegelten werden vor den unmittelbar folgenden furchtbaren Plagen bewahrt. „Und es ward ihnen (den Heuschrecken) gesagt, daß sie nicht beschädigten das Gras auf Erden, noch ein Grünes, noch einen Baum, sondern allein die Menschen, die nicht haben das Siegel Gottes an ihren Stirnen.“ 9,4. Bei der Zerstörung Jerusalems durch Nebukanezar war der Herr ähnlich verfahren. Hes. 9,4—6. Gott scheint durch die große Trübsal hindurch eine vorausbestimmte Zahl von Zeugen aus allen Stämmen Israels bewahren zu wollen (vielleicht um aus diesen 144 000 eine Art Levitenkorps für die Zeit des Millenniums zu bilden?). Wir glauben auf jeden Fall, daß es sich hier wirklich um Israeliten handelt, und zwar aus zwei Gründen: da ist 1.) der Nachdruck, mit dem die Stämme Israels einzeln genannt werden (allerdings außer Dan, der hier durch Levi ersetzt wird), Offb. 7,4—8, und 2.) die Tatsache, daß die Verse 9 ff auf die nichtjüdischen Gläubigen hinweisen, die eine große unzählbare Schar bilden. Wenn manche Sekten behaupten, selbst die Schar der 144 000 zu sein, so weichen sie damit völlig vom Sinn der Schrift ab. Beachten wir noch, daß die 144 000 glücklicherweise nicht die einzigen in der Trübsal geretteten Juden sind. Wenn sich nach Sach. 13,8 mindestens ein Drittel des Volkes bekehrt, so werden bei der glorreichen Wiederkunft Christi Millionen übrig sein. b) Das Weib von Offb. 12, das Sinnbild für das Volk Gottes, findet während der dreieinhalb Jahre der Trübsal eine Zuflucht in der Wüste. 12,1—6. 13—17. Dieses Weib scheint uns das Volk Gottes vorzustellen, das zunächst den Sohn Gottes geboren hat. Das Knäblein, das zu Gott und Seinem Thron entrückt ward und alle Völker mit eisernem Stab weiden soll, kann in erster Linie für Jesus Christus stehen. Das jüdische Volk wird darum vom Satan gehaßt und verfolgt, weil es der Welt die Bibel und den Erlöser gegeben hat. Während der dreieinhalb Jahre der Trübsal entflieht das Weib mit den Flügeln des großen Adlers an einen ihm von Gott bereiteten Ort in der Wüste, wo es trotz der von Antichristen befohlenen Boykottierung ernährt wird. 13, 16—17. Die Erde selbst gibt sich zu seinem Schutz gegen die Angriffe des Feindes her. 12,6.14—16. Während der Verfolgungen Ludwigs XIV. flüchteten sich die Hugenotten „in die Wüste“. Unter der deutschen Besatzung organisierten d'e Patrioten in Frankreich den Widerstand im sog. Maquis (= Dickicht, Unterholz). Während der Regierung des Antichristen scheint es, als sollten die Juden in Transjordanien und bis hin zur „Wüste“ von Syrien eine Zuflucht finden. Daniel gibt besonders an, daß der Antichrist wohl in Palästina einfallen wird, um die Juden daraus zu verjagen, daß aber „Edom, Moab und die Vornehmsten der Kinder Ammon seiner Hand entrinnen werden“. 11, 4L Das geographische Gebilde dieser Gebiete wird die Kriegszüge gegen die Flüchtigen zum Scheitern bringen (genau wie die Cevennen die Maquisarden und die Hugenotten retteten). Die folgenden Worte der Propheten scheinen sich auf die zukünftige Errettung des Überrestes aus Israel zu beziehen: „Gehe hin, Mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür hinter dir zu, verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe. Denn siche, der Herr wird ausgehen von Seinem Ort, heimzusuchen die Bosheit der Einwohner des Landes.“ Jes. 26,20—21. „Denn der Tag des Herrn ist nahe im Tale des Urteils . . . und der Herr wird aus Zion brüllen und aus Jerusalem Seine Stimme lassen hören, daß Himmel und Erde beben wird. Aber der Herr wird Seinem Volk eine Zuflucht sein und eine Feste den Kindern Israels.“ Joel 4,14.16. „Sammelt euch und kommt her, ihr feindseliges Volk . . . ehe der Tag des Zorns des Herrn über euch komme. Suchet den Herrn, alle ihr Elenden im Lande, die ihr Seine Rechte haltet; suchet Gerechtigkeit, suchet Demut, auf daß ihr am Tage des Zorns des Herrn möget verborgen bleiben.“ Zeph. 2,1—3. So ist es nicht verwunderlich, wenn Jesus über die Trübsal und das Auftreten des Antichristen sagt: „Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel), daß er steht an der heiligen Stätte (wer das liest, der merke drauf!) alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist, und wer auf dem Dache ist, der steige nicht hernieder, etwas aus seinem Hause zu holen . . . Bittet aber, daß eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat.“ Matt. 24,15—20. Auf die Mahnung von Luk. 21,20—24 haben die Christen in Judäa bei der Belagerung Jerusalems durch Titus im Jahre 70 offenbar gehört, denn sie flüchteten über den Jordan. Aber die obigen Worte von Matt. 24 beziehen sich zweifellos auf die gläubigen Juden in Palästina zu Beginn der großen Trübsal, die sich bis dahin durch die Verbindung ihres Volkes mit dem Antichristen in eine falsche Sicherheit wiegen ließen. Dan. 9,27. Sobald dieser sein wahres Gesicht zeigt, werden sie „auf die Berge“ fliehen müssen. Liegen diese Berge nicht in Judäa, so können sie gut in dem Gebiet von Edom, Moab und Ammon sein, die, wie wir gesehen haben, der Hand des Antichristen entrinnen sollen. Dan. 11,41. Aber in zweiter Linie (denn die Weissagung hat oft zwei einander überlagernde Bedeutungen) scheint uns das Weib von Offb. 12 ebenso das Gottesvolk des Neuen wie des Alten Bundes vorzustellen. Dieses Volk Gottes gebiert die wahren Gläubigen, die auch dazu berufen sind, die Völker mit eisernem Stab zu weiden, in den Himmel entrückt zu werden und mit dem Herrn auf Seinem Stuhl zu sitzen. Offb. 2,26—27; 3,21. Dann würde das Knäblein auch (und vor allem, meinen wir) für die Gemeinde stehen, die, sobald ihre Vollzahl erreicht ist, vor den 1260 Tagen der Trübsal in den Himmel versetzt wird. Der Rest der Nachkommenschaft des Weibes, der die Gebote Gottes hält und das Zeugnis Jesu Christi hat (12, 17), sind die während der Herrschaft des Antichristen lebenden Gläubigen Juden und Heiden, die sich nach der Entrückung der Gemeinde zum Herrn bekehren. Diese Gläubigen werden furchtbar verfolgt werden, aber der Herr wacht über ihnen und bewahrt sie vor allem, was das Maß, das Er ihnen bestimmt hat, übersteigt. 2. Johannes sieht im Himmel eine zahllose Schar von Märtyrern, die aus der großen Trübsal kommen. Offb. 7,9.14—15. Wir haben gesehen, daß die wahren Gläubigen offenbar bei der Entrückung der Gemeinde von der Erde weggenommen werden sollen. Diejenigen Menschen unter den Völkern, die während der großen Trübsal an Jesus Christus glauben und den Antichristen nicht anbeten wollen, werden getötet werden. Nun scheint es nach der oben angeführten Stelle, daß diese gläubig gewordenen Märtyrer sehr zahlreich sein und aus allen Weltteilen kommen werden. Johannes sieht sie „vor dem Stuhle Gottes“, d. h. im Himmel, wo sie im Innersten, in Seinem Tempel, Ihm dienen und das volle Heil genießen dürfen. Es wird also auch im allerschwersten Endsturm noch eine reiche Ernte an Seelen geben. In Seiner Gnade wird Gott kein aufrichtiges Herz endgültig in die Verdammnis gehen lassen. Aber dieser Gedanke darf nicht solche in Ruhe wiegen, die jetzt die Bekehrung ablehnen und darum bei der Entrückung der Gemeinde nicht bereit sind. Sie sollen ja nicht denken, sie könnten sich leicht später bekehren. Wir haben bereits gesehen, daß denen, welche die Wahrheit zurückgewiesen haben, kräftige Irrtümer gesandt werden, damit sie vom Antichristen verführt und mit ihm verdammt werden. 2. Thess. 2,9—12. Zudem werden alle, die dann noch die Gnade zum Glauben empfangen, den Mut zum Märtyrertod haben müssen. Darum glauben wir, daß Massenbekehrungen eher in nicht-evange-lisierten Gegenden und Ländern Vorkommen werden. Da sie die Wahrheit noch nicht hören und dagegen Stellung nehmen konnten, werden sie sich ihr mit Freuden öffnen und die Kraft empfangen, den Preis für ihren Glauben zu zahlen. 3. Gott wird Sich während der Trübsal zwei Zeugen erwecken, deren übernatürliche Tätigkeit die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich lenken wird. „Die Heiden . . . werden die heilige Stadt zertreten zweiundvierzig Monate. Und Ich will Meinen zwei Zeugen geben, daß sie sollen weissagen tausendzweihundertundsechzig Tage, angetan mit Säcken. Diese sind die zwei ölbäume und zwei Fackeln, stehend vor dem Herrn der Erde.“ Offb. 11,2—4. a) Wer werden diese beiden Zeugen sein? — Unstreitig scheint Elia einer von ihnen zu sein. Maleachi verkündet in einer doppelsinnigen Weissagung, daß Jesus Christus vor Seinem ersten wie auch vor Seinem zweiten Kommen einen Vorläufer haben wird: „Siehe, Ich will Meiner Engel senden, der vor Mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu Seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Engel des Bundes, des ihr begehret, siehe, Er kommt, spricht der Herr Zebaoth . . . Siehe, Ich will euch senden den Propheten Elia, ehe denn da komme der große und schreckliche Tag des Herrn. Der soll das Herz der Väter bekehren zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern, daß Ich nicht komme und das Erdreich mit dem Bann schlage.“ Mal. 3,1; 4,5—6. Diese Weissagung hat eine erste Erfüllung in Johannes dem Täufer gefunden, wie es der Engel vor seiner Geburt ankündigte. Luk. 1, 16—17. Auf die Frage Seiner Jünger, weshalb die Schriftgelehrten behaupten, Johannes müsse zuvor kommen, sagt Jesu selbst über Seinen Vorläufer: „Elia soll ja zuvor kommen und alles zurechtbringen . . . aber Ich sage euch: Elia ist gekommen, und sie haben an ihm getan, was sie wollten, nach dem von ihm geschrieben steht ... Da verstanden die Jünger, daß Er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.“ Mk. 9,11 —13; Matt. 17,10—13. Zusammengefaßt, sagt der Herr zweierlei aus: 1. „Elia ist gekommen“ in der Person Johannes des Täufers. Es handelt sich hierbei nicht um eine Reinkarnation, sondern um einen im Geist und in der Kraft des Elia vollzogenen Auftrag. Übrigens sagt Johannes der Täufer selbst, daß er wirklich nicht Elia sei. Joh. 1,21. 2. „Elia soll zuvor kommen und alles wieder zurechtbringen.“ Dann wird die Weissagung Malea-chis, die von Johannes nur andeutungsweise erfüllt wurde, zur vollen Wirklichkeit. Ist Elia, der Vorläufer der Wiederkunft Christi, erschienen, so wird der Herr plötzlich zu Seinem Tempel kommen, und „wer wird den Tag Seiner Zukunft erleiden können“, wenn Er die Kinder Levi (die Juden) reinigen und läutern wird wie Gold und Silber? Mal. 3,1—3. Auch soll nach Mal. 4,5—6 das Auftreten des Elia nicht der Erniedrigung und der Kreuzigung des Heilands, sondern dem großen Tag des göttlichen Zorns vor- angehen. Dann wird sein Dienst wirklich die Sinnesänderung der Väter und der Kinder Israels und ihre Bekehrung zu Jesus Christus zum Ziele haben, damit Palästina „nicht mit dem Bann geschlagen werde“. Ist Elia dazu berufen, diesen besonderen Dienst zu tun, dann zu sterben und nach drei Tagen wieder lebendig zu werden, so liegt der Grund darin, daß er noch nicht durch den Tod gegangen ist. Er war, wie alle Menschen, ein Sünder und hätte auch sterben müssen. Gott hat ihn lebend in den Himmel aufgenommen, weil Er ihn für die oben genannte, außerordentliche Rolle bestimmt hat. 2. Kön. 2, 1 —11. Am Ende seines zweiten Dienstes wird er sterben und dann wieder auferweckt werden, wie dies für jeden Gläubigen normal ist. Offb. 11,7.11 —12. Überlegen wir nun, wer der zweite neben Elia erwähnte Zeuge sein könnte! Manche meinten, es sei Mose, wegen der Macht, welche die beiden Männer haben, nämlich: 1. den Himmel dreieinhalb Jahre lang zu verschließen, wie einst Elia, 2. das Wasser in Blut zu verwandeln und die Erde mit allerlei Plagen zu schlagen, wie Mose in Ägypten, Offb. 11,6, (vielleicht auch, weil man Mose und Elia auf dem Berge der Verklärung beisammen sieht, Matt. 17,3). Aber wir wissen, daß Mose, im Gegensatz zu Elia, bereits einmal gestorben ist. 5. Mose 34,5. Wir meinen daher, eher Henoch für den zweiten Zeugen halten zu dürfen, den einzigen andern Menschen, der bisher noch nicht durch den Tod gegangen ist. 1. Mose 5,24; Hebr. 11,5. Auch Henoch hätte seiner Sünde wegen sterben müssen, denn „da ist nicht, der gerecht sei, auch nicht einer“. Rom. 3,10. Als Mitgenosse Elias am Zeitenende würde er auch den Weg alles Fleisches gehen, um gleich danach wiederaufzuerstehen. b) Welcher Art wird die Tätigkeit der zwei Zeugen sein, und wo wird sie sich abspielenf Anscheinend werden die beiden Männer in der „Heiligen Stadt“, in Jerusalem, wohnen. Offb. 11,2—3. Auf jeden Fall wird der Antichrist sie dort angreifen und töten: „Und wenn sie ihr Zeugnis geendet haben, wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen einen Streit halten und wird sie überwinden und töten. Und ihre Leichname werden liegen auf der Gasse der großen Stadt, die da heißt geistlich „Sodom und Ägypten“, da auch ihr Herr gekreuzigt ist.“ V. 7—8. Nach dem was wir bei Mal. 4,5—6 gelesen haben, scheint ihre Aufgabe besonders bei den Juden zu liegen. Hauptsächlich durch ihren Einfluß wird sich Israel endlich zum Messias bekehren. Aber das Wirken der beiden Zeugen wird ein weltweites sein, gestützt, wie es ist, auf ihre Wunderkraft: „Und so jemand sie will beleidigen, so geht Feuer aus ihrem Munde und verzehrt ihre Feinde; und so jemand sie will schädigen, der muß also getötet werden. Diese haben Macht, den Himmel zu verschließen, daß es nicht regne in den Tagen ihrer Weissagung, und haben Macht über das Wasser, es zu wandeln in Blut, und zu schlagen die Erde mit allerlei Plage, so oft sie wollen.“ V. 5—6. So wird durch ihre Verkündigung die ganze Erde noch einmal eine Warnung von Gott vernehmen, aber leider wird diese für den größten Teil der Welt vergeblich sein, denn nach ihrem Tod lesen wir: „Etliche von den Völkern und Geschlechtern und Sprachen sehen ihre Leichname drei Tage und einen halben und werden ihre Leichname nicht lassen in Gräber legen. Und die auf Erden wohnen, werden sich freuen über ihnen und Wohlleben und Geschenke untereinander senden; denn diese zwei Propheten quälten, die auf Erden wohnten.“ V. 9—10. Gott aber wird Seine Macht an Seinen Dienern wie auch an ihren Feinden erweisen: „Und nach drei Tagen und einem halben fuhr in sie der Geist des Lebens von Gott, und sie traten auf ihre Füße, und eine große Furcht fiel über die, so sie sahen; und sie hörten eine große Stimme vom Himmel zu ihnen sagen: Steigt herauf! Und sie stiegen auf in den Himmel in einer Wolke, und es sahen sie ihre Feinde. Und zu derselben Stunde ward ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel, und es wurden getötet in dem Erdbeben siebentausend Namen der Menschen; und die andern erschraken und gaben Ehre dem Gott des Himmels.“ V. 11—13. So hört auch in den dunkelsten Tagen der Trübsal Gottes Stimme nicht auf zu reden! 4. Schließlich richtet Gott durch Seine Engel eine letzte Botschaft an alle Menschen. a) Das ewige Evangelium wird der ganzen Welt verkündigt. „Und ich sah einen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, und allen Heiden und Geschlechtern und Sprachen und Völkern, und sprach mit großer Stimme: Fürchtet Gott und gebt Ihm die Ehre; denn die Zeit Seines Gerichts ist gekommen; und betet an Den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserbrunnen!“ Offb. 14,6—7. Wir wissen, daß das Evangelium der ganzen Welt zuvor gepredigt werden muß, allen Völkern zum Zeugnis, und daß dann erst das Ende kommt. Matt. 24,14. Im 2. Kapitel erkannten wir, welche erfreulichen Fortschritte seit hundert Jahren hierin und besonders in der Bibelverbreitung und der missionarischen Durchdringung vieler Teile unseres Erdballs gemacht worden sind. Aber trotzdem ist ein bedeutender Teil der Menschheit bis heute noch nicht erreicht worden. Und wieviele Seelen sind sogar in unseren als christlich geltenden Ländern Europas niemals in persönliche Berührung mit dem wahren Evangelium gekommen! Wenn nun die Evangelisation der Welt noch lange nicht abgeschlossen ist, so könnten wir uns fragen, ob nicht auch das Ende dieses Zeitalters in weiter Ferne liege. Darauf gibt die oben angeführte Stelle aus der Offenbarung Antwort. Eben um das Ende zu beschleunigen und sicher zu sein, daß kein Mensch in Unwissenheit gelassen wurde, unternimmt Gott etwas ganz Neues: in Seinem Auftrag wird ein Engel vom Himmel her das Evangelium „allen Heiden und Geschlechtern und Sprachen und Völkern“ verkündigen. 14,6. Und das wird die Evangelisation der Welt ganz vollenden, denn unsere Bemühungen könnten dies beim zunehmenden Abfall niemals erreichen. Hier möchten wir einen Einwand vorwegnehmen. Manche könnten denken, wir entmutigten mit diesen Worten die Missionare, welche das Reich Jesu Christi zu fördern suchen, indem sie das Evangelium bis an die Enden der Erde tragen. Wozu auch sich so viel Mühe geben, wenn wir doch nicht zum Ziele kommen und der Herr auf jeden Fall die Aufgabe selbst beenden muß? Darauf scheint uns die Schrift folgende Antwort zu geben: Gott ruft uns ausdrücklich zur Mitarbeit auf, obwohl Er die Unzulänglichkeit unserer Bemühungen vorauskennt. Er heißt uns hinausgehen und aller Kreatur predigen. So ist es für uns eine Frage des Gehorsams und der Liebe; das Resultat ist nicht unsere Sache. Aber es ist klar, daß der Herr nur vollenden wird, was wir begonnen haben. Es ist genau dasselbe mit unserer persönlichen Heiligung. Wir wissen wohl, daß wir bei allem Eifer und allem Glauben nie aus uns selbst zur Vollendung kommen. Darum sagt uns Paulus, daß Gott in Seiner Treue das in uns angefangene Werk selbst vollführen wird. 1. Kor. 1,8—9; Phil. 1,6. Aber diese Aussicht darf uns nicht abhalten, weiterhin „unser Heil zu schaffen mit Furcht und Zittern“ und „der Heiligung nachzujagen, ohne welche wird niemand den Herrn sehen.“ Phil. 2,12; Hebr. 12,14. b) Alle Erdbewohner werden durch Engel mit großem Ernst vor der Verführung des Antichristen und vor seiner Anbetung gewarnt. Der erste Engel flog mitten durch den Himmel und sprach mit großer Stimme zu den Erdbewohnern: „Fürchtet Gott und gebt Ihm die Ehre; denn die Zeit Seines Gerichts ist gekommen; und betet an Den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserbrunnen . . . Und der dritte Engel folgte diesen nach und sprach mit großer Stimme: So jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt das Malzeichen an seine Stirn oder an seine Hand, der wird von dem Wein des Zorns Gottes trinken, der lauter eingeschenkt ist in Seines Zorns Kelch; und wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm; und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier haben angebetet und sein Bild, und so jemand hat das Malzeichen seines Namens angenommen.“ Offb. 14,7.9—11. Wir haben gesehen, daß die Verführung durch den Antichristen so raffiniert und übernatürlich sein wird, daß er sogar, wenn es möglich wäre, hofft, die Auserwählten mitzureißen. Doch wird es Gott nicht zulassen, daß irgend jemand verführt wird, ohne daß er zuvor ausdrücklich vom Himmel gewarnt wurde und im tiefsten Herzen weiß, welchen Weg er einschlägt. In der großen Trübsal wird jeder die entscheidende Frage zu lösen haben: Wen will ich anbeten, Gott oder den Antichristen? Von der Haltung des einzelnen zu dieser Frage wird sein Heil oder seine ewige Verdammnis ab-hängen. 5. Bewundern wir die unerschöpflichen Quellen göttlicher Barmherzigkeit! Mit Recht sagten wir, daß die große Trübsal trotz allem eine Gnadenzeit sein wird. Gott wird tatsächlich a) den treuen Überrest Israels bewahren und reinigen, b) eine unzählbare Schar von Märtyrern erretten, c) um nochmals Israel und die Völker zu erreichen, zwei übernatürliche Zeugen erwecken und Sich sogar der Engel als Verkündiger Seiner Botschaft bedienen, d) und so alle Erdbewohner evangelisieren und warnen. Wer wagte es da noch, Gott der Ungerechtigkeit zu zeihen? „Das sei ferne! Es bleibe vielmehr also, daß Gott sei wahrhaftig, und alle Menschen Lügner; wie geschrieben steht: Auf daß du gerecht seiest in deinen Worten und überwindest, wenn du gerichtet wirst . . . O welch eine Tiefe des Reichtums, beide, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind Seine Gerichte und unerforschlich Seine Wege! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist Sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat Ihm was zuvor gegeben, daß ihm werde wieder vergolten? Denn von Ihm und durch Ihn und zu Ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.“ Röm. 3,4; 11,33—36. VII. Wie lange dauert die große Trübsal? Die Trübsal dauert genau so lange wie die Herrschaft des Antichristen. Die acht Stellen, die von den dreieinhalb Jahren dieser Herrschaft reden, sagen es deutlich Dan. 7,25; 9.27; 12,6—7; Offb. 11,2—3; 12,6.14; 13,5. Wir haben schon gesagt, daß die Dauer dieser Herrschaft lächerlich kurz ist. Man muß auch zugeben, daß Gottes Gerechtigkeit Seine Gerichte viel länger währen lassen könnte. So viele Jahrtausende hat Er Geduld geübt, und die Menschen haben schmählich Seiner Liebe gespottet. Wahrlich, der »Tag“ Seines Zorns erscheint sehr kurz im Vergleich zu dem »Jahr“ Seiner Gnade! Jes. 61,2. Und das ist, nach Jesu ausdrücklichen Worten, nur die Folge der göttlichen Güte, welche die Tage der Trübsal gekürzt hat: „Und wo diese Tage nicht würden verkürzt, so würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt.“ Matt. 24,22. Dieses Wort kann man mit dem des Herrn in Luk. 18,7—8 vergleichen: „Sollte aber Gott nicht auch retten Seine Auserwählten, die zu Ihm Tag und Nacht rufen, und sollte Er’j mit ihnen verziehen? Ich sage euch: Er wird sie erretten in einer Kürze. Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinst du, daß Er auch werde Glauben finden auf Erden?“ Es wird also aus reiner Gnade gegen die Auserwählten die Dauer der Gerichte verkürzt werden, daß sie nicht über dreieinhalb Jahre hinausgehen. Mit Zittern könnte man sich fragen, wie lange die Trübsal währen würde, wenn der Herr nur Seinen heiligen Zorn reden ließe! VIII. Schlußfolgerung. Unsere arme Welt steht vor der dunkelsten Periode ihrer Geschichte. Wer von uns wagte es, der Zukunft ohne Zittern ins Auge zu sehen? Und doch verspricht es der Herr Seiner Gemeinde, sie in, vielmehr vor der Stunde der Versuchung zu bewahren, „die über den ganzen Erdkreis kommen wird, zu versuchen, die auf Erden wohnen“. Offb. 3,10. Ist alles zwischen dem Herrn und uns in Ordnung, damit wir fähig sind, „zu entfliehen all diesem und zu stehen vor des Menschen Sohn?“' Luk. 21,36. 8. Kapitel Die Sdilacht von Harmagedon I. Die Schlacht von Harmagedon und das Ende der großen Trübsal. Die Herrschaft des Antichristen wird der furchtbare Krampf sein, mit dem die Geschichte der Völker zu Ende geht. Aber diese dreieinhalb Jahre werden selbst ihren Höhepunkt in der Schlacht von Harmagedon haben. Diese wird abschließend alles vollenden, was die Propheten über den Tag des Herrn geweissagt haben. II. Was bedeutet der Name »Harmagedon“? Es ist die Offenbarung, die der letzten Schlacht der Geschichte diesen Namen gibt: »Und ich sah aus dem Munde des Drachen und aus dem Munde des Tiers und aus dem Munde des falschen Propheten drei unreine Geister gehen . . ., die gehen aus zu den Königen auf dem ganzen Kreis der Welt, sie zu versammeln in den Streit auf jenen großen Tag Gottes, des Allmächtigen ... Und er hat sie versammelt an einen Ort, der da heißt auf Hebräisch Harmagedon.“ Offb. 16,13—14.16. Das Wort Harmagedon ist aus zwei Wurzeln gebildet: Har = Berg, Höhe, und Megiddo, das wohl zertreten, töten, schneiden, hinschlachten bedeutet. Manche übersetzen Harmagedon mit Berg der Trostlosigkeit, es könnte auch »Hinschlachten von oben her“ bedeuten. Geographisch gesehen, ist Harmagedon der Name einer Stadt in Palästina, am Rande der Ebene Jesreel, am Fuße des Karmel gelegen. Diese Stadt war schon zur Zeit der Kanaaniter bekannt, als Josua das Land eroberte. Jos. 12,21; 17,11. Ihre Umgebung war das berühmteste Schlachtfeld von Palästina, da sie das günstigste Gelände zur Aufstellung der Heere abgibt. Die Ebene von Megiddo (oder Jesreel), im Herzen des gebirgigen Palästina gelegen, ist 35 km lang und im Osten 25 km breit. Sie gleicht einem riesigen Amphitheater, wie geschaffen für ein Treffen verschiedener Völker. Dort kreuzen sich die Straßen, die früher die Reiche des Ostens verbanden: Ägypten mit Babylon und Ninive, Jerusalem mit Tiberias, Damaskus und Antiochien. Die Ebene Jesreel ist also der strategische Schlüssel des Landes. Die großen Heere von Ost und West, von Pharao Totmes I. (mehr als 15 Jahrhunderte vor Chr.) bis zu Bonaparte (1799), scheinen sie für ihre entscheidenden Kriegstreffen gewählt zu haben. Hier haben die Juden, Ägypter, Perser, Sarazenen, Kreuzfahrer, Drusen, Türken sich ihren Gegnern gestellt. In den Annalen des alten Ägypten sagt man, Megiddos Bedeutung käme tausend andern Städten zusammen gleich. Zur Zeit der Debora errangen die Israeliten einen glänzenden Sieg über die Kanaaniter. Richter 4,14—16; 5,12—22. Vom Himmel kämpfte der Herr für sie, wie Er es in der letzten Schlacht der Geschichte tun wird. — Bei Megiddo kam auch der König Josia bei dem Versuch, Pharao Necho den Weg nach Mesopotamien zu wehren, ums Leben. 2. Chr. 35,20—25. Er wurde allgemein von seinem Volk beweint, und diese Trauer gibt Sacharja das Bild für den großen Jammer, der Jerusalem bei der Schlacht von Harmagedon befallen wird, wenn sich die Juden endlich Dem zukehren, in Den sie gestochen haben: „Zu der Zeit wird große Klage sein zu Jerusalem, wie die war bei Hadad-Rimmon im Felde Megiddos.“ Sach. 12,10—11. Wenn die Offenbarung die Endschlacht Harmagedon nennt, so läßt sich dieser Name auch auf das ganze Land Israels ausdehnen. Denn für die Propheten besteht kein Zweifel, daß der letzte aller Kriege in Palästina entschieden wird. Dort werden die feindlichen Heere aufgerieben werden, von Bozra in Edom an (Jes. 63,1—4), über das Tal Josaphat bei Jerusalem hin (Joel 4,12), in der Umgebung von Jerusalem und dem ölberg (Sach. 12,9; 14,2—4; Micha 4,11 —12), zwischen dem Toten- und dem Mittelmeer, „dem schönsten der Länder“ (Dan. 11,41—45), auf den lange verödeten Bergen Israels, auf dem Land und im Gebiet Israels (Hes. 38,8.18—19). Merkwürdig berühren uns die Worte der Offenbarung über die „Kelter des Zornes Gottes“, die an jenem Tag außerhalb der Stadt getreten wird: „Und das Blut ging von der Kelter . . . tausend sechshundert Feld Wegs“ (ungefähr 300 km). Offb. 14,20. Wir wissen nicht, ob diese Stelle nun wörtlich zu nehmen ist, aber die betr. Weglänge mißt genau die Entfernung der äußersten genannten Punkte voneinander. III. Warum soll der letzte Krieg in Palästina endigen? Aus mehreren, leicht verständlichen Gründen: 1, Palästina ist die „Drehscheibe der Kontinente , der strategische Punkt am Mittelmeer, wo sich Afrika, Asien und Europa treffen. Hier kreuzen sich die wichtigsten Straßen der Welt: einerseits die Landwege, die Europa mit Indien, Asien mit Afrika verbinden; andererseits der Seeweg über den Suezkanal, die Lebensader des Handels mit dem Orient. Zudem haben der Nahe und der Mittlere Osten durch ihren Erdölreichtum (45 Prozent des Gesamtvorkommens) in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen. Die amerikanischen Experten schätzen, daß die erdölhaltigen Lager der Vereinigten Staaten in etwa 15 Jahren erschöpft sein werden. Im Nahen Osten dagegen (Mossul, Irak, Iran, Aserbeidschan, Arabien und sogar Palästina) hat man neue und wohl die reichhaltigsten Lager entdeckt. Daher rühren die Jagd nach dem Erdöl und die Interessenkämpfe, die wir dort zwischen den Großmächten erleben. Das gegebene Abflußgebiet für die Erdölproduktion in Irak und Arabien ist das östliche Mittelmeerbecken. Schon verbinden zwei „pipe-lines“ (Rohrleitungen) Mossul mit Haifa und Tripolis in Syrien; man ist daran, sie zu verdoppeln, und die Amerikaner bauen weitere. (Nach einem Bericht von Harold Iches „Coordonna-teur du Petroie“ (Mitverwalter des Erdöls) in den Vereinigten Staaten und der „Gazette de Lausanne“ vom 15. 6. 1948.) 2. In der Endzeit werden die Juden mit ihren Reichtümern in Palästina zurück sein: „Die Schiffe'im Meer harren längst, daß sie deine Kinder von ferne herzubringen, samt ihrem Silber und Gold . . . dann wirst du deine Lust sehen und ausbrechen . . . wenn sich die Menge am Meer zu dir bekehrt und die Macht der Heiden zu dir kommt.“ Jes. 60,9.5. Man darf wohl annehmen, daß die Juden noch einmal die Geldgeber ihrer Nachbarn werden; jetzt schon können wir sehen, welche Kapitalien sie in Jerusalem selbst anzulegen vermögen. Solche Schätze werden den Neid der gottlosen Völker erregen. Hesekiel sagt von Gog, wie er ins Land Israel einfällt: „Du wirst sagen ... ich will rauben und plündern . . ., und die Kaufleute von Tharsis . . . werden zu dir sagen: Ich meine ja, du seiest recht gekommen, zu rauben, und hast deine Haufen versammelt, zu plündern, auf daß du wegnehmest Silber und Gold, und sammelst Vieh und Güter und großen Raub treibest.“ Hes. 38,11—13. Daraufhin wird der Judenhaß alle Völker gegen Palästina vereinen, um sie ein für allemal zu erledigen. Nicht genug, daß sie jene aus allen Ländern verjagt haben, sondern sie fassen noch den teuflischen Plan, sie gänzlich auszurotten. Sach. 12,3; Micha 4,11 —12; Ps. 83,3.5. Der Antisemitismus hat schon viele Verheerungen angerichtet, zu der Zeit aber steigert er sich zum furchtbarsten Ausbruch. So wird, da die Gemeinde entrückt ist und die Zeugen Jesu allerorts verfolgt werden, die Satan ausgelieferte Menschheit die letzten Boten Gottes auf Erden zu vernichten suchen. 3. Man fragt sich, ob nicht auch die beiden Zeugen von Offb. 11 ihrerseits durch ihr Wirken die Völkerheere nach Palästina ziehen. Diese beiden (vielleicht Elia und Henoch) legen ein durch Wunder bestätigtes Zeugnis für den Herrn ab und werden damit den Erdbewohnern sehr im Wege sein. Wohl in Jerusalem, wo Jesus gekreuzigt wurde, wird sich der Antichrist erheben, um sie zu ergreifen. Ihr Märtyrertod wird die Menschen von den durch die Zeugen gewirkten Plagen befreien, so daß jene vor Freude einander Geschenke machen werden. Offb. 11,1—10. 4. Aber es gibt zwei weitere, noch tiefere Gründe, welche die dramatische Endentscheidung in Palästina verlangen. Wir lasen oben, daß dem Munde des Teufels und seiner zwei Helfershelfer dämonische Geister entsteigen, die zu allen Königen der Erde gehen, um sie nach Harmagedon zu sammeln. Offb. 16, 13—16. Satan weiß, daß der Sieg Jesu Christi bevorsteht, daß Er aber zuvor in Palästina in Herrlichkeit erscheint. Schon beim ersten Kommen des Herrn hatte Satan das Land mit Geistern der Besessenheit geplagt, um Jesu Wirken zu hemmen und Sein Werk zu verhindern. So wird der Teufel auch in dem Augenblick, da Jesus im Begriff steht, Seinen Fuß auf den ölberg zu setzen, alle irdischen und höllischen Heere zum wahnsinnigen Versuch eines Widerstandes um Jerusalem sammeln. Das Tier und die Könige der Erde werden ganz offen auf-geboten, „Streit zu halten mit Dem, der auf dem Pferde saß, und mit Seinem Heer . . Diese werden streiten mit dem Lamm, und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige.“ Offb. 19,19; 17,14. 5. Letztlich hat der Herr selbst Seine Gründe, um Seine Feinde in Palästina besiegen zu wollen. Hier war der Ort Seines irdischen Wirkens und Seiner Gegenwart. Hier wurde Sein Name verhöhnt, hier haben die Völker, nach der scheinbaren Niederlage Seiner Sache, begonnen, den Tempel und das Volk Gottes mit Füßen zu treten. Hier hatte vor allem der eingeborene Sohn gelitten und war Er schmählich verworfen worden. Darum ist es notwendig, daß gerade an diesem Ort „die Rache des Tempels des Herrn“ (Jer. 50,28) und die glanzvolle Rache Jesu kundwerden. Zwei Schritte von dem Garten entfernt, da Er im Todeskampf lag, und vom Hügel, da Er Seinen Geist aufgab, wird der Erlöser in Majestät und angesichts Seiner zum Gericht versammelten Feinde Seinen Fuß auf die Erde setzen. Sach. 14,2—4. IV. Alle Völker der Erde werden bei der Schlacht von Harmagedon vertreten sein. Am Ende des letzten Krieges erlebten wir ein Zusammentreffen in Europa von sämtlichen Heeren der Welt. Da waren Truppenteile aus Europa, Nord- und Südamerika, Afrika, Australien, Neuseeland, Indien, Rußland, Sibirien. Weiße und Farbige hatten sich zusammengefunden, um das Ende des Kampfes zu beschleunigen. Nach der Schrift sollen wir bald etwas Ähnliches, aber in weit größerem Maßstab gegen Palästina erleben: „Zur selben Zeit will Ich Jerusalem machen zum Laststein allen Völkern . . ., denn es werden sich alle Heiden auf Erden wider sie versammeln.“ Sach. 12,3. Es ist bezeichnend, welche verschiedenen Völkergruppen dazu beieinander sein werden. Dort sieht man dann: 1. Den römischen oder westlichen Block unter der Führung des Antichristen, d. h. Europa und sicher auch Amerika. Dan. 11,41—45. Im Verein mit den zehn Diktatoren und seinen sämtlichen Bundesgenossen wird der Antichrist sich offen zum Kampf gegen den erwarteten Siegeshelden erheben. 2. Die Ägypter, Lybier und Äthiopier, d. h. Afrika, wird in seinem Gefolge sein. Dan. 11,42—43. 3. Die Völker des Ostens. Zu dieser Zeit wird die Autorität des Antichristen durch mächtige Gegner eine Einbuße erleiden: „Es wird ihn aber ein Geschrei erschrecken vom Morgen.“ Dan. 11,44. „Und das Wasser (der Euphrat) vertrocknete, auf daß bereitet würde der Weg den Königen vom Aufgang der Sonne“, im Hinblick auf die große Ansammlung bei Harmagedon. Offb. 16,12.16. Der Euphrat ist der große, 2165 km lange Strom, der an der Schwelle des unerforschten Ostens eine mächtige Schranke bildete. Heute besteht diese Schranke praktisch nicht mehr. Man darf bestimmt annehmen, daß Völker wie die Hindus (340 Millionen), die Chinesen (430 Millionen), die Japaner (71 Millionen) und die Araber (mit ihren 270 Millionen Moslems) — um nur diese zu nennen — bei dem letzten Weltenbrand eine große Rolle spielen werden. Das vor fünfzig Jahren noch schlummernde Asien erlebt ein gewaltiges Erwachen und geht mit Riesenschritten voran. Die so viel genannte „gelbe Gefahr“ könnte eines Tages zur furchtbaren Wirklichkeit werden. Die Japaner sind besiegt. Indien ist frei geworden. Aber alle gelben, noch unterjochten Völker rütteln ungeduldig an ihren Ketten und beanspruchen Gleichberechtigung mit den Europäern. In Asien ist die Geburtenziffer ungemein hoch. Nach Berechnungen betrug in den letzten 15 Jahren die Bevölkerungs- Zunahme in Europa 3,3°/», in Afrika 8, 3°/o und in Asien 23,5°/o! Bedenkt man, daß Sowjetrußland die größte asiatische Weltmacht ist und auf China einen starken Einfluß ausübt, so ist es klar, welche Riesenfront alle diese asiatischen Völker bilden können. 4. Den Nordblock: Gog und seine Verbündeten. Daniel sagt noch: „Es wird ihn (den Antichristen) aber ein Geschrei erschrecken von Morgen und von Mitternacht, und er wird mit großem Grimm ausgehen, willens, viele zu vertilgen und zu verderben.“ 11,44. Besonders weissagt Hesekiel über Gog, den mächtigsten Feind vom Norden. Die Wichtigkeit seiner Worte fordern ein näheres Eingehen auf sie. Gog ist ein Fürst im Lande Magog. Fies. 38,2. (Magog war ein Sohn Japhets, also kein Semit. 1. Mose 10,2.) Dreimal betont Hesekiel, daß sein Land „an den Enden gegen Mitternacht“ liegt. Hesek. 38,6.15; 39,2. Auf der Karte sieht man leicht, welche Großmacht es ist, die heute ganz Nordeuropa und Nordasien beherrscht und, von Palästina aus gesehen, im äußersten Norden liegt. „Nach langer Zeit . . . zur letzten Zeit“ wird Gog alle seine Satellitenstaaten sammeln und wie ein Sturm über die friedlich wieder in Palästina angesiedelten Juden herfallen. 38,4—8. Sein Ziel wird die Plünderung Israels sein, V. 10—13, zugleich aber ein heftiger Zusammenstoß mit dem Antichristen, dessen Joch er zuvor hat dreieinhalb Jahre lang ertragen müssen. Frühere Propheten, die Hesekiel 38,17 erwähnt, betonen die Rolle, welche die Völker des Nordens am Zeitenende spielen werden. Sichtlich über die Rolle Nebukadnezars hinaus gehen die Worte Jeremias: „Von Mitternacht wird das Unglück ausbrechen über alle, die im Lande wohnen. Denn siehe, Ich will rufen alle Fürsten in den Königreichen gegen Mitternacht, spricht der Herr, daß sie kommen sollen und ihre Stühle setzen vor die Tore zu Jerusalem ... Ich bringe ein Unglück her von Mitternacht und einen großen Jammer ... Der Zerstörer der Heiden zieht einher aus seinem Ort, daß er dein Land verwüste ... Nimm diesen Becher Weins voll Zorns von Meiner Hand und schenke daraus allen Völkern ... allen Königen gegen Mitternacht, in der Nähe und Feme.“ Jer. 1,14—15; Kap. 4,6—7; Kap. 25,15. Joel kündigt die Befreiung Israels an und sagt: „Ich will den von Mitternacht fern von euch treiben und ihn in ein dürres und wüstes Land verstoßen, sein Angesicht hin zum Meer gegen Morgen (zum Toten Meer) und sein Ende hin zum Meer gegen Abend (zum Mittelmeer). Er soll verfaulen und stinken, denn er hat große Dinge getan.“ Joel 2,20. Zu diesem Texte schlage man noch die Worte Hesekiels nach über das Begräbnis von Gog und die sieben Monate, die Palästina brauchen wird, um von der Pest der Verwesung rein zu werden. Hesek. 39, 11—15. Wenn sich so Ost und West, Nord und Süd (Afrika) in Bewegung gesetzt haben, werden wahrlich die vereinigten Heere unzählbar sein. Niemals wird man ein solches Zusammenströmen von Völkern erlebt haben. Eine wahnsinnige Steigerung der Heeresbestände und der Transportmittel wird dies ermöglichen. Vor zwei Jahrhunderten schlugen sich die Könige mit einigen Zehntausend Soldaten. Es war eine Sensation, als Napoleon die „Große Armee“ von 100 000 Mann aufbot. Heute kämpft man mit mehreren zehn Millionen Menschen und rechnet in Gedanken vielleicht mit Hunderten von Millionen. Man versteht es, daß Joel bei der Vision vom gigantischen Völkerringen bei Harmagedon ausruft: „Es werden Haufen über Haufen Volks sein im Tal des Urteils.“ Joel 3,19 (bzw. 4,14.) V. Gott selbst versammelt die Völker, um sie alle gemeinsam zu schlagen. Die gottlosen Menschen werden sich einbilden, daß sie aus eigenem Willen über Palästina herfallen. Gott spricht zu Gog: „Zu der Zeit wirst du dir solches vornehmen und wirst Böses im Sinn haben und gedenken: Ich will das Land ohne Namen überfallen und über die kommen, die still und sicher wohnen . .. auf daß du rauben und plündern mögest.“ Hes. 38,10—12. In Wirklichkeit versammelt aber der Herr die ahnungslosen Völker, um sie zu richten. Eben diesem Gog sagt Er: „Siehe, Ich will dich herumlenken und will dir einen Zaum ins Maul legen und will dich herausführen mit all deinem Heer . . . Ich will dich aber darum in Mein Land kommen lassen, auf daß die Heiden Mich erkennen, wie Ich an dir, o Gog, geheiligt werde vor ihren Augen ... Siehe, Ich will dich herumlenken und locken und aus dem Lande von Mitternacht bringen und auf alle Berge Israels kommen lassen.“ Hes. 38,4.16; 39,2. Sacharja betont denselben Gegensatz zwischen den Angriffsplänen der Völker und Gottes Hand der Allmacht, die sie ohne ihr Wissen lenkt: „Zur selben Zeit . .. will Ich alle Heiden auf Erden wider sie sammeln. (Jerusalem) .. . Und zu der Zeit werde Ich gedenken zu vertilgen alle Heiden, die wider Jerusalem gezogen sind.“ Und später lesen wir: „Denn Ich werde alle Heiden wider Jerusalem sammeln zum Streit . . . aber der Herr wird ausziehen und streiten wider diese Heiden.“ Sach. 12,3.9; Sach. 14,2—3. Auch Micha ist ganz deutlich über diesen Punkt: „Nun aber werden sich viele Heiden wider dich rotten und sprechen: Sie soll entweiht werden, wir wollen unsre Lust an Zion sehen. Aber sie wissen des Herrn Gedanken nicht und merken Seinen Ratschlag nicht, daß Er sie zuhauf gebracht hat wie Garben auf der Tenne.“ Mich. 4,11—12 (S. auch Zeph. 3,8; Joel 4,1—2.12.14.) VI. Bei Harmagedon wird Gott mit den Völkern furchtbar ins Gericht gehen. So viele Ausdrücke und Stellen in der Schrift beschreiben dieses Gericht, daß wir nicht alle anführen können. Nennen wir hier nur die bedeutsamsten: 1. Der Grimm, der Zorn des Herrn. „Warum toben die Heiden, und die Völker reden so vergeblich? Die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Herren ratschlagen miteinander wider den Herrn und Seinen Gesalbten: Laßt uns zer-reissen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile! Aber der im Himmel wohnt, lacht ihrer, und der Herr spottet ihrer. Er wird einst mit ihnen reden in Seinem Zorn, und mit Seinem Grimm wird Er sie schrecken.“ Ps. 2,1—5. „Geh hin, Mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür hinter dir zu; verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe. Denn siehe, der Herr wird ausgehen von Seinem Ort, heimzusuchen die Bosheit der Einwohner des Landes über sie, daß das Land wird offenbaren ihr Blut und nicht weiter verhehlen, die darin erwürgt sind.“ Jes. 26,20—21 (S. auch Hes. 7,19; Zeph. 1,14—18!). 2. Die Eifersucht des Herrn. Hes. 38,18—19. 3. Der Schrecken des Herrn. Jes. 2,10.19.21. Die Flucht ist vielleicht ein Vorspiel von dem, was dann geschehen soll. 4. Die Rache Gottes. Ps. 94,1—2; Jes. 35,4. 5. Das seltsame Werk des Herrn. Jes. 28,21. 6. Das Streusieb der Vernichtung. Jes. 30,27—28 (s. Menge!). 7. Der Taumelkelch. Jes. 51,22—23; Jer. 25,15—16. 8. Das Verderben des Allmächtigen. Joel 1,15. 9. Der Schlachttag des Herrn. Jes. 34,2—3; 5. Mose 32, 41—43. 10. Die Tenne, wo die Garben gedroschen werden. Micha 4,11—12. 11. Die Kelter des Zorns. Jes. 63, 1—6; Offb. 14,18—20; Offb. 19,15. 12. Das große Festmahl Gottes. Hes. 39,17—20; Offb. 19, 17—18. Jesus selbst scheint in Matth. 24,28 dieses Schlachtmahl anzudeuten: „Wo ein Aas ist, da sammeln sich die Adler.“ Harmagedon wird wahrlich die der Verwesung übergebene Menschheit sein, den Raubvögeln des großen Gerichts als Beute überlassen. Schon das Lesen der obigen Stellen macht einen grauenvollen Eindruck. Sie schlagen den Ton der Rachepsalmen an und lassen uns erkennen, daß die Psalmisten mit ihrer Bitte, daß Gott Rache an Seinen Feinden nehme, Ihn eigentlich anflehen, den Tag von Harmagedon, die Stunde Seines großen Triumphes, zu beschleunigen. Auch die Märtyrer der Offenbarung erbitten nichts anderes, wenn sie rufen: „Herr, Du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest Du nicht und rächest unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?“ Offb. 6,10. VII. Sogar in der Natur werden Gerichtszeichen erscheinen. 1. Es wird Finsternis herrschen. Jes. 5,30; Joel 2,2; Joel 4,15; Sach. 14,7. 2. DerHimmelKräftewerdensichbewegen. Jes. 34,4; Joel 4,16; Luk. 21,25—26. 3. Die Erde wird beben. Jes. 29,6; Sach. 14,4—5. 4. Es wird eisige Kälte herrschen. Sach. 14,6. Man begreift, daß nach Jesu Worten „auf Erden den Leuten bange sein wird und sie zagen werden; und das Meer und die Wasserwogen werden brausen. Und die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden.“ Luk. 21, 25—26. VIII. Mit welchen Mitteln wird Gott das Gericht zur Vollendung bringen? 1. Wie einst auf Sodom wird Er Feuer vom Himmel und außergewöhnlichen Hagel regnen lassen. Hes. 38,22; Offb. 16,21. 2. Eine furchtbare Plage wird die Kämpferzahl vermindern. „Und Ich will ihn richten mit Pestilenz und Blut.“ Hes. 38,22 (S. auch Hab. 3,3—12!). „Und das wird die Plage sein, damit der Herr plagen wird alle Völker, so wider Jerusalem gestritten haben: Ihr Fleisch wird verwesen, dieweil sie noch auf ihren Füßen stehen, und ihre Augen werden in den Löchern verwesen, und ihre Zunge im Munde verwesen.“ Sach. 14,12. (Merkwürdig, daß gewisse Gase, z. B. das Yperit, ganz ähnliche Wirkungen haben!) 3. Ganz von Sinnen werden sich die Feinde Gottes gegenseitig umbringen. „Zu der Zeit wird der Herr ein groß Getümmel unter ihnen an-richten, daß einer wird den andern bei der Hand fassen und seine Hand wider des andern Hand erheben.“ Sach. 14,13. „Ich will aber über ihn das Schwert herrufen auf Meinen Bergen, spricht der Herr, Herr, daß eines jeglichen Schwert soll wider den andern sein.“ Hes. 38,21 (S. auch Hag. 2,21—22!) IX. Wie kommt es zum Endsieg? Durch die überwältigende Erscheinung Jesu Christi, der in Herrlichkeit mitsamt Seinen Heiligen und den himmlischen Heerscharen auf dem ölberg herniederkommt! „Aber der Herr wird ausziehen und streiten wider diese Heiden, gleichwie Er zu streiten pflegt zur Zeit des Streites. Und Seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem ölberge, der vor Jerusalem liegt gegen Morgen ... Da wird kommen der Herr, mein Gott, und alle Heiligen mit Ihm.“ Sach. 14,3—5. (S. auch 2. Thess. 2,8; Offb. 19,11 — 15.20—21!) Die Völker werden die großen Opfer dieser Gerichte sein. Wie Hese-kiel sagte, wird der Tag des Herrn die „Zeit der Heiden“ sein. Hes. 30,3. Nur klein an Zahl werden sie aus einem solchen Weltenbrand hervorgehen. „Denn siehe, des Herrn Tag kommt grausam, zornig, grimmig, das Land zu verstören und die Sünder daraus zu vertilgen . . . daß ein Mann teurer sein soll denn feines Gold, denn Goldes Stücke aus Ophir.“ Jes. 13,9.12. Das Bild des Grauens, das aus all dem spricht, übersteigt unsere Einbildungskraft. Erinnern wir uns wieder an einige, z. T. schon angeführte Stellen: Jes. 34,2—3; 66,16; Jer. 25,33; Hes. 39,11—16. Bei einem solchen Ausmaß wird sich das Strafgericht kaum auf die in Palästina versammelten Heere allein beschränken. Wohl haben diese das Maß der Sünde der Völker vollgemacht und so den Blitzstrahl der Antwort Gottes ausgelöst. Aber die Völker, deren Mitschuld an der Anstiftung zu diesem Heereszug offenbar ist, werden ihrerseits auch getroffen werden. Nicht nur soll Gog geschlagen werden, sondern auch sein Land Magog: „Ich will Feuer werfen über Magog und über die, so in den Inseln sicher wohnen (also weit weg vom Schlachtfeld); und sollen's erfahren, daß Ich der Herr bin.“ Hes. 39,6. „Der Herr wird brüllen ... über alle Einwohner des Landes, des Hall erschallen wird bis an der Welt Ende. Der Herr hat zu rechten mit den Heiden und will mit allem Fleisch Gericht halten ... So spricht der Herr Zebaoth: Siehe, es wird eine Plage kommen von einem Volk zum andern, und ein großes Wetter wird erweckt werden aus einem fernen Lande. Da werden die Erschlagenen des Herrn zu der Zeit liegen von einem Ende der Erde bis ans andere.“ Jer. 25,30—33. Man könnte sich fragen, ob überhaupt noch Menschen all das auf Erden überleben. Aus der Gesamtheit der Texte geht allerdings hervor, daß dann die Zahl der Menschen unglaublich zusammenschrumpfen wird und die Erdbewohner „rar“ sein werden. Verstehen wir aber recht, so geben gewisse Stellen der Offenbarung an, daß tatsächlich ein Viertel — oder sogar ein Drittel — der Menschheit in den Endgerichten ausgelöscht wird. Offb. 6,8; 9,18. Eine heutige Hekatombe von 800 Millionen Menschen würde alle die starken Ausdrücke der Propheten vollauf rechtfertigen. X. Welches Schicksal werden die Juden hei Harmagedon haben? Da wir im nächsten Teil das Los Israels darlegen wollen, heben wir hier nur kurz hervor, was sich auf das vorliegende Thema bezieht. 1. Jerusalem wird belagert und eingenommen werden. Sach. 14,2. 2. Genau in diesem Augenblick wird der Herr ein-greifen und Sein Volk befreien. Joel 4,16. Jesus Christus selbst wird in Herrlichkeit erscheinen und damit die Schlacht entscheiden und Israel befreien. Sach. 14,3—5. Manche nehmen an, daß das in diesem Text erwähnte Erdbeben in die feindliche Umzingelung eine Bresche schlagen wird, durch die dann das Volk mit neuem Mut entflieht. Aber in Wahrheit wird Jesus Christus, den es nun als seinen Messias erkennt, sein Befreier sein. Sach. 12,10. 3. Aus erst Besiegten werden die Juden Mitsieger bei Harmagedon werden. „Die Bürger in den Städten Israels werden herausgehen und Feuer machen und verbrennen die Waffen, Schilde, Tartschen, Bogen, Pfeile, Piken und Spieße, und werden sieben Jahre lang damit Feuer machen .. . und sollen die berauben, von denen sie beraubt sind, und plündern, von denen sie geplündert sind, spricht der Herr Herr.“ Hes. 39,9—10. Harmagedon soll also für Israel der Höhepunkt der Trübsal, zugleich aber der Auftakt zu seiner Befreiung und endgültigen Wiederherstellung sein! Darum ruft Hosea aus: „Der Tag Jesreels wird ein großer Tag sein!“ Hosea 2,2. XI. Welches Gericht wird die teuflische Trinität ereilenf Der Teufel, der Antichrist und der falsche Prophet standen als die Urheber hinter Harmagedon. Es ist daher in der Ordnung, daß ihrer ein besonderes Gericht wartet. 1. Der Teufel wird geschlagen und auf tausend Jahre gefesselt. Jes. 24,21—22; 27,1; Offb. 20,1—3. 2. Der Antichrist wird in den Pfuhl von Feuer und Schwefel geworfen. Offb. 19,20; 20,10. 3. Den falschen Propheten trifft dasselbe Los. Offb. 19,20; 20,10. So haben alle Feinde des Herrn ihre Strafe gefunden. Christus ist Sieger auf der ganzen Linie, und von nun an stellt sich nichts mehr der Aufrichtung Seines Reichs entgegen. XII. Schlußfolgerung. Außer dem Thema von der Hölle gibt es kein grauenvolleres als das von Harmagedon. Welcher Schlag für unsern Hochmut, zu wissen, daß unsere raffinierte, genußsüchtige Welt in einem solchen Chaos von Schlamm und Blut versinken soll! Und welche Sicht von der unerbittlichen Gerechtigkeit des heiligen Gottes gibt uns eine solche Enthüllung! Die Schrift ist weit davon entfernt, uns vor einen, nur von den Menschen erdachten „lieben Gott“ zu stellen! Vielleicht möchten manche Leser die Achseln zucken und sagen: „Immerhin ist es hauptsächlich das AT, das solche Gerichte ankündigt, und ist das nicht durch das Evangelium überholt?“ Wenn diese nur ihren Irrtum einsehen würden! Denn 1. bestätigt, wie wir gesehen haben, das NT völlig die Ankündigung der schrecklichsten Strafgerichte auf Erden; 2. lehnt man die Weissagungen auf die irdischen Strafgerichte ab, was will man dann mit den Stellen anfangen, welche die tausendmal schlimmeren, ewigen Höllenstrafen in der andern Welt ankündigen? 3. Ob wir es wollen oder nicht, die heutigen Ereignisse gleichen durchaus den düstersten Worten der Weissagung. Wir haben Gemetzel und Gerichte erlebt, die jede Vorstellung übersteigen, und es soll noch Schlimmeres kommen. Was denken sich wohl solche dabei, die nur an einen Gott glauben, der zu milde ist, um je das Böse ernstlich bestrafen zu können! Eins ist klar: Die Welt ist reif für Harmagedon. Zittern wir für die unbekehrten Sünder, warnen wir sie, und stellen wir uns entschlossen auf die Seite des Sieger, der da kommt! SECHSTER TEIL Israel und die Wiederkunft Jesu Christi 1. Kapitel Die Berufung Israels Nach der Schöpfung hatte Gott drei Versuche unternommen, der Menschheit das Glück zu sichern, sie wurden aber vereitelt. Er hatte den Menschen ins Paradies gesetzt, daraus ihn jedoch sein Fall vertrieb. Hierauf erweckte Er in Seth eine neue Linie, aber dann zwang Ihn die Verderbtheit der ganzen menschlichen Rasse, die Sintflut zu senden. Und zuletzt zogen die aus den Fluten wunderbar erretteten Nachkommen Noahs das Strafgericht vom Turmbau zu Babel auf sich. Mit Kapitel 11 des ersten Buches Mose verzichtet Gott zunächst darauf, Sich mit den Völkern abzugeben; sie treten in den Hintergrund, bis ihnen in der Apostelgeschichte das Evangelium gebracht werden kann. Aber gerade um das Heil schaffen zu können, ruft Sich Gott ein Volk heraus, daß es der Welt die Bibel und den Messias bringe. In souveräner Gnadenwahl beruft Er Abraham, den Ahnherrn Israels, mit den Worten: „Gehe aus deinem Vaterland und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das Ich dir zeigen will. Und Ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und sollst ein Segen sein . . . Und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ 1. Mose 12,1—3. Diese Berufung enthält drei Hauptverheißungen: 1. Das Geschenk eines Landes: Palästina; 2. die Zusage, daß Abraham und seine Nachkommen zum großen Volk werden sollen; 3. der Segen, den das auserwählte Volk vermitteln soll, wird über die ganze Erde strömen. Dieser Segen besteht in der Offenbarung Gottes in der Schrift und vor allem im Kommen des Heilands. Zu wiederholten Malen gibt Gott Abraham diese Verheißungen und bekräftigt sie zuletzt als einen ewigen Bund. 1. Mose 15,18; 17,3—8; 22,16—18. Von Abraham geht der Bund auf Isaak, Jakob und seine Nachkommen über, denen er feierlich bestätigt wird. Zu Jakob spricht Gott: „Siehe, Ich will dich wachsen lassen und mehren und will dich zum Haufen Volks machen und will dies Land zu eigen geben deinem Samen nach dir ewiglich.“ 1. Mose 48,4. Am Sinai sagt der Herr zu Israel: „Werdet ihr nun Meinen Bund halten, so sollt ihr Mein Eigentum sein vor allen Völkern . . . Ihr sollt Mir ein priesterlich Königreich und ein heiliges Volk sein.“ 2. Mos. 19,5—6. David, dem König nach dem Herzen Gottes, dem Vorfahren des Messias, verheißt der Herr: „Dein Haus und dein Königreich soll beständig sein ewiglich vor dir, und dein Stuhl soll ewiglich bestehen.“ 2. Sam. 7,16. „Ich habe einmal geschworen bei meiner Heiligkeit, Ich will David nicht lügen: sein Name soll ewig sein und sein Stuhl vor mir wie die Sonne; wie der Mond soll er ewiglich erhalten sein.“ Ps. 89,36—38. Jesus Christus wird Sich eines Tages auf den Thron Davids setzen und das Israel so lange zuvor verkündete Messianische Reich aufrichten. Welch wunderbare Berufung für das auserwählte Volk! Die Juden sind ihr nicht immer treu geblieben, aber Gott hat sie schon, sozusagen gegen ihren Willen, zur Erfüllung eines großen Teiles gebracht. Vergessen wir nicht, daß Jesus es selbst gesagt hat: „Das Heil kommt von den Juden!“ Joh. 4,22. Die in Bezug auf Israel bereits erfüllten Weissagungen In diesem Teil unsres Buches wollen wir die Zukunft des jüdischen Volkes zu beleuchten suchen, auf das sich in der Tat viele Weissagungen der Schrift beziehen. Um sie recht verstehen und deuten zu können, müssen wir uns kurz daran erinnern, wie sich einige Prophezeiungen über Israel in der Vergangenheit erfüllt haben. Weissagung. 1. Die Israeliten werden nach Ägypten hinabgehen, 400 Jahre dort bleiben, zu Sklaven werden und dann mit großem Reichtum wieder aus-ziehen. 1. Mos. 15,13—16. 2. Aus dem Stamme Juda werden die Königsfamilie und der König der Könige hervorgehen. 1. Mos. 49,10. 3. Alle Kinder Israels, die sich weigerten, ins gelobte Land einzuziehen, sollen 40 Jahre in der Wüste umherirren und dort sterben. 4. Mos. 14, 32—34. 4. Israel ist ein ausgesondertes Volk, das nicht in andern aufgehen soll. 4. Mos. 23. 9. Erfüllung. 1. Mos. 46,1—7. 2. Mos. 1 — 12 (12,35—36). 2. Sam. 7,16. Hebr. 7,14. 5. Mos. 2,14—15. So besteht es auch seit Jahrtausenden. 15 Pache Die Wiederkunft 225 5. Es verwirft die von Mose eingeführte Theokratie, und wie alle andern Völker gibt es sich einen König. 5. Mos. 17,14—15. 6. Das Volk wird abfallen, in die Gefangenschaft weggeführt werden, und sein Land wird verflucht sein. 5. Mos. 28,20—24. 47—48. 64—66, etc. S. auch 3. Mos. 26, 14—39: Dem Zehnstämmereich wird 65 Jahre zuvor gesagt, daß der König von Assyrien es zerstören werde. Jes. 7, 8. 17—20. Juda soll vom König von Babylon auf 70 Jahre weggeführt werden. Jer. 25, 9—11; 29,10. 7. Gott verkündet lange zuvor, daß Er den Perserkönig Kores erwecken werde, daß er die Juden nach Palästina zurückführe und den Tempel wieder aufbaue. Jes. 44,28; 45,13. 8. Daniel hat 49 Jahre vorher Zeitpunkt und Umstände des Wiederaufbaus von Jerusalem angegeben. Dan. 9. 25. 9. Israel wird den Messias nicht erkennen, Ihn verabscheuen, um dreißig Silberlinge verkaufen, Ihm die Hände durchbohren und Ihn martern. Jes. 53,2—3; 49,7; Sach. 11,12—13; 12,10; 13,6. 10. Jerusalem soll wieder zerstört werden und vom Tempel kein l.Sam. 8,5. 2. Kön. 17,6—7. 2. Chr. 36,20—21. Esra 1,1—2. Neh. 2,4—17; 6,15—16. Matt. 26,15; 27,3—10. 22—23. Genau das geschah im Jahre 70, als 1 100 000 Juden unter den Stein auf dem andern bleiben. Dan. 9,26; Matt. 24, 1—2. 11. Dann sollen die Israeliten wieder auf die Sklavenmärkte gebracht werden, ohne Käufer zu finden. 5. Mos. 28,68. 12. Jesus selbst kündigt das Strafgericht des Himmels über das Geschlecht an, das Ihn kreuzigen wird. Matt. 23, 36; 24,34; Luk. 21,20—24. Angriffen von Titus fielen. In der Tat verkauften die Römer Massen von solchen, die sie nicht getötet hatten, so daß die Märkte von Alexandrien überfüllt waren. Das traf 37 Jahre später richtig ein. Nach einem letzten Aufstand machten die Römer 132— 135 nach Chr. dem jüdischen Staat ein Ende. Es gab noch 500 000 Tote, und Kaiser Hadrian ließ den Tempelplatz einpflügen. Man erkennt leicht, wie buchstäblich diese und viele andere Prophezeiungen in Erfüllung gingen. Am Anfang dieses Buches stellten wir genau dasselbe bei all denen fest, die sich auf das erste Kommen Jesu bezogen. Die Schrift enthält aber noch zahllose andere Prophezeiungen über die Zukunft Israels. Matt. 5,18 sagt Jesus: „Denn Ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe, noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe.“ Wir können es nicht immer so genau wissen, wie wir es möchten, wie alles geschehen wird, aber wir sind überzeugt, daß jede Weissagung durch Gottes Macht zur vollen Erfüllung kommen wird. Wurde Israel nicht verworfen und durch die Gemeinde erseht? I. Die Verwerfung Israels. Da die Juden den Messias verstoßen und gekreuzigt hatten, hat sie Gott unleugbar Seinerseits verworfen. Die Weingärtner haben den vielgeliebten Sohn, den Erben, getötet. „Der Herr des Weinbergs“, sagt Jesus, „wird diese Weingärtner umbringen und den Weinberg anderen geben ... Darum sage Ich euch: Das Reith Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt.“ Mk. 12,9; Matt. 21,43. Die Apostelgeschichte zeigt uns, wie die ungläubigen Juden (obwohl ihnen das Evangelium immer zuerst gepredigt wird) zugunsten der in die Gemeinde eintretenden Heiden allmählich beiseite gesetzt werden. „Euch mußte zuerst das Wort Gottes gesagt werden; nun ihr es aber von euch stoßet, und achtet euch selbst nicht wert des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden . . . Wohl hat der Heilige Geist gesagt durch den Propheten Jesaja zu unseren Vätern und gesprochen . . . Sie hören schwer mit den Ohren und schlummern mit ihren Augen, . . . damit sie sich nicht bekehren und Ich ihnen helfe. So sei es euch kund getan, daß den Heiden gesandt ist dies Heil Gottes; und sie werden's hören.“ Ap. 13,46; 28,25—28. Von da ab ist die Türe für Israel als Volk verschlossen. Ein Jude, der Buße tut und an Jesus Christus glaubt, kann ebensogut das Heil erlangen wie wir. Röm. 10,12—13. Aber das auserwählte Volk ist vorerst seiner Vorrechte entsetzt. Aus lauter Liebe zu den Seinen nagt darum ständiger Kummer am Herzen des Paulus, und er beschreibt in sehr lebendigen Ausdrücken den Abgrund, in den sich Israel willentlich gestürzt hat: „Sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anlaufens . . . Sie sind verstockt, wie geschrieben steht: Gott hat ihnen gegeben einen Geist des Schlafs, Augen, daß sie nicht sehen ... Ihr Fall ist der Welt Reichtum und ihr Schade der Heiden Reichtum ... Ihre Verwerfung ist der Welt Versöhnung . . . Etliche von den Zweigen (des Ölbaums) sind ausgebrochen (d. h. die ungläubigen Juden) .. . Gott hat der natürlichen Zweige nicht verschont. .. Darum schau den Ernst Gottes an denen, die gefallen sind ... Ich will euch nicht verhalten, liebe Brüder, das Geheimnis . . . Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Fülle der Heiden eingegangen sei.“ Röm. 9,32; 11,8—25. Diese Verwerfung von Israel wurde — schon während der Laufbahn des Paulus wirksam geworden — gleich nach seinem Tode grauenvoll offenbar. So schrieb Paulus den Thessalonichern über die Juden, die jene verfolgten: „Welche auch den Herrn Jesus getötet haben und ihre eigenen Propheten und haben uns verfolgt, und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen zuwider, wehren uns zu predigen den Heiden, damit sie selig würden, auf daß sie ihre Sünden erfüllen allewege; denn der Zorn ist schon über sie gekommen zum Ende hin.“ l.Thess. 2,15—16. Kurz darauf, im Jahre 70, brach Gottes Gericht über sie herein. II. Das neue Volk Gottes. Mit Jesu Kommen trat der Neue Bund an die Stelle des Alten. Der Hebräerbrief erläutert es trefflich: Das alte Gesetz ist aufgehoben und durch ein neues ersetzt. Hebr. 7,18—19; 8,7.13. Jesus, unser Hoher-priestcr, ist der Mittler eines viel besseren geworden. Hebr. 8,6; 9,15. Kann man nun sagen, daß Israel, das alte Volk Gottes, ebenso völlig abgesetzt ist, um einem neuen Volk, der Gemeinde, Platz zu machen? Diese Frage bedarf einer näheren Prüfung. Sicher ist, daß Gott Abraham durch das Evangelium neue Söhne erweckt hat. 1. Die ungläubigen Juden sind nicht Glieder des wahren Israel. „Es sind nicht alle Israeliten, die von Israel sind; auch nicht alle, die Abrahams Same sind, sind darum auch Kinder . . . Nicht sind das Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind, sondern die Kinder der Verheißung werden für Samen gerechnet . . . Denn das ist nicht ein Jude, der auswendig ein Jude ist, auch ist das nicht eine Beschneidung, die auswendig am Fleisch geschieht. Sondern das ist ein (wahrer) Jude, der's inwendig verborgen ist (also durch den Glauben).“ Röm. 9,6—8; 2,28—29. 2. Die an Jesus Christus glauben, sind die geistlichen Kinder Abrahams. Abraham ist „der Vater aller Unbeschnittenen, die glauben . . . und auch derer, die nicht allein beschnitten sind, sondern auch wan- dein in den Fußstapfen des Glaubens, welcher war in unserm Vater Abraham.“ Die Verheißung gilt „allem Samen, nicht dem allein, der unter dem Gesetz ist, sondern auch dem, der des Glaubens Abrahams ist, welcher ist unser aller Vater.“ Röm. 4,11 —12.16. „So erkennt ihr ja, daß die des Glaubens sind, das sind Abrahams Kinder . . . Christus hat uns erlöst . . . auf daß der Segen Abrahams unter die Heiden käme in Christo Jesu . . . Seid ihr aber Christi, so seid ihr ja Abrahams Same und nach der Verheißung Erben.“ Gal. 3,7.14.29. Hagar, das leibeigene Weib Abrahams, entspricht dem „Jerusalem, das zu dieser Zeit ist (der jüdischen Synagoge), und ist dienstbar mit seinen Kindern. Aber das Jerusalem, das droben ist (die Gemeinde), das ist die Freie; die ist unser aller Mutter . . . Aber was spricht die Schrift? „Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn, denn der Magd Sohn soll nicht erben mit dem Sohn der Freien.“ . . . Denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch unbeschnitten sein etwas, sondern eine neue Kreatur. Und wieviele nach dieser Regel einhergehen, über die sei Friede und Barmherzigkeit, und über das Israel Gottes.“ Gal. 4,25—26.30; 6,15—16. „Denn wir sind die Beschneidung, die wir Gott im Geiste dienen, und rühmen uns von Christo Jesu und verlassen uns nicht auf Fleisch.“ Phil. 3,3. (S. auch Eph. 2,11 — 19; 1. Petr. 2,9—10) So wurde Abraham zum Vater vieler Völker; seine Nachkommenschaft ist so zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meer ... 1. Mos. 17,4; 22,17; Röm. 4,17. 3. Alle Gläubigen, Juden wie Heiden, bilden das Volk des Neuen Bundes. Die Mehrheit der Israeliten hat leider den Messias verstoßen. Aber daß die Gläubigen unter ihnen ebenso zur Gemeinde gehören wie die bekehrten Heiden, ist ganz klar. „Hier ist kein Jude noch Grieche, hier ist kein Knecht noch Freier, hier ist kein Mann noch Weib; denn ihr seid allzumal einer in Christo Jesu. Seid ihr aber Christi, so seid ihr ja Abrahams Same.“ Gal. 3,28—29. „Die Heiden sind Miterben und mit eingeleibt (mit den Juden) und Mitgenossen Seiner Verheißung in Christo durch das Evangelium.“ Eph. 3,6 (S. auch 1. Kor. 12,13; Kol. 4,11!). Wie steht es dann mit dem jüdischen Volk? Bei dieser Sachlage könnten wir uns erstens fragen, ob nicht das alte Volk Israel (Abrahams Same nach dem Fleisch) vor Gott sein Daseinsrecht verloren habe, und dann, ob nicht w i r alle früheren Verheißungen der Schrift für Israel im geistlichen Sinne für uns in Anspruch nehmen dürften? Das tat man vielfach zur Zeit der Reformation (und tut es noch heute in gewissen Kreisen). Wer so denkt, sieht in dem Wort „Zion“, so oft er ihm im AT begegnet, immer die Gemeinde und glaubt, in ihr seien alle Israel gegebenen Verheißungen erfüllt. Da die, welche an Jesus Christus glauben, im geistlichen Sinne „den Samen Abrahams“ vorstellen, lassen sich zweifellos viele Verheißungen des AT auf sie anwenden. Obwohl Paulus als erster das Geheimnis der Gemeinde ganz enthüllt hat (Eph. 3,3—10), haben sicherlich manche Propheten diese vorausgeschaut. So sahen wir, daß Sara, das freie Weib Abrahams, ein Sinnbild von ihr war. Gal. 4,22—26. Aber es geht doch nicht an, allen dem Volk Gottes im AT verheißenen Segen geistlich auf die Gemeinde zu übertragen, aber die buchstäbliche Erfüllung eines jeden Fluches auf Israel zu beschränken ! Gibt man sich zudem die Mühe, jede Weissagung der Schrift genau zu studieren, so kommt man rasch zur Erkenntnis, daß viele Prophezeiungen nur für Israel, nicht für die Gemeinde gelten können. Es ist wirklich unmöglich, sie alle einzig im geistlichen und christlichen Sinne aufzufassen. Wir sahen ja, wie Israel die merkwürdig wörtliche Erfüllung vieler Weissagungen erlebte. So glauben wir. daß sich die andern gleicherweise erfüllen werden, und daß das jüdische Volk noch eine außergewöhnliche Zukunft vor sich hat. III. Gott verheißt die Wiederherstellung Seines einstigen Volkes. Wir wollen hier nicht die Verheißungen des AT anführen, auf die wir bald näher eingehen. Jetzt erinnern wir nur daran, mit welchen Worten bestimmte Texte im NT die Wiedereinsetzung Israels beleuchten. Petrus sagt zu den Juden, die den Erlöser gekreuzigt hatten: „So tut nun Buße und bekehret euch, daß eure Sünden vertilgt werden, auf daß da komme die Zeit der Erquickung vom Angesicht des Herrn, wenn Er senden wird Den, der euch jetzt zuvor gepredigt wird, Jesus Christus, welcher muß den Himmel einnehmen bis auf die Zeit, da herwiedergebracht werde alles, was Gott geredet hat durch den Mund aller Seiner heiligen Propheten von der Welt an.“ Ap. 3,19—21. Es kann sich hier nicht um die Wiederherstellung Israels nach der babylonischen Gefangenschaft handeln, sondern vielmehr um die so oft von den Propheten verkündete, glorreiche Rückkehr, die auf die Zerstreuung in der Welt und die Zeit der Völker folgen soll. Luk. 21,24. Paulus wiederum erklärt, daß Gott aus lauter Gnade Israel erwählt hat. Er macht keinen Fehler bei Seiner ewigen und souveränen Wahl. Gottes Gaben und Berufung mögen Ihn nicht gereuen. Durch die Kreuzigung und die Verfolgung der Gläubigen sind die Juden zu Feinden geworden. „Nach der Wahl sind sie Geliebte um der Väter willen . . . So sage ich nun, Paulus: Hat denn Gott Sein Volk verstoßen? Das sei ferne! . . . Gott hat Sein Volk nicht verstoßen, welches Er zuvor ersehen hat.“ Rom. 11,28—29; 11,1—2. Von Ewigkeit her kannte Gott die künftige Haltung Israels; trotzdem hat Er ihm bleibende Verheißungen zeitlichen und geistlichen Segens gegeben. Und Gott wird nicht verfehlen, Sein Wort treu zu erfüllen. In der Tat kündet dreimal ein „bis daß“ einen Termin an, nach dem für Israel (und für die Welt) eine neue Ordnung anbrechen soll: „Jerusalem wird zertreten von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird.“ Luk. 21,24. „Euer Haus soll euch wüste gelassen werden ... bis daß ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Matt. 23,38—39. „Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, so lange, bis daß die Fülle der Heiden eingegangen sei, und also das ganze Israel selig werde.“ Röm. 11,25—26. Darum verkündet Paulus nachdrücklich, daß, wenn auch Gott Israel beiseite gesetzt hat, so doch nicht insgesamt und nicht für immer: 1. Unter den Israeliten gibt es und wird es immer einen Überrest geben, einen Samen nach der Gnadenwahl, der den Messias annimmt. Paulus und alle Apostel sind deutliche Beispiele dafür, ganz abgesehen von den „siebentausend“, die wir nicht immer kennen. Röm. 9,27—29; 11,1—5. Das sind die Juden, die Paulus selbst das „Israel Gottes“ nennt. Gal. 6,16. 2. Ganz Israel soll schließlich gerettet werden. „So ihr Fall der Welt Reichtum ist, . .. wieviel mehr, wenn ihre Zahl voll würde? .. . Was wird ihre Annahme anders sein denn Leben von den Toten? ... So sie nicht bleiben in dem Unglauben, werden sie eingepfropft werden (auf den Ölbaum der Gnade Gottes); Gott kann sie wohl wieder einpfropfen . .. Wieviel mehr werden die natürlichen (Zweige) wieder eingepfropft in ihren eignen ölbaum? . . . Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden eingegangen sei, und also das ganze Israel selig werde, wie geschrieben steht: Es wird kommen aus Zion, der da erlöse und abwende das gottlose Wesen von Jakob. Und dies ist Mem Testament mit ihnen, wenn Ich ihre Sünden werde wegnehmen . . . Also auch jene haben nicht wollen glauben an die Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, auf daß sie auch Barmherzigkeit überkommen.“ Rom. 11,12.15.23—27.31. Der Bund, den Paulus erwähnt, ist selbstredend der Neue Bund, den Jeremia ankündigt, und der schon seit neunzehnhundert Jahren besteht. Jer. 31,31—34; Hebr. 8,7—11. Mit ihrer Bekehrung zu Jesus Christus werden die Juden in ihn aufgenommen. 3. Das jüdische Volk wird bis ans Ende der Zeiten fortbestehen. Wir hörten von Paulus, daß sich Israel bei der Wiederkunft Jesu Christi bekehren wird, „wenn die Fülle der Heiden eingegangen“ ist, d. h. wenn die Vollzahl der Gemeinde erreicht ist. Wir werden sehen, daß alle Propheten des AT das bestätigen. Hier wollen wir nur erwähnen, daß Israel existieren und in Palästina zu der Zeit sein soll: des Antichristen, Dan. 11,41 —12,1.7; da Gog in das Land einfällt, Hes. 38,8; der Schlacht von Harmagedon, Joel 4,1—2.16; da Christus auf dem ölberg erscheinen wird, Sach. 14,1—5. Dann wird das Wort Jeremias in allem wahr: „So spricht der Herr, der die Sonne dem Tag zum Licht gibt und den Mond und die Sterne nach ihrem Lauf der Nacht zum Licht . .. Wenn solche Ordnungen vergehen vor mir, spricht der Herr, soll auch aufhören der Same Israels, daß er nicht mehr ein Volk vor mir sei ewiglich.“ Jer. 31,35—36. (S. auch Jer. 33,24—26). Als Schlußfolgerung dieses Kapitels können wir sagen: Gibt es auch im Blick auf das ewige Heil weder Juden noch Griechen, bleibt doch Israel auf Erden bestehen als das von Gott erwählte Volk. Jesus Christus ist gekommen, die den Vätern gegebenen Verheißungen zu bestätigen, und der Vorteil der Juden nützt „viel in jeder Hinsicht“ (Elberf.), denn Israels Unglaube hebt Gottes Treue nicht auf. Röm. 15,8; Röm. 3,1.3. Darum verspricht der Herr feierlich: „Deine Nachkommen haben viel Gutes zu erwarten.“ Jer. 31,17. Der göttliche Plan für die Juden, wie ihn die Schrift offenbart, wird ohne Fehl in Erfüllung gehen. Worin dieser Plan besteht, wollen wir nun genau untersuchen. 4. Kapitel Die weltweite Zerstreuung Israels Als wir von der Verwerfung der Juden sprachen, blieben wir bei ihrer Vertreibung aus Palästina im Jahre 70 stehen. Die folgende Etappe, d. h. ihre Zerstreuung über die ganze Welt (und nicht nur nach Babylon) war lange vorausgesagt worden. I. Israel wird über den ganzen Erdkreis zerstreut. „Der Herr wird euch zerstreuen unter die Völker, und wird euer ein geringer Haufe übrig sein unter den Heiden, dahin euch der Herr treiben wird . . . Der Herr wird dich zerstreuen unter alle Völker, von einem Ende der Welt bis ans andre.“ 5. Mos. 4,27; 28.64. (S. auch Jer. 9,15 bzw. 16) „Und sie werden fallen durch des Schwertes Schärfe (i. J. 70) und gefangen geführt unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird.“ Luk. 21,24. In der Tat gibt es kein Land der Erde, wo nicht heute Juden zu finden wären. Und erst im Lauf des neunzehnten Jahrhunderts haben die Völker aufgehört, sie für minderwertig zu halten, und haben angefangen, ihnen dieselben Rechte einzuräumen wie den andern Bürgern. II. Israel findet keine Ruhe in der Zerstreuung. Bei der Kreuzigung Jesu schrieen die Juden: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!“ Matt. 27,25. Die Unglückseligen wußten nicht, was sie sagten. Buchstäblich erfüllten sich an ihnen die alten Prophezeiungen des Mose: „Du wirst unter diesen Völkern kein bleibend Wesen haben, und deine Fußsohlen werden keine Ruhe haben. Denn der Herr wird dir daselbst ein bebendes Herz geben und verschmachtete Augen und eine verdorrte Seele, daß dein Leben wird vor dir schweben. Nacht und Tag wirst du dich fürchten und deines Lebens nicht sicher sein. Des Morgens wirst du sagen: Ach, daß es Abend wäre! Des Abends wirst du sagen: Ach, daß es Morgen wäre! vor Furcht deines Herzens und vor dem, das du mit deinen Augen sehen wirst.“ 5. Mos. 28,65—67. (S. auch 3. Mos. 26,36.38—39!) Man kann unmöglich alle Verfolgungen, Ausweisungen, Massenmetzeleien, Torturen, Erpressungen, Ausplünderungen aufzählen, welche Israel in den sog. christlichen Ländern im Lauf der Jahrhunderte erdulden mußte. Jere-mia hatte es genau angesagt, wie sich ihre Henker rechtfertigen würden: „Wir tun nicht unrecht, darum daß sie sich haben versündigt an dem Herrn in der Wohnung der Gerechtigkeit, und an dem Herrn, der ihrer Väter Hoffnung ist.“ Jer. 50,7. Schon lange zählen die Opfer einer solchen Behandlung nach Hunderttausenden und Millionen. Hier kurz ein Rückblick auf einige der durch die europäischen Völker den Juden zugefügten Qualen: Die Kreuzfahrer massakrierten die Juden überall, unter dem Vorwand, sie seien „Gottesmörder“. Mai bis Juli 1096 wurden 12 000 Juden im Rheinland getötet. Am 1. November 1290 Ausweisung aller Juden aus England bei Androhung des Erhängens. Erst 370 Jahre später wurden sie wieder zugelassen. Frühjahr bis Herbst 1298 werden 1 000 000 Juden in Franken, Bayern und Österreich umgebracht. September 1306 werden 100 000 Juden bei Todesstrafe aus Frankreich verbannt. 1348 schiebt man den Juden die Schuld an der Schwarzen Pest zu und tötet mehr als eine Million. Am 2. August 1492 verjagt die Inquisition 300 000 Juden aus Spanien, ebenfalls unter Todesstrafe. Von 1648—1658 werden etwa 400 000 polnische Juden im russisch-polnisch-schwedischen Kriege getötet. Erst 1791 hebt die Französische Revolution als erster Staat die Ausnahmegesetze gegen die Juden auf. Nach Lord Beaconsfield Worten haben „die Pharaonen Ägyptens, die Könige von Assyrien, die Römischen Kaiser, die Kreuzfahrer .. . die Führer der Goten, die heiligen Inquisitoren ihre ganze Kraft an die Ausführung des einen Planes gesetzt. Ausweisung, Verbannung, Gefangenschaft, Konfiszierungen, raffiniert erdachte Torturen, Metzeleien Ln größtem Maßstab, alles wurde versucht, aber vergebens.“ (He shall come again, S. 128). Je mehr die Juden unterdrückt wurden, desto mehr haben sie zugenommen — wie einst in Ägypten. Nach den Massenmorden im Mittel-alter gab es in der Welt: am Anfang des 16. Jahrhunderts nur noch 1 Million Juden, am Anfang des 18. Jahrhunderts gab es 3 Millionen, am Anfang des 19. Jahrhunderts gab es 5 Millionen, im Jahre 1896 gab es 11 Millionen, im Jahre 1919 gab es 13 Millionen, im Jahre 1933 gab es 16 Millionen, also dreimal mehr als zur Glanzzeit Davids und Salomos. Daß Israel diese entsetzlichen Mißhandlungen überleben konnte, ist ein wahres Wunder. Für die ganze Welt sind die Juden ein lebender Beweis für die Wahrheit der Weissagungen und der Absichten Gottes mit ihnen. Napoleon soll eines Tages vom Erzbischof von Mailand den kürzesten Beweis für die Echtheit der offenbarten Religion verlangt haben. Wortlos zeigte dieser nur mit dem Finger auf Marschall Mass^na, der ein Jude war. Beachten wir zum Schluß, daß Gott gerade die Leiden Seines Volkes benutzte, um es mitten unter den Völkern zu isolieren und so zu erhalten. Sobald man den Juden alle bürgerlichen Rechte zuerkannte, zeigten sie die Neigung, ihre Eigenart und sogar ihre Religion aufzugeben. III. Israel wird den Völkern zum Fluch, unter die es zerstreut ist. „Sie sollen zum Fluch, zum Wunder, zum Hohn und zum Spott unter allen Völkern werden, dahin Ich sie verstoßen werde, darum, daß sie Meinen Worten nicht gehorchen, spricht der Herr.“ Jer. 29,18 —19. „Sie hielten sich wie die Heiden, dahin sie kamen, und entheiligten Meinen heiligen Namen, daß man von ihnen sagte: Ist das des Herrn Volk, das aus seinem Lande hat müssen ziehen? Aber Ich schonte Meines heiligen Namens, welchen das Haus Israel entheiligte unter den Heiden, dahin sie kamen.“ Hes. 36,20—21. Später, als der Herr von der Wiederherstellung Seines Volkes redet, sagt Er noch: „Wie ihr .. . seid ein Fluch gewesen unter den Heiden, so will Ich euch erlösen, daß ihr sollt ein Segen sein.“ Sach. 8,13. Jona, der ungehorsame Prophet, ist ein Bild des ungetreuen Israel. Zu den Heiden gesandt, weigert er sich, Gottes Botschaft auszurichten, genau wie Israel Jesus den Heiden hingibt, statt ihnen das Evangelium zu bringen. Wie der Prophet auf einem Schiff entflieht, so fliehen d:c Juden seit zweitausend Jahren im Völkermeer vor dem Herrn. Überall entfesselt die Gegenwart des Propheten — wie auch die des treulosen Volkes — einen Sturm. Dieser legt sich, sobald man Jona — und oft auch die Juden — über Bord wirft. Der Fisch verschlingt Jona, ohne ihn verdauen zu können, und auch die Völker vermögen nicht, die Juden zu assimilieren. Der Fisch muß Jona an die Küste Palästinas ausspeien, woher er gekommen, und so werden die Völker Israel auf die Ufer seines Vaterlandes zurückwerfen. Gott beruft Jona zum zweitenmal; endlich gehorcht er, geht nach Ninive, und die ganze Stadt bekehrt sich. So wird auch Israel, wenn reuig nach Palästina zurückgekehrt, erneut berufen werden, die Heiden zu evangelisieren, die sich nun auf seine Worte hin bekehren. (Nach H. Schaedel). Ganz sichtlich haben oft ein Verhängnis und ein Fluch den unglücklichen ewigen Juden auf seinen Irrfahrten verfolgt. Verdirbt der Beste, so wird er der Schlimmste. So wurden unleugbar manche Juden zur wahren Geißel für ihr Adoptivland, und scheinbar rechtfertigten sie damit zum Teil die Feindseligkeit gegen sie. Aber wer wäre ohne Sünde und könnte den ersten Stein auf sie werfen? Und haben nicht die „Arier“ gezeigt, welcher Greueltaten sie fähig sind? IV. In dieser Ära beharren die Juden bei ihrer Ablehnung Jesu Christi. Im Gleichnis von den anvertrauten Pfunden schicken die Bürger ihrem abwesenden Herrn, den sie hassen, eine Botschaft nach und lassen ihm sagen: „Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche!“ Luk. 19,14. Durch das abschreckende Zeugnis, das ihnen die „Christen“ vorlebten, zu einer ähnlichen Auflehnung getrieben, haben die Juden bis vor ganz kurzem immerzu den Namen Jesu verachtet, ja sogar gehaßt. In der Gesamtheit sind sie noch nicht zur Selbsterkenntnis gekommen und stehen nicht von ihrem Unglauben ab. V. Dennoch ist ihnen alles genommen, was zur Religion des Alten Bundes gehörte. Nach dem mosaischen Gesetz beruhte jede Gemeinschaft mit Gott auf dem blutigen Opfer, dem Opferdienst und dem Allerheiligsten des Herrn. All das ist dem Volk genommen, wie es Hosea ankündigte: „Denn die Kinder Israel werden lange Zeit ohne König, ohne Fürsten, ohne Opfer, ohne Altar, ohne Leibrock und ohne Heiligtum bleiben.“ Hosea 3,4. Davids Thron ist leer, und kein Prophet verkündet Israel das Wort des Herrn: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, daß Ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot, oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des Herrn, zu hören; daß sie hin und her, von einem Meer zum andern, von Mitternacht gegen Morgen umlaufen und des Herrn Wort suchen und doch nicht finden werden.“ Amos 8,11 —12. Den Israeliten fehlt das NT, und sie sind nicht imstande, das AT zu verstehen: „Ihre Sinne sind verstockt. Denn bis auf den heutigen Tag bleibt diese Decke unaufgedeckt über dem Alten Testament, wenn sie es lesen, welche in Christo aufhöret; aber bis auf den heutigen Tag, wenn Mose gelesen wird, hängt die Decke vor ihrem Herzen. Wenn cs sich aber bekehrte zu dem Herrn, so würde die Decke abgetan.“ 2. Kor. 3,14—16. Man fragt sich, wie fromme Juden einen solchen Zustand ertragen und eigentlich ohne Vergebung der Sünde und ohne wahre Gemeinschaft mit Gott leben können. VI. Dennoch bleiben die Juden in der Zerstreuung für sich und vergessen weder ihres Gottes noch ihres Ursprungs. Es ist ein Wunder, sagten wir, daß Israel trotz der Jahrtausende der Zerstreuung und der Verfolgung noch besteht, während alle Völker des Altertums verschwunden sind. Die Zeitgenossen der Propheten, die Ägypter, Assyrier, Babylonier, Perser, Griechen, Römer existieren alle nicht mehr. Nur die Juden sind noch da als Zeugen für die Wahrheit der Schrift. Bileam sagte schon von Israel: „Siehe, das Volk wird besonders wohnen und nicht unter die Heiden gerechnet werden.“ 4. Mos. 23,9. Auch Jesus hatte gesagt: „Diese ,Rasse' (das ist die zweite Bedeutung des griechischen Worts für Geschlecht, Generation) wird nicht vergehen, bis daß dies alles geschehe.“ Matt. 24,34. Ohne das wunderbare Eingreifen Gottes wäre eine solche Fortdauer Israels unerklärlich. Aber es geht hier um mehr als um äußeren Fortbestand. Der Herr kündigt noch Folgendes an: „Eure Entronnenen werden dann noch an mich gedenken unter den Heiden, da sie gefangen sein müssen, wenn Ich ihr hurisch Herz . . . zerschlagen habe.“ Hes. 6,9. „Ich will sie unter die Völker säen, daß sie Mein gedenken in fernen Landen, und sollen mit ihren Kindern leben und wiederkommen.“ Sach. 10,9. Sie werden wie bei ihrer ersten Gefangenschaft die Liebe zu ihrem Lande bewahren: Gedenkt des Herrn in fernem Lande, und laßt euch Jerusalem im Herzen sein.“ Jer. 51,50. „In fremden Landen . . . vergesse ich dein, Jerusalem, so werde meiner Rechten vergessen. Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wo ich dein nicht gedenke, wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Freude sein.“ Ps. 137,4—6. Jeder kennt die fanatische Anhänglichkeit der frommen Juden an ihr Gesetz, und wie sie sich untereinander jahrhundertelang zuriefen: „Das nächste Jahr in Jerusalem!“ VII. Trotz Seiner Verwerfung Israels wacht Gott doch immer über ihm. „Auch wenn sie schon in der Feinde Land sind, habe Ich sie gleichwohl nicht verworfen, und ekelt mich ihrer nicht also, daß es mit ihnen aus sein sollte und mein Bund mit ihnen sollte nicht mehr gelten; denn Ich bin der Herr, ihr Gott. Und Ich will über sie an Meinen ersten Bund gedenken.“ 3. Mos. 26,44—45. „Ja, Ich habe sie fern weg unter die Heiden lassen treiben und in die Länder zerstreut, doch will Ich bald ihr Heiland sein in den Ländern, dahin sie gekommen sind.“ Hes. 11,16. „Wer euch antastet, der tastet Seinen Augapfel an.“ Sach. 2,8 (bzw. 12) „Denn Ich bin bei dir, spricht der Herr, daß Ich dir helfe. Denn Ich will mit allen Heiden ein Ende machen, dahin Ich dich zerstreut habe. Aber mit dir will Ich nicht ein Ende machen; züchtigen aber will Ich dich mit Maßen, daß du dich nicht für unschuldig haltest.“ Jer. 30,11. So kam die alte, Abraham gegebene Verheißung immer wieder zur Anwendung: „Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen.“ 1. Mos. 12,3. Wir haben einen schlagenden Beweis dafür in Haman, dem seine Freunde sagten: „Ist Mar-dochai vom Geschlecht der Juden, ... so vermagst du nichts an ihm, sondern du wirst vor ihm fallen.“ Esther 6,13. Tatsache bleibt, daß die Verfolger, die ihre Wut an Israel ausließen, sich damit selbst rasch ins Verderben stürzten. VIII. Während der Abwesenheit der Juden wird Palästina eine Öde sein. Das Gelobte Land war ein Land, „darinnen Milch und Honig floß“, reich bewässert durch zwei Regenzeiten, und Gottes Auge ruhte darauf vom Anfang des Jahres bis ans Ende. 5. Mos. 11,10—15. Aber infolge der Bosheit Israels lastet ein Fluch darauf. „Euer Land soll wüste sein und eure Städte zerstört. Alsdann wird das Land sich seine Sabbate gefallen lassen, solange es wüste liegt und ihr in der Feinde Land seid, ja, dann wird das Land feiern.“ 3. Mos. 26,33—34. „Wenn sie die Plagen dieses Landes sehen und die Krankheiten, womit sie der Herr beladen hat, daß Er all ihr Land mit Schwefel und Salz verbrannt hat, daß es nicht besät werden kann, noch etwas wächst, noch Kraut darin aufgeht, ... so werden alle Völker sagen: Warum hat der Herr diesem Land also getan? ... So wird man sagen: Darum, daß sie den Bund des Herrn verlassen haben.“ 5. Mos. 29,22—25. „Ich aber sprach: Herr, wie lange? Er sprach: Bis daß die Städte wüste werden ohne Einwohner und die Häuser ohne Leute und das Feld ganz wüste liege. Denn der Herr wird die Leute ferne weg tun, daß das Land sehr verlassen wird.“ Jes. 6,11 —12. „Und ist das Land hinter ihnen wüst geblieben, daß niemand darin wandelt noch wohnt, und ist das edle Land zur Wüstung gemacht.“ Sach. 7,14. Auch kündigen die Propheten das Ausbleiben des Regens an. Das wird die Öde des Landes vermehren, das zur Bewässerung nicht mit den Flüssen rechnen kann: „Hütet euch aber, daß sich euer Herz nicht überreden lasse, . . . daß der Herr den Himmel zuschließe, daß kein Regen komme und die Erde ihr Gewächs nicht gebe.“ 5. Mos. 11,16—17. „Ich will ihn (meinen Weinberg) wüste liegen lassen, daß er nicht geschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, daß sie nidit drauf regnen.“ Jes. 5,6. „Du verunreinigst das Land mit deiner Hurerei, . . . darum muß auch der Frühregen ausbleiben und kein Spätregen kommen.“ Jer. 3,2—3. Es ist eine bekannte Tatsache, daß Palästina seit fast zweitausend Jahren den Charakter einer Wüste trug und der Regen dort selten war. Das Land war nicht mehr wie einst bebaut und bewaldet, wodurch sich sogar auch das Klima veränderte. IX. Am Ende ihrer Zerstreuung werden die Juden vom Herrn in der Wüste der Völker gerichtet werden. Beachten wir zuerst, daß die Zerstreuung lange währen wird. „Die Kinder Israels werden lange Zeit ohne König, ohne Fürsten, ohne Opfer sein. . .“ Hos. 3,4. „Die Berge Israels, welche lange Zeit wüste gewesen sind.“ Hes. 38,8. Aber gegen das Ende dieser traurigen Zeit wird der Herr Sein Volk reinigen, damit es in Seinen Bund und ins Gelobte Land zurückkebre: „Ich will euch aus den Völkern führen und aus den Ländern, dahin ihr verstreut seid, sammeln mit starker Hand, mit ausgestrecktem Arm und mit ausgeschüttetem Grimm, und will euch bringen in die Wüste der Völker und daselbst mit euch rechten von Angesicht zu Angesicht.. . Ich will euch wohl unter die Rute bringen und euch in die Bande des Bundes zwingen, und will die Abtrünnigen, und so wider Mich übertreten, unter euch ausfegen; ja, aus dem Lande, da ihr jetzt wohnt, will Ich sie führen und ins Land Israel nicht kommen lassen.“ Hes. 20,34—35.37—38. Die jüngsten Ereignisse erinnern erstaunlich an das hier Gesagte. Die Juden sind mitten aus den Völkern herausgerissen worden, wo sie so fest saßen, und sie haben entsetzliche Prüfungen auf sich nehmen müssen. Wie mochten sie wohl alle gern in ihr Land zurückkehren, und doch wurden 5 Millionen umgebracht! Die jüdische Einwanderung nach Palästina nimmt heute noch zu. In einer Welt, da der Antisemitismus jederzeit wieder aufleben kann, scheint die Rückkehr Israels in sein Land die einzige Lösung zu sein. Die Rüdekehr Israels nach Palästina I. Die Wiederauferstehung Israels. Israel, sagten wir, hat Jahrtausenden der Verfolgung und der Zerstreuung — wie ein Wunder — getrotzt. Aber als unabhängige Volksgemeinschaft bestand es ja lange nicht mehr. Soll aber Israel in der Zukunft die ihm von den Propheten bestimmte Rolle spielen, so müßte es eine richtige Auferstehung erleben. Und gerade das verkündet Hesekiel in seiner berühmten Vision von Kap. 37: Der Prophet wird in ein Tal versetzt, das mit ganz verdorrten, d. h. schon lange toten Gebeinen überdeckt ist. Gott fragt ihn: „Meinst du, daß diese Gebeine wieder lebendig werden?“ und er antwortet: „Herr, das weißt Du wohl.“ Und dann heißt es, auf einen Befehl des Herrn: „Da rauschte es, und siehe, es regte sich, und die Gebeine kamen wieder zusammen . . ., es wuchsen Adern und Fleisch darauf, und sie wurden mit Haut überzogen; es war aber noch kein Odem in ihnen.“ Dann heißt der Herr Seinen Diener sprechen: „Wind, komm herzu aus den vier Winden und blase diese Getöteten an, daß sie wieder lebendig werden . . . ! Da kam Odem in sie, und sie wurden wieder lebendig und richteten sich auf ihre Füße. Und ihrer war ein sehr großes Heer . . . Und Er sprach zu mir: Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, jetzt sprechen sie: Unsere Gebeine sind verdorrt, und unsre Hoffnung ist verloren, und es ist aus mit uns! Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht der Herr Herr: Siehe, Ich will eure Gräber auftun und will euch, Mein Volk, aus denselben herausholen und euch ins Land Israel bringen . . . Und Ich will Meinen Geist in euch geben, daß ihr wieder leben sollt; und will euch in euer Land setzen, und sollt erfahren, daß Ich der Herr bin ... Ich rede es und tue es auch, spricht der Herr.“ 37,1 — 14. Unbestreitbar regt es sich mehr und mehr unter den verdorrten Gebeinen Israels. Gott holt sie gewaltsam aus den Gräbern der Völker, die sie verschlungen hatten. Sie suchen einander, organisieren sich und kehren auch wohl z. T. nach Palästina zurück, aber „der Geist ist noch nicht in ihnen.“ Es wird etwas ganz anderes sein, wenn sie sich bekehren und das wahre Leben haben. II. Der treue Überrest in Israel. Zur Zeit Elias hatten — ihm unbekannt — noch siebentausend Israeliten ihre Kniee nicht vor Baal gebeugt. Zu Lebzeiten des Apostels Paulus gab es auch einen Überrest, nach der Wahl der Gnaden. Rom. II, 2—5. Am Zeitenende wird es auch eine treue Schar geben, die nach Palästina zurückkehren und sich zum Heiland bekehren soll: „Zu der Zeit werden die Übriggebliebenen in Israel und die errettet werden im Hause Jakob . . . sich verlassen auf den Herrn, den Heiligen in Israel, in der Wahrheit. Die Übriggebliebenen werden sich bekehren, ja, die Übriggebliebenen in Jakob, zu Gott, dem Starken. Denn ob dein Volk, o Israel, ist wie Sand am Meer, sollen doch nur seine Übriggebliebenen bekehrt werden . . . Wie eine Eiche und Linde, von welchen beim Fällen noch ein Stamm bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stamm sein ... In der Zeit wird des Herrn Zweig lieb und wert sein ... bei denen, die erhalten werden in Israel. Und wer da wird übrig sein zu Zion und übrigbleiben zu Jerusalem, der wird heilig heißen ... Ich will aus Jakob Samen wachsen lassen und aus Juda, der Meinen Berg besitze; denn Meine Auserwählten sollen ihn besitzen, und Meine Knechte sollen daselbst wohnen.“ Jes. 10,20—22; 6,13; 4,2—3; 65,9. An diesem Überrest wird der Herr Seine Verheißungen wahrmachen. III. Wer führt Israel in sein Land zurück! 1. Vor allem wird Gott selbst es tun. „Ich werde gedenken an Meinen Bund mit Jakob und an Meinen Bund mit Laak und an Meinen Bund mit Abraham und werde an das Land gedenken, das von ihnen verlassen ist . . . Auch wenn sie schon in der Feinde Land sind . . . will Ich über sie an Meinen ersten Bund gedenken.“ 3. Mos. 26, 42—45. „Denn der Herr wird Sich über Jakob erbarmen und Israel noch fürder erwählen und sie in ihr Land setzen . . . Denn Er ist‘s, der durch meinen Mund gebeut, und Sein Geist ist’s, der es zusammenbringt . . . Denn ihr sollt nicht mit Eile ausziehen noch mit Flucht wandeln; denn der Herr wird vor euch herziehen, und der Gott Israels wird euch sammeln.“ Jes. 14,1; 34,16; 52,12. (S. auch Hes. 34,13; 37,21; Sach. 10,6. 8—10 usw.!) „Siehe, es kommt die Zeit, da man . .. sagen wird: So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israels geführt hat aus dem Lande der Mitternacht und aus allen Ländern, dahin Er sie verstoßen hatte. Denn Ich will sie wiederbringen in das Land, das Ich ihren Vätern gegeben habe.“ Jer. 16,14—15, usw., usw. Ja wahrlich, wer könnte denn sonst die so lange zerstreuten Gebeine sammeln und auferwecken? 2. Gott wird Sich der Völker bedienen, um Sein Volk zurückzuführen. Gleich nach seiner Ankündigung, daß der Herr die Juden wieder in ihr Land einsetzen würde, sagt Jesaja: „Die Völker werden sie nehmen und bringen an ihren Ort . . . Siehe, Ich will Meine Hand zu den Heiden aufheben und zu den Völkern Mein Panier aufwerfen, so werden sie deine Söhne in den Armen herzubringen und deine Töchter auf den Achseln hertragen . . . Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden . . . Die Tharsisschiffe segeln voran (nach Menge), um deine Kinder aus der Ferne herzubringen, samt ihrem Silber und Gold (Tharsis, eine phönizische Kolonie in Spanien, bezeichnet den Westen des Mittelmeers — eigentlich die Gegend um die Landenge von Gibraltar) . . . Fremde werden deine Mauern bauen, und ihre Könige werden dir dienen.“ Jes. 14,2; 49,22; 60,4.9—10. Offenbar werden die hier genannten Völker den Juden freudig zu ihrer Rückkehr helfen. Denn glücklicherweise gibt es Völker, die ihnen um Christi willen geneigt sind. Dagegen werden andere zur Gewalt greifen, um sie loszuwerden. Nach den Worten: „Ich will sie wiederbringen in das Land, das Ich ihren Vätern gegeben habe“, sagt Jeremia: „Siehe, Ich will viel Fischer aussenden, spricht der Herr, die sollen sie fischen; und darnadi will Ich viel Jäger aussenden, die sollen sie fangen auf allen Bergen und auf allen Hügeln und in allen Steinritzen.“ Jer. 16, 16. Haben wir nicht unlängst die entsetzlichste Jagd auf die Juden erlebt? Wie das Wild gehetzt, verkauft, gejagt, gefährdeten diese Unglücklichen solche, die ihnen halfen, und fanden nicht eine Steinritze als Zufluchtsort. Gott scheint diese furchtbare Bosheit dazu benutzt zu haben, um die Juden, die sich so behaglich in Europa festgesetzt hatten, zu entwurzeln und zum Heimweh nach ihrem einstigen Vaterland zu zwingen. IV. Wird das ganze Volk nach Palästina zurückkehren? 1. Kein Israelit wird fehlen. Bei Hesekiel lasen wir, daß kein Rebell oder Abtrünniger ins Land Israels gelangen wird; diese werden, scheint es, da, wo sie sind, gerichtet und vernichtet. Hes. 20,35.38. Aber alle anderen scheinen bei dem Stelldichein dabei zu sein: „Ihr Kinder Israel werdet versammelt werden, einer nach dem andern. Zu der Zeit wird man mit einer großen Posaune blasen; so werden kommen die Verlorenen ... Es wird nicht an einem derselben fehlen; man vermisset auch nicht dies noch das. Denn Er ist's der durch meinen Mund gebeut . . . Diese alle versammelt kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen.“ Jes. 27,12—13; 34,16; 60,4 (S. auch Hes. 39,28; Arnos 9,9; Micha 2,12—13). Solche Versicherungen, vor kurzem noch unfaßbar, erscheinen heute wohl durchführbar. Hitler gedachte, ohne Ausnahme alle Juden in Europa auszurotten oder zu vertreiben. In Polen — um nur dies eine Beispiel zu nennen — gab es vor 1939 3 300 000 Juden. Nach dem Zusammenbruch des Naziregimes waren dort nur noch 70 000, davon im ganzen 5000 Kinder. Und Gott kann unendlich viel wirksamere Mittel ergreifen, um die Israeliten zur Rückkehr in ihre Heimat zu bewegen. „Und es wird daselbst eine Bahn sein und ein Weg, welcher der heilige Weg heißen wird, daß kein Unreiner darauf gehen darf, und derselbe wird für sie sein ... Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und gen Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein.“ Jes. 35,8—10. 2. Die Heimkehrer werden zu zahlreich sein für das Land. „Deine Baumeister werden eilen, ... denn dein wüstes, verstörtes und zerbrochenes Land wird dir alsdann zu eng werden . . . Die Kinder deiner Unfruchtbarkeit werden noch sagen vor deinen Ohren: Der Raum ist mir zu eng; rücke hin, daß ich bei dir wohnen möge. Du aber wirst sagen in deinem Herzen'. Wer hat mir diese geboren? Ich war unfruchtbar, einsam, vertrieben und verstoßen. Wer hat mir diese erzogen?“ Jes. 49,17—21. „Ich will sie ins Land Gilead und Libanon bringen, daß man nicht Raum für sie finden wird.“ Sach. 10,10. Sogar nach dem mehrfachen Blutbad der letzten Jahre sind noch etwa elf Millionen Juden in der Welt. Würden sie alle zugleich in den schmalen Landstrich zwischen Jordan und Mittelmeer zurückkehren, würde ihnen der Raum natürlich nicht genügen. Raummangel geben daher die Araber als Hauptgrund gegen die Einwanderung der Juden an. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß das Abraham und seinen Nachkommen verheißene Land weit ausgedehnter ist als das kleine Palästina von heute. Als Gott den Bund mit dem Patriarchen machte, gab Er ihm das Land vom Fluß Ägyptens bis zum Libanon und zum Euphrat. 1. Mos. 15,18; Jos. 1,4. Im Prinzip unterstand dieses Gebiet dem Salomo (l.Kön. 4,21), aber Israel hat es noch nie ganz inne gehabt. (Wir sprechen noch von den erstaunlichen Möglichkeiten, die sogar seine Wüstenstriche zu bieten scheinen.) Diese neue Ausdehnung deutet Micha an: „Ein Tag kommt, da deine Mauern wiederaufgebaut, der Tag, da deine Grenzen hinausgerückt werden.“ 7,11 (nach Menge). Die Bibel beschreibt noch den Vorgang, wie Israel das Land füllen wird: „Aber ihr Berge Israels .. ., Gott will bei euch der Leute viel machen, das ganze Israel allzumal; und die Städte sollen wieder bewohnt werden ... Ich will die Menschen bei ihnen mehren wie eine Herde, ... die verheerten Städte sollen voll Menschenherden werden.“ Hes. 36,8—10. 37—38. (S. auch Sach. 2,4; 8,4—5; Jer. 31,27.) Solche Zusicherungen erhalten ihren vollen Wert, wenn man bestimmte Tatsachen festhält. In Palästina waren: 1908 41 000 Juden, 1920 58 000 » t 1932 175 000 » > 1933 227 000 n 1 1934 307 000 n > 1935 375 000 » > 1939 420 000 y* » 1946 675 000 n (nach amtlicher Feststellung; aber man behauptet, daß es nach glaubwürdigen Angaben im Juli 1946 in Wirklichkeit mehr als 800 000 waren), 1951 nicht weit von 1 500 000. Die Einwanderung hat seit der Gründung des Jüdischen Staates ungeheuer zugenommen. Diese Zahlen sind darum so eindrucksvoll, weil nicht mehr als 60 000 Juden in etwa hundert Jahren aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrten. Sicher gaben die Verfolgungen unter Hitler einen starken Impuls zur Einwanderung. Von da an sah man nicht nur ärmere Juden, sondern auch Intellektuelle, Kaufleute, Vermögende herbeiströmen. Andererseits steht die Geburtenziffer der Juden sehr hoch. Während sich die Bevölkerung von Europa verdreifacht hat, haben sich die Juden verfünffacht (S. Tabelle S. 232.) Sogar ihre furchtbaren Verluste der Jüngstzeit konnten bald aufgeholt werden. 3. Welche Stämme Israels werden nach Palästina zurückkehren? Die zwölf Stämme sind so lange schon zerstreut, daß man sie unmöglich mehr unterscheiden kann. Nach der babylonischen Gefangenschaft kehrte nur ein Teil der vom alten Königreich Juda Verbannten in ihr Land zurück, um im Jahr 70 nach Chr. wieder daraus vertrieben zu werden. Die anderen Juden, mitsamt den nadi Assyrien deportierten zehn Stämmen, blieben in der Zerstreuung. Zur Zeit der Apostel waren sie schon im ganzen Römischen Reich verbreitet. Ap. 2,5—11; 21,21; 26,7; Jak. 1,1; Joh. 7,35. (Die Theorie vom „Britischen Israel“, nach der die zehn Stämme sidi nach England begeben hätten und zum britischen Volk geworden wären, entbehrt wohl jeder ernsteren Grundlage.) Die Propheten verkünden, daß Israel bald ganz geeint sein und nie mehr unter der Teilung leiden wird, die es seit Salomos Tod so geschwächt hat. „Zu der Zeit wird das Haus Juda gehen zum Haus Israel, und sie werden miteinander kommen von Mitternacht in das Land, das Ich euren Vätern zum Erbe gegeben habe ... Ich will das Gefängnis Judas und das Gefängnis Israels wenden und will sie bauen wie von Anfang . . . Zur selben Zeit, spricht der Herr, werden kommen die Kinder Israel samt den Kindern Juda und weinend daherziehen und den Herrn, ihren Gott, suchen.“ Jer. 3,18; 33,7; 50,4 (S. auch Hes. 37,22; Jes. 11,13). V. Aus welchen Ländern werden die Juden zurückkehrenf Nach 70 Jahren der Gefangenschaft kehrten sie nur aus Babylon zurück. Am Zeitenende aber werden sie aus allen Himmelsrichtungen wiederkehren (wir nennen nur die bekanntesten Gebiete): Aus Assyrien, Jes. 11,11; Sach. 10,10; aus Ägypten, Jes. 11,11; aus Äthiopien (Afrika), Jes. 11,11; aus Elam (Persien), Jes. 11,11; aus Sinear (Mesopotamien), Jes. 11,11; aus Übersee (den Inseln), Jes. 11,11; aus den vier Enden der Erde, Jes. 11,12; Jer. 31,8; von Ost und West, Jes. 43,5; aus fernen Landen, Jes. 43,6; aus allen Völkern und von allen Orten, dahin sie verstreut sind, Jer. 29,14; aus dem Lande der Mitternacht (Norden), Jer. 31,8; von der Himmel Ende, 5. Mos. 30,4. Diese Prophezeiungen haben sich natürlich nicht am Ende der babylonischen Gefangenschaft erfüllt. Nach der 70jährigen Verbannung kehrte Israel nur aus Mesopotamien zurüdc, und zwar nur ein kleiner Teil von Juda (S. o.). Die damals Jerusalem wiederbauten, rufen voll Schmerz: „Siehe, wir sind heutigestages Knechte in dem Land, das Du unseren Vätern gegeben hast.“ Neh. 9,36. In der Tat erlangten die Juden nie mehr ihre Unabhängigkeit, weder vor noch nach dem Jahre 70 nach Chr. (s. o.). Darum muß ihre endgültige, von dem Propheten geschaute, glorreiche Wiederkehr nach ihrer weltweiten Zerstreuung am Zeitenende erfolgen. VI. Wohin kehrt Israel zurück? Darüber macht die Schrift so zahlreiche Angaben, daß wir ohne Zögern antworten können: nach Palästina. Nach den Propheten kehrt Israel zurück: in das Land ihrer Väter, das ihnen Gott zu eigen gegeben, 5. Mos. 30,5; Jer. 3,18; 16,15; 30,3; Hes. 37,25, in ihr Land, Jes. 14,1; Hes. 36,24; 37,14.21; 39,28; Arnos 9,15, in ihre Grenzen, Jer. 31,17; in das Land, das ihnen Gott zugemessen hatte, Jes. 34,17; in das heilige Land, Sach. 2,12; in das Land des Herrn, Jes. 14, 2; in das Land, das Gott Jakob gegeben hatte, Hes. 28,25; 37,25; in das Land, daraus Israel in die Gefangenschaft mußte, Jer. 29,14; in das Land, das die Kanaaniter bewohnt hatten, Obad. 20; auf die Berge, die so lange wüste waren, Hes. 38,8; 34,13.15; 36,8; in ihren Wohnsitz (nach Menge), Jes. 14,2; nach Zion, nach Jerusalem, Jes. 35,10; Jer. 3,14; Sach. 8,8; nach Saron, im Tale Achor, Jes. 65,10; auf die Weiden des Karmel und von Basan, Jer. 50,19; auf die Gebirge von Ephraim und Gilead, Jer. 50,19; Sach. 10,10; Obad. 19; an die Küste des Philisterlandes, nach Askalon, Zeph. 2,7; zum Libanon, Sach. 10,10; aufs Gebirge Esaus im Philisterland, Obad. 19; ins Gebiet von Ephraim und Samaria, Obad. 19. Nach einer solchen Aufzählung (und wir haben nicht alles genannt) läßt es sich kaum bezweifeln, daß Gott die Juden wirklich in ihre alte Heimat zuriickführen will. Sogar Männer wie Cromwell und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen erwogen — wohl unter dem Eindruck so vieler Bibelstellen — eine Zeitlang den Plan, die Juden in ihrem Land wieder anzusiedeln. Übrigens ist es merkwürdig, daß man, seit die Frage einer nationaljüdischen Heimat akut wurde, mehr oder weniger ernsthaft vorgeschlagen hat, die Juden anderswo unterzubringen. Da die Araber Palästina besitzen, warum könnte man nicht Israel ein anderes Gebiet, z. B. in Afrika oder Südamerika zuweisen? Aber die Juden, mit den Zionisten an der Spitze, haben einem solchen Plan heftig widerstanden und rundweg erklärt, sie gingen nur nach Palästina. Schon 1903 soll Chamberlain Herzl, dem Begründer des Zionismus, im Namen Großbritanniens vorgeschlagen haben, in Uganda eine Nationalheimat für Juden anzulegen. Herzl zögerte; da fielen seine Glaubensgenossen mit dem Ruf über ihn her: „Nieder mit dem Afrikaner!“ Da lehnte er das englische Angebot ab. Auch der Völkerbund versuchte seinerzeit vergebens, andere Vorschläge zu machen. Und heute ist die Rückkehr nach Palästina Wirklichkeit geworden. Mit dem Beschluß der UNO, Palästina in zwei Staaten, einen jüdischen und einen arabischen, zu teilen, ist die Ära der großen Erfüllungen angebrochen. England hat Palästina verlassen; der jüdische Staat ist ausgerufen und sehr bald von den Großmächten anerkannt worden. Die Araber haben ihn erfolglos bekämpft, und eine vielleicht sehr nahe Zukunft wird uns zeigen, wie sich die sehr genauen Weissagungen der Propheten weiter erfüllen werden. VII. Für welche Zeitdauer wird Israel in sein Land zurückkehrenf Nach seiner Rückkehr aus Babylon blieb Israel nur kurze Zeit in Palästina. Grausam wurde es durch die Römer wieder verjagt. Aber es soll bald auf immer heinikehren. „Ich will sie wieder in dies Land bringen und will sie bauen und nicht abbrechen, Ich will sie pflanzen und nicht ausraufen ... Ich will sie wiederum an diesen Ort bringen, daß sie sollen sicher wohnen . . . Ich will sie in diesem Lande pflanzen treulich, von ganzem Herzen und von ganzer Seele.“ Jer. 24,6; 32,37.41. (S. auch Hes. 37,25; Arnos 9,15.) VIII. Was geschieht hei der Rückkehr der Juden mit Palästina selbstI Im vorigen Kapitel sahen wir, daß das Land nach dem Fortgang der Juden zu einer Wüste mit nur einzelnen grünen Oasen geworden war. Die Araber lieben den Feldbau nicht und lassen lieber ihre Herden abweiden, was von selbst wächst. Und die Türken pflanzten kaum einen neuen Baum, wo sie einen gefällt hatten. Sie setzten sogar eine Steuer auf die Bäume. Während der letzten hundert Jahre ihrer Regierung war die Steuer so maßlos hoch, daß man es vorzog, die Bäume zu fällen, statt die Steuer zu zahlen (Ironside, Sure Word of Prophecy). So war Palästina ohne genügende Vegetation, ohne Pflege und ohne Wasser sehr heruntergekommen. Aber das soll nun alles anders werden. 1. Diese Einöde wird wieder blühen und zu einem Obstgarten werden. „Es werden auf dem Acker meines Volkes Dornen und Hecken wachsen ... bis daß über uns ausgegossen werde der Geist aus der Höhe. So wird dann die Wüste zum Acker werden und der Acker wie ein Wald geachtet werden ... Aber die Wüste und Einöde wird lustig sein, und das dürre Land wird fröhlich stehen und wird blühen wie die Lilien. Sie wird blühen und fröhlich stehen in aller Lust und Freude... Ich will in der Wüste geben Zedern, Akazien, Myrten und ölbäume (nach Luther: Kiefern); Ich will auf dem Gefilde geben Tannen, Buchen und Buchsbaum miteinander ... Denn der Herr tröstet Zion... und macht ihre Wüsten wie Eden und ihr dürres Land wie den Garten des Herrn.“ Jes. 32,13.15; 35,1—2; 41,19; 51,3. „Das verwüstete Land soll wieder gepflügt werden, dafür, daß es verheert war, daß es sehen sollen alle, die dadurchgehen, und sagen: Dies Land war verheert, und jetzt ist's wie der Garten Eden.“ Hes. 36,34—35 (S. auch Vs. 29—30 und Kap. 34,27—29). Ohne der Zukunft vorzugreifen, stellen wir heute schon fest, daß Palästina nicht wiederzuerkennen ist. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts suchen die Juden immer mehr landwirtschaftliche Kolonien anzulegen. Bis 1914 hatte Baron Edmond von Rothschild nicht weniger als 60 Millionen Goldfranken in dieses Unternehmen gesteckt. Eine einflußreiche Organisation, Keren Kayemeth Leisrae genannt, wurde zum Ankauf und Anbau von Ländereien gegründet. 1935 hatten die Juden, trotz des wachsenden Widerstandes der Araber, 1 200 000 Hektar Landes erworben. Die erzielten Erfolge grenzen ans Wunderbare: allein im Jahre 1934 pflanzten sie 130 862 Bäume (in wenigen Jahren 1 473 000). Die Ebene Saron war einst den Sanddünen überlassen. Nun steht von Gaza bis Lydda ein riesiger Orangenwald. Der Ertrag an Citrusfrüchten (Orangen, Zitronen, Pampelmusen) hat sich so gehoben, daß er z. B. schon von Januar bis April 1935 über den Hafen von Jaffa den Versand von 7 292 792 Obstkisten ermöglichte. Es handelt sich wirklich um eine weltberühmte Pflanzung, denn die Palästinaorangen haben Weltruf auf den Märkten. Ein anderes typisches Beispiel ist die Urbarmachung der einst für ihre Fruchtbarkeit berühmten Ebene von Esdrelon (bzw. Jesreel). 1920 lag sie völlig brach, von übermannshohem Gras überwuchert, von Sümpfen durchsetzt, ein Pestherd der Malaria. Kein Baum, kein Haus in der Ebene; auf den Hügeln vier bis fünf kleine Araberdörfer (die Ebene ist 50 km lang). Heute sieht man überall Häuser, Obstgärten, Weiden, Bauernhöfe. Aber von den 8000 ersten Kolonisten starben 6000 an den dort wütenden Krankheiten. Die Wochenschrift „Minerva“ berichtet darüber: „Es wurde öfter behauptet, daß der Jude die Handarbeit verabscheut und es vorzüglich versteht, andere für sich arbeiten zu lassen. Für Palästina trifft das nicht zu. Der Jude ist und bleibt das Aufbauelement dieses Landes. Ich habe das Tal Jesreels nach dem Krieg von 1914-1918 gekannt. Es war ein ausgedehnter, verpesteter Sumpf, wo die Malaria Alleinherrscherin war. Alle, die sich in dieser Gegend anzusiedeln versucht hatten, fanden den Tod. Als die ersten Pioniere („Maloutsim“ auf Hebräisch) dieses Gebiet besuchten und nach den Ruinen fragten, die dort zu sehen waren, kam die Antwort: „Ein verschwundenes Dorf . . . Deutsche wohnten dort.“ „Wo sind sie jetzt?“ — „Sie sind gestorben.“ — „Und hat sich seitdem niemand hier niedergelassen?“ — „Araber sind gekommen. Sie sind tot, alle tot, tot..“ — „Hier müssen wir siedeln“, sagte der Älteste. Und sie bauten sich dort an. Viele sind tot ... tot ..: Aber so oft ein Pionier umfiel, fand sich sofort ein anderer, um Hacke und Schaufel des Dahingegangenen aufzunehmen.“ (30.11.45). Daher übertreffen auch die Erfolge jede Vorstellung. 1935 erwarb die „Palestine Land Development Company“ das ganze Gebiet von Meromsee, um dort dieselbe Sanierungsarbeit vorzunehmen. Bis dahin war das ein ödes fieberverpestetes Land, wo nur einige Beduinenfamilien hausten. Solcher Beispiele könnte man noch mehr nennen. Die Juden, die man als untauglich für die Landarbeit ansah, haben sich in großer Zahl und mit unglaublichem Eifer ans Werk gemacht. 2. Regen und Wassersollenin Fülle wiederkommen. Wir sahen, wie Gott, den Weissagungen gemäß, nach dem Weggang der Juden den Wolken gebot, Palästina nicht mehr wie zuvor den Regen zu spenden. Jes. 5,6. Aber nach der Schrift soll es bei der Rückkehr und Bekehrung der Juden wieder reichlich Regen geben: „Werdet ihr nun Meine Gebote hören ... so will Ich eurem Lande Regen geben zu seiner Zeit, Frühregen und Spätregen, daß du einsammelst dein Getreide, deinen Most und dein öl, und will deinem Vieh Gras geben auf deinem Felde, daß ihr esset und satt werdet.“ 5. Mos. 11,13—15. „Ich will auf sie regnen lassen zur rechten Zeit, das sollen gnädige Regen sein . . . Und das Land wird sein Gewächs geben.“ Hes. 34,26—27. „Und ihr, Kinder Zions, freuet euch und seid fröhlich im Herrn,... der euch herabsendet Frühregen und Spätregen wie zuvor.“ Joel 2,23. Da das jüdische Jahr etwa um die Herbstgleiche beginnt, sind es die Frühregen, die das Getreide zum Keimen bringen. Der Spätregen im Frühjahr ist notwendig zur Entwicklung und Ausreifung des Korns. Diese letzteren waren seit langem ausgeblieben, nach dem Wort von Jer. 3,3 z. B. ... Aber es heißt, daß sie sich seit etwa 60 Jahren wiedereingestellt haben, und daß sich das Klima Palästinas deutlich in der von den Propheten angezeigten Richtung entwickelt. Den häufigeren Regenfällen entsprechend reichlichere Quellen: „Es werden auf allen großen Bergen und auf allen großen Hügeln zerteilte Wasserströme gehen . .. Denn es werden Wasser in der Wüste hin und und wieder fließen und Ströme im dürren Lande ... Ich will Wasserflüsse auf den Höhen öffnen und Brunnen mitten auf den Feldern und will die Wüste zu Wasserseen machen und das dürre Land zu Wasserquellen . . . Denn Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre.“ Jes. 30,25; 35,6; 41,18; 44,3. „Zur selben Zeit . . . werden alle Bäche in Juda voll Wassers gehen.“ Joel 4,18. Tatsächlich hat man bei Bohrungen in Palästina mancherorts neue, bedeutende Wasserquellen entdeckt. Die Bewässerung des Landes ist systematisch organisiert. Seit 1936 hat man fließendes Wasser in Jerusalem. Aber die größte Entdeckung wurde in der syrischen Wüste gemacht, die zu dem Abraham verheißenen Gebiet gehört. Als man 1933 Röhren zur Leitung des Petroleums vom Irak nach Haifa und Tripolis (Syrien) legte, mußte man etappenweise Dauerwachposten einrichten. Nun konnte kein Wächter inmitten einer der trockensten Wüsten der Welt ohne Wasser leben. So versuchte man artesische Brunnen zu bohren und entdeckte zur Überraschung in 20 m Tiefe ein ausgedehntes Wasserbett. Dieses Grundwasser wird durch eine breite Tonschicht geschützt und aus dem riesigen Becken gespeist, das die Gebirge von Persien und Armenien bilden. Und überall, wo dieses Wasser sprudelt, sieht man buchstäblich die Wüste erblühen. Wer kann wissen, welche Entfaltung eine ähnliche Entdeckung in den Ostjordangebieten ermöglichen würde? Eine andere Auswertung des Wassers in Palästina ist die Erfassung der Wasserdruckkraft des Jordans. Sie ließ die Elektrifizierung des Landes und eine bedeutende Entwicklung seiner Industrie zu. Zur Frage des Jordans nennen wir noch die „Times“ vom 8. 4. 1946, die riesige Kanalisierungspläne zwischen diesem Wasserlauf und dem Meer zur Bewässerung Palästinas darlegt. 3. Das zerstörte Land soll wiederaufgebaut werden und dieMenschen sich dort vermehren. „Sie werden die alten Wüstungen bauen, und was vorzeiten zerstört ist, aufrichten; sie werden die verwüsteten Städte, so für und für zerstört gelegt sind, erneuen.“ Jes. 61,4. „An diesem Ort, davon ihr sagt: er ist wüst, weil weder Leute noch Vieh in den Städten Judas und auf den Gassen zu Jerusalem bleiben, die so verwüstet sind, daß weder Leute noch Bürger, noch Vieh darin sind, wird man dennoch wiederum hören Geschrei von Freude und Wonne . .. Denn Ich will des Landes Gefängnis wenden wie von Anfang, spricht der Herr.“ Jer. 33,10—11. „Die Städte sollen wieder bewohnt und die Wüsten erbaut werden. Ja, Ich will bei euch der Leute und des Viehs viel machen ... Ich will euch wieder bewohnt machen wie vorher ... Ich will die Städte wieder besetzen, und die Wüsten sollen wieder gebaut werden .. . daß man sagen wird: Diese Städte waren zerstört, öde und zerrissen und stehen nun fest gebaut.“ Hes. 36,10—11.33—35. (S. auch Sach. 8,4—5.8). Auch auf diesem Gebiet wurde Außerordentliches erarbeitet. 1936 gab es 60 000 Juden in Jerusalem (mehr als 1920 im ganzen Land). 1909 wurde bei Jaffa auf ödem, mit Sanddünen bedecktem Gelände die ausschließlich jüdische Stadt Tel Aviv (= Frühlingshügel) gegründet. Dank den unterirdischen Süßwasserquellen entwickelte sich die Stadt rasch und wurde von üppigen Gärten umgeben. 1932 hatte sie 46 000 Einwohner, 1935 102 000, 1939 200 000; 1946 hatte sie fast 300 000 erreicht. Sie besitzt einen Hafen, eine Oper, prächtige Läden, eine Universität, höhere Schulen u.a.m. 1936 lebten in einem einzigen Vorort Haifas 50 000 Juden. Auch in der Stadt Tiberias ist eine bedeutende Judenkolonie. In einem früheren Kapitel gaben wir eine Statistik der jüdischen Einwanderung in Palästina vor 1939. Seit der Zeit ist es schwierig, genaue Zahlen einzuholen. Beachten wir noch, daß zur selben Zeit, dank dem wachsenden Wohlstand im Land, auch die moslemische Bevölkerung dort zugenommen hat. Denn auch eine lebhafte moslemische Einwanderung sucht, der jüdischen das Gleichgewicht zu halten und ihr zuvorzukommen. Palästina zählte: 1908 ............... 41.000 Juden 250.000 Mohamedaner 1935 ............... 375.000 Juden 857.000 Mohamedaner 116.000 Andersgläubige Summe 1935 .... 1.348.000 Seit der Gründung des Jüdischen Staates am 15. Mai 1948 hat sich die israelitische Bevölkerung in drei Jahren verdoppelt. 600 000 neue Einwohner sind also seit diesem Datum aufgenommen worden. Bis Ende 1951 wollten die Regierung und die Jeswish Agency (Jüdische Agentur) weitere 200 000 ins Land bringen. Die nichtjüdische Minorität beträgt etwa 140 000 Personen („Judenchristliche Gemeinde“, Juni 1951). 4. Großer wirtschaftlicher Wohlstand ist diesem Lande verheißen. ln der Tat halten die Juden einen Hauptteil des Weltvermögens in der Hand. Jesaja sagt, daß sie ihren Reichtum mitbringen werden: „Die Tharsisschiffe segeln voran, um deine Kinder von ferne herzubringen, samt ihrem Silber und Gold (s. oben III.2)) ... dein Herz wird sich wundern ... wenn sich die Menge am Meer zu dir bekehrt und die Macht der Heiden zu dir kommt .. . Deine Tore sollen stets offen stehen ... daß der Heiden Macht zu dir gebracht werde ... Ich will Gold anstatt des Erzes und Silber anstatt des Eisens bringen und Erz anstatt des Holzes und Eisen anstatt der Steine.“ Jes. 60,9.5.11.17. (S. auch Hag. 2,7; Sach. 14,14 u.a.). Wir wollen nur einige Beispiele anführen: Wir haben schon gesagt, daß Baron E. von Rothschild vor 1914 allein in den landwirtschaftlichen Kolonien 60 Millionen Goldfranken angelegt hatte. Als Tel Aviv erst 50 000 Einwohner zählte, hatte es bereits 125 Millionen Goldfranken gekostet. Die Gesellschaft zur Gewinnung von Pottasche und Brom aus dem Toten Meer besitzt ein Kapital von 136 Millionen Goldfranken. 1934 wurden hundert Millionen Pfund Sterling in Palästina angelegt. 1936 bot die Rutemberg Elektrizitätsgesellschaft 600 000 neue Aktien zu je einem Pfund Sterling an. Schon nach einigen Stunden wurden die Zeichnungen eingestellt, da sie bereits auf 18 Millionen Pfund gestiegen waren, das Dreißigfache der vorgesehenen Summe. Aber es geht nicht nur um fremde Kapitalanlagen in Palästina. Das Land selbst birgt ungeheure Reichtümer. Man hat entdeckt, daß manche Hügel aus Phosphaten bestehen, die sehr gesuchte Düngemittel sind. Man fand auch, daß das Tote Meer das reichste Mineralbecken der Welt ist. Es enthält Salze von Chlor, Magnesium, Kali, Kalk, Natron und vor allem Brom. Nach Aussage eines Fachmanns könnte das dortige Vorkommen sogar auf 2000 Jahre den Weltbedarf an diesen chemischen Stoffen decken. Zur Ausbeutung dieser Schätze wurden Fabriken gebaut, zu deren Betrieb der Jordan die Elektrizitätskraft liefert. Gleichzeitig kam man darauf, daß diese bis dahin als verflucht geltende Ecke der Welt als Luftkurgebiet unübertroffen ist. Die von Sauerstoff geschwängerte Luft und die Mineralquellen haben eine wunderbare Wirkung. Noch etwas Bemerkenswertes: zwischen Jaffa-Tel-Aviv und Triest hält eine Handelsflotte unter der Flagge Israels eine regelmäßige Verbindung aufrecht. All dies ist ja nur ein Anfang. Den Umständen entsprechend wird der Aufschwung des Landes sicher immer weiter voranschreiten. 5. Auch auf kulturellem Gebiet erkennt man eine wirkliche Auferstehung. Das alte Hebräisch, das so lange nicht mehr gesprochen wurde, ist wieder eine lebendige Sprache geworden. Ben Y^hudah, ein jüdischer Gelehrter aus Odessa, hat ein hebräisches Wörterbuch in fünfzehn Bänden herausgegeben, in dem die Sprache allen Bedürfnissen des modernen Lebens und der Technik angepaßt ist. 1925 wurde eine jüdische Universität auf dem Berg Scopus in Jerusalem gegründet. Der Unterricht wird dort in Hebräisch erteilt. Sie zählt 80 Professoren und umfaßt alle Wissenschaften. Die Bibliothek enthält mehr als 300 000 Bände. Im ganzen Land wurden Schulen, Kindergärten, Technische Hochschulen usw. gegründet. Immer mehr wird Hebräisch die Umgangssprache der eingewanderten Israeliten, die aus allen Weltteilen kommen. Zeitungen, Telegramme, Anschläge werden Hebräisch abgefaßt. Das fällt besonders in Tel-Aviv auf, wo sich alle Arbeitnehmer und -geber nur dieser Sprache bedienen sollen. In den Gaststätten, den Autobussen, den Läden spricht man nur Hebräisch. Das ist nicht das kleinste Wunder der heutigen Zeit. Demnach wurde Hebräisch zur offiziellen Sprache des neuen jüdischen Staates erklärt. Zu erwähnen ist schließlich noch, daß zwischen London und Jerusalem ein telegraphisches Unterseekabel gelegt wurde. 6. Die Zionistenbewegung und die Erklärung Bal-f o u r s . Die Häufung so vieler, außergewöhnlicher Ereignisse ist kein Zufall. Seit einigen Jahrzehnten leben die Israeliten nicht mehr weltweit zerstreut in der Verbannung und ohne Fühlung miteinander. Sie sind sich ihrer Volkseinheit bewußt und organisieren sich systematisch zur Wiedereinrichtung ihrer national-jüdischen Heimat. 1897 berief Dr. Theodor Herzl den ersten Zionistenkongreß nach Basel. Anfangs gedieh diese Bewegung wenig. Aber im Krieg von 1914-1918 bedurften die Alliierten der Unterstützung der großen israelitischen Bankherren, besonders in Amerika. Darum versprach der englische Minister Lord Balfour in einem Manifest vom 2. 11. 1917 die Gründung einer jüdischen Heimat in Palästina nach siegreichem Friedensschluß. Bald darauf ließ sich England vom Völkerbund das Mandat über Palästina übertragen. Seit 1919 hat der Zionismus immer größere Fortschritte gemacht und war die Triebfeder zu vielen der oben angeführten Leistungen. 7. Der Sechstage-Krieg vom 5. bis 10. Juni 1967. Die arabischen Staaten haben niemals auch nur die Existenz' des Staates Israel, noch den Verlust eines Teiles von Palästina mit seinem Flüchtlingsproblem anerkannt, auch nicht den „Gewaltstreich am Suezkanal“, durch den der Golf von Akaba für die israelische Schifffahrt geöffnet wurde. Im Laufe der Jahre haben sie ihre Bewaffnung unaufhörlich, vorwiegend mit Hilfe der UdSSR, ausgebaut. Dadurch kamen sie auf militärischer Ebene so weit voran, daß theoretisch das Gleichgewicht sich mehr und mehr zu ihren Gunsten zu verlagern schien. Israel bezog seine Waffen zunächst aus Frankreich und den Vereinigten Staaten. Durch die Anstiftung zum heiligen Krieg und Aufrufe zur Ausrottung der Juden wurde die Spannung im Mittleren Osten täglich ernster. Am 26. Mai 1967 erklärte Präsident Nasser: „Wenn jemals der Krieg ausbräche, würde er total sein und die Zerstörung Israels zum Ziel haben“. Ahm£i Choukeiri, der Chef der Organisation für die Befreiung Palästinas, bestätigte, „es sei möglich, ja sogar wahrscheinlich“, daß seine Männer als erste das Feuer eröffnen würden. Wenn die Araber Israel erobern, sagte er, würden sie den überlebenden Juden zur Rückkehr in ihr Land verhelfen; „aber es wird meiner Meinung nach keine Überlebenden geben“. Der Aufruf, der am 4. Juni 1967, am Vorabend der Feindseligkeiten an die ägyptischen Soldaten gerichtet wurde, lautet: „Ihr werdet in Israel eindringen . . . tötet sie bis zum letzten“. Anderntags, am 5. Juni, fügte das Radio hinzu: „Tötet sie alle und laßt keinen einzigen entschlüpfen, denn es wird immer gefühlvolle Herzen geben, um sie zu beklagen“. Nach der vollkommenen Niederlage, die ja bekannt ist, schrieb die große, täglich erscheinende, halbamtliche ägyptische Zeitung Al Achram die zynischen Worte: „Unser einziger Fehler ist, enthüllt zu haben, daß wir beabsichtigten, Frauen und Kinder zu ermorden.“ (Ergebnis einer vom Komitee „Action de la Resistance“ durchgeführten Umfrage, veröffentlicht von „Reforme“, 9.9. 1967). Israel war zwischen Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien, Syrien, dem Irak und dem Libanon eingeschlossen. Diese Staaten waren in der Lage, 472 000 Soldaten, 2380 Tanks und 848 Kampfflugzeuge einzusetzen. Der jüdische Staat, vergleichbar David im Angesicht Goliaths, verfügte nur über 264 000 Soldaten, 800 Tanks und 300 Flugzeuge. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, daß ein Völkermord im Bereich des Möglichen lag. Nachdem Nasser den Rückzug der „Blaukappen“, der Schutztruppen der Vereinten Nationen, gefordert hatte, kündigte er die Schließung des Golfes von Akaba am Riegel bei Charm el-Cheikh an. Israel griff am Morgen des 5. Juni, an einem Montag, im Blitzkrieg an und zerstörte in einigen Stunden fast die ganze ägyptische Luftwaffe. Mit schwindelerregender Schnelligkeit folgten einander weitere Operationen. Die arabischen Armeen wurden buchstäblich überrannt. Die Besetzung der ganzen Sinai-Halbinsel mit Charm el-Cheikh folgte. Dann wurde der Gazastreifen, die Altstadt von Jerusalem, das Westufer des Jordans und das Massiv von Golan und Syrien, Ausgangspunkt der dauernden Angriffe von Obergaliläa, besetzt. Es läßt sich leicht ermessen, welchen ungeheuren strategischen und defensiven Wert jeder dieser Punkte für den Staat Israel besitzt. Aber die erschütterndste Eroberung war jene der alten Stadt Jerusalem mit dem Tempelplatz und der berühmten Klagemauer. General Dayan rief aus: „Wir sind zur allerheiligsten unserer heiligen Stätten zurückgekehrt und werden nie mehr von hier weichen!“ Yves Cuan schrieb im „Figaro“ am 23.9. 1967: „Dies ist für die frommen Juden das Ende von zwei Jahrtausenden der Trübsal seit der Zerstörung des Tempels durch Titus. Auf dem heiligen Berg, wo die Römer Salz gestreut hatten, um jede Spur mosaischen Kultes auszulöschen, geht man jetzt überall in voller Sicherheit umher. Endlich ist das Gebet erhört, das von den Israeliten bei jedem Passahmahl seit 1900 Jahren gesprochen wird: ,Nächstes Jahr in Jerusalem!“ Sie besetzen die heilige Stadt. Die letzte Spur vom Tempel Salomons, die Klagemauer, wird zur Freudenmauer.“ Die Soldaten reinigen den Platz und die Mauerzugänge von allem Unrat, der sich dort angesammelt hat. Als Oberhaupt der Armee läßt der Rabbiner die heilige Trompete, den „Schofar“. das Widderhorn, ertönen, das nur an hohen Festtagen erklingt, um das Volk zu Buße, Dank und Freude aufzurufen. „Es ist unmöglich“, schreibt der Korrespondent von „La Terre Retrouvee“ im Juli 1967, „unsere Bewegung zu beschreiben. Zum ersten Mal in der Geschichte steht Israel als freies Volk gleichzeitig auf Sinai wie in Jerusalem auf den Ruinen dessen, was einst sein Tempel war“. Viele Israelis riefen angesichts dieses wunderbaren Sieges aus: „Es ist übernatürlich, . . . aber vergeßt nicht, daß wir Gottes Volk sind!“. Ein Oberst antwortete einem Radiojournalisten, der ihn nach den Ursachen dieses wunderbaren Sieges fragte, „die Schlacht wurde vom Herrn der Heerscharen gewonnen“. (Figaro, 8. 6. 1967. Die Texte sind nach Frau M. Blocher im „Chretien Evan-gelique“, November 1967, zitiert.) Ein Augenzeuge beschreibt das erste jüdische Passahfest, das im wiedergewonnenen Jerusalem gefeiert wurde: „Am Abend dieses heiligen Sabbats habe ich vor der einzigartigen Mauer, (die nicht mehr Klagemauer ist) Gruppen junger, gläubiger Juden tanzen sehen. Junge Mädchen sangen: „Käme doch der Messias! Käme doch der Messias!“ (Claude Duvernoy in „Vie Protestante“, 19. 4. 1968). Was wird der nächste Schritt auf geistlichem und prophetischem Gebiet sein? Oft wird der Text Lk 21,24 angeführt: „Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden bis daß der Heiden Zeit erfüllt ist“. Sollte seine Aussage vielleicht bedeuten: Wenn Jerusalem endgültig befreit und an Israel zurückgegeben ist, beginnt das messiani-sche Zeitalter? Praktisch bleiben für Israel offensichtlich noch viele Probleme zu lösen. Bis jetzt hat es weder die Anerkennung seines Staates durch die arabischen Länder, noch die Unterzeichnung eines echten Friedensvertrages erreicht. Die Besetzung neuer Gebiete, in denen rund eine Million Araber leben, wirft große Schwierigkeiten auf. Die Zukunft ist weit entfernt davon, geregelt zu sein, ganz zu schweigen von Attentaten und den häufig sich ergebenden Zusammenstößen. So haben die Grundprobleme noch längst keine Lösung gefunden. König Hussein von Jordanien hat gelegentlich einer Reise in die Vereinigten Staaten erklärt: „Wenn wir Israel nicht vernichten, wird der ganze Vordere Orient unter den Einfluß der Zionisten kommen“. Ein Sprecher der ägyptischen Regierung fügte im Januar 1968 hinzu: „Wie kann man nur einem Lande (Israel), das alle seine Feinde in sechs Tagen zerstört, große Gebiete besetzt und gedroht hat, bei nächster Gelegenheit Kairo und Damaskus zu erobern, auch noch Waffen liefern?“ Und die Zeitung Al Achram hat sich folgendermaßen ausgedrückt: „Israels Macht wächst schneller als unsere Anstrengungen, es im Zaume zu halten“ (Dezember 1967). Was die palästinensischen Flüchtlinge betrifft, so ist die gerechte Lösung ihres Falles sehr dringlich. 1948 hatten die arabischen Staaten ihre Brüder in Palästina ermutigt, die Kampfzone zu räumen. Sie 17 Pache Die Wiederkunft 257 versprachen ihnen eine schnelle Rückkehr zu ihren Heimstätten. 300 000 hatten in Jordanien Zuflucht gefunden und 305 000 im Gazastreifen. Seither haben sie sich vervielfacht, aber ihre Lage ist noch immer beklagenswert. 100 000 erhielten von Jordanien die Erlaubnis, rings um den persischen Golf und vor allem in Saudi-Arabien Arbeit anzunehmen. Die anderen leben von Hilfsmitteln, die ihnen von der UNO zugeteilt und vorwiegend von den Vereinigten Staaten bezahlt werden. Statt ihre Arbeitskraft zu formen und zu nützen, mißbraucht man sie zur Unterstützung der arabischen Ansprüche auf Palästina, indem man Haß und Terror gegen Israel weiter nährt. Im Vergleich zu den Ländern, die von den Arabern regiert werden, hat Israel nur ein Gebiet von 2 °/o besetzt. Andererseits hat sich die Bevölkerung Palästinas, dank der beachtlichen Anstrengungen der jüdischen Siedler, seit vor 1948 auch vermehrt. Endlich mußte eine ansehnliche Menge von Israelis oft blühende Unternehmungen in den arabischen Staaten verlassen. Was hat man getan, um an ihre Stelle die palästinensischen Flüchtlinge einzusetzen? Beiträge von Juden aus aller Welt haben es den Opfern des Antisemitismus ermöglicht, in Israel aus bitterer Armut eine geordnete Existenz aufzubauen. Die arabischen „Öl-Scheichs“ sind unendlich reich. Wenn ein Teil ihrer großzügigen Unterstützungen für etwas anderes als zur Bewaffnung ’ verwendet, würde, könnten sie ihren unglücklichen Glaubensbrüdern damit zu Hilfe kommen. Selbstverständlich geben wir nicht vor, ein so schwieriges und schmerzliches Problem lösen zu können. Aber Gott ist gerecht und die sich auf ihn berufen, müssen es auch sein. Selbst wenn wir noch nicht sehen, wie dies geschehen soll, wird doch die endliche Erfüllung seines Planes auch eine gerechte Lösung für die Nachbarn Israels bringen. Denn er liebt sie und hat auch für sie seinen Sohn dahingegeben. IX. Schlußfolgerung. Natürlich stehen der totalen Wiedereinsetzung Israels in sein Land noch große Hindernisse im Weg. Aber erscheinen nicht die schon überwundenen Etappen bedeutender als die noch bevorstehenden? In einem Augenblick kann Gott mit denen fertig werden, die Seinen Absichten widerstehen. Jesus sprach: „Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird.“ Luk. 21,24. Das bedeutet auch, daß die Zeit kommt, da dieser Zustand aufhört, wie es das AT an vielen Stellen weissagt. Und wenn jetzt schon die verdorrten Gebeine Zusammenkommen, obwohl noch nicht vom Geiste belebt, so bedarf es nur eines einzigen Wortes vom Herrn, damit sie wiederauferstehen. Jesus sagte zu Seinen Jüngern: „An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis: Wenn sein Zweig jetzt saftig wird und Blätter gewinnt, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist. Also auch, wenn ihr das alles seht, so wißt, daß es nahe vor der Tür ist.“ Matt. 24,32—33. In der Schrift ist der Feigenbaum (wie auch die Rebe) oft ein Symbol des Volkes Israel. Lange war der Stamm dieses Volkes dürr und tot. Nun brechen die Knospen auf, und die Blätter sprießen. Darum wissen wir, daß der Sommer nahe ist und der Menschensohn vor der Tür. Die Zeit der Angst „ln Jakob’ I. In welcher inneren Verfassung kehrt Israel nach Palästina zurück! Aus den Texten geht klar hervor, daß die Juden ohne innere Umkehr zu Gott oder Jesus Christus in ihr Land zurückkehren. In dem Gesicht von Hesekiel 37 kommen die Gebeine zusammen, und Fleisch und Haut wachsen ihnen, bevor der Geist in sie kam. Genau das geht heute vor sich: Der Zionismus ist eine nationale, keine geistliche Bewegung, und ein großer Teil der jüdischen Rückkehrer nach Palästina hat den Glauben seiner Väter verloren. (Man sagt, daß von über IV« Millionen Juden, die in New York wohnen, 86°/o die Synagoge nicht mehr besuchen). Und traurig ist es, sagen zu müssen, daß die furchtbaren jüngst vergangenen Jahre wohl das Verlangen der Juden nach der Heimkehr steigerten, aber keine Bußbewegung bewirkten, so wenig übrigens wie bei den anderen Völkern! Um daher mit Israel zu Seinem Ziele zu kommen, wird Gott es einer letzten und furchtbaren, aber entscheidenden Prüfung unterziehen müssen. „Aus allen Geschlechtern auf Erden habe Ich euch allein erkannt; darum will Ich euch heimsuchen in all eurer Missetat.“ Arnos 3,2. II. Israel wird in die Hand des Antichristen gegeben werden. Wir haben gesehen, daß der Antichrist offenbar sogar Israel verführt und mit ihm einen Bund auf sieben Jahre eingeht, ihn aber nach dreieinhalb Jahren bricht. Joh. 5,43 und Dan. 9,27. Womöglich wird es der Antichrist selber sein, der, um sich der Juden leichter zu entledigen, ihre Rückkehr nach Palästina beschleunigt und dazu den Widerstand der Araber bricht. Man hat sich gefragt, ob nicht die, welche der Hochmut über eine so hohe — aber diabolische — „Protektion* erfüllt, mit den Worten von Jesaja 28 gemeint sind: „Ihr sprecht: Wir haben mit dem Tod einen Bund und mit der Hölle einen Vertrag gemacht; wenn eine Flut dahergeht, wird sie uns nicht treffen . .. Darum spricht der Herr: Euer Bund mit dem Tod soll los werden und euer Vertrag mit der Hölle nicht bestehen. Und wenn eine Flut dahergeht, wird sie euch zertreten ... Denn der Herr wird Sich auf-machen .. ., daß Er Sein Werk vollbringe auf eine seltsame Weise.“ Vs. 15.18.21. Sacharja spricht davon, wie der Herr kein Mitleid mehr mit den Bewohnern des Landes haben und sie „in die Hand ihres Königs“ — wohl des Antichristen — geben wird. Der „törichte Hirte“ wird „das Fleisch der Fetten (Schafe) fressen und ihre Klauen zerreißen.“ Sach. II, 6.15—16. „Und ich sah das Horn (den Antichristen) streiten wider die Heiligen, und es behielt den Sieg über sie.... Er .... wird die Heiligen des Höchsten verstören ... sie werden aber in seine Hand gegeben werden eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit ... Er wird die Starken samt dem heiligen Volk verstören ... Und mitten in der Woche (von sieben Jahren) wird das Opfer und Speiseopfer aufhören (hier fragt man sich, ob wohl bis dahin die nach Palästina zurückgekehrten Juden ihren alten Kultus wiedereingeführt haben) ... bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird.“ Dan. 7,21.25; 8,24; 9,27. „Israel wird aufgefressen! Die Heiden gehen mit ihnen um wie mit einem unwerten Gefäß . . . Diese will Ich über sie sammeln; sie sollen der Last des Königs der Fürsten (wohl des Antichristen selbst) bald müde werden.“ Hos. 8,8.10. Das wird die schlimmste Zeit sein, die Israel je durchlebt haben wird! III. Die Trübsal Israels. „Wir hören ein Geschrei des Schreckens, es ist eitel Furcht da . . . Warum sind alle Angesichter so bleich? Es ist ein großer Tag, und seinesgleichen ist nicht gewesen, und ist eine Zeit der Angst in Jakob; doch soll ihm daraus geholfen werden.“ Jer. 30,5—7. „Es wird eine solch trübselige Zeit sein, wie sie nicht gewesen ist, seitdem Leute gewesen sind bis auf diese Zeit . . . Und wenn die Zerstreuung des heiligen Volkes ein Ende hat, soll solches alles geschehen.“ Dan. 12,1.7. Der Antichrist und alle seine Heere, Gog und alle seine Horden, alle Völker der Erde werden sich zuletzt versammeln, um Jerusalem zu vernichten. Sach. 12,3; Hes. 38,8—12. Dann „sollen in dem ganzen Lande, spricht der Herr, zwei Teile darin ausgerottet werden und untergehen, und der dritte soll darin übrigbleiben. Und Ich will den dritten Teil durchs Feuer führen und läutern, wie man Silber läutert, und prüfen, wie man Gold prüft .. . Siehe, es kommt dem Herrn die Zeit, daß man deinen Raub austeilen wird in dir. Denn Ich werde alle Heiden wider Jerusalem sammeln zum Streit. Und die Stadt wird gewonnen, die Häuser geplündert und die Weiber geschändet werden; und die Hälfte der Stadt wird gefangen weggeführt werden, und das übrige Volk wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden.“ Sach. 13,8—9; 14,1—2. Vor einigen Jahren hätten wir gezögert, derlei Weissagungen wörtlich zu nehmen. Aber seit wir in wenigen Jahren ein Drittel aller Juden umkommen sahen, wissen wir leider, daß alles möglich ist. Maleachi spricht auch von diesem großen Schmelztiegel, der Israel läutern soll. Nach einem Hinweis auf Johannes den Täufer und auf das erste Kommen des Herrn sagt er weiter: „Und bald wird kommen zu Seinem Tempel der Herr, den ihr suchet, und der Engel des Bundes, des ihr begehrt, siehe, er kommt, spricht der Herr Zebaoth. Wer wird aber den Tag Seiner Zukunft erleiden können? . . . Denn er ist wie das Feuer eines Goldschmieds und wie die Seife der Wäscher. Er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen. Er wird die Kinder Levi reinigen und läutern wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn Speiseopfer bringen in Gerechtigkeit . . . Und Ich will zu euch kommen und euch strafen.“ Mal. 3,1—5. Jesus Christus selbst deutet auf dieselben Ereignisse hin, wenn Er vom Greuel der Verwüstung spricht, den der Antichrist an heiliger Stätte aufrichten wird. Und Er fährt fort: „Alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist; und wer auf dem Dach ist, der steige nicht hernieder, etwas aus seinem Hause zu holen; und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht um, seine Kleider zu holen. Weh aber den Schwangeren und Säugerinnen zu der Zeit! Bittet aber, daß eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat. Denn es wird alsdann eine große Trübsal sein, wie nicht gewesen ist von Anfang der Welt bisher, und wie auch nicht werden wird. Und wo diese Tage nicht würden verkürzt, so würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt.“ Matt. 24,16—22. Man versteht, daß nach all dem „die Kraft des heiligen Volkes ganz gebrochen sein wird.“ Aber wie traurig, daß Israel nicht durch eine aufrichtige Wendung zur Buße und zum Glauben diesen Gerichten entgeht! IV. Die Befreiung, die der Herr Seinen Auserwählten gewährt. Ohne das Eingreifen Gottes könnte kein Mensch gerettet werden. Aber um der Auserwählten willen wird Er es tun. Hier sind neben der Androhung des Gerichts einige tröstliche Verheißungen: „Gehe hin, Mein Volk, in deine Kammer, und schließ die Tür hinter dir zu; verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn' vorübergehe! Denn siehe, der Herr wird ausgehen von Seinem Ort, heimzusuchen die Bosheit der Einwohner des Landes.“ Jes. 26,20—21. „Zur Zeit, wann Gog kommen wird über das Land, spricht der Herr Herr, wird Heraufziehen Mein Zorn in Meinem Grimm . . . Und Ich will ihn richten.“ Hes. 38,18.22. „Zur selben Zeit wird der große Fürst Michael, der für die Kinder deines Volkes steht, sich aufmachen.“ Dan. 12,1. Dank dieser übernatürlichen Hilfe wird Israel nicht verschlungen werden. (S. auch Joel 4,16; Sach. 12,3—8!) Endlich wird nach Israels Bekehrung das Erscheinen des Herrn die Lösung des Dramas zu Gunsten Seines Volkes bringen. „Aber der Herr wird ausziehen und streiten wider diese Heiden, gleichwie Er zu streiten pflegt zur Zeit des Streits. Und Seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem ölberg . . . Und der ölberg wird sich mitten entzwei spalten . . . und ihr werdet fliehen in solchem Tal zwischen Meinen Bergen.“ Sach. 14,3—5. V. Die Völker werden nach ihrem Verhalten zu Israel gerichtet. Gott hatte zu Abraham gesagt: „Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen.“ 1. Mos. 12,3. Dieses Wort wird sich bis zum Ende bewahrheiten. Zu derselben Zeit, da der Herr Sein Volk befreit, wird Er mit den Völkern abrechnen, die es mißhandelt haben. Oft haben sie geglaubt, Gottes Befehl gegen Israel auszuführen, haben aber das Maß in empörender Weise überschritten. Darum wird ihnen Gott das sagen, was Er einst dem Zerstörer des Zehnstämmereichs zurief: „O weh Assur, Meines Zornes Rute!“ Jes. 10,5. „Ich will alle Heiden zusammenbringen im Tale Josaphat und will mit ihnen daselbst rechten wegen Meines Volks und Meines Erbteils Israel, weil sie es unter die Heiden zerstreut und sich in Mein Land geteilt . . . Die ihr Mein Silber und Gold ... genommen . .. dazu auch die Kinder Juda und die Kinder Jerusalems verkauft, . . . auf daß ihr sie ja fern von ihren Grenzen brächtet ... Ich will's euch vergelten auf euren Kopf.“ Joel 4,2—7. (S. auch Jes. 14,2; Micha 4,11—13). „Er hat mich gesandt nach Ehre zu den Heiden, die euch beraubt haben; denn wer euch antastet, der tastet Seinen Augapfel an. Denn siehe, Ich will Meine Hand über sie schwingen, daß sie sollen ein Raub werden denen, die ihnen gedient haben.“ Sach. 2,12—13. „Die übrigen Meines Volkes sollen sie berauben, und die Ubriggebliebenen Meines Volkes sollen sie erben. Das soll ihnen begegnen für ihre Hoffart, daß sie des Herrn Zebaoth Volk geschmäht und sich gerühmt haben. Schrecklich wird der Herr über sie sein.“ Zeph. 2,9—11. „Und sollen sicher darin wohnen.... wenn Ich das Recht gehen lasse über alle ihre Feinde um und um.“ Hes. 28,26. Sollte das nicht die Feinde des Volkes Gottes zum Nachdenken bringen? Mögen wir nie zu ihnen gehören! Die Bekehrung Israels I. Das große Ziel Gottes. Alle Fügungen Gottes mit Israel haben nur das eine Ziel, sie endlich zur Erkenntnis Jesu Christi als ihres Messias zu bringen. Wir haben gesehen, daß ihre Bekehrung nach Paulus das Ende unseres Zeitalters und den Beginn einer neuen Ära bestimmen soll: „Ganz Israel wird selig werden, . . . wenn ihre Zahl voll würde, . . . was wird ihre Annahme anders sein als Leben von den Toten?“ Röm. 11,26.12.15. Wir wollen nun sehen, wie sich dieses Große vollzieht. II. Die Ausgießung des Heiligen Geistes auf Israel. An Pfingsten wurde der Heilige Geist auf die Gemeinde, die Gläubigen, ausgegossen, „auf alles Fleisch“, d. h. auf alle Menschenrassen. Aber Israel als Gesamtheit hatte um seines Unglaubens willen keinen Anteil an dieser Gabe. Doch verheißen die Propheten, daß der Herr mit ihrer Rückführung in das so lang verödete Palästina den Juden auch einen mächtigen Geistesstrom von oben senden wird. „Es werden auf dem Acker Meines Volkes Dornen und Hecken wachsen .. . dem Wild zur Freude, den Herden zur Weide, bis ... daß über uns ausgegossen werde der Geist aus der Höhe ... Sein Geist ist's, der es zusammenbringt ... Ich will Meinen Geist auf deinen Samen gießen und Meinen Segen auf deine Nachkommen . .. Denen zu Zion wird ein Erlöser kommen und denen, die sich bekehren von den Sünden in Jakob, spricht der Herr. Und ich mache solchen Bund mit ihnen: Mein Geist, der bei dir ist, und Meine Worte . .. sollen von deinem Munde nicht weichen noch von dem Mund deines Samens .. . von nun an bis in Ewigkeit.“ Jes. 32,13—15; 34,16; 44,3; 59,20—21. „Ich will euch wieder in euer Land führen ... Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben ... Ich will Meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in Meinen Geboten wandeln und Meine Rechte halten . . . daß Ich nicht einen von ihnen dort zurückgelassen habe (bei den Völkern, nach Me.), und will Mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen; denn Ich habe Meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen, spricht der Herr.“ Hes. 36,24—27; 39,28—29. Und Hesekiel erzählt in seiner berühmten Vision, wie der Herr ihm befiehlt, über die schon zusammengebrachten Gebeine zu weissagen: „Wind (Menge: O Geist), komm herzu aus den vier Winden und blase diese Getöteten an, daß sie wieder lebendig werden; ... da kam Odem in sie, und sie wurden wieder lebendig . . . Ich will Meinen Geist in euch geben, daß ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen.“ Hes. 37,1—14. Und Sacharja verkündigt, was dereinst geschehen wird, wann Israel endlich die Augen aufgehen: „Aber über das Haus David und über die Bürger zu Jerusalem will Ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets; und sie werden Mich ansehen, welchen sie zerstochen haben.“ 12,10. So werden auch die Juden an der Pfingstausgießung teilhaben, um die sie willentlich gekommen waren: „Und nach diesem will Ich Meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen ... Auch will Ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde Meinen Geist ausgießen. Und Ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden ... ehe denn der große und schreckliche Tag des Herrn kommt. Und es soll geschehen, wer des Herrn Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird eine Errettung sein, wie der Herr verheißen hat, auch bei den andern übrigen, die der Herr berufen wird.“ Joel 3,1—5. Der Schluß dieser Weissagung geht offenbar bei der Bekehrung der Juden noch genauer in Erfüllung als an Pfingsten. (S. Ap. 2,16—21). III. Israel begrüßt Jesus Christus als seinen Erlöser. Endlich werden die Juden, durch die Kraft des Geistes zerbrochen, „Mich ansehen, welchen sie zerstochen haben. Und werden um Ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind (den eingeborenen Sohn des Vaters), und werden sich um Ihn betrüben, wie man sich betrübt um ein erstes Kind (den Erstgeborenen Marias). Sach. 12,10. Staunend wird Israel die Gottheit des Messias, des Sohnes Davids, erkennen: „Die Kinder Israel werden lange Zeit ohne König, ohne Fürsten, ohne Opfer bleiben ... Darnach werden sich die Kinder Israel bekehren und den Herrn, ihren Gott, und ihren König David suchen (ein und dieselbe Person); und werden mit Zittern zu dem Herrn und Seiner Gnade kommen in der letzten Zeit.“ Hos. 3,4—5. Dann werden die Juden jene Worte verstehen und erfüllen: „Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! sehet, euer Gott, der kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen. Alsdann werden der Blinden Augen aufgetan werden, und der Tauben Ohren . . . Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott! Denn siehe, der Herr Herr kommt gewaltig, und Sein Arm wird herrschen. Siehe, Sein Lohn ist bei Ihm, und Seine Vergeltung ist vor Ihm. Er wird Seine Herde weiden wie ein Hirte; Er wird die Lämmer in Seine Arme sammeln . . . Saget der Tochter Zions: Siehe, dein Heil kommt!“ Jes. 35,4—5; 40,9—11; 62,11. Zuletzt sagt Paulus, wie er von der Verstockung seines Volkes redet, die so lange dauern wird, bis „die Fülle (Vollzahl) der Heiden eingegangen ist“, daß ganz Israel dann gerettet wird. Er stützt sich dabei auf das oben genannte Wort Jesajas vom kommenden Erlöser (Kap. 59, Vs. 20). Röm. 11,25—26. Dieser Erlöser wird, nach Jesu eigenen Worten, von den Juden klar erkannt und angenommen werden: „Ihr werdet Mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Matt. 23,39. Die Bekehrung des Saulus von Tarsus erscheint wie ein Symbol für die künftige Bekehrung seines Volkes. Wie einst Paulus ist Israel in seinem Judentum verstockt und ein heftiger Gegner Christi. Aber in dem Augenblick, da ihm der Herr in Seiner Herrlichkeit erscheint, zerbricht sein Herz, und er erkennt seinen Heiland. Alsbald wird er, kraft einer unfaßbaren Umwandlung, zum großen Missionar Dessen, den er lange verworfen hatte. Zinzendorf, einer der ersten Christen unserer Epoche, der für die Bekehrung der Juden gebetet hat, sagte sehr richtig: „Gott wird sie bekehren wie einen Saulus, indem Er sie zu Boden wirft.“ IV. Israels Reue Den bisher verabscheuten Christus annehmen, den langen Irrweg des ganzen Volkes einsehen, ihr Verbrechen gegen Gott verstehen, alle die ihnen verlorengegangenen Segnungen erkennen, all das wird für die Juden sehr schmerzlich sein. Wenn sie Ihn ansehen, welchen sie zerstochen haben, werden sie bitterlich über Ihn und über ihre Sünden weinen. Zu der Zeit wird die Trauer groß sein zu Jerusalem, gleich den Klagen in Megiddo beim tragischen Tod des guten Königs Josia. Sacharja zählt die einflußreichen Familien des Landes auf, die, jede für sich, an der Trauer des ganzen Volkes teilnehmen. Sach. 12,10—14 (S. auch 3. Mos. 26,40—41; Hes. 36,31—32). Es kommt der Tag, da das widerspenstige Volk von selbst seinen Gott suchen wird: „Wie lange willst du in der Irre gehen, du abtrün- nige Tochter? Denn der Herr wird ein Neues im Lande erschaffen: das Weib wird den Mann umgeben (das Weib ist hier Israel, das den Herrn, seinen Ehegemahl, suchen wird) . . . Zur selben Zeit, spricht der Herr, werden kommen die Kinder Israel samt den Kindern Juda und weinend daherziehen und den Herrn, ihren Gott, suchen . . . Ihr werdet Mich suchen und finden. Denn so ihr Mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will Ich Mich von euch finden lassen, spricht der Herr, und will euer Gefängnis wenden und euch sammeln aus allen Völkern.“ Jer. 31,22; 50,4; 29,13—14. V. Gott schenkt den Juden ein neues Herz Der Herr kann nicht hart sein gegen ein bußfertiges und gläubiges Menschenkind. Nach Seiner Verheißung gewährt Er ihm die Gnade der Wiedergeburt. So wird auch zuletzt das Gebet Jesu Christi erhört: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Schon lange bedurfte Israel dieser Gnade, hatte doch schon Mose ihnen gesagt: „Der Herr hat euch bis auf diesen heutigen Tag noch nicht gegeben ein Herz, das verständig wäre, Augen, die da sähen, und Ohren, die da hörten.“ 5. Mos. 29,3. Dieses von Natur böse Herz hat sich durch die Jahrtausende der Empörung und des Unglaubens nur verhärtet. Aber eines Tages wird Gottes Gnade es besiegen': „Er wird dich in das Land bringen, das deine Väter besessen haben ... Er wird dir Gutes tun und dich mehren über deine Väter. Und der Herr, dein Gott, wird dein Herz beschneiden und das Herz deiner Nachkommen, daß du den Herrn, deinen Gott, liebest von ganzem Herzen und von ganzer Seele, auf daß du leben mögest . . . Du aber wirst dich bekehren und der Stimme des Herrn gehorchen, daß du tust alle Seine Gebote, die ich dir heute gebiete.“ 5. Mos. 30,5—6.8. „Eure Entronnenen werden dann an Mich gedenken unter den Heiden, da sie gefangen sein müssen, wenn Ich ihr abgöttisches Herz, so von Mir gewichen, und ihre abgöttischen Augen, so nach ihren Götzen gesehen, zerschlagen habe ... Ich will euch das Land Israel geben . . . und will euch ein einträchtiges Herz geben und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz wegnehmen aus eurem Leibe und ein fleischernes Herz geben, auf daß sie in Meinen Sitten wandeln und Meine Rechte halten und danach tun. Und sie sollen Mein Volk sein, so will Ich ihr Gott sein.“ Hes. 6,9; 11,17—20. Die letztere Verheißung ist so wichtig, daß sie im 36. Kapitel, V. 26—28 weiter ausgeführt wird. (S. auch Jer. 24,6—7; 31,33; 32,37—40). Endlich wird das wiedergeborene Volk die Schrift verstehen: „Ihre Sinne sind verstockt. Denn bis auf den heutigen Tag bleibt diese Decke unaufgedeckt über dem Alten Testament, wenn sie es lesen, welche in Christo aufhört. Aber bis auf den heutigen Tag, wenn Mose gelesen wird, hängt die Decke vor ihrem Herzen; wenn es aber sich bekehrte zu dem Herrn, so würde die Decke abgetan.“ 2. Kor. 3,14—16 (nach Me.: sobald sich Israel . . . bekehrt, wird die Decke weggenommen). Dann aber, und zwar zum erstenmal, wird Israel wirklich das Volk Gottes geworden sein. VI. Das unvergleichliche Glück Israels Die Propheten scheinen kaum Worte genug zu finden, um die ganze Glückseligkeit zu beschreiben, die endlich Israels Herz erfüllen wird. Bei der Rückkehr aus Babylon sangen die Juden: »Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein.“ Ps. 126,1—2. Wieviel mehr wird das bei ihrer endgültigen Heimkehr der Fall sein! 1. Israel wird Triumphgesänge anstimmen „Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und gen Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein . . . Da werdet ihr singen wie in der Nacht eines heiligen Festes (des Osterfestes), und euch von Herzen freuen, wie wenn man mit Flötenspiel geht.“ Jes. 35,10; 30,29. „Und soll von dannen herausgehen Lob- und Freudengesang.“ Jer. 30,19. 2. Endlich wird es die Freiheit genießen „Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, daß ihre Dienstbarkeit ein Ende hat, denn ihre Missetat ist vergeben.“ Jes. 40,2. „Es soll aber geschehen zu derselben. Zeit, spricht der Herr Zebaoth, daß Ich sein Joch von deinem Halse zerbrechen will und deine Bande zerreißen, daß er nicht mehr den Fremden dienen muß.“ Jer. 30,8. 3. Es wird in Frieden und Sicherheit leben „Jakob soll wiederkommen, in Frieden leben und Genüge haben, und niemand soll ihn schrecken.“ Jer. 30,10. „Und sie (Meine Schafe) sollen sicher auf dem Lande wohnen und sollen erfahren, daß Ich der Herr bin, wenn Ich ihr Joch zerbrochen und sie errettet habe von der Hand derer, denen sie dienen mußten. Und sie sollen nicht mehr den Heiden zum Raube werden, und kein Tier auf Erden soll sie mehr fressen, sondern sollen sicher wohnen ohne alle Furcht.“ Hes. 34,27—28. „Mein Volk wird in Häusern des Friedens wohnen, in sicheren Wohnungen und in stolzer Ruhe.“ Jes. 32,18. Nur Israel, das Jahrtausende unter dem Gespenst der Ausbeutung und der Verfolgung gelebt hat, wird den wahren Wert einer solchen Befreiung würdigen können. Jesaja läßt uns die Gefühle schauen, die der Juden Herz erfüllen wird: „Wenn dir der Herr Ruhe geben wird von deinem Jammer und Leid und von dem harten Dienst, darin du gewesen bist, so wirst du ein solch Lied anheben wider den König zu Babel (der hier für die Bedrücker des Volkes, Satan selbst — V. 12—14 — und sicher auch für den Antichristen steht) und sagen: Wie ist‘s mit dem Dränger so gar aus, und der Zins hat ein Ende. Der Herr hat die Rute der Gottlosen zerbrochen, die Rute der Herrscher.. . Nun ruht doch alle Welt und ist still und jauchzt fröhlich.“ Jes. 14,3—7. 4. Israel wird getröstet werden „Jakob soll nicht mehr zu Schanden werden, und sein Antlitz soll sich nicht mehr schämen . . . Für eure Schmach soll Zwiefältiges kommen, und für die Schande sollen sie fröhlich sein ... sie sollen ewige Freude haben . . . Denn der vorigen Ängste ist vergessen, und sie sind vor Meinen Augen verborgen . . . Freuet euch mit Jerusalem . . . Ihr sollt euch dafür ergötzen an der Fülle ihrer Herrlichkeit. Denn also spricht der Herr: Siehe, Ich breite aus den Frieden bei ihr wie einen Strom und die Herrlichkeit der Heiden wie einen ergossenen Bach; da werdet ihr saugen. Ihr sollt auf dem Arme getragen werden, und auf den Knieen wird man euch freundlich halten. Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem ergötzt werden. Ihr werdet’s sehen, und euer Herz wird sich freuen.“ Jes. 29,22; 61,7; 65,16; 66,10—14 (S. auch Jer. 31,12). 5. Zu allem hin wird Israel das ganze, unaussprechliche Glück der Gegenwart und der Liebe des Herrn genießen „Alsdann wirst du Mich heißen „mein Mann“ ... Ich will Mich mit dir verloben in Ewigkeit . . . Gerne will Ich sie lieben.“ Hos. 2,18.21; 14,5. „Jauchze, du Tochter Zion! Rufe, Israel! Freue dich und sei fröhlich von ganzem Herzen, du Tochter Jerusalem . . . ! Der Herr, der König Israels, ist bei dir, ein starker Heiland; Er wird Sich über dich freuen und dir freundlich sein und vergeben und wird über dir mit Schall fröhlich sein.“ Zeph. 3,14—17. VII. Schlußfolgerung Beim Abschluß dieser Skizze von der Israel vorbehaltenen Zukunft stehen uns zwei Texte besonders vor der Seele: »Wie geschrieben steht: Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die Ihn lieben.“ 1. Kor. 2,9. Kein Mensch hätte je eine solch wunderbare Laufbahn wie die Israels erdenken können, oft so düster infolge seiner Untreue, doch hell beschienen von der triumphierenden Gnade Gottes! Und zuletzt wird die Verwirklichung aller Liebes-absichten Gottes mit dem Volk der Erwählung ein ewiges Denkmal zur Ehre des Herrn sein. „Denn Gott hat alle beschlossen unter den Unglauben, auf daß Er Sich aller erbarme. O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind Seine Gerichte und unerforschlich Seine Wege! ... Denn von Ihm und durch Ihn und zu Ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.“ Röm. 11,32—36. SIEBTER TEIL D i e Ankun f t Jesu Christi 1. Kapitel Die glorreidie Erscheinung Jesu Christi Das Hauptereignis, das die Propheten ankündigen, ist nicht das Weltgericht, nicht die Wiederherstellung Israels, nicht einmal der Sieg der Gemeinde: Es ist das Kommen des Sohnes Gottes in Herrlichkeit. Darum haben wir unserem Buch nicht ohne Grund den Titel „Die Wiederkunft Jesu Christi“ gegeben. Ohne die Erscheinung des Einen, Des wir warten, wären die Weissagungen gegenstandslos, die Zukunft leer, und wir wären die elendesten unter allen Menschen. Als der Heiland Seine Jünger durch Seine Himmelfahrt verlassen hatte, vernahmen sie die Botschaft der Engel: „Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr Ihn gesehen habt gen Himmel fahren.“ Und es heißt: „Da wandten sie um gen Jerusalem von dem Berge, der da heißt der ölberg.“ Ap. 1,11 —12. Laßt uns sehen, wie der Herr diesem Text zufolge wiederkommen soll! 7. Jesus Christus wird persönlich wiederkommen Manche behaupten, wir könnten nicht mit der Rückkehr von Jesus Christus selbst rechnen. Damit nehmen sie diesem großen Ereignis seinen eigentlichen Inhalt, so daß es ganz nebelhaft und unpersönlich wird. Jesus sei an Pfingsten „im Geist“ wiedergekommen, oder Er käme überhaupt nicht wieder, zum einen, weil „man aus jener Welt nicht wiederkehrt“, zum andern, weil Seine Rückkehr gar nicht nötig sei. Das Reich Gottes auf Erden sei einfach der Triumph des guten Willens der Menschen. (Man wundert sich, daß derlei Ideen sich heute noch verbreiten lassen.) Und doch ist die Schrift hierüber ganz unzweideutig: „Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nfcht! Sehet, euer Gott, der kommt zur Rache; Gott, der da vergilt. Er selbst kommt und wird euch retten (nach Me.) . . . Siehe, der Herr Herr kommt gewaltig, und Sein Arm wird herrschen. Siehe, Sein Lohn ist bei Ihm, und Seine Vergeltung ist vor Ihm. Er wird Seine Herde weiden wie ein Hirte.“ Jes. 35,4, 40,10—11. „Der Herr wird ausziehen . . . Und Seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem ölberge.“ Sach. 14,3—4. Offenbar ist Jesus Christus selbst dieser Herr. Im NT spricht der Herr dieselbe Sprache. Er schickt nicht Enge! oder Erzengel, die Seinen zu holen und die Welt zu richten. In eigener Person wird Er ausziehen und von allen erkannt werden. „Ich will wiederkommen und euch zu Mir nehmen ... Ich will euch Wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen.“ Joh. 14,3; 16,22. Ebensowenig läßt Er Sich zu Seiner Vermählung vertreten. Gleich dem Bräutigam im Gleichnis von den zehn Jungfrauen überträgt Er niemandem das Recht, die Braut abzuholen: „Zur Mitternacht aber ward ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt; gehet aus, ihm entgegen!“ Matt. 25,6. „Siehe, Ich komme bald und Mein Lohn mit Mir . . . Ja, Ich komme bald.“ Offb. 22,12. 20. Zuletzt bekräftigen auch die Apostel diese Aussagen: „Bekehret euch ... auf daß . .. der Herr sende Den, der euch Jetzt zuvor gepredigt wird, Jesus Christus.“ Ap. 3,19. 20. „Ihr seid bekehrt zu Gott ... zu warten auf Seinen Sohn vom Himmel . . . Denn Er selbst, der Herr, wird herniederkommen vom Himmel.“ 1. Thess. 1,9—10; 4,16 usw. II. Jesus Christus wird als des Menschen Sohn erscheinen Seit Pfingsten ließ der Herr Seinen Geist in Seiner Gemeinde wohnen. Nun soll Er leiblich wiederkommen, denn Er hat die Menschengestalt, die Er annahm, uns zu retten, nicht abgelegt. Als Johannes am Tage des Herrn im Geiste verzückt ist, sieht er den verklärten Menschensohn kommen, die Gemeinde zu warnen und die Welt zu richten. Der Unterschied zwischen dieser erhabenen Erscheinung und dem schlichten Zimmermann von Nazareth, an Dessen Brust Johannes gelegen hatte, ist so gewaltig, daß der Apostel seinem Meister wie tot zu Füßen fällt. Dieser aber legt die rechte Hand auf ihn und spricht: „Fürchte dich nicht!“ Offb. 1,12—17. Für die Gläubigen liegt etwas unendlich Tröstliches in dem Gedanken, daß der Herr Sich dazu herabläßt, bis in Ewigkeit die Menschengestalt zu behalten, die Er angenommen hatte, um ans Kreuz zu gehen. Der Weltenbeherrscher ist einer der Unsern, Er nimmt uns in Seinen Himmel auf, wo wir ohne Ihn verloren wären, und läßt uns auf Seinem Throne sitzen. Ersdireckend und demütigend aber ist für die Sünder der Gedanke, daß der höchste Richter der leibhafte Menschensohn sein wird. Bald werden sie vor Dem die Kniee beugen und zittern müssen, den sie so verachtet und dessen Vergebung sie so hochmütig verschmäht haben. Manche Texte bestätigen es, daß Jesus wirklich als Menschensohn erscheinen wird: „Siehe, es kam Einer in des Himmels Wolken wie eines Menschen Sohn . . . Der gab Ihm Gewalt, Ehre und Reich.“ Dan. 7,13—14. „Alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit . . . Am Ende der Welt. . . wird des Menschen Sohn Seine Engel senden; und sie werden sammeln aus Seinem Reich alle Ärgernisse.“ Matt. 24,30; 13,40.41 (S. auch 26,64; Luk. 17,24. 30; 21,36). III. Christus wird sichtbar wiederkommen Der Herr könnte Sich damit begnügen, den Seinen zu erscheinen, aber alle Sünder vernichten, ohne Sich ihnen zu zeigen. Doch der Vater will, daß alle den Sohn Seiner Liebe erkennen und Ihn in Seiner Herrlichkeit sehen. An dem Tage werden alle, die auf Erden leben, die Blicke auf Ihn richten, doch mit sehr verschiedenen Gefühlen: Die Gläubigen werden Ihm zujauchzen, die Juden Ihn endlich anerkennen, die Ungläubigen bei Seinem Anblick erbeben. „Sie (die Juden) werden Mich ansehen, welchen sie zerstochen haben.“ Sach. 12,10. Jesus sagt zu den Juden, sie würden Ihn Wiedersehen, wenn sie sagen: „Gelobt sei, Der da kommt im Namen des Herrn!“ Matt. 23,39. „Ihr werdet sehen des Menschen Sohn . . . kommen in den Wolken des Himmels.“ Matt. 26,64. „Dann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen.“ Mk. 13,26. „Und es werden Ihn sehen alle Augen und die Ihn zerstochen haben; und werden heulen alle Geschlechter der Erde.“ Offb. 1,7. Manche haben die etwas naive Frage gestellt, wieso Christus in einem Augenblick der ganzen Welt sichtbar werden könnte. Man braucht nur daran zu denken, daß das Lidit 300 000 km in der Sekunde zurücklegt, und daß die Television erstaunliche Wunder vor unseren Augen vollbringt. Der Herr wird noch andere Mittel haben, um Sein Wort wahr zu machen. IV. Et kommt vom Himmel auf den Wolken und m i t den Wolken 1. Jesus kommt auf den Wolken, d. h. von oben her, wie Er das erste Mal kam. Es sind nicht die Menschen, die Ihn „zum König krönen“ und Sein Reich auf Erden aufrichten. Nein, Er erscheint aus dem Himmel in dem Augenblick, den Sein souveräner Wille bestimmt. Das große Bild, das Symbol der Reiche der Welt, wird von einem Steine zermalmt, der „ohne Hände vom Berg herabgerissen wird“. Dan. 2,34. 45. „Siehe, es kam Einer in des Himmels Wolken wie eines Menschen Sohn.“ Dan. 7,13. Und mehrere der schon angeführten Stellen betonen den Gedanken, daß Jesus „auf den Wolken des Himmels“ kommt, nicht aus den Tiefen unserer dem Abfall verfallenen Erde. 2. „Siehe, Er kommt mit den Wolken.“ Offb. 1,7. Ohne diesen Text vergewaltigen zu wollen, scheint er uns zu sagen, daß Jesus auch mit den Wolken des Gerichts kommt, die die Welt bedrohen. Müßte man nicht blind sein, um zu übersehen, wie sich heute die düstersten Wolken am Horizont auftürmen? Ein Sturm ist im Anzug, dessen Umfang uns nur die Bibel ahnen läßt. V. Jesus wird plötzlich wiederkommen. Das Kommen des Herrn für Seine Braut wird unversehens sein. Aber wie ein Blitz wird es auch die Welt treffen, die nicht auf die prophetischen Berichte achtet: „Der Tag wird kommen wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, wird sie das Verderben schnell überfallen, gleich wie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen.“ 1, Thess. 5,2—3. „So alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist Christus, oder: da! so sollt ihr‘s nicht glauben . . . Wenn sie zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste! so gehet nicht hinaus; siehe, er ist in der Kammer (d. h. er ist schon sichtbar wiedergekommen!) — so glaubt nicht. Denn gleich wie der Blitz ausgeht vom Aufgang und scheinet bis zum Niedergang, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes.“ Matt. 24,23. 26—27. Gerade diese Blitzesschnelle kann Jesus Christus allen von einem Ende der Erde bis zum andern sichtbar machen. Dann wehe denen, die sich nicht zur Zeit gerüstet haben! VI. Christus kommt in Herrlichkeit Käme Er auch heute als schlichter Zimmermann von Nazareth, würde man Ihn nicht einmal dreißig Jahre leben lassen. Aber Er kommt wieder, um aller Welt Seine göttliche Herrlichkeit zu offenbaren. „Es wird geschehen, daß des Menschen Sohn komme in der Herrlichkeit Seines Vaters mit Seinen Engeln; und alsdann wird Er einem jeglichen vergelten nach seinen Werken . . . Alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ Matt. 16,27; 24,30 (S. auch Kap. 26,64). Wir hörten, daß Jesus Christus bei Seiner Himmelfahrt in die höchste Herrlichkeit einging, und daß Er mit dieser Herrlichkeit bekleidet wiederkehren wird, um Gericht zu üben und Seine Herrschaft auf Erden aufzurichten. Dan. 7,13—14. Und Johannes zeigt uns diesen König der Könige als den Sieger von Harmagedon. Offb. 19,11 —16. Schon sieht unser Glaubensauge „Jesum durchs Leiden des Todes gekrönt mit Preis und Ehre“. Hebr. 2,9. Aber unsere Sehnsucht ruft den Tag herbei, da unser Herr endlich im vollen Glanz Seiner Majestät offenbart wird. VII. Der Herr kommt mit all Seinen Engeln „Der Herr Jesus wird offenbart vom Himmel samt den Engeln Seiner Kraft und mit Feuerflammen, Rache zu geben über die, so Gott nicht erkennen.“ 2. Thess. 1,7—8. „Es hat geweissagt Henoch . . . Siehe, der Herr kommt mit vielen tausend Heiligen, Gericht zu halten über alle.“ Jud. 14—15. „Die Schnitter sind die Engel . . . Des Menschen Sohn wird Seine Engel senden, und sie werden sammeln aus Seinem Reich alle Ärgernisse und die da Unrecht tun ... Und Er wird senden Seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammefn Seine Auserwählten von den vier Winden . . . Des Menschen Sohn wird kommen in Seiner Herrlichkeit und alle heiligen Engel mit Ihm.“ Matt. 13,39—41; 24,31; 25,31 (S. auch Kap. 16,27). „Und Ihm folgte nach das Heer im Himmel auf weißen Pferden, angetan mit weißer und reiner Leinwand.“ Offb. 19,14. So sollen Ihm die zwölf Legionen Engel, die Er vom Vater nicht erbitten wollte, damit Ihm das Kreuz erspart bliebe, und noch weit mehr als Geleit bei Seinem Triumphzug beigegeben werden. VIII. Christus kommt mit allen Seinen Heiligen Die entrückte Gemeinde wird zur Hochzeit mit dem Lamm in den Himmel aufgenommen. Mit Seiner Herrlichkeit gekrönt, wird sie mit Ihm herabsteigen und an Seinem Gericht und Seiner Herrschaft teilnehmen. Nachdem Sacharja das Auftreten des siegreichen Christus bei der Schlacht von Harmagedon beschrieben hat, fährt er fort: „Da wird dann kommen der Herr, mein Gott, und alle Heiligen mit Dir.“ 14,5. „Wenn aber Christus, euer Leben, Sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit Ihm in der Herrlichkeit.“ Kol. 3,4. So wird der Herr Seine Braut dem ganzen Erdenrund vorstellen und sie für alle erlittene Qual, Schmach und Verfolgung trösten. „Ihr seid eine kleine Zeit traurig in mancherlei Anfechtungen, auf daß euer Glaube . . . erfunden werde ... zu Lob, Preis und Ehre, wenn nun offenbart wird Jesus Christus.“ 1. Petr. 1,6—7. IX. Der Herr wird Seine Füße auf den ölberg setzen „Aber der Herr (Jesus selbst) wird ausziehen und streiten wider diese Heiden . . . Und Seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem ölberg, der vor Jerusalem liegt gegen Morgen.“ Sach. 14,3—4. Es ist ganz natürlich, daß der Herr gerade an den Ort zu Seiner glorreichen Vergeltung kommt, da Er im Garten Gethsemane mit dem Tode rang, und von wo aus Er gen Himmel fuhr. Matt. 26,30; Ap. 1,12. Nahebei liegt ja auch Golgatha, wo eine Welt von Empörern Ihn ans Kreuz schlug. Ebenfalls auf dem ölberg hatte Hesekiel die Herrlichkeit des Herrn zuletzt gesehen, als sie vom Tempel gewichen war, der nun bald von Nebukadnezar zerstört werden sollte. Hes. 11,22—32. Seitdem war der jüdische Tempel wohl wiederaufgebaut, aber nicht wieder sichtbar wie zuvor vom Herrn bewohnt worden. Die Niederfahrt des großen Siegers auf diesen vorbestimmten Ort wird die Herrlichkeit Gottes auf die Erde zurückbringen. Im Tausendjährigen Reich werden wir sie von Jerusalem aus die ganze Welt überstrahlen sehen. Nun wollen wir forschen, in welch zwiefacher Weise Sich Christus nach Seiner Niederfahrt offenbaren wird! 2. Kapitel Der höchste Richter I. Alles Gericht wird Jesus Christus übertragen 1. In Wirklichkeit hat Gott allein das Recht zu richten Allein dem Herrn steht die Bestrafung der Sünder zu. Selbstverständlich kann kein Mensch den Bruder richten, da alle schuldig sind. „Gott, mache Dich auf und richte den Erdboden; denn Du bist Erbherr über alle Heiden . . . ! Herr, Gott, des die Rache ist, erscheine! Erhebe Dich, Du Richter der Welt . . . ! Alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn; denn Er kommt, das Erdreich zu richten; Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit Recht.“ Ps. 82,8; 94,1—2; 98,8—9. „Gehe hin, Mein Volk..., verbirg dich einen kleinen Augenblick . . . denn siehe, der Herr wird ausgehen von Seinem Ort, heimzusuchen die Bosheit der Einwohner des Landes . . . Sehet, euer Gott, der kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt.“ Jes. 26,20—21; 35,4 (S. auch 40,10). In erster Linie, weil Er Gott ist, wird daher Jesus Christus oberster Richter des Weltalls sein. Aber es gibt einen weiteren Grund! 2. Der Menschensohn soll Vollstrecker des Gerichts sein. „Der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat Er dem Sohn gegeben, auf daß sie alle den Sohn ehren . . . Und hat Ihm Macht gegeben, auch das Gericht zu halten, darum daß Er des Menschen Sohn ist.“ Joh. 5,22—23. 27. „Jesus hat uns geboten . . . zu zeugen, daß Er ist verordnet von Gott zum Richter der Lebendigen und der Toten . . . Gott . . . hat einen Tag gesetzt, an welchem Er richten will den Kreis des Erdbodens mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den Er dazu ausersehen und für alle durch Seine Auferweckung von den Toten beglaubigt (Menge).“ Ap. 10,42; 17,31. „Auf den Tag, da Gott das Verborgene der Menschen durch Jesum Christum richten wird.“ Röm. 2,16. „Jesus Christus ... zu richten die Lebendigen und die Toten mit Seiner Erscheinung.“ 2. Tim. 4,1. „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein jeglicher empfange, nach dem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse.“ 2. Kor. 5,10. Aber Warum wird ausdrücklich das Gericht gerade dem Menschensohn übergeben? Aus zwei Gründen: a) In Seiner Menschwerdung hat Sich Jesus uns gleichgestellt. Er lernte unsere Versuchungen und Nöte kennen; Er konnte- die ganze Wucht der Angriffe des Feindes ermessen. So wird Er die Menschen aus Seiner Kenntnis des Falls und in aller Gerechtigkeit richten. Keiner kann auch nur versucht sein, Ihm zu sagen: „Herr, Du, der Du in der Ruhe des Himmels thronst, Du kannst Dir meine Lage nicht vorstellen!“ (Natürlich wäre eine solche Sprache albern, da Gott alles weiß; aber Er nimmt dem Sünder jeden Vorwand, so zu reden.) Kurz, Gott hat dafür gesorgt, daß die Menschen von einem der Ihren, dem allein Sündlosen, gerichtet werden. b) Indem Er Menschensohn wurde, einen Leib annahm, um an unserer Stelle am Kreuz zu sterben, hat Jesus den höchsten Beweis der göttlichen Liebe erbracht. Darum lag das größte Verbrechen der Menschen darin, daß sie diese unaussprechliche Gnade verschmähten. Ein Sprichwort sagt, daß der Haß nahe bei der Liebe wohne. Wir würden nicht wagen, so von Gott zu reden, aber das müssen wir uns sagen, daß der Heiland Sich für alle, die Seine Liebe mißachten, in einen unerbittlichen Richter verwandeln wird. Die Offenbarung zeigt uns Jesus Christus immer wieder als das unschuldige, sanftmütige Lamm, das für unsere Sünden geschlachtet wurde. Aber sie gibt auch den angehenden, furchtbaren Endgerichten einen erschrecklichen Namen: den Zorn des Lammes! Offb. 6,16. II. Wie wird nun der Richter beschriebenI Mehrere Stellen behandeln den scharfen Gegensatz zwischen Jesus Christus als Heiland und als Richter: „Du bist Mein Sohn . . . Heische von Mir, so will Ich Dir die Heiden zum Erbe geben . . . Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen . . . Küsset den Sohn, daß Er nicht zürne und ihr umkommet auf dem Wege . . . Aber wohl allen, die auf Ihn trauen!“ Ps. 2,7—12. „Der Geist des Herrn Herrn ist über Mir, darum daß Mich der Herr gesalbt hat . . . den Elenden zu predigen ... zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn und einen Tag der Rache unsers Gottes.“ Jes. 61,1—2. „Saget den verzagten Herzen: Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen ... Er wird Seine Herde weiden wie ein Hirte; Er wird die Lämmer in Seine Arme sammeln.“ Jes. 35,4; 40,11 (s. auch 62,11). Ebenso klar verkündigt das NT, daß Jesus alle Gerechtigkeit Gottes erfüllen wird. Johannes der Täufer sagt von Ihm: „Er wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen. Und Er hat Seine Wurfschaufel in der Hand: Er wird Seine Tenne fegen und den Weizen in Seine Scheune sammeln; aber die Spreu wird Er verbrennen mit ewigem Feuer.“ „Des Menschen Sohn wird Seine Engel senden, und sie werden sammeln aus Seinem Reich alle Ärgernisse und die da unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappern.“ Matt. 3,11—12; 13,41—42. Und Er, der Heiland selbst, wird unerbittlich die Ungerechten von Sich stoßen, wenn die Gnadenpforte verschlossen ist. Matt. 7,22—23; 25,11 —12; Luk. 13,25—27. Aber gehen wir weiter und gehen wir näher auf die kommende Tätigkeit des großen Richters ein! III. Welche Gerichte wird Jesus Christus übenI 1. Das Gericht über die Gläubigen Die Gläubigen entrinnen der ewigen Verdammnis, aber ihre Werke müssen geprüft und der Lohn muß für sie bestimmt werden. Einerseits sagt die Schrift: „Wer Mein Wort hört und glaubt Dem, der Mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ Joh. 5,24. „So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind.“ Röm. 8,1. Und doch sagt Paulus andererseits das Wort vom Richtstuhl Christi, da jeder empfängt nach seinen guten oder bösen Handlungen. 2. Kor. 5,10 (s. oben; 1. Kor. 4,4—5). „Eines jeglichen Werk wird . . . durchs Feuer offenbar werden. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird selig werden, so doch wie durchs Feuer.“ 1. Kor. 3,13—15. 2. Das Gericht von Harmagedon Jesus ist's, der an diesem denkwürdigen Tag der Vollstrecker des göttlichen Zorns sein wird. „Wer ist der, so von Edom kommt, mit rötlichen Kleidern von Bozra? Der so geschmückt ist in seinen Kleidern und einhertritt in seiner großen Kraft? .. . Warum ist dein Gewand so rotfarben und dein Kleid wie eines Keltertreters? ,Ich trete die Kelter allein, und ist niemand unter den Völkern mit Mir. Ich habe sie gekeltert in Meinem Zorn und zertreten in Meinem Grimm. Daher ist ihr Blut auf Meine Kleider gespritzt, und Idi habe all Mein Gewand besudelt. Denn Ich habe einen Tag der Rache Mir vorgenommen; das Jahr, die Meinen zu erlösen, ist gekommen . . . Mein Zorn stand Mir bei. Und Ich habe die Völker zertreten in Meinem Zorn und habe sie trunken gemach: in Meinem Grimm und ihr Blut auf die Erde geschüttet'.“ Jes. 63,1—6. Als Nebukadnezar das große Bild der Weltreiche betrachtete, ward „ein Stein herabgerissen ohne Hände; der schlug das Bild an seine Füße, die Eisen und Ton waren, und zermalmte sie . . . Der Stein aber, der das Bild schlug, ward ein großer Berg, daß er die ganze Welt füllte.“ Der Stein bedeutet das plötzliche Erscheinen Jesu Christi vom Himmel, um die irdischen Reiche zu vernichten und Sein Königreich aufzurichten. „Zur Zeit solcher Königreiche wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird ... Es wird alle diese Königreiche zermalmen und verstören; aber es selbst wird ewiglich bleiben; wie du denn gesehen hast einen Stein, ohne Hände vom Berge herabgerissen.“ Dan. 2,34—35. 44—45 (s. auch Sach. 14,3—4). Zuletzt tritt der Eine auf einem weißen Pferd auf, der „Treu und Wahrhaftig heißt; und Er richtet und streitet mit Gerechtigkeit. Seine Augen sind wie eine Feuerflamme . . . Aus Seinem Munde ging ein scharfes Schwert, daß Er damit die Heiden schlüge (mit Seinem Wort wird Er Seine Gegner vernichten), und Er wird sie regieren mit eisernem Stabe; und Er tritt die Kelter des Weins des grimmigen Zornes Gottes, des Allmächtigen . . . Und die anderen wurden erwürgt mit dem Schwert Des, der auf dem Pferde saß, und das aus Seinem Munde ging“. Offb. 9,11.12. 15.21. 3. Das Gericht über den Antichristen Es ist geredn, daß der Antichrist von Dem gerichtet wird, gegen Den er sich so töricht aufgeworfen hat. „Alsdann wird der Boshafte offenbart werden, welchen der Herr umbringen wird mit dem Geist Seines Mundes (Sein Wort) und wird durch die Erscheinung Seiner Zukunft ihm ein Ende machen." 2. Thess. 2,8. Die zehn Diktatoren und das Tier „werden streiten mit dem Lamm, und das Lamm wird sie überwinden (denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige).“ Öffb. 17,14. 4. Das Gericht über die Völker Bei seinem Erscheinen wird Jesus alle Lebenden vor Sich versammeln, zur Auslese derer, die Er für würdig hält, an Seinem Reich der Herrlichkeit teilzunehmen. Matt. 25,31—32. (Wir spre chen noch über dieses Gericht im Teil über das Millennium.) 5. Das letzte Gericht Nach den tausend Jahren findet die Auferstehung aller Gottlosen zur letzten Abrechnung statt. Auch hierbei ist Jesus Christus der hohe Richter. „Ich sah einen großen, weißen Stuhl und Den, der darauf saß; vor des Angesicht floh die Erde und der Himmel, und ihnen ward keine Stätte gefunden. Und ich sah die Toten, beide groß und klein, stehen vor Gott . . . Und so jemand nicht ward gefunden geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl.“ Offb. 20,11 —12. 15. Wie muß man ihn fürchten, diesen Zorn des Lammes! Nun verstehen wir die Mahnung des Psalmisten: „Küsset den Sohn, daß Er nicht zürne und ihr umkommet auf dem Wege, denn Sein Zorn wird bald entbrennen! Aber wohl allen, die auf Ihn trauen!“ Ps. 2,12. Haben wir uns wirklich entschieden, wem wir begegnen möchten: dem Heiland . . . oder dem Richter? 3. Kapitel Der König der Könige I. Die Ansprüche Jesu Christi auf die Königsherrschaft Wir haben gesehen, daß Jesus Christus als Gottes und des Menschen Sohn der Richter ist. Als Herr und zugleich als Sohn Davids ist Er auch der König aller Könige. 1. Christus, der Herr Gott allein gebührt die Herrschaft. Wir haben das erkannt, als die Rede vom Paradies und der ursprünglichen Gottesherrschaft war. „Der Herr ist König immer und ewiglich . . . Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdboden und was darauf wohnet! Denn Er hat ihn gegründet ... Es ist der Herr Zebaoth, Er ist der König der Ehren . . . Lobsinget, lobsinget unserm König! Denn Gott ist König auf dem ganzen Erdboden.“ Ps. 10,16; 24,1—2. 10; 47,7—8. „Wer sollte Dich nicht fürchten, Du König der Heiden?“ Jer. 10,7. Gott ist nicht nur König des Weltalls und der Völker. Er ist auch der König Israels: „Der Herr ist unser Richter, der Herr ist unser Meister, der Herr ist unser König . . . Der Herr, der König Israels und sein Erlöser.“ Jes. 33,22; 44,6. Nun ist Jesus gerade als der im AT genannte, ewige König zum Herrscher über das ganze Weltall berufen. Bei Seiner Geburt verkündigten die Engel: „Er wird groß sein und ein Sohn des Höchsten genannt werden . . . Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ Luk. 1,32; 2,11. Jesus entnimmt dem 110. Psalm den Beweis, daß Er der Herr Davids ist: „Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze Dich zu Meiner Rechten . . .“ Matt. 22,41—45. An Pfingsten sagt Petrus: „So wisse nun das ganze Haus Israel gewiß, daß Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zu einem Herrn und Christus gemacht hat.“ Ap. 2,36. So können sich in Seiner Person die Weissagungen erfüllen, denen zufolge Gott selbst während des Tausendjährigen Reichs regiert: „Er (Gott) wird richten unter den Heiden und strafen viele Völker . . . Der Herr Zebaoth wird König sein auf dem Berg Zion und zu Jerusalem und vor Seinen Ältesten in der Herrlichkeit.“ Jes. 2,4; 24,23 u. a. m. 2. Der Sohn Davids Als die Theokratie in Israel zerbrach, wollte Gott doch einen König nach Seinem Herzen erwählen, nämlich David. Er übertrug ihm sozusagen einen Teil Seiner Macht und verhieß ihm den Thron auf ewig. Der Prophet Nathan sagt zu David: „Der Herr verkündigt dir, daß der Herr dir ein Haus machen will ... Ich will deinen Samen nach dir erwecken, der von deinem Leibe kommen soll; dem will Ich sein Reich bestätigen . . . Ich will den Stuhl seines Königreichs bestätigen ewiglich . . . Dein Haus und dein Königreich soll . . . ewiglich bestehen.“ 2. Sam. 7,11—13. 16. „Ich habe gefunden Meinen Knecht David ... Ich will ihm ewiglich Samen geben und seinen Stuhl, solange der Himmel währt, erhalten . . . Sein Same soll ewig sein und sein Stuhl vor Mir wie die Sonne; wie der Mond soll er ewiglich erhalten sein.“ Ps. 89,21. 30.37.38. Mit diesem Seinem prophetischen Bund mit David erfüllte der Herr Seine ältesten Verheißungen. Denn bei Gott geschieht nichts unversehens. Er hatte den Fehlschlag der Theokratie vorausgesehen und schon in den ersten Büchern der Bibel das Königtum angekündigt, das dereinst an ihre Stelle treten sollte. Der sterbende Jakob hatte vom Stamme Juda gesagt: „Juda ist ein junger Löwe ... Es wird das Zepter von Juda nicht entwendet werden, noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis daß der Held (der Schilo, oder der, dem das Zepter gehört) komme; und demselben werden die Völker anhangen.“ 1. Mos. 49,9—10. Aus dem Stamme Juda kamen in der Tat die Königsfamilie Davids und auch Christus, den die Offenbarung „den Löwen vom Geschlecht Juda“ nennt. 5,5. Auch Bileam hatte das Kommen des Königs der Könige geschaut: „Ich sehe Ihn, aber nicht jetzt; ich schaue Ihn, aber nicht von nahe. Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel auf-kommen . . . Aus Jakob wird der Herrscher kommen.“ 4. Mos. 24,17. 19. Natürlich haben sich alle diese Verheißungen nicht bei David und seinen Nachfolgern erfüllt. Nach ihnen wird mit der Absetzung des letzten Königs von Juda durch Nebukadnezar im Jahre 585 v. Chr. der Thron Israels leer. Aber in seiner Ankündigung des Messias sagt Amos: „Zur selben Zeit will Ich die zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten und ihre Lücken verzäunen, und was abgebrochen ist, wieder aufrichten und will sie bauen, wie sie vorzeiten gewesen ist.“ 9,11. Auch David hatte es verstanden, daß die seiner Dynastie gegebenen Verheißungen erst in Jesus Christus ihre Erfüllung finden würden. Das erklärt Petrus mit den Worten: „Da er (David) nun ein Prophet war und wußte, daß ihm Gott verheißen hatte mit einem Eide, daß die Frucht seiner Lenden sollte auf seinem Stuhl sitzen, hat er’s zuvor gesehen und geredet von der Auferstehung Christi.“ Ap. 2,30. 31. Darum betont es das NT so stark, daß Jesus Christus dem Fleisch nach der Sohn Davids und der von Israel erwartete König ist: als diesen führt Ihn Matthäus im allerersten Vers ein. Joseph, sein Pflegevater, war aus dem Geschlecht Davids, Matt. 1,16; Luk. 1,27, ebenso Maria (vergleicht man die beiden verschiedenen Geschlechtsregister in Matt. 1,1 —17 und Luk. 3,23—38, so kommt man zu dem Schluß, daß das letztere wohl das der Maria ist). Der Engel Gabriel spricht zu ihr: „Du wirst einen Sohn gebären . . . und Gott, der Herr, wird ihm den Stuhl seines Vaters David geben.“ Und Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, ruft aus: „Gelobet sei der Herr ... Er hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils in dem Hause Seines Dieners David, wie Er vorzeiten geredet hat durch den Mund Seiner heiligen Propheten.“ Luk. 1,31—32. 68—70. Die Pharisäer und Schriftgelehrten wußten sehr wohl, daß Christus der Sohn Davids sein sollte (Matt. 22,42; Mk. 12,35), und ohne Zögern wiesen sie die Weisen, die den König von Juda suchten, nach der Davidstadt Bethlehem. Matt. 2,2—6. Micha hatte ja geschrieben: „Und du, Bethlehem . . . aus dir soll mir kommen, der in Israel Herr sei.“ 5,1. Jesus erhielt öfter den Titel „Davids Sohn“, da Ihn die Menge und auch Bartimäus so nennen. Matt. 12,23; Mk. 10,47. Am Palmsonntag erfüllt Jesus die Verheißung des Sacharja: „Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel.“ Sofort bricht die Menge in den Jubelruf aus: „Gelobt sei, der da kommt . . . Gelobt sei das Reich unsers Vaters David, das da kommt.“ Sach. 9,9; Matt. 21,5.9; Mk. 11,10. Und die Apostel Paulus und Johannes lehren, wie Jesus Christus „geboren ist von dem Samen Davids nach dem Fleisch“ und „die Wurzel Davids“ ist. Röm. 1,3; Offb. 5,5 (und s. oben Ap. 2,29—31). Mit einem solchen Recht auf das Königtum hätte Jesus natürlich schon bei Seinem ersten Kommen als der König Israels aurueien können. Wir haben schon gehört, in welcher Form Er den Juden das Königreich anbot, das sie aber so verstockt ablehnten. Wir wollen nun untersuchen, wie Jesus, der Sohn Davids, Sein wunderbares Reich aufrichtet. II. Die Krönung des Königs der Könige 1. Jesus wird im Himmel zum König ausgerufen Jesus ist „der Mann von vornehmer Abkunft, der in ein fernes Land reist, um für sich dort eine Königskrone zu gewinnen und dann wieder heimzukehren“ (nach Menge). Luk. 19,12. Bei Seiner Auffahrt setzte Er Sich zur Rechten Gottes, bis der Vater alle Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße mache. Mk. 16,19; Ap. 2,33—35. Gott hat in Christus Seine Macht gewirkt, „da Er Ihn von den Toten auferweckt hat und gesetzt zu Seiner Rechten im Himmel über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen; und hat alle Dinge unter Seine Füße getan.“ Eph. 1,20—22. Jesus „erniedrigte Sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode . . . am Kreuz. Darum hat Ihn auch Gott erhöht und hat Ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters.“ Phil. 2,8—11. Aber diese Königskrönung Jesu im Himmel ist auf Erden bisher nicht sichtbar geworden. „Jetzt aber sehen wir noch nicht, daß Ihm alles untertan sei.“ Hebr. 2,8. Aber es naht der Tag, da sich das ändern wird. 2. Jesus Christus nimmt wirklich Besitz von Seinem Reich „Und der siebente Engel posaunte. Und es wurden große Stimmen im Himmel, die sprachen: Es sind die Reiche der Welt unsers Herrn und Seines Christus geworden, und Er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit . . . Und die Ältesten fielen auf ihr Angesicht . . . und sprachen: Wir danken Dir, Herr, allmächtiger Gott . . ., daß Du hast angenommen Deine große Kraft und herrschest. Und die Heiden sind zornig geworden, und es ist gekommen Dein Zorn und die Zeit der Toten, zu richten und zu geben den Lohn Deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die Deinen Namen fürchten, den Kleinen und Großen, und zu verderben, die die Erde verderbt haben.“ Offb. 11,15—18. „Siehe, es kam Einer in des Himmels Wolken wie eines Menschen Sohn bis zu dem Alten und ward vor Ihn gebracht. Der gab Ihm Gewalt, Ehre und Reich, daß Ihm alle Völker, Leute und Zungen dienen sollten. Seine Gewalt ist ewig, die nicht vergeht, und Sein Königreich hat kein Ende.“ Dan. 7,13—14. „Die Könige der Erden lehnen sich auf . . . wider den Herrn und Seinen Gesalbten: „Lasset uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile!“ Aber Der im Himmel wohnt, lacht ihrer, und der Herr spottet ihrer. Er wird einst mit ihnen reden in Seinem Zorn, und mit seinem Grimm wird Er sie schrecken. „Aber Ich habe Meinen König eingesetzt auf Meinem heiligen Berg Zion.“ Ich will von der Weise predigen . . .: Heische von Mir, so will Ich Dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum." Ps. 2,2—8. Gottes Geduld ist zu Ende, die Zeit der Völker ist verstrichen. Der Herr hat zur Genüge gewartet, lange genug war Er auf Erden der Verachtete. Nun kommt Er als Herrscher. Wer wollte nicht mit dem Psalmisten jubeln: Bringet her dem Herrn Ehre und Macht . . . Saget unter den Heiden, daß der Herr König sei . . . Jauchzet vor dem Herrn, dem König! Denn Er kommt, das Erdreich zu richten. Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit Und die Völker mit Recht!“ Ps. 96,7. 10; 98,6. 9. ///. Die Beschreibung des großen Königs Um die Majestät und Herrlichkeit des Herrn aller Herren zu beschreiben, wollen wir nun einige, bisher zumeist unerwähnt gebliebene Stellen aus den Weissagungen anführen: „Ich will singen von einem König . . . Du bist der Schönste unter den Menschenkindern, holdselig sind Deine Lippen . . . Gott, Dein Stuhl bleibt immer und ewig; das Zepter Deines Reiches ist ein gerades Zepter. Du liebest Gerechtigkeit und hassest gottlos Wesen, darum hat Dich Gott, Dein Gott, gesalbt mit Freudenöl . . . Die Braut (das Bild der Gemeinde) steht zu Deiner Rechten in eitel köstlichem Gold.“ Ps. 45,2—10. „Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf Seiner Schulter; und Er heißt Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewig-Vater, Friedefürst; auf daß Seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Stuhl Davids und in Seinem Königreich, daß Er’s zurichte und stärke mit Gericht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit; solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.“ Jes. 9,5—6. „Es wird eine Rute aufgehen von dem Stamm Isais (Vater Davids und Vorfahre Jesu Christi) und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen; auf welchem wird ruhen der Geist des Herrn ... Zu der Zeit . . . steht . . . die Wurzel Isai zum Panier den Völkern, nach der werden die Heiden fragen; und seine Ruhe wird Ehre sein.“ Jes. 11,1—2. 10. „Siehe, das ist Mein Knecht — Ich erhalte Ihn — und Mein Auserwählter, an welchem Meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe Ihm Meinen Geist gegeben, Er wird das Recht unter die Heiden bringen ... Er wird nicht matt werden noch verzagen, bis daß Er auf Erden das Recht anrichte; und die Inseln werden auf Sein Gesetz warten.“ Jes. 42,1. 4. „Es ist ein Geringes, daß Du Mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten Israels wiederzubringen; sondern Ich habe Dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß Du seist Mein Heil bis an der Welt Ende.“ Jes. 49,6. „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, daß Ich dem David ein gerechtes Gewächs erwecken will; und soll ein König sein, der wohl regieren wird und Recht und Gerechtigkeit auf Erden anrichten . . . Und dies wird Sein Name sein, daß man Ihn nennen wird: Der Herr unsre Gerechtigkeit . . . Denn so spricht der Herr: Es soll nimmermehr fehlen, es soll einer von David sitzen auf dem Stuhl des Hauses Israel.“ Jer. 23,5—6; 33,17. „Und du Bethlehem . . . aus dir soll Mir Der kommen, der in Israel Herr sei, welches Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist . . . Er aber wird auftreten und weiden in der Kraft des Herrn und im Sieg des Namens des Herrn, Seines Gottes . . . Denn Er wird zur selben Zeit herrlich werden, so weit die Welt ist. Und Er wird unser Friede sein.“ Micha 5,1—4. „So spricht der Herr Zebaoth; Siehe, es ist ein Mann, der heißt Ze-mach (Sproß); denn unter Ihm wird’s wachsen, und Er wird bauen des Herrn Tempel ... Er wird den Schmuck tragen und wird sitzen und herrschen auf Seinem Thron, wird auch Priester sein auf Seinem Thron, und es wird Friede sein zwischen den beiden (zwischen Thron und Priestertum).“ Sach. 6,12—13. Dieser Text ist auffallend. In Israel stand das Priestertum dem Stamme Levi, das Königtum Juda zu, und nie waren die beiden Ämter vereint. Da sich König Usia erdreistete, im Tempel zu räuchern, wurde er sofort mit Aussatz geschlagen, und er starb in der Schmach. 2. Chr. 26,16—21. Unter Christi Herrschaft wird kein Übergriff einer ehrgeizigen Königsmacht mehr zu befürchten sein; der Herr wird zugleich Priester und König auf Seinem Throne sein. „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel . . . (Die Erfüllung des ersten Teils dieser Weissagung geschah am Palmsonntag, die des zweiten Teils steht noch aus.) Der Streitbogen soll zerbrochen werden. Denn Er wird Frieden lehren unter den Heiden; und Seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis ans andere und vom Strom bis an der Welt Ende . . . Das Haus David wird sein wie Gott, wie des Herrn Engel vor ihnen.“ Sach. 9,9—10; 12,8. „Euch aber, die ihr Meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln.“ Mal. 4,2 (bzw. 3,20). (S. auch Jes. 33,17. 22; Zeph. 3,14—17.) Welche Wonne, einen solcher. König auf Erden zu haben! Und welch ein Gegensatz zu dem grausigen König, den sich die Menschen zuletzt nehmen und so die lange, traurige Liste der meist in Hochmut und Sünde verstrickten Führer vollmachen werden! So wird schon allein die Ankunft Jesu Christi genügen, um auf Erden eine Ära tiefster Segnungen einzuleiten. Darum drängt es uns zu erfahren, welcher Art die Herrschaft des Friedensfürsten sein wird. ACHTER TEIL Das Millennium (das tausendjährige Reich) 1. Kapitel Einführung /. Was ist das Millennium? Millennium ist ein lateinischer Ausdruck und bedeutet „tausend Jahre“ Man bezeichnet damit die so lange dauernde Ära, da Christus nach Seiner Wiederkunft Gerechtigkeit und Frieden zur Herrschaft bringt. II. Auf welcher biblischen Grundlage beruht die Lehre vom Millennium? 1. Auf zahlreichen Stellen im AT. Im AT gibt es, wie wir wissen, viele, noch unerfüllte Weissagungen. Denken wir an jene über die Endempörung der Völker, den Antichristen, die große Trübsal, Harmagedon; dann an die über Israel, das Ende ihrer weltweiten Zerstreuung, ihre Rückkehr nach Palästina und ihre Bekehrung, die Wiederherstellung des auserwählten Volkes, und schließlich über Jesus Christus selbst, nämlich über alles, was Seine Rolle als Richter und König der ganzen Welt angeht! Wir haben erkannt, wie wörtlich alle diese Prophezeiungen wohl in Erfüllung gehen sollen, ja, bereits im Zuge sind, sich zu erfüllen. Genau so sicher werden, unserer Überzeugung nach, alle Weissagungen auf die glorreiche Herrschaft des Messias auf Erden zur Vollendung kommen. Es wäre wirklich sonderbar, an die wörtliche Erfüllung der unserer armen Welt angedrohten Gerichte zu glauben, die alle gegenwärtigen Ereignisse bestätigen, alle verheißenen 19 Pache Die Wiederkunft 289 Segnungen hingegen zu „vergeistigen“, indem wir sie in den Himmel verlegen! In den folgenden Kapiteln werden wir ständig Gelegenheit haben, eine große Zahl solch wunderbarer Verheißungen anzuführen und aufzuzeigen, wie sie unmöglich alle erst im Jenseits zur Erfüllung kommen können. Heben wir noch eines hervor: Im AT ist die Lehre vom Millennium so vollständig vorhanden, daß die Juden sie selbst im Talmud ganz zu entwickeln vermochten, obwohl ihnen die späteren Angaben aus dem NT abgingen. Sie hatten z. B. lange vor der Offenbarung behauptet, daß die messianische Herrschaft tausend Jahre dauern würde. So läßt es sich nicht behaupten (wie es manche getan haben), daß ohne die berühmte Stelle in Offb. 20,1 —10 die Lehre vom Millennium gar nicht bestünde. 2. Das NT bestätigt die Aussagen des AT. Eines dürfen wir nicht vergessen: Das AT bedenkt vor allem die irdische Zukunft Israels und der Völker, auf die das Heil übergeht. Wir finden darin kaum etwas von dem erwähnt, was das Evangelium das „ewige Leben“ und das Jenseits nennt, es sei denn in kurzen Streiflichtern (doch genügend, um es den Juden in großen Linien verständlich zu machen, was ihrer in der anderen Welt wartet). Das NT hingegen hat zum Hauptthema die Gemeinde, das geistliche Volk Gottes, und das ewige Heil oder die ewige Verdammnis der Menschheit. Nur gelegentlich spielen Christus und die Apostel auf das Millennium an. In ihrer Lehre scheinen sie sogar häufig die glorreiche Wiederkunft des Herrn und die Ewigkeit zusammenzufassen (wie es im AT oft mit dem zweifachen Kommen des Herrn der Fall ist). Aber was das NT über das messianische Zeitalter aussagt, genügt vollkommen, um die Lehre der alten Propheten zu bestätigen. Wir werden dies auch auf den folgenden Seiten sehen. Übrigens brauchte das NT die ausführlichen Beschreibungen vom Millennium, die im AT so zahlreich vorhanden sind, nicht zu wiederholen. Und gerade die noch fehlenden Offenbarungen zeigt Johannes auf: Die Dauer des messianischen Reichs, das Gebundenwerden Satans, die erste Auferstehung zu Beginn der Tausend Jahre, die zweite Auferstehung am Ende der Tausend Jahre, die letzte Empörung, den Zeitpunkt des Weltuntergangs und des letzten Gerichts. Offb. 20,1—15. Ul. Ist ein Millennium notwendig? Zweifellos, da die Schrift so viel davon redet! Doch wir müssen auch den Grund dafür verstehen. Die Gegner dieser Lehre nennen den Glauben an ein sichtbares, herrliches Reich Christi auf Erden zu fleischlich, eines „Himmelsbürgers“, der von der Erde nichts erwartet, unwürdig. Diese biblische Wahrheit mag wohl zuweilen in fleischlichem Sinn entstellt worden sein. Überdenken wir aber die einfachen Angaben der Bibel, so scheinen sie die einzig mögliche Lösung zu erbringen für die letzten tausend Jahre der Erde vor ihrem Untergang. Ginge die Entwicklung der Menschheit nur auf die Herrschaft des Antichristen und die Schlacht von Harmagedon hinaus, und sollte die Erde gleich danach vernichtet werden, so wäre im Grunde Satan der Sieger. Trotz der göttlichen Bemühungen, aus der Erde ein Paradies zu schaffen, hätte das Böse triumphiert. Haß, Krieg, Leiden, Abfall hätten sich bis zum Ende nur immer mehr gesteigert. Und Gott wäre als letzter Ausweg nur noch die Auslöschung einer unrettbaren Welt geblieben. In diesem Fall wäre die Wiederkunft Christi nur „ein Gang auf den Ruinen“ (Mme. Brunei). Ja, man kann sagen, daß es dann keine Aussicht auf irgend ein weiteres Geschehen gäbe, da im Himmel Christus bereits den Thron Seiner göttlichen Majestät innehat. Nein, das ist unmöglich! Schon um der Ehre des Herrn willen ist es klar, daß die Schrift uns einen ganz anderen Ausgang vor Augen stellen mußte. Gott wird das letzte Wort haben und gewaltige Rache nehmen. Aber nicht die furchtbaren Gerichte der großen Trübsal sind Seine Rache — denn der Herr richtet nur ungern —, sondern es sind vielmehr die tausend Jahre einer unvergleichlichen Wonne und Wohlfahrt, die Er der ihrem Haupte nun endlich unterworfenen Menschheit gewähren wird. Gott rächt Sich im Segnen und im Beweis der unbegrenzten Macht Seiner wunderbaren Liebe. Seine Gnadenabsichten mit dem Menschen, als Er ihn ins Paradies setzte, sind nur eine Zeitlang zurückgestellt worden. Endlich kommen sie zur Ausführung. Danach — wenn der Sieg des Herrn sich vollauf erwiesen hat — werden auch die anderen Weissagungen erfüllt werden. Die Erde wird vernichtet werden, und die Ewigkeit bricht an. IV. Wird das Millennium tatsächlich auf Erden errichtet werden? Indem sie alle Verheißungen des AT vergeistigen, verweisen manche das herrliche Reich Christi in den Himmel (während sie die den Juden, dem Antichristen und den Völkern angedrohten Strafen wörtlich nehmen und der Erdenzeit Vorbehalten). Aber aus den Propheten scheint uns klar hervorzugehen, daß Jesus Christus erst hienieden Sein Reich sichtbar aufrichten wird. Der Stein, der die Füße des Bildes von Daniel zerschlägt, wird zum großen Berg, der „die ganze Welt füllte“, d. h. daß das Reich Gottes den Raum einnehmen wird, den bis dahin die Königreiche der Menschen innehatten. Dan. 2,35. 38—39. „Das Reich, Gewalt und Macht unter dem ganzen Himmel wird dem heiligen Volk des Höchsten gegeben werden.“ Dan. 7,27. „Und hast uns unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht, und wir werden Könige sein auf Erden.“ Offb. 5,10. Der Engel Gabriel sagt von Jesus: „Gott, der Herr, wird Ihm den Stuhl Seines Vaters David geben.“ Luk. 1,32. Nun ist Gottes Thron im Himmel, aber Davids immer nur auf Erden gewesen. Wie zahlreich und bestimmt fanden wir die Texte über Israels Rückkehr nach Palästina und seine Wiederherstellung! Eine ähnliche Fülle von Einzelheiten werden wir nun bei den Propheten über die glorreiche Periode feststellen, welche die Geschichte unseres Planeten beschließen wird. V. Vor welchen Irrtümern müssen wir uns in Bezug auf das Millennium hüten? Mehrere unheilvolle Irrtümer haben viele ernste Christen von der hier vorliegenden Lehre abgebracht. Darüber müssen einige Worte gesagt werden. 1. Der Glaube an das Millennium war unter den Kirchenvätern der ersten Jahrhunderte sehr verbreitet. Aber einige von ihnen verstiegen sich darin (wie in vielen andern Dingen) zu solchen Übertreibungen, daß sie ihre Lehre in Mißkredit brachten. Besonders ließ Papias seiner Phantasie die Zügel schießen; er suchte z. B. auszurechnen, wieviele Reben jeder Weinstock und wieviele Trauben jede Rebe im messianischen Zeitalter hervorbringen werde, um so in astronomischen Ziffern den Weinertrag zu bestimmen. „Im Millennium“, sagte er, „wird eine Weintraube einem Menschen, der gerade eine andere pflücken will, sagen: Nimm mich, du Auserwählter des Herrn, ich bin reifer als meine Nachbarn!“ Zu derlei Beschreibungen kamen noch viele kindische Einzelheiten hinzu. Solche fleischlichen und lächerlichen Auffassungen lösten bei Origenes, Augustinus und anderen eine heftige Reaktion aus, die zur völligen Aufgabe des ursprünglichen Begriffs vom Millennium und damit wieder zu ebenso schweren Irrtümern führte. 2. Augustinus glaubte zuerst selbst an das kommende Reich des Messias, dann aber fing er an zu lehren, die tausend Jahre seien in geistlichem Sinne zu verstehen und hätten begonnen, als Jesus Christus am Kreuz den Satan besiegte und band. Als daher das Jahr 1000 kam, erwarteten große Massen voller Angst das Ende der Welt. Die Kirche ließ sich irdische Güter gegen die Sündenvergebung vermachen und besaß bald fast die Hälfte der Ländereien. 3. Danach erklärte man, daß der Ausdruck „Tausend Jahre“ nur eine lange Zeit bedeute, und daß die tatsächliche Fesselung Satans bei der Bekehrung des Kaisers Konstantin stattgefunden habe. Da habe das Evangelium über das heidnische und christenfeindliche Rom gesiegt und sei das messianische Zeitalter angebrochen. Seither regiere Christus in der Gestalt der Kirche und ihres sichtbaren Oberhauptes, des Papstes. Solche Ideen sind aus der Begeisterung des Sieges über das Heidentum im vierten Jahrhundert begreiflich, da die langen und schrecklichen Verfolgungen aufhörten. Aber daß sich solche Ansichten trotz der Nacht des Mittelalters, der Kriege und der Verfolgungen der Reformationszeit und aller Greuel der neuesten Zeit halten konnten, ist kaum zu verstehen. Und doch ist dies die vorherrschende Auffassung in den katholischen Kreisen und sogar bei vielen Protestanten. In seiner Anmerkung zu der Stelle in der Offenbarung über die Fesselung Satans auf tausend Jahre (20,1—3) schreibt Abb£ Crampon: „Tausend Jahre: langer Zeitraum, wahrscheinlich von unbestimmter Dauer; umfaßt den Zeitabschnitt zwischen der Einschränkung der Macht Satans durch das erste Kommen des Erlösers und dem Zeitpunkt, da er, kurz vor dem Ende der Welt, wieder losgelassen wird (V. 3), positiv gesagt also, fast die ganze Zeit der Kirche im Kampf.“ Wenn dem so wäre, so müßte man die messianische Herrschaft eine wirklich jämmerliche nennen, denn es hat durchaus nicht den Anschein, als sei Satan gebunden und außerstande, die Völker zu verführen. Oder er müßte — wie es einmal einer gesagt hat — an einer schrecklich langen Kette liegen! 4. Seit der Reformation haben allerlei Sekten merkwürdige Theorien über das Millennium vertreten. Ein Schulbeispiel liefern die Schwärmer von Münster in Westfalen, die 1539 vorgeblich das „Neue Jerusalem“ unter der direkten Herrschaft Christi gründeten. Ihre schauerlichen Ausschreitungen wirkten sehr ungünstig auf die Reformation in der Frage der Taufe und der Weissagung. Von den heutigen Bewegungen nennen wir nur die „Zeugen Jehovas“, deren Anhänger die 144 000 Versiegelten aus der Offenbarung sein wollen. Ihnen zufolge ist Christus 1914 wiedergekommen und hat damals Seine wunderbare Herrschaft angetreten, wenigstens in den Enklaven der „Neuen Erde“, d. h. ihrer eigenen Gemeinschaftssiedlungen. In diesen Kolonien ist die Erde nicht mehr verflucht, ihre Eingeweihten sterben nicht mehr und leben zusammen wie die Engel im Himmel! 5. Zwei in gewissen Kreisen stark verbreitete Lehren sind die vom „Post-Millennium“ und vom „A-(bzw. Anti-)Millennium“. Die Vertreter des „Prä-(bzw. Vor-)Millenniums“ glauben wie wir an die Wiederkunft Jesu Christi vor dem Millennium. Der Glaube an das „Post-Millennium“ lehrt, daß die Menschheit, dank den religiösen, sittlichen, sozialen und technischen Fortschritten, sich immerzu aufwärts entwickelt und einem wunderbaren, goldenen Zeitalter des Friedens und der allgemeinen Brüderlichkeit entgegengeht. Der Herr käme dann nur, um diese Vergötterung der Menschenrasse mit ihrem Einlaß in die Ewigkeit zu krönen. Vor 1914 hatte diese Lehre viel Erfolg. Aber nach den beiden Weltkriegen, den Gaskammern, der Atombombe hat sie — und mit Recht — viele Anhänger eingebüßt. Entmutigt wurden diese zu A-Millennaristen, wie die Katholiken. Der A-Millennarismus erklärt, daß wir überhaupt keine glorreiche Herrschaft Christi auf Erden zu erwarten haben. Hier einige der als Begründung für diese Ansicht vorgebrachten Argumente: a) Die jetzige Periode der Gemeinde wird in der Schrift die „letzte Zeit“ genannt: „Gott hat am letzten in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn . . . Nun aber, am Ende der Welt, ist Er einmal erschienen, durch Sein eigen Opfer die Sünde aufzuheben.“ Hebr. 1,2; 9,26. Petrus erklärt an Pfingsten: „Das ist’s, was durch den Propheten Joel zuvor gesagt ist: In den letzten Tagen will Ich ausgießen von Meinem Geist auf alles Fleisch.“ Ap. 2,16—17. „Christus ist zuvor ersehen, ehe der Welt Grund gelegt ward, aber offenbart zu den letzten Zeiten.“ 1. Petr. 1,20. „Kinder, es ist die letzte Stunde! ... es sind nun viele Widerchristen geworden; daher erkennen wir, daß die letzte Stunde ist.“ 1. Joh. 2,18. Da wir — so sagen sie — schon am Zeitenende sind, bleibt kein Raum mehr für ein Millennium, und es steht uns nur noch die Ewigkeit bevor. Darauf antworten wir: es geht hier nur darum, den Ausdruck „Zeitenende“ oder „letzte Stunde“ zu definieren. Wir glauben, daß das erste Kommen Christi wirklich den Anfang von Gottes Triumph bedeutet: es eröffnet die letzte Periode der Weltgeschichte. Aber das schließt zwei Tatsachen nicht aus: Erstens, wenn die „letzte Stunde“ schon zweitausend Jahre gedauert hat, warum sollte sie nicht wenigstens tausend Jahre mehr andauern? Zweitens, die so verlängerte „Endzeit“ kann sehr gut die an verschiedenen andern Stellen angekündigten Phasen umfassen, nämlich: die Zeit der Gemeinde, die große Trübsal, das Millennium und das letzte Gericht. b) Mehrfach, sagt man, scheint die Schrift nur zwei „Zeitalter“ zu kennen: das jetzige und das zukünftige Zeitalter; aber sie erwähnt keine Zwischenperiode (S. Matt. 12,32; Luk. 20,34—35; Eph. 1,21 u. a.!). Im Grunde wird immer derselbe Fehler gemacht: um eine Bibelstelle zu verstehen, darf man sie nicht für sich allein nehmen, sondern nur in Verbindung mit allen Texten, die dasselbe Thema behandeln. Weder diese „letzte Zeit“, noch „die letzte Stunde“ schließt den Triumph Gottes aus, mit dem sie beide zu Ende gehen. Jesus bedient Sich eines ähnlichen Ausdrucks: „Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, daß die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören, und die sie hören werden, die werden leben.“ Joh. 5,25. Diese „Toten“ sind die Menschen, denen das geistliche Leben infolge ihrer Sünden abgeht (Eph. 2,1), und die Stunde, von der Jesus spricht, hat nun fast zweitausend Jahre gedauert. Auf sie folgt eine andere „Stunde“, da alle, die in den Gräbern sind, leiblich auferstehen werden (Joh. 5,28), die Gerechten vor den tausend Jahren, die Gottlosen gleich darnach. Ebenso nennen die Propheten sowohl die furchtbaren Endgerichte wie auch das darauffolgende messianische Reich den „Tag des Herrn“ (oder „diesen Tag“). Zeph. 1,14—18; Sach. 14,1. 9. 13. 20 usw. (Menge) Es ist also klar, daß in der Schrift Ausdrücke wie Stunde, Tag, Zeitalter, Jahrhundert, Endzeit verschiedene und oft sehr ausgedehnte Perioden decken können. Nur das gründliche Studium der Gesamttexte ergibt den Sinn einer jeden einzelnen Stelle. c) Weiter sagt man, daß das NT ohne Unterbrechung (d. h. ohne Zwischenstadium des Millenniums) die glorreiche Erscheinung Christi und den Eingang in die Ewigkeit (Matt. 25,31 u. 46), die Auferstehung der Gerechten und der Gottlosen (Joh. 5,28—29; Ap. 24,15), die Bestrafung der Empörer und die Belohnung der Auserwählten (Matt. 13,30.41—43; 2. Thess. 1,6—10 usw.), den Tag des Herrn und die Vernichtung der Erde (2. Petr. 3,10) beschreibt. Ein solches Vorgehen darf uns nicht befremden. Wir haben ja gesehen, daß manche Propheten offenbar auch nicht die Zwischenzeit der dreieinhalb Jahre unterscheiden, welche die Entrückung der Gemeinde von ihrer glorreichen Herabkunft trennt. Ganz genau so sagten wir, wird im AT das zweifache Kommen Jesu zusammengefaßt: Jes. 61,1—2 spricht im gleichen Satz vom Kommen Jesu als Heiland und als Richter; Jes. 53,13—15 beschreibt gleichzeitig das Leiden, die Herrschaft und die Herrlichkeit des Herrn; Ps. 2 zeigt in derselben Vision den vom Vater gezeugten Sohn, Seine Verwerfung, Seine Gerichte und Seine Herrschaft (Ap. 4,25—27; Hebr. 1,5); Mal. 3,1—2 scheint den Dienst Johannes des Täufers und das glorreiche Kommen des souveränen Richters nebeneinanderzustellen; usw., usw. Solche Zusammenstellungen heben also keineswegs die vielen anderen Stellen auf, die von der Zeit der Gemeinde zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen des Herrn und vom Millennium zwischen Seiner Wiederkunft und dem Weltuntergang reden. d) Endlich erklärt man, die Gemeinde sei himmlisch und dürfe nur geistliche Segnungen erwarten. Wir sind schon mit Christus in die himmlischen Örter versetzt. Eph. 1,3; 2,6. „Unser Bürgertum ist im Himmel“ (Menge). Phil. 3,20. So haben wir kein irdisches, materielles Reich in Aussicht. Aut die Rolle der Gemeinde während des Millenniums werden wir später eingehen. Hier genüge es zu sagen, daß die auferstandenen Gläubigen, die mit Christus auf Seinem Throne sitzen, von der Herrlichkeit her mit Ihm regieren werden (wohl aus den „himmlischen Örtern“, in die wir schon hier im Glauben versetzt sind). Eine solche Perspektive schließt keineswegs aus, daß die Erde noch vor ihrer endgültigen Vernichtung am sichtbaren Triumph des Herrn teilhat. Die Argumente der Millenniumsgegner scheinen uns also von der biblischen Sicht her nicht begründet; ganz abgesehen davon, daß ihre Lehre den Juden keine Zukunft mehr läßt und damit vielen, völlig klaren Texten widerspricht. Diesen Punkt haben wir ja bereits im Teil über Israel berührt. Merkwürdigerweise begegnet man bis in die politische Welt hinein dem brennenden Wunsch, mit rein menschlichen Mitteln ein goldenes Zeitalter auf Erden herbeizuführen. „Die politischen, sozialistischen wie kommunistischen Bestrebungen unserer Tage, diese Vorläufer des Tausendjährigen Reichs, sind nichts anderes als ein grober Chilias-mus (Millenniumslehre). Nicht alles ist falsch an dem Ideal, das die Sozialisten und Kommunisten verfolgen. Was die Kirche übersah, haben sie erahnt, gesucht, heiß erstrebt. Auch darin sind die Kinder dieser Welt klüger gewesen als die Kinder des Lichts. Aber sie wollen dieses Ziel aus eigener Kraft erreichen, ohne Gott, ohne Christus. Da sie aber den Eckstein verworfen haben, wird das Werk den Bauleuten völlig mißlingen.“ (Martensen, Dogmatik, S. 533, zitiert von Auberlen.) 7. Wie köstlich ist es, den oben beleuchteten Irrtümern und sonderbaren Irrlehren die einfache Botschaft der Bibel gegenüberzustellen! Läßt man sie allein zu Worte kommen, so staunt man über das Ausgeglichene und Geistliche ihrer Unterweisung. Durch all die Fälschungen aber sucht Satan die Gläubigen von der wunderbaren Hoffnung abzubringen, die unserer armen Erde geschenkt ist. Denn der Gedanke, bald gebunden und von dieser Ära der Heiligkeit und der Wonne ausgeschlossen zu werden, ist ihm entschieden unerträglich. VI. Wie lange wird das Messianische Zeitalter dauerni Sechsmal erklären die ersten sieben Verse von Offb. 20, daß es tausend Jahre dauern wird (daher der Name Millennium). Manche behaupten, diese Zahl, wie viele andere in der Bibel, habe rein symbolische Bedeutung. Auf der menschlichen Ebene drückt sie die Totalität, hier die vollkommene Dauer aus. Es mag schon sein, daß Gott diese Zahl nicht zufällig bestimmt hat. Aber das läßt es uns, nach unserer Ansicht, durchaus zu, sie auch wörtlich zu nehmen. Daß Johannes diese Zeitangabe sechsmal wiederholt, berechtigt uns wohl zu dieser Annahme. Wir fanden oben, daß Daniel und Johannes, um unsere Aufmerksamkeit auf die dreieinhalbjährige Dauer der großen Trübsal zu lenken, sie achtmal in vier verschiedenen Ausdrücken wiederholen. Daher glauben wir daß Christi Herrschaft auf Erden wirklich tausend Jahre währen wird. Schon vor dem Kommen des Herrn haben die jüdischen Rabbiner, wie bereits einmal erwähnt, gestützt auf das AT, die Dauer des messia-nischen Reichs auf tausend Jahre festgelegt. Sie gründeten ihre Ansicht auf den Sabbat Gottes als Symbol für das Millennium. Beachten wir noch, daß die Propheten des AT zuweilen das messianische Reich auf Erden und im Himmel in einer und derselben Vision vereinigen. Von ihrer Entfernung aus können sie nicht immer das Millennium von der Ewigkeit unterscheiden. Mit der Beschreibung des irdischen Königreiches verkündigen sie, daß der Messias ewig regieren werde. (S. z. B. Ps. 72,5—7; Dan. 7,14—27 usw.!) Aber es ist klar, daß diese Herrschaft in den Himmel einmünden wird, und daß die tausend Jahre nur wie der Vorhof des königlichen Palastes sind. VII. Einige Symbole für das Millennium. 1. Der Sabbat. Ständig findet man in der Schrift den Zyklus von sechs Arbeitsperioden, auf die eine siebente der Ruhe folgt, während die achte einen neuen Anfang einleitet: a) In sechs Tagen schuf Gott die Welt und ruhte am siebten Tage, 1. Mose 2,2—3; b) Jede Woche sollte Israel sechs Tage arbeiten und am siebenten ausruhen. 2. Mos. 20,8—11; c) Es gab den Zyklus der sieben Wochen von Pfingsten. 3. Mos. 23,15—16; d) Ein anderer Zyklus von sechs Monaten führte zu den großen Festen der Posaunen, der Versöhnung und der Laubhütten, denen der siebente Monat geweiht war. 3. Mos. 23,24—25. 27. 34. e) Die Israeliten sollten das Land sechs Jahre bebauen und es im siebenten ruhen lassen. 3. Mos. 25,2—4. (Man findet noch solshe Siebener-Zyklen im Jubeljahr, in der siebzigjährigen babylonischen Gefangenschaft und in den siebzig Jahrwochen von Daniel 9.) Gestützt auf diese Analogien waren die Rabbiner zu der Ansicht gelangt, die Welt solle einen Zyklus erleben von: sechs Jahrtausenden der Arbeit: 6 Tage; tausend Jahren der Ruhe: 7. Tag; darnach den Eingang in die Ewigkeit im Morgenrot des 8. Jahrtausends: 8. Tag. Später drückten alte Kirchenväter denselben Gedanken in neuer Form aus. Sie glaubten, die Erde würde in großen Linien zweitausend Jahre ohne das Gesetz sein — von Adam bis Abraham; zweitausend Jahre unter dem Gesetz — von Abraham bis Christus; zweitausend Jahre unter der Gnade — das jetzige Zeitalter; eintausend Jahre unter der Herrschaft des großen Königs — das Millennium. Selbstverständlich geben wir diese Einzelheiten nur dokumentarisch und mit allem Vorbehalt weiter. Wir möchten uns hüten, auch nur dem Anschein nach ein Datum für die Wiederkunft Christi festzulegen. Möglicherweise findet sie bald statt; aber sollte sie auch noch lange verziehen, so würde das unsern Glauben in keiner Weise erschüttern, denn Er allein kennt Tag und Stunde. Immerhin glauben wir — allein auf die Analogie des Glaubens gestützt und unter Vermeidung jeder Übertreibung — mit den Rabbinern aus dem Sabbatzyklus schließen zu dürfen, daß die aufgewühlte Weltgeschichte im Sabbat-Jahrtausend der großen Ruhe ihr Ende findet. 2. Dasjubeljahr. Nach sieben Sabbatjahren, d. h. nach 49 Jahren, sollte Israel das Jubeljahr feiern. „Ihr sollt das fünfzigste Jahr heiligen und sollt ein Freijahr ausrufen im Lande allen, die darin wohnen; denn es ist euer Halljahr. Da soll ein jeglicher bei euch wieder zu seiner Habe und zu seinem Geschlecht kommen . . . Ihr sollt nicht säen — auch was von selber wächst, nicht ernten, — auch was ohne Arbeit wächst im Weinberg, nicht lesen; denn das Halljahr soll unter euch heilig sein.“ 3. Mos. 25,10—12. Und alle Kaufverträge mußten den Zeitabstand bis zum nächsten Jubeljahr berücksichtigen. Welch schönes Bild vom kommenden großen Jubeljahr haben wir hier! Bald werden völlige Freiheit, Gleichheit, Eigentumsrecht, Ruhe, allgemeiner'Wohlstand nicht mehr bloße Worte sein, sondern zur herrlichen Wirklichkeit werden. Könnten wir doch auch alle unsere Geschäfte von heute ab im Blick auf das kommende Reich erledigen! 3. Die Stiftshütte. Gott hatte die Stiftshütte mit ihren Opfern und Riten als Mittel ersonnen, um Sein Wohnen unter dem Volke Israel zu ermöglichen: „Sie sollen Mir ein Heiligtum machen, daß Ich unter ihnen wohne ... Da Ich Mich euch bezeugen und mit dir reden will ... Daselbst will Ich .. . geheiligt werden in Meiner Herrlichkeit. So will Ich die Hütte des Stifts mit dem Altar heiligen .. . Und will unter den Kindern Israel wohnen und ihr Gott sein, daß sie wissen sollen, Ich sei der Herr, ihr Gott, der sie aus Ägyptenland führte, daß Ich unter ihnen wohne . . . Da bedeckte die Wolke die Hütte des Stifts, und die Herrlichkeit des Herrn füllte die Wohnung.“ 2. Mos. 25,8; 29,42—46; 40,34. Was wird also das Millennium anders sein als die wunderbare Ära, da Jesus Christus in Herrlichkeit Seine Wohnung auf Erden nehmen wird, ohne Sich hinter prophetischen Symbolen oder der Scheidewand Seiner menschlichen Niedrigkeit zu verbergen! „Der Herr Zebaoth wird König sein auf dem Berge Zion und zu Jerusalem und vor Seinen Ältesten in der Herrlichkeit.“ Jes. 24,23. In einer Vision sieht Hesekiel den nach der Wiederherstellung Israels neuerbauten Tempel: „Die Herrlichkeit des Herrn kam hinein zum Hause durchs Tor . . . und siehe, die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus ... Er sprach zu mir: Du Menschenkind, das ist der Ort Meines Throns und die Stätte Meiner Fußsohlen, darin Ich ewiglich will wohnen unter den Kindern Israels.“ Hes. 43,4—7. Durch die Sriftshütte wohnte Gott nur vorübergehend und unvollkommen unter dem Volke Israel. Da im Millennium das Heil ganz vollendet ist, wird die Wohnung des Herrn unter Seinem Volk weitaus herrlicher und dauerhafter sein. Danach wird sie im Himmel ohne Unterbrechung und auf ewig ihre Fortsetzung finden. 4. Das Gelobte Land. Nach Jahrhunderten der Versklavung und Verbannung in Ägypten und mühevollen Wüstenwanderungen genossen die Israeliten unter Josuas Führung endlich die Freiheit, Ruhe und Fülle im Gelobten Land. Die Segnungen, die ihnen zuteil werden sollten, falls sie treu blieben, gleichen sehr den Verheißungen fürs Millennium: Gott selbst wird vor ihnen hergehen und mit ihnen sein; Er wird es zum heiligen Volk machen und zum Herrn über alle Völker. Großer materieller Wohlstand wird sein Erbteil in einem Lande sein, da „Milch und Honig fließt“. So wird das Volk in Freude und Frieden die Erfüllung der Verheißungen Gottes erleben. 5. Mos. 31,8; 28,1—14; 6,3; Jos. 21,43—45. Dann wird das Laubhüttenfest eine ständige Erinnerung an die vergangene Zeit seines Nomadenlebens in Zelten sein. 3. Mos. 23,42—43. Der Hebräerbrief sieht im Einzug Israels in Palästina ein Bild der Ruhe, in die der Gläubige, indem er das vollkommene Werk Christi annimmt, im Glauben eingeht. 4,8—10. Aber man darf auch darin ein Bild der Wonne im Millennium sehen. Josua konnte Israel keine vollkommene, dauerhafte Ruhe geben, und es hat seitdem eine schlimmere Knechtschaft erlebt als jene Ägyptens. Doch werden die Juden nach Jahrtausenden des Umherirrens in der Verbannung und Sklaverei endgültig ins Gelobte Land eingehen. Jesus, ihr großer Josua, wird vor ihnen hergehen: „Ihr König wird vor ihnen her-gchcn und der Herr vornean.“ Micha 2,13. Endlich wird das Volk, wie oben gesagt, Ruhe, Sicherheit und die Fülle genießen, und alle Völker der Erde werden dieser Segnungen teilhaftig sein. Und das Laubhüttenfest wird aufs neue gefeiert werden, in Erinnerung an die einstige, kummervolle Pilgerschaft. Sach. 14,16. 5. Die Herrschaft Salomos. Nach der bewegten Zeit der Richter und all den Kriegen Davids (1. Chr. 28,3) erschien Salomo seinem Volke wahrlich als ein Friedenskönig. Er begann damit, seines Vaters Diener zu belohnen und Feinde zu bestrafen. Er gab seinem Volk Ruhe und Sicherheit, däß jeder unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen konnte. Mit großer Weisheit begabt, baute er dem Herrn ein festes, prächtiges Haus. Gott schenkte ihm Reichtum, Güter und Ehren, wie sie vor ihm kein König besessen hatte. Mit außergewöhnlichem Scharfsinn übte er Gericht. Unter ihm wurde das Silber so alltäglich wie Steine, und in seinem Hause war alles aus Gold. So kannte sein Reich einen Wohlstand und einen beispiellosen Glanz, der die Menschen und sogar die Königin von Saba nach Jerusalem lockte. l.Kön. 2,5.7; 3,9—13.28; 4,24—25 (bez. 5,4—5); 10,1.21.27. So wird auch nach allen Kriegen der Menschen das Millennium die Herrschaft des Friedefürsten einführen. Dieser wird zuerst Seine Feinde bestrafen und Seine Diener belohnen. Luk. 19,17—27. Allen Kriegen wird Er ein Ende machen. Angetan mit dem Geiste der Weisheit und des Verstandes wird Er Seinen Untertanen Wohlstand, Glanz und Glück verleihen, wie es die Menschheit bis dahin vergeblich gesucht. Überall wird Er vollkommene Gerechtigkeit einführen. Ein Tempel wird zu Jerusalem erbaut werden, der durch die Gegenwart des großen Königs alle Völker anziehen wird. Jes. 2,2—4; 11,1—5. 10 usw. Alle diese Symbole lassen uns die wunderbare Wirklichkeit ahnen, die uns die lichtvollen Blätter der Propheten vorführen sollen. Die Aufrichtung des Reiches Mehrere wichtige Ereignisse sollen zu Beginn des Millenniums stattfinden, auf die wir im einzelnen eingehen müssen. I. Satan wird gebunden. „Und ich sah einen Engel vom Himmel fahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, welche ist der Teufel und Satan, und band ihn tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und verschloß ihn und versiegelte obendarauf, daß er nicht mehr verführen sollte die Heiden, bis daß vollendet würden tausend Jahre; und danach muß er los werden eine kleine Zeit.“ Offb. 20,1—3. Welche Veränderung, wenn der Versucher nicht mehr imstande ist, die Völker zu verführen! Wunderbarer wird es sein als im Paradies, da Satan dort unsere ersten Eltern zu Fall bringen konnte. Ganz abgesehen davon, daß Christus im Millennium in Herrlichkeit offenbart und bei den Menschen wohnen wird! II. Die erste Auferstehung. „Und ich sah .. . die Seelen derer, die enthauptet sind um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die nicht angebetet hatten das Tier noch sein Bild und nicht genommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn und auf ihre Hand, diese lebten und regierten mit Christo tausend Jahre. Die andern Teten aber wurden nicht wieder lebendig, bis daß tausend Jahre vollendet wurden. Dies ist die erste Auferstehung. Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung! Uber solche hat der andere Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm regieren tausend Jahre.“ Offb 20,4—6. Über die Entrückung der Gemeinde hörten wir, daß alle Gläubigen, ob lebend oder tot, den Auferstehungsleib bekamen und mit Christus in die Herrlichkeit eingingen. Mit Ihm kommen sie nun wieder und setzen sich auch auf den Richterstuhl. Andererseits hat sich, so wir es recht verstehen, seit der Entrückung die große Trübsal abgespielt, in der alle getötet wurden, die Christus und nicht den Antichristen zum Herrn wählten. Offb. 12,6.17; 13,15. Johannes hat schon am Anfang der Offenbarung die Seelen dieser Märtyrer gesehen, die Gott um Gerechtigkeit anflehten. 6,9—11. Diese erwachen nun zum Leben und haben teil an der ersten Auferstehung. Daraus folgt: a) Die „erste Auferstehung“ umfaßt die Gläubigen im Blick auf das Millennium. Die daran teilhaben, werden selig und heilig gepriesen; sie entrinnen der Hölle und werden mit dem Herrn tausend Jahre lang Könige und Priester sein. Diese Vorrechte sind allen Vorbehalten, denen Christus der Heiland geworden ist. Offb. 1,5—6; 2,11; 3,21. Folglich glauben wir, daß die ganze entrückte Gemeinde an derselben „ersten Auferstehung“ teilhat, wie die hier erwähnten Märtyrer. Johannes führt nur die letzteren an, weil die Gemeinde ja schon auferstanden ist und auf dem Richterstuhl sitzt. b) Die erste Auferstehung unterscheidet sich klar von der zweiten. Mehrere Stellen der Schrift erwähnen beide: „Viele, so unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen; etliche zum ewigen Leben, etliche zu ewiger Schmach und Schande.“ Dan. 12,2. „Sie warten . . . der Auferstehung . . . der Gerechten und Ungerechten.“ Ap. 24,15. „Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden Seine (Christi) Stimme hören, und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übles getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“ Joh. 5,28—29. Aber es ist die Offenbarung, die uns lehrt, daß die ganze Dauer des Millenniums die zwei Auferstehungen von einander trennt. 20,5. Ohne diese Zahl anzugeben, sagte Jesaja faktisch dasselbe, als er schrieb: „Zu der Zeit wird der Herr heimsuchen . . . die Könige der Erde, die auf Erden sind (bei Harmagedon), daß sie versammelt werden als Gefangene ... im Kerker und nach langer Zeit wieder heimgesucht werden.“ 24,21—22. Wie wichtig ist es, daß ein jeder von uns weiß, welche Auferstehung seiner wartet, und ob er teilhaben wird an der ersten Auferstehung! ///. Das Völkergericht. 1. Wenn Christus durch die Endgerichte und den Sieg bei Harmagedon alle Feinde, die sich offen gegen Ihn empörten, vernichtet hat, wird es noch viele Menschen auf Erden geben. Nach der Schrift scheinen zwei Drittel der Juden und ein Viertel oder ein Drittel der Menschheit in der großen Trübsal umzukommen. Sach. 13,8 u. Offb. 6,8; 9,18. Bei Seinem Erscheinen wird der Herr eine umfassende „Säuberung“ vornehmen. Alle Überlebenden wird Er richten, um zu erkennen, welche würdig sind, Untertanen in Seinem Reich zu werden. Bei diesem Gericht der Völker wird der Herr nach Matt. 25,31—34.41 „die Schafe von den Böcken scheiden.“ Unserer Meinung nach wird diese Stelle eine erste Erfüllung zu Beginn des Millenniums finden, wenn sich auch jenes Wort der Offenbarung bewahrheitet: „Und ich sah Stühle, und sie setzten sich darauf, und ihnen ward gegeben das Gericht.“ 20,4. Das wird die ernste Stunde sein, da auf dem Acker der Welt endlich der Weizen vom Unkraut geschieden wird. 2. Die Gemeinde scheint zusammen mit Christus die Völker zu richten. Matthäus erwähnt nur den Menschensohn auf dem Richterstuhl. Aber die Richter (in der Mehrzahl), die Johannes auf den Stühlen sieht (Offb. 20,4), können nicht die Engel sein, sondern nur die schon auferstandenen und verklärten Gläubigen, da es in 1. Kor. 6,2—3 heißt, daß die Heiligen die Welt und sogar die Engel richten werden. Zudem werden sie dieses Richteramt während der tausend Jahre weiter ausüben. Die zwölf Apostel werden auf zwölf Stühlen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten. Luk. 22,30. So nimmt der Herr Seine Brautgemeinde gleich in die Regierung mit hinein. 3. Diese Säuberungsaktion wird sich, wie das Jüngste Gericht, nach den Werken richten. Der Glaube erweist sich in den Werken, und den Baum erkennt man an seinen Früchten. Jak. 2,18—22. Wer sich aus christlicher Liebe seines Nächsten (besonders derer, die Jesus „Seine Brüder“ nennt) angenommen hat, soll an Seinem Reich teilhaben. Wessen Herzenshärte und Selbstsucht aber seine wahre Herkunft bewiesen hat, muß zu seinem Vater, dem Teufel, und seinen Engeln wieder zurück. 4. Die so vom Herrn ausgewählten Menschen werden in Fleisch und Blut auf der Erde weiterleben und die Untertanen Seines Reiches sein. Wir werden auf den folgenden Seiten sehen, wieviele Texte deren geistliches und materielles Leben während der Tausend Jahre beschreiben. Man fragt sich, welcher Prozentsatz der Menschheit würdig erachtet wird, zur Rechten des großen Richters zu sitzen. Er wird aus einem Drittel von Israel und — Gott allein weiß — aus welcher Minderheit aus den Völkern bestehen. Nach der Sintflut hat Gott mit acht Personen eine neue Menschheit begonnen. 1. Petr. 3,20. Für den großen Neuanfang des Millenniums werden es sicher weit mehr sein. Die Merkmale des Messianischen Reiches Im Millennium wird der Herr den wunderbaren Plan ausführen, den Er von jeher für die Menschheit vorhatte, und der im Garten Eden nur vorübergehend mißlang. Er wird die Fülle Seiner Güte offenbaren und alles tiefe Sehnen stillen, das Er selbst in des Menschen Herz gelegt. Alles, was die Menschen an höchsten Gütern ohne Gott vergebens erstrebt haben, wird nun im Reich Seines Sohnes in Hülle und Fülle über sie ausgeschüttet werden. Laßt uns die Merkmale dieses Reiches näher betrachten! I. Die Gerechtigkeit Daß Sünde und Ungerechtigkeit heute überall triumphieren, das macht unser Erdendasein so schwierig. Jesus Christus wird das alles ändern. „Das Zepter Deines Reichs ist ein gerades Zepter. Du liebest Gerechtigkeit und hassest gottloses Wesen.“ Ps. 45,7—8. „. . . Daß Er Dein Volk richte mit Gerechtigkeit und Deine Elenden rette ... Er wird das elende Volk bei Recht erhalten und den Armen helfen und die Lästerer zermalmen ... Zu Seinen Zeiten wird blühen der Gerechte . . . Denn Er wird den Armen erretten, der da schreit, und den Elenden, der keinen Helfer hat. Er wird gnädig sein den Geringen und Armen, und den Seelen der Armen wird Er helfen. Er wird ihre Seele aus dem Trug und Frevel erlösen, und ihr Blut wird teuer geachtet werden vor Ihm.“ Ps. 72,2. 4. 7. 12—14. „Er wird nicht richten, nach dem Seine Augen sehen . . ., sondern wird . . . rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande . . . Gerechtigkeit wird der Gurt Seiner Lenden sein, und der Glaube der Gurt Seiner Hüften . . . Man wird nirgends Schaden tun, noch verderben auf Meinem ganzen heiligen Berge.“ Jes. 11,3—5.9. (S. auch 16,5; 42,1.4). Dann werden alle sozialen Probleme gelöst sein! Was die Moral in ihrer Ohnmacht nicht vermochte, was die politischen Parteien nicht erzwingen konnten, was die Kirchen vergeblich zu erreichen suchten, wird eines Tages durch den einzig Gerechten auf Erden verwirklicht werden, Jesus Christus. „Euch aber, die ihr Meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil ur.ter ihren Flügeln.“ Mal. 4,2 (bez. 3,20). //. Friede Ungerechtigkeit führt immer zum Krieg. Ist jene endlich ausgemerzt, wird dieser auch verschwinden: „Laß die Berge den Frieden bringen unter das Volk und die Hügel die Gerechtigkeit . . . Großer Friede . . . wird blühen, bis daß der Mond nimmer sei.“ Ps. 72,3. 7. „Er wird richten unter den Heiden und strafen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere ein Schwert auf-heben und werden hinfort nicht mehr kriegen lerne n ... Er heißt . . . Friedefürst, auf daß . . . des Friedens kein Ende werde auf dem Stuhl Davids und in Seinem Königreich, daß Er’s zurichte und stärke mit Gericht und Gerechtigkeit (was den menschlichen Friedensverträgen immer abging) von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.“ Jes. 2,4; 9,5—6. (S. auch 32,17—18; 60,17—18). Seit Kain seinen Bruder getötet hat, ist die Menschheit in Kriege verstrickt. Die zahllosen, sog. „dauerhaften“ Friedensverträge, der Völkerbund, die Abrüstungskonferenzen, die lächerliche Ächtung des Krieges und alle jüngsten Bemühungen haben uns diesem Teufelskreis nicht entreißen können. Nur eine Hoffnung bleibt uns noch, aber eine, die nicht zuschanden werden wird: Das Kommen des Friedefürsten. Wie Micha sagt: „Er wird unser Friede sein.“ 5,4. Ja, weil Er „unser Friede ist“, vermag Er den Frieden zu bringen. Auf geistlicher Ebene besteht dieser Friede schon zwischen dem Herrn und allen Seinen wahren Kindern. Aber eines Tages wird er sich hier auf Erden herrlich offenbaren. Dann geht endlich die Engelsbotschaft der Weihnacht in Erfüllung: „Friede auf Erden!“ 111. Glückseligkeit „Und es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind . . . Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes l.icht . . . Du machst des Volkes viel, Du machst groß seine Freude. Vor Dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt . . . Der Herr Zebaoth wird allen Völkern machen auf diesem Berge ein fettes Mahl, ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist. Und Er wird auf diesem Berge die Hülle wegtun, damit alle Völker verhüllt sind, und die Decke, damit alle Heiden zugedeckt sind; Er wird den Tod ver-sdilingen ewiglich; und der Herr Herr wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und wird aufheben die Schmach Seines Volkes in allen Landen; denn der Herr hat's gesagt.“ Jes. 8,23—9,2 (bez. 9,1—3); 25,6-—8. (Die Vollerfüllung dieser letzten Verse wird sicher im Himmel kommen; wir werden aber gleich sehen, daß schon im Millennium des Todes Macht bedeutend vermindert sein wird, und daß die Völker unter sich und mit Gott eine wunderbare Gemeinschaft haben werden.) Wenn wir bedenken, wie viele Tränen all die Leiden, Enttäuschungen, Verluste von Lieben heute kosten, wie sollten wir da nicht mit der ganzen Sehnsucht unseres Herzens die in so köstlichen Worten verheißene Glückseligkeit erflehen! IV. Langes Leben und Gesundheit Der Tod lag ursprünglich nicht im Plan Gottes, er ist durch die Sünde in die Welt gekommen. 1. Mos. 3,19. Nach dem Sündenfall haben die Patriarchen sogar noch sehr lange gelebt. Adam wurde z. B. 930, Methusalah 969 Jahre alt. Erst die Verderbtheit der Generation der Sintflut ließ Gott die Lebenszeit des Menschen auf höchstens 120 Jahre kürzen, während späterhin nur die Kräftigsten im Durchschnitt 70 bis 80 Jahre erreichten. 1. Mos. 5,5.27; 6,3; Ps. 90,10. Nach den Weissagungen soll das Leben der Menschen in der messia-nischen Ära wieder bedeutend länger werden. Keiner stirbt mehr eines frühzeitigen Todes, und ein Hundertjähriger wird noch jung sein: „Sie sollen nicht . . . unzeitig Geburt gebären; denn sie sind der Same der Gesegneten des Herrn und ihre Nachkommen mit ihnen ... Es sollen nicht mehr da sein Kinder, die nur etliche Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen, sondern die Knaben sollen hundert Jahre alt werden . . . Denn die Tage Meines Volkes werden sein wie die Tage eines Baumes.“ Jes. 65,23. 20. 22. Wir werden gleich sehen, daß der Tod nur ausnahmsweise über solche verhängt wird, die auf dem Weg der Sünde beharren. Dagegen sollen anscheinend Unzählige die Möglichkeit haben, fast das ganze Millennium hindurch zu leben. Solche Behauptungen konnten vor einigen Jahren ein Lächeln hervorrufen. Aber gelehrte Biologen haben ent- deckt, daß unsere Organe, und sogar die der Tiere, so beschaffen sind, daß sie viel länger leben könnten. Man versteht nicht, weshalb der Tod so bald eintritt. Und es ist gelungen, unter gewissen Bedingungen ein Hühnerherz in einem Gefäß soz. unbeschränkt lange schlagen zu lassen (wir haben selbst ein solches gesehen, das schon seit zwölf Jahren schlug). Und wir glauben, daß es für den allmächtigen Gott ein Kinderspiel sein wird, das Menschenleben zu verlängern, wenn Er den Augenblick für gekommen hält, die Weissagungen zu erfüllen. Bis dahin aber wollen wir Gott danken, daß Er unser Leben, wie es jetzt ist, nicht verlängert. In unserer Welt voll Sünde, Leiden und Gebrechen wäre Langlebigkeit keine Wohltat, eine sehr große dagegen im kommenden goldenen Zeitalter. Aus anderen Texten scheint hervorzugehen, daß der Herr auch in reichem Maße die Gabe der Gesundheit schenken wird: „Alsdann werden der Blinden Augen aufgetan werden, und der Tauben Ohren werden geöffnet werden; alsdann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und der Stummen Zunge wird Lob sagen.“ Jes. 35,5—6. Das erscheint ganz natürlich, da auch zur Zeit der irdischen Wirksamkeit Jesu Christi „die Stummen redeten, die Krüppel gesund waren, die Lahmen gingen, die Blinden sahen.“ Matt. 15,30—31. So wird der Herr auch auf diesem Gebiet die „Wiederherstellung aller Dinge“, von der Petrus spricht, bewirken (Ap. 3,21) und Seinen ersten Plan für die Menschheit durchführen. Wenn es im Millennium keinen Krieg mehr gibt, die Lebensdauer erhöht und der Tod nur selten ist, dann werden die Menschen viel zahlreicher sein als zu irgend einer Zeit zuvor. Andererseits wird durch die Bekehrung großer Scharen die Zahl der Erretteten die der Verlorenen übertreffen. Das würde das traurige Zahlenverhältnis unserer Zeit glücklich umkehren. (H. Monod) Dies sei natürlich mit allem Vorbehalt gesagt! V. Materieller Wohlstand Gott hat uns einen Leib so gut wie einen Geist und eine Seele gegeben, und Er weiß wunderbar für die Bedürfnisse dieses Leibes zu sorgen. Er hatte Adam in einen Lustgarten gesetzt, wo eine üppige Fülle herrschte. Seitdem hat Er unaufhörlich den Menschen Gutes getan, indem Er „vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, unsre Herzen erfüllt mit Speise und Freude“. Ap. 14,17. Denn der Herr gibt uns „reichlich, allerlei zu genießen“. 1. Tim. 6,17. So entspricht es wohl ganz dem göttlichen Willen, der Erde im messianischen Reich einen paradiesähnlichen Glückszustand zu gewähren. Auch die Erde soll an der .Wiederherstellung aller Dinge“ teilhaben, genau wie die durch Wiedergeburt und Auferstehung völlig wiederhergestellte Mensch- heit. Damit richtet Gott alles wieder auf, was im Sündenfall zerschlagen wurde. Manche halten diese Perspektive für viel zu wenig „geistlich“, als daß man sie in Betracht ziehen dürfe. Wenig „geistlich“ waren allerdings die Übertreibungen gewisser überspannter Lehrer wie Papias. Doch die Segnungen, die Gott unserm Leib und der Erde aufbewahrt hat, können nur heilig und vollkommen sein. Um ein Bild von ihnen zu haben, brauchen wir nur die Texte unverändert reden zu lassen: „Auf Erden . . . wird das Getreide dick stehen; seine Frucht wird rauschen wie der Libanon, und sie werden grünen in den Städten wie das Gras auf Erden.“ Ps. 72,16 (S. auch Jes. 30,23—25; 65,21—23). „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, daß man zugleich ackern und ernten und zugleich keltern und säen wird; und die Berge werden von süßem Wein triefen, und alle Hügel werden fruchtbar sein. Denn Ich will das Gefängnis Meines Volkes Israel wenden, daß sie sollen . .. Weinberge pflanzen und Wein davon trinken, Gärten machen und Früchte daraus essen.“ Arnos 9,13—14. „Zu derselben Zeit, spricht der Herr Zebaoth, wird einer den anderen laden unter den Weinstock und unter den Feigenbaum .. . Der Weinstock soll seine Frucht geben und das Land sein Gewächs geben, und der Himmel soll seinen Tau geben.“ Sach. 3,10; 8,12. So erfüllen sich an der ganzen Erde die alten Verheißungen, die Gott Seinem Volk gegeben hatte, falls es treu bliebe: „Werdet ihr Meine Gebote halten und tun, so will Ich euch Regen geben zu seiner Zeit, und das Land soll sein Gewächs geben und die Bäume auf dem Feld ihre Früchte bringen. Und die Dreschzeit soll reichen bis zur Weinernte, und die Weinernte soll reichen bis zur Zeit der Saat; und sollt Brots die Fülle haben .. . Und sollt von dem Vorjährigen essen, und wenn das Neue kommt, das Vorjährige wegtun.“ 3. Mos. 26,3—5. 10. So wird die Erde zum größten Wohl der Menschheit wieder ein Paradies werden, ein Paradies jedoch, das das erste gewissermaßen übertrifft, nicht seiner Fruchtbarkeit wegen, sondern weil Christus in ihm ist und der Teufel keinen Zugang hat. Der Wohlstand rührt also nicht von der materialisierten, mechanisierten Zivilisation her. Es ist gut, wenn wir das ein für allemal wissen! V/. Der Fluch wird vcn der Natur genommen werden. Nach dem Sündenfall spricht Gott zu dem Menschen: „Verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen ... Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“ l.Mos. 3,17—19. Darum sagt Paulus: „Das ängstliche Harren der Kreatur wartet aut die Offenbarung der Kinder Gottes. Sintemal die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit ohne ihren Willen, sondern um deswillen, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung. Denn auch die Kreatur wird frei werden von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß alle Kreatur sehnt sich mit uns und ängstet sich noch immerdar.“ Rom. 8,19—22. Soll die Erde zu der oben beschriebenen Fruchtbarkeit kommen, so muß erst der Fluch, der auf ihr liegt, aufgehoben werden. „Es sollen Tannen für Hecken wachsen und Myrten für Dornen ... Ich will die Wüste zu Wasserseen machen und das dürre Land zu Wasserquellen; Ich will in der Wüste geben Zedern, Akazien, Myrten und Kiefern.“ Jes. 55,13; 41,18—19. Zudem werden auch die Raubtiere ihre Wildheit verlieren: „Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen und die Parder bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden auf der Weide gehen, daß ihre Jungen beieinander liegen, und Löwen werden Stroh essen wie die Ochsen. Und ein Säugling wird seine Lust haben am Loch der Otter, und ein Entwöhnter wird seine Hand stecken in die Höhle des Basilisken. Man wird nirgends Schaden tun noch verderben auf Meinem ganzen heiligen Berge.“ Jes. 11,6—9 (s. auch Hes. 34,25. 28; Hos. 2,20). Zuletzt dürfen wir wohl auch annehmen, daß die Erde nicht mehr von solchen Naturkatastrophen verwüstet werden wird, an denen Satan nach Hiob 1,12. 16. 19 nicht immer unbeteiligt ist. Wie herrlich werden diese „Zeiten der Erquickung“ sein, wenn alle Dinge in ihren paradiesischen Zustand zurückversetzt sind! VII. Hat das „Atomzeitalter“, wie man es schon nennt, etwas mit diesen großen angekündigten Umwälzungen zu tun? Tatsache ist, daß das Leben der Menschen, das Jahrtausende lang statisch geblieben war, sich seit etwa hundert Jahren gänzlich verändert hat: Kohle, Dampfkraft, Elektrizität, Treibstoffe, Eisenbahn, Motore, Industrie, Chemie, Chirurgie, das Luftwesen, alle diese Dinge haben die frühere Lebensweise ganz über den Haufen geworfen. Heute stehen wir an der Schwelle einer Zeit viel gewaltigerer Neuerungen: Radio, Fernsehen, wahnsinnnige Geschwindigkeiten und vor allem die Atomenergie scheinen Möglichkeiten zu eröffnen, die über unsere Denk-kraft gehen. Es sind dies übrigens Möglichkeiten zum Guten und zum Bösen hin. Verkehrt angewandt, kann die Atomenergie die schlimmsten Katastrophen verursachen, dagegen kann sie, wie es scheint, unser Leben auf vielen Gebieten günstig beeinflussen und verbessern, wenn sie in der rechten Weise gebraucht wird: Gesundheit, Lebensdauer, Fruchtbarkeit, Heizung, Transport und Verkehr, Arbeit, Bodenbau und -ertrag usw. Ist es nicht merkwürdig, daß diese unbegrenzte Kraftquelle gerade jetzt entdeckt wurde, da unsere Welt vor den zwei großenUmwälzungen steht, die ihre Geschichte beschließen sollen: dem Weltenbrand der Endgerichte und dem Anbruch des goldenen Zeitalters, das unseren Planeten umwandeln soll? In Seinem Tun hat Gott natürlich tausend Mittel und Wege, und wir wollen nicht behaupten, daß Er Sich nur der von den Menschen entdeckten Kraftquellen bedienen werde, um das Gericht und die Erneuerung der Erde durchzuführen. Und doch wissen wir, daß Er oft zu ganz einfachen, natürlichen Mitteln greift (dem Wasser der Sintflut z. B.); und die uns jetzt schon bekannten genügen vollauf, die Gedanken der Propheten über die neue Lebensgestaltung in der Zukunft zu bestätigen. Deine Augen werden den König sehen in Seiner Schöne Im siebenten Teil über die Wiederkunft Jesu Christi beschäftigten wir uns mit der Frage, wie uns die Schrift den König der Könige darstellt. Nun wollen wir sehen, wie der Herr Seine Herrschaft ausübt. 1. Jesus Christus wird Seine Gegenwart inmitten Seines irdischen Königreichs offenbaren. Im Paradies sprach Gott mit dem Menschen und hatte direkte Verbindung mit ihm. Der Sündenfall unterbrach diese Gemeinschaft, da Adam und Eva aus Eden vertrieben wurden. In der Theokratie Israels ging der Herr selbst in der Wolken- und Feuersäule vor dem Volke her und nahm dann Wohnung im Tempel zu Jerusalem. 2. Mos. 14,19.24; 2. Chr. 5,13—14; 7,1—2. Während Seines ganzen Erdendienstes war Jesus Christus wirklich der „Immanuel“, d. h. Gott mit uns. Nach Seiner Auferstehung blieb Er noch vierzig Tage auf Erden, redete mit Seinen Jüngern, erschien und verschwand, kam und hob Sich hinweg, nach Seinem Belieben. So ist es nicht verwunderlich, wenn die Propheten die göttliche Gegenwart für das Millennium verheißen: „Er wird richten unter den Heiden und strafen viele Völker ... Zu der Zeit wird des Herrn Zweig lieb und wert sein und die Frucht der Erde herrlich und schön bei denen, die erhalten werden in Israel . . . Der Herr Zebaoth wird König sein auf dem Berg Zion und zu Jerusalem und vor Seinen Ältesten in der Herrlichkeit . . . Deine Augen werden den König sehen in Seiner Schöne . . . Denn der Herr ist unser Richter, der Herr ist unser Meister, der Herr ist unser König, Der hilft uns.“ Jes. 2,4; 4,2; 24,33; 33,17. 22. „Mein Knecht David soll ihr König und ihrer aller einiger Hirte sein . . . Mein Heiligtum soll unter ihnen sein ewiglich. Und Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein, und sie sollen Mein Volk sein.“ Hes. 37,24. 26—27. „Der Herr wird König sein über alle Lande . . . Und alle übrigen unter allen Heiden . . . werden jährlich heraufkommen, anzubeten den König, den Herrn Zebaoth.“ Sach. 14,9. 16. II. Wie wird sich Seine Gegenwart offenbarenf 1. Jesus Christus wird sichtbar erscheinen. Wenn des Menschen Sohn zum Weltgericht kommt, „werden Ihn sehen alle Augen“. Offb. 1,7; Matt. 24,30. Und ebenso gut wie als Richter kann Sich Jesus als König offenbaren. Darum schreibt Jesaja: „Deine Augen werden den König sehen in Seiner Schöne.“ 33,17. Zu derselben Gedankenreihe gehört Folgendes: Zwischen Ostern und Himmelfahrt aß Jesus im Angesicht Seiner Jünger, um ihnen zu beweisen, daß Sein Leib wirklich auferstanden war. Luk. 24,36—43. Auch als Er ihnen beim Abendmahl den Kelch reichte, erklärte Er: „Wahrlich, Ich sage euch, daß Ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächs des Weinstocks, bis auf den Tag, da Ich’s neu trinke in dem Reich Gottes.“ Mk. 14,25. Man fragt sich daher, ob der Herr nicht auch im Millennium Seine Menschensohnschaft ebenso greifbar machen wird. Wir wollen noch das eigene Wort des Herrn anführen: „Wahrlich, wahrlich, ... von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren auf des Menschen Sohn.“ Joh. 1,51. Der Himmel offen! Der Gedanke an alles, was dieses erahnen läßt, bewegt uns tief. In ihrer Verkündigung von der sichtbaren Offenbarung des Herrn sagt die Schrift aber nichts Genaues darüber aus, ob diese eine ununterbrochene sein soll. Er könnte auftauchen und verschwinden, wie Er will, und wie Er es zwischen Ostern und Himmelfahrt tat. 2. Die Herrlichkeit des Herrn wird in dem wiedererbauten Tempel zu Jerusalem wohnen. Menschenaugen können Jesus in Seiner Leiblichkeit sehen und das Maß Seiner Herrlichkeit, das Er ihnen enthüllen will, schauen. Aber es gibt einen Glanz Gottes, den kein Sterblicher zu ertragen vermag. „Denn kein Mensch wird leben, der Mich siehet“, sagt Gott zu Mose. 2. Mos. 33,20. Im Geheimnis des Allerheiligsten des salomonischen Tempels hatte Gottes Herrlichkeit gewohnt. Aber in dem Augenblick, da sie sich dort niederließ, „konnten die Priester nicht hineingehen, denn die Herrlichkeit des Herrn füllte das Haus des Herrn.“ 2. Chr. 7,2. Später zog sie dann Gott, wie gesagt, vor der Zerstörung des Tempels daraus zurück und vom ölberg aus wieder in den Himmel. Hes. 9,3—6; 11,22—24. Ist der Tempel im wiederhergestellten Jerusalem nach den Plänen Hesekiels neu erbaut, so wird der Herr wieder dort wohnen (davon noch später!). Jesus Christus wird Seine Füße auf den ölberg setzen und das Wort des Propheten an Zion erfüllen: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir . . . Die Herrlichkeit soll an dich kommen, Tannen, Buchen und Buchsbaum miteinander, zu schmücken den Ort Meines Heiligtums; denn Ich will die Stätte Meiner Füße herrlich machen.“ Sach. 14,4; Jes. 60,1. 13. Hesekiel beschreibt dieses große Ereignis genauer: „Und siehe, die Herrlichkeit des Gottes Israel kam von Morgen (von der Seite des Ölbergs) und brauste, wie ein großes Wasser braust; und es ward sehr licht auf der Erde von Seiner Herrlichkeit . . . Und die Herrlichkeit des Herrn kam hinein zum Hause durchs Tor gegen Morgen . . . und siehe, die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus . . . Und Er sprach zu mir: Du Menschenkind, das ist der Ort Meines Throns und die Stätte Meiner Fußsohlen, darin Ich ewiglich will wohnen unter den Kindern Israel . . . Und Er führte mich wiederum zu dem äußeren Tor des Heiligtums gegen Morgen; es war aber zugeschlossen. Und der Herr sprach zu mir: Dies Tor soll zugeschlossen bleiben und nicht aufgetan werden, und soll niemand dadurchgehen; denn der Herr, der Gott Israels, ist dadurch eingegangen.“ 43,2.4—5.7; 44,1—2 (s. auch Sach. 8,3; 2,5.10!) Die Herrlichkeit des Herrn wird sich offenbar wie einst in einer Wolken- und Feuersäule nach außen hin kundtun (2. Mos. 13,21). Nach den Worten über die Pracht und Herrlichkeit des „Zweigs des Herrn“ sagt Jesaja: „Der Herr wird schaffen über alle Wohnungen des Berges Zion, und wo man versammelt ist, Wolke und Rauch des Tages, und Feuerglanz, der da brenne, des Nachts.“ 4,2—5. Mehr sagt uns die Schrift wohl nicht über die sichtbare Gegenwart des Herrn hienieden. Auf Grund der angeführten Stellen aber glauben wir, daß sie sich wirklich und wunderbar kundtun wird. Damit wollen wir aber nicht behaupten, daß der allgegenwärtige Herr tausend Jahre lang Sein Wesen und Wirken allein auf unsere kleine Erde beschränken wird. Hier handelt es sich nur um das, was Jesus Christus für die Menschheit im Millennium tun wird. Was danach kommt, wird uns später offenbart werden. Die Stellung der Gemeinde im Millennium I. Die Gemeinde ist vor allem ein himmlisches Volk Vergessen wir nicht, daß das Millennium vor allem der Israel und der Erde verheißene Segen sein soll, während die Gemeinde das himmlische Volk Gottes ist. So herrlich auch die messianische Zeit hier sein mag, so kann sie doch immer nur ein Vorgeschmack des Himmels sein. Wohl wird sie wunderbar sein für alle Wesen von Fleisch und Blut, die auf Erden leben. Aber für die durch die Auferstehung schon zu den Wonnen der anderen Welt eingegangenen Gläubigen kann kein Geschehen auf Erden mehr ein Ziel an sich bedeuten. Wir sind doch jetzt schon Fremdlinge und Pilgrime auf Erden und suchen ein himmlisches Vaterland. Hebr. 11,13—16. Durch den Glauben sind wir bereits mit Christus in die himmlischen Örter versetzt. Eph. 2,6. Mit dem Augenblick des Todes sind wir „bei Christo“, was „viel besser ist“ als Freuden der Erde. Phil. 1,23. Und bei Seiner Wiederkunft werden wir alle auferweckt und verklärt, um im Himmel mit Ihm die Hochzeit des Lammes zu feiern. 1. Thess. 4,16—17; Offb. 19,6—8. Unsere Segnungen sind daher von vornherein auf ewig, nicht nur auf tausend Jahre. Folglich handelt es sich für die Gemeinde nicht darum, von der herrlichen Stellung, in die sie ihr himmlischer Bräutigam gebracht, wieder herabzusteigen. Die auferstandenen Gläubigen werden nicht auf die Erde in das materielle Leben zurückkehren, um dort mit allen Untertanen des Reichs am Ende des Millenniums versucht zu werden. Darum müssen wir genau wissen, was die Schrift über die der Gemeinde in der messianischen Zeit zugedachte Aufgabe sagt. II. Die Gemeinde wird mit Christus regieren. So wie die Gläubigen am Gericht über die Welt und die Engel teilhaben, werden sie mit ihrem Heiland auch die Herrschaft teilen. „Dulden wir, so werden wir mitherrschen.“ 2. Tim. 2,12. Er „hat uns zu Königen und Priestern gemacht vor Gott und Seinem Vater . . . Wer da überwindet und hält Meine Werke bis ans Ende, dem will Ich Macht geben über die Heiden. Und er soll sie weiden mit einem eisernen Stabe, und wie eines Töpfers Gefäße soll er sie zerschmeißen, wie Ich von Meinem Vater empfangen habe . . . Wer überwindet, dem will Ich geben, mit Mir auf Meinem Stuhl zu sitzen, wie Ich überwunden habe und Mich mit Meinem Vater gesetzt auf Seinen Stuhl.“ Offb. 1,6; 2,26—27; 3,21. „Du hast uns Gott erkauft mit Deinem Blut aus allerlei Geschlecht und Zunge und Volk und Heiden, und hast uns unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht, und wir werden Könige sein auf Erden.“ . . . Die Märtyrer „lebten und regierten mit Christo tausend Jahre . . . Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung; über solche hat der andere Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre“. Offb. 5,9—10; 20,4—6. Jesus verkündigt selbst, welchen Teil an Seiner Regierung er denSeinen einräumen wird: „Wahrlich, Ich sage euch: ihr, die ihr Mir seid nachgefolgt, werdet in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhl Seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Israels . . . Ihr aber seid’s, die ihr beharrt habt bei Mir in Meinen Anfechtungen; und Ich will euch das Reich bescheiden, wie Mir’s Mein Vater beschieden hat . .. Fürchte dich nicht, du kleine Herde; denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ Matt. 19,28; Luk. 22,28—29; 12,32. Und zu Seinen treuen Dienern sagt der Herr: „Ei, du frommer Knecht, dieweil du bist im Geringsten treu gewesen, sollst du Macht haben über zehn Städte“, und nachher: „Du sollst sein über fünf Städte.“ Luk. 19,17—19. Der Mensch wurde geschaffen, um sich „die Erde untertan“ zu machen. Er fiel und überließ seinen Platz dem Thronräuber Gottes. Welches Glück und welche Freude für ihn, wenn er, seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgegeben, die Ehre haben wird, die Herrschaft seines allmächtigen Herrn zu teilen! ///. Wo wird sich die Gemeinde während des Millenniums aufhaiten und wie sich betätigenf Darüber wird nichts ausdrücklich gesagt; doch können wir aus der Schrift einige Schlüsse ziehen, müssen uns dabei aber hüten, von Gott nicht klar Enthülltes selbst erdenken zu wollen. Jetzt sind wir schon im Glauben in die himmlischen Örter versetzt, während wir noch auf Erden tätig sind. Nach der Auferstehung werden wir mit Christus in der Herrlichkeit sein, aber tausend Jahre lang mit Ihm hienieden herrschen. Nach der Hochzeit des Lammes wird die Gemeinde das »Neue Jerusalem“, die »Braut des Lammes“ sein. Offb. 21,2—9. Sie wohnt dann zweifellos schon an dem wunderbaren Ort, den die Offenbarung Kap. 21 beschreibt. Damit sie gleichzeitig auf Erden wirken können, werden vielleicht bei den Gläubigen ähnliche Umstände walten wie bei Christus zwischen Ostern und Himmelfahrt (s. oben!). Denken wir zur Beleuchtung der unser harrenden Möglichkeiten an die Heiligen, die beim Tode Jesu leiblich auferstanden, in die heilige Stadt gingen und vielen erschienen. Matt. 27,52—53. Vielleicht wird uns das auch möglich sein, aber, wie gesagt, ohne daß wir dabei unser früheres Leben wiederaufnehmen müßten. Andererseits erklärt der Herr, die Auferstandenen „werden weder freien noch sich freien lassen. Denn sie können hinfort nicht sterben; denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, dieweil sie Kinder sind der Auferstehung“. Luk. 20,35—36. Schon heute üben die Engel, deren Wohnort der Himmel ist, einen ausgedehnten Dienst auf Erden aus. Da wir ihnen gleich sein werden, verstehen wir einigermaßen, wie wir von der Herrlichkeit aus an der Herrschaft auf Erden werden teil nehmen können. Nun können wir uns die drei Menschengruppen vorstellen, die am Millennium teilhaben sollen: 1. Die Gemeinde, im Allerheiligsten, d. h. in den himmlischen Örtern, Teilhaber Christi an der Königsherrschaft und am Priestertum; 2. Israel, im Heiligen, Diener Gottes im Heiligtum auf Erden, wie einst die Leviten; 3. die Völker, im Vorhof, Anbeter Gottes, wie einst die zwölf Stämme Israels. Man hat aber auch seit langem in der Verklärungsszene eine Art Vorschau des messianischen Reiches gesehen, Luk. 9,28—43: 1. Der Berg, das Neue Jerusalem, die prächtige Himmelsstadt, wo der Herr und die Seinen sind; 2. der verklärte Christus in der Herrlichkeit des Reiches, wie Er sich später Seinem Apostel Johannes (Offb. 1,13—16) zeigen und während des Millenniums offenbaren wird; 3. Mose und Elia, auch sie verklärt, jeder ein Sinnbild: der erstere der verstorbenen und auferstandenen Heiligen, der letztere der entrückten Gläubigen, die den Tod nicht geschmeckt haben; 4. die Jünger, Vorbilder der Menschen im messianischen Reich, vor allem des wiederhergestellten Israel, das nun zum Segensträger für die ganze Welt geworden ist; 5. d i e V o 1 k s m e n g e, die ihnen am Fuß des Berges entgegenläuft, ein Sinnbild der Völker, die begierig sind, Christus kennen zu lernen. Der Apostel Petrus selbst weist uns auf diese Deutung hin, wenn er in Erinnerung an die Verklärung schreibt: „Wir haben euch kundgetan die Kraft und Zukunft unsers Herrn Jesu Christi; . . . wir haben Seine Herrlichkeit selber gesehen, da Er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, ... da wir mit Ihm waren auf dem heiligen Berge. Und wir haben desto fester das prophetische Wort.“ 2. Petr. 1,16—19. Das genügt zur Erkenntnis der wunderbaren Aussichten, die unser warten. Für uns ist es die Hauptsache, zu wissen, daß wir auf ewig beim Herrn und Ihm gleich sein werden, als Teilhaber an Seiner Wirksamkeit und sitzend mit Ihm auf Seinem Thron. „Wenn aber Christus, euer Leben, Sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit Ihm in der Herrlichkeit.“ Kol. 3,4. Die Stellung Israels Im Millennium I. Israel wird wieder das Hauptvolk der Erde werden. Wir verließen Israel zur Zeit seiner Wiederherstellung und seiner Bekehrung bei der Wiederkunft Jesu Christi. Gehen wir nun über zu den Weissagungen über seine Rolle im Tausendjährigen Reich! Einstmals wollte Gott das auserwählte Volk zu einem „priesterlichen Königreich und einem heiligen Volk“ machen. 2. Mos. 19,6. Er hatte ihm verheißen: „Wenn du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchen wirst ... so wird dich der Herr, dein Gott, zum höchsten machen über alle Völker auf Erden .. . daß du alle Seine Gebote hältst und Er dich zum höchsten mache, und du gerühmt, gepriesen und geehrt werdest über alle Völker, die Er gemacht hat; daß du dem Herrn, deinem Gott, ein heilig Volk seist, wie Er geredet hat.“ 5. Mos. 28,1; 26,18—19. Nun ist aber Israel wegen seiner Untreue immer tiefer gesunken; es ist der Schwanz geworden, nicht mehr das Haupt. 5. Mos. 28,43—44. Es wurde von den Völkern unterjocht, die es zerstreut, gehaßt und verfolgt haben. Aber Gott läßt Sich Seine Gaben nicht gereuen. Er wird dem wiederhergestellten und bekehrten Israel den ursprünglichen Vorrang zurückgeben. „Es wird dazu kommen, daß ... Israel blühen und grünen wird, daß sie den Erdboden mit Früchten erfüllen ... Die Völker werden sie nehmen und bringen an ihren Ort, daß sie das Haus Israel besitzen wird im Lande des Herrn zu Knechten und Mägden .. . Fremde werden deine Mauern bauen, und ihre Könige werden dir dienen . . . Und deine Tore sollen stets offen stehen ... daß der Heiden Macht zu dir gebracht und ihre Könige herzugeführt werden ... Ihr aber sollt Priester des Herrn heißen ... und werdet der Heiden Güter essen und in ihrer Herrlichkeit euch rühmen ... Siehe, Ich breite aus den Frieden bei ihr (Jeru- salem) wie einen Strom und die Herrlichkeit der Heiden wie einen ergossenen Bach.“ Jes. 27,6; 14,2; 60,10—11; 61,6; 66,12. Es nimmt uns vielleicht wunder, daß im messianischen Reich ein Volk eine solche Vormachtstellung über die anderen haben soll. Sagt nicht die Schrift, daß in Christo „kein Jude noch Grieche, kein Sklave noch Freier, kein Mann noch Weib“ sei? Gal. 3,28. Das stimmt in Bezug auf das Heil. Aber vergessen wir nicht, daß in der Gemeinde und in der christlichen Familie der Mann die Autorität über seine Frau behält. 1. Tim. 2,11—14; Eph. 5,22—24. Das Millennium wird noch nicht der Himmel, sondern viel eher eine Theokratie, eine autoritäre Gottesherrschaft auf Erden sein. Es wird daher gut sein, wenn Israel in heiliger, geistlicher Weise an der Spitze der Völker steht, um sie dem Herrn zuzuführen. II. Die Israeliten werden die Weltmissionare sein und Gottes Segnungen vermitteln. Israel erhält nicht dazu die Oberhoheit wieder, damit es zu seinen eigenen Gunsten eine rein menschliche Herrschaft auf Erden wiederaufrichte. Sie soll ihm nur dazu helfen, die Völker unter das beseligende Joch Jesu Christi zu bringen. Wir haben schon gehört, daß der Überrest Israels sich bekehren wird. Diesen wird dann der Herr zur Ausbreitung Seines Wortes gebrauchen: „Wer da wird übrig sein zu Zion und übrigbleiben zu Jerusalem, der wird heilig heißen . . . Ihr aber sollt Priester des Herrn heißen, und man wird euch Diener unsers Gottes nennen ... Ich wili . . . ihrer etliche, die errettet sind, senden zu den Heiden, gen Tharsis, gen Phul und Lud zu den Bogenschützen, gen Thubal und Javan und in die Ferne zu den Inseln, da man nichts von Mir gehört hat, und die Meine Herrlichkeit nicht gesehen haben; und sollen Meine Herrlichkeit unter den Heiden verkündigen. Und sie werden alle eure Brüder aus allen Heiden herzubringen, dem Herrn zum Speisopfer.“ Jes. 4,3; 61,6; 66,19—20 (s. auch Micha 5,6; Jer. 4,1—2!). „Wie ihr vom Hause Juda und vom Hause Israel seid ein Fluch gewesen unter den Heiden, so will Ich euch erlösen, daß ihr sollt ein Segen sein ... Zu der Zeit werden zehn Männer aus allerlei Sprachen der Heiden einen jüdischen Mann bei dem Zipfel ergreifen und sagen: wir wollen mit euch gehn, denn wir hören, daß Gott mit euch ist.“ Sach. 8,13.23. „Sie werden dir folgen, in Fesseln werden sie gehen und werden vor dir niederfallen und zu dir flehen; denn bei dir ist Gott, und ist sonst kein Gott mehr . . . Der Herr Herr, der die Verstoßenen aus Israel sammelt, spricht: Ich will noch mehr zu dem Haufen, die versammelt sind, sammeln . . . Und die Heiden werden in deinem Lichte wandeln und die Könige im Glanz, der über dir aufgeht; hebe deine Augen auf und siehe umher: diese alle versammelt kommen zu dir.“ Jes. 45,14; 56,8; 60,3—4. Hatte nicht Paulus gesagt, daß Israels Bekehrung für die Welt wie ein Leben aus dem Tode sein würde? Röm. 11,12. 15. Schon heute sind die für Jesus Christus gewonnenen Juden, welche alle Vorzüge ihrer Rasse in Seinen Dienst stellen, die bedeutendsten Missionare. Einst genügte ein Israelit, Saulus von Tarsus, um das ganze römische Reich zu erschüttern, Tausende von Seelen zu gewinnen und überall Gemeinden zu gründen; gerade Paulus kann als Typus des verstockten Israel gelten, das durch die herrliche Erscheinung Jesu Christi überwunden wird und sich sofort einsetzt, die Welt zu evangelisieren. Was vermag nicht die ganze jüdische Elite, wenn sie sich ganz und gar der Verherrlichung Gottes unter den Völkern weiht? Dann wird in einem neuen Sinn das Heil von den Juden kommen. Zu Beginn unseres Zeitalters hat Gott gläubige Juden gebraucht, um die Erstlinge unter den Heiden der Gemeinde zuzuführen. So wird auch Gott im Millennium das bekehrte Israel zum Volk von Evangelisten machen, das die Menge der Heiden für das Heil gewinnen wird. III. Jerusalem wird die Hauptstadt der Welt sein. Überraschend ist die Feststellung, wie sehr Palästina im Zentrum der Kontinente liegt. Zieht man eine Diagonale vom Südwesten der Länder zum äußersten Nordosten und eine von Nordwesten nach Südosten, so schneiden sich die beiden Linien ungefähr in Palästina. Rund um diese geographische Mitte hat nun Gott die Völker gruppiert: „Da der Allerhöchste die Völker zerteilte und zerstreute der Menschen Kinder, da setzte Er die Grenzen der Völker nach der Zahl der Kinder Israel.“ 5. Mos. 32,8. „Er hat gemacht, daß von einem Blut aller Menschen Geschlechter auf dem ganzen Erdboden wohnen, und hat Ziel gesetzt und vorgesehen, wie lange und wie weit sie wohnen sollen; daß sie den Herrn suchen sollten.“ Ap. 17,26—27. In der Tat sind die großen historischen Weltreiche rund um Palästina verteilt worden, damit sie mit dem wahren Gott in Berührung kämen. Im Osten lagen Assyrien, Babylonien und Persien; im Norden Syrien, Phönizien und Kleinasien; im Westen Griechenland, Rom und die Mittelmeerländer; im Süden Arabien, Ägypten und Äthiopien. Dabei wachte Gott darüber, daß dieses so zentral gelegene Land so abgesondert blieb, daß es die empfangene Offenbarung rein erhalten konnte. Geographisch lag Israel nach außen hin abgeschlossen: im Westen durch das Meer, im Süden und Osten durch die Wüste, im Norden durch das Gebirge; geistlich gesehen, war ihm durch strenge Gesetzesvorschriften die Vermengung mit den Völkern verwehrt. Dann kam der Zeitpunkt der Zerstreuung der 21 Pache Die Wiederkunft 321 Juden in ferne Länder, zur Vorbereitung der antiken Welt auf den kommenden Messias. Und wiederum waren es bekehrte Juden, die von Jerusalem aus die frohe Botschaft von Jesus überallhin brachten. Im Millennium wird der Herr wieder von Palästina und von Jerusalem aus Sein Licht nach Nord und Süd, Sonnenaufgang und -Untergang ausstrahlen lassen. „Der Herr wird Juda erben als Sein Teil in dem heiligen Lande und wird Jerusalem wieder erwählen ... So spricht der Herr: Ich kehre Mich wieder zu Zion und will zu Jerusalem wohnen, daß Jerusalem soll eine Stadt der Wahrheit heißen und der Berg des Herrn Zebaoth ein Berg der Heiligkeit .. . Also werden viele Völker und die Heiden in Haufen kommen, zu suchen den Herrn Zebaoth zu Jerusalem, zu bitten vor dem Herrn .. . Alle übrigen unter allen Heiden . . . werden jährlich heraufkommen, anzubeten den König, den Herrn Zebaoth.“ Sach. 2,16 — bzw. 2,12—; 8,3.22; 14,16 (s. auch Micha 4,1—2; Jes. 60,13—14!). „Zur selben Zeit wird man Jerusalem heißen „Des Herrn Thron“, und werden sich dahin sammeln alle Heiden um des Namens des Herrn willen.“ Jer. 3,17. Und als der Herr vom Tempel redet, der zu Jerusalem wieder erbaut werden soll, und wo die der Erde neugeschenkte Herrlichkeit des Herrn wohnen wird, sagt Er: „Das ist der Ort Meines Throns und die Stätte Meiner Fußsohlen, darin Ich ewiglich will wohnen unter den Kindern Israel.“ Hes. 43,7. (Es erübrigt sich wohl zu sagen, daß die Jerusalem in Vergangenheit und Zukunft zugeteilte Rolle auf keine andere Stadt je übertragen wurde, auch nicht auf Rom. Denn nirgends sonst hat der Herr Seine Herrlichkeit wohnen lassen.) Ein jeder weiß, daß, trotz der vom Völkerbund getroffenen Entscheidung, Jerusalem zu internationalisieren, der Staat Israel seine Absicht kundgab, den Sitz seiner Regierung dorthin zu verlegen. Als letzteres geschah, erklärte Ben Gourion: „Jerusalem ist nicht nur die Hauptstadt Israels und des Weltjudentums, es soll auch nach dem Wort der Propheten die geistliche Hauptstadt für die ganze Welt werden.“ (ökumenischer Presse-Dienst, Januar 1950.) Wieviele Erfüllungen müssen denn noch kommen, damit unsern Zeitgenossen das Verständnis für das Zeitgeschehen aufgehe? Die Völker während des MUleniums I. Die Völker gehören zu dem Reich, das Jesus Christus verheißen ist. Christus soll, wie wir gesehen haben, als Davids Sohn regieren und das Reich Israel wiederaufrichten. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß dem Messias die Weltherrschaft versprochen ist: „Es wird das Zepter von Juda nicht entwendet werden ... bis daß der Held (d. h. der, dem das Zepter gebührt) komme; und demselben werden die Völker anhangen.“ 1. Mos. 49,10. (S. auch Ps. 2,6.8!) „Siehe, das ist Mein Knecht ... Er wird das Recht unter die Heiden bringen . . . Ich habe Dich zum Bund unter das Volk gegeben, zum Licht der Heiden ... Es ist ein Geringes, daß Du Mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten Israels wiederzubringen; sondern Ich habe Dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß Du seist Mein Heil bis an der Weh Ende.“ Jes. 42,1. 6; 49,6. „Der gab Ihm (dem Menschensohn) Gewalt, Ehre und Reich, daß Ihm alle Völker, Leute und Zungen dienen sollten.“ Dan. 7,14. Teilweise sind diese Weissagungen durch die Predigt des Evangeliums unter allen Rassen erfüllt worden. Ap. 13,47. So ist Jesus wirklich das „Licht der Heiden“ geworden. Aber Er hat noch nie über die Völker geherrscht, und in ihrer Gesamtheit haben diese — weit davon entfernt, sich Ihm zu beugen — Ihn abgelehnt. Darum müssen im Lauf des Millenniums alle Verheißungen von der Bekehrung, nicht nur von Einzelmenschen, sondern der Völker selbst in Erfüllung gehen. II. Die Evangelisation der Völker. Vor fast zweitausend Jahren befahl der Herr Seiner Gemeinde, das Evangelium bis an die Enden der Erde zu tragen. Gewiß sind Fortschritte gemacht und ist die Botschaft in immer mehr Ländern ver- kündigt worden. Aber wie ziehen wir es hin, wie wenig bemühen wir uns! Wir haben gehört, daß alle Menschen noch vor dem Ende ernstlich gewarnt sein müssen. Und doch wissen wir, daß heute einerseits, trotz aller Verkündigung, das Zahlenverhältnis der Heiden in der Welt zunimmt und andererseits die große Mehrheit der Menschen der Endzeit, vom Feinde umgarnt, sich lieber dem Antichristen zuwenden wird. Wann kommt denn die Zeit, da sich der größte Teil der Menschheit auf Erden für den Heiland gewinnen läßt, wenn nicht im Millennium? „Dann wird das Ende kommen“, das Ende, das das Tor zur Ewigkeit sein wird. Im vorigen Kapitel sagten wir, daß Israel nach seiner Bekehrung das Evangelistenvolk in der neuen (göttlichen) Haushaltung sein wird (Jes. 66,18—19). „Siehe, das ist Mein Knecht ... Er wird nicht matt werden noch verzagen, bis daß Er auf Erden das Recht anrichte; und die Inseln werden auf Sein Gesetz warten ... (So weit sind wir noch nicht, es wird wohl im Millennium gesdiehen) . . . Siehe, Ich habe Ihn den Leuten zum Zeugen gestellt, zum Fürsten und Gebieter den Völkern. Siehe, du wirst Heiden rufen, die du nicht kennst, und Heiden, die dich nicht kennen, werden zu dir laufen um des Herrn willen, deines Gottes, und des Heiligen in Israel, der dich herrlich gemacht hat.“ Jes. 42,1. 4: 55,4—5. 111. Die Bekehrung der Völker. 1. Gott wird neue Bedürfnisse in die Herzen legen. „Zu der Zeit wird sich der Mensch halten zu Dem, der ihn gemacht hat, und seine Augen werden auf den Heiligen in Israel schauen.“ Jes. 17,7. „Der Herr wird ein Neues im Lande erschaffen: das Weib wird den Mann umgeben.“ Jer. 31,22. Zunächst wird das bildlich für Israel gesagt. Gott, der Sich hier als Mann bezeichnet, liebt und sucht Sein Volk, das Er zu Seinem Weib machen will. Aber die Menschheit hat sich lange ihrem Schöpfer versagt. Doch es kommt der Tag, da erst Israel und dann die Völker von sich aus ihren himmlischen Bräutigam suchen werden. Das wird etwas Neues sein auf Erden. „Alsdann will Ich den Völkern reine Lippen geben, daß sie alle sollen des Herrn Namen anrufen und Ihm einträchtig dienen. Man wird Mir Meine Anbeter, Mein zerstreutes Volk, von jenseit des Wassers im Mohrenlande herbeibringen zum Geschenk.“ Zeph. 3, 9—10. 2. Dann werden die Allerverhärtetsten verstehen. „Zu derselben Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buchs, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen . .. Der Sehenden Augen werden sich nicht blenden lassen, und die Ohren der Zuhörer werden aufmerken, und die Unvoräiditigen werden Klugheit lernen, und der Stammelnden Zunge wird fertig und reinlich reden. (Welcher Unterschied zum heutigen Zustand der Herzen! Wieviele Diener Gottes wünschten sich heute schon Zuhörer mit einem solchen Verständnis und Zeugenmut!) .. . Du sollst öffnen die Augen der Blinden und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen, und die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker ... Die Blinden will Ich auf dem Wege leiten, den sie nicht wissen; Ich will sie führen auf den Steigen, die sie nicht kennen; Ich will die Finsternis vor ihnen her zum Licht machen und das Höckerichte zur Ebene.“ Jes. 29,18; 32,3—4; 42,7.16. 3. Die Gesamtheit der Völker wird sich zum Herrn bekehren. „Er wird herrschen von einem Meer bis ans andere und von dem Strom an bis zu der Welt Enden. Vor Ihm werden sich neigen die in der Wüste und Seine Feinde werden Staub lecken. Die Könige zu Tharsis und auf den Inseln werden Geschenke bringen; die Könige aus Reicharabien und Seba werden Gaben zuführen. Alle Könige werden Ihn anbeten; alle Heiden werden Ihm dienen.“ Ps. 72,8—11. „Und es wird geschehen zu der Zeit, daß die Wurzel Isai, die da steht zum Panier den Völkern, nach der werden die Heiden fragen.“ Jes. 11,10. „Und die Fremden, die sich zum Herrn getan haben, daß sie Ihm dienen ... die will Ich zu Meinem heiligen Berge bringen und will sie erfreuen in Meinem Bethause, .. . denn Mein Haus wird heißen ein Bethaus allen Völkern. Der Herr Herr, der die Verstoßenen aus Israel sammelt, spricht: Ich will noch mehr zu dem Haufen derer, die versammelt sind, sammeln ... Und alles Fleisch wird einen Neumond nach dem andern und einen Sabbat nach dem andern kommen, anzubeten vor Mir, spricht der Herr.“ Jes. 56,6—8; 66,23. Zum Unglück bedeutet diese allgemeine Bekehrung der Völker nicht, daß sich alle bis auf den letzten Mann Gott ergeben werden. Es bleibt eine unselige Minderheit, die sich nur äußerlich Seiner Macht beugt. Aber verglichen mit der heutigen Lage, wird es doch ein ungeheurer Fortschritt sein. Heute ist die große Masse unwissend, gleichgültig oder feindselig eingestellt, und nur eine kleine Zahl von Gläubigen kennt den Herrn Jesus. Dann aber wird es umgekehrt sein: Die Gesamtheit der Völker wird dem Herrn mit Freuden dienen, die letzten Widerspenstigen aber werden die Minderheit bilden. Man wird nicht mehr mühsam nach einigen Bekehrten suchen müssen: von selbst werden die Menschen herbeieilen und sich um das Evangelium scharen. 4. Alle Völker werden zur Anbetung nach Jerusalem kommen. „Weiter werden noch kommen viele Völker und vieler Städte Bürger; und werden die Bürger einer Stadt gehen zur andern und sagen: Laßt uns gehen, zu bitten vor dem Herrn und zu suchen den Herrn Zebaoth ... zu bitten vor dem Herrn (in Jerusalem, Jer. 3,17) ... Zu der Zeit werden zehn Männer aus allerlei Sprachen der Heiden einen jüdischen Mann bei dem Zipfel ergreifen und sagen: Wir wollen mit euch gehen; denn wir hören, daß Gott mit euch ist.“ Sach. 8,20—23 (s. auch 14,16; Jer. 3,17; Micha 4,1—2!). Das bedeutet nicht, daß man an keinem anderen Ort mehr den allgegenwärtigen Herrn anbeten kann. Aber Jesus Christus wird Seinen Thron in Jerusalem haben, und diese Stadt wird in der Weltregierung an die Stelle aller unserer Hauptstädte getreten sein. Es wird also ganz normal sein, daß die Vertreter aller Völker der Erde regelmäßig zur Anbetung und zum Zeugnis ihrer Ergebenheit dort erscheinen. IV. Endlich wird die Erde voll der Erkenntnis des Herrn sein. Wenn Israel wiederhergestellt und die Völker für Jesus Christus gewonnen sind, dann erfüllen sich die Worte Jesajas: „Das Land ist voll Erkenntnis des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt.“ 11,9. „Mir sollen sich alle Kniee beugen und alle Zungen schwören und sagen: Im Herrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke.“ 45,23—24. Ist die Herrschaft Gottes endlich auf Erden aufgerichtet, so sollen „in dem Namen Jesu sich beugen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden . .. sind.“ Phil. 2,10. Die Schatten des Millenniums So schön das Millennium auch sein mag, der Himmel ist es doch noch nicht. Wenn der Herr auch der Erde eine Ära unsagbarer Wonne gewährt, wird Er trotzdem die innere Freiheit eines jeden achten. Und die Entartung der Menschennatur ist so groß, daß es ihr gelingen wird, dem bezaubernden Bild, das die Propheten für uns gemalt, einige dunkle Striche hinzuzufügen. 7. Im Millennium wird die Sünde noch möglich sein. Die Propheten machen einige Andeutungen darüber. Der Herr wird „mit dem Odem Seiner Lippen den Gottlosen töten.“ Jes. 11,4. Es sollen „die Sünder hundert Jahre alt verflucht werden.“ 65,10. Manche Familien und Geschlechter werden sich weigern, nach Jerusalem zur Anbetung zu kommen. Sach. 14,17—19. Solche Handlungen werden umso unverzeihlicher sein, als der Versucher abwesend und die Offenbarung Gottes viel größer sein wird. II. Der Tod wird, obwohl selten, in gewissen Fällen eintreten. Wir lasen oben, daß der Herr mit dem Odem Seiner Lippen (Seinem Wort) die Bösen töten wird. Wer mit hundert Jahren stirbt, wird jung sein, und der Fluch trifft einen Sünder, der hundertjährig ist. Jes. 11,4; 65,20. Jesaja lehrt uns zugleich, daß die Lebensdauer, wie zur Zeit der Patriarchen, wesentlich verlängert wird. In einem Reich, das nur tausend Jahre währt, wird daher der Tod eine Seltenheit sein (Methu-salah lebte 969 Jahre! 1. Mos. 5,27). Er wird aber die hartnäckigen Sünder treffen, denen der Herr hundert Jahre Zeit gelassen hat, sich aufrichtig zu Ihm zu kehren. ///. Der Herr wird mit eisernem Stabe regieren. Im Millennium wird der Herr ein autoritäres Regime, eine Theokratie, einführen. Durch Jahrtausende hat sich die Menschheit einer totalen Freiheit unwürdig erwiesen. Solange Gott nur Langmut übte, wählten die Völker stets den Weg der Ungerechtigkeit und des Krieges. Um endlich der Erde Gerechtigkeit und Freude zu bringen, wird der Herr selbst die Zügel der Regierung wieder in die Hand nehmen (Offb. 11,15.17) und die Erde zwingen müssen, sich unter Sein Gesetz zu beugen. Wer den Gehorsam verweigert, wird streng bestraft werden (Wir verweisen auf die bereits zitierten Worte in Ps. 2,8—12; Jes. 11,4; 65,20; Offb. 19,15!). Die so Betroffenen sollen allen als Warnung dienen, die in Versuchung sind, ihnen nachzuahmen. „Sie werden hinausgehen und schauen die Leichname der Leute, die an Mir übel gehandelt haben; denn ihr Wurm wird nicht sterben, und ihr Feuer wird nicht verlöschen, und werden allem Fleisch ein Greuel sein.“ Jes. 66,24. Auch die werden zur Ordnung gerufen, die sich weigern, nach Jerusalem zu kommen, um sich Gott zu unterwerfen: „Es wird über sie auch nicht regnen. Das wird die Plage sein, womit der Herr plagen wird alle Heiden, die nicht heraufkommen, zu halten das Laubhüttenfest.“ Sach. 14,17—19. Wagen wir es ja nicht, die Untertanen dieses autoritären Reiches zu bedauern! Mißbrauchte Freiheit führt zur Anarchie und zum Tode. Und wie gesagt, dieses durch die Schwachheit der menschlichen Natur bedingte Regime wird das einzige Mittel sein, allen Menschen, die guten Willens sind, ein volles, dauerndes Glück zu sichern. IV. Das Millennium wird einen unfaßlichen Ausgang nehmen. 1. Am Ende der tausend Jahre wird Satan für kurze Zeit losgelassen. Er war in den Abgrund geworfen und verschlossen worden, „daß er nicht mehr verführen sollte die Heiden, bis daß vollendet würden tausend Jahre; und darnach muß er los werden eine kleine Zeit ... Und wenn tausend Jahre vollendet sind, wird der Satanas los werden aus seinem Gefängnis und wird ausgehen, zu verführen die Heiden an den vier Enden der Erde, den Gog und Magog, sie zu versammeln zum Streit.“ Offb. 20,3.7—8. Zunächst könnte es befremden, daß Satan wieder in Freiheit gesetzt wird, da doch seine Entfernung zur Entfaltung des Millenniums so nötig gewesen war. Wird Gott Sein Werk durch den Feind verderben lassen? Denken wir aber darüber nach, so werden wir es verstehen, weshalb Satan für kurze Zeit losgelassen werden muß. Tausend Jahre wurden die Völker einer wunderbaren, aber autoritären Regierung unterworfen. Alle mußten sich dem „eisernen Stab“ Christi beugen. Nach vielen — bereits angeführten — Stellen zu schließen, nahm glücklicherweise die Mehrheit der Menschen dieses Joch mit Freuden an. Aber die Schrift gibt zu verstehen, daß einzelne wenige es nur widerwillig ertrugen. Diese haben sich äußerlich gebeugt (um nicht vernichtet zu werden), in ihren Herzen aber hat die Auflehnung unter der Asche geschwelt. Nun kommt der Augenblick, der eines jeden Schicksal endgültig besiegelt. Gott, der die geheimsten Gedanken kennt, könnte sehr gut diese Seiner Gnade widerstrebenden Herzen der Hölle überantworten. Aber würden solche Menschen dann nicht leicht sagen: „Herr, womit haben wir eine solche Strafe verdient? Haben wir uns nicht gebeugt wie die anderen und immer gehorcht?“ Um ihnen jeden Vorwand zu solcher Rede zu nehmen und ihnen Gelegenheit zu geben, die Tiefen ihres bösen Herzens zu offenbaren, wird Gott ihre Versuchung zulassen. Vergessen wir übrigens nicht, daß für das Geschöpf die Versuchung gleichsam das Lösegeld für die Freiheit ist. Gott will keine Sklaven zu Dienern haben, sondern Wesen, die aus freiem Willen Ihn lieben und Ihm gehorchen. Alle Seine mit einem Willen begabten Geschöpfe wurden in Versuchung geführt: die Engel im Himmel, Adam und Eva im Paradies und alle Menschen aller Zeiten; es ging sogar unser göttlicher Heiland zur Zeit, da Er im Fleische war, darauf ein, wie wir in allen Dingen versucht zu werden. Gott wollte aus dem ersten Paradies keinen goldenen, aber zugesperrten Käfig machen; so möchte Er auch, daß die Untertanen des Millenniums wenigstens einmal die Möglichkeit haben, ihren Willen offen und ohne jeden Zwang kundzutun. Natürlich bleibt dem Teufel, sobald er wieder frei ist, nur das eine übrig: die Völker gegen Gott und die Seinen aufzustacheln. Er ist ein Lügner und Mörder von Anfang und bleibt es bis zum Ende. 2. Eine Menge, zahlreich wie der Sand am Meer, wird der Versuchung unterliegen. „Er wird ausgehen, zu verführen die Heiden an den vier Enden der Erde, Gog und Magog, ... welcher Zahl ist wie der Sand am Meer.“ Offb. 20,8. Das ist die Tatsache, die uns am meisten bedrückt. Wir verstehen schließlich, daß der Teufel kurze Zeit losgelassen werden muß. Aber es übersteigt unseren Verstand, daß nach all den Herrlichkeiten und Wonnen des Millenniums der Teufel eine Menge, so zahlreich wie der Sand am Meer, finden soll, die ihm ins Garn geht. Jedenfalls können wir, nach dem, was uns die Propheten über die Bekehrung der Völker gesagt haben, kaum glauben, daß diese Empörer die Mehrheit der Menschen vorstellen werden. Doch wird sich die Menschheit während der tausendjährigen Ausschaltung von Krieg, Leiden und sogar Tod ungeheuer vermehrt haben. Die Fruchtbarmachung selbst der Wüsten und der durchweg gesegnete Boden werden der Erde den Unterhalt dieser riesigen Bevölkerung ermöglicht haben. Folglich können noch ungeheure Scharen übrig sein, die Gott treu geblieben sind, auch wenn die Empörer so zahlreich sind wie der Sand am Meer. Wie dem auch sei, allein die Tatsache des Erfolgs der Revolte genügt, um uns jede Illusion über den Wert der menschlichen Natur zu nehmen. Welche Undankbarkeit und welche Verblendung! Nach tausendjährigem Genuß aller Gaben des Himmels und aller Freuden der Erde den Satan Gott vorzuziehen, das ist wahrlich der Gipfel der Torheit und der Schuld! Man versteht, daß für solche Menschen nach all dem nur noch die Hölle übrigbleibt. Sie gleichen Kindern einer frommen Familie, die, widerwillig in der Atmosphäre des Glaubens erzogen, diese so satt haben, daß sie alles über Bord werfen, sobald sie frei sind. Sie wurden mit Wohltaten überhäuft und durch die väterliche Autorität vor Versuchungen bewahrt; doch sobald sie sich dieser entziehen können, stürzen sie sich in die Sünde. Damit wird der erdrückende Beweis erbracht, daß „das Fleisch“ (d. h. die menschliche Natur) sich trotz der tausend Jahre des Segens nicht verändert hat. Diese letzte Revolte wird im Gegenteil „die ganze Gefahr des Hochmuts, der Lauheit, der fleischlichen Sicherheit aufzeigen, die eine lange Ära zeitlichen und geistlichen Wohlseins ohne Leiden und ohne Versuchungen vom Teufel her in sich birgt.“ (F. Godet.) Wahrlich, alle Zeitalter der Menschheit haben ein trauriges Ende genommen, und wie könnte es mit dem letzten anders sein! So können sich die Menschen nicht ihrer herrlichen Erfolge rühmen. Alles, was im Millennium gut war, kam einzig und allein von der Gegenwart des Herrn. 3. Was bedeuten die Namen Gog und Magog? Bei Hesekiel steht Gog im Lande Magog für den großen Feind des Nordens, der sich im Augenblidc der Schlacht von Harmagedon auf Palästina zuwälzt. 39,1—2. In der Offenbarung (20,8) werden die Namen Gog und Magog, in Erinnerung an den Aufruhr, der die große Trübsal beschloß, auf die bezogen, die sich von allen Enden der Erde (nicht nur vom Norder, her) in den letzter. Angriff hineinziehen lassen. 4. Der Angriff wird gegen die Heiligen und gegen Jerusalem gerichtet sein. Noch einmal, aber zum letztenmal, wird sich die Wut der Feinde auf die Gläubigen und auf die Stadt des großen Königs stürzen: „Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt (zweifellos Jerusalem)“. Offb. 20,9. Diese Taktik kennt man. Da der aus dem Himmel gestürzte Satan nicht an Gott heran kann, wirft er sich auf Seine Vertreter auf Erden. Tausend Jahre war Jerusalem der Thron und das Heiligtum des Herrn. Kein Wunder, daß Satan das Herz des verhaßten Reiches zu treffen sucht! Aber diesmal ist der Aufruhr von kurzer Dauer. 5. Ein vernichtendes Gericht sichert den Sieg des Herrn. „Und es fiel Feuer aus dem Himmel und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführte, ward geworfen in den feurigen Pfuhl und Schwefel, da auch das Tier und der falsche Prophet war; und sie werden gequält werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Offb. 20,9.10. Gott hat Satan nur für „eine kleine Zeit“ losgelassen. Sobald die Versuchung das Innerste der Herzen enthüllt und es jedem erlaubt hat, sich unter das Banner seiner Wahl zu stellen, wird die Revolte sofort im Keim erstickt. Die Empörer werden durch Feuer vom Himmel verzehrt, und der Verführer wird in die Hölle geworfen, wo er auf ewig gequält werden wird. Welche Erleichterung, zu denken, daß es danach in alle Ewigkeit keinen Aufruhr mehr gegen den Willen Gottes geben wird! V. Schlußfolgerung. Nach der langen Sündennacht kommt die allerdunkelste Stunde der großen Trübsal (die Stunde vor Tagesanbruch ist die dunkelste und kälteste). Dann bricht das strahlende Morgenrot des Millenniums an, wenn die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht und der Welt Heil unter ihren Flügeln bringt. Mal. 4,2 (bez. 3,20). Zuletzt versinkt der herrliche Tag der messianischen Ära in den Schatten der kurzen Endrevolte, gerade in dem Augenblick, da für die einen die ewige Höllennacht, für die anderen der ewige Himmelstag beginnt. Wir wollen aber dem Aufruhr nach dem Millennium keine Bedeutung beilegen, die er nicht in der Schrift hat. Und vergessen wir nicht, daß die Menschheit, abgesehen von diesen kurzen Augenblicken, tausend Jahre eines goldenen Zeitalters vor sich hat. Wir, die Gläubigen, sind die Bevorzugtesten der Menschen. Denn wir allein sehen für die Welt und für uns einer frohen Zukunft entgegen. Alle menschlichen Systeme, die politischen, wirtschaftlichen und kirchlichen, haben versagt und werden immer versagen. Wir aber haben eine untrügliche Hoffnung: das Kommen des Herrn ist so gewiß wie der Anbruch der Morgenröte (Hos. 6,3), und Sein herrliches Reich wird alles edle Verlangen erfüllen, das Gott selbst ins Menschenherz gelegt hat. Da wir nun diese Botschaft kennen, würden wir eine große Schuld auf uns laden, wollten wir sie nicht um uns her verbreiten. In der ganzen Welt hören wir die politischen Parteien in unerschütterlichem Glauben Ideale verkünden, die ohne Gottes Kraft sind und darum nie verwirklidit werden können. Warum sollten wir nicht die einzige Lösung von den Dächern schreien, die jemals in der Praxis eine Antwort auf alle individuellen, sozialen, nationalen und internationalen Bestrebungen geben kann? Eines Tages werden wir Rechenschaft ab-legen müssen über das uns für uns selbst und für andere anvertraute Licht. Eine letzte Frage, bevor wir dieses Thema verlassen: Sind wir sicher, daß wir am Millennium teilhaben werden? Dazu müßten wir entweder mit der Gemeinde entrückt werden, um an der ersten Auferstehung teilzuhaben, oder zur Rechten des Weltenrichters stehen, um von Ihm die trostreichen Worte zu vernehmen: „Kommet her, ihr Gesegneten Meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt.“ Matt. 25,34. Möchten wir doch auf die eine oder andere Weise bei dieser herrlichen Begegnung dabei sein! NEUNTER TEIL Die Vorbereitung auf die Wiederkunft Jesu Christi Wir kommen nun zum Schluß unseres Buches und hoffen, daß die Leser mit uns erkennen, wie fesselnd das Studium der Weissagungen ist. Und doch könnte es zu einer Falle für unsere Seelen werden, sollte es nur ein Spiel unserer geistigen Wißbegierde sein, ohne Einfluß auf unser Leben und unser ewiges Geschick, ln Wahrheit haben wenige Lehren eine größere praktische Tragweite wie diese hier. Die Erwartung der Wiederkunft Jesu Christi muß unser ganzes Leben verwandeln. Bei Prüfung der Weissagungen kann man sich unmöglich des Eindrucks erwehren, daß die Zeit nahe ist, und daß sich das Endstück der Geschichte rasch abspielen könnte. Andererseits sagt die Bibel wiederholt, daß wir weder Tag noch Stunde wissen und wachen müssen, um nicht überrascht zu werden. So bleibt noch die letzte, allerwichtigste Frage zu behandeln übrig: Wie können wir uns auf die Wiederkunft Jesu Christi vorbereiten? Natürlich fällt die Antwort darauf sehr verschieden aus, je nachdem es sich um einen Unbekehrten oder um ein Gotteskind handelt. I. Was muß ein Ungläubiger tun, wenn er von der Wiederkunft Christi hörtf Die ganze Schrift und selbst der Verstand rufen ihm zu: Bekehre dich, eile, Jesus als Heiland anzunehmen, damit du nicht vor Ihm als Richter erzittern mußt! „Du hast den Namen, daß du lebest, und bist tot ... Tue Buße! So du nicht wirst wachen, werde Ich über didi kommen wie ein Dieb, und wirst nicht wissen, welche Stunde Ich über dich kommen werde.“ Offb. 3,1.3. „Weil du lau bist und weder kalt noch warm, werde Ich dich ausspeien aus Meinem Munde ... So sei nun fleißig und tue Buße! Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an (Jesus steht vor der Tür unserer Herzen, aber auch unserer Welt: Er kommt wieder, wir können schon Sein Klopfen hören!) ... So jemand Meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde Ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit Mir.“ V. 16. 19—20. Bald werden die Gottlosen zu den Bergen und Felsen sagen: „Fallet über uns und verbergt uns ... vor dem Zorn des Lammes. Denn es ist gekommen der große Tag Seines Zorns, und wer kann bestehen?“ Offb. 6,16—17. Nur die werden bestehen können, die sich rechtzeitig zu Gott bekehrt haben, „zu warten auf Seinen Sohn vom Himmel ... Der uns von dem zukünftigen Zorn erlöst.“ l.Thess. 1,9—10. Selig sind, die „ihre Kleider gewaschen und hell gemacht haben im Blut des Lammes“ (Offb. 7,14), d. h., die sich im Glauben durch das Blut Jesu von aller Sünde reinigen ließen. Sollte ein Leser dieser Zeilen noch nicht mit Gott im reinen sein, so flehen wir ihn an, sich doch zu besinnen und zu handeln, bevor es zu spät ist. Lebe nicht dahin in der Sorglosigkeit der Zeitgenossen Noahs: „Sie aßen, sie tranken, sie freiten und ließen sich freien, bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging; und sie achteten's nicht, bis die Sintflut kam und nahm sie alle dahin —, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes.“ Matt. 24,38—39. Ihr, die ihr nun gewarnt seid, gehet ein in die Arche des Heils, solange es Zeit ist! Laßt euch nicht von den Spöttern der Endzeit fangen, die da sagen: „Wo ist die Verheißung Seiner Zukunft? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Kreatur gewesen ist.“ 2. Petr. 3,3—4. Vor Gott ist ein Tag wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag. Bald wird der Tag des Herrn kommen „wie ein Dieb in der Nacht“ und wie ein Blitz, der „ausgeht vom Aufgang und scheint bis zum Niedergang“. 2. Petr. 3,8—10; Matt. 24,27. Dann kann man sich nicht mehr in Sicherheit bringen. Wenn Christus für die Seinen kommt, wird der eine genommen, der andere zurückgelassen werden. Matt. 24,40—42. Vom Feld, aus dem Haus, der Werkstatt, dem Kontor werden die wahrhaft Gläubigen entrückt werden, alle anderen bleiben zum schrecklichsten der Gerichte zurück. Nur die klugen Jungfrauen, die das öl des Heiligen Geistes in ihren Lampen haben, werden mit dem Bräutigam in den Hochzeitssaal gehen. Die törichten werden trotz ihrer anscheinenden Frömmigkeit ausgeschlossen. Matt. 25,1 —12. Wirst du genommen oder gelassen werden? Wirst du drinnen oder draußen sein? „Ränget danach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet; denn viele werden, das sage Ich euch, darnach trachten, wie sie hineinkommen, und werden's nicht tun können .*. Wenn der Hauswirt aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat, dann werdet ihr anfangen, draußen zu stehen, und an die Tür klopfen und sagen: Herr, Herr, tue uns auf! Und Er wird antworten: ... Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid. Weichet alle von Mir, ihr Übeltäter!“ Luk. 13,24—27. Schon sehen wir den Schatten des Antichristen mit all seinem Zauber sich deutlich am Horizont abheben. Dann wird Gott gegen die, welche der Wahrheit nicht geglaubt haben, eine Kraft der Verführung senden, daß sie der Lüge glauben und verdammt werden. 2. Thess. 2,9—12. Könntest du den Gedanken ertragen, zu diesen zu gehören? Hast du nun alle diese Rufe der Schrift und der Ereignisse an dich vernommen, möchtest du dann doch fragen: „Was soll ich tun, daß ich selig werde?“ Dann sagen wir dir mit dem Apostel Petrus: „So tut nun Buße und bekehret euch, daß eure Sünden vertilgt werden; auf daß da komme die Zeit der Erquickung von dem Angesichte des Herrn, wenn Er senden wird Den, der euch jetzt zuvor gepredigt wird, Jesus Christus . . . Lasset euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht!“ Ap. 3,19—20; 2,40. II. Welche Haltung wird der Gläubige in seiner Erwartung der Wiederkunft des Herrn einnehmen? Wie gesagt, wenige Lehren haben eine größere praktische Tragweite als die Lehre von der Wiederkunft des Herrn. Eine solche Aussicht muß wahrlich das ganze tägliche Leben des Christen beeinflussen. Viele Sdiriftsteilen zeigen die direkte Beziehung zwischen unserer seligen Hoffnung und unseren verschiedensten Lebensgebieten. Wir wollen nur einige der Hauptleitworte hervorheben, die diese Aufrufe für uns zusammenfassen. 1. Erwachen und Wachsamkeit. Der Herr kommt wieder. Er darf uns nicht schlafend finden. „Und weil wir solches wissen, nämlich die Zeit, daß die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf (sintemal unser Heil jetzt näher ist, denn da wir gläubig wurden; die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen): so lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichtes!“ Röm. 13,11—12. „Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, daß euch der Tag wie ein Dieb ergreife ... So lasset uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasset uns wachen und nüchtern sein!“ 1. Thess. 5,4.6. (S. auch Matt. 24,42.44; Luk. 12,35—38!). 2. Heiligung und Sieg. „So nun das alles soll zergehen, wie sollt ihr denn geschickt sein mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen, daß ihr wartet und eilet zu der Zukunft des Tages des Herrn . . . Darum, meine Lieben, dieweil ihr darauf warten sollt, so tut Fleiß, daß ihr vor Ihm unbefleckt und unsträflich im Frieden erfunden werdet!“ 2. Petr. 3,11—12.14. „Der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi . . . Daß eure Liebe je mehr und mehr reich werde in allerlei Erkenntnis Und Erfahrung, daß ihr prüfen möget, was das Beste sei, auf daß ihr seid lauter und unanstößig auf den Tag Christi, erfüllt mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum geschehen in euch zu Ehre und Lobe Gottes.“ Phil. 1,6.9—11. Wandelt „würdig vor Gott, der euch berufen hat zu Seinem Reich und zu Seiner Herrlichkeit . . . Euch aber vermehre der Herr und lasse die Liebe völlig werden untereinander und gegen jedermann . . . daß eure Herzen gestärkt werden und unsträflich seien in der Heiligkeit vor Gott und unserem Vater auf die Zukunft unsers Herrn Jesu Christi samt allen Seinen Heiligen . . . Der Gott des Friedens heilige euch durch und durch, und euer Geist ganz samt Seele und Leib müsse bewahrt werden unsträflich auf die Zukunft unsers Herrn Jesu Christi. Getreu ist Er, der euch ruft; Er wird's auch tun.“ 1. Thess. 2,12; 3,12—13; 5,23—24 (s. auch 1. Kor. 1,7—8; 1. Tim. 6,13—14!). Alle diese Steilen zeigen uns, wie sehr die Heiligung das stete Anliegen dessen sein muß, der auf das Kommen Jesu wartet. Ohne sie „wird niemand den Herrn sehen.“ Hebr. 12,14. Laßt uns darum unser Möglichstes tun, sie zu erlangen, nach den Worten: „Tut Fleiß, daß ihr von Ihm unbefleckt erfunden werdet“ . . . „Schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern“ . . ., als ob alles von uns abhinge. Aber vergessen wir zugleich nicht, daß die Heiligung durch den Glauben geschieht und das Werk Gottes ist: „Der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi“ . . . „Getreu ist Er, der euch ruft; Er wird's auch tun.“ Laßt uns darum so glauben, als ob in Wirklichkeit alles von Gott abhinge, der allein rettet und heiligt. Indem wir so handeln, werden wir vor zwei Klippen bewahrt: vor der Leichtfertigkeit, die uns zu dein Irrwahn führt, Gott gebe Sich mit uns zufrieden, so wie wir sind; vor der Entmutigung, die uns befallen könnte im Blick auf alles was uns in unserer armen christlichen Erfahrung noch fehlt. Wer bereit ist, den Preis für seinen geistlichen Fortschritt zu bezahlen, und sich ganz auf das vollkommene Werk des Herrn verläßt, der wird unter den Überwindern sein und mit demütig froher Zuversicht der Wiederkunft Christi entgegensehn. 3. EiferundTreue. „Welcher ist nun ein treuer und kluger Knecht, den der Herr gesetzt hat über Sein Gesinde, daß er ihnen zu rechter Zeit Speise gebe? Selig ist der Knecht, wenn sein Herr kommt und findet ihn also tun. Wahrlich, Ich sage euch: Er wird ihn über alle Seine Güter setzen.“ „Über eine lange Zeit kam der Herr dieser Knechte und hielt Rechenschaft mit ihnen. Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte andere fünf Zentner dar . . . Da sprach sein Herr zu ihm: Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen; gehe ein zu deines Herrn Freude!“ Matt. 24,45—47; 25,19—21 (s. auch 2. Kor. 5,9—10; 1. Joh. 2,28). 4. Vorsicht und Unterscheidungsvermögen. „Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe . . . Sie werden viele verführen ... so alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist Christus! oder: da! so sollt ihr‘s nicht glauben. Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, daß verführt werden in den Irrtum (wo es möglich wäre) auch die Auserwählten.“ Matt. 24,4—5.23—24. „Aber der Zukunft halben unsers Herrn Jesu Christi und unserer Versammlung zu Ihm bitten wir euch, liebe Brüder, daß ihr euch nicht bald bewegen lasset von eurem Sinn noch erschrecken . . . Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise!“ 2. Thess. 2,1—3. 5. Mut und Glauben. „Sehet zu und erschrecket nicht. Das muß zum ersten alles geschehen ... Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig.“ Matt. 24,6.13. „Entsetzet euch nicht. Denn solches muß zuvor geschehen ... So nehmet nun zu Herzen, daß ihr nicht sorget, wie ihr euch verantworten sollt (wenn man euch verfolgen wird); denn Ich will euch Mund und Weisheit geben, welcher nicht sollen widersprechen können noch widerstehen alle eure Widersacher .. . Und ein Haar von eurem Haupt soll nicht umkommen; durch standhaftes Ausharren sollt ihr euch das Leben gewinnen (Menge).“ Luk. 21,9.14—19. 6. Trost und Freudigkeit. „Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebet eure Häupter, darum daß sich eure Erlösung naht.“ Luk. 21,28. „Daß ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben . . . Gott wird auch, die da entschlafen sind, durch Jesum mit Ihm führen ... So tröstet euch nun mit diesen Worten untereinander.“ l.Thess. 4,13—14.18. „Auf daß euer Glaube . . . erfunden werde ... zu Lob, Preis und Ehre, wenn nun offenbart wird Jesus Christus, welchen ihr nicht gesehen und doch liebhabt ... und werdet euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude und das Ende eures Glaubens davonbringen, nämlich der Seelen Seligkeit . . . Freuet euch, daß ihr mit Christo leidet, auf daß ihr auch zur Zeit der Offenbarung Seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben möget.“ 1. Petr. 1,7-9; 4,13. 7. Nüchternheit und Hingabe (Geweihtsein). „Hütet euch, daß eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und komme dieser Tag schnell über euch; denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf Erden wohnen.“ Luk. 21,34—35. „Das sage ich aber, liebe Brüder: Die Zeit ist kurz . . . Die da Weiber haben, daß sie seien, als hätten sie keine; und die da weinen, als weinten sie nicht; und die sich freuen, als freuten sie sich nicht; und die diese Welt gebrauchen, daß sie dieselbe nicht mißbrauchen. Denn das Wesen dieser Welt vergeht.“ 1. Kor. 7,29—31 (s. auch 1. Thess. 5,4—8!). 8. Warten in Geduld. „Ihr seid bekehrt zu Gott von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott und zu warten auf Seinen Sohn vom Himmel.“ l.Thess. 1,9—10. „So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis auf die Zukunft des Herrn. Seid ihr auch geduldig und stärket eure Herzen; denn die Zukunft des Herrn ist nahe.“ Jak. 5,7—8 (s. auch Phil. 3,20—21!). „Christus . . . wird zum andernmal ohne Sünde erscheinen denen, die auf Ihn warten, zur Seligkeit ... Geduld aber ist euch not, auf daß ihr den Willen Gottes tut und die Verheißung empfanget. Denn noch über eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und nicht verziehen.“ Hebr. 9,28; 10,36—37. 9. Liebe und Hilfsbereitschaft. „Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in Seiner Herrlichkeit . .. wird Er sagen zu denen zu Seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten Meines Vaters, ererbet das Reich! . . . Denn Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt Midi gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt Mich getränkt .. . Was ihr getan habt einem unter diesen Meinen geringsten Brüdern, das habt ihr Mir getan.“ Matt. 25,31—40. „Seufzet nicht widereinander, liebe Brüder, auf daß ihr nicht verdammt werdet. Siehe, der Richter ist vor der Tür.“ Jak. 5,9. „Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr komme, welcher auch wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und den Rat der Herzen offenbaren; alsdann wird einem jeglichen von Gott Lob widerfahren.“ 1. Kor. 4,5 10. Einkehr und Gebet. „Und du, Daniel, verbirg diese Worte und versiegle diese Schrift bis auf die letzte Zeit; so werden viele darüberkommen und großen Verstand finden . . . Die Gottlosen werden's alle nicht achten; aber die Verständigen werden's achten.“ Dan. 12,4.10. „Wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint in einem dunkeln Ort, bis der Tag anbreche.“ 2. Petr. 1,19. „Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe.“ Offb. 1,3. „Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge.“ 1. Petr. 4,7. „So seid nun wach allezeit und betet, daß ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allem, und zu stehen vor des Menschen Sohn.“ Luk. 21,36. Und das Hauptgebet, das wir immer mehr zu Gott emporsenden, wird das eine sein: Dein Reich komme! Amen, ja, komm, Herr Jesu! Matt. 6,10; Offb. 22,20. III. Schlußfolgerung. Können wir wirklich sagen, daß wir jeden Tag unser Möglichstes tun, um uns auf die Wiederkunft Jesu Christi vorzubereiten? Haben wir Buße getan und uns zu Gott bekehrt? Sind wir wirklich erwacht und wachsam? Wandeln wir auf dem Weg der Heiligung und des Sieges? Handeln wir mit der geziemenden Vorsicht und der Gabe der richtigen Unterscheidung? Sind wir erfüllt mit Glaubensmut und getroster Freudigkeit? Ist der Geist der Nüch- ternheit und der Hingabe das Merkmal unseres Lebens? Stehen wir in der geduldigen Erwartung des Herrn? Vermögen wir um Des willen, der da kommt, alle Menschen zu lieben und alles zu ertragen? Und endlich, sind wir bereit, uns in das prophetische Wort zu vertiefen und noch inständiger zu flehen, bis die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht? Wenn all dies — und in reichem Maße — uns beseelt, so wird es uns nicht träge oder unfruchtbar in der Erkenntnis unseres Herrn Jesu Christi sein lassen. Das Lesen und Studieren so vieler prophetischer Bibelstellen wird für unsere Seelen nicht vergeblich und nicht verderblich gewesen sein. „Darum, liebe Brüder, tut desto mehr Fleiß eure Berufung und Erwählung festzumachen; denn wo ihr solches tut, werdet ihr nicht straucheln, und also wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen Reich unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi.“ 2. Petr. 1,8.10—11. Gott gebe, daß wir uns alle einmal das Wort des Apostels Paulus aneignen dürfen: „Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird, nicht mir aber allein, sondern auch allen, die Seine Erscheinung liebhaben.“ 2. Tim. 4,7—8. „Dem aber, der euch kann behüten ohne Fehl und stellen vor das Angesicht Seiner Herrlichkeit unsträflich mit Freuden, dem Gott, der allein weise ist, unserm Heiland, sei Ehre und Majestät und Gewalt und Macht nun und zu aller Ewigkeit!“ Amen. Jud. 24—25. Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort..................................................... 3 Vorwort zur deutschen Ausgabe............................... 6 Erster Teil: Einführung 1. Kapitel: Bedeutung und Merkmal der bibl. Weissagung . - 9 I. Welchen Raum nimmt die Weissagung in der Bibel ein? II. Was sind die Hauptmerkmale der bibl. Weissagung? III. Der Herr Herr tut nichts, Er offenbare denn sein Geheimnis den Propheten, seinen Knechten. IV. Verfahren bei der Auslegung der Weissagung. 2. Kapitel: Die Botschaft von der Wiederkunft Jesu Christi . 17 I. Wichtigkeit der Lehre von der Wiederkunft Jesu Christi. II. Weshalb muß Jesus Christus wiederkommen? III. Aus welchen Gründen bereitet die Botschaft von der Wiederkunft Christi den einen tiefe Freude, den anderen Angst? IV. Inwiefern ist die Botschaft von der Wiederkunft Christi aktueller denn je? V. Vor welchen Klippen müssen wir uns hüten bei unserer Verkündigung der Wiederkehr Jesu Christi? VI. Welche Sonderverheißungen gelten denen, welche die Weissagungen beherzigen und auf die Wiederkunft Christi warten? Zweiter Teil: Der Gegenstand der Verheißung 1. Kapitel: Jesus Christus unsere Hoffnung................. 29 I. Der, auf den wir warten. II. Die einzige Hoffnung der Gemeinde. III. Die drei Erscheinungen Jesu Christi. IV. Die Hoffnung auf das ewige Lehen. V. Die dreifache Äußerung des christl. Lebens. VI. Der Anker der Seele. VII. Die christl. Hoffnung ist das Ergebnis von Glaube und Zeugnis. VIII. Auch die Schöpfung hat teil an der Hoffnung der Gläubigen. IX. Schlußfolgerung. 2. Kapitel: Die siebenfache Schau des Reiches Gottes......... 34 I. Das irdische Paradies. II. Die Theokratie in Israel. III. Das von den Propheten angekündigte Gottesreich. IV. Das beim ersten Kommen Jesu angebotene und abgelehnte Gottesreich. V. Das in den Herzen verborgene Reich Gottes. VI. Das herrliche Reich, das tausend Jahre lang auf Erden bestehen wird. VII. Das ewige Reich im Himmel. Dritter Teil: Der Zeitpunkt der Wiederkunft Jesu Christi 1. Kapitel: Wann wird Jesus Christus wiederkommen? . . . . I. Niemand weiß Zeit noch Stunde. II. Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise. III. Der Meister verzieht zu kommen. IV. Siehe, Ich komme baldI V. Ihr aber sehet euch vor! Siehe, zuvor gesagt (Markus 13,23). Ich habe euch altes 49 2. Kapitel: Die Zeichen für die Wiederkunft Jesu Christi ... 55 I. Gibt es Zeichen für die Wiederkunft Christi, und darf man ihnen nachforschen? II. Welches sind die Zeichen für die Wiederkunft Christi? III. Wie müssen wir diese Zeichen einschätzen? Vierter Teil: Die Gemeinde und die Wiederkunft Jesu Christi Die Entrückung der Gemeinde............................ 85 I. Die Erwartung der Gemeinde. II. Die Entrückung der Gläubigen. III. Wie geht die Entrückung vor sich? IV. Wann findet die Entrückung statt? V. Wer wird genommen und wer wird zurückgelassen werden? Fünfter Teil: Die Welt und die Wiederkunft Jesu Christi 1. Kapitel: Die Völker und die Endzeit......................107 I. Die Entwicklung der Welt. II. Die Zeit der Völker. 2. Kapitel: Die vier Weltreiche Daniels.....................111 A. Das erste Weltreich: Babylon. B. Das zweite Weltreich: Die Meder und Perser. I. Welches sind die Merkmale dieses Reiches? II. Welche Beziehungen hat dieses Reich zu Israel? C. Das dritte Weltreich: Griechenland. I. Welches sind die Merkmale des griechischen Reiches? II. Was prophezeit Daniel von Alexander, dem Begründer des Reichs? III. Was erfahren wir über die Nachfolger Alexanders? IV. Warum mißt die Weissagung dem syrischen König Antiochus Epiphanes solche Bedeutung bei? D. Das vierte Weltreich: Rom. I. Welche Bedeutung hat dieses vierte Reich? II. Warum hält man das römische Weltreich für dieses vierte Reich? III. Welches ist das Hauptmerkmal des vierten Reiches? IV. Was bedeutet die Mischung des Tons mit dem Eisenf V. Wie ist es zu verstehen, daß das römische Reich verschwunden ist und doch nach Daniel zur Zeit der Wiederkunft Christi da sein sollf VI. Was bedeuten die zehn Zehen des Bildes und die zehn Hörner des vierten Tieresf VII. Welche Beziehungen hat dieses Reich zu Israelf VIII. Welches Ende erwartet das vierte Reich- 3. Kapitel: Satan, der Fürst dieser Welt......................122 I. Woher kommt der Satanf II. Der Fall Satans und der Engel. III. Die von Satan beherrschte Menschheit. IV. Der große Sieg des Kreuzes. V. Wie kommt es, daß Satan noch weiterwirken kannf VI. Welches oberste Ziel verfolgt Satan in seinem Kampf gegen Gottf VII. Mit welchem Mittel gedenkt Satan endlich sein Ziel zu erreichenf VIII. In welchem Maße läßt Satan schließlich die Maske fallenf IX. Welches Ende steht Satan bevorf X. Wie werden wir den Sieg über einen solchen Feind erlangenf 4. Kapitel: Der Antichrist....................................131 I. Wer ist der Antichristf II. Wird der Antichrist wirklich eine Person seinf III. Welcher Gegensatz läßt sich zwischen Christus und dem Antichristen heraushebenf IV. Die Verführung durch den Antichristen. V. Die Offenbarung des Antichristen. VI. Wird der Antichrist ein Jude seinf VII. Was bedeutet die Zahl 666f VIII. Welche Macht wird der Antichrist habenf IX. Welche Haltung wird der Antichrist Gott gegenüber einnehmenf X. Welche Haltung wird der Antichrist zu den Juden einnehmen? XI. Welches Los wird der Antichrist über die Christen bringen? XII. Welche Haltung wird der Antichrist zu Babylon, der falschen irdischen Religion, einnehmen? XIII. Wie lange wird die Herrschaft des Antichristen dauern? XIV. Welches werden Ende und Strafe des Antichristen sein? XV. Schlußfolgerung. 5. Kapitel: Der falsche Prophet.............................159 I. Die Person des falschen Propheten. II. Das zweite Tier von Offenbarung 13 stellt sicher den falschen Propheten und nicht den Antichristen dar. III. Wissen wir etwas über den Ursprung des falschen Propheten? IV. Was bedeutet die äußere Gestalt des Tieres mit den zwei Lammeshörnern und der Drachenstimme? V. Inwiefern kann man den falschen Propheten mit dem Heiligen Geist vergleihen? VI. Weihe Tätigkeit wird der falshe Prophet entfalten? VII. Weihes Ende wird der falshe Prophet nehmen? VIII. Shlußfolgerung. 6. Kapitel: Die gioße Babylon...............................166 A. Was bedeutet „Babylon“ in der biblischen Sprache? I. Der Turm von Babel. II. Die große Babylon der Offenbarung. B. Die Hure Babylon. I. Wieso stellt die Hure die abgefallene religiöse Welt dar? II. Inwiefern ist die Hure ein satanishes Gegenbild zu der Braut des Lammes? III. Das Geheimnis des Weibes und des Tieres. IV. Die Hure ist das Meisterwerk Satans. V. Die große Babylon ist die Mutter aller Hurerei und aller Greuel auf Erden. VI. Besteht eine Beziehung zwishen der Hure und Rom? VII. Welchen Raum nehmen wohl die anderen abgefallenen Konfessionen in der großen Babylon ein? VIII. Welches wird das letzte Stadium der Hure Babylon sein? IX. Welches Gericht wird die Hure treffen? C. Babylon, die Weltstadt. I. Die Groß-Stadt stellt unsere ganze sozial-wirtschaftliche Welt dar, die sich besonders auf die Städte konzentriert. II. Der ganze Welthandel geht durch diese Groß-Stadt. III. In der großen Stadt berühren sich die Gegensätze: Reichtum und Luxus neben dem äußersten Elend. IV. Die große Stadt ist das Zentrum entsetzlicher Verworfenheit. V. Das Gericht über die große Stadt. VI. Gehet aus von Babylon. 7. Kapitel: Die große Trübsal.............................190 I.Was ist die große Trübsal nach dem NT? II. Der Tag des Herrn nach dem AT. III. Welches sind die Gerichte der großen Trübsal? IV. Wem sind die Gerichte der großen Trübsal vorbestimmt? V. Welche Wirkung werden die Gerichte der Trübsal auslösen? VI. Trotz allem wird auch die große Trübsal noch eine Gnadenzeit sein. VII. Wie lange dauert die große Trübsal? VIII. Schlußfolgerung. 8. Kapitel: Die Schlacht von Harmagedon...................210 I. Die Schlacht von Harmagedon und das Ende der großen Trübsal. II. Was bedeutet der Name „Harmagedon"? III. Warum soll der letzte Krieg in Palästina endigen? IV. Alle Völker der Erde werden bei der Schlacht von Harmagedon vertreten sein. V. Gott selbst versammelt die Völker, um sie alle gemeinsam zu schlagen. VI. Bei Harmagedon wird Gott mit den Völkern furchtbar ins Gericht gehen. VII. Sogar in der Natur werden Gerichtszeichen erscheinen. VIII. Mit welchen Mitteln wird Gott das Gericht zur Vollendung bringen? IX. Wie kommt es zum Endsieg? X. Welches Schicksal werden die Juden bei Harmagedon haben? XI. Welches Gericht wird die teuflische Trinität ereilen? XII. Schlußfolgerung. Sechster Teil: Israel und die Wiederkunft Jesu Christi 1. Kapitel: Die Berufung Israels...........................223 2. Kapitel: Die in bezug auf Israel bereits erfüllten Weissagungen ................................................225 3. Kapitel: Wurde Israel nicht verworfen und durch die Gemeinde ersetzt? 228 I.Die Verwerfung Israels. II. Das neue Volk Gottes. III. Gott verheißt die Wiederherstellung Seines einstigen Volkes. 4. Kapitel: Die weltweite Zerstreuung Israels..............234 I. Israel wird über den ganzen Erdkreis zerstreut. II. Israel findet keine Ruhe in der Zerstreuung. III. Israel wird den Völkern zum Fluch, unter die es zerstreut ist. IV. In dieser Ära beharren die Juden bei ihrer Ablehnung Jesu Christi. V. Dennoch ist ihnen alles genommen, was zur Religion des alten Bundes gehörte. VI. Dennoch bleiben die Juden in der Zerstreuung für sich und vergessen weder ihres Gottes noch ihres Ursprungs. VII. Trotz Seiner Verwerfung Israels wacht Gott doch immer über ihm. VIII. Während der Abwesenheit der Juden wird Palästina eine Öde sein. IX. Am Ende ihrer Zerstreuung werden die Juden vom Herrn in der Wüste der Völker gerichtet werden. 5. Kapitel: Die Rückkehr Israels nach Palästina ............241 I. Die Wiederauferstehung Israels. II. Der treue Überrest in Israel. III. Wer führt Israel in sein Land zurückI IV. Wird das ganze Volk nach Palästina zurückkehren? V. Aus welchen Ländern werden die Juden zurückkehren? VI. Wohin kehrt Israel zurück? VII. Für welche Zeitdauer wird Israel in sein Land zurückkehren? VIII. Was geschieht bei der Rückkehr der Juden mit Palästina selbst? IX. Schlußfolgerung. 6. Kapitel: Die Zeit der Angst „in Jakob“ ..................260 I. In welcher inneren Verfassung kehrt Israel nach Palästina zurück? II. Israel wird in die Hand des Antichristen gegeben werden. III. Die Trübsal Israels. IV. Die Befreiung, die der Herr Seinen Auserwählten gewährt. V. Die Völker werden nach ihrem Verhalten zu Israel gerichtet. 7. Kapitel: Die Bekehrung Israels...........................264 I. Das große Ziel Gottes. II. Die Ausgießung des Hl. Geistes auf Israel. III. Israel begrüßt Jesus Christus als seinen Erlöser. IV. Israels Reue. V. Gott schenkt den Juden ein neues Herz. VI. Das unvergleichliche Glück Israels. VII. Schlußfolgerung. Siebenter Teil: Die Ankunft Jesu Christi 1. Kapitel: Die glorreiche Erscheinung Jesu Christi........271 I. Jesus Christus wird persönlich wiederkommen. II. Jesus Christus wird als des Menschen Sohn erscheinen. III. Christus wird sichtbar wiederkommen. IV. Er kommt vom Himmel auf den Wolken und m i t den Wolken. V. Jesus wird plötzlich wiederkommen. VI. Christus kommt in Elerrlichkeit. VII. Der Herr kommt mit allen Seinen Engeln. VIII. Christus kommt mit all Seinen Heiligen. IX. Der Herr wird Seine Füße auf den ölberg setzen. 2. Kapitel: Der höchste Richter ...........................277 I. Alles Gericht wird Jesus Christus übertragen. II. Wie wird nun der Richter beschrieben? III. Welche Gerichte wird Jesus Christus üben? 3. Kapitel: Der König der Könige...........................282 I. Die Ansprüche Jesu Christi auf die Königsherrschaft. II. Die Krönung des Königs der Könige. III.Die Beschreibung des großen Königs. Achter Teil: Das Millennium (Das Tausendjährige Reich) 1. Kapitel: Einführung.....................................289 I. Was ist das Millennium? II. Auf welcher biblischen Grundlage beruht die Lehre vom Millennium? III. Ist ein Millennium notwendig? IV. Wird das Millennium tatsächlich auf Erden errichtet werden? V. Vor welchen Irrtümern müssen wir uns in bezug auf das Millennium hüten? VI. Wie iange wird das Messianische Zeitalter dauern? VII. Einige Symbole für das Millennium. 2. Kapitel: Die Aufrichtung des Reiches..................... I. Satan wird gebunden. II. Die erste Auferstehung. III.Das Völkergericht. 3. Kapitel: Die Merkmale des Messianischen Reiches . . . . I. Die Gerechtigkeit. II. Friede. III. Glückseligkeit. IV. Langes Leben und Gesundheit. V. Materieller Wohlstand. VI. Der Fluch wird von der Natur genommen werden. VII. Flat das „Atomzeitalter“, wie man es schon nennt; etwas mit diesen großen angekündigten Umwälzungen zu tunf 4. Kapitel: Deine Augen werden den König sehen in Seiner Schöne .................................................. I. Jesus Christus wird Seine Gegenwart inmitten Seines irdischen Königreichs offenbaren. II. Wie wird sich Seine Gegenwart offenbaren? 5. Kapitel: Die Stellung der Gemeinde im Millennium . . . I. Die Gemeinde ist vor allem ein himmliches Volk. II. Die Gemeinde wird mit Christus regieren. III. Wo wird sich die Gemeinde während des Millenniums aufhalten und wie sich betätigen? 6. Kapitel: Die Stellung Israels im Millennium.............. I. Israel wird wieder das Hauptvolk der Erde werden. II. Die Israeliten werden die Weltmissionare sein und Gottes Segnungen vermitteln. Ul. Jerusalem wird die Hauptstadt der Welt sein. 7. Kapitel: Die Völker während des Millenniums.............. I. Die Völker gehören zu dem Reich, das Jesus Christus verheißen ist. II. Die Evangelisation der Völker. III. Die Bekehrung der Völker. IV. Endlich wird die Erde voll der Erkenntnis des Herrn sein. 305 312 315 319 8. Kapitel: Die Schatten des Millenniums...................327 I. Im Millennium wird die Sünde noch möglich sein. II. Der Tod wird, obwohl selten, in gewissen Fällen ein-treten. III. Der Herr wird mit eisernem Stabe regieren. IV. Das Millennium wird einen unfaßlichen Ausgang nehmen. V. Schlußfolgerung. Neunter Teil: Die Vorbereitung auf die Wiederkunft Jesu Christi 333 I. Was muß ein Ungläubiger tun, wenn er von der Wiederkunft Christi hörtI II. Welche Haltung wird der Gläubige in seiner Erwartung der Wiederkunft des Herrn einnehmenf III. Schlußfolgerung. Inspiration und Autorität der Bibel 332 Seiten, Paperback Alles, was wir über Gott und unseren Herrn Jesus Christus wissen, wissen wir aus der Bibel. Deshalb nehmen die Fragen, die sich mit der Inspiration und damit mit der Autorität der Bibel befassen, im theologischen Gespräch einen so großen Raum ein. Es ist darum notwendig, sich der Zuverlässigkeit des biblischen Wortes zu versichern und Hilfen zur Verteidigung des Glaubens an der Hand zu haben. Wir brauchen heute mehr als je das Bewußtsein, auf festem Grund zu stehen. Das Ziel dieses Buches besteht darin, zuerst zu prüfen, was die Bibel selber über die Offenbarung und ihre Eingebung sagt. Dann untersucht Dr. Rene Pache, was Christus und die Kirche im Laufe der Jahrhunderte darüber bezeugten. Und zum Schluß kommt er auf die übernatürlichen Wesenszüge der Schrift, die ihre Herkunft und ihre Autorität beglaubigen. Das Buch ist als Arbeitsbuch zum Studium für Gruppen und für einzelne gedacht. Deshalb kann jedes Kapitel für sich, auch ohne Rücksicht auf die hier festgelegte Reihenfolge, durchgearbeitet werden. „Dr. Pache ist mit so tiefem Gottvertrauen an seine Arbeit gegangen und hat sich, was zu bejahen ist, ausschließlich an die Bibel gehalten, ohne sich in die theologische Wissenschaft zu verlieren. Was über Offenbarung, das Wort, die Inspiration, die Einheit der Bibel, den Kanon, die Textvarianten, die Bibelkritik zu sagen ist, hier wird es gesagt. Großartigerweise in so jedermann zugänglicher Klarheit, daß dies Buch in die Hand jedes Christen gehört, der sich vorbehaltlos zur Autorität der Schrift bekennen will und bekennt.“ Literarischer Pressedienst München R. BROCKHAUS VERLAG WUPPERTAL Renö Pache führt den Leser in die Prophetie ein. Heilsgeschichtliche Zusammenhänge und Durchblicke tun sich auf, zu deren Verständnis vielfach die rechte Anleitung fehlt. Die vielen zitierten Bibelstellen geben dem Leser die Möglichkeit, das Gesagte anhand der Schrift zu überprüfen. Steilen, die verschiedene Deutung zulassen, sind so behandelt, daß dem Leser die Möglichkeit gegeben wird, sich seine eigene Meinung zu bilden. Mit dem vorliegenden Buch ist der wartenden Gemeinde eine Hilfe in die Hand gegeben, die endzeitlichen Geschehnisse zu erkennen und zu verstehen. Es ist das Anliegen des Verfassers, Verständnis zu erwecken für den Ruf des Herrn: „Hebet eure Häupter auf!“ „Renö Pache gibt uns in der Erforschung der Weissagungen der Bibel große Hilfe zu ihrem Verständnis. Nach grundsätzlicher Einführung über die Bedeutung und Merkmale der biblischen Weissagung und der Botschaft vom zweiten Kommen Jesu wird das biblische Zeugnis systematisch entfaltet: Der Gegenstand der Verheißung, der Zeitpunkt der Wiederkunft, die Ankunft Jesu, das Tausendjährige Reich, die Vorbereitung auf dieses Ereignis. Die Betrachtungen sind nüchtern und schriftgebunden. Solche Einführung in die Prophetie brauchen wir heute mehr als je. Eine in allen Stücken einheitliche Auffassung über Einzelfragen ist wohl nie zu erreichen; aber das Studium des Buches lohnt sich reichlich für Leben und Dienst." Der Glaubensbote, St. Chrischona ISBN 3-417-00073-4 R. BROCKHAUS VERLAG WUPPERTAL