Rainer Wagner Gemeinde Jesu zwischen Spaltungen und Oekumene Rainer Wagner Gemeinde Jesu zwischen Spaltungen und Ökumene 2000 Jahre Kirchengeschichte aus bibeltreuer Sicht Verlag für Reformatorische Erneuerung Wuppertal Rainer Wagner: Gemeinde Jesu zwischen Spaltungen und Ökumene. 2000 Jahre Kirchengeschichte aus bibeltreuer Sicht. Copyright: Verlag für Reformatorische Erneuerung, Kaiseritr 78, D-42329 Wuppertal Redaktion und Satz: Lothar Gassmann Erste Auflage 2002 ISBN-Nr. 3-87857-314-6 Printed in Germany Inhaltsverzeichnis Geleitwort von Dr. Lothar Gassmann 9 Einleitung 12 I. Kennzeichen der endzeitl. geprägten Christenheit u. aktuelle Entwicklung 13 1.1 Die Gemeinde: Von der Welt gehaßt 15 1.1.1 Der Haß der Welt richtet sich vorwiegend gegen Jesu Person 15 1.1.2 Seit Pfingsten richtet sich der Haß gegen die Jünger Jesu, die Gemeinde 15 1.1.3 Auch religiöse Motive standen von Anfang an hinter dem Haß gegen die Christen 18 1.1.4 Der Christus-und Christenhaß geht bis in die Familien 19 1.2 Die Gemeinde: Vom dämonischem Geist und Geistern bedroht 19 1.2.1 Der weltweite Haß gegen die Gemeinde hat Spannungen in der Gemeinde zur Folge 19 1.2.2 Die Not der Gemeinde fuhrt dazu, daß auch Gläubige den Verführern anhängen 20 1.3 Wie sehen die i.d. Bibel vorhergesagten u. beschriebenen Verführer aus? 20 1.3.1 Falsche Lehrer 21 1.3.2 Falsche Apostel 21 1.3.3 Falsche Propheten 24 1.3.4 Falsche Messiasse 26 1.3.5 Satan selbst verstellt sich 27 1.4 Welche Irrtümer bringen die teufl. inspirierten Verführer i. d. Gemeinde? 27 1.4.1 Bibelkritik 28 1.4.2 Scheinheiligkeit 32 1.4.3 Leben in groben Verfehlungen 33 1.4.4 Aufsässige Gesinnung 33 1.4.5 Gesetzlichkeit 34 1.4.6 Gesetzlosigkeit 36 1.4.7 Zeitgeistredner 38 1.5 Wo kommen diese Irrlehrer in der Gemeinde her? 39 1.5.1 Abfall innerhalb der Gemeinde ebnet den Irrlehrem den Weg 40 1.5.2 Aus den schon in apostolischer Zeit vorhandenen antichristlichen Irrlehren 41 1.5.3 Die Irrlehrer kommen aus der gottlosen Welt u. den eigenen Reihen 42 1.5.4 Wohin treibt die entartete und unterwanderte Gemeinde? 43 1.6 Der bettelarme und traurige Zustand der Jesus treugebliebenen Endzeitgemeinde 43 1.6.1 Unglauben prägt den Zustand innerhalb der organisierten Gemeinden 44 1.6.2 Gottes Wort wird auch in den Kreisen der Gemeinden nicht mehr erwünscht sein 45 1.6.3 Satan wird die sichtbare Gemeindeorganisation umfunktionieren 46 1.6.4 Das Wesen und die Geschichte des Antichristen u.d. teufl. Dreieinigkeit 46 1.7 Das (Un)Tier (Antichrist) als weltlich-geistliche Endzeitmacht 48 1.8 Das Bild von der Hure Babylon als abgefallene Religionsgemeinschaft 52 55 58 59 59 60 60 60 61 61 61 61 62 62 63 63 64 64 65 66 66 66 67 67 67 69 71 71 71 73 75 75 76 78 80 80 80 81 81 87 87 89 89 89 90 Das Bild der 7 kleinasiatischen Gemeinden u. ihre gesch. Verwirklichung Ephesus, die reiche und intakte Gemeinde der nachapostolischen Zeit Die Anfangszeit der nachapostolischen Kirche Mit der Ephesusepoche beginnt die Kirchengeschichte Jesus stellt die Lehrzucht der Gemeinde positiv heraus Jesus ruft zurück zur Quelle geistlichen Wirkens Smyrna, die arme u. leidende Gemeinde vor der konstantinischen Wende Smyrna: Der Typ einer Märtyrerkirche Die prophetische Bedeutung der im Brief erwähnten 10-tägigen Trübsal Zehn große römische Christenverfolgungen Die letzte u. schwerste Christenverfolgung: 10 Jahre Leid unter Kaiser Diokletian Wer steht hinter der Verfolgung? Keine Kritik an Smyrna Das Ende der Verfolgungszeit Pergamos, die streitende u. bekennende Gemeinde in vielf. Versuchungen Das erste Kirchenmodell der Offenbarung, das bis zur Wiederkunft bleibt Von der Verfolgungsnot in die Gefahr der Unterwanderung Die Pergamosepoche umfaßt die Zeit von 313 bis ins 7. Jahrhundert Trotz Fehlentwicklungen vergißt der Herr die Treue der Christen nicht Vermischung mit dem Geist der Welt Die von Jesus gehaßte Lehre der Nikolaiten Bileams Lehre Einige Bileams-Jünger in unseren Tagen Der Herr ruft die gefährdete Gemeinde zur Buße Die Orthodoxe Kirche, ein Abbild von Pergamos Wichtige Lehre aus dem Staatskirchentum für gläubige Christen Thyatira, die mittelalterl. Gemeinde voll heidnischer Unterwanderung Thyatira als Bild der mittelalterlichen Kirche Isebel, die Herrin in Thyatira Die Geduld Jesu auch mit der entarteten Gemeinde Der Herr kennt die Seinen, auch im Mittelalter und unter den Katholiken Die Römische Kirche als Organisation wird nicht mehr umkehren Kann es noch wahrhaft Gläubige in Thyatira geben? Sardes, die tote Gemeinde Der übelste Zustand einer Gemeinde Die Täuschung für die Umgebung Auch in den schlimmsten Verhältnissen hat der Herr seine Leute Sardes, das prophetische Bild des nachreformatorischen Protestantismus Trotzdem ist wirkliches Glaubensleben auch im Protestantismus möglich Hat die ev. Christenheit als Kirchengemeinschaft noch eine Hoffnung? Die kleine Schar aus Sardes, die Verheißung hat Philadelphia, die kleine bibeltreue-miss. Gemeinde mit gr. Verheißungen Besonderheiten im Brief an die Gemeinde Philadelphia Das Lobenswerte an Philadelphia 91 91 95 95 97 98 99 99 100 101 102 102 102 103 103 104 105 106 110 III 112 114 115 116 116 117 118 123 123 124 124 126 126 130 134 140 148 151 156 161 165 170 176 Die Möglichkeiten der Philadelphiagemeinde Die prophetische Erfüllung des Gemeindebildes von Philadelphia Wie sah die Philadelphiaepoche aus? Nimmt eine Kirche oder Bewegung in der Philadelphiagemeinde Gestalt an? Bekehrungen selbst aus der Synagoge Satans Selbst Aufbrüche in der katholischen Kirche Aufbrüche in der orthodoxen Kirche (Pergamostyp) Aufbrüche unter ideologisch verblendeten Menschen Die Gemeinde von Philadelphia und ihre Verheißung Laodizea, die laue jesuslose Endzeitgemeinde der Beliebigkeit Eine Gemeinde, bei der es Jesus speiübel wird Eine Gemeinde, der das Wichtigste fehlt Christen, die Jesus dennoch nicht ganz aufgegeben hat Jesus gibt drei Angebote für die Christen in Laodizea Jesus tut alles, um auch die Blinden zu retten Die prophetische Bedeutung des siebten Sendschreibens Laodizea, die Gemeinde des großen Abfalls vor Jesu Wiederkunft Wie ist das möglich? Das Problem der Kirchenspaltungen in 2000-iähriger Geschichte Womit begründet die Ökumene ihr Eintreten für die äußere Einheit? Wie wichtig ist organisatorische Einheit der Christenheit? Wie sieht wahre geistliche Einheit aus? Welche Voraussetzung hat wahre geistliche Einheit? Brauchen Kinder Gottes eine Ökumenische Bewegung? Das Bild vom Leib Das Bild vom Tempel Die Geschichte der Kirchenspaltungen Die Vielfältigkeit der geschichtl. gewordenen Denominationen u.d. Kirche Die bischöflich geleiteten, die Episkopal-Kirchen Die durch ein Gremium (Presbyterium) geleiteten Kirchen Die Sekten und ihre Kennzeichen Wie kam es zu den Spaltungen der Christen u. d. versch. Denominationen? Unterschiedliche Prägungen u. Spaltungstendenzen i.d. ersten Christenheit Die ersten Spaltungen der Kirche Kirchenspaltungen nach den altrömischen Christenverfolgungen Erzwungene Einigkeit u. blutig verfolgte Abspaltungen der mittelalterl. Kirche Die große Spaltung zwischen Griech.-Orth. und Röm.-Kath. Kirche Die Reformation und ihre Folgen Die Lutherische Reformation Die Schweizer Reformation Vielfältige evangelische Nationalkirchen Der dritte Flügel der Reformation: Täufertum Nachreformatorische Spaltungen und Gemeindegründungen von Bedeutung 5. Was verstehen wir unter Ökumene? 187 5.1 Was bedeutet das Wort Ökumene? 195 5.2 Die heutige Nutzung des Begriffes Ökumene 198 5.2.1 Historisch 198 5.2.2 Kirchenrechtlich 198 5.2.3 Als Bezeichnung fiir die Einheitsbestrebung der christlichen Kirchen 198 5.2.4 Die Zusammenarbeit der verschiedenen Kirchen 199 5.2.5 Heute wird von der sogenannten Großen Ökumene gesprochen 199 5.3 Wie wirkt sich der katholische Einfluß in der Ökumene aus? 204 5.4 Ökumenische Kontakte sind kennzeichnend für die Entwicklung in unserer Zeit 207 5.5 Einige beispielhafte Entwicklungen 208 6. Die Geschichte der protestantischen Einigungsbemühungen 211 6.1 Vorläufer der Ökumene 212 6.1.1 Die Evangelische Allianz und überkonfessionelle Bünde im 19. Jh. 213 6.1.2 Weltweite überkonfessionelle Vereinigungen missionarischer Art 217 6.1.3 Konfessionelle Bünde 218 6.2 Anfänge der Ökumene 219 6.2.1 Weltmissionskonferenz in Edinbourgh 221 6.2.2 Weltbund für (internationale) Freundschaftsarbeit der Kirchen 222 6.2.3 Allgemeine Konferenz der Kirche Christi für Praktisches Christentum 224 6.2.4 Konferenz für Glaube und Kirchenverfassung (Faith and Order) 225 6.3 Die Konstituierung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948 228 6.3.1 Vorgeschichte von 1938 bis 1948 228 6.3.2 Die Gründung des ÖRK 229 6.3.3 Die theologische „Basis“ des ÖRK 230 6.3 .4 Karl Barth zur Zukunft und Mitgliedschaft im Ökumenischen Rat der Kirchen 231 6.4 Der Aufbau des ÖRK seit der Strukturreform 1983 231 6.4.1 Die Vollversammlung 232 6.4.2 Der Zentralausschuß 232 6.4.3 Der Exekutivausschuß 232 6.4.4 Generalsekretariat, Direktorium und Präsidium 232 6.4.5 Kommissionen, Arbeitsgruppen und Untergruppen 233 6.5 Die Entwicklung des ÖRK am Beispiel der Vollversammlungen 233 6.6 Die gegenwärtige Rolle der Orthodoxen im ORK und das Proselytendekret von 1961 239 6.7 Die geistliche Abwärtsbewegung im ÖRK und der gesamten Kirchenlandschaft 242 6.8 Die Ökumene und ihr Verhältnis zu Israel 243 6.8.1 Das Verhältnis der Gemeinde zum altesttamentlichen Gottesvolk Israel 243 6.8.2 Die antisemitische Tradition der Großkirchen 244 6.8.3 Das belastete Verhältnis des ÖRK zu Israel 245 6.9 Einheitsbestrebungen des ÖRK und der gesamten Kirchenlandschaft bis zum Synkretismus 246 6.10 Kritik am Ökumenischen Rat der Kirchen 248 6.10.1 Vielfältige Kritik 248 6.10.2 Der „Internationale Rat Christlicher Kirchen" 249 7. Die Römisch-Katholische Ökumene 251 7.1 Schwierigkeiten vom Selbstverständnis der Römischen Kirche her 251 7.2 Erste römische Ökumeneäußerungen 252 7.3 Johannes XXIII. und das II. Vatikanische Konzil 252 7.4 Das Sekretariat für die Einheit der Christen und seine Aktivitäten 253 7.5 Die Einladung an Nichtkatholiken zum II. Vatikanum 253 7.6 Vielfältige Begegnungen mit Rom 254 7.7 Roms Einfluß auf den ÖRK und seine Ziele 254 7.7.1 Warum Rom kein Mitglied im ÖRK wurde 256 7.7.2 Roms Verhandlungen mit konfessionellen Bünden 256 8. Ökumene und die Evangelikalen 263 8.1 Im evangelikal-charismatischen Bereich 268 8.2 Im evangelikal-katholischen Bereich 269 8.3 Ökumenische Aktivitäten von Evangelischen Kommunitäten 273 9. Ökumene in Deutschland in der ACK vor Ort 274 9.1 Geschichte und Philosophie 274 9.2 Die Geschichte der ACK 275 9.3 Die Mitglieder und Gastmitglieder der ACK 276 10. Ökumenische Bewegung auf dem Weg zur W elteinheitsreligion? 282 10.1 Wovon können wir ausgehen? 282 10.2 Der biblische Befund über das Reich Gottes und den Zustand der Gemeinde vor Jesu Wiederkunft 283 10.3 Die heutige psychologische und religiöse Befindlichkeit des postmodernen Menschen 283 10.4 Die frühere und heutige Strategie der Kirchen im Blick auf Zeitgeistströmungen 286 10.5 Was hindert die heutige Ökumene 290 10.5.1 Der konservative Papst Johannes Paul II. 290 10.5.2 Die Vorsicht der Orthodoxen gegenüber Rom 291 10.5.3 Die gegenwärtige Schwäche des ÖRK 292 10.5.4 Die Sorge einiger Evangelikaler vor einer Herrschaft Roms 292 10.5.5 Mögliche weltlich-politische Vorarbeiten zur Welteinheitsreligion 293 10.5.6 Die erkennbare Zweitrangigkeit der Wahrheitsfrage bei den Einigungsgesprächen 294 Schlußgedanke: Der einsame Zustand der Zeugen Jesu angesichts der Ökumene Ergänzungen zur aktuellen Situation 299 Ungemütlich für Ungläubige. Interview mit John McArthur 299 Die stille Spaltung der deutschen Evangelikaien (von Ulrich Skambraks, Topic) 302 Anhang: 305 I. Zeittafeln in Anlehnung an die sieben Gemeindezeitalter 305 II. Quellenverzeichnis: 31 ] - Biographien 311 -Katholisch 312 - Lexika 312 - Kirchen-und Erweckungsgeschichte 312 - Konfessions- und Sektenkunde 313 - Ökumenisch (Vertreter) 313 - Ökumene (Kritiker) 313 -Allianz 313 - Dokumentationen 313 - Sonstiges 3 (3 - Zeitschriften u.a. 314 - Sonstige Medien 315 III. Personenangaben und Personenregister 315 IV. Endnoten über Quellen 322 Geleitwort Das wohl Erschütterndste, was für die Endzeit vorausgesagt wurde, ist das Abfallen vieler Christen vom Glauben, von Gottes Ordnungen und von der Liebe zu Gott und den Menschen. Unter dem wachsenden Druck einer christusfeindlichen Umwelt „werden viele abfallen und werden sich untereinander verraten und werden sich untereinander hassen. Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verfuhren. Und weil die Gesetzlosigkeit überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten“ (Mt 24,10-12). Der Glaubensabfall der vielen einzelnen summiert sich zum Glaubensabfall der Kirchen. „Die Hure Babylon ist die verweltlichte Kirche“, schrieb im 19. Jahrhundert der Theologieprofessor Carl August Auberlen im Blick auf Offenbarung 17 (Der Prophet Daniel und die Offenbarung Johannes, Basel 1857, S. 314). Und der Bibellehrer Rene Pache bemerkt treffend: Die Hure Babylon „stellt nicht lediglich eine bestimmte Gruppe von Abgefallenen dar, sondern alle falsche Religion auf Erden. Es hat viele falsche Christen bei den Katholiken gegeben, aber ebenso bei den Protestanten, den Orthodoxen und anderswo. Geistlichen Ehebruch begehen alle, die ihr Herz zwischen Gott und der Welt teilen, Jak. 4,4; die bei einem strengen Dogma die Bekehrung ablehnen; die vom Glauben an die Bibel abweichen, indem sie die Gottheit Jesu Christi und die Sühnekraft Seines Bluts leugnen; alle, welche Andersgläubige verfolgen“ (Die Wiederkunft Jesu Christi, Wuppertal, 11. Aufl. 1987, S. 176 f). „Die ,grosse Hure* ist die abgefallene Kirche, die Jesu Christi Eigentum zu sein gelobte und nun mit der Welt Ehebruch treibt.“ Sie ist „das Sinnbild der verweltlichten Religion ... das weltliche System geistlicher Verwirrung, heuchlerischer Wollust und kirchlicher Korruption in ihrer ganzen Scheusslichkeit“ (a.a.O., S. 168). Diese Endzeitkirche wird in ihrer ganzen Verderbtheit erst in der antichristlichen Trübsalszeit offenbar werden. Und doch wirft sie ihre Schatten längst voraus. Unter und neben den bereits genannten Kennzeichen erscheinen mir die folgenden besonders wichtig: Die Babylon-Kirche der Endzeit - stellt sich der Welt gleich und vertauscht Gottes Geist mit dem Zeitgeist (Offb 17,2; 18,3); - betreibt "Hurerei", das heisst; sie setzt heidnische Götzen mit dem Gott der Bibel gleich und vermischt die Religionen und Ideologien (Offb 17,2.5.15; vergleiche Hos 1,2; 3,1); - ist auf Geld und Macht aus (OJfb 17,4.18; 18,7.9-19); - ist äusserlich prachtvoll, doch innerlich tot (vergleiche Offb 3,1); - bringt die wahrhaft Gläubigen zunehmend in Bedrängnis (Offb 17,6); - lenkt durch falsche Zeichen und Wunder von den rettenden Wunden Jesu ab (vergleiche Mt 24,24; 2.Thess 2,9; Offb 13,13); - bereitet dem Antichristen den Weg, der sie zunächst für sein religiöses Gaukelwerk missbraucht, um sie anschliessend fallenzulassen (Offb 17,3.16). Die Brautgemeinde der Erlösten hingegen - setzt sich zusammen aus Gläubigen in allen Denominationen, die nur Gott wirklich kennt (1. Sam 16,7; Joh 17,20-26); - wartet auf Jesu Wiederkunft (Mt 24 f; 2. Petr 3,11 ff.); - passt sich dem Zeitgeist nicht an, sondern ist Salz und Licht der Welt (Mt 5,13 ff.; Röm 12,1; 1. Joh 2,15-17); - geht durch irdische Niedrigkeit, Verachtung und Verfolgung hindurch zur himmlischen Herrlichkeit (Mt 10,9 f; 24,9-13; 2. Tim 3,12); - hält Jesus als dem einzigen Herrn und Erlöser die Treue und lehnt jede Religionsvermischung ab (Joh 14,6; Apg 4,12); -fällt nicht auf falsche Zeichen und Wunder herein, sondern orientiert sich allein am Wort der Heiligen Schrift (Jer 23,28; 2. Tim 3,14-17); - bereitet Christus den Weg, indem sie viele in seine Nachfolge ruft (Mt 24,14). 58 Rainer Wagner bringt in seiner Kirchengeschichte die Entwicklungen auf den Punkt, die zum heutigen Zustand in Kirche(n) und Gesellschaft geführt haben. Er zeigt auf, wie es in und neben abgefallenen Kirchen in allen geschichtlichen Epochen auch wahre Gläubige gab, die dem Herrn Jesus Christus kompromißlos nachgefolgt sind. Auch heute - im „Laodi-zäa-Zustand“, wie der Autor schreibt - hat Gott 7000 übriggelassen, die ihre Knie nicht vor dem Baal-Zeitgeist gebeugt haben. Es ist eine schwere Zeit, da auch „konservative“ und „evangelikale“ Christen von Entwicklungen überrollt zu werden drohen, an die man vor einigen Jahrzehnten noch kaum zu denken wagte. Kirchen - wohin? Ökumene - wohin? Evangelikale - wohin? Wird man auf Wagners Ruf, der stellvertretend für viele andere steht, noch hören? Pforzheim, im Sommer 2002 Dr. theol. Lothar Gassmann Vorbemerkung des Verfassers Um Mißverständnissen vorzubeugen, möchte der Verfasser Folgendes anmerken: Wenn in diesem Buch, aufgrund der nötigen Authentizität, verantwortliche Geschwister der Gemeinde Jesu Christi erwähnt werden, ist mir klar, daß sich diese mißverstanden oder angegriffen fühlen könnten. Auch könnten sich einige Geschwister verletzt fühlen. Dies täte mir sehr leid, denn ich habe es auf keinen Fall beabsichtigt. Ich möchte niemandem in ungeistlicher Weise weh tun. Aber hin und wieder war es notwendig, an aktuellen Vorgängen die Problematik deutlich zu machen. Das Manuskript bzw. Teile daraus habe ich Verantwortlichen verschiedener genannter Werke (z. B. Gnadauer Gemeinschaftsverband, Evangelische Allianz) vorgelegt und sie um Überprüfung der Fakten gebeten. Überwiegend sind sie dieser Bitte nachgekommen und ich habe ihre Stellungnahmen weitgehend berücksichtigt. Sollten sich trotzdem noch Fehler oder sachliche Ungenauigkeiten finden, so bin ich für Hinweise dankbar. Möge Gott diese Arbeit - trotz aller menschlichen Schwachheit und Begrenztheit - gebrauchen zur Verherrlichung Seines Namens, zur Stärkung und Festigung der Christen und zum Bau Seines Reiches. Einleitung Mt 13,30 „Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune.“ Jesus vergleicht das Reich Gottes einige Male mit einem Feld. Die verantwortlichen Arbeiter bemerken nicht, wie, während sie schlafen, ihr Feind Unkraut zwischen die gute Saat einsät. Zwar wollen sie das erkannte Unkraut später entfernen, aber das wird ihnen vom Besitzer des Ackers untersagt. Der Schaden, der der aufgehenden guten Saat zugefugt werden könnte, ist zu groß. In diesem Gleichnis spricht Jesus prophetisch. Da die irdischen Mitarbeiter Jesu durch Schlaf und Träumerei nicht aufpaßten, ist es ihrem Feind gelungen, in dem ihnen anvertrauten Acker zwischen die Saat Gottes Unkraut zu säen. Ein nachträgliches Ausmerzen des entstandenen Schadens ist unmöglich. Menschliche Schwäche, Irrlehren und Boshaftigkeit haben im Laufe der Geschichte der Gemeinde Gottes viel Schaden zugefugt. Ungerechtigkeit, Lieblosigkeit, Irrlehre, Aberglaube, selbstgemachte menschliche Frömmigkeit und vielfältige andere Sünde wächst als Unkraut inmitten der guten Saat der Gottesherrschaft. Manchmal ist das Unkraut von der Saat kaum zu unterscheiden. Deshalb verbietet Jesus menschlichen Übereifer in der Ausrottung des Unkrautes. Wenn Menschen dennoch gegen Jesu Willen eingreifen und Unkraut jäten, tun sie, oft ohne es zu wollen, noch mehr Schaden, als das Unkraut schon mit sich bringt Die Geschichte der Spaltungen in der Gemeinde Jesu und der menschlichen Versuche, die Schäden nachträglich zu beseitigen, illustrieren die tiefe Wahrheit dieses Gleichnisses. Irrlehre und Spaltung sind eine giftige Saat des Feindes. Menschlicher Eifer kann nachträglich nicht korrigieren. Wo das Wächteramt versagt hat, kann der Unkrautvernichter nichts mehr ausrichten. Er würde selbst ein Werk des Teufels treiben. Erst am Jüngsten Tag werden durch Gottes Engel Unkraut und Weizen endgültig geschieden. Dann kommt Weizen zu Weizen und Unkraut zu Unkraut. 1. Kennzeichen der endzeitlich geprägten Christenheit und aktuelle Entwicklungen Nach statistischen Berechnungen konnte man im Jahr 2001 von etwa 2 Milliarden Christen weltweit ausgehen3. Sie teilen sich in eine nicht mehr überschaubare Zahl verschiedener Denominationen, das heißt in Kirchen und kirchliche Gemeinschaften auf. Die numerische Zahl der Christen allein sagt allerdings nichts darüber aus, wieviele von ihnen wirklich im Glauben und in der persönlichen Nachfolge Jesu Christi stehen. Aber eines macht trotz vielfältiger Hinter-fragbarkeit die Zahl deutlich: Der Opfertod Jesu auf Golgatha hat reiche Frucht gebracht. Jesus selbst hatte auf diese Folge seines Leidens hingewiesen, als er sagte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkom nicht in die Erde fallt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ (Joh 12,24) Der Apostel Johannes bekam während seiner Verbannung im Alter von ca. 90 Jahren in einer Vision offenbart, daß in der Ewigkeit eine unzählige Schar von erlösten Menschen vor Gottes Thron stehen wird: „Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen“ (Offb 7.9). Diese „große Schar“ ist die Gemeinde Gottes aus allen Völkern und Zeiten. Die Gemeinde Gottes ist das Schönste und Heiligste, was es in der sichtbaren Welt je gegeben hat, gibt und geben wird. Die Bibel sagt, daß sie in der gegenwärtigen Heilsepoche, der Gnadenzeit, Gottes auserwähltes Volk ist. Gottes Wort benutzt für die Gemeinde wunderschöne und äußerst aufschlußreiche Bezeichnungen und Gleichnisse. Die Gemeinde ist die irdische „Wohnung Gottes“, vergleichbar mit dem alttestament-lichen Tempel (l.Kor. 3,16). Die Gemeinde wird als irdischer „Leib Jesu Christi“ bezeichnet (l.Kor. 12,13). Eines der schönsten Bilder für die Gemeinde Jesu ist das von der „Braut“ Jesu Christi bzw. des Lammes (Joh. 3,29). In einigen Gleichnissen Jesu wird sie auch mit dem Himmel- 3 1999 = 1 990 018 000 Christen; nach Barret & Johnson in „Status of Global Mission 1999“ Richmond/Virgina USA (zitiert nach Idea 25/99) h Die World Christian Enzyklopedia von 2001 redet von 33.820 eigenständigen Kirchen (nach Topic 8/2001). 13 reich bzw. dem Reich Gottes, das heißt dem jetzigen Herrschaftsgebiet Gottes, gleichgesetzt. Dem in der Bibel deutlich gekennzeichneten Gegenspieler Gottes, dem abgefallenen Engel Luzifer - oder wie ihn die Bibel nach seinem Abfall nennt: Teufel oder auch Satan - ist die Gemeinde Gottes ein großes Ärgernis. War er doch, soweit wir dies der Bibel entnehmen können, vor seinem Abfall von Gott das herrlichste erschaffene Wesen (Hes. 28,15) und Gott besonders nahe. Jetzt aber nimmt der erlöste Mensch diesen Platz ein. Satan haßt und verachtet die Gemeinde. Er bekämpft sie und versucht, ihr zu schaden, wo immer es ihm nur möglich ist. Der Bibelausleger Fritz Hubmer schrieb dazu: „Die Hölle kennt keine Verzeihung für den, der ihr entronnen ist“. In diesem Kampf setzt der Gegenspieler Gottes verschiedenste Mittel und Instrumente ein. So wütet er mit offener Verfolgung gegen die Gemeinde Jesu. Auf der anderen Seite nutzt er jede Schwäche der einzelnen Christen aus und schürt dadurch Spaltung und Uneinigkeit in der Christenheit. Auch schleust er gottlose Gedanken, Lehren und Menschen in die Gemeinde ein. Durch sie versucht er die Gemeinde zu schwächen und von innen her zu untergraben. Jesus sah diese Entwicklungen voraus und erklärt in seinem Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen diese Einwirkung Satans auf die Gemeinde folgendermaßen: „Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. (Mt 13,24-26)“.c Schon in der Zeit der Apostel wurden zwei Hauptgefahren für die Gemeinde Jesu deutlich: Verfolgung von außen und Unterwanderung und Zersetzung von innen. Martin Luther beschreibt die Taktik des Teufels in seinem Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“. Dort stellt er fest: „Groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist“. In den oft sehr grausamen Verfolgungen müssen die Christen die „große Macht“ Satans und in der Unterwanderung durch Irrlehrer und falsche Brüder „viel List“ des Teufels kennen und erleiden lernen. c Das Kommitee für Weltevangelisation redet davon, daß nur 44% der Kirchenmitglieder irgendeine äußere Verbindung zur Kirche haben (Idea 11/99). 1.1 Die Gemeinde: Von der Welt gehaßt 1.1.1 Der Haß der Welt richtet sich vorwiegend gegen Jesu Person Als Jesus noch leiblich auf der Erde war, traf der Haß der Welt vorwiegend ihn persönlich. Noch waren die Jünger vom Haß der Welt relativ verschont. Jesus erklärt, warum das so war: „Die Welt kann euch nicht hassen. Mich aber haßt sie, denn ich bezeuge von ihr, daß ihre Werke böse sind.“ (Joh 7,7) Das Zeugnis Jesu, das heißt seine Verkündigung, rief den Haß der Welt hervor. Denn wo deutlich gemacht wird, daß die Werke der Welt böse sind, regt sich der Widerspruch der Entlarvten. Alle, die sich für „edel und gut“ (Goethe) halten, fühlen sich von solcher Verkündigung beleidigt. Deshalb war es auch die religiöse und moralische Elite Israels, die Priesterschaft und die religiöse Partei der Pharisäer, die Jesus besonders bekämpfte. Die unmißverständliche Verkündigung von der Bosheit des menschlichen Herzens und Gottes Liebe zum gefallenen Sünder kann der selbstgerechte Mensch auf Dauer nicht ertragen. Entweder muß er Buße tun und der Sehnsucht nach Veränderung seines Lebens Raum lassen oder er wird sich gegen Gottes Anspruch auflehnen (Apg 2,37; vgl. Apg 7,54). 1.1.2 Seit Pfingsten richtet sich der Haß gegen die Jünger Jesu, die Gemeinde Zwar ist Jesus seit seiner Himmelfahrt nicht mehr sichtbar auf der Erde, aber durch seinen Geist ist er seit Pfingsten in der Gemeinde anwesend. Jesu Verbindung mit der Gemeinde erklärt Paulus, indem er schreibt: „Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied“) 1.Kor 12,27). Jesus selbst ist das den Leib (Gemeinde) regierende und lenkende Haupt (Kol. 1,8). Das bedeutet, daß die Gemeinde Gottes in erster Linie ein geistlicher Organismus ist und nur in zweiter Hinsicht, was sie nach außen darstellt: Eine Organisation, eine Glaubensgemeinschaft oder eine Kirche mit ihren Strukturen und Ordnungen. Dem geistlichen Organismus der Gemeinde hat Jesus zugesagt, daß er nicht untergehen und vernichtet wird: „Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Bei seiner Himmelfahrt verspricht Jesus der Jüngerschaft: „... Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Mt 28,20). Die Gemeinde Gottes steht im Zentrum des irdischen und himmlischen Reiches Gottes. Die sogenannten Reichsgottesgleichnisse bzw. Himmelreichsgleichnisse klären über dieses Verhältnis auf. Man kann sagen, die Gemeinde ist der irdisch sichtbare Leib Jesu in unserer jetzigen Zeit. Gleichzeitig ist sie das Himmelreich auf Erden. Wie der Teufel Jesus haßte, so trifft sein Haß heute Jesu geistlichen Leib, die Gemeinde. Die Bibel nennt ihn deshalb auch unseren Feind (Widersacher). Dazu erklärt Petrus: „Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (1. Petr 5,8). Seit dem Sündenfail ist die Welt zum Herrschaftsgebiet des Teufels geworden. Er behauptet, daß sie ihm übergeben sei (Matth 4,6). Jesus widerspricht dieser Aussage nicht. Ursprünglich war die Herrschaft über die Erde dem Menschen gegeben (1. Mose 1,28). Aber der Mensch hatte sich freiwillig den Empfehlungen und Versuchungen Satans untergeordnet. Er hat seine Bewahrungs- und Herrschaftsaufgabe dadurch abgetreten (l.Mose 3,4-6). Paulus nennt Satan den Fürsten dieser Welt (Eph. 2,2). Die Menschheit ist sein Volk. Selbst religiöse Menschen stehen unter seiner Herrschaft. Sagt doch Jesus zu den Juden, der einzigartigen Elite der religiösen Menschen: „Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich; denn ich bin von Gott ausgegangen und komme von ihm.... Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm“ (Joh 8,42+44). Obwohl die Mehrheit der modernen Menschen in Europa und Amerika die Existenz des Teufels in Frage stellt, beweisen die heutigen irdischen Zustände, daß auch sie von ihm beherrscht werden. In Deutschland gehen nach einer Umfrage des Nachrichtenmagazins „Focus“ weniger als 3 % der Bevölkerung vom Vorhandensein eines real existierenden Teufels aus.1 Ein Überlebender des Holocaust erklärte im Fernsehen: „Selbst wenn man nach Auschwitz an der Existenz Gottes zweifeln könnte, an der des Teufels kann ich nicht zweifeln“. Ein Chanson drückt die Finstemiserfahrung folgendermaßen aus: „Alle Leute sagen, es gäbe keinen Teufel. Kannst Du mir sagen , wo die Angst herkommt? Ich kann mich nicht wehren. Ich bin wie gelähmt. Kannst Du mir sagen, wo die Sucht herkommt nach dem Rausch, dem Vergessen, dem Geld? Kannst Du mir sagen, wo die Lust herkommt, wenn das Blut sie wie Feuer erhitzt? Ich rechne mit dem Teufel, denn ich kenne ihn, und er weiß im Blick auf mich, was er tut Was soll ich tun? Ich weiß es: Ich schreie dann, ich schrei’ um Hilfe, ob mich denn nicht einer retten kann.“2 Der große deutsche Dichter der Klassik, Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), der selbst nicht im lebendigen Glauben stand, hat diesen Widerspruch durchschaut und in seinem Hauptwerk „Faust“ erklärt: „Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen packt.“3 Obwohl sich die Welt einredet, sie sei nicht vom Teufel beherrscht, tut sie doch ständig, was er will. Das macht sie zwar unglücklich, doch sie kann nicht anders. Jesus nennt diese Verhältnisse schon „Gericht“: „ Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse“ (Joh 3,19). Die Welt (griechisch: Kosmos oder auch Ökumene) nahm Jesus nie an und wird auch die ihm treue Gemeinde nicht akzeptieren. Deshalb hatten Christianisierungen, bei denen ganze Völker durch Verlockung oder Druck zur Mitgliedschaft in Großkirchen genötigt wurden, keine geistlichen Verheißungen. Die sogenannten christlichen Nationen sind Völker mit Philosophien und Ordnungen, die vom Christentum mehr oder weniger abgeleitet sind. Je nach Zeitgeist sind die Menschen dieser Völker mehr oder weniger christlich-religiös. Aber die Gemeinde Gottes ist nie deckungsgleich mit einem solchermaßen christianisierten Volk oder gar der ganzen Menschheit. Jesus redet davon, daß die wirklichen Christen in der sichtbaren Welt äußerlich immer nur als kleine Herde in Erscheinung treten werden (Luk 12,32). Im Blick auf die Verachtung der Christen durch die Welt sagte Jesus noch in seinen letzten Erdentagen: „Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum haßt euch die Welt“ (Joh 15,19). „Wenn euch die Welt haßt, so wißt, daß sie mich vor euch gehaßt hat“ (Joh 15,18). Dieser Haß gegen die Jünger Jesu wird sich im Laufe der Zeit immer mehr verstärken. Prophetisch sagte Jesus seinen Jüngern über die Einstellung der Welt zur Gemeinde unmittelbar vor seinem Wiederkommen: „Und ihr werdet gehaßt werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird selig werden“ (Mt 10,22). Dieser Haß gegen die Gemeinde forderte von Anfang an auch einen hohen Blutzoll. Seit der Steinigung des Jerusalemer Diakons Stephanus, dem ersten christlichen Märtyrer, ist die Kette der Blutzeugen nicht mehr abgerissen. „Dann werden sie euch der Bedrängnis preisgeben und euch töten. Und ihr werdet gehaßt werden um meines Namens willen von allen Völkern“ (Mt 24,9). Dem Kampf gegen die Gemeinde schließen sich alle Völker, offen oder verdeckt, früher oder später an. Von den primitivsten bis zu den am höchsten zivilisierten Völkern schlägt der Gemeinde dieser Haß entgegen. Der Haß gegen die Gemeinde ist das Zeichen einer absoluten Gottfeme der Menschen: „Aber das alles werden sie euch tun um meines Namens willen; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat“ (Joh 15,21). Hier gibt es eine Kontinuität vom Justizmord des Herodes Agrippa I. am Apostel Jakobus (Apg 12,1.2) über Neros schauriges Gemetzel unter den ersten Christen in Rom bis zu den blutigen Verfolgungen der Waldenser im Mittelalter. Von der Bartholomäusnacht, in der allein in Paris am 23724. August 1572 20 000 Evangelische von der Katholischen Partei Frankreichs bestialisch ermordet wurden4, über die Vertreibung der Salzburger 17315, bis zu den Gulags6 der Sowjetunion und Rotchinas7 während der kommunistischen Herrschaft im 20. Jahrhundert. Dieser Geist der Gottlosigkeit wirkt noch heute in den ideologisch bedingten Verfolgungen oder in Verfolgungen durch Hinduismus und Islam8. Im Jahr 2000 gingen amerikanische Religionsstatistiker von 165.000 christlichen Märtyrern weltweit aus. 2001 waren es 167.000.9 Seit Jesu Tod schätzt man die Gesamtzahl der um des Glaubens willen getöteten Christen auf ca. 43 Millionen, ln vier kommunistischen und 22 islamischen Staaten werden Christen nach Angaben der Hilfsorganisation „Offene Grenzen“ gegenwärtig verfolgt. In weiteren 23 Staaten gibt es Diskriminierungen mit teilweise schweren Übergriffen10 1.1.3 Auch religiöse Motive standen von Anfang an hinter dem Haß gegen die Christen Paulus war vor seiner Bekehrung ein fanatischer Christenverfolger. Jesus erklärte, wie die Verfolgungen vor sich gehen werden: „Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit, daß, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit“ (Joh 16,2). „Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch den Gerichten überantworten und werden euch geißeln in ihren Synagogen“ (Mt 10,17). Nachdem die Welt (griech.: Ökumene) äußerlich der Kirche einverleibt, christianisiert wurde, wurden die wirklichen Bekenner Jesu Christi nicht mehr vor die heidnischen römischen Richter, sondern vor die religiösen Tribunale der kirchlichen Inquisition gebracht. Selbstgemachte christliche Religiosität wird früher oder später zur mörderischen Ideologie. Dies konnte man schon am religiös begründeten Mord des Kain an seinem Bruder Abel erkennen (1 .Mose 4,4.5; Hebr. 11,4). Am Ende des Neuen Testamentes wird uns eine schlimme Gestalt gezeigt: Die Hure Babylon. Sie trägt typische Züge einer religiösen Institution und ist „betrunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu“ (Offb 17,6). 1.1.4 Der Christus- und Christenhaß geht bis in die Familien Am bittersten werden die Verfolgungen, wenn sie durch die Familien gehen. Aber auch das mußten Jesu Jünger immer wieder erleben. „Es wird aber ein Bruder den andern dem Tod preisgeben und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören gegen ihre Eltern und werden sie töten helfen“ (Mt 10,21). „Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein“ (Mt 10,36). 1.2 Die Gemeinde: Vom dämonischen Geist und Geistern bedroht Wie Jesus seinen Jüngern die zukünftigen Verfolgungen ankündigte, so kündigte er ihnen auch Probleme innerhalb der Gemeinden an. 1.2.1 Der weltweite Haß gegen die Gemeinde hat Spannungen in der Gemeinde zur Folge Eigentlich sollte man denken, daß Verfolgung von außen die Gläubigen noch enger zusammenführt. Aber das ist nicht immer der Fall. Auch Christen in der Verfolgung bleiben Menschen. Auch sie tragen einen zum Sündigen fähigen Leib an sich. Und so geschieht es, daß sogar in der Verfolgungszeit Sünde und Zwietracht zwischen den Christen aufkom-men können. Die Frage, wie öffentlich oder wie missionarisch man in Verfolgungszeiten wirken darf, konnte oft zum Anlaß für Spannungen unter den Christen werden. Die Fragen: Wo muß man konsequent sein? Und an welchen Stellen ist eine gewisse Flexibilität sinnvoll? - diese Fragen brachten seit den großen Christenverfolgungen im römischen Reich immer wieder Unfrieden unter die bedrängten Christen. Das Verständnis der Anweisung Jesu in Mt 10,16 wurde zum Problem: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“ In unseren Tagen wurden diese Probleme an den Auseinandersetzungen zwischen den früheren registrierten und nichtregistrierten Christen der ehemaligen Sowjetunion deutlich. Selbst nach dem Ende des Kommunismus in Rußland sind manche Wunden und Verletzungen gebliebend. 1.2.2 Die Not der Gemeinde führt dazu, daß auch Gläubige den Verführern anhängen Natürlich sehnen sich die bedrängten Christen nach Hilfe. Hier hakt der Satan ein. Der Teufel hat auch für sie einen verführerisch wirkenden Köder. Das menschliche Sehnen nach sichtbaren Großtaten Gottes gerade in einer Zeit, wo man selbst schwach ist, kann dazu führen, irgendwelchen Wundertätern nachzulaufen. Nicht umsonst bringt Jesus innere Krisen in und nach Verfolgungszeiten mit dem erfolgreichen Auftreten von Verführern in Verbindung: „Dann werden viele abfallen und werden sich untereinander verraten und werden sich untereinander hassen. Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen. Und weil die Ungerechtigkeit überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten. Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig werden“ (Mt 24,10-13). Auch in Verfolgungszeiten ist die Fähigkeit der Geistesunterscheidung dringend nötig (l.Kor. 12,10). Jesus hatte erklärt, wie man sie bekommt. Wer sich an die Stimme Jesu in guten Zeiten gewöhnt, wird sie auch in schlechten Zeiten von den Stimmen der Rattenfänger unterscheiden können (Joh. 10,27.28). 1.3 Wie sehen die in der Bibel vorhergesagten und beschriebenen Verführer aus? Gott läßt seine Kinder nicht ins offene Messer der Feinde laufen. Deshalb beschreibt er die Verführung und die Verführer. Sie haben verschiedene d Z.B. die traurige Spaltung zwischen den Baptistengemeinden innerhalb der GUS und den Missionswerken „Friedensstimme“ und „Friedensbote“, beide in Gummersbach. Vgl. auch Probleme der Gemeinschaft Lutherischer Deutscher aus Rußland (Sitz in Bad Soden-Allendorf) mit Lutherischen Brüdergemeinden, die mit der Luth. Brüdergemeinde in Gifhorn (um den Gifhomer Gemeindeältesten Kunzmann) verbunden sind bzw. anderen kirchenunabhängigen Lutherischen Brüdergemeinden Gesichter und treten mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Argumenten auf. Einige werden nun näher beschrieben: 1.3.1 Falsche Lehrer Diese treten in einem geistlichen Gewand, dem Prophetenmantel (Schafsfell) auf. Das läßt annehmen, daß sie Angestellte von Kirchen und Gemeinden sind, also sogenannte „berufene Geistliche“. „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe“ (Mt 7,15). „Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch sein werden falsche Lehrer, die verderbliche Irrlehren einführen und verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat; die werden über sich selbst herbeiführen ein schnelles Verderben“ (2. Petr 2,1). Wenn von falschen Propheten geredet wird, muß nicht nur an Personen mit prophetischen Anspruch, sondern sollte auch an falsche Lehrer, das heißt Theologen und Verkündiger ganz allgemein gedacht werden. Paulus erklärt bei seinen Abschied von den leitenden Ältesten der Gemeinde in Ephesus: „Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen“ (Apg 20,29.30). Der letzte und bedeutendste falsche Prophet wird ein Mensch sein, den die Bibel als Drachen (Teufel) im Schafspelz beschreibt ( Offb. 13,11). 1.3.2 Falsche Apostel Bei falschen Aposteln handelt es sich um eine besondere Ausprägung unter den Irrlehrem. Die Lehre der Apostel ist die Grundlage der Gemeindelehre und des Gemeindelebens. Zeichen der Christen sollte sein, daß sie in der „Apostellehre“ beständig bleiben (Apg 2,42). Die Bibel berichtet, daß es die Gemeinde von Ephesus zeitweise mit falschen Aposteln zu tun hatte (Offb 2,2). Ja, der Apostel Paulus hat schon solche selbstangemaßten Apostel gekannt. Er klärt in seinen Briefen an die Korinther auch über sie auf: „Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter und verstellen sich als Apostel Christi“ (2. Kor 11,13). Warum ist das Wirken falscher Apostel so gefährlich für die Gemeinde? Auf die Apostel geht Gottes Wort zurück. Falsche Apostel erheben den Anspruch, neues Wort Gottes zu bringen. Die größte deutsche Sekte, die Neuapostolische Kirche, und ihr Vorläufer, die Katholisch-Apostolischen Gemeinden (Irvingianer), sowie deren vielfältige Abspaltungen berufen sich ausnahmslos neben Gottes Wort auf Aussagen angeblich neuer Apostel. In einigen dieser Gruppen, wie in der Neuapostolischen Kirche, spielt Gottes Wort dabei nur noch eine untergeordnete und teilweise verachtete Rolle. Sie vergleichen die Bibel mit abgestandenem Wasser, dem gegenüber die Lehre ihrer Apostel wie „frisches Quellwasser“ wäre". Die Bibel sei Konserve, während ihre „Apostel frisches vitaminreiches Obst“ darreichen12. Stammapostel Niehaus, einer der bedeutendsten Führer der Sekte der Neuapostolischen, sagte dazu: „Der Geist offenbart, was der Herr einst seinen Aposteln noch nicht sagen konnte. Wir haben Apostel, in denen der lebendige Gott ist, und das ist kein Buchstabenträger.“' Nicht nur in Sekten oder in der in den letzten Jahren aufgetretenen New-Age-Bewegung haben wir derartige Neuoffenbare/. Selbst renommierte Theologen, welche den Nachwuchs der Pfarrerschaft ausbilden, wie Prof. Emst Käsemann13, traten und treten heute mit der sogenannten Kanonfrage auf. Sie meinen damit, daß bestimmte Teile der Bibel nicht in die Heilige Schrift gehören und andere dazugenommen werden könnten. Ja, auch unter Evangelikalen findet man neue (Pseudo-)Apostel, wie zum Beispiel in Teilen der Charismatischen Bewegung und der Pfingstbewe-gung. Aus den 60er-Jahren sei hier nur William Branham genannt, der von führenden Vertretern der heutigen Charismatischen Bewegung als e Obst, .Apostel..., S. 83. Im neuapostolischen „Berichte“ vom 15.4.1904, S.4, wird der spätere Stammapostel Niehaus zitiert: „Ich hatte auch eine Bibel und stellte sie auf einen Schrank und fand nach einiger Zeit, die Mäuse hatten Jesus und die Apostel aufgefressen. Das ist euer Jesus, das sind eure Apostel, vor denen nicht einmal eine Maus Respekt hat. Seit ich dem lebendigen Gott (durch den damaligen Stammapostel Krebs) diene, ist das ganz anders. Da laufen selbst die Hunde vor mir fort“ (zitiert nach Kurt Hutten „Seher, Grübler, Enthusiasten“). f Titelsong Musical „Hair“. Die astrologische Sicht der New-Age-Bewegung geht davon aus, daß die Erde, nachdem sie 2000 Jahre im Sternbild „Fische“ war (bei New Age: Fisch steht für „christliche Zeit“), jetzt in das Sternbild Wassermann eingetreten ist. Jetzt bricht mit dem sogenannten Wassermann-Zeitalter eine Epoche der Freiheit, der Liebe und Harmonie nach Sicht von New Age an. Offenbarung und helfendes Eingreifen durch Geister, Außerirdische usw. werden jetzt angeblich möglich (vgl. Katrin Ledermann: Ethos-Sonderausgabe: Zeitanalyse New Age“, Ch-Bemeck). Prophet akzeptiert wird (z.B. von Paul Cain, Mike Bickle und John Wimber)14. Pfarrer Friedrich Aschoff, der Leiter der Geistlichen Gemeinde Erneuerung innerhalb der EKD, erklärte: „Manchmal spricht Gott zu seinen Dienern mit hörbarer Stimme. Es handelt sich dann ganz eindeutig um ,seine eigenen Worte1 die mit 100%-iger Genauigkeit weitergegeben werden können“15. Beim Kongreß „Prophetischer Dienst und Gebet“ in Nürnberg 1992 erklärte derselbe deutsche Leiter der innerkirchlichen charismatischen Bewegung: „Das prophetische Wort durch den Menschen hat eine größere Aktualität und Dringlichkeit als das nur geschriebene Wort“16 *. Im Bereich der charismatisch berührten Kreise beginnt gegenwärtig ein Interesse am Auftreten neuer Apostel. Dr.Wolfgang Margies, der Leiter einer der einflußreichsten deutschen charismatischen Gemeinden, der „Gemeinde auf dem Weg“ in Berlin, hat angeregt, diese Frage demnächst zum Thema zu machen8. Selbst führende Baptisten, wie der Referent für missionarischen Gemeindebau im Bund Evangelisch-freikirchlicher Gemeinden, Dr. Heinrich-Christian Rust, betätigen sich als sogenannte Propheten. In einer Vision meine Rust im Herbst 2000, in vielen Gemeinden werde es zu Krisen kommen, da die junge Generation die Führung an sich reissen werde. Für November 2000 sagte er den Zusammenbruch der internationalen Finanzmärkte voraus. Als dies alles so nicht eintraf, verteidigten seine Anhänger den falschen Propheten damit, daß Gott noch etwas Geduld habe.' Übersehen darf man dabei auch nicht die Praxis der Römisch-Katholischen Kirche. Seit dem Ersten Vatikanischen Konzil 1871 gilt alles, was der Papst kraft Amtes sagt, als unfehlbar1*. Das führte 1951 dazu, daß Papst Pius XII. in seiner „unfehlbaren Rolle“ für die Katholische Kirche die Lehre festschrieb, daß Maria leiblich in den Himmel gefahren sei19. 8 Topic 2/99. Der führende Charismatiker Rick Joyners meinte zur geistlichen Vollmacht der zu erwartenden Apostel: „Reporterteams werden den Aposteln auf Schritt und Tritt folgen, wie sie es auch bei Staatsmännern tun. Sie werden große Wunder aufzeichnen und diese mit spontaner Begeisterung im Fernsehen ausstrahlen. Große Städte werden Zeiten erleben, in denen es keine Verbrechen mehr gibt, da alle Einwohner Überführung durch den Heiligen Geist erleben ... In vielen Gegenden werden Pornographie, Prostitution, illegaler Drogenhandel, Abtreibung und Alkoholmißbrauch ganz aufhören“ (Rick Joyners, „Die Engel, die Ernte und das Ende der Welt“, Projektion J, Wiesbaden 1993 S. 23-25). Diese widerbiblische Irrlehre ist deshalb seit ca. 50 Jahren zum Glaubensgut der Katholischen Kirche erklärt. Der Papst betrachtet sich als Nachfolger des Apostels Petrus und handelt nach katholischer (Irr)-Lehre in apostolischer Vollmacht20. Alle, die etwas zu Gottes Wort dazutun wollen, warnt die Bibel mit den Worten: „Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn jemand etwas hinzufugt, so wird Gott ihm die Plagen zufugen, die in diesem Buch geschrieben stehen“ (Offb 22,18). 1.3.3 Falsche Propheten „Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, so daß sie, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführten“ (Mt 24,24). Man betrachte nur die vielfältigen falschen Propheten, die in den letzten 30 Jahren in Deutschland auftraten. Angefangen bei dem Berliner Pastor Volkhard Spitzer, der Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre wohl der bekannteste Leiter der Charismatischen Bewegung in Deutschland war. Nach der von ihm ausgesprochenen und nicht eingetroffenen Prophezeiung einer neuen Geistausgießung, die 1981 in Berlin eintreten solW, führte er jahrelang ein Leben in Gottfeme und Ehebruch. Er verdiente sein Geld als Beerdigungsredner in München. Nach einer neuen Offenbarung und wohl auch Umkehr fühlte er sich nach einigen Jahren gottloser Lebensweise wieder beauftragt, Leiter eines Missionswerks, diesmal in Kanada zu werden22. 2002 trat er erstmals wieder in Berlin auf. Niemals hörte man, daß die Pfingstler und Charismatiker, die Volkhard Spitzer seinerzeit unterstützten, für diese Irreführung vieler Gläubiger öffentlich Buße taten. Reinhard Bonnke behauptete Mitte der 90er Jahre, daß durch die von ihm organisierte Schriftenaktion „Vom Minus zum Plus“ eine große Erwek-kung in Deutschland aufbrechen werde. Es kam zu einer großen Geld-und Kraftanstrengung, an der sich auch nichtpfmgstlerische Evangelikale und nichtcharismatische Gruppen beteiligten. Über 36 Millionen DM Spendengelder gingen in die Aktion hinein23. Von der angekündigten Erweckung im deutschen Volk war und ist aber leider nichts zu merken. Immer wieder meinen die falschen Propheten, auf eine bevorstehende große Erweckung in der Endzeit aufmerksam machen zu müssen. Dabei übersehen sie, daß nach Jesu Worten die endzeitliche Gemeinde nicht durch Erweckung, sondern durch falsche Propheten, falsche Wunder und falsche Christusse geprägt ist (Mt 24,24), was allerdings einzelne Erweckungen nicht ausschließt (Mt 24,14; Offb 3,8.9). Menschlich hervorgerufene religiöse Aufwallungen, in denen oft auch okkulte Elemente mitschwingen, sind keine Erweckungen. Prophetie und Ekstase gab es auch bei den Baalspriestem (l.Kön. 18,29), und sie findet sich im heutigen Heidentum. Der sogenannte Toronto-Segen erregte ab 1994 auch viele charismatisch orientierte deutsche Gemeinden. Angeblich käme durch außergewöhnliche Gnadenerweise eine gewaltige Erweckung über die Welt. Viele Christen machten sich dabei auch vor der Welt nur lächerlich. 1996 distanzierte sich, nachdem es schon übelste Auswüchse dieser Bewegung gab, auch die Vineyard-Gemeinde um John Wimber, dem 1997 verstorbenen geistlichen Oberhaupt der neueren Charismatischen Bewegung, vom Toronto-Segen24. Daß aber die dem „Toronto-Segen“ erlegenen Gemeinden für den Schaden und die Lästerung, die sie über die Gemeinde Jesu gebracht haben, Buße täten, erwartet man vergeblich25. Kaum hatte sich die Aufregung um den Torontosegen gelegt, hörte man von neuen Kraftwirkungen in Pensacola/USA. Dorthin pilgerten nun die wundersüchtigen Schwärmer und eine Zeit lang warben sie dafür26. Seit etwa 2000 verbreiten schwärmerische Kreise in Deutschland den Videofilm „Transformation - Gebet verwandelt eine Stadt“. Der Film berichtet von totalen Verwandlungen der Städte Cali (Kolumbien), Kiambi (Kenia), Hemet (USA) und Almolonga (Guatemala). Nachdem die Christen ihre lehrmäßigen Trennungen überwunden haben und gemeinsam für die Städte beten, sei es zu Erweckungen, zum Sieg über die Kriminalität, über Drogen und Okkultismus gekommen. Es hätte eine totale „Transformation“ von sündigen Orten zu Zentren geistlichen Lebens gegeben. Befragte Christen in den Städten bestreiten die Wahrheit der Berichte. Cali sei weiter Drogenhochburg mit unvergleichlicher Verbrechensrate. Tokunboh Adeyemo, der Regionalsekretär der Evangelischen Allianz von Kenia, redet von maßlosen „Übertreibungen“ im Blick auf Kiambi.27 Johannes erfuhr in der Offenbarung, daß auch der letzte falsche Prophet mit aufsehenerregenden Wundem umgehen wird. Sein auch über die Wunder angestrebtes Ziel wird es sein, die Menschen zur Gefolgschaft hinter dem Antichristen zu vereinen „Und es (das Tier aus dem Abgrund) tut große Zeichen, so daß es auch Feuer vom Himmel auf die Erde fallen läßt vor den Augen der Menschen; und es verfuhrt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen, die zu tun vor den Augen des Tieres ihm Macht gegeben ist; und sagt denen, die auf Erden wohnen, daß sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war“ (Offb 13,13-14). 1.3.4 Falsche Messiasse „Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verfuhren“ (Mt 24,5) Die in Matthäus 24 erwähnten Entwicklungen werden prophetisch mit den Ereignissen nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem im Jahre 70 n. Chr. gesehen. Anfang des 2. Jahrhunderts tauchte ein extremer jüdischer Nationalist Namens Bar Kochba in Israel auf. Er wollte durch einen neuen Aufstand das Ergebnis des großen jüdischen Krieges von 66-70 n. Chr. revidieren. Die oberste geistliche Autorität der damaligen Judenschaft, Rabbi Joseph ben Akiba erklärte, in ihm den Messias (griech.: Christus) zu erkennen. Rabbi Akiba wurde daraufhin von den Römern 135 n. Chr. zu einem grausamen Tod verurteilt28. Der zum Messias ernannte Fanatiker Bar Kochba trieb die Juden 132 n. Chr. in einen neuen Aufstand gegen die Römer, was zur endgültigen Zerschlagung des Judentums in Palästina und zu einer weltweiten Judenverfolgung führte. Es erfüllte sich, was Jesus seinen Volksgenossen prophezeit hatte: „Ich bin gekommen in meines Vaters Namen, und ihr nehmt mich nicht an. Wenn ein anderer kommen wird in seinem eigenen Namen, den werdet ihr annehmen“ (Joh 5,43). Dieser andere war u.a. Bar Kochba. Im Blick auf die gesamte Menschheit wird sich diese Prophezeiung im Antichristen verwirklichen. „Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen“ (Mt 24,5). Leider hat es derartige Entwicklungen wie im Judentum des 2. Jahrhunderts auch in der Christenheit gegeben. Da sei nur an die Verführer der extremen Täufer in Münster zu denken. Sie behaupteten, das neue Jerusalem in dieser westfalischen Stadt aufzurichten und führten eine schreckliche Diktatur ein mit Vielweiberei, einer Art Kommunismus und massenhaftem Mord an Andersdenkenden. „Der Böse aber wird in der Macht des Satans auftreten mit großer Kraft und lügenhaften Zeichen und Wundem“ (2.Thess 2,9) In den letzten Jahrzehnten zeigte sich, daß auch kurioseste Irrlehrer wie der Guru Bhagwan Shree Rajneesh29 oder andere Sektenführer auf religiös interessierte Teile der Bevölkerung des nur äußerlich christianisierten Abendlandes Anziehungskraft ausstrahlen. Oft enden solche, manchmal gar nichts Christliches mehr aufweisende Bewegungen in Massenselbstmord. So der Massenselbstmord der Volkstempler des falschen Messias Jim Jones, dem am 18. November 1978 im sekteneigenen Dschungellager in Guatemala 912 Menschen erlagen30. Im Februar 1993 erschütterten die Berichte von der Erstürmung des Zentrums der Davidianersekte in Waco/Texas die Welt. Es gab nahezu 100 Tote, darunter viele Kinder. Diese von den Adventisten abgespaltene Sekte wurde von dem 33jährigen früheren Rocksänger Vemon Howell, der sich David Koresh nannte, geleitet31. Einer der heute bekanntesten falschen Christusse, der die Lehre vertritt, daß er das durch den Kreuzestod gescheiterte Werk Jesu vollenden müsse, ist der Koreaner San Myung Mun (geh. 1920)32, der Gründer der sogenannten Vereinigungskirche. Er fuhrt seine Anhänger in solche sklavische Abhängigkeit, daß er bis in die intimsten Bereiche des Lebens der Einzelnen diktatorisch eingreift. Bekannt sind die Massenhochzeiten, bei denen er meist Tausende Paare, die sich bis dahin nicht kannten, aber von ihm und seiner Frau füreinander bestimmt wurden, traut33. Selbst aus der Jesusbewegung der 70er Jahre, die damals Züge einer Erweckung trug, sind falsche Christusse hervorgegangen. Da sei an den 1919 geborenen und inzwischen verstorbenen Rev. David Berg erinnert. Er gründete die Sekte Children of God (Kinder Gottes), die heute auch unter dem Namen „Familie der Liebe“ auftritt. Dieser Jesus gleichgeachtete David Berg, der sich auch gern Vater MO (für Mose) nennen ließ, führte Prostitution als Missionsmethode in seine Gemeinde ein. Zwischenzeitlich wurde deutlich, daß in den Kreisen dieser Sekte auch Kindesmißbrauch an der Tagesordnung ist34. I. 3.5 Satan selbst verstellt sich Satan ist der gerissenste Lügner des Kosmos (Joh.8,44). Letztlich steht er hinter all den inneren Problemen, die Irrlehrer und Spalter in die Gemeinde einbringen. Aber er ist schwer zu durchschauen. Mit menschlicher Intelligenz ist Satan nicht beizukommen. „Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts“ (2.Kor II, 14). Wenn uns klar ist, daß die Macht der Finsternis hinter den falschen Propheten steht, begreifen wir auch, warum es Menschen wie Koresh, Mun, Jones, Bagwan oder Maharishi Mahesh Yogi35, gelingt, zu solchem Einfluß auf Menschen zu kommen. 1.4 Welche Irrtümer bringen die teuflisch inspirierten Verführer in die Gemeinde? Neben den Verführungen durch Menschenhängerei an Irrlehrer und falsche Propheten kommen die Verführungen auch durch rein geistige Verlockungen und Lehren auf die Gemeinde zu. Diese intellektuellen Spitzfindigkeiten sagen manchem religiösen Menschen zu, da sein Fleisch, hier besonders der fleischliche Verstand, besonders zu Ehren kommt. Aus den falschen Lehren entwickelt sich dann eine weltliche und fleischliche Lebensweise, die auch in den Kreisen der Gläubigen vorherrschend wird. Die Bibel macht deutlich, daß es Zeiten geben wird, wo diese Tendenzen die mächtigste Strömung in der erfahrbaren Gemeinde darstellen wird. Diese Verführungen sind in besonderer Weise in der Endzeit zu befurchten. Allerdings dürfen wir nicht übersehen, daß laut biblischem Zeugnis die gesamte Zeit seit Pfingsten Endzeit ist (Apg 2,17). Je weiter diese Endzeitepoche aber auf ihr zeitliches Ende zugeht, desto häufiger wird es derartige Probleme geben. Jesus redet davon, daß die Verfallserscheinungen der Welt, zu denen die Verfolgungen der Gläubigen und die Unterwanderung der Gemeinde gehören, ähnlich wie Wehen vor einer Geburt auftreten werden. Das bedeutet, je näher der Tag der Geburt - die Bibel gebraucht den Ausdruck „Wiedergeburt der Welt“ (Mt 19,28) - kommt, desto stärker und schneller werden sie (Mt 24,8). Welche Irrlehren und Entwicklungen, die den Christen gefährlich werden können, nennt die Bibel besonders? 1.4.1 Bibelkritik Das Wort Bibelkritik ist ein Fachbegriff, der in der heutigen Theologie verwendet wird. Mit der Bibelkritik meint man, die Bibel mit Hilfe des Verstandes und bestimmter Methoden kritisch untersuchen zu können und zu müssen. Das Ergebnis solcher Handlung ist dann oft eine Entwertung bestimmter biblischer Aussagen und Normen. Diese Entwicklung ist im Neuen Testament bereits durch Petrus vorhergesehen. Prophetisch schreibt er: „Ihr sollt vor allem wissen, daß in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die ihren Spott treiben, ihren eigenen Begierden nachgehen und sagen: Wo bleibt die Verheißung seines Kommens? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist. Denn sie wollen nichts davon wissen, daß der Himmel vorzeiten auch war, dazu die Erde, die aus Wasser und durch Wasser Bestand hatte durch Gottes Wort“ (2. Petr 3,3-5). Bis ins 18. Jahrhundert hinein galt die Bibel in allen Kirchen als unfehlbare, von Gott inspirierte ewige Wahrheit. Unterschiedliche Auslegungen gab es, weil in einigen Kirchen neben der Bibel auch noch andere Offenbarungen akzeptiert und berücksichtigt wurden. So z.B.in der Katholischen Kirche die sogenannte Tradition und das kanonische Recht. Erst Johann Salomo Semler (1725-1791) machte den Weg zur Bibelkritik in der theologischen Wissenschaft frei. Er lehrte, daß es einen Unterschied zwischen Theologie als Fachwissenschaft und Religion als persönlichem Glauben gebe. Aus dieser Unterscheidung heraus nehmen alle Bibelkritiker bis heute die Freiheit zur Bestreitung der biblischen Tatsachen her. Ein zweiter Irrlehrer, der den Weg der Bibelkritik öffnete, war Hermann Samuel Reimarus (1694—1768). Von ihm sagt das kirchliche Standardwerk „Religion in Geschichte und Gegenwart“: „In mehr als 20-jähriger Arbeit (entstand) die ,Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes*. Mit ihr wollte Reimarus zum richtigen Verständnis der Heiligen Schrift und zur Reinigung der Kirche führen. Tatsächlich löste er den Glauben an die biblische Offenbarung und ihre Wunder auf und erklärte die Anfänge der christlichen Religion rein vernünftig.“ 1774 veröffentlichte der von der französischen Aufklärung inspirierte Dichter G. E. Lessing (1729-1781) diese Schrift als „Fragmente eines Ungenannten“ (auch „Wolfenbüttler Fragmente“ genannt). Die nächsten 150 Jahre setzten sich die Gedanken von Semler und Reimarus in der Evangelischen Theologie als sogenannten Liberale Theologie durch. Bei einigen Theologen führte dies in offen bekannten Atheismus. Erst durch die sogenannte Neoorthodoxie des Theologen Karl Barth (1886-1968), der sich aber nie eindeutig vom rationalistischen Ansatz der Bibelkritik trennte, verlor die Liberale Theologie zeitweise an Bedeutung. Mit dem deutschen Theologen Rudolf Bultmann (1884-1976) bekam die Bibelkritik wieder neuen Aufwind. In seinem 1941 gehaltenen und später gedruckten Vortrag „Neues Testament und Mythologie“ bestritt und denunzierte er die Wunder, die uns in Gottes Wort bezeugt werden, ebenso wie die leibliche Wiederkunft Jesu als „mythologisches Denken einer vorwissenschaftlichen Zeit“. Heute werden die geschichtliche Wahrheit des biblischen Schöpfungsberichts, die geschichtlichen Tatsachen von der Urgeschichte der Menschheit über die Patriarchenberichte bis in die historischen Berichte aus den ersten Jahrhunderten des Staates Israels durch weite Teile der Theologie als unhistorisch in Frage gestellt. Sehr viele sogenannte Theologen akzeptieren geschichtliche Aussagen der Bibel erst etwa ab der Zeit der Könige Israels als historisch. Und selbst da machen sie noch Einschränkungen. Die Wunder des Neuen Testamentes, die dem Weltbild der Aufklärung widersprechen, werden natürlich alle als Legenden eingeordnet. Die geschichtlichen Tatsachen, durch die Gott gehandelt hat, werden mit Bultmanns Methode hinweg „entmythologisiert“. Das sogenannte moderne Weltbild wird dabei fast unreflektiert zum Maßstab der Beurteilung des biblischen Zeugnisses genommen. Dabei erkennt diese Theologie nicht einmal, daß es heute gar kein einheitliches wissenschaftliches Weltbild mehr gibt. In ihrer Verblendung arbeitet diese Theologie mit dem rationalistischen Gedankengut der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Einen besonders blasphemischen Höhepunkt der rationalistischen Theologie konnte man 1998 im Organ der Deutschen Evangelischen Pfarrerschaft (3/98) unter dem Titel „Marie, die reine Magd“ lesen. Der Pfarrer Helmut Schütz vertritt in der Zeitschrift der evangelischen Pfarrerschaft die Ansicht, daß Jesus nicht das durch den Heiligen Geist empfangene Kind der Jungfrau Maria sei. Vielmehr wäre er wahrscheinlich aus einem sexuellen Mißbrauch seines Großvaters an Maria hervorgegangen. Die Folgen der rationalistischen Irrlehren sind eindeutig: Wenn Gott nicht mehr wirklich in Raum und Zeit handelt, hat sein Wille keinen Einfluß auf unser Leben im Hier und Heute. Mit der Preisgabe der Dogmatik in weiten Bereichen der protestantischen Christenheit, bricht dann folgerichtig auch die auf den biblischen Anweisungen beruhende christliche Ethik zusammen. Deshalb verwundert es nicht mehr, daß heute nichteheliche Lebensgemeinschaften und selbst homosexuelle Lebensweise bis ins Pfarrhaus der protestantischen Kirchen hinein salonfähig wurden, ja sogar als gottgewollt dargestellt werden36. Selbst Kindesmißbrauch wurde in der Leitung einer größeren niederländischen Kirche als schöpfungsgemäße Form der Liebe akzeptiert. Erst als die Entscheidung öffentlich bekannt wurde, setzte die Synode im Winter 1997 ihren dafür verantwortlichen Kirchenpräsidenten ab37. Es ist eine Form der Gotteslästerung, wenn heute von Geistlichen verschiedener Kirchen Homosexuelle in trauähnlichen Segensgottesdiensten miteinander verheiratet werden. Was Gott verurteilt, darf keine Kirche segnen (Röm 1,22-27). Neben in der Bibel verurteilten sexuellen Abartigkeiten38 werden linker Terror sogenannter Befreiungsbewegungenh oder der Massenmord an Ungeborenen durch die Abtreibung theologisch entschuldigt1 und h Seit 1969 durch das Antirassismusprogramm des ÖRK oder 1973 in verschiedenen Aussagen der Weltmissionskonferenz in Bangkok. ' Zwar kann man nicht von einer offiziellen Befürwortung der Abtreibung durch die Evangelischen Kirchen sprechen, aber einzelne Berater und Beraterinnen des Diakonischen Werkes beraten bewußt ergebnisoffen. 30 teilweise sogar mit dem angeblich biblisch begründeten Selbstbestimmungsrecht der Frau gerechtfertigt1. Bei aller Bestürzung über solche ethischen Entwicklungen dürfen wir nicht übersehen, daß erst die Bibelkritik diesen und weiteren Entartungen innerhalb der Kirchen den Boden bereitet hat. Durch sie konnten biblische Aussagen, die der Praktizierung solcher Sünde im Wege standen, pseudotheologisch abgewiesen werden. Der Siegeszug der Bibelkritik scheint nicht aufzuhalten zu sein. Formen der Bibelkritik werden zwischenzeitlich auch bis tief in den evangelikalen Raum hinein akzeptiert. Da gab und gibt es Dozenten an freikirchlichen Predigerseminaren39, die Jesu Jungfrauengeburt in Frage stellen*. Pfarrer Christoph Morgner, der Präses des Gnadauer Verbandes, erklärte dem Informationsdienst der Evangelischen Allianz (Idea-Spektrum) gegenüber schon 1989, daß es in der Gemeinschaftsbewegung eine Weite auch für Bibelkritik und eine gemäßigte Evolutionstheorie gäbe40. Es wäre falsch zu behaupten, in der Gemeinschaftsbewegung herrsche dieselbe moderne Theologie wie in den Landeskirchen. Denn auch heute noch widersetzt sich Gnadau manchen extrem liberalen theologischen Auslassungen, die aus den protestantischen Kirchen kommen. Die frühere Eindeutigkeit und kämpferische Haltung der modernistischen Irrlehre gegenüber läßt der Präses, wie die meisten Gemeinschaftsverbände, aber oft vermissen. Nicht zu übersehen ist, daß ein Teil der Gemeinschaftsprediger eine, zwar mildere Form der Bibelkritik, als in der Evangelischen Kirche sonst üblich, angenommen hat. Dies verbindet die sonst recht streng biblizistisch ausgerichteten Verkündiger der Deutschen Gemeinschaftsbewegung mit ähnlichen Tendenzen im gesamten evangelikalen Bereich. Auch sprachen sich führende EKD-Vertreter wie Bischöfin Käßmann (Hannover) für die Einführung der Abtreibungspille „Mifegyne“ aus (Idea 28/29/99). J Gottes Wort kennt kein Selbstbestimmungsrecht der Frau oder des Mannes, wenn es sich gegen Gottes Gebote äußert. Während man in der protestantischen Theologie das Problem der Schuldverfallenheit des einzelnen Menschen fast ganz unbeachtet läßt, wird, mindestens wenn nicht mehr zu leugnen ist, daß in der Abtreibung gemordet wird, von der Unausweichlichkeit des Schuldigwerdens gesprochen und davon ausgegangen, daß Gott dies selbstverständlich vergibt. k Der frühere Leiter des Hamburger Predigerseminar der Baptisten, Eduard Schütz, mußte wegen Leugnung der Jungfrauengeburt Ende der 80er Jahre dieses Amt aufgeben Solche Liberalisierungen überbrückt zwar die Distanz der Gnadauer Bewegung zu dem Pietismus verbundenen kirchlichen Gruppen und Personen, reißen aber Gräben zwischen einst verbundenen Gläubigen des bibeltreuen Spektrums auf. Harte und bittere Auseinandersetzungen unter ihnen sind oft die Folge. In diesem Zusammenhang stellten die Auseinandersetzungen um die drei großen Ausbildungsstätten der Gemeinschaftsbewegung - Chrischona (bei Basel), Liebenzell und Tabor (in Marburg) - einen traurigen Höhepunkt dar. Wie auch andere kirchliche Ausbildungsstätten, erlebten die drei Seminare, daß ihre Diplome auf den Missionsfeldem von Partnern und Behörden nicht mehr voll akzeptiert wurden. Deshalb suchen sich viele Ausbildungsstätten akademische Partner, über die sie international anerkannte akademische Grade verleihen können. Aus diesen Gründen kam es dazu, daß die drei Seminare als CTL-Konsortium eine Art deutsche Außenstelle der englischen Universität Middlesex bildeten. CTL bekam das Recht, den „Bachelor of Arts (BA) in Theology“ bzw. den Master dieser Hochschule zu verleihen. Der zwischen dem CTL-Konsortium und der liberalen englischen Fakultät eingegangene Vertrag wurde von Kritikern als Abkehr von der bisherigen bibeltreuen Linie der Seminare angegriffen.4' Zu besonderen Irritationen führten theologische Gedanken des wohl profiliertesten CTL-Theologen, des Direktors des Theologischen Seminars der Liebenzeller Mission Pfarrer Dr. Heinzpeter Hempelmann. Öffentlich vertritt er die These, daß die „Frage nach der Irrtumslosigkeit der Bibel... nicht bibeltreu (sei), weil der Bibel nicht gemäß.“ Ähnlich wie andere moderne Theologen nimmt sich Hempelmann das Recht, theologische Begriffe neu zu definieren und dann im Sinn der „Nichtirrtumslosigkeit“ zu verwenden. Auch die sich selten korrigierende Römisch-Katholische Kirche nahm 1998 ihr Antimodemismusdekret vom 1.9.1910 zurück42. Seitdem braucht kein in Seelsorge und Lehre tätiger Kleriker den auf Pius X zurückgehenden Antimodemismuseid mehr zu schwören. 1996 trat Rom von seiner früheren Haltung ab und der Papst sanktionierte mit seinem Schreiben „Christliches Menschenbild und moderne Evolutionstheorie“ die gegenwärtige Weltanschauung.43 1.4.2 Scheinheiligkeit Eine Heuchelei und Scheinheiligkeit, für die die Bibelkritik durch ihr Relativieren des Wortes Gottes die Basis schuf, wird besonders im Blick auf die Lebensführung vieler Christen durch Paulus prophetisch angekündigt. Es erscheint so, als sei die Zeit, wo Christen in allen Sünden der Welt leben werden, angebrochen. So gab es neben der schon seit Jahren in der evangelischen Kirche etablierten Interessenvertretung HuK (Homosexuelle und Kirche) beim Evangelischen Kirchentag in Stuttgart im Juni 1999 eine „Gesprächsgruppe für schwule Väter und Ehemänner". Sie wurde im offizellen Kirchentagsprogramm folgendermaßen wohlwollend vorstellt: „Viele stellen erst als Familienväter fest, schwul/ bisexuell zu sein. Hier ist ein Angebot, unter Gleichen den neuen Problemen nachzugehen, sich selbst zu akzeptieren oder die Schuldgefühle gegenüber Partnerin und Kindern zu bewältigen“*4. Die biblische Wahrheit, daß Jesus das Leben seiner Jünger prägen will und daß er Kraft gibt, unseren sündigen Begierden und Leidenschaften zu widerstehen, wird in der Gemeinde immer mehr in den Hintergrund treten. Selbst in früher erweckten pietistischen und freikirchlichen Gruppen wird heute Heiligungspredigt gemieden und nicht selten als Gesetzespredigt verunglimpft. Auch unter den ehemals aus Opposition gegen das oberflächliche Christentum der Großkirchen entstandenen Freikirchen und Bewegungen wird Sünde weitgehend nicht mehr als Sünde bezeichnet und behandelt. Aufschlußreich dafür ist, daß biblische Seelsorge heute oft durch christlich gefärbte, der Psychotherapie entnommene Techniken ersetzt wird45. Wo sich der eine oder andere Verkündiger noch einmal wagt anzumahnen, daß der Glaube an Jesus auch unsere geschäftlichen und familiären Verhältnisse bestimmen will, schreit man scheinheilig und fromm: „nur nicht gesetzlich werden“. Evangelikale meinen, trotz der geduldeten Schwäche des Fleisches weiter geistlich zu sein. Der Heilige Geist entlarvt durch Paulus solche Haltung schon vor über 1900 Jahren: „Sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie; solche Menschen meide!“ (2.Tim 3,5) 1.43 Leben in groben Verfehlungen Nicht nur Petrus und Paulus, sondern auch der leibliche Bruder Jesu, Judas, weist auf die Entwicklung zur Gesetzlosigkeit hin: „...als sie euch sagten, daß zu der letzten Zeit Spötter sein werden, die nach ihren eigenen gottlosen Begierden leben“ (Jud 18). Leben in groben Sünden ist immer ein Hohn auf Gottes Heiligkeit Ein Beispiel für solch gesetzlose Entwicklung wurde bei einer Großveranstaltung des pfingstlichen Missionswerkes „Christus für alle Nationen“ im Mai 1999 in Böblingen erwähnt Bei der sogenannten .Teuer 2000“-Konferenz erklärte Bill McCartney, der Gründer der christlichen Männeibewegung „Promise-Keepers“ (Männer halten Wort)46, die Christen in den USA hätten ihre moralische Stimme verloren. Er kritisierte: Unsere Gemeinden sind mit Gelegenheitschristen ange-füllt“. Liege die allgemeine Ehescheidungsrate in den USA bei 23 %, so sei sie unter „wiedergeborenen Christen bei 27 %“ angekommen47. 1.4.4 Aufsässige Gesinnung Eine besonders gemeine Taktik der Finsternis ist die Zerstörung der Familien. Gibt es doch nur noch zwei Ordnungen aus dem Paradies: den Ruhetag und die Familie. Satan versucht, die Ehe durch Konflikte zwischen Mann und Frau und die Familie durch den Generationskonflikt zu zerstören, ln den Endzeitgemeinden wird der Generationskonflikt als natürlich gegebene Entwicklung der Ablösung der Jugend von den Eltern hingenommen. Sicher muß es eine eigene Entwicklung der jungen Menschen geben. Aber Aufsässigkeit widerspricht Gottes Willen, den er im 4. Gebot klar niedergelegt hat. Paulus sagt uns: „Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, zuchtlos, wild, dem Guten feind, Verräter, unbedacht, aufgeblasen. Sie lieben die Wollust mehr als Gott; sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie; solche Menschen meide!“ (2.Tim 3,2-5) Neben der Lieblosigkeit gegenüber den leiblichen Eltern scheint in der Endzeit eine Aufsässigkeit gegen die geistlichen Vätergestalten um sich zu greifen. Wenn ein ehemalig führender Mitarbeiter eines Deutschen Gemeinschaftsverbandes von den „darbystischen Eierschalen“'8 der Gemeinschaftsbewegung im Blick auf anerkannte Väter der Gemeinschaftsbewegung redet, wird klar, daß der Ungehorsam gegen die Eltern nicht nur ein familiäres, sondern ein Gemeindeproblem ist. In der Welt hat sich die Aufsässigkeit der Jungen gegen die Alten seit den 68em als Tugend durchgesetzt. In den Großkirchen haben die Studentenrevoluzzer dieser Generation erfolgreich den „Marsch durch die Institutionen“1 durchgefuhrt und beherrschen sie. Daß der Ungeist dieser Zeit aber auch evangelikale Gemeinden zu prägen beginnt, ist Verfall der echten Gemeinde Jesu. 1.4.5 Gesetzlichkeit Neben diesem zügellosen Leben der Scheinheiligkeit und Gesetzlosigkeit kommt als scheinbarer Gegensatz eine ungeistliche Werkgerechtigkeit auf die Gemeinde zu: „Der Geist aber sagt deutlich, daß in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und teuflischen Lehren anhängen, verleitet durch Heuchelei der Lügenredner, die ein Brandmal in ihrem Gewissen haben. Sie gebieten, nicht zu heiraten und Speisen zu meiden, die Gott geschaffen hat, daß sie mit Danksagung empfangen werden von den Gläubigen und denen, die die Wahrheit erkennen“ (1 .Tim 4,1 -3). Ursache ist, daß die Vertreter dieser Gesetzlichkeit ein belastetes Gewissen haben. Das bedeutet, daß Sie die Rechtfertigung des Sünders * 34 1 Slogen der 68er nach den Studentenunruhen (Idea 21/98). 34 allein aus Gnaden und durch Jesu vollständiges Werk am Kreuz weder recht begriffen noch persönlich angenommen haben. Die Anhänger dieser Lehre haben, ob sie es sich selbst eingestehen oder nicht, den Eindruck, noch etwas zum Heil dazutun zu müssen. Ein Beispiel dafür ist die Entstehung der Lehre der Siebenten-Tages-Adventisten. Der amerikanische Farmersohn William Miller trat zwischen 1831 und 1844 mit der widerbiblischen Lehre auf, Jesus käme 1844 wieder. Nach zweimaligem Nichteintreffen seiner Prophezeiung nahm er diese Irrlehre zurück und tat gemeinsam mit anderen Führern dieser Bewegung Buße für seine vorwitzige Verkündigung. Mit einem Mal warf sich eine Frau zur Lehrerin und Prophetin auf. Ellen Gould Whithe (1827-1915) bekam nun „Licht“ über das Ausbleiben der Wiederkunft Jesu. Sie erklärte den letzten Anhängern der Millerbewegung (1831^14), daß Jesus eigentlich 1844 wiederkommen wollte. Aber wegen der Nichtbeachtung des Sabbats mußte er statt auf die Erde zu kommen ins himmlische Heiligtum gehen, um dieses vom Frevel der Sabbatschändung und Sonntagsheiligung zu reinigen. Wenn diese Adventbotschaft die ganze Welt gehört habe, dann werde Jesus zur Hochzeit des Lammes kommen. Es dauerte nicht lange, bis dann auch die Einführung der alttestamentlichen Speisegebote (mit Schweinefleischverbot usw.) zur Glaubensnorm erhoben wurde49. In den Ostkirchen und der Katholischen Kirche finden wir weitere Beispiele solcher und ähnlicher Gesetzlichkeit. In der Katholischen Kirche wird seit über 1000 Jahren am Pflichtzölibat für Geistliche festgehalten50. Die der katholischen Kirche angegliederten Ostkirchen (Unierte) haben das (oder auch: den) Zölibat nur für Mönche und Bischöfe, nicht aber für Priester. Obwohl der Zölibat zeitweise durch Konkubinat (außereheliche Dauerverbindungen) und sogar kriminelle Entgleisungen durchlöchert war, blieb er gegen Gottes ausdrückliches Gebot (l.Tim. 3,2) in Kraft. Mönchischem Leben wird sogar ein geistlich höherer Stand zugedacht als normalem Leben. Seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts treten vermehrt mönchisch geprägte Gemeinschaften auch im evangelischen Bereich auf. Es können hier nicht alle geistlichen Lebensgemeinschaften gleich bewertet werden. Aber in vielen dieser Kommunitäten wird, wie etwa bei den Darmstädter Marienschwestem, ein besonderer, an Sekten erinnernder Elitegedanke gepflegt51. Es kommen neue Offenbarungen auf, in denen in letzter Konsequenz das alleinige Versöhnungwerk Jesu in Frage gestellt wird. 1997 kam es wegen derartiger mystischer Offenbarungen durch Mutter Basilea (eigentlich Dr. Klara Schiink / gest. 1998), der Gründerin der Darmstädter Marien-schwestemschaft, zu Gesprächen zwischen der Leitung der Deutschen Evangelischen Allianz und der Leitung der Kommunität52 . Es ergab sich kein überzeugendes Ergebnis aus den Gesprächen53. Der Bazillus der mystischen und mönchischen Schwärmerei, wie er schon seit dem 3. und 4. Jahrhundert immer wieder auftritt, hat hier im Protestantismus neue Krankheitsherde entstehen lassen. Sowohl das Meiden bestimmter Speisen, wie auch die religiös motivierte Ehelosigkeit ist eine Lästerung der Schöpfungsordnung Gottes. Gott hat die Speisen zur Ernährung geschaffen. Mit der in der Ehe praktizierten Sexualität bindet er die Menschen in seinen Herrschaftsratschluß über die Erde ein (l.Mo 1,28). Eine Verachtung der innerhalb der Ordnungen Gottes praktizierten Sexualität als sündig oder gar schmutzig ist eine Beleidigung des Schöpfers (freilich gibt es auch eine Berufung zur Ehelosigkeit gemäss der Heiligen Schrift, aber diese ist nicht an bestimmte Ämter gebunden). Lind wer aus religiösen Gründen Speisen verweigert, erklärt, daß Gott die zur Nahrung bestimmten Dinge nicht heiligen kann. 1.4.6 Gesetzlosigkeit Der Antichrist wird in der Bibel auch als der Gesetzlose bezeichnet (2.Thess. 2,8 / Elberfelder Übersetzung): „Und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft.“ Ebenso wie in der Gesetzlosigkeit Gottes Weisheit am Beispiel der von Gott geschaffenen Speisen und ehelichen Ordnungen verachtet wird, wird in der Gesetzlosigkeit Gottes Weisheit in den Geboten in Frage gestellt. Dies führte in den letzten Jahren bis hin zur Umarbeitung der 10 Gebote durch feministische Theologen unserer Zeit. So entwickelte man einen neuen Dekalog (10 Gebote). Das 6. Gebot heißt jetzt angeblich: „Du darfst die Ehe brechen, du kannst ja nicht anders. Du darfst aber auch treu sein“."1 Gilt Gottes Gesetz nicht mehr, brauche ich auch keinen Erlöser, der die Strafe für meine persönliche Schuld am Kreuz trägt. Folgerichtig schreibt die feministische Theologin Christa Mulack im mit enormen Kirchensteuermitteln finanzierten „Allgemeinen Deutschen Sonntagsblatt“ April 1998: „Für mich hätte Jesus nicht sterben müssen“. Eine der schrecklichsten Sünden unserer Zeit, der millionenfache Mord an ungeborenen Kindern, wird gerade von Evangelikalen laut bedauert und oft auch, soweit dies noch möglich ist, bekämpft. Gleichzeitig aber m Von feministischen Theologinnen in München geschehen; vgl. z.B. Elga Sorge. sind einige ihre Werke und Kirchen in die Maschinerie der Abtreibung verwickelt. Kirchliche Krankenhäuser, in deren Vorständen auch Vertreter evangelikaler Werke sitzen, fuhren Abtreibungen ebenso selbstverständlich durch wie Krankenhäuser in privater oder staatlicher Trägerschaft. Die Leitung des Bundes Evangelisch Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten) fühlte sich gekränkt, als durch die zugegebener-massen oft sehr extrem auftretenden Anhänger von Horst Schaffranek54 über das christliche Nachrichtenmagazin Idea-Spektrum die Tatsache bekannt wurde, daß im baptistischen Krankenhaus in Rüdersdorf und in einem zweiten baptistisch betriebenen Berliner Krankenhaus Abtreibungen durchgeführt werden55. Seit Frühjahr 1999 erklärten die Baptisten, daß es jetzt in den Krankenhäusern keine Abtreibungen aufgrund sozialer Indikation mehr geben solle. Die sogenannte medizinische Indikation", die bis zum Eintreten der natürlichen Geburt möglich ist, kann demnach in dem unter evangelikaler Verantwortung stehenden Krankenhäusern weiter ausgeführt werden. Bei der medizinischen Indikation nach § 218 a BGB handelt es sich unter anderem um die Tötung möglicher behinderter Kinder0, da die Geburt eines solcher Kindes psychische Probleme für die Mutter nach sich ziehen kann. Welche Verantwortung und Schuld nehmen hier Evangelikale auf sichp. n Im Femsehbericht „Mörderische Diagnose“ wurde von Ärzten und Politiker bestätigt: „Das (aufgrund einer vorgeburtlichen Diagnose) behinderte (ungeborene) Kind darf getötet werden, wenn das behinderte Kind eine Gefahr für die Gesundheit (auch psychische) und Leben der Mutter ist“ (Sender Phoenix 22.7.1999 um 14.00 Uhr). ° Die vorgeburtliche Diagnostik läßt heute ein Auswahlverfahren zu, welches möglichen behinderten Kindern keine Lebenschance mehr einräumt. (Quelle: ebenda) p Im Femsehbericht „Mörderische Diagnose“ wurde von der Hebamme Almut Paluka erklärt, daß 30% der durch Spätabtreibung getöteten Kinder zuerst einmal leben. Die Hebamme Stephanie Struthmann berichtete von einem Fall, wo einem solchen nicht lebenden abgetriebenen Kind zu Untersuchungszwecken ein Muskel aus dem Oberschenkel herausgeschnitten wurde. Dieses natürlich schmerzempfindende Wesen „schnaufte“ noch Stunden danach, bis es endlich verschied. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Wolfgang Wodarg redete in der Sendung von „modernem Kannibalismus“ der in unseren Krankenhäusern geschieht, da bestimmte Interessenverbände lebendes Organ- und Zellmaterial benötigen. (Sender Phoenix 22.7.1999 um 14.00 Uhr). 37 Wenn heute sogar die Katholische Kirche die Ausgabe der Beratungsscheine, die für die straflose Abtreibung nötig sind, eingestellt hat, sollte sich das „Weiße Kreuz“ überlegen, ob es nicht doch ein Fehler ist, eine staatlich anerkannte Beratungsstelle aufzumachen und zu führen11. Hier stellt selbst eine pietistische Lebensrechtsbewegung die „Lizenzen zum Töten“, wie der verstorbene Fuldaer katholische Erzbischof Dyba56 die Beratungsscheine nannte, aus. Durch diese Bescheinigungen hat sich auch das „Weiße Kreuz“ in den Vorlauf von straflosen Abtreibungen verwickeln lassen57. Der berufene Mitarbeiter des Weißen Kreuzes und Autor kritischer Bücher über Abtreibung, Dr. Lothar Gassmann, trat aus diesem Grund Ende der 90er-Jahre unter Protest aus dem Weißen Kreuz aus. Mit Sicherheit sind es die Christen und hier besonders die Evangelikalen, die als einzige noch laut und offen für das ungeborene Leben Partei ergreifen. Aber durch Toleranz gegen ein ideologisch aufgeblasenes sogenanntes Selbstbestimmungsrecht der Frau, welches das 5. Gebot außer Kraft setzt, machen sich auch Evangelikale am größten Kindermord der Geschichte mitschuldig Der letzte Antichrist hat wie sein Vater, der Teufel, eine mörderische Natur. Sein Geist scheint auch in christlichen, ja sogar sogenannten evangelikalen Kreisen immer mehr Einfluß zu bekommen. 1.4.7 Zeitgeistredner Paulus erklärt seinem jungen Mitarbeiter Timotheus, daß der Zeitgeist in den Gemeinden immer mehr Einfluß bekommen wird: „Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken“ (2.Tim 4,3). Das vielfältige Unkraut der Welt, das der Teufel in Gottes Reich eingesät hat, führt in den Gemeinden zu schlimmen Auswirkungen. Die Gemeinden werden die klare Verkündigung des Evangeliums kaum noch hören wollen. Sie suchen nach Predigern ihrer Prägung. Auch die Christen wollen nur noch Bestätigung ihres neuen Kurses. Man möchte Prediger, die dem ungeheiligten Endzeitchristen nach dem Munde reden. Schon werden q Der frühere Präses des Gnadauer Verbandes, zu dem das „Weiße Kreuz“ gehört, Pfarrer Kurt Heimbucher, lehnte das ihm zuerkannte Bundesverdienstkreuz ab. Er begründet dies 1988 damit, daß ihm unser Staat, aufgrund des millionenfachen Mordes an ungeborenen Kindern „fremd“ gewordenen sei. (epd veröffentlicht im Evangelischen Kirchenboten 7/88) Verkündiger, die Homosexualität als Sünde bezeichnen, selbst von freikirchlichen Gemeinden unter der Behauptung der Lieblosigkeit gegen den Nächsten mit Entlassung bedroht. Das griechische Wort, das Luther mit „Ohren jucken“ übersetzt, kann auch mit „Kitzel“ wiedergegeben werden. Die Prediger werden danach ausgesucht, ob ihre Verkündigung reißerisch und der Zeit gemäß ist. Den religiös-fleischlichen Ansprüchen soll es genügen. Die gesunde Lehre ist unerwünscht. Wirkliche Bekehrungspredigt wird einer oberflächlichen Entscheidungsaufforderung geopfert. Heiligungspredigt wird durch eine seichte Moralität, die niemandem weh tut und für alles Toleranz aufbringt, ersetzt. In etlicher Hinsicht werden diese neuen Prediger den Gemeinden zwar zur Last (aufgeladen), aber das erträgt die endzeitlich geprägte Gemeinde eher als das unverfälschte und unverdünnte Gotteswort. Die Hauptsache ist, daß der moderne Prediger ein wenig religiösen Kitzel liefert, der aber nicht zu unangenehm nahe kommt. 1.5 Wo kommen diese Irrlehrer in der Gemeinde her? Im Blick auf die Unterwanderung der Gemeinde sagt uns das Neue Testament: „Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel“ (Eph 6,12). Diese Aussage müssen die Christen immer im Auge behalten. Es sind nicht Menschen, die gegen uns stehen. Es sind letztlich auch nicht Menschen, die mit ihren Lügen die Gemeinde in die Irre führen wollen. Die in Erscheinung tretenden Menschen sind mißbrauchte Werkzeuge des Teufels. Deshalb darf sich bei aller Notwendigkeit der Abgrenzung nie natürlich-fleischlicher Haß weder gegen die menschlichen Feinde, die die Christen verfolgen, noch gegen die Irrlehrer, die die Gemeinde unterwandern, richten. Der gefährlichste und fanatischste Feind der Urgemeinde war Saulus. Er verfolgte die Christen, hat wohl auch etliche ermordet oder ermorden lassen. Als Höhepunkt seines Christenhasses verlangte er vom Hohen Rat spezielle Vollmachten, um Christen auch im Ausland verfolgen zu können (Apg 9,1.2). Von sich aus waren die damaligen Führer Israels, die Priester, nicht auf solche umfassenden Maßnahmen gegen die neue Lehre und deren Anhänger verfallen. Aber Jesus hat Saulus überwunden. Aus Saulus wurde Paulus, ein total erneuerter Mensch. Aus einem Werkzeug des Teufels wurde ein Apostel Jesu Christi (l.Kor 15,9.10). Paulus durfte sich bekehren und wurde der bedeutendste Missionar der Geschichte. Wer heute noch unser Feind ist, kann morgen schon unser Bruder seirf. Unser Widersacher ist nicht eine Person oder eine Gruppe, es ist der Teufel mit seinem dämonischen Anhang. Wurde in der Zeit des alten Bundes die physische Vernichtung der Götzendiener verlangt (5. Mo 13,7-10), so ist seit Jesu Kommen eine neue Heilsepoche angebrochen. In ihr wird der Liebesratschluß Gottes offenbar (Joh 3,16). Diese Liebe soll auch an den Christen deutlich werden: „Ich aber sage euch (im Gegensatz zum alttestamentlichen Gesetz; Red.): Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen“ (Mt 5,44). Wir müssen mit den Feinden und auch den Irrlehrem so umgehen, daß wir ihnen, wenn es nötig wird, ohne innere Sperren als seelsorgerliche Helfer zur Verfügung stehen können. 1.5.1 Abfall innerhalb der Gemeinde ebnet den Irrlehrern den Weg Vor der Wiederkunft Jesu muß der Abfall innerhalb der christlichen Gemeinde kommen. „Laßt euch von niemandem verführen, in keinerlei Weise; denn zuvor muß der Abfall kommen und der Mensch der Bosheit offenbart werden, der Sohn des Verderbens“ (2.Thess 2,3). Es ist nicht anzunehmen, daß hiermit ein Mitgliederverlust der großen traditionellen Denominationen gemeint ist. Sicher ist es eine Tatsache, daß in vielen Teilen des Nordens der alten Bundesrepublik nur noch 50 % der Bevölkerung Kirchenmitglieder und in der früheren DDR nur noch 26 % Kirchenmitglieder sind58. Aber außer daß die Kirche einen Macht-, Einfluß- und Bestandsverlust zu verzeichnen hat, sagen diese Zahlen geistlich nicht viel aus. Obwohl zu beobachten ist, wie stark in Deutschland besonders die Evangelischen Kirchen unter Mitgliederverlust zu leiden haben, sollte man angesichts dieser Entwicklung nicht an den biblischen Abfall denken. Denn die Zahlen täuschen. Nominell wächst die Zahl der Kirchenmitglieder weltweit bis heute. Zum anderen handelt es sich bei der Mehrheit der sich von den Kirchen trennenden Mitglieder um keine wirklichen Christen. Sie waren immer nur Mitglieder einer Kircheninstitution, aber in der überwiegenden Mehrheit nie Glieder am geistlichen Leibe Jesu59. r Der Chef-Folterer der Roten Khmer, Kang Kek leu, soll sich 1995 bekehrt haben und seit dieser Zeit anonym für Hilfsorganisationen im westlichen Kambodscha gearbeitet haben (Idea 23/99). Der prophetische Hinweis auf den großen endzeitlichen Abfall bezieht sich nicht auf die Organisation der Großkirchen. Innerhalb ihrer meist geistlich toten Organisation kann es gar nicht zum Abfall kommen. Denn die Mehrheit ihrer Mitglieder gehört nicht wirklich zu Jesus. Wer aber nicht im Herzen zu Jesus gehört, sondern sich nur traditionell zu einer Kirche hält, kann nicht vom Glauben abfallen. Er hat ihn ja nicht. Er ist ja gar nicht wirklich dabei. Zum angekündigten Abfall wird es unter den bekehrten Christen und den wachen Gemeinden kommen. Das heißt, der Abfall wird sich weltweit vorwiegend auf die Evangelikalen beziehen. In Deutschland wird er besonders unter den sogenannten Bekenntnistreuen, Freikirchlem und Pietisten erfolgen. Wobei es auch über Gemeinschaftsleute und Frei-kirchler hinaus Gotteskinder gibt. Unter den vom Abfall bedrohten gläubigen Kreisen sind viele der heute oft als Kemgemeinde bezeichneten aktiven Gruppen vieler Kirchengemeinden zu sehen. Auch ohne pietis-tischen Stallgeruch sind hier Glieder des Leibes Jesu zu finden. Trotz der dem Evangelium oft hinderlichen Strukturen der Großkirchen, bildet sich auch in ihren Reihen Gemeinde Jesu. Allerdings wohl weniger wegen, sondern trotz der Kirchen. Gottes Geist weht, wo er will (Joh 3,8). 1.5.2 Aus den schon in apostolischer Zeit vorhandenen antichristlichen Irrlehren Parallel zu diesem Abfall innerhalb der Gemeinde Jesu wird der Mensch der Bosheit offenbar werden. Sicher gehören auch er und seine Vorläufer zumindest äußerlich der Gemeinde Gottes an. Wenn Paulus schreibt, daß er offenbar werden wird, so hat er bereits innerhalb der ersten Gemeinde existiert: „Denn es regt sich schon das Geheimnis der Bosheit“ (2.Thess 2,7a). Das bedeutet, daß der Antichrist und die Irrlehrer aus der Gemeinde heraus kommen werden. „Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört habt, daß der Antichrist kommt, so sind nun schon viele Antichristen gekommen; daran erkennen wir, daß es die letzte Stunde ist“ (1. Joh 2,18). „Denn viele Verführer sind in die Welt ausgegangen, die nicht bekennen, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist. Das ist der Verführer und der Antichrist“ (2. Joh 7). Wenn auch der Antichrist als Person durch Paulus sehr deutlich beschrieben wird, so findet sich das Wort „Antichrist“ doch nur in den Johannesbriefen. Die dort getroffenen Aussagen zeigen, daß der Antichrist bereits am Ende des ersten Jahrhunderts zu wirken begann. Hier wird auch deutlich, daß es mehrere Antichristen, das heißt vielfältige Bundesgenossen und Vorläufer des letzten Antichristen gibt. Ihr gemeinsames Kennzeichen ist, daß sie Jesus klein machen. Jesu Wesen als wahrer Gott und wahrer Mensch wird von ihnen in Frage gestellt. Das zeigt eigentlich auch schon die Bezeichnung „Antichrist“, was Ersatz für Christus bedeutet. 1.5.3 Die Irrlehrer kommen sowohl aus der gottlosen Welt wie auch aus den eigenen Reihen Vor seiner Verhaftung war es Paulus klar, daß er möglicherweise die Ältesten der von ihm gegründeten Gemeinden nie mehr sehen wird (Apg. 20,22.23). ln dieser Lage gibt er den Ältesten der Gemeinde von Ephesus eine Information, die bis heute von großer Wichtigkeit ist. Er bezeichnet die Irrlehrer als Wölfe, die sowohl aus den eigenen Reihen als auch von außen kommen werden. Selbst damals noch geistlich klar stehende Verkündiger werden zu Irrlehrem und Feinden des Kreuzes werden (Apg 20,29-30): „Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Flerde nicht verschonen werden. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen.“ Dies alles wird schon kurz nach seinem Abscheiden beginnen. - Irrlehrer von außen, aus der Welt Es werden Menschen in die Gemeinde eindringen und vergiftende Irrlehren verbreiten. Innerlich haben sie nie dazu gehört. Der Verfasser des Judasbriefes ist Judas, der leibliche Bruder Jesu. Er schreibt über die Herkunft bestimmter Irrlehren „Denn es haben sich einige Menschen eingeschlichen, über die schon längst das Urteil geschrieben ist; Gottlose sind sie, mißbrauchen die Gnade unseres Gottes für ihre Ausschweifung und verleugnen unsem alleinigen Herrscher und Herrn Jesus Christus“ (Jud 4). Zur Gemeinde kommt man durch Jesus. Wer nicht zu ihm kam, sondern irgendwie anders in den Kreis der Jünger stieß, wurde von Jesus selbst als Dieb oder Räuber bezeichnet. Der Eindringling hat, bewußt oder unbewußt, nur ein Ziel, sich ideell oder materiell bereichern und Jesu Herde zu schädigen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Räuber“ (Joh 10,1). Daß derartige Leute dasein werden, hat Jesus seinen Jüngern bereits im Gleichnis verdeutlicht: „ Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut“ (Mt 13,25-26). Besonders bitter und belastend ist es, daß nach Jesu Worten das Unkraut die gesamte Zeit der Gemeinde ein Problem bleiben wird. Es wird daher vor Jesu Wiederkunft keine äußerlich reine Gemeinde geben. - Irrlehrer von Innen, aus dem Kreis der echten Jünger Jesu Johannes schildert im dritten Brief das Wirken eines schlimmen Gemeindeleiters: „Ich habe der Gemeinde kurz geschrieben; aber Dio-trephes, der unter ihnen der Erste sein will, nimmt uns nicht auf. Darum will ich ihn, wenn ich komme, erinnern an seine Werke, die er tut; denn er macht uns schlecht mit bösen Worten und begnügt sich noch nicht damit: Er selbst nimmt die Brüder nicht auf und hindert auch die, die es tun wollen, und stößt sie aus der Gemeinde“ (3. Joh 9-10). Ob dieser Mann ohne Bekehrung nebenbei eingeschlichen ist oder ob es ein innerlich abgefallenes Gotteskind war, können wir aus den wenigen Informationen, die die Bibel gibt, nicht klar ersehen. Die Probleme, die sein Auftreten brachte, waren enorm. In der Offenbarung des Johannes wird von den Nikolaiten, gnostischen Irrlehrem, die unter anderem in der Gemeinde von Pergamon Anhänger hatten (Offb 2,16), berichtet. Es ist nicht auszuschließen, daß es sich dabei um Anhänger des Diakons Nikolaus handelt, der einst von den Aposteln eingesetzt worden war (Apg 6,5). 1.5.4 Wohin treibt die entartete und unterwanderte Gemeinde? Wenn innerhalb der Gemeinde auch manches Unkraut wächst, so bedeutet dies doch nicht, daß alle Christen geistlich verwaschene Leute werden müssen. Es wird vielmehr zu einer Scheidung der Geister kommen müssen. Die dem Wort Gottes treu bleiben, werden immer mehr isoliert werden. Sie erscheinen bald als Außenseiter und Fanatiker. In Wirklichkeit aber bilden sie die echte, nicht an Organisation gebundene geistliche Gemeinde. Am großen Emtetag, wenn das Unkraut vom Weizen geschieden wird, dann wird dies auch äußerlich deutlich. Gottes Wort rät den treuen Christen aber auch während ihres Dienstes, sich von erkannten Irrlehren und Irrlehrem fern zu halten (2. Tim 3,5c). 1.6 Der bettelarme und traurige Zustand der Jesus treu gebliebenen Endzeitgemeinde Sehr viele Christen hoffen, daß es vor Jesu Wiederkunft noch einmal zu einer großen Erweckung kommen wird. Sie rechnen mit einem zweiten Pfingsten, einer endzeitlichen Geistausgießung. Biblisch stützen sie diese Hoffnung auf Joel 3. Der Prophet redet von der Ausgießung des Heiligen Geistes in der Endzeit. Nun erklärt aber Petrus, daß sich diese Weissagung zu Pfingsten, als vor nun fast 2000 Jahren, erfüllt hat (Apg 2,16-21). Da in Joel 2,23 von einem Früh- und einem Spätregen die Rede ist, gehen besonders pfingstlerische und charismatisch geprägte Christen davon aus, daß das erste Pfingsten nur der Frühregen war. Es stände noch eine zweite Ausgießung des Geistes, ein Spätregen bevor. Diese Ansicht läßt den Gesamtheilsplan, der uns in Gottes Wort deutlich gemacht wird, wie auch den Textzusammenhang bei Joel unbeachtet. Mit Sicherheit kommt es noch zu einer Geistausgießung, aber nicht über die Gemeinde der Christen, sondern über das Volk Israel: „Aber über das Haus David und über die Bürger Jerusalems will ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebets. Und sie werden mich ansehen, den sie durchbohrt haben, und sie werden um ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind, und werden sich um ihn betrüben, wie man sich betrübt um den Erstgeborenen“ (Sach 12,10). Röm 11,23 und weitere Stellen des Alten und des Neuen Testamentes reden von der Bekehrung Israels. Echtes geistliches Leben aber gibt es nur durch den Heiligen Geist. Der in Joel angedeutete geistliche Spätregen ist ein Segen für Israel. In der Gemeinde wird es vor Jesu Wiederkunft anders aussehen. Nicht geistbegabte „Power-Evangelisten“ und weltweite Erweckungen kennzeichnen die Gemeinde vor Jesu Wiederkunft. Vielmehr ist sie bedrängt durch Verfolgungen und unterwandert von falschen Christussen, falschen Propheten und irritiert durch falsche Wunder. (Matth 24,9-14; 23-26). Jesus sagt in Anlehnung an die Probleme beim Untergang von Jerusalem 70 n. Chr.: „Und wenn diese Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch selig werden; aber um der Auserwählten willen werden diese Tage verkürzt“ (Mt 24,22). Jesus erklärt, daß die Gemeinde vor seiner Wiederkunft in einem äußerlich armen und schwachen Zustand sein wird. 1.6.1 Unglauben prägt den Zustand innerhalb der organisierten Gemeinden „Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?“ (Lk 18,8b). Gerade für die, die im Glauben wachsen wollen, wird die Zeit vor Jesu Wiederkunft besonders bitter werden. Dabei müssen die, die dem Herrn treu geblieben sind, sehr aufpassen, um nicht durch den Hochmut zu Fall zu kommen. Warnt doch Paulus: „Darum, wer meint, er stehe, mag Zusehen, daß er nicht falle“ (1. Kor 10,12). Geistlicher Hochmut, Selbstüberschätzung und Überheblichkeit sind Schlingen, die Satan denen in den Weg legt, derer er durch Irrlehren und weltliche Verlockungen nicht habhaft wird Kinder Gottes sagen nicht nur, daß sie nichts zum Heil dazu tun können, sie wissen auch, daß es wirklich so ist. Jesus beschreibt die echten Kinder Gottes in der Endzeit mit dem Bild einer schutzlosen, von Feinden umgebenen armen Witwe (Luk 18,1-6). Sie hat nur eine Hoffnung, daß ihr der zuständige Richter, Jesus, hilft (Joh 5,22): „Es war aber eine Witwe in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher!“ (Lk 18,3). 1.6.2. Gottes Wort wird auch in den Kreisen der Gemeinden nicht mehr erwünscht sein Unter den am Ende der Endzeit nach oben gespülten Verantwortlichen der Gemeinden und Kirchen werden nur wenige geistliche Persönlichkeiten sein. Die laue Gemeinde hat Prediger, die ihr nach dem Mund reden. Es sind Verkündiger, die sich in der Welt gut eingerichtet haben. Scheinbar passten sie in die Zeit. Ihr Stil und ihr Verkündigungsinhalt ist gefällig. Dies bringt Zulauf von vielen Pseudochristen (Jud 4 und 18). Auf dieses Klientel wird jetzt besonders Rücksicht genommen. Da Gottes Wort aber „schärfer als jedes zweischneidige Schwert ist und durchdringt, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein“ (Hebr 4,12), versucht man, dieses aus Rücksicht auf das neue Gemeindepotential zu entschärfen. Nichts darf anstößig sein. Es wird zwar kaum noch zu echten Bekehrungen oder gar zu einer tiefen Heiligung kommen, aber mit religiösen Floskeln hält man den „Laden“ zusammen und die neuen Anhänger beim „Haufen“. Das kräftige Brot des Evangeliums wird vielleicht noch als sehr dünne und mit Zeitgeist verwässerte und gewürzte Brotsuppe ausgegeben. Hier muß zumindest die Konsequenz des Slogans und der Philosophie der im evangelikalen Bereich sehr beachteten Willow-Creek-Bewegung um Pastor Bill Hybels „Kirche für Kirchenfeme“ hinterfragt werden™. Evangelisation, in der den Außenstehenden entgegengegangen wird, darf nicht zur Verflachung der Botschaft des Evangeliums und des Ernstes von Rettung und Verlorenheit von Welt und Gottes Reich führen'. Wo es in der Hölle nicht mehr heiß brennt, wird letztlich auch das Interesse an der Rettung des Nächsten verschwinden61. Timotheus, der Mitarbeiter und geistliche Sohn des Paulus, hat die Anfänge solcher Entwicklungen schon erleben müssen. Paulus bereitet ihn in seinem letzten Brief darauf vor: „Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre. Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame s Ende der Siebziger Jahren meinte man, mit Pop- und Rock-Musik Fremde für das Evangelium interessieren zu können. Später prägte dies Liedgut schon Konferenzen und Jugendtage für Gemeindeglieder, und heute sind Mitarbeiterkonferenzen in Deutschland ohne Show-Elemente kaum noch denkbar. Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren“ (2. Tim 4,2-4). 1.6.3 Satan wird die sichtbare Gemeindeorganisation umfunktionieren „Er ist der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott“ (2. Thess 2,4). Hier wird deutlich, was Satan oder sein geistiger Sohn, der Antichrist, vorhat. Er will im Tempel göttliche Verehrung. Der neutestamentliche Tempel ist die Gemeinde. Möglicherweise wird sich der letzte Antichrist auch noch in einen vor dem Wiederkommen Jesu zu errichtenden Jerusalemer Tempel setzen wollen. Auf jeden Fall will er nebst seinen Vorläufern im geistlichen Tempel der Gemeinde auf dem Chefsessel sitzen. Satan selbst versuchte immer wieder, Einfluß auf Gottes Volk zu bekommen. ln vergangenen Zeiten haben bibeltreue Christen immer wieder versucht, die Bilder des Endzeitgreuels im Blick auf die Entartungen in der Gemeinde zu deuten. Was hier richtig ist, wird sich zeigen, ln jedem Fall stehen Wahrheiten hinter den biblischen Bildern, die wir beachten müssen. Wir wollen uns einer letztgültigen Ausdeutung der Einzelheiten entziehen, aber auf Entwicklungen hinweisen und auf Gefahren aufmerksam machen. 1.6.4 Das Wesen und die Geschichte des Antichristen und der teuflischen Dreieinigkeit Die Bibel erklärt, daß der Antichrist in einem ähnlichen Verhältnis zum Teufel steht, wie Jesus Christus zum Vater. Sie nennt ihn „Mensch der Bosheit“ und „Sohn des Verderbens“ (2. Thess 2,3c). Die Offenbarung zeigt so etwas wie eine teuflische Dreieinigkeit. Schon den Kirchenvätern und Reformatoren war klar, daß Satan der „Affe Gottes ist“, der Gottes Werk in übler Weise kopiert und nachäfft. - Satan als teuflischer Vater „Ihr habt den Teufe! zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lügen redet, so spricht er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge“ (Joh 8,44). Satan gibt seinem Sohn, dem Antichristen, die Macht: „Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Macht“ (Offb 13,2b). -Antichrist als dämonischer Sohn Er ist der Ersatzchristus für die Welt und war tot und ist wie Christus wieder auferstanden: „Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es tödlich verwundet, und seine tödliche Wunde wurde heil. Und die ganze Erde wunderte sich über das Tier“ (Offb 13,3). - Der Falsche Prophet als widergöttlicher Geist Wie Gottes heiliger Geist Jesus groß macht und in die Anerkennung Jesu als Herr fuhrt, macht der falsche Prophet den Antichristen groß: „Und es verführt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen, die zu tun vor den Augen des Tieres ihm Macht gegeben ist; und sagt denen, die auf Erden wohnen, daß sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war“ (Offb 13,14). - Tierisches Wesen Sowohl der Antichrist als auch der falsche Prophet werden als Tiere gezeigt. Schon beim Propheten Daniel werden die großen Weltreiche wie Tiere gesehen. Sie kommen aus dem Völkermeer (Offb 17,15), herrschen eine gewisse Zeit und vergehen (Dan 7,1-8). Das letzte Tier bleibt bis zum jüngsten Gericht (Dan 7,26). Das tierische Wesen deutet auf die Brutalität, die weltlichen Großmächten, wie Babylonier, Perser oder Griechen, innewohnte. Das vierte Tier war das römische Reich. Sein Bild wird in der Offenbarung aufgegriffen und Gottes Wort zeigt, daß in der Gestalt dieses Tieres der Antichrist kommen wird. „Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern lästerliche Namen“ (Offb 13,1). - Das Handeln des Antichristen Schon 250 Jahre bevor Johannes auf der Insel Pathos seine Vision vom Antichristen bekam, hatte dieser einen Vorläufer: Antiochus Epiphanias. Bis in Einzelheiten hinein hatte Daniel dessen Person vorhergesehen. Antiochus wollte nicht nur politische Macht über Israel, sondern auch die geistliche Führung im Volke Gottes. Das Gleiche wird der letzte Antichrist anstreben. „Und der König wird tun, was er will, und wird sich überheben und großtun gegen alles, was Gott ist. Und gegen den Gott aller Götter wird er Ungeheuerliches reden, und es wird ihm gelingen, bis sich der Zorn ausgewirkt hat; denn es muß geschehen, was beschlossen ist“ (Dan 11,36). Die Verbindung von geistlichem Anspruch und staatlicher Macht, läßt ihn „ganz anders“ (Dan 7,7) als die anderen Großreiche sein. „Er ist der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott“ (2. Thess 2,4). „Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit“ (Dan 7,25). - Das Ende des Antichristen Obwohl der Antichrist sehr mächtig sein wird, ist sein Ende schon klar: „Ihn wird der Herr Jesus umbringen mit dem Hauch seines Mundes und wird ihm ein Ende machen durch seine Erscheinung, wenn er kommt“ (2. Thess 2,8b). Dies wird in der letzten großen kriegerischen Auseinandersetzung im Tal von Meggido (Hamagedon) sein. Diese geistigirdische Weltmacht wird zu einem Krieg gegen Gott antreten, was ihr das Gericht und das Ende bringt: „Und das Tier wurde ergriffen und mit ihm der falsche Prophet, der vor seinen Augen die Zeichen getan hatte, durch welche er die verführte, die das Zeichen des Tieres angenommen und das Bild des Tieres angebetet hatten. Lebendig wurden diese beiden in den feurigen Pfuhl geworfen, der mit Schwefel brannte“ (Offb 19,20). 1.7 Das (Un)Tier (Antichrist) als weltlich-geistliche Endzeitmacht Wer ist nun dieser Antichrist? Als erster hat der Zisterzienser Abt Joachim von Fiore (1135-1202), der später sogar von der Katholischen Kirche selig gesprochen wurde, die Meinung vertreten, daß der Papst der Antichrist sei62. Auch die Reformatoren sahen im Papst den Antichristen. Der Engländer Wiclif fragt: „Warum ist es nötig, im Unglauben nach einem anderen Antichristen Ausschau zu halten? Im siebten Kapitel des Propheten Daniel ist der Antichrist anschaulich mit dem Bild des Horns beschrieben, das in der Zeit des vierten Königreiches hervorbrechen und die Heiligen des Höchsten verstören wird“.63 Paulus sagt, daß noch etwas den Antichristen, dessen Ansätze schon zu seiner Zeit da waren, aufhält: „Denn es regt sich schon das Geheimnis der Bosheit; nur muß der, der es jetzt noch aufhält, weggetan werden“ (2. Thess 2,7). Die Encyklopedia Britannica berichtet, daß während jener ersten Jahrhunderte „die Christen allgemein glaubten, daß die Kraft, die das Offenbarwerden des Antichristen aufhielt, das römische Reich war“.64 Das heißt, wenn das alte römische Reich untergeht, kommt aus einem seiner 10 Kemstaaten das kleine Horn hervor. Dieses „Kleine Horn“ ist das Bild für einen König (Machthaber), der achte König, und repräsentiert abermals das ganze schreckliche Weltreich. „Und das Tier, das gewesen ist und jetzt nicht ist, das ist der achte und ist einer von den sieben und führt in die Verdammnis“ (Offb 17,11). Obwohl der Antichrist, das „kleine Horn“, ein Herrscher ist, ist er doch anders als die anderen Könige. Der Papst ist König des Kirchenstaates bis heute. Aber er ist anders als die anderen Herrscher der Welt. Er behauptet, weltliche und geistliche Macht zugleich zu haben, ein weltliches und ein geistiges Reich zu beherrschen.65 Die alte Kirche (von 313-1054) war in vier Patriarchate eingeteilt. Jeder der Patriarchen hatte neben dem geistlichem Amt auch politischen Einfluß. Im Laufe der Zeit forderte der Papst - er war der Patriarch von Rom - von den drei anderen Patriarchen des Ostens (den Patriarchen von Konstantinopel, Antiochien und Jerusalem) die Vorherrschaft. Er entmachtete durch die Kirchenspaltung (Schisma) von 1054 die anderen Patriarchen (drei ausgerissene Hörner). Papst Leo IX schloß das Ehrenoberhaupt der Ostkirche, den Patriarchen von Konstantinopel, Michael Cerularius, aus der Kirche aus. Dieser stellte seinerseits den Papst unter Kirchenbann. Ein solches Papstamt ist nicht nur unbiblisch, sondern zutiefst in Schuld verstrickt. Deshalb meinten biblisch orientierte Christen aller Zeiten immer wieder, im Papst den Antichristen erkennen zu können. Die Lehre, daß der Papst der Antichrist sei, vertraten nach Luther66 und Calvin auch Bunyan67, Spurgeon68 und viele andere bedeutende protestantische Theologen. Der bedeutendste pietistische Theologe Deutschlands, Albrecht Bengel69, sah es nicht anders. Im Papsttum wäre demnach eine Fortsetzung des römischen Reiches vorhanden. Seine Macht währte ununterbrochen bis zur Französischen Revolution1. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Papstmacht durch die aufkommende Säkularisierung und den italienischen Nationalismus, der zur Zerschlagung des Papststaates und dessen Einschränkung auf den Vatikan führte, gebrochen70. Die biblische Prophetie redet von der geheilten tödlichen Wunde des Antichristen: „Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es tödlich verwundet, und seine tödliche Wunde wurde heil. Und die ganze Erde wunderte sich über das Tier, und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich, und wer kann mit ihm kämpfen?“ (Offb 13,3—4). Der Wiederaufstieg des Papsttums kam mitten in der Zeit seines größten Niedergangs, ähnlich wie Jesu Auferstehung am dritten Tag des Todes erfolgte: das 1. Vatikanische Konzil mit der Dogmatisierung der päpst- 1 Pius VI starb im Gefängnis (Heussi § 111t). 49 liehen Unfehlbarkeit71. Eine derartige Autorität hatte kein Papst des Mittelalters oder der Renaissance. Mit der Anerkennung der Souveränität des Vatikan(Mini)-Staates durch das faschistische Italien unter Mussolini (1929) festigte der Papst seine politische Macht72. Unter Papst Johannes Paul II stieg der politische Einfluß des Vatikans auf die Bedeutung einer Großmacht. Seine Unterstützung der polnischen Gewerkschaft Solidarität73 war eine wesentliche Voraussetzung für den Untergang des real existierenden Sozialismus“. Der katholische Priester Manfred Adler meint, daß zum Erreichen dieser Ziele neben diplomatischen auch kriminelle Aktivitäten eingesetzt worden sinef. Politiker jeder Richtung gehen im Vatikan ein und aus und buhlen um die Unterstützung des „heiligen Stuhles“. Von Reagan über Gorbatschow bis Kohl, Schröder und Arafat waren sie alle da. Der Papst selbst steigert seine Autorität durch seine früher nie bekannte Reisetätigkeit. Eine vorläufige Krönung erhielt der politische Einfluß des Vatikans beim Besuch Johannes Pauls II. im Januar 1998 auf Kuba74. Bis in die 50er Jahre hatte die Kirche von Rom kaum Interesse an Beziehungen zu den anderen Kirchen. Das ist verständlich, stellt sie doch mit einer Milliarde Mitglieder fast zwei Drittel der Zahl der nominellen Christen auf der Welt. Auch betrachtet sie sich als die „allein seligmachende Kirche“75. Aus ihrem Selbstverständnis sieht sie neben sich nur noch abgespaltete Kirchen. Darunter fallen alle Kirchen mit apostolischer Sukzession wie die Ostkirchen und die Anglikaner. Fast alle protestantischen Konfessionen sind nach katholischer Lehre keine Kirchen, sondern sogenannte christliche Gemeinschaften76. Weil ihnen die apostolische Sukzession fehlt, sind nach römischer Lehre ihre Sakramente wertlos77. “ „Bereits auf ihrer letzten Zusammenkunft weihten der „Heilige Vater“ und Präsident Reagan sich selbst sowie die Institutionen ihrer beiden Länder, des Vatikans und Amerikas, diesem Ziel. Und von diesem Tag an war der Brennpunkt der Bemühungen darauf gerichtet, daß der Prozeß in Polen seinen Anfang nähme“ erklärte ein Kardinal und engster Mitarbeiter des Papstes de Semiyen S.7 ' Am 18. Juni 1982 fand man den erhängten Finanzchef des Vatikans Roberto Calvi unter der Blachfriars Bridge in London. Wenige Tage danach kam das Defizit der Vatikanbank Banko Ambrosiani in Höhe von 1,3 Milliarden US$ ans Licht. Adler schreibt: „Ungezählte Millionen hat dieser wohltätige, Gauner in die Taschen seiner politischen Freunde verschiedener Parteien, der Geheimloge P2 und der Gewerkschaft 'Solidamosc, fließen lassen“ (Adler, S. 39). 50 Die sogenannte „Gemeinsame Erklärung“ zwischen Lutherischem Weltbund und der Katholischen Kirche wurde 1999 als großartiger Sieg brüderlicher Gemeinschaft zwischen verschieden Kirchen gefeiert. Als dann, ein knappes Jahr später, der Vatikan in der Erklärung „Dominus Iesus“ (deutsch: Jesus der Herr) den Evangelischen Kirchen das Kirchesein absprach, fiel man aus allen Wolken über diesen Affront. Dabei hätte man dies schon vor der Unterschrift wissen können. Schon die erstmalige Ablehnung der Unterschrift Roms im Juni 1998 unter die später überarbeitete erste Form der „Gemeinsame Erklärung“ wurde von Rom auch damit begründet, daß es die Autorität des Lutherischen Weltbundes infrage stellt78. Da Rom die Lutherischen Kirchen nur als Glaubensgemeinschaften sieht, denen meist die apostolische Sukzession fehlt, fiel Beobachtern auf, daß die Katholische Kirche bei der damaligen Ablehnung der Unterschrift, die Bezeichnung „Kirchen“ für die Mitgliedskirchen des LWB mied79. Ja, noch bei der Unterschrift am 31. Oktober 1999 (Reformationstag) waren zwar die höchsten Repräsentanten der Lutherischen Kirche anwesend. Der Papst selbst kam nicht. Er schickte einen von über 150 Kardinälen zur Unterzeichnung. Trotzdem kann man feststellen, daß sich die Römisch Katholische Kirche in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in ihrem Umgang gegenüber den anderen Kirchen etwas geändert hat. Seit Papst Johannes XXIII (1881-1963) änderte sich nämlich die Zurückhaltung gegenüber der ökumenischen Bewegung als Vereinigungsbewegung. Das II. Vatikanische Konzil (1962-65) redete plötzlich im Blick auf die anderen Kirchen nicht mehr von Ketzern, sondern von getrennten Brüdern80. Rom fordert die Getrennten zur Rückkehr auf und erklärt, daß sie diese brüderlich in ihre Arme schließen möchte*. Der Vatikan schuf ein Sekretariat für die Einheit der Christen81. Sein erster Leiter Kardinal Bea (1881-1968) und dessen erster Nachfolger Willebrands brachten einen breiten ökumenischen Dialog sowohl mit den Orthodoxen als auch mit den protestantischen Kirchen in Gang. Während Rom die anderen Kirchen umgarnt, trifft sein Bannstrahl all die Bibeltreuen, die diesen ökumenischen Weg nicht mitgehen wollen. In Südamerika, wo in den letzten Jahrzehnten * In der Anfang 1959 ausgesprochenen Einladung Johannes des XXIII an Orthodoxe und Protestanten heißt es: „Brüder, Ihr könnt doch sehen, dass dies (die Römisch-Katholische Kirche; R.W.) die Kirche Christi ist. Kommt, kommt! Der Weg zu einem Zusammenkommen, zu einer Rückkehr ist offen. Kommt, um Euren Platz einzunehmen oder ihn wiedereinzunehmen, der doch für viele von Euch der Platz ihrer Vorväter ist“ (Reese, S.38) viele Menschen zum Glauben kamen, erklärt sie die „fundamentalistischen Sekten“ zum Hauptfeind82. Daß das Papstamt an sich eine schlimme Gotteslästerung ist, dürfte jeder an der Bibel orientierte Christ erkennen können. Ob aber der Zister-zienser-Abt Joachim von Fiore und seine Anhänger mit der Einschätzung, daß der Papst der Antichrist sei, recht haben, kann nicht so eindeutig aus der Schrift belegt werden, was am biblischen Bild von der Hure Babylon deutlich wird. 1.8 Das Bild von der Hure Babylon als abgefallene Religionsgemeinschaft Neben dem in der Bibel vorhergesagten weltlich-geistlichen Endzeittyrannen, dem Antichristen, spielt eine weitere abscheuliche Gestalt eine wichtige Rolle im Blick auf das Umfeld der endzeitlichen Gemeinde: die Hure Babylon. „Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir zeigen das Gericht über die große Hure, die an vielen Wassern sitzt, mit der die Könige auf Erden Hurerei getrieben haben; und die auf Erden wohnen, sind betrunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei. Und er brachte mich im Geist in die Wüste. Und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das war voll lästerlicher Namen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner. Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und geschmückt mit Gold und Edelsteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll von Greuel und Unreinheit ihrer Hurerei, und auf ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden. Und ich sah die Frau, betrunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu. Und ich wunderte mich sehr, als ich sie sah“ (Offb 17,1-6). Der Apostel verwunderte sich über dieses Bild. Dave Hunt weist in seinem Buch „Die Frau und das Tier“ darauf hin, daß diese Verwunderung sehr verständlich ist. Johannes kannte die Hure als die einstmals reine Braut: Wie konnte so etwas aus ihr werden? Reich geworden durch die Hurerei mit den politischen Kräften (Königen) vieler Länder und Epochen, in kostbarem Purpur, mit Schmuck von riesigem Wert, reitet sie auf dem Tier. Das heißt, sie übt Macht über den Antichristen aus (Offb. 17,3). Gleichzeitig wurde sie zur Mörderin an den Heiligen83. Ist dies nicht ein Bild, das in vielem an die Römisch Katholische Kirche erinnert. Der wohl bedeutendste Historiker Leopold von Ranke (1795-1886) schätzte, daß die Römische Kirche im Laufe des Mittelalters 60 Millionen Menschen auf dem Gewissen hatte*14. Auch die Abkömmlinge von römischen Kirche, die orthodoxen und protestantischen Staatskirchen in ihrer schon unüberschaubaren Zahl tragen Züge der mörderischen Hure Babylon. Manche bezeichnen sie deshalb als Babels Kinder. Aufschlußreich ist auch, daß bis kurz vor der Vernichtung der Hure Babylon noch echtes Gottesvolk in Babel vorhanden ist (Offb 18,4). Das Bild der Hure Babylon bringt nun aber eine Frage auf: Wieso wird der Antichrist, wenn es der Papst ist, seine eigene Kirche zerstören? Das heißt, der Antichrist muß nicht unbedingt der Papst sein. Er könnte einfach nur der Führer der abgefallenen und entarteten Gemeinde sein. Trotz der starken Übereinstimmung vieler bibeltreuen Schriftausleger, die im Papst den Antichristen zu sehen meinen, ist nicht mit eindeutiger Sicherheit zu klären, ob im Papstamt in seiner jetzigen Ausprägung der Antichrist sichtbar wird. Ist er doch trotz aller weltlichen Ambitionen das Oberhaupt der größten Kirche, in der man am ehesten die Hure Babylon als den Welteinheitsstaat der Endzeit erkennen kann. Der Antichrist wird die Hure Babylon hassen und zum Schluß zerstören (Offb 17,16). Sicher werden hier die zukünftigen Entwicklungen noch Aufschluß geben. Denkbar wäre ja auch eine Aufspaltung des Papstamtes in einen mehr weltlichen Teil, etwa den eines Weltpräsidenten, und einen geistlichen Teil: daß er in einer Art „Ehrenvorsitzender aller christlichen Konfessionen“ auftreten wird. Jetzt, wo starke Entwicklungen im Blick auf eine Welteinheitsreligion laufen, wären noch andere Erweitungen des Papstamtes denkbar. Daß heute auch viele Protestanten den Papst als einen Sprecher aller Christen etabliert haben wollen, ist klar zu erkennen. Im Januar 1998 haben führende Repräsentanten deutscher Kommunitäten dies erneut vorgeschlagen85. Der Prior der Protestantischen Bruderschaft von Taize, Roger Schütz, hat schon lange vorgeschlagen, daß sich die gesamte Christenheit unter dem Papst sammeln solle. Trotz der Brüs-kierung der Lutherischen Kirchen mit dem Lehrschreiben „Dominus Iesus“ bleibt der vom Leiter des Lutherischen Weltbundes, Bischof Hirschler, aufgebrachte Gedanke, jetzt Einigkeit mit Rom über das Abendmahl und über das Papstamt zu schaffen86. Die lutherischen Bischöfe Hans Christian Knuth (Leitender Bischof der deutschen Lutheraner) und Johannes Friedrich (Catholica-Beauftragter der Lutherischen Kirchen Deutschlands) erwägen den Gedanken, den Papst zum Sprecher aller Christen zu ernennen.87 Es bleiben Fragen. Deshalb sollten wir das prophetische Wort emstnehmen und betrachten. Vieles werden wir erst, wenn es sich erfüllt, zweifelsfrei erkennen. Eines aber ist klar. Die Hure Babylon wird schon in dieser Weltzeit vernichtet. Sie wird auch ihre Märtyrer haben. Geschichtlich hat es solche Zeiten schon in der Vergangenheit gegeben. Wieviel Blutzoll mußte die Römische Kirche in der französischen85 oder mexikanischen89 Revolution, wo sich der Staat ihrer zu entledigen suchte, bezahlen. „Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier, die werden die Hure hassen und werden sie ausplündem und entblößen und werden ihr Fleisch essen und werden sie mit Feuer verbrennen.“ (Offb 17,16). Wieso beherrscht die Hure zeitweise das Tier (Offb 17,4). Sicher verbergen sich noch gar nicht absehbare Geschichtsentwicklungen hinter den Bildern. Trotzdem zeigt Gottes Wort, wo Vorsicht geboten ist. Es zeigt, wo Gefahren lauem. Wir sollten sie beachten (Offb 13,18). Jesus hat gewußt, wie schlimm es für die echten Jünger Jesu am Ende der Zeiten werden wird. Er erklärte: „Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verfuhren. Und weil die Ungerechtigkeit überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten. Und wenn diese Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch selig werden; aber um der Auserwählten willen werden diese Tage verkürzt“ (Mt 24,11-12.22). Aber er ermuntert auch: „Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig werden“ (Mt 24,13). Die Gemeinde ist trotz aller Finsternis nicht dem Teufel, dem Antichristen, den falschen Propheten oder dem Zeitgeist ausgeliefert: „Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. ... Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Mt 28,18.20b). 2000 Jahre hat Jesus seine Gemeinde durchgebracht. Die Feinde kamen und gingen und die Pforten der Hölle haben die Gemeinde nicht überwunden, wie Jesus es dem Petrus einst zusagte (Mt 16,18). Diese Zusage bleibt bis zum Schluß felsenfest bestehen. Wer Jesus vertraut, wird durchkommen, ganz gleich wie sich die Verhältnisse auf der Erde noch gestalten werden. Wer Jesus vertraut, kommt nicht nur durch, er blickt auch durch, weil er in aller Dunkelheit ein Licht hat, das ihm zeigt, was richtig und was falsch ist: „Um so fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen“ (2. Petr. 1,19). 2. Das Bild der sieben kleinasiatischen Gemeinden und ihre geschichtliche Verwirklichung Bevor wir näher auf gegenwärtige Entwicklungen in der Weltchristenheit eingehen, sollten wir uns fragen, wie es zu bestimmten Ereignisse und Tendenzen kommen konnte. Gottes Wort ist, wie wir schon sehr deutlich sahen, nicht nur ein seelsorgerlich-tröstendes und korrigierendes Wort, sondern auch ein prophetisches Wort90. Es beantwortet auch Fragen, deren Antwort im Augenblick verborgen erscheint, klar. * Der Inhalt der Offenbarung des Johannes Das letzte Buch der Heiligen Schrift, die Offenbarung des Johannes, gibt uns eine sehr eindrückliche Zusammenfassung über die geschichtlichen Entwicklungen von der Zeit der Apostel bis zum jüngsten Tag. Deshalb beginnt es mit den Worten (Offb 1,1): „Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen was in Kürze geschehen soll; und er hat sie durch seinen Engel gesandt und seinem Knecht Johannes kundgetan.“ Am Anfang der Offenbarung oder auch Apokalypse (deutsch: Enthüllung) wird ein Einblick in die äußeren und inneren Verhältnisse von sieben exemplarisch genannten Gemeinden Kleinasiens gegeben (Offb 2 und 3). Die Offenbarung endet mit einem Blick in das neue Jerusalem (Offb 21 und 22). Das ist der Ort, an dem die aus allen Zeiten, Völkern und Kulturen gesammelte Gemeinde, gemeinsam mit Jesus alle Ewigkeiten verbringen wird. Gleichzeitig ist das Neue Jerusalem auch ein Bild für die Gemeinde der Glaubenden, die nach ihrer Entrückung vom Himmel als Braut Christi auf die neue Welt zurückkehrt (Offb 21,2). In Kapitel 4 bis 20 werden wichtige weit- und kirchengeschichtliche Entwicklungen gezeigt, die sich vor dem auch äußerlich erkennbaren Sieg Jesu am Jüngsten Tag in der Welt zutragen werden: Gerichte gehen über die Erde (Offb 7,1 oder Kap. 6; 8; 9; 11,15 ff, 15 und 16). Eine antichristliche Weltmacht kommt auf (Offb 13) und wird propagandistisch unterstützt (Offb 13,11). Eine entartete pseudochristliche Religion wirkt und geht zugrunde (Offb 17+18). Die Gemeinde Jesu steht in der ganzen Zeit in harten Kämpfen, wird schwer bedrängt (Offb 13,7.17), aber trägt letztlich den Sieg davon (Offb 7,9). Es werden Christen, sowohl im irdischen Kampf (Offb 12,17), wie in der himmlischen Herrlichkeit (Offb 7,9.14-17) gezeigt. Die Offenbarung klärt Hintergründe und Zusammenhänge zwischen Vorgängen in der unsichtbaren Welt und Ereignissen auf der Erde auf (Offb 5+6; 7,2.3). Eine letzte Zeit von Harmonie, im 1000jährigen Reich, wird erwähnt (Offb 20,1-6) und das große, letzte (Jüngste) Gericht vor Gottes Thron wird gesehen (Offb 20,11-15). Die letzten Visionen dieses Buches öffnen dann einen Blick in den neuen Himmel und für die neue Erde (Offb 21+22). Primär geht es in der Offenbarung des Johannes nicht um innerweltliche, etwa politische Entwicklungen , sondern um den Weg des Volkes Gottes durch die Zeit hin zur Ewigkeit. Daß die Gemeinde Gottes Zentrum der Offenbarung ist, macht auch deutlich, daß am Anfang der Offenbarung nicht Visionen über große weltgeschichtliche Personen oder Ereignisse stehen, sondern sieben kurze, seelsorgerlich gehaltene Briefe an damals real existierende Gemeinden. * Unterschiedlicher Charakter der sieben Sendschreiben - Die Sendschreiben sind persönliche Briefe Jesu Die sieben Briefe am Anfang der Offenbarung sind besonders wertvoll, da die Gemeinde Gottes über keinerlei schriftliche Aufzeichnungen Jesu verfugt. Es waren Apostel, die - von Gottes Geist getrieben - die Evangelien oder neutestamentlichen Briefe niederschrieben (2. Petr 1,21). Die sieben Sendschreiben am Anfang der Offenbarung aber sind etwas Außergewöhnliches im Neuen Testament. Der erhöhte Christus hat sie persönlich diktiert. Dieses zeigen besonders die Anfangsverse der einzelnen Sendschreiben. Die Abfassungszeit der Sendschreiben war zwar nicht zu Jesu irdischen Lebzeiten, sondern als er sich, etwa 60 Jahre nach seiner Himmelfahrt, dem schon alten Apostel Johannes offenbarte. Jesus diktierte die Briefe als bereits zur Rechten Gottes Sitzender und über alle Mächte der Welt erhöhter Herr (Mk 16,19; Phil 2,9.10; Offb 1,17.18). In den Sendschreiben geht Jesus enthüllend, mahnend und warnend auf Probleme und Gefahren in den Gemeinden ein. Er bringt aber auch stärkendes Lob und freundliche Ermunterung für die sieben Gemeinden. - Seelsorgerische Briefe an einzelne Christen Durch die jeweilige persönliche Ansprache des Gemeindeleiters der damaligen Gemeinden (Engel, zu deutsch korrekt Bote genannt / Offb. 2,1 u.a.), sind die Sendschreiben auch individuell persönliche Schreiben an Einzelchristen. So darf sich jeder Christ bis heute persönlich angesprochen wissen. - Seelsorgerische Briefe an christliche Gemeinden an allen Orten und zu allen Zeiten Der jeweils letzte oder vorletzte Vers weist auf die Bedeutung der Briefe für alle Gemeinden der damaligen und der zukünftigen Zeit hin: „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ Möglicherweise wurden die Sendschreiben als Rundbriefe an die anderen Gemeinden weitergegeben. Johannes, der um das Jahr 95 n. Chr., während der Verfolgung unter Kaiser Domitian, auf der Insel Patmos gefangen war, war der letzte damals noch lebende Apostel91. Er hatte vor seiner Inhaftierung den Schwerpunkt seiner seelsorgerlichen Aufgabe in den sieben angesprochenen Gemeinden. Nun, da er interniert war, konnte er seinem Dienst dort nicht mehr nachgehen. Sicher haben ihn oft Fragen um die weitere Entwicklung dieser Gemeinden beschäftigt. Wußte er doch um ihre Bedrängnis, ihre Stärken und Schwächen. Nun nimmt Jesus diesen Dienst durch die Briefe selbst wahr. - Prophetische Briefe, die den Weg der Gemeinde Gottes schon im Vorhinein aufzeigen Allerdings macht die Selbsterklärung und der innere Zusammenhang der Offenbarung deutlich, daß diese Sendschreiben nicht nur seelsorgerlichen Charakter für damals und heute, sondern auch eine prophetische Bedeutung haben (2,25; 3,3.11.16 u.a.). Jeder der Briefe steht nach Ansicht vieler Ausleger und auch nach meiner Auffassung für eine Epoche der Kirchengeschichte. Dies wird aus dem Anfang der Offenbarung deutlich (Offb 1,19): „Schreibe, was du gesehen hast und was ist und was geschehen soll danach.“ Es gibt demnach eine Dreiteilung in der Offenbarung: Kapitel 1 zeigt, was Johannes auf der Insel Pathmos „gesehen" hat. Den erhöhten Herrn Jesus inmitten der Gemeinden als himmlischen Hohenpriester (Offb 1,12-17). Die Kapitel 2 und 3 zeigen „was ist": Die Wirklichkeit der Gemeinde während der Zeit der Gnade. Die Kapitel 4-22 des prophetischen Buches zeigen die vielfältigen zukünftigen Entwicklungen. Nach den 7 Sendschreiben heißt es (Offb. 4,1a): „Danach sah ich ...". das bedeutet, er sah und hörte als erstes die in den sieben Sendschreiben angekündigten irdischen Entwicklungen der Gemeinde Gottes. Nun sieht er etwas Neues, Zukünftiges. Er darf einen Blick in die himmlische Welt tun. - Prophetische Briefe, die Gemeindemodelle der Zukunft zeigen Die sieben Sendschreiben geben aber nicht nur einen prophetischen Einblick in die Entwicklung der Kirchengeschichte. Jedes der Sendschreiben zeigt auch ein Gemeindemodell, das sich in konkreten Kirchen und geistlichen bzw. ungeistlichen kirchlichen Bewegungen der späteren Christenheit manifestieren wird. Aus fast jeder in Gestalt einer Gemeinde gesehenen Epoche der Kirchengeschichte ging eine Kirchenorganisation oder Glaubensbewegung hervor, die die Züge der damals bestehenden und als Beispiel benutzten kleinasiatischen Gemeinde weiter trägt. Am deutlichsten wird dies vom dritten bis zum sechsten Sendschreiben. Sie stehen für Kirchen, die bis zur Wiederkunft Jesu vorhanden sein werden. In diesen vier Briefen wird ein direkter Hinweis auf Jesu Wiederkunft, die am Ende der Zeit dieser Kirche kommen wird, gegeben (2,16; 2,25; 3,3; 3,11;). Wenn wir die Sendschreiben betrachten, finden wir die wichtigsten Entwicklungen der Kirchengeschichte und die wichtigsten Konfessionen vorgezeichnet. 2.1 Ephesus, die reiche und intakte Gemeinde der nachapostolischen Zeit Die Stadt Ephesus war das politische Zentrum des damaligen Kleinasiens. Sie atmete den Geist der spätgriechischen Kultur und war mit Jerusalem und Athen eine der drei religiösen Zentren des römischen Altertums. Mit dem Artemisium, dem Heiligtum der Artemis* oder Diana, war Ephesus Mittelpunkt östlicher Mysterien-Kulte. Diese Kulte spielten in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt eine bedeutende Rolle im religiösen Leben des römischen Reiches. Ein Tempel in Ephesus war spezieller Mittelpunkt des Kaiserkultes92. Bis heute sind die Ruinen des Theaters von Ephesus erhalten (Apg 19,29). Ephesus bekam vom römischen Kaiser die Berechtigung, Spiele, vergleichbar den Olympischen Spielen, durchzuführen. Das Theater bot, mit seinen 66 Sitzreihen, über 24.000 Menschen Platz. Die Gemeinde Ephesus ging aus der Missionsarbeit des Apostel Paulus hervor. Paulus besuchte Ephesus zwei oder dreimal, zuerst von Korinth aus im Frühjahr 52 n.Chr. (Apg 18,18f) und dann von Herbst 52 bis Sommer 55. Zunächst predigte er drei Monate in der Synagoge. Als er dort aber auf Ablehnung stieß, trennte er sich mit den Jüngern von der Judenschaft und predigte zwei Jahre täglich im Lehrsaal des Tyrannus (Apg 19,8-10). Der dritte Dienst an Ephesus geschah von Milet aus, wohin er die Ältesten der Gemeinde Ephesus bestellte (Apg 20,17ff). Zwischen dieser Zeit und der Zeit, da Jesus sich dem Johannes offenbarte, lagen ca. 40 Jahre. Zwischenzeitlich sind zwei neue Generationen zur x Griechische Göttin der Natur und Jagd. Nach griechisch-heidnischer Vorstellung Tochter des Zeus und der Leto (Meyer II/ S.158). 58 Gemeinde gekommen. Im Leben der Gemeinde dieser Stadt war eine äußerlich kaum wahrnehmbare, aber trotzdem schwerwiegende Veränderung eingetreten. 2.1.1 Die Anfangszeit der nachapostolischen Kirche Prophetisch schildert der Brief die Anfangsphase der Kirchengeschichte und zugleich das Ende der apostolischen Zeit. Die Lage in der Gemeinde zu Ephesus scheint typisch für die Gemeinden nach dem Tod der meisten Apostel zu sein. Paulus bezeichnete als Grundlage des christlichen Lebens (1. Thess 1,3) „euer Werk im Glauben“, „eure Arbeit in der Liebe“ und „eure Geduld in der Hoffnung auf unsem Herrn Jesus Christus“. l.Kor. 13,13: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei.“ In Ephesus bleiben nur „Werke, Arbeit und Geduld“ (2,2). Die Liebe spielte keine erwähnenswerte Rolle mehr. Deshalb beklagt Jesus bitter, daß die Gemeinde die erste Liebe verlassen hat (Offb 2,4). Die Liebe zu Jesus ist erkaltet und in Vielgeschäftigkeit und Betrieb untergegangen. Die Werke der Gemeinde sind weiter gut und lobenswert. Aber das rechte Motiv für diese Aktivitäten ist verloren gegangen. Äußerlich ist alles in Ordnung. Aber alles was geschieht, geschieht ohne tiefe Liebesbeziehung zu Jesus. Dabei ist die göttliche Liebe (griech: Agape) das Zeichen wirklichen geistlichen Lebens. So heißt es: „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1. Joh 4,16b). Das geistliche Leben eines jeden Christen muß die Liebe Gottes als Grundlage haben: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5b). Nach außen ist die Liebe zueinander das Erkennungszeichen der Christen (Joh 13,35). Das Fehlen der Liebe ist der Anfang vom Ende der Gemeinde. 2.1.2 Mit der Ephesusepoche beginnt die Kirchengeschichte Man könnte sagen, daß mit der nachapostolischen Zeit die Geschichte der Urgemeinde endet und die Kirchengeschichte mit ihren Erfolgen und geistlichen wie irdischen Tiefs beginnt. Die Wurzeln späterer Fehlentwicklungen hatten schon in der nachapostolischen Gemeinde ihre Ansätze. Paulus sah dies voraus: „Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen.“ (Apg 20,29-30). Johannes wies bereits in seinem ersten Brief darauf hin: „Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört habt, daß der Antichrist kommt, so sind nun schon viele Antichristen gekommen; daran erkennen wir, daß es die letzte Stunde ist“ (1. Joh 2,18). 2.1.3 Jesus stellt die Lehrzucht der Gemeinde positiv heraus In den Gemeinden der nachapostolischen Zeit tauchten erste Irrlehrer auf, die Nikolaiten. Wahrscheinlich versuchten sie sich selbst zu Aposteln zu machen. Ephesus, exemplarisch für die ersten Gemeinden, ging ihnen nicht auf den Leim. Noch wußte man um die Bedeutung und Autorität des Wortes Gottes. Dadurch konnte man göttliche Lehre von Irrlehre unterscheiden. Aber weder soziale Dienste noch Gemeindearbeit oder biblische Lehrzucht können die Liebe zu Jesus ersetzen: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle“ (1. Kor 13,1). 2.1.4 Jesus ruft zurück zur Quelle geistlichen Wirkens Die in den Sendschreiben genannten sieben nachapostolischen Gemeinden Kleinasiens gingen später durch den Islam unter. Jesus hatte speziell der Gemeinde in Ephesus prophezeit, daß er ihren Leuchter umstoßen wird, wenn sie nicht Buße tut (Offb 2,5). Sie hatte die folgende Gnadenzeit nicht genutzt, um Buße zu tun. Ein religiöser Betrieb ohne Liebesverbindung zu Jesus ist in den Augen des Herrn nichts wert. Jesus kann auf ihn verzichten. Nur äußere Rechtgläubigkeit und Gemeindezucht, sogar wenn sie mit vorbildlicher Gemeindearbeit und diakonischen Taten verbunden ist, hat keine Verheißung. Dieser Gemeindetyp Ephesus zeigt die in Routine und äußerer Aktivität ohne Liebe erstarrte Kirche: eine Versuchung fiir jede Gemeinde nach der 2. und 3. Generation. 2.2 Smyrna, die arme und leidende Gemeinde vor der konstantinischen Wende Diese Gemeinde war in einer berühmten Handelstadt, einer der schönsten Städte der ganzen damaligen Region Asiens, zuhause. Den Name Smyrna könnte man mit „Myrrhe“ übersetzen. Myrrhe ist eine Zutat des Weihrauchs, der im Tempel benutzt wurde. Die Stadt lag an der Westküste Kleinasiens in einer tiefen Bucht, etwa 55 km nördlich von Ephesus. In römischer Zeit gab es unter der Bevölkerung viele Juden, die im Wirtschaftsleben und in der Verwaltung großen Einfluß besaßen und die Christen in der Stadt vielfach schikanierten und verfolgten. Die Anfänge der Gemeinde fallen vermutlich in die Zeit, da Paulus in Ephesus wirkte. 2.2.1 Smyrna: Der Typ einer Märtyrerkirche Der Brief beschreibt die arme, leidende Gemeinde, wie wir sie in der Zeit der römischen Christenverfolgungen finden. Sie repräsentiert alle Gemeinden während des 2. und 3. Jahrhunderts. Es sind die Gemeinden, die die römischen Christenverfolgungen durchleiden mußten. Bekannt ist der Märtyrertod des späteren Bischofs von Smyrna 155 n. Chr., Polykarp9 . Wie wird ihn der Brief getröstet haben, wurde er doch als Gemeindeleiter (Engel), im Brief persönlich angesprochen (Offb 2,8). Polykarp stand zur Zeit seines Martyriums in eben dieser Funktion. Er ließ sein Leben während der in dem Sendschreiben prophetisch angesprochenen geschichtlichen Epoche. 2.2.2 Die prophetische Bedeutung, der im Brief erwähnten 10-tägigen Trübsal Wahrscheinlich hat es während der Verfolgungen in Smyrna einen besonders schweren Progrom von 10 Tagen gegeben. Auf jeden Fall gibt Jesus mit der Angabe über die Länge der Leidenszeit zu erkennen, daß er auch der schlimmsten Zeit Grenzen gesetzt hat. Er weiß, was die verfolgten Christen tragen können, und läßt nicht mehr an sie heran, als was durchstehbar ist. Die Zahl 10 spielt allerdings in der Zeit der späteren altrömischen Verfolgungen eine besondere Rolle. 2.2.3 Zehn große römische Christenverfolgungen Die 10 Tage Verfolgung beziehen sich prophetisch auf die 10 großen Christenverfolgungen der römischen Zeit von Nero bis Diokletian94. All diese Verfolgungen forderten von den Christen einen hohen Blutzoll. 2.2.4 Die letzte und schwerste Christenverfolgung: 10 Jahre Leid unter Kaiser Diokletian Die letzte Verfolgung war wohl die schwerste und längste. Äußerlich hatten manche den Eindruck, daß das Christentum vom antichristlichen Staat zermalmt war. Deshalb ist wohl die zehnjährige Verfolgung von 304 bis 313 n. Chr. unter Diokletian im besonderen Sinn eine Erfüllung der 10-tägigen Trübsal aus Offb 2,10)95. Dieser Typ der verfolgten Gemeinde kommt in allen späteren Epochen immer wieder vor. Verfolgung begleitet die Gemeinde Gottes bis zum Schluß. 2.2.5 Wer steht hinter der Verfolgung? Jesus gibt der verfolgten Gemeinde eine besonders wichtige Information über den Hintermann der Verfolgung. Es ist Satan, der Teufel selbst. Das soll die Gemeinde im Auge behalten, sonst beginnt sie, Menschen, die Verfolger und Peiniger zu hassen. Der Herr aber will es anders: „Segnet, die euch verfolgen“ (Röm 12,14). Das aber kann man nur, wenn man vor Augen hat: „Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel“ (Eph 6,12). Auch die jetzigen Peiniger sind Menschen, für die Jesus gestorben ist. Auch ihnen gilt Gottes Liebe. Sie können sich noch bekehren und gerettet werden. Feinde aus Satans Synagoge werden zum Glauben kommen. War doch schon Paulus ein Beispiel für dieses Wunder. Gott wiederholt dieses Wunder immer wieder. Aus Feinden wurden Missionare und manches Mal selbst Märtyrer. Deshalb darf die Gemeinde nie vergessen, daß Satan und nicht Menschen der Feind sind. 2.2.6 Keine Kritik an Smyrna Neben Philadelphia ist es nur die Gemeinde in Smyrna, die keine Kritik vom Herrn bekommt. Sicher waren auch die Christen in der Zeit der Verfolgung nicht vollkommen. Sie waren ja Menschen mit all ihren Schwächen. Während dieser Zeit kam es zu Streitigkeiten, ja sogar zu Spaltungen. Es gab schwärmerische Verirrungen und harten Richtgeist, besonders nach Verfolgungswellen. Aber Verfolgungen wirken für die Gemeinde Jesu nicht zerstörend, sondern reinigen von fremdem weltlichen Einfluß. Der Herr bewahrt die bedrängten Gotteskinder. Um die arme, leidende Gemeinde hat der Herr keine Sorge. Armut, Drangsal und Verleumdung (Offb 2,9) können geistlichen Reichtum nicht verdrängen. Bis in unser Jahrhundert werden Christen durch Verfolgung in die Versuchung gebracht, den Herrn zu verleugnen. Aber Kinder Gottes dürfen wissen: Der Herr spricht das erste und das letzte Wort. Die Reiche der Verfolger gingen unter, die verfolgte Gemeinde blieb. Sie lebte aus Jesu Verheißung: „Die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18b). Der Gemeinde ist die Krone des Lebens zugesagt (Offb 2,10). Kirchenvater Tertullian (160-220 n. Chr.), der die Verfolgungen selbst erlebte, schrieb den Satz: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche“. Sicher ist auch der Name der Stadt „Myrrhe“ (Smyrna) nicht ohne Bedeutung. Myrrhe war ein kostbares und wohlriechendes Gewürz, das dem Salböl der Könige beigemischt wurde. Symbolisch könnte uns der Name Smyrna sagen: Die Leiden der Kinder Gottes dienen zur Verherrlichung - sind doch ihre Glieder Könige und Priester Gottes (1. Petr 2,9). 2.2.7 Das Ende der Verfolgungszeit Das Ende der römischen Verfolgung kam durch den Richtungswechsel in Roms Regierung mit Kaiser Konstantin. Es gibt Christen, die bedauern, daß unter Konstantin das Christentum frei und später sogar die vorherrschende Religion des Römischen Reiches wurde. Durch die staatliche Begünstigung des Christentums wurde vielen Fehlentwicklungen in der Kirche die Tür geöffnet. Aber die Christen, die am Ende der 10-jährigen Verfolgung unter Diokletian äußerlich keine Hoffnung mehr hatten, sahen das bestimmt ganz anders. Kirchengeschichtlich war die Verfolgungszeit in der Smymaepoche ein Segen für die Christenheit. War die nachapostolische Kirche in der Ephesusepoche zu einer religiösen Routinevereinigung geworden, so bewirkte die Verfolgungszeit der Smymaepoche geistliche Reinigung. Es bleibt bewahrheitet, was Paulus den Römern schrieb: „Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluß berufen sind“ (Röm 8,28). Der Gemeindetyp Smyrna stellt die leidende Gemeinde mit großer Zukunftsverheißung vor unsere Augen: die Märtyrerkirche aller Zeiten 2.3 Pergamos, die streitende und bekennende Gemeinde in vielfältigen Versuchungen Die Stadt Pergamos war einer der Brennpunkte kulturellen und geistigen Lebens ihrer Zeit. Hier wurde seit König Eumenes II. (197-159 v. Chr.) die Herstellung des Pergaments gefordert, das dann auch seinen Namen von der Stadt Pergamos bekam. Dieses neue Schreibmaterial war viel haltbarer als der bis dahin gebräuchliche Papyros. Pergamos war ein offizielles Zentrum des Kaiserkultes. In der Stadt befand sich der Pergamonaltar, der als ein gigantischer Thron des Zeus verstanden wurde. Er ist heute im Pergamonmuseum in Berlin zu sehen. 63 Die am Altar dargestellten Szenen zeigen den Krieg der Giganten, ein grausames Gemetzel von Wesen, die man in der Antike als Götter oder Halbgötter verehrte. Gottes Wort entlarvt diese sogenannten Götter als „Nichtse“, hinter denen die Dämonen stehen (1. Kor 8,4; 10,20). 2.3.1 Das erste Kirchenmodell der Offenbarung, das bis zur Wiederkunft Jesu bleiben wird Vom dritten Sendschreiben an finden wir in allen Sendschreiben Hinweise auf Jesu bevorstehende Wiederkunft. Daraus können wir schließen, daß der Typ dieser Gemeinden bis zu Jesu Wiederkunft erhalten bleiben wird. Deshalb haben wir hier nicht nur eine Prophezeiung auf eine Zeitepoche in der Geschichte der Kirche, wie in Ephesus und Smyrna (für die nachapostolische bzw. die Zeit der altrömischen Christenverfolgungen) vor uns. Wir haben hier auch das Modell einer Kirchenorganisation, die es bis zur Wiederkunft Jesu geben wird. Das Modell Pergamos trägt Züge der bis heute bestehenden sogenannten ,, Orthodoxen Kirche “ des Ostens. 2.3.2 Von der Verfolgungsnot in die Gefahr der Unterwanderung Martin Luther sagt in seinem bekannten Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ etwas über die Taktik im Kampf des Teufels gegen die Gemeinde aus: „Groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist“. Mußten die Christen zur Zeit der Smyrna-Epoche die äußere Macht Satans mit Schwert und Feuer spüren, so tritt Satan in Pergamos als der listige Unterwanderer der Gemeinde auf. Die Verfolgungsangriffe mit staatlicher Macht konnten der Gemeinde nicht wirklich schaden. Aber die List Satans in den späteren Epochen schaden ihr sehr. In Offb 2,9.10 sehen wir Satan als brüllenden Löwen, der die Gemeinde zu vernichten sucht. Trotzdem bleibt der Gemeinde die Siegerkrone verheißen. Die Gemeinde Pegamos hat solche Verfolgung gerade hinter sich. Es hatte Märtyrertum in ihrer Mitte gegeben (Offb 2,30). Jetzt endlich ist äußerer Frieden eingekehrt. Frieden bedeutet nicht, daß Satan seine Pläne zur Vernichtung der Gemeinde aufgegeben hat. Er hat nur seine Taktik geändert. Nicht mehr äußere Bedrängnis, sondern Unterwanderung von innen wird in der Pergamosepoche Satans Hauptmethode. Paulus schon warnte vor dieser teuflischen List: „Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts“ (2. Kor 11,14). 2.3.3 Die Pergamosepoche umfal.it kirchengeschichtlich die Zeit von 313 bis ins 7. Jahrhundert. Es ist die Zeit unmittelbar nach der sogenannten Konstantinischen Wende. Der Kaiser selbst nahm das Christentum an. Die Kirche wurde ab 313 nicht mehr verfolgt. Nach wenigen Jahren war das Christentum Staatsreligion. Es beginnt die Zeit der Staats- und Volkskirchen. Das Christentum bekam die Privilegien, die einst die alten heidnischen Religionen Roms innehatten. Ja, oft hat es eine Macht, von der die Heidenpriester noch nicht einmal zu träumen wagten. Diese Position konnte die Kirche teilweise bis zum heutigen Tag halten. Konnten vor 313 Christen keine Staatsbeamte werden und waren ihnen auch fast alle anderen Aufstiegsmöglichkeiten im Staatsdienst verbaut, so bekamen von jetzt an nur noch Christen die Chance, eine Führungsstelle im Staat und in der Gesellschaft zu erhalten. In dieser Zeit wurden die heidnischen Religionen, ebenso wie das Judentum, zuerst unterdrückt, später blutig verfolgt. Aus der verfolgten Christenheit wurde selbst eine Verfolgerin. Der sonst sehr verdiente Kirchenvater Augustin (354—430) rief bis zur physischen Vernichtung des Heidentums auf96. Selbst der sich in seiner Lehre an Augustin orientierende Reformator Dr. Martin Luther war, besonders im Alter, in solchen Gedanken verfangen. Er meinte, daß man, wenn die Juden ihre Religion weiter praktizieren und sich nicht zum christlichen Glauben bekehren, ihre Synagogen und Häuser verbrennen solle, sie vertreiben müsse und ihre Rabbiner zu töten seien97. Seit 313 stellte sich die Gemeinde unter den Schutz der Welt. Damit lieferte sich die Kirche der Autorität des römischen Kaiser aus. Der Inhaber des Amtes, der sich seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) göttlich verehren ließ, wird jetzt von der Kirche gesegnet. Sie segnet nicht nur ihn, sie segnet teilweise bis in unsere Tage die Kriege und Waffen der Regierungen. Letzte Beispiele waren im Balkankrieg in den Aktivitäten der Serbisch-Orthodoxen Kirche zu sehen9*. Sie gehört gemeinsam mit der Evangelischen Kirche Deutschlands dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) an. Auch der ÖRK selbst stand nicht nur segnend, sondern sogar geldgebend hinter politischen und kriegerischen Aktivitäten. Seit 1969 finanzierte er kommunistische Befreiungsbewegungen in der 3. Welt, verurteilte Südafrikas Apartheid-Politik, aber schwieg zu den schweren Christenverfolgungen im kommunistischen Machtbereich. Mit seinem Antirassismusprogramm unterstützte der ÖRK Bewegungen, die wie die SWAPO oder der ANC ihre Gegner in eigenen Konzentrationslagern folterten und umbrachten99. Israel wurde in vielen offiziellen Erklärungen des Weltkirchenrats verurteilt. Man steigerte sich so sehr, daß der Zionismus als eine Art des Rassismus verurteilt wurde. Der ÖRK stellte die jüdische Bewegung damit auf eine Stufe mit dem Nationalsozialismus100. Doch zurück zum 4. Jahrhrundert: Nach 313 rief der Kaiser persönlich Synoden ein und entschied sogar in Lehr- und Glaubensfragen. Die Anerkennung, die die ersten Christen der Obrigkeit im Kaiserkult verweigerten, erhält die weltliche Obrigkeit jetzt teilweise wegen deren Mitwirkung im System innerhalb der Kirche. 2.3.4 Trotz Fehlentwicklungen vergißt der Herr die Treue der Christen nicht Die Gemeinde von Pergamos erhält nicht nur Tadel. Im Sendschreiben erntet die Gemeinde zuerst Lob. Der Herr übersieht auch die frühere Standhaftigkeit der Christen von Pergamos nicht. Er vergißt die Leiden, die hinter ihr liegen, nicht einen Augenblick. Aber aus Liebe zu ihr muß er ihre Schwächen nennen. Nur durch Buße hat diese Gemeinde eine Zukunft (Offb 2,16.17). Pergamos ist standhaft gegenüber den Verfolgungen der Welt, aber wankelmütig gegenüber Irrlehrem in den eigenen Reihen. 2.3.5 Vermischung mit dem Geist der Welt Der Hinweis auf Bileams Rat und auf die in Pergamos geduldeten Nikolaiten offenbart, wie sich die Irrlehre in den eigenen Reihen ausbreitet. 2.3.6 Die von Jesus gehaßte Lehre der Nikolaiten Hat die Gemeinde von Ephesus, ebenso wie unser Herr Jesus Christus, die Lehre der Nikolaiten noch gehaßt (Offb 2,6), so haben sich die Nikolaiten in Pergamos schon etabliert. Wahrscheinlich handelte es sich bei den Nikolaiten um gnostische Irrlehrer, die behaupteten, sich auf den Jerusalemer Diakon Nikolaus berufen zu können (Apg 6,5). Der griechische Name Nikolaus heißt zu Deutsch „Volksbesieger“ oder auch „Volksbezwinger“. War in der Urgemeinde das Priestertum aller Gläubigen Grundlage (1. Petr 2,9), so bildete sich in der Kirche, besonders nach der Kon-stantinischen Wende, ein herrschender Klerus heraus Er nahm dem Kirchenvolk die Rechte. Die kirchliche Priesterkaste verstand sich jetzt als Mittler zwischen den normalen Christen und Gott. Sie wurde die religiöse Obrigkeit, die anderen wurden das Kirchenvolk. Dies war ein durch den neuen Bund überholter Rückschritt in alttestamentliche Geset- zesordnungen. Es war ein Verlassen des seit Jesu Kreuzestod offenbarten Weges, allein über Christus zu Gott zu gelangen. Gleichzeitig war das die Übernahme der Ordnungen, wie sie auch die heidnischen Religionen kannten. In ihrer hierarchischen Gemeindeordnung fiel die Kirche geistlich hinter das Judentum zurück. Denn im Judentum gab es seit der Zerstörung des Tempels 71 n. Chr. keinen Priesterstand mehr. Alle Gemeindeglieder waren gleich. Rabbiner waren und sind nur gelehrte Juden, aber bilden bis heute keinen Klerus. Die Nikolaiten veränderten die Gemeinde soweit, daß die Kirche äußerlich Titel, Gewänder und Zeremonien und innerlich die Philosophie der heidnischen Religionen aufnahm101. Jesus hatte das Aufkommen von Würdenträgern und Titeln in der Gemeinde verboten: „Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder“ (Mt 23,8). Zwar gibt es schon in der Urgemeinde Ämter, die aber immer als Dienste an der Gemeinde und nie als Herrschaft über die Gemeinde verstanden wurden (1. Petr 5,1-3). Herrscher über die Gemeinde wurden von den Aposteln bekämpft (3. Joh 10). Die im Neuen Testament genannten Bischöfe waren Laien, die im Team die Gemeinde geistlich versorgten (Apg 20,28; Eph 4,12). Die Nikolaiten besiegten das normale Gemeindevolk und wurden zu den Herrschern über deren Seelen. Sogenannte Sakramente wurden an die Ämter gebunden. Zwar gab es schon seit dem 2. Jahrhundert derartige Entwicklungen in der Christenheit, aber erst durch das Aufkommen des Staatskirchentums konnten sie die Macht ergreifen. Diese von Christus gehaßte Lehre ist verschieden stark in fast alle Denominationen eingedrungen. Heute bildet ein Klerikerstand die Oberschicht in fast allen Staats- und Volkskirchen.Aber auch Freikirchen kennen derartige Ämter oder Entwicklungen dazu. Durch den Ökumenischen Rat der Kirchen hat sich über das sogenannte Lima-Papier sein Einfluß sogar in solchen Kirchen ausgebreitet, die dem Ritualismus immer kritisch gegenüber standen. Folgen des im Christentum verinnerlichten Ritualismus erkennt man auch daran, wenn ein solch verdienstvoller und profilierter Theologe wie Professor Peter Beyerhaus meint, sich über die Bischofsweihe in apostolischer Sukzession besondere geistliche Amtsautorität schenken lassen zu müssen102. Die Irrlehre der Nikolaiten ist auch heute eine Gefahr für die Gemeinde der Gläubigen. 2.3.7 Bileams Lehre Der hebräische Name Bileam heißt zu deutsch „Volksverderber“. Bei der Lehre Bileams haben wir es mit gnostischen Irrlehrem zu tun, die einen falschen Freiheitsbegriff in die Gemeinde brachten. Bileam war ein heidnischer Zauberer, der dem König der Moabiter, Balak, den Rat gab, die Kinder Israels durch Unzucht und Götzendienst von Gottes Segen zu trennen. In der Pergamosgemeinde trieben die Verderber des Gottesvolkes ihr verführerisches Handwerk. Man fiel nicht ab von Gott, sondern vermischte Evangelium und Heidentum. Es verbindet sich Wahrheit mit Lüge, Gottesdienst mit Götzendienst. Die Folge ist geistliche und kultische Prostitution. Ein Beispiel für das Eindringen der biliamitischen Verirrung ist die christlich verbrämte Aufnahme der Verehrung von heidnischen Muttergottheiten. Auf diesem Götzendienst beruht letztlich die Marienverehrung der Orthodoxen und Katholischen Kirchen103. Vieles spricht dafür, daß sich Kaiser Konstantin (280-337) selbst im weitesten Sinne als eine Art Sonnengott betrachtete104. Auch die in Massen dem jetzt privilegierten Christentum zuströmenden Heiden brachten ihre vielfältigen religiösen Vorstellungen ins Christentum ein. Folge war ein vermehrter Bilderkult, die Verehrung eines unüberschaubaren Heeres von Heiligen, die fast die gleiche Autorität und Zuständigkeiten zugesprochen bekamen, wie vormals die heidnischen Götter. So war nicht mehr Bachus der Gott des Weines, sondern Noah der Schutzpatron der Winzer. Es wurde nicht mehr zu Aphrodite gebetet, sondern zu Maria oder Maria Magdalenay. 2.3.8 Einige Bileamsjünger in unseren Tagen Die Verirrung der Gemeinde von Pergamos hatte zu allen Zeiten ihre Fortentwicklung. Auch in unserer Zeit dringt neues Heidentum in die Kirchen Jesu Christi ein. So praktizierte die südkoreanische reformierte Theologin Chrung Hyun Kyung während ihres Referates bei der 7. Vollversammlung des Weltkirchenrates im Februar 1991 in Canberra die Anrufung von Geistern und Ahnen105. Sie sieht kein Problem darin, Pfarrerin, christliche Theologin und gleichzeitig eine heidnisch koreanische Zauberin zu sein. Wie der Göttinnenkult unter dem Deckmantel der Marienverehrung in die Kirche eindrang, so dringt heute der Feminismus in die Kirche ein. 2.3.9 Der Herr ruff die gefährdete Gemeinde zur Buße y So wurde Ephesus, wo einst Diana verehrt wurde, der Ort Marias. Die Synode von Ephesus 431 beschloß die Verehrung Marias als „Gottesmutter“. Jesus scheidet Geistliches und Fleischliches. Deshalb ruft er Pergamos zur Buße. Wie damals ergeht auch heute Jesu Bußruf mit deutlicher Klarheit an die Christenheit. Wenn die Kirche von Pergamos zwar Christus nicht verleugnet, so besteht doch bei dem Pergamos-Typ die Gefahr, Menschen in den eigenen Reihen zu dulden, die fremde Geister in die Gemeinde tragen. Dann wird die Lehre Christi zu einer Philosophie gemacht. Aus der Botschaft der stellvertretend vollbrachten Erlösung wird eine Selbsterlösungslehre. Heute dringen Gedanken aus anderen Religionen, aus innerweltlichen Philosophien und Wissenschaften in die Kirche ein. Dies beginnt bei rationalistischen Bibelauslegungen in der modernen Theologie und geht bis zu den Extremen der Feministischen Theologie, die davon reden, daß das Blut des weiblichen Zyklus für die Welt erlösender wirkt als Jesu Blut von Golgatha106. 2.3.10 Die Orthodoxe Kirche, ein Abbild von Pergamos Besonders deutlich hat sich der Typ der Pergamosgemeinde in der Orthodoxen Kirche des Ostens erhalten. Sie selbst versteht sich in direkter Tradition zu der konstantinischen Zeit. Äußerlich fand sie ihre Struktur durch die Kirchenspaltung von 1054, dem sogenannte Schisma. Die Orthodoxen Kirchen zeigen bis heute ein recht gemischtes Erscheinungsbild. Auf der einen Seite versucht man in der Ostkirche, eine gute und durchdachte Theologie zu betreiben. Dies war auch ein Anlaß, sich im 11. Jahrhundert dem Machtanspruch des Papstes nicht zu unterwerfen. Heute mahnen gerade die Orthodoxen Kirchen im Weltkirchenrat zu einer Abwendung des in den westlichen Kirchen herrschenden Zeitgeistes. So gab die Russisch-Orthodoxe Kirche wegen der in den liberalen Kirchen des Westens eingedrungen Akzeptanz von nichtehelichen Lebensgemeinschaften, der Homosexualität, der Akzeptanz heidnischer Religionen als „Offenbarung des Heiligen Geistes“ und der Frauenordination 1999 ihre aktive Mitarbeit in der Genfer Ökumene auf107. Andererseits neigen die Orthodoxen Kirchen, fast noch mehr als die Römisch-Katholische Kirche, zu Bilderkult und Selbsterlösungslehre in sogenannten guten Werken . Vieles im Kult der Orthodoxen hat eindeutig heidnische Wurzeln. Da gibt es Weihehandlungen und Vergottung der „heiligen Mutter Erde“ bzw. „Rußlands“ usw. Der Klerus ist ebenso ausgebaut wie in der Kirche von Rom. Die Volksfrömmigkeit des Ostens ist ein Mischmasch von Aberglauben, Heidentum und christlichen Gedanken. Auch ist zu beobachten, daß diese Kirchen immer wieder eine besondere Unterordnung unter den jeweiligen Staat praktizieren (z.B. ist die Anbiederung großer Teile der Ostkirchen an die Staatsmacht unübersehbar). Hier verhalten sie sich wie die Kirche nach der Konstantinischen Wende. Diese Kirche wurde immer mehr Hofkirche der römischen Kaiser in Konstantinopel. Wie die Russisch Orthodoxe, aber auch die Rumänisch Orthodoxe Kirche immer zu Zar und König standen, so standen sie auch bis zum letzten Augenblick voll hinter den kommunistischen Machthabern2. Sie benutzten dabei die gleichen Kniffe und diplomatischen Lügen wie ihre roten Herren. Viele der Bischöfe und Priester waren Spitzel und Agenten ihres Staates108. Heute versuchen sie, besonders in den Staaten der früheren Sowjetunion größten Einfluß im Staat zu bekommen. Die Russisch Orthodoxe Kirche versucht, alle anderen Kirchen mit Hilfe des Staates in die Knie zu zwingen. Das neue Religionsgesetz in Rußland degradiert alle anderen Kirchen zu religiösen Gruppen minderer Bedeutung109. Die Orthodoxe Kirche hat es mit viel Diplomatie, Lügen und mafiaartigen Verbindungen durchgesetzt, daß nur Kirchen, die schon 1977, also zu kommunistischer Zeit, in der Sowjetunion vom Staat anerkannt waren, in Rußland frei arbeiten dürfen. Es war der Serbische Patriarch Pawel, der als einer der schlimmsten nationalistischen Kriegstreiber im serbisch-bosnischen Balkankonflikt auftrat"0 Wenn die Serbisch Orthodoxe Kirche nach dem verlorenen Kosovokrieg gemeinsam mit der Opposition gegen Milosowic auftritt, so sicher deshalb, weil sie unter dem Eindruck steht, daß sich der Exkommunist nicht mehr lange halten kann und ihre Kirche bei der dann sicher an die Hebel der Macht im Staat nachrückenden liberalen Opposition Einfluß haben möchte. Die Parallelen zur Gemeinde von Pergamos sind offensichtlich: Die Orthodoxe Kirche hat unter Stalin eine unübersehbare Zahl von Märtyrern gehabt1". Aber die blutig verfolgte Kirche wird, kaum hat sie wieder die Möglichkeit, selbst zur Verfolgerin der anderen Christen“. 2 So verhinderte die Rumänsch Orthodoxe Kirche im ÖRK jede Kritik an der kommunistischen Diktatur, bis zum Tode Ceaucescus 1989. Ähnliche Verblendung gab es aber auch bei deutschen Politikern und Kirchengrößen, wie etwa bei dem früheren Präses der EKD und späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Er lobte die „verantwortungsbewußte Führung“ des als brutalen Verfolger bekennender Christen berüchtigten Nicolae Ceaucescu (Idea 28/29/ 1999). aa Das neue russische Religionsgesetz ist auf Betreiben der Orthodoxen Kirche, teilweise gegen den Widerstand des Präsidenten Boris Jelzin, zustande gekommen Selbst im demokratisch regierten Griechenland ist die Orthodoxe Kirche immer wieder in die Verfolgung von missionarischen Protestanten verwickeltbb. 2.3.11 Wichtige Lehre aus dem Staatskirchentum für gläubige Christen: Wenn die Gemeinde ein Bündnis mit der Welt eingeht, wird die Welt dadurch nicht wirklich christlicher, die Gemeinde aber viel weltlicher. Mit dem Weltgeist aber zieht auch der Fürst der Welt, Satan, mit ein. Der Gemeindetyp Pergamos zeigt die Staatskirche, die von der Welt immer mehr unterwandert wird: die östlich-orthodoxe Kirchenprägung 2.4. Thyatira, die mittelalterliche Gemeinde voll heidnischer Unterwanderung Die Gemeinde in Thyatira existierte in einer damals sehr bekannten Industrie-und Handelsstadt. Sie war berühmt durch ihre Purpurfarbereien (Apg 16,14). Kirchengeschichtlich wurde diese Stadt später als Zentrum der schwärmerischen Montanistensekte112 bekannt. Der Name der Stadt heißt ins Deutsche übersetzt „Opfertor“. In diesem Sendschreiben wird prophetisch die dunkelste Periode der Kirchengeschichte, das Mittelalter und die in ihm herrschende Römisch-Katholische Kirche, beschrieben. 2.4.1 Thyatira als Bild der mittelalterlichen Kirche In der Thyatira-Phase sehen wir prophetisch eine zwar ähnliche, aber noch weltlicher geprägtere Epoche als in der Pergamoszeit. Herrschte in Pergamos die Welt über die Kirche, so herrscht jetzt die Kirche in der Welt. Allerdings keine geistlich gelenkte Kirche, sondern eine religiöse bb Der CDU Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe hat sich mit einer „Großen Anfrage“ bezüglich der Aktivitäten der Bundesregierung zu Gunsten verfolgter Christen an die Regierung gewendet, ln diesem Zusammenhang wird auch die systematische Benachteiligung von Protestanten, auf Betreiben der Orthodoxen Kirche in Griechenland, erwähnt (Idea 30.6.1999). Organisation, in der bereits der Fürst der Welt (Joh 14,30; Eph 6; 12) in Gestalt seiner Prophetin (Offb 2,20) das Sagen hat. Das Zeitalter von Thyatira ist identisch mit der Zeit des sogenannten finsteren Mittelalters, der Hochzeit der katholischen Kirche. Mit der Amtszeit von Papst Gregor I (590-610) beginnt die Zeit der Römisch-Katholischen Kirche. Unter Papst Innozens III. (1198-1216) hatte die Macht der römischen Kirche ihren Höhepunkt erreicht. Innozens verstand sich im 12. Jahrhundert als Herrscher, nicht nur über die ganze christliche Kirche, sondern über die ganze Welt. Das schloß die politische Herrschaft über die Länder und Regierungen mit ein. In Europa hielt sich dieser Zustand, wenn auch durch einen zunehmenden politischen und moralischen Verfall des Papsttums geschwächt, bis zur Reformation. Die Römische Kirche degradierte im 12. Jahrhundert den wichtigsten Staat Europas, das Deutsche Kaiserreich, zu einem sogennannten Lehen des Papstescc. Der Papst ernannte die deutschen Kaiser und setzte sie je nach kirchlichen Interessen wieder ab. Aber auch in den meisten anderen europäischen Staaten hatte der Papst größten politischen Einfluß. Der Papst wurde kirchlicher und weltlicher Herrscher13. Auch dogmatisch beanspruchte er zwei Gewalten: Eine geistliche als oberster Kirchenfürst und eine weltliche, in der er den Anspruch erhob, die Reiche der Welt dem zu geben, den er dafür aussucht. Seine Macht ruhte nicht nur auf pseudotheologischen Argumenten. Sie beruhte auch auf einer der größten Betrügereien der Weltgeschichte, der sogenannten Konstantinischen Schenkung Am Ende des ersten Jahrtausends tauchte eine Dokumentensammlung, die sogenannte Pseudo-isedorische Dekretaliensammlung, auf114. Diese Urkundensammlung besagte unter anderem, daß Kaiser Konstantin vor seiner Übersiedlung nach Konstantinopel, der damals neu ernannten Hauptstadt des oströmischen Reiches, dem Papst Westeuropa als politischen Herrschaftsbereich geschenkt habe. Heute weiß man, daß dieses Dokument eine Fälschung aus dem 9. Jahrhundert war. Sie hatte nur ein Ziel: die politische Macht des Papstes zu untermauern115. Die Bibel zeigt, daß eine Kirche, die ihre Macht auf Lügen aufbaut, in der Hand des Teufels ist. Jesus sagte einst: „Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lügen redet, so spricht er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge“ (Joh 8,44). cc Wer mit einem Territorium beliehen wurde, blieb den Lehnsherrn gegenüber in Abhängigkeit. So setzten Kaiser Fürsten zu Lehns-empfangem und Fürsten Adlige dazu ein (Meyer XIII/S.56f). War die Orthodoxe Kirche eine Kirche, in welcher der Staat regierte (Pergamosepoche), so ist die Thyatirakirche eine Kirche, die über den Staat herrschen wollte und auch zeitweise herrschte. 2.4.2 Isebel, die Herrin in Thyatira Im Sendschreiben an Thyatira wird dem Sohn Gottes, dem Retter und Herrn der Gemeinde, der erschlichene Machtanspruch Isebels, die sich zur Chefin der Gemeinde aufgeschwungen hat, gegenübergestellt. Wer ist diese Isebel? In der konkreten Ortsgemeinde scheint es ein Pseudonym für die Frau des Gemeindeleiters gewesen zu sein. Einige Übersetzer meinen, man müßte im Vers 20 die Wendung „das Weib Isebel“ mit „deinem Weib Isebel“ wiedergeben. Isebel war eine alttestamentliche, israelische Königin, die nicht zum Volk Gottes (Israel) gehörte (1. Kön 16,31). Sie war die Tochter des Priesterkönigs Etbaal von Sidon und Phönizien. Ihre Heirat mit König Ahab machte sie zur Königin Israels. Innerlich blieb sie ein Fremdkörper im Volke Gottes. Sie hatte während ihrer Regierungszeit alle Propheten Gottes, deren sie habhaft werden konnte, töten lassen. Sie achtete Gottes Gesetz nicht und führte in Israel eine Willkürherrschaft ein, wie man sie sonst nur aus den heidnischen Ländern kannte. Symbolisch wird ihr Name in Thyatira verwendet. Die unter dem Pseudonym Isebel genannte Frau wurde in dieser Gemeinde als Prophetin akzeptiert. Das heißt, daß ein gottloses Element in der Gemeinde als Sprachrohr Gottes akzeptiert wurde. Sie verkündet nicht, was der „Geist den Gemeinden sagt“, wie Jesus am Ende jedes Sendschreibens als notwendig betont, sondern was die unter ihrem Einfluß stehende Gemeinde (Kirchenorganisation) den Menschen sagt. Sie lehrt, was ihre Kirche für recht hält. Prophetisch erklärt dies, welcher Geist im Mittelalter und heute noch in der Katholischen Kirche das Sagen hat. Durch den Einfluß einer solchen heidnischen Kraft, wie es Isebel in Israel war, kam es dazu, daß in der mittelalterlichen Theologie das antike Heidentum um die Gedankengebäude der Philosophien eines Plato und Aristoteles in der Kirche zu Bedeutung gelangte116. Die später in der Kirche akzeptierten Philosophien stammten aus vorchristlichen Zeiten. Der Apostel Paulus kannte sie und warnte die Gemeinden eindeutig vor deren Einfluß: „Seht zu, daß euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus“ (Kol 2,8). Die katholische Kirche richtete sich nicht mehr nach der Lehre der Apostel, wie es hätte sein müssen (Apg 2,42). In ihr hatte längst das welt- liehe Denken neben der Bibel Platz gefunden. Nicht Gottes Wort war alleiniger Maßstab des Glaubens, sondern die Lehre der falschen Prophetin des heidnischen Zeitgeistes. Seit dem Mittelalter sprachen besonders extreme Kirchenanhänger von der Kirche als „Mutter“. Am deutlichsten wurde der heidnische Einfluß in der Zeit der Renaissance. Gottlose Päpste wie Alexander VI, ein berüchtigter Hurer und grausamer Mörder, herrschten in Rom117. Schon vor der Zeit des tiefsten geistlichen und sittlichen Verfalls in Rom schildert der Dichter Dante Alighieri (1265-1321) voll Abscheu in seiner „Göttlichen Komödie“, wie die Päpste in der Hölle für ihre Verbrechen büßen müssen. Trotz dieser für jeden sichtbaren Entartung beherrschte die römische Kirche die Herzen und das Gefühl der mittelalterlichen Menschen in Europa. Das führte dazu, daß ansonsten gottesfürchtige Mönche wie Dominikus (1170-1221) und seine Schüler, in ihrer kirchlichen Verblendung um dieser verkommenen „Mutter“ willen, zu Verfolgern und Mördern der bibeltreuen Christen, wie sie sich bei Waldensern und Albigensern fanden, wurden"8. Schon in der Epoche von Pergamos mußte man den Einfluß des Heidentums auf die Gemeinde erkennen. Es gab die Anhänger der Lehre des heidnischen Zauberers Bileam. In der Epoche von Thyatira aber übernimmt das Heidentum die absolute Herrschaft in der Gemeinde. So wie die heidnische Priestertochter Isebel die Krone Israels übernahm, übernahm das Heidentum offiziell die Kirche. Der kirchliche Kult wurde immer mehr von heidnischen Vorstellungen geprägt. Die Abendmahlselemente Brot und Wein, die Bilder der sogenannten Heiligen und die früheren Märtyrer des Herren wurden zu Götzen gemacht. Der Papst übernahm die Rolle, die einst der sich selbst für Gott haltende römische Kaiser innehatte. Blieben die heutigen Orthodoxen Kirchen (Pergamos) in etwa auf dem schon stark von Irrlehren beeinflußten theologischen Stand der Konzile von Chalcedon (451 n. Chr.) oder Nizäa (787) stehen, so entwickelte sich der Einfluß des Heidentums in Rom immer weiter. Zwar war die Römisch Katholische Kirche zeitweise etwas zurückhaltender bei dem Bilderkult als die Orthodoxe Kirche, aber an anderen Punkten wurde das Heidentum noch prägender als bei den Orthodoxen Kirchen. In ihnen wurden im Mittelalter die heidnischen Philosophen, wie Aristoteles und Plato1“, zu Offenbarungsträgem hochgejubelt. In der Neuzeit erlebte die Katholische Kirche die Dogmatisienmg der Unfehlbarkeit des Papstes (187!)'19 und das Dogma von der leiblichen Himmelfahrt Marias (1951 )120. dd Treibende Kraft war der Dominikaner Thomas von Aquin (1225-1274), dessen Theologie gilt bis heute für die Kirche (Schaeffer, S.43ff). 74 Noch kein Papst hat so viele Menschen heilig und selig gesprochen wie Johannes Paul II., geb. 1920. Damit hat er erlaubt, diese Menschen um Hilfe anzurufen, was einer Anbetung gleich kommt. Obwohl besonders protestantische Verfechter der Ökumene die Katholische Kirche als für das Evangelium aufgeschlossen ansehen, ist festzustellen, daß in ihr heute mehr Irrlehren dogmatisch festgeschrieben sind als zur Zeit Martin Luthers. 2.4.3 Die Geduld Jesu auch mit der entarteten Gemeinde Trotz aller Entartung gibt Jesus jeder Gemeinde (Kirche) viel Zeit zur Umkehr (Offb 2,21). Die römische Alleinherrschaft über Gottes Volk währte über 900 Jahre. Das ist die längste Zeitspanne, die ein Gemeindezeitalter umfaßte. Deshalb wird nur im Sendschreiben nach Thyatira ausdrücklich erwähnt, daß Jesus einer Gemeinde „Zeit“ zur Buße gegeben hat. Keine Epoche währte so lange wie die Epoche von Thyatira. Aber Rom tat nicht Buße. Die Katholische Kirche Roms hatte sich derart in Irrlehre und Sünde verstrickt, daß sie wohl kaum noch in der Lage war, wirkliche Buße zu tun. Gab es nach dem Aufruf in den ersten drei Sendschreiben, „wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt“, immer noch eine Verheißung als Abschluß des Sendschreibens für die, die hörten und vom falschen Weg umkehrten (Offb 2,7; 2,11; 2,17), so scheint der erhöhte Christus eine Umkehr der späteren Gemeindetypen nicht mehr zu erwarten. Es bleibt nur noch am Ende des Briefes der Aufruf: „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt“ (Offb 2,29; 3,6; 3,13; 3,22). Seit der Zeit der mittelalterlichen Kirche von Thyatira scheinen nur noch einzelne Christen, nicht aber mehr die Christenheit als Ganzes, zur Buße und echten Bindung an Jesus kommen zu können. Der Kirche als solcher während der noch folgenden Epochen ist Umkehr unmöglich. Zuviel Heidentum, frommes Fleisch und Weltgeist sind feste Bestandteile dieser Organisation geworden. 2.4.4 Der Herr kennt die Seinen, auch im Mittelalter und unter den Katholiken Trotzdem kann es in keiner Gemeinde so finster sein, daß der Herr nicht noch nach Gutem in der Gemeinde sucht. In Offb 2, 19 verweist der Herr darauf, daß trotz des schlimmen Zustandes auch in Thyatira noch Lobenswertes zu finden ist. Immer wieder kamen Menschen im Mittelalter zum Glauben. Auch heute gibt es Katholiken, die Jesus wirklich liebgewinnen und als Gotteskinder leben. Es sei erinnert an Menschen wie Savonarola, Thomas a Kempis, die Waldenser, die Hussiten und später die Jansenisten,. Blaise Pascal121 oder die vielen Märtyrer mit römischen Hintergrund. Sie alle waren mit Sicherheit vom Evangelium berührt. Dieses aber nicht wegen, sondern trotz ihrer Kirche. Sie hielten und halten bis heute dem Herrn die Treue. Sie sind es, die von sich sagen dürfen, daß sie die „Tiefen des Satans“ , das heißt die teuflischen Bosheiten und Irrlehren nicht erkannt haben (Offb 2,24). Beispielhaft sei der Dichter des Liedes „Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein“, der Jesuitenpater Friedrich v. Spee (1591-1635) genannt. Trotz Gefahr für Leib und Leben und ständigen Nachstellens der Inquisition bekämpfte er im 17. Jahrhundert den in ganz Deutschland verbreiteten Hexenwahn. Er war hier ein geistlicherer Mensch als viele führende Protestanten, die auch in ihren Kirchen den Hexenprozessen und furchtbaren Hinrichtungen tatenlos zusahen122. Solche Christen, wie von Spee, stehen unter Gottes Verheißung. Wo es heute noch solche mutigen Jesus liebende Katholiken gibt, dürfen sie wissen, daß Jesus sie bewahren wird bis zu seiner Wiederkunft. 2.4.5 Die Römische Kirche als Organisation wird nicht mehr umkehren Daß es sich bei dem Gemeindemodell von Thyatira um die Kirche von Rom handelt, steht für jeden, der das Sendschreiben unvoreingenommen liest und einen Blick für dessen prophetischen Charakter hat, fest. Jesus wußte um die Entartung und Unterwanderung seiner Kirche. Die Einzelheiten der Gemeinde von Thyatira gleichen der katholischen Kirche. Es gibt in der Römischen Kirche viele gute Werke. Sie werden mit Geduld ausgeführt (V. 19). Viele Menschen nehmen Opfer an Zeit, Kraft und Geld auf sich, um Gutes zu tun. Mancher hat alle eigenen Pläne aufgegeben und das Leben im Kloster gewählt, um mit Arbeit und Beten dem Herrn zu dienen. Viele Katholiken haben nur ein Ziel im Leben: gute Werke tun. Die Römische Kirche lehrte zu allen Zeiten, daß gute Werke in den Himmel bringen. Deshalb hat sie der Menschheit durch karitative Arbeit viel Gutes getan. Ihre Vertreter übernahmen Aufgaben, die sonst keiner tun wollte. Frühere Kreuzritter gründeten die ersten Hospitäler123. In den Klöstern versorgten die Mönche Arme. Es waren Ordensmänner und Frauen, die die Pesttoten im Mittelalter begruben. Viele von ihnen bezahlten diesen Liebesdienst mit ihrem Leben. Pater Maximilian Kolbe (1894-1941) ging im KZ Auschwitz stellvertretend für einen Familienvater in den Todesbunker und rettete ihn, indem er an dessen Stelle verhungerte124. Waren es vergleichsweise wenig protestantische Pfarrer, die in Hitlers KZ,s schmachteten und starben, so ließen tausende römische Kleriker dort ihr Leben. Das Gleiche ereignete sich während der mexikanischen Revolution und heute oft in der dritten Welt. Am 6. Mai 1998 versuchte Bischof John Joseph in Pakistan, durch islamische Gesetze mit dem Tode bedrohten Christen Ehre und Leben zu retten, indem er sein Leben gab125. Die Liebestätigkeit Mutter Teresas in Kalkutta (1910-98) beeindruckte die ganze Welt126. Aus Rom wuchsen und wachsen manche „guten Werke“. Jesus stellte sogar fest, daß sie je länger je mehr werden (Offb 2,19). Problematisch aber ist, daß die Werke einziger geistlicher Inhalt der Kirche zu werden drohen und Hauptzweck des persönlichen Glaubens der einzelnen Katholiken werden. Oft steht der Gedanke an Erlösung durch Anstrengung und Gutes tun (Selbsterlösung) hinter all dem aufopferungsvollen Einsatz und den unübersehbaren guten Taten und Werken. Ist es doch katholische Lehre und feste Überzeugung der meisten Katholiken, durch die Verrichtung guter Werke selig zu werden (Offb 2,19).ec Das alles überlagernde Schreckliche in Thyatira ist der Einfluß Isebels. Die falsche Prophetin verfuhrt zu Götzenopfer und Unzucht. Unzucht ist ein Begriff, den besonders das Alte Testament für Götzendienst gebraucht. Solcher Götzendienst wird in selbstersonnener, unbiblischer Frömmigkeit mit Bildern, Reliquien, heiligen Orten und Quellen in allen katholischen Kirchen bis in unsere Zeit getrieben. Unter Götzenopfer verstand man im Heidentum spezielle rituelle Mahlzeiten, bei denen auch Opfer gebracht wurden. Christen haben ein Opfer. Das ist ein für alle Mal auf Golgatha gebracht worden. Die Römische Kirche aber hat das Abendmahl zu einem Götzenmahl umgedeutet. Die Abendmahlslehre Roms ist derartig verändert, daß ein Götzenopfer daraus geworden ist. Die sogenannte Transsubstantiations-lehre Roms behauptet, daß Jesus nicht nur real beim Abendmahl gegenwärtig ist, sondern, daß Brot und Wein sich auch in die reale Substanz des Leibes Jesu verwandeln. Dieser Vorgang wird durch die Einsetzungsworte eines römischen Priesters, der über die sogenannte apostolische Sukzession verfügt, einem Zauber gleich, vollzogen. Am sogenannten Fronleichnamsfeiertag, zehn Tage nach Pfingsten, sowie in besonderen Gottesdiensten wird die Abendmahlssubstanz angebetet. ee Mutter Teresa gehörte zu einer Initiative, die 1997 den Papst bat, Maria offiziell zur Miterlöserin zu erklären. Hieran müssen wir bitter erkennen, wie stark das abergläubische Netz des Katholizismus auch über scheinbar vorbildlichen Persönlichkeiten liegt. 77 Aus den Abendmahlselementen wird ein Götze. Er wird angebetet. Wenn ein Katholik die Kirche betritt, kniet er in Richtung Altar, dem Opfertisch und Tabernakel, wo die geweihten Hostien liegen, nieder. Nachdem der Priester die Einsetzungsworte bei der Messe gesprochen hat, erschallen Glöckchen und alles kniet vor Wein und Brot nieder. Es werden irdische Elemente verehrt. Ist dies nicht Götzendienst?127 Außerdem lehrt die Römische Kirche, daß durch das Messopfer (katholische Form des Abendmahles) an der Erlösung der Welt mitgewirkt wird. Die Vollständigkeit der Erlösung, durch Jesu einmal vollbrachtes Opfer auf Golgatha, ist damit in Frage gestellt128. Während der Hugenottenverfolgung wurden die protestantischen Männer als Galeerensklaven auf den französischen Kriegsschiffen geschunden. Ihre Lebenserwartung vom Beginn dieser Fron betrug noch ca. drei bis fünf Jahre. An jedem Hafen wartete ein katholischer Altar. Die Sträflinge mußten daran vorbeiziehen. Sie hätten sofort die Freiheit erlangt, hätten sie an einer Messe teilgenommen. Aber lieber sind sie auf der Galeere zugrundegegangen, als diesen Götzendienst mitzumachen. Was würden diese Märtyrer denken, wenn sie erleben würden, wieviel heutigen Protestanten daran liegt, die Abendmahlsgemeinschaft mit der Kirche von Rom herzustellen?129 Die heidnischen und spiritistischen Irrlehren Roms sind für nicht Eingeweihte kaum zu überschauen. Da ist die sogenannte leibliche Himmelfahrt Marias, da ist die Fegefeuerlehre, der Reliquienkult, die Verehrung von heiligen Orten und Gegenständen, Prozessionen, Weihehandlungen usw. Man glaubt Aussagen von Geistern, die als angeblich Heilige Botschaften weiter geben. Es ist müßig, all die Irrlehren, die Rom in seiner langen Geschichte zu einer unheiligen Tradition aufgehäuft hat, zusammenzutragen. Wie soll die Kirche von Rom zu Jesus umkehren, wenn sie davon überzeugt ist, daß sie allein die Wahrheit hat. Wenn nach ihrer Lehre die römischen Konzile oder seit 1871 der Papst selbst, indem er ex cathedra, das heißt in der Autorität seines Papstamtes, spricht, unfehlbar ist, so muß diese Kirche durch den geistlichen Hochmut ihrer Führer zu einer Umkehr als Kirchengemeinschaft unfähig werden. 2.4.6 Kann es noch wahrhaft Gläubige in Thyatira geben? Jesu Worte sagen: Ja. Trotz aller Sünde und allen Heidentums, trotz des Einflusses von Isebel, der geistlichen Hurerei und des Götzenopfers, gab und gibt es auch in der Kirche von Rom immer einen Rest echter Jünger Jesu. Solange das Wort Gottes in ihr noch existiert, können Menschen erweckt und gläubig werden. Waren doch auch die Reformatoren, ja selbst ein Menno Simons, der Vater der Mennoniten, einst römische Priester130. Auch etliche Erweckungsprediger, wie Johann Goßner131 und Alois Henhöfer132 sind während ihrer Zeit als römische Priester zum lebendigen Glauben gekommen. Es gab in der Katholischen Kirche Erweckungen, z.B. die später verfolgte Bewegung der Janseisten in Frankreich und Belgien13 . Wir dürfen wissen, daß es bei aller Entartung der Kirche von Rom auch dort noch ein Volk Gottes gibt. Wenn Jesus wiederkommt, wird er diese Jünger auch in der Katholischen Kirche kennen und finden (Offb 2,25). Sicher werden da auch Priester, Nonnen und Mönche dabei sein. Vielleicht sogar der eine oder andere Bischof oder noch höhere Würdenträger. Wir sollten kein Urteil über die nach Jesu Zeugnis auch weiter vorhandenen Brüder und Schwestern in Thyatira fällen. Der Herr hat sie lieb. Sie haben den Herrn lieb. Jesus hat ihnen zugesichert, sie durchzubringen und ihnen nichts aufzuerlegen, was sie am Erreichen des himmlischen Zieles hindern könnte (Offb 2,24). Entgegen der katholischen Lehre ist die Katholische Kirche keine Institution, die das Heil vermittelt. Solch eine Institution gibt es nicht. In Jesus ist das alleinige Heil (Apg 4,12). Er ist auch der einzige Weg zu Gott - und nicht eine Kirche oder eine verstorbene Christin wie Maria (Joh 14,6). An vielen Stellen stand und steht Thyatira den Wirkungen Gottes im Wege. Die Katholische Kirche ist zu einer abgefallenen Kirche geworden. In ihr herrscht der Geist Isebels. Dennoch hat Gott treue Zeugen (griech. Märtyrer), die aus welchem Grund auch immer zu dieser Kirche gehören. Jesus wird sie selig machen. Sie werden einst im Himmel sein und mit allen anderen Gotteskindem ewige Gemeinschaft mit Jesus haben. Dies aber nicht wegen, sondern trotz ihrer Kirche (Offb 2,24-26): „Euch aber sage ich, den andern in Thyatira, die solche Lehre nicht haben und nicht erkannt haben die Tiefen des Satans, wie sie sagen: Ich will nicht noch eine Last auf euch werfen; doch was ihr habt, das haltet fest, bis ich komme. Und wer überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden.“ Der Gemeindetyp Thyatira ist die vom Heidentum beherrschte Kirche, in deren Mitte die wenigen Christen von Jesus bewahrt werden: die römisch- katholische Prägung. 2. 5. Sardes, die tote Gemeinde Das fünfte Sendschreiben geht an die Gemeinde in Sardes, der ehemaligen Hauptstadt Lydiens in Kleinasien. Zur Zeit des Johannes war sie eine einfache Landstadt. Unter den anderen Gemeinden hatte sie einen guten Ruf. Da sich Christen nach geistlichem Leben sehnen, spricht man auch über geistlichen Segen, den Gott an anderen Orten schenkt. So kam Sardes in den Ruf, eine besonders lebendige Ortsgemeinde zu sein. Vielleicht gab es über sie ähnliche Berichte wie um das Jahr 50 über die Gemeinde von Thessalonich (vergl. 1. Thess 1,6-10). In der Sardesepoche sehen wir die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen, die in Lehrfragen zwar biblisch neu ausgerichtet, aber innerlich geistlich tot sind. 2.5.1 Der übelste Zustand einer Gemeinde Im Sendschreiben an die Gemeinde von Sardes wird kein Hinweis auf geistliche Werke gegeben. Scheinbar hatte diese Gemeinde zwar Aktivitäten, so daß sie den Eindruck von viel innerem Leben erweckte. Diese aber waren eine Täuschung. Denn wirkliche Werke aus dem Glauben heraus gab es nicht. Geistliches Leben kommt vom Heiligen Geist. Er hatte in Sardes keinen Raum mehr. Was in der Gemeinde zu Sardes geschah, hatte nichts mit Geisteswirkungen zu tun. Die Aktivitäten von Sardes waren Produkte menschlichen Geistes. Nicht Nächstenliebe, sondern Humanismus steht hinter ihrem sozialen Engagement. Nicht Reden Gottes, sondern menschliche Gelehrsamkeit bestimmt ihre Verkündigung. Nicht Gottesdienst, sondern Kult und Kultur herrschen in ihren Veranstaltungen. Es kommt zum berüchtigten und geistlosen Kulturprotestantismus. 2.5.2 Die Täuschung für die Umgebung Wenn etwas in einer Gemeinde läuft, beeindruckt das die Umgebung, auch die christliche Umwelt. In anderen Gemeinden schloß man vom frommen Betrieb in Sardes auf ein reiches inneres Leben. Sardes war trotz dieses Eindruckes tot. Gott sagte zu Samuel im Blick auf Äußerliches: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an“ (1. Sam 16,7b). Bei vielen Beerdigungen ist es üblich, den Verstorbenen äußerlich schön zu kleiden und mit Schminke und Farbe herzurichten. Mancher Tote sieht einem nur Schlafenden sehr ähnlich. Aber tot ist tot. In solchem Zustand war die Gemeinde von Sardes. Es ist eine geschminkte Glaubensleiche. 2.5.3 Auch in den schlimmsten Verhältnissen hat der Herr seine Leute Aber ebenso wie in Thyatira hat der Herr auch in Sardes einige echte Jünger. Wie in Thyatira kennt er sie persönlich. Jeder Einzelne ist ihm namentlich bekannt. Ihr Kennzeichen sind weiße Kleider. Das Bild der weißen Kleider zeigt, daß sie sich von Gott haben reinigen lassen. Sie leben aus der Vergebung. Dieses zeigt ihre enge Bindung an Jesus. Jeder von Ihnen wußte um seine persönliche Schuld und Sünde. Aber sie fanden die Möglichkeit, sich von diesem Schmutz zu reinigen (Jes 1,18). Jesus allein ist in der Lage, das Kleid ihrer Seele weiß zu waschen. Das einzige Reinigungsmittel für ihre Sünde ist sein am Kreuz vergossenes Blut. Notwendig ist das Wissen, daß man diese Reinigung nötig hat. Die echten Christen und ihre irdische Vergangenheit werden später in der Offenbarung noch genauer beschrieben: „Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt es. Und er sprach zu mir: Diese sind's, die gekommen sind aus der großen Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes“ (Offb 7,14). Die weißen Kleider, die sie durch den Glauben schon hier tragen, werden sie in Ewigkeit behalten. Ihr Name bleibt Gott nicht nur in der Erinnerung. Er ist im Buch des Lebens vermerkt (Offb 3,5). Selbst wenn sie aufgrund ihrer menschlichen Schwäche in Sünde fallen sollten, haben sie einen Verteidiger vor Gott, nämlich Jesus selbst: „Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist“ (1. Joh 2,1). 2.5.4 Sardes, das prophetische Bild des nachreformatorischen Protestantismus - Vorgeschichte: Der Christushasser und Philosoph Friedrich Nietzsche (1844-1900) erklärte, daß der Geist der Renaissance dabei war, das Christentum zu überwinden. Da traten die in seiner Sicht rückständigen und dem mittelalterlichem Aberglauben verfallenen Reformatoren um den Wittenberger Mönch Martin Luther auf und drehten das Rad der Geschichte zurück^. Nach dem finsteren Mittelalter, der Kirche zu Thyatira mit der verdorbenen Prophetin Isebel, sollte nach Gottes Willen etwas Neues kommen. Dieses Neue trat ein in der Reformation. Schon einhundert Jahre vorher war es allgemein klar, daß es mit der Kirche, wie sie sich im Mittelalter entwickelt hatte, nicht so bleiben konnte. Die Gebildeten redeten von einer notwendigen Reform an Haupt und Gliedern. Am Ende des Mittelalters war das Papsttum zu einem für die führenden Fürstenhäuser begehrenswerten politischen Amt verkommen. Im Spiel der Politik war der Papst einmal oben und einmal unten. Nach Innozens III. war ein deutlicher Abwärtstrend zu erkennen. Das äußere Bild der Römischen Kirche entsprach ihrem inneren Zerfall. Die übelsten Verbrecher regierten die Kirche. Um dieses Problem zu lösen, rief man ein Konzil nach Konstanz am Bodensee ein. 1415 trat dieses Konzil zusammen. Man hatte es als Reformkonzil geplant. Durch politische Machtspielereien war das Problem aufgetreten, daß gleichzeitig zwei Päpste regierten. Der eine Papst war mehr auf Deutschland fixiert, welches im Mittelalter zeitweise bis Sizilien reichte. Der andere Papst war eine Marionette des französischen Königs. Statt einer Reform wurde ein unbrauchbarer Kompromiß geschlossen. Man wählte in Konstanz einen dritten „Stellvertreter Gottes“. Römische Institutionen, wie Konzilien, konnten ihre Kirche selbst nicht mehr in Ordnung bringen. Als theologischen Höhepunkt aber verurteilte das Konzil einen „Ketzer“ zum Feuertod. Es war der böhmische Reformator Jan Hus134. Er wurde in Konstanz trotz zugesicherter Immunität verbrannt. Isebel blieb eine verlogene Mörderin. Es scheint so, daß die zwei bösen Frauen in der Offenbarung Isebel (Offb 2,20) und die Hure Babylon identisch sind : „Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir zeigen das Gericht über die große Hure, die an vielen Wassern sitzt, mit der die Könige auf Erden Hurerei getrieben haben; und Nietzsche schreibt: „(Die Renassance) war das goldene Zeitalter dieses Jahrtausends. Dagegen hebt sich die Reformation ab als ein energischer Protest zurückgebliebener Geister.“ Dann erwähnt Nietzsche, daß die Reformation sich nur durch politische Machenschaften und Konstellationen hat halten können, und fahrt bedauernd fort: „Wäre Luther verbrannt worden wie Hus, wäre die Morgenröte der Aufklärung vielleicht etwas früher angebrochen und mit schönerem Glanze, als wir es jetzt ahnen können, aufgegangen“ (Nietzsche I / S.592). die auf Erden wohnen, sind betrunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei. Und er brachte mich im Geist in die Wüste. Und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das war voll lästerlicher Namen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner. (Das Tier ist der antichristliche Staat nach Offb.13, 1 ff; R.W.). Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und geschmückt mit Gold und Edelsteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll von Greuel und Unreinheit ihrer Hurerei, und auf ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden. Und ich sah die Frau, betrunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu. Und ich wunderte mich sehr, als ich sie sah“ (Offb 17,1-6). Als Jan Hus verbrannt wurde, sagte er prophetisch: „Heute verbrennt ihr eine Gans (das tschechische Wort Hus heißt auf deutsch Gans), in 100 Jahren wird ein Schwan auferstehen“. - Die Reformation in ihrer Stärke und Schwäche Die Reformation hat einen zutiefst geistlichen Ausgangspunkt. Es wirkten in ihr echt gläubige Menschen. Sie waren erfüllt von dem Gedanken, die Gemeinde Gottes zu reinigen. Maßstab und Ausgangspunkt ihres Handelns war die Bibel. Gleichzeitig aber wirkten weltliche und politische Gedanken und Mächte mit. Dies bewirkte, daß die Reformation trotz vieler guter Ergebnisse keine rein geistliche Bewegung war. Luther war zutiefst von der Frage erfaßt: „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ Viele andere, die ihn unterstützten, wollten aber nur die übermächtige katholische Kirche in ihre Schranken verweisen. Sie waren nicht vom Evangelium, sondern von den neu aufgekommenen Gedanken des Humanismus erfaßt. 1517 begann die Reformation mit den Hammerschlägen, mit denen der Augustinermönch Dr. Martin Luther die 95 Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg nagelte. Es kam zu einem Dammbruch in der entarteten Kirche. Zu lange hatte Rom die Herzen und Gewissen der Menschen geknebelt. Teile der Obrigkeit erkannten, daß jetzt die Zeit und Möglichkeit gekommen war, die machtbesessene Kirche in ihre Schranken zu weisen. Durch die Einmischung der Kirche in die staatliche Souveränität, durch die immer wieder auftretende Demütigung des Staates durch die Kirche geschah das, was sich am Ende der Tage im Herzen der Obrigkeit wiederholen wird. Die Obrigkeit haßt die Kirche, die Hure Babylon (vergl.: Offb 17,16). Deshalb, und weniger aus geistlicher Erkenntnis, unterstützte mancher der damaligen Regenten die Reformation. Sie hofften, durch die Reformation die Kirche zu entmachten. Was bei einigen Politikern, wie Friedrich dem Weisen (1463-1525) oder Johann dem Beständigen (1468-1532), echtes Glaubensleben nicht ausschloß. Die Masse der deutschen Fürsten und Herrscher war es einfach leid, daß die Kirche sie wie die Reiterin aus der Offenbarung an den Zügeln hält, auf ihnen sitzt, sie tyrannisiert und ausnutzt (Offb 17,3). Weil vom Anfang an nicht nur geistliche, sondern zutiefst weltliche Gedanken und Geister die Reformation mit vorantrieben, konnte das Ergebnis der Reformation nicht voll befriedigen. Zwar bekam die Verkündigung des Wortes Gottes durch Luthers und der Reformatoren Einfluß mehr Bedeutung als in der Römischen Kirche, aber statt eines ungeistlichen Papstes und eines teilweise gottlosen römischen Klerus herrschte jetzt die politische Welt in der Kirche. Sie hatte in Gestalt der Regierungen vom Anfang an das Sagen in der protestantischen Kirche. Der Götzendienst der Katholischen Kirche (von Thyatira) war abgeschafft, aber weltliche Menschen und Institutionen wurden einflußreich in den protestantischen Kirchen (von Sardes). Die Reformation war in weiten Teilen keine innere Erweckung der nur oberflächlich christianisierten Kirchenmitglieder. Martin Luther klagte deshalb in seiner Schrift der „Deutschen Messe“, daß er im Gottesdienst wie unter „Heiden“ steht. Er bedauerte, daß er trotz Reformation nicht die Leute hat, um eine Versammlung derer, die „mit Emst Christen sein wollen“135 zustande zu bekommen. In der Sardeszeit herrscht nicht mehr wie in Thyatira die Kirche über die Welt. Aber die Kirche erlaubte der Welt, in ihr zu regieren. Der jeweilige Landesfürst übernahm das Amt des Bischofs seiner Kirche. In der Pergamosperiode befand sich die gesamte Kirche unter der zentralen Autorität des Kaisers. In Thyatira erhob sich die Kirche zur Herrscherin über den Kaiser. Auch in Sardes gab es eine Verbindung von Kirche und weltlicher Macht. Die protestantischen Kirchen stellten sich unter den Schutz, nicht des Kaisers, wie in der Pergamosperiode, sondern der regionalen Obrigkeit. Nicht mehr ein zentralistischer Kaiser, wie in der Pergamoszeit, sondern einer der vielen territorialen Regenten regierte die Kirche. 136 So entstanden die sogenannten Landeskirchen Das äußerlich sichtbare Ergebnis der Reformation: Es gab keine Weltkirche mehr. Überall entstanden nationale Kirchen mit teilweise unterschiedlichen theologischen Schwerpunkten. Jetzt gab es die nieder-ländisch-reformierte Kirche, die deutsch-lutherische Kirche, die franzö-sisch-reformierte Kirche, die Anglikanische (englische) Kirche. Immer war der staatliche Souverän, König, Fürst, Stadtrat oder Parlament der Machthaber in der Kirche. Die Perversität, wie einige dieser Kirchen entstanden, zeigte sich besonders an der Reformation in England. Der englische König Heinrich VIII. wollte vom Papst eine Erlaubnis zur Ehescheidung. Da es in der römischen Kirche keine Scheidung gibt, mußte der Papst eine Ehe als von Anfang an ungültig annullieren. Weil aber der Papst König Heinrich VIII. schon einmal auf diesem Weg eine Scheidung ermöglicht hatte, wollte er jetzt nicht mehr das Gesicht verlieren. Auch spielten diplomatische Verwicklungen mit der spanischen Krone eine Rolle. Verärgert über diese Entscheidung des Papstes, erklärte der König die Trennung der Englischen Kirche von Rom. Er, der bis dahin die reformatorischen Ansätze in England blutig verfolgt hatte, schloß sich wegen seiner ehelichen Probleme der Reformation an. Jetzt war er Leiter der Landeskirche von England, der Anglikaner. Er konnte sich jetzt nicht nur scheiden lassen, sondern durch die Beschlagnahme des römischen Besitzes in England wurde er reicher als je zuvor. Insgesamt hat dieser saubere „Reformationskönig“ sechs Ehen geführt. Einige seiner Frauen endeten auf dem Schafott. Ebenso blutig wie Heinrich VIII. vorher gegen die Protestanten vorging, wütete er jetzt gegen die letzten Treuen Roms. Sein eigener Lordkanzler Thomas Morus (1478-1535) mußte sterben, weil er seine Gesinnung nicht verkaufen wollte137. Bis heute sind die englischen Monarchen die Oberhäupter ihrer Kirche geblieben138. -Das Landes- und Staatskirchentum: eine neue geistliche Fehlentwicklung nach der Trennung der Kirche von Roms Herrschaft Nicht anders als in England war es in Deutschland. An die Stelle des Bischofs oder Papstes trat der König oder Fürst. Man redete vom Cäsaropapismus. Cäsar steht hier für Obrigkeit und Papismus für Papst oder Bischof. In Deutschland eröffnete der Augsburger Religionsfriede 1555 die kirchliche Aufteilung in Gebiete, die nach dem Bekenntnis des jeweiligen Fürsten katholisch oder evangelisch wurden. Gottes Segen, der durch die Reformation über Deutschland hätte kommen können, schlug schnell um in eine neue geistliche Knechtschaft. Wenn äußere Kirchlichkeit und politisches Machtdenken in der Gemeinde herrschen, bleibt die Gemeinde nicht unter Gottes Segen. Wie geistlos ist es, wenn sich der Glaube eines Deutschen nach dem Landstrich richtet, in dem er wohnt. Diese Entwicklung besiegelte der Westfalische Friede am Ende des 30jährigen Krieges 1648 endgültig. In den anderen von der Reformation erreichten Gebieten der Welt hat sich das Landeskirchentum ähnlich entwickelt, z.B. in Skandinavien. Das Landeskirchentum tritt hin und wieder auch in der Gestalt des Staatskirchentums auf. Dies hatte meist den Grund, daß diese Staaten recht klein oder politisch zentralistisch waren und sich nicht in Länder untergliederten. Der Herrscher war evangelisch, der Staatschef war auch Oberhaupt der Staatskirche (Skandinavien und England). Wie sich das Landeskirchen- bzw. Staatskirchentum auswirkt, kann man an einem Beispiel im heutigen Schweden sehen, ln Schweden besteht eine Staatskirche, deren Oberhaupt König Karl Gustav XVI (geb. 1946) ist. Die schwedischen Könige waren mit wenigen Ausnahmen gleichzeitig Großmeister der wichtigsten skandinavischen Freimaurerlogen139. Da Schweden seit langem nur noch eine konstitutionelle Monarchie besitzt, herrscht aber nicht der lutherische König in der Kirche. In Wirklichkeit ist ein Ministerium, das vom Parlament eingesetzt ist und zu dem auch bekennende Atheisten gehören, für die Leitung der Kirche zuständig. Nun gibt es in Schweden eine Reihe bekenntnistreuer lutherischer Pfarrer, die die Frauenordination ablehnen. Das Parlament beschloß, daß diese Pfarrer, wenn sie bei ihrer Haltung bleiben, aus dem Dienst der Staatskirche entfernt werden müssen, da die Gleichberechtigung der Frau, die ihr auch die Möglichkeit zur Ergreifung jedes Berufes einräumt, politische Grundlage im Staat ist'40. Im Staatskirchentum ist die Kirche Gefangene der Fürsten bzw. heute der modernen Regierungen geworden. Das Bild der aus der Reformation hervorgegangenen Kirche ist mehr als traurig. War die Katholische Kirche vom Versuch geprägt, über gute Werke mit Gott in Ordnung zu kommen, so schlug das Pendel im protestantischen Kirchentum in die entgegengesetzte Richtung um. Viele Evangelische meinten, daß echtes Christentum nichts mit guten Werken zu tun hätte. Glaube wurde über kurz oder lang zur privaten Kopf- und Herzensache. Zum Schluß wurden sogar das Gebet und der Gottesdienstbesuch zu einem entbehrlichem Werk. Luthers Lehre von der Gerechtigkeit allein aus Gnade verwilderte in der sogenannten lutherischen Orthodoxie (lutherischen Rechtgläubigkeit) in eine Kirche der billigen Gnade141. Nur wenige Anhänger des Protestantismus lebten (und leben) wirklich aus dem Glauben an Gott. Die überwältigende Mehrheit wurde religiös uninteressiert. Die protestantische Kirche wurde Teil der Gesellschaft und Hintergrundphilosophie ohne Auswirkung auf die Handlungen der Christen. Man hat die Bibel, aber man liest sie nicht. Man hat die saubere Lehre, aber man achtet sie nicht. Man hat Gott, aber man gehorcht ihm nicht. Anstelle der Gemeinde der Heiligen (Gläubigen) entsteht die Volkskirche. Diese läßt der Satan in Ruhe. Äußerlich scheint, zumindest die ersten Jahrhunderte nach der Reformation, die Lehre der Kirche in Ordnung gewesen zu sein. Die Lehre richtet sich nach der Bibel. Auch Sitte und Moral wurden besonders im calvinistischen Bereich durchgesetzt. Die vom Staat her gelenkte Organisation der Kirche arbeitet effektiv, besonders im Schul-und Erziehungswesen. Aber es ist vielerorts kein Leben in dieser Kirche. Der Protestantismus ist nur dem Anschein (Offb 3,1) nach lebendig. 2.5.5 Trotzdem ist wirkliches Glaubensleben auch im Protestantismus möglich Innerhalb des Protestantismus gab es immer auch lebendige Kräfte. Manchmal waren es wenige. Sie wurden von der eigenen Kirche oder dem über die Kirche herrschenden Staat verfolgt. Aber es gab immer auch Gotteskinder in der Evangelischen Kirche. Das Sendschreiben betont, daß der Name eines jeden einzelnen Gott bekannt ist. Sie werden einst im Himmel sein. Denken wir nur an die alten Pietisten und deren Vorläufer wie Arndt88, Zinzendorfhh, Spener" und August Hermann Francbe* 11. Das Sendschreiben macht deutlich, daß es trotz des geistlichen Todes in den Volkskirchen bis zur Wiederkunft echte Jünger Jesu geben wird. Selbst wenn der Protestantismus nur noch Kulturprotestantismus oder vom Heidentum beeinflußter Synkretismus sein sollte, wirkt Gottes Wort. Die im Wort Gottes innewohnende Kraft erweckt, wie in Thyatira, immer wieder Menschen. Es gibt die „Stillen im Lande“ (manchmal sind sie zu still), die, wie das Salz, die Kirche vor der vollständigen Verwesung bewahren. Gottes Geist wirkte immer wieder echte Bekehrungen und dadurch wirkliches geistliches Leben. Einige Protestanten erkennen ihre persönliche Sünde und lassen sich reinigen im Blut des Lammes. Ihre Kleider sind rein, mag die Evangelische Kirche noch so besudelt sein. Allerdings gilt in Sardes das gleiche wie in Thyatira: Die wirklichen Jünger sind nicht wegen ihrer, sondern trotz ihrer Kirche gläubig. 2.5.6 Hat die evangelische Christenheit als Kirchengemeinschaft noch eine Hoffnung? Trotz allem: Ja! Noch spricht Jesus zu ihr. Kein geistlicher Tod ist so endgültig, daß Jesu Worte durch die innewohnende Kraft des Heiligen Geistes nicht Erweckung schenken könnten. Weil Jesus Tote erwecken gg Verfasser des „Wahren Christentums“ (Friedrich, S. 12). hh Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine (Friedrich, S. 204). " Durch sein Vorwort zu Arndts „Wahrem Christentum“ „Pia desideria“ Vater des Pietismus (Friedrich, S. 178). 11 Vater des Halleschen Pietismus (Friedrich, S. 58). kann, ist dies möglich. Ob dieses Wunder geschieht, liegt an den Gliedern der Sardeskirche, letztlich aber an Seiner Gnade. Wenn es im Protestantismus Segensströme gab, geschah dies immer durch eine Rückbesinnung auf das, was Sardes „empfangen und gehört“ hat (Offb 3,3a). Von derartigen protestantischen Erweckungen gingen dann Lebensströme zu anderen, geistlich toten oder sterbenden Gebilden aus. Dies geschah z.B. durch die Missionsbewegungen im 18. und 19. Jahrhundert. Eine neue, aber tiefere Reformation als vor 500 Jahren wäre nötig. Eine Rückbesinnung auf die in der Reformation empfangenen Gaben, Bibel und unvermischte, reine, verständliche Predigt des Evangeliums, kann zu neuem Aufbruch fuhren. Wenn der Protestantismus zum Wort Gottes findet, kann er weiter eine segensreiche Bewegung sein. Dies bedeutet aber eine tiefere (weil herzensmäßige) Reformation als im 16. Jahrhundert. Vierfach ruft der Herr Sardes in Offb. 3,2f. zur Buße. Ihm liegt noch viel an dieser toten Gemeinde. Die geistliche Not der evangelischen Christenheit wurde von vielen erkannt. Aber die Rezepte, die angewendet wurden, waren oft falsch. Da gab es den aus der liberalen Theologie kommenden Kulturprotestantismus, der die evangelische Christenheit durch eine Zuwendung zur Welt erneuern wollte142. Da gab es die Romantik, die über Liturgie und Rhetorik geistliches Leben bringen wollte. Ihr wichtigster Vertreter war der Theologe Schleiermacher (1768— 1834)143. Da gab (und gibt) es hochkirchliche und kryptokatholische Bewegungen, die in vielfältigen Bruderschaften sichtbar wurden. Auch diese arbeiteten an einer Erneuerung über das Gemüt144. Da gab (und gibt) es die Moderne Theologie, die durch eine Anpassung der Lehre an das modernistische Weltbild hoffte, Menschen zu Christen zu machen. Da ist die Ökumenische Bewegung, die scheinbare Einigkeit in die geschichtlich gewordenen Kirchenorganisationen bringen wollte und will. Die Medizinen waren und sind verschieden. So aber wurde und wird die tote Gemeinde von Sardes nie wieder lebendig. Jesus nennt die einzig mögliche Medizin: „So denke nun daran, was du empfangen und gehört hast, und halte es fest und tue Buße!“ (Offb 3,3). Empfangen hatte Sardes das Wort und die Lehre von der Gnade, die Jesus seinen Kindern schenkt. Wenn Sardes dies wieder annähme und über seine Untreue Buße täte, hätte der Protestantismus eine Hoffnung. Aber wahrscheinlich wird dies nicht möglich sein. 2.5.7 Die kleine Schar aus Sardes, die Verheißung hat Wie in Thyatira wird nur der kleine, noch vorhandene Rest echter Gotteskinder treu bleiben. Und auch bei denen muß man sagen: nicht wegen ihrer Kirche, sondern trotz ihrer Kirche. Aber auch sie haben eine Verheißung und werden mit allen Gotteskindem einst bei Jesus sein: „Aber du hast einige in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben; die werden mit mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind's wert. Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln“ (Offb 3,4-5). Der Gemeindetyp Sardes stellt uns die politisch instrumentalisierte Landeskirche, in deren Reihen es aber noch einzelne Gläubige gibt, vor Augen 2.6. Philadelphia, die kleine bibeltreue und missionarische Gemeinde mit großen Verheißungen Philadelphia war eine vergleichsweise schwachbevölkerte Stadt in Kleinasien. Ihre Entwicklung war wohl hauptsächlich durch die bestehende Erdbebengefahr in der Region gehindert. Der Name der Stadt Philadelphia heißt zu deutsch Bruderliebe. Er ist nach seinem Gründer Attalus II. Philadelphos von Pergamos (159-138 v.C.) genannt. 2.6.1 Besonderheiten im Brief an die Gemeinde Philadelphia. Neben der verfolgten Gemeinde in Smyrna (Offb 2,8-11), ist es nur die Gemeinde Philadelphias, der als einziger von Jesus nicht gesagt werden muß: „Ich habe wider dich...“. Jesus erwähnt nichts an der Gemeinde, was seinen Vorstellungen so widerspräche oder was für die Gemeinde so gefährlich wäre, daß er es rügen müßte. Wie in Smyrna bedeutet das nicht, daß die Gemeinde in Philadelphia nur aus geistig und moralisch vollkommenen Menschen besteht. Aber die persönliche Unvollkommenheit der Einzelnen verdirbt diese Gemeinde nicht. Die kleine Gemeinde von Philadelphia ist öffentlich zwar nicht so einflußreich wie die meisten anderen kleinasiatischen Gemeinden. Jesus stellt von ihr fest: „Du hast eine kleine Kraft“ (Offb 3,8). Prophetisch wurde die Gemeinde darauf hingewiesen, daß der ganze Weltkreis (griechisch Ökumene) zu einer bestimmten Zeit einer großen Versuchung 89 ausgesetzt sein wird. Aber der Philadelphiagemeinde wurde verheißen, daß sie vor der Stunde der Versuchung bewahrt werden wird (Offb. 3,10). 2.6.2 Das Lobenswerte an Philadelphia Im Gegensatz zu Sardes werden in Philadelphia wieder Glaubenswerke erwähnt. Die Gemeinde definiert sich nicht, wie etwa Thyatira, von ihren Werken her. Aber es gibt in ihr Glaubenswerke. Es gilt in Philadelphia, was Martin Luther in der Vorrede zum Römerbrief schreibt: „Es ist ...unmöglich ... daß der Glaube nicht ohne Unterlaß sollte Gutes tun. ... ehe man fragt, hat er sie getan. Wer aber nicht solche Werke tut, der ist ein gottloser Mensch“14 . Ein anderes Mal schreibt Luther: „Gute, fromme Werke machen keinen guten frommen Mann, aber ein guter frommer Mann, macht gute fromme Werke“.146 Einige geistliche Werke von Philadelphia werden genannt: - Die Gemeinde hat das Wort Gottes behalten. Dies scheint in anderen Gemeinden nicht mehr selbstverständlich gewesen zu sein. Denken wir nur an Thyatira, wo man Isebel als Prophetin auftreten läßt und ihre Worte akzeptiert. Oder an Pergamos, wo die Lehre Bileams und die Lehre der Nikolaiten Einzug gehalten haben. Sardes, die Reformationskirche, hatte zwar das Wort neu empfangen. Es wurde aber bald bedeutungslos. Deshalb rief Jesus der toten Reformationskirche zu: „Bedenke, wie du empfangen hast, und was du gehört hast“. (Offb 3.2). Philadelphia hat anders als Sardes das Wort bewahrt oder neu zu seiner Autorität zurückgefunden. - Die Gemeinde hat Jesus als Messias und Sieger (Schüssel Davids) öffentlich bezeugt Trotz eines starken jüdischen Einflusses in der Stadt hat die Gemeinde Philadelphia den Namen des Davidsohns, des Messias „Jesus“, nicht verleugnet. Dies war für die Judenschaft eine Provokation, da das Judentum Jesus ja nicht annahm (Joh 1,11). Weil viele der ersten Christen aus jüdischen Familien kamen, brachte ihnen das Bekenntnis zu Jesus, als dem von den Vätern Israels ersehnten Messias, Probleme bis in den Verwandtschaftskreis hinein. Trotz dieser Lage verleugnete man Jesu Namen nicht. Gerade deshalb gibt Jesus der Gemeinde von Philadelphia eine starke Verheißung. Aus dem Kreis der verblendeten Gegnerschaft der Gemeinde in der Synagoge werden Menschen erkennen, daß der wirkliche Herr die Philadelphiagemeinde lieb hat. Dieses Wunder erlebte die Urgemeinde immer wieder. Das bekannteste Beispiel war schon 50 Jahre vor der Niederschrift des Sendschreibens der Apostel Paulus. Es wurde aus dem fanatischen Christenverfolger Saulus ein großer Missions- und Heidenapostel Paulus. - Diese Gemeinde hat bruderschaftlichen Charakter Der Name Philadelphia wird, wie schon erwähnt, mit „Bruderliebe“ verdeutscht. Im Griechischen gibt es verschiedene Begriffe für Liebe. Oft wird im Neuen Testament das Wort Agape, was dann soviel wie „sich selbst opfernde, göttliche Liebe“ bedeutet, verwendet. Das seltenere Wort Philia bildet bestimmt nicht durch Zufall den Ortsnamen dieser im Sendschreiben angesprochenen, bibeltreuen und missionarischen Jüngerschar. Wo Erweckung und Bibeltreue ist, findet sich immer auch Bruderschaft. Jesus hatte Bruderliebe zum eigentlichen Erkennungszeichen der Christen erklärt: „Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“ (Joh 13,35). 2.6.3 Die Möglichkeiten der Philadelphiagemeinde Die Gemeinde von Philadelphia bekam von Jesus eine offene Tür. Das heißt, sie ist nicht in ihrem kleinen Kreis eingeschlossen. Eine Tür ist Ausgang zur und Eingang von der Welt her. Die Philadelphiagemeinde hat mit dem Evangelium Zugang zu den Menschen ihrer Umgebung, und Menschen aus ihrem Umkreis finden zu ihr. Es kommen Menschen zum Glauben. Niemand kann diese Erweckung verhindern. 2.6.4 Die prophetische Erfüllung des Gemeindebildes von Philadelphia Welches Gemeindemodell ist nach der Reformation noch zu erwarten? War nicht die Reformation die letzte große kirchengeschichtliche Entwicklung, die bis heute die Christenheit prägt? Hatte man nicht in der Reformation die heidnischen Elemente und falschen Propheten aus der Gemeinde ausgetilgt? War man nicht zu den Wurzeln, zur Bibel, der Lehre der Apostel und Propheten zurückgekehrt? Hatte man nicht das Wort Gottes neu empfangen (Offb 3,3)? - Geistliche Krankheitsherde in der Reformation Die Reformation hat durch die Unterordnung der Gemeinde unter die weltliche Obrigkeit, das heißt unter Menschen, bei denen man kein Glaubensleben voraussetzen konnte, einen tödlich wirkenden Krankheitskeim empfangen. Ein Problem war, daß man im Protestantismus weitgehend an einer automatischen Wiedergeburt in der Taufe festhielt. Diese eigentlich katholische Lehre macht aus dem Taufenden (Pastor) einen mit magischer Kraft ausgerüsteten Priester, wie ihn das Neue Testament nicht kennt. Irrtümlich ging man davon aus, daß, wie Luther einmal schrieb, „alles, was aus der Taufe gekrochen ist“ erneuert und wiedergeboren sei. Dadurch hätte es auch den Heiligen Geist und wäre in der Lage, jedes kirchliche Amt zu übernehmen. Da lag es nahe, die Obrigkeit, die ja auch „aus der Taufe gekrochen“ ist, da sie über die nötigen Leitungsinstrumente verfügt, auch zur Leitung der Kirchenorganisation zu ermächtigen. Die Taufe war im ausgehenden Mittelalter, der Thyatirazeit, nicht mehr das, was sie in der Urgemeinde darstellte: das Bad der Wiedergeburt (Tit 3,5), die neutestamentliche Beschneidung (Kol 2,11.12). ln der Urgemeinde, zu der man durch persönliche Entscheidung kam, war die Taufe Bekenntnis dessen, was man mit Christus in der Bekehrung erlebte, nämlich das Sterben des alten, sündigen und ungeistlichen Menschen und das Auferstehen eines neuen wiedergeborenen Menschen. In der langen Kirchengeschichte war die Taufe zu einem magisch verstandenen Ritual herabgewürdigt worden. Oft tauften ungläubige Pfarrer und andere Kleriker Menschen, die überhaupt kein geistliches Leben fuhren wollten. So zwang z.B. Kaiser Karl der Große (747-814) mit Waffengewalt die im Krieg besiegten Sachsen zur Taufe in der Elbe. Dem Kaiser ergebene, abergläubische Priester sprachen zu diesem Ereignis die Dreieinigkeitsformel. „Und wieder war ein heidnisches Volk christlich geworden“. Eine neue Volkskirche konnte entstehen.147 Da man in der Reformation im Wesentlichen an dieser falschen Taufpraxis und diesem Taufverständnis festhielt, waren die späteren Fehlentwicklungen vorprogrammiert. Wenn jeder Getaufte ein wiedergeborener Christ ist, konnte man, nach Meinung der Lutherischen und Reformierten Orthodoxen, jeden getauften Herrscher zum Kirchenleiter (Bischof) machen. Da die Fürsten über ihre Institutionen ohnehin Möglichkeiten zur Leitung des Volkes hatten, war es naheliegend, ihnen auch noch die Kirchenleitung zu übergeben. So geriet die Gemeinde von Sardes in die Hände der Fürsten. Eine heute noch bestehende Variante dieser Verbindung von Thron und Altar ist die in der Bundesrepublik Deutschland übliche staatliche Einziehung der Kirchensteuer. Für den Staat ist dies ein gutes Geschäft, da die Finanzverwaltung in der Materie bewandert ist und für ihre Dienstleistung zu Gunsten der Kirche erhebliche Gebühren einbehalten kann. Für die Kirche ist gewährleistet, daß auch unkirchlich gesonnene, aber traditionsgemäß Getaufte ihren Obulus an die Kirche entrichtet^. - Predigt des Buchstabens ohne Kraft des heiligen Geistes Das Wort Gottes wurde zwar die ersten drei Jahrhunderte nach der Reformation im wesentlichen als Autorität für Lebens- und Glaubensfragen akzeptiert, aber die Leitung der Kirche war in der Hand von Weltmenschen. Wen wunderts, daß die Gemeinde von Sardes geistlich tot ist (Offb 3,1c). Wenn der oberste Bischof, der Fürst, ungläubig sein kann, dann können es auch seine Pfarrer und Theologen. Deutlich wird dies an einer Begebenheit, die sich in Preußen zugetragen haben soll. Als sich der Kirchenvorstand eines Dorfes aus Brandenburg über seinen Pfarrer bei Friedrich dem Großen beschwerte, weil ihr Pfarrer nicht an die Auferstehung der Toten glaubte, soll der König als oberster Bischof von Preußen geantwortet haben: „Dann soll der Pfarrer am Jüngsten Tag eben nicht auferstehen.“ Das Wort Gottes wurde in der Kirche der Reformation weitgehend ohne Leitung des Heiligen Geistes ausgelegt - und so trat die gleiche Entwicklung wie vormals im Judentum ein. Die Predigt wurde zur Verkündigung des toten Buchstabens. Dies führte folgerichtig zum Erstarren und Absterben des geistlichen Lebens. Paulus erklärte, wie die Wirkung dann ist: „Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig“ (2. Kor 3,6c). Sardes war die Kirche des Buchstabens, die für die Wirkung des Heiligen Geistes keinen Raum ließ. Kein Wunder, daß später, nachdem die philosophische Bewegung der Aufklärung die Gesellschaft und Obrigkeit erfaßte, der daraus kommende rationalistische Weltgeist die Theologie der Sardeskirche fast ganz ergriff. Jetzt stellte man auch die Richtigkeit der biblischen Aussagen in Frage. Einen Höhepunkt erlebte dieser geistliche Tod in der liberalen Theologie. Einige Theologen und Pfarrer bestritten sogar, daß Jesus jemals gelebt habe* 11. Heute wirken diese Gedanken in der sogenannten Modernen Theologie fort. Einer der bekanntesten Väter dieser Irrlehre, Rudolf Bultmann, kk FDP und Grüne sprachen sich immer wieder gegen den staatlichen Einzug der Kirchensteuer aus. Kaum aber hatten sie Einfluß, ließen sie die einst gewünschten Veränderungen sein, weil sowohl der Staat diesen Einzug als ertragreiches Geschäft, die Kirche aber als Machtmittel, an die Gelder der innerlich entkirchlichten Bevölkerung zu kommen, erlebt. 11 Man nannte diese theologische Entartung die „Leben-Jesu-Forschung“. Der letzte bedeutende Vertreter dieser Richtung war der spätere Urwalddoktor Albert Schweizer / Chronologische Tabellen S.79ff schrieb schon 1940 im Blick auf das stellvertretende Sterben Jesu Christi für die Sünden der Welt am Kreuz: „Welch primitive Mythologie!“148 Es erfüllte sich an Sardes, was Jesus sagte: „Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat“ (Mt 13,12). Sardes, das kein geistliches Leben hatte, verlor durch Satans Betrug mit der philosophisch geprägten Theologie auch noch, was es empfangen hatte: „das Wort Gottes“. - Trotz allem weht der Geist Gottes auch nach der Reformation Wie kam es in der toten Sardesgemeinde zu der Erweckung, die zur Philadelphiaepoche führte? Weil Gott auch Tote auferwecken kann, ist ihm nichts unmöglich! Gott ist stärker als alle teuflischen Unterwanderungen und Angriffe auf die Gemeinde. Da seit Pfingsten der Heilige Geist über die Gemeinde ausgegossen ist, brachte er zu allen Zeiten Erweckungen hervor. Vor Jesu Wiederkunft sollte es nochmals zu einem geistliches Aufleben in der Gemeinde kommen. In dieser Epoche wurden die in Thyatira und Sardes nur noch als Minderheit vorhandenen echten Jünger Jesu prägend für das christliche Leben (Offb. 2,24.25; 3,4). Die Philadelphiagemeinde ist die große geistgewirkte Erweckung der Gläubigen, die im 17. Jahrhundert ihren Anfang nahm. Daß auch die Philadelphiabewegung, obwohl sie nur eine kleine Kraft hat, eine ganze geistliche Epoche prägen kann, kann man kirchengeschichtlich bis heute bemerken. Zwar wirkten Thyatira, die Römische Kirche, und Sardes, die protestantischen Kirchen, auch im 18. und 19. Jahrhundert, aber die bis heute wichtigen geistlichen Strömungen dieser Zeit kamen nicht aus den Großkirchen. Erweckte einzelne Personen der Philadelphia-Erweckungsbewegung setzten Zeichen, die bis heute Wirkung haben. Sie haben die Kirchen in ihrem Einflußbereich mitgeprägt und teilweise gereinigt. Oft waren sie in ihren Kirchen als Fanatiker verschrien und wurden mit Worten und Taten bekämpft. Aber der Einsatz ihrer kleinen Kraft ist nicht wirkungslos geblieben. Bis heute wirken sich ihre Gedanken und Werke fruchtbar in der Gemeinde Jesu aus. Welche Bedeutung haben heute noch die früheren kirchlichen Gegner der Erweckungsleute? Wer kennt die Feinde, welche z.B. August Hermann Francke den Dienst und das Leben schwer gemacht haben?"1'1' Aber sein geistliches Werk hat Spuren bis in die Christenheit unserer Tage mm Neidische Kollegen in Erfurt, orthodoxe Theologen in Wittenberg / Beyreuther 1956. hinterlassen. Das Gleiche können wir in Skandinavien sehen. Hans Nielsen Hauge (1771-1824)"" in Norwegen oder Carl Olaf Rosenius (1816-1868)°° in Schweden reden durch ihre Predigten und Bewegungen bis heute. Die Namen ihrer Gegner aus der toten Orthodoxie oder Aufklärung sind bestenfalls noch Historikern bekannt. Die meisten Werke der Diakonie und äußeren Mission, die es heute noch gibt, haben ihre Wurzeln in der Erweckungszeit. Trotzdem ist es interessant, daß in dem Sendschreiben keine große, äußerlich kraftvolle enthusiastische, von gewaltigen religiösen Gefühlen aufgewühlte Bewegung beschrieben wird. In der Philadelphiagemeinde erkennt man die nachreformatorischen Erweckungs- und Missionsbewegungen 2.6.5 Wie sah die Philadelphiaepoche aus? - Die erweckte Endzeitgemeinde Jesus stellt uns in dem Sendschreiben nach Philadelphia eine streng bibelgläubige Erweckungs- und Missionsgemeinde vor Augen. Die Kennzeichen der Philadelphiagemeinde sind nicht Organisationen, sondern die Treue zum Wort Gottes, das Bezeugen des Namens Jesu und die brüderliche Liebe. Dies alles bei äußerlich recht kleiner Kraft, aber vielfältigen Zugängen zu den Menschen Obwohl Jesus viel Irrlehre innerhalb der Christenheit vor seiner Wiederkunft angekündigt hat, falsche Christusse, falsche Propheten und falsche Wunder (Matth.24,23-26), hatte er doch eine Missionsbewegung angekündigt, die der ganzen Welt ein Zeugnis von der Frohen Botschaft gibt (Matth. 24,14). Diese Bewegung ist es, die in der Philadelphiagemeinde Gestalt gewann. 2.6.6 Nimmt eine Kirche oder Bewegung in der Philadelphiagemeinde Gestalt an? Konnte man in den Gemeinden Pergamos, Thyatira und Sardes nicht nur Geschichtsentwicklungen, sondern konkrete Kirchen erkennen, so ist "" Er war nach fast 20jähriger Haft, die er wegen Wortverkündigung ohne kirchliche Ordination bekam, gesundheitlich zerstört / Bull 1929. °° Seine Bücher werden noch heute gelesen. Deutscher Verlag: Lutherischer Missionsverein Elmshorn. 95 Philadelphia eine Geistesbewegung. Jesus hat von dem Wirken des Geistes der Wiedergeburt gesagt: „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fahrt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist“ (Joh 3,8). Diese Missions- und Bibelbewegungen treten sowohl innerhalb der bestehenden toten und verdorbenen Kirche149, wie auch außerhalb in freien Gemeinschaften und neuen Kirchen auf*50. Die in den Kirchen vorhandenen treugebliebenen Jünger werden wir dazu rechnen müssen (Offb 2,24.25; Offb 3,4). Aber auch neu erweckte Gruppen werden durch Mission und Evangelisation entstehen151. Seit dem 17. Jahrhundert sind weltweit bibeltreue Erweckungsbewegungen entstanden. Die weitgehend in Tradition erstarrten Volkskirchen erlebten in kleinen Kreisen (auch oft Konventikel genannt), in den eigenen Reihen oder auch außerhalb Aufbrüche, die zu Bekehrungen kirchlich geprägter Menschen führten. Da die Philadelphiaepoche bruderschaftlichen Charakter hat, gibt es neben Kirchenneugründungen auch die Gründung des „Kirchleins in der Kirche“, wie es die innerkirchliche Gemeinschaftsbewegung sah. Es kamen Menschen aus dem Heidentum durch die äußere Mission und unter den Namenschristen im eigenen Land zum Glauben. In Südwestdeutschland fand man für diese missionarischen Bemühungen des 19. Jahrhunderts das Wort von der inneren und der äußeren MissionPp. Stellvertretend seien nur einige Bewegungen genannt: * Im Angelsächsischen Bereich: John Wesley (1703-1791) und der Methodismus * In Deutschland der Pietismus und die Erweckungsbewegung nach den Befreiungskriegen. * Die Gemeinschaftsbewegung und die Mission der Freikirchen. * Der Stundismus und die Erweckungen in Rußland. * In der Äußeren Mission , z.B. unter James Hudson Taylor. * Die Evangelisationsbewegungen aus und in den USA. * Mission bis in den letzten Winkel der Welt. * Auch Hauskreise innerhalb kirchlicher Gemeinden und außerhalb in unseren Tagen. * Manche kirchliche Kemgemeinde oder Gebetskreis. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde den bewußten Christen dieser Bewegungen immer klarer, daß sie die ganze Welt mit dem Evangelium erreichen müßten. Unter den Vätern der Allianz, der am Ende des 19. pp Z.B. Name der Gemeinschaftsverbände Pfalz, Hessen, Baden, Schleswig-Holstein: „Innere Mission“. Jahrhunderts entsandten Missionarischen Weltbünde oder auch den 1200 Missionsleuten, die bei der 1. Weltmissionskonferenz in Edinbourgh 1910 dabei waren, gab es mit Sicherheit viele zur Philadelphiagemeinde zu rechnende brennende Zeugen Jesu. Als in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts die Entkolonialisierung einsetzte, ging man davon aus, daß auch die Zeit der Mission ihrem Ende entgegen gehe. Denn der Einfluß der Europäer und Amerikaner wich. Damals waren weniger als 20% der Afrikaner vom Evangelium erreicht. Heute ist Afrika in vielen Teilen ein ganz vom Evangelium erreichter Kontinent, und in Ostafrika haben wir seit Jahrzehnten eine große Erweckung . Von 1970 bis 1998 stieg die Zahl der (zumindest nominellen) Christen in Afrika von 120,25 Millionen auf 329,9 Millionen15'. In Lateinamerika stieg in der gleichen Zeit die Zahl der Christen von 262 Millionen auf 461,5 Millionen und in Asien von 94 Millionen auf 286 Millionen153. Zwischenzeitlich kann man Gottes Wort in über 2212 Sprachen der Welt lesen, wobei die Zahl der Bibelübersetzungen ständig steigt154. Mit dem Untergang des Kommunismus öffneten sich neue Türen zu den Menschen. Bisher noch nicht erreichten Völkerschaften kann das Zeugnis von Jesus weitergegeben werden. Da die Völker der „dritten Welt“ meist zweisprachig sind, gibt es nur noch sehr wenige Menschen, die Gottes Wort nicht vernehmen können. Vor Jesu Wiederkunft soll die ganze Welt das Evangelium gehört haben. Die Philadelphiachristen waren es, die der Herr für die Erfüllung dieser Verheißung benutzte. Die Welt ist nicht christlich geworden. Aber das ist auch nicht verheißen. Jesus hatte nicht angekündigt, daß sich die ganze Welt bekehrt. Aber das Zeugnis von Philadelphia erreicht alle Völker (Matth 24,14). 2.6.7 Bekehrungen selbst aus der Synagoge Satans Das Sendschreiben an die Philadelphiagemeinde sagt, daß Glieder der Synagoge Satans durch die Gemeinde zur Erkenntnis der Wahrheit kommen werden. Als ein Beispiel von vielen aus unseren Tagen kann man die Theologin Prof. Dr. Eta Linnemann sehen.155 Sie war eine bekannte Schülerin Bultmanns und verfaßte historisch-kritische Standardwerke. Durch Begegnung mit echten Christen erkannte sie die Kraftlosigkeit der Liberalen Theologie und fand zum lebendigen Glauben. Das Wort „Satans Synagoge“ deutet an, daß damit Menschen gemeint sind, die sich für Gottes Volk hielten, die aber, da sie ohne Leben aus Gott waren, nie wirklich zu diesem Volk gehörten. Paulus zeigte solche Menschen schon im Blick auf glaubenslose Juden: „Die Beschneidung nützt etwas, wenn du das Gesetz hältst; hältst du aber das Gesetz nicht, so bist du aus einem Beschnittenen schon ein Unbeschnittener geworden“ (Röm 2,25). Es ist beeindruckend, wie in den Erweckungszeiten geistliche Aufbrüche bei einzelnen und in ganzen, bis dahin evangeliumslosen Gruppen entstanden. Wo beobachten wir solche Entwicklungen? 2.6.8 Selbst Aufbrüche in der katholischen Kirche Bei den Katholiken sei hier die Erweckung um den Bischof Johann Michael Sailer (1752-1832) in Deutschland156 oder der Jansenismus in Frankreich und den Niederlanden erwähnt. Zwar sind die Jansenisten später aus der römischen Kirche ausgestoßen worden, sie konnte deren Zeugnis nicht ertragen, aber eine Zeitlang hatten sie Einfluß, und Glaubenszeugen wie der bekannte Mathematiker Blaise Pascal (1623-62) gaben ein helles Zeugnis von Jesu Namen und Wort157. Zwei wichtige Gestalten der Erweckung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Aloys Henhöfer (1789-1862)158 und Johann Goßner (1773-1858). Sowohl Henhöfer wie auch Goßner kamen noch zu ihrer Zeit als römische Priester im Umfeld einer an der Bibel orientierten Bewegung um den späteren katholischen Bischof von Regensburg, Sailer, zum heilsgewissen Glauben. Pfarrer Aloys Henhöfer trat, als er sich im katholischen Umfeld mit seinem klaren Jesuszeugnis und seiner bibelorientierten Predigt nicht mehr halten konnte, zur evangelischen Kirche über. Durch ihn kam es im Badischen und der angrenzenden Südpfalz zu Erweckungen. Er wurde der Vater der Gemeinschaftsbewegung im Badischen. Diese hielt er für notwendig, da er sah, wie schwer sich geistliches Leben in der vom Rationalismus geprägten Evangelischen Kirche halten konnte. Der katholische Priester Johann Goßner bekehrte sich und erlebte fortan Erweckungen in seinem katholischen Wirkungsbereich. Nach schwerem inneren Kampf kehrte er dann mit 53 Jahren der Römischen Kirche den Rücken und übernahm die Aufgabe des Pfarrers der Böhmischen Betlehemsgemeinde in Berlin'59. Er verfaßte für die Erweckung wichtige geistliche Schriften, wie etwa „Das Schatzkästlein“, „Vom Herzen des Menschen“99 und viele Bibelauslegungen, einiges davon noch als katholischer Priester. Meist wird es so sein, daß erweckte Christen die katholische Kirche verlassen werden. Der Aberglaube und der Geist Isebels läßt ihnen ja 99 Erscheint bis heute. Verlag in Deutschland: St.Johannisdruckerei, Lahr Dinglingen. kaum Raum zum Wirken. In Einzelfällen mag es aber auch Gläubige geben, die in Thyatira bleiben (Offb 2,24). Der Herr kennt und liebt sie. Wo der Herr sie nicht verurteilt, sollten wir uns eines Urteils enthalten (Offb 2,26-28). 2.6.9 Aufbrüche in der orthodoxen Kirche (Pergamostyp) ln Rußland fand das Evangelium u.a. durch den zaristischen Verkehrsminister Graf Bobrinsky Eingang. Er wollte ein Buch gegen die aufkommende Erweckung schreiben, aber kam über dem dabei nötigen Studium der Bibel zum lebendigen Glauben160. Auch gab es im Rußland des 19. Jahrhunderts, als Randbewegung der Orthodoxen Kirche, die sogenannten „Mollocker“ (ursprünglich Schimpfwort für diese Frommen / deutsch Milchtrinker)161. Viele kamen durch die missionarischen Bemühungen angelsächsischer und deutscher Pietisten und Baptisten mit der Botschaft der Rechtfertigung aus Gnaden in Berührung162. Ganze Gemeinden nahmen diese Lehre an. Einige blieben ihrer Gemeinschaft treu, andere wurden Glieder der damals entstehenden evangeliumschristlichen Gemeinden oder auch der Stundisten in Rußland163. 2.6.10 Aufbrüche unter ideologisch verblendeten Menschen Einer der schlimmsten Spötter, der Dichter Heinrich Heine (1797-1856), fand in seinen letzten Lebensjahren zum Glauben und bekannte, daß er wie der verlorene Sohn heimgekehrt ist zum himmlischen Vater, nachdem er an den „Schweinetrögen der Hegelianer“ sein Leben vergeudet hatte164. Diese Menschen erkannten nicht nur an, daß sie bis dahin in Satans Synagoge waren, sie gaben der Gemeinde Philadelphias nicht nur die Ehre wieder, sondern gehörten fortan zu ihr. Der Seelsorger des Nürnberger Kriegsverbrecherprozesses berichtete, wie die 1946 hingerichteten eingefleischten Antichristen, Reichsminister Saukel, der Verantwortliche für den Bau der KZ’s, oder Hitlers Außenminister Joachim von Ribbentrop zum Glauben fanden". " Bericht des amerikanischen Seelsorgers der Gefangen im „Nürnberger Prozeß“. Die interessanteste Verheißung an die Christen in der Philadelphiaepoche steht in Vers 10: „Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen.“ Viele Christen ziehen daraus die Folgerung, daß die Gemeinde nicht in die antichristliche Versuchungszeit hinein muß. Dafür spricht auch folgende Stelle: „Danach sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel, und die erste Stimme, die ich mit mir hatte reden hören wie eine Posaune, die sprach: Steig herauf, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll“ (Offb 4,1). Sie folgern, daß die sieben Sendschreiben die eigentlichen geschichtlichen Prophezeiungen für die Gemeinde sind. Ab Offb 4 würden nur noch die Verhältnisse nach der Wegnahme der Gemeinde von der Erde geschildert. Das im Kampf stehende Gottesvolk der Offenbarung wären dann nur noch die 144000 Juden, die von Gott speziell versiegelt werden (Offb 7) und eventuell frühere Heiden, die nach der Entrückung der Gemeinde zu Jesus finden. Von dieser Sicht her fiele ein neues Licht auf 2. Thess 2,6-7: „ Und ihr wißt, was ihn (Antichristen) noch aufhält, bis er offenbart wird zu seiner Zeit. Denn es regt sich schon das Geheimnis der Bosheit; nur muß der, der es jetzt noch aufhält, weggetan werden.“ Das Aufhaltende wäre dann nicht der Römische Staat, sondern die Gemeinde. Offenbarung 7 gibt einen interessanten Einblick, der ebenfalls für diese These spräche. Die schlimmsten endzeitlichen Plagen werden noch zurückgehalten (Offb 7,3), weil erst noch die 144.000 Juden versiegelt werden müssen (Offb 7,4). Sie sind Träger des Heiligen Geistes (Eph 1,13) in der antichristlichen Zeit. Die unübersehbare Schar der Christen aus allen Völkern aber scheint schon in der unsichtbaren Welt zu sein (Offb 7,9.10). Dies ist eine mögliche Entwicklung, die auf die treuen Philadelphiachristen wartet. Ob diese Entrückung aber wirklich vor der Zeit des Antichristen oder in mitten seiner Zeit kommt, nämlich nach 3 14 Jahren oder gar erst am Ende der Zeit des letzten Welttyrannen, scheint trotzdem nicht ganz klar. Der Brief nach Philadelphia ging ja vor 1900 Jahren auch an eine konkrete Gemeinde, die in den altrömischen Christenverfolgungen damals auch nicht entrückt wurde. Wir sollten auch nicht vergessen, daß Jesus sagte: „Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater“ (Mt. 24,36). Wie es sich auch entwickeln wird, der Herr wird seine treuen Jünger, die Philadelphiagemeinde, bewahren. Schreibt doch schon Paulus: „Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn“ (Rom 8,38-39). Es wäre schön und wünschenswert, wenn die auf Jesus wartende, bibeltreue, missionarische Christenschar die große Versuchungszeit mit dem Antichristen und dem letzten falschen Propheten nicht erleben müßte. Aber wieviele Christen vor uns mußten schon unter antichristliche Verfolgung? Wie es auch kommt, der Herr bewahrt. Seine Hand läßt niemanden los. Der Gemeindetyp Philadelphia zeigt die nicht mehr an ein bestimmtes Kirchenmodell gebundene, äußerlich kleine aber missionarisch wirksame Bewegung bibeltreuer Christen. 2.7. Laodizea, die laue jesuslose Endzeitgemeinde der Beliebigkeit Die Stadt Laodizea (auch: Laodizäa) lag an einer der großen Handelsstraßen Kleinasiens. Sie war deshalb durch Handel und Bankwesen geprägt. Auch die heimische Tuchindustrie und Pharmazie hatten die Stadt reich gemacht. Besonders bekannt waren das „phrygische Pulver“ und eine wirksame Augensalbe, welche in Laodizea hergestellt wurde. Auch hat es in Laodizea eine berühmte medizinische Schule gegeben. Die Stadt war durch ihre vielfältigen wirtschaftlichen Aktivitäten zu Reichtum und Wohlstand gekommen. Die Gemeinde von Laodizea hatte sich in ihrem Selbstverständnis diesem Lebensgefühl Stadt angepaßt. Sie sah sich selbst als innerlich reich an und meinte, alles zu haben, was eine Gemeinde braucht. Jede Ergänzung oder Korrektur erschien ihr überflüssig. Laodizäa ist die endzeitliche, weltweit vorherrschende, selbstgenügsame Gemeinde ohne Jesus. Ihre geistliche Prägung scheint überkonfessionell zu sein. Sie ist weltweit und ökumenisch. 2.7.1 Eine Gemeinde, bei der es Jesus speiübel w ird Trotz ihres Wohlstandes hatten die Bewohner von Laodizea ein Problem. Es fehlte an Brunnen und Quellen, die die Stadt mit ausreichend Trinkwasser versorgen konnten. Aus diesem Grund mußte man Wasser über größere Entfernungen herbeiholen. In ca. 30 km Entfernung hatte man ausreichend Trinkwasser ausgemacht. Dieses wurde durch eine überirdische Wasserleitung nach Laodizea gebracht. Allerdings handelte es sich bei dem gefundenen Wasser um Thermalwasser aus heißen Quellen. Unterwegs verlor das Wasser an Temperatur und kam als lauwarmes Wasser in der Stadt an. Hier wurde es weiter abgekühlt und konnte endlich als Trinkwasser verwendet werden. Diese allen Gemeindegliedem bekannte Tatsache nutzt Jesus, um den geistlichen Zustand von Laodizea aufzuzeigen. Die einst heiße Liebe der Gläubigen in Laodizea zu Jesus war mittlerweile auf die Temperatur der Umwelt abgekühlt. Diese abgekühlte Jesusbeziehung gleicht jetzt einem Getränk, das man nur noch ausspucken kann. Die Lauheit macht es unerträglich. 2.7.2 Eine Gemeinde, der das Wichtigste fehlt Die vorherige Gemeinde, die von Philadelphia, war in vielen Beziehungen arm. Sie hatte nur eine „kleine Kraft“. Das einzige, was sie hatte, war Jesus: das Zeugnis von Jesus bestimmte ihren Dienst. Das Wort Gottes war Mittelpunkt und Ausgangspunkt ihrer vollmächtigen Verkündigung. Jesus selbst hatte ihr die offene Tür gegeben. Die Gemeinde von Laodizea war in vielfältiger Weise wohlhabend und gut situiert. Sie hatte scheinbar alles. Deshalb hielt sie sich auch für „reich“, wie ihr ganzer Ort sich als reiche Stadt ansah. Echte Christen sind, wie es Gottes Wort immer wieder betont, ,in Christus“. Die Christen von Laodizea waren ursprünglich auch in Christus. Aber er kann sie, ihres lauen Wesens wegen, nicht mehr bei sich behalten. Obwohl er sie liebt, muß er sie „ausspucken“. Die alte Elberfelder Übersetzung sagte in der Fußnote: „Ich bin im Begriff, dich auszuspeien.“ 2.7.3 Christen, die Jesus dennoch nicht ganz aufgegeben hat Das Schlimme war, daß die Gemeinde in Laodizea ihren erbärmlichen Zustand nicht erkannte. Aber wenn auch eine Gemeinde und deren Glieder geistlich noch so heruntergekommen sind, so hat sie Jesus doch immer noch lieb. Zwar scheint die Gemeinde als ganze nicht mehr rettungsfahig zu sein, aber Einzelne können noch Jesu Stimme hören und ihn in ihr Leben einlassen. 2.7.4 Jesus gibt drei Angebote für die Christen in Laodizea - Jesus rät den Gliedern der Gemeinde, reines, geläutertes Gold von ihm zu beziehen. In früheren Zeiten mischte man dem Gold gelegentlich andere Mineralien bei. Die so hergestellten Münzen waren bereits eine Art Inflationsgeld. Je mehr Beimischungen, desto wertloser das Geld. Gott bietet in seinem Wort reines Gold. Gold ist aber auch ein Bild für durch Leiden gereinigtes Leben. Schrieb doch Petrus „ Ihr seid traurig in mancherlei Anfechtungen,... damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus“ (1. Petr 1,6b—7). - Jesus rät, weiter Kleider von ihm zu kaufen. Längst hatte die Gemeinde ihr weißes Kleid gegen das befleckte purpurne und vergoldete Kleid der Hure Babylon eingetauscht (Offb 17,4). Es war das Kleid der angesehenen Leute in Welt, Wissenschaft und Regierung. Jesus gibt die Möglichkeit, durch sein Blut ein gereinigtes Seelenkleid zu bekommen. Im Himmel sind nur Menschen, von denen dem Apostel Johannes gesagt wird: „Diese sind's, die gekommen sind aus der großen Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes“ (Offb 7,14b). - Das innere Auge der Laodizeachristen ist krank. Sie erkennen ihren erbärmlichen Zustand nicht. Ihnen fehlt die Augensalbe. Immer wieder hatten sie den Geist gedämpft (1. Thess 5,19) und betrübt (Eph 4,30), so daß ihnen jetzt jede geistliche Beurteilungskraft fehlte. Deshalb empfiehlt Jesus ihnen nicht die Medizin des irdischen Laodizea, sondern seine geistliche Augensalbe. Mit der Augensalbe ist das vom Geist erschlossene Wort Gottes gemeint: „Um so fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen“ (2. Petr 1,19). 2.7.5 Jesus tut alles, um auch die Blinden retten. Wenn sie auf das Angebot im Wort nicht eingehen, hat er noch andere Möglichkeiten, sich Gehör zu verschaffen. Es sind Züchtigungen, die die Christen in Laodizea zum Nachdenken und zur Buße bringen sollen. Auch diese schweren Heimsuchungen schickt Jesus aus Liebe. Er will den lauen Christen helfen, wieder engste Gemeinschaft mit ihm zu bekommen. Er will sie ja nicht ausspeien. Das Sendschreiben macht erschreckend deutlich, daß nicht mehr die ganze Gemeinde, sondern nur noch einzelne Laodizeachristen Jesus aufnehmen werden. Laodizea ist eigentlich keine Gemeinde des Herren mehr. Eine wirkliche Gemeinde zeichnet sich dadurch aus, daß Jesus in ihrer Mitte ist: „(Jesus) der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern“ (Offb 2,1c). Jesus selbst hatte gesagt: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). Laodizea - eine Gemeinde in der Jesus nicht mehr wohnt. Er muß von außerhalb anklopfen. Trotzdem bleibt dem endzeitlich geprägten Christen von Laodicea die Möglichkeit, Jesus wieder neu in sein Herz und Leben aufzunehmen. Er gibt ihm dann Anteil an seinem Leiden und Sterben. Symbol dafür ist das Abendmahl: „Denn sooft ihr von diesem Brot eßt und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1. Kor 11,26). Wenn Jesus wiederkommt, bietet er den so zurecht gekommenen Gemeindegliedem aus Laodizea an, mit ihm das Richteramt über die gefallene Welt wahrzunehmen: „Wißt ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden? Wenn nun die Welt von euch gerichtet werden soll, seid ihr dann nicht gut genug, geringe Sachen zu richten?“ (1. Kor 6,2). 2.7.6 Die prophetische Bedeutung des siebten Sendschreibens Das Schreiben nach Laodicea gibt einen zusammenfassenden Blick für die Gemeindesituation am Ende der Gnadenzeit. Hatten die vorherigen Epochen jeweils neue Kirchen und Gemeindemodelle hervorgebracht, so ist dies am Ende der letzten Zeit wohl nicht mehr der Fall. Die Gemeinde von Laodizea wird wahrscheinlich in keinem neuen Kirchenmodell sichtbar. Sie scheint vielmehr die sichtbare Christenheit vor der Wiederkunft Jesu in allen bestehenden Kirchenorganisationen zu prägen. So wie es in Laodicea zugeht, so scheint es mehr oder weniger in allen organisierten Gemeinden, Gemeinschaften und christlichen Kirchen vor Jesu Wiederkunft auszusehen. Selbstgerecht und selbstgenügsam, halten sie sich für innerlich und äußerlich gesund. Sie haben sich den lauen, für alles offenen und allen gegenüber toleranten Vorstellungen der Welt geöffnet. Scheinbar bringt ihnen dies auch äußeren Erfolg. Hatte die Gemeinde Philadelphia nichts außer Jesus, so hat die Gemeinde Laodizea alles, außer Jesus. Jesus steht nicht mehr in der Kirche, sondern davor. 2.7.7 Laodizea, die Gemeinde des großen Abfalls vor Jesu Wiederkunft Paulus hatte die Thessalonicher auf folgendes hingewiesen: „Laßt euch von niemandem verfuhren, in keinerlei Weise; denn zuvor muß der Abfall kommen“ (2. Thess 2,3). Wenn die Weltchristenheit auch 2 Milliarden Menschen zählt, so fuhrt doch ein Großteil das Christentum nur im Namen. Persönliches Glaubensleben ist ihnen fremd. Wird unter den äußerlich christianisierten Massen, die die Mehrzahl der Gemeindeglieder der Großkirchen darstellen, dieser Abfall eintreten? Kaum! Diese kirchlichen Karteichristen sind doch nur äußerlich dabei. Sie werden nicht abfallen, ganz gleich ob sie Kirchenmitglieder bleiben oder aus ihren Kirchen austreten. Sie gehörten nie wirklich zu Jesus. Deshalb können sie auch nicht abfallen. Abfallen können nur echte Gläubige. Unter ihnen kommt es zum Abfall. Diesen Abfall hatte schon Jesus vorhergesagt: „Dann werden viele abfallen und werden sich untereinander verraten und werden sich untereinander hassen. Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen. Und weil die Ungerechtigkeit überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten“ (Mt 24,10-12). In der Gemeinde Pergamos, dem Modell der Orthodoxen Kirchen des Ostens, gab und gibt es echte Christen. Den Echten aus der orthodoxen Christenheit ist zugesagt, daß sie die Wiederkunft Jesu erleben werden. In Offb 2, 16 sagte Jesus, daß er „bald kommen“ wird. Unter diesen Glaubenden der Ostkirche wird es in der Laodiceazeit zum Abfall kommen. Auch in Thyatira, der Römisch-Katholischen Kirche, werden „die anderen, die nicht erkannt haben die Tiefen des Satans“ genannt (Offb 2,24). Unter diesen anderen, den noch glaubenden Katholiken, wird es in der Laodiceazeit zum Abfall kommen. Im geistlich toten Protestantismus gibt es „etliche Namen ... die nicht ihre Kleider besudelt haben“ (Offb 3,4). Unter diesen bibeltreuen Protestanten wird es in der Laodiceazeit zum Abfall kommen. In der Erweckungsbewegung, die den Charakter der Philadelphiagemeinde hat, wird es in der Laodiceazeit zum Abfall kommen. All diesen Christen in Kirchen, Erweckungsgemeinden, Missionswerken, Gemeinschaften und Freikirchen wurde zugesagt, daß sie bestehen bleiben, bis Jesus wiederkommt (Offb 2,16; 2,25; 3,3; 3,10). Sie werden organisatorisch in irgendeiner Form bis zu Jesu Wiederkunft vorhanden sein. Laodizeawesen ist die größte Gefahr für die organisierten Gemeinden der verschiedensten Traditionen, die in der Endzeit bestehen werden. Der große Abfall muß unter diesen wirklichen Christen, die unmittelbar vor Jesu Wiederkunft leben, erfolgen. Nicht Namenschristen, sondern Menschen und Bewegungen, die einst echte Christen waren, sind es, die zu der lauen Pseudogemeinde von Laodizea gehören. Sie sind geistlich so verdorben, daß Jesus sie ausspucken muß. Nicht eine evangelische oder katholische Christenheit als Gesamtheit der Kirchenmitglieder, oder der in diesen Kirchen Getauften, wird abfallen. Die Gesamtheit der Kirchenmitglieder war nie wirklich in und bei Jesus. Deshalb werden und können sie auch nicht von Jesus abfallen. Die verbliebenen echten Jesusjünger aus den Orthodoxen, Katholischen, Evangelischen Kirchen und die heute evangelikal genannten Glieder der Philadelphiagemeinden der Erweckungszeit fallen ab. 2.7.8 Wie ist das möglich? Wie sich das heiße Wasser der Thermalquellen, die Laodizea versorgten, durch die Berührung mit der Umwelt abkühlte und lau wurde, so hat Laodizea durch die Welt eine Veränderung erlebt. Die fehlende Abgrenzung gegen Einflüsse der Welt brachte Laodicea die Lauheit. Diese Lauheit ist der Abfall: „Ihr Abtrünnigen, wißt ihr nicht, daß Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein“ (Jak 4,4). Carl Olof Rosenius (1816-1868), der bekannte Erweckungsprediger Schwedens, schilderte in seinem Andachtsbuch „Tägliches Seelenbrot“ unter dem 22. Januar schon vor über 100 Jahren die Gesinnung des laugeworden Christen: „Sie waren zu Jesus gekommen, aber sie konnten es nicht ertragen, sich von der Welt verachtet oder zurückgesetzt, ihren guten Ruf und ihr Auskommen, ihr Brot, ihre Beförderung geschmälert zu sehen. Sie fangen an, danach zu trachten, die Freundschaft der Welt wiederzugewinnen und sich derselben gleichzustellen. Aber denke niemand, daß einer von ihnen dann sprechen würde: Ich bin der Welt gegenüber schwach. Nein, diese traurige Sache wird jetzt bemäntelt mit dem Reden von der Freiheit eines Christen, ja, von der Pflicht eines Christen, sich, um der Welt zu verdienen, nicht von derselben zu trennen. Nie aber kommt die Stunde, in der dieser Nutzen, dieser Dienst der Welt mit einer ernstlichen Warnung bewiesen wird; denn es muß immer vorsichtig und glimpflich zuwege gegangen werden, daß man nicht anstößt und Ärgernis gibt. Daher kommt es dann, daß die freie, dreiste Welt mehr über das fromme, nachgiebige Kind herrscht, als dieses über jene. Und wenn der arme Mensch nicht beizeiten hierauf achtgibt, aufbricht, ,hinausgeht und bitterlich weint1, sondern fortfahrt, ,am fremden Joch mit den Ungläubigen zu ziehen“, dann wird er schließlich ein Knecht unter diesem Joch, unter der Welt und der Menschengunst. Die geistliche Gnadenkraft ist verschwunden, die Freundschaft mit Gott ist aufgehoben - denn ,der Welt Freundschaft ist Gottes Feindschaft.'“165 Was Rosenius vor über 100 Jahren auffiel, springt einen in den Gemeinden der Jetztzeit vielerorts förmlich an. - Weltliche Formen in den Werken der Evangelisation und Gemeinde Vor einigen Jahrzehnten meinten pietistisch geprägte Gemeinden, Musik und Kultur der Welt nutzen zu müssen, um so besser Außenstehende erreichen zu können. Später ging man weiter und hielt weltliche Elemente der Unterhaltungsindustrie auch für die Gestaltung des Gemeindelebens für nötig. Die jüngere Generation sollte so besser angesprochen werden. Heute gleichen viele Glaubenskonferenzen in weiten Teilen der „Wetten-daß-Show“ des Blödelmeisters Thomas Gottschalk“. Ja, selbst Tagungen für Pastoren und Prediger verlaufen in ähnlichem Stil, ln Mitarbeiterschulungen versucht man, Gemeindeglieder mit Methoden zum Dienst zu motivieren, wie es Untemehmensberater und Motivationstrainer in ihren Seminaren machen.” ln der Mitgliederzeitschrift der Pilgermission St. Chrischona, „Chrischo-namagazin“ vom Frühjahr 1998, fragte man die Gemeindeglieder der Chrischonagemeinschaften, ob man christliche Tanzffeizeiten durchführen sollte166. 50,6% der Befragten sagten nein und 49,4% antworteten mit ja. Bei den unter 40jähren sind sogar 82% für derartige christliche Tanzangebote.167 Beim bundesweiten Jugendtreffen Christival 1996 in Dresden traten christliche Rock- und Technogruppen auf, so daß teilnehmende junge Christen aus Rußland entsetzt waren. Teilnehmer aus dem Memelgebiet äußerten Unverständnis im Blick auf das öffentliche Rauchen, selbst von christlichen Mädchen beim Christival168. Vom 19.-22. April 1999 fand unter dem bezeichnenden Thema „Auszeit für Hauptamtliche“ eine bundesweite Tagung für Prediger und andere hauptamtliche Mitarbeiter des Gnadauer Verbandes statt169. An diesem Verband konnte man früher eindeutige Züge des Philadelphia-Gemeindemodells erkennen. Er war Gebet- und Bibelbewegung, Evangelisationsund Heiligungsbewegung. In manchen Gegenden wurden seine Glieder als „Mucker“ bespöttelt, weil sie sich klar von der Welt mit ihren ss Peter Strauch, der diese Entwicklung sicher auch mit gefördert hat, äußerte, daß er derartige Gefahren sieht (Idea 9/98). " Beispielhaft zeigt Idea 29/2001 Paralelen zum Motivationsguru Jürgen Holler. Vergnügungen abgrenzten. Untereinander hielt man auf Bruderschaft. 1999 aber scheint dies der Vergangenheit anzugehören. Als Auftakt einer Abendveranstaltung schossen sich zwei als Cowboys verkleidete Prediger auf der Bühne der „Evangeliumshalle“ mit Kamevalspistolen nieder. Zwischendurch trat ein blödelnder Hausmeister, eine Art billige Kopie des Saarländer Kabarettisten Heinz Becker, auf und gab seine Späße zum Besten. Aber auch im geistlichen und ernsteren Teil ließ manches aufhorchen. Die Andachten erinnerten teilweise an Lobpreisveranstaltungen der früher in Gnadau verpönten Charismatiker. Die als Anregung für die Gemeindearbeit vorgestellten Modelle hätte man früher bestenfalls als „Vorhofsarbeit“uu betrachtet. Die etwa 900 Gnadauer Verkündiger sollten durch diese Tagung persönliche Stärkung und Anregungen für ihre Gemeindearbeit bekommen170. Das ist der gleiche Verband, in dem ein Pastor Emst Modersohn (1870-1948) sich fragte, ob es für bekehrte Christen zuträglich ist, Kirchenkonzerte zu besuchen, bei denen nichtbekehrte Künstler geistliche Texte singen. Dabei sind die Organisatoren solcher Tagungen keine rationalistischen Theologen. Im Vergleich zu einigen anderen Werken geht es bei den Gnadauem trotzdem noch recht zurückhaltend zu. Zuspruch ist derartigen Angeboten bei Tagungen und in Gemeinden gewiß, aber nicht von Jesus. Um solche, dem Zeitgeist geöffnete Gemeinden, zittert das liebende Herz unseres Herren. Der Geist der Oberflächlichkeit und der Weltlichkeit dringt im letzten Abschnitt der Endzeit anscheinend bis in die entschiedensten Kreise der Gläubigen vor und beeinflußt sie. Diese Kirchenorganisationen sind dann nicht mehr Kirche Jesu Christi. Sie sind nur noch Selbstzweck. Man mag zwar in den Lobpreisandachten singen: „Wir preisen dich, wir erheben dich, oh Herr“, aber in Wirklichkeit preist man sich nur selbst. Die Selbstvorstellung Jesu zu Beginn des letzten Sendschreibens („der Amen heißt“; Offb 3,14) deutet an, daß nach Laodizea keine weiteren Gemeindeepochen mehr kommen werden. Die Entwicklung der irdischen Gemeinde ist mit dem großen Abfall zu ihrem Ende gelangt. Zwar gibt es Kinder Gottes, die Jesu Wort hören und ihn in ihr Herz und Leben aufnehmen. Aber es gibt keine Hoffnung mehr für die Gemeinde als weltlich organisierte Institution. Hatte Sardes noch eine Chance, trotz des geistlichen Todes wach zu werden, so wird demgegenübe ;.aodizea nie mehr brennend heiß für Jesus sein. uu In Teilen des schwäbischen Pietismus hat man solche guk meinten, aber geistlich nicht sehr tief gehenden Missionsmethoden so eezeichnet. Es ging im Bild des Tempels nicht bis ins Heilige oder Alle : eiligste, sondern nur bis in den Vorhof. Darüber täuschen auch Großveranstaltungen mit bedeutenden Unter-stützem aus Politik und Kultur nicht hinweg”. Wenn sich die Entwicklung so fortsetzt, könnte es sein, daß Jesus vieles, was einst zu ihm gehörte, ausspucken muß. Und er hat sie doch so lieb. Er ist für sie gestorben. Dabei hält sich Laodizea für eine starke und gute Gemeinde. In den USA regierte mit Clinton acht Jahre ein meineidiger Ehebrecher. In seiner Regierungszeit haben die Homosexuellen Rechte bekommen, die gegen die US-Verfassung verstoßen. Er hätte die Abtreibungen eindämmen können, stattdessen bekämpfte er die Lebensrechtler171. Gleichzeitig aber ist er Mitglied einer evangelikalen Kirche der Südlichen Baptisten. Mit Vorliebe ließ er sich beim Kirchgang filmen und frömmelt vor sich hin. Äußerlich evangelikal, innerlich ein Heide. Trotzdem lehnte seine Gemeinde jede Gemeindezucht am Präsidenten, trotz Meineid und Ehebruch ab172. Das Modell von Sardes gibt einen wichtigen Hinweis. Wer in der Endzeit Heil von oder in organisatorischen Strukturen erwartet, ist auf dem Holzweg. Wer aber betet, wie die geistliche Größe der Brautgemeinde es am Ende der Offenbarung tut, der hat das Heil vor Augen: „Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst. Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald. -Amen, ja, komm, Herr Jesus!“ (Offb 22,17+20). Wo sich die Jünger Jesu dem Zeitgeist anpassen, fallen sie von Jesus ab. Da nutzt keine noch so geistliche Wurzel oder segensreiche Vergangenheit einer Gruppe oder Bewegung. Der Gemeindetyp Laodicaeas offenbart die jesuslose Gemeinde der Endzeit. Sie ist eine überkonfessionelle, ökumenische (weltweite) Entwicklung innerhalb ehemaliger jesustreuer Kirchen. ” Der Autor lbst arbeitete in örtlichen Veranstaltungen von ProChrist 93 & 97 mit 3. Das Problem der Kirchenspaltungen in 2000-jähriger Geschichte Die Sendschreiben gaben uns nicht nur einen prophetischen Überblick über die Entwicklung der Kirchengeschichte. Sie deuten auch die großen Kirchenspaltungen in unterschiedliche konfessionelle Familien an. Der Text der Sendschreiben gibt uns einen Hinweis darauf, daß die in den einzelnen Epochen entstandenen Kirchen (ab der Periode von Pergamos) bis zur Wiederkunft Jesu in irgend einer Form erhalten bleiben werden. 1. Orthodoxe Kirche = Pergamos: Hinweis: Offb 2,6 „So werde ich dir bald kommen.“ 2. Römisch-Katholische Kirche = Thyatira: Hinweis: Offb 2,25 „Das haltet, bis ich komme.“ 3. Protestantische Kirchen in ihrer vielfältigen Organisationsform = Sardes: Hinweis: Offb 3,3: „Ich werde über dich kommen wie ein Dieb.“ 4. Die vielfältigen missionarischen und bruderschaftlichen Gruppen und Grüppchen = Philadelphia: Hinweis: Offb 3,11: „Siehe, ich komme bald.“ 5. Die jesuslose Endzeitkirche = Laodicaea: Hinweis: Offb 3,20: „Siehe, ich stehe vor der Tür.“ Hier deutet sich schon an, daß die Geschichte der Gemeinde und der Kirchenorganisationen durch eine Vielzahl von Konfessionen, Kirchen und Gemeinden sowie Spaltungen gekennzeichnet ist. Daraus folgt die starke konfessionelle Zersplitterung der Christenheit. Mit diesem Zustand einer gespaltenen Kirche wollten sich viele Christen nicht abfmden. Seit über 100 Jahren treten Christen vermehrt auf, die aus verschiedensten Gründen diese Spaltung beseitigen wollen. Einige haben dabei achtenswerte Motive. Bei anderen scheint Aktionismus oder allgemeine Toleranz- und Einheitsideologie mehr im Vordergrund zu stehen. Im Einzelfall ist es schwer, hier zu trennen. Manchmal steht auch ein christliches Machtdenken hinter den Aktivitäten. Eine vereinigte Kirche wäre eine unüberhörbare Größe. Die Einheitsbestrebungen treten meist unter der Bezeichnung „Ökumene“ oder „ökumenisch“ auf. Ihre Anhänger, die Ökumeniker, reden im Blick auf die unterschiedlichen Konfessionen off von „der Sünde der Uneinigkeit in der Christenheit“ oder dem „Skandalon“ der Trennung.'™ ™ Deutlich von Erzbischof Temple ausgesprochen (de Semiyen, S.28). 110 Wir können auf vielen Ebenen christliche Einheitsbestrebungen beobachten und wollen sie und ihre Motive und Ziele, ihren Einfluß und ihre Erfolge in den späteren Abschnitten näher untersuchen. Vorher wollen wir aber die Bibel befragen, ob diese Spaltungen wirklich ein solch schrecklicher Skandal sind und äußerlich überwunden werden müssen. 3.1 Womit begründet die Ökumene ihr Eintreten für die äußere Einheit der Christenheit? „... damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast“ (Joh 17,21). Dies ist das Bibelwort, welches die Ökumeniker wie eine Parole immer wieder vor sich her tragen. 1. Die Vertreter des heutigen ökumenischen Gedankens berufen sich in ihren Bemühungen darauf, daß es doch Jesu letzter Wille sei, daß die Christenheit einig sein soll. Im sogenannten Hohenpriesterlichen Gebet, dem letzten großen Gebet, das uns Johannes von Jesus überliefert, heißt es: „Ich bitte aber nicht allein für sie (Jesu damalige Jünger; R.W.), sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien“ (Joh 17,20.21a). Die Ökumeniker ziehen daraus den Schluß: Die Einheit der Kirchenorganisationen und der Christen sei Jesu letzter Wunsch gewesen. Wenn er noch unmittelbar vor seiner Verhaftung und seinem Leiden und Sterben für die Einheit unter den Christen betete, muß uns das dazu bewegen, alles daran zu setzen, die innere und äußere Einheit unter den Christen wiederherzustellen. Nur so können wir Jesu Willen verwirklichen. 2. Die Einheit der Christen untereinander wäre auch darum nötig, weil sie eine Widerspiegelung des Wesens Gottes sei: „... damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein“ (Joh 17,21). Wie es keine Trennung zwischen Vater und Sohn gibt, soll es auch keine Trennung der Christen durch verschiedene Bestrebungen oder Organisationen geben. Nur durch solche Einheit bezeugen wir der Welt glaubhaft, wie Gott ist, nämlich einig. 3. Die Einheit, auch die organisatorische Einheit der Christen hilft nach Auslegung der Ökumeniker der Welt zum Glauben. Joh 17,21a+c: „...damit sie alle eins seien..., damit die Welt glaube, daß du mich gesandt has“. Unser Auftrag ist es, den rettenden Glauben auszubreiten - und dies geschieht nach ökumenischer Interpretation nur glaubwürdig, wenn die Christen Einheit untereinander leben. Überall in der Welt gibt es Streit 111 und Spaltungen. Spaltung in Klassen und Rassen, Spaltung in Geschlechter und Stände. Durch Einheit bemerkt die Welt, daß es auch Harmonie geben kann. Die Spaltung in verschiedene Gemeinschaften und Kirchen macht die Christen der Welt gegenüber nach Meinung der Ökumeniker unglaubwürdig. Die Spaltungen würden die Menschen vom Glauben an Jesus abhalten, da sie durch die Spaltungen zwischen den Kirchen den Eindruck gewinnen müßten, daß in der Gemeinde egoistische Mechanismen herrschen.’“ Natürlich ist es richtig, daß die Spaltung der Christenheit in eine heute nicht mehr überschaubare Zahl von Organisationen, Kirchen und Gemeinschaften kein Ruhmesblatt für die Christenheit ist. Gerade weil die Jünger Jesu nicht nur Prediger sein sollen, sondern, wie Jesus sagt, Zeugen Jesu Christi sind, müssen die Jünger Jesu alles, was nach egoistischen Spaltungen und menschlicher Rechthaberei aussieht, meiden. An der Liebe untereinander soll die Welt die Christen erkennen (Joh 13,45). Aber ist organisatorische Einheit wirklich nötig und möglich? 3.2 Wie wichtig ist organisatorische Einheit der Christenheit? Gottes Wort lehrt keineswegs, daß Einigkeit um jeden Preis verwirklicht werden muß. Diese Sicht können wir dem Alten und dem Neuen Testament klar entnehmen. Im Alten Testament wird berichtet, daß nach der Zerstörung des israelischen Nordreiches und seiner Hauptstadt Samarien sich dort ein Volk mit einer seltsamen Mischreligion konstituierte, die Samariter (2. Könige 17,24—41). Die Angehörigen der ursprünglich dort wohnenden 10 Stämme des Nordreiches wurden von den Assyrem nach 722 v.Chr. in andere Gegenden des Assyrischen Großreiches deportiert. Ihre Spuren verlieren sich in der Geschichte. Im entvölkerten Land Israel wurden Ausländer angesiedelt. Diese brachten ihre heidnischen Religionen und deren Kult mit. Da sie aber bei der Besiedlung immer wieder neue Probleme bekamen, meinten sie, den Gott, der von den früheren Einwohnern des Landes, den Israeliten, geehrt wurde, auch religiös befriedigen zu müssen. Sie befürchteten ansonsten, in diesem Land nie sicher leben zu können. Zum Zweck der Einrichtung eines entsprechenden Gottesdienstes schickte der König von Assyrien xx Es gibt einige Ökumeniker, die vorgeben, nicht unbedingt die organisatorische Vereinigung der Kirchen zu wollen. Was sie aber fordern ist, daß die lehrmäßigen und organisatorischen Trennungen total bedeutungslos werden. Das heißt, daß Gottes Wort keine Grenzen biblischer Lehre und Irrlehre aufzeigen darf. 112 einen der bereits verbannten früheren Priester in seine alte Heimat zurück. Er begann jetzt den Jahwekult mit den neuen Kolonisten einzuüben. Der Priester betrieb ein Heiligtum in Bet El, in dem zum israelitischen Gott gebetet wurde. Die Einwohner ehrten nun zu Hause und auf bestimmten Bergen die Götzen ihrer früheren Heimat und beteten in Bet El zum Gott Israels. Dies vertrug sich nicht mit den Geboten Gottes, aber entsprach der Gesinnung dieser Leute. Nachdem auch die Einwohner von Juda, dem israelischen Südreich, in die babylonische Gefangenschaft kamen (von 587-537 v.Chr.), breiteten sich die Samariter auch in deren früherem Gebiet aus. Allerdings kehrten die Juden, Angehörige des Stammes Juda, aus der Gefangenschaft zurück. Sie wollten den Tempel Gottes in Jerusalem wieder errichten. In dieser Lage ereignete sich folgendes: „Als aber die Widersacher Judas und Benjamins hörten, daß die, die aus der Gefangenschaft zurückgekommen waren, dem HERRN, dem Gott Israels, den Tempel bauten, kamen sie zu Serubbabel, Jeschua und den Sippenhäuptem und sprachen zu ihnen: Wir wollen mit euch bauen; denn auch wir suchen euren Gott und haben ihm geopfert seit der Zeit Asarhaddons, des Königs von Assur, der uns hierhergebracht hat. Aber Serubbabel und Jeschua und die andern Häupter der Sippen in Israel antworteten ihnen: Es ziemt sich nicht, daß ihr und wir miteinander das Haus unseres Gottes bauen, sondern wir allein wollen bauen dem HERRN, dem Gott Israels, wie uns Kyrus, der König von Persien, geboten hat“ (Esra 4,1-3). Sowohl durch Esra wie durch Nehemia machte Gott klar, daß es keine Gemeinschaft zwischen dem Gottesdienst Israels und der Mischreligion der Samariter geben dürfte. Obwohl Jesus im Gleichnis vom barmherzigen Samariter den Angehörigen dieses Volkes ein ehrenvolles Zeugnis ausstellt, sagt auch er, daß ihre Religion falsch ist: „Ihr wißt nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden“ (Joh 4,22). Im Neuen Testament warnt Jesus vor Verbindungen mit bestimmten, auch für Jünger Jesu interessanten religiösen Personen und Kreisen. Er weist auf gefährliche Irrlehrer hin, die auftreten werden und die von seinen Jüngern zu meiden sind: „Wenn dann jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist der Christus! oder: Da!, so sollt ihr's nicht glauben. Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, so daß sie, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführten. Siehe, ich habe es euch vorausgesagt. Wenn sie also zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste!, so geht nicht hinaus; siehe, er ist drinnen im Haus!, so glaubt es nicht“ (Mt 24,23-26). Paulus schreibt auch von Personen, die die Gläubigen meiden sollen. Von der Beschreibung her handelt es sich um Irrlehrer: „Einen ketzerischen Menschen meide, wenn er einmal und noch einmal ermahnt ist“ (Tit 3,10). „In einem großen Haus aber sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, die einen zu ehrenvollem, die andern zu nicht ehrenvollem Gebrauch. Wenn nun jemand sich reinigt von solchen Leuten, der wird ein Gefäß sein, zu ehrenvollem Gebrauch geheiligt, für den Hausherrn brauchbar und zu allem guten Werk bereitet“ (2. Tim 2,20-21). Auch erklärt Paulus, daß Spaltungen einen Sinn haben, denn sie schaffen nötige Klarheiten. 1. Kor. 11,19: „Denn es müssen ja Spaltungen unter euch sein, damit die Rechtschaffenen unter euch offenbar werden.“ Irrlehrer werden sowohl von außen wie aus den eigenen Reihen kommen. Apg 20,29-30: „Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen.“ Jesus lobt in der Offenbarung des Johannes, daß die Christen von Ephesus die Irrlehrer nicht annahmen und deren Werke haßten: „Ich weiß, daß du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel, und sind's nicht, und hast sie als Lügner befunden. ... Aber das hast du für dich, daß du die Werke der Nikolaiten hassest die ich auch hasse“ (Offb 2,2b.6). Einigkeit um jeden Preis ist nicht nach Gottes Wort: „Ihr könnt nicht zugleich den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der bösen Geister; ihr könnt nicht zugleich am Tisch des Herrn teilhaben und am Tisch der bösen Geister“ (1. Kor 10,21). Mit dem Kelch der bösen Geister waren heidnische Kultmahlzeiten gemeint. Das bedeutet: Gemeinschaft mit Christen, die heidnische Kulte gemeinsam mit göttlichen Dingen tun, ist unmöglich. 3.3 Wie sieht wahre geistliche Einheit aus? Die Bibel nennt es „Einigkeit im Geist“ (Eph 4,3). Wenn Einigkeit der Christen Jesu Wille ist, wir gleichzeitig aber Irrlehre meiden müssen, wie ist dann Einigkeit in seinem Sinne möglich? Nun, Jesus sagt es so: „Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein“ (Joh 17,21). Einigkeit zwischen dem himmlischen Vater und dem Sohn ist keine organisatorische Vereinigung, sondern eine geistliche innere Einheit. Es ist eine Einheit im Geist. Vergleichbar soll auch die Einheit unter den Christen sein. Durch den Heiligen Geist haben Jesu Jünger untereinander Einigkeit und Einheit mit Gott. 3.4 Welche Voraussetzung hat wahre geistliche Einheit? Die Voraussetzung für solche Einheit mit Gott und untereinander wird von Jesus im Hohenpriesterlichen Gebet ausdrücklich genannt. Da ist der Ort der Einheit „in mir“, „in uns“. Das bedeutet, nur wer in Christus ist, kann Einheit erreichen. Der Ort, wo Einheit konkret wird, ist „in Jesus“ und in seinem Vater. Jesus sagt damit gleichzeitig, daß es nur zur Einheit mit solchen kommen kann, die auch „ in Christus “ sind. Wer ist in Christus? Sind dies alle Mitglieder der heute bestehenden Kirchen? Paulus schreibt:„Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen“ (Gal 3,27). Sind demnach alle Getauften in Christus? So verstehen es auch die meisten Ökumeniker auf evangelischer und katholischer Seite. Voraussetzung für die Mitgliedschaft in ihren Kirchen ist ja die Taufe. Bewirkt die Taufe wirklich solch eine Veränderung, daß man gleichsam durch das Wasser „in Christus“ hineingeschwemmt würde? Und bleibt dieser Zustand dann bei Getauften automatisch lebenslang? Waren nicht die gottlosesten Menschen der letzten 100 Jahre - Nietzsche?0', Hitler“, Stalin333 - auch getauft? Hier muß man das NT noch etwas weiter befragen. Petrus erklärt, daß die Taufe ein Beispiel (Gleichnis) ist. 1. Petr 3,21: „Das ist ein Vorbild der Taufe, die jetzt auch euch rettet. Denn in ihr wird nicht der Schmutz vom Leib abgewaschen, sondern wir bitten Gott um ein gutes Gewissen, durch die Auferstehung Jesu Christi.“ Paulus erklärt, was das Gleichnis beinhaltet. Das alte egoistische Wesen des Menschen muß sterben und ein erneuerter Mensch muß auferstehen. Dann lebt man. „Oder wißt ihr nicht, daß alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln“ {Köm 6,3-4). 37 Er ist als Sohn des Pfarrers im Dorf Röcken zwischen Weißenfels und Leipzig geboren (1844-1900). Er war wohl der scharfsinnigste und fanatischste Denker der Gottlosigkeit. zz 1889-1945 im österreichischen Braunau katholisch aufgewachsen; erst 1937 aus der Kirche ausgetreten. Deutscher Führer, unter dessen Verantwortung der Holocaust geschah (Harrenberg, S. 561). aaa 1879-1953, besuchte in Tiflis das Priesterseminar. Russischer Diktator, auf dessen Gewissen ca. 60 Millionen Menschenleben lasten. 115 Diese Veränderung des Menschen ist äußerlich zwar nicht zu sehen. Sie soll im Glauben angenommen werden: „So auch ihr, haltet dafür, daß ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christus Jesus.“ Wenn dies der Fall ist, sind wir in Christus (Kol 3,3): „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott‘ (Röm 6,11). Wer in Christus ist, ist der Welt gestorben. Er ist aus einem Weltkind ein wirkliches Gotteskind geworden, schreibt Johannes: „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, daß wir Gottes Kinder heißen sollen - und wir sind es auch! Darum kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht. Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder, es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Joh 3,1-2). Johannes erklärt auch:. „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben“ (Joh 1,12). Durch den Glauben wird unser alter Mensch erneuert. Paulus schreibt deshalb: „Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2. Kor 5,17). Durch Tod für die Welt und Leben in Christus (Röm 6,3.4) ist man in Christus. 3.5 Brauchen Kinder Gottes eine Ökumenische Bewegung? Das Neue Testament benutzt anschauliche Bilder für das Wesen der Gemeinde. 3.5.1 Das Bild vom Leib Weil der gleiche Geist in allen echten Christen wirkt, sind sie eins. Getrennte Organisationen können zwar im gemeinsamen Dienst hier und da hinderlich sein, aber sie bringen keine innere Trennung zwischen die Christen. Das bedeutet, daß der, der wirklich gläubig ist, gar nicht von den anderen wirklich gläubigen Christen getrennt ist. Selbst wenn es die eine oder andere verschiedene Meinung gibt, besteht zwischen echten Christen die Einigkeit durch den Geist, der in ihnen allen lebt. Alle echten Christen haben den gleichen Heiligen Geist. Dieser ist es, der ihr geistliches Leben weckt, erhält und sie antreibt. Wenn Paulus von der Gemeinde der Glaubenden redet, benutzt er bewußt das Bild von einem Leib. Dieser Leib besteht aus vielen Gliedern und Jesus selbst ist das Haupt (Eph 1,22). Es hat zu keiner Zeit mehrere Leiber Jesu auf der Welt nebeneinander gegeben. Die Gemeinde ist der Leib, der eine Leib Christi, der von ihm gesteuert ist:,, Welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt" ( Eph 1,23). Echte Christen müssen die Einheit nicht in einer ökumenischen Bewegung hersteilen, sie haben Einheit, weil in ihnen der gleiche Geist wohnt. Ihre getrennten Organisationen ähneln, wo nicht Irrlehre und Schuld im Hintergrund stehen, der Trennung der Christen, wie sie auch durch räumliche Trennung besteht. Ein Christ, der in Berlin lebt, kann nicht ständige äußere Gemeinschaft mit den Gotteskindem in Peking oder Kapstadt haben. Aber in den Christen in Berlin, Kapstadt und Peking wohnt derselbe Geist Jesu Christi. Dadurch sind sie miteinander verbunden und Glieder an einem und demselben übernationalen, weltweiten Leib, der Gemeinde. Zu diesem in der Bibel als Leib bezeichneten geistlichen Organismus gehört jeder echte Christ. Ja, diese Gemeinschaft verbindet sogar mit den Christen, die bereits heute im Himmel, im Paradies sind. 3.5.2 Das Bild vom Tempel Die Gemeinde selbst ist wie der Tempel des Alten Testamentes. Er wurde aus vielen Steinen erbaut. Jeder Gläubige ist Stein in diesem Bau. Wie zur Zeit des Alten Testamentes Gott im Tempel wohnte, so wohnt er jetzt in der Gemeinde, dem neuen Tempel. Paulus schreibt: „Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1. Kor 3,16). Die Organisationen der Kirchen und Gemeinschaften könnte man bestenfalls mit Baugerüsten vergleichen. Der Bau ist der Tempel oder in einem anderen Bild das Reich Gottes, das die auf dem Gerüst stehenden Arbeiter, die Gemeindeglieder erstellen. Gott hat zugelassen, daß es verschiedenartige Gerüste gibt, auf denen die Mitarbeiter ihren Dienst tun. Wenn der Bau fertig sein wird, werden die Gerüste weggenommen und die Arbeiter sind nur noch im gemeinsamen Bau. Dann ist auch die äußere Trennung vorbei. Aber dieser Zeitpunkt kommt erst, wenn Jesus seine Kinder von der Welt wegnimmt: „Und er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum anderen“ ( Mt 24,31). Heute aber sollten sie um die gemeinsame Aufgabe wissen. Sie sollen weder einander noch das andere Gerüst, wo es den Anweisungen des Bauherrn entspricht, verachten. Sie stehen zum gemeinsamen Bauherrn und tun treu ihren Dienst auf dem Baugerüst, auf das Gott sie gestellt hat. 4. Die Geschichte der Kirchenspaltungen Wenn die wirkliche Gemeinde Jesu innerlich-geistlich auch nie gespalten war und wirklich auch nie gespalten sein wird, gibt es doch äußerliche Spaltungen in den Organisationsformen der Christenheit. Solche Spaltungen tun oft weh. Manchmal aber sind sie auch Erleichterungen für die Gläubigen (1. Kor 11,19). Wie ist es zu den heutigen Spaltungen gekommen? Auch darüber gibt uns die Bibel Auskunft und Hinweise. * Die Gemeinde Jesu und die vielen Kirchen Die geistliche Einheit der wirklichen Gemeinde Jesu wurde, wie wir schon feststellten, nie zerstört. Sie ist ihrem Wesen nach in Jesus Christus selbst fest zementiert und dem Zugriff von Menschen und ihren Machenschaften entzogen. Aber uns begegnen die vielen gespaltenen und sich spaltenden Kirchenorganisationen. Diese Organisationen sind äußerlich weltliche Vereinigungen oder Vereine und haben meist auch eine entsprechende Rechtsfähigkeit in den Ländern und Staaten, in denen sie arbeiten. In Deutschland sind dies zumeist sogenannte „Körperschaften des öffentlichen Rechtes“ (K.d.ö.R.)173 oder eingetragene Vereine (e.V.)174. Körperschaften des öffentlichen Rechtes haben einige besondere Privilegien. Ihre Amtsträger können vor Gericht ein Schweigerecht einfordem. Sie dürfen Beglaubigungen vornehmen und haben bestimmte Sonderrechte in staatlichen Einrichtungen, Gefängnissen, der Polizei oder auch der Armee. Dazu gehört in Deutschland das Recht, Religionsunterricht an öffentlichen Schulen zu erteilen, mitzuwirken an der Besetzung der theologischen Lehrstühle an den staatlichen Universitäten. Oder sie haben Sitz und Stimme in staatlichen Gremien, wie dem Femsehrat usw. Im Fall der Großkirchen zieht der Staat für sie, gegen eine Entschädigung, die Kirchensteuer ein. Ihre Pfarrer haben den Status von Beamten. Als Gegenleistung für diese Vergünstigungen mit Privilegien haben die Körperschaften des öffentlichen Rechtes dem Staat gegenüber eine gewisse Treuepflicht. Einzelheiten sind in Deutschland in den Staats-Kirchenverträgenbbb oder mit der Katholischen Kirche in Konkordaten175 geregeltccc. bbb Ein spezielles Rechtsgebiet, dessen Einzelnormen als Teil der staatlichen Rechtsordnung die besondere Beziehung Staat und Religionsgesellschaft auf der Basis des öffentlichen Rechts regelt. Innere Angelegen- Glaubensgemeinschaften, die als Vereine registriert sind, haben derartige Pflichten dem Staat gegenüber nicht. Allerdings fehlen ihnen einige Privilegien der Großkirche. Diese Vereine können als gemeinnützig anerkannt werden und sind dann weitgehend steuerfrei. Auch ihre Anhänger können dem Verein gegebene Spenden von bis zu 5% ihres zu versteuernden Jahreseinkommens absetzen. Die einzige staatliche Verpflichtung, die gemeinnützige Vereine haben, ist, daß sie festgelegt sind, ihre Gelder der eigenen Satzung gemäß zu verwenden176. Einige Glaubensgemeinschaften versuchen, auch ohne juristische Rechtsfähigkeit durchzukommenddd. In freien Staaten ist dies einfacher als in Diktaturen. Die Gemeinde wird zwar als Organisation wahrgenommen, sie ist aber mit keiner Organisation identisch. Die Organisationen gleichen Gefäßen, die einen Inhalt haben. Eigentlich sollte dieser Inhalt etwas Gutes, Göttliches und Heiliges sein. Allerdings ist es auch möglich, daß falsche Dinge eingeschmuggelt oder untergemischt sind. Das Problem ist fast so alt wie die Gemeinde Jesu selbst. Schon im Judasbrief wird durch Judas, den leiblichen Bruder Jesu, erwähnt, daß Menschen, die dem Wesen nach nicht zu Jesus gehören, in der Gemeindeorganisation vorhanden sind: „Denn es haben sich einige Menschen eingeschlichen, über die schon längst das Urteil geschrieben ist; Gottlose sind sie, mißbrauchen die Gnade unseres Gottes für ihre Ausschweifung und verleugnen unsem alleinigen Herrscher und Herrn Jesus Christus“ (Jud 4 ). Auch Paulus redet davon: „Denn es hatten sich einige falsche Brüder mit eingedrängt und neben eingeschlichen, um unsere Freiheit auszukundschaften, die wir in Christus Jesus haben, und uns zu knechten“ (Gal 2,4). Das zeigt, daß keine sichtbare Organisation vor Infiltration sicher ist. Keine Gemeindeinstitution spiegelt den geistlichen Leib Jesu vollständig und rein wieder. Erst bei der Wiederkunft Jesu wird die Gemeinde vollständig von Fremdkörpern gereinigt werden: „Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit heiten der Religionsgemeinschaft werden von der Norm nicht berührt (Meyers XXI, S. 344). ccc In Deutschland gilt noch das Reichskonkordat von 1933. Einzelne Bundesländer haben zusätzliche Konkordate, z.B. Bayern Konkordat von 1924 und Baden von 1932 (Meyer XXII/ S. 112). ddd Z.B. Christliche Versammlungen (oft nach ihrem Gründer Darbysten genannt). man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune“ (Mt 13,30). ln jeder Gemeindeorganisation haben wir einen vermischten Gemeindecharakter. Manchen Gemeinschaften ist es gelungen, etwas reiner zu bleiben, in anderen hat das Unkraut ganz besonders schlimm gewuchert. Der Leib Christi, so nennt das NT die echte Gemeinde, besteht nur aus wirklichen Jüngern Jesu. Sie sind über die Grenzen ihrer Organisationen geistlich miteinander verbunden - und innerhalb ihrer eigenen Organisationen von den „falschen Brüdern“ (2. Kor 11,26) Welten entfernt. Allerdings haben sie oft unter den falschen Brüdern zu leiden, da diese häufig zu Macht und Einfluß in ihren Kirchen kamen. Ein besonders schlimmes Beispiel berichtet der Apostel: „Ich habe der Gemeinde kurz geschrieben; aber Diotrephes, der unter ihnen der Erste sein will, nimmt uns nicht auf. Darum will ich ihn, wenn ich komme, erinnern an seine Werke, die er tut; denn er macht uns schlecht mit bösen Worten und begnügt sich noch nicht damit: er selbst nimmt die Brüder nicht auf und hindert auch die, die es tun wollen, und stößt sie aus der Gemeinde“ (3. Joh 9-10). Die wirkliche Gemeinde ist nicht in der Lage, mit derartigen Leuten in unseren eigenen Reihen vollständig aufzuräumen. Dieses muß man Gott überlassen, wie es auch Paulus in solchem Fall tat: „Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses angetan; der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken“ (2. Tim 4,14). Mit gefallenen oder verirrten Geschwistern kann man seelsorgerlich arbeiten, wenn nötig auch durch Gemeindezucht (z.B. 1. Kor 5,3-5). Mit Menschen, die nur Organisationsmitglied sind, aber nie Glieder am Leibe Christi waren, und nun durch fleischliches, weltliches Wesen der Gemeinde schaden, geht das nicht. Hier wird manchmal eine Trennung, die von Außenstehenden als Spaltung wahrgenommen wird, nötig sein (2. Tim 2,21). Manchmal muß man die Zustände aber auch einfach leidend, in eigener Treue gegen den Herrn und im Dienst für den Herrn, durchhalten (2. Tim 4,4.5). Einige Kirchenspaltungen und Trennungen in den Organisationen wirkten sich für die wirklichen Christen als Hilfe und Erleichterung aus. Auch wenn die Trennung selbst mit Schmerz verbunden war. * * Äußere Einheit der Kirche ist nicht immer Zeichen geistlicher Einheit oder Jesu Herrschaft Die Meinung, daß es besser wäre, wenn es nur eine Weltkirche gäbe, als der gegenwärtige Zustand mit den vielen Organisationen unserer Zeit, ist oberflächlich gedacht. Weil immer auch falsche Brüder zur Gemeinde gehören, wird es auf die Dauer für Jesu Jünger in einer Weltkirche immer unerträglicher. Im Mittelalter war eine solche Welteinheitskirche vorhanden. Aber es war die Zeit der bisher furchtbarsten Verfolgungen für die wahren Jünger Jesu. Die Verfolgung bis zur körperlichen Vernichtung kam aus der eigenen Institution. Wie bitter mußten dies die Waldenser, die Anhänger von Jan Hus und die vielen namenlosen Christen, die im Mittelalter von ihrer Kirche zu Tode gebracht wurden, erleben. Auch heute ist die über die Hälfte der nominellen Christen beherrschende Papstkirche äußerlich einig177. Aber ihre Einigkeit ist keine vom Geist Gottes geschenkte Einheit. Dies sieht man dafür in der Praxis. Ein Beispiel ist Brasilien. Brasilien ist das Land mit der größten katholischen Bevölkerungszahl. Es ist gleichzeitig das Land mit den meisten Spiritisten der Welt. Viele brasilianische Katholiken sind nicht nur Glieder der Römisch-Katholischen Kirche, sondern auch einer heidnisch-afroamerikanischen Kultgemeinschaft wie dem Voodoo und einer spiritistischen Vereinigung. Dabei sind Magie, Zauberei und Spiritismus auch nach katholischer Lehre schwerste Verfehlungen gegen das 1. Gebot.178 Die Katholische Kirche selbst erklärt, daß ihre Einheit vom Papstamt her kommt. Dieses Amt aber beruht auf menschlichen Überlieferungen und hat keinen Grund in Gottes Wort. Eine Einheit, die auf menschlicher Tradition und abgöttischer Verehrung eines Menschen (Papst) beruht, ist weder erstrebens- noch bewahrenswert. Sie hat nichts mit der echten Einheit als geistlicher Leib Christi zu tun. Ihre Einheit ähnelt vielmehr der Einheit des alten römischen Reiches, die auf der Macht eines gottgleichen Kaisers beruhte. Das Wort Kirche (griech : Ekklesia) bedeutet soviel wie die Gemeinschaft der Herausgerufenen. Das heißt: die Menschen, die aus der natürlichen Gemeinschaft der bewohnten Erde (griech: Ökumene) herausgerufen sind und in die Gemeinschaft Gottes über Jesus Christus einverleibt (Gemeinde ist der geistliche Leib Christi) wurden, gehören ihr an. Die Römische Kirche aber gründet ihre Gemeinschaft nicht auf die geistliche Gemeinschaft der wirklich Glaubenden, sondern auf die äußere Zugehörigkeit zu ihrer Institution. Die katholische Gemeinschaft entsteht über die Taufe und das alles umspannende Priesteramt, das die Kirche regiert. Das II. Vatikanische Konzil knüpft an das Taufsakrament an und meint, daß darüber die „getrennten Brüder“179 mit der Katholischen Kirche über die Wassertaufe verbunden seien. Dieses Bild von Kirche hat nichts mit dem biblischen Bild der Gemeinde als Gemeinschaft der Glaubenden zu tun. Denn Gottes Wort zeigt, wie man zur Gemeinde kommt: „Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden“ (Apg 2,47). „Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es “ (Eph 2,8). Hinter dem vom kirchlichen Amt und (mit heidnischem Hintergrund angefüllten) Sakrament abgeleiteten Kirchenverständnis steckt der gleiche Geist, der einst Karl den Großen veranlaßte, die Sachsen mit militärischer Gewalt in die Elbe zu treiben, um sie so zu taufen und zu Gliedern der einen Heiligen Kirche zu machen180. Es ist der Geist, der Spaniens Juden unter Androhung der Todesstrafe zur Taufe zwang und später mit der Inquisition darüber wachte, daß die so „Bekehrten“ ja keine jüdischen Bräuche mehr pflegten (1492)181. So mag Christianisierung aussehen. Mit biblischen Gemeindebau oder Mission hat dies nichts zu tun. Es ist nicht das biblische Bild der Gemeinde, sondern das nachkonstantinische Bild einer Weltmacht: Kirche. Leider lassen sich auch protestantische Anhänger der Ökumenischen Bewegung auf das katholische Verständnis von Kirche ein. Sie tun dabei das Gleiche wie die Kirche Roms mit ihren Kirchenorganisationen. Wie die römische Kirche setzen sie ihre Institutionen mit dem Reich Gottes gleich. Das ist eigentlich eine Lästerung. Eine Kirche, in der im Mittelalter nach eigenem Eingeständnis Bestien in Menschengestalt auf dem Papstthron herrschten, kann nicht deckungsgleich mit Gottes Reich sein. Eine Kirche, die über die Inquisition Millionen Zeugen Jesu vernichtete, ist nicht der Leib Jesu auf Erden. Eine Kirche, die bis heute immer wieder in schlimme politische Machenschaften, ja bis in die Mafiaeee hinein verstrickt ist^, ist nicht die Grundfeste der Wahrheit, wie Paulus einmal die Gemeinde Jesu bezeichnet. Diese Kirche gleicht weniger der Braut Christi, als daß sie mehr an die Hure Babylon erinnert. Eine Kirche, die lehrt, daß man durch ihren Kult, der nur von kirchlich dafür eingesetzten Priestern geliefert werden kann, zur Gnade gelangt, ist eine Lügnerin. Eine Kirche, in der Gottes Barmherzigkeit bis heute über eee Kardinal Aloisio Lorscheider aus Brasilien erhärtete den Verdacht, daß Papst Johannes Paul I nach 33 tätiger Amtszeit umgebracht wurde, da er Verbindungen der Vatikanbank zur Loge P2 und Mafia aufdecken wollte; zitiert nach Topic 12/98. m Der Katholische Priester Manfred Adler recherchierte, daß die geheime Loge P2, die in Italien einen Staatsstreich plante, Verbindungen und Mitglieder bis in den Vatikan hinein hatte. Er nennt Kardinal Staatssekretär Casaroli (Außenminister des Vatikans), den Verantwortlichen für die katholische, charismatische Bewegung Kardinal Suenens (Brüssel), Kardinal Döpfner (München) und Kardinal König (Wien) (Adler, S. 35). die zu bezahlenden Seelenmessen182 mit Geld gekauft werden kann, ist eine Betrügerin. Es ist nicht zu bezweifeln, daß es unter ihren Gliedern echte Kinder Gottes gibt, wie wir im Sendschreiben an die Gemeinde von Thyatira sahen. Dieses geistliche Leben gibt es aber nicht durch diese Kirche, sondern trotz dieser Kirche. Im Blick auf eine solche Kirche wie die Kirche von Rom ist es der Barmherzigkeit Gottes zu verdanken, daß es immer wieder Spaltungen gab, die den Kindern Gottes wenigstens zeitweise etwas Erleichterung von der Tyrannei der verweltlichten Kirchen schenkten. Allerdings schläft bei den neuen, von der Römischen Kirche abgespaltenen Gruppierungen der Feind auch nicht, dafür aber die Arbeiter der neuen Gemeinden um so öfter. Immer wieder mußte folgendes von Gliedern reformatorischer Gemeinschaften bemerkt werden: ,,Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon“ (Mt 13,25). 4.1 Die Vielfältigkeit der geschichtlich gewordenen Denominationen und der Kirche Heute ist die Christenheit in viele tausend verschiedene Kirchen und Gemeinschaften gespalten. Kein Mensch übersieht sie alle. Um einen gewissen Überblick zu erhalten, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sie einzuteilen. Von ihrer Leitung her könnte man sie in Episkopal- und Presbyterialkirchen einteilen. 4.1.1 Die bischöflich geleiteten, die Episkopal-Kirchen. Das griechische Wort für Bischof heißt Episkopos. Diese Kirchen werden zumeist von oben her durch einen Bischof geführt. In einigen Kirchen steht ihm eine mehr oder weniger einflußreiche Synode zur Seite. Meist vertritt man in diesen Kirchen die Lehre von der apostolischen Sukzession. Das heißt, die Kirchen meinen, daß ihre Bischöfe in fortlaufender Linie bis zurück zu den Aposteln, jeweils von Vorgängerbischöfen eingesegnet wurden. Zu bischöflichen Kirchen gehören vor allem die Katholische Kirche, die Orthodoxen Kirchen, die Anglikanischen Kirchen sowie einige Lutherische Kirchen888. * 123 888 Ein Beispiel ist die nach dem Zusammenbruch der UdSSR wieder erstandene ehemalige deutsche Lutherische Kirche. Sie heißt jetzt Evangelisch Lutherische Kirche Rußlands und anderer Staaten. Im Mai 123 4.1.2 Die durch ein Gremium, Presbyterium geleiteten Kirchen Diese Kirchen sind normalerweise aus der Reformation oder späteren protestantischen Bewegungen hervorgegangen. Sie werden von gewählten oder berufenen Ältesten (Presbytern) geleitet. In einigen dieser Kirchen sind die Ortsgemeinden sehr selbständig (z.B. bei den Baptisten, Kongregationalisten und Presbyterianern), andere sind zu Synoden zusammengeschlossen. Diese Synoden bestehen aus Delegierten der einzelnen Presbyterien. Zu diesen Kirchen gehören die meisten reformierten Kirchen™11, einige Lutheraner und die meisten angelsächsischen Freikirchen. 4.1.3 Die Sekten und ihre Kennzeichen Der Begriff Sekte ist sehr unpräzise. Eigentlich bedeutet er nur Teil vom Ganzen (Sektor). Im Fall christlicher Sekten: Teil der Gesamtchristenheit. In früheren Zeiten bezeichneten sich auch die Großkirchen gegenseitig als Sekten. Heute wird der Begriff Sekte, christliche Sekte, für kirchliche Gemeinschaften verwendet, die den wichtigsten Grundbestand christlicher Lehre verlassen haben. Sie sind sowohl presbyterial wie episkopal geleitet. Eine Möglichkeit zur Identifizierung einer Sekte ist: a) Es gibt in ihr eine Offenbarung neben der Bibel (z.B. bei den Mormonen das Buch Mormon und andere Schriften). b) Es gibt eine oder mehrere Personen, denen neben Jesus Heilsbedeutung zugedacht wird (z.B. bei der Vereinigungskirche ihr Gründer Mun, Neue Apostel bei den Neuapostolischen). c) Es gibt die Überbetonung und eventuell auch Verdrehung einer christlichen Lehre (z.B. die Wiederkunft Jesu bei den Zeugen Jehovas). Allerdings sind heute Bestrebungen im Gang, diese von der Theologie und dem Wort Gottes her bestimmten Maßstäbe zur Identifizierung von Sekten zugunsten anderer, z.B. soziologischer oder allgemeiner, dem Zeitgeist entsprechender Meinungen zu verändern. Dabei ist man 1999 ernannte Sie auf ihrer Generalsynode den bisherigen Bischof Prof. Kretschmar zum Erzbischof. Allerdings bestehen die Lutherischbischöflich geleiteten Kirchen meist nicht auf der apostolischen Sukzession. hhh Als Beispiel könnte die Unierte Protestantische Landeskirche der Pfalz dienen. Hier haben nicht der Kirchenpräsident oder die Oberkirchenräte, sondern die regionalen Dekane das Ordinationsrecht inne. 124 Abweichungen der christlichen Glaubenslehre gegenüber tolerant1" und betrachtet diese mehr als unterschiedliche Traditionen und Frömmigkeitsstile. Immer deutlicher werden gesellschaftliche und kirchliche Tendenzen, konsequente Christen jeglicher Prägung* 111 als sogenannte Fundamentalisten zu diffamierenkkk. Dadurch kommen sie sofort in die Sektenecke. Ursprünglich war das Wort Fundamentalist keine Diffamierung, sondern wurde in den USA für Christen verwandt, die bibeltreu waren und an den Fundamenten des Glaubens festhielten. Heute werden konsequente Christen in Anlehnung an terroristische Moslems schnell mit dem Etikett des Fundamentalisten bedacht. Dies geht soweit, daß der Weltanschauungsbeauftragte der Protestantischen Landeskirche der Pfalz, Dr. Ziegert, 1996 dazu schweigt, daß die Evangelische Frauenarbeit der Landeskirche von einer „beratenden Astrologin“ geleitete Lehrgänge für Astrologie und Horoskoperstellung anbot. Derselbe Sektenbeauftrage ordnete zur gleichen Zeit die evangeli-kale „Kinder Evangelisations Bewegung“, das Missionswerk „Werner Heukelbach“ und die Landeskirchliche Gemeinschaft (Evangelische Stadtmission) Bad Bergzabern in einer Geheimliste unter die Sekten („Evangelischer Kirchenbote“ 42/96 und Katalog der Evangelischen Familienbildungsstätte Landau/Pfalz Herbst 1996 S.36 & 73). 111 Der Deutsche Bundestag hatte in seiner Legislaturperiode von 1994-98 eine Enquete-Kommission „Sekten und Psychogruppen“ eingesetzt. Obwohl die Mitglieder „keine Gefahr für die Gesellschaft durch Sekten“ erkennen konnten, wurde auf Druck der kirchlichen Sektenbeauftragten eine Überwachung dieser Gruppen angeregt (E&A 9/98; vergl. Ev.Lex. 1/ S.656). Nachdem Bundesinnenminister Schily, im Zuge der Terroristenbekämpfung nach dem 11.September 2001, das sogenannte Religionsprivileg aus der Verfassung streichen ließ, befürchten Christen, daß diese Entwicklung nicht nur islamische Fundamentalisten betreffen könnte, sondern auch bibeltreue Christen. Der Begriff Fundamentalismus wirkt hier wie ein gesellschaftlicher Totschlagbegriff (Topic 10/2001, S.5). Grüne Politiker vergleichen heute schon schwäbische Pietisten mit islamischen Fundamentalisten (z.B. Cem Özdemir). Und der schwule Bundestagsabgeordnete Beck verlangt Verbote für christliche Gruppen, die Homosexuellen durch den Glauben zurecht helfen wollen. kkk Das von Prof. Scheuch, Prof. Besier und dem früheren Bundesminister Prof. Hans Apel herausgegebene Buch „Die neue Inquisition“, Zürich-Osnabrück 1999, gibt hier interessante Einblicke (Idea 28/29/1999). 125 4.2 Wie kam es zu den Spaltungen der Christen und den verschiedenen Denominationen? Bei der Betrachtung der sieben Sendschreiben sahen wir bereits, daß die Herausbildung der wichtigsten kirchlichen Traditionen zu bestimmten Zeiten stattfanden. 1. Nach der Konstantinischen Wende die Orthodoxe Kirche des Ostens von 313 über die Zeit der altkirchlichen Konzile. 2. Von Papst Gregor dem Großen bis zur Reformation 1517 die Entwicklung der Römisch Katholischen Kirche. 3. Im 16. und 17. Jahrhundert die Herausbildung der Protestantischen Kirchen. 4. Durch die Erweckungsbewegung und den Pietismus die Freikirchen und bruderschaftlich geprägten Gemeinden ab dem 17. Jahrhundert. Alle diese Entwicklungen waren mit innerlichen und organisatorischen Trennungen verbunden. Manchmal spaltete sich das Neue ab. Meist wurde die neue Bewegung von der alten Gemeinschaft ausgestoßen. Man kann davon ausgehen, daß Luther ursprünglich nicht vorhatte, eine neue Kirche zu gründen183. Die Römische Kirche belegte ihn und seine Anhänger mit dem Kirchenbann, was dann zur Spaltung führte. Das gleiche ist im Methodismus zu beobachten. John Wesley (1703— 1791) beabsichtigte nicht, aus der Anglikanischen Kirche, in der er Pfarrer war, auszutreten184. Aber diese Traditionskirche konnte den Geist seiner Erweckung nicht ertragen und grenzte die Anhänger des Methodismus immer mehr aus, was zur Entstehung der Methodistenkirche führte. Neben vielfältigen Spaltungen, die zur Herausbildung der heute vorhandenen Groß-, National-, und Freikirchen führten, sind es vor allen Dingen zwei Kirchenspaltungen, die das Bild der organisierten Christenheit bis heute prägen: 1. Die Spaltung, das sogenannte Schisma von 1054, das zur Spaltung zwischen der Abendländischen und der Ostkirche führte. 2. Die abendländische Kirchenspaltung als Folge der Reformation des 16. Jahrhunderts in Europa. 4.2.1. Unterschiedliche Prägungen und Spaltungstendenzen in der ersten Christenheit Zur Zeit der Apostel kann man noch keine wirkliche Kirchenspaltung erkennen. Die Gemeinden waren weitgehend selbständig. Je nach Größe wurden sie von einem oder mehreren Ältesten bzw. Bischöfen geleitet (Apg 20,28; 1. Petr 5,1.2). Dabei war die Bezeichnung „Bischof* von einer weltlichen Aufgabe her übernommen. Ein Episkopus (Bischof) war der Vorarbeiter auf einer Baustelle. Mit der Bezeichnung „Bischof* sollte kein würdevoller Titel mit äußeren Ehren und finanziellen Vorteilen verliehen, sondern eine Aufgabe gekennzeichnet werden. Diese verantwortlichen Mitarbeiter der Gemeinden waren von den Aposteln oder von ihnen beauftragten Apostelmitarbeitem, wie Timotheus, eingesetzt (Apg 14,23). Die Gemeinden wurden durch die Apostel und deren Helfer, vor allem von dem Apostel Paulus, besucht und hielten dadurch Kontakt. Es scheint auch persönliche Kontakte unter den wohl meist recht kleinen Gemeinden gegeben zu haben (1. Thess 1,6-10). Eine wirklich große Gemeinde, die nach außerbiblischen Quellen zeitweise bis zu 8 000 Glieder hatte, war die Jerusalemer Gemeinde. Schon bei ihrer Gründung hatten sich 3 000 Menschen bekehrt (Apg 2,41). Und die Gemeinde wuchs weiter (Apg 2,47). Auch die Gemeinden von Korinth, Ephesus und Rom scheinen schon früh recht groß gewesen zu sein. Oft aber wird von Gemeinden im Hause (Hauskreisgröße) gesprochen (1. Kor 16,19; Kol 3,15). In diesen ersten Gemeinden entwickelten sich zwei Traditionen, die zu unterschiedlichen Prägungen der Frömmigkeit in den Gemeinden führte: Judenchristentum und Heidenchristentum. Mit Judenchristen fing das Gemeindeleben an. Es handelt sich bei Judenchristen um Angehörige des jüdischen Volkes, die Jesus als Messias anerkannten. Die Gemeinde in Jerusalem war die wichtigste Gemeinde in den ersten Jahrzehnten der Christenheit. Sie war judenchristlich (Apg 2,36.39). Ihre Glieder hielten die jüdischen Gesetze (Apg 10,14) und besuchten gemeinsam mit ihren Volksgenossen den jüdischen Tempel (Apg 2,46; 3,1). Als die Gemeinden verfolgt wurden, mußten viele Christen Jerusalem verlassen. Sie bezeugten in Judäa und Samarien, wohin sie meist flohen, Jesus (Apg 8,1.4). Durch diesen Missionsdienst kamen weitere Juden und Samariter zum Glauben. So entstanden weitere judenchrist-liche Gemeinden (Apg 8,14-17). Mit der Taufe trat man der Gemeinde bei (Apg 2,42). Eine Besonderheit der Jerusalemer Gemeinde war, daß man in einer Art Kommune lebte (Apg 2,44). Man hielt das Abendmahl, hielt sich zur Lehre der Apostel, hatte enge Gemeinschaft miteinander und betete treu. Der erste uns bekannte Heide, der getauft wurde, war der äthiopische Finanzminister (Apg 8,38). Die erste heidnische Familie und dadurch eventuell erste heidenchristliche Gemeinde, kam nach einer Offenbarung, die Gott Petrus gab, in Cäsarea zum Glauben (Apg 10,45^48). Nachdem sich Paulus bekehrt hatte, wurde er zum bedeutendsten Missionar unter den Heiden (Gal 2,7). Durch seinen Dienst entstanden viele Gemeinden in Kleinasien (heute Türkei) und Griechenland (Apg 16.9). Sein Dienst soll ihn bis Spanien gebracht haben (Röm 15,24). In diesen Gemeinden glaubte man an Jesus als den Retter. Man vertraute auch der Bibel des AT, aber man hielt die jüdischen Gesetze nicht mehr (Gal 3,14; 4,10.11). Nun erhob sich die grundsätzliche Frage, ob man nicht, bevor man Christ werden könne, erst Jude sein müsse. Über dieser Frage kam es zu harten Auseinandersetzungen in der ersten Christenheit (Apg 14,1.2; Gal 2,11-13). Ein Treffen der führenden Ältesten schaffte im Jahr 48 n. Chr. Einigkeit. Das Ergebnis wurde folgendermaßen zusammen gefaßt: „Darum meine ich, daß man denen von den Heiden, die sich zu Gott bekehren, nicht Unruhe mache, sondern ihnen vorschreibe, daß sie sich enthalten sollen von Befleckung durch Götzen und von Unzucht und vom Erstickten und vom Blut“ (Apg 15,19-20). Hier wurde den Heidenchristen nur noch aufgelegt, was von Noahs Zeiten bereits als göttliche Ordnung für alle Menschen gelten sollte (vergl. 1. Mose 9,4). Bis auf einige extreme Judenchristen, die den Streit immer wieder einmal entfachten, scheinen sich die Judenchristen des 1. Jahrhunderts mit dem Kompromiß abgefunden zu haben. In dieser Zeit kam es zu keiner Spaltung der Christenheit. Man konnte die Einheit im Geist bewahren (Eph 4,3). Das zeigt sich auch daran, daß der unter den Judenchristen umstrittene Apostel Paulus eine Sammlung in den heidenchristlichen Gemeinden zugunsten der in finanzielle Not geratenen Urgemeinde in Jerusalem durchführte (1. Kor 16,1.3). Das Zentrum der Judenchristen blieb die Urgemeinde in Jerusalem, deren Gemeindeleiter der leibliche Bruder Jesu, Jakobus, war. Auch bei nicht an Jesus als Messias glaubenden Juden galten diese Leute als besonders gesetzestreu. Die Gruppe, der das Aposteldekret nicht zusagte, versuchte in den heidenchristlichen Gemeinden eine Art Gehirnwäsche zu betreiben (Gal 2,12). Dies war zwar belastend, führte aber noch zu keiner Spaltung. Im Jahre 66 n. Chr. verließen die Judenchristen aufgrund von Weissagungen Jerusalem und das Westjordanland. Sie siedelten sich in Pella am Toten Meer an und überstanden so den großen jüdischen Krieg1 85. Von den Juden wurden sie um das Jahr 100 offiziell ausgestoßen und als Ketzer verflucht. Leider entwickelten sich nach dem Tod der letzten Apostel Juden- und Heidenchristen stark auseinander. Die Judenchristen nannte man Ebioni-ten oder auch Sobiai186, was soviel wie Getaufte (Juden) bedeutete. Da sie zur übrigen Gemeinde, die vorwiegend aus Heidenchristen bestand, wenig Kontakt hielten, kamen in den nächsten Jahrhunderten verschiedene Irrlehren in ihren Reihen auf. Reste dieser lehrmäßig immer mehr verirrten Sekte finden sich bis zur arabischen Invasion in Palästina 635 n. Chr. 187 Neben dem Konflikt zwischen Judenchristen und Heidenchristen blieb die Gemeinde der apostolischen Zeit auch vor anderen Gefahren nicht bewahrt. Dies waren vor allem Menschenhängerei und persönlicher Ehrgeiz. „Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr alle mit einer Stimme redet und laßt keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung“ (1. Kor 1,10). In Korinth kam es zu innergemeindlichen Flügeln, was aber nicht zu einer organisatorischen Spaltung führte. Namen standen für diese innergemeindlichen Parteien: paulinisch (für Paulus), kephisch (für Petrus), apollisch (für Apollos) und sogar christisch (angeblich ohne menschliches Idol). Durch diese Parteien war die Gefahr der Spaltung immer da. Besonders Paulus arbeitete dagegen und konnte direkte Spaltungen verhindern (1. Kor 1,13). Auch Ehrgeiz und tyrannisches Herrschaftsgebaren führten zu Gruppenbildungen (Phil 2,15). Aber von einer direkten Spaltung kann man auch dadurch noch nicht reden. Die bekannten gnostischen Sekten der Zeit, mit denen schon der Apostel Johannes Mühe hatte, können kaum als Christen betrachtet werden. Sie waren keine christliche Abspaltung, sondern Anhänger einer griechischen Philosophie, die in sich auch christliche Elemente aufnahm. Sie vertraten einen anderen Glauben und können nicht als wirkliche Spaltungen angesehen werden. Es sind uns einige Namen von gnostischen Führern bekannt: Simon Magus, Cerinthus oder Basilides188. Ihre Gedanken scheinen auf einige Gemeindeleiter Eindruck gemacht zu haben, haben aber an der Basis der gläubigen Gemeinde kaum Zuspruch gefunden. In die gleiche Kategorie müssen wir auch die Nikolaiten rechnen, die in der Offen-barung des Johannes erwähnt werden (Offb 2,6.15). Die Rechthaberei allerdings und auch unchristliche Arbeitsweise einzelner Christen hat dem Apostel Paulus viel Herzeleid gebracht. Viele dieser falschen Brüder waren nicht wirklich gläubig (Gal 2,4; Jud 4). Sie waren Vorläufer späterer Spalter (2. Tim 3,5). Eine Art ersten Spaltungsversuchs kann man vielleicht hinter den Aktivitäten des Diothrephes sehen, der aber nur örtliche Bedeutung hatte (3. Joh 9.10). Im Ganzen ist festzustellen, daß es im 1. Jahrhundert zu keinen organisatorischen Spaltungen der Gemeinde kam. Es gab nur Prägungsunterschiede, die man aushalten mußte. Aufgrund von menschlicher Schwäche und Schuld aufgekommene Streitigkeiten und Machtkämpfe waren bitter. Es entwickelten sich Ansätze, die zu späteren Spaltungen führten, aber alles in allem gab es die eine christliche Gemeinde, die aus vielen selbständigen Einzelgemeinden bestand. In ihr wirkte der Heilige Geist. Die Apostel und ihre Mitarbeiter hielten die Verbindung zwischen den Christen aufrecht. Dies durch Predigt und Seelsorge, durch geistliche Schreiben, aber wenn nötig auch durch das Anregen gegenseitiger materieller Unterstützung. 4.2.2 Die ersten Spaltungen der Kirche Im 2. Jahrhundert kamen Gruppen auf, die man am ehesten als Abspaltungen betrachten kann. Die schon erwähnte Entfremdung der Judenchristen von der übrigen Gemeinde schritt voran. Während des jüdischen Aufstandes unter Bar Kochba wurden die Judenchristen durch dessen Anhänger blutig verfolgt. Für die Gesamtchristenheit verlor das Judenchristentum immer mehr an Bedeutung. Unter den Heidenchristen entwickelten sich dann in der Zeit von 130 bis 313 etliche erste Spaltungen. Die Anlässe und Ursachen waren vielfältig. Es gab rein sektiererische Abspaltungen wie die des Marcion, schwärmerische Abspaltungen wie die der Montanisten oder auch Abspaltungen über die Frage, wie Gemeindezucht mit den in Verfolgungszeiten abgefallenen Christen und Gemeindeleitem umgehen soll. - Marcionistische Gegenkirche, eine antichristliche Sekte1"9 Die erste bedeutende Kirchenspaltung trat durch einen gewissen Marcion (100-160 n. Chr.) ein. Hier handelt es sich um eine durch gnostische Philosophie beeinflußte sektenhafte Spaltung innerhalb der Gesamtkirche. Obwohl Marcion aus christlichem Hintergrund kam, hat seine Spaltung kaum noch etwas mit der christlichen Lehre zu tun. Marcion war ein reicher Schiffsreeder aus der römischen Provinz Pontos. Sein eigener Vater, der Bischof der Gemeinde in Sinope, schloß den Sohn wegen Irrlehre aus der Gemeinde aus. Auch die Kirchenlehrer Papias und Polykarp bekämpften Marcion. Der Märtyrer von Smyrna, Polykarp (69-155 n. Chr.), nannte Marcion, den er persönlich kennenlemte, den „Erstgeborenen des Satans“. Marcion vertrat die Lehre von einem bösen Schöpfer und einem guten, aber fernen Gott. Das Judentum gehört zum bösen Schöpfergott. Jesus hat mit diesem nichts zu tun, er kommt vom guten Gott. Marcion verwarf die schon damals allgemein anerkannten biblischen Bücher und erkannte nur ein von seiner Irrlehre her überarbeitetes Lukasevangelium und 10 Paulusbriefe an. Auch diese Schriften legte er willkürlich aus, weil er meinte, sie wären unter Einfluß der vom bösen Gott beeinflußten Kirche verfälscht. Das AT verwarf er ganz. Seine Lehre ist von einem radikalen Antijudaismus und gnostischen Gedanken geprägt. Obwohl er das Gesetz verwarf, forderte er von seinen Anhängern strengste Askese. Mit 200.000 Sesterzen, die er der Gemeinde in Rom zur Verfügung stellte, versuchte er zu Einfluß unter den Christen in der Hauptstadt des Römischen Reiches zu kommen. Doch auch hier verwarf man seine Irrlehre, was im Jahr 144 n. Chr. zum Bruch mit der römischen Gemeinde führte. Trotzdem fand Marcion eine rasch wachsende Anhängerschaft, was zu einer Spaltung der Christenheit führte. Die Abspaltung muß so groß gewesen sein, daß der Geschichtsschreiber Celsius von der Christenheit als einem Baum mit zwei Zweigen redete. Die marcioni-tische Sekte überstand, wie die übrige Christenheit, die altrömischen Christenverfolgungen. Im Weströmischen Reich ging sie im 4. und im Oströmischen Reich im 5./6. Jahrhundert unter. - Der Montanismus, eine charismatisch-endzeitliche Bewegung Im Montanismus oder (wie ihn seine Gegner nach der geographischen Herkunft nannten) in der Phrygischen Häresie haben wir es mit einer Reaktion auf ein bereits damals verflachendes Christentum zu tun. Von seinen extremen Auswüchsen abgesehen, blieb der Montanismus im Spektrum der gesamtchristlichen Lehre. Von daher kann man ihn am ehesten mit einer zweiten christlichen Konfession gleichsetzen. Äußerlich haben wir es bei den Anhängern des Montanus mit einer schwärmerischcharismatischen Endzeitbewegung zu tun. Sie trug teilweise asketische Züge. So verwarf man die Ehe und verlangte, zwei Tage in der Woche zu fasten, was auch das Baden einschloß. Die zwei Prophetinnen der ersten Zeit des Montanismus verließen, nachdem sie sich zu dieser Form des Christentums bekehrten, ihre Ehen. In manchen Regionen, wie Nordafrika, blieb der Montanismus lange innerhalb der normalen Kirche als eine Art altkirchlicher Konventikelbewegung bestehen. In Karthago kam es erst 207 zur Trennung. Man muß bei der Beurteilung dieser schwärmerischen Bewegung berücksichtigen, daß sich in der 2.Hälfte des 2. Jahrhunderts bereits ein gewisses Traditionschristentum, mit Festlegung auf rein äußere Formen des Glaubens ausgebreitet hatte. Oft überlagerte die organisierte Kirche und ihr festgelegter Kult die lebendige Lebensverbindung zu Jesus. In dieser Situation trat Montanus auf. Er, der vor seiner Bekehrung ein Priester des Apoll war, predigte seit etwa 156/157 n. Chr. das nahe Ende der Welt. Er regte das Praktizieren der Geistesgaben der Prophetie und des Zungenredens an. In der Zeit der altrömischen Verfolgungen ermunterte er die Christen nicht nur, das Martyrium zu ertragen, sondern es geradezu zu suchen. Schwerpunkt seiner Predigt war das nahe Weitende und der Anbruch des 1000jährigen Reiches. Wahrscheinlich gab er sich selbst als der verheißene Tröster (Joh. 14,16; 16.26) aus. Auf jeden Fall betrachteten seine Anhänger ihn so. Sein prophetischer Anspruch wurde zuerst nur von wenigen akzeptiert. Nachdem zwei charismatisch geprägte Frauen, die als Prophetinnen akzeptierten Priska und Maximilla, zu ihm stießen, wuchs die Bewegung und breitete sich im Bereich der ganzen alten Kirche aus. Die Anhänger der Bewegung wurden weiter als Teil der Kirche betrachtet. Nach dem Tod der drei Gründungsgestalten (als letzte starb im Jahr 179 Maximilla) veränderte sich der Schwerpunkt der Verkündigung vom mehr charismatisch-endzeitlichen auf eine Heiligungsbetonung in scharfer Abgrenzung zur Welt. Ein Aufleben bekam die Bewegung, als sich der bedeutende Theologe Tertullian im Jahr 207 den Montanisten anschloß. Er sah im Montanismus die rechte Reaktion auf die laxe Bußpraxis der Kirche, den in Verfolgungen abgefallenen und um Wiederaufnahme bittenden Gemeindegliedem gegenüber. So sehr Tertullian (ca. 160-220 n C.)191 früher für die Kirche stand, so sehr bekämpfte er ihre Lauheit, nachdem er Montanist wurde. Es gab verschiedene Versuche, die kirchliche Einheit aufrecht zu erhalten. Besonders den römischen Bischöfen Soter (166-174) und Eleutherus (174-189) lag an der Erhaltung der Gemeinschaft. Aber letztlich entsprach eine derart radikale Bewegung nicht mehr der Prägung der Gesamtkirche und führte zum Bruch. Im Westen des römischen Reiches kehrten schon im 3. Jahrhundert einzelne montanistische Gemeinden zur Kirche zurück. Im Osten setzte eine solche Entwicklung später ein. - Novatianer, eine Spaltung wegen der Reinhaltung der christlichen Gemeinde'1*2 Während der Verfolgungszeiten im alten Rom kam es immer wieder vor, daß Christen ihren Glauben verleugneten. Nachdem die Verfolgungen vorbei waren, bereuten sie ihre Feigheit. Viele dieser äußerlich Abgefallenen wollten wieder zur Gemeinde gehören. Wie man sich den Abgefallenen (sie wurden Lapsi genannt) gegenüber verhalten sollte, brachte schwerste Auseinandersetzungen zwischen Christen und Gemeinden. Einige Gemeinden freuten sich über die Zurückgekehrten, ln anderen Gemeinden erwartete man eine gewisse Bewährungszeit. Besonders problematisch wurde es, da manche abgefallenen Presbyter, Bischöfe und Diakone in ihre alten Dienste zurückwollten, ln vielen Gemeinden wurde auch ihnen nach einer kurzen Bewährungszeit vergeben und einst Abgefaüene fanden wieder Aufnahme und in ihren vorherigen Dienst. Diese laxe Haltung konnten einige Christen, wie der schon erwähnte Tertullian, nicht teilen. So kam es zu Spaltungen. Tertullian schloß sich den Montanisten an. In der Verfolgung unter Kaiser Decius (249-251) kam es zu besonders vielen Abfallen. Galt Abfall bis dahin immer noch als besonders schwere Sünde, so wollten einige Gemeinden es der großen Zahl Rückkehrwilliger nach der schrecklichen Verfolgung leicht machen. Man hatte Mitleid mit den schwach gewordenen und betrachtete sie weiter als Brüder. Andere konnten diese Laxheit nicht akzeptieren. Ihr bekanntester Vertreter war Bischof Cyprian von Karthago (200-258 n. Chr.)193. Viele Laien, die teilweise Furchtbares während der Verfolgung erlitten hatten, aber trotzdem nicht abgefallen waren, standen in den Gemeinden in hohem Ansehen. Sie waren milder als Cyprian. Deshalb konnte sich der Bischof auf der 2. Synode von Karthago mit seiner härteren Linie nicht durchsetzen. In der Römischen Gemeinde hatten die rigoristischeren Kräfte unter Führung des Presbyters Novatian anfänglich die Mehrheit. Nach längeren Auseinandersetzungen aber wurden die Novatianer exkommuniziert. Ihre Spuren finden sich im Abendland bis ins 5.und im Orient bis ins 7. Jahrhundert. Eine ähnliche Absplitterung gab es während der letzten, der diokletianischen Verfolgung (303-313) durch einen gewissen Melitius von Lykapolis. Aber seine Spaltung blieb auf Ägypten beschränkt. Wenn diese Abspaltungen der ersten Jahrhunderte oft durch Rigorismus begünstigt oder überzogene Endzeitträume geprägt waren, handelt es sich bei ihnen doch nicht um außerchristliche Irrlehren wie in der Gnosis oder bei Marcion, sondern um Konfessionen im heutigen Sinn. Schlimm ist, daß diese Bewegungen am Ende meist mit Hilfe staatlicher Gewalt durch die zur Staatskirche erstarkte organisierte Kirche vernichtet wurden. Bei dieser Verfolgerin haben wir es im wörtlichen Sinn mit einer ökumenischen, das heißt das ganze römische Reich umfassenden, Staatskirche zu tun. Sobald sie die Mittel hatte, vernichtete sie Christen mit anderer Prägung und Erkenntnis. Die nachkonstantinische Kirche duldete neben sich keine anderen Christen. Sie wurde zur Verfolgerin und oft auch Mörderin ihrer Brüder. In der Zeit der römischen Christenverfolgungen sind drei Tendenzen zur Spaltung sichtbar. Die Frage nach den Geistesgaben und der Wiederkunft: Montanismus Die Frage nach der rechten Gestalt der Gemeinde und der Gemeindezucht: Novatianer Sektiererische Infragestellung der Bibel: Marcion 4.2.3 Kirchenspaltungen nach den aitrömischen Christenverfolgungen * Zustrom von Volk in die Kirche Nachdem die staatlichen Verfolgungen des Christentums zu Ende gegangen waren, begann man sich in der Kirche mehr mit Einzelheiten der christlichen Lehre zu beschäftigen. Der staatliche Verfolgungsdruck war weg, der immer wieder in die Katakombensituation geführt hatte. In der Zeit der Christenverfolgung unterließ man es, in nicht zu wichtigen Einzelfragen der christlichen Lehre verbindliche Lehrsätze (Dogmen) für die Weltkirche festzulegen. Auch war es in den Zeiten der Verfolgung schwierig, Kirchenversammlungen mit Teilnehmern aus dem ganzen Römischen Reich durchzuführen, die allein über derartige Fragen hätten entscheiden können. Nach der Konstantinischen Wende drängte sehr viel Volk in die Kirche. Diese Menschen kamen großteils nicht aus innerer Überzeugung dazu, sondern wurden Christen, weil es unter den jetzt christlichen Kaisern vorteilhaft war, deren Religion, die christliche, anzunehmen. Auch wurde es den anderen Religionen immer schwerer gemacht, ihren Glauben zu praktizieren. Die in die Kirche hineinströmenden Massen waren zum größten Teil nicht bekehrt und hielten auch ihre frühere Lebensform nicht für falsch. Deshalb brachten viele ihre Weltanschauungen, Überlieferungen, menschlichen Frömmigkeitsformen, Aberglauben und Philosophien mit. Die Kirche wollte die Chance nicht verstreichen lassen, eine das ganze Volk erfassende Organisation zu werden. Dazu mußte sie es dem Volk leichtmachen, Christen zu werden. So ging man einen Pakt mit der römischen Kultur ein. Man schuf nicht nur für neue Kirchenglieder, sondern meist auch für ihre Kultur und Tradition in der Kirche Platz. Gleichzeitig wollte man das Christentum aber auch nicht ganz konturlos werden lassen. So begann man auf Synoden und Konzilien, christliche Grundwahrheiten in Dogmen und Glaubensbekenntnisse zu formulieren. * * Asketische Frömmigkeit führt zum Mönchtum Schon in der Verfolgungszeit hatte sich ein unbiblischer Frömmigkeitsstil in einigen Gemeinden entwickelt. Seit den Zeiten von Marcion und Montanus gab es unter Christen starke asketische Bewegungen. Diese Christen meinten, durch Entsagungen von allen weltlichen Dingen, von der Ehe und durch vielfältige selbst aufgelegte Lasten Gott näher zu kommen. Viele von ihnen meinten es sehr ernst, kannten aber die Bibel und deren Aussagen nur sehr oberflächlich. In diesen Kreisen kam es zu einem Gemisch von biblischer Überlieferung und menschlicher Religiosität. Meinungen und Ansichten früher bewährter Christen und allgemein menschliche, auch im Heidentum bekannte Elemente der Frömmigkeit hielten Einzug. ln Ägypten bildete sich das mönchische Einsiedlertum194, aus dem sich später das Kloster- und Ordenswesen entwickelte. Zwischen der Zeit der Apostel und dem 6. Jahrhundert war das allgemeine Bildungsniveau im römischen Reich stark gesunken. Konnten zu Jesu Zeiten die meisten Menschen lesen und schreiben, so war dies in den ersten Jahrhunderten der werdenden Staatskirche nicht mehr der Fall. Unter den jetzt oft des Schreibens unkundigen Christen begannen Symbole und Bilder die Bibel zu verdrängen. Legenden rückten neben biblische Berichte. So meinten Christen, durch Berührung mit in ihren Augen heiligen Dingen andere Gegenstände heilig zu machen. Viele glaubten, daß Gebete, an Gräbern von Märtyrern gesprochen, wirksamer wären als anderes Beten. Bald verehrte man die Gräber der Märtyrer, die Kirchen in denen sie einst wirkten, und Gegenstände, die diese besessen hatten. Diese zwar meist sehr frommen, aber biblisch unwissenden Christen, begannen dem Abendmahl und der Taufe, aber auch neu aufgekommen Weihehandlungen immer mehr magische Kräfte zuzuschreiben. Da viele Bischöfe und Priester ihre nach der Konstantinischen Wende erhaltene Machtstellung nutzten, um sich zu bereichern oder auch in der Öffentlichkeit mehr Einfluß und Achtung zu bekommen, verloren sie unter den wirklich Frommen schnell an Respekt. Die zwar abergläubisch orientierten ober asketisch lebenden Einsiedler gewannen an Ansehen im Volk. Sie galten unter den Christen als Vorbilder. In dieser Zeit wäre eine Rückbesinnung der Kirchenfiihrer auf das im Wort Gottes bezeugte Evangelium dringend nötig gewesen. Leider kam es nicht dazu. Stattdessen breiteten sich unter den einfachen Christen Werkgerechtigkeit und menschlich-mystische Religiosität aus. Die Theologen und Bischöfe übten sich in theologischen Auseinandersetzungen über Fragen, die sich auf den praktischen Glauben nur wenig auswirkten. So entwickelte sich eine Orthodoxe (zu deutsch rechtgläubige) Kirche. Lehrmäßig versuchte sie, die theologischen Grundwahrheiten rein zu erhalten. In der Praxis aber übernahm man einen Wust teilweise aus dem Heidentum übernommener religiöser Ordnungen, Traditionen und Frömmigkeitsformen. Im Prinzip sind die Orthodoxen und Orientalischen Kirchen bis heute Spiegelbilder der damaligen religiösen Situation und der damaligen theologischen Auseinandersetzungen. Sie sind in verschiedenen Fragen theologisch rechtgläubig geblieben. Aber die Praxis des Glaubenslebens wurde von heidnisch-abergläubische Religiosität, menschlicher Überlieferung und asketischer Praxis durchdrungen. Aberglaube und Heidentum finden sich unter christlichem Gewand. — Der Arianische Streit um die Dreieinigkeitr 5 Über 60 Jahre wogte in der Kirche ein Streit, den man an zwei Namen festmachen konnte: Arius und Athanasius. Der Priester Arius (260-336) aus Alexandria sah in Christus nur einen vorbildlichen Menschen, der aber nicht gottgleich war. Für ihn ähnelte Christus dem Bild der griechischen Heroen des Altertums. Diese Lehre war den weltlichen Massen, die nach der konstantinischen Wende in die Kirche hineinströmten, verständlich, und so fand Arius viele Anhänger. Die christlichen Gegner warfen Arius seinen Lehrsatz als Ketzerei vor: „Es gab eine Zeit, in der Christus noch nicht war“. Denn diese These steht klar im Widerspruch zu Johannes 1. Wegen dieser Irrlehre exkommunizierte der Bischof von Alexandrien 318 den Priester Arius. Der Vorgang wurde dem römischen Bischof Silvester mitgeteilt. Kaiser Konstantin berief 325 ein Konzil nach Nicäa ein, auf dem Arius als Irrlehrer verurteilt und in die Wüste Ägyptens verbannt wurde. Der römische Bischof konnte wegen seiner altersbedingten Gebrechlichkeit nicht mehr am Konzil teilnehmen. In Nicäa wurde das Wort „homousios“ (wesensgleich oder wesenseins) für das Verhältnis von Christus zu Gott den Vater verabschiedet. Viele einfältige Synodale von Nicäa verstanden das Problem kaum, stimmten aber der Verurteilung des Arius zu, weil der Kaiser auch für die Verurteilung war. Damit war die Sache aber nicht erledigt. Die Anhänger des Arius verabschiedeten auf gegnerischen Synoden entgegengesetzte Beschlüsse. Um des Kirchenfriedens willen fanden sie bei Kaiser Konstantin ebenfalls Rückendeckung. Der zwischenzeitlich neugewählte Bischof von Alexandria, Athanasius (295-373),l% wurde der theologische Hauptgegenspieler des Arius. Nachdem Arius mit dem Kaiser persönlich gesprochen hatte, durfte er zurück nach Alexandria. Athanasius, der dieser Entwicklung widersprach, wurde 335 nach Trier verbannt. Es folgten viele Synoden, in denen Beschlüsse für und gegen Arius fielen. Erst das Ökumenische Konzil von Konstantinopel zog 381 einen Schlußstrich unter die Auseinandersetzung. Während der Streitigkeiten aber wurde deutlich, wieviel Einfluß die Meinung des jeweiligen Kaisers besaß. 386 versuchte die Kaiserin-Mutter Justina noch einmal, die Arianer zum Sieg zu bringen. Sie ließ mit Gewalt Kirchen der Athanasianer an die arianische Kirche enteignen. Mit ihrem Tod 388 endete der Einfluß der Arianer auf die römische Kirche. Der Arianismus war damit aber noch nicht überwunden. Vor allem blieben die 382 ins Reich aufgenommen Westgoten unter ihrem Bischof Wulfila der Lehre der Arianer noch lange zugewandt. In der Zeit der Völkerwanderung kam der Arianismus durch die Westgoten zu den anderen germanischen Stämmen. Die Kirche hat Jahrhunderte gebraucht, um den Arianismus ganz zu überwinden. Heute findet man diese Irrlehre in etwas veränderter Gestalt noch in manchen Sekten (z.B. Zeugen Jehovas). - Die christologischen Streitigkeiten Im 5. Jahrhundert kam es in der Ostkirche zu Rivalitäten um die Besetzung der Bischofsstühle. In diesem Zusammenhang wurden theologische Fragen zum Vorwand genommen, um Rivalen auf das politisch und finanziell lukrative Amt auszuschalten und sich gegenseitig zu verketzern. Theologisch ging es oft um die Frage, in welchem Verhältnis die menschliche und die göttliche Natur Jesu zueinander stehen. Immer verstiegener wurden die theologischen Gedankenspiele. Der Bischof von Konstantinopel, Nestorius,197 lehrte, der Logos (zu deutsch: das Wort nach Joh. 1,1) wohnte in der Person Jesus und machte aus ihm einen Gott in sich tragenden Mann. Aber Jesus war kein Mensch, der gleichzeitig ganz Gott war. Nestorius meinte, die menschliche und die göttliche Natur Jesu seien keine organische Einheit. Das Göttliche und das Menschliche an Jesu Wesen sei mehr mechanisch als organisch eins. Kaum ein normaler Christ konnte solchen philosophisch-theologischen Gedankenspielen noch folgen. Es entwickelte sich ein Streit zwischen Patriarch Cyrill von Alexandria und Nestorius von Konstantinopel. Hinter Nestorius stand die theologische Schule von Antiochien111. Cyrill von Alexandria war sehr ungehalten, daß Nestorius ohne seine Zustimmung Patriarch von Konstantinopel wurde. Der theologische Streit war wahrscheinlich nur Mittel des Machtkampfes zwischen den beiden Patriarchen. Cyrill wendete sich sehr unterwürfig an den Bischof von Rom. Die römischen Bischöfe, die ebenfalls im Rang eines Patriarchen standen, waren interessiert, eine Vorherrschaft unter den Patriarchen zu bekommen und nahmen sich deshalb des Anliegens von Cyrill schnell an. Es kam 430 zu einer Synode in Rom, wo sich der Römische Bischof Coelestin hinter Cyrill stellte. In Antiochien kam es daraufhin zur offiziellen Verdammung des Patriarchen von Konstantinopel, Nestorius. Als Gegenreaktion setzt die sehr einflußreiche theologische Schule von Antiochien alles gegen Cyrill in Bewegung. Um den Streit zu beheben, berief Kaiser Theodosius 431 eine Synode nach Ephesus. Hier wurde der Patriarch von Konstantinopel, Nestorius, gestürzt. Da die Theologen der Schule von Alexandria weiter gegen Cyrill stritten, wurde weiter verhandelt. Es kam dann 433 zu einer Union zwischen beiden Fraktionen. Patriarch Johannes von Antiochia, der wichtigste Mann der dortigen 111 Eine solche Schule würde man heute mit einer einflußreichen theologischen Fakultät einer Universität gleichzusetzen. theologischen Schule mußte nachgeben und ließ, um seine eigene Stellung zu retten, Nestorius fallen. 435 wurde Nestorius vom Kaiser nach Ägypten verbannt, wo er 16 Jahre später vollkommen verarmt starb. Viele theologischen Streitigkeiten dieser Zeit hatten als Hintergrund derart boshaft und korrupt ausgetragene Machtspiele. Im sogenannten Eutychianischen Streit und weiteren Spaltungen der Ostkirche wiederholte sich das Spiel. Aus all diesen Streitigkeiten gingen Kirchenspaltungen und Kirchengründungen hervor, die teilweise bis heute bestehen. Es sind meist kleine Nationalkirchen, z.B. in Syrien oder Libanon: Ma-roniten, Jakobiten u.a. Die Nestorianische Kirche heißt heute „Apostolische Kirche des Ostens“ und zählt nur noch 150 000 Mitglieder in Indien, Persien und den USA148. Sie entstand nach dem Tode von Nestorius außerhalb des Römischen Reiches. Zur Zeit der Mongolenherrschaft hatte die Nestorianische Kirche ihren Höhepunkt. Sie hat sogar Einfluß auf die Familie des Dschingis Khan gehabt. Zeitweise sah es so aus, als würde sie Staatskirche der Mongolen werden. In dieser Zeit begann eine große Missionsarbeit der Nestorianer in China. Im 7. und 8. Jahrhundert waren es die Nestorianer, die das Christentum am Kalifenhofe der Abassiden vertraten. Von dieser Kirche spalteten sich Gruppen wie die Jakobiten oder Chaldäer ab. Einige gingen später Unionen mit der Römisch-Katholischen Kirche oder auch der Russisch-Orthodoxen Kirche ein. Auch im 20. Jahrhundert gab es nach der Einsetzung des zwölfjährigen Mar Eshai Shimon zum Patriarchen der Nestorianer eine erneute Spaltung. Gegenwärtig streiten zwei Patriarchen um die Führung dieser Kirche: Mar Denkha VI in Teheran und Adhai II in Bagdad. Die Apostolische Kirche des Ostens ist heute Mitglied des ÖRK. - Die Pelagianische Kontroverse199 Während die trinitarischen und die christologischen Irrlehren kirchenspaltende und somit teilweise bis heute anhaltende Konsequenzen hatten, gab es mit den Pelagianischen Streitigkeiten200 eine ebenfalls tiefe Kontroverse in der alten Kirche, die aber zu keiner Spaltung führte. Allerdings hat die abendländische Christenheit die damals aufgetretenen unbiblischen Irrlehren nie ganz überwunden. Sie traten später in verschiedener Weise sowohl in der katholischen Lehre als auch in protestantischem und evangelikalem Gewand wieder auf. Die Streitigkeit entwickelte sich auf dem Hintergrund der Gnadenlehre des Augustin. Augustin vertrat die Erkenntnis, daß der Mensch von Natur unter der Erbsünde steht und unfähig ist, irgendetwas zu seiner Erlösung beizutragen. Augustins Hauptgegner in dieser Frage war Pelagius. Pelagius kam um 380 nach Rom, wo er sich unmittelbar nach seinem juristischen Studium taufen ließ und ein Leben der Askese begann. Er meinte, daß es keine Weitergabe der Sündhaftigkeit durch die Generationen gebe. Er lehnte somit die Lehre von der Erbsünde ab. Nach seiner Meinung sind die Christen durch die Taufe wieder in den Urzustand, der vor dem Sündenfall herrschte, zurückgekehrt. Deshalb sollte der Christ durch ein Leben der Askese, was auch den Verzicht auf Eigentum und Ehe beinhalten kann, anstreben, ein sündloses Leben zu führen. Er sollte wissen, daß dieses Ziel erreichbar sei. Pelagius fand bald Anhänger für seine Lehre. Auf Grund der Eroberung Roms im Jahr 410 durch die Goten floh Pelagius nach Nordafrika und später nach Jerusalem, wo er jeweils seine Lehre vertrat. 415 fand seine Sicht auf einer Synode in Jerusalem Anerkennung. Augustin201, der im Mittelalter mit dem Beinamen „doctor gratias“ (Doktor der Gnade ) bedacht wurde, war der heftigste Gegner des Pelagius. Vor allem die Bitte des Vaterunsers „und führe uns nicht in Versuchung“ war dem durchaus auch asketischen Augustinus ein Gegenargument gegen den Perfektionismus des Pelagius. Augustin erklärte: „Sie nennen die menschliche Natur frei, um keinen Befreier suchen zu müssen. Sie erklären sie für heil, um den Heiland als überflüssig zu bezeichnen. Sie behaupten, die menschliche Natur sei so stark ... daß sie meinen, ohne Gott die Begierden bändigen zu können ... Die Familie Christi aber spricht: ,Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark*, (2. Kor 12,10); und zu ihr spricht der Herr: ,Dein Heil bin ich' (Ps 35,3).“ 418 wurde Pelagius, allerdings auch nach Einsatz verschiedener Intrigen, als Irrlehrer verurteilt. Bald darauf starb er. Zwar hinterließ Pelagius keine Kirchenspaltung, aber seine Gedanken blieben besonders auf humanistisch denkende Menschen einflußreich. Bischof Julian von Eclanum setzte sich für die Lehre des Pelagius ein. Er fand bei Nestorius, der damals noch Patriarch von Konstantinopel war, Unterstützung und Zuflucht. Zur gleichen Zeit trat der Pelagianismus in der abgeschwächten Form der „Massilienser“ (ab den 16. Jahrh. Semipelagianismus genannt) wieder auf. Der als besonders kirchentreu geltende Abt Johannes Cassian von Massilina (gest. 435) widersprach der Gnadenlehre des Augustin. Er lehrte: Die Gnade und der Wille des Menschen wirken zum Heil gemeinsam. Der Mensch muß dabei die Initiative ergreifen Nach Cassian wurde Bischof Faustus von Reji führender Vertreter des Semipelagianismus. 475 verfaßte er eine entsprechende Schrift für die Synode von Arelate. Bischof Cäsarius von Arles, der einflußreichste Theologe seiner Zeit, ließ den Semipelaganismus 529 durch die Synode von Arausio (Orange) widerlegen, indem er ein Bekenntnis zu den sogenannten 25 Kanone^nmm des Augustin verabschieden ließ. Papst Bonifatius II. (530-532) verurteilte daraufhin den Semipelagianismus. Obwohl die Katholische Kirche bis heute hinter den Beschlüssen der Synode von Arausio steht, hat sie in der Praxis den Semipelagianismus zur Gnadenlehre gemacht. Sie hält den Menschen im Prinzip für fähig, aus eigener Kraft Gutes zu tun. In der alten Kirche gab es noch manche theologischen Auseinandersetzungen. Sie wurden teilweise sogar, wie auf der sogenannten „Räubersynode von Karthago“, mit Knüppeln ausgetragen. Es ging dabei um die Verehrung von Bildern (Ikonen)'2, die Bedeutung von Maria203, die Frage nach der Anerkennung der Taufe von Abweichlern von der Kirchenorganisation bzw. Kirchenlehre (Ketzern)204 usw. Letztlich bildete sich ein Lehrgebäude heraus, das in seiner Form bis heute in der Orthodoxen Kirche aufrecht erhalten wurde. Die klare biblische Lehre wurde in diesen Kirchen durch eine Vermischung aus noch vorhandenen biblischen Aussagen und Begebenheiten, heidnischen Lehren, menschlichen Gedanken und heidnischer Spiritualität""" eingeengt und teilweise verdrängt. Dies war letztlich Folge der Konstantinischen Wende. Äußerlich hatte die Kirche nicht mehr unter Verfolgungen zu leiden. Im Inneren aber war die Welt in die Kirche eingezogen. Im Mittelalter veränderte sich dann diese Kirche im Gebiet des ehemaligen weströmischen Reiches vollends zu dem, was wir bis heute im römischen Katholizismus vor uns haben. Daß das Evangelium in dieser Zeit und unter den Angehörigen dieser Kirche überhaupt noch wirkte, ist Gottes Barmherzigkeit zu verdanken, die stärker ist als die Machenschaften der Finsternis. 4.2.4 Erzwungene Einigkeit und blutig verfolgte Abspaltungen der mittelalterlichen Kirche Große Spaltungen aus Glaubens- und Gewissensgründen kennt die mittelalterliche Kirche kaum. Das bedeutet nicht, daß es nicht andere Ansichten oder geistliches Erwachen gegeben hätte. Aber die Katholische Kirche setzte all ihre ungeheure Macht ein, um nichts neben sich aufkommen zu lassen. Sie nutzte das aus der Politik bekannte Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche gegen geistliche Bewegungen aller Art. mmm Lehren nnn Frömmigkeit - Ordensbewegungen Bewegungen, die sich dem religiösen System des Katholizismus unterwarfen oder wenigstens anpaßten, weil sie selbst im Sakramentalismus der Werkgerechtigkeit oder Gesetzlichkeit gefangen waren, integrierte die Kirche normalerweise. Teilweise gab man diesen Bewegungen auch kleine Freiräume. Einige kamen sogar zu Einfluß und Ansehen. Dies geschah oft bei Bewegungen, die in Ordensgründungen mündeten, ln diesem Zusammenhang seien einige Personen und ihre Bewegungen genannt: Benedikt von Nursia (529)205, Dominikus von Caleruega (1216)206, Franz v. Assisi (1223)207 und Ignatius von Loyola (1540)208. Im Mittelalter entstanden eine große Zahl von Ordensgemeinschaften. Benedikt von Nursia gilt als Vater des ersten Mönchsordens. Sein erstes Kloster war Monte Cassino in Italien. An den Ordnungen der Benedektiner orientierte sich 910 die Klosterreform in Cluny mit den Cluniazensem. Aus ihren Reihen kamen u.a. die späteren Päpste Georg VII.und Urban II. Durch Robert Molesme entstanden 1098 die Zisterzienzer. Aus ihnen entwickelte sich u.a. die Schweigegemeinschaft der Trappisten. Es entstanden die Augustiner (1119), aus deren Reihen später Martin Luther kam. Weiter seien erwähnt die Kartäuser (1082), Karmeliter (1156), Dominikaner (1216), Franziskaner (1233) und die Jesuiten (1540). Aus den militärischen Gruppen der Kreuzzüge gingen die Ritter des St. Johann oder auch Johanniter (1113) und die Tempelritter (1119) hervor. Beide Orden entstanden in Jerusalem. 1190 entstand der 1523 wieder verbotene Orden der Deutschordensritter. Obwohl auch diese Personen und die sich um sie versammelnden Gruppen zeitweise von der Inquisition beobachtet und von manchen Kirchenfürsten bekämpft wurden, zeichneten sie sich doch durch Unterwürfigkeit unter dem Papst aus. Von ihnen wurde die Römische Kirche nicht grundsätzlich in Frage gestellt, und somit integrierte und neutralisierte die Kirche die Bewegungen. Ja noch schlimmer! Anhänger dieser Bewegungen, wie die Dominikaner und Jesuiten, wurden furchtbare Verfolger der als Ketzer angesehenen echten Jünger Jesu. - Einzelne Glaubens-, aber auch Sektenhewegungen Trotzdem war die Kraft des Evangeliums nicht aufzuhalten. Immer wieder wurden Menschen durch Gottes Wort erweckt und haben trotz Verfolgung durch die Kirche Jesus die Treue bis in den Tod gehalten. Natürlich gab es auch Absplitterungen, die sektiererischen Hintergrund hatten. Da das Wort Gottes nur wenigen Menschen zugänglich war, entwickelten sich bei manchen ehrlich nach Gott suchenden Menschen obskure religiöse Ideen. Alte, im Volk überlieferte Irrlehren wie die des Marcion und in der Kirche selbst verbreiteter Aberglaube taten ein Übriges, um Sekten aufkommen zu lassen. * Sekte der Paulizianer209 Um 650 entstand in Armenien und Syrien die Sekte der Paulizianer. Ihr Führer Konstantin aus Mananalis, genannt Silvanus, nahm Gedanken der vereinzelt noch wirksamen Marcioniten auf. Die Kirche, deren geistlicher Mittelpunkt Kult und deren Leben geworden war, empfand in dieser Gruppe eine extreme Opposition. Leider ließen sich Teile ihrer Anhänger mit politischen Bewegungen ein und wurden von den Byzantinern im 10. Jahrhundert als kriegerische Grenzbevölkerung in Tarzien angesiedelt. Ihre Bewegung war auf die Ostkirche beschränkt. Wie Marcion vertrat die Sekte der Paulizianer eine asketische Ethik und hatte eine dualistische Gottesvorstellung. Sie glaubte, daß es einen guten Gott, von dem vor allem Paulus in seinen Briefen schreibt, und einen bösen Schöpfergott des Alten Testamentes und der Juden gäbe. Von daher betonte sie die Paulusbriefe und lehnte das Alte Testament als „Buch des bösen Gottes“ (wie Marcion) ab. Nach starker Unterdrückung durch die Byzantiner verlieren sich im 12. Jahrhundert ihre Spuren. * Sekte der Bogomilen210 Nach dem Untergang der Paulizianer tauchte diese große Gruppe, die ihre Ursprünge in Kleinasien hatte, auf dem Balkan auf. Nach harter Verfolgung verbreitete sie sich ab 1110 in Bulgarien und Bosnien. Der Name Bogomilen heißt zu Deutsch „Gottesfreunde“. Diese Gruppe hatte ebenfalls das aus der Gnosis kommende dualistisches Gottesbild wie die Paulizianer. Außerdem lehnten sie Sakramente total ab und betonten eine asketische Lebensweise. Die Bogomilen, die oft Kaufleute waren, beeinflußten mit ihren religiösen Vorstellungen auch Glieder der abendländischen Römisch-Katholischen Kirche. * * Sekte der Katharer2" Von ihrem Namen, Katharer, leitet man bis heute den Begriff Ketzer ab. Sie waren eine große Bewegung und wirkten vor allem in Südfrankreich und Oberitalien. Die Katharer wurden von ihren Gegnern auch nach einer gnostischen Sekte, den Manichäern, „Neumanichäer“ genannt. Sie waren keine ganz einheitliche Gruppierung. In manchen Gegenden hießen sie Bulgari oder Publikani. Aber auch unter den Namen Tisserands oder nach der Stadt Albi, Albigenser, traten sie auf In Südfrankreich standen die Katharer oft unter den Schutz von Bischöfen und Fürsten. 1165 haben die Katharer auf der Synode von Lombers offen mit den katholischen Bischöfen diskutiert und 1167 konnten sie in Toulouse eine eigene Synode abhalten. Lehrmäßig standen sie den Bogumilen und Paulizensem nahe. In ihrer Ansicht über Askese gingen sie über diese weit hinaus. Sie lehnten wie Marcion die Ehe ab. Sie meinten, daß es richtig sei, keine Kinder mehr zu zeugen, weil durch weitere Menschen der böse Gott noch mehr Anhänger bekäme. Die Katharer trieben die Askese bis zum Selbstmord durch Verhungern. Durch eine Geistestaufe wurden die Gemeindeglieder unter die Perfekti (Vollkommenen) aufgenommen. Sakramente, Ablass und Fegefeuer verwarfen sie. Sie glaubten an die Wiederverkörperung (Re-inkamation). * Weitere sektiererische Strömungen und Persönlichkeiten des Mittelalters Trotz allen kirchlichen Drucks brachte das Mittelalter eine große Zahl sektiererischer Persönlichkeiten hervor. Oft waren sie von alten gnostischen Gedanken beeinflußt. Manche waren nur Phantasten und religiöse Grübler. Wieweit sie jeweils allein Schuld an ihren Verirrungen hatten, wird der Herr einmal klar machen. Sicher hatte ein großes Maß Schuld an der Verwirrung suchender Menschen die ökumenische, allumfassende Katholische Kirche. Hätte diese Kirche das Evangelium rein und klar verkündigt, wären nicht so viele Menschen den Irrlehrem auf den Leim gegangen. Die Kirche hatte das Evangelium zugunsten von Kult, Sakramentalismus und Amtsautorität vernachlässigt und verdrängt. Die Menschen wurden von der Kirche im Dunkel gehalten. Die nach einem Ausweg Suchenden verliefen sich dann manches Mal in noch tieferer Finsternis. Meist nahmen sie ein schlimmes Ende. Die Zahl dieser Gottsucher, die als Ketzer auf den Scheiterhaufen endeten, ist unübersehbar. Einige wenige Namen sind überliefert. Es seien hier stellvertretend nur drei genannt: Der Niederländer Tanchelm wurde 1115 oder 1124 erschlagen21 , weil er der Überzeugung war, wie die Katharer eine Geisttaufe empfangen zu haben. Der Franzose (Bretone) Eudo de Stella213 hielt sich für den Weltenderichter. Er wurde 1148 zu Klosterhaft verurteilt. Petms von Bruys214 predigte in Südfrankreich gegen Entartungen der Kirche und wurde 1135 verbrannt. - Vorreformatorische Bewegungen Trotz geistiger und geistlicher Nacht im Mittelalter, für die man die Katholische Kirche verantwortlich machen muß, gab es neben den seltsamen Sekten auch einzelne Personen und Bewegungen, die zum Evangelium, wie es in der Heiligen Schrift bezeugt wird, zurückfanden. Auch sie wurden oft grausam verfolgt. Aber Gottes Geist erweckte immer wieder neue Zeugen des Evangeliums. * Waldenser1* 1176 bekehrte sich der Kaufmann Petrus Waldus in Lyon. Er betrachtete sich nicht in Opposition zur Katholischen Kirche und wollte auch keine neue Gruppierung gründen. Petrus Waldus sammelte Laienchristen um sich, die sich zu äußerer Armut verpflichteten, und zog mit ihnen predigend durch Frankreich und Italien. Man nannte sie auch die „Armen von Lyon“. Diese Wanderprediger nahmen das Wort Gottes sehr ernst, deshalb verwarfen sie den Eid, den Krieg, die Todes- und Leibesstrafen, die Seelenmessen, Almosen und Gebete für Tote, die Fegefeuerlehre sowie Ablässe. Die Waldenser bestritten die Wirksamkeit der Sakramente von ungläubigen Priestern. Als Laienpredigergemeinschaft wirkten sie volksmissionarisch. Sie achteten darauf, daß sich keine schwärmerischen Elemente in ihre Reihen einschlichen, deshalb konnte man erst nach sechsjähriger Probezeit Mitglied (Prediger) werden. Überall predigten sie, am Stil der Jünger Jesu orientiert, gemäß Mt 10,5-15, Buße. Die Waldenser missionierten bis ins Brandenburgische und bis nach Österreich. Der weltlichen und reichen Katholischen Kirche waren diese ernsten Christen ein Dom im Auge. Weil sie ohne offizielle kirchliche Erlaubnis predigten, wurden sie 1184 von der katholischen Kirche exkommuniziert. Zeitweise gab es richtiggehende Pogrome durch die Katholische Kirche. Kreuzritter wüteten unter den Waldensern, bevor sie auszogen, um mordend und sengend für die Ökumenische (weltweite) Kirche des Mittelalters „das heilige Grab von den Ungläubigen (Moslems, Juden und Orthodoxen) zu befreien“. Nachdem die Waldenser später mit der Reformation in Verbindung kamen, nahmen sie diese 1532 an. Die böhmischen Waldenser gingen im 15. Jahrhundert in den Böhmischen Brüdern (Hussiten) auf. * Lollarden216 Auch bei den Lollarden haben wir es mit einer Laienpredigervereinigung, diesmal in England, zu tun. Im 14. Jahrhundert kam es in England zu einer national begründeten Bewegung gegen die Vorherrschaft des Papsttums. Parlament, Adel und König wollten sich nicht mehr von Rom bevormunden lassen. Seit 1346 kam es im Parlament immer wieder zu Entscheidungen gegen die Interessen der Römischen Kirche. Im Volk waren die immer stärker werdenden romhörigen Bettelorden sehr unbeliebt. Der Theologieprofessor John Wiclif (1328—1384)217 wurde zu einem führenden Kopf der Bewegung. War er anfänglich mehr von nationalen Gedanken bewegt, wurde ihm später immer deutlicher, daß es in der Auseinandersetzung mit Rom um geistliche Fragen geht. Mit klarem Blick erkannte Wiclif, wie weit sich die Kirchenlehre vom Wort Gottes entfernt hat. Wiclif erklärte, daß die Beschlüsse der Konzilien wertlose Menschenlehre seien, wenn sie nicht in der wörtlich auszulegenden Heiligen Schrift ihren Grund hätten. Für Wiclif war die Bibel einziger Maßstab des Evangeliums. Seine Lehre wurde Grundlage aller reformatorischen Lehre der nächsten Zeit. Sowohl Hus wie Luther und Zwingli sahen in Wiclif einen geistigen Vorläufer. Nach ihm sollte die Bibel wörtlich ausgelegt werden, und deshalb könne sie auch von jedem Christen verstanden werden. Wiclif übersetzte die lateinische Bibel Vulgata ins Englische. Orientiert an der Bibel erkannte Wiclif, daß die gegenwärtige Katholische Kirche antichristlich ist, da ihr Haupt nicht Jesus, sondern ein Mensch, der Papst, sei. Dieser Papst, der sich anmaßte, Christi Stellvertreter zu sein, sei in Wirklichkeit der Antichrist. Auch die römisch-katholische Hierarchie (kirchlichen Ämter) sei unbiblisch, da die Bibel nur Presbyter (Älteste) und Diakone kennt. Wiclif lehrte, daß Wallfahrten, Heiligenverehrung, Bilderverehrung und Reliquienkult sowie die Lehre von der Wandlung der Elemente Brot und Wein in der Messe (Trans-substantiationslehre) unbiblisch sind. Nach Wiclif sind Mönche, Kanoniker und Bettelorden unbiblische Sekten. Die Priesterweihe, das Zölibat, die letzte Ölung und die der Taufe zugeordneten Zeremonien fanden sich so nicht in der Bibel, deshalb seien sie zu verwerfen. 1377 wurde Wiclifs Lehre von Papst Gregor XL verurteilt. Da Wiclif unter dem Schutz des Königs, der ihm 1374 die Pfarrstelle in Lutterworth gab, und des Adels stand, war er relativ geschützt, obwohl ihm die Führer der Katholischen Kirche mehrere Male den Prozeß machen wollten. Wiclif schickte Wanderprediger nach dem Vorbild von Mt 10,5-15 aus. Sie wurden Lollarden genannt und trugen die reformatorische Lehre Wiclifs als „Gottes Gesetz“ unter das Volk. Während Wiclif zu Lebzeiten noch unbehelligt blieb, wurden seine Anhänger, die aus allen Schichten des Volkes stammenden Lollarden, später hart verfolgt. 1401 wurde in England, wo es bis dahin keine Inquisition gab, auf Ketzerei die Todesstrafe eingeführt. 1417 wurde mit Sir John Oldcastele (Lord Cobham) der adlige Hauptführer der Lollarden verbrannt. Die Katholische Kirche haßte Wiclif so sehr, daß sie Jahre nach seinem Tod seine Gebeine ausgraben ließ und auf einem Scheiterhaufen verbrannte. Die Lollarden gingen in den Untergrund, wo sie bis zur Reformation im 16. Jahrhundert heimlich wirkten. * Brüder vom gemeinsamen Leben2"1 Die Brüder vom gemeinsamen Leben waren eine nicht mönchische Fortentwicklung einer Klosterreform um die sogenannte Windersheimer Kongregation21 . Allerdings wurde die Bewegung nicht durch die Mönche von Windersheim gegründet, sondern entwickelte sich aus einer in der Volksfrömmigkeit entstehenden Geisteshaltung gläubiger Menschen, die die Gedanken der Klostereform von Windersheim aufgriffen und für normale Christen übertrugen. Ursprünglich waren sie vor allem in Holland, später am ganzen Rhein entlang und sogar in Rostock Zuhause. Die Mitglieder lebten in Brüder- oder Schwesternhäusern. Sie bestritten ihren Lebensunterhalt mit körperlicher Arbeit, was sie bei den Bettelorden verhaßt machte. Innerhalb ihrer Bruderschaft und in der Bevölkerung übten sie Seelsorge. Sie bemühten sich seit dem Aufkommen der Buchdruckerkunst um die Verbreitung der Lateinischen Bibel, Vulgata. Die meisten Brüderhäuser schlossen sich der Reformation an. Nur im Rheinischen hielten sich einige abseits, so in Emmerich bis 1811. Sie wurden Schulbrüder genannt und hatten in ihrer Verkündigung den Schwerpunkt auf persönliche Bekehrung gelegt. * Hussiten220 Das Englische und das in Prag ansässige Tschechische Königshaus waren verwandt. Daher gab es auch enge Beziehungen zwischen den englischen und tschechischen Universitäten. So brachten tschechische Studenten die reformatorischen Gedanken Wiclifs aus Oxford mit nach Prag. Ihr Führer wurde der 1369 geborene Professor und Priester Johannes Hus221. Als gewaltiger Prediger begeisterte er viele Menschen für Gottes Wort. Er predigte wie Wiclif nicht nach katholischer Weise in lateinisch, sondern in der Landessprache. Die geistlichen Grundgedanken, die Hus und seine Hussiten vertraten, waren nicht ganz so radikal wie die von Wiclif, aber durchaus bibeltreu: Die Autorität der Heiligen Schrift steht über der Autorität der Kirche. Die Laien dürfen beim Abendmahl ebenso den Kelch empfangen wie die Priester. Die Bibel soll in der Landessprache gelesen werden. Heiligenlehre, Ablaß und Ohrenbeichte werden abgelehnt. 1405 erhielt Jan Hus von Erzbischof Sbynko von Prag das wichtige Amt des Synodalpredigers. Hus übernahm die meisten Gedanken Wiclifs, war aber nicht so radikal in der Ablehnung der katholischen Wandlungslehre im Abendmahl wie der Engländer. Die meist romtreuen deutschen Studenten in Prag und der sich von Hus angegriffen fühlende Klerus verklagten Hus, was 1409 dazu führte, daß er sein Amt als Synodalprediger wieder verlor. Die Katholische Kirche war zu dieser Zeit auf einem absoluten geistigen und geistlichen Tiefststand. So amtierten zu dieser Zeit zwei rivalisierende Päpste. Um Ordnung in die Kirche zu bekommen, berief der deutsche Kaiser Sigismund ein Konzil nach Konstanz ein. Am Rande sollte auch über die Thesen von Hus diskutiert werden. Der Kaiser stellte ihm einen Schutzbrief aus, und im Vertrauen auf das zugesagte freie Geleit fuhr Hus nach Konstanz. Hier wurde er trotz des kaiserlichen Schutzbriefes kurz nach seinem Eintreffen im November 1414 verhaftet. Die Lehren von Wiclif wurden vom Konzil verurteilt. Jan Hus sollte durch Folter zum Widerruf gezwungen werden. Trotz qualvoller Torturen widerrief er nicht. Er wurde am 6. Juli 1415 verbrannt. Sein Mitstreiter Hieronymus von Prag222 erlitt am 30. Mai 1416 die gleiche Strafe. Der Märtyrertod von Hus setzte ganz Böhmen in Aufruhr. König Wenzel versuchte vergeblich, die Bewegung niederzuhalten. Als Wenzel 1419 starb, übernahm der für den Tod von Hus verantwortliche Kaiser Sigismund auch die tschechische Krone, was zum allgemeinen Aufstand und den Hussitenkriegen von 1419-1436 führte. Bald spalteten sich die Hussiten in einen radikaleren und einen weniger radikalen Flügel, was sie schwächte. Geistlich vertraten beide Gruppen die biblischen Gedanken Wiclifs und Hus’. 1420 formulierten die gemäßigteren Hussiten von Prag ihre geistlichen Forderungen in „4 Artikeln“ an die Kirche: 1. Freie Predigt des göttlichen Wortes 2. Der Kelch im Abendmahl auch für die Laien 3. Säkularisierung des Kirchengutes und Rückkehr des Klerus zur biblischen Armut 4. Strenge Kirchenzucht im Klerus. In fünf Kreuzzügen versuchte man, die Hussiten niederzuschlagen, was aber nicht gelang. Letztlich konnten die Hussiten nur die Forderung nach dem Laienkelch durchsetzen. Aber durch die Hussitenkriege sahen sich der Kaiser und die Römische Kirche gezwungen, den tschechischen Reformchristen einige Zugeständnisse zu machen. Das Konzil von Basel führte 1433 einen Kompromiß mit der Katholischen Kirche herbei. Durch die Verschmelzung der Hussiten mit den in Böhmen und Mähren schon länger vorhandenen Waldensergruppen in den Hussitischen Brüder-Kirchen wurden die Hussiten auch durch diese positiv beeinflußt, was ihnen eine missionarische Tendenz gab. Später schlossen sich die Hussiten der Reformation an. Die hussitische Kirche besteht bis heute in der Mährischen Brüderkirche fort. Die Herrnhuter Brüdergemeine hat ihre Wurzeln bei vertriebenen Böhmischen Brüdern, die Graf Zinzendorf im 18. Jahrhundert auf seine Güter aufnahm223. * Savonarola, der katholische BußpredigeS24 Neben biblisch orientierten vorreformatorischen Bewegungen fanden sich auch zutiefst katholische Persönlichkeiten, die die Entartung ihrer Kirche sahen und ihr begegnen wollten. Zu ihnen zählt der Dominikanermönch Gorolamo Savonarola (1452-1498). Er gilt als einer der gewaltigsten katholischen Bußprediger. Seit 1491 war er Prior des Dominikanerklosters San Marco in Florenz. Savonarola litt zutiefst unter dem geistlichen Niedergang seiner Kirche und unter der moralischen Verkommenheit von Volk und Klerus. Er fühlte sich aufgrund einer Vision aus dem Jahr 1484 berufen, das Gericht Gottes und eine danach folgende Erneuerung der Kirche zu verkündigen. Savonarola trennte 1493 sein Kloster von der Vorgesetzten lombardischen Kongregation000, um eine vom Geist der Renaissance gereinigte Kongregation San Marco zu bilden. Über diese wollte er die Katholische Kirche in Italien erneuern. Nach der Vertreibung der Fürstenfamilie der Medici wurde eine Verfassung in Florenz eingeführt. Florenz wurde wieder zu einer Republik gemacht. Savonarola erreichte, daß die Verfassung als eine „demokratische Verfassung auf religiöser Basis“ konzipiert wurde. Christus wurde zum König von Florenz ausgerufen. Mit allen Kräften versuchte er, die heidnische Sittenlosigkeit der Renaissance bei den Florenzer Bürgern und dem Klerus zu bekämpfen. Stand anfangs die Stadt hinter ihm, wurden die Menschen der christlich motivierten Sittenstrenge überdrüssig, und die ihn einst unterstützende Stadtregierung wendete sich von ihm ab. Seine Gegner setzten ein Predigtverbot und den Verzicht auf Reformen durch. Vom lasterhaften Papst Alexander VI. wurde Savonarola 1497 exkommuniziert. Über gefälschte Geständnisse wurde er zum Ketzer gestempelt und nach furchtbarer Folter gemeinsam mit seinen zwei Ordensbrüdern Dominikus und Silvester am Himmelfahrtstag, dem 31. Mai 1498, erhängt und anschließend verbrannt. 1558 allerdings erklärte die katholische Indexkommission seine Schriften für rechtgläubig. In der katholischen Kirche hat Savonarola jederzeit Verehrer gehabt, die seine Heiligsprechung befürworteten. 4.2.5 Die große Spaltung zwischen Griechisch-Orthodoxer Kirche und Römisch-Katholischer Kirche im sogenannten Schisma Unter dem Wort Schisma versteht man eine Kirchenspaltung. Die gespaltenen Kirchen erkennen dabei an, daß der andere Teil noch so 000 Verband gleichartiger Ordensgemeinschaften 148 etwas wie eine Kirche ist. Denn beide haben die apostolische Sukzession. Gleichzeitig halten sie die anderen aber für so sehr von der Lehre oder den Ordnungen her abwegig, daß man nur getrennt von ihnen bestehen kann. Zwar gab es, wie wir schon sahen, im Laufe der Geschichte eine große Reihe von kirchlichen Abspaltungen. Eine wirklich große Spaltung, die sich dauerhaft durch die ganze Kirche zog, gab es aber vor dem 11. Jahrhundert nicht. Neben der Reformation ist die Spaltung der Kirche in Griechisch-Orthodoxe und Römisch-Katholische Kirche die folgenschwerste Kirchenspaltung überhaupt. Sie wirkt bis in unsere Zeit hinein. Aus dem Schisma gingen die Ostkirchen, die sich auch Orthodoxe Kirchen nennen, und die Römisch-Katholische Kirche in ihren heutigen Erscheinungsformen hervor. Die Orthodoxe Kirche versteht sich, genau wie die Römisch Katholische Kirche, als die eigentliche Kirche. Sie sieht in der jeweils Anderen die Abspaltung. Die Orthodoxe Kirche verwendet für sich den Begriff der wahren Kirche, die Römische Kirche den Begriff der Katholischen, also alleinigen (eigenlich wörtlich: allgemeinen) Kirche. Die Katholische Kirche betrachtet sich als Inhaber des Bischofstuhles des Petrus und die Orthodoxe Kirche des Bischofsstuhles des Apostels Johannes. In Theologie und Kult sind beide Kirchen eng verwandt. Allerdings ist festzustellen, daß sich die Orthodoxe Kirche nach den altkirchlichen Konzilien theologisch nicht mehr stark verändert oder weiterentwickelt hat. Sie sieht dies als Vorzug und betrachtet sich von daher als orthodox, was zu deutsch „rechtgläubig“ heißt. Aufgrund dieses weitgehenden Stillstandes in ihrer Theologie und liturgischen Ordnung behauptet die Orthodoxe Kirche, die wirkliche Nachfolgerin der Urkirche zu sein. Dies ist allerdings weder biblisch noch historisch richtig. Wenn überhaupt, so ist die Ostkirche die Nachfolgerin der zur Staatskirche erhobenen byzentinischen Kirche des 8. und 9. Jahrhunderts. Wie kam es zum Bruch zwischen der Griechisch-Orthodoxen und Römisch-Katholischen Kirche? Kaiser Konstantin verlegte den Regierungssitz des Römischen Reiches im Jahre 330 von Rom nach Konstantinopel. Die Kaiser, die sich in Rom je länger je mehr durch die Germanen bedroht fühlten, residierten von nun an in dem griechisch geprägten, kulturell höher als Rom entwickelten vormaligen Byzantion. In Rom residierte der sehr einflußreiche Bischof von Rom, der spätere Papst. Ebenso wie die Bischöfe von Jerusalem, Antiochien und Konstantinopel galt er als ein sogenannter Patriarch. Genauso wie der Römische Bischof betrachtete sich der Patriarch von Konstantinopel als der wichtigste Bischof des Römischen Reiches. Er residierte in der neuen Reichshauptstadt und hatte engsten Kontakt zum Kaiserhof. Die Weltkirche teilte sich zur Zeit vor dem Schisma damals in vier Patriarchate ein. Schon sehr früh versuchte der Bischof von Rom eine Art Vorherrschaft in der Kirche zu erlangen. Er berief sich darauf, daß er ja in der Hauptstadt ansässig sei und daß hier sowohl Petrus wie auch Paulus den Märtyrertod erlitten haben. Durch das Dazukommen der Germanen zur Kirche von Rom vergrößerte sich sein Einfluß. Allerdings veränderte sich auch das Gepräge der römischen Kirche. Die Ostkirche blieb weitgehend in der Ordnung der alten Zeit. Das weströmische Reich entglitt im Laufe der Völkerwanderung den Händen des römischen Kaisers, der nur noch das Oströmische Reich regierte. Während im weströmischen Reich langsam alle Nachbarvölker zum Christentum dazukamen, verlor die Ostkirche an Einfluß. In ihrem früheren Einflußbereich breitete sich nach und nach der aggressive Islam aus. Im ehemaligen weströmischen Reich bildeten sich neue wichtige Staaten: Frankenreich, später Burgund und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Der sich Papst nennende Bischof von Rom beanspruchte in Europa die Oberhoheit auch über die politischen Verhältnisse. Er meinte auf Grund seines Amtes, Könige ein- und absetzen zu können. Das ganze europäische Mittelalter war von Machtkämpfen zwischen Papsttum und deutschem Kaisertum und später auch französischem Königtum geprägt. Um ihre Macht auszubauen, waren der Römischen Kirche und ihrem Papst alle Mittel recht. Der Papst berief sich vor allem auf die gefälschte sogenannte Konstantinische Schenkung. Dabei handelt es sich um eine im 9. Jahrhundert gefälschte Urkunde, nach der Kaiser Konstantin dem Papst die Herrschaft über den westlichen Teil des Römischen Reiches übertragen hätte. So wie der Papst die Vorherrschaft in der Politik anstrebte, versuchte er auch die Vorherrschaft in der ganzen Kirche zu gewinnen. Diesen Anspruch aber machten ihn alle Patriarchen des Ostens streitig. Ein Mittel, um seinen Einfluß auszubauen, war für die Päpste der Versuch, sich immer wieder in die Belange der Ostkirche einzumischen. Die Päpste warfen sich, gebeten und ungebeten, zum Schiedsrichter in allen möglichen Streitigkeiten der Ostkirche auf. So herrschte in der Ostkirche 120 Jahre ein Streit über die Benutzung von Ikonen (Bildern) im Gottesdienst225. Auch kam die Frage auf, ob Statuen verehrt werden dürfen. In der Ostkirche entschied man schließlich im Jahr 787, Ikonen, also Bilder, im Gottesdienst zu verwenden und zu verehren. Statuen aber wurden verboten. Der Papst mischte sich ein und erlaubte ausdrücklich die Verehrung von Statuen. Dies aber duldete die Ostkirche nicht. Auch in anderen kultischen Fragen entwickelte sich die morgen- und abendländische Kirche auseinander. In der Ostkirche verwendete man die orientalische und die griechische Sprache als Gottesdienstsprache. Im römischen Gottesdienst sprach man lateinisch. In der römischen Kirche wurde das Zölibat für alle Geistlichen durchgesetzt. In der Ostkirche gilt das Zölibat nur für Bischöfe und Mönche. Als der Römische Bischof dann immer häufiger seine Vorherrschaft gegenüber der Ostkirche ausdrückte, kam es 1054 zum endgültigen Bruch. Äußerer Anlaß war ein politisches Ereignis. Die byzantinischen Kaiser hatten territoriale Ansprüche in Süditalien, was zu einem Krieg führte, in dem kurzzeitig auch der Papst gefangen gesetzt wurde. Später versuchte der in Byzanz residierende Kaiser Konstantin Monomachos eine Annäherung an die römische Kurie, um den griechischen Einfluß in Süditalien auf diplomatischem Wege durchzusetzen. Das verstimmte den Patriarchen von Konstantinopel, der wie alle Kirchenfürsten der Ostkirche den Einfluß der römischen Kirche begrenzen wollte. Der Streit um die unterschiedlichen Sichtweisen zwischen Ost- und Westkirche kochte stärker auf denn je. Das Ende war, daß Friedrich von Lothringen und Petrus Amilfa als Gesandte des Papstes am 16. Juli 1054 den päpstlichen Bannfluch gegen Patriarch Michael Cerularius auf dem Flauptaltar der bedeutendsten Orthodoxen Kirche von Konstantinopel, der Hagia Sophia, niederlegten. Die Byzantiner ihrerseits bezichtigten den römischen Papst der Ketzerei und exkommunizierten ihn und seine ganze sogenannte lateinische Kirche. Diese Trennung nennt man das Schisma. Die Feindschaft zwischen Katholischer und Griechischer Kirche verfestigte sich durch die nachfolgenden Entwicklungen. Der von Papst Innozenz III. angeregte 4. Kreuzzug 1202-1204 führte zur Eroberung Konstantinopels. Stadt und Kirchen wurden geplündert. Es wurde ein lateinisches Kaisertum eingeführt, das sich bis 1261 hielt. Die Päpste dachten, dadurch die Orthodoxe Kirche vernichtet zu haben, was sich aber als Fehlschluß zeigte. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Moslems wurde die Russisch-Orthodoxe Kirche wichtigste Kraft der Orthodoxie, ohne aber dem Patriarchen von Konstantinopel seine Rolle als Ehrenoberhaupt der Gesamtorthodoxie streitig zu machen. 4.3 Die Reformation und ihre Folgen Die bis heute bedeutendste Kirchenspaltung ging aus der Reformation des 16. Jahrhundert hervor. Sie war nicht, wie das Schisma zwischen Ost- und Westkirche von 1054, ein politischer Bruch, der mit Ausnahme der Herrschaft des Papstes das kirchliche Lehrsystem aufrecht erhielt. Auch war sie nicht, wie das Schisma, in erster Linie auf organisatorische Spaltung der Christenheit angelegt. Vielmehr wollten die Reformatoren die Katholische Kirche, zu deren Organisation sie gehörten und deren Priester sie meist waren, zum biblischen Ursprung zurückführen. Dabei wurde ihnen aber bald klar, daß sie alle nicht auf der Bibel beruhenden kirchlichen Traditionen in Frage zu stellen hatten. Trotz vorhandener menschlicher Schwächen und Schuld sowohl der Reformatoren als auch bei Menschen der aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen kam doch durch die Reformation das Evangelium von der rettenden Gnade Jesu wieder ins Zentrum der christlichen Verkündigung. Die Reformation wollte eine Reinigung der Christenheit von den über 15 Jahrhunderte hinweg eingedmngenen Fremdkörpern und Fremdgedanken bringen. Dabei reichten die positiven Auswirkungen der Reformation bis tief ins System der ihr feindlich bleibenden Römischen Kircheppp. Denn durch die Kritik der Reformatoren sah sich auch der römische Klerus genötigt, manche Auswüchse zu beseitigen und sich mehr auf in ihr noch vorhandene geistliche Elemente zu stützenqqq. Die reformatorischen Kirchen stellen heute etwa 1/3 der nominellen Christenheit226. Das heutige Erscheinungsbild der Weltchristenheit in seiner Vielfältigkeit von Staats- über Landeskirchen und Freikirchen bis zu unabhängigen Ortskirchen und Gemeinden hat seine Wurzel in der Reformation. Diese von manchen beklagte Vielfalt christlicher Gemeindeformen hat ihre Existenz dem in der Reformation erstmals wirksamen Gedanken des einzig vor Gott verantwortlichen christlichen Gewissens zu verdanken. * Geistlicher Hintergrund der Reformation Die äußeren Ursachen der Reformation und ihrer Durchsetzung in Teilen Europas sind vielfältig. Auch in einzelnen theologischen Aussagen weichen die Reformatoren etwas voneinander ab. Der geistliche Hintergrund der Reformation ist im Wirken Gottes an seiner Gemeinde zu ppp Wenn sich die römische Lehre nach der Reformation auch noch weiter von der Bibel entfernte als vor dem 16. Jahrhundert, war doch ein derartiger sittlicher Verfall wie unter den Renaissancepäpsten im Vatikan nach der Reformation nicht mehr zu beobachten. qqq Allerdings war die Reinigung der Römischen Kirche mehr eine kosmetische als eine innere Erneuerung. 152 sehen. Innerlich hatte sich die Kirche seit der Konstantinischen Wende und teilweise schon davor immer mehr vom biblischen Bild der Gemeinde Jesu entfernt. Gott aber wachte über der Christenheit und ließ nicht zu, daß sein Volk immer mehr in die Gottlosigkeit und den Aberglauben hineinkam. Er sah, wie es Martin Luther später nannte, die „Babylonische Gefangenschaft der Kirche“ und wollte die Christenheit daraus befreien. Dabei spielte Gottes Wort, die Heilige Schrift, die besondere Rolle. Die Bibel war der normalen mittelalterlichen Gemeinde durch die römische Kirchenfiihrung fast ganz entzogen. Hätte doch sonst jeder Laie die Abweichung Roms vom in der Bibel offenbarten Willen Gottes erkennen können. Zeitweise hatte die römische Kirche das Lesen und den Besitz der Bibel für Laien verboten227. Es gab sogar Priester, die nie eine Bibel in der Hand hatten. Die technische Entwicklung mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johann Gutenberg, die die Möglichkeit der Vervielfältigung von Büchern brachte, erleichterte auch die Verbreitung der Heiligen Schrift. Später sorgte die Drucktechnik für die schnelle Verbreitung der reformatorischen Gedanken. * Die äußere Entwicklung zur Reformation Trotz vieler geistlicher und sittlicher Nöte, die die Renaissance mit sich brachte, war positiv, daß in dieser Epoche die klassischen Sprachen Griechisch und Hebräisch, in denen die Bibel geschrieben war, wieder zur Bedeutung kamen. In der Katholischen Kirche benutzte man, wenn überhaupt, nur die lateinische Übersetzung der Bibel. Sie wurde vom Kirchenvater Hieronymus unter dem Namen Vulgata am Ende des 4. Jahrhunderts erstellt. Die Rückbesinnung auf die antiken Texte während der Renaissance veranlaßten 1516 den führenden Humanisten und Gelehrten Erasmus von Rotterdam (1496-1569), aus den Fragmenten alter biblischer Handschriften erstmalig einen Urtext des NT zu erstellen. Er wurde unter dem Namen Edition Prinzipes bekannt. Martin Luther diente 1521 dieser Text als Grundlage seiner Übersetzung228. Im 16. Jahrhundert waren nicht nur der Aberglaube Roms und die Willkürherrschaft korrupter Päpste ein Übel in der Christenheit. Am Ende des 15. Jahrhunderts herrschten schreckliche Menschen auf dem Papstthron. Die Katholische Kirche erschien vielen ihrer Glieder als durch und durch verdorben. Papst Alexander VI229, soll am Gift verstorben sein, mit dem er einen Gegner persönlich töten wollte. Unter seiner Herrschaft, sagte man, habe sich der Vatikan in ein Bordell verwandelt. Die Renaissance hatte nicht nur zur Rückbesinnung auf die griechische Klassik in Gestalt ihrer Sprachen, ihrer Ideale, ihrer Wissenschaft und Kunst, sondern auch zu einer Wertschätzung ihrer heidnischen Philosophie geführt. Über die Universitäten und die neu entstehenden Lateinschulen wurden die gebildeten Schichten des Volkes vom griechischen Denken beeinflußt. Seit dem Mittelalter herrschte in der Römisch-Katholischen Kirche, insoweit sie überhaupt noch als theologische und christliche Größe angesehen werden konnte, die Theologie der Scholastik. Sie ging auf Thomas von Aquin (1225-74) zurück. Einer ihrer Hauptgedanken war, daß der Mensch durch die Sünde zwar stark geschädigt, aber nicht völlig unfähig zur Erkenntnis Gottes, d.h. nicht ganz von Sünde verdorben sei. Diese Lehre führte zu der Schlußfolgerung, daß der Mensch die Verbindung zu Gott auch durch natürliche Erkenntnis bekommen könne. Letztlich war diese falsche theologische Sicht Ausgangspunkt der katholischen Lehre, daß der Mensch durch gute Werke die Verbindung mit Gott wiederherstellen könne. Durch die Theologie Thomas von Aquins setzte sich schon seit dem 13. Jahrhundert eine Synthese aus griechischer Philosophie und Christentum in der Kirche durch230. Die Lehre führte folgerichtig zu dem Gedanken, daß der Mensch zum Guten fähig sei und sich durch gute Werke bei Gott Verdienste erringen könne. Thomas wurde der in der Katholischen Kirche vorherrschende Theologe. Die Katholische Kirche sprach ihn im Jahr 1323 heilig. Parallel dazu gab es im ausgehenden Mittelalter gesetzliche, schwärmerische und mystische Bewegungen. Hinter allen steckte meist das Suchen nach Gott. Da die Bibel der Christenheit durch die Kirche weitgehend entzogen war, verliefen sich diese Bewegungen oft in mystischen Spekulationen und äußeren Frömmigkeitsübungen. Schon seit dem 14. Jahrhundert tauchte immer wieder die Forderung nach einer Reform der Kirche von Haupt und Gliedern auf. Ein wichtiger Mahner in diese Richtung war der Deutsche Kaiser Maximilian I. (1459-1519)231. Am Anfang des 16. Jahrhunderts kam besonders im deutschen Volk ein Fragen nach Gott und seiner Gnade auf. Die Frage „wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ erfaßte viele Menschen. Leider nutzte die entartete Kirche auch diese geistliche Frage nicht, um missionarisch zu wirken, sondern um sich finanziell an den Gläubigen zu bereichern. Eine besondere Ausgeburt dieser Entwicklung war der Verkauf kirchlicher Ämter und vor allem der Verkauf vom sogenannten Ablaß. Seit der Zeit der ersten Christenheit nannte man diese Sünde nach dem Zauberer Simon „Simonie“232. Die Kirche selbst verbrämte diesen Ämterverkauf und Ablaßwesen als „Heiligen Handel“. Beides wurde dann auch, sowohl in der Schweiz wie in Deutschland, wichtiger Mitauslöser der Reformation. Die Kurie verkaufte den einflußreichen Bischofsstuhl des Erzbischofs von Mainz für eine „Kompensation“ von 10 000 Dukaten. Allerdings war Rom dem neuen Erzbischof Albrecht durch die Erlaubnis eines Ablaßhandels in seinen drei Sprengeln Mainz, Magdeburg und Halberstadt behilflich, diese riesige Summe zurückzuzahlen. Albrecht hatte sie bei dem damals bedeutendsten Bankhaus Fugger leihen müssen. Nach der Vereinbarung zwischen Erzbischof Albrecht und dem Vatikan kamen 50% der Einnahmen des Ablaßhandels direkt an das Bankhaus Fugger in Augsburg, das Übrige wurde, ohne Anrechnung auf die Schuld Albrechts, zur Errichtung des Petersdomes in Rom und zur Finanzierung der Kriege gegen die Türken an Papst Leo X (1513-1521) überwiesen. Die Irrlehre, die hinter diesem Ablaßhandel stand, war, daß die Kirche die Möglichkeit zum „Erlaß von Schuld und Strafen“, die verstorbene Christen im sogenannten Fegefeuer abzubüßen hätten, habe. Unter dem Fegefeuer versteht die Katholische Kirche ein nach dem Tod eintretendes Reinigungsgericht für unvergebene Sünden. Die Römische Kirche meinte, über einen sogenannten Gnadenschatz zu verfügen. Diesen Gnadenschatz könne die Kirche nach Gutdünken zur Sühnung dieser zeitlichen Strafen (Fegefeuerstrafen) einsetzen. Menschen konnten nun für Geld Anteile an diesem Gnadenschatz erwerben, durch die ihre Fegefeuerstrafen aufgehoben wurden. Derartige Anteile konnten auch für die Sünden von Vorfahren, die bereits im Fegefeuer litten, erworben werden. Der oberste Ablaßhändler Deutschlands war der Dominikanermönch Johann Tetzel (1465-1519). Er predigte im Aufträge Roms: „Das rote Ablaßkreuz mit dem Wappen des Papstes, das in den Kirchen aufgerichtet werde, sei ebenso kräftig wie das Kreuz Christi ... Wenn einer Geld für eine Seele im Fegefeuer in den (Ablaß-)Kasten lege, so führe die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel ... Die Ablaßgnade sei eben eine Gnade, durch welche der Mensch mit Gott versöhnt werde“233. * Drei Flüsse der Reformation Wir können in der Reformation deutlich drei Flüsse oder Flügel beobachten. Sie bedingten und befruchteten sich teilweise gegenseitig, auch wenn jeder seine eigenen theologischen Schwerpunkte setzte, sein eigenes Gemeindebild und seine eigene Kirchenordnung hervorbrachte. /. Die Lutherische Reformation 2. Die Schweizer Reformation von Zwingli und Calvin 3. Das Täufertum Neben diesen drei Flügeln gab es schwärmerische Entwicklungen und Irrlehren, die allen drei Flügeln Probleme machten. Es traten Anti-trinitarier, das heißt Menschen auf, die die Dreieinigkeit leugneten. Es traten Chiliasten auf. Sie meinten, teilweise mit Krieg und Umsturz das Friedensreich Christi auf Erden erzwingen zu können. Auch die Bauernkriege des 16. Jahrhunderts haben hier ihren Hintergrund. Viele der Irrlehren haben sich in unterschiedlichen Formen als Ideen bis heute erhalten. Sie treten immer wieder in neuem Gewand als abwegige Theologien, Sekten oder politische Strömungen auf. 4.3.1 Die Lutherische Reformation Den Anfang nahm die Reformation in der kursächsischen Stadt Wittenberg1^. Sie ist aufs engste mit dem Namen Dr. Martin Luther verbunden. Aber auch Philipp Melanchthon, Luthers engster Mitarbeiter, spielte eine bedeutende Rolle. Neben diesen beiden Persönlichkeiten schlossen sich viele Theologen und Laien der reformatorischen Bewegung an. Sie prägten sie und verhalfen ihr zum Durchbruch. Zu ihnen gehörten ebenso Künstler, Wissenschaftler und Politiker wie einfache Handwerker und Bauern, die vom Wort Gottes bewegt, für seine klare Verkündigung eintraten. - Dr. Martin Luther Obwohl nach allgemeiner Einschätzung die Zeit für die Reformation im Jahr 1517 reif war, bedurfte es einer Person, durch deren mutiges Auftreten und Treue zu Gottes Wort die Reformation ihren Anfang nehmen konnte. Dieser Mensch war der Augustinermönch Martin Luther (1483-1546). Luther, der niemals Bürger der Stadt Eisleben war, ist trotzdem dort 1483 geboren und 1546 verstorben. Luther war von einem tiefen Verlangen erfüllt, daß Gott ihm Gnade schenken möchte. Ohne seine Frage nach einem „gnädigen Gott“ ist sein reformatorisches Werk nicht zu verstehen. Nach einer behüteten Kindheit in Mansfeld und Eisenach begann er 1501 ein juristisches Studium an der Universität Erfurt. Im Jahr 1505 erlebte Luther bei Stotternheim in der Nähe von Erfurt ein Gewitter, wobei ein Blitz unmittelbar neben ihn in die Erde schlug. Erschüttert, dem Tode gerade noch einmal entgangen zu sein, tat er das Gelübde, Mönch zu werden. Deshalb trat er am 17. Juli 1505 ins Schwarze Kloster der Augustiner-Eremiten, einen strengen Reformorden, ein. Luther wurde dort Priester. Aufgrund seiner großen Intelligenz und hohen Bildung stieg er im Orden bald auf. m Das Wort Kur in Kursachen kommt von dem Wort küren. Es besagt, daß der Fürst dieses Landes bei der Wahl des Deutschen Kaisers Mitbestimmungsrecht hatte. 1510 durfte er im Auftrag des Ordens eine Romreise antreten. Diese Reise erfüllte ihn mit der Hoffnung, daß er, der trotz Mitgliedschaft in einer Ordensgemeinschaft seines Heils nicht gewiß war, in Rom Gottes „Gnade“ persönlich erfahren könne. Er meinte in der Stadt der Päpste und dem Ort, wo die Gräber der Apostel Paulus und Petrus sein sollten, seine vielen geistlichen Anfechtungen zu besiegen. Was er aber in Rom erlebte, ließ ihn tief enttäuscht zurück nach Deutschland kommen. Die geistliche Oberflächlichkeit und weltliche Gesinnung Roms, das nicht nur Zentrum der abendländischen Kirche, sondern auch Mittelpunkt der Kultur der Renaissance war, ließ in ihm erste starke Zweifel an seiner Kirche aufkommen. Später erhielt Luther einen Lehrstuhl an der Universität zu Wittenberg, wo er Theologie lehrte. Während dieser Zeit quälte sich Luther ständig mit Fragen nach seinem eigenen Heil. In Wittenberg aber geschah etwas, das sein ganzes Leben veränderte. Zwischen 1513 und 1516 kam Luther über der Erarbeitung von theologischen Vorlesungen über den Römerbrief zum heilsgewissen Glauben. Da Luther im schwarzen Turm der Universität zu Wittenberg seine Mönchszelle und Studierstube hatte, nannte er dies sein Turmerlebnis. Ausschlaggebend für diese innere Verwandlung war die Bibelstelle Römer 1,16.17. Luther wußte, daß er allein aus Gnade, durch den Glauben an Gott selig geworden war. Keine Institution oder eigene Leistung hatte dieses Wunder herbeigeführt. - Luthers Kritik an Rom wächst War Luther 1510 noch mit großen Hoffnungen nach Rom gefahren, so war er durch das Erleben dieser Stadt des Papsttums zutiefst erschüttert. Er sah dort keinerlei geistliches Leben, sondern traf überall auf geistlichen und moralischen Verfall. Dieser war auch nicht vom katholischen Kult und der Pracht der vielen Kirchen zu überdecken. Je klarer sein eigener Glaubensstand aufgrund seines Bibelstudiums in Wittenberg wurde, desto eindeutiger erkannte er den geistlichen Tiefstand der römischen Kirche. Schon vor der Reformation äußerte er im Jahre 1516 während einer Römerbriefvorlesung: „Sie (die Kath. Kirche) ist gänzlich verderbt und verrucht, ein ungeheuerliches Chaos aller erdenklichen Liederlichkeit, Schlemmereien, Gaunereien, ehrgeizigen Bestrebungen und gotteslästerlichen Frevel. Rom schlemmt heute ebenso wenn nicht noch mehr, wie in der heidnischen Kaiserzeit. Es scheint daher heute die Apostel noch nötiger zu haben wie einst.“ In dieser Zeit kam der Ablaßhändler Tetzel in die Nähe von Wittenberg. Kurfürst Friedrich der Weise, Luthers Landesherr, hat den Ablaßhandel in seinem Land Kursachsen untersagt. Er wollte, wie auch andere Landesherren, nicht dulden, daß das Geld der Bevölkerung aus ihren Territorien nach Rom und zu den Fuggern abfloß. Tetzel aber, total von seiner Mission besessen, ging an die Brandenburgisch-Kursächsische Grenze bei Jüterbog und lockte Friedrichs Untertanen zum Ablaßkauf. Luther, der Gottes freie Gnade im Glauben erfaßt hatte, durchschaute wie Friedrich der Weise den Betrug des Ablaßhandels. Deshalb verfaßte eiserne 95 Thesen. Sie wurden von ihm am Vorabend des Allerheiligenfestes, bei dem mit vielen gebildeten Gästen in Wittenberg zu rechnen war, an die Schloßkirche genagelt. Luther hoffte über diesen Thesenanschlag einen Gelehrtendisput über die Entartung des Gnadengedankens im Ablaßhandel anregen zu können. Was nicht erwartet werden konnte, war, daß der 31. Oktober 1517, der Tag des Thesenschlages, zum Reformationstag wurde, zum „Geburtstag“ des Evangelischen Christentums. Luthers Thesen gingen durch den aufgekommenen Buchdruck schnell als Flugblatt durchs Land und fanden viele Anhänger. Auch seine Gegner formierten sich. Es gab einigen Widerstand, der aber Luther nicht von seinem Weg abbringen konnte. Besonders die sogenannte Leipziger Disputation erregte Aufsehen und brachte die reformatorischen Gedanken bis in die Schweiz. Eine Disputation war eine damals übliche öffentliche Diskussion von Gelehrten über umstrittene Gedanken. Am 12. Oktober 1518 kam es zu einem Disput mit dem persönlichen Gesandten des Papstes Kardinal Cajetan. Jetzt stand der der Ketzerei beschuldigte Mönch bereits Kirchenfürsten gegenüber. Der Konflikt spitzte sich im Laufe des Disputes immer mehr auf die Frage zu: „Ist die Gnade Besitz der Kirche oder Gabe Gottes?“. Luther lehrte einzig „Gottes Gabe“. - Die Kirche verstößt Luther Roms Forderung war: Luther muß widerrufen. Er aber tat nichts dergleichen. Nach weiteren vergeblichen Lehrgesprächen Unterzeichnete Papst Leo X. am 5. Juli 1520 die Bulle „Exsurge Domini“, in der 42 Sätze aus Luthers Schriften als ketzerisch bezeichnet werden. Statt eines Widerrufs verfaßte Luther die Gegenschrift: „Wider die verdammte Bulle des Endchristen“. Am 10. Dezember 1520 verbrannte er die Bannandrohungsbulle des Papstes öffentlich. Am 3. Januar 1521 wurde Luther dann vom Papst endgültig mit dem Kirchenbann belegt. Gleichzeitig wurde Luther zum Reichstag nach Worms eingeladen. Hier mußte er sich am 18. und 19. April 152! verantworten. Luther erkannte nur die Bibel und den unter der Bibel in Zucht gehaltenen Verstand als Möglichkeit der Widerlegung an. Die katholische Seite berief sich neben der Bibel auf Konzilsbeschlüsse, Kirchenväter und andere römische Traditionen. Luther focht dies nicht an. Er blieb dabei: „Auch Konzile können irren“. Obwohl auf Luther harter Druck ausgeübt wurde und ihn das Beispiel des Jan Hus warnen konnte, der 100 Jahre zuvor trotz zugesagten freien Geleites in Konstanz verbrannt wurde, widerrief Luther nicht. Der neue, noch sehr junge Kaiser Karl V. verhängte am 26. Mai 1521 im Edikt von Worms die Reichsacht über Luther und seine Anhänger. Luther war zu diesem Zeitpunkt unter dem Schutz von Rittern, die der Reformation zugetan waren, bereits abgereist. Aber von jetzt an hätte er aufgrund der Reichsacht von jedem straflos getötet werden können. - Die Reformation setzt sich durch Sein Landesherr, der Luther zugeneigte Friedrich der Weise, läßt ihn auf der Wartburg bei Eisenach in Schutzhaft nehmen. Hier lebt er vom 4. Mai 1521 bis zum 1. März 1522 als Junker Jörg und übersetzt in 2 'A Monaten das Neue Testament. Erstmalig wird das Neue Testament nach dem griechischen Urtext des Erasmus und nicht nach der katholischen Vulgata übersetzt. Es erscheint mit wichtigem Vorwort im September 1522 als Septemberbibel. 1534 erscheint dann die gesamte Bibel nach Luthers Übersetzung. Seit dem Thesenanschlag 1517 wurde Luther immer mehr genötigt, sich mit der Lehre der römischen Kirche auseinanderzusetzen. Unterstützt wurde er von verschiedenen Mitstreitern, vor allem von dem hochgebildeten Philipp Melanchthon. Dieser verfaßte in Form der „Loci communes“ die erste lutherische Dogmatik, eine systematisch dargestellte Lehre des evangelischen Glaubens. Bei Luther führte die kritische Beschäftigung mit den Lehren Roms zur Abfassung verschiedener Flugblätter und Schriften, in denen die biblische Lehre immer deutlicher zum Tragen kam. Wie bei den Hussiten wurde bei den Lutheranern von Anfang an in deutscher und nicht, wie in der katholischen Kirche üblich, in lateinischer Sprache gepredigt. Der schon in Böhmen übliche Laienkelch beim Abendmahl wurde eingeführt. Im Zuge der Reformation wurde das Zölibat abgeschafft. Die Klöster und ihre Gelübde wurden aufgelöst. Der Besitz der Klöster fiel den Landesherren zu. Schwärmerische Entwicklungen nötigten Luther dazu, eine Kirchenordung einzuführen. Da es keine straffe kirchliche Leitung mehr gab (Papst und papsttreue Bischöfe waren für die Evangelischen ihrer Macht enthoben) war die Gefahr von Auflösung der Lehre und der Ordnungen naheliegend. Luther setzte daher die jeweiligen Landesherren als Kirchenleiter ein. Für die Predigt, die Sakramentsverwaltung und die Schule sollten die nicht mehr kultisch geweihten Priester, sondern ordentlich berufene Pfarrer zuständig sein. Damit das Volk ein faßbares Mindestmaß christlicher Lehre erhielt, verfaßte Luther eine kurze Zusammenfassung im Kleinen Katechismus. Für Lehrer und Pfarrer diente der Große Katechismus als Zusammenfassung der Lutherischen Lehre. - Vergebliche Versuche, die Einheit der Kirche zu bewahren Da die Lage nicht nur für Luther, sondern auch für die Anhänger der Reformation immer gefährlicher wurde, schlossen sich die der Reformation aufgeschlossenen deutschen Länder zu einem Bündnis zusammen. Das Gleiche taten die katholischen Staaten. Die konfessionelle Spaltung Deutschlands war damit besiegelt. 1529 gab es beim Reichstag von Speyer von katholischer Seite her noch einmal Versuche, die Kircheneinheit durch politischen Druck herzustellen. Man wollte das Edikt von Worms, das heißt die Reichsacht gegen Luther und seine Anhänger, durchsetzen. Auch in lutherischen Territorien sollte der römische Gottesdienst wieder geduldet werden. Für die Anhänger Zwinglis und die Täufer hätte es keinerlei Duldung gegeben. Aufgrund dieser Zumutungen verließen die protestantischen Vertreter den Reichstag zu Speyer. Diese sogenannte Protestation am 19. April 1529 gab den Evangelischen den Namen „Protestanten“. Beim Reichstag von Augsburg 1530 wurde eine von Melanchthon verfaßte Verteidigung der evangelischen Lehre dem Kaiser vorgelegt. Sie ging als eine der wichtigsten lutherischen Bekenntnisschriften, die sogenannte Confessio Augustana (Augsburger Bekenntnis / CA), in die Lutherischen Bekenntnisschriften ein. Die vom Kaiser berufene katholische Lehrkommission verwarf das Augsburger Bekenntnis. - Das Ergebnis der Lutherischen Reformation Als Ergebnis der lutherischen Reformation entstanden die lutherischen Kirchen. Da es keine einheitliche Leitung gab, entwickelten sich Landeskirchen, die in gewisser Abhängigkeit zum Staat standen. Die bis zur Reformation von den Klöstern getätigte Sozialarbeit übernahm der Staat, der mit dem säkularisierten Kirchengut entschädigt wurde. Die Kirche war für Schule und Predigt verantwortlich. Das Luthertum breitete sich in ganz Deutschland und Teilen Europas aus. Bis nach Ungarn und in die Ukraine entstanden lutherische Kirchen. Erst im Zuge von kriegerischen Auseinandersetzungen und der Gegenreformation wurde das Luthertum teilweise zurückgedrängt. Nordeuropa fiel der Lutherischen Reformation fast ganz zu. Aufgrund des Systems, daß jeder Landesherr Kirchenleiter war, entstanden viele Nationalkirchen. Heute hat der Lutherische Weltbund 124 Mitgliedskirchen234. Einige größere und kleinere Lutherische Kirchen, etwa die in der Missouri-Synode in den USA zusammengeschlossenen235, gehören dem Weltbund nicht an. Teilweise schlossen sich später Lutheraner und Reformierte zu sogenannten Kirchenunionen zusammen. - Die geistlichen Kerngedanken des Luthertums Luthers Theologie enthielt drei Kemgedanken, auf denen alle reformatori-schen und nachreformatorischen Ansätze, auch der anderen reformato-rischen Kirchen und Bewegungen, beruhen: Sola gratia, Sola scriptura, Sola ftde, Sola Christus. Das heißt: 1. Sola gratia: Der Mensch wird gerettet allein aus Gnaden. Zur Rettung sind keine menschliche Werke nötig. Gott gibt Gnade. Die Kirche verfugt über keinen eigenen Gnadenschatz. 2. Sola scriptura: Gottes Offenbarung liegt allein im Wort der Bibel vor. Jede Unfehlbarkeit durch Überlieferung, Konzile oder Papst wurde abgelehnt. 3. Sola fide: Rettung vor Gottes Gericht geschieht allein durch den Glauben. Nicht gute Werke oder Frömmigkeit, sondern der Glaube bringt zu Gott. 4. Solus Christus: Der einzige Mittler zwischen Gott und Mensch ist Christus. Nur Jesus ist der Weg zu Gott. Keine Priesterkaste ist dazwischengeschaltet. Keine Heilsinstitution in Form einer Kirchenorganisation ist nötig, um zum Heil zu kommen. Keine Heiligen bringen Rettung. Auch nicht Maria. Einig sind sich die Lutheraner darin, daß die lutherischen Bekenntnisschriften authentische Auslegungen der Bibel sind. Sie wurden im sogenannten Konkordienbuch (formula concordiae) zusammengefaßt. Seit dem 17. Jahrhundert entwickelte sich eine sogenannte Lutherische Orthodoxie, die zu einer teilweise Erstarrung im Luthertum führte. Eine Überspitzung der Rechtfertigungslehre trug dazu bei, daß oft nur noch die Reinheit der Lehre im Auge behalten wurde, die tägliche Wirklichkeit Jesu im persönlichen Glaubensleben aber für viele zweitrangig wurde.Verschiedene Reformbewegungen versuchten, diese Entwicklung aufzuhalten - mit unterschiedlichem Erfolg. 4.3.2 Die Schweizer Reformation Neben Wittenberg waren es die Schweizer Städte Zürich und Genf, die zu weiteren Ausgangspunkten der weltweit wirksamen Reformation wurden. Auch hier lag die Entwicklung schon lange in der Luft. Aber erst das Auftreten Luthers brachte die schon vorhandenen reformatorischen Gedanken in die Öffentlichkeit. Zwei Personen waren es vor allem, die die Schweizer Reformation prägten: Huldrych Zwingli und Johann Calvin. Aber anders als bei Luther war in der Schweiz nicht das erschrockene Gewissen eines Mannes, der fragte: „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ Anfang der Reformation. Es war vielmehr das vom Humanismus der Zeit beeinflußte Denken eines Ulrich (bzw. Huldrych) Zwingli, das den Anfang setzte. - Huldrych Zwingli, der Vater der Schweizer Reformation Während Luthers Reformation ohne dessen Bekehrungserlebnis nicht vorstellbar wäre, scheint in Zwinglis Leben ein derartiges punktuelles Ereignis nur schwach erkennbar zu sein. Allerdings sind auch bei ihm geistliche Erfahrungen, die ihn zu seinem Werk führten, bemerkbar. So trat auch er einem Kloster bei, das er aber aufgrund des Einspruches seiner Eltern schon nach wenigen Monaten verlassen mußte. Besonders Kriegserlebnisse während schweizerisch-italienischer Auseinandersetzungen mit ihren Gräueln und tausendfachem Sterben berührten ihn tief. Sie waren wohl auch Anlaß für seine späteren Sozialreformen in Zürich. Auch eine überstandene Pesterkrankung 1519 ließ geistliche Spuren bei Zwingli zurück. Aber eine solche Erfahrung wie Luthers Turmerlebnis hat es bei ihm, soweit man das erkennen kann, nicht gegeben. Zwingli wurde 1484 in Wildhaus, das zur Herrschaft des Klosters St. Gallen gehörte, geboren. Mit Unterbrechungen studierte er von 1498 bis 1502 in Wien an der Artistischen Fakultät. Die sogenannten Artistischen Fakultäten waren die Vorform der kirchlich-philosophischen Fakultäten. In Wien beeindruckte Zwingli besonders der damals dort lehrende, bekannte Humanist Konrad Celtes. Von 1502 bis 1506 setzte er sein Studium in Basel fort. Hier wurde er von der biblischen Theologie des ebenfalls zu den Humanisten gerechneten Thomas Wyttenbach geprägt. Im September 1506 erhielt Zwingli seine Priesterweihe. Von 1506-1516 war er sogenannter Meßpriester in Glarus. Am 1. November 1516 berief man ihn zum Kaplan der Abtei und zum Pfarrer des Wallfahrtsortes Mariä Einsiedeln. 1518 bekam er den einflußreichen Posten des Pfarrers am Großmünster zu Zürich. Während Martin Luther schon im Streit mit Rom lag, wurde Zwingli am 1.September 1518 mit dem Titel eines päpstlichen Akoluthenkaplans geehrt. In seiner Zeit als Priester in Galvus tat Zwingli auch als Feldprediger Dienst. 1513 war er unter den Schweizer Truppen bei der siegreichen Schlacht von Navara in Italien. 1515 erlebte er die Niederlage der Schweizer bei Marignano in Oberitalien. Schon während seines Studiums beeindruckten ihn die vorreformatori-schen Gedanken der Humanisten. Deren Rückbesinnung auf die Antike bewegte ihn 1513 zum Erlernen der griechischen Sprache, was damals bei Theologen nicht üblich war. Seit 1519 lehrte er dann selbst in Zürich Griechisch. Ebenfalls seit 1513 beschäftigte er sich mit den Schriften des Erasmus von Rotterdam. Diesen bedeutendsten Humanisten seiner Zeit lernte Zwingli 1516 persönlich kennen. Eine positive Äußerung Zwinglis zu Luthers aufbrechender Reformation findet sich erstmalig in der sogenannten Humanistenkorrespondenz am 5.12.1518. * Die Reformation in Zürich In Zürich hatte die Reformation anfänglich mehr politische Gründe. Dies hing damit zusammen, daß der Stadtrat des Stadtstaates Zürich auch in kirchlichen Fragen großen Einfluß hatte. Bereits Anfang 1519 predigte Ulrich Zwingli gegen den Ablaßhändler Samson. Samson war in der Schweiz ähnlich einflußreich wie Tetzel in Deutschland. Im Jahre 1520 setzte Zwingli verschiedene Sozialreformen im Staat und einige Reformen am Gottesdienst im Münster durch. 1520 bis 1522 trat Zwingli gegen die Söldnerwerbung durch ausländische Mächte, insbesondere des Papstes, auf. 1521 verzichtete er auf eine ihm 1515 zugesprochene päpstliche Pension. Derartige Pensionen bekamen besonders hervorragende Theologen als Belohnung für kirchliches Wohlverhalten. Hier war er wesentlich konsequenter als die rein philosophisch und realpolitisch ausgerichteten humanistischen Freunde. Erasmus, der immer katholisch blieb, bezog seine päpstlichen Pensionen bis zu seinem Tod. Auslöser der Reformation war dann ein aufsehenerregender Bruch der katholischen Fastenordnung. Bekanntlich fordert die Katholische Kirche in der Passionszeit ein strenges Fasten. In Zwinglis Gegenwart und mit seiner Billigung wurde beim Buchdrucker Froschauer am 5. März 1522 ein Wurstessen veranstaltet. Dies war letztlich eine Konsequenz von Zwinglis zweijähriger Verkündigung der evangelischen Freiheit. Zwingli stellte sich voll hinter die Fastenbrecher und schrieb seine erste reformatorische Schrift „Vom Erkiesen und der Freiheit der Speisen“. Ebenfalls im Frühjahr 1522 kam es zur Heirat mit Anna Reinhardt, was ein Bruch des für katholische Priester verpflichtenden Zölibats war. Im Januar 1523 erarbeitete er die 67 Schlußreden für die erste Züricher Disputation. Sie wurden die grundlegenden Bekenntnisse der Züricher Reformierten. Der Stadtrat von Zürich folgte der biblischen Argumentation Zwinglis und beschloß nach der ersten Züricher Disputation am 29.1.1523 die Durchführung der Reformation in Zürich. In der folgenden Zeit fanden weitere Disputationen statt, die zur Trennung vom Römischen Dogma führten. Die äußeren Formen der Schweizer Reformation waren radikaler als die Luthers. Alles was nicht von der Bibel her gefordert wurde, wurde aus der Kirche und deren Verfassung beseitigt: Mit der Messe verschwanden die Orgeln, Kirchgesang außer Psalmen, Altäre, Prozessionen, Bilder, Firmung, letzte Ölung. Allerdings geschah diese Veränderung anders als bei den Bilderstürmern, die Luther in Wittenberg Sorgen machten. Zwingli legte viel Wert darauf, daß alle Veränderung geordnet durch die Obrigkeit vonstatten ging. Die Kirchenleitung, die Ehe- und Sittengesetzgebung wurden ganz in die Hände des Rates der Stadt gelegt. * Der Fortgang der Schweizer Reformation Wie in Deutschland kam es auch in der Schweiz zur konfessionellen Spaltung. Die sogenannten Urkantone blieben katholisch. Bern, Basel, St. Gallen, Schaffhausen, Galvus und andere Orte schlossen sich Zwingli an. Auch in Süddeutschland und Frankreich bekam seine Lehre Einfluß. Nachdem sich die katholischen Kantone zu einem militärischen Bündnis gegen die Reformierten zusammentaten, schlossen sich auch die evangelischen Eidgenossen an. 1529 kam es, um den Frieden zu bewahren, zum sogenannten 1. Landfrieden von Kappeln. Dauerhaft aber hielt der Frieden nicht. Ein Krieg brach aus. Am 11. Oktober 1531 fiel Zwingli als Feldprediger bei den evangelischen Truppen in der Schlacht von Kappeln. Sein Nachfolger wurde später Johann Calvin. * Unterschied in Luthers und Zwinglis Lehre und Wesen Die Unterschiede der Lutherischen und der Schweizer Reformation haben ihre Hauptursache im unterschiedlichen Verhältnis der Reformatoren dem Humanismus gegenüber. Zwingli war von der Geisteshaltung des Humanismus geprägt. Dies machte ihn in vieler Hinsicht offen für rationalistische Gedanken. Er behandelte die Fragen des Glaubens mit kühler Vernunft, aber setzte die gewonnenen Erkenntnisse konsequent durch. Dies führte ihn allerdings auch dazu, Dinge, die dem Verstand schwer zugänglich sind, rein rationalistisch zu bewerten. Zwinglis Gottesbegriff entwickelte sich durch Erkenntnismethoden der Logik des Humanismus. Seine Welt- und Gottesvorstellung war stark systematisch geprägt. Das führte dazu, daß für Zwingli auch die Sünde in Gottes ursprünglichem Weltplan eingeordnet war. Letzte Konsequenz war dann seine extreme Erwählungslehre. Sein Abendmahlsverständnis ließ keinen Platz für Geheimnisse. Das Abendmahl war für ihn nur ein Gedächtnis des Sterbens Jesu, während Luther eine geheimnisvolle Realpräsenz Jesu dann zu erkennen lehrte. Zwingli selbst gehörte zum Stadtrat von Zürich und sah seinen Auftrag durchaus auch politisch. Im Gegensatz zu Zwingli hat sich Luther früh von den humanistischen Gedanken seiner Zeit getrennt. Er bezeichnete den im Humanismus zum Maß aller Dinge erkorenen menschlichen Verstand einmal als die „Hure Vernunft“. Luther ging von der Begrenztheit des sündigen Verstandes aus. 1529 versuchte man eine Einigung von Lutherischer und Schweizer Reformation. Die Marburger Religionsgespräche fanden statt. Luther kam dem Schweizer Abendmahlsverständnis um der Einheit willen stark entgegen. Er wünschte nur noch die Feststellung der Gegenwart Christi im Abendmahl, ohne diese irgendwie zu präzisieren. Aber auch dazu war der scharf analytisch denkende Zwingli nicht bereit. Luther erkannte daraufhin die Schweizer und die etwas gemäßigteren Straßburger Reformierten nicht mehr als Brüder an. Er erklärte nach den Marburger Religionsgesprächen, daß die Reformierten einen „anderen Geist“ hätten. Dieser unterschiedliche Ansatz ließ die Reformation in zwei getrennten Bahnen verlaufen. -Johann Calvin (1509-1564f36 Anders als bei Zwingli begann Calvins reformatorisches Wirken mit seiner persönlichen Bekehrung. Als Sohn eines bischöflichen Sekretärs wurde er schon mit 12 Jahren Waisenkind. Aufgrund seiner Abstammung konnte er sorgenfrei leben. Schon mit 12 Jahren wurden ihm die Einkünfte einer Pfarrei zugesprochen. Er unternahm Studien der humanistischen Philosophie und der Theologie. In Paris kam er erstmalig 1532 mit Evangelischen zusammen. In ihrem Kreis bekehrte er sich 1533. Aufgrund der schon einsetzenden Verfolgung der Protestanten durch den König mußte Calvin 1533 aus Paris fliehen. Calvin verfaßte die grundlegende reformierte Dogmatik „Institutio Christianae Religionis“. Am 25. Mai 1535 führte er die Reformation in Genf ein. Hier wirkte er als Prediger. Aufgrund seiner streng biblischen Lebensordnung überwarf er sich mit dem Rat von Genf und wurde 1538 ausgewiesen. Er ging über Bern und Zürich nach Straßburg und betreute dort verschiedene Gemeinden. 1541 kehrte er auf Bitten der Stadt Genf dorthin zurück. Er ordnete das Kirchenwesen und führte eine strenge Kirchenzucht ein. Neben Martin Bucer und Farel prägte er in den nächsten Jahrzehnten die Schweizer Reformierten. 4.3.3 Vielfältige Evangelische Nationalkirchen Da die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen kein organisatorisches Zentrum hatten, war es nötig, ihre Leitung zu ordnen. Es gab kein Zentrum, das über die Dogmatik wachte. Die Protestanten gingen vom Prinzip Sola scriptura (allein die Schrift) aus und hielten dies für ausreichend. In der Praxis wurden Prediger oder später auch Universitätstheologen mit der Aufgabe betraut, die Bibel in Streitfragen auszulegen. Die verwaltungsmäßige Leitung der Kirche oblag meist der weltlichen Obrigkeit, die dafür sogenannte Konsistorien einrichtete. Da Europa und Deutschland in verschiedene Territorien gespalten war, entstanden unterschiedliche Nationalkirchen. Von der Entstehungsgeschichte und dem Aufbau her unterschiedlich, orientierten sie sich doch weitgehend an den Hauptgedanken der Reformation: Sola fide, Sola gratia, Sola scriptura. Bereits bestehende Kirchenwesen vorreformatori-scher Bewegungen, wie Hussiten und Waldenser, schlossen sich zum größten Teil der Reformation an. Viele Machtinstrumente und politische Manipulationen, die der Verbreitung der evangelischen Bewegung dienten, scheinen recht ungeistlich gewesen zu sein. Dies wurde besonders bei der Reformation in Skandinavien und noch mehr in England sichtbar. Bei manchen reformatori-schen Umbrüchen muß man sich fragen, ob sie wirklich aus Liebe zu Jesus und Treue zur Bibel oder aber aus menschlichen Überzeugungen voran getrieben wurden. Wenn man weiß, daß der Anlaß zur Entstehung der Anglikanischen Kirche war, daß Englands König seine Ehefrau loswerden wollte, um seine damalige Mätresse zu heiraten, fallt es einem schwer, geistliche Motive hinter der englischen Reformation zu sehen. Aber Gott hat auch die Schwäche und Sünde solcher Politiker in seinen Plan eingeordnet, damit das Evangelium nicht unter dem Kult und Menschenwerk der Römischen Kirche erstickt. Auch bei der Ausbreitung des reformatorischen Gedankens ereignete sich das, was Jesus prophetisch im Gleichnis sagte: Als die Knechte schliefen, hat der Feind (Satan) Unkraut unter die Weizensaat gesät. Wir erkennen die Unreinheit des Feldes wohl, können aber nichts dagegen tun. Am Ende der Zeit der Heiden wird Gott selbst das Unkraut vom Weizen trennen. - Frankreich Seit 1522 sind Wirkungen der lutherischen Schriften in gebildeten Kreisen Frankreichs nachweisbar. König Franz I. verfolgte die französischen Lutheraner mit Inquisition und Scheiterhaufen. Aber seine Schwester Margarethe von Navarra, selbst geistlichen Fragen sehr aufgeschlossen, unterstützte die neue Bewegung. Seit 1525 bot sie bedrängten Protestanten an ihrem Hofe Schutz. Unter Calvins Einfluß wandte sich der französische Protestantismus der Reformierten Lehre zu. Das Luthertum wurde mehr und mehr verdrängt. 1559 fand die erste französische Nationalsynode in Paris statt. Die jetzt Hugenotten (von Eidgenossen / Schweiz) genannten Protestanten fanden in Teilen des hohen Adels, vor allem des Hauses Bourbon-Vendöme und Coligny, Anhänger. Dadurch wurden die Hugenotten aber auch in politische Verstrickungen eingebunden, die ihnen nicht gut taten. Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte der französische Protestantismus schwerste Verfolgungen (Bartholomäusnacht). - Niederlande Auch die unter spanischer Herrschaft stehenden Niederlande wurden schon früh mit reformatorischen Gedanken erreicht. Aber schon am 7. November 1519 verdammte die Universität Löwen Luthers Lehre. 1523 starben die ersten beiden Märtyrer der Reformation Heinrich Voes und Johann Esch in Brüssel237. Später drang von Nordftankreich her Calvins Lehre in die Niederlande und wurde vorherrschend. Auch die Täuferbewegung fand viele Anhänger in den Niederlanden. Während der Herrschaft Kaiser Karls V. starben bis zur Unabhängigkeit der Niederlande tausende Märtyrer. - Skandinavien In Skandinavien schloß sich die ganze Kirche dem lutherischen Bekenntnis an. Die Politik der Fürsten und Könige schaltete alles Katholische aus und brachte die lutherische Reformation, teilweise mit Zwang, in die nordeuropäische Bevölkerung. Unter Christian III. wurde die lutherische Reformation 1536 in Dänemark von Luthers Mitarbeiter Bugenhagen durchgesetzt. Norwegen, das damals zu Dänemark gehörte, wurde ebenfalls 1536 lutherisch und Island etwa 1539. Der Kirchenbesitz fiel an den Staat. An die Stelle der sieben römischen Bischöfe Dänemarks traten vorläufig sieben Superintendenten, die später den Titel Bischof wiederbekamen. In Schweden erzwang König Gustav Wasa 1527 die völlige Herrschaft in der Kirche. Er verstaatlichte alles Kirchengut. Geistliches Oberhaupt wurde der Erzbischof von Uppsala. Im Volk dauerte es mehr als eine Generation, bis sich die aufgezwungene Reformation durchsetzte. Es gab sogar 1529 einen Volksaufstand unter den Smaländem, die zur katholischen Lehre zurück wollten. -Auf dem übrigen europäischen Festland Der letzte Hochmeister des Kreuzritterstaates, Albrecht von Brandenburg, wandte sich dem evangelischen Bekenntnis lutherischer Prägung zu. Da er immer noch Herr des Kreuzritterstaates in Nordosteuropa war, verwandelte er 1525 das Ordensland auf Luthers persönlichen Rat hin in ein weltliches Herzogtum. Schon sehr früh erreichte die evangelische Lehre das mit Deutschland durch die Hanse verbundene Baltikum. 1523 wurde die Reformation in Riga eingeführt. 1539 wurde Riga Sitz des lutherischen Erzbischofs für Livland und Estland. Polen, das zur Zeit der Reformation mit Litauen ein gemeinsames Königtum bildete, war bereits ein für mittelalterliche Verhältnisse religiös gemischtes Gebiet. Neben der vorherrschenden Römischen Kirche gab es Russisch-Orthodoxe und sehr viele Juden. Bereits 1523 bekannte sich die zu Polen gehörende deutsche Stadt Danzig zum Luthertum. Ab den 40er Jahren breitete sich der Calvinismus aus. Die Kirche evangelischer, hussitischer Tradition verbreitete sich seit 1548 durch Vertriebene der Böhmisch-Mährischen Brüder. Böhmen und Mähren war der Römischen Kirche schon vor 1517 weitgehend entglitten. Die geistigen Erben der Hussiten öffneten sich dem lutherischen Gedanken. Da sie sich weigerten, im Schmalkaldener Krieg gegen die übrigen Protestanten zu kämpfen, wurden sie nach 1546 schwer bedrängt, was aber nicht bis zur vollen Vernichtung führte. Obwohl es in Ungarn zu keiner Nationalkirchengründung kam, bekannten sich fast alle deutschen Städte in Oberungam und der größte Teil des ungarischen Adels zum Protestantismus. Die Evangelische Lehre verbreitete sich bis in das türkisch besetzte Ungarn. Matthias Biro, ein Freund Melanchthons, war der Pionier der Evangelischen Lehre in Ungarn. Nach seinem Schweizer Exil 1543 wandte sich der ungarische Protestantismus vom Luthertum zur „helvetischen Konfession“. In Siebenbürgen wandten sich drei „Nationen“, die sächsische, die magyarische und die szeklerische der Reformation zu. 1545 kam es unter den Sachsen in Siebenbürgen zur Gründung einer protestantischen Nationalkirche lutherischen Gepräges. Unter den Slowenen in Krain bestand von 1561 bis 1599 eine organisierte Lutherische Kirche. Selbst in Italien faßten evangelische Anschauungen Fuß, was aber durch die Erneuerung der italienischen Inquisition 1542 durch Papst Paul III. niedergerungen wurde. In Spanien wurde die evangelische Lehre von Anfang an schwer verfolgt. Auf den Scheiterhaufen der grausamen Autodafes von 1559 und 1560 wurden die Keime evangelischer Lehre von der Inquisition vernichtet. - Schottland 1560 errichtete das schottische Parlament eine reformierte schottische Staatskirche. Schon in den 20er Jahren trat die anfänglich schwerverfolgte evangelische Bewegung in Schottland auf. Ihr erster Märtyrer wurde 1528 Patrick Hamilton. Nach Verfolgung und Bürgerkrieg schlossen sich 1557 protestantische schottische Adlige zum „Bündnis zum Schutze und zur Durchführung des Wortes Gottes und seiner Gemeinde“ zusammen. - England Eine der größten Protestantischen Kirchengemeinschaften ist die Anglikanische. Die Anfänge der englischen Reformation erscheinen alles andere als geistlich. König Heinrich VIII. hatte selbst in Oxford Theologie studiert. 1521 verfaßte er eine Schrift gegen Luther, für die ihn Papst Leo X. mit der Verleihung des Titels „Kämpfer für den Glauben“ ehrte. Heinrich verfolgte alle reformatorischen Regungen in England. König Heinrich wollte sich von seiner spanischen Frau Katharina von Aragon scheiden lassen, um die Hofdame Anna Boleyn heiraten zu können. Der Papst gab keine Eheannulierung. 1531 wurde der englische Klerus unter Druck genötigt, den König als Oberhaupt der englischen Kirche anzuerkennen. 1534 erkannte das Englische Parlament den König als Oberhaupt der Kirche von England an. Das war die Trennung von Rom. Grausam wurden alle Romtreuen niedergeschlagen. Von 1534-39 wurden alle Klöster aufgehoben und das Klostergut fiel der Krone zu. Bis auf die Absetzung des Papstes und die Enteignung des Klosterbesitzes blieb die Anglikanische Kirche dem römischen Dogma verhaftet. Thomas Cromwell, der für die Umwandlung der Kirche in eine Nationalkirche verantwortliche Mann, wurde 1540 enthauptet, da er sich evangelischen Erkenntnissen öffnete. Nach Heinrichs Tod kam sein kränklicher minderjähriger Sohn Edward VI. auf den Thron. Während seiner Regentschaft von 1547-1553 versuchten dessen Protektoren den Protestantismus auch lehrmäßig einzuführen. Unter Beibehaltung der bischöflichen Verfassung wurden der Kult und die Lehre protestantisch reformiert. 1549 erschien das „Book of commen prayer“ als evangelisches Glaubensbekenntnis und 1552 die „42 Artikel“, in denen die calvinistische Abendmahlslehre und die lutherische Rechtfertigungslehre zur Grundlage der Anglikanischen Kirche gemacht wurden. Führer der evangelischen Lehre war der Erzbischof von Canterbury Thomas Cranmer, der mit Calvin im Schriftwechsel stand. Martin Bucer beeinflußte die Übernahme des Evangelisch-Reformierten Bekenntnisses in die Anglikanische Kirche von Cambridge, wo er zeitweise lehren durfte. Während der fünfjährigen Regentschaft Maria Tudors (Maria die Blutige), von 1553-58, versuchte diese, die englische Kirche wieder unter Roms Herrschaft zu bringen. Es gab über 300 Hinrichtungen. 1556 wurde auch Thomas Chranmer Märtyrer des evangelischen Glaubens. Nach dem Tod der kinderlosen Maria am 17. November 1558 trat Elisabeth I. ihre 44 jährige Herrschaft an. Sie lenkte die Kirche wieder in protestantische Bahnen. 1563 wurden die 39 Artikel, eine Überarbeitung der 42 Artikel von 1552, zum Glaubensbekenntnis erklärt. Versuche, Irland der Evangelischen Kirche zu öffnen, scheiterten. Zwar zwang man den Iren anglikanische Geistliche auf, das Volk blieb aber Rom treu und unterhielt einen römischen Untergrundklerus. 4.3.4 Der dritte Flügel der Reformation: Täufertum Neben den beiden reformatorischen Hauptströmungen, Luthertum und Calvinismus, prägte das geistliche Bild des 16. Jahrhunderts eine Vielzahl unterschiedlicher religiöser Persönlichkeiten und Gruppen, die früher unter der Bezeichnung „Wiedertäufer“ oder „Schwärmer“ und heute oft als „der radikale Flügel der Reformation“ Erwähnung finden. Viele der Gruppen wirkten regional begrenzt, ihre Gedanken wurden von nur wenigen Anhängern geteilt und ihre Spuren verlieren sich in der Geschichte. Daß sie überhaupt in Erscheinung traten, hatte wesensmäßig mit der geistlichen Freiheit zu tun, die die Reformation deutlich machte. Sie nahmen den reformatorischen Gedanken wahr, daß der Einzelne sein Verhältnis zu Gott klären muß. Bibel und Gewissen wurden fortan einziger Maßstab wirklicher evangelischer Christen. Luthers auf dem Reichstag zu Worms ausgesprochener Satz: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir!“ wurde für viele Gläubige einzige Maxime. Diese Erkenntnis gab Kraft, ihre oft schweren Wege zu gehen. Sie erduldeten Gefangenschaft und den Tod. Sie wußten: keine Kirche, kein Priester und kein Papst kann ihnen ihre Gewissensentscheidung abnehmen. Auch diese geistlichen Persönlichkeiten waren nicht fehlerlos. Unter ihnen gab es ebensolche Verfehlungen wie unter den anderen Christen. Aber Gott hat auch sie benutzt. Er hat das Unkraut unterm Weizen ertragen und manche gute Saat aufgehen lassen, deren Segensspuren noch heute wirksam sind. Katholische, humanistische, mystisch-mittelalterliche und von der Bruderschaft der Brüder des gemeinsamen Lebens kommende Gedanken wirkten auf sie. Es war nicht alles nur geistlich, aber Gottes Geist wirkte auch unter ihnen, sodaß man sie als Gesamtbewegung als dritten Flügel der Reformation einordnen darf. Manche Anhänger jener Gruppen hatten Verbindung zu älteren mystischen Traditionen, die seit dem Mittelalter offen und heimlich weitergegeben wurden. Aus Waldensern und Hussiten blieben entschiedene Persönlichkeiten, die teilweise fanatisch, oft aber in großer Liebe und Ehrfurcht vor Gott, Jesus gehorsam sein wollten. Bibeltreue, aber auch schwärmerisch-ekstatische und rationalistische Gedanken, Mystizismus und selbst religiöser Wahnsinn ist unter den Anhängern des dritten Flügels der Reformation vorhanden. Gegensätzliche Typen und Lehren prägen die Bewegung: Mystisches, Chiliastisches, Pantheistisches und Sozialrevolutionäres enthalten die Gedanken. Trotz vielen Durcheinanders in den reformatorischen Nebenströmungen zeichnen sich drei Hauptgruppen ab: 1. Das Täufertum 2. Die mystisch-spekulative Richtung 3. Die Antitrinitarier 4.3.4.1 Das Täufertum Im Täufertum begegnet uns die dritte Kraft der Reformation. Wenn sie auch, da sie weniger auf Staat und Politik setzte als Lutheraner und Reformierte, anfänglich kleinere Zahlen von Gliedern erreichte, waren ihre Gedanken für die geistliche Weiterentwicklung der Gemeinde Jesu prägend. Viele spätere Erweckungsbewegungen, Missionen und Gemeindegründungen haben bis heute geistliche und geistige Wurzeln im Täufertum der Reformationszeit. Auch hier müssen wir uns vor Idealisierungen hüten. Es gab, wie auch bei den anderen Reformatoren und ihren Anhängern, Sünde und Schwäche. Trotzdem wirkte Gottes Geist wie im Luthertum und Calvinismus auch unter den von allen anfänglich als Ketzer und Schwärmer Verfemten. Seit etwa 1520 traten Vorläufer des Täufertums an die Öffentlichkeit. Thomas Münzer238, ein fanatischer Sozialrevolutionär und schwärmerischer Führer des Thüringer Bauernkrieges, gehört zu den Vorläufern der Täuferbewegung. Allerdings könnte man diesen gescheiterten Utopisten auch in die Gruppe mystisch-spekulativer Chiliasten einordnen. Münzer selbst hat die Wiedertaufe noch nicht praktiziert. Erste Glaubenstaufen treffen wir in Zürich an. Anfänglich gab es Disputationen zwischen Zwingli und Täufern. Aber schon bald setzte Zwingli alle ihm zur Verfügung stehenden weltlichen Machtmittel ein, um die vermeintlichen Ketzer auszuschalten. Er ließ die Täufer verhaften und verurteilen. Die Geschichte der Täuferbewegung ist die Geschichte einer Märtyrerkirche. Die römische Inquisition ging mit Feuer und Schwert gegen sie vor. Männer wurden meist verbrannt und Frauen ertränkt. Für Täufer, die ihrer Lehre abschworen, gab es oft nur die Gnade, daß sie vor der Verbrennung weniger qualvoll getötet wurden. Aus lutherischen Gebieten vertrieb man die Täufer, denen dann meist nichts anderes übrig blieb, als in katholische Regionen zu gehen, wo die Inquisition schon auf sie wartete. - Führergestalten der Täufer Erste Führergestalten der Täuferbewegung waren in Zürich und Umgebung Konrad Grebel, Felix Manz, Georg Bundrock, Ludwig Hätzer und der Waldshuter Pfarrer Balthasar Hubmaier239. Hubmaier wurde als Erster im Frühjahr 1524 von Wilhelm Röubli getauft. Da er natürlich als Kind getauft war, empfand die Kirche dies als eine Taufwiederholung, eine Wiedertaufe. Unmittelbar nach der ersten Taufe folgten Gefängnis und Flucht. Wohin die Wortführer der Täufer auch kamen, sie fanden doch überall bald Anhänger. So bildeten sich Täufergemeinden entlang des Rheines bis Ostfriesland und den Niederlanden, in Livland, Tirol und im Brandenburgischen. Schon vor 1535 war das Täufertum unter religiös Suchenden in ganz Mitteleuropa verbreitet. Es bewahrheitete sich der altkirchliche Satz, daß das Blut der Heiligen, diesmal der Täufer, der Same der (täuferischen) Kirche wurde. Hubmaier, ihr wichtiger Theologe, wurde schon 1528 in Wien verbrannt. Auch seine Frau mußte den Märtyrertod erleiden. Melchior Hoffmanrt240, auch einer der bedeutendsten Theologen der Täufer, verbrachte den größten Teil seiner Zeit in grausamer Haft. 1543 starb er im Gefängnis zu Straßburg. - Die Lehre der Täufer Hauptpunkt war die Taufe Glaubender. Aber schon früh gab es auch den presbyterianischen Gedanken der Unabhängigkeit der einzelnen Gemeinden. Die Lehre der Wiedertäufer war besonders im Anfang nicht einheitlich. Einige lehrten, daß es neben der Bibel innere Offenbarungen gäbe. Man sprach vom „inneren Licht“. Andere sahen nur in der Heiligen Schrift die einzige und immer gültige Vorgabe für die Gestaltung des geistlichen Lebens. Andere Offenbarungsquellen lehnten sie als Schwärmerei ab. Wichtig war den Täufern ein an der Bergpredigt orientiertes sittliches Leben. Mißtrauen gegen den Staat prägte die Einstellung der meisten Wiedertäufer. Von Anfang an gab es eine starke täuferische Strömung, die es ablehnte, sich mit Gewalt zu verteidigen. Allerdings existierte vor 1535 auch eine weltliche Machtmittel nicht ablehnende Gruppe. Aus dieser Strömung entstand dann auch die verhängnisvollste Entartung innerhalb der täuferischen Bewegung. * Das Verhängnis von Münster^41 1535 kam es zu einer täuferischen Revolution und Machtübernahme im westfälischen Münster. Fanatiker, die sich zu „Propheten“ aufgeworfen hatten, wie Jan Bokelson, Jan Mathys und Jan van Leiden riefen das „Königreich Zion“ in Münster aus. ln brutaler Niederhaltung der Andersdenkenden, kommunistischen Eigentumsformen und Vielweiberei lebten diese Schwärmer ihre apokalyptische Phantasie aus. Am 25. Juni 1535 wurde Münster durch Truppen des Kaisers gestürmt. Grausamste Strafen der Schwärmer und eine gewaltsame Rekatholisierung kamen über Münster. * Menno Simons und seine Bewegung Die Vorgänge von Münster wurden zum Vorwand genommen, um das Täufeitum noch härter als schon zuvor zu verfolgen. Die Bedrängnis traf auch die Täufer, die in der übergroßen Mehrheit die Vorgänge von Münster ablehnten. Es traf auch die sich immer zur Gewaltlosigkeit bekennenden täuferischen Gruppen. ln dieser Zeit trat der ehemalige Priester Menno Simons (1496-1561) als Hirte und Tröster der verstreuten und überall verfolgten Täufer auf. Selbst immer auf der Flucht vor der Inquisition und protestantischen Fanatikern, wirkte er seelsorgerlich, vor allem am Rhein entlang, in den Niederlanden, in Friesland, an der Ostsee bei Wismar und in Holstein. Die sich um Menno Simons sammelnde Bewegung bekam den Namen „Mennoniten“. Sie lehnten die Kindertaufe, den Eid und den Wehrdienst ab. Ihre Gemeinden waren unabhängig und hielten meist nur geistlichen Kontakt in Konferenzen. Im übrigen glich ihre Lehre dem reformato-rischen Bekenntnis. Erstmalig bekamen sie 1572 in Holland Glaubensfreiheit. Später wurde ihre Lage auch in der Schweiz, einigen nord- und westdeutschen Städten sowie der Pfalz freier. Zeittafel zu den Mennoniten 1536 Veröffentlichte Menno Simons sein Buch „Ausgang aus dem Papsttum“. Ab etwa 1544 werden Täufer in Ostfriesland, am Niederrhein und der Kölner Bucht „Mennisten“ genannt. 1579 ordnet die Utrechter Union die Duldung der Mennoniten an. Um 1610 Impulse auf Glaubensflüchtlinge aus England, aus denen die Baptisten hervorgehen. 1614 wird Hans Landis als letzter Wiedertäufer in Zürich hingerichtet. 1636 beschließen die Mennoniten das Dortrechter Bekenntnis 1660 Veröffentlichung des „Märtyrerspiegels“ 1683 wandern die ersten Mennoniten nach Amerika aus 1693 spalten sich die „Amischen“ über die Frage nach der „reinen Gemeinde im Elsaß ab 1715 Auswanderung von Elsässer und Pfälzer Mennoniten nach Amerika 1755 Erweckung unter Hutterem und Gründung von ersten Brüderhöfen___________ 1789 Auswanderung von westpreußischen Mennoniten in die Ukraine 1803 Ibesheimer Beschlüsse zur Bekräftigung der Wehrlosigkeit 1860 Mennonitengemeinde im ukrainischen Gnadenfeld gegründet Ab 1874 Auswanderung russischer Mennoniten wegen Wehrdienst und „Russi- fizierung“ in die USA 1886 Gründung der Vereinigten Deutschen Mennonitengemeinden 1920 Gründung mennonitischer Hilfswerke in USA und Deutschland 1923/29 Massenflucht aus Rußland in die USA und Kanada 1925 1. Mennonitischer Weltkongreß in Basel 1943-45 Erneute Massenflucht aus Rußland in Richtung Westen Ab 1974 Einwanderung von Mennoniten aus UdSSR 1990 Gründung der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland242 Weitere Täufer Neben den Mennoniten gab es einige andere, aber ähnlich ausgerichtete Täufergruppen wie die auf Jakob Amman zurückgehenden Arminianer (heute Amishen) oder die Anhänger von Jakob Hutter, die Hutterer. Bei den Hutteren trat die altchristliche Gütergemeinschaft wieder in den Vordergrund. Diese täuferischen Gruppen breiteten sich später bis Rußland und noch später den USA, Südamerika und Kanada aus. 4.3.4.2 Weitere reformatorische Nebenströmungen von Bedeutung - Die mystisch-spekulative Richtung In diesem Kreis spielte das sogenannte „innere Licht“, das auch unter Täufern teilweise als Inspiration angesehen wurde, eine besondere Rolle. Für die Anhänger dieser Richtung stand der Geist, den sie in außergewöhnlicher Weise zu erleben glaubten, über dem Wort der Bibel. Die Bewegung wurde mehr von einzelnen Persönlichkeiten getragen, die im Gegensatz zu den Täufern kaum kirchengründend wirkten. Meist wirkten sie schriftstellerisch, hin und wieder als Berater und Seelsorger. Oft wurden ihre Gedanken Ausgangspunkt späterer sektenhafter Bewegungen oder tauchten in der Anthroposophie und Esoterik wieder auf. Einer ihrer ersten bedeutenden Denker war Sebastian Franck. Als ehemaliger Priester wirkte er 1528 als lutherischer Pfarrer in der Gegend von Nürnberg. Danach war er freier Schriftsteller. Franck war dem Papsttum, dem Lutherischen, dem Täufertum und dem Calvinismus gleichermaßen abgeneigt. Er meinte, echtes Christentum könne nur geistig sein. Kult und Dogma enge diesen Geist ein. Christliche Hauptlehren, wie Trinität und Christologie, deutete er geistig um. Im weiteren Sinne muß man auch den mystischen Görlitzer Schuster Jakob Böhme (1575-1624)243 sowie Bombastus Paracelsus von Hohen- heim (1493— 1541 )244 in die Reihe der nachreformatorischen mystischen Spekulanten einordnen. Langfristig gemeindegründend hat nur die gemäßigte Gruppe des früheren Mitstreiters von Luther, Kaspar Schwenkfeld von Ossig (1489— 1561 )245, gewirkt. Die Schwenkfeldianer haben in Schwaben und Schlesien bis ins 18. Jahrhundert gearbeitet. In den USA existieren ihre Kirchen noch heute246. - Die Antitrinitarier Antitrinitarier: * Bedeutung Durch den spanischen Arzt Michael Servet (151 1-1553), der unter Mitwirkung Calvins wegen seiner Irrlehre am 27. Oktober 1553 in Genf verbrannt wurde, ist diese Gruppe sehr bekannt geworden. Die Irrlehre der Antitrinitarer wäre nie so groß geworden wie im 16. und 17. Jahrhundert, wäre die religiöse Landschaft Europas nicht durch die Reformation in Umbruch gekommen. Trotzdem kann man sie der Reformation nicht recht zurechnen. Altkirchliche Irrlehren, wie im Arianismus, traten in neuem Gewand auf. Katholische Werkgerechtigkeit prägte die Ethik der Antitrinitarier. Ihr theologisches Denken wurzelte im kritisch denkerischen Ansatz des ebenfalls im 16. Jahrhundert wirkenden Humanismus. Die Antitrinitarier waren eine aus dem Humanismus kommende rationalistisch religiöse Strömung. Ihr Erkennungszeichen war die Ablehnung der dem Verstand letztlich nicht voll zugänglichen Lehre von der Dreieinigkeit Gottes. * Lehre Für die Antitrinitarier war Jesus nur ein Mensch, der zwar von der Jungfrau Maria geboren, aber erst später von Gott belehrt wurde und so besondere Heiligkeit erwarb. Gott hätte ihn dann auch nach dem Tode auferweckt. Sündenvergebung meinten die Antitrinitarier durch gute Gesinnung zu erlangen. Toleranz gegen Andersdenkende und strenge Zucht in den eigenen Reihen prägte ihre Ethik. * * Verbreitung Verbreitung fanden sie in Südfrankreich, Italien, Polen und Siebenbürgen. Unter dem Namen Sozinianer gelang ihnen eine Kirchenbildung in Rakow in Polen. Der Name ging auf einen ihrer Theologen und früheren Führer Fausto Sozzini (1539-1604) zurück. Rakow war für etwa 60 Jahre Mittelpunkt dieser sektenhaften Kirche. Als Bekenntnisschrift galt der Rakower Katechismus von 1605. Nach 1658 wurden sie aus Polen vertrieben und suchten Zuflucht in Siebenbürgen und den Niederlanden. Reste der Bewegung verschmolzen mit den Mennoniten und Arminianem in Holland. Ihre theologischen Gedanken wirkten auf einige Sekten247 und auf Teile der rationalistischen Theologie des 18. und 19. Jahrhundertssss. In der Reformation setzte sich erstmals eine Bewegung durch, die das an Gottes Wort gebundene Gewissen befähigte, dem institutionalisierten Christentum zu widerstehen. Drei Hauptrichtungen des Protestantismus gingen aus der Reformation hervor: 1. Calvinismus 2. Luthertum 3. Täufertum 4.3.5 Nachreformatorische Spaltungen und Gemeindegründungen von Bedeutung Die Reformation setzte den Anfang geistlicher Gewissensfreiheit in Europa. Selbst die scheinbar so revolutionären Humanisten hatten diese Freiheit nie in ihrer ganzen Tiefe erfahren. Sehr deutlich sieht man dies an Erasmus von Rotterdam. In seinem Denkansatz geht er viel weiter als die in Herzen und Gewissen an Gottes Wort gebundenen Reformatoren. Man kann in Erasmus einen Vater der späteren Aufklärung und des Rationalismus sehen. Als es aber um die Frage seiner persönlichen Karriere ging, wendete er sich von der Reformation ab und ging zurück in den Schoß der Römischen Kirche. Erasmus, ein unbekehrter Mann, der sich selbst für groß hielt, der letztlich aber im katholischen Denken eines Thomas von Aquin verhaftet war, fand nicht heraus aus der babylonischen Gefangenschaft. Im Gegensatz zu den Reformatoren meinte er, sein Wille sei frei. Aber dieser Wille half nicht einmal zur äußeren Lösung aus den Klauen Roms. Menschlicher Geist mag groß sein. Aber er ist immer gefangen im Fleisch. Ansehen, Geld und Ehre waren dem Humanisten wichtiger als die „Freiheit eines Christenmenschen“. Heiliger Geist aber macht frei. Frei von Gesetzen und Traditionen. Frei von Menschenfurcht und irdischen Gebundenheiten. Seit Martin Luther erkannte, daß sogar Konzile, als Parlamente der Weltkirche, irren können, gab cs keine Institution mehr, die als Organisation behaupten konnte, in Heilsfragen ihren Mitgliedern die Ent- sss Hier wurde die Frage der Trinität durch die Frage nach dem geschichtlichen Jesus (Leben Jesu Forschung) relativiert Scheidungen abnehmen zu können. Da die kirchlichen Organisationen durch vielerlei menschliche Schwächen fehlerhaft sind und die Gewissen der einzelnen Christen verschiedenartig ausgeprägt bleiben, kam es nach der Reformation zu mancherlei weiteren organisatorischen Spaltungen. Manche Spaltung hatte auch rein pragmatische Gründe. So trennten sich bestimmte missionarische Gruppen von ihren Mutterkirchen, um freier vom Ballast der Tradition und kirchlicher Institutionen ihren Auftrag wahmehmen zu können. Als die Heilsarmee sich in London von der Methodistenkirche trennte, war dies keine Gewissensentscheidung248. Es wurde klar, daß die Heilsarmee ihren missionarischen und sozialen Auftrag an sozialen Randgruppen besser ohne bischöfliche Kirchenregierung ausfuhren konnte. Wegen auch innerer Erstarrungen der protestantischen Kirchen und des Einflusses eindringender fremder Gedanken kam es in nachreformatorischer Zeit zu manchen Spaltungen. 4.3.5.1 Wichtige Spaltungen in der Orthodoxen Kirche Diese an der Tradition ausgerichteten Gruppen erlebten besonders in Umbruchzeiten Abspaltungen. Oft waren die Anlässe nur Fragen des Ritus oder der Ordnung, oft aber verbargen sich dahinter Gewissenskonflikte von nach Heil suchenden Seelen. Sicher ist die Orthodoxie an diesen Menschen ähnlich schuldig geworden wie die Kirche von Rom. Auch in der Orthodoxen Kirche überlagerte die Form den Inhalt. Prunk, Tradition und Ritus ersticken leicht das Evangelium. Die Bibel wurde den Menschen meist vorenthalten. So spaltete sich die Gruppe der Raskolniki oder auch Altgläubigen249 aufgrund von russischen Kirchen- und Liturgiereformen ab. 1667 wurde die Raskolniki vom Moskauer Landeskonzil verflucht. Ihr Führer Protopope Awwakum wurde 1682 verbrannt. Der Unterschied dieser von der Orthodoxen Staatskirche verfolgten Gruppe zur Russisch-Orthodoxen Kirche lag allein im Ritus, den die Orthodoxen allerdings für heilig ansahen. - Unierte Kirchen Aufgrund politischer Entwicklungen unterstellten sich einige orthodoxen Kirchen dem Primat des Papstes. Sie nannten sich Unierte Kirchen. Eine der bedeutensten Unionen war die Union von Brest 1595/96, die zur Gründung der Ukrainisch-Katholischen Kirche führte. Diese brachte natürlich den Bruch mit der übrigen Orthodoxie mit sich. Stalin zwang die Unierten auf der Synode von Lwiw (Lemberg) 1946, sich wieder dem KGB-hörigen Moskauer Patriarchen der Orthodoxen Kirche Rußlands zu unterstellen. Heimlich sammelten sich die Papsttreuen zu einer Untergrundkirche250. Auf Grund der Begegenung mit Michael Gorbatschow am 1.Dezember 1989 hörten die Repressalien gegen die Unierte Kirche auf. Sie führt jetzt den Namen Ukrainisch-Katholische Kirche"1. - Spaltungen aus politischen Gründen im 20. Jahrhundert' Aufgrund des kommunistischen Einflusses auf die Russisch-Orthodoxe Kirche und aus allgemein kulturellen Gründen spaltete sich im 20. Jahrhundert ein Großteil der Russisch-Orthodoxen Auslandskirche vom Moskauer Patriarchen ab. 1924 bildete sich aus Wurzeln früherer Russischer Mission in Alaska die „Orthodox Church in America“. Sie versuchte sich der freikirchlich geprägten amerikanischen Kultur anzupassen, benutzt Englisch als Gottesdienstsprache und hat einen Großteil der nach der kommunistischen Revolution in die USA kommenden orthodoxen Emigranten integriert. 1970 verlieh das Moskauer Patriarchat ihr offiziell die Autokephalie (Selbständigkeit). Sie ist seit 1951 Mitglied des ÖRK. 1920 wurde der im nicht bolschewistischen Gebiet Rußlands arbeitenden Orthodoxen Kirche vom Moskauer Patriarchen Tichon die Selbständigkeit gewährt. Sie bildete nach dem völligen Sieg der Kommunisten in Rußland die Synode von Karlovci. Ziel dieser Auslandssynode war die „Wiedergeburt Rußlands mit einer ,christlich-monarchischen-Struktur‘, und die Vertreibung der Bolschewisten“. Nach dem 2. Weltkrieg verlegte sie ihren Sitz über Karlsbad nach München. Seit 1952 ist ihr Zentrum in New York. Seit 1980 bildet sie auch in Rußland Gemeinden und nennt sich dort „Freie Russisch-Orthodoxe Kirche“. In ca. 280 Gemeinden hat sie etwa 150 000 Glieder. Sie lehnt die Ökumene als Häresieuuu grundsätzlich ab. 1931 unterstellte sich die Russisch Orthodoxe Erzdiözese in Westeuropa aus politischen Gründen dem Patriarchen von Konstantinopel. Ihr Sitz ist Paris. Sie hat etwa 80 000 Glieder Nach dem, 2. Weltkrieg gründete P. Jewgraf (gest 1970) die „Eglise Catholique Orthodoxe de France“, eine orthodoxe Absplitterung, die sich der französischen Kultur und Sprache anpassen wollte. Sie unterstellte sich dem Moskauer Patriarchen. Seit 1972 gehört sie der Jurisdiktionvvv der Rumänisch-Orthodoxen Kirche an. m Nach Angaben des Oberhauptes Großerzbischof Ljubomir Lubadschiwsky von der ukrainisch Unierten Kirche gehören ihr 4,5 Millionen Glieder an. uuu Irrlehre vvv Kirchenaufsicht 4.3.5.2 Wichtige nachreformatorische Spaltungen in der Katholischen Kirche In der Römisch-Katholischen Kirche gab es vor allem drei Spaltungen von Bedeutung. - Römische Katholiken von der altbischöflichen Klerisei in Holland und Belgien * 1723 entstand die Kirche von Utrecht, die sich auch „Römische Katholiken von der altbischöflichen Klerisei“ nannte. Ihre Wurzeln gehen auf eine katholisch-mystische Bewegung mit erwecklichen Gedanken des 17. Jahrhunderts zurück. Der zwar antireformatorisch eingestellte, aber mit den Jesuiten verfeindete Bischof von Ypem. Cornelius Jansen252, sammelte Katholiken, die sich besonders an der Lehre des Kirchenvaters Augustin orientieren. Einer der bedeutendsten Jansenisten war der Naturforscher Blaise Pascal (1623-1663)253. Seine geistlichen Schriften öffneten breite Kreise des französischen Katholizismus für eine bewußte Jesusnachfolge. 1653 verurteilte Papst Innozens X., auf Betreiben der Jesuiten, fünf Sätze des katholischen Bischofs und Vaters der Bewegung Cornelius Jansen (1585-1638) als ketzerisch. Nachdem später das französische NT mit Auslegung von Pasaschius Quesnel, das ebenfalls aus erweckten katholischen Kreisen stammte, von Papst Klemens XI. als in 101 Sätzen irrig verurteilt wurde, sammelten sich Jansens Anhänger in der Kirche von Utrecht. -Altkatholische Kirche und verwandte Bewegungen Eine weitere Abspaltung ereignete sich in der Entstehung der Altkatholischen Kirche und ihrer verwandten Kirchen. Der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts politisch immer mehr geschwächte Vatikan versuchte seine geistige Macht durch das 1. Vatikanische Konzil 1869-70 zu stärken. Hier ließ Papst Pius IX. teilweise mit List und gegen den Widerstand besonders deutschsprachiger katholischer Bischöfe und Theologen das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes verkünden. Es besagt, daß Aussagen des Papstes unfehlbar sind, wenn er zu Glaubensund Sittenfragen im Amt „ex cathedra“ spricht. Aufgrund seiner Kritik wurde 17. April 1871 der Führer dieser Opposition, der Münchner Theologe Ignaz Döllinger, mit dem Kirchenbann belegt. Daraufhin kam im September 1871 der erste Altkatholikenkongreß in München zusammen254. Aus Opposition gegen Roms Herrschaft bildeten sich in der Folgezeit ähnliche Kirchen in Österreich (1872) und in der Schweiz (1876). Auch in anderen Ländern entstanden aufgrund des römischen Machtanspruchs solche Nationalkirchen: in den USA seit 1905, in Polen seit 1918. Eine weitere Altkatholische Kirche ist die Kroatische Nationalkirche. Diese von Rom gelösten Altkatholischen Kirchen schlossen s:ch gemeinsam mit den ,Römischen Katholiken* von der altbischöflichen Klerisei, zu einer Art Weltbund, der Utrechter Union, zusammen. Die zu dieser Union gehörenden Altkatholischen Kirchen entwickelten im Laufe der Zeit eine Theologie, die mit der Anglikanischen Kirche vergleichbar ist. Theologisch stehen sie dem Protestantismus näher als der Römisch-Katholischen Kirche. Bedeutungsloser blieben nicht zur Utrechter Union gehörende altkatholische Gruppen in Spanien, Portugal, den Philippinen und Mexiko. - Traditionalisten um die Priesterbruderschaft Pius X Das 2. Vatikanische Konzil hatte verschiedene Reformen mit sich gebracht. Nach seiner Beendigung bildete sich eine traditionalistische Bewegung um den französischen Erzbischof Marcel Francois Lefebvre (1905-91). Lefebvre gehörte selbst zu den Bischöfen des Konzils, konnte sich dort aber nicht durchsetzen. Äußerlich ging es ihnen vor allem um die Beibehaltung der auf dem gegenreformatorischen Konzil von Trient beschlossenen Form der Messe und der Liturgie in lateinischer Sprache. Eigentlich aber lehnten sie jede Veränderung ab. Die sehr starke, aber noch nicht voll organisierte Gruppe sieht sich als die reine katholische Kirche. Vor seinem Tod weihte Lefebvre 1988 vier Priester zu römischen Bischöfen255, sodaß seine Bewegung in römischer Form Weiterarbeiten kann. Lefebvre wurde daraufhin von Papst Johannes Paul II. exkommuniziert. 4.3.5.3 Spaltungen und Neugründungen im Rahmen des Protestantismus Die Zahl der Kirchen und Bewegungen, die sich nach der Reformation im protestantischen Bereich bildeten, sind unübersehbar. - Einige Neugründungen ereigneten sich aus missionarischen Hintergründen, die keine Opposition zu vorhandenen Kirchen ausdrücken wollten. So war es wohl bei der besonders in der Mission wirkenden Herrnhuter Brüdergemeine. Besonders in den USA verstehen sich viele Kirchenneugründungen nicht als Spaltung, sondern als Missionsmöglichkeit. Dort entstehen oft rein örtlich begrenzte Gemeinden und Kirchen neu. Neben diesen Entwicklungen gab es aber auch Gruppen, die sich aus Opposition gegen eine erstarrte Kirche oder aus Lehrgründen bildeten. Hier sind vor allen die aus England stammenden Kongregationalisten zu nennen. Die in England verfolgten Puritaner bilden ein breites Spektrum, aus dem neugegründete Kirchen entstanden256. Vorwiegend finden sich drei Gründe für Spaltungen 1. Die Suche nach der biblischen Wahrheit in einzelnen Lehrfragen 2. Die Sehnsucht nach einer reinen Gemeinde der Gläubigen 3. Das Festhalten an angegriffenen Lehren, Traditionen und Frömmigkeitsformen der eigenen Konfession. a. Die Suche nach biblischer Wahrheit Besonders missionarisch und auf Heiligung ausgerichtete Pietisten und Puritaner fanden die Freiheit, sich aus der Tradition ihrer Kirchen zu lösen. Der Puritanismus ist eine im angelsächsischen Bereich bestehende Frömmigkeitsbewegung, die im Gehorsam gegen die Bibel eine heilige Disziplin als Grundlage der christlichen Ethik vertritt. Den Pietismus könnte man als eine damit verwandte Bewegung sehen. Beide Bewegungen finden wir sowohl innerhalb der Protestantischen Volkskirchen als auch im freikirchlichen Raum. - Presbyterianer und Kongregationalisten Da die Anglikanische Kirche in England versuchte, eine reformatorische Theologie unter weitgehender Beibehaltung des katholischen Kirchen-aufbaus durchzusetzen, erhob sich gegen diese Halbheit bald Widerstand. Die an der Schweizer Reformation orientierte Theologie versuchte auch deren Gemeindeprinzip zu übernehmen. Den Presbyterianern stand eine Kirche aus selbständigen örtlichen Gemeinden, die von Presbytern (Ältesten) geleitet wurde, vor Augen. Kein König und keine Kirchenhierarchie sollte in die Belange der Gemeinde hineinregieren können. Der in Cambridge lehrende Puritaner Thomas Cartwright (1535-1603) wurde einer der führenden prebyterianischen Theologen. Cartwright verlor, da er den Gedanken der freien, von Ältesten geleiteten Ortsgemeinde vertrat, seinen Lehrstuhl. Zeitweise lehrte er dann in Genf. Aufgrund seines Eintretens für den Puritanismus wurde er in England off inhaftiert. Die Kongregationalisten hatten das gleiche Gemeindeverständnis wie die Presbyterianer, versuchten aber ein beratendes übergemeindliches Gremium einzuführen. Robert Browne stellte ein kongregationalistisches Modell 1582 erstmals vor. Zu einer Kirchengründung kam es 1643, als sich 120 Gemeinden zu Kongregationalisten erklärten. Die von den Kongregationalisten abgespaltenen Independenten („Unabhängigen“) wurden blutiger Verfolgung durch den englischen Staat ausgesetzt. Viele von ihnen wandelten mit den Pilgervätem nach Amerika aus, um frei ihren Glauben leben zu können257. - Baptisten258 1508 flüchteten zwei kongregationalistische Gemeinden vor der Verfolgung in England nach Amsterdam. Ihre Leiter waren John Smyth (1570-1612) und Thomas Helwys (gest 1616). Hier vollzogen sie nach Begegnung mit niederländischen Mennoniten die Glaubenstaufe. Smyth schloß sich später den Mennoniten an. Helwys kehrte 1611/12 nach England zurück und bildete in der Nähe von London die erste Baptistengemeinde. Trotz äußerer Verfolgung durch den Staat kam es innerhalb der Bewegung zu lehrmäßigen Auseinandersetzungen, was zur Gründung der Particular Baptists und der General Baptists führte. 1626 bestanden bereits fünf Baptistengemeinden im Großraum London. 1644 finden sich in der Gegend von London 7 Gemeinden der Partikularbaptisten. Seit 1641 wurde die Taufe bei den Partikularbaptisten durch ganzes Untertauchen vollzogen. Im 19. Jahrhundert wuchsen die beiden baptistischen Richtungen zusammen. John Bunyan (1628-88) und Charles Haddon Spurgeon (1834-92) gehören ebenso wie Martin Luther King zu den bekanntesten Baptisten weltweit. - Der Methodismus259 Die Bezeichnung „Methodisten“ wurde den Anhängern der englischen Erweckungsbewegung des 18. Jahrhunderts um den anglikanischen Pastor John Wesley (1703-91) von ihren Gegnern gegeben. Man meinte, hinter dem auf persönliche Heiligung zielenden Wandel der Gruppe ein Christentum zu sehen, das seine Frömmigkeit aus bestimmten religiösen „Methoden“ speist. Wesley selbst wurde besonders von einer kleinen Gruppe Herrnhuter Brüder beeindruckt, die ein ihn überzeugendes frohes Glaubensleben führten. Am 24.6.1738 kam es in ihm zu einer inneren Veränderung bei der Lektüre der Vorrede von Luthers Römerbrief in einer religiösen Gemeinschaft in London260. Lehrmäßig unterschied sich Wesley nicht von der Kirche von England. Er verstand sich daher zeitlebens als Pfarrer dieser Kirche. Da die durch die Erweckung erfaßten Christen aber in der Kirche oft sehr angefeindet wurden, gründete man 1784 eine Konferenz. Zu einer direkten Kirchenbildung kam es erst nach Wesleys Tod. b. Sehnsucht nach der reinen Gemeinde - Brüderbewegung John Nelson Darby (1800-1882) wird als Gründer der Brüderbewegung gesehen. Er studierte nach seiner Bekehrung gegen den Widerstand seiner Familie Theologie und wurde anglikanischer Pfarrer. Durch die Begegnung mit den Plymouthbrüdem, einem kleinen Kreis Gläubiger in der Hafenstadt Plymouth, wurde er vom Gedanken der reinen Gemeinde erfaßt. 1834 verließ er die Staatskirche und wurde einflußreichster Bruder der (Plymouth)Brüderbewegung. Nach Darbys Erkenntnis ist die Kirche seit dem Tod der Apostel verfallen. Da sie nicht wiederherstellbar ist, meinte er, daß es nicht mehr um Kirchengründung gehe. Vielmehr versammeln sich echte Christen zu sonntäglichen Versammlungen mit Brotbrechen. Da es keine Kirche im eigentlichen Sinne mehr gibt, gibt es auch keine Ämter. In den Versammlungen dienen die Brüder mit ihren Gaben, je nach dem, wie sie vom Geist geführt werden. Darby vertrat eine starke Naherwartung der Wiederkunft Jesu. Innerhalb der Versammlung muß eine unbestechliche Gemeindezucht für die Reinheit der Versammlung sorgen. Neben Darby prägte die Brüderbewegung der deutsche Theologe und Waisenhausvater Georg Müller (1805-98). Im Gegensatz zu Darby verwarf er die Ablehnung der noch in anderen Gemeinden beheimateten Christen. Auf Darby geht heute die radikale Richtung der Brüderbewegung oder oft auch Exklusive261 genannt zurück. Müller beeinflußte den Teil der Offenen Brüder262. - Freie Evangelische Gemeinde763 Eine der Brüderbewegung verwandte Richtung finden wir in den Freien Evangelischen Gemeinden, deren Wurzeln eine Schweizer Erweckung im 19. Jahrhundert ist. Sie haben allerdings konkretere Vorstellungen vom Wesen der Gemeinde. c. Das Festhalten an angegriffenen Lehren, Traditionen und Frömmigkeitsformen der eigenen Konfession. - Hier sind vor allem die Altlutheraner und die dieser Bewegung verwandten Gruppen zu nennen. In der Zeit des Rationalismus wurde die lutherische Lehre teilweise ausgehöhlt, was zur Abspaltung bekennender Lutheraner führte. Als dann vor allem in Preußen 1817 eine Kirchenunion mit den Reformierten vom Staat erzwungen wurde, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Erste selbständige Gemeinden bildeten sich ab 1830. Nach harten Auseinandersetzungen, in denen viele altlutherische Theologen mit Gefängnis bestraft wurden, durften sich ab 1841 die Altlutheraner mit einem eigenen Kirchenwesen etablieren. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu ähnlichen Gemeindebildungen in Baden, Hessen, Hannover und Sachsen264. Sich bedrängt fühlende Lutheraner wanderten aus und bildeten orthodox lutherische Kirchen in den USA und Australien. Durch lutherische Missionsgesellschaften entstanden ähnliche Kirchen in Südwestafrika. In Deutschland gehören diese Gemeinden meist zur 1972 gegründeten „Selbständigen Evangelisch Lutherischen Kirche“ oder zur Lutherischen Freikirche von Sachsen265. In den USA ist die Missouri-Synode, eine von deutschen Auswanderern gegründete Lutherische Kirche, die größte Lutherische Kirche. Im April 2001 schloß sich die Lutherische Kirche Weisrusslands dieser Bewegung an. - Neben 266den altlutherischen Gruppen gibt es zahlenmäßig weniger bedeutende altreformierte Gruppen. Sie entstanden ebenfalls im 19. Jahrhundert als Reaktion auf den Liberalismus in der damaligen reformierten Theologie. In Holland sind die Altreformierten stärker und in mehreren Kirchen organisiert. d. Protestantische Sekten und Bewegungen - Fehlentwicklungen Neben Kirchen und Gemeinschaften sind auch Sekten und religiös verirrte Bewegungen in der nachreformatorischen Zeit entstanden. Ihre Zahl ist heute unübersehbar. Die Wirrheit der Gedanken und die Vielzahl der falschen Propheten, mystischen Offenbarungen und angeblichen Erkenntnisse ist Legion. Manche Gruppen, wie etwa die Mormonen267 oder Zeugen Jehovas268, sind so weit vom Evangelium und der biblischen Offenbarung entfernt, daß man sich fragen muß, ob diese Gruppierung auch nur im entferntesten etwas mit Christentum zu tun hat. Andere sind, wie die Neuapostolischen, derart dem geistlichen Hochmut und spiritistischen Kräften verfallen, daß man zu dem Eindruck kommen muß, daß hier kaum noch Hoffnung auf Erkenntnis der Wahrheit besteht. Dabei ist aber auch feststellbar, daß Gott gnädig ist und sogar in diesen Kreisen hin und wieder Menschen zum Glauben finden läßt. Je mehr Gottes Wort in diesen Gruppen Einfluß bekommt, kann Gottes Geist auch hier wirken. - Scheinbar hoffnungsvolle Entwicklungen Hin und wieder gibt es in solchen Gruppen Entwicklungen, wo sich Bewegungen von falscher Lehre trennen und dem Evangelium öffnen, ähnlich wie bei den Altkatholiken. Derartige Tendenzen meinen manche bei der Katholisch-Apostolischen Gemeinschaft269, bei den Quäkern270, und Teilen der Pfingstbewegung271 zu beobachten. Selbst bestimmte Abspaltungen der Neuapostolischenwww oder Zeugen Jehovas272 öffnen sich manches Mal dem Evangelium. Ob es zu wirklich geistlichen Entwicklungen aus den durch Irrlehren entstanden Gruppen kommt, kann nicht klar übersehen werden. Wo Gottes Wort gesagt wird, kann es aber immer zu positiven Entwicklungen kommen. Denn das Wort hat in sich eine Kraft, die Herzen verändert und selbst Felsen zerschlagen kann (Jer 23,29; Hes 36, 26). * Die Pfingstbewegung773 Die um die Jahrhundertwende entstandene Pfingstbewegung fuhrt ein besonderes Dasein. 1906 kam es in einer von Schwarzen besuchten Baptistengemeinde in Los Angeles zu einer Art Erweckung, bei der von Zungenreden und ekstatischen Begleiterscheinungen geredet wurde. Nach Deutschland kam sie über Norwegen und drang vorwiegend in die Gemeinschaftsbewegung ein. In der am 15.9.1909 verfaßten „Berliner Erklärung“ wird festgestellt, daß sich in dieser Bewegung Einflüsse von „unten“ manifestieren274. Erscheinungen in der Pfingstbewegung erinnerten an spiritistische Gruppen und die schwärmerischen Irvingianer. Gleichzeitig erkannte man aber auch Heiligungsleben und geistliche Frucht bei den Pfingstlem an275. Dieser Einschätzung wird man sich bis heute anschließen können. Mit Sicherheit gibt es in ihren Gemeinden echtes Glaubensleben. Gottes Wort wird verkündigt und Menschen finden zu Jesus. Auf der anderen Seite beobachten wir extreme schwärmerische Anwandlungen. Sie fuhren zu Zerreißprozessen in Gemeinden. Um I960276 drangen pfingstlerische Gedanken in verschiedene protestantische amerikanische Kirchen ein. 1967 geschah dies erstmalig in katholischen Kreisen der USA277. Im Gegensatz zur Pfingstbewegung versucht die Charismatische Bewegung keine neuen Kirchen zu gründen, sondern vorhandene Kirchen mit ihren Gedanken zu durchdringen. 1967 tauchte sie erstmals durch Pfarrer Arnold Bittlinger78 in Deutschland auf. Die Pfingst- und die ihr verwandte Charismatische Bewegung gibt an, heute über 300 Millionen Anhänger zu haben. Sie scheint die am schnellsten wachsende christliche Richtung weltweit zu sein. Anfang der 90er Jahre brachen in der Pfingstbewegung erneut extremste Schwärmereien auf. Menschen wieherten, krähten und lachten stundenlang279. Dies wurde als Geisteswirkung dargestellt. Trotz allem finden auch in diesen Gemeinden Menschen zu Jesus. Apostelamt Jesu Christi hat Gaststatus beim ACK (Obst II1/4, S.49ff). 1961/62 traten erstmalig mit einer chilenischen Pfingstkirche Anhänger dieser Richtung dem Ökumenischen Rat der Kirchen befxx.Die Charismatische Bewegung pflegte von Anfang an enge interkirchliche Kontakte. Der Vatikan ist ihr gegenüber sehr aufgeschlossen, und die Charismatische Bewegung ist offen für die Katholische Kirche. Die Pfingstler sind keine Gruppe, die mit Zeugen Jehovas, Mormonen oder Neuapostolen in einem Zusammenhang genannt werden kann. Aber ihre oft gefühlsbedingte Schwärmerei macht sie sehr anfällig für andere Geister. Alles in allem gibt die heutige Christenheit ein sehr buntes Bild der Gemeinde wieder. Es ist ein Bild der Zerrissenheit. Gleichzeitig aber kann nicht übersehen werden, daß Gott die Vielfältigkeit der Gemeinde nutzt, um sein Werk voran zu bringen. Das Erscheinungsbild der Gemeinde sollte uns demütigen, aber auch dankbar sein lassen, daß der Herr seine Gemeinde nie aufgegeben hat. Jesus erklärte seinen Jüngern, wie mit diesen Entwicklungen umzugehen ist: „Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich (das Herrschaftsgebiet des Himmels, die Gemeinde) gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du denn, daß wir hingehen und es ausjäten? Er sprach: Nein! Damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune“ (Mt 13,24-30). xxx xxx Mit dem liberalen Pfingstler Walter Hollenweger übernahm ein Pfingstler erstmals in der Organisation der Weltmissionskonferenz 1973 in Bangkok eine Leitungsfunktion im ÖRK 5. Was verstehen wir unter Ökumene? Obwohl Jesus im Gleichnis davon sprach, daß die Arbeiter des Reiches Gottes das (geistliche) Unkraut gemeinsam mit dem Weizen (der geistlichen Frucht) aufwachsen lassen sollten, ließen die geschichtlich entstandenen Spaltungen viele Christen nicht zur Ruhe kommen. Könnte und müßte man dem nicht doch entgegensteuem? Sollten die Gemeinden und Christen nicht wenigstens punktuell versuchen, daß Einigkeit wieder sichtbar wird? - Wachsamkeit, Sachkenntnis und Nüchternheit ist geboten Der Apostel Petrus schreibt: „Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (1. Petr 5,8). Gerade in Fragen, die mit dem Glauben oder der Gemeinde zu tun haben, dürfen Nüchternheit und Aufmerksamkeit nie außer Acht gelassen werden. Wo Sachkenntnis und Nüchternheit fehlen, kommt es schnell zu falschen Schlußfolgerungen. Die Gefahr fehlender Wachsamkeit kann uns eine amüsante Begebenheit aus dem Leben des dänischen Religionsphilosophen Sören Kierkegaard (1813— 1855)280 illustrieren. Er berichtet von einem peinlichen Erlebnis: Während eines Spaziergangs fiel ihm in der Auslage eines Geschäftes ein Schild mit der Inschrift „Hier wird gebügelt“ auf. Die Entdeckung freute ihn, denn eine Bügelanstalt hatte der Junggeselle schon lange gesucht. Am nächsten Tag stand er mit etlichen Kleidungsstücken im Gepäck in diesem Laden. Zu seinem Erstaunen mußte er aber eine ernüchternde Erfahrung machen: In diesem Geschäft dachte niemand daran, sich um seine Wäsche zu kümmern. Vielmehr klärte ihn ein Mitarbeiter darüber auf, daß man hier nicht bügelt, sondern daß hier Schilder hergestellt werden, u.a. für Bügelanstalten. Ein solches Schild hatte Kierkegaard in die Irre geführt. So kurios dieses Erlebnis ist, gibt es doch eine wichtige Lehre weiter: Auch ein noch so überzeugender äußerer Anschein kann in die Irre führen. Man sollte sich immer genau informieren, mit wem oder was man es zu tun hat. Dies besonders bei solch wichtigen Dingen. Eine für die Christen unsere Zeit äußerst wichtige Bewegung ist die Ökumene. Selbst wenn man den Eindruck hat zu wissen, um was es geht, wie Kierkegaard mit seiner Bügelanstalt, bewahrt eine genaue Beschäftigung mit der Sache vor eventuell gefährlichen Irrtümem. Viele meinen zu wissen, was die Ökumene ist, nämlich eine Einigungsbewegung, zu der man positiv oder kritisch steht. Aber auch für solche wäre es wichtig, sich mit den Erscheinungsformen, der Geschichte und den Hintergründen dieser weltweiten kirchlichen Bewegung zu befassen. Nur das Kennen der Fakten kann uns ein realistisches Bild über die Ökumene geben. Nur wenn wir wissen, mit wem oder was wir es zu tun haben, können wir eine biblisch klare und menschlich korrekte Haltung zu dieser Bewegung in ihren vielfältigen Erscheinungsformen beziehen. Nur dann können wir mit den von ihrer Vision off sehr begeisterten Ökumeneanhängem recht umgehen. - Unser Zeitgeist strebt nach Globalisierung In einer Zeit, da in allen Bereichen des Lebens große Zusammenschlüsse fast nur positiv gewertet werden und in der Toleranz als besondere Tugend gilt, geht auch der Ökumenischen Bewegung ein hoher Vertrauensvorschuß voraus. Immerhin strebt die Welt in vielfältiger Hinsicht Zusammenschlüsse an und hofft dadurch, Konflikte, Spannungen und Probleme zu überwinden: Worte wie Intemationalisierung oder Globalisierung prägen die politische, wirtschaftliche und auch kirchliche Landschaft. Bei den Gewerkschaften, bei Banken und anderen Großunternehmen der Wirtschaft und selbst im kommunalen Bereich erleben wir Fusionen, die früher niemand erwartet hätte. Da schließen sich Großbanken zu riesigen Geldinstituten zusammen, und schon seit Jahren wird von einer Fusion der alten deutschen Unternehmen Krupp und Thyssen gesprochen. Im Normalfall fuhren derartige Zusammenschlüsse zum Hochschnellen der Aktienkurse der Unternehmen an der Börse. Da schließen sich die Autokonzeme Mercedes-Benz und Crysler zu einem riesengroßen multinationalen Unternehmen zusammen. Es gab einen scharfen Wettbewerb, ob VW oder BMW die englische Traditionsfirma Rolls Royce übernehmen kann. In vielen Regionen Deutschlands sind bis zu 20 ehemals selbständige Orte zu Großgemeinden zusammengeschlossen worden. Die Verwaltung arbeitet mit weniger Personal effektiver als zuvor. Einheitsbewegungen kennzeichnen die gegenwärtige Zeit auch im multinationalen Bereich. Seit dem Ende des 1. Weltkrieges entstanden weltweite Staatengemeinschaften wie der Völkerbund und 1948 die Vereinten Nationen. Seit 1948 strebte Europa zu einer engen Gemeinschaft, die zwischenzeitlich schon eine eigene Regierung in Brüssel und ein Parlament in Straßburg hat. Heute ist jeder Staat der Welt bestrebt, zur UN=, den Vereinigten Nationen mit Sitz in New York zu gehören. Als letzter Staat der Erde - außer dem Vatikan - trat im Jahr 2002 die Schweiz der UNO bei. Zur Zeit erleben wir, wie die gerade erst unabhängig gewordenen Staaten Osteuropas in die NATO und EG hineindrängen. Wer nicht aufge- nommen wird, wie z.B. die Türkei, reagiert beleidigt. Am 2. Mai 1998 entschieden die Regierungen Westeuropas endgültig über eine Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) und den zukünftigen Präsidenten der Europäischen Bank. Eine Folge davon ist die Einführung des EURO, einer gemeinsamen Währung in 11 europäischen Staaten. Seit dem 1. Januar 1999 gilt er als europäisches Zahlungsmittel und hat im Jahr 2002 in den meisten Staaten Westeuropas die früheren Währungen abgelöst. Bis zum Jahre 2010 will man in Europa einschließlich der Mittelmeerländer eine 800 Millionen Menschen umfassende Freihandelszone geschaffen haben (EU und assoziierte Mitglieder). Im Blick auf weltweite Probleme, Klimakatastrophen, Verteilungskonflikte des Reichtums bis zu hin zu Menschenrechtsverletzungen und Bürgerkriegen drängt man auf eine Ausweitung der Kompetenzen der Vereinten Nationen. Sowohl im Golfkrieg als auch in Bosnien und im Kosovokonflikt wurde deutlich, daß weltpolitische Konflikte offenbar zunehmend durch das einheitliche Handeln der Weltgemeinschaft behoben werden. Man redet in Anlehnung an die Terminologie der New-Age-Bewegung von „einer Welt“. Diese Entwicklungen machen auch vor den Kirchen nicht halt. - Das Wort vom Skandal der Spaltung Seit über 100 Jahren stehen Vertreter verschiedener Kirchen unter dem Eindruck, daß die Spaltung der Christenheit in nebeneinander existierende und teilweise rivalisierende Gruppen ein großes Problem sei. Ökumeniker reden vom „Skandal der Trennung“. Viel Übel wird der Trennung der Kirchen nachgesagt. Mit Blick auf den schon Jahrzehnte andauernden Konflikt in Nordirland wird darauf verwiesen, daß endlich die Einheit der Christen kommen müßte. Das Christentum trage sonst weiter Schuld an Kriegen, Haß und Feindschaft. Zwischenzeitlich gibt es protestantische Theologen, die die Reformation am liebsten rückgängig machen würden. Bereits auf dem nationalen Evangelisch-Anglikanischen Kongreß in Nottingham 1977 erklärte David Watson: Die Reformation „sei eine der größten Tragödien, die der Kirche je widerfahren ist“281. - Die Katholische Kirche und ihr Bild von Einheit Obwohl die Katholische Kirche in früheren Zeiten durch Diplomatie und politische Mittel, durch Gewalt und Inquisition versucht hat, eine weltweite Kircheneinheit wieder herzustellen, hat sie sich im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Einigungsbemühungen sehr zurückgehalten. Deshalb hat sie lange Zeit jede Zusammenarbeit mit der modernen ökumenischen Entwicklung abgelehnt. Dies hängt mit ihrem Kirchenverständnis zusammen. Dieses Verständnis ist nach katholischer Lehre in unfehlbaren Konzilen dogmatisch festgeschrieben worden. Es kann nicht verändert werden, ohne daß die Römisch-Katholische Kirche aufhört, Römisch-Katholische Kirche zu sein (Kommentar in der Katholischen Zeitung „Deutsche Tagespost“, 22.10.1998). Sie geht davon aus, daß in ihr die Einheit der Kirche verwirklicht isfyy. Deshalb mündet für sie jede Einheitsbewegung der Christen in einer Rückkehr zur Mutter „Römisch-Katholische Kirche“. Die Katholische Kirche erhebt einen Alleinvertretungsanspruch im Blick auf die echte, von Jesus gewollte Einheit des Leibes Christi. Dies war vor dem 2. Vatikanischen Konzil so, das viele als Wende in der Katholischen Kirche betrachten. Dies ist auch nach diesem Reformkonzil so geblieben. Papst Johannes Paul II. redete ebenso wie der katholische Katechismus im Blick auf die Protestanten nicht von „Kirche“ oder „Kirchen“, sondern von „Gemeinschaften“. Mit verschiedenen Methoden versuchte Rom die Einheit herzustellen: durch Einladung zu Konzilen, wie zum Trienter Konzil (1545-1563) oder zum 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965j“2, oder durch Druck und Zwangsrückführungen wie in der Gegenreformation; heute durch Einbringen in die neuere ökumenische Bewegung, wie es seit dem 2. Vatikanischen Konzil zu erkennen ist. Da diese Lehre von der Kirche in nicht rücknehmbaren Dogmen festgelegt ist, kann Rom von seinem Grundverständnis von Kirche und Einheit nie abgehen: Rom ist die Kirche. Abspaltung von Rom ist Sünde. Im Katholischen Katechismus, der aktuellen, für jeden Katholiken verbindlichen weltweiten Lehr- und Glaubensgrundlage der Katholischen Kirche, heißt es über Kirchenspaltungen: Spaltungen: § 817b „In den späteren Jahrhunderten (nach den Aposteln) sind ausgedehnte Uneinigkeiten entstanden, und so trennten sich nicht yyy „Wenn Katholiken für die Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft mit anderen Christen beten, dann beten sie für jene Einheit, von der die Kirche glaubt, daß Christus sie gewollt hat und die in all ihren wesentlichen Eigenschaften in der katholischen Kirche zu finden ist (aus: 'faith Alive,, 3-37 über Ökumene 1988, zitiert nach de Semiyen S.23; vergl. epd 40/97). Z7J In seiner Antrittsentzyklika „Ad Petri cathedram“ erklärte Johannes XXIII den Sinn der Einladung: „Damit unsere Liebe und unser guter Wille gegenüber den vom apostolischen Stuhl getrennten Christen noch sichtbarer hervortritt und damit... leichter den Weg finden können, um jene Einheit zu erreichen“ / Kirchner IV/1 S. 34. unbedeutende Gemeinschaften von der vollen Gemeinschaft der Katholischen Kirche, bisweilen nicht ohne Schuld der Menschen auf beiden Seiten. Zu den Spaltungen, welche die Einheit des Leibes Christi verwunden (man unterscheidet dabei die Häresie, die Apostasie und das Schisma), kommt es nicht ohne die Sünde der Menschen. ,Wo Sünden sind, da ist Vielheit, da sind Spaltungen, da Sekten, da Streitgespräche. Wo aber Tugend ist, da ist Einmütigkeit, da ist Einheit, weshalb alle Gläubigen eines Herzens und einer Seele waren (Origenes, him in Ezech.9 ly Die Katholische Kirche erkennt an, daß es Menschen mit dem „Ehrennamen Christen“ (§ 818) gibt, die ohne eigene Schuld nicht der Katholischen Kirche angehören und in „irgend einer Form zum Volk Gottes“ gehören. Da sich Rom als die Kirche Christi schlechthin sieht, kann sie Einheit nur als Rückkehr der Getrennten nach Rom akzeptieren. Sie meint dabei durchaus, daß die Glieder der getrennten Kirchen der späteren Generationen keine persönliche Schuld an der Trennung mehr tragen (§ 818). Deshalb kann die Katholische Kirche ihnen, aus der römischen Sicht von Brüderlichkeit heraus, durchaus entgegenkommen und geht in Randfragen ihrer Lehre und Ordnung Kompromisse ein. So erlaubt sie den ihr unierten Kirchen des Ostens und Nordaffikas, auf das Zölibat der Priester zu verzichten. Trotzdem heißt Einheit der Christen für sie Rückkehr zur Katholischen Kirche. Der 1993 herausgegebene Katholische Katechismus sagt dazu: § 816 „Die einzige Kirche Christi zu weiden, hat unser Erlöser nach seiner Auferstehung dem Petrus übertragen, ihm und den übrigen Aposteln hat er ihre Ausbreitung und Leitung anvertraut. Diese Kirche, in dieser Welt als Gesellschaft verfaßt und geordnet, ist verwirklicht in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger des Petrus (Papst; R.W.) und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird.“ Nach katholischer Sicht von Kirche Jesu Christi verwirklicht sich die Einheit der Christen in der organisatorischen Wiedervereinigung mit 1. abgespaltenen Kirchen, die prinzipiell die katholische Lehre vertreten. Dies sind die orthodoxen Ostkirchen, die Schismatiker (Schisma zu deutsch: Spaltung). 2. Gleichzeitig strebt sie auch Einheit mit den Protestanten an, die sie großenteils nicht als Kirchen im Vollsinn anerkennt (Häretiker und Apostaten). Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen wurde Rom nie. Denn damit hätte es anerkannt, daß es gleichberechtigte Kirchen gäbe. Trotzdem entsendet der Vatikan seit dem 2. Vatikanischen Konzil Beobachter, die Roms Meinung im ÖRK vertreten und die Beschlüsse des Weltkirchen- rates beeinflussen. Sie haben bei den Versammlungen des ÖRK volles Stimmrecht. Auf örtlicher und begrenzter Ebene bringen sich die Katholischen Kirchen auch in ökumenische Organisationen ein. Die Katholische Kirche ist Mitglied der Nationalen Christenräte, der selbständigen regionalen Organisationen des Weltkirchenrates, in Deutschland der ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen)282. Auch über die Charismatische Bewegung und über kryptokatholische Gruppen (z.B. bestimmte Bruderschaften, etwa mit „Bischöfen in apostolischer Sukzession“) in den Evangelischen Kirchen übt Rom Einfluß aus3“33. Dabei verwirklicht die Römisch-Katholische Kirche die Beschlüsse des 2.Vatikanischen Konzils. Ihr Verständnis des ökumenischen Prozesses erklärte sie beim Konzil im Dekret über den Ökumenismus: „Nur durch die katholische Kirche Jesu Christi, die die allgemeine Hilfe zum Heil ist, kann man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen ... Petrus (gemeint ist der Papst; R.W.) ... hat der Herr, so glauben wir, alle Güter des Neuen Bundes anvertraut, um den einen Leib Christi auf Erden zu bilden, dem alle völlig einverleibt werden müssen, die schon auf irgend eine Weise zum Volk Gottes gehören.“283 Viele Protestanten sind im Blick auf das Ziel der katholischen Ökumene Illusionen verfallen. Sie lassen sich durch Gesten und Zeichen täuschen. Protestantische Kirchenführer fühlen sich geehrt, vom Papst gehört und empfangen zu werden. Typisch dafür ist das Auftreten von Papst Paul VI. vor dem Weltkirchenrat in Genf 1969. Er begann seine Rede mit dem zwar freundlich dargebrachten, aber eindeutigen Gruß: „Ich bin Petrus“. Kein Vertreter der Kirchen der Reformation widersprach ihm. -Aktuelle Versuche auf dem Weg zu einer christlichen Einheit Die aufsehenerregendste Bemühung der letzten Zeit, die Einheit der Kirche aufzuzeigen, war die Unterzeichnung der sogenannten „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ durch Vertreter der Katholischen Kirche und des Lutherischen Weltbundes.284 Hinter derartigen Erklärungen steht der richtige Gedanke, daß Einheit der Kirchen letztlich nur über Einigung in der Lehre möglich ist. Da mit Luthers Reformation die abendländische Kirchenspaltung begann und die lutherische Konfession 3333 Kryptokatholische („verborgen katholische“) Gruppen sind Gruppen protestantischer Hochkirchler mit Betonung der Sukzession und der Messe. In Deutschland sind es z.B. die Johannes- und die Michaelsbruderschaft. Auch die „Bekenntnisbruderschaft St. Peter und Paul“ unter Leitung von Prof. Peter Paul Johannes Beyerhaus, dessen heimliche Bischofsweihe unter großem Aufsehen 1998 in die Öffentlichkeit drang, zeigt derartige Tendenzen. die erste protestantische Kirche war, kam einer Einigung mit ihr in Fragen der wichtigsten reformatorischen Lehre größte Bedeutung zu. Luthers Erkenntnis, daß der Mensch ohne eigene Leistung aus Gnade durch den Glauben selig wird, hatte bis dahin den heftigen Widerstand der katholischen Theologie hervorgerufen, ln über 15jährigen Verhandlungen zwischen Lutheranern und Katholiken wurde ein Dokument verfaßt, das behauptet, daß die im 16. Jahrhundert bestehenden Unterschiede im Blick auf die Rechtfertigung des Menschen vor Gott im heutigen kirchlichen Verständnis nicht mehr existieren285. Somit hätten die gegenseitigen Lehrverurteilungen zwischen Katholiken und Protestanten für die heutigen Kirchen ihre Bedeutung verloren. Schon 1998 beabsichtigte der Lutherische Weltbund, für seine 112 Mitgliedskirchen die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ zu unterzeichnen286. Nachdem die Synoden aller einzelnen Mitgliedskirchen des weltweiten lutherischen Dachverbandes, teilweise gegen harten Widerstand aus den eigenen Reihen, der Gemeinsamen Erklärung zugestimmt hatten, zog der Vatikan seine zuvor signalisierte Unterschriftsbereitschaft zurück287. Er stellte u.a. die Zuständigkeit der lutherischen Synoden und das Kirchesein vieler lutherischer Kirchen in Frage. Trotz dieser Brüskierung der Lutheraner verhandelte man weiter, und es entstanden im folgenden Jahr zwei ergänzende Zusatzpapiere. Im Mai 1999 gaben der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Ishmael Noko, und der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Edward Kardinal Cassidy, auf einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt, daß das nun erweiterte Papier unterzeichnet wird. Zum 482. Jubiläum der Reformation am 31. Oktober 1999 wurde das Dokument von Cassidy288 und dem Präsidenten des Weltbundes der Lutheraner, Bischof Christian Krause, in Augsburg unterschrieben. Nicht einmal ein Jahr nach der Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung“, am 4. September 2000, veröffentlichte Rom sein Grundsatzpapier „Dominus Iesus“, in dem es erklärte, daß die Katholische Kirche die einzig wahre Kirche Christi sei289. Dieses Dokument zeigte, wie wenig Rom andere Chrsten und Kirchen achtet, auch wenn gelegentlich gemeinsame Dokumente verfaßt und unterzeichnet werden. War die Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung“ zwischen der Römisch-Katholischen und den Lutherischen Kirchen sicher ein kirchengeschichtlich wichtiges Ereignis, so ist es doch nur ein Meilenstein im ökumenischen Prozeß. In den letzten Jahrzehnten ist festzustellen, daß sich immer weitere Kreise dem ökumenischen Gedanken anschließen. Selbst frühere Gegner der Ökumene relativieren ihre damaligen Aussagen. Bis in den Bereich der Evangelikalen hinein wird deutliche Hochachtung für den Papst oder auch für bestimmte Rituale und Traditionen der Orthodoxen Kirche gezeigt. Was ist von der Ökumene, ihren Aktivisten und ihren Aktivitäten im Lichte der Bibel zu halten? Wenn wir derartige Fragen stellen, müssen wir uns darüber im Klaren sein, daß schon dies von einigen Ökumenikem als Angriff verstanden wird. Steht doch die Ökumenische Bewegung bei vielen ihrer Anhänger in solch hohem Ansehen, daß schon geringste Zweifel an ihrer Lauterkeit und Legitimiertheit als blasphemisch (gotteslästerlich) angesehen werden! Anderseits gibt es besonders im evangelikalen Bereich Personen und Gruppen, die ihr ökumenisches Engagement gern etwas im Verborgenen halten möchten. Sie befürchten Irritationen unter ihren Anhängern. Gleichzeitig aber sind auch sie tief in das sogenannte ökumenische Geschehen verstrickt. Schon wirken römisch-katholische Bischöfe bei evangelikalen Großveranstaltungen mitbbbb. Selbst der wohl bedeutendste Evangelist des 20. Jahrhunderts, Dr. Billy Graham, besuchte vor seiner deutschlandweiten Evangelisation Pro Christ 93 den Papstcccc. Dieser erteilte ihm für die Evangelisation seinen päpstlichen Segen290. Billy Graham macht aus seiner Hochachtung für das Oberhaupt der Katholischen Kirche keinen Hehl und erklärte, daß Johannes Paul II. der größte „Evangelist des Jahrhunderts“291 sei. Der um die Gemeinde Jesu hochverdiente frühere Dekan der Freien Hochschule für Mission in Komtal und lange Zeit wichtigste bibeltreue Theologe Deutschlands, Prof. Peter Beyerhaus, wurde 1980 vom Papst in Privataudienz empfangen292. 1998 gab er zu, daß er sich nach der bbbb In Deutschland immer wieder Weihbischof Franziskus Eisenbach aus Mainz, der Stellvertreter des Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz Kardinal Lehmann. cccc Graham erklärte dem amerikanischen Fernsehen gegenüber, wie er zur Katholischen Kirche stehe: „Oh, ich denke ich habe mit allen eine wunderbare Gemeinschaff. Mit dem Vatikan kenne ich mich gut aus. Ich habe den Papst mehrmals besucht. Ich war auch bei ihm in der Nacht, als er zum Papst gemacht wurde. Ich habe in seiner Kathedrale in Krakau gepredigt. Ich war sein Gast. Und als er hier in Columbien, South Carolina war, lud er mich ein, um mit ihm vor aller Öffentlichkeit zu sprechen. Ich mag ihn sehr. Er und ich stimmen in fast allem überein“. In der Fernsehsendung „Hour of Power“ von Robert Schüller erklärte Graham: „Die Römisch-Katholische Kirche öffnet uns die Arme und heißt uns willkommen, und wir haben von der Römisch-Katholischen Kirche alle Unterstützung, egal wohin wir gehen“ (Topic 2/98). 194 Tradition der apostolischen Sukzession, der in den katholischen Kirchen üblich ist, zum Bischof hat weihen hat lassen293. Selbst Baptisten, die im Gebiet der früheren Sowjetunion meist recht konservativ sind, gehen den ökumenischen Weg mit. So gab deren georgischer Baptistenbischof Malkhaz Songulashvili im November 2000 vor laufenden Kameras Papst Johannes Paul II bei dessen Staatsbesuch in Tifles den Bruderkuß.294 In Deutschland ist für 2003 wieder ein ökumenisches „Jahr mit der Bibel“ geplant, das von der ganzen Breite des Protestantismus, von liberalen Kirchenvertretem über Pietisten bis zu Freikirchlem und der Römisch-Katholischen Kirche in Deutschland mitgetragen wird. - Kritische Fragen seltener Konsequente Gegner der Ökumenischen Bewegung, denen noch eine Möglichkeit gelassen wird, ihre Vorbehalte gegen diese Entwicklung öffentlich zu machen, werden immer seltener. Sie werden aus ihren Ämtern gedrängt und durch der Ökumene offener gegenüberstehende Personen ersetzt. Man stempelt Ökumenekritiker zu ewig gestrigen Fanatikern ab, die kaum eine seriöse Plattform bekommen, ihre Argumente vorzu tragen. Diese Entwicklung war schon länger absehbar. Dr. Gertrud Wasserzug, die langjährige Leiterin der bekannten Bibelschule Beatenberg in der Schweiz, schrieb schon 1962: „Wir wissen, daß wir uns damit (mit der kritischen Zurückhaltung; R.W.) außerhalb der größten kirchlichen Bewegung unserer Zeit stellen. Wir wissen, daß wir damit den Weg wählen, außerhalb des Lagers zu gehen, um Seine (Jesu) Schmach zu tragen. Es wird die große Zeit der Verfolgung der wahren Gemeinde Jesu einsetzen durch die Kirche des Abfalls. Wir werden als die Ketzer der neuen Zeit der Kirchengeschichte gebrandmarkt und verfolgt. Wir sehen deutlich, daß die Entwicklung dieser größten kirchlichen Bewegung unserer Zeit hinführen muß zu dem, was der Prophet des Neuen Testamentes in der Offenbarung sieht, nämlich eine Kirche des Abfalls, eine Weltmachtskirche“295. 5.1 Was bedeutet das Wort Ökumene? Das Wort Ökumene ist vom griechischen Wort „oikos“ abgeleitet. Es ist verwandt mit dem Wort „Haus“ Ursprünglich bedeutete es nur soviel wie „die von Menschen bewohnte Erde“296. Noch im fünften vorchristlichen Jahrhundert verwendete man das Wort nur für den von Griechen bewohnten Teil der Erde. Später weitete man es auch auf die anderen Länder des zwischenzeitlich aufgestiegenen römischen Imperiums aus. Im Römischen Reich bezeichnete sich der Kaiser als „der gute Gott der Ökumene und ihr Heiland und Wohltäter“297. Ökumene war also mit dem Römischen Reich identisch. Der Schüler des Apostels Johannes, Polykarp, soll in der Fürbitte für alle im römischen Reich befindlichen Gemeinden das Wort „Ökumene“ benutzt haben. Als die Kirche nach der sogenannten Konstantinischen Wende geduldete und später bevorzugte Religion im Römischen Reich wurde, nahm sie bald Züge einer Volkskirche an. Da ohne Zugehörigkeit zum Christentum kaum noch eine Chance zum gesellschaftlichen Aufstieg bestand, gehörte schon bald nach 313 die überwiegende Mehrheit der römischen Bürger zur Kirche. In dieser Zeit wurde das Herrschaftsgebiet der Römer, die „Ökumene“, mit dem vom Christentum beeinflußten Gebiet immer identischer. Die damaligen großen Kirchenversammlungen nennt man bis heute „ökumenische Konzile“298. Kaiser Konstantin (306-327), der das Christentum zur Staatsreligion machte, schrieb über seine Beweggründe: „In erster Linie ist es meine Absicht gewesen, alle Völker in ihrer Haltung gegenüber dem Göttlichen zu einigen, sodaß sie wirklich eins sein können, zweitens den Leib der ganzen Ökumene (des römischen Reiches) zu heilen, der sozusagen an einer schweren Krankheit litt“299. Die Ökumene war untrennbar mit dem römischen Staat verbunden. Die ökumenischen Konzile der alten Kirche wurden dann auch meist vom Kaiser einberufen, und sein Wort besaß dort stärkste Autorität. Christen, die sich dieser Ökumene nicht unterordneten, erlebten bald die Verfolgung durch die ökumenische Kirche und den ökumenischen Staat. Sichtbar wurde dies auch bei den großen theologischen Streitfragen der damaligen Kirche. Im Streit um die Lehre der Dreieinigkeit gab es zwei Parteien, die Arianer und die Athanasianer. Je nach dem, welcher Richtung der Kaiser zuneigte, war die offizielle kirchliche Lehre festgelegt. So mußten sowohl Arius als auch Athanasius, die Köpfe der theologischen Richtungen, je nach theologischem Verständnis des amtierenden Kaisers für ihre Erkenntnis in die Verbannung. Im griechisch geschriebenen Neuen Testament kommt das Wort Ökumene etwa 15 mal vor. Einige Beispiele: Mt 24,14: „ Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt (Ökumene) zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.“ Lk 2,1: „Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt (Ökumene) geschätzt würde.“ Lk 4,5-7: „Und der Teufel führte ihn hoch hinauf und zeigte ihm alle Reiche der Welt (Ökumene) in einem Augenblick und sprach zu ihm: Alle diese Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben, und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du mich nun anbetest, so soll sie ganz dein sein.“ Lk 21,26: „Und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde (Ökumene); denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.“ Röm 10,18: „Ich frage aber: Haben sie es nicht gehört? Doch, es ist ja »in alle Lande ausgegangen ihr Schall und ihr Wort bis an die Enden der Welt (Ökumene)«(Psalm 19,5).“ Offb 3,10: „Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis (Ökumene), zu versuchen, die auf Erden wohnen.“ Offb 16,14: „Es sind Geister von Teufeln, die tun Zeichen und gehen aus zu den Königen der ganzen Welt (Ökumene), sie zu versammeln zum Kampf am großen Tag Gottes, des Allmächtigen.“ Zwar wird dem Wort Ökumene keine besondere theologische Bedeutung beigelegt. Allerdings ist festzustellen, daß es meist in Zusammenhang mit negativen Aussagen gebraucht wird. Man kann sagen, daß das Wort ursprünglich kein typisch christlicher Begriff war. Weder die Apostel noch die Urgemeinde betrachteten das Wort „Ökumene“ als ein Wort mit irgendeiner geistlichen Aussage. Der Gebrauch des Wortes Ökumene hatte seinen Ursprung im Raum der Hochkultur des Hellenismus, des griechischen Denkens. Hier nutzte man ihn für die Kennzeichnung des von zivilisierten Menschen, von Griechen bewohnten Siedlungsraums. Später dehnten es die Römer auf ihr ganzes Imperium aus. Die Kirche, die seit dem 4. Jahrhundert auch politischer Faktor und Machtorgan wurde, übernahm schon früh das Wort. Es setzte sich aber erst mit dem Aufkommen der Staatskirche durch, ln neuer Zeit wurde es in diesem Sinne wieder aufgegriffen und verwendet. Die Christen und Kirchen, die dies vor allem anregten und trugen, sahen und sehen sich in Kontinuität zu der zur innerweltlichen Macht erstarkten Kirche nach der Konstantinischen Wende. Der erste Generalsekretär des „Ökumenischen Rates der Kirchen“ (ÖRK) Willem Adolf Visser’t Hooft (1900-1985) wies in einer Veröffentlichung 1967 auf fünf Bedeutungen des Wortes Ökumene hin300: 1. zur ganzen bewohnten Erde gehörig und sie vertretend; 2. zum römischen Reich gehörig und es vertretend; 3. zur Kirche als Ganzes gehörig und sie vertretend; 4. die Beziehungen zwischen mehreren Kirchen oder zwischen Christen verschiedener Konfessionen betreffend; 5. Ausdruck des Wissens um christliche Einheit und des Verlangens nach ihr. 5.2 Die heutige Nutzung des Begriffes Ökumene Auch heute wird das Wort Ökumene bzw. ökumenisch in unterschiedlicher Weise benutzt. Es wird einmal historisch im Blick auf frühere Nutzung verwendet. Vor allem aber tritt es aktuell im Blick auf kirchliche und religiöse Einheitsbewegungen unserer Tage auf. 5.2.1 Historisch wird das Wort Ökumene im Blick auf die altkirchlichen Glaubensbekenntnisse verwendet. So nennt man in der Theologie u.a. das sogenannte Apostolikum, das Apostolische Glaubensbekenntnis, oder auch das Nicänum, das Glaubensbekenntnis, das auf der Synode von Nicäa (325) formuliert wurde, ökumenische Symbole301. Die nach der Konstantinischen Wende durchgeführten großen Kirchenversammlungen des 4. und 5. Jahrhunderts nennt man ökumenische Konzile. In ihnen wurden Beschlüsse zu Lehrffagen, die heute noch von den meisten christlichen Kirchen anerkannt sind, beschlossen. Allerdings waren es auch diese Konzile, die den Weg zur Entstehung der Katholischen Kirche und Orthodoxen Kirche in ihrer heutigen Gestalt festschrieben. 5.2.2 Kirchenrechtlich wird das Wort vor allem in den Orthodoxen Kirchen verwendet. Der Begriff tritt hier u.a. in den Titeln von Würdenträgern und Veranstaltungen auf. So nennt sich das Ehrenoberhaupt der Orthodoxen Kirche, der Patriarch von Konstantinopel, ökumenischer Patriarch302. 5.2.3 Als Bezeichnung für die Einheitsbestrebung der christlichen Kirchen auf allen Ebenen. Der Zusammenschluß von gegenwärtig 339 protestantischen und orthodoxen Kirchen mit Sitz und Zentrum in Genf nennt sich „Ökumenischer Rat der Kirchen“ (ÖRK). Auch die Zusammenarbeit verschiedener christlicher Kirchen in den einzelnen Ländern wird als Ökumene bezeichnet. In Deutschland verwirklicht sie sich in der 1948 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK)303. Zu ihr gehört auch die Römisch-Katholische Kirche, die nicht zum Weltrat der Kirchen gehört. Das Zentrum des ACK ist die sogenannte Ökumenische Centrale in Frankfurt a.M. Es gibt den Deutschen Ökumenischen Studienausschuß (DÖSTAf'04. Die Zeitschrift des ACK heißt „Ökumenische Rundschau ‘305. Die katholische Kirche bezeichnet ihre Kontakte und Gespräche zu anderen Kirchen als ökumenisch. Auf örtlicher Ebene gibt es schon über 1000 ökumenische Arbeitskreise des ACK in Deutschland. Teilweise wird ökumenischer Religionsunter- rieht angeboten, und ökumenische Amtshandlungen (Trauungen. Beerdigungen usw.) werden durchgefuhrt. Mitte Januar bzw. in der Woche vor Pfingsten finden die ökumenischen Gebetswochen statt. Die früher volksmissionarisch ausgerichtete evangelische Bibelwoche ist zur ökumenischen Bibelwoche306 geworden usw. Inner- und außerkirchliche Gruppierungen, Bruderschaften und Kommunitäten bezeichnen sich als ökumenisch. So zum Beispiel die ökumenische Bruderschaft von Taize oder die Darmstädter Evangelische Marienschwestemschaft. Hin und wieder gibt es auch kuriose Blüten der Ökumenebegeisterung. So bot man in evangelischen und katholischen Kirchengemeinden Bad Bergzaberns, in der weinfröhlichen Pfalz, ökumenischen Wein zum Kauf an. Bezeichnend für all diese Organisationen und Bestrebungen ist die Zusammenarbeit verschiedener Kirchen unter bewußter Hintenanstellung und ohne Rücksicht auf die eigene Tradition und Lehre. 5.2.4 Die Zusammenarbeit der verschiedenen Kirchen, auch gleicher theologischer Herkunft, über Ländergrenzen hinweg, wird oft ökumenisch genannt. Oft wurde die bisherige Missionsarbeit, besonders der den Landeskirchen nahen Missionen, durch sogenannte ökumenische Beziehungen ersetzt. So wird die Unterstützung europäischer Kirchen und deren Verhältnis zu den durch ihre Mission entstandenen Tochterkirchen in Afrika, Asien und Übersee oft als ökumenisch bezeichnet. 5.2.5 Heute wird von der sogenannten Großen Ökumene gesprochen. Darunter versteht man Kontakte und Verbindungen zu Angehörigen anderen Religionen. Hier steht besonders der von den Kirchen geforderte Dialog der monotheistischen Religionen (an nur einen Gott glaubenden Religionen) im Mittelpunkt. Man redet vom Christlich-Jüdischen oder Christlich-Islamischen Dialog. Man unterscheidet heute schon teilweise307: 1. Christliche Ökumene = Kirchliche Einigungsbewegung 2. Große Ökumene308 Abrahamitische Ökumene = Einigungsbewegung mit sich auf Abraham berufenden Religionen Adamitische Ökumene = Einigung aller „Menschen guten Willens“ unabhängig von ihrer Religion (die anderen haben demzufolge keinen „guten Willen“, sondern gelten als „Friedensstörer“!) Anhänger der sogenannten „Großen Ökumene“ sehen nicht nur in der konfessionellen Trennung der Christenheit ein Übel. Sie meinen, daß die Spaltung der Menschheit in verschiedene Religionen das Übel schlechthin ist. Sie betrachten die Lehren der einzelnen Kirchen und Religionen als zweitrangig und arbeiten auf eine Vereinigung „aller Menschen guten Willens“ in einer „Großen Ökumene“ oder auch „Adamitischen Ökumene“ (Adam als Stammvater aller Menschen) zu. Der bekannte katholische Theologie Prof. Hans Küng aus Tübingen macht eines ihrer Ziele deutlich, indem er immer wieder erklärt: „Ohne Religionsfrieden keinen Weltfrieden".304 Die Konsequenzen dieser Haltung werden im katholischen, aber noch mehr im protestantischen Raum immer deutlicher. Beim von Papst Johannes Paul II. am 27.Oktober 1986 einberufenen Friedensgebet im italienischen Assisi beteten neben katholischen Würdenträgern auch Protestanten, wie etwa der Ratsvorsitzende und weitere Repräsentanten der EKD. Aber neben christliche Würdenträgern traten auch jüdische Rabbiner und moslemische Mullahs und Imame. Priester von Buddhisten und Hinduisten, Zauberer und Medizinmänner aus Afrika riefen zu ihren Götzen und Geistern.310 Im Januar 2002 wiederholte sich dieses Treffen (Idea 4/02). Obwohl Hans Küng wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Vatikan die kirchliche Lehrbefugnis entzogen ist, sind seine synkretistischen Thesen voll auf kirchlicher Linie. Diese „Große Ökumene“ kam in den Worten des Papstes vor den versammelten Würdenträger der Religionen zum Ausdruck, wenn er sagte: „Laßt uns darin eine Vorwegnahme dessen sehen, was Gott von der geschichtlichen Entwicklung der Menschheit gern verwirklicht sehen möchte: Eine brüderliche Wanderung, auf der wir uns gegenseitig begleiten zum jenseitigen Ziel, das er uns gesetzt hat“311. Typisch für den Einzug der Großen Ökumene in das kirchliche Denken und Handeln ist eine Aussage der Kirchenleitung der Protestantischen Landeskirche der Pfalz im Frühjahr 1999. In einem Gespräch mit der Leitung des pietistischen Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Pfalz e.V. in Speyer stellte sich der zuständige Oberkirchenrat, namens der Kirche, hinter die These ihres Islambeauftragten Pfarrer Gerhard Eckstein, der im Blick auf den Islam erklärte: „Aus Achtung und Anerkennung sind an erster Stelle die guten und positiven Äußerungen der Anderen aufzunehmen. Ohne die Unterschiede zu leugnen oder zu verwischen, ist das gemeinsame und das uns gemeinsam Mögliche zu suchen. Das Gemeinsame ist ohne Zweifel der Glaube an den einen Gott und Schöpfer der Welt“312. Die am 5, Juni 1999 gewählte neue Bischöfin der mitgliederstärksten deutschen Landeskirche, der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, Frau Margot Käßmann313, war 1993 Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentages. Der Kirchentag gilt als Seismograph des kirchlichen Meinungsspektrums in Deutschland. Viele hier angestoßenen Ideen, Visionen und in Erscheinung getretene Bewegungen wirkten sich nachhaltig auf das kirchliche Leben und die kirchliche Landschaft in Deutschland aus. Bei dem von Bischöfin Käßmann verantwortlich mitgetragenen Kirchentag 1993 trat der Priesterkönig von Tibet, der 1935 geborene und 1940 zum Gott erhobene Dalai Lama, auf414. Er wird von den Kirchenvertretem mit „Eure Heiligkeit“ begrüßt, füllt die größten Hallen mit begeisternden Kirchentagsbesuchem und bekommt von diesen rauschenden Beifall. Mag man den Kirchentagsverantwortlichen noch eine gewisse Unkenntnis zugute halten, viele von Ihnen sind Vertreter aus Politik und Gesellschaft, so verwundert es doch, daß die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen auch keine Abgrenzung zum Heidentum mehr zu kennen scheint. Sie ehrte den „Gott-König“ von Tibet am 16. Juni 1988 mit ihren renommierten „Dr. Leopold Lukas Preis“315. Damals protestierten von Seiten der Theologischen Fakultät nur die Professoren Beyerhaus und Michel mit einem gleichzeitig mit der Ehrung abgehaltenen „Buß- und Bekenntnisgottesdienst“. Die Große Ökumene wirkt nichtchristlichen Personen, Gedanken und Tendenzen gegenüber ungeheuer tolerant. Mit der Energie aber, wie sie sich nichtchristlichen Elementen öffnet, tritt sie christlich-konservativen Bewegungen intolerant entgegen. So wurden beim Stuttgarter Kirchentag 1999 die scharfen Proteste gegen die Verwendung nicht-christlicher Symbole, Texte und Riten beim Abendmahl (Feierabendmahl) ignoriert. Nicht einmal der Einspruch des Bischofs der gastgebenden Lutherischen Kirche von Württemberg zeigte irgendeine Wirkung316. Auch auf die von den deutschen Landeskirchen getragenen Missionsgesellschaften hat die Erweiterung des Ökumenebegriffes tiefgreifende Auswirkungen. Ihre Aktivitäten erschöpfen sich fast ganz in Entwicklungshilfearbeit oder in modernistischer Beeinflussung der Theologie und des Theologennachwuchses in der 3. Welt. Die sogenannte Abrahamitische Ökumene scheint sich im Spektrum der kirchlichen Theologie voll eingenistet zu haben. Seit den 70er Jahren gab es in fast allen Evangelischen Landeskirchen Beschlüsse, die darauf hinauslaufen, der heutigen jüdischen Religion einen eigenen Heilsweg zuzuerkennen. Gegen das Zeugnis des Alten und des Neuen Testamentes wird den Juden aufgrund der Erwählung Israels pauschal das Heil zugesprochen. Als Konsequenz verbietet sich Missionsarbeit unter den Juden. Dabei317 wird die Frage nach dem persönlichen Heil des Einzelnen ausgeklammert. Die Nichtevangelisierung der Juden wird in Ableitung des Proselytendekrets gegenüber Gliedern anderer ÖRK-Kirchen auf die Juden übertragen. Nachdem diese Haltung sich ursprünglich mehr in Synodenbeschlüssen manifestiert hatte, zeigte sie auf dem Evangelischen Kirchentag vom 16-20. Juni 1999 in Stuttgart Konsequenzen. Bei einer grundsätzlich angelegten Diskussionsrunde um die Frage der Judenmission wurde das hier führende Werk in Deutschland, der pietistisch geprägte „Evangeliumsdienst für Israel“ bewußt draußen vorgehalten. Der EDI betreut karitativ und geistlich die zumeist atheistisch geprägten und der jüdischen Religion entfremdeten deutschen Zuwanderer aus Rußland, die jüdischer Abstammung sind. Aber selbst diese Arbeit unter diesen glaubenslosen Juden, die sich durch den EDI oft ihrer jüdischen Wurzel wieder bewußt werden, sehen die Ökumeniker als unbrüderliches Verhalten gegen das Judentum gegenüber an. Sie sagen damit, daß es geistlicher sei, einen glaubenslosen Juden im Atheismus zu lassen als ihm das Evangelium zu sagen118. Etwa zur gleichen Zeit machte ein Vorgang in Gießen von sich reden. Aufgrund des Kosovo-Konfliktes nahm Deutschland mehr als 10 000 Flüchtlinge auf. In der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge wurde der Freien Evangelischen Gemeinde Gießen untersagt, zu ihren Gottesdiensten unter den Kosovo-Flüchtlingen einzuladen. Im Zusammenhang mit diesem Missionsverbot wendete sich der Hessen-Nassauische Kirchenpräsident Peter Steinacker bei seinem Besuch bei den Kosovoflüchtlingen in Gießen dagegen, daß man „die Not der Flüchtlinge, die bei uns Schutz suchen, zum Missionieren ausnutze.“ Der Unternehmer Ulrich Weyel, der Vorsitzende der Evangelischen Allianz in Gießen und Leiter der Ausländerarbeit der Freien Evangelischen Gemeinde, erklärte: „Der Kirchenpräsident ist uns mit seinen Äußerungen in den Rücken gefallen. Eine blühende geistliche Arbeit unter Ausländem wird dadurch behindert und möglicherweise sogar verhindert.“ Selbst die Unterstützung der Ausländerarbeit der Freien Evangelischen Gemeinde Gießen durch den kosovarischen Journalisten Sedat Shabani, der die Freie Evangelische Gemeinde Gießen und ihre vornehmlich karitativen Aktivitäten kennt, machten den Schaden, den der Kirchenpäsident angerichtet hatte, nicht rückgängig319. Das Proselytendekret wird jetzt im Blick auf die Abrahamitische Ökumene angewandt. Die immer stärker werdende Kritik an christlicher Mission, die erstmalig bei der Weltmissionskonferenz 1973 in Bangkok zur Doktrin des ÖRK wurde, und spätere Handlungen und Aussagen vieler Ökumeniker, die Mission mit geistlicher Kolonialisierung gleichsetzen320, lassen befürchten, daß das Proselytendekret früher oder später auf jede Missionsarbeit angewendet werden wird. Schon jetzt sind die Leitungspositionen der kirchlich angebundenen Missionen mit teilweise extremen Ökumenikem besetzt. Hierzu einige Beispiele: Der Leiter der Basler Mission zeigte bei seinem Amtsantritt, daß er Buddhismus als Heilsweg versteht, von welchem Buddhisten nicht zum christlichen Glauben hin abgezogen werden sollten321. Im Pfmgstgottesdienst 2001 der St. Marienkirche in Lübeck 322wirken Hindus und Moslems ebenso mit wie im von über 540 000 Menschen gesehen Silvestergottesdienst des ZDF 2000323 Juden, Muslime und Buddhisten. In der größten diakonischen Einrichtung Europas, den von Bodel-schwinghschen Anstalten haben Shinto-Priester den Boden „geweiht und religiös gereinigt“ ,324 Was würde Vater Bodelschwingh hierzu sagen? Als Franklin Graham, der Sohn Billy Grahams, es wagte, nach den Terrorangriffen islamischer Extremisten am 11. September 2001 über Allah zu erklären „Es ist ein anderer Gott, und es ist eine bösartige Religion“ fiel die gesamte amerikanische Öffentlichkeit über ihn her. Der Ressortleiter „Religion“ des Nachrichtenmagazins Newsweek sagte, in dieser Hinsicht ist Franklin Graham „nicht der Sohn seines Vaters“. In gleicher Weise äußerte sich der als evangelikal geltende Präsident Bush.325 Obwohl sich manche konservativen Ökumeniker sträuben, das Wort „ökumenisch“ für den interreligiösen Dialog zu verwenden, zeigt doch das Beispiel aus den USA, wohin die Entwicklung selbst bei Evangelikalen geht. Bei der vielfältigen Veränderung und Erweiterung, dem der Begriff im Laufe der Zeit unterworfen war, wird das Wort ökumenisch (weltweit) wohl auch auf die Zusammenarbeit von Christen und Fremdreligionen anwendbar. Das geht allerdings weit über das Verständnis von Ökumene, das Visser,t Hooft 1966 formulierte, hinaus. Allerdings: diese Ausdehnung der Definition von Ökumene ist im ökumenischen Prozeß normal. Der Begriff ist in einer ständigen Bewegung. Noch 1951 war Ökumene für viele nur ohne römisch-katholische Beteiligung denkbar. Damals erklärte der bedeutendste protestantische Theologe Karl Barth (1886-1968) im Blick auf Ökumene unter Einschluß der Römisch-Katholischen Kirche: „Wo man sagt, Jesus und Maria1, ist für uns keine Möglichkeit einer Vereinigung326.“ Heute weiß jeder oberflächliche Beobachter, daß die Katholische Kirche, wenn sie auch kein Mitglied des ÖRK ist, so doch längst Triebkraft im ökumenischen Prozeß wurde. Ebenso erweitert sich der Ökumenebegriff unaufhaltsam im Blick auf Ökumene aller Religionen und letztlich aller Menschen. Ökumene ist nicht allein eine Organisation wie de Weltrat der Kirchen oder der ACK. Vielmehr ist die Ökumene eine Bewegung, die wir im Rahmen der Globalisierung der Welt sehen können. Sie besteht aus Aktionen, Gesprächen, Ideen und Aktivitäten besonders engagierter Einzelpersönlichkeiten und vielfältiger Organisationen. In diesem Bereich nimmt mit Sicherheit der ÖRK mit Sitz in Genf eine herausragende Bedeutung ein. Euphorische Ökumeniker hatten ihn bereits „das 2. Rom“ genannt. Deshalb werden wir auf ihn nochmals besonders eingehen. Aber selbst wenn der Einfluß des Weltrates der Kirchen eines Tages, wie im Augenblick zu beobachten, geringer werden sollte, so war er doch lange Zeit Motor auf dem Weg zu einer Welteinheitskirche. Ökumene ist ein heute nicht mehr fest umrissener Begriff. Ursprünglich wurde er für die innerkirchliche Einigungsbewegung angewendet. Heute geht Ökumene über den christlichen und sogar den religiösen Rahmen hinaus. Ökumene ist auch nicht mit bestimmten Organisationen identisch, obwohl Organisationen zur Verfügung stehen. Ökumene ist ein Prozeß! 5.3 Wie wirkt sich der katholische Einfluß in der Ökumene heute und hier aus? Trotz der Entwicklung des Ökumenegedankens zu einer Gemeinschaft aller Menschen in der „Großen Ökumene“ ist zentral immer noch die Zusammenführung der Kirchen Mittelpunkt der meisten ökumenischen Aktivitäten. Schon längst ist die Katholische Kirche Aktivist und gleichzeitig umworbenes Objekt auf dem ökumenischen Parcours: - Aktivist, da sie seit ihrem 2.Vatikanischen Konzil vieles dafür tut, über den ökumenischen Weg die „getrennten Brüder“, die früheren „Ketzer“ und „Schismatiker“, zurück in ihren Schoß zu holendddd. - Umworbenes Objekt, da viele andere Kirchen alles tun, um von der Kirche Roms als Partner akzeptiert zu werden. Dafür gibt man im vorauseilenden Gehorsam Standpunkte auf, für die die eigenen Glaubens- dddd Papst Johannes XXIII, der Vater der modernen katholischen Ökumene, erklärte, nachdem er auch die anderen Kirchen zum Konzil eingeladen hat: „Es (das Konzil) soll den getrennten Brüdern die Möglichkeit geben, die Konzilsarbeit zu verfolgen, und ihnen dadurch die Rückkehr in den einen Schafstall Christi zu erleichtern“ (in Augustin Bea: „Die Einheit der Christen“ / Herderverlag Freiburg 1963, S.8). Katechismus der Kath. Kirche § 822 vergl. 830 & 838 väter einst auf den Scheiterhaufen der Inquisition mit ihrem Leben bezahlten. Wer vor dreißig Jahren mit Adventisten zu tun hatte, merkte, wie antikatholisch diese Glaubensgemeinschaft war527. Ein Schwerpunkt ihrer Lehre war, daß der Papst der Antichrist sei. Zwischenzeitlich ist zu beobachten, wie die Gemeinschaft der Siebenten-Tages-Adventisten sich immer mehr örtlichen ökumenischen Aktivitäten öffnet. Sie hat Gaststatus im ACK und arbeitet dort mit den Vertretern der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz eng zusammen328. Auch ihre Vertreter stehen in Kontakt und ökumenischen Gesprächen mit dem Vatikan. Die nach Außen hin sehr bekenntnistreue „Selbständige Lutherische Kirche Deutschlands“ (SELK) hält aus lutherisch-orthodoxen Lehrgründen nur mit wenigen Kirchen Abendmahlsgemeinschaft. Aber auch sie gehört dem ACK als Vollmitglied an329. Dabei ist es gerade die ACK, über die der direkte ökumenische Einfluß auf das Verhalten der Mitgliedskirchen ausgeübt wird. So gibt es einen Beschluß des ACK*“, der besagt, daß in Einrichtungen der zu ihm gehörigen Kirchen nur Personen beschäftigt werden dürfen, die in irgend einer Form™ mit der ACK verbunden sind. Eine Ausnahme stellen bei den Kirchen meist nur ausländische Moslems und zeitweise Atheisten in den neuen Bundesländern dar, die von den Evangelischen Kirchen durchaus beschäftigt werden. Im Blick auf die Moslems wirkt hier wohl bereits der Gedanke der Abrahamitischen Ökumene. Christen hingegen, die keiner ACK-Kirche angeschlossen sind, haben es schwer, einen Arbeitsplatz in kirchlichen Einrichtungen zu bekommen oder zu behalten, was mehrere Vorkommnisse der letzten Zeit drastisch belegen. Noch nie wurde in der Christenheit soviel von der Einheit gesprochen wie heute: Papst Johannes Paul II. hat den Wunsch geäußert, er wolle Jesus zum zweitausendsten Geburtstag, der nach katholischer Tradition im Jahr 2000 als sogenanntes Jubeljahr begangen wird, eine geeinte Christenheit zum Geschenk machen330. Dies ließ sich zwar so zeitlich nicht verwirklichen. Aber Rom verliert sein Ziel nicht aus den Augen. Möglicherweise steht der Wunsch des Papstes auch hinter der Unterschrift der Katholischen Kirche unter die Gemeinsame „Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ zwischen Lutheranern und Katholiken331. Auch waren von vatikanischer Seite für das Jahr 2000 Aktivitäten im Blick auf ein Gipfeltreffen der Führer des Judentums, des Islams und der Christenheit (Großkirchen) in Jerusalem im Gange332. Die Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und Israelis hatten diese Plan vorerst ““ Allgemein „ACK-Beschluß“ genannt. t1Tf Mitglieder, Gäste oder Beobachter 205 durchkreuzt. Es gibt Vorschläge des Vatikans, daß im Zuge einer Nahost-Friedensregelung Jerusalem zu einer von den sogenannten abrahami-tischen Religionen verwalteten Stadt gemacht werden solP33. Auch im Blick auf das im Entstehen befindliche Vereinigte Europa ist zu erkennen, wie stark die katholische Dominanz sein wird. Kein Politiker weiß heute genau, wie ein vereinigtes Europa genau aussehen wird. Daß die Römisch-Katholische Kirche eine Rolle spielen wird ist sicher. Einige Entwicklungen sind heute schon ersichtlich. Schon die Mitgliedszahlen der Kirchen sind eindeutig. Im Kemeuropa werden 61 Millionen Protestanten 199 Millionen Katholiken gegenüber stehen334. Natürlich macht sich der katholische Einfluß auch in der europäischen Personalpolitik bemerkbar. Die meisten Aktivisten der europäischen Einheit sind und waren Katholiken. Am Anfang der Einheitsbewegung Europas standen die „Römischen Verträge“ von 1957. Es wird oft übersehen, daß Europa vom katholischen EU-Kommissar Jacques Delors wesentlich geprägt wurde. Er wurde von katholischer Seite „ihr Mann“ genannt. Streng katholische Politiker, wie der frühere deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl oder der französische Ministerpräsident Jacques Chirac sind scharfe Verfechter der weiteren europäischen Integration. Selbst an der europäischen Fahne wird der römisch-katholische Einfluß sichtbar. Sie trägt das katholische Zeichen des 12-Stemekranzes auf blauem Grund. 1958 wurde auf dem norditalienischen Berg Serenissima vom damaligen Mailänder Bischof Montini, dem späteren Papst Paul VE, eine 20 m hohe Europa-Madonna geweiht. Die römische Kirche sieht in Maria die biblische Gestalt des Sonnenweibes aus Offb. 12,1. In dieser Symbolik ist das Denkmal vom Berge Serenissima auch gestaltet. Die Statue trägt einen Kranz von 12 Sternen als Krone auf dem Haupt. Sie hat den Namen „Unsere liebe Frau und Herrin Europas“335. Für Marienverehrer ist die Farbe blau die Farbe Marias. Blau ist auch die Grundfarbe der Europafahne. Die neuen europäischen Banknoten tragen wie die Fahne den Stemenkranz. Die vatikanische Diplomatie und Politik unterstützt die Vereinigung Europas. 1983 sprach sich der Papst gegen die „nationalen und künstlichen Grenzen“ in Europa aus336. Immer deutlicher zeichnet sich in der Vereinigung Europas die Wiederherstellung des altrömischen Reiches ab. In seinem 1986 erschienenen Buch „Die Reichsidee“ vertritt der radikale Katholik und Nachkomme des letzten Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Dr Otto v. Habsburg, die Meinung, daß das vereinte Europa ein Wiederaufleben des Römischen Reiches ist337. Während katholische Aktivisten der Europäischen Einigungsbewegung ihrer Kirche allen möglichen Einfluß auf Europa zukommen ließen, tun die protestantischen Politiker nichts Vergleichbares. 8888 Die auch aufgrund ihrer kraftlosen, neuliberalen Theologie unter geistiger und geistlicher Auszehrung leidenden Protestantischen Kirchen haben einen immer größeren Mitgliederverlust zu verzeichnen. 1999 gab es in Deutschland erstmals weniger protestantische als katholische Kirchenmitglieder.hhhh ln Deutschland gehen Statistiken davon aus, daß es 2030 möglicherweise nur noch 10 Millionen Evangelische geben wird. Die stark vom Kult gehaltenen Katholiken haben einen viel geringeren Mitgliederschwund zu verzeichnen. 5.4 Ökumenische Kontakte sind kennzeichnend für die Entwicklung in unserer Zeit Neben dem spektakulären Gespräch der Lutheraner und der Katholischen Kirche gibt es seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts verschiedene andere Lehrgespräche zwischen der Römisch-Katholischen Kirche und Protestantischen Gruppen, auf die später noch näher eingegangen werden wird. Auch gab es u.a. Lehrgespräche zwischen den deutschen Methodisten und der Evangelischen Kirche in Deutschland, die zur vollen Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft geführt haben338. Schon kommen einzelne deutsche Methodisten mit dem Vorschlag, daß sich ihre Freikirche, ähnlich wie schon die Herrnhuter Brüdergemeine, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) offiziell anschließen möge339. Bei einer Privataudienz beim Papst am 17.12.1994 nahm der Ratsvorsitzende der EKD, der damalige badische Bischof Engelhardt (geb.1932), für die EKD Lehrverurteilungen der Reformation offiziell zurück340. Zur Zeit finden Gespräche zwischen Baptisten und Römischer Kirche, Pfingstlem und Katholischer Kirche usw. statt341. Für Frühjahr 2002 war eine gemeinsame Erklärung des Vatikan mit der Internationalen Evangelischen Allianz angekündigt. 8888 Der Protestant Bundeskanzler G. Schröder lehnte als erster Deutscher Kanzler die religöse Eidesformel bei Amtsantritt ab. Nun gab es für Christen immer wieder geistliche Gründe, von einer Eidesleistung abzusehen. Schröder aber verhielt sich so, um seine religöse Neutralität deulich zu machen (Idea 45/98, S.16f). hhhh 1999 gab es 27.017.000 römisch-katholische Gemeindeglieder und 26.848 000 Glieder der EKD. 2000 waren es 26.817 342 römisch-katholische Gemeindeglieder und 26.601000 Glieder der EKD (Idea 45/2001, S.2). Die Katholische Kirche hat mit dem „Sekretariat für die Einheit der Christen“ einen aktiven Koordinator für Kontakte zwischen den Kirchen und dem Vatikan eingerichtet. Schon Papst Paul VI. sprach 1969 vor dem Ökumenischen Rat der Kirchen. An allen wichtigen Tagungen dieser Organisation nehmen seither Vertreter des Vatikans teil und üben starken Einfluß aus. In Deutschland gibt es verschiedene ökumenische (das heißt in den katholischen wie den protestantischen Kirchen gemeinsam genutzte) Bibelübersetzungen. In ihnen finden sich grundsätzlich die im gegenreformatorischen Konzil von Trient zur Bibel zugeordneten Apokryphen als gleichwertige Schriften343. Zwar wurden die Apokryphen auch von Luther geschätzt, aber deutlich als der Bibel nicht ebenbürtig erklärt. Sie enthalten Fehler, und aus ihrem Inhalt können teilweise abergläubische Lehren abgeleitet werden. Die klare Stellung der Reformation wurde bei den Übersetzungen dem ökumenischen Zeitgeist geopfert. 5.5 Einige beispielhafte Entwicklungen am Beispiel der Pfalz An einigen Beispielen im überschaubaren Gebiet der Pfalz, deren protestantische Kirche nur selten durch extrem liberale Äußerungen auffällt, kann man exemplarisch beobachten, wie tief der ökumenische Gedanke in all seinen Variationen bis in die örtlichen Arbeiten eindringt. In einigen Fällen kann man auch erkennen, daß Christen, welche den ökumenischen Ideen nicht zuneigen, mit Repressalien rechnen müssen. Im September 1996 fand in der Ludwigshafener Melanchthonkirche eine multireligiöse Gebetsstunde unter Mitwirkung des Ludwigshafener Imams Recrep, des protestantischen Dekans Dr. Michael Gärtner, eines katholischen Kaplans und einer Vertreterin der Mennonitengemeinde statt. Unwidersprochen erklärte der islamische Vorbeter in seiner Ansprache, daß bei dem gemeinsamen Gott von Juden, Christen und Moslems , jeder bekomme, was er verdiene“. Dekan Dr. Michael Gärtner von der Protestantischen Kirche der Pfalz bestätigte, daß „Christen und Muslime verbunden sind im Glauben an den einen Gott“. Das gemeinsame Gebet sei ein kleiner, aber „wichtiger Schritt in der Einigung der Völker“. Die Vertreterin der meist als evangelikal angesehenen Mennoniten gab die Zustimmung ihrer Gemeinde durch die Mitwirkung mit der Lesung aus Micha 4,1-5 kund344. Einzig die Evangelische Stadtmission widersprach deutlich"". Die synkretistische Gebetsstunde blieb kein Einzelfall. In Neustadt an der Weinstraße und an anderen Orten wiederholten sich derartige Veranstaltungen11”. 1997 taufte ein pfälzischer Pfarrer während eines multikulturellen Straßenfestes ein Kind nicht „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, sondern auf den Namen des Gottes, der „ein Gott aller Menschen ist“.345 Neben der Verbindung zum Heidentum gibt es auch ökumenische Kontakte in dem extremsten Katholizismus. 1996 nahm der damalige Kirchenpräsident der protestantischen Kirche der Pfalz, Werner Schramm, gemeinsam mit dem Präses der Rheinischen Kirche Peter Beierkkkk an der Wallfahrt zum Heiligen Rock in Trier teil346. In der Pfalz gibt es mittlerweile von der Evangelischen Kirche mitgetragene Wallfahrten zum katholischen Wunderheiligtum in Lourdes347. 1998 waren 40 Protestanten zur Wallfahrt zu diesem Marienheiligtum angemeldet. Von 1997 bis 2000 hat man in der Pfalz die Evangelien des Neuen Testamentes handschriftlich abgeschrieben. Vielfältige Gemeinden, Kreise und kirchliche Gruppierungen beteiligten sich an dieser öffentlichkeitswirksamen Aktion. Die regionale Presse berichtete immer wieder über feierliche Gottesdienste in diesem Zusammenhang. Die beteiligten Gemeinden und Gruppen schrieben je einen Teil eines Evangeliums ab und konnten einen schriftlichen Kommentar zum Text geben. Die Aktion trug den Namen „Evangeliar 2000“. Im sogenannten „Heiligen Jahr 2000“ wurde die Aktion in einem ökumenischen Gottesdienst unter Mitwirkung des protestantischen Kirchenpräsidenten und des katholischen Bischofs in Speyer zu Ende gebracht. Nicht nur, daß diese Aktion protestantisch und katholisch getragen wurde, nein, auch islamische Gruppen und selbst Initiativen von Feministinnen und Homosexuellen trugen ihre Sicht der Bibel zum Kommentar bei348. Ein besonders krasses Beispiel ökumenischer Willkür ereignete sich im protestantischen Kindergarten der kleinen südpfälzer Stadt Bad Bergzabern. Aufgrund des ACK-Beschlusses, wonach nur Mitglieder einer ACK-Kirche in kirchlichen Einrichtungen beschäftigt werden sollen, "" Stadtmissionar Dietmar Kamlah erklärte: „Was sich hier... ereignet hat, war keine kulturelle Begegnung, sondern eine kultische Vereinigung, die als solche im Kern eine Verleugnung des alle Christen verbindenden Glaubens an den dreieinigen Gott darstellt“ („Rheinpfalz“, 4.10.1996). 1111 Juli 1998 in Neustadt a.d. Weinstraße und in anderen Orten. kkkk Auch Freikirchen, wie ein Pastor der SELK, beteiligten sich an der Prozession. wurde dort eine Putzfrau entlassen. Die Rußlanddeutschen gehörten in der früheren Sowjetunion zu der biblizistisch ausgerichteten „Gemeinde Gottes“ (nicht zu verwechseln mit der Pfmgstkirche aus den USA gleichen Namens). Wegen der Gemeindezugehörigkeit litt ihre Familie unter vielfältigen Repressalien durch die kommunistische Regierung. Nach der geglückten Übersiedlung vieler Glieder ihrer Gemeinde aus Kasachstan konstituierte sich die Freikirche in der Gegend von Bad Bergzabern neu11". In dieser Zeit bat die Leiterin des Protestantischen Kindergartens die Rußlanddeutsche, doch die Aufgabe einer Putzfrau im Kindergarten zu übernehmen. Da ihr diese Arbeit zusagte, gab sie ihre vormalige Beschäftigung in mehreren Haushalten auf. Nachdem der protestantische Dekan Manfred Sutter feststellte, daß die Frau zur „Gemeinde Gottes“ gehört, wurde ihr Arbeitsverhältnis durch die Kirche abrupt beendet349. Etwa zur gleichen Zeit wurde in einem zum selben protestantischen Dekanat gehörigen Kindergarten die Stelle der Leiterin an eine katholische Kindergärtnerin vergeben. Die Römische Kirche, deren Lehre und Leben viel weiter vom protestantischen Bekenntnis entfernt ist als die Lehre der „Gemeinde Gottes“, gehört zum ACK. Ein anderer protestantischer Kindergarten dieser Region stellte kurz danach moslemische Mitarbeiter ein. 1111 In den Räumen der Mennonitengemeinde Deutschhof 3 km vor Bad Bergzabern. 6. Die Geschichte der protestantischen Einigungs-bemühungen Obwohl die Katholische Kirche heute teilweise treibende Kraft im ökumenischen Prozeß ist, ist die moderne ökumenische Bewegung im protestantischen Bereich entstanden. Anlaß ökumenischer Einheitsgedanken Die Geschichte der Kirchenspaltungen war eine überaus traurige Entwicklung. Wieviel Entartung von Kirchenorganisationen, wieviel Herrschsucht, Rechthaberei und Lieblosigkeit dabei eine Rolle spielen, wird erst der Jüngste Tag zeigen. So schmerzlich Spaltungen sind, macht die Bibel doch klar, daß auch sie zum Reinigungsprozeß der Gemeinde gehören: „Denn es müssen ja Spaltungen unter euch sein, damit die Rechtschaffenen unter euch offenbar werden“ (1. Kor 11,19). Gleichzeitig macht Gottes Wort deutlich, daß Jünger Jesu damit leben müssen, daß andersgeprägte Menschen und Gruppen auch Diener Gottes sein können. Dies zu akzeptieren fiel schon den Aposteln schwer: „Da fing Johannes an und sprach: Meister, wir sahen einen, der trieb böse Geister aus in deinem Namen; und wir wehrten ihm, denn er folgt dir nicht nach mit uns. Und Jesus sprach zu ihm: Wehrt ihm nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch“ (Lk 9,49-50). Es bedrückte Johannes, daß da einer in Jesu Namen wirkt, ohne Jesus gemeinsam mit den Aposteln zu folgen. Jesus aber verteidigt den, der in anderer Formation als unter den 12 Aposteln ihm folgt. Daß es auch in anderen Konfessionen echte Jünger Jesu gibt, sollten wir Christen uns immer wieder ins Bewußtsein rufen. Nur fanatische Sektierer sehen in ihrem Kreis die einzige Gemeinschaft der Heiligen. Der Kämmerer aus Äthiopien gehörte äußerlich weder zur Jerusalemer noch zu einer heidenchristlichen Gemeinde, die auf Paulus zurückging. Aber im fernen Äthiopien diente er dem Herrn. Luther wußte auch nach den Auseinandersetzungen mit der Papstkirche um Brüder, die weiter zur römischen Kirche standen. Lebenslang war ihm sein Ordensoberer Staupitz das Beispiel einer geistlichen Persönlichkeit geblieben. Der Liederdichter Teerstegen war mit gläubigen Katholiken verbunden und studierte das Leben geistlicher katholischer Persönlichkeiten. Er hatte sogar ein Buch über einige verfaßt. Goßner und Henhöfer, selbst noch als Katholiken in einer Erweckungsbewegung, die sich in der katholischen Kirche entwickelt hat, hielten Kontakt zu Christen in Roms Kirche, wie dem Bischof Sailer. Das gleiche galt für andere Personen der Erweckungszeit. Nicht zuletzt fanden in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten und dem Gulag der Kommunisten Christen verschiedenster Prägung zu der Erkenntnis, daß sie alle Jesus liebhatten350. So ist es verständlich, daß es immer auch Bewegungen gab, die die äußerlichen Trennungen überwinden wollten. Meist beruft man sich darauf, daß nur Einheit das Zeugnis der Christen glaubhaft mache. Allerdings übersah man, daß Jesus von einer inneren Einheit, so wie seine Einheit mit dem Vater, und nicht von einer äußeren Einheitskirche sprach, als er im hohenpriesterlichen Gebet sagte: „...damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast“ (Joh 17,21). Innere Einheit schließt äußere Einheit nicht aus. Echte Christen haben innere Einheit. Solange Erkenntnisunterschiede, verschiedene Prägung und Geschichte sie trennen, können sie aber äußere Trennung ertragen. Hinderlich trat das Problem der organisatorischen Spaltung der Christenheit in der Missionsarbeit auf. Dies sowohl in der äußeren Mission, wo man in die vom Evangelium noch nicht erreichten Völker Vordringen wollte. Aber auch in der inneren Mission an der Jugend, an gesellschaftlichen Randgruppen und der großen Zahl der den Kirchen entfremdeten Massen war die Vielgleisigkeit der Missionsbemühungen belastend. Deshalb waren es weniger dogmatisch arbeitende Theologen oder alle Unterschiede der Glaubenserkenntnis nivellierenden liberale Kirchengrößen, die als erste an die Überwindung organisatorischer Trennungen dachten, sondern erweckte und missionarisch arbeitende Christen. Erste Vorläufer der ökumenischen Bewegung findet man unter den heute der Ökumene mehr kritisch gegenüberstehenden Pietisten551. 6.1 Vorläufer der Ökumene Auf erste ökumenische Spuren stoßen wir in der praktischen Missionsarbeit des Hallenser Pietisten August Hermann Francke (1663-1727). Natürlich dachte Francke nicht an Kirchenbünde oder Vereinigungen, aber seine Gespräche führten zu geistlichem Austausch mit Reformierten, Anglikanern und Orthodoxen. Seine Mission in Halle hatte Verbindungen nach England, Rußland Amerika und Indien352. Das war für jene Zeiten, da sich die verschiedenen Kirchen gegenseitig das Heil absprachen, revolutionär. Auch Nicolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) war ein Mann, der geistliche Gemeinschaft weit über den konfessionellen Rahmen hinaus verstand. Auf seinem Gut Bertelsdorf (später Hermhut) nahm er Glaubensflüchtlinge aus dem Habsburger Reich auf. Diese teilweise sehr engdenkenden Gläubigen hatten verschiedenste geistliche Prägungen. Das Zusammenleben der unterschiedlichen Christen in Hermhut war schwierig. Einige mieden den Kontakt zu den anderen, in denen sie Ketzer sahen. Dann erlebte die Schar der Vertriebenen eine beeindruckende Gemeindeveranstaltung in Hermhut, in der sie die innere Nähe, die die Gotteskindschaft bringt, besonders erfuhren. Die Traditionsunterschiede verschwammen, und es entstand die Brüdergemeinde353. Hermhut, wie Bertelsdorf jetzt hieß, wurde Missionszentrum, das Missionare in viele Teile der Welt schickte. Besondere Prägungen dieser Missionare waren die Bruderliebe und die Liebe zu denen, welchen sie das Evangelium brachten. Einige Missionare ließen sich selbst versklaven, um unter den Negersklaven das Evangelium glaubwürdiger sagen zu können. In Pennsylvanien begegnete Zinzendorf der religiösen Verstrittenheit unter deutschen Auswanderern. Er versuchte, unter ihnen eine einheitliche Bewegung durch „die Einheit im Geist“ zu schaffen, was aber nur begrenzt gelang354. Im weitesten Sinne war sogar John Nelson Darbys (1800-1882) Brüderbewegung eine ökumenische Bewegung. Man vernachlässigte zugunsten der brüderlichen Gemeinschaft die Wichtigkeit der Kirchengemeinschaft. Allerdings stellte die fundamentale Kirchenkritik Darbys jegliche ökumenische Anwandlung im heutigen Sinne in Frage. Letztlich meinte er Gemeinschaft der Christen herzustellen, da die Einheit der Kirche unmöglich neu zu konstituieren sei355. Neben derartigen geistlichen Bewegungen gab es auch ungeistliche Vorläufer. So versuchte die Gegenreformation mit jedem möglichen Mittel, die Menschen zurück in die Katholische Kirche zu bringen. Im 18. und 19. Jahrhundert kam es teils durch rationalistisches Geringachten der konfessionellen Bekenntnisse und teils durch religiöse Schwärmereien zu Unionen zwischen Lutheranern und Reformierten. Diese von Staats wegen zwangsweise durchgeführten Vereinigungen brachten Bekenntnistreue, besonders unter den Lutheranern, in erhebliche Gewissenskonflikte, was zur Bildung lutherischer Freikirchen führte356. 6.1.1 Die Evangelische Allianz und überkonfessionelle Bünde des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Evangelische Allianz entstand auf dem Hintergrund der Erweckungsbewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts in Großbritannien. Evangelistisch und missionarisch ausgerichtete Persönlichkeiten pflegten zueinander Kontakt über die bestehenden Konfessionsgrenzen hinaus. Viele standen unter dem Eindruck, daß ein gemeinsamer Evangeli- sationsdienst nötig ist, um den Missionsauftrag Jesu zu erfüllen. Die konfessionelle Zerrissenheit erschien dabei hinderlich. Auch gab es in Großbritannien innerhalb der Anglikanischen Kirche hochkirchliche Tendenzen, die zu Übertritten in die katholische Kirche führten357. Dr.Thomas Chalmers (1780-1847), der Gründer der Schottischen Freikirche, war wohl die wichtigste Persönlichkeit, die hinter dieser Bewegung stand. 1845 trafen erstmalig 217 Theologen und Laien verschiedenster Konfessionen in Liverpool zu einer Vorbereitungsver-sammlung zusammen358, um Möglichkeiten gemeinsamen Dienstes und Zeugnisses auszuloten Am 14. April 1846 schickte das Londoner Vorbereitungskomitee Einladungen für eine Gründungsversammlung der Evangelischen Allianz an evangelische Persönlichkeiten aus verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften, die als „korrespondierende Mitglieder vorgeschlagen“ waren, aus359. Von vornherein verbanden sich mit der Gründung der Evangelischen Allianz unterschiedliche Ziele. Nach Meinung der überwiegenden Mehrheit der Teilnehmer sollte die Allianz keine Vertretung von Kirchengemeinschaften, sondern „ein einigendes Band ihrer lebendigen biblisch-gläubigen Glieder“360 (P.Scharpff) sein. Deshalb bestand die Ev. Allianz auch nur aus Einzelpersönlichkeiten, die aufgrund ihres persönlichen Bekenntnisses zu Jesus Christus dem Bruderbund der Allianz angehörten. Allerdings gab es auch schon andere Tendenzen und Wünsche. So findet sich in ersten Verlautbarungen der Allianz schon das Wort „ökumenisch“361. Es wurde später in den Kreisen der Allianz vermieden, um nicht im Zusammenhang mit den altkirchlichen ökumenischen Konzilen genannt zu werden, die in den erweckten Kreisen nur selten positiv betrachtet wurden. Die sehr stark freikirchlich geprägten Christen, die die Allianz unterstützen, sahen hinter den altkirchlichen „ökumenischen“ Konzilen Veranstaltungen der entstehenden Staatskirche der nachkonstan-tinischen Zeit, die sie ablehnten362. Karl Heinz Voigt zeigt aber in seinem Buch „Die Allianz als ökumenische Bewegung“, daß die Allianz von einigen ihrer Vertreter durchaus im heutigen Sinn ökumenisch verstanden wurde. So bezeichnet sie Pastor Wilhelm Nast vor der Londoner Gründungsversammlung in dem von ihm herausgegebenen deutschsprachigen Wochenblatt der bischöflichen Methodistenkirche der USA „Der Christliche Apologet“ als „Zusammenkunft zur Vereinigung aller Protestanten“. Die Zeitschrift der Evangelischen Gemeinschaft in den USA, „Der christliche Botschafter“, übernahm diesen Artikel und stellte sich damit hinter die Sicht Nasts. Auch Allianzgegner, wie der orthodox-lutherische Theologe Emst Wilhelm Henstenberg (1802-69), lehnten eine Mitarbeit ab, da sie darin eine theologisch unerlaubte Vereinigung sahen363. Obwohl es, wie auch Pfarrer Joachim Cochlovius schreibt, Zweck der Allianz war „die wesentliche Einheit der Kirche soweit möglich, sichtbar zu gestalten“, fand dieser Gedanke dann in der in London angenommenen „Basis“ (9 Richtlinien) keinen Niederschlag. Vom 19. August bis 2. September 1846 kamen 921 Teilnehmer in den für öffentliche Veranstaltungen allgemein genutzten Räumen einer Londoner Freimauerlogemmmm zur Gründungsversammlung zusammen. Sie gehörten etwa 50 verschiedenen Denominationen an. Zu den deutschen Teilnehmern gehörte der lutherische Theologe Friedrich August Tholuck aus Halle, Missionsinspektor Hoffmann aus Basel, Pfarrer Gottlob Barth, der Gründer des Calwer Verlages, und der Vater des deutschen Baptismus Johann Gerhard Oncken364. mmmm y0jgt, S. 11. Die Gründung der Evangelischen Allianz in einem Lokal der Londoner Freimaurerloge hat immer wieder Anlaß zu Vermutungen und Spekulationen von geheimen Verbindungen der Allianz oder wichtiger Mitarbeiter zur Freimaurerei gegeben. Die Schweizer Evangelische Allianz hat, da sie diese Anschuldigungen durchaus ernst nahm, durch ein Vorstandsmitglied Recherchen anstellen lassen, woraufhin ihr Pressesprecher Fritz Herrli (Zürich) im Sommer 1999 erklärte, daß die Untersuchungen keinerlei „Hinweis auf Kontakte zwischen offiziellen Allianzvertretem und der Freimaurerei ergeben“ haben. Auch der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz Rektor Rolf Hille erklärte, daß die Glaubensbasis der Evangelischen Allianz und die Lehre der Freimaurer unvereinbar seien, woraufhin es keine Zusammenarbeit geben kann. Zusätzlich hat sich der Zentralvorstand der Schweizer Allianz (SEA-DS) durch folgendes veröffentlichtes Gebet „von allen Machenschaften und Verbindungen zur Freimaurerei“ losgesagt: „Wir entsagen dem okkulten Freimaurertum und erklären, daß wir als Vertreter der SEA-DS uns allein dem dreieinigen Gott der Bibel und seinen Grundsätzen verpflichtet wissen. Wir tun Buße und stellen uns unter die Schuld unserer Vorgänger, wo sie durch Arroganz, Besserwisserei, Hochmut und Verschleierung dem Reich der Finsternis Raum gewährt haben. Wir brechen im Namen Jesu Christi den Fluch des Freimaurertums über der Evangelischen Allianz-Bewegung ... Jürg Opprecht, Präsident, Elfi Mösch, Thomas Bücher, Kurt Spiess, Erika Maurer, Katharina Walthert, Fritz Herrli, Christine Anliker“ (Idea 28/29/1999). In den 9 Punkten, den sogenannten Richtlinien, gab man sich einen biblisch ausgerichteten Maßstab für Lehrvoraussetzungen, denen sich die Allianz verpflichtet sah. 1. Daß die Heilige Schrift von Gott eingegeben und die oberste und genügsamste (voll ausreichende) Glaubensregel ist. 2. Daß jeder Christ das Recht und die Pflicht hat, selbständig in der Schrift zu forschen. 3. Daß ein einiger Gott sei und in ihm drei Personen. 4. Daß die menschliche Natur durch den Fall ganz verderbt ist. 5. Daß der Sohn Gottes Mensch geworden, daß er sein Versöhnungswerk stellvertretend vollbracht hat und nun die Glaubenden vertritt als der große hohe Priester. 6. Die Rechtfertigung des Sünders durch Glauben allein. 7. Das Werk des Heiligen Geistes bei der Bekehrung und Heiligung des Bußfertigen und Glaubenden. 8. Die zukünftige Auferstehung aller, das Gericht über die Welt durch Jesum Christum mit ewiger Glückseligkeit der Gerechten und ewigen Gericht der Gottlosen. 9. Die göttliche Einsetzung des Predigtamtes und die dauernde Verpflichtung zu Taufe und Abendmahl (Nach G.F.Nagel).365 ln Berlin fand mit Unterstützung des für den Gedanken der Allianz sehr aufgeschlossenen preußischen Königs Wilhelm IV 1857 eine Generalversammlung statt. Am 28. Juli 1857 bildete sich der Deutsche Zweig ursprünglich unter dem Namen „Evangelischer Bund“366. Prof. Tholuck (Halle), Prof. Christlieb (Bonn) und Friedrich Adolf Krummacher gehörten zu den Gründern oder ersten wichtigen Förderern der Bewegung 67. Später wurden solche bekannten Persönlichkeiten wie Pastor Emst Modersohn, Graf Andreas v. Bemstorff, General v. Viebahn, Pastor Stockmayer oder Karl de Neusville, Otto Melle und andere Erweckungsprediger Förderer dieser Bewegung368. Neben dem deutschen Zweig der Allianz spielte die 1886 ins Leben gerufene Blankenburger Allianzkonferenz eine wichtige Rolle. Sie war anfänglich stark von der Heiligungs- und der Brüderbewegung geprägt.369 Heute besteht ein Weltdachverband der Evangelischen Allianz: die World Evangelical Fellowship (WEF). Seit 1951 gibt es einen europäischen und seit 1943 einen amerikanischen Verband370. In Deutschland ist die Basis der evangelischen Allianz die theologische Basis vieler freier Werke. Neben Konferenzen und Evangelisationen, der Unterstützung der ProChrist Evangelisationen und Förderung der Willow Creek Evangelisationsmethoden ist die jährliche Allianzgebetwoche Anfang Januar Hauptwirkungsgebiet der Allianz. 2002 nahmen in Deutschland ca. 450 000 Christen in etwa 1500 Orten an Veranstaltungen der Allianzgebetswoche teil371. ln den letzten Jahren ist zu beobachten, daß durch den Einfluß charismatischer Kreise auch katholische Persönlichkeiten, wie der Mainzer Weihbischof Eisenbach372, zu Einfluß kommen. Auch Adventisten373 wirken immer stärker in der Allianz mit"nnn. Bei den von der Evangelischen Allianz mitgetragenen Evangelisationen ProChrist, dem Jahr mit der Bibel und auch anderen Aktivitäten gibt es Berührungen und Zusammenarbeit zwischen Allianz und Katholischer Kirche?74. Im Namen der Deutschen Evangelischen Allianz wurde 1996 eine gemeinsame Erklärung mit dem Bund freikirchlicher Pfmgstgemeinden abgegeben, die praktisch auf die Außerkraftsetzung der Berliner Erklärung von 1909, in der die Zusammenarbeit mit den Pfmgstlem abgelehnt wurde, hinaus geht375. In der Evangelischen Allianz meint man, daß Ereignisse von 1909 nicht mehr mit den Verhältnissen von 1996 voll vergleichbar sind (H. Steeb). Ohne dies der deutschen Leitung der Allianz anlasten zu wollen, ist zu bemerken, daß sich teilweise örtliche Allianzkreise nicht mehr als Brüderbund bibeltreuer Christen, sondern als Zusammenschluß örtlich arbeitender Kirchen und Gemeinschaften verstehen. Oft gehören dem Kreis dann auch schon katholische Priester als Vertreter ihrer Kirche 6.1.2 Weltweite überkonfessionelle Vereinigungen missionarischer Art In der Zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten sich verschiedene missionarische Vereinigungen, die über regionale Grenzen hinaus europa-und weltweit arbeiteten. Oft verstanden sie sich auch als überkonfessionell. Es ging darum, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen: 1855 Christlicher Verein junger Männer (CVJM) in Paris 1881 Jugendbund für Entschiedenes Christentum (EC) 1890 Internationale Vereinigung vom Blauen Kreuz 1894 Weltbund Christlicher Verbände junger Frauen 1890 Weltbund von Sonntagsschulvereinigungen 1895 Christlicher Studentenweltbund nnnn Bei der Delegiertenkonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz 1992 wurde von Joachim Walter (Lemgo) empfohlen, „katholische Christen auch institutionell bei der Allianz einzubinden“ (Idea 41/92). 0000 Hier gibt es kaum einen erkennbaren Unterschied mehr zu örtlichen ACK-Gruppen. Dr. phil. Gertrud Wasserzug-Traeder beurteilte die Entwicklung dieser Vereinigungen wohlwollend, aber auch biblisch nüchtern, wenn sie schrieb: „Es waren weltweite Zusammenschlüsse von gleichartigen Vereinigungen, die aus der selben Quelle kamen, die das selbe Fundament und das selbe Ziel hatten. Diese Zusammenschlüsse waren wertvoll, solange sie von dem gleichen Geist getragen wurden; aber die Entwicklung zeigte, daß eben nicht immer der gleiche Geist zu halten war, und daß eine weltweite Vereinigung in Gefahr war, von verschiedenen Geistern beherrscht zu werden, und oft war es nur mit schweren Opfern, z.B. der Nivellierung der Glaubensgrundlage möglich, eine weltweite Vereinigung zu halten“3 6. 6.1.3 Konfessionelle Bünde Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu weltweiten Dachverbänden innerhalb der gleichen Glaubensgemeinschaft. Seit der Reformation war das protestantische Lager ja nicht nur in unterschiedliche Konfessionen, sondern auch in National- und Regionalkirchen geteilt. Diese hatten oft keinen oder nur losen Kontakt untereinander. Um die innerkonfessionelle Zusammenarbeit zu fördern, bildeten sich Internationale und Nationale Zusammenschlüsse. Weltweit:. 1867 Lambeth-Konferenz (Konferenz der Anglikanischen Bischöfe) 1875 Der Weltbund der Reformierten Kirchen 1881 Ökumenisch Methodistische Konferenz 1889 Utrechter Union der Altkatholiken 1891 Weltkonferenz der Kongregationalisten 1905 Der Weltbund der Baptisten 1923 bzw. 1947 Lutherischer Weltbund - In Deutschland Lutheraner: Vereinigte Evangelisch Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) Unierte: Evangelische Kirche der Union (EKU) Reformierte: Bund Evangelisch reformierter Kirchen in der BRD Dach verband aller protestantischen Kirchen: 1948 wurde als Nachfolger verschiedener VorläuferOrganisationen die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) in Eisenach gegründefppp. Zu pppp ln der Hitlerzeit gab es die Deutsche Evangelische Kirche unter Reichsbischof Müller. Diese auf Wunsch des NS-Staates entstandene 218 ihr gehören heute 24 selbständige Gliedkirchen sowie die Evangelische Kirche der Union (EKU), die Brüder-Unität (Hermhuter)und der Bund Evangelisch reformierter Kirchen in der BRD. Die jährlichen Grüße des Ratsvorsitzenden der EKD an die Moslems zum Ramadan erregen immer wieder Anstoß unter vielen evangelikalen Kirchenmitgliedem. Die konfessionellen Bünde spielen heute teilweise eine wichtige Rolle im ökumenischen Prozeß, da sie im Auftrag ihrer Mitgliedskirchen selbständig miteinander und mit anderen Kirchen und Religionen verhandeln. 6.2 Anfänge der Ökumene Wenn wir heute von Ökumene sprechen, steht uns meist der 1948 gegründete Weltrat der Kirchen vor Augen. Er war ein vorläufiger Höhepunkt und später selbst Motor der Ökumenischen Bewegung. Aber auch wenn heutige Ökumene noch oft mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), seinen Aktivitäten, seinen weltweiten und regionalen Tätigkeitsfeldern gleichgesetzt wird, ist diese Einschätzung zu kurz gegriffen. Besonders seitdem die Römisch Katholische Kirche ihrerseits in den ökumenischen Prozeß eingestiegen ist, gehen wesentliche ökumenische Entwicklungen weit über die Aktivitäten des ÖRK hinaus. Heutige Ökumene ist ein Prozeß, der in vielen Bahnen läuft. Auch ist nicht zu übersehen, daß der ÖRK in den letzten Jahren an Bedeutung und Einfluß verloren hat. Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks wird es leiser um den Genfer Weltkirchenrat. Worauf ist dies Zurückzufuhren? Der Weltkirchenrat hat sich immer auch politisch verstanden. Bis Ende der 80er Jahre waren seine politischen Verlautbarung meist zugunsten der Sowjetpolitik gefärbt. Wenn sich die Einzelthemen auch mit dem Untergang des Sozialismus russischer Prägung geändert haben, ist seine Linkslastigkeit bis heute erkennbar^77. Der ÖRK unterstützte sozialistische Befreiungsbewegungen ideell und materiellqqqq. Er kritisierte westliche Politik. Gleichzeitig schwieg er allen Menschenrechtsverletzungen im Osten gegenüber. Bis zum bitteren Ende war von ihm kein Wort der Kritik an Breschnew oder Ceausescu zu hören. Aber jede Regung Gesamtdeutsche evangelische Kirche unterstützte die nationalsozialistische Kirchenpolitik. qqqq Seit 1969 durch den Antirassismusfonds selbst die PLO. 219 konservativer Kräfte in Südafrika wurde mit dem Bannstrahl kirchlicher Verketzerung belegt™. Wie war das möglich? Die theologisch konservativen, aber von ihrem Kirchenverständnis her immer staatshörigen Orthodoxen Kirchen vertraten im ÖRK oft die politischen Interessen der Sowjetunionssss. Dies kam den politisch linken Ansichten vieler westlicher Kirchenführer nahe, und somit gab es eine recht problemfreie Zusammenarbeit der theologisch liberalen, aber politisch linken Protestanten, die im ÖRK den Ton angaben, und der von der Russisch-Orthodoxen Kirche gesteuerten sowjetischen Kirchenpolitik. Nachdem die Orthodoxe Kirche inzwischen nicht mehr Handlanger der kommunistischen Interessen ihrer Regierung sein muß, besinnt sie sich auf ihr konservatives Bekenntnis. So wurde der Riß zwischen Orthodoxen"" und den liberalen europäischen und amerikanischen Kirchen während der ÖRK-Tagung 1998 immer offenkundiger’78. Trotz der gegenwärtigen Einbuße an Einfluß ist der Weltrat der Kirchen auch heute noch die wichtigste ökumenische Vereinigung. Über ihren Stab und ihre vielen Unterorganisationen übt sie weiter starken Einfluß aus. Wie kam es zur Bildung dieser Organisation? Den Anstoß gaben Probleme in der äußeren Mission. Seit dem 18. Jahrhundert begannen sich die Europäischen Kirchen, meist durch pietistisch erweckte Pioniere angeregt, des weltweiten Missionsauftrags neu anzunehmen. Schon bald erwies sich die Zersplitterung der christlichen Kirchen in verschiedene Konfessionen als hinderlich für die Arbeit der Mission. Jede einzelne Kirche und Missionsgesellschaft legte ihre Einsatzfelder selbst fest. So kam es vor, daß in manchen Gebieten verschiedene Missionen nebeneinander und oft konkurrierend arbeiteten, während andere Regionen von niemandem beachtet wurden. In manchen Orten gab es Rivalitäten zwischen Missionaren oder den neu entstandenen Gemeinden. Die zersplitterte Struktur der abendländischen Christenheit wurde in die Län- rm Weiße Kirchen Süd-Afrikas wurden 1982 aus dem Reformierten Weltbund und 1983 aus dem LWB ausgeschlossen (Ev.Lex. S.1934 / Idea 7/91). ssss Andropow, der KGB-Chef, erklärte im ZK der Kommunistischen Partei, daß es eine gemeinsame Kommission in der Orthodoxen Kirche und des KGB gäbe, die im Sinne der Politik der UdSSR die Kirchlichen Gremien beeinflußt (HMK 8/99). "" Man beobachtet eine engere Verbindung von Evangelikalen und Orthodoxen bei den ökumenischen Tagungen. 220 der der 3. Welt exportiert, ohne daß die dortigen Christen die europäische Tradition als Hintergrund hatten. Missionsfreunden, aber auch vielen neu entstandenen jungen Kirchen wurde dieses Problem immer mehr zum Ärgernis. Im Laufe der Zeit versuchte man Traditionen, zu denen Glieder der Missionskirchen keinen Bezug hatten, zu überwinden. Als Beispiel kann ein Ereignis aus dem Jahr 1947 dienen. Damals schlossen sich 1,2 Millionen Anglikaner, Methodisten, Presbyterianer und Kongregationalisten in Südindien zu einer neuen Kirche zusammen. Glieder ganz unterschiedlicher Traditionen hatten zu diesem europäischen Erbe keinen Bezug mehr. Die Kirchengemeinschaft war den indischen Christen wichtiger als die zentralistisch bischöfliche Leitung mit apostolischer Sukzession oder als die ortsorientierte, einst in England schwer erkämpfte Gemeindeleitung in der Ortsgemeindeuuuu. - Vier Wurzeln des Weltkirchenrates Allgemein geht man heute von drei Wurzeln in der Ökumene aus: 1. Weltmissionskonferenz von 1910 in Edinbourgh 2. Konferenz für Praktisches Christentum 1925 3. Konferenz für Glaube und Kirchenverfassung (Faith and Order) von 1927. Es scheint allerdings so, daß ein vierter Strang, nämlich der 4. „Weltbund für Freundschaft der Kirchen“, eine heute oft unterschätzte Vorreiterrolle in der Ökumenischen Bewegung gespielt hat579. Auch ist festzustellen, daß ähnlich wie bei der Entstehung der einzelnen Kirchen einzelne aktive Persönlichkeiten die Bewegung stark voran brachten. Viele Aktivisten der Ökumenischen Bewegung wie John Mott, Erzbischof Söderblom, Visser,t Hooft, der spätere Generalsekretär des ÖRK, oder William Temple, der seit 1942 ranghöchster Anglikanischer Erzbischof (Canterbury) war, trieben den ökumenischen Gedanken aktiv und erfolgreich weiter. 6.2.1 Weltmissionskonferenz in Edinbourgh'’80 Die Initialzündung zur modernen ökumenischen Bewegung gab die 1. Weltmissionskonferenz von 1910 in Edinbourgh. An der von dem bekannten Evangelisten John Raleigh Mott (1865-1955)381 einberufenen Tagung nahmen 1200 Teilnehmer aus 160 Missionsgesellschaften teil. Der Edinbourgher Konferenz waren bereits weniger wirkungsvolle Welttreffen für Mission vorausgegangen. So 1860 in Liverpool und 1878 “uuü 1941 | Nach Vorgesprächen 1968/69 nahm auch eine Studienkommission des Reformierten Weltbundes und des Einheitssekretariates seine Arbeit 1970 auf. Sein Thema lautete „Die Gegenwart Christi in der Kirche und der Welt“. 1977 kam es zu einem Schlußbericht, in dem es u.a. gemeinsame Aussagen zur Lehrautorität der Kirche gibt. - Gespräche mit dem Methodistischen Weltruf'2 Das Gespräch mit dem Methodistischen Weltrat (seit 1967) beschäftigte sich vor allem mit den Themen: Christliche Spiritualität, Eucharistie, Ehe, Familie, Autorität, Heiliger Geist. Nach Abschluß einer ersten Gesprächsrunde 1971 wurde eine zweite über Fragen nach den Beziehungen zwischen dem Christentum und den anderen Religionen und Ideologien aufgenommen. - Gespräche mit den Pfmgstkircherfcccc Die zur Zeit weltweit sehr stark wachsende Pfingstbewegung gehört in die Gesprächsrunden Roms hinein. Vertreter dieser Kirche waren ebenso wie Orthodoxe und Vertreter der Kirchen der Reformation zum II. Vatikanischen Konzil geladen. Sie haben die Einladung schon damals angenommen493. Hier gibt es über die katholisch-charismatische Bewegung ohnehin starke Berührungspunkte. Johannes Paul II. hat die katholisch-charismatische Bewegung unter seinen speziellen Schutz genommen. Lange Zeit war Kardinal Leon Joseph Suenens von Brüssel*94 der Vatikanische Beauftragte für die Charismatiker. Heute nimmt der Straßburger Kardinal dieses Amt wahr. Die katholische charismatische Bewegung unterhält nach Zwischenstationen etwa in Brüssel seit 1981 ihr Büro direkt in Rom.495 In den USA führten die Annäherungen von Katholiken und Pfingstlem zu einem aufsehenerregenden Übertritt einer ganzen Pfingstgemeinde in die Römisch-Katholische Kirche.496 Über weitere Kontakte Roms zu den Evangelikalen wird noch zu reden sein. * Konsequenz Wenn wir emstnehmen, was Kardinal Bea sagte, daß die Römische Kirche den anderen Kirchen keine „Hoffnung machen wolle, die Römische Kirche werde von ihnen für die Wiedervereinigung nur die Anerkennung der wesentlichen Dogmen fordern......“, dann muß man zu dem Schluß kommen, daß die führenden Protestanten und Orthodoxen, ja selbst Freikirchler wie Methodisten und Baptisten dabei sind, ihr Glaubensgut zugunsten des römischen Dogmas und einer Einheitsphilosophie zu opfern. Der Zeitgeist versteht die konfessionellen Unterschiede kaum. Aber dieser Zeitgeist darf nicht Maßstab sein. Liebe ohne Wahrheit ist Heuchelei oder Affenliebe. Die Anbiederung an Roms Dogma ist ein Verrat an der Reformation und letztlich an unserem Herrn. Es paßt in eine Zeit, von der Paulus sagte: „Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und ccccc „Pfingstler und Katholiken im Dialog“, Christiana-Verlag Düsseldorf ISBN 3-9803811-1-0. (Rhese, „Ökumene - woher und wohin“, S.73ff). sich den Fabeln zukehren. Du aber sei nüchtern in allen Dingen, leide willig, tu das Werk eines Predigers des Evangeliums, richte dein Amt redlich aus“ (2. Tim 4,3-5). 8. Ökumene und die Evangelikalen Heute dringen die Ideen von einer organisatorisch ungeteilten weltweiten Kirche immer mehr auch in die evangelikalen Kreise vor. Daß eine solche Einheit nicht an Rom und seinem obersten Repräsentanten, dem Papst, Vorbeigehen kann, ist jedem klar. Gleichzeitig aber erschreckte die Evangelikalen oftmals zu Recht der Gedanke an eine Einheit unter der Kirche, die fast die ganze Zeit ihres Bestehens Andersdenkende auf das Grausamste verfolgt hat. Deshalb war es ernüchternd und erschütternd zugleich, daß bedeutende Vertreter der Evangelikalen in den letzten Jahren in Kontakt zur Römischen Kirche kamen. So verwunderte es viele, daß Prof. Peter Paul Johannes Beyerhausddddd, der Vorsitzende der Europäischen Bekennenden Gemeinschaften und mutige Streiter gegen die Verwässerung des Missionsauftrages durch die Genfer Ökumene, als erster evangelischer Theologieprofessor von Papst Johannes Paul II. in Privataudienz empfangen wurde. Noch erstaunlicher war es, als erst 1998 seine bereits 1989 erfolgte heimliche Weihe zum in apostolischer Sukzession stehenden Bischof bekannt wurde - eine Funktion, in welcher er etwa die hochkirchlich-katholisierende „Bekenntnisbruderschaft St. Peter und Paul“ (mit allen sieben Sakramenten!) leitete und bis heute leitet. Gleichzeitig sitzt er in führenden evangelikalen Gremien wie dem Konvent Bekennender Gemeinschaften und hält Vorträge bei Massenveranstaltungen des (württembergischen) Pietismus, so etwa beim „Gemeindetag unter dem Wort“ im Mai 2002 auf dem Stuttgarter Killesberg. Auch die herzliche Verbindung des sicher bedeutendsten Evangelisten des 20. Jahrhunderts Dr. Billy Graham mit dem gegenwärtigen Papst ist für viele Bibeltreue unverständlich 497. Sind es nicht die evangelikalen Christen, die sich traditionell in besonderer Weise dem Wort Gottes, dem Gebet und der Mission verpflichtet sehen? Ihre geistlichen Wurzeln sind meist in Erweckungen der Vergangenheit oder missionarischen Aufbrüchen der Gegenwart zu finden. Der Begriff „evangelikal“ kommt aus dem angelsächsischen kirchlichen Spektrum. In Deutschland ist der Begriff sehr fließend. Kaum eine der darunter eingeordneten Gruppen wird sich als 100%ig evangelikal einstufen. Zu stark sind Ressentiments gegen andere, die auch evan- ddddd yrotz (jgj. hier geäußerten Kritik an Beyerhaus sollte man nicht übersehen, daß dieser nach dem multireligösen Friedensgebet, das Papst Johannes Paul II in Assisi 1986 einberief, dieses heftig kritisierte (so auch erneut im Jahre 2002). gelikal genannt werden. Andererseits beansprucht man in fast all diesen Gemeinden und Bewegungen die Bezeichnung „evangelikal“, wenn es zweckmäßig erscheint. Zeitweise hatte es den Anschein, daß die Evangelikalen die Gegenspieler der Ökumeniker seien498. Diese Einordnung war von Anfang an, auch im Blick auf Deutschland, nicht korrekt. Die allgemein zu den Evangelikalen gezählten deutschen Baptisten, Mennoniten und Methodisten gehörten zu den Gründungsmitgliedern des ACK und waren von Anfang an im ökumenischen Prozeß weltweit und in Deutschland mit hineingenommen499. In Deutschland rechnet man die protestantischen Gruppen, Bewegungen und Persönlichkeiten, die sich im weitesten Sinne zur Basis der Evangelischen Allianz bekennen, zu den Evangelikalen500. Das sind die meisten Freikirchen und freien christlichen Werke in Evangelisation und äußerer Mission. Die größte evangelikale Bewegung Deutschlands ist die pietistische Gemeinschaftsbewegung, die sich mit ihren Verbänden und Einrichtungen zum größten Teil zum Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband e.V. hält501. Weltweit haben sich die Evangelikalen vielfältige Strukturen geschaffen. Besonders wichtig ist die Weltweite Evangelische Allianz (World Evangelical Fellowship / jetzt World Evangelical Alliance WEA) und das Lausanner Komitee für Weltevangelisation502. Waren die Evangelikalen anfänglich der Ökumene gegenüber äußerst zurückhaltend, so haben sie sich größtenteils sowohl mit den Nationalen Christenräten (in Deutschland dem ACK), wie mit anderen ökumenischen Aktivitäten arrangiert.503 Kirchen des ÖRK haben Gaststatus beim evangelikalen Lausanner Komitee für Weltevangelisation. Evangelikale werden vom ÖRK konsultiert und soweit es dem ÖRK paßt. Es gibt sogar, zumindest über die persönliche Schiene, freundschaftliche Beziehungen zwischen Evangelischer Allianz und Katholischer Kirche. In Deutschland tragen die Satellitenevangelisationen ProChrist schon lange ökumenischen Charakter. Vom evangelikalen ProChrist Komitee wird den Verantwortlichen vor Ort empfohlen, wenn ein Katholik sich während der Veranstaltung bekehrt oder Seelsorge sucht, ihn an seine katholische Kirchengemeinde zu vermitteln. Ohne sich darauf zu berufen, kommt man hier den Vorstellungen des Proselytendekrets von 1961 nach. Dieses Dekret ist vom ACK, zu dem auch die Katholische Kirche gehört, übernommen worden504. Unter solchen romfreundlichen Voraussetzungen beteiligen sich teilweise auch katholische Priester an den Aktivitäten von ProChrist. Die ökumenische Zusammenarbeit ist allerdings je nach örtlicher Lage verschieden.5'’5. Auch wenn sich manche Pietisten und Freikirchler gegen den Gedanken sträuben: Spätestens seit ProChrist 93 mit Billy Graham sind solche Veranstaltungen im evangelikalen Bereich Bestandteil des ökumenischen Prozesses. Natürlich gehen die Evangelikalen noch nicht im ökumenischen Bereich auf, aber die Bewegung hat sie erfaßt und gewinnt Einfluß auf ihre Arbeit. Das bedeutet nicht, daß solche Veranstaltungen in jedem Fall ungeistlich sind. Es sind durch diese auch öffentlich sehr beachteten Evangelisationen Menschen mit Gottes Wort erreicht worden, ja manche sind zum Glauben an Jesus Christus gekommen. Aber die Tür zur Ökumene wurde durchschritten. Vorsicht wurde über Bord geworfen, und dem Einfluß der Katholischen Kirche und ihrer Repräsentanten, die seither scheinbar als geistliche Partner im missionarischen Prozeß akzeptiert werden, wurde Tür und Tor geöffnet. Selbst bei den Allianzgebetswochen wirken katholische Geistliche - auch in voller Amtstracht - mit506. Auch außerhalb von ProChrist wird es ökumenischer. Vor Ort beteiligen sich Freikirchen und immer öfter auch Landeskirchliche Gemeinschaften an ökumenischen Bibelwochen, Gottesdiensten usw.““6 Auch theologisch hat dies Konsequenzen. Die Evangelische Allianz begrüßt regelmäßig päpstliche Äußerungen zu Lebensrechtsfragen. Der Präses des Gnadauer Verbandes, Pfarrer Christoph Morgner, stellte sich im Frühjahr 1998 hinter die gemeinsame Erklärung von Lutheranern und Katholiken zur Rechtfertigungslehre507. Konnte man bis in die 70er Jahre bei der Ökumene in Deutschland mehr von einer Veranstaltung auf kirchenleitender Ebene sprechen, die kaum etwas mit der Praxis vor Ort zu tun hatte, so ist dies seit 1980 anders. 1980 fand das sogenannte Missionarische Jahr statt508. Gemeinsame missionarische Veranstaltungen von sich zur Evangelischen Allianz zählenden Gruppen und Organisationen sowie katholischen Kreisen führten zusammen. Seither hat sich die Zahl der örtlichen ACK-Gruppen auf über 1000 erweitert509. In allen Bundesländern ist der ACK heute auf regionaler Ebene organisiert. Einen weiteren Höhepunkt bildete das Jahr 1992. Das Jahr wurde zum „Jahr mit der Bibel“ ausgerufen und war von vielfältigen gemeinsamen Veranstaltungen und Aktivitäten, weit über die Konfessionsgrenzen hinaus, geprägt510. Für 2003 wurde ein weiteres „Jahr mit der Bibel“ auf ökumenischer Ebene geplant511. Eine besondere Rolle im Annäherungsprozeß zwischen Katholischer Kirche und Evangelikalen spielt der bereits erwähnte Mainzer Weih- eecee Die Arbeitsmaterialien zur in den Ev.Kirchen üblichen Bibelwoche werden gemeinsam von der Ev.Bibelgesellschaft und dem Kath. Bibelwerk in Deutschland, Österreich und der Schweiz herausgegeben: Aussaatverlag Neukirchen Vluyn (1998/99 Thema: Christ sein. Sieben Abschitte aus dem Kolosserbrief'). bischof Eisenbach, der sich vor allem im Rahmen der Evangelischen Allianz betätigt. Aber auch bei den großen Nürnberger Charismatiker-treffen findet man den katholischen Kirchenfiirstenfmr. Eisenbach vertrat als Weihbischof den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Josef Kardinal Lehmann in dessen Diözese. Im April 2002 wurde er wegen Gerüchten um angebliche sexuelle Nötigung zum Priester herabgestuft (Idea 17/02). Gerade die charismatischen Gruppen innerhalb und außerhalb der Evangelischen Kirchen betätigen sich als Vorreiter der evangelisch-katholischen Ökumene88*8*. Die katholische Lebensrechtsbewegung, die katholische Evangelisationskampagne, die auch vom Papst unterstützt wird, und viele andere katholische Aktivitäten wirken anziehend auf Evangelikale. Bei der evangelistischen Abstinenz der meisten evangelischen Kirchen scheint mancher Evangelikale vom heutigen Papst sehr angetan zu sein. Man übersieht dabei, daß Evangelisation nach päpstlichem Verständnis Rückführung in die Römische Kirche und Teilhabe an deren Sakramenten, durch die angeblich die Gnade weitergegeben wird, ist. Und wie seltsam man in der Katholischen Kirche im Blick auf die Lebensrechtsfrage arbeitet, kann man an den 1998 stattgefundenen Aktivitäten zur Verehrung des Heiligen Rocks von Turin sehen. Der dortige Kardinal hat erklärt, daß die Beichte während einer Pilgerfahrt zum Heiligen Rock automatisch die Vergebung der Abtreibungssünde nach sich ziehl512. Durch charismatische Gruppen wurden auch in Deutschland die sogenannten Jesusmärsche populär. Sie gehören in deren Terminologie zur sogenannten Geistlichen Kriegsführunghhhhh, wie sie seit der sogenannten fTnr Der beim gemeinsamen Kongreß charismatischer Bewegungen vom 13-15.5.99 in Nürnberg am meisten beklatschte Redner war der italienische Franziskanerpater und Prediger des Papstes im Vatikan Raniero Cantelamessa (Idea 20/99). 88888 Eisenbach selbst wirkte seelsorgerisch beim Übertritt des führenden protestantischen Charismatikers Günter Oppermann in die Katholische Kirche mit. Mitteilung von Pfr. Friedrich Aschoff in „Geistliche Erneuerung“ Hamburg Nr.40, S. 34. Zur Zeit ist Eisenbach vom Dienst suspendiert. Ihm wurde vorgeworfen, im Rahmen eines Exerzitiums (Befreiungsdienstes) sexuelle Nötigungen durchgeführt zu haben. Es ist anzunehmen, daß diese Vorwürfe der Phantasie einer ehern, für Eisenbachs charismatische Vorstellungen offenen Dame entspringen (Idea 38/2000 S.7) hhhhh Hier geht man davon aus, daß die Erde von Dämonen besetzt ist. In der geistlichen Kriegsführung will man Territorien ffeikämpfen. 266 dritten Welle""1 in extrem pfmgstlerischen und charismatischen Kreisen zuhause ist. Durch Proklamationen bestimmter Territorien in Ländern, Orten und auf der Erde werden sie angeblich der Herrschaft dämonischer Wesen entzogen und der Herrschaft Gottes unterworfen. Die Katholische Kirche praktiziert Ähnliches in ihren Wallfahrten, bei Weihen und den ExerzitierP. Standen die pietistisch geprägten Evangelikalen diesen Märschen bisher zurückhaltend gegenüber, so gibt es jetzt, nach theologischen Gesprächen und Festlegungen, eine Vereinbarung zwischen den bisherigen Veranstaltern des Jesusmarsches und Vertretern der Allianz, so daß es im Jahr 2000 erstmalig einen „Jesustag“ gab, an dem Pietisten, Freikirchler, Pfingstler, evangelische und katholische Charismatiker teilnahmen513. Allerdings lehnten führende Vertreter des Gnadauer Verbandes und der Ludwig-Hofacker-Vereinigung eine Mitarbeit oder Empfehlung des, Jesustages“ ab (Idea 19/2000). Daß die sogenannten Evangelikalen der ökumenischen Bewegung gegenüber ablehnend gegenüberstanden, dürfte geschichtlich klar sein. Nach der Weltmissionskonferenz in Bangkok 1973 kam es weltweit zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen Evangelikalen und Ökumenikem. In Deutschland wurde die Frankfurter Erklärung zur Grundlagenkrise der Mission als theologische Antwort der Evangelikalen auf die antimissionarischen Auswüchse der Ökumene verfaßt. In Lausanne kam 1974 die erste weltweite evangelikale Missionstagung auf Billy Grahams Initiative hin zusammen. In Deutschland schlossen sich die evangelikalen Missionen, die mehr als Va der Die Charismatiker gehen von drei Wellen geistlicher Segnung im 20. Jahrhundert aus: 1. Welle ab etwa 1906 mit dem Auftreten der Pfingstbewegung. - 2. Welle mit der vorwiegend in bestehenden Kirchen auftretenden Charismatischen Bewegung. Ihre Kennzeichen waren Zungenreden, Krankenheilung und Prophetie. - 3. Welle: die seit etwa 1980 auftretenden vielfältigen Manifestationen pfingstlerischer Art. Mit ihr werden erstmals bisher kritische Freikirchen und Gemeinschaften erreicht (Bühne, S. 13f). ™ Der katholische Charismatiker und Jesuitenpater Norbert Baumert stellt im Blick auf Jesusmärsche fest: „Dieses Ereignis ist nicht ein Spektakel (Schauspiel), sondern so sinnvoll wie die uns Katholiken vertrauten ,Flurprozessionen'. Doch diesesmal beten wir nicht um den Segen Gottes für die Felder und die Erde, sondern für unser ganzes Volk ... Lohnt es sich, deshalb nach Berlin zu fahren? - Schon deshalb, weil Christen aus allen Konfessionen gemeinsam vor Gott treten“ (zitiert nach Bühne, S. 110f). deutschen Missionare vertreten, zur Konferenz Evangelikaler Missionen zusammen, jetzt Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen. Allerdings war die antiökumenische Front nie ganz geschlossen. Die Methodisten scherten schon lange aus dem Kreis aus. Die Baptisten und Freien Evangelischen Gemeinden hielten sich, aufgrund ihrer Verbindung zur ACK, zurück. Seit dem Tode von Präses Pfarrer Kurt Heimbucher 1988 hört man auch vom Gnadauer Verband keine deutlich kritische Äußerung gegenüber der Ökumene mehr514. Es hat den Eindruck, als ob inzwischen der gesamte evangelikale Bereich der Ökumene gegenüber aufgeschlossen sei. 8.1 Im evangelikal-charismatischen Bereich Nicht nur proökumenische Tendenzen, im Blick auf Anpassung und Zusammenarbeit mit der Römischen Kirche, sondern auch der Trend zum ökumenischen Vereinigungsweg zwischen Protestanten mit unterschiedlicher geistlicher Erkenntnis wirken sich im evangelikalen Lager aus. Die Deutsche Evangelische Allianz gab 1996 gemeinsam mit den führenden Pfingstlem des BFP (Bund Freikirchlicher Pfmgstgemeinden) eine Erklärung heraus. Seither ist die Mitwirkung von Pfingstlem in allen evangelikalen Bereichen möglich515. Der charismatisch geprägte Dr. Roland Werner516 wurde im Januar 1998 Referent von „Jesus House“517, der deutschlandweiten Satellitenmission. Im Jahr 1996 leitete er das Christival in Dresden, wobei die charismatischen Gruppen deutlich den Ton angaben518. Zwischenzeitlich ist er 1. Vorsitzender von Christival 2002, das unter seiner Leitung vom 2. -6. Oktober 2002 in Kassel stattfindet. 519 Hierzu wurde u.a. der ehemalige islamische Bundestagsabgeordnete der Grünen, Cem Özedemir, als Diskussionsteilnehmer eingeladen. Die Bibelarbeiten heißen nun „Bibelfeste“. Abends finden u.a. ein „Schwimmbad-Festival“, ein „Showbiz-Festival“, eine „Dance- und HipHop-Party mit Jesus im Mittelpunkt“ sowie eine „Lachparade“ mit Jesus Christus als „Teilnehmer“ statt (laut Christival-Zeitung Nr. 2 vom März 2002). Die Grenzen zur Geschmacklosigkeit, ja zur Blasphemie sind hier bereits überschritten. Beim Bundesposaunenfest am 27.Juni 1999 in Mannheim war erstmalig mit Dr. Roland Werner ein Charismatiker Hauptredner einer Großveranstaltung des Gnadauer Verbandes.520 Peter Strauch, der Präses der Freien Evangelischen Gemeinden, hob wohlwollend hervor, daß die Zusammenarbeit von Evangelikalen und Charismatikem auch in solchen Zeitschriften wie „Family“ oder „Aufatmen“ deutlich wird. Eine Vorstellung zukünftiger Entwicklungen vermittelte die Großveranstaltung Explo 97. Dominiert von Charismatikem und unter Beteiligung prominenter Katholiken lief die Veranstaltung in Basel ab521. Durch die volle Integration der Pfingst- und Charismatischen Bewegung ist der Prozeß der Ökumenisierung der Evangelikalen in Deutschland erheblich vorangekommen. Denn die Charismatische Bewegung hat vom Anfang an aufs engste mit der römischen Kirche zusammengearbeitet. Katholische Charismatiker meinen, daß Papst Johannes XXIII. auf dem Sterbebett diese Bewegung angekündigt habe522. Kardinal Suenens, der langjährige Schutzherr der katholischen Charismatischen Bewegung schrieb 1975 sein ökumenisches Buch „Ein neues Pfingsten“ und stellte darin die geistliche Verbindung von Katholischer Kirche, Charismatischer Bewegung und ökumenischen Prozeß her. Der am meisten beklatschte Referent des gemeinsamen Kongresses Charismatischer Bewegungen vom 13.-16. Mai 1999 war der italienische Franziskanerpater Raniero Cantalamessa. Pater Raniero ist kath. Theologieprofessor und wird seiner häufigen Auftritte im Vatikan wegen als „Prediger des Papstes“523 bezeichnet. Unwidersprochen erklärte er, daß Luthers Rechtfertigungslehre nicht mehr kirchentrennend sei. Zwar vertrete die katholische Kirche noch immer, daß zur Rechtfertigung Werke gehören, diese Werke seien aber „Haltungen, die den Geboten gemäß seien“ 524. Nach diesem Muster ging es beim Jesus-Marsch 2000 weiter. Wurde diese charismatische Veranstaltung bisher von Evangelikalen gemieden, so einigte man sich 1997 auf eine Unterstützung von Seiten der Evangelischen Allianz. Eine treibende Kraft der ökumenischen Bewegung sind dabei verschiedene protestantische und ökumenische Kommunitäten. Es geht heutigen Ökumenikem teils schon um Einheit um der Einheit willen. So meinte der protestantische Prior der Bruderschaft von Taize, Roger Schütz: „Um den Termin der Einheit vorzuverlegen, müssen wir die christliche Gemeinschaft verwirklichen, selbst wenn sie nur provisorisch ist.“ Es ist dabei schon fast peinlich zu beobachten, wie stark auch evangelikale Protestanten darauf erpicht sind, mit der Römischen Kirche Abendmahlsgemeinschaft aufzunehmen. Für die Reformatoren war die Messe Götzendienst. Heute setzt man alles daran, um gemeinsam mit den Dienern Roms Messe feiern zu dürfen525. 8.2 Im evangelikal-katholischen Bereich Obwohl die Evangelikalen immer davon auszugehen vorgaben, daß Glaubensleben nicht durch Organisationen, sondern durch persönliche Lebensgemeinschaft mit Jesus entsteht, haben sie sich doch oft und gern in kirchlichen Organisationen verbunden. Es gab und gibt enge Verflechtungen zu liberalen protestantischen Kirchen. Und in einer Zeit der allgemein akzeptierten Ökumene entstehen solche Verbindungen auch in die Katholische Kirche hinein. Da die römische Kirche das Thema „Evangelisation“ in den letzten Jahrzehnten bewußt aufgegriffen hat, fielen solche Kontaktaufhahmen leichter als in früheren Zeiten. Roms Programm „Evangelisation 2000“ hat zu engen Verbindungen zum evangelikal geprägten Evangelisationsmodell „A.D.2000“ geführt. Da die Evangelikalen in Deutschland die theologische Disziplin der Unterscheidungslehre (Apologetik) immer mehr vernachlässigt haben, gehen sie bereits der Worthülse „Evangelisation“ auf dem Leim. Oder wissen sie nicht, daß katholische Evangelisation weit von dem entfernt ist, was missionarische Evangelikale charismatischer und pietistischer Prägung immer darunter verstanden? Katholische „Reevangelisation Europas“, wie es Papst Johannes Paul II. nennt, versteht unter Evangelisation die Rückführung zu den Sakramenten und der Organisation der Katholischen Kirche. Im gemeinsamen Papier der Evangelikalen und Katholiken der USA von 1994 wurde dies auch ausgesprochen, wenn es heißt: „Im Zusammenhang mit Evangelisation und Reevangelisation begegnen wir einem Hauptunterschied in unserem Verständnis zwischen der Beziehung von Taufe und neuer Geburt in Christus. Für Katholiken gilt, daß alle rechtmäßig Getauften wiedergeboren und wirklich - wie unvollkommen auch immer - in Gemeinschaft mit Christus sind.“ldddtk. Als Vertreter der Weltweiten Ev. Allianz (WEF) waren Pastor Johan Candelin (Kokkala/Finnland), Direktor der WEF-Kommission für Religionsfreiheit, und der Ökumeneexperte George Vandervelden (Toronto/ Kanada) am 7. Mai 2000 bei der Märtyrergedenkfeier des Papstes im Kolosseum in Rom. Beim anschließenden Mittagessen mit dem Papst dankte dieser der WEF für ihr Engagement für Religionsfreiheit. Candelin schlug dem Vatikan die Einrichtung eines Runden Tisches der Konfessionen zur Frage der Verfolgung von Christen vor. kkkkk ßühne s.171. Die Annäherung der Evangelikalen an die Katholische Kirche muß weltweit betrachtet werden. Am 29.3.1994 gaben bekannte Evangelikale und Katholiken eine gemeinsame Erklärung heraus, in der es heißt: „Wir bekennen gemeinsam, Evangelikale und Katholiken, unsere Sünde gegen die Einheit, die Christus für alle seine Jünger beabsichtigt. Der eine Christus und die eine Mission schließt vieie andere Christen ein, besonders die Orthodoxen Christen und diejenigen Protestanten, die im allgemeinen nicht als Evangelikale bezeichnet werden.“ Unterzeichnet wurde diese Erklärung u.a. von Bill Bright und Pat Roberts (Bühne, S. 167ff). Trotz aller seiner Verdienste um die Evangelisation muß man Billy Graham im Blick auf die Annäherung von Evangelikalen und Katholiken eine Hauptschuld geben. Dr. Richard Pierard, der Präsident der Evan-gelical Theological Society, bezeichnete Billy Graham sogar als die „treibende Kraft zur Förderung der Ökumene unter den Evangelikalen“.526 Außerdem hat die gegenwärtige zunehmende ethische Verwahrlosung der Evangelischen Kirche und der Gesellschaft sowie die dazu scheinbar im Widerspruch stehende Konsequenz des Papstes unerwartete Sympathien von Evangelikalen gegenüber der Römisch-Katholischen Kirche entstehen lassen. Besonders über die Stellung des Papstes zur Abtreibung gibt es unter Evangelikalen wachsende Zustimmung für Rom"1". Die bekannte Kinderpsychologin und früher führende Evangelikale Christa Meves trat schon Anfang der 90er Jahre in die Römische Kirche über527. 1997 konvertierte Dr. Siegfried Emst aus Ulm, ein führender protestantischer Abtreibungsgegner und einer der letzten Streiter der Bekennenden Kirche aus dem 3. Reich zur römischen Kirche. Er bekam sehr bald eine Privataudienz beim Papst528. Immer öfter treten Katholiken bei pietistischen Veranstaltungen auf. Besonders Anselm Grün wird als hervorragender Seelsorgespezialist bis in pietistische Kreise hinein geschätzt. Gebetsformen wie das Stundengebet oder Tagzeitengebet erhalten im evangelikalen Bereich Zuspruch. Waren bisher der Ruf zur Entscheidung in die Nachfolge Jesu und die biblisch tiefschürfende Verkündigung Schwerpunkte der Evangelikalen Bewegung, so rückt seit einigen Jahren der von den Cha-rismatikem übernommene sogenannte Lobpreis in den Mittelpunktmmmmm. Dabei wird unter „Anbetung“ das gebetsmühlenartig singende Wiederholen von Ein- und Zweizeilern verstanden"""™. Die Philosophie und 11111 Der Generalsekretär der Europäischen Ev. Allianz berichtete bei der Herbsttagung der Deutschen Ev. Allianz 1996, daß es mit Rom besonders in Fragen der Ethik „große Übereinstimmung“ gebe (Idea 49/96). mmmmm ^as [1jer un{er Lobpreis verstanden wird, kommt eindeutig aus der Charismatischen Bewegung („Marsch für Jesus“, Projektion J, Wiesbaden 1994 S. 16). """"" Durch den sogenannten Lobpreis hat sich nicht nur charismatisches Gedankengut in den evangelikalen Kreisen verbreitet. Reformatorische Lieder waren gesungene Dogmatik. Der Lobpreis hat auch den reformatorischen Gemeindegesang stark entleert. Dieser Entwicklung sind sich die führenden Charismatiker bewußt. So schreibt „Werkstattheft Lobpreis“ GGE Hamburg 1994 S.12: „..Luthers Feinde wüteten dämm mehr über die neuen Lieder als über die Verkündigung, wohl wissend, 271 Praxis des katholischen Rosenkranzes ist davon nicht weit entfernt. Hin und wieder wird Gebet mit musikalischer Hintergrundausmalung zur Erzeugung einer geistlichen (mystischen) Stimmung verwendet. Statt durch das Wort Gottes in die Gegenwart Jesu zu führen, wird eine Atmosphäre geschaffen, wie sie im katholischen Bereich durch die Liturgie und im Pfmgstlerischen teilweise durch aufgeheizte Stimmung erzeugt wird. Praktisch-theologisch sind durch die charismatische Lobpreismystik katholische Frömmigkeitsformen mit scheinbar protestantischen und modernen Tönen bis tief in die pietistischen Gemeinschaften und den zu dem evangelikalen Spektrum zu zählenden Freikirchen eingedrungen. Auch der Genfer Ökumene kritisch gegenüberstehende Theologen sind vor dem römischen Virus nicht ganz gefeit. Prof. Peter Paul Johannes Beyerhaus bekannte sich 1998 öffentlich, nach dem Offenbarwerden seiner heimlichen Bischofsweihe, zur in der römischen Tradition beheimateten apostolischen Sukzession 529. Allerdings hat er die Weihe nicht direkt von der Katholischen Kirche, sondern von lutherischen Amtsträgem, die dieser römischen Lehre anhängen, bekommen. In Kanada erklärte der dortige Vorsitzende der Evangelischen Allianz, Gary Walsh (Toronto), nach einem Besuch bei der katholischen Kirchenleitung in Toronto, daß die kanadische Allianz Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirche prüfe. Ohne daß es der Öffentlichkeit näher bekannt wurde, gibt es seit 1993 Gespräche zwischen der weltweiten Evangelischen Allianz und dem Vatikan, die in eine gemeinsame Erklärung münden sollen. Am 28. Mai 2002 erklärte Rolf Hille dem Herausgeber des Informationsdienstes „Topic“ auf dessen Anfrage, daß in Kürze ein von der gemeinsamen Kommission erarbeitetes Diskussionspapier den katholischen Gremien und den Allianzkreisen zur Meinungsbildung vorgelegt werden wird (telefonische Information von U. Skambraks). Der Vorsitzende der Kommission von Seiten der Allianz, Rektor Rolf Hille vom Albrecht-Bengel-Haus in Tübingen, erklärte schon im Vorfeld, daß sich Vatikan und Evangelikale in „ethischen Fragen teilweise nahe“ sind. Diskurs gäbe es u.a. in der Frage der Autorität der Schrift und des Amtes.530 * 272 daß gesungene Dogmatik in der Bevölkerung weit haltbarer Fuß fassen konnte als jede Predigt. W'ir haben es deshalb in unserem Gesangbuch im allgemeinen mit gesungener Lehre zu tun. Die Auswahl der Lieder war Sache rein theologisch motivierter Fachleute, entscheidendes Kriterium um die Vermittlung von theologisch sauberen Aussagen über Gott, Gottes Reich und die Kirche“ (zitiert nach Bühne, S. 131). 272 83 Ökumenische Aktivitäten von Evangelischen Kommunitäten Noch stärker als die Charismatische Bewegung spielen die nach dem 2. Weltkrieg entstandenen Evangelischen Kommunitäten eine Rolle im ökumenischen Prozeß. Viele dieser Bruder- und Schwesternschaften verstehen sich als geistliche Oasen in einer innerlich vertrockneten Welt. Einige haben gute und wichtige Dienste übernommen. Allerdings waren diese oft etwas verinnerlichten Gemeinschaften den Gedanken der Charismatischen Bewegung von Anfang an sehr offen gegenüber. Auch gab es natürlich Rückbesinnung auf ähnliche altkirchliche oder katholische Ordensgemeinschaften, mit denen die Kommunitäten sich punktuell oder auch ganz und gar verbunden wußten. Einige Kommunitäten und ihre geistlichen Leiter verstehen ihre Aufgabe als Kämpfer für eine geistlich und organisatorisch geeinte Christenheit. Manche greifen Kritiker der ökumenischen Bewegung an und unterstellen ihnen Sektengeist. Die Zeitschrift der Bruderschaft von Taize erklärte: „Es gibt noch Christen, die sich aus Radikalismus und Fanatismus weigern, in diese ökumenische Bewegung einzutreten, die immer stärker auf die Kirchen übergreift, auf die katholische wie auf die anderen. Darin ist heutzutage die Irrlehre erkenntlich ... Hindert uns der Sektengeist, der ökumenischen Bewegung entschlossen beizutreten, dann fallen wir in die Sünde der Häresie. Die neue ökumenische Orientierung nach Rom hin macht es jedem Christen zur Pflicht, ihr beizutreten, denn die Nichtbeteiligung an dieser Bewegung konstituiert die heutige Sünde“531. Es scheint so, daß sich, auch wegen der geistlichen Dürre in den evangelischen Kirchen, manche Christen nach der starken religiösen Führungspersönlichkeit sehnen. Rom hat eine solche Persönlichkeit: den Papst. 1999 schrieben Vertreter von 15 deutschsprachigen evangelischen Kommunitäten und Vereinigungen, unter anderem der Jesus-Bruderschaft Gnadenthal, der Michaelsbruderschaft, der Christusbruderschaft Selbitz und der Kommunität „Steh auf', an den Papst. Sie schrieben, daß mit der gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre das Haupthindernis zur Anerkennung des Papstamtes beseitigt sei. Sie akzeptieren den Papst, würden ihn aber mehr als eine Art Sprecher der geeinten Christenheit sehen. In der Antwort des päpstlichen Rates für die Einheit der Christen erklärte Bischof Pierre Duprey die Bereitschaft des Vatikans zu einem „Brüderlichen Dialog über das Petrusamt“. Daß über ein von unterschiedlichen Traditionen belastetes Thema konstruktiv diskutiert werde, sei ein „verheißungsvolles Zeichen für die Zukunft der Ökumene“ erklärte der Sprecher der Gruppe, die den Brief an den Papst gerichtet hat, der evangelische Theologieprofessor Christoph Schmidt-Lauber. Er meint, das Schreiben beweise „katholische Beweglichkeit“532. 9. Ökumene in Deutschland in der ACK vor Ort In einer Selbstdarstellung von 1999 erklärt der (oder auch: die) ACK: „Die Einheit der Christen zu fördern, ist das Ziel der ökumenischen Bewegung. Sie findet ihren Ausdruck in weltweiten (ÖRK; R.W.), aber auch in nationalen, regionalen und örtlichen Zusammenschlüssen. In vielen Ländern gibt es nationale Kirchen- und Christenräte oder Arbeitsgemeinschaften christlicher Kirchen. In unserem Land ist der entsprechende nationale Zusammenschluß die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland e.V. (ACK)‘ (englisch: Council of Christian Churches in Germany)“533. 9.1 Geschichte und Philosophie Schon John Mott begann in den 20er Jahren, solche sogenannten nationalen Christenräte zu gründen. Diese Christenräte sollten dazu dienen, die Arbeit der christlichen Kirchen in den einzelnen Ländern zu koordinieren und das gegenseitige Kennenlemen zu verstärken. Heute sind die Räte de facto die Außenstationen des Weltkirchenrates in den einzelnen Staaten. Zwar erklären die Christenräte, daß sie nicht zum ÖRK gehören534, dies stimmt aber nur formal. Der Ökumenische Rat der Kirchen ist, wie es in seiner Basis heißt, „eine Gemeinschaft von Kirchen“ und nicht von regionalen kirchlichen Zusammenschlüssen, wie es die Christenräte sind. Von daher können Christenräte keine Mitglieder des ÖRK sein. Ebenso wie der Lutherische oder Reformierte Weltbund keine Mitglieder des ÖRK sein können. Der ACK erklärte: „Die Beziehung des ACK zum ÖRK ist die eines Associated Council'. Das bedeutet, daß zwischen dem ACK und dem ÖRK ein offener Informationsaustausch stattfindet.. Der ACK hat im ÖRK kein Stimm- recht.“535 Dieses offizielle Informations- und Arbeitsverhältnis von ACK und ÖRK besteht seit 1955. Pfarrer Hans-Beat Motel von der Brüder-Unität schreibt über das Verhältnis des ACK zum ÖRK: „Die ACK ist bei den gelegentlichen Konferenzen der Nationalen Christenräte, die der ÖRK durchführt, vertreten. Der Geschäftsführer ... der ACK wird regelmäßig als Gast, Beobachter oder Mitarbeiter zu Tagungen des ÖRK eingeladen und kann auf diese Art und Weise auch die Interessen der ACK vertreten, bzw. umgekehrt Impulse aus der ACK in den ÖRK hineingeben. Die ACK leistet im übrigen auch schon deswegen einen Beitrag zur ökumenischen Bewegung, weil sie beispielsweise auch Kritik, die sich gegen den ÖRK äußert, aufnimmt und kritische Anfragen in Richtung Genf versucht zu beantworten.“ Bei der Vollversammlung des ÖRK in Vancouver 1983 wurde das Verhältnis von nationalen Christenräten und ÖRK beschrieben. Im Bericht des Weisungsausschusses für Programmrichtlinien I heißt es u.a.: „5.1. Ökumenische Arbeit auf nationaler, regionaler und weltweiter Ebene ist Teil ein und derselben Bewegungen. Sie ergänzen sich gegenseitig. 5.2. Die Beziehung zwischen den Organisationen ist nicht linear. Vielmehr bilden diese Organisationen ein Netz.“536 Das bedeutet, daß die Nationalen Christenräte, wie in Deutschland der ACK, das von Genf geführte weltweite ökumenische Netz darstellen. Dies ist für Genf auch deshalb von Bedeutung, da in den nationalen Christenräten auch Kirchen vertreten sind, die dem ÖRK offiziell nicht angehören. Durch die Christenräte aber sind sie mit Genf vernetzt. Die jeweilig aktuellen Themen des ÖRK werden über die Nationalen Christenräte in den Ländern propagiert und besprochen.537 So war es mit der theologisch sehr weitgehenden „Konvergenzerklärung über Taufe, Eucharistie und Amt“, im sogenannten „Lima-Papier“, geschehen. Dieses total liturgische und katholisierende Dokument wurde im ACK behandelt und von seinen Mitgliedern ausdrücklich begrüßt538. Prof. Dr. Peter Beyerhaus, der damalige Direktor des Institutes für Missionswissenschaft und Ökumenische Theologie an der Universität Tübingen, bemerkt hierzu in einem Schreiben an die Ökumenische Centrale vom 16.1.1986: „Nach meiner Beobachtung hat sich die ACK sowohl auf bundes- wie auf landeskirchlicher Ebene immer darum bemüht, die aktuellen Themenstellungen und Zielsetzungen der Genfer Ökumene in eigenen Studientagungen und durch ihre eigenen Informationen an die Basis der deutschen Kirchen weiterzugeben. Es gibt nun einmal in Deutschland keine andere Organisation, welche sich als ein interkirchlicher und interkonfessioneller Zusammenschluß die ökumenischen Anliegen, und in der Tat in weitestgehender Entsprechung zur Genfer Arbeit, zu eigen machen würde.“539 9.2 Die Geschichte der ACK Die ACK wurde am 10. März 1948 in Kassel gegründet. Damals gehörten ihr die Evangelische Kirche in Deutschland, der Bund Evangelisch Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, die Methodistenkirche in Deutschland, die Evangelische Gemeinschaft in Deutschland, die Vereinigung der deutschen Mennonitengemeinden und das Bistum der Altkatholiken in Deutschland an. Der Bund Freier Evangelischer Gemeinden trat als Gastmitglied bei. Der erste Geschäftsführer des ACK Otto v. Harling berichtet, daß bereits 1946 die Kirchenkanzlei der EKD vom vorläufigen Ausschuß des ÖRK in Genf die Anregung, auf die Gründung eines Nationalen Christenrates zuzugehen, bekam. Seit Anfang 1947 gab es dann offizielle Verhandlungen zwischen der EKD und den deutschen Freikirchen. Seit 1955 besteht ein offizielles Informations- und Arbeitsverhältnis mit dem ÖRK in Genf. Bedingt durch die politische Teilung Deutschlands in zwei Staaten, konnten die ACK-Delegierten aus den Kirchen auf dem Gebiet der damaligen DDR bereits seit 1963 nicht mehr an den gemeinsamen Sitzungen teilnehmen und kamen unter sich zusammen. 1970 wurde dann offiziell die „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der DDR (AGCK)“ gegründet. Obwohl auch in der Zeit der deutschen Teilung zwischen den beiden Arbeitsgemeinschaften Verbindungen bestanden, verliefen manche Entwicklungen unterschiedlich. So gab es unterschiedliche Mitgliedschaften. ln der ACK waren die Römisch-Katholische Kirche (Deutsche Bischofskonferenz) und die Griechisch-Orthodoxe Metropohie Vollmitglieder, während in der AGCK die Katholische Kirche einen Beobachterstatus innehatte, der erst im Mai 1990 in eine Mitgliedschaft umgewandelt wurde. Zwei freikirchlich geprägte Gemeinschaften hatten im Osten Beobachter, eine andere nur im Westen Gaststatus. Eine war im Osten Voll-, im Westen nur Gastmitglied. Bedingt durch ihre unterschiedliche Verbreitung gab es auch bei den orthodoxen Kirchen unterschiedliche Mitgliedschaften. Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten schlossen sich auch die beiden deutschen Christenräte bei einer Tagung in Eisenach im November 1991 zusammen. Die Bevollmächtigten von elf Kirchen, den „Gründungsmitgliedern“, Unterzeichneten die neuerarbeitete Satzung. Sie entspricht in § 1 der Basis des ÖRK: „Die im ACK zusammengeschlossenen Kirchen bekennen den Herrn Jesus Christus gemäß der Heiligen Schrift als Gott und Heiland und trachten danach, gemeinsam zu erfüllen, wozu sie berufen sind, zur Ehre Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“.540 9.3 Die Mitglieder und Gastmitglieder der ACK Die ACK hatte 1999 17 Voll- und 4 Gastmitglieder sowie 3 offizielle Beobachter. Die Beobachter erfüllen den Status einer Kirche nicht voll, weil sie aus organisatorischen Gründen den Status einer Kirche im Verständnis der Ökumene nicht voll erfüllen. Wobei die mehr als 100 zum Bund der Evangelischen-Freikirchlichen Gemeinden gehörigen Brüdergemeinden 1985 bei Bundestag dieser Freikirche namens ihrer Gemeindglieder eine Erklärung Weitergaben, daß sie und ihre Gemeinden sich als nicht zur ACK zugehörig betrachten. Diese Erklärung wurde schon 1983 von den Brüdergemeinden beschlossen. Vollmitglieder (Stand 1999): I. Evangelische Kirche in Deutschland Kirchenamt Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover 27,9 Millionen Mitglieder 24 Landeskirchen 18.220 Gemeinden 24.917 Pfarrer und Pfarrerinnen 2. Römisch-katholische Kirche (Deutsche Bischofskonferenz - Verband der Diözösen Deutschlands) Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Kaiserstraße 163, 53113 Bonn 28,1 Millionen Mitglieder 27 Diözesen 13.331 Pfarreien 19.166 Priester 3. Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland Exarchat von Zentraleuropa, Dietrich-Bonhoeffer-Straße 2, 53227 Bonn - Beuel ca. 450.000 Mitglieder 58 Gemeinden 350 Gottesdienstorte 1 Metropolit 4 Vikarbischöfe 58 Pfarrer 13Diakone 4. Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) Bundesmissionshaus, Friedberger Straße 101,61350 Bad Homburg v.d.H. 87.000 Gemeindeglieder 13 Vereinigungen 808 Gemeinden bzw. Zweiggemeinden 555 Pastoren und Pastorinnen 5. Evangelisch-methodistische Kirche Kirchenkanzlei Wilhelm-Leuschner-Straße 8, 60329 Frankfurt am Main 65.940 Kirchenglieder und -angehörige 10 Distrikte 618 Gemeinden I Bischof 388 Pastoren und Pastorinnen 6. Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) Schopenhauerstraße 7, 30625 Hannover 39.750 Mitglieder 4 Sprengel 11 Kirchenbezirke (Superintendenturen) 125 Pfarrbezirke (191 Gemeinden, 90 Predigtplätze) 142 Pfarrer 7. Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien in Deutschland Glanerbrugstraat 33, NL-7585 PK Glane/Losser, Niederlande 37.000 Mitglieder (in Deutschland) 39 Gemeinden 1 Erzbischof 39 Priester 3 Diakone 8. Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland Gregor-Mendel-Straße 28, 53115 Bonn 25.000 Mitglieder 5 Dekanate 160 Pfarreien und Gemeinden I Bischof 93 Priester und Priesterinnen II Diakone 9. Evangelische Brüder-Unität - Herrnhuter Brüdergemeine Direktionen: Postfach 21 02745 Hermhut Badwasen 6, 73087 Bad Boll 7.200 Gemeindeglieder 16 Gemeinden 35 Pfarrer und Pfarrerinnen 10. Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen Hauptstr. 33, 49824 Laar 7.000 Mitglieder 14 Gemeinden 15 Pastoren 11. Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland Mennonitenstraße 20, 22769 Hamburg 6.500 Gemeindeglieder 50 Gemeinden 24 Pastoren und Pastorinnen (hauptberuflich) 61 Älteste und Prediger/innen (nebenberuflich) 12. Die Heilsarmee in Deutschland Religionsgemeinschaft des Öffentlichen Rechts Salierring 23-27, 50677 Köln 2.000 Mitglieder 4 Divisionen 54 Korps und Außenposten 41 Diakonische Einrichtungen 12! Offizierinnen und Offiziere (ordinierte Geistliche) 13 13. Russisch-Orthodoxe Kirche von Berlin und Deutschland (Moskauer Patriarchat) Wildensteiner Straße 10, 10318 Berlin ca. 50.000 Mitglieder 26 Gemeinden 3 Bischöfe 22 Priester 6 Diakone 14. Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche in Deutschland Allensteiner Str. 5, 50735 Köln ca. 35.000 Mitglieder 9 Gemeinden I Bischof 3 Priester II Diakone 15. Koptisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland Probsteistr. 1 a, 37671 Höxter-Brenkhausen 16. Ätiopisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland Ückerader Str. 2, 50739 Köln 17. Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler Gemeinden in Deutschland Sebastian Rinz Str. 22, 60323 Frankfurt am Main Gastmitglieder 1. Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland Senefelderstraße 15, 73760 Ostfildern-Ruit 35.230 Gemeindeglieder 2 Verbände 11 Vereinigungen 582 Gemeinden 321 Pastorinnen, Pastoren und theologische Mitarbeiter 2. Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland Goltenkamp 4, 58452 Witten 30.500 Gemeindeglieder 22 Bundeskreise 382 Gemeinden I Präses 315 Pastoren 3. Apostelamt Jesu Christi Kirchenhauptamt, Postfach 100117, 03001 Cottbus 18.000 Gemeindeglieder II Apostelbezirke 180 Gemeinden 15 Apostel 9 Bischöfe 43 Älteste 167 Priester 4. Christlicher Gemeinschaftsverband Mülheim a. d. Ruhr GmbH Hauptstraße 36, 34305 Niedenstein, 3.380 Gemeindeglieder 100 Ortsgemeinden 37 Pastoren Ständige Beobachter 1. Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker) Deutsche Jahresversammlung eV. Bombergallee 9, 31812 Bad Pyrmont 337 Mitglieder 7 Bezirke (einschließlich Österreich) 31 Gruppen und Andachtskreise 2. Arbeitsgemeinschaft Ökumenischer Kreise eV (AÖK) Alpenstraße 6, 82418 Hofheim/Mumau 3. Evangelisches Missionswerk in Deutschland Normannenweg 17-21, 20537 Hamburg Wie sich die Mitarbeit der Gastmitglieder von der der Vollmitglieder unterscheidet, erklärte Pfarrer Hans-Beat Motel: „Die Mitarbeit der Gastmitglieder unterscheidet sich in der Praxis nicht von derjenigen der Mitglieder des ACK. Die Gastmitglieder haben volles Rederecht und engagieren sich in der gesamten Arbeit des ACK. Lediglich bei Abstimmungen zeigen sich hier Unterschiede.“541 Die Rechte der Gastmitglieder werden auch durch die Tatsache demonstriert, daß Pastor Dr. Klaus Peter Voß offizieller Referent in der Ökumenischen Zentrale in Frankfurt ist. Er ist vom Bund Freier Evangelischer Gemeinden542, die schon seit Gründung des ACK nur Gastmitgliedstatus haben, in den hauptamtlichen Dienst des ACK entsandt. Der Mitteilungsdienst des Konfessionskundlichen Institutes in Bensheim erwähnt, daß in der letzten Zeit beim ACK immer häufiger Aufnahmeanträge von oft sehr isoliert dastehenden charismatischen Einzelgemeinden gestellt werden. Sie erhoffen sich dadurch mehr öffentliches Ansehen und die Überwindung des Sektenvorwurfes. Dem ACK ist unklar, welche Mindestvoraussetzungen er solchen Gruppen setzen soll543. Insgesamt ist zu bemerken, daß fast alle Kirchen und Freikirchen versuchen, dem ACK anzugehören. Dies betrifft nicht nur große, sondern auch relativ kleine Denominationen. Die Gemeinschaften, welche sich von diesem Prozeß ausklammem oder gar dagegen sind, kommen leicht in den Geruch, eine Sekte zu sein. Die großen pietistisch geprägten Gemeinschaftsverbände, die meisf0000 zum Evangelisch-kirchlichen Gnadauer Gemeinschaftsverband gehören, sind allerdings weder Mitglieder noch Gastmitglieder im ACK. Daraus sollte man aber keine falschen Schlußfolgerungen ziehen. Diese Verbände arbeiten normalerweise innerkirchlich. Von daher sind sie keine Kirchen im üblichen Sinne. Deshalb können sie gar keine Mitglieder des ACK seinppppp. Da aber die Glieder der Landeskirchlichen Gemeinschaften meist Mitglieder einer Landeskirche sind, gehören auch die Gemeinschaftsleute zur ACK. Auch die einzelnen regionalen und überregionalen Gemeinschaftsverbände sind oft organisatorisch mit ihren Landeskirchen verzahnt. Oft sind sie als Vereine Mitglieder im Diakonischen Werk einer Landeskirche. Wenn die Diakonischen Werke der Landeskirchen auch keinen erkennbaren Einfluß auf die Aktivitäten und inneren Angelegenheiten der Gemeinschaftsverbände ausüben, so sind Verbände doch über die Diakonischen Werke mit der ökumenischen Bewegung und deren Institutionen vernetzt. Vor Ort arbeiten viele Gemeinschaften auch organisatorisch in den ACK-Regionalgruppen mit. Auch scheint die Zeit schon lange vorbei zu sein, wo Gnadau sich kritisch zur ökumenischen Entwicklung äußerte. Im Gegenteil: Während 150 deutsche Theologieprofessoren gegen die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre Stellung nahmen, stellte sich der Präses des Gnadauer Verbandes Pfarrer Christoph Morgner im Frühjahr 1998 ausdrücklich hinter dieses kirchengeschichtlich bedeutsame ökumenische Dokument.544 00000 Einige Gemeinschaftsverbände wie der „Hahnsche Gemeinschaftsverband“, die „Pregizer Gemeinschaften“ oder der „Ev. Verein für innere Mission AB“ gehören dem Gnadauer Verband traditionell nicht an (Idea 17/99). ppppp Nach heutiger Praxis des ACK könnte der Gnadauer Verband oder die Evangelische Allianz bestenfalls den Status von ständigen Beobachtern einnehmen. Das entspricht aber kaum der Bedeutung dieser großen Organisationen. 10. Ökumenische Bewegung auf dem Weg zur Welteinheitsreligion?_____________________________ 10.1. Wovon können wir ausgehen? Wohin wird das Schiff der Ökumene noch segeln? Was wird am Ende der ökumenischen Entwicklung stehen? Wie werden sich die Evangelikalen im ökumenischen Prozeß weiter verhalten? Wird die ganze Bewegung scheitern und nur eine Fußnote der Kirchengeschichte bleiben? Wird sie sich als Illusion herausstellen und platzen wie eine Seifenblase?qqqqq Oder wird am Ende eine allumfassende Welteinheitskirche, vielleicht sogar eine Welteinheitsreligion, stehen? Mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln der Erkenntnis ist die zukünftige Entwicklung noch nicht klar abzusehen. Um uns nicht unnützen oder gar schädlichen Spekulationen zu ergeben, können wir nur auf Grund heutiger Entwicklungen, früher angewendeter und bis heute beibehaltener Strategien der Kirchen und feststellbarer Tatsachen Schlußfolgerungen ziehen. Wir können in der Bibel angedeutete Entwicklungen mit diesen wahrnehmbaren Fakten vergleichen und versuchen, einen Zusammenhang zu finden. Dabei müssen wir aber immer berücksichtigen, daß wir irrtumsfahig sind. Wir sollen Gott bitten, niemanden schuldlos zu be- oder gar verurteilen oder ihm Motive anzulasten, die er möglicherweise gar nicht hat. Auch darf uns immer klar sein, daß Gott bis zum letzten Tag alle Entwicklungen der Welt und alle kirchlichen Entwicklungen im Griff hat. Er kann bremsen und Veränderungen bewirken. Ihm ist es möglich, Entwicklungen zu beschleunigen und abzubrechen. Er kann sogar Falsches und Böses einsetzen, um seine Ziele durchzusetzen. Bekennt doch Joseph: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott qqqqq p>ür Präsident des Reformierten Weltbundes Prof. Choan-Seng Song äußerte bei einer Tagung des Exekutivauschusses des Reformierten Weltbundes im Sommer 1999 in Taipeh (Taiwan) die Befürchtung, daß die ökumenische Bewegung, da sie sowohl den „Gemeindebezug wie ihre geistliche Kraft verloren habe“, zu einer Episode der Weltgeschichte verkommen könne, mit der sich nur noch Doktoranden beschäftigten. Zu den Finanzkrisen ökumenischer Dachorganisationen sagte er: „Unsere Geldtruhe ist leer, weil die geistlichen Truhen unserer Mitglieder leer sind“ (Idea 28/29/99). gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk“ (1. Mose 50,20). Und Paulus schreibt nach Rom: „Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluß berufen sind“ (Röm 8,28). 10.2 Der biblische Befund über das Reich Gottes und den Zustand der Gemeinde vor Jesu Wiederkunft Wie wir in unseren biblischen Betrachtungen feststellten, wird der Zustand des Reiches Gottes am Ende der Zeiten ein zwar äußerlich stabiles und großes, aber innerlich trauriges Bild abgeben (Laodicaea). Jesus sagte, es wird aus kleinem Samen, dem ersten Jüngerkreis, zu einem gewaltigen Baum werden. Selbst nichtdazugehörige Vögel werden in seinen Zweigen nisten und von ihm profitieren. „Es gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und in seinen Garten säte; und es wuchs und wurde ein Baum, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen“ (Lk 13,19). Gleichzeitig macht Jesus aber auch deutlich, daß es in den letzten Tagen auf der Welt wenig Glauben geben wird: „Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze. Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?“ (Lk 18,8). Die wirkliche Gemeinde wird nicht wie eine herrschende und schön geschmückte Königin, sondern wie eine arme Witwe dastehen. Sie wird Gott um Rettung aus den beängstigenden Verhältnissen und von den sie bedrückenden Feinden bitten: „Es war aber eine Witwe in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher!“ (Lk 18,3). 10.3 Die heutige psychologische und religöse Befindlichkeit des postmodernen Menschen Im Blick auf Europa reden Soziologen von einer nachchristlichen Zeit. Das heißt, daß die Werte des Christentums ihren normativen Charakter verloren haben. Die Bindungen an die christlichen Institutionen und Kirchen verlieren ihre Bedeutung. In Deutschland ist es exemplarisch erkennbar, daß bei jeder Veränderung des Steuersystems die Kirchenaustrittsrate steigt. Man meint, sich den Posten der Kirchensteuern ersparen zu können. Die Kirche ist nicht mehr wichtig. Christliche Vorgaben haben ihren Einfluß auf das gesellschaftliche Verhalten verloren. Selbst im immer noch streng katholischen Polen konnte sich ein liberales Abtreibungsgesetz durchsetzen"™, und die Zahl der Abtreibungen ist nicht niedriger als in anderen Teilen Europas. Auch im kirchlichen Bereich gelten die traditionell von der Kirche aufrechterhaltenen Maßstäbe nur noch eingeschränkt. So erklärte die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen , daß die „Ordination homosexueller Theologen ins Pfarramt nicht mehr umstritten sei“545. Allerdings nehme man bei der Besetzung der einzelnen Stellen Rücksicht auf noch vorhandene „oft ganz naive Gemeindeglieder“ an der Basis. Während des Kirchentages 1999 erklärte Pfarrerin Kathrin Jahns aus Kassel zum Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“, daß dieses keinen normativen Charakter mehr habe, da es einst nur „zur Sicherung von Sippe und Familie im antiken Judentum gegolten habe“546. Eine solche haltlose Kirche der Beliebigkeit hat der Welt nichts mehr zu sagen, und die Welt interessiert sich auch nicht für das, was sie von sich gibt. Die nachchristliche Gesellschaft ist allerdings nicht unreligös geworden. Das zeigen nicht zuletzt die weiterhin sehr gut besuchten kirchlichen Weihnachtsgottesdienste, die besonders von der Jugend besuchten Kirchen- und Katholikentage und die Massen, die Papst Johannes Paul II bei seinen Besuchen in aller Welt anzieht. Der Materialismus des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat viele Menschen erschreckt aufwachen lassen. Die Illusion des technisch Machbaren ist verflogen. Teilweise hat man Angst vor der Zukunft, und mit Erschütterung nimmt man die Konsequenzen des Materialismus zur Kenntnis. Der Ausstieg aus der Atomwirtschaft und die Hinwendung zu natürlichen Energiequellen ist der schwache Versuch, hier entgegenzusteuem. Diese Befindlichkeit nennt man heute Postmodeme. Postmodem heißt: „nachmodem“. Nach Meinung von Philosophen und Soziologen haben wir nicht nur eine postchristliche, nachchristliche, sondern auch eine postmodeme Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die sich von den rein materiellen Werten der Moderne (19. und Anfang des 20. Jahrhunderts) mit Aufklärung, Rationalismus und der Vergötzung von Technik abwendet und neue geistige, spirituelle Inhalte sucht. Da sich besonders die protestantischen Kirchen dem Rationalismus der Moderne angepaßt haben, haben sie ihre Autorität in geistlichen Fragen und ihre Anziehungskraft auf suchende Menschen der Postmodeme weitgehend verloren. Zwar sucht man nach geistlichen und geistigen Werten, rechnet aber nicht mehr damit, daß die Kirche Derartiges zu bieten hat. Daher übernehmen die sehr individualistisch geprägten Zeitgenossen kaum noch ein vorgegebenes kirchliches Glaubensystem. Die Aufklärung, * 284 rrm Dies wurde trotz starkem Widerstand der Katholischen Kirche und des früheren Präsidenten Lech Walesa im Parlament, der Sem, durchgesetzt. 284 die auch die protestantische Kirche gefordert hat, hat den selbständig denkenden Menschen philosophisch zum Maß aller Dinge erhoben. Dieser Sicht entsprechend, hält sich der postmodeme Mensch für fähig, sich ein eigenes Glaubensgebäude zusammenzustellen. Diese selbstgemachte Religion unserer Zeitgenossen ist überall zu bemerken. Sie ist eine individuelle Mischung vielfältiger Philosophien und religiöser Gedanken sowie spiritueller Techniken. Man nennt so etwas Synkretismus, Religionsvermischung. Je nach Individuum unterscheidet sich dieser persönliche Glaube. Trotzdem sind Gemeinsamkeiten erkennbar. Oberstes Gebot ist weitgehende Toleranz religiösen und weltanschaulichen Fragen gegenüber. Jeder darf, wie es der preußische König und Freimauerer Friedrich der Große einmal formuliert hat, nach „seiner Facon selig werden“ - ein Grundgedanke der Aufklärung. Jeder Einzelne akzeptiert das Glaubenssystem des anderen, vorausgesetzt dieser ist ihm gegenüber tolerant. Der Wert einer Glaubensüberzeugung wird nur noch von dem Satz bestimmt: „Was bringt mir das?“ Erfahrung ist gefragt. Neue Religiosität ist von Erfahrung geprägt. Am liebsten fröhliche Erfahrungen. Glaube muß Spaß machen. Dieser von der „Spaßgeneration der 68er Stundentenrevolution“ abgeleitete Gedanke hat bis in den evangelikalen Raum hinein Einzug gehalten. Neureligiöse Zeitgenossen sind bereit, ihren Gurus oder Druiden bis nach Irland, den USA oder Indien nachzureisen. Auch die Attraktivität charismatischer Erfahrungen im Torontosegen oder von Erfahrungssuche bei evangelikalen Großereignissen ist hiermit wohl verwandt547. Im Normalfall bindet sich der postmodeme Zeitgenosse nicht an eine einzelne esoterische Gruppe, Persönlichkeit oder christliche Denomination. Er nimmt vielmehr von jedem, was ihm gefallt. Beim postmodemen Menschen entwickelt sich eine Mixtur verschiedenster religiöser Anschauungen, spiritueller Praktiken und philosophischer Gedanken: Zum Beispiel ein bißchen Bergpredigt als Untermauerung seiner gesellschaftlichen Ansichten. Man wünscht sich bei bestimmten Lebensabschnitten etwas christliche Zeremonie. Je feierlicher und mystischer, desto lieber. Etwas buddhistische Meditation, etwas Magie und ein wenig arabische Küche - und dies alles gewürzt mit heidnischen Gedanken, etwas aus Esoterik und Astrologie. Dazu körperbetonte Erfahrungen und Gruppenerlebnisse. Der Glaube an eine Auferstehung und das darauf folgende Gericht (Hebr 9,27) ist dem postmodemen Menschen weitgehend fremd, vielmehr träumt man von einer Kette vielfältiger „Wiedergeburten“ (Reinkamationen) als einer abenteuerlichen persönlichen Zukunft548. 10.4. Die frühere und heutige Strategie der Kirchen im Blick auf Zeitgeistströmungen Die Großkirchen paßten sich in der Vergangenheit immer wieder den von ihnen nicht veränderbaren weltlichen Wünschen und Gedanken an. Auch heute passen sie sich an. Auf dem Kirchentag gibt es den Markt der Möglichkeiten. Diese Bezeichnung ist aufschlußreich. Die Kirche gleicht einem Jahrmarkt. Es sind aber nicht nur die Kirchentage, sondern die Evangelische Kirche selbst wirbt zunehmend als Propagandist für heidnische oder okkulte Anschauungen und Praktiken549. Da bietet die von Kirchensteuern finanzierte „Evangelische Familienbildungsstätte Landau/Pfalz“, eine landeskirchliche Einrichtung, einen Lehrgang „Astrologie zum Kennenlemen“ an. Damit jedem klar ist, um was es dabei geht, sagt der Prospekt: „Astrologie wird nicht als Wahrsagerei, sondern als ein Weg zur Selbsterkenntnis betrachtet. Diese Betrachtungsweise bzw. das individuelle Horoskop kann ein Mittel sein, mit der Zeit zu mehr Verständnis unseres Wesens zu gelangen“550. Daß die Verantwortlichen keinem Irrtum erlegen waren, zeigte sich daran, daß die Leiterin des Lehrgangs im Katalog als „beratende Astrologin“551 vorgestellt wurde. Außerdem bietet das gleiche Unternehmen an: „Mandalas - ein Weg zur eigenen Mitte“552, „Offener NLP-Abend“553, „Yoga für Kinder“554 u.ä. Die Kirche fordert so durch die geübte Beliebigkeit den Trend zu einer synkretistischen Religiosität.sssss In der Kirchengeschichte ist zu beobachten, daß die großen Kirchen irgendwann fast jede Zeitgeistströmung übernommen haben, die sie nicht ausräumen konnten. Nach der Konstantinischen Wende 313 n. Chr. hat die Kirche antike heidnische und philosophische Gedanken und Elemente der Volksfrömmigkeit in sich aufgenommen. Ein Ergebnis ist die Bilderverehrung und der Heiligenkult im Katholizismus. Der besonders im katholisch geprägten Raum verwurzelte Fasching und Karneval ist ein äußerlich sichtbares Beispiel. Seine Wurzeln liegen im römischen Fest nach der Geburt der ersten Schafe. Bei diesen mit Schäferspielen gestalteten Orgien floß viel Wein. Frauentausch war üblich. Damit sich die Teilnehmer später wieder unbefangen begegnen konnten, trug man bei diesem Fest Masken. Später wurde auch der * 286 sssss Zur selben Zeit, als die Protestantische Landeskirche der Pfalz diese okkulten Veranstaltungen organisierte, verleumdete der Sektenexperte dieser Kirche Dr.Richard Ziegert das Missionswerk Werner Heuckelbach, die Kinderevangelisationsbewegung (KEB) und die Evangelische Stadtmission Bad Bergzabern als „Sekten“! Femsehbericht SW3 vom 19.9.1996 um 20.15 Uhr und Erneuerung 9/98. 286 germanische Brauch, die Geister des Winters mit Masken und Lärm zu vertreiben, in den Karneval integriert. Als der katholischen Kirche klar wurde, daß sie den Karneval nur sehr schwer ausschalten könne, wurde er „katholisiert“. Man ordnete ihn ins Kirchenjahr ein. Sein Ende wurde mit dem Beginn der vorösterlichen katholischen Fastenzeit festgelegt. Die danach folgende Beichte und Meßfeier machten - angeblich! - alles wieder gut555. Ähnliche Hintergründe finden sich bei anderen kirchlichen Bräuchen. Viele von den Menschen gern aufgesuchte heidnische Örtlichkeiten, Berge, Quellen usw. wurden zu katholischen oder orthodoxen Wallfahrtsorten. Wo sich heute eine Marienkirche befindet, gab es oft in heidnischen Zeiten Heiligtümer für Nymphen, Feen oder weibliche Gottheiten556. ln der Orthodoxen Kirche ist ein weiterer weltlicher Einfluß zu beobachten. Der Nationalismus der Völker und die Einordnung der Kirche in den Machtapperat des Staates spielen hier eine besondere Rolle. Wie die heidnischen Priester im Römischen Reich eine staatstragende Rolle spielten, tun dies die orthodoxen Partiarchen. Sie bekommen für ihre Willfährigkeit oft erhebliche Privilegien vom Staat557. Dies war schon im alten Konstantinopel so. Die Kirche überließ dem damals noch nicht getauften Kaiser Konstantin die Einberufung von Konzilen558. In der Neuzeit kann man es besonders in Rußland beobachten. Die Orthodoxe Kirche war eine Hauptstütze des absolutistischen Zarismus im alten Rußland. Nach kurzen Problemen mit der Revolution Lenins ordnete sie sich trotz harter Verfolgung ihrer Glieder in das kommunistische System ein. Der Patriarch organisierte eine kirchliche Panzerdivision im 2. Weltkrieg. Die Russisch-Orthodoxe Kirche vereinnahmte in Zusammenarbeit mit Stalin die Unierte Kirche der Ukraine samt deren Besitz,,m. Im ÖRK vertraten die Vertreter der Orthodoxen Kirche die sowjetische Außenpolitik. Ihre Mitarbeiter im Weltkirchenrat und anderen internationalen Gremien wirkten als KGB-Spione oder Einflußagenten des Kreml. Sie organisierten und unterstützten religiöse Gruppen, indem christliche Kräfte sich für die Politik der UdSSR einsetzten. Ein Beispiel dafür ist die Prager (All)Christliche Friedenskonferenz CFK55y. Im ÖRK verhinderte die Rumänisch-Orthodoxe Kirche noch nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in anderen Ostblockstaaten jede Stellungnahme gegen den Diktator Nicolae Ceaucescu. Ähnlich unterstützte die Serbisch-Orthodoxe Kirche den nationalistischen Kurs Restjugoslawiens. Wenn die Serbisch-Orthodoxe Kirche nach dem verlorenen Kosovokrieg auf Distanz zum ehemals kommunistischen Synode von Lemberg 1946. Führer Milosowic ging, hing dies auch mit der gekränkten Ehre der Nationalen Kirche zusammen. Milosowic hatte schon zwei Kriege verloren, und die serbische Kirche wollte sich auch bei den wahrscheinlichen Nachfolgern aus der Opposition Vorteile verschaffen. Um solcher Anpassung willen mußte die Orthodoxe Kirche immer wieder Kompromisse im Blick auf die Lehre und das Leben ihrer Glaubensgemeinschaft eingehen, was sie aber immer auch tat. Der Protestantismus kennt ähnliche Übernahmen. Es war die evangelische Geistlichkeit, die die Lehren im kirchlichen Rationalismus im 18. und 19. Jahrhundert, die Philosophie der Aufklärung verbreitete560. Im 3. Reich übernahmen die Evangelischen Kirchen weitgehend die Ideologie des Nationalsozialismus. Die heute oft als Feigenblatt benutzte Bekennende Kirche hatte eigene Strukturen und unterstand einem eigenen Bruderrat, unabhängig von der Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche. Die bekennenden Pastoren wurden oft vom Staat in Zusammenarbeit mit der staatshörigen Kirchenleitung verfolgt. So z.B. der erste Märtyrerpfarrer Paul Schneider, der von den Nationalsozialisten aus dem Rheinland ausgewiesen und daraufhin von seiner Kirche versetzt werden sollte. Er kam ins KZ, weil er den Wechsel in eine andere Gemeinde nicht akzeptierte. Selbst die Bekennende Kirche stand nur sehr eingeschrenkt hinter ihm561. Die heutige Anpassung protestantischer Theologie und Kirche an den nachchristlichen Zeitgeist und den von biblischen Werten unbeeinflußten Lebensstil muß nicht nur mit Verweis auf extreme Theologen bewiesen werden. Diese Anpassung hat die ganze Kirche und auch weite Teile der sogenannten Evangelikalen erfaßt. Horst Hirschler, Bischof der größten deutschen, der Hannoverschen Landeskirche, setzte sich dafür ein, daß der sich als Nichtchrist bezeichnende Theologieprofessor Gerd Lüdemann aus Göttingen nicht mehr bei der Prüfung der zukünftigen Pastoren mitwirken darf. Wer daraus aber schließt, daß Bischof Hirschler bibeltreu die leibliche Auferstehung Jesu verkündigt, irrt. Der Landesbischof gestand Lüdemann gegenüber selbst ein, er habe als Junger Pastor seiner Gemeinde gesagt, das Grab Jesu sei voll“ (Jesus sei also nicht leiblich auferstanden). In seinem Schriftwechsel mit Gerd Lüdemann bezeichnete sich Hirschler selbst als Bultmannschüler. Lüdemann kommentiert dies: „Diese Selbsteinschätzung macht doch nur dann einen Sinn, wenn man Bultmanns Einschätzung des leeren Grabes teilt“ 562. Daß die Haltung Hirschlers zur Auferstehung kein Irrtum eines Jungen Pastors“, sondern die bleibende theologische Meinung des Bischofs und bekennenden Bultmannschülers ist, geht aus einer neuen Veröffentlichung des Nationalökonomen Dr. Gerd Lüpkes hervor. Dieser schreibt über Hirschler: „Der Landes- Superintendent von Göttingen erklärte - wie erwähnt - in seiner frischen Art, man könne sich ja genau genommen auch vorstellen, daß die Juden den Verstorbenen (Jesus) geklaut hätten.“ 563 Hirschler hat den Zeitgeist, der eine leibliche Auferstehung nicht akzeptiert, ebenso wie Lüdemann übernommen. Nicht nur in dogmatischen Fragen (Lehrfragen), sondern auch in Fragen der Praktischen Theologie und der kirchlichen Lebensordnung zeigt sich die Anpassung der protestantischen Kirchen an Vorstellungen der nachchristlichen Gesellschaft. Ein Beispiel ist die Frage nach der Emanzipation der Frau. Die Bibel lehrt die Gleichwertigkeit der Menschen vor Gott unabhängig von Geschlecht und Rasseuuuuu. Aber Gott hat dem Mann und der Frau verschiedene Begabungen und daraus resultierende Aufgaben zugeteiltvvvvv. Deshalb gab es in der Christenheit niemals Priesterinnen. Die Aufgaben der Gemeindeleitung waren, mit Ausnahme auch in der Bibel bekannter Notsituationenwwwww, den Männern Vorbehalten. Als sich aber die allgemeine berufliche Emanzipation der Frauen in der Gesellschaft durchsetzte, passte sich die Kirche diesem Trend an. Frauen konnten Pfarrerinnen werden. Nach der Lippischen Kirche haben jetzt alle Evangelischen Kirchen Frauenordination eingeführt. ln Deutschland wurde im Mai 1999 die zweite Bischöfin gewählt. Viele Landeskirchen denken über eine Quotenregelung im Blick auf Leitungsämter in der Kirche nach. Die Hamburger lutherische Kirche drohte damit, die Lettische Lutherische Kirche von der finanziellen Unterstützung abzukuppeln, wenn diese weiter die Frauenordination verweigere364. Obwohl es ihre sonstigen ökumenischen Ziele behinderte, setzte sich im westlich geprägten Protestantismus die Frauenordination durch565. Selbst evangelikale Gruppen, wie der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden und die Methodisten, haben das Pastorinnenamt eingeführt566. Im Bereich der Gnadauer Gemeinschaften gibt es ebenfalls inzwischen Predigerinnen567. Ähnliche Entwicklungen setzen sich im Blick auf die homosexuelle Lebensweise oder andere nichteheliche Lebensgemeinschaften in den Kirchen durch568. Die Nachfolgerin von Bischof Hirschler in Hannover, Margot Käßmann, gehörte zum Zentralausschuß des ÖRK, ist also eine führende deutsche Ökumenikerin. Sie war Präsidentin des Evangelischen Deutschen Kirchentages. Unter ihrem dortigen Einfluß öffnete sich dieser der Mitarbeit fremdreligöser Personen und Gruppen. Hinduistisches uuuuu Gal. 3,28 wvvv Eph.4,17 wwwww 1.Tim.2,12 Gedankengut bekam ebenso Mitwirkungsrecht wie der Dalai Lama oder Vertreter des Islam und der Sekte der Bahai-Weltreligion569. Die postmodeme Gesellschaft meint, allen Religionen etwas Gutes abgewinnen zu können. Dieser Gedanke fand starke Hilfe über das größte kirchliche Laientreffen Deutschlands, den Kirchentag. Ein anderes Beispiel ist die Bewegung um den Konziliaren Prozeß für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Der sich zur Philosophie des Hinduismus bekennende Bruder des früheren deutschen Bundespräsidenten und Atomphysiker Prof. Carl Friedrich von Weizsäcker5'0 brachte im kirchlichen Raum den Gedanken an ein Weltkonzil zur Bewahrung der Schöpfung ins Gespräch. Dieser Gedanke fand sofort Anhänger im evangelisch-kirchlichen Bereich und setzte den Anfang zum mittlerweile die ganze EKD bewegenden Konziliaren Prozeß?71. Man redet von der „Einen Welt“xxxxx. Der Absolutheitsanspruch des Christentums wurde im protestantischen Bereich weitgehend aufgegeben. Symptomatisch dafür ist eine Erklärung beim Evangelischen Kirchentag 1999: „Jüdinnen und Juden haben es für ihr Heil nicht nötig, daß ihnen Jesus als der Messias verkündigt wird“572. Der Islam wird als Religion, in der man zum gleichen Gott betet, betrachtet. Kirchenleitende Personen, wie die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen, setzten sich öffentlich für eine „Ökumene der Weltreligonen“ ein573. Diese Beispiele zeigen, daß die Kirchen früher wie heute bereit sind, Kompromisse im Widerspruch zum Wort Gottes einzugehen, um ihre gesellschaftliche Anerkennung, ihren Einfluß und ihre Macht zu behalten und auszubauen. 10.5. Was hindert die heutige Ökumene? 10.5.1 Der konservative Papst Johannes Paul II. Zwar hat Papst Johannes Paul II. viele ökumenische Aktivitäten vorangetrieben und 1986 in Assisi erstmalig eine interreligöse „Gebetsversammlung“ durchgeführt, dennoch hinderte er manche ökumenische Entwicklung durch seinen Konservativismus. Obwohl er zu mehr ökumenischer Gemeinschaft aufrief sowie Gräben zu der Orthodoxen Kirche und selbst zu Evangelikalen überwand und in der Zeit seines Pontifikatsyyyyy viele grundsätzliche theologische Gespräche zu Roms xxxxx gc[lon wurde das Wort von „Einer Welt“ im ökumenischen Bereich benutzt (Ökumenische Rundschau 86, S.428). yyyyy Bezeichnung für die Herrschaftzeit eines Papstes. günstigen Ergebnissen geführt wurden, scheint seine Person der weiteren ökumenischen Entfaltung im Wege zu stehen. Die für Kirchengemeinschaft über ihre eigene Tradition und Kirche hinaus besonders aufgeschlossenen kirchlich-liberalen Kräfte im Protestantismus möchten einem solch extremen konservativen Papst keinen Einfluß auf sich selbst und ihre Kirche, die ihnen jede Freiheit läßt, zugestehen. Wenn aber nach Johannes Paul II. ein modernerer Mann auf den Bischofstuhl von Rom sitzt, werden diese Bedenken fallen. Mit der gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre und den vielfältigen anderen Vereinbarungen zwischen Katholischer Kirche und den anderen Glaubensgemeinschaften sind Hinderungsgründe für eine Vereinigung aus der Welt geschafft. Die theologische Vorarbeit für engere organisatorische Gemeinschaft ist geleistet. Mit Sicherheit wird die Katholische Kirche bei der Rückkehr der „getrennten Brüder“ diesen manche vorgeblichen Freiheiten lassen, so daß ihnen die Kircheneinheit versüßt wird. In Fragen des Ritus, der Leitung der Kirchen und der Theologie hat Rom schon immer Kompromisse geschlossen, wenn es seine Macht erweitern konnte. Die Katholische Kirche zeigte auch in der Vergangenheit abweichenden Meinungen gegenüber eine gewisse Toleranz, wenn sich die Abweichler dem Primat des Papstes unterstellen. So werden in den Rom unterstehenden orientalischen Kirchen abweichende Meinungen selbst im Blick auf die Dreieinigkeit geduldet. Es gibt dort die Priesterehe und eine von Rom total abweichende Liturgie. 10.5.2 Die Vorsicht der Orthodoxen gegen Rom Ein weiterer Hinderungsgrund ist die traditionelle Abneigung der Orthodoxen Kirchen gegen die Vorherrschaft Roms. Da es aber inzwischen eine Zurücknahme der Verfluchungen und gegenseitigen Exkommunikationen gab, ist auch hier Bewegung im Blick auf mehr Kirchengemeinschaft zu erkennen. Theologisch sind sich beide Kirchen ohnehin sehr nahe. Das Festhalten Roms an traditionellen Werten wird es den Ostkirchen geboten erscheinen lassen, näher an Rom zu rücken. Im Ökumenischen Rat kann sich die Orthodoxie, wie es die letzten Vollversammlungen des ÖRK zeigten, allein gegen die liberalen Protestanten nicht durchsetzen. Unterstützung aus Rom wäre ihr hier sicher lieb. Auch ist die Orthodoxe Kirche am Aufrechterhalten des Proselyten-dekrets interessiert. Dies kann ihr aber nur die Ökumene geben. Auch deshalb wird sich die Ostkirche irgendwie weiter im ökumenischen Prozeß beteiligen, vielleicht mit Unterstützung des Vatikans. 10.5.3 Die gegenwärtige Schwäche des ÖRK Ein weiteres Hindernis auf dem Weg zur Einheit scheint der Einflußverlust des Ökumenischen Rates seit dem Untergang des Sozialismus zu sein. Da der Ökumenische Rat spätestens seit 1961, in den Zeiten des Kalten Krieges, als Einflußmöglichkeit für die Staaten des Ostblocks gesehen wurde, hatte er über die Orthodoxe Kirche wie über die links geprägte westlichen Kirchenleitungen starke Unterstützung erhalten. Mit dem Ende des „real existierenden Sozialismus“ braucht das „Sozialistische Lager“ keine Unterstützung aus Genf mehr. Auch wurde die einseitig prokommunistische Haltung des ÖRK in Fragen der Politik stark kritisiert. Ob der ÖRK Zukunft hat, ist nicht mehr sicher. Möglicherweise ist es für die weitere ökumenische Entwicklung sogar forderlich, wenn der ÖRK an Bedeutung verliert. Für Roms ökumenische Pläne ist es leichter, mit den einzelnen ihm gegenüber kleinen Kirchen und konfessionellen Bünden zu Vereinbarungen zu kommen, als mit der außerhalb Roms organisierten Christenheit. 10.5.4 Die Sorge einiger Evangelikaler vor einer Herrschaft Roms Die an der Bibel ausgerichteten Evangelikalen haben sich lange gegen eine Annährung an Rom gewehrt. Redete man doch in ihren Kreisen noch bis ins 20. Jahrhundert hinein vom Papst als Antichrist. Johannes Paul II. aber hat mit seinen Aussagen über eine „Reevangelisierung Europas“ auch unter ihnen Anerkennung gewonnen. Viele Evangelikale sehen im Papst inzwischen eine ethische Bastion gegen die Auflösung der moralischen Werte, die sie in den eigenen Kirchen beklagen. Die konsequente Haltung des Papstes in der Abtreibungsfrage hat der katholischen Kirche viel Sympathie im evangelikalen Bereich gebracht574. Billy Graham nannte den Papst sogar den „größten Evangelisten unseres Jahrhunderts“575. Bei der Annäherung vieler Evangelikaler an Rom spielt sicher auch ihr eigenes Abrücken von klarer biblischer Theologie, die sich voll am Wort der Bibel orientiert, eine Rolle. So bereitet eine „gemäßigte Bibelkritik“, in der man nicht mehr unbedingt am Wortlaut und der biblisch bezeugten Verfasserschaft der einzelnen biblischen Schriften festhält, zunehmend einer mystisch-ökumenischen Offenheit den Weg. „Wo dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruh’n“, heißt es jedoch in einem bekannten Lied. Eine schwammige „Erfahrungstheologie“ mit „Wohlfühlsitzungen“, Kerzenschein und Händchenhalten, wobei man „still“ wird und in sich selbst „hineinhört“, löst zunehmend die Gültigkeit des Wortes Gottes ab und bereitet der mystischen Verführung der Gläubigen den Weg. Hinzu kommen Tagzeitengebete nach katholischem Vorbild und sogar das kniende Betrachten von Ikonen wie in der Ostkirche. Auch gruppendynamische Methoden werden eingesetzt, um zu einer Gleichschaltung noch vorhandener Skeptiker zu kommen. Unnüchtem freut man sich bei vielen Evangelikalen über jedes Lächeln des Papstes. Man sieht in ihm einen Bundesgenossen im Kampf gegen die Abtreibung. Aus Mangel an theologischem Wissen übersieht man, daß Rom nicht aufgrund der Bindung an Gottes Wort gegen die Abtreibung steht, sondern wegen der unbiblischen katholischen Lehre vom Naturrecht. Über die theologisch noch blindere charismatische Bewegung gibt es spätestens seit 199 6576 weitere Verbindungen der Evangelikalen zur Katholischen Kirche577. Die noch vorhandenen Widerstände im evangelikalen Bereich gegen ökumenische Entwicklungen werden immer schwächer. Wo sie noch da sind, versucht man, betreffende Gläubige oft auch in den eigenen Reihen mundtot zu machen. 10.5.5 Mögliche weltlich-politische Vorarbeiten zur Welteinheitsreligion Unabhängig von der innerkirchlichen Entwicklung zur Welteinheitskirche gibt es im weltpolitischen Bereich Entwicklungen, die einen Einigungsprozeß aller Religionen begünstigen können. Hier sei noch einmal auf den früheren Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen, eine Wurzel des ÖRK, hingewiesen. Aus ihm ging die „Weltkonferenz der Religionen für den Frieden hervor“. Zu fast allen ökumenischen Kirchen hat diese Weltkonferenz ihre Verbindungen. Beim Kirchentag 1999 in Stuttgart gab es eine Gebetsstunde der „Weltkonferenz der Religionen“ mit über 600 Teilnehmern, an der Moslems, Buddhisten, Hindus, Bahai, Juden und Christen mitwirkten“2“. Noch deutlicher wird der Drang zur Einheit an den Friedensgebeten, die seit 1986 in Assisi und auf regionaler Ebene stattfmden. Es war Rom, das erstmalig 1986 ein Friedensgebet in Assisi durchführte578. In Deutschland ernten Kirchenvertreter beim Islam Sympathie durch ihren Einsatz für islamischen Religionsuntericht an den Schulen579. Immer häufiger engagieren sie sich dafür, daß die Moslems in Deutschland ihren Gebetsruf „Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet“ erschallen lassen dürfen und Unterricht geben können580. Auch für den Bau von Moscheen setzen sie sich ein581. Im weltpolitischen Bereich spielt der Ruf nach einem Weltpolizisten, der die „Schurkenstaaten“ im Zaum hält, eine Rolle. Ein solcher Weltpolizist U.a. Rabbiner Friedländer, Bischöfin Maria Jepsen. 293 würde wahrscheinlich auch die Schaffung einer Welteinheitskirche unterstützen. Setzt sich doch schon seit langem in der Öffentlichkeit der Gedanke durch, daß die Zersplitterung der Welt in unterschiedliche Religionen eine der Ursachen der Übel und Kriege auf der Welt isfaaaaa. Die Weltmacht USA scheint dabei zu sein, das Amt des Weltpolizisten zu übernehmen. In einem Monat gelang es US-Präsident Bush, fast alle Staaten der Welt in der Koalition gegen den Terror hinter sich zu scharen. Die Bibel zeigt in ihrer Geschichtsschau, daß am Ende der Weltgeschichte der Antichrist die Rolle eines Weltdiktators übernehmen wird. Allerdings deutet das prophetische Wort an, daß er aus dem früheren Römischen Reich kommen wird. Interessant ist, daß nicht nur christliche Bibelausleger, sondern auch der bedeutende Europapolitiker und Nachfahre des letzten Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Dr. Otto von Habsburg, im Vereinigten Europa die Wiederauferstehung des Römischen Reichsgedankens sieht 582. Die USA gehören kulturell, geistig und geschichtlich zum westeuropäischen Kulturkreis. Man könnte sie fast als Außenstellen Europas sehen. Waren die USA zur Zeit des Ost-Westkonfliktes für die Islamische Welt der „Satan“583, so haben sie durch ihre Unterstützung der Moslems in Afghanistan und Bosnien und der Albaner im Kosovo an Ansehen gewonnen584. Jetzt wo ein Weltpolizist da ist, der sowohl gegen Saddam Hussein im Golfkrieg wie gegen Slobodan Milosevic die Welt militärisch einte, könnte dieser Polizist auch gegen Gruppen, Staaten und Personen vorgehen, die dem harmonischen Zusammenleben der einen Welt im Wege stehen. Er könnte ökumenische Vereinigung gegen die Vertreter der Spaltung als Polizist unterstützen. Wie es heute „Schurkenstaaten“ gibt, die der Weltpolizist abstraft, könnte es dann Schurkenkirchen und Religionen geben, die abgestraft werden, weil sie sich dem Gedanken von Einheit und Frieden widersetzen. Könnten Gegner der Welteinheitsreligion in Zukunft auch solche Schurken sein? 10.5.6 Die erkennbare Zweitrangigkeit der Wahrheitsfrage bei den Einigungsgesprächen Ein böses Schlagwort sagt, daß Diplomatie eine gehobene Form von Lüge sei. Dies ist sicher zu pauschal und von daher falsch. Allerdings haben die Kirchen in der Geschichte ihrer Diplomatie oft jede Wahrheit aus dem Auge verloren. Dies war in den Zeiten des Bündnisses von Thron und aaaaaa Qer katholische Theologe und Synkretist Prof. Hans Küng ist ein Hauptvertreter dieser These. Altar nicht anders als heute. Die Weitherzigkeit wird sicher bei Vereinbarungen um die Einheit eine Rolle spielen. Ein deutliches Beispiel für den heutigen Umgang der Katholischen Kirche mit der Wahrheit hat eine Entscheidung der Deutschen Bischofskonferenz gezeigt. Papst Johannes Paul II drängte die Katholischen Kirchen in Deutschland, ihre indirekte Mitwirkung bei den Abtreibungen über die Erteilung von Beratungsscheinen einzustellen. Dies hätte bedeutet, daß die katholischen Beratungsstellen vom Staat nicht mehr anerkannt und bezuschußt würden. Auch wäre die Katholische Kirche aus diesem wichtigen Feld gesellschaftlicher Einflußnahme herausgedrängt worden585. Die Katholischen Deutschen Bischöfe fanden einen Kompromiß586. Erzbischof Lehmann gab am 21. Juni 1999 bekannt, daß der Beratungsschein in Zukunft mit dem Satz versehen wird: „Diese Bescheinigung darf nicht zur Durchführung eines straflosen Schwangerschaftsabbruches verwendet werden“587. Bei seiner Pressekonferenz geht Bischof Lehmann davon aus, daß der Schein im Fall des Wunsches zur Abtreibung trotzdem vom Staat anerkannt wird und somit die kirchlichen Beratungsstellen die gleiche Bedeutung wie die Beratungsstellen anderer Träger haben. Die bekannte Femsehjoumalistin Maria von Welser, Chefredakteurin des Frauenmagazins „Mona Lisa“, äußerte sich zu dem Vorgang in einem Kommentar in der Illustrierten „Bunte“ unter der Überschrift „Selig sind die Scheinheiligen“ (Bunte 28/99). In berüchtigter kasuistischer Ethik der Jesuitenbbbbbb ging und geht die Katholische Kirche, wenn es ihr nützlich ist, mit der Wahrheit um. Der Zusatz auf dem Beratungsschein sei innerkirchliches Recht, welches das Staatsrecht nicht berührt, erklärt der ranghöchste katholische Bischof Deutschlands. Ob das die Frauen auch so verstehen? Landesregierungen und Parteien haben ganze Juristenkommissionen benötigt, um die Bedeutung des jetzigen Beratungsscheines zu klären. Eine Kirche, die so offenkundig täuscht, ist eine verlogene Kirche. Im Blick auf Texte und Unterschriften in Fragen um und nach der kirchlichen Gemeinschaft und Ökumene wird sich die Katholische Kirche auch nicht anders verhalten. Um die Einheit der Christenheit unter der Führung des Papstes zu verwirklichen, wird die Katholische Kirche alle möglichen Dokumente unterschreiben. Was katholisch-kirchliche Worte wert sind und gelten, hat die von der Bischofskonferenz getroffene Entscheidung im Blick auf den Beratungsschein deutlich gemacht. bbbbbb jesujtenthe0[0gje: j)er Zweck heiligt die Mittel.“ Allerdings wurde dieser List der deutschen kath. Bischöfe durch den Papst ein Ende bereitet. Naiv übersehen die protestantischen Partner Roms im ökumenischen Rausch Roms Umgang mit der Wahrheit. Da viele von ihnen von der Hoffnung auf volle Kirchengemeinschaft betört sind, hat der Vatikan leichtes Spiel mit ihnen. Als der Lutherische Weltbund 1998 von Rom durch die damalige Ablehnung der gemeinsamen Erklärung öffentlich beleidigt wurde, hätte den Lutheranern ein Licht aufgehen müssen. Statt daraus Konsequenzen zu ziehen, gab es weitere Verhandlungen. Es wurden zwei Zusatzdokumente erarbeitet, und die Lutheraner verkündigten im Juni 1999 voll Begeisterung, daß der Vatikan nun sogar die reformatorische Aussage, daß der Mensch „allein aus Glauben“ selig wird, anerkennt. Dabei übersehen die führenden Köpfe des LWB den aktuellen Katholischen Katechismus, in dem das katholische Verständnis von Glauben eindeutig geklärt wird. Wenn die Katholische Kirche von Glauben redet, meint sie nicht das gleiche wie die Bibel oder wie es Luther gelehrt hat. Der im Jahre 1993 herausgegebene Katechismus erklärt Glaube folgendermaßen: Er sei „die freie Zustimmung zu der ganzen von Gott geof-fenbarten Wahrheit“588. Was ist nach katholischer Lehre die „ganze geoffenbarte Wahrheit“? Es ist nicht die Bibel allein, sondern auch die katholische „Tradition“ zählt zur ganzen geoffenbarten Wahrheit. Das bedeutet: auch die Konzilbeschlüsse von Trient, die die Mitwirkung von Werken zum Heil dogmatisierten! Zum „Glauben“, von dem die Katholische Kirche nun schreibt, daß er „allein rettet“, gehört demnach auch die Zustimmung zu Seelenmessen, zur Verdienstlichkeit von Wallfahrten, Gebeten zu den Heiligen und des Meßopfers589. Die Theologen des Lutherischen Weltbundes wußten doch, daß der Papst für 2002 schon einen neuen Ablaß angekündigt hatte.590 Auch das Dekret von Kardinal Ratzinger, das ein halbes Jahr nach der Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung“ den Lutheranern ihr Kirchesein absprach, war in der römischen Dogmatik vorgegeben. Schlußgedanke: Der einsame Zustand der Zeu-gen Jesu angesichts der Ökumene_____________ Ob es in absehbarer Zeit eine Welteinheitskirche oder gar eine Welteinheitsreligion geben wird, ist trotz aller heute erkennbaren Entwicklungen und Indizien nicht zweifelsfrei absehbar. In der Zeit der Renaissance hatte es zeitweise den Eindruck, als würde das abendländische Christentum ganz untergehen. Dann schenkte Gott Europa die Reformation. Gottes Wort wurde wieder einflußreicher, und es kam zu einer Rückbesinnung weiter Kreise aufs Evangelium. Ähnlich war es zur Zeit der Aufklärung. Während der Rationalismus die Kirchen aussage-und kraftlos machte, erweckte Gott einzelne Persönlichkeiten, durch die es Erweckung und die Entstehung der neueren Mission gab. Sollten wir allerdings, wie es den Anschein hat, im letzten Abschnitt der Endzeit stehen, dann könnte es zu einer Welteinheitskirche und eventuell sogar einer Welteinheitsreligion unter einer (wie auch immer gearteten und benannten) Federführung der Katholischen Kirche kommen. Diese Kirche wird dann auch organisatorisch identisch mit der endzeitlichen Laodizäagemeinde seincccccc: „Du sprichst: Ich bin reich und habe genug und brauche nichts - und weißt nicht, daß du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß“ (Offb 3,17). Diese Gemeinde ist so abgeirrt, daß Jesus sie ausspucken muß: „Ich kenne deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde“ (Offb 3,15-16). Zwar liebt Jesus auch jetzt noch jedes der Glieder dieser Gemeinde. Er selbst aber ist nicht mehr „mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). Jesus steht außen vor: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ (Offb 3,20). Spätestens wenn dieser Zeitpunkt erreicht ist, können die wirklichen Jünger Jesu nicht mehr in einer solchen Kirche bleiben. Sie ist nicht Jesu cccccc p|£ne mT Gründung vom anglikanischen Bischof William A.Swing für Juni 2000. Die unter dem Namen „Vereinigte Religionen“ formierende Bewegung „könnte die Menschheitsgeschichte in eine neue Richtung lenken“ (Diakrisis 4/98, S.275). Tempel, sondern eine Behausung der Finstemismächte (Offb 18,2.3). Spätestens jetzt gilt der Aufruf: „Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel, die sprach: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, daß ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen!“ (Offb 18,4). Standen die Jünger Jesu schon oft einsam in den Organisationen ihrer Kirchen (3. Joh 10b; Offb 2,24f; 3,4), so gilt ihnen jetzt der Zuruf aus dem Hebräerbrief: „ So laßt uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen“ (Hebr 13,13). Allerdings wird man jetzt nicht mehr vom Austritt aus der Katholischen Kirche oder der Evangelischen Kirche reden können. Alle organisierten Gemeinden werden mehr oder weniger vom Laodizäakeim befallen sein. Es geht dann ganz hinaus, „vor das Lager“, wie es der Hebräerbrief schreibt. Das wird ein einsamer Weg; aber wie Lot nur außerhalb von Sodom Rettung fand, so ist es der Weg der Geretteten. Im Blick auf diese Zeit ermuntert Paulus im Timotheusbrief: „Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast“ (2. Tim 3,14). Heute gilt mehr denn je, was Dr. Gertrud Wasserzug-Traeder bereits im Jahre 1963 schrieb: „Wir müssen uns bereit machen zu dem größten aller Kämpfe, zu der Auseinandersetzung innerhalb der christlichen Kirche zwischen Glaube und Unglaube, zwischen Christus und Antichristus, zwischen dem Heiligen Geist und dem falschen Propheten. Laßt uns der Versuchung zu einer unbiblischen Vereinigung widerstehen, wie Jesus Christus ihr widerstanden hat und laßt uns völlig klar die Bewegung unserer Zeit sehen und beurteilen und Stellung dazu nehmen. Wer Ja zu Ihm und der Einheit der wahren Gemeinde sagt, der muß Nein sagen zu einer organisatorischen Vereinigung von Kirchen, die auf einem menschlichen Fundament aufgebaut ist, die von einem menschlichen Geist durchströmt ist und die ein menschliches Ziel hat“591. Ergänzungen zur aktuellen Situation Viele evangelikale Christen scheinen heute innerlich zwischen Missionsauftrag und Treue zum Wort Gottes zerrissen zu sein. Sie möchten dem Herrn und seinem Wort gehorchen und können die Verweltlichung im Stil des Gemeindelebens und oft auch im Inhalt der Verkündigung kaum noch ertragen. Sie befürchten, daß ihre Gemeinden immer oberflächlicher werden. Der Weg zur Prägung der Laodizeagemeinde scheint offen. Auf der anderen Seite brennt in ihnen die Liebe zu den Verlorenenen. Wie erreichen wir die Menschen unserer Zeit mit der Rettungsbotschaft des Evangeliums? Als Ausweg werden ihnen Gottesdienste mit Showcharakter, wie bei Willow Creek üblich, empfohlen. Sie wissen oft nicht, wie sie sich verhalten sollen. Kann man die Herzen der Menschen auch ohne Kompromiß an den Zeitgeist erreichen? ln der Zeitschrift des Bibelbundes, „Bibel und Gemeinde“ 2/00, wurde ein Interview mit Pastor Dr. John F. MacArthur veröffentlicht, das hilfreich sein kann. Dr. MacArthur ist seit 30 Jahren Pastor und Lehrer der Grace Community Church in Sun Valley (Los Angeles) Kalifornien und Autor von mehr als 70 Büchern. Im gleichen Ort wie Bill Hybels erreicht die „Grace Community Church“ sonntags 10.000 Besucher. Und was wird geboten? Eine Stunde Predigt. Nein, Bibelauslegung! Gemeindezucht! Und das mitten in L.A.! Trotzdem kommen pro Monat 80 bis 90 neue Mitglieder dazu. Seine Antworten aus amerikanischer Situation heraus können auch uns hilfreich sein, gleichzeitig missionarisch und doch auch im Stil und Inhalt bibeltreu zu bleiben. Das ganze Interview ist im Internet unter Bibelbund.Christen.net nachzulesen. Ungemütlich für Ungläubige Seit Sie vor dreißig Jahren bei der Grace Community Church Pastor wurden, ist die Gemeinde von einigen 100 auf heute 10.000 Mitglieder angewachsen. Was ist das Erfolgsrezept? Von Anfang an stand die Auslegung der Bibel bei uns im Zentrum. In unseren Gottesdiensten nimmt Anbetung eine zentrale Stellung ein, die Musik verherrlicht Gott - alles ist auf ihn ausgerichtet. Ich nehme mir etwa eine Stunde Zeit für die Auslegung eines Bibeltextes. Das ist das „Rezept“. Was macht die Gemeinde denn so attraktiv für so viele Menschen? In Los Angeles suchen viele Leute nach Angeboten, wo sie das Wort Gottes hören können. Denn das gibt es dort nicht oft. Große Not herrscht in unserer Stadt auch beim Thema Familie: Kaputte Familien, Ehescheidungen sind weit verbreitet. Wir haben früh Angebote für Familien, Ehepaare, sowie ausgedehnte Kinder- und Jugendarbeit gemacht. Was hat am meisten zum Wachstum Ihrer Gemeinde beigetragen? ln den letzten Jahren haben die Mitglieder unserer Gemeinde sehr stark persönliche Evangelisation trainiert. Wir sind von etwa 400 auf 10.000 Mitglieder hauptsächlich durch persönliche Evangelisation gewachsen. Aber was wirklich entscheidend für unser Gemeindewachstum war, wird die meisten überraschen: Gemeindezucht. Und damit meine ich, dass wir die Vorgaben von Mt 18 wortwörtlich befolgt haben. Befreundete Pastoren sagten mir, als ich vor 30 Jahren anfing: „Du wirst die Gemeinde entleeren.“ Aber genau das Gegenteil geschah. Manche Gemeinden sind erfolgreich, manche - trotz aller Anstrengungen -nicht. Worin liegt der Unterschied? Gemeindewachstum ist keine Frage einer Technik oder Methode. Damit eine Gemeinde groß wird, braucht sie einen begabten Leiter. Ich will nicht sagen, dass die Gemeinden in Deutschland so groß sein könnten wie in Amerika. Dort sind wesentlich mehr Menschen am Christentum interessiert, haben einen christlichen Hintergrund. Aber menschlich gesehen wachsen Gemeinden, wenn sie begabte Leiter haben ln Deutschland gibt es nur sehr wenig Gemeindewachstum. Haben wir also zu wenig begabte Leiter? Gott weiß, was er tut. Warum es in Deutschland oder in irgendeinem Land weniger Leiter gibt als anderswo - vielleicht, weil Gott sie noch nicht berufen hat. Alles, was ich bisher gesagt habe, gehört in den Kontext dieser Wahrheit: Gott baut seine Gemeinde. Diese geistliche, göttliche Komponente kann ich nicht erzwingen. Wir stehen immer wieder in der Versuchung, eine Gemeinde losgelöst von Gott zu bauen und sie einfach mit allen Menschen zu füllen, die rein wollen. Damit schaffen wir Probleme: Jetzt müssen wir Sünde tolerieren, können immer nur das unterste „Level“ von Hingabe ansprechen. Kommt es nicht darauf an, dass Gottesdienste so gestaltet sind, dass Nichtchristen sie attraktiv finden? Nach dem Motto: „Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.“ Ich halte es für falsch, einen Gemeindegottesdienst auf Ungläubige zuzuschneiden. Gottesdienste sind nichts für Ungläubige. Ich sage nicht, dass wir nicht evangelisieren sollen. Aber wir können nicht Gemeinde umdefinieren. Es gibt in der Bibel keinen Hinweis darauf, dass die Gemeinde etwas anderes ist als die Versammlung von Erlösten. Sündigt jemand aus der Gemeinde, muss man ihn damit konfrontieren und manchmal die ganze Gemeinde einweihen und ihn ausschließen. Wir reden von einer heiligen Organisation, ln Apostelgeschichte 5 heißt es: „Keiner der Nichtgläubigen wagte es, sich der Gemeinde anzuschließen.“ Denn Ananias und Saphira waren dort gestorben, die erste Gemeinde nahm Sünde sehr ernst. Sobald wir Gemeindeversammlungen an Ungläubigen ausrichten, schaffen wir eine unheilige Situation - man kann das Abendmahl nicht halten oder zum Bekennen von Sünden aufrufen. Wer eine Gemeinde „gemütlich“ für Ungläubige macht, stellt ihr wahres Wesen total auf den Kopf. Gemeinde war niemals auf Ungläubige zugeschnitten, und ihre Gottesdienste sollten es auch nicht sein. 300 Und was ist mit unserem Auftrag zu evangelisieren? Evangelisation geschieht, wenn wir nach draußen gehen. „Besucherfreundliche Gottesdienste“ ignorieren die Gläubigen und übernehmen den Job der Evangelisation. Es entsteht eine Gemeinde, in der sich Ungläubige wohl fühlen. In unserer Gemeinde haben wir all die Menschen, die besucherffeundliche Gottesdienste erreichen wollen. Wir nehmen 80 bis 90 neue Mitglieder pro Monat auf. 80 Prozent von ihnen sind unter 30 Jahre alt. Wir bieten keine Unterhaltung, keine Rock-Musik, keine Video-Vorführungen, aber unsere Leute gehen raus und gewinnen Menschen für Christus. Ich habe mit vielen Menschen aus besucherfreundlichen Gemeinden gesprochen, die sich Sorgen machen, dass sie oberflächlich werden. Denn dort wird alles getan, um vermeintliche Bedürfnisse zu erfüllen. Das ist der „Köder“. Wer in die Gemeinde kommt, weil hier seine Bedürfnisse erfüllt wurden, wird auch in Zukunft erwarten, dass die Gemeinde nur dafür da ist. So konzentriert sich alles auf Menschen statt auf Gott. Und anstatt persönlich zu evangelisieren, brauchen die Mitglieder einfach nur andere zur Show mitzubringen. Moment Mal - sollen sich Außenstehende bei uns nicht angenommen, zuhause fühlen? Der einzige Ort, wo der Himmel auf der Erde sichtbar wird, ist die Gemeinde. Was geschieht im Himmel? Anbetung Gottes, Verherrlichung Christi und die Gegenwart von Heiligkeit. Also sollten wir in der Gemeinde Gott anbeten, Christus verherrlichen, Heiligkeit anstreben. Heutzutage wird Gemeinde als ein Ort definiert, wo die Welt ’rein-kommt - ich definiere sie als einen Ort, wo der Himmel ’runterkommt. Wenn ein Nichtchrist zu uns in die Kirche kommt, wird er nicht sagen: „Das ist cool, hier fühle ich mich wohl!“ Er wird sagen: „Was ist das denn? So was habe ich ja noch nie gesehen! Diese Leute hier beten Gott an, die meinen es ernst!“ Bei uns kommen Leute aus der homosexuellen Szene zu Christus, vielleicht weil sie verzweifelt sind, weil sie an Aids sterben müssen. Sie kommen, weil sie die Wahrheit suchen. Wir sind als Gemeinde bekannt, die Gott und heilige Wahrheiten ernst nimmt, und wir sind glücklich darüber. Wir wollen niemand erreichen, der Unterhaltung sucht, sondern echte Antworten auf echte Fragen. Es heißt immer wieder: „Die beste Botschaft der Welt braucht die beste Verpackung.“ Man muss ein guter Redner sein, Klarheit ist gefragt. Aber Gottes Geist benutzt die Wahrheit, wenn sie verstanden wurde, und schafft Glauben. Hier ist ein grundsätzlicher Unterschied in unserer Theologie. Mein Ansatz ist: Wir bringen die Wahrheit, Gott benutzt die Wahrheit und errettet die Leute. Nicht „Schmuck“ errettet Menschen, sondern die Wahrheit. Niemand wurde bisher wegen des Stils wiedergeboren, aufgrund der Verpackung. (Gekürzter Abdruck mit freundlicher Genehmigung von ..Bibel und Gemeinde“ Nr 2/00) Die stille Spaltung der deutschen Evangelikalen (von Ulrich Skambraks, TOP IC) Viele konservative Evangelikale können nicht mehr fassen, was sich derzeit im frommen Lager abspielt. Immer schneller werden Einstellungen und Verhaltensweisen über Bord geworfen, die jahrzehntelang den Glauben von Zigtausenden von Evangelikalen in Deutschland und darüber hinaus geprägt haben. ln einem Beitrag für die Zeitschrift Aufatmen (Winter 2001) macht sich der Vorsitzende der Deutschen Ev. Allianz (DEA), Peter Strauch, Gedanken über „Die Zukunft der Ev. Allianz“. Zwei Schwerpunkte sind ihm dabei wichtig: Zum einen müsse die Allianz an ihren pietistisch-evangelikalen Wurzeln festhalten. Zum anderen sei die Allianz seit ihrer Gründung stets ökumenisch ausgerichtet gewesen. Dies bedeute, die Allianz sei kein Kirchenbund, sondern ein Zusammenschluss von Christusgläubigen. Dieses Modell lasse „eine große konfessionelle Weite“ zu, so Strauch. Auffallend häufig erwähnt der Allianz-Chef in diesem Zusammenhang die Katholiken. Schon bei der Gründung habe sich die Allianz nicht gegen katholische Christen ausgesprochen. Die Irrlehren der Katholischen Kirche wie Marien- und Heiligenverehrung bezeichnet Strauch lediglich als theologisches „Sondergut“ und nennt es in einem Atemzug mit „Sondergut“ der Lutheraner oder ev. Freikirchen. Wer die biblisch-theologische Grundlage der Ev. Allianz mittragen könne und bereit sei, gleichzeitig seine „Sondererkenntnisse zurückzustellen und nicht werbend zu vertreten“, dürfe bei der Allianz mitmachen, versichert der Vorsteher von etwa 1,3 Milhonen Allianz-Christen. Strauchs Überlegungen über die „Zukunft der Evangelischen Allianz“ kommen zu einem interessanten Zeitpunkt. Denn das Jahr 2003 soll das ökumenischste werden, das Deutschland bisher erlebt hat. Es wird den ersten „Ökumenischen Kirchentag“ geben, an dessen Vorbereitung auch Vertreter deutscher Freikirchen beteiligt sind. Eine Neuauflage der Satelliten-Evangelisation ProChrist steht ins Haus, bei der in der Vergangenheit vereinzelt auch katholische Gemeinden mitmachten. Dann wird im Jahr 2003 das „Jahr der Bibel“ ausgerufen. Christen sollen ihre Mitbürger für das „Buch der Bücher“ begeistern. Im Leitungskreis dieser Großaktion sitzen u.a. die Ev. Kirche Deutschlands, die (katholische) Deutsche Bischofskonferenz, die Deutsche Ev. Allianz, der CVJM und der Ev. Gnadauer Gemeinschaftsverband. Bisher lehnte die DEA eine offizielle Zusammenarbeit mit der Institution Katholische Kirche ab. Strauch selbst unterstrich dies noch einmal in einem Vortrag auf dem Allianztag 1994. Da sich an den Lehraussagen der Katholischen Kirche nichts geändert habe, „gibt es kaum Möglichkeiten der Zusammenarbeit“, formulierte er die Position der DEA. Ob diese Position auch für die Zukunft beibehalten wird, bleibt abzuwarten. Die enge Zusammenarbeit mit den Katholiken in Bezug auf das „Jahr der Bibel“ spricht da eigentlich schon eine deutliche Sprache (wobei auch schon beim ersten „Jahr der Bibel“ 1992 kooperiert wurde). Zur Zeit befinden sich die deutschen Evangelikalen in einer Umbruchsituation größeren Ausmaßes. Im Wesentlichen ausgelöst wurde dieser Prozess durch die so genannte „Kasseler Erklärung“ aus dem Jahr 1996. Darin vereinbarten die DEA und der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP), dass es zwischen ihnen keine wesentlichen theologischen Unterschiede mehr gebe. Seitdem sind charismatisch ausgerichtete Christen auf vielen Ebenen auf dem Vormarsch, während konservative Evangelikale sich still und unspektakulär zurückziehen. Eine wachsende Zahl dieser konservativen und zumeist sehr bibeltreuen Gläubigen hat es aufgegeben, darauf zu hoffen, dass die momentane Entwicklung gestoppt, gar rückgängig gemacht werden könnte. Gerade die Ereignisse der letzten Zeit bestätigen diese Einschätzung. Aktuelles Beispiel: die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM). Auf der AEM-Jahres-tagung im Februar 2002 plädierte der AEM-Vorsitzende Fritz Schüler für eine differenzierte Betrachtungsweise der Charismatiker. Charismatische Missionswerke, die die Kriterien der AEM erfüllten, sollten Mitglieder werden können, so Schüler. Wie der Missionsdirektor der Liebenzeller Mission, Detlef Krause, auf der Tagung berichtete, gebe es bereits Gespräche zwischen der AEM und dem charismatischen Jugend-, Missions- und Sozialwerk (JMS) in Altensteig. Einer Aufnahme des JMS, das eng mit dem Missionswerk Jugend mit einer Mission zusammenarbeitet, stünde nichts im Wege, versicherte Krause. Nichts Fiinderliches stand wohl auch bei einem Treffen in Bad Blankenburg im Wege, das die Zeitschrift Aufatmen Anfang März 2002 veranstaltete. Thema der Tagung: „Berufen zur Einheit - unterwegs im Spannungsfeld zwischen Wahrheit und Liebe“. Gekommen waren rund 100 Leiter pietistischer, charismatisch-pfingstkirchlicher und katholischer Werke. Mit dabei waren die gesamte Führungsmannschaft der DEA um Peter Strauch, Verantwortungsträger aus den Allianzen der Schweiz und Österreichs, Vertreter aus evangelikalen Werken und der Missionen wie der Liebenzeller Hanspeter Wolfsberger und alle namhaften Führer der deutschen Charismatiker von Wolhard Margies über Peter Wenz bis Rudi Pinke. Aus katholischen Kreisen waren nur wenige gekommen. Laut Aufatmen-Chefredakteur Ulrich Eggers, der das Treffen organisierte, sollte „das Forum zu vertiefter Zusammenarbeit führen“. Noch während der Veranstaltung wurden „Nägel mit Köpfen“ gemacht. Wolfhard Margies, Leiter der charismatischen Gemeinde auf dem Weg in Berlin, bat die DEA um Schutz vor Angriffen durch Behörden- und Kirchenvertreter. DEA-Vorsitzender Peter Strauch versprach ihm diesen und fügte in Bezug auf alle Charismatiker hinzu: „Wir sind Brüder und Schwestern, die in Jesus Christus zusammengehören.“ Strauch und alle anderen Pietisten schien es nicht zu stören, zu wem sie dies sagten und wem sie dabei die Hand entgegenstreckten. Margies, Wenz und Pinke peitschen seit Jahren jede neue charismatische Mode in ihren Reihen durch. In den achtziger Jahren etablierten Wenz und Margies in Deutschland das sogenannte „Wohlstandsevangelium“ des Amerikaners Kenneth Hagin. Dieses „Evangelium“ fußt auf der Annahme, Christus habe die Versöhnung der Welt nicht am Kreuz, sondern in der Hölle errungen. Er habe dort Satan ein Opfer gebracht, um alle Menschen loszukaufen. Margies, Wenz und Pinke waren auch die entscheidenden Weichensteller für den „Toronto-Segen", der in den neunziger Jahren nach Deutschland kam. In den entsprechenden Veranstaltungen wälzten sich hunderte von Besuchern - angeblich trunken vom „Heiligen Geist“ - zitternd, lachend oder brüllend auf dem Fußboden. Margies selbst ging mit bestem Beispiel voran. Seit neuestem engagieren sich Margies und Pinke im sogenannten „Wächterruf'. Bei dieser neuen charismatischen Initiative geht es darum, die deutsche Geschichte bis hin zu den Kelten nach Sünden zu durchforsten. Ein Trupp von Wächterruf-Betem muss dann an speziellen Orten eine stellvertretende Buße vor Gott bringen. Margies schrieb dazu ein Handbuch. Dieser Prozess der stellvertretenden Buße soll dann endlich einen großen Fluch über Deutschland brechen, der dieses Land angeblich geistlich lähmt. Pinke, Wenz und Margies verbreiten seit Jahrzehnten in Serie höchst gefährliches und völlig unbiblisches „Sondergut“. Sowohl das „Wohlstands-Evangelium“ wie der „Toronto-Segen“ als auch „die stellvertretende Buße“ finden keine Entsprechungen in Gottes Wort. Durch diese und andere Lehren sind unzählige Charismatiker zu geistlichen - und manchmal auch psychischen - „Krüppeln“ geworden. Dies bestätigte vor kurzem sogar ein prominenter Vertreter aus den eigenen Reihen. Es gebe in Deutschland „bereits ein Heer von enttäuschten und verwirrten Leuten“, manche hätten „sogar im Glauben Schiffbruch erlitten“, beschrieb der ehemalige Direktor des pfingstkirchlichen Theologischen Seminars Beröa, Richard Krüger, die Situation. All dies scheint die Verantwortlichen der DEA wenig zu interessieren. Um der Einheit willen ist man bereit, auch ausgewiesene Irrlehrer in die Arme zu schließen. Die „butterweiche“ Haltung gegenüber der Katholischen Kirche und die „blauäugige“ Betrachtungsweise der Charismatik lässt die Schar derer, die mit der Allianz nichts mehr zu tun haben möchten, stetig wachsen. Etliche große evangelikale Werke bereiten deshalb ihren Abschied von der Allianz-Plattform vor. Was wird aus den konservativen Evangelikalen, die ohne Kompromisse einen bibeltreuen Kurs einhalten wollen? Viele von ihnen sind im fortgeschrittenen Alter und fühlen sich vom theologischen Zeitgeschmack überfahren - oft ausgegrenzt. In den nächsten Monaten wollen sich konservative evangelikale Verantwortungsträger über dieses Problem Gedanken machen. Wenn überhaupt, ist erst Anfang 2003 mit ersten Ergebnissen oder Initiativen zu rechnen. (aus: TOPIC Nr. 4/2002: mit freundlicher Genehmigung des Verfassers) Aktueller Nachtrag: In einem Artikel in Idea-Spektrum Nr. 40/2002 plädiert Christoph Morgner, Präses des Gnadauer Verbandes, für eine engere Zusammenarbeit zwischen Pietisten und Katholiken. Außerdem wurde inzwischen bekannt, daß Dr. Gerhard Maier, ein führender Pietist, seit 2001 Bischof der württembergischen Landeskirche, zugleich stellvertretender Prokurator der „Initiative Unitä dei Cristiani e.V.“ ist, die in Zusammenarbeit mit dem vatikanischen Einheitssekretariat die Zusammenführung der Konfessionen erstrebt. Prokurator dieser Initiative ist Kardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen (www.initiative-unita-dei-cristiani.com). Anhang I. Zeittafeln in Anlehnung an die sieben Gemeindezeitalter a. Urgemeinde und beginnende Missionsgemeinden ca.30 ca.32 ca.35 ca.46-A7 ca.48 ca.49-51 ca.51-56 ca.59-61 Ausgießung des Heiligen Geistes/ Entstehung der Gemeinde in Jerusalem Urgemeinde in Jerusalem Apg 2-7 Erste Gemeinden in Judäa und Samarien Apg. 8,5-25 Bekehrung des Finanzministers von Äthiopien Apg. 8,26-40 Bekehrung des Paulus Apg. 9,1 -19 Bekehrung der ersten heidn. Familie in Cäsarea (Kornelius) Apg. 10 Erste uns bekannte heidenchr. Gemeinde in Antiochia Apg. 11,19-26 Die 1. Missionsreise des Paulus: Gemeinden in Kleinasien Apg. 13-14 Apostelkonzil Apg. 15 2. Missionsreise des Paulus: Erste Gemeinden in Europa Apg. 16-18 3. Missionsreise u.a. längere Tätigkeit in Ephesus Apg. 18,23-21,16 Gefangenschaft d. Paulus, Entstehung der meisten pln. Briefe Apg.2!,l7ff 1. Ephesus - Apostolische und beginnende nachapostolische Zeit Modell der Gemeinde in zweiter und dritter Generation etwa 63-67 Märtyrertod des Paulus und Petrus, Tod der meisten anderen Apostel 66 Tod des Jakobus in Jerusalem 67 Die Jerusalemer Gemeinde verläßt die Stadt und siedelt nach Pella Allgemeines Wachstum der heidenchristlichen Gemeinden Gefahr des Eindringens der Irrlehre der Gnosis Einzelne Personen dringen in die Gemeinde ein, ohne gläubig zu sein Jud. 4 Streitigkeiten und Menschenhängerei Klemensbriefe 2. Smyrna - Zeit der altrömischen Christenverfolgungen Modell der leidenden Gemeinde ab ca. 100-313 n. Chr. ab ca. 100 Ebionismus ca. 140 Sekte des Marion ca. 160 Montanismus ca. 180-200 Origenes erster bekannter Vertreter der Allversöhnung 251 Novatianer: Gemeindezucht an Abgefallenen 10 altrömische Christenverfolgungen 64 unter Nero in Rom / Als Sündenböcke für den Brand der Stadt 90-96 unter Domitian / Rom und Kleinasien, wegen verweigertem Kaiserkult 98-117 unter Trajan / sporadische Verhaftung mit Hinrichtungen 117-138 unter Hadrian/ wie bei Trajan sporadisch und regional 161-180 unter Mark Aurel / Als Stoiker wollte er alte Philosophien wieder stärken/ Christen werden für Naturkatastrophen verantwortlich gemacht 202-211 unter Septimus und Severus / Übertritt zum Christentum verboten 235-236 unter Maximus / die Leiter wurden hingerichtet 249-250 unter Decius / erste Verfolgung im gesamten römischen Reich 257-260 unter Valerian / Christen wurden enteignet und Versammlungen untersagt 303-313 unter Diokletian/ Schwere Verfolgung / Christen verloren alle Bürgerrechte Opfer an die Götter der Römer wurden verlangt 3. Pergamos - Zeit des Eindringens der Welt und der Lehrauseinandersetzungen Modell der Orthodoxen Kirche ab etwa 313 4. Jahrh. Entstehung des Mönchtums in Ägypten 330 Verlegung der Hauptstadt des Römischen Reiches nach Konstantinopel Nachfolgend immer wieder Machtkämpfe zwischen den Patriarchen der neuen Hauptstadt und dem Bischof von Rom 395 Reichsteilung in Ost- und Westrom 636 Siegeszug der moslemischen Araber /Eroberung Syriens / 638 fallt Jerusalem / 640 Mesopotamien/ ab 640 Armenien/ 642 Alexandria / 643 die Pentapolis/ ab 647 Einfälle in Kappadozien 673 Araber werden vor Konstantinopel geschlagen 698 Araber erobern Karthago 988 Christentum nach byzantinischem Ritus in Rußland eingefuhrt 1009 Zerstörung der Grabeskirche in Jerusalem durch Fatimiden 1054 Schisma zwischen Rom und Byzanz 1203 Eroberung von Byzanz durch die Kreuzritter 1443 Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen / Orthodoxe Kirche auf dem Balkan wird von den Türken unterdrückt. / Keine wesentlichen Weiterentwicklungen bis ins 19. Jahrhundert / Rußland hat die Orthodoxe Kirche bis 1917 starken Einfluß auf den Staat 1925-43 Vemichtungsversuche Stalins gegen die Orthodoxe Kirche 1943 Unterwürfigkeit der Russ.Orthodoxen Kirche gegen Sowjetsystem 1961 Beitritt der Ostkirchen zum ÖRK 1965 Aufhebung des Bannes zwischen Rom und Konstantinopel 1988 beginnt die Russisch-Orthodoxe Kirche ihre neuen Freiheitsrechte zu erobern Seit 1988 Auseinandersetzungen der Russisch Orthodoxen Kirche mit Rom um die Unierte Kirche, die auf kommunistischen Druck von Rom getrennt war 1992 Erste Warnungen der Ostkirchen an den ÖRK, in Glaubensfragen die Liberalität nicht zu weit herrschen zu lassen 1999 Ruhen der Mitarbeit im ÖRK Die wichtigsten theologischen Auseinandersetzungen und Themen der Konzile: Donatistischer Streit Problem und Frage: Gibt es Heil außerhalb der Kirchengemeinschaft? 314 Konzil von Arles Arianische Streitigkeiten Problem und Frage: Ist Christus wesensgleich mit dem Vater? 325 Konzil von Nizäa 381 Konzil von Konstantinopel Zeitweise eine arianische Gegenkirche / stark unter den Germanen Christologischer Streit Frage: Wie kann Jesus Gott und Mensch in einer Person sein? 431 Konzil von Ephesus Erstarken des Marienkultes / Bilderstreitigkeiten 451 Konzil von Chalcedon (Erlaubnis des Marienkultes) Aufkommen des Bilderkultes Bischöfe werden verprügelt, um den Wunsch nach Bilderkult Nachdruck zu verleihen. 449 Räubersynode von Ephesus Pelagianischer Streit Frage: Kann der gefallene Mensch am Hei! mitwirken? 431 Konzil von Ephesus 529 Konzil von Orange Frage nach der Verehrung von Ikonen 787 Konzil von Nizäa: Erlaubnis der Verehrung von Ikonen ab 7. Jahrh.Der aufkommende Islam schwächt die Ostkirche. 4. Thyatira - Zeit der heidnisch unterwanderten Gemeinde Modell der Römisch Katholischen Kirche Aufstieg des römischen Bischofs er gewinnt neue Einflußgebiete unter den Germanen, während die östlichen Patriarchen ab den 7. Jahrhundert an den Islam verlieren 540-604 529 8. Jahr. 1055-1216 1077 910-1223 1216-1309 1225-1274 1309 Ab 1492 1506 ab 1517 1521 Papst Gregor d.Große Gründung des Benediktinerordens Konstantinische Schenkung gefälscht Aufstieg des Papsttums Heinrich IV. büßt in Canossa Gründung verschiedener einflußreicher Orden: 919 Cluniazenser, 1098 Zisterzienser, 1082 Karthäuser, 1113 Johanniter, 1119 Tempelritter und Augustiner, 1156 Karmeliter, 1190 Deutschordensritter, 1216 Dominikaner, 1223 Franziskaner. Niedergang des Papstums Thomas v.Aquin, der führende Theologe Roms Papst wird in Avignon (Frankreich) zum Gefangenen des Franz.Staates Inquisition in Spanien Ablaß Reformation erfaßt mehr oder minder stark fast ganz Westeuropa Bann über Luther - Sekten des Mittelalters: 7.-12. Jahrhundert Paulizianer 12. Jahrh Bogomilen 11 Jahrhundert Katharer - Glaubensbetvegungen 13. Jahrh. Waldenser 15. Jahrh, Lollarden 15. Jahrh. Hussiten 15. Jahrh. Brüder und Schwestern vom Gemeinsamen Leben - Herausragende Jesuszeugen des Mittelalters 1415 Jan Hus hingerichtet 1498 Girolamo Savonarola in Florenz hingerichtet - Gegenreformation 1534 Gründung des Jesuitenordens 1545-1563 Gegenreformatorisches Konzil von Trient (Tridentinum) 1551-1556 Gegenreformation unter Maria der Blutigen in England 1562-1598 Hugenottenkriege in Frankreich 1618-1648 30-jähriger Krieg Die Gegenreformation hat sich in Süddeutschland, Osteuropa, Frankreich, dem Habsburger Reich und Italien weitgehend durchgesetzt. 1773 verbietet der Papst auf französischen Druck den Jesuitenorden 1789 Französische Revolution mit Verfolgung der Kirchen 1798 Verhaftung des Papstes durch Napoleons Truppen /er stirbt 1798 'A Jahr durfte kein Nachfolger gewählt werden 1814 Papst legalisiert den Jesuitenorden neu 1815 Nach dem Wiener Kongreß Restauration des Papsttums zwischen 1815 und 1870 Erstarken der Papstmacht: (Papalismus) 1870 Eroberung des Kirchenstaates durch Italien 1869-1870 1. Vatikanisches Konziel Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes 1870 Abspaltung der Altkatholischen Kirche 1910 Einführung des Antimodemismuseides für alle Priester 1928 Verbot für Katholiken, an ökumenischen Aktivitäten mitzuarbeiten 1950 Dogma von der leiblichen Himmelfahrt Marias Der Papst und die Ökumene 1958 Johannes XXIII. wird Papst. 1961 Erstmals Katholische Beobachter bei Vollversammlungen des ÖRK 1962-1965 2. Vatikanisches Konzil 1967 Besuch Papst Paul Vl.beim ökumenischen Patriarchen in Konstantinopel 1969 Besuch Papst Paul VI. Besuch beim ÖRK Kontakte zu konfessionellen Bünden und Lehrgespräche 1976 Suspendierung von Erzbischof Lefebvre 1978 Wahl Papst Johannes Paul II Der polnische Papst unterstützt die Opposition im Ostblock 1988 Schisma gegen Lefebvre 1993 Neuer katholischer Kathechismus 1999 Gemeinsame Erklärung Lutherischer Weltbund und Vatikan 5. Sardes - Zeit der toten Christenheit Modell der Kirchen der Reformation 1517 95 Thesen Luthers lösen die Reformation aus 1520 Luthers Exkommunizierung 1521-34 Bibel ins Deutsche Die Reformation findet in ganz Europa Anhänger und breitet sich im Norden und Mitteleuropa aus Kirchengründung 1517 Lutheraner 1520 Reformierte 1525 Täufer 1534 Anglikaner 1560 Presbyterianer 1612 Baptisten Wichtige ökumenische Entwicklungen, deren Antrieb aus dem protestantischen Bereich kam Seit 1880 Entstehung verschiedener konfessioneller Bünde 1910 Weltmissionskonferenz in Edinbourgh 1925 Konferenz für Praktisches Christentum 1927 Konferenz für Glaube und Kirchenverfassung 1938 Provisorischer Weltkirchenrat 1948 Gründung des ÖRK 1961 Aufnahme mehrerer Orthodoxer Kirchen in den ÖRK Die Großkirchen erstarrten kurz nach der Reformation in Lehrstreitigkeiten Zeit der Orthodoxie Geistliches Leben gab es zu allen Zeiten durch einzelne Personen und Bewegungen 1585 Johannes Heerman 1586-1654 Johann Valentin Andrea 1607-1676 Paul Gerhardt 1621-1681 Georg Neumark 1685-1750 Johann Sebastian Bach 1740-1815 Matthias Claudius 1769-1860 Emst Moritz Arndt 1808-1865 Ludwig (Louis) Harms 1800-1868 August Vi lmar 1799-1877 Friedrich August Tholuck 1808-1872 Wilhelm Löhe 1861-1917 Hermann von Bezzel 1872-1938 Adolf Schiatter 1883-1948 Julius Schniewind Seit der Aufklärung im 18. und 19. Jahrhundert brach die liberale Theologie in den Protestantismus ein: Sie untergrub die Glaubenssubstanz im Volk. Ihre einflußreichsten Vertreter waren: Friedrich C. Bauer 1762-1860 Friedrich Schleiermacher 1768-1834 David Friedrich Strauss 1808-1874 Albrecht Ritschl 1822-1889 Julius Wellhausen 1844-1918 Adolf von Hamack 1851-1931 Albert Schweitzer 1875-1965 Nach dem 2. Weltkrieg waren es vor allem Rudolf Bultmann 1884-1976 Paul Tillich 1886-1965 Eine Gruppe von Theologen versuchte etwas entgegenzusteuem, dies war die Reformorthodoxie. Ihre Wirkungen blieben begrenzt und waren nicht konsequent. Karl Barth 1886-1968 Dietrich Bonhoeffer 1906-1945 In der Gegenwart findet sich im Protestantismus ein Wirrwar gegensätzlichster Theologien: Theologie der Befreiung, feministische Theologie, aber auch erwecklich und orthodox geprägte Lehren. 6. Philadelphia - Zeit der kleinen bibeltreuen Jüngerschar Modell der Erweckungsbewegungen Sowohl in der katholischen wie auch in der evangelischen Kirche gab es Jesus treu gebliebene echte Christen: Oftb. 2,24.25 & 3,4. Aber parallel entwickelten sich auch ganz freie Gruppen. Grundlage: bibeltreu, bruderschaftlich, missionarisch und meist in der Minderheit. Sie wurden Träger der Mission und Diakonie 1. Evangelisations-und Erweckungsbewegung 17./18. Jahrh. Deutschland: Reformorthodoxie und alter Pietismus England: Puritanismus, Herrnhuter Mission, Methodismus USA: Methodismus, Evangelisation 17-19.Jahrh. Puritaner und Erweckungsbewegung in Amerika 18 -frühes 20. Jahrh. Calvinistisch-Methodistische Kirche von Wales 19. Jahrhundert Methodismus in England 19.Jahrh. (Anfang) Schottland: Freie Kirche von Schottland 19.Jahrhundert (Anfang) Union der Evangelischen Kirchen von Frankreich 19. Jahrh. (Anfang-Mitte) Evangelische Gesellschaft von Genf 1850-1914 19.Jahr. (Ende) 19.-20. Jahr. 19.-20. Jahr. 18. -20. Jahrh 19. -20. Jahrh 1974 USA: Gebetserweckung, Dwight L. Moody Großbritannien: Heiligungsbewegung von Wales Deutschland: Angelsächsische Einflüsse / Erweckungsbewegung Freie Reformierte Kirche der Niederlande Gemeinschaftsbewegung in Deutschland Gnadauer Verband Evangeliumschristen-Baptisten in Rußland Evangelikale Kirchen in Afrika und Asien Vielfältige missionarische Arbeit auf Allianzbasis Lausanner Bewegung für Weltevangelisation Einige bedeutende Persönlichkeiten der BruderschaftUchen Epoche in Deutschland Reformorthodoxie 1580-1660 und Pietismus 1700-1780 1555-1621 1635-1705 1663-1727 1687-1752 1697-1769 1700-1760 1758-1819 1740-1817 1778-1855 1773- 1858 1774- 1837 1789-1862 1782-1867 1805-1880 1800-1884 1839- 1918 1838-1917 1822-1899 1831-1913 1872- 1911 1840- 1915 1873- 1924 1875-1919 1870-1948 Johannes Arndt:,.Fünf Bücher vom wahren Christentum“ Philipp Jakob Spener: Vater des Pietismus August Hermann Franke: Waisenhausvater in Halle Johann Albrecht Bengel: Schwäbischer Theologe Gerhard Tersteegen: mystischer Liederdichter Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf: Missionar der Liebe Michael Hahn: Schwäbischer Pietist und Theosoph Jung Stilling: Ein Auge für Israel Klaus Harms: Jesuszeuge in Norddeutschland Johann Evangelista Gossner: Autor: Herzbüchlein Gottfried Daniel Krummacher: Erweckungsprediger im Rheinland Alois Henhöfer: Erweckungsprediger in Baden Christian Friedr. Spittler: Vater innere + äußere Mission in Basel Johann Christoph Blumhardt: Seelsorger im Schwarwald Johann Gerhard Onken: Vater der deutschen Baptisten Johannes Seitz: Evangelist in Ostpreußen Otto Stockmeyer: Seelsorger in Hauptwill Carl Brockhaus: Brüderbewegung Elias Schrenk Vater der Evangelisation Eberhard von Rothkirch: Jugendevangelist Georg von Viebahn: ein Soldat für Jesus Eduard Graf Pückler: ein Vater der Gemeinschaft Traugott Hahn: Märtyrer im Baltikum Emst Modersohn: Evangelist und Allianzmann Diakonie 1768-1826 Johannes Falk 1800-1864 Theodor Fliedner 1808-1881 Johann Hinrich Wiehern 1805-1898 Georg Müller 1831-1910 Friedrich von Bodelschwingh 1866-1930 Eva von Thiele-Winkler Einige bedeutende Persönlichkeiten der Bruderschaftlichen Epoche außerhalb Deutschlands 1628-1688 John Bunyan, England: Autor der „Pilgerreise“ 1703-1791 John Wesley, England: Vater des Methodismus 1714-1770 George Whitefield, England-USA: Methodist 1771-1824 Hans Nielsen Hauge: Erwecker Norwegens 1837-1899 Dwight Lyman Moody: Evangelist in USA 1792-1878 Charles Grandison Finney: Evangelist in USA 1816-1868 Carl Olof Rosenius: Erweckungsprediger in Schweden 1823-1906 Friedrich Wilhelm Bädecker: Evangelist in Rußland und weltweit 1834-1892 Charles Haddon Spurgeon: Evangelist in London 1832-1905 Hudson Taylor: China Inland Mission 1889 geb. Sadhu Sundar Singh: Prediger in Indien Viele weitere bekannte und unbekannte Zeugen Jesu fanden eine offene Tür des Herrn. 7. Laodizea - Zeit der selbstbewußten, aber lauen Endzeitkirche Modell der endzeitlich organisierten Christenheit Starke Kirche der Beliebigkeit 20. Jahrh (Anfang) Konfessionelle Bünde 1910 1. Weltmissionskonferenz 1914 1925 1927 1948 1941 bis jetzt 1961 1961 1961 ff 1969 1973 20. Jahrh. (Ende) 1986 1999 Weltmissionsrat Weltkonferenz für den Frieden Konferenz für Praktisches Chstentum Konferenz für Glaube und Kirchenverfassung Gründung des Ökumenischen Rates Neuliberale Theologie: Bultmann, Tillich, Solle u.a. Vereinigung von Weltmissionsrat und ÖRK Proselytendekret im ÖRK 2. Vatikanisches Konzil Antirassismusprogramm des ÖRK Weltmissionskonferenz in Bangkok Dialog zwischen konfessionellen Bünden und Rom Friedensgebet der Religionen in Assisi Gemeinsame Erklärung LWB - Kath. Kirche 10. Quellenverzeichnis Biographien Beyreuther, Erich „August Hermann Francke und die Anfänge der ökumenischen Bewegung“ Leipzig 1957 Bull, Jakob B. „Hans Nielsen Hauge Der Erwecker Norwegens“ Stuttgart 1929 Friedrich, Karl Josef „Christliche Zeugen“ Berlin 1963 Harenberg Kommunikation „Harenbergs Personenlexikon des 20. Jahrhunderts“ Dortmund 1992 Hauss, Friedrich „Väter der Christenheit“ Wuppertal und Zürich 1991 Schiatter F. „Pater Chiniquys Erlebnisse“ Striegau o.J Schiatter F. „Pater Chiniquys oder 40 Jahre in der Kirche Christi“ Striegau 1921 Seebaß, Friedrich „Martin Luther: Der Mensch und Reformator“ Gießen 1968 Sundqvist, Alfons,John Bunyam Schriftsteller und Prediger“ Lahr Dinglingen 1982 Weber, Karl „F.W.Baedeker Ein Weltreisender Gottes /Georg Müller Vater von 10000 Waisen“ Lahr- Dinglingen 1974 Katholisch Vittinghoff-Schell „Flier ist dein Bruder /Leben und Sterben des Pater Maximilian Kolbe“ Leipzig 1967 „Katechismus der Katholischen Kirche“ München 1993 Deutsche Tagespost Würzburg Lexika (Werden im Text nicht unter Autor, sondern mit Lexikanamen zitiert) Burghardt/Swarat „Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde“ in 3 Bänden Wuppertal 1998 Ewald,S.u.a. „Neuer Großer PersonenIexikon“ Augsburg 1990 Galling, Kurt (Herausg.) „Religion in Geschichte und Gegenwart“ (RGG) Hempelmann, Reinhard „Handbuch der evangelistisch-missionarischen Werke“ Stuttgart 1997 Jenssen/ Trebs (Herausgegeben) „Theologisches Lexikon" Berlin (Union Verlag) 1981 Krüger, Hanfried (Hrsg.) „Ökumene Lexikon: Kirchen - Religionen - Bewegungen", Frankfurt a.M. 1987 Mann, Golo „Popylaen Weltgeschichte“ Berlin - Frankfurt a.M. 1991 (10 Bände) Mau, Rudolf „Theologisches Fach- und Fremdwörterbuch“ Berlin 1978 „Meyers Großer Taschenlexikon in 24 Bänden“ Mannheim - Wien - Zürich 1990 Oppenheimer „Lexikon des Judentums“ Gütersloh 1967 Rienecker, Fritz „Lexikon zur Bibel“ Wuppertal 1967 Theologische Realenzyklopedie Berlin-New York 1977-98 Theologie und Religionswissenschaft /Ungekürzte Ausgabe Tübingen 1986 Walton, John H. „Chronologische Tabellen und Hintergrundinformationen zur Kirchengeschichte“ Marburg 1987 Weber, Albrecht „Knauers Weltgeschichte -Neuzeit und neuste Zeit" München - Zürich 1980 Kirchen-und Erweckungsgeschichte Brandt, Theodor „Die Kirche im Wandel der Zeit - Reformation bis Gegenwart" Wuppertal 1978 Haendler, Meier, Rogge „Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen“: Fischer, Karl Martin 1/1 Das Urchristentum " Berlin 1985 Träger, Karl Wolfgang 1/2 „Das Christentum im zweiten Jahrhundert" Berlin 1988 Thümmel, Hans Georg 1/4 „Die Kirche des Ostens im 3. und 4. Jahrhundert" Berlin 1988 Haendler, Gerd 1/5 „Die Abendländische Kirche im Zeitalter der Völkerwanderung" Berlin 1980 Winkelmann, Friedhelm 1/6 Die östlichen Kirchen in der Epoche der christologischen Auseinandersetzungen" Berlin 1980 Haendler. Gerd 1/7 „Die lateinische Kirche im Zeitalter der Karolinger " Berlin 1985 Döppmann, Hans-Dieter 1/8 „Die Ostkirchen im Bilderstreit bis zur Kirchenspaltung von 1054" Berlin 1991 Winkelmann. Friedhelm 1/10 „Die Kirchen im Zeitalter der Kreuzzüge (11.-13. Jahrhundert)" Leipzig 1994 Rogge, Joachim 11/3&4 „Der junge Luther 1483-1521 /Der junge Zwingli 1484-1523 " Berlin 1983 Kirchner. Hubert 11/6 „Reformationsgeschichte" Berlin 1987 Obst. Helmut 111/4 „Außerkirchliche religiöse Protestbewegungen der Neuzeit" Berlin 1990 Fitschen, Klaus 111/8 „Der Katholizismus von 1648 bis 1870" Leipzig 1997 Kirchner. Hubert 111/9 „Das Papsttum und der deutsche Katholizismus 1870-1958" Leipzig 1992 Bryner, Erich 1/1/10 „Die Ostkirche vom 18. zum 20. Jahrhundert" Leipzig 1996 Kirchner. Hubert IV/l „Die römisch-katholische Kirche vom 11. Vatikanischen Konzil bis zur Gegenwart" Leipzig 1996 Heussi, Kar! „Kompendium der Kirchengeschichte44 Tübingen 198! Hislop, Alexander „Von Babel nach Rom" Bielefeld 1997 Kahle, Wilhelm „Evangelische Christen in Rußland und der Soverunion“ Wuppertal - Kassel 1978 König, Emil „Hexenprozesse“ Schwerte 1966 Ranke. Leopold v. „Geschichte der Reformation in Deutschland“ Berlin o J. Riecker, Otto „Kirche und Christen im Wandel der Zeit“ Stuttgart 1984 Sauberzweig, Hans v. „Er der Meister wir die Brüder“ Denkendorf 1959 Schnepel, Erich „Christus im Römerreich“ Berlin 1952 Scharpff, Paulus „Geschichte der Evangelisation“ Gießen - Basel 1980 Widter, Rheinhold „Friedrich Nietzsche" CH-Bemeck 1987 Konfession«- und Sektenkunde Binswanger, Karl & Fethi Sipahioglu „Türkisch-islamische Vereine als Faktor deutsch-türkischer Koexistenz“ München 1988 de Semiyen, Michael „Alle Wege fuhren nach Rom. Evangelikale - wohin?“ (2.Aufl.) Bielefeld 1993 Haack „Transzendentale Meditation“ München 1980 Hauth, Rüdiger „Adventisten“ München 1986 Hislop Alexander „Von Babylon nach Rom" Bielefeld 1997 Holthaus, Stephan „Fundamentalismus in Deutschland“ Bonn 1993 Hunt, Dave „Die Frau und das Tier“ Bielefeld 1995 Hutten, Kurt „Seher, Grübler, Enthusiasten“ o.J.o.O Metz, Wulf „Handbuch Weltreligionen“ Wuppertal - Gießen 1988 Klöckner/Tworuschka „Handbuch der Religionen“ Landsberg am Lech 1997 Obst, Helmut „Apostel und Propheten der Neuzeit“ Berlin 1981 Obst, Helmut „Neureligionen Jugendreligionen destruktive Kulte“ Berlin 1984 Scheuerlein, Paul „die Sekten der Gegenwart“ Stuttgart 1923 Uhlmann, P H. „Die Lehrentscheidungen Roms im Lichte der Bibel“ Amtzell 1984 Winter, Eduard „Ketzerschicksale" Berlin 1983 Ökumenisch (Vertreter) ACK „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland e.V. ACK" Selbstdarstellung Frankfurt a.M. 1997 AMD „Texte zur Bibel" (Bibelwoche 1996) Neukirchen-Vluyn 1995 Birmele, Andre „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre - Ein Kommentar des Institutes für Ökumenische Forschung Straßburg“ Straßburg 1997 Ökumene (Kritiker) Beyerhaus, Peter „Bangkok ’73 Anfang oder Ende der Weltmission?“ Stuttgart 1973 Beyerhaus, Peter „Fragwürdige Oekumene“ Lahr-Dinglingen 1974 Franzke/Gassmann/Leuenberger „Ökumene der Religionen...“ Wuppertal 2001 Frey, Helmut,Jesus allein oder Jesus und...“ Bad Liebenzell 1997 Grafen, Heinrich „Gemeinde Jesu - ökumenisch-katholisch vereinnahmt?“ Wuppertal 1987 Rhese, Theophil „Ökumene: Auf dem Weg zur Weltkirche“ Wetzlar 1970 Rhese, Theophil „Ökumene - woher und wohin?“ Asslar 1983 Wasserzug-Traeder, Gertrud „Ein ernstes Wort zu der ökumenischen Bewegung" Beatenberg 1963 Allianz Allianz (Ost) „ Jubiläumsschrift 80. Blankenburger Konferenz 1974" Berlin 1974 Beyer, Werber „Einheit in der Vielfalt- aus 150 Jahren Evangelischer Allianz" Wuppertal - Zürich 1995 Laubach/Stadelmann „Was Evangelikale glauben“ Wuppertal 1989 Nagel G.F. „Was will die Evangelische Allianz“ Bad Blankenburg 1928 Voigt, Karl Heinz „Die Evangelische Allianz als ökumenische Bewegung" Stuttgart 1990 Dokumentationen Adler, Manfred „Die Freimaurer und der Vatikan" Lippstadt 1985 „EPD Dokumentationen" Frankfurt a.M „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ Institut für ökumenische Forschung Straßburg 1997 „Idea Dokumentationen“ Wetzlar Gebhardt, Manfred „Die Zeugen Jehovas" Leipzig - Jena - Berlin 1970 „Haus der Familie“ Kathalog Herbst 1996 Träger Frauenarbeit in der Evangelischen Kirche der Pfalz Sonstiges Aebi, E. „Kurze Einführung in die Bibel" Zürich 1949 Bergmann, Gerhard „Was kommt auf uns zu?“ Stuttgart-Neuhausen 1974 Beyerhaus /v.Padberg „Eine Welt - eine Religion“ Asslar 1988 Bonhoeffer, Dietrich „Nachfolge“ Berlin 1956 Bonhoeffer, Dietrich „Widerstand und Ergebung“ Berlin 1961 Bühne, Wolfgang „Die Propheten kommen“ Bielefeld 1"995 ßunyam, Johann „Pilgerreise zur seligen Ewigkeit“ Meiringen o.J. Bultmann, Rudolf „Kerygma und Mythos“ Berlin 1960 Christen für die Wahrheit „Ruf zur Umkehr. Neue 95 Thesen u.d. Folgen“, Uhldingen 1997 Courtois, Stephane „Das Schwarzbuch des Kommunismus“ München - Zürich 1997 Eißler/Nänny „Israel - Heimkehr eines Volkes“ Stuttgart-Neuhauscn 1993 Frauenarbeit in der Evangelischen Kirche der Pfalz „Programm Herbst 1996“ Gassmann Lothar „Globalisierung und Antichrist“ Wuppertal 2000 Gassmann, Lothar „Prüfet die Geister. Atheismus, Feminismus, Humanismus und andere Ideologien“ Wuppertal 2002 Gassmann, Lothar „Was kommen wird. Eschatologie im 3. Jahrtausend“ Wuppertal 2002 Gnadau „ Flugfeuer fremden Geistes“ Offenbach a.M. 1957 Gnadau (Ost) „Stimmen der Väter“ Berlin 1958 Goethe, Johann Wolfgang von „Faust- Der Tragödie erster Teil“ Leipzig 1967 Grünzweig, Fritz „Der Brief des Jakobus“ (Wuppertaler Studienbibel) Wuppertal 1983 Habsburg, Otto v. „Die Reichsidee“ Wien - München 1986 Heine, Heinrich „Gedanken zur Religion und Philosophie“ Reclam Universal BibliothekLeipzig 1970 Hempelmann, Heinzpeter „Gemeinsame Liebe“ Liebenzell 2002 Hübner, Fritz „Weltreich und Gottes Reich“ Bad Liebenzell 1971 Jochums, Heinrich „Die Bibel ist Gottes Wort“ Wuppertal 2000 Käsemann, Emst „ Exegetische Versuche und Besinnungen“ Göttingen 1986 Kems/Wead „Das Geschäft der Verführer“ Bemeck 1979 Klautke/Kaiser/Nestvogel „Dynamisch evangelisieren“ Wuppertal 2001 Kriese, Richard „Okkultismus im Angriff* Stuttgart-Neuhausen 1988 Krupp, Michael .Zionismus und Staat Israel" Gütersloh 1983 Luther, Martin „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ Berlin 1971 Missouri Synode „Concordia" (nach dem, Urtext von 1580) Saint Louis 1946 Möller, Reinhard „An Bibeltreue nicht zu überbieten?“ Domach (CH) 2000 Pieper, Franz „Christliche Dogmatik umgearbeitet von D.DR.J.T.Mueller“ St.Louis 1946 Rosenius, Carl Olof „ Geheimnis in Gesetz und Evangelium“ Elmshorst 1986 Rosenius, Carl Olof „Tägliches Seelenbrot“ Elmshorst 1995 Sauer, Erich „Der göttliche Erlösungsplan von Ewigkeit zu Ewigkeit“ Wuppertal 1950 SchaefTer, Francis „Wie können wir denn leben?“ Lahr-Dinglingen 1977 M.Klingberg & T.Schirrmacher „Märtyrer heute“ Schulte & Gerth Wetzlar 2000 auch als Idea Dokumentation 13/2000 Solschenizyn, Alexander „Der Archipel Gulag“ Bern - München 1973 Streibel, Florian „BGB Bürgerliches Gesetzbuch“ Augsburg 1998 Hanske, Kurt „Die Prophetie der sieben Sendschreiben und ihre geschichtliche Verwirklichung“ Bibelvortrag bei der Herbsttagung der Pfarrer-Gebets- Bruderschaft Pfalz und Elsaß 14.10.1996 in Bad Bergzabern Zeitschriften, Zeitungen u.a. .Akzente für Theologie und Dienst“ ( bis 1998 Reichsgottesarbeiter) biblisch-theologische Zweimonatsschrift der Reichgottesarbeiter-Vereinigung e.V. Geschäftstelle 17489 Greifswald .Anruf* Magazin des Deutschen EC-Verbandes Kassel .Apostolischer Dienst“ S7 des Christlichen Informationsdienstes Karlsruhe „Charisma“ 40233 Düsseldorf „Chrischona Magazin“ CH-4126 Bettingen „EPD-Wochenspiegel“ Ausgabe Südwest Karlsruhe überegionaler Teil Frankfurt a.M.t „Erneuerung und Abwehr“ Monatsblatt der Evangelischen Notgemeinschaft in Deutschland e.V. 71272 Renningen-Malmsheim „ HMK Kurier“ 88683 Uhldingen „Der Spiegel“ Nachrichtenmagazin Hamburg „Diakrisis“ 72801 Gomaringen „Evangelischer Kirchenbote“ Sonntagsblatt für die Pfalz 67322 Speyer „Fundamentum" Organ der STH Basel CH-4125 Riehen Informationsbrief der Bckentnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ 77922 Lahr „Idea Spektrum“ Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt Informationsdienst der Evangelischen Allianz e.V. 35528 Wetzlar Ledermann, Karin Ethos Sonderausgabe: .Zeitanalyse New Age" Ch-Bemeck o.J./ „Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen“ Stuttgart seit 1998 Berlin „ökumenische Rundschau“ Organ des ACK Frankfurt a.M. „Pfälzisches Pfarrerblatt“ „Rheinpfalz" Tageszeitung für die Pfalz Ludwigshafen „Topic“ Informationen und Meinungen zum Zeitgeschehen Herausgeber Ulrich Skrambraks 57062 Kreuztal „Zeitspiegel" Biblischer Arbeitskreis 34128 Kassel Fernsehbericht: „Mörderische Diagnose“ von Silvia Matthies, Bayrischer Rundfunk 1999 gesendet u.a. Phoenix 22.7.99 14.00 Uhr bis 14 45 Uhr III. Personenangaben und Personenregister Adler, Manfred ' Kathol. Priester und Autor 50, 122 Akiba, Rabbi Joseph ben / Führender jüdischer Theologe des 2. Jhdts. 26 Albrecht von Brandenburg / Letzer Hochmeister des Kreuzritterstaates (z.Z. der Reformation) 168 Albrecht / z. Z. der Reformation Erzbischof von Mainz 155 Alexander VI. / Papst (1492-1503) 79, 148,153 Alexei II. / Heutiger russisch-orthodoxer Patriarch von Moskau 234 Alfejew, Hilarion / Russische Delegierte bei der ÖRK Vollversammlung in Harare 238 Amman, Jakob / Gründer der Amishen Mennonitenbewegung 179 Antiochus Epiphanias / Syrisch-hellenistischer König (Makkabäerzeit) 47 Andropow, Juri / ehern. KGB-Chef, später Sowj. Partei- und Staatsschef 220 Apel, Prof. Hans / SPD Bundesminister a.D. 125 Arafat, Jassir PLO Führer und Leiter der heutigen Autonomiebehörde 50 Aristoteles /Griech Philosoph 73, 75 Arius / Priester und Leugner der Dreieinigkeit 136, 196 Atkinson, Henry A. / Ehern. Co-Generalsekretär des Weltbundes 223 Aram I. / Katholokos und Moderator des Zentralausschusses des ÖRK 241 Arndt, Johann / Theologe der Luth. Reformorthodoxie des 17.Jhdts. 87, 309 Aschoff, Friedrich Pfarrer und leitender Theologe der Charism. Bewegung in der EKD 23, 266 Athanasius Bischof von Alexandria und Gegner des Arius (4. Jhrh.) I36f, 196 Attalus II. / Gründer der kleinasiatischen Stadt Philadelphia 89 Augustin / Kirchenvater und Bischof von Karthago ( 4.-5. Jhrh.) 65, 83, 138f, 141, 156, 179, 244 Augustus / Röm. Kaiser 65, 196 Aw wakum, Protopope /Gründer und Märtyrer der russ. Altgläubigen (18. Jahrh ) 177 Barth, Prof. Karl / Theologe (Neoorthodoxie) 29,203, 231,309 Barth, Gottlob / Mitbegründer des Evangel. Bundes (19. Jahrh) 215 Bar Kochba / Falscher Messias (2. Jhrh.) 26, 130 Basilea. Mutter (eigentl.Dr. Klara Schiink) / Gründerin und ehern. Oberin der Darmstädter Marien-schwestem 35 Basilides ' Gnostiker 129 Baumert, Norbert / Jesuitenpater und katholischer Charismatiker 267 Bea, Augustin Kardinal Erster Leiter des kath. Sekr. f. d. Einheit der Christen 51, 253ff, 261 Becker, Heinz / Kabarettist 108 Beier, Peter / Ehern. Präses der Rheinischen Kirche 209 Benedikt XV. / Papst (1914-1922) 251 Bernstorff, Graf Andreas v / Mitbegründer des Gnadauer Verbandes 216 Benedikt von Nursia / Ordensgründer (6. Jhrh) 111, 141 Bengel. Albrecht /Schwäbischer Pietist (18. Jhrh) 49.299.271 Berg, David / Sektengründer der Familie Gottes (früher: Kinder Gottes) 27 Beyerhaus, Prof. Peter / Evangelikaler Theologe 67, 194, 201, 237, 256, 262, 272, 275 Bhagw an, Shree Rajneesh Philosophieprof. und Sektengründer der „Sanyasins" 26 Bickle, Mike / Führender Charismatiker 23 Biro, Matthias / Ungarischer Reformator 168 Bittlinger, Arnold / Initiator der charismatischen Bewegung in Deutschland, damals Leiter des Volksmissionarischen Amtes der Pfalz 185 Blake, Carsten / Ehm. Generalsekretär des ÖRK 232 Bokelson, Jan / Führer- der Wiedertäufer in Münster 173 Boleyn, Anna Hofdame und spätere Frau von Heinrich VIII. von England 169 Bonifatius II. /Papst (930-32) 140 Bonnke, Reinhard Pfingstler Leiter „Christus für alle Nationen“ in Frankfurt 24 Bobrinsky Graf / Russ. Verkehrsminister zur Zarenzeit, gehörte zur Erweckung im russ. Adel 99 Böhme, Jakob / Schuster und Theosoph (gest. 1624) 147, 175 Bosien, Heike Vikarin und Mitglied des Zentralausschusses des ÖRK 232 Branham,William US-Heilungspfingstler (Mitte 20 Jhrh.) 22 Brent, Charles Henry / Anglik. Bischof von New York und Pionier der Ökumene 220f, 226f Browne, Robert / Theologe und Vater der Kongregationalisten 18! Bucer, Martin / Reformator in Straßburg 165, 169 Bugenhagen. Johannes Reformator (Luth.) 167 Bultmann. Prof. Rudolf mod.Theol. (Existenzialtheologie) 29, 93, 97, 288. 309, 311 Bundrock, Georg / Vätergestalt der Täuferbewegung in Zürich 172 Bunyan, John / Engl. Puritaner und Baptistenprediger, Autor „Pilgereise" u.a. 49, 182, 311 Cain, Paul / Charismatiker 23 Cajetan, Thomas Kardinal Kath. Gegner Luthers 158 Calvi, Roberto / Direkter der Vatikanbank und der Banko Ambrosiano 50 Calvin, Johann / Schweizer Reformator in Genf 49, 87, 155, 162, 164, 165ff, 175 Cantelamessa, Prof Raniero / Fransiskanerpater Kath. Charismatiker 266 Carnegie. Andrew / Großindustrieller, Philantrop und Mäzen ( anf. 20. Jhrh.) 223 Cartw right, Thomas Presbyterianer und puritanischer Theologe 181 Casaroli, Kardinalstaatssekretär Agostino Außenminister des Vatikan 122 Cäsarius ' Bischof von Arles 139 Cassidy, Edward Kardinal Heutiger Leiter Sek.f.d.Emheit d.Christen 193f, 253 Castro, Emilio / Ehern. Generalsekretär des ÖRK 232 Ceaucescu, Nikolae ' Kommunistischer Diktator Rumäniens 70, 287 Celsius / Röm. Historiker 131 Celtes, Konrad / Biblizistischer Theologe und Lehrer Zwinglis in Wien 162 Cerinthus / Gnostiker 129 Chalmer, Dr.Thomas Gründer d. Schottischen Freikirche, Initiator der Ev.Allianz 214 Chirac, Jacques / Franz. Präsident 206 Christian III. / König von Dänemark (Reformation) 167 Christlieb, Prof Theodor / Theologe und Initiator des Gnadauer Verbandes 216 Choan-Seng Song, / Heutiger Präsident des Reformierten Weltbundes 282 Chrung Hyun Kyung / Synkretistisch-feministische Theologin Korea, lehrt heute in USA 68 Clinton, Bill / US-Präsident 109 Cobham, Lord (eigentl. Sir John Oldcastele) / Adlige Führer und Märtyrer der Lollarden 145 Cochlovius, Joachim Theologe ehern. Leiter des Studienhauses Krelingen, Gemeindehilfsbund 215 Coelestin / Römische Bischof (422-32) 137 Coligny, Gaspard de / Als Admiral politischer Führer der Hugenotten 167 Craig, Dr. /. Schottischer Theologe und ökumeniker 254 Cranmer, Thomas Engl. Reformator und Märtyrer, Erzbischof von Canterbury 169 Crom well, Thomas/ Englischer Reformator und Märtyrer 169 Cyprian Kirchenlehrer und Bischof von Karthago 133 Cyrill / Patriarch von Alexandrien 137f Dalai Lama / Gottkönig von Tibet, Oberhaupt der Tibetan. Buddhisten 201,247, 290 Daniel 1 AT Prophet 9, 47f Dante Alighieri Ital. Dichter (Renaissance) 74 Decius / Röm. Kaiser 133, 304 Delors, Jacques / franz. Europapolitiker, Präsident der Europäischen Kommission a.D. 206 Diokletian röm. Kaiser (Ende des Jhdts.) 61,63, 133, 305 Diotrephes Herrschsüchtiger Gemeindeleiter z.Z. des Apostel Johannes 120 Döllinger. Prof Ignaz / Erster theologischer Vordenker der deutschen Altkatholiken 179 Döpfner. Kardinal Julius / ehern.Vors, der Deutschen (kath.) Bischofskonferenz 122 Dominikus Ordensgründer 74, 141 Dschingis Khan / Mongolenführer zur Zeit der Mongolenstürme 138 Duprey. Pierre / Bischof mit Aufgaben Sekr. für die Einheit der Christen im Vatikan 272 Dyba. Johannes Konserv. kath. Kleriker, Bischof von Fulda pers. Titel Erzbischof 38 Eckstein, Gerhard Islambeauftragter der Prot. Landeskirche der Pfalz, Bad Dürkheim 200 Edward VI. / Engl. König (Sohn von Heinrich VIII.) 169 Eisenbach. Franziskus kath.Weihbischof, April 2002 als Erzbischof abgesetzt wegen angeblicher SexafTäre 194,217,266 Elisabeth I. / Englische Königin in der 2. Hälfte des 16. Jhdts. 170 Eleutherus Röm. Bischof (175-189?) 132 Engelhardt. Klaus ehern. Ratsvorsitzender der EKD und Landesbischof a.D. von Baden 207, 259 Erasmus von Rotterdam / Bedeutenster Humanist des 16. Jhdts. 153, 159, 163, 176 Ernst, Dr.med. Siegfried / Vors, der Europäischen Ärzteaktion, 2001 verstorben 271 Esch, Johann Erster lutherischer Märtyrer 167, 321 Eudo de Stella / Franz. Schwärmer im 12. Jhdt. 143 Eumenes II. / König von Kleinasien und Erbauer des Pergamonaltars 63 Farel, Guillaume / Schweiz. Reformator 165 Faustus / Bischof von Reji 139 Fisher, Geoffrey Francis / Erzbischof von Canterbury 254, 258 Franck, Sebastian ehern. Priester, freisinniger nachreformatorischer Denker und Autor 174 Francke, August Hermann / Gründer der Universität und des Waisenhauses in Halle/S. 87, 94, 212 Franz I. / Franz. König 166 Franz v. Assisi / Ordensgründer 141 Friedrich der Weise / Kurfürst von Sachsen und Luthers Landesherr 158, 159 Friedrich der Große / Aufklärerischer preußischer König 285 Friedrich von Lothringen / Gesandter des Papstes beim Schisma 151 Froschauer, Christoph ! Züricher Buchdrucker und Verleger zur Zeit der Reformation 163 Gardier, Prof. Robert Hallowell Förderer der Konferenz f. Glaube u. Kirchenverfassung 226 Gärtner, Dr. Michael. / Protest. Dekan in Ludwigshafen a.Rhein 108 Gasparri, Pietro Kardinalstaatssekretär / Kathl. Verhatlungspartner von Gardier 251 Georg VII. / Papst (1073-85) 141 Goethe, Johann W olfgang von / Deutscher klassischer Dichter 15, 17 Gorbatschow, Michael / Letzter sowj. Partei-und Staatschef 50, 178 Goßner, Johann Ehemaliger Priester, später pietistischer Prediger 79, 98, 211 Gottschalk, Thomas / Showmaster 107 Graham, Dr. Billy / Evangelist 194, 203, 236, 242, 250, 256, 262ff. Graham, Franklin, Sohn Billy Grahams Direktor des Hilfswerks „Geldbeutel des Samariters“ 203 Grebel, Konrad Einer der ersten Täufer in Zürich 172 Gregor I. / Paps,t auch Gregor der Große (590-604) 72, 126, 307 Gregor XI./Papst (1227-1241) 145 Grohe, Hermann /CDU Bundestagsabgeordneter 71 Grün, Anselm / Kath. Theologe und Ordensmann 271 Gustav Wasa König von Schweden 167 Gutenberg, Johann / Erfinder des Buchdrucks 153 Habsburg, Otto v. / CSU Europapolitiker und Sohn des letzten österr. Kaisers 206, 294 Hamilton, Patrick Märtyrer der schottischen Reformation 169 Hätzer, Ludwig Gehörte zu den ersten Täufern 172 Harling, Otto v. / Erster Geschäftsführer des ACK 275 Hauge, Hans Nielsen Bauer und Erweckungsprediger in Norwegen 95, 311 Heimbucher, Kurt / Pfarrer und ehemaliger Präses des Gnadauer Verbandes 38, 268 Heine, Heinrich Dichter 99 Heinemann, Gustav / Ehemaliger Bundespräsident SPD 70 Heinrich VIII. / König, der die englische Kirche von Rom trennte 85, 99, 169, 307 Helwys, Thomas Gründer der ersten Baptistengemeinde in London 182 Hempelmann, Dr. Heinzpeter ' Direktor des Theologischen Seminars der Liebenzeller Mission 32 Henhöfer, Alois Ehern. Priester später. Pfarrer und Erweckungsprediger 79, 98, 211, 310 Henriod, H.L / Generalsekretär d.Konf. Praktisches Christentum und Weltbund 223 Henstenberg, Ernst W ilhelm Bedeutender luther. Theologe 19. Jhdt. 215 Herodes Agrippa / König von Galiläa 18 Hieronymus / Kirchenvater und Bibelübersetzer 4. Jhdt. 163 Hieronymus von Prag / Märtyrer und Mitarbeiter von Jan Hus 147 Hille, Dr. Rolf Rektor des Bengelhauses (evangelikales Studienhaus in Tübingen), Vorsitzender der EAD 215,272 Hirschler, Horst / Bischof a. D. von Niedersachsen 53, 288 Hitler, Adolf / Deutscher Diktator 1933-45 77, 99, 115, 228 Hoffmann, Melchior . Bedeutender täuferischer Theologe 172 Hoffmann, Gerhard / Missionsinspektor aus Basel 215 Hohenheim, Bombastus Paracelsius von /Theosoph 175 Hollenweger, Walter / Liberaler Pfmgstler und Theosoph Mitarbeiter des ÖRK 186, 235 Huber, Prof. W olfgang Bischof von Berlin 232 Hubmaier, Balthasar Täuferischer Märtyrer und Pfarrer in Waldshut 172 Hubmer, Fritz / Ehern. Westfalischer Gemeinschaftsinspektor und Autor 14 Hunt, David / Autor 52 Hutter, Jakob ' Täuferischer Erweckungsprediger 174 Hus, Jan / Böhmischer Reformator und Märtyrer 82, 121, 145, 146f, 159, 307 Hybeis, Bill / US Pastor der Willow Creek Gemeinde in Chicago 45 Innozens III. / Papst (1179/80) 72, 82 Innozens X. / Papst (1644-55) 179 Ignatius Loyola / Ordensgründer der Jesuiten 141 Jahns, Kathrin Femenistische Theologin und Pfarrerin aus Kassel 284 Jakobus Apostel 18 Jakobus Bruder Jesu und Gemeindeleitcr der Urgemeinde in Jerusalem 128, 244, 305 Jackson, Dr / Ehern. Präsidenten des Nationalen Baptisten Bundes (Farbige) der USA 254 Jansen, Cornelius / Kath. Bischof von Ypern, auf ihn gehen Jansisten zurück 119 Jefferson, Ruth Vorsitzende des Nominierungsausschusses der 7.ÖRK Vollversammlung 238 Jelzin, Boris / Russischer Staatspräsident 71 Jepsen, Maria 1 Hamburger Bischöfin 284ff Jewgraf, P. / Russisch Orthodoxer Priester in Frankreich 178 Joachim von Fiore / Zisterzienzer Abt, der als erstes den Papst für den Antichristen hielt 48, 52 Johann der Beständige Kurfürst von Sachsen 84 Johannes / Apostel 13, 25, 43, 47, 52ff, 103, 111, H4fT. 129, 136. 149, 196,211 Johannes XXIII. / Papst und Initiator des II. Vatikanums ( 1958-63) 51, 190, 204, 252ff Johannes Cassian / Abt von Massilina 139 Johannes Paul I. / Papst starb nach 33 Tagen Amtszeit (1978) 122 Johannes Paul II. / Gegenwärtiger Papst (seit 1978) 50, 180, 190, 194f, 200, 205, 247, 257, 262ff Johannes von Antiochia Patriarch 138 Jones, Jim Ehemaliger Marxist und späterer Sektengründer 26 Judas Leiblicher Bruder Jesu, Autor des Judasbnefes 33, 42, 113, 119 Julian Bischof von Eclanum 139 Jung-Stilling, Heinrich / Erbauungsschriftsteller 244 Justina / Regierte 386 für ihren jugendlichen Sohn als Kaiser, begünstigte die Arianer 136 Kang Kek leu Funktionär der Roten Kmer 40 Kapier, Hermann / Präsident des Evangelischen Oberkirchenrates Berlin 224 Karl der Große Fränkischer Kaiser 92, 122 Karl XVI. Gustav / König von Schweden 86 Karl V. / Deutscher Kaiser und König von Spanien z.Z. der Reformation 159, 167 Käsemann, Ernst / Neuliberaler Theologe 22 Käßmann, Margot Bischöfin von Hannover 31,200, 201,232, 289 Katharina von Aragon Frau von Heinrich VIII. (Scheidung Anlaß der Abspaltung der englischen Kirche von Rom) 169 Kierkegaard. Sören / Dänischer Religionsphilosoph des 19. Jahrhunderts 187 King, Dr. Martin Luther / Führer der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung 182 Klemens XI. / Papst 179 Kohl, Dr. Helmut / früherer deutscher Bundeskanzler 50, 206 Kok, Arie / Holländischer Politiker und christlicher Fundamentalist 249 Kolbe, Maximilian Polnischer Kath. Priester 77 König, Kardinal Franz / Erzbischof von Wien 122 Konstantin der Große / Römischer Kaiser, der zum Christentum übertrat 63, 72, 136, 149, 196 Konstantin Monomachos Kaiser von Byzanz 151 Koresh, David 1 Führer der Davidianersekte USA 27 Krause, Bischof Christian / Präsident des Lutherischen Weltbundes 193 Kreß, V olker / Lutherischer Landesbischof von Sachsen 247 Krüger, Marita / Oberkirchenrätin aus Thüringen 232 Krutnmacher, Friedrich Adolf / Pfarrer und Erweckungsprediger 216 Kretschmar, Prof. Georg / Bischof der Ev.-Luthr. Kirche Rußlands u. anderer Staaten 124 Küng, Prof. Hans / Kath. ökumeniker, wegen Kritik an Unfehlbarkeit des Papstes Entzug der kirchl. Lehrerlaubnis 200, 247, 294 Kunzmann, Johannes Ältester der Evangel. Lutherischen Brüdergemeinde in Gifhorn (Aussiedler) 20 Landis, Hans / Letzter in Zürich hingerichteter Märtyrer der Täufer 173 Lenin W ladimir Iljitsch (eigentl. Uljanow) / Gründer der Sowjetunion 287 Leo IX. / Papst (1049-54) 49 LeoX. /Papst (1513-21) 155,158.169 Leßbvre, Marcel Francois Gründer der Priesterbruderschaft Pius X. 180 Leiden, Jan van / Führer des täuferischen Königreiches von Münster 173 Lehmann, Josef Kardinal / Jetziger Vors.der Deutschen kath. Bischofskonferenz 194, 266, 300 Lichtner, Dr. / ökumeniker 254 Linnemann, Prof. Dr. Eta / Evangelikale Theologin 97 Lorscheider, Aloisio Kardinal / Brasilianischer Erzbischof 122 Lüdemann. Prof. Gerd / Theologe in Göttingen, versteht sich nicht als Christ 288f l üpkes, Dr. Gerd / Nationalökonom 288 Luther, Dr. Martin /Reformator 14, 39, 49, 64f, 75, 82ff, 90, 92, 126, 141, 145, 153, 156-165, 168, 169f, 175, 177, 182, I92f, 208, 211, 245, 256, 259, 269, 296, 307f MacArthur, Dr. John. / Pastor der Grance Community Church in Sun Valley (L A.) Kalifornien 299fT Mathys. Jan / Führer des täuferischen Königreiches von Münster 173 Michael Cerularius / Patriarch von Konstantinopel z.Z. des Schismas 49, 151 Morgner, Christoph / Jetziger Präses des Ev.Gnadauer Gemeinschaftsverbandes e. V. 31,49, 151, 265, 281 Manz, Felix / Frühe Führergestalt der ersten Täuferbewegung 172 Maria Tudors (Maria die Blutige) / englische Königin 170 Marcion / Sektierer der alten Kirche 139ff, 142f Mar Eshai Shimon Jetziger Patriarch der Nestorianer 138 Mar Denkha VI. / Jetziger Gegenpatriarch der Nestorianer 138 Margies, Dr. Wolfgang / Pfingstler Berlin („Gemeinde auf dem Weg“) 23 Maximilian I. / Deutscher Kaiser vor der Reformation 159 Maximilla / Prophetin der Montanisten 132 McCartney. Bill / Gründer der christlichen Männerbewegung „Promise-Keepers“ 33 Mclntire, Carl / Gründer des „Internationaler Rat Christlicher Kirchen“ 249 Melanchthon, Philipp ' Luth. Reformator (Dogmatiker) 156, 159, 160 Melitius von Lykapolis / Führer einer Kirchenabspaltung im 4. Jahrhundert in Ägypten 133 Melle, Dr. Otto / Meth. Theologe und Allianzmann 216 Meves, Dr. Christa / Kinderpsychologin und früheres Mitglied des Rates der EKD 271 Michael Cerularius / Patriarch von Konstantinopel (z.Z. des Schisma) 49, 151 Niemöller, Dr. Martin / Führender Mann der Bekennenden Kirche, später Präs. ÖRK 229 Miller, W illiam Vorläufer der Adventistenbewegung 35 Milosewic, Slobodan ehern. Jugoslawischer Staatschef. Angeklagter bein UN Tribonal in Den Haag 70, 288, 294 Modersohn, Ernst Leiter des Allianzhauses in Bad Blankenburg 108, 216, 310 Molesme, Robert / Ordensgründer 141 Montanus / Gründer der Montanistenbewegung im 2. Jhdt. 131, 134 Motel, Hans-Beat Pfarrer der Brüderunität und ehern. Vors, des ACK 274, 280 Mott, John / Evangelist und Initiator der 1. Weltmissionskonferenz 221 ff, 274 Morus, Thomas Englischer Lordkanzler, Vertreter der Papsttreuen unter Heinrich VIII. 85 Müller, Georg / Waisenhausvater und Mitbegründer der Brüderbewegung 183, 311 Mulack, Christa ' Feministische Theologin 36 Mun, San Myung / Gründer der Sekte der Vereinigungskirche 27f Müller, Ludwig Nationalsozialistisch orientierter Deutscher Reichsbischof im 3. Reich 218 Münzer, Thomas / Pfarrer und Enthusiast, Führer im Thüringer Bauernkrieg 171 Mussolini, Benito / Duce der Italienischen Faschisten 50 Nast, W ilhelm / Deutsch-amerikanischer Methodistenpfarrer (19. Jhdt.) 214 Navarra, Margarethe von / Schwester des franz. Königs Franz I. (Förderin der Reformation) 167 Noko, Ishmael / Afrikanischer Kirchenpräsident (Kamerun) 193 Nero / Römischer Kaiser und Christenverfolger 18, 61, 305 Nestorius / Patriarch von Konstantinopel und Grundtheologe der Nestorianer 137f Neusville, Karl de / Bankier, Frankfurt und Förderer der Evangelisation 216 Niehaus, Herrmann / Stammapostel der Neuapostolischen Kirche 22 Nietzsche, Friedrich / Bedeutender atheistischer Philosoph des 19. Jhdts. 81f, 115 Nikolaus / Diakon der Urgemeinde in Jerusalem 66 Noah / Stammvater der Menscheit nach der Sintflut 68, 128 Novatian / Römischer Presbyter durch den es eine Spaltung um die Frage der Buße für Abgefallene gab 132f, 305 Oncken, Johann Gründerder Deutschen Baptisten 215 Opprecht, Jürg Heutiger Präsid. der Ev. Allianz in der Schweiz 215 Paluka, Almut / Hebamme 37 Papias / Kirchenlehrer im 2. Jahrhundert 130 Pascal, Blaise Mathematiker und Janseist 76, 98, 179 Pawel Heutiger Patriarch von Serbien 70, 249 Paul III.! Papst (1534—49) 168 Paul VI. /Papst (1963-78) 192, 206, 208, 256ff, 308 Paulus / Apostel 16, 18, 21, 32, 33, 34, 38, 39, 41, 45, 48, 58, 59, 61, 62, 63, 73, 93, 97, 105, 113, 115. 122, 128, 142, 150, 157, 211, 244, 254, 261, 283. uva. Pelagius Lehrte, daß der Mensch grundsätzlich zum Guten fähig ist 138f Petrus / Apostel 15, 16, 24, 28, 33, 43, 94, 103, 115, 127, 129, 149, 150, 157, 187, I91f, 253, 254, 256, 305 Petrus Amilfa Gesandter des Papstes zum Schisma 151 Petrus von Bruys / Mittelalterlicher Prediger gegen die Entartung der Kirche, Märtyrer 143 Petrus Waldus / Erweckungsprediger und Vater der Waldenser 144 Pierard, Dr. Richard Präsident der Evangelical Theological Society USA 271 Pius VI./Papst (1775-1799) Pius IX./Papst (1846-78) 49, 179 Pius X./Papst (1903-14) 32,180 Pius XI. / Papst (1922-39) 227, 252 Pius XII. / Papst (1939-58) 23, 229, 252, 255 Plato Vorchristi, griech. Philosoph 73, 75 Polykarp / Bischof von Smyrna altröm. Märtyrer (2. Jhdt.) 61, 130, 196 Potter, Philip ' Ehern. Generalsekretär des ÖRK 232 Priska / Prophetin der Montanisten 132 Quesnel, Pasaschius / Franz. Bibelübersetzer 179 Raiser, Prof. Konrad Gegenwärtiger Generalsekretär des ÖRK 233 Ramsey, Michael / ökumeniker und ehern. Erzbischof von Canterbury 258 Ranke, Leopold v. / Bedeutenster Kirchenhistoriker des 19. Jhdt. 52 Ratzinger, Kardinal Josef / Heutiger Vors, der röm. Glaubenskongregation (ehern. Inquisition) 261 Reagan, Ronald Ehern. US Präsident 50 Recrep / Türk. Iman aus Ludwigshafen 208 Reimarus, Hermann Samuel Philosoph, gab wichtigen Anstoß zur Bibelkritik, seine Werke sind von Lessing veröffentlicht worden 29 Reinhardt, Anna / Zwinglis Gattin 163 Renz, Eberhard / Landesbischof von Württemberg 232 Ribbentropp. Joachim v. / Außenminister unter Hitler 99 Rick, Joyners / Charismatiker 23 Ronshage, OKR Christa Mitglied des Zentralausschusses des ÖRK 232 Röubli, W ilhelm Erste Taufe der Täuferbewegung an B. Hubmaier 172 Rosenius, Carl Olof / Schwedischer Erweckungsprediger 95, 106f, 311 Sailer, Johann Michael / Prof, der kath. Dogmatik in Ingolstadt, Bischof von Regensburg und Vater der Kath. Erweckung in Süddeutschland im 19. Jhdt. 98, 211 Samartha, Stanley J. / ÖRK Direktor 235 Samson, Bernhardt / Ablaßprediger in der Schweiz 163 Saukel / Leiter der Organisation Todt 90 Savonarola Girolamo / Mittelalterlicher kath. Bußprediger in Florenz 76, 148, 307 Shynko / Erzbischof von Prag , Förderer von Jan Hus 146 Schaffraneck, Horst Extreme Gruppe „Sein wunderbarer Weg“ früh, freik. Evangelist 37 Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst /Aufkl.Theol., Betonung der Frömmigkeit (Trennung von Verstand und Glaube) 88, 307 Schmidt-Lauber, Prof. Christoph / Theologe in Wien 273 Schneider, Paul Pfarrer der Bekennenden Kirche, Märtyrer im KZ Buchenwald 288 Schramm, Werner / Kirchenpräsident a.D. in der Pfalz 209 Schlick. Eduard, ehern Leiter des babt. Predigerseminars Hamburg 31 Schütz, Helmut / Anstaltspfarrer in der Psychatric Alzey 30 Schütz, Roger ' Prior der ökum. Bruderschaft von Taize 53, 269 Schweizer, Albert Theologe und Organist. Verteter der liberalen „Leben Jesu Forschung“, Gründer des Missionskrankenhauses in „Lambarenc“, Friedensnobelpreis 93, 309 Schwenkfeld, Kaspar von Ossig Reformator, mit Luther im Dissens 175 Semler, Johann Salomo Liberaler Theologe entwickelte histor. krit. Vergleich 29 Servet, Michael / Antitrinitarier, unter Mitwirkung Calvins hingerichtet 175 Shabani, Sedat / Kosovo.-alb. Journalist 202 Sigismund Deutscher Kaiser (Konzil von Konstanz/ J. Hus) 147 Silvanus / Eigentl. Konstantin aus Manalis, Führer der Sekte der Paulizianer 142 Silvester Bischof von Rom 136 Silvester Mönch und Mitstreiter von Savonarola, Märtyrer 148 Simon Magnus / Gnostiker 129 Simons, Menno / Täufer und Vater der Mennonitenbewegung 79, 173 Smyth, John Kongregationalist der mit seiner Gemeinde nach Holland floh 182 Söderblom, Nathan / Schwed. Erzbischof und einer der Väter der Ökumene 221,223ff, 246 Solle, Dorothee / Extrem linke und liberale Theologin 236, 311 Soter / Röm. Bischof ( 166-75?) 132 Sozzini, Fausto Antitrinitarier und Führer der Sozianer 176 Spee, Friedrich v. / Jesuitenpater, Kämpfer gegen den Hexenwahn 76 Spener, Philipp Jakob Pfarrer in Frankfurt, später Luther. Probst in Berlin; regte die pietistische Bewegung durch seine „Pia Desidcria“ (Fromme Wünsche) an 87, 310 Spitzer, Volker / Aus der Jesus-People-Bewegung hervorgegangener Pfingstprediger 24 Spurgeon, Charles Haddon / Baptistischer Erweckungsprediger in London 49, 182, 311 Staupitz, Johannes v. / Generalvikar der Augustinereremiten - Luthers Orden 211 Stalin, Josef Wisserionowitsch (eigentlich: Dschugaschwili) / Sowj. kom. Diktator 70, 115, 178, 257, 287, 306 Steinacker, Peter / Kirchenpräsident von Hessen-Nassau 202 Stockmeyer, Otto / Pastor der von ihm gründeten Freien Waadtländischen Kirchen, 1862 Vertreter der Heiligungsbewegung und Leiter eines Seelsorgezentrums in Hauptwil /Schweiz. Mitbegründer der Gemeinschaftsbewegung. 216, 310 Suenens, Kardinal Leon Josef / ehern. Kath. Charismat. Erzbischof von Brüssel 122, 261, 269 Stephanus Diakon der Urgemeinde in Jerusalem 18 Strauch, Peter / Heutiger Präses des Bundes der Fr. Evang. Gemeinden in Deutschi. 107, 267, 302ff Struthmann, Stephanie Hebamme 37 Swing, William A. / Angl. US-Bischof der eine Welteinheitsreligion anstrebt 297 Tanchelm / Spiritualistischer niederl. mittelalterl. Prediger, 1115 erschlagen 143 Tardini, Kardinal Kardinalstaatssekretär (vatik. Außenminister) unter Johannes XXIII. 252 Taylor, James Hudson / engl. Missionar und Gründer der China-Inland-Mission 96, 311 Teerstegen, Gerhard / Pietistisch-mystischer Liederdichter 211 Temple, William / Erzbischof von Canderbury, Präsident des Vorläufigen Ausschusses des ÖRK 110, 221,227 Teokist / heutiger Orth. Patriarch von Rumänien 257 Teresa von Kalkutta Alban. Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin 77 Tertullian / Kirchenlehrer 62, 132 Tetzel, Johann / Dominikaner und Ablaßhändler 155, 158, 163 Tichon / Patriarch von Moskau und Gegner der komm. Revolution 178 Timotheus Geistl. Sohn und Mitarbeiter des Paulus 38, 45 Theodosius / Kaiser 137 Tholuck, Prof. Friedrich August Gottreu / Pietist. Theologe 19. Jhdt., Halle/S. 215, 216, 309 Thomas a Kempis / Gehörte als Mönch zu den Brüdern vom Gemeinsamen Leben im Bruderhaus Deventeuer und ab 1399 im Kloster der Regularkanoniker des Augustin. Schrieb Erbauungschriften u.a. „Nachfolge Christi“ 76 Thomas von Aquin / Wichtigster kath. Theologe des Mittelalters 15, 154, 176, 307 Tolen, Aaron Kirchenpräsident aus Kamerun 238 Urban II. / Papst (1088-99) 141 Viebahn, General Georg v. / Bibeltreuer Evangelist und einer der Väter der Gemeinschaftsbewegung. Stand der Brüderbewegung sehr nahe. Entschiedener Gegner aller modernistischen und schwärmerischen Entwicklungen in Gnadau 216,310 Visser't Hooft, W illem Adolf / erster Generalsekretär des ÖRK 197, 203, 221,227, 229, 232, 234, 254 V'oes, Heinrich / Starb mit Johann Esch als erster Märtyrer der lutherischen Reformation 167 Voigt, Karl Heinz / meth. Theologe und Autor 219f Voß, Dr. Klaus Peter / Pastor des Bundes Freier Evangelischer Gemeinden in Deutschland und z.Z. Referent des ACK 280 W'alesa, Leszek (Lech) / Gründer der poln. Gewerkschaft „Solidamoisz“ 284 Walsh, Gary Vors, der Evangelischen Allianz in Kanada 272 Wasserzug-Traeder, Dr. Gertrud / Gattin und Nachfolgerin des Gründers der Bibelschule Beatenberg/Schweiz 195, 218, 298 Watson, David / Anglikanischer Theologe 189 Weizsäcker, Prof. Karl Friedrich v. / Athomphysiker arbeitete im 3. Reich an Atombombe für Deutschland 290 Werner, Dr. Roland / Evangelist, Afrikanist, Leiter einer charismatisch geprägten Gemeinde in Marburg, Führende Person in der Ev. Allianz 268 Wesley, John / Vater des Methodismus 96, 126, 182, 311 Weyel, Ulrich / Vorsitzender der Ev. Allianz Gießen 202 Wiclif, John / Engl, vorreformatorischcr Theologe 48, 145fT W illebrands, Prof. Kardinal Jan / Nachfolger Beas 51. 253 Wimber, John / Charismatiker, Gründer der charism. Vindgard-Bewegung 23, 25 W hithe, Ellen Gould Prophetin der Siebenten-Tages-Adventisten 35 Wodarg, Dr. Wolfgang Arzt und SPD Politiker 37 Wulfila Bischof der Ostgoten, Übersetzer der ersten Bibelübersetzung in germanischer Sprache 136 Wurmbrand. Richard gest. 2001 / Rumän. Judenchrist von NS und Kommun, verfolgt 248 Wyttenbach, Thomas / Theologischer Lehrer Zwinglis in Basel 162 Yogi, Mahesh Maharishi1 Guru der Sekte der Transzendentalen Meditation 27 Ziegert. Dr. Richard Weltanschauungsbeauftragter der Prot. Landeskirche der Pfalz 125, 286 Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf v. / Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine 212, 310 Zwingli, Ulrich (Huldrych) Schw. Reformator in Zürich 145, 155, 160-165, 171 Endnoten über Quellen: 1 „Fokus“ 14/99 S. 120 2 Kriese S.35 3 Goethe S.70 4 Idea 19/98 5 Heussi 111 d 6 „Schwarzbuch d. Kommunismus" S. 193 / Solschenizyn S.46ff 7 John H.Walton S.13I, Idea / Dokumentation 16/98 8 Mitteilung der IGFM Frankfurt 4/98 9 Idea 44/2001 S.ll 10 Klingberg / Schirrmacher „Märtyrer heute“ Wetzlar 2001 11 Obst .Apostel und.S.86 12 Neuapostolisches Blatt „Unsere Familie“ vom 20.9.1956 13 Exegetische Versuche S.139ff 14 Bühne S.17&27f 15 „Schritte zur Erneuerung“ Schweiz 1991 S. 30 16 Bühne S. 25 17 Topic 11/2000 18 18.7.1870 Konstitution „Pastor aetemus“ Kirchner S.31 19 1.11.1950 Apostolische Konstitution „Munificentissimus Deus" Kirchner S.134f 20 ebenda 21 Bühne S. 65, 126f 22 „Charisma“ Jan-März 1999 23 Idea 37/95 24 Idea 14/96 25 Idea 5/99 vergl. In der Zeitschrift „Charisma" wurde statt dessen ein Interview zum 5. Jubiläum des Torontosegens veröffentlicht „Charisma" Jan-März 1999 26 Idea 9/97 27 Idea 17/2001 S.20f 2* ROG 1/209 29 Obst „Kulte.. S.1531T ,0 Kem/Wead ” Idea 10/93 32 Obst „Kulte... S. 233ff 33 ebenda 34 Obst „Kulte.. S.304ff 1 Haack 36 Erneuerung 4/98 37 ldea4/98 38 Erneuerung 3/98 39 Idea 5/2001 S.10 411 Idea 11/89 41 Möller, .An Bibeltreue nicht zu überbieten?“, S. 9 ff 42 RGG 1/ S.451 43 Topik 11/96 44 Programm des Evangelischen Kirchentages 1999 (nach Idea 23/99 zitiert) 43 Diskussion über die Frage, ob Homosexualität heilbar ist, zwischen Christen in der Offensive/Reichelsheim und der Deutschen Gesellschaft für biblisch therapeutische Seelsorge Idea 16/97 & 30/31/198 44 Idea 22/99 47 ebenda 43 Leserbrief eines ehemaligen Gemeinschaftsinspektors in Idea 7/98 49 Obst „Apostel . S.194ff 50 Heussi § 46i & 50 I 31 EZW 3/98 32 „Wenn Mauern fallen“ Bericht ehemaliger Marienschwestem CLV 1997 33 EZW 3/98 34 Idea 26/99 35 Idea 5/98 & 19/98 36 Idea 25/96 37 Idea 17/98 38 EKD-Präses Manfred Kock bei 50. Jubiläum der EKD im Mai 1998 in Eisenach / epd 21/98 & Idea 21/98 39 Idea 11/99 80 Idea 47/96 „Informationsbrief der BB Nr. 187 63 Idea 6/98 62 WinterS. II ff RGGI/S.433 63 (Leroy Fromm; The Prophetie Faith ofour Fathers / nach Michael de Semiyen zitiert S.205) 44 (zitiert nach Semiyen S. 207) 43 Meyer 11/ S.70 44 Schmalkatdener Artikel IV 47 Pilgerreise 9 Kapitel 48 Er nannte den Papst den „Liebling des Teufels" de Semiyen S. 12 49 Ev.Lex. I/S.85 70 20.9.1870 Heussi § H5r 71 Heussi § 115 p/q 72 ebenda §132 73 Meyer XX/ S.234 / Harrenberg S. 622 74 Vom 21 .-25.1.98 in Kuba Osservatore Romano 30.1.98 /FAZ 24.1.98 73 Kath Kathech. § 864 74 ebenda § 8l8f 77 ebenda § 1575 78 Idea 28/98 79 Idea 30/31 /98 E&A 2/99 S.27 80 Kirchner IV/1 S. 34ff 81 ebenda S.89 82 Topic 11/96 83 Hunt S.15ff 84 Ranke „Die Päpste" RGG 3 Rankes Zahl ist eine grobe Schätzung. Aus Gerichtsprotokollen aber ist zu belegen, daß allein die Spanische Inquisition in ordentlichen Prozessen ohne Massenhinrichtungen von Ketzern, die nicht protokolliert wurden, 340 951 Hinrichtungen in die Wege geleitet hat. / König S.384 85 Idea 11/98 86 epd im Evangel.Kirchenboten Speyer 25/99 87 ldea 12/2001 S.13 88RGGII/S.I039f 87 Chronologischen Tabellen S. 131 90 Hanske PGB 1996 91 Rieneckcr S.1996ff 92 Schnepel S.33ff 93 Heussi § 10a 94 RGG V S. 1730ff 95 ebenda 96 Ev. Lex 1/S.I59 97 Luthers Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ 1523 98 Ökumenische Rundschau 3/94 vergl.: ldea 7/98 99 Idea 1/90 Idea 3/99 Gespräch mit Axel Freiherr von Campenhausen 100 Theol. Lex S.517f Noch 1998 stellte der ÖRK Israel mit dem Irak auf eine Stufe ldea 9/98 101 SchaefTer S.23ff 102 Idea 9/98 103 Heussi 3 27s 108 heussi § 23h 105 Ökumenische Rundschau 3/91 vergl.: ldea 7/91 106 Idea 26/97 107 Idea 51/51/1998 vergl.: Ökumenische Rundschau 1/99 108 Idea 22/99 109 Rundbrief der Konferenz evangelikaler Publizisten (KEP) 4/98 / Kurier des Hilfswerk Märtyrerkirche 5/98 "° Idea 7/98 111 Schwarzbuch S. 192 112 Chronl. Tabellen S.21 113 Heussi § 56 114 RGG III/S. 1787 113 Heussi § 44c,d 116 Schäefers S.45f 117 RGG I/S.227 118 RGG 111/S.770 119 Uhlmann S.44 120 Kath.Kathech. § 966 121 Idea 25798 122 Gr.Personenlex. S.371 123 Malteser und Johanniter gehen auf Kreuzritterorden zurück Meyer XI/ S.73 & XIII/ S.353 124 Hier ist dein Bruder S.51ff 125 Idea 20/98 & 19/99 126 HarenbergS. 1257 127 Kath. Kathech. § 1330 128 ebenda §§1322f, 1407-1419 129 Idea 22/99 130 RGG IV/ S.855 ’31 Friedrich S.70 132 Sauberzweig S.448 133 Heussi § 97p-s 134 Hauss S. 105 133 Luther sprach von dei dritten Form des Gottesdienstes für die cntsl Glaubenden 139 Ein Wesenszug des protestantischen Staatskirchentums war. dass der König nicht nur Landesfiirst, sondern auch Oberhaupt der Kirche in seinem Territorium war. 137 Kirchner 11/6 S.144f 138 RGG 1/ S.378 139 RGG 11/ S.l 115 140 Bericht von Pfarrer Per Far Hansen, den Gründer der Skandinavischen Seemannskirche und des Spandinavischen Bibelinstituts in Haifa/ Israel 1989 141 Bonhoeffer Nachfolge S. 11 / Bonhoeffcr „Widerstand und Ergebung“ S.92 142 Ev. Lex. II/ S. 1193 143 Ev. Lex. 111/ 1768fr 144 Ev. Lex. II/S.918 145 zitiert nach Grünzweig S. 85f 146 Luthers: „Von der Freiheit eines Christenmenschen" Punkt 23 147 RGGIII/ S. 1149 ,48 Bultmann Bd l /S. 15-48 Berlin 1960 144 Sauberzweig S. 43ff 150 Scharpff S.395ff 151 Sauberzweig S. 329ff 152 Idea 25/99 153 ebenda 154 Idea 6/99 155 Fundamentum 1/97 156 ScharpfffS. 135-135 152 Ev. Lex. II/S. 1520 1511 Idea 17/99 159 Friedrich S.70 160 WeberS. 15 ""Kahle S.18 162 Weber S.12fif 163 Kahle S.38ff IM Heine S.200ff 165 Rosenius „Tägliches Seelenbrit" S.43 164 Chrischona Magazin 1/98 147 Idea 12/98 Idea 22/96 ""‘Idea 16 & 17//99 170 Idea 22/99 171 Idea 14/98 172 Topil 3/97 173 BGB § 89 1,4 BGB § 21 ff 175 Völkerrechtlicher Vertrag zwischen Vatikan und Staat / Meyers XII/ S. 112 176 § 5 des Körperschaftssteuergesetzes 177 Idea 12/98 178 Kath Kathech §2115-2117 179 Kath Kathech. § 818 180 Kath Kathech. § 12l3ff 181 Heussi § 70k 182 Schlachter S 49f 183 Rogge 11.3/4 S.220 184 Ev.Lex. II/S.1334f 185 Heussi § 9f.g 186 Heussi § 9h 187 Heussi 9 n 188 Ev.Lex. 1/ S.784ff & Heussi § I3p-r 189 Heussi § 13u-y 190 Heussi § 15 191 Hauss S.9 192 Ev.Lex. 11/S. 1452 193 Hauss S. 11 194 Evangel. Lex 11/S. 1365 Der erste bekannte Einsiedler war Antonius (251-356). Mit ihm beginnt das christliche Mönchtum / Hauss S.18ff 195 Heussi § 24 196 Hauss S.16 197 Chronol. Tabellen S.30 198 Ev.Lex. 11/ S.I4I7 199 Heussi § 33 o-r 200 Chronol. Tabellen S.31 W! Hauss S.31 202 Heussi § 27 u 203 Uhlmann S.78f 204 Heussi § 25g 205 Hauss S.40 206 Hauss S.79 207 Hauss S.74 208 Ev.Lex. 11/948 209 Chronol. Tabellen S.46 & Heussi § 40g 210 Chronol. Tabellen S.46 & Heussi § 59c 211 Chronol. Tabellen S.46 RGG II1/1192 212 RGG VI/S 610 212 Heussi § 59c 214 ebenda 215 Ev.Lex. III/ S.2194 216 Ev.Lex. 111/ S.2I94& Heussi § 61s 2.7 Hauss S.98 2.8 Ev. Lex. 1/ S.3I3 2.9 RGG VI S. 1731 220 Heussi § 68 g-l 221 Hauss S. 105 222 Hauss S. 107 223 Sauberzweig S. 39ff 224 Hauss S.99 225 Heussi § 42 b-e 226 Idea 12/98 227 RGG 1/ S.1224f 228 Aebi S.5 229 RGG 1/ S.227 230 Schaeffers S. 35 231 Popyläen VI/495-510 232 RGG VI/ S.40 233 Rogge II 3 u.4 S. 131 234 HAZ vom 12.6.1999 nach „Akzente" Juli/ August 1999 233 RGG IV/S. 1016 234 Hauss S. 132 237 Heussi § 84f 238 Hauss S. 186 239 Hauss S. 176 240 Heussi § 85 d.h 241 Kirchner II/6 S. 66-70 242 Aufstellung nach Idea 13/98 243 Hauss S.20I 244 Meyer XVI/ S. 256 245 Scharpf S.12 246 Chronl. Tabellen S.56 247 Ev. Lex. S.9I 248 Glöckner/Tworuschka II - 2.2.2.6 249 Heussi § 128 c-e 2.0 RRG VI/ 535IT 2.1 Bryner III/10 232 RGG 111/ 535ff 233 Hauss S.204 234 Ev. Lex. 1/ S.55 355 Harenberg S 744 236 Chronl. Tabellen S. 59f 357 Heussi § 101 238 Ev.Lex. 1/S.174ff :”Ev-Lex IIS. 1334fT 260 Scharpff S.80ff 261 Ev. Lex. 1/ 404 262 Hauss S.406 263 Eb.Lex. 1/ S.329 2M BrandtS.156ff 265 Ev. Lex. III/ S.I824 296 Ev. Lex. 1/ S.56 267 Obst „Apostel... S. 127ff 268 Obst „Apostel... S. 237ff 269 Obst .Apostel... S.20ff 270 gehören zur Ökumene und zum ACK / Selbstd. ACIC S. 14 271 Kassler Erklärung zwischen Pfmgstlem und Allianz KlöcknerTworuschka II -2.2.2.11 272 Christliche Verantwortung Gera EZW 3/93 273 KlöcknerTworuschka II-2.2.2.11 274 Berliner Erklärung l.b „Flugfeuer Fremden Geistes" Gnadauer Verlag Offenbach a.m. 1957 275 ebenda lc 276 Klöckner/Tworuschka 11-2.2.3.1 277 de Semiyen S.32 278 Ev. Lex. S.359 279 Bühne 216ff 280 Hauss S. 396 281 de Semiyen S. 10 282 Selbstdarst. des ACK S.2 283 Kathol Katechis. § 830 284 Gemeinsame Erklärung 285 Der Lutherische Bischof Hans Christian Knuth (Schleswig) in ldea 26/99 286 Idea 20/98 287 epd 27 & 28 288 epd Pfalz (im Ev.Kirchenboten 25/99) 289 Erneuerung 10/2000 S.I9 290 Bühne S.163f 291 de Senilen S.12 292 Idea 9/98 293 ebenda 294 Idea 42/2000 S.14 295 Wasserzug S.24f 299 Rhese S.9 297 Rhese S. 13 298 Theol. Fach- und Fremdwörterbuch S.98 299 Rhese S.13f 300 Rhese S.12 301 Theol. Fach- und Fremdwörterbuch S.I23 302 ebenda 303 Selbstdarst ACK S. 7 304 Sclbstdarst ACK S. 6 303 Selbstdarst. ACK S. 8 306 AMD Material zur 61 Bibelwoche 1998/99 Aussaat Verlag Neukirchen Vluyn 307 Klöckncr/ Tworoschka 11-4.1 308 Klöckner/ Tworoschka 11-4.2.1 309 Küng S.I9 310 Idea 44/86 311 Beyerhaus/Padberg S.96 312 Pfälz. Pfarrerblatt 8/1998 313 epd 22/99 ,'4 Idea 24/93 3,3 Auskunft des Dekanats der Fakultät vom 20.7.1999 314 Erneuerung 6/99 & Idea 23/99 317 Klöckner/ Tworoschka II - 4.2.5 318 Idea 22 & 25/99 319 Idea 24/99 324 Ev. Lex. 11/ 1344f 321 Ev Kirchenbote Pfalz 30/91 322 Idea 23/2001 S.6 323 Idea 1/2001 S.ll 324 Idea 39/2001 S. 16 325 Idea 48/2001 S.ll 326 Wasserzug S.9 327 Klöckner/ Tworoschka 11-2.2.2.10 32,1 Selbstdarst. ACK S. 10 329 Selbstdarst ACK S.9.13 330 Im Dez. 1998 verkündigte Papst Johannes Paul II einen Jubiläumsablaß zum Jahr 2000. epd Dez. 1998 331 epd 22/99 332 Idea 9/98 333 Topik 3/98 334 Topik 1/98 333 ebenda 334 ebenda 337 Habsburg S. 42 338 Klöckner/ Tworoschka 11-2.2.2.5 339 Klöckner/ Tworoschka 1-2.2.2.4 340 Frey S.5 341 Rhese „Ökumene woher und wohin“ S.73f 342 Idea 35/2001 S.9 343 Ev.Lex. S.93 344 „Rheinpfalz" Ludwigshafen 29. September 1996 345 Bericht eines Pfarrers der Protestantischen Landeskirche der Pfalz während der Zusammenkunft von Bibel und Bekenntnis im Herbst 1997 344 Idea 17/96 347 Idea 34/98 vergleich Frey S.6 348 Der Autor konnte für seine Gemeinde in Bad Bergzabern eine Mitwirkung verhindern. 349 Idea 25/98 350 Frey S.92 331 Karl Heinz Voigt zeigt in seinem Buch „Die Evangelische Allianz als ökumenische Bewegung" , derartige Wurzeln auf 332 Beyreuther S. 213ff 333 Ev. Lex. I/S. 3l2f 334 Ev.Lex. 11/ 1468 333 Ev. Lex III/ S.2086f 334 Brandt S.I56fT 337 Ev.Lex. 11/ S.918 & 1498 auch Hislop S.8 338 Ev. Lex. 1/ S.39 339 Voigt S.ll 340 Scharpff S.102 341 Rhese „Ökumene - woher und wohin?“ S.21 342 Voigt S.ll 343 Holthaus 160 344 RGG 1/ S.243 343 Nagel S.6 344 VoigtS. 17 347 Nagel S.4 348 Ev.Lex. S.39 349 Voigt S.78ff 370 Ev. Lex. 1/ S.39 571 Idea 3/02 m Idea 20/99 )7) EZW 5/93 iu de Semiyen S.I2 Idea 43/98 376 Wasserzug S.6 377 Idea 22/99 Beispiele zeigen sich der Ökumenischen Rundschau Nr. I S.52ff 1986 oder den epd-Dokumentationen Entwicklungspolitik 2/79 ff 378 Idea 50 &51/52/1998 379 RGG IV/S. 1571 f 380 Ev. Lex. 11/S. 1468 381 Hauss S. 537fT 382 Klöckner/Tworuschka 11-4.2.3 s.4 383 Harenberg S.893 384 RGG IV/1571 f 385 Harenberg S.212 386 RGG IV/ 1572f 387 RGG IV/ 1574 388 Klöckner/Tworuschka II - 4.1. S.3 389 RGG VI/ 115f 3,0 Bergmann S. 102ff 391 Joseph Chambon „Was ist Kirchengeschichte?“ Vandenhoek & Ruprecht Göttingen 1957 (zitiert nach Rhese S.l 06) 392 Harrenberg S.l 191 393 RGG IV/1573f 394 RGG 1/ 1397 395 Heussi § 136i 396 Ev. Lex. III/S.l979 397 Ev. Lex. III/S.2104 398 Klöckner/Tworuschka 11-4.1 S.4 399 Klöckner/Tworuschka II - 4.1 S.5 400 ebenda 401 Rhese „Ökumene woher und wohin?“ S.87 402 ebenda 403 Idea 50/98 vergl.: ökumenische Rundschau 1/99 404 EV. Lex. I/S.182ff 403 Wasserzug S.9 406 Idea 51/52/1998 407 Idea 4/99 408 epd veröffentlicht im Evangelischen Kirchenboten Pfalz 38/98 409 1.-6. Vollversammlung laut ökumenischen Lex. S.906-910 410 Idea 22/99 411 Ev. Lex. III/S.l621 & Rhese S.92 4,2 epd Dokumentationen „Entwicklungspolitik“ 2/73 ff vergl. Idea 1/90 413 Rhese „Ökumene woher und wohin?“ S.l44 4.4 Frey S.94 4.5 Bergmann S.l03 416 Bergmann S.105 4.7 Weltkirchenratsbcricht / Konferenz Bangkok 1973 Sektion 11/ teil soziale Gerechtigkeit/ teil IC 4.8 Ev. Lex. I/S.622 419 ökumenische Rundschau 3/94 420 Idea 8/91 42'Rhese „Ökumene woher und Wohin“ S. 146 422 Grafen S.59 423 Ev.Lex S.l470 424 Idea Dokumentation 7/91 425 epd 7&8/91 vergl. Idea 7/91 426 Idea 9/91 427 Idea Dokumentation 7/91 vergl. epd 8/91 428 Idea 9/91 S 12 429 Idea 50/98 430 ökumenische Rundschau 2/99 vergl. Idea 41/98 431 Idea 50/98 432 Ökumenische Rundschau vergl. Idea 51/52/1998 & 3/99 4,3 Idea 3/99 434 Idea 2/99 vergl EPD 51/52/1999 435 Erneuerung 4/99 434 Idea 50/98 437 epd 51/52/1998 4,‘ Idea 1/99 439 Idea 50/98 440 Rhese S.83 441 Idea 13/99 442 RGG 111/ S.794 443 Okum. Lex. S.907 444 ebenda S.908 443 Ev. Lex. V S.633 444 Theologischer Lexikon S. 518 447 Meyer XI / S.96 448 Lexikon des Judentums S.376IT vergl. Wagner „Arbeitsbuch Heilsplan-Glaubenslehre“ S. 154ff 449 Meyer XII/ S.229 430 Theol.Lex S 517 431 Idea 8/94 452 Rhese S. 106 433 Kirchentag in München 1993 434 Idea 25/99 433 Erneuerung 5/98 434 epd Veröffenticht im „Evangelischen Kirchenbote“ 31/99 437 Idea 36/2001 S.7 438 Idea 11/99 439 Grafen s.47 440 Idea I & 8/90 sowie Idea 7/98 441 Erneuerung 4/99 442 Idea 7/98 443 Ev. Lex. 11/ S.961 444 Holthaus S.l 13 443 Holthaus S.l 12f 444 Holthaus S. 118 447 Kirchner II1/9 S.l34 448 Kirchner IV/I S.30 449 Kirchner IV/I S.32 470 ebenda 34ff 471 Harenberg S.93 472 Kirchner IV/I S.89 473 ebenda S.90 474 ebenda S.35 473 ebenda 474 ebenda 477 Bea „Die Einheit der Christen S.I27 478 Bea „Die Einheit der Christen S.21 479 epd 46/97 vergl.. Kath. Kathech. §442 & 834 480 Kirchner IV/I S.52 & 92fT 4,1 Topik 6/99 482 Kirchner IV/I S 94 483 ebenda S.95 484 Ev. Lex. 11/ S.1498 483 Kirchner IV/1 S.96 484 ebenda S.95ff 447 Frey S.5 444 epd 7/98 & Idea 6/98 449 RGG 1/S.733ff Idea 24/99 49.1 Idea 8/2001 S.l 1 4.1 Kirchner IV/1 S.96 492 ebenda 49J 494 de Semiyen S.30 495 International Catholic Renewa Office 494 Idea 18/2001 S.l 4 497 Topik 2/98 491 Ev. Lex S.563 m Grafen S. 10 500 Laubach/Stadelmann S.5 401 Idea 7/99 (Struktur des Evangelischen Gnadauer Verbandes) 502 Ev.Lex. S. 560ff 403 Selbstdarstellung des ACK S.9ff 404 Selbstdarstellung des ACK S.9 404 Informationsbrief der BB 187 406 Idea 3 & 5/94 407 Idea 9/98 404 In der DDR als ökumenisches missionarisches Jahrzehnt Idea 3/79. In der Bundesrepublik anfänglich auf der Basis der Ev.Allianz Idea 15/79 309 410 Idea 16/92 311 4.2 Idea 21/98 413 Idea 27/98 414 Ev. Lex 1/ S.889 415 Kasseler Erklärung zwischen Pfingstlem und Allianz Klöckner/Tworuschka II -2.2.2.11 414 Idea 21/96 417 Idea 5/98 5" Idea 21/96 419 Anruf 4/99 420 Einladung des Gnadauer Posaunendienstes 1999 421 Idea 1/98 422 de Semiyen S.31f 523 Charisma Juli-September 1999 424 Idea 20/99 424 de Semiyen S.31 ff 524 Bühne S. 181 427 Idea 9/97 424 Idea 20/97 429 Idea 9/98 430 Idea 35/2001 S.9 431 Roger Schütz in „Gazette de Lausanne" 24.2.63 (zitiert nach Frey S.96) 432 Idea 11/98 533 Selbstdarstellung des ACK S.2 434 Rundschreiben des ACK Oktober 1983 434 ebenda 434 Walter Müller Röhmheld „Offizieller Bericht der 6. Vollversammlung des ÖRK Vencover 1983"/ Frankfurt a.M 1983 S.307 & 309 437 Grafen S. 57 434 Athanasius Basdekis „Britischer Kirchenrat vor neuen Herausforderungen" Pressemitteilung der ACK Oktober 1983 439 Grafen S 61 440 Grafen S.61 441 Grafen S.38 442 Idea 44/98 543 Materialdienst 3/96 544 Idea 9/98 545 Idea 25/99 546 ebenda 547 Hempelmann S.56 348 Fokus 14/99 549 Katalog der Evangelischen Familienbildungsstätte 76829 Landau Herbst 1996 550 ebenda S.36 551 ebenda S.73 552 ebenda S38 553 ebenda S.39 554 ebenda S.27 555 RGG III/ S.887 556 Hier gibt das Buch von Alexander Hislop einen interessanten Überblick „The Two Babylons" im Deutschen „Von Babylon nach Rom" 557 Die Rolle der Patriarchen in den Staaten der früheren Sowjetunion 551 RGG 111/S. 1785 559 Theol. Lex. S. 192 560 Liberale Theologie des 19. Jahrhunderts 561 Hauss S. 569 562 Idea Leserbrief von Prof. Dr. Gerd Lüdemann 23/99 563 „Irreale Glaubensinhalte. Die Veränderung der Ursachen des Leidens in den Religionen“ Saitam-Verlag Göttingen) 564 Idea 23/97 565 epd 50/98 566 ökumenische Rundschau 3/92 567 Idea 28/29/1999 ** Idea 3/99 569 Idea 25/99 570 Erneuerung 3/99 571 Idea 25/96 572 Evangel. Kirchenbote 26/99 ■73Idea 25/99 574 Papstbriefe an die Deutschen Bischöfe 1998 und 1999 EPD 26/99 vergl. auch Idea 14/96 & 25/99 575 de. Semiyen S.12 576 Kassler Erklärung zwischen Pfmgstlem und Allianz Klöckner/Tworuschka II -2.2.2.11 577 Idea 20/99 578 Idea 44/86 579 Berliner Morgenpost 4.5.6./11.98 u.a. 580 Deutsche Tagespost 22/10.98 u.a. 581 Süd West Presse 8.1.98 582 Habsburg S.42ff $83 584 Näheres im Aufsatz „Eine Welt" von Dr. Carl Mclntire bei Christlicher Informationsdienst. Sachsenstr. 10. 76137 Karlsruhe Idea 25/99 ™ epd 26/99 5,7 Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" 25/99 m Kath. Kathech § 150 ™ Idea 25/99 informationsbrief der BB 192 & epd 50/98 Lothar Gassmann Was kommen wird Eschatologie im 3. Jahrtausend 176 Seiten, ISBN-Nr. 3-87857-313-8 Kommt das goldene Zeitalter oder der Untergang? Wie verhält es sich mit dem Leben nach dem Tod, der Entrückung und der Wiederkunft Jesu Christi? Wer ist der Antichrist? Welche Rolle nimmt Israel im Weltendrama der „letzten Zeit“ ein? Was ist unter Himmel und Hölle zu verstehen? Wie wird das „himmlische Jerusalem“ beschaffen sein, das den Gläubigen verheißen ist? Der Autor hat sich als Fachmann viele Jahre mit dem Gebiet der Eschatologie beschäftigt und legt hier einen umfassenden Entwurf dieser wichtigen und aktuellen Thematik vor. Elvira Maria Slade MARIA Die unbekannten Seiten der „Mutter Gottes" ca. 344 Seiten, ISBN-Nr. 3-87857-315-4 Die Autorin wollte ursprünglich die Echtheit der Marienerscheinungen beweisen. Sie machte sich an die Arbeit und verglich eine große Zahl der über 900 bezeugten Marienerscheinungen mit der Bibel. Ihr Ergebnis: „Die katholische Maria ist nicht die in der Heiligen Schrift beschriebene Mutter des Erlösers Jesus.“ Die Erscheinungen haben ihre Herkunft aus dem „Reich der Finsternis“ und sind antichristliche Phantome. Elvira Maria Slade versteht ihr Buch dabei ausdrücklich als „Streitschrift für die Ehre der wahren Mutter des Herrn“ und gegen deren Verfälschungen als „Himmelskönigin“, „Mittlerin“ und „Miterlöserin“. Adolf Graul Rock-, Pop- und Techno-Musik und ihre Wirkungen Eine wissenschaftliche und biblische Untersuchung ca. 312 Seiten, ISBN-Nr. 3-87857-316-2 Der langjährige Musikhochschuldozent und Kantor Adolf Graul hat sich intensiv mit der Frage beschäftigt, welche Wirkungen bestimmte Musikstile und -elemente auf den Menschen haben, insbesondere, ob alle Arten von Musik für die Übermittlung der christlichen Botschaft verwendbar sind. Die Ergebnisse seiner Forschungen legt er hiermit vor. Sie machen betroffen und rütteln auf. Zugleich können sie entscheidend zur Versachlichung in der Diskussion beitragen, ob der Einsatz von Rock-, Pop- und Techno-Musik in der christlichen Gemeinde zu verantworten ist oder nicht. Verlag für Reformatorische Erneuerung Kaiserstraße 78, 42329 Wuppertal 8 0202/2785025 Rainer Wagner Gemeinde Jesu zwischen Spaltungen und Oekumene 2000 Jahre Kirchengeschichte aus bibeltreuer Sicht Zu allen Zeiten war die Gemeinde des Herrn gefährdet durch Verfolgung und Verführung und die Schwächen der Gläubigen. Rainer Wagner bringt in dieser umfassenden Darstellung die Entwicklungen auf den Punkt, die zum heutigen Zustand in Kirche(n) und Gesellschaft geführt haben. Er zeigt auf, wie es in und neben den abgefallenen Kirchen in allen geschichtlichen Epochen auch wahre Gläubige gab, die dem Herrn Jesus Christus kompromisslos nachgefolgt sind. Kirchen - wohin? Oekumene - wohin? Evangelikale - wohin? Dieses Buch gibt Antwort! Rainer Wagner Diplom-Religionspädagoge (FH) Jahrgang 1951 verheiratet und Vater von vier Kindern Prediger der Evangelischen Stadtmission Neustadt a. d. Weinstraße Als Evangelist und Referent bei Konferenzen, Freizeiten und Glaubenstagen führte sein Dienst über Deutschland hinaus u.a. in verschiedene GUS-Staaten. In der Ukraine nahm er einen Lehrauftrag als Gastdozent am Seminar der Freien Lutherischen Brüdergemeinden wahr. Theologisch geprägt und verankert im Pietismus, hielt Wagner immer auch enge Verbindung zu Christen anderer Kirchen, Gemeinschaften und Bewegungen. Wagner ist Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft ehemaliger politischer DDR-Häftlinge in der Evangelischen Kirche“. Es ist ihm ein Anliegen, Mitarbeiter der Gemeinde in biblischer Lehre zu festigen. ISBN 3-87857-314-6 Verlag für Reformatorische Erneuerung Wuppertal