von Konrad
Eißler
"Ihr
wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid." (1. Petrus 1, 18)
Johann Friedrich Flattich, ein Original aus Gottes
Handschnitzerwerkstatt, war am Hof des württembergischen Herzogs hoch
geschätzt. In einer noblen Gesellschaft bei Hof kam dieser schwäbische
Dorfpfarrer einmal neben einen berühmten General zu sitzen.
Der - in wein- und leutseliger Stimmung - dröhnte seinem Sitznachbarn zu:
"Sagen Sie mal, Herr Pfarrer, was wissen Sie Genaues über die
Ewigkeit?" Flattich schaute ihn an: "Herr
General, etwas Genaues weiß ich schon. Dass Sie dort nicht mehr General sein
werden, und was wird dann noch an Ihnen sein?"
Der Offizier verstand: Ich werde dort nicht mehr uniformiert sein mit Tuch und
Knöpfen. Ich werde dort nicht mehr dekoriert sein mit Sternen und Abzeichen.
Ich werde dort nicht mehr hofiert werden mit Hofknicks und Bücklingen. Was wird
dann noch an mir sein?
Auch andere Herrschaften hatten verstanden. Der Herr Medizinalrat: Ich werde
dort keinen weißen Arztmantel mehr haben. Der Herr Gerichtspräsident: Ich werde
dort keine rote Robe mehr haben. Der Herr Konsistorialrat: Ich werde dort
keinen schwarzen Talar mehr haben. Was wird dann noch an mir sein?
Haben wir auch verstanden? Kein Ehrentitel, kein Amtskittel,
kein Pöstchen, kein Abzeichen, rein gar nichts, dass uns ein paar Zentimeter
über andere erheben könnte, wird bleiben. Was wird
dann noch an uns sein?
Petrus sagt: Nur das, was Christus für uns erworben hat, hat in der Ewigkeit
Bestand: Sein Schmuck, sein Ehrenkleid, seine Gerechtigkeit.
Martin Luther erklärt es am schönsten: "Der mich verlorenen und verdammten
Menschen erlöst hat, erworben und gewonnen von allen Sünden und von der Gewalt
des Todes. Nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen teuren Blut
und mit seinem unendlichen Leiden und Sterben, auf dass ich sein eigen
sei." Wer bin ich, wenn ich nichts mehr bin? Sein eigen, sein Eigentum,
schon heute, auch morgen, immer.
Konrad Eißler
Erschienen am: 30.11.2000 (idea spektrum)