Konrad Eißler

Herzgeschichten

Josua 7, 1–26*

 

1Aber die Israeliten vergriffen sich an dem Gebannten; denn Achan, der Sohn Karmis, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Serachs, vom Stamm Juda, nahm etwas vom Gebannten. Da entbrannte der Zorn des HERRN über die Israeliten. 2Und Josua sandte Männer aus von Jericho nach Ai, das bei Bet-Awen liegt östlich von Bethel, und sprach zu ihnen: Geht hinauf und erkundet das Land. Und als sie hinaufgegangen waren und Ai erkundet hatten, 3kamen sie zu Josua zurück und sprachen zu ihm: Lass nicht das ganze Kriegsvolk hinaufziehen, sondern etwa zwei- oder dreitausend Mann sollen hinaufziehen und Ai schlagen, damit nicht das ganze Volk sich dorthin bemühe; denn ihrer sind wenige. 4So zogen hinauf vom Volk etwa dreitausend Mann; aber sie flohen vor den Männern von Ai. 5Und die Männer von Ai erschlugen von ihnen etwa sechsunddreißig Mann; sie hatten sie nämlich von dem Tor bis zu den Steinbrüchen gejagt und am Abhang erschlagen. Da verzagte das Herz des Volks und ward zu Wasser.

6Josua aber zerriss seine Kleider und fiel auf sein Angesicht zur Erde vor der Lade des HERRN bis zum Abend samt den Ältesten Israels, und sie warfen Staub auf ihr Haupt. 7Und Josua sprach: Ach, Herr HERR, warum hast du dies Volk über den Jordan geführt und gibst uns in die Hände der Amoriter, um uns umzubringen? O dass wir doch jenseits des Jordans geblieben wären! 8Ach, Herr, was soll ich sagen, nachdem Israel seinen Feinden den Rücken gekehrt hat? 9Wenn das die Kanaaniter und alle Bewohner des Landes hören, so werden sie uns umringen und unsern Namen ausrotten von der Erde. Was willst du dann für deinen großen Namen tun?

10Da sprach der HERR zu Josua: Steh auf! Warum liegst du da auf deinem Angesicht? 11Israel hat sich versündigt, sie haben meinen Bund übertreten, den ich ihnen geboten habe, und haben von dem Gebannten genommen und gestohlen und haben’s verheimlicht und zu ihren Geräten gelegt. 12Darum kann Israel nicht bestehen vor seinen Feinden, sondern sie müssen ihren Feinden den Rücken kehren; denn sie sind dem Bann verfallen. Ich werde hinfort nicht mit euch sein, wenn ihr nicht das Gebannte aus eurer Mitte tilgt. 13Steh auf, heilige das Volk und sprich: Heiligt euch auf morgen! Denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Es ist Gebanntes in deiner Mitte, Israel; darum kannst du nicht bestehen vor deinen Feinden, bis ihr das Gebannte von euch tut. 14Und morgen früh sollt ihr herzutreten, ein Stamm nach dem andern; und welchen Stamm der HERR treffen wird, der soll herzutreten, ein Geschlecht nach dem andern; und welches Geschlecht der HERR treffen wird, das soll herzutreten, ein Haus nach dem andern; und welches Haus der HERR treffen wird, das soll herzutreten, Mann für Mann. 15Und wer so mit dem Gebannten angetroffen wird, den soll man mit Feuer verbrennen mit allem, was er hat, weil er den Bund des HERRN übertreten und einen Frevel in Israel begangen hat.

Und dann heißt‘s im 18 sie gingen das durch von Stamm zu Stamm, Vers 18:

18Und als er sein Haus herzutreten ließ, Mann für Mann, wurde getroffen Achan, der Sohn Karmis, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Serachs, aus dem Stamm Juda. 19Und Josua sprach zu Achan: Mein Sohn, gib dem HERRN, dem Gott Israels, die Ehre und bekenne es ihm und sage mir, was du getan hast, und verhehle mir nichts. 20Da antwortete Achan Josua und sprach: Wahrlich, ich habe mich versündigt an dem HERRN, dem Gott Israels. So habe ich getan: 21Ich sah unter der Beute einen kostbaren babylonischen Mantel und zweihundert Lot Silber und eine Stange von Gold, fünfzig Lot schwer; danach gelüstete mich und ich nahm es. Und siehe, es ist verscharrt in der Erde in meinem Zelt und das Silber darunter.

22Da sandte Josua Boten hin, die liefen zum Zelt; und siehe, es war verscharrt in seinem Zelt und das Silber darunter. 23Und sie nahmen’s aus dem Zelt und brachten’s zu Josua und zu allen Israeliten und legten’s nieder vor dem HERRN. 24Da nahmen Josua und ganz Israel mit ihm Achan, den Sohn Serachs, samt dem Silber, dem Mantel und der Stange von Gold, seine Söhne und Töchter, seine Rinder und Esel und Schafe, sein Zelt und alles, was er hatte, und führten sie hinauf ins Tal Achor. 25Und Josua sprach: Weil du uns betrübt hast, so betrübe dich der HERR an diesem Tage. Und ganz Israel steinigte ihn und verbrannte sie mit Feuer. Und als sie sie gesteinigt hatten, 26machten sie über ihm einen großen Steinhaufen; der ist geblieben bis auf diesen Tag. So kehrte sich der HERR ab von dem Grimm seines Zorns. Daher nennt man diesen Ort »Tal Achor« bis auf diesen Tag.

Oh ich glaube, es ist doch noch mal Zeit für einen Liedvers. Trotzdem darf ich noch einmal den Herr Direktor Scheuermann hier bitten, dass wir noch einmal singen. Nun gehören unsere Herzen ganz dem Mann auf Golgatha. 95, damit wir wieder hellwach sind. 95 in unserem Gesangbuch.

 

Ich bin am Vers fünf hängen geblieben, dort steht: "Da, verzagte das Herz des Volkes und ward zu Wasser." Es schlug ihnen aufs Herz. Sie bekamen es mit dem Herz zu tun. Also hier letztlich keine Kriegsgeschichte, auch keine Diebstahlsgeschichte, erst recht keine Lügengeschichte, sondern eine Herzgeschichte. So wie mir's einmal auch der Doktor vor einigen Jahren bestätigt hat. Man muss einmal zum Doktor, wenn man so auf die 70 zuläuft. Denn so wie das Auto 100.000 hat, da muss man mal zum TÜV. Und wenn man in meinem Alter ist, muss man eben zum Doktor und der schaut einen an und der macht das gründlich. Der klopft einen ab und schaut einem in die Augen und misst den Puls.

 

Und dann sagte er mir, der Herr Doktor, jetzt machen wir noch ein EKG. Ich dachte natürlich sofort an das Evangelische Kirchen Gesangbuch und wollte schon das Lobe den Herrn, anstimmen. Aber er verkabelte mich und schaute sich die Apparate an, und dann sagte er: Ach, schon schon ein bisschen Herzgeschichten? Sie kaufen sich ein Fahrrad. Solch eines wo man in den Keller stellt. Fahren Sie jeden Tag eine halbe Stunde und Sie werden 100. Nun, bis 70 habe ich es immerhin  schon geschafft. Aber Herzgeschichten werden einem etwas bestätigt. Vom Herz wissen wir ja viel. Es kann kalt werden, wenn man Menschen begegnet, kühl bis ans Herz hinein. Umgekehrt: Es kann auch warm werden, wenn man Schönes erlebt. So wie am heutigen Tag. Es wird einem warm ums Herz. Es kann sogar heiß werden, wenn es entflammt wird. Es kann zittrig werden vor schweren Aufgaben. Es kann auch hart werden. Herzen wie Steine, die völlig ungerührt bleiben. Das Herz kann  sogar los werden und in die Hose rutschen. Es kann schnell werden, ein erhöhter Herzschlag und es kann langsam werden. So langsam, dass man einen Herzschrittmacher braucht. Aber hier kommt noch eine Möglichkeit hinzu. Es kann flüssig werden. Von dem habe ich bisher so noch nicht gelesen, wie ein Herz flüssig werden kann. Das Herz war zu Wasser, so wie ein Schneeball in einer warmen Hand. Natürlich. Normal ist das nicht. Normal ist das feste Herz. Am schönsten ist beschrieben das schönste das feste Herz in 1. Samuel 17. Da waren ja wieder der Erzfeind Philister. Wir kennen alle diese Geschichte. Und die hatten diesmal eine Superwaffe mitgebracht. Eine Wunderwaffe. Ein 3 Meter langer Muskelberg. Eine Mehrzweckwaffe. Und sie nannten ihn diesen Goliath. Eine Rakete aus Eisen und Leder. Zweimal am Tage ging diese lebende Haubitze in Stellung und feuerte breitseits ihre Hass- und Hohnsalven gegen die israelitischen Infanteristen ab.

 

Und denen entfiel das Herz. Sehen sie: verkabeln? Es ist ja so! In vielen das Herz. Man kann ja ein manches kann man entfallen. Zum Beispiel man kann einem die Vokabel entfallen, dass man nicht mehr weiß, das Haus eigentlich Haus heißt oder meck nicht mehr. Es kann einem entfallen. Aber was viel schlimmer ist, wenn man älter wird, es entfallen einem die Namen. Ich weiß noch, wie mein Vater gesagt hat, wenn er rief "Albrecht", äh, wenn er rief Ulrich! Meinte er den Hans, und wenn er Hans rief? Meint der den Konrad. Und wenn er Konrad rief, meinte er den Ulrich. Und wir dachten: Ach, Papa fängt auch schon mit Alzheimer an. Und heute sage ich statt Albrecht Tobias und statt Tobias  genau dasselbe. Uns entfallen die Namen, und wenn man jemanden trifft, denkt man: au den habe ich doch auch schon gesehen. Aber der Name ist einfach weg. Und dann stottert man und sagt: Schönes Wetter da, aber der Name ist entfallen, nicht wahr?

 

Am schlimmsten aber, wenn nicht nur Vokabeln entfallen, wenn einem nicht nur Namen entfallen, sondern wenn einem das Herz entfällt. Und dort am schlimmsten ja das Herz hinunterfällt. Dort nämlich, bei diesem Philister, da trifft der David als lebendige Feldpost ein. Die Mutter dieser Buben hatte gewusst, dass diese ihre Söhne, die dort zum Militär gehörten, dass die mit einem Schlag Erbsensuppe aus der Gulaschkanone nicht satt zu kriegen sind. Und so schickte sie, die fürsorgliche Mutter, ihren Soldaten draußen, schickte sie zehn Brote für die Buben und zehn Käse für den Hauptmann, steht da in der Bibel. Das war echter Schmierkäse. Das war echtes Schmiergeld für den Vorgesetzten. So stehen, so steht der Dreikäsehoch und hört dieses entsetzliche Trommelfeuer. Und ich ziehe los, sagt er. Ich ziehe los gegen den. Er trägt nur das auf dem Leib, was ein Hirte eben trägt, ein ordentliches Fell und darunter ein festes Herz.

 

Gott macht das Herz fest, dass es nicht mehr rutschen kann. Festes Herz und kein Wackelpeter. Er sagt: Ich komme im Namen des Herrn, der David. Wer im Namen des Herrn kommt, kommt im Namen der größten Großmacht. Also deren Herz war nicht mehr so fest, sondern war flüssig. Eine gefährliche Veränderung. Wenn das Herz flüssig wird, ist eine gefährliche Veränderung eingetragen. Eine Herzveränderung ist ja eine Herzkrankheit, ein Herzschaden.

 

Wie kommt und woher kommt denn dieser Herzschlag? Genau das wird nämlich hier beschrieben. Erstens. Die Infektion des Herzschadens, das ist erste. Die Infektion. Das Wörtlein "aber" in Vers 1 deutet es an, aber dieses Wörtlein wirkt manchmal wie ein Bremsschuh auf einem Gleis. Der Zug. Der Zug der Geschichte, der Zug der Geschichte wird abgestoppt. Das Volk Israel war ja unter vollem Dampf. Auf freier Fahrt auf Grünzeichen programmiert. Mose tot, aber Josua wurde gefunden, der das Steuer übernimmt. Der unüberquerbare Jordan. Aber dann stehen die Wasser still. Die uneinnehmbare Festung Jericho. Aber dann fallen die Mauern wie Kartenhäuser zusammen. Mit 100 hinein in das Land, in dem Milch und Honig fließen. Und dann hört man fast laut die Bremsen quietschen. Eine Vollbremsung wird eingeleitet. Der Zug steht. Aber die Israeliten. Aber die Israeliten gestoppt. In der Apostelgeschichte kennen wir ein ganz, ganz ähnlichen Vorgang. Fast hört man dasselbe dort auch. Die Gemeinde ist im Wachsen. An Pfingsten 3000 mit einem Schlag dazu. Ein Gelähmter und wird geheilt. Die Menge der Gläubigen ist ein Herz und eine Seele, und mit großer Kraft bezeugen sie die Auferstehung ihres Herrn. Und dann: Kapitel 5, Aber! Aber ein Mann mit Namen Ananias und seiner Frau Saphira. Etwas Schlimmes geht auf einmal in dieser Gemeinde vor. Ein anderer Geist macht sich breit. Man könnte auch sagen, eine Infektion ist passiert.

 

Es gibt nämlich einen Geist der Versuchung, der sich wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte der Begegnung Gottes mit seinem Volk hindurchzieht. Gott schenkt eine Gabe, zum Beispiel das Leben, die Lebensgefährtin, das Paradies. Und nun steht der Mensch vor zwei Möglichkeiten. Entweder er macht rechten Gebrauch von der göttlichen Gabe, indem er glaubend und fürbittend, glaubend und fröhlich damit für Gott lebt, oder er missbraucht die Gaben durch den Unglauben, das heißt durch die Verwendung für die eigene Person. Und dann sagt er noch: Ja, sollte Gott vielleicht gesagt haben? Das ist der Augenblick der Versuchung, das ist der Augenblick der Versuchung. Jesus wird dem unterstellt, genauso unterstellt. Versuchung in der Wüste. Versuchung auf dem Tempel. Auf der Tempelzinne. Versuchung auf dem hohen Berg. Seine Jünger werden dem auch unterstellt. Matthäus 20: Die Mutter der Söhne des Zebedäus. Die Söhne sind Gabe. Und dann die Versuchung. Herr, lass sie doch sitzen zu deiner Rechten und zu deiner Linken. Ananias und Saphira in der Apostelgeschichte haben die Gabe. Und sie entscheiden sich für ihren Vorteil.

 

So auch hier. Das Volk Israel hat alles: Durchzug, Eroberung, das weite Land. Aber die Israeliten vergriffen sich an dem Gebannten. Doch falsch! Einer nicht alle. Achan, aber nicht das ganze Volk. Trotzdem. Einer für alle. Die Tat des einen ist die Tat der Gesamtheit. Wenn einer leidet, so ist es keine Privatsache. Wenn einer leidet, so leiden all die anderen auch. Der Geist der Versuchung setzt Gottes Gebote außer Kraft. Das tut der Geist der Versuchung. Er setzt Gottes Gebote außer Kraft. Sie hatten das Gebot, nichts zu stehlen. Das war ihr Gebot. Aber, nun war das Mitlaufenlassen die Infektion. Jedes Mal, wenn wir Gottes Gebote links liegen lassen, werden wir infiziert. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.

 

Gell, in Luthers Kleinem Katechismus hatte er, Luther, gewollt, dass die Grundtatsachen des Glaubens immer wieder, nicht nur in der Kirche oder im Unterricht vorgestellt werden, sondern vor allem auch in der Familie. Das müssen Väter ihren Kindern eigentlich beibringen. Die zehn Gebote: Du sollst keine anderen Gebote, sollst keine anderen Götter neben dir haben. Oder: Ich denke das Feiertagsgebot.

 

Kürzlich klagte mir ein christlicher Bäcker aus Reutlingen. Er verkaufe sonntags nicht. Aber es sei schwer. Es sei schwer. Der andere christliche Bäcker ein paar Straßen weiter habe am Sonntag die Türen geöffnet und verkauft. Und viele Christen kauften dort ihre Brezeln und ihre Brötchen. Was heißt das praktisch in Ihrem Haushalt? Du sollst den Feiertag heiligen. Ich kenne Häuser, wo es am Sonntag nur Eintopf gibt. Ich kenne Häuser, wo am Sonntag kein Alkohol getrunken wird. Wo irgendwo durchkommt, dass Feiertag ist. Wenn wir Gebote nicht halten, ist es Infektion. Wissen Sie das noch? Ist Infektion.

 

Eltern-Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren. Ein Gebot, das fast nichts mehr gilt. Als ich in Amerika drüben studierte, da habe ich gelernt, dass man nicht Vater sagt, sondern Daddy. Das ist der Daddy. Daddy heißt übersetzt Dackel. Der alte Dackel. Vielleicht ist der Kumpel The Buddy, mit dem man auf gleicher Ebene spricht, das meint das Gebot nicht. Du sollst Vater und Mutter ehren. Und Bill Gothard, einer der großen Lehrer in Chicago, der sagte immer wieder: Gell, der Hammer ist der Vater. Und der Meisel ist die Mutter. Und der rohe Stein ist das Kind, das behauen werden will und muss. Haben wir noch dieses Verhältnis? Sind wir auf einer Ebene mit unseren Kindern? Vater und Mutter sind was anderes als ihre Kinder. Du sollst Vater und Mutter ehren, wenn wir dieses Gebot nicht mehr haben in unseren Familien, ist das eine Infektion.

 

Sehen sie: Gebotsübertretung ist mehr als eine strafbare Handlung. Gebotsübertretung ist mehr, ist ein Infekt einer gefährlichen Herzkrankheit. Aber wie merkt man das, dass man infiziert ist? Wie merkt man es eigentlich, wenn man infiziert ist? Bei Aids merkt man das an der Immunschwäche, bei Windpocken, an den juckenden Hauterhebungen, bei Scharlach an den roten Flecken, bei BSE am schwankenden Gang. Manchmal denke ich auch, ich hätte BSE, wenn man daher schwankt. Aber es gibt immer bestimmte Dinge, an denen man es erkennen kann.

 

Deshalb Zweitens, das Symptom nach der Infektion. Was ist denn das Symptom dieser Krankheit? Vers 2: Josua wird berichtet: Josua sucht Männer aus. Sie sollen von Jericho nach Ai gehen. Wieder Kundschafter. Wieder Spione. Spähtruppunternehmen wie in Kapitel 2. Sie ziehen los und sie kehren zurück. Sie lachen schallend bei ihrer Rückkehr. Freunde, dass ist mit Ai. das machen wir mit links. Im Vergleich zu Jericho ist eine Legoburg. Nicht einmal Husten. Dann ist die Sache gelaufen. Ein Spaziergänglein für Krieger unserer Sorte und unseres Formats. Es wird gerechnet. Ach. Höchstens 3000 genügen. Es wird geschaut. Solch ein Dreckhaufen wie Ai ist doch kein Hindernis. Es wird losmarschiert. Heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt. Und dann kommen sie dort an, und dann gehen die Tore auf. Und die Männer von Ai jagen die Israeliten wie die Hasen. 36 der Israeliten fallen und die anderen kommen gerade noch mit ihrem Leben davon. Das war eine erbärmliche Niederlage. Das war ein K.O. In der ersten Runde. Das war eine unglaubliche Blamage. Gottes Volk hat sich bis auf die Knochen blamiert, geschlagen, gebeutelt wie nasse Hunde kehren sie zurück. Die Infektion hat die Krankheit ausgelöst, nämlich die Hybris. Der Hochmut des Menschen, eigenmächtig zu handeln.

 

Früher hatte Gott das Startzeichen gegeben. Früher hatte Gott die Ampel auf Grün geschaltet. Früher sagte Gott: Jetzt geht's los. Und jetzt? Jetzt geht's auf eigene Faust. Man macht alles auf eigene Kosten. Immer dann, wenn wir zu rechnen anfangen. Das genügt. Immer, wenn wir zu schauen anfangen. Das ist doch ein Kinkerlitzchen. Immer dann, wenn wir frei und frech drauflos marschieren. Dann hat die Herzkrankheit angefangen. Und das Symptom: es klappt nicht. Wie oft sagen wir: Das klappt nicht mehr. Das in meinem Leben geht nicht mehr. Es kommt gar nichts mehr heraus bei meinen Mühen. Ich strenge mich an, ich tu alles, ich rotiere aber: ist nichts. Früher war das anders. Aber heute? Manchmal denke ich, sind die Kirche auch. Wir haben Sitzungen, wir haben Versuche, wir haben Experimente. Wir haben eine unwahrscheinliche Geschäftigkeit in der Kirche. Aber die Müdigkeit macht sich breit. Es klappt nicht. Es klappt nicht. Die kommen nicht in der Gemeinde. Kreise und Gruppen, Freizeiten und Wochenenden. Aber die Schallmauer zu den Außenstehenden durchbrechen wir nicht. Aber ist es nicht auch so im eigenen Leben? Man müht sich ab. Man will das Rechte tun. Man läuft im Dauerstress. Es klappt nicht mehr. Dauerniederlagen. Das sind Symptome.

 

Bitte. Man sollte solche Symptome, es klappt nicht, es geht nicht, man sollte solche Symptome nicht einfach wegstecken. Nicht darauf achten ist ein gefährlicher Irrtum. Man sollte auch nicht jetzt Symptomtherapie treiben. Zum Beispiel Selbstbewusstsein stärken, Ego-Therapie einführen, Selbstannahme und Selbstbewusstsein stärken. Man sollte auch nicht die falschen Herzens-Tröster achten, die einem sagen: alles hat seine Zeit.

 

Nein, das ist das Dritte was ich sage, nämlich die Indikation, die Anzeige, die Indikation. Josua merkt, es hat jetzt überhaupt keinen Sinn, weiter herumzurennen. Er fragt Gott, aber er fragt so, wie man fragen soll und fragen muss. Nämlich nicht: Gott, Warum? Wie kannst du so etwas zulassen? Damit stellen wir uns über Gott als solche, die von ihm Rechenschaft verlangen. Gott ist uns keine Rechenschaft schuldig. Er muss keine Auskünfte erteilen. Das weiß Josua. Er stellt sich nicht hin, sondern er legt sich hin. Das ist  der Unterschied. Er stellt sich nicht hin vor diesem Gott und verlangt Antwort, sondern er legt sich hin. Mit den Ältesten liegen sie auf dem Boden vor der Lade, mit zerrissenen Kleidern und Staub auf dem Kopf. Zeichen der Trauer und der Buße. Nicht immer mit anderen über Not reden, sondern zuerst mit Gott über die Not, darüber reden. Er nimmt sich Zeit bis zum Abend. Das heißt, das ist nicht nur ein Stoßseufzer. Ein Hilfeschrei. Stundenlang ringt er mit seinem Gott, auch nicht allein mit den Ältesten in einer Gebetsgemeinschaft. Das ist die Stunde des Gebets in diesem Volk, die Stunde des Gebets, die wir alle brauchen, auch in den Gemeinden.

 

Sehen Sie, so wie wir sie alle halten sollten. Sie wissen, was sie beten müssen. Letztlich geht es Ihnen um den Namen des Herrn. Der soll groß bleiben und darf nicht durch Ihre Namen und Ihre Machenschaften verunglimpft werden. Und Gottes Antwort? Er ist ein Gott, der nicht schweigt. Er indiziert den Grund. Er zeigt ihn an, heißt es auf Deutsch. Er indiziert den Grund. Er zeigt den Grund an, nämlich die Infektion ist die Sünde. Ganz einfach. Die Ursache ist die Sünde. Er nennt die Dinge beim Namen, auch wenn es wehtut und wir es am liebsten überhaupt nicht hören wollen. Nichts wird verharmlost oder heruntergespielt. Israel hat sich versündigt, hat Gottes Gebot gebrochen, hat Schuld auf sich geladen. Sünde trennt von Gott. Sünde ist der Sond, ist der Graben, der uns von Gott trennt. Eigentlich sollten wir in der guten Nachbarschaft mit unserem Gott leben. Und nun leben wir getrennt von ihm. Wie Mitscherlich sagte, in der Kraterlandschaft der Schuld. Und das hat eben Folgen. Wer in den Tropen lebt, der hat es mit der Feuchtigkeit zu tun. Und wer in der Arktis lebt, hat es mit der Kälte zu tun. Und wer in der Wüste lebt, hat es mit Hitze zu tun. Und wer in der Kraterlandschaft der Schuld lebt, der hat es mit Sünde zu tun.

 

Sünde, Schuld und Sünde blockiert das Verhältnis zu Gott. Nicht die Feinde waren in Ai zu stark. Nicht der Stadtkönig war zu schlau. Nicht die Umstände standen unter einem schlechten Stern. Gott hat Widerstand geleistet, weil Sünde da war. Wenn es nicht mehr klappt, wenn Hemmungen und Schwierigkeiten da sind, wenn es nicht mehr weitergeht. Dann sollen wir nicht sagen: der ist schuld und das ist schuld und jenes ist schuld. Sondern dann sollten wir fragen: Herr, Wo ist die Schuld bei mir? Gehen wir auch nicht zu schnell auf okkulte Belastungen, wenn einer nicht zum Glauben kommt. Wir gehen zu schnell und sagen: Ach, die okkulte Belastung ist schuld, wenn wir die wegkriegen, dann kommt er schon zum Glauben. Nein, so einfach liegen die Dinge nicht. Nicht, was alles schuld sein könnte, sondern ich. Ich. Und meine Sünden, die sich wie Körnlien finden, des Sandes an dem Meer. Sehen Sie? Das ist Sand im Getriebe. Gott schweigt nicht zur Sünde des Volkes, zum Ungehorsam der Leute. So kann das nicht bleiben. Die Sünde muss weg. Die Sünde muss heraus. Deshalb stehe auf!

 

Und deshalb Viertesn: Nach der Indikation die Operation. Hier wird noch das beschrieben. Sehen Sie die Operation? Für uns ein unwahrscheinlicher Vorgang, der einem den Atem nimmt. Das Volk wird zusammengerufen und dann das Los geworfen. Das ist kein Aberglaube, das ist der Glaube, der weiß, dass Gott alles sieht und alles kennt. Nur Gott kann den Herd aufdecken. Er kann den Schaden zeigen. Dieser Gott ist hier wie ein Chirurg, dessen Hände am Körper immer weiter suchen, immer, bis wo es ganz arg wehtut. Bis er spürt: Ah, hier ist der Herd, hier ist der Herd. Da sitzt der Krebs. Der muss wehtun. Achan, der Schuldige steht fest. Achan heißt auf Deutsch der Unglücksbringer. Achan, der Unglücksbringer. Er steht schließlich fest. Er hat es getan. Er ist. Er ist der Schuldige.

 

Wir erleben es auch, dass Gottes Hand zugreifen, dass Gottes Hände zugreifen und immer näher kommen. Und auf einmal auf eine Stelle zeigen, die wir so lange verdeckt und versteckt gehalten haben. Einmal kann man diese Stelle der Schuld nicht mehr verstecken. Einmal zeigt Gottes Finger darauf. Da ist's. Totenstille in der damaligen Runde. Und dann heißt es: Mein Sohn, gib dem Herrn die Ehre und bekenne ihm. Und sage mir, was du getan hast. Das klingt hier nicht richterlich so von oben herab. Keine Spur von Überheblichkeit. Josua weiß: Da könnte ich genauso stehen. Und dann das Geständnis, so wie einst im Paradies. Ich sah. Es gelüstete mich. Ich nahm. Die ganz gleiche Stufenleiter sehen bei so vielen Kleinigkeiten. Und dann mich gelüstet es danach. Und dann nimmt man. Es gibt eine Kettenreaktion, die nicht mehr zu stoppen ist. Wie bei einem Kernreaktor, der heiß ist. Wer mit der Sünde in Berührung kommt, kann nicht mehr davon lassen.

 

Achan hatte nicht viel davon. Er hat es verscharrt. Er ist damit nicht glücklich geworden. Er musste immer Angst haben. Es kommt heraus. Denn da ichs wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Heulen. Und die Hand war schwer auf mir. Es sind Dinge, von denen wir wissen, dass sie Gott nicht gefallen. Und wir doch immer wieder tun, weil wir es sehen und gelüsten und es nehmen und dann verscharren und verstecken. Irgendwo.

 

Wenn eine Szene im Buch, wo zwei: Tochter und Sohn das Zimmer des verstorbenen, geliebten, hochverehrten Vaters aufräumen müssten. Und dann kamen sie auch einen alten Sekretär. Und bei diesem Sekretär entdeckten sie plötzlich ein Geheimfach, das sie bisher gar nicht kannten. War kein Schlüssel vorhanden. Sie brachen schließlich dieses Fach auf. Und heraus kam der ganze Schmutz eines Lebens. Briefe. Bilder. Bemerkungen. Der ganze Schmutz eines Lebens. Und dann heißt es in diesem Roman: Angesichts dieses Faches erstarb in ihnen die Liebe zum Vater.

 

Nicht jeder hat seine Sachen im Schreibtisch versteckt und verscharrt. Es gibt andere Fächer, wo wir es verstecken könnten und verstecken können. Auch in unserem Herzen. Wenn das meine Frau wüsste. Wenn das mein Mann wüsste. Wenn das meine Kinder wüssten. Wenn das an die Öffentlichkeit käme. Jeder hat sein Fach. Jeder. Sehen Sie, wir sind nicht weg von Achan. Was haben wir versteckt? Auch durch Geschäftigkeit und Frömmigkeit decken wir es nicht zu.

 

Achans Sünde ist eine Krankheit, die nicht nur ihn betrifft. Sie ist infektiös. Sie springt auf andere über, das Volk wird betroffenen. In der Gemeinde lebt keiner allein. Wer dort lebt, hat Anteil am Segen Gottes, aber auch an der Schuld des Einzelnen. Meine Sünde blockiert die ganze Gemeinde. Manche Gemeinden sind deshalb blockiert, weil Einzelne ihre Sünden nicht bekennen. Weil Sünde in der Gemeinde gelebt wird. Sehen Sie, Sünde ist nie Privatsache. Deshalb muss sie wegoperiert werden. Deshalb wird Achan aus dem Volk herausgeschnitten. Sie führten ihn hinaus ins Tal. Der Tod ist der Sünde Sold. Die reinigende Strafe für Israel. Im Zorn ist Liebe. Vergessen wir das nie. Im Zorn ist Liebe. Es gibt keine billige Gnade.

 

Wir denken jetzt weiter. Wieder ein Zug zum Tor hinaus. Wieder der in der Mitte einfach abgeführt wird. Wieder einen zum Tode gebracht. Jesus. Darum hat Jesus, auf dass Er heiligte, das Volk durch sein Blut gelitten. Draußen vor der Tür. Hebräer 13, 12. Und 2. Korinther 5, 21: Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht. Am unschuldigen Sohn wird die Operation vollzogen. Das ist Karfreitag. Die Operation geschieht. Am Karfreitag. Am Kreuz. Aber nicht an mir, wo sie eigentlich stattfinden müsste, sondern an seinem Sohn an Jesus Christus, am Sündlosen. Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen.

 

Hält diese kleine Novelle, die Sie sicher schon öfters gehört haben. Lassen Sie's mich trotzdem an den Schluss stellen. Sie stammt von Bergengruen und er hat ja großartig schreiben können, mit wenigen Sätzen. Und es ist die Geschichte, überschrieben das Netz. Und da schreibt er von einem kleinen sizilianischen Dorf. Und dort war ein Fischer. Der war schon Wochen unterwegs, um dort seinen Lebensunterhalt draußen durch Fischen zu verdienen. Und während seiner Abwesenheit geriet die Frau in die Fänge eines anderen Mannes. Diese ehebrecherische Tat kommt ans Licht. Und nach altem sizilianischen Recht wird sie zum Tode verurteilt. Zum Tode, der sie verurteilt, wird sofort ausgeführt. Am anderen Morgen in aller Frühe, noch bei Nacht, gehen Sie mit dieser Frau hinauf auf die Klippe. Um von dort hinuntergestoßen zu werden. Und dann steht sie vorne auf der Klippe. Die Männer hinter ihr. Und beim ersten Lichtstrahl musste sie gestoßen werden. Und tatsächlich, als die Sonne aufgeht über dem Meer und die ersten Lichtstrahlen übers Wasser kommen, wird sie gestoßen. Sie fällt, sie fällt und fällt. Aber. Sie fällt nur in die Netze ihres Mannes. In der Nacht ist er zurückgekehrt, hörte von dieser Tat. Unter unsäglichen Mühen und Arbeit spannte er seine Netze über den Abgrund. Wegen seiner Tat musste sie nicht sterben. Wegen seiner Tat durfte sie leben.

 

Gell, wir sind in die Fänge eines anderen geraten, der viele Masken trägt. Früher dachte ich auch anders. Je älter wir werden, je deutlicher spüren wir es. Wir Älteren und Alten sind in die Fänge eines anderen geraten, der viele Masken trägt. Und über unsere Leben heißt es: Verdammt in alle Ewigkeit. Das ist unser Urteil, wenn wir ehrlich sind. Und nun ist einer zurückgekehrt, einer in der Nacht von Karfreitag, unter unsäglichen Mühen hat er dieses Netz gespannt. Diese Netze seiner Liebe. Und wenn Sie jetzt fallen? Fallen wir nicht in Nichts, sondern in Netze unseres Herrn. In die Nähe zu seiner Barmherzigkeit.

 

Nun dürfen wir leben. Nun kann das Herz wieder genesen. Es muss nicht immer gefährlich flüssig bleiben, es kann wieder fest werden. Dieses Herz kann loben und preisen darüber, der unsere Sünde vergibt und heilet alle Gebrechen. Ich wünsche Ihnen kein flüssiges, ich wünsche Ihnen ein festes Herz.

 

Wir beten: Herr, Du weißt auch um unser Fach. Du weißt um unser Leben. Du weißt alles. Herr, lass uns nicht so tun, als ob dies versteckt sei. Es ist alles offenbar vor deinen Augen. Und deshalb Herr kommen wir zu dir. Der du allein alles öffnen und wegnehmen kannst. Wir danken dir. Für dein Leiden, für dein Sterben. Wir danken dir für die Passion. Herr, geh du jetzt mit uns hinein in diese Nacht. Wir denken hinüber. An den Lindenfürst, an die Alten und Pflegebedürftigen. Wird denken gegenüber an die Wohnanlage an die, die nicht mehr so gut auf den Füßen sind. Wir denken an all die, die Erholungssuchenden hier. Und auch die Teilnehmer, die kommen werden. Lass es hier eine Segens-Städte bleiben und noch mehr werden. Geh mit uns hinein in diese Nacht. Amen.



* Freizeit- und Erholungszentrum Schönblick, 31.03.2004, 19:30, https://www.sermon-online.com/de/contents/7228 (24.09.2024).