Männer zeigen
Emotionen
Reihe:
Wann ist ein Mann ein Mann? (3/3)
Amos Beispiel
von Jonatan, einem verkannten Helden.
1.
Samuel 20, 24-42
Schriftlesung: 1. Samuel 20, 24-42
II. Ganzheitliche
Männlichkeit
1.
Samuel 20, 24-42 (GNB)
24 David versteckte sich draußen im Gelände wie verabredet. Amos Neumondstag
setzte sich der König zum Festmahl an die Tafel. 25 Er saß auf
seinem Platz an der Wand, wo er jedes Mal zu sitzen pflegte. Sein Heerführer
Abner saß neben ihm, Jonatan ihm gegenüber; Davids Platz blieb leer. 26 Saul
sagte nichts, denn er dachte: »Es wird irgendetwas vorgefallen sein, sodass er
den Reinheitsvorschriften nicht genügt. Ja, bestimmt ist er nicht rein.« 27
Als aber der Platz auch am zweiten Festtag leer war, fragte Saul seinen
Sohn Jonatan: »Warum ist dieser Kerl, der Sohn von Isai, weder gestern noch
heute zum Festmahl erschienen?« 28 Jonatan antwortete: »David hat
mich dringend gebeten, ihn zu entschuldigen, weil er nach Betlehem musste. 29
Er sagte: ‘Lass mich doch gehen! Wir feiern daheim ein Opferfest mit der
ganzen Sippe und mein Bruder hat darauf bestanden, dass ich komme. Wenn ich
deine Gunst gefunden habe, dann lass mich doch gehen, damit ich meine
Verwandten besuchen kann.’ Deshalb ist er nicht an die Tafel des Königs
gekommen.« 30 Da packte Saul der Zorn über Jonatan; er schrie ihn
an: »Du Bastard! Ich weiß genau, dass du zu diesem hergelaufenen Kerl hältst –
zur Schande für dich und deine Mutter, die dich geboren hat! 31 Solange
der Sohn von Isai noch lebt, musst du um dein Leben fürchten und hast keine
Aussicht, jemals König zu werden. Schick also hin und lass ihn festnehmen; er
muss sterben!« 32 »Warum soll er getötet werden?«, fragte Jonatan.
»Was hat er denn getan?« 33 Da schleuderte Saul seinen Speer nach
ihm und wollte ihn damit treffen. Nun wusste Jonatan, dass sein Vater fest
entschlossen war, David umzubringen. 34 Glühend vor Zorn stand er
von der Tafel auf. Er rührte an diesem zweiten Tag des Neumondfestes keinen
Bissen mehr an, denn er machte sich Sorgen um David, über den sein Vater so
voller Hass gesprochen hatte. 35 Amos nächsten Morgen ging Jonatan
hinaus zu dem Platz, an dem er sich mit David verabredet hatte. Er hatte einen
jungen Diener bei sich. 36 »Lauf«, befahl er ihm, »du musst die
Pfeile wieder finden, die ich abschieße!« Der Junge lief los und Jonatan schoss
einen Pfeil über ihn hinweg. 37 Als der Junge an die Stelle kam, wo
der Pfeil niedergegangen war, rief Jonatan ihm nach: »Liegt der Pfeil nicht
weiter von dir weg? 38 Schnell, beeile dich, bleib nicht stehen!«
Der Junge hob den Pfeil auf und kam zu seinem Herrn zurück. 39 Er
ahnte nichts; nur Jonatan und David wussten, worum es ging. 40 Dann
gab Jonatan seine Waffen dem Diener und befahl ihm: »Geh, bring das in die
Stadt!« 41 Als er gegangen war, kam David aus seinem Versteck hinter
dem Steinhaufen hervor. Er kniete vor Jonatan nieder und beugte sich dreimal
zur Erde. Dann küssten sie sich und beide weinten. 42 »Geh in
Frieden!«, sagte Jonatan. »Vergiss nicht, was wir einander vor dem Herrn geschworen haben. Der Herr wird zwischen uns beiden und
zwischen unseren beiderseitigen Nachkommen für alle Zeiten Zeuge sein!«
Einleitende Gedanken
Bereits sind wir wieder am Ende unseres Sunntigsquattros
angekommen. Heute beschäftigen wir uns mit der Gefühlswelt der Männer: Männer
zeigen Emotionen.
In unseren Breitengraden sind Männer nicht gerade dafür
bekannt, ihren Gefühlen Ausdruck zu geben. Der Mann gilt als wenig gefühlvoll.
Man schreibt diese Tugend eindeutig der Frau zu.
Amos meisten Gefühle scheinen die Männer beim Sport zu zeigen.
Dort haben sogar Tränen ihren Platz.
In einem Artikel der Weltwoche, der sich mit der
Gefühlswelt der Männer beschäftigt, bringt es der Autor auf den Punkt, er
schreibt:
„Das Maximum an Emotion, das dem
Mann zugetraut wird, ist denn auch die Wehleidigkeit.“[1]
Nun, so einfach ist das mit den Emotionen des Mannes
nicht. In der Bibel finden wir ein ganz anderes Bild, wie Männer mit Gefühlen
umgehen. Ich finde das sehr faszinierend und das lässt sich schön am Leben von
Jonatan aufzeigen.
|
Die Lage spitzt sich zu. Saul, der Vater Jonatans, ist eifersüchtig
auf David. Er ist in seinem Stolz gekränkt, denn David erweist sich im Kampf
erfolgreicher als er und die Leute sehen das. Als Saul mit David von einem siegreichen
Kampf gegen die Philister zurückkehrt, tanzen die Frauen und singen:
X
„Tausend Feinde hat Saul
erschlagen, doch zehntausend waren’s, die David erschlug!“ 1. Samuel 18, 7
X
Das ist bitter für Saul! Er realisiert, wie seine Macht und
sein Ansehen abnimmt. Saul denkt bei sich:
„David schreiben sie zehntausend
zu und mir nur tausend! Jetzt fehlt nur noch, dass er König wird!“ 1. Samuel 18,
8
Von diesem Tag an, versucht Saul seinen Rivalen mehrmals, auf
hinterhältige Weise zu ermorden. Nichts lässt er unversucht. Einmal wollte er
David sogar aufspiessen:
X
„Plötzlich schleuderte Saul den Speer auf David, um ihn
zu durchbohren; doch David konnte ausweichen und der Speer fuhr in die Wand.“ 1.
Samuel 19, 10
David entkommt. Nun will er sich von Saul fernhalten, denn er
kann sich seines Lebens nicht mehr sicher sein. David trifft sich danach mit Jonatan,
doch Jonatan kann sich nicht vorstellen, dass sein Vater soweit gehen würde und
David eigenhändig ermordet. Aber David ist sich sicher, dass Saul fest
entschlossen ist. Die beiden vereinbaren, dass David vorläufig nicht an den
Königshof zurückkehrt und Jonatan in dieser Zeit feststellt, ob sein Vater
tatsächlich entschlossen ist, seinen besten Freund zu ermorden.
Nach zwei Tagen, David sitzt eben nicht mehr wie üblich am
Tisch des Königs, fragt Saul Jonatan, wo David sei. Jonatan erklärt, er sei zu
einer Familienfeier nach Betlehem gereist. Da verlor Saul die Kontrolle über
sich selbst und schrie:
X
“Du Bastard! Ich weiss genau, dass
du zu diesem hergelaufenen Kerl hältst – zur Schande für dich und deine Mutter,
die dich geboren hat!“ 1. Samuel 20, 30
X
„Solange der Sohn von Isai noch lebt, musst du um dein
Leben fürchten und hast keine Aussicht, jemals König zu werden. Schick also hin
und lass ihn festnehmen; er muss sterben!“ 1. Samuel 20, 31
X
Jetzt ist es auch Jonatan klar, was sein Vater ihm Sinn hat. Er versucht
seinen Vater zur Vernunft zu bringen und risikiert damit sein Leben.
„Saul schleuderte seinen Speer
nach Jonatan und wollte ihn damit treffen.“ 1. Samuel 20, 33
Glühend vor Zorn steht Jonatan auf und verlässt den Raum. Er macht
sich grosse Sorgen um seinen Freund David.
Soll nicht jemand sagen, Männer könnten keinen Emotionen
zeigen. Das sind doch Emotionen pur!
Saul liess seinen Gefühlen freien Lauf. Natürlich ist uns
allen klar, dass diese Art des Ausdrucks von Gefühlen, nicht das ist, was sich
Gott vorstellt.
Doch diese geballte Aggression, die hier bei Saul zum Audruck
kommt, ist eine latente Gefahr besonders für Männer. Es sind – wenn ich mich
nicht täusche – vor allem Männer, die zu solchen unkontrollierten Gefühlsausbrüchen
neigen und dann auch die Kraft besitzen, Menschen und Gegenstände zu zerstören.
Frauen können natürlich auch ausrasten, aber ihnen fehlt dann oft die körperliche
Kraft. Diese zerstörerische Aggression hat tatsächlich mit Männlichkeit zu tun,
aber es ist eine fehlgeleitete Männlichkeit. Es ist typisch Mann, aber typisch
für einen Mann, der sich gehen lässt und sein Verhalten von der Sünde bestimmt
wird. Er hat sich eben nicht mehr selber unter Kontrolle. Er benimmt sich wie
ein Munni, der, wenn er seine Kraft entdeckt, keine Kontrolle über sich hat,
sondern alles zerstört. Er wird für sein Umfeld gefährlich und man muss ihn
töten.
Paulus fordert die Christen auf, solche Verhaltensweisen zu
vermeiden:
X
„Legt das alles ab, auch Zorn, Aufbrausen, Bosheit und
Verleumdung; kein gemeines Wort darf über eure Lippen kommen.“ Kolosser 3, 8.
Wer mit solchen starken Gefühlen zu tun hat und ihnen nicht
Herr wird, weiss, dass das, was Paulus hier verlangt, gar nicht einfach zu
befolgen ist. Diese starken unkontrollierbaren Erregungen kann man schliesslich
nur mit der Hilfe Gottes in den Griff bekommen. Es ist der Geist Gottes, der in
uns eine tiefgreifende Veränderung bewirkt, wenn wir das zulassen. Paulus
schreibt:
X
„Die Frucht, die der Geist Gottes hervorbringt, besteht
in Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme
und Selbstbeherrschung.“ Galater 5, 22-23.
Bibelstellen zum Nachschlagen: 1. Samuel 18, 6-12; 19, 10; Galater 5, 22-26; Kolosser 3, 8
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Zum Glück gibt es nicht nur die fehlgeleitete
Männlichkeit. Es gibt sogar eine ganzheitliche Männlichkeit. Männer, die nicht
nur hart kämpfen können, sondern Männer, die einen Zugang zu ihren Gefühlen
haben, die diese Gefühle kontrollieren können und ihnen angemessenen Ausdruck
geben.
Das wird ja hier bei Jonatan und David sehr deutlich.
Jonatan trifft – wie abgemacht – David heimlich auf dem Feld. Durch Jonatans
Befehle zu seinem Diener, erkennt David, dass er recht hatte, dass Saul ihn
ermorden will. Als nun Jonantans Diener verschwunden ist, treffen sich die
beiden ein letztes Mal in ihrem Leben.
X
“David kam aus seinem Versteck hinter dem Steinhaufen
hervor. Er kniete vor Jonatan nieder und beugte sich dreimal zur Erde. Dann
küssten sie sich und beide weinten.“ 1. Samuel 20, 41
Da liegen sich zwei tapfere, mutige und kampferprobte Männer
in den Armen und heulen. Niemand kann hier sagen, das seien Weichlinge. Nein,
das sind mutige Männer, die sich nicht einmal scheuten, für eine gute Sache ihr
Leben zu riskieren.
Die beiden sind Männer, die ihr Mannsein mit völliger
Selbstverständlichkeit leben. Es ist dies übrigens auch kein einmaliges
Ereignis. Die Bibel berichtet an sehr vielen Stellen über Männer, die ihren
Gefühlen Ausdruck geben und das sogar in der Öffentlichkeit.
Selbst als David schon viele Jahre König war, scheute er sich
nicht, in aller Öffentlichkeit seine Gefühle zu zeigen. Als man ihm mitteilte,
sein Sohn Absalom sei im Krieg gefallen, lesen wir:
X
„Da erbebte der König und ging hinauf in das Obergemach
des Tores und weinte und im Gehen rief er: Mein Sohn Absalom! Mein Sohn, mein
Sohn Absalom! Wollte Gott, ich wäre für dich gestorben! O Absalom, mein Sohn,
mein Sohn!“ 2. Samuel 19, 1
Zugegeben, in unserer Kultur ist das etwas verpönt. Die
meisten Männer hören mit der Pupertät auf zu weinen. Genug mussten sie hören,
dass ein rechter Junge nicht weint. Und so hat es schon etwas, wenn man sagt, ein weinender Mann sei wie ein Toyota auf
dem Pannenstreifen – man sieht so was so gut wie nie.
Das muss aber noch lange nicht heissen, dass ein Mann zu seinen
Gefühlen keinen Zugang findet und diesen Gefühlen keinen Ausdruck verleihen
kann. Sicherlich macht ein Mann das anders als eine Frau, aber ein
ganzheitlichlicher Mann kann das sehr wohl und zwar noch besser als die Frauen
meinen. Sie machen es einfach nicht wie die Frauen, weil sie eben Männer sind.
Seit Jahre stört es mich, dass Frauen tendenziell das emotionale
Monopol beanspruchen. Das geht bis dahin, dass selbst von Männern akzeptiert
wird, dass der Ausdruck von Gefühlen als spezifisch weiblich verstanden wird.
Dagegen wehre ich mich. Wenn Männer ihren Gefühlen Ausdruck verleihen, dann ist
das durch und durch männlich. Es ist nicht der weibliche Anteil in ihnen, der
hier Ausdruck findet, sondern es zutiefst männlich, wenn ein Mann seine
Gefühlen zeigt. Seien es Gefühle wie Glück, Freude, Wut oder Trauer. Er macht
es einfach in männlicher Manier.
Übrigens meint der Autor dieses Artikels in der Weltwoche:
Die Vermutung liegt nahe,
dass Frauen gar nicht so einen guten Zugang zu sich selbst haben und Männer
wohl gar nicht so einen schlechten.
Männer erwarten von den Frauen auch nicht, dass sie männliche
Teile in ihr Leben integrieren, so sollen Frauen auch nicht erwarten, dass
Männer weibliche Teile in ihr Leben integrieren. Viel wichtiger ist, dass wir
als Mann und Frau ganzheitlich Leben, so wie uns Gott eben geschaffen hat. Gott
hat keinen Fehler gemacht, als er den Mann schuf. So muss der Mann genausowenig
wie die Frau korrigiert werden, indem Sinn, dass hier Teile ausgetauscht werden
müssten.
Noch einen, der vielen tief bewegenden Berichte in der Bibel
über Männer, die sich nicht scheuen, ihren Tränen freien Lauf zu lassen, möchte
ich Euch zeigen. Es handelt sich um Paulus, ein mutiger Zeuge des Glaubens, der
sich nicht scheute für Jesus zu sterben, schreibt oft darüber, wie er über
gewisse Situationen weint. Und als er sich mit den Gemeindeleitern von Ephesus
in Milet trifft, um sich von ihnen zu verabschieden, berichtet Lukas:
X
„Danach brachen alle in lautes Weinen aus, fielen Paulus
um den Hals und küssten ihn wieder und wieder.“ (Apostelgeschichte 20, 37)
Bibelstellen zum Nachschlagen: 1. Mose 27, 38; 1. Mose 29, 11; 1. Mose 33, 4; 1. Mose 42, 23-24; 1. Mose 43, 30; 1. Mose 45, 2.14; 1. Mose 46, 29; 50, 1; 2. Mose 14, 1; 5. Mose 1, 45; Richter 2, 4; 1. Samuel 11, 4; 1. Samuel 15, 11; 1. Samuel 30, 3-4; 2. Samuel 1, 11-12; 2. Samuel 3, 16; 2. Samuel 13, 36; 2. Samuel 15, 23.30; 2. Samuel 19, 1-2; 2. Könige 8, 11-12; 2. Könige 13, 14; Esra 3, 12-13; Esra 10, 1; Nehemia 1, 3; Nehemia 8, 9-10; Ester 4, 3; Hiob 2, 12-13; Hiob 16, 16; Hiob 30, 25; Psalm 6, 5-7; Psalm 119, 136; Psalm 137, 1; Prediger 3, 4; Jesaja 22, 4; Jeremia 3, 21; Jeremia 13, 17; Jeremia 22, 10; Jeremia 41, 6; Klagelieder 1, 16; Joel 2, 17; Matthäus 26, 75; Apostelgeschichte 20, 18-19.36-37; Apostelgeschichte 21, 12-14; 2. Korinther 2, 4; Philipper 3, 18; 2. Timotheus 1, 4; Jakobus 4, 9; Jakobus 5, 1; Offenbarung 5, 4-5; Offenbarung 7, 16-17
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Offensichtlich ist es für Gott auch eine
Selbstverständlichkeit, wenn Männer ihre Gefühle zeigen. Es bewegt Gott sogar
zutiefst, wenn Männer weinen. Er ermahnt die Männer nicht, sie sollen endlich
aufhören zu weinen, das würde zu einem Mann nicht passen – im Gegenteil.
Als Jesaja König Hiskia sagen musste, er werde bald
sterben, war Hiskia zutiefst erschüttert, er betet:
X
„Ach, Herr, denk doch daran, dass ich dir immer treu
war! Ich habe dir mit ganzem Herzen gehorcht und stets getan, was dir gefällt.“
Hiskija brach in Tränen aus und weinte laut. 2. Könige 20, 3
Reiss dich doch zusammen, würden wir Hiskia sagen,
schliesslich bist Du König und sterben muss jeder. Sei ein Mann und sei stark!
Doch Gott reagierte anders. Die Tränen Hiskias bewegten sein Herz. Er
beauftragte Jesaja zu Hiskia zurück zu gehen und ihm folgende Botschaft zu
überbringen:
X
“Ich habe dein Gebet gehört und
deine Tränen gesehen. Ich werde dich gesund machen.“ 2. Könige 20, 5
Ist das nicht unglaublich?! Der heilige Gott sieht die Tränen
von uns kleinen Menschen und er erbarmt sich! Ich könnte hier noch viele
weitere Beispiele anfügen.
Gott sieht unsere Tränen. Es ist ihm nicht egal, wenn wir
traurig sind. Das gilt natürlich nicht nur für Männer. Das gilt für Männer und
Frauen. Aber eben, Gott hat kein Problem damit, wenn Männer ihre Gefühle
zeigen.
Bist Du Dir dessen bewusst, dass Du mit Deiner Not vor Gott
kommen kannst und dass Du einfach weinen darfst. Du musst Dich vor Gott nicht
zusammenreissen. Glaubenshelden zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie
heldenhaft vor Gott treten. Sie zeichnen sich vielmehr dadurch aus, dass sie in
ihrer Schwachheit und Not zu Gott eilen.
Gott wird Deinen Tränen Beachtung schenken. Und es ist Gott
selbst, der uns in der Herrlichkeit die Tränen abwischen wird, wie wir das in
der Offenbarung lesen:
X
„Er wird alle ihre Tränen abwischen. Es wird keinen Tod
mehr geben, kein Leid und keine Schmerzen, und es werden keine Angstschreie
mehr zu hören sein. Denn was früher war, ist vergangen.“ (Offenbarung 21, 4)
Noch viel faszinierender finde ich, dass Gott selber weint.
X
Als Lazarus starb und Jesus die Angehörigen besuchte, sah Jesus, wie sie
traurig waren und weinten. Das bewegte ihn tief und dann steht der
überraschende Satz.
„Jesu Augen füllten sich mit
Tränen.“ (Johannes 11, 35)
Jesus weinte! Gott weint über den Schmerz in dieser Welt.
Jesus hätte sagen können, was weint ihr, er wird ja leben. Das wäre sachlich
schon richtig gewesen, aber Jesus zeigt tiefes Mitgefühl.
X
Und es gibt noch eine Situation, wo Jesus weinte. Wo war das?
Als Jesus sich Jerusalem näherte
und sie vor sich liegen sah, weinte er über sie und sagte: (Lukas 19, 41)
X
„Wenn doch auch du am heutigen Tag erkannt hättest, was
dir Frieden bringen würde! Nun aber ist es dir verborgen, du siehst es nicht.“
(Lukas 19, 42)
Jesus ist traurig über die Unbussfertigkeit der Juden. Er
weint über die Katastrophe, die durch die Auflehnung gegen Gott über diese
Stadt kommen wird.
Wie Jesus über Jerusalem weint, weint er vermutlich auch über
jeden Menschen, der sein Angebot der Rettung ausschlägt. Er weint, weil er
sieht, dass die Menschen, die das ablehnen ins Verderben laufen und er nichts
mehr für sie tun kann.
Jesus sagt es deutlich:
X
„Wer auf mein Wort hört und dem glaubt, der mich
gesandt hat, der hat das ewige Leben. Auf ihn kommt keine Verurteilung mehr zu;
er hat den Schritt vom Tod ins Leben getan.“ (Johannes 5, 24)
Wer der Botschaft von Jesus nicht vertraut, der macht Jesus
traurig. Bist Du Dir dessen bewusst, dass Jesus weint, wenn Du seine Rettung,
die er am Kreuz für dich erkämpfte, ablehnst?
Jesus weint dann wegen Dir, weil Du ihm wichtig bist, weil er
Dich liebt. Doch weil er Dir seine Liebe nicht aufzwingen kannst, muss er Dir
zusehen, wie Du ins Verderben rennst – das macht ihn traurig.
Es ist erstaunlich wie einfühlsam unser Gott ist. Jesus
scheute sich nicht einmal, in der Öffentlichkeit zu weinen.
Bibelstellen zum Nachschlagen: 1. Samuel 15, 11; 2. Samuel 12, 21-22; 2. Könige 20, 2-5; 2. Könige 22, 19; 2. Chronik 34, 27; Hiob 16, 20-21; Psalm 6, 9; Psalm 126, 5-6; Jesaja 25, 8; Jeremia 14, 17; Joel 2, 12-13; Matthäus 9, 36; Matthäus 26, 36-46; Lukas 6, 21; Lukas 7, 13; Lukas 19, 41-44; Johannes 5, 24; Johannes 11, 33-38; Johannes 16, 20; Hebräer 5, 7-8; Offenbarung 7, 16-17; Offenbarung 21, 3-4
X
Schlussgedanke
Männer zeigen Emotionen. Sie zeigen ihre Emotionen anders, als Frauen, sie zeigen sie eben in männlicher Weise.
Ein hervorragendes Beispiel geben uns die beiden Glaubenshelden David und Jonatan. Diese mutigen und starken Männer lagen sich heulend in den Armen. Die beiden pflegten eine sehr tiefe, eben männliche Beziehung – das können Männer wirklich. David sagte nach dem Tod Jonatans:
X
„Mein Bruder Jonatan, mein bester Freund, voll Schmerz
und Trauer weine ich um dich; denn deine Freundschaft hat mir mehr bedeutet,
als Frauenliebe je bedeuten kann!“ 2. Samuel 1, 26
Wenn Männer nicht eine fehlgeleitete Männlichkeit ausleben, sondern ganzheitliche Männer sind, können Männer ganz nett und interessant sein.
Lassen wir die Männer, Männer sein. Lassen wir die Frauen, Frauen sein. Für uns alle gilt, dass wir unsere Gefühle ausleben, Freude, Glück, Trauer, Zorn usw. Tun wir das aber als Menschen, die durch den Glauben an Jesus Christus von der Sünde befreit und durch den Heiligen Geist befähigt sind, ein Leben zu führen, das Gott gefällt.
Paulus fordert die Christen in Rom dazu auf, Mitgefühl zu zeigen. Das gilt für Männer und Frauen, so wie das Gott selbst uns gegenüber tut.
X
„Freut euch mit
denen, die sich freuen; weint mit denen, die weinen.“ (Römer 12, 15)
Bibelstellen zum Nachschlagen: 2. Samuel 1, 26; Römer 12, 15
Amen