Wie
praktiziere ich Vergebung?
Matthäus 18, 21-35
Jürg Birnstiel
01.10.2000
Gliederung
I. Unfassbare Vergebung (Zusammenfassung der
Predigt MT_18,21-35.doc)
1. Reinkarnation (Evangelisation)
B. Konklusionen (28-35)
II. Bedenkenswertes zum Thema Vergebung
A. Was ist Vergebung? (Definition)
B. Exkurs: Was ist Sünde?
1. Unterscheiden von Anfechtung und Sünde
2. Negative Gedanken
C. Das biblische Konzept der Vergebung
D. Wenn Vergebung nicht möglich ist
E. Plädoyer für gesunde Toleranz
Einleitung
ð
Text lesen: Mt.18,21-35
ð Ein König setzt an, um mit seinen Knechten abzurechnen.
ð Da wurde ihm ein Knecht gebracht, der war ihm 10'000 Talente schuldig.
ð Das ist eine riesengrosse Schuld:
Folien
1. Ein Denar entspricht einem Tageslohn.
2. Ein Talent hat einen Wert von 6000 Denaren, so entspricht also ein Talent 6000 Tageslöhnen.
3.
Die Schuld betrug aber nicht ein
Talent sondern 10'000 Talente.
Also ist es eine Schuld von 60 Mio. Tageslöhne.
ð Um diese Schuld zurück zu zahlen, müsste, der Knecht müsste dann 200‘000 Jahre arbeiten.
ð Geht man davon aus, dass man 50 Jahre im Leben arbeiten könnte, bräuchte man um diese Schuld abzuzahlen 4'000 Leben.
ð So viele Leben kann kein Mensch bezahlen. Die Reinkarnationslehre basiert genau auf diesen Leben. Die Seelen der Menschen müssen verschiedene Leben für die Reinigung durchlaufen, bis sie dann endlich einmal rein werden.
ð Solche Lehren geben doch ein gutes Zeugnis für die Aussagen der Bibel, denn die Bibel lehrt, dass der Mensch sündig ist und vor Gott nicht bestehen kann. Sie lehrt, dass der Mensch Rettung nötig hat.
ð Dies geschieht aber nicht durch viele verschiedene Leben hindurch.
So wie jeder Mensch muß nur einmal sterben, danach
kommt er vor Gottes Gericht,(Hebr 9,27)
ð Die Reinigung des Menschen geschieht nicht durch viele Leben, sondern Jesus ist für uns Menschen gestorben, dass wir vor Gott treten können.
er hätte dann ja seit Anfang
der Welt schon viele Male den Tod erleiden müssen. Nein, jetzt, am Ende der
Zeiten, Jesus ist
gekommen, um ein für allemal die Sünde der Welt dadurch fortzuschaffen, daß er
sich selbst zum Opfer brachte. (Hebr 9,26)
ð So geschieht die Reinigung des Menschen. Alle anderen Ideen sind absolut untauglich!
ð Der Knecht, der soeben von seiner grossen Schuld befreit wurde, ging hinaus und trifft einen Mitknechten, der ihm 100 Denare schuldig war. Dies entspricht 100 Tageslöhnen. Diese Schuld hätte durchaus innerhalb eines Jahres abbezahlt werden können.
ð Der Knecht geht nun auf seinen Mitknecht zu, als ob nichts geschehen wäre und packt und würgt ihn. Er schreit ihn an:
'Gib zurück,
was du mir schuldest!' (Mt 18,28)
ð Der Mitknecht bittet um Geduld und erbarmen, er wolle ihm die Schuld bestimmt zurückzahlen.
ð Der Knecht zeigte kein Erbarmen, sondern lässt ihn ins Gefängnis werfen. Dort soll er seine Schuld abzahlen.
ð Andere Mitknechte waren über dieses Verhalten sehr schockiert, sie konnten nicht begreifen, wie ein Mensch sich so verhalten kann. Sie erzählen alles genau ihrem Herrn.
ð Der König lässt diesen Knecht nochmals kommen und sagt:
Er ließ den Mann kommen und
sagte: 'Was bist du für
ein böser Mensch! Ich habe dir die ganze Schuld erlassen, weil du mich darum
gebeten hast. (Mt 18,32)
Hättest du
nicht auch Erbarmen haben können mit deinem Kollegen, so wie ich es mit dir
gehabt habe?' (Mt 18,33)
Dann übergab
er ihn voller Zorn den Folterknechten zur Bestrafung, bis er die ganze Schuld
zurückgezahlt haben würde. (Mt 18,34)
ð Er wird also mindestens 4'000 Leben bezahlen. Das heisst es wird eine ewige Strafe sein, denn mit nichts wird diese Schuld je zu begleichen sein.
So wird euch
mein Vater im Himmel auch behandeln, wenn ihr eurem Bruder oder eurer Schwester
nicht von Herzen verzeiht.« (Mt 18,35)
ð Folgendes haben wir festgehalten:
Folie
1. Kein Mensch kann an mir so sündigen, dass seine Schuld grösser ist als die Schuld, die mir Gott vergeben hat.
Folie
2. Fehlende Vergebungsbereitschaft wird von Gott nicht nur nicht geduldet, sondern sogar bestraft.
ð Es gibt nicht einmal eine zahlenmässige Beschränkung. Denn Petrus fragte ja:
Da wandte sich Petrus an Jesus
und fragte ihn: »Herr,
wenn mein Bruder oder meine Schwester an mir schuldig wird, wie oft muss ich
ihnen verzeihen? Siebenmal?« (Mt 18,21)
ð Die Antwort von Jesus ist so direkt wie klar:
Jesus antwortete: »Nein, nicht siebenmal, sondern
siebzigmal siebenmal!« (Mt 18,22)
ð Rein rechnerisch wären das 490 mal, die Petrus vergeben sollte. Jesus meint damit natürlich nicht, dass Petrus jetzt eine Vergebungsbuchhaltung führen soll und beim 491zigsten Mal nicht mehr Vergeben muss.
ð Jesus sagt damit: Petrus, du musst immer vergeben. Vergebung ist nicht eine Sache der Anzahl, sondern eine Sache der Gesinnung.
ð Aber was ist den eigentlich Vergebung?
Folie:
Vergebung nimmt den Schmerz der seelischen Verletzung an und gibt das Recht auf Vergeltung, Bitterkeit oder Groll auf.[1]
ð Das ist ein Versuch, Vergebung zu definieren. Es geht darum, dass ich den Schmerz und die Verletzung annehme und das Recht auf Vergeltung, Bitterkeit oder Groll in jeder Form aufgebe.
ð Ich bin bereit eine Beziehung mit Dir aufzubauen und ich werde Dir Deine Schuld nicht vorhalten. Genau das tut Gott, wenn er uns vergibt.
Es ist die
eigene Begehrlichkeit, die den Menschen ködert und einfängt. (Jak 1,14)
Wenn jemand
ihr nachgibt, wird die Begehrlichkeit gleichsam schwanger und gebiert die
Sünde. Und wenn die Sünde ausgewachsen ist, bringt sie den Tod hervor.(Jak 1,15)
ð Negative Gedanken sind nicht zwingend Sünde.
Weh denen,
die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Schwarz Weiß und aus Weiß Schwarz
machen, aus Sauer Süß und aus Süß Sauer! (Jes 5,20)
ð Wenn die Bibel von Vergebung spricht, dann haben wir es immer mit etwas zu tun, das eingesehen wird. Jemand anerkennt sein Fehlverhalten, so lesen wir im Lukasevangelium.
Seid wachsam
gegen euch selbst!
Wenn dein
Bruder - und das gilt entsprechend für die Schwester - ein Unrecht begangen
hat, dann stell ihn zur Rede, und wenn er es bereut, dann verzeih ihm.(Lk 17,3)
Selbst wenn
er siebenmal am Tag an dir schuldig wird, sollst du ihm verzeihen, wenn er
kommt und sagt: 'Es tut mir leid!'«(Lk 17,4)
ð Das selbe Prinzip gilt auch bei Gott. Wenn wir unsere Schuld bekennen oder man kann auch sagen anerkenne, dann wird er uns die Schuld erlassen. Wo keine Einsicht vorhanden ist, da ist auch keine Vergebung möglich.
Wenn wir aber unsere Verfehlungen
eingestehen, können wir damit rechnen, daß Gott treu und gerecht ist: Er wird
uns dann unsere Verfehlungen vergeben und uns von aller Schuld reinigen, die
wir auf uns geladen haben. (1.Joh 1,9)
ð Nun folgt unweigerlich die Frage, was geschieht, wenn Vergebung eben nicht möglich ist, was sollen wir dann tun.
ð Paulus gibt auf die Frage eine interessante Antwort.
Wenn euch
jemand Unrecht tut, dann zahlt es niemals mit gleicher Münze heim. Seid darauf
bedacht, vor den Augen aller Menschen bestehen zu können. (Röm 12,17)
Nehmt keine
Rache, holt euch nicht selbst euer Recht, meine Lieben, sondern überlaßt das
Gericht Gott. Er sagt ja in den Heiligen Schriften: »Ich bin der Rächer, ich
habe mir das Gericht vorbehalten, ich selbst werde vergelten.« (Röm 12,19)
Handelt
vielmehr nach dem Wort: »Wenn dein Feind hungrig ist, dann gib ihm zu essen,
und wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. Dann wird es ihm bald leid tun, dein
Feind zu sein.« (Röm 12,20)
Laß dich
nicht vom Bösen besiegen, sondern überwinde es durch das Gute!(Röm 12,21)
ð
ð Ich möchte hier nochmals ein Plädoyer für eine gesunde Toleranz im Umgang miteinander führen.
Aber kein
Mensch auf der Erde ist so rechtschaffen, daß er immer richtig handelt und nie
einen Fehler macht. (Koh 7,20)
Versuche
nicht, alles mitzubekommen, was die Leute reden. Was hast du davon, wenn du
hörst, wie deine Untergebenen über dich schimpfen?(Koh
7,21)
Du weißt
doch, daß du selbst oft genug über andere geschimpft hast.(Koh 7,22)
ð Oder wie es Petrus ausdrückt:
Vor allem
laßt nicht nach in der Liebe zueinander! Denn die Liebe macht viele Sünden
wieder gut. (1.Petr 4,8)
Schluss
ð Zusammenfassung
Er ist genug
gestraft mit dem, was die Mehrheit von euch über ihn verhängt hat. (2.Kor 2,6)
Jetzt ist es
an der Zeit, daß ihr ihm verzeiht und ihn ermutigt, damit er nicht in
Verzweiflung getrieben wird. (2.Kor 2,7)
Ich bitte
euch also: Beschließt, ihn wieder in Liebe anzunehmen!(2.Kor
2,8)
Wem ihr
verzeiht, dem verzeihe ich auch. Wenn ich hier überhaupt etwas zu verzeihen
hatte, so habe ich es um euretwillen vor Christus getan.(2.Kor 2,10)
Der Satan
soll uns nicht überlisten. Wir wissen doch genau, was für Absichten er
verfolgt! (2.Kor 2,11)
ð Christliche Gemeinschaft lebt aus der Praxis der Vergebung. Wo das nicht funktioniert, geben wir dem Satan Raum sein Unwesen zu treiben.
ð Paulus sagt:
Seid
freundlich und hilfsbereit zueinander und vergebt euch gegenseitig, was ihr
einander angetan habt, so wie Gott euch durch Christus vergeben hat, was
ihr ihm
angetan habt. (Eph 4,32)
Amen