Gott kommt zu uns
Lukas 2, 1-7
Jürg Birnstiel
Weihnachten 24.12.1997

Gliederung

I.     Vorbereitung für sein kommen

A.         Augustus der Herrscher

B.         Der wahre Herr

II.    Er kommt!

 


Einleitung

ð     evtl. Bsp. Mit Ameinsenhaufen. Wie könnte man diesen Ameisen am besten eine Botschaft übermitteln?

Text lesen: Lk.2,1-7

I.                 Vorbereitung für sein kommen

A.              Augustus der Herrscher

ð     Augustus, geboren am 23. September 63 v.Chr.[1] und gestorben am 19. August 14 n.Chr.[2] im 76. Lebensjahr, ist wohl der bedeutendste Kaiser des römischen Reiches.

ð     31 vor Christus, als 32 jähriger, kam Augustus an die Macht und erhielt vier Jahre später vom römischen Senat den Ehrentitel Augustus, was der "Erhabene" bedeutet.

ð     45 Jahre regierte er, was für einen römischen Kaiser sehr lange ist.

ð     Im Laufe seiner Regierung erhielt er noch den Titel "Pontifex Maximus"[3], d.h. er war damit auch oberster Priester. Ihm selbst wurde während seiner Lebzeit göttliche Verehrung zuteil.

ð     Ein Titel, den ihn besonders freute lautete: "Vater des Vaterlandes"[4]. Er nahm diesen Titel unter Tränen entgegen.[5]

Der volle Name des Augustus lautete nun: Imperator Caesar Divi Filius Augustus Pater Patriae.

ð     Dieser grosse Kaiser berief nun eine Volkszählung ein, deren drei er während seines Lebens veranlasste. Vermutlich handelt es sich hier um die zweite Volkszählung[6], und die erste Schätzung als Quirinius Statthalter in Syrien war.

ð     Israel wurde zu der Zeit von Syrien aus von den Römern verwaltet.

ð     Jedermann leistete dieser Aufforderung Folge und reiste in seine Stadt.

ð     Gegen den Befehl des Kaisers zu verstossen war sehr gefährlich, schliesslich war er der Herr der damaligen bekannten Welt.

ð     Wer wollte sich gegen diesen Herrscher auflehnen, dem sogar göttliche Verehrung zukam?

B.               Der wahre Herr

ð     Die Karriere des Augustus kann man nur bestaunen und bewundern. Er war auch sehr religiös und an vielen Orten wurden den Göttern Opfer dargereicht, um seine Gesundheit zu erhalten.

ð     Aber auch solch grosse Herrscher können der Hand Gottes nicht entfliehen. Augustus diente Gott ohne es zu merken.

ð     Sein Befehl, das Volk schätzen zu lassen, führte dazu, dass Maria und Joseph nach Bethlehem reisen mussten und dass sich die Vorhersage Gottes erfüllte, die er durch den Propheten Micha verkündigen liess:

Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. Micha 5,1.

ð     Natürlich hätte Gott auch andere Möglichkeiten gehabt Maria und Joseph nach Bethlehem zu bringen, nämlich indem der Engel Gabriel es ihnen geboten hätte.

ð     Der Schöpfer kann es sich aber leisten, eine Volkszählung zu veranlassen, die genau zu dem Zeitpunkt stattfindet, in der, der versprochene Retter in die Welt kommt, genau an dem Ort, der schon über 700 Jahre zuvor vorausgesagt wurde.

ð     Das ist doch eine Perfektion sondergleichen.

1.                  Anwendung

ð     Dies zeigt, dass Gott die Weltgeschichte nicht entglitten ist. Er ist Herr über allem Geschehen. Selbst der grosse Kaiser Augustus muss IHM zu Diensten sein. Es ist und bleibt so, wie es Daniel verkündigt:

Er ändert Zeit und Stunde; er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen ihren Verstand, / er offenbart, was tief und verborgen ist; er weiss, was in der Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter Licht. Dan.2,21-22.

ð     In unserer Welt geht es auch drunter und drüber. Alles befindet ins Rollen und wir können im Moment gar nicht abschätzen, was noch alles auf uns zukommen wird.

ð     Manchmal bekommt man den Eindruck, die Welt befände sich im freien Fall.

ð     Angst will uns überfallen, wenn wir die düsteren Aussichten betrachten.

ð     Wann wird Gott diesem Treiben ein Ende setzen? Wird er das überhaupt?

ð     Ganz bestimmt wird er das. Wie zur Zeit der Geburt Jesu, wird Gott zur rechten Zeit handeln.

ð     Als Christen haben wir aber allen Grund gelassen zu bleiben, denn wie zur Zeit des Kaisers Augustus, so hält Gott diese Weltgeschichte in seinen Händen. Er wird zum Ziel kommen und wir werden einmal darüber staunen, wie er alles gemacht hat.

ð     Wir haben allen Grund diesem Herrn zu vertrauen.

ð     Das Weihnachhtsgeschehen sagt uns: Gott wird alle Versprechen voll und ganz erfüllen. Wir können uns darauf verlassen. Jesus kommt bestimmt!

II.             Er kommt!

ð     Auch Maria und Joseph fügen sich dem Befehl des Kaisers.

ð     Sie nehmen den beschwerlichen Weg auf sich.

ð     Nazareth liegt 525 Meter und Bethlehem 777 Meter über dem Meeresspiegel. In etwa fünf Tagesmärschen konnte man Bethlehem von Nazareth her erreichen. Die Entfernung zwischen Nazareth und Bethlehem betrug 170 km.[7]

ð     Dies entspricht einer Strecke von: Zürich nach Arosa oder Beatenberg, Bellinzona, Davos, Fribourg, Neuenburg usw.

ð     Frauen können sich vielleicht vorstellen wie beschwerlich ein solche Strecke ist, wenn man im 8. oder 9. Monat ist.

ð     Nachdem sie nun Bethlehem, die Stadt David's erreicht hatten, gebar Maria ihren ersten Sohn.

ð     Bethlehem heisst übrigens "Brothausen" oder "Haus des Brotes", den Beth heisst Haus und Lechem heisst Brot. Jesus spricht von sich selbst als dem Brot des Lebens und er kommt in Brothausen zur Welt.

ð     Ganz im Stillen und in grosser Schlichtheit. So beschreibt auch Lukas dieses Ereignis:

Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Lk.2,7.

ð     Also gar nichts besonderes eine ganz normale Geburt, die sich äusserlich gesehen von keiner anderen unterscheidet. Man musste auch Jesus in Windel wickeln und auch er benötigte einen Platz zum Ruhen.

ð     Gott wurde ganz Mensch, um seinen Geschöpfen zu begegnen. Das unfassbare ist geschehen. Johannes drückt es so aus:

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns... Joh.1,14.

ð     Um noch zu erklären, warum Jesus in eine Futterkrippe gelegt wird sagt Lukas:

denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

ð     Warum es keinen Raum für sie gab erfahren wir nicht. Ob es böser Wille der Menschen, oder ob es einfach nicht anders möglich gewesen war. Warum es so gewesen ist scheint Lukas nicht besonders wichtig zu sein.

ð     Wichtig ist nur, dass dies für das Leben Jesu typisch ist. Bereits bei seiner Geburt hatte er keinen angemessenen Raum gefunden und sein Leben zeigt, dass er im Volk Israel den Platz nicht fand, der ihm eigentlich zugestanden hätte.

1.                  Evangelisation

ð     Johannes zeigt dies auch auf im Prolog zu seinem Evangelium, wenn er sagt:

Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Joh.1,11.

ð     Das ist eigentlich die Tragödie von Weihnachten und vom Leben Jesu generell. Er fand keinen Raum, die seinen nahmen ihn nicht auf.

ð     Hast Du Jesus aufgenommen? Oder ist Weihnachten für Dich ein Wiegenfest, das viele Erinnerungen aufwühlt?

ð     Ein Fest, wo die Gefühle Hochkonjunktur haben? Wenn wir unser Weihnachtstreiben betrachten, so bestätigt sich doch, dass in unseren Tagen Jesus genausowenig Raum findet wie damals.

ð     Kürzlich sagte sogar an ordinierter Pfarrer über Radio: Er sei sich nicht sicher, ob er die Weihnachtsgeschichte zusammen bringen würde. Und er bemerkte auch, dass es zu Ostern kaum etwas zu erzählen geben würde.
So weit sind wir in unserem sog. christlichen Gesellschaft gekommen.

ð     Wir sind bis heute aufgerufen Jesus Platz in unserem Leben zu geben. So heisst es in der Bibel:

Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben. Joh.1,12.

ð     Hast Du Jesus aufgenommen?

Schluss

ð     Zusammenfassung

ð     Es ist fast unbegreiflich, dass der Schöpfer des Himmels und der Erde, dem alle Macht gegeben ist, so auf die Erde kommt.

ð     Dies zu erklären ist sehr schwierig, aber eine kleine Geschichte kann uns, was an Weihnachten geschehen ist noch etwas deutlich machen.

ð     Sadu Sundar Singh erzählt:
Ein König hatte einen Minister, einen sehr gebildeten Mann, der Christ wurde und seinen Glauben vor dem ganzen Volk bekannte. Er erklärte, dass er an den Heiland glaube, der in diese Welt gekommen sei, um sie zu erlösen von Schuld und Tod. Dem König war das unverständlich. "Aber", sagte er, "wenn ich will, dass etwas geschehen soll, dann gebiete ich meinen Dienern, und das genügt. Warum sollte der König aller Könige selbst in diese Welt kommen?"
Der König wollte den Minister wegen seiner Bekehrung zum Christusglauben entlassen. Da er ihn aber sehr liebte, versprach er ihm Gnade, wenn er eine Antwort auf diese Frage wüsste. "Gewährt mir vierundzwanzig Stunden, Majestät", erwiderte der Minister, "und ich will Euch antworten."
Er liess einen geschickten Schnitzkünstler holen und trug ihm auf, eine Puppe anzufertigen und sie genau so zu kleiden wie das zweijährige Kind des Königs.
Am folgenden Tag machte der König im Boot eine Spazierfahrt. Der Schnitzkünstler war angewiesen, sich am Ufer des Flusses zu halten und auf ein vereinbartes Zeichen die Puppe ins Wasser zu werfen. Der König sah die Puppe fallen, und in der Meinung, es sei sein Kind, sprang er ins Wasser.
Der Minister fragte ihn dann, warum er selbst sein Kind habe retten wollen, während doch ein Wort an seine Diener genügt hätte. "Es ist das Herz des Vaters, das so handeln musste!" erwiderte der König.
Und der Minister antwortete: "So hat sich auch Gott nicht damit zufriedengegeben, den Menschen nur eine Heilsbotschaft zu senden, sondern seine unendliche Liebe liess ihn selbst vom Himmel herabsteigen, um uns zu retten..."[8]

ð     Haben wir nicht einen wunderbaren Gott!?

Amen



[1]Sueton: Augustus, 5.

[2]Sueton: Augustus, 100.

[3]Augustus: Res gestae, 10.

[4]Augustus: Res gestae, 35.

[5]Mit folgenden Worten wurde dem Augustus dieser Ehrentitel überreicht, ein Senator, Valerius Messala, sprach für den Senat: Glück und Heil, Cäsar Augustus, Dir und Deinem Hause! - denn dass wir mit diesen Worten zugleich Glück auch dem Staate und Freude dieser Stadt wünschen, das ist unsere Überzeugung-: der Senat im Einvernehmen mit dem römischen Volk grüßt Dich als Vater des Vaterlandes." und unter Tränen antwortete Augustus: Um was kann ich, versammelte Väter, am Ziel aller meiner Wünsche die unsterblichen Götter noch bitten, als daß ich das Glück habe, mir diese Eure gemeinsame Liebe bis an mein Lebensende zu erhalten? (Sueton: Augustus, 58.)

[6]Augustus: Res gestae, 8.

[7]Wuppertaler Studienbibel: Lukas, S. 45.

[8]Beisp. 83.