Aus Liebe
zu dir
Lukas 23, 1-12
Jürg Birnstiel
28.03.1999
Gliederung
I. Verklagt
1. Anwendung
II. Im Stich gelassen (Pilatus)
III. Verspottet (Herodes)
1. Anwendung
Einleitung
ð Nächste Woche ist bereits Karfreitag und Ostern. Tage, die man im allgemeinen dazu nutzt, um sich zu entspannen. Einige Tage Ferien zu machen usw.
ð Viele Menschen wissen gar nicht mehr, welchen Sinn und Inhalt diese Tage haben. Sie wissen nicht mehr, an was man sich dabei erinnern sollte.
ð Wir wollen uns auf diese Tage einstimmen, indem wir einen Abschnitt im Prozess gegen Jesus genauer betrachten.
ð Mit List bemächtigten sich die führenden Juden Jesus. Sie benutzten Judas dazu. In einem Verhör vor dem Hohen Rat wurde das Urteil ausgesprochen, das schon vor diesem Verhör feststand. Der Hohe Rat scheute nicht davor zurück, falsche Zeugen aufzubieten. Und als sie mit diesen Zeugenaussagen nicht weiterkamen befragten sie Jesus so, dass sie ihm das Urteil der Gotteslästerung anhängten und somit war sein Todesurteil gesprochen.
ð Jesus musste einfach beseitigt werden. Nun hatte der Hohe Rat ein Problem, denn sie durften keine Todesstrafen vollziehen.
Im Talmud findet sich die Tradition, dass "40 Jahre
vor der Zerstörung des Tempels (also erst ums Jahr 30 unsrer Zeitrechnung) das
Recht, Todesurteile zu fällen, Israel entzogen worden sei (Cant.34,2)". [1]
Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmt ihr ihn hin und
richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dürfen niemand
töten. Joh.18,31.
ð So schleppten sie Jesus zu Pilatus, der das römische Reich vertrat und in Judäa die Regierungsgewalt innehatte. Er konnte einen Menschen zu Tode verurteilen.
ð Lesen wir also diesen Abschnitt in der Bibel.
Text lesen: Lk.23,1-12
ð Man muss sich das nun so vorstellen. Jesus wurde ins Haus des Pilatus geführt. Die Pharisäer und Schriftgelehrten blieben aber vor dem Haus stehen, denn sie hätten sich sonst verunreinigt, wenn sie das Haus eines Heiden betreten hätten und so wäre es ihnen nicht möglich gewesen am Passamahl teilzunehmen. Joh.18,28.
ð Wenn Pilatus mit Jesus sprechen will, dann muss er zwischen Jesus und den Anklägern hin und her laufen.
ð Nun können wir staunend zuhören, was der Hohe Rat gegen Jesus vorbringt:
¦ Sie werfen Jesus
vor, dass er das Volk aufhetzt
¦ Er soll den Leuten
verkünden, dass sie dem Kaiser keine Steuern bezahlen müssten. Mit anderen
Worten, er wiegelt das Volk gegen das römische Reich auf.
¦ Und um das ganze
noch völlig zu dramatisieren, sagen sie, er behaupte er sei der Christus und
ein König.
ð Damit wollen sie Jesus als einen Staatsfeind darstellen. Sie wollen Pilatus deutlich machen, dass Jesus die Herrschaftansprüche Roms bedrohe.
ð Vor dem Hohen Rat aber war nie die Rede vom König. Man sprach dort vom Sohn Gottes. Aber hier musste der Sache diese Betonung gegeben werden, damit sie überhaupt eine Chance hatten, dass Pilatus Jesus verurteilte.
ð Es ist eigenartig, was hier vor sich geht. Einerseits sind die Leute besorgt darüber, sie könnten sich durch das Betreten des Hauses verunreinigen, andererseits scheuen sie nicht davor zurück Jesus in schamloser Weise zu verleugnen und Pilatus anzulügen.
ð Wie treffend beschrieb Jesus diese Leute:
Weh euch Gesetzeslehrern und Pharisäern! Ihr Scheinheiligen! Ihr seid wie weiss angestrichene Gräber, die äusserlich schön aussehen; aber drinnen sind Totengebeine und alles mögliche Ungeziefer, das unrein macht. / So seid ihr: Von aussen hält man euch für fromm, innerlich aber steckt ihr voller Heuchelei und Ungehorsam gegen Gott. Mt.23,27-28.
ð So kann Frömmigkeit aussehen. Keiner von uns kann sagen, dass er nie in der Gefahr steht, so zu handeln.
ð Oft ist es so: Je schlechter es in mir drin aussieht, desto mehr neige ich dazu meinen Glauben an Äusserlichkeiten fest zu machen.
ð Ich bete dann nicht, weil ich mit meinem Herrn sprechen möchte, sondern ich bete, weil ich beten muss.
ð Aufstehen beim Beten (Russlanddeutsche)
ð Es wäre interessant zu wissen, wie wir heute als Christen, auf Jesus reagieren würden, wenn er unter uns in Zürich leben würde.
ð Menschen die extrem viel Wert auf Äusserlichkeiten legen, sind oft innerliche sehr unsicher, sie brauchen diesen äusseren Halt. Sie neigen aber dann auch zur Hartherzigkeit.
ð Menschen die Wert auf das Innere und die Gesinnung eines Menschen legen sind eher barmherzig.
ð Pilatus hat die Sache durchschaut. Er traute diesem Hohenrat nicht. Er durchschaute diese Falschheit. Er realisierte, dass hier Neid im Spiel ist.
Mt 27,18 Denn er wußte, daß sie ihn aus Neid
überantwortet hatten.
Mk 15,10 Denn er wußte, daß die Hohenpriester ihn aus
Neid überantwortet hatten.
ð Pilatus geht nun zu Jesus und fragt ihn, ob er nun der König der Juden sei. Lukas fasst an dieser Stelle das Gespräch mit Jesus kurz zusammen. So sagt Jesus: Du sagst es.
ð Im Johannesevangelium finden wir eine ausführlichere Beschreibung dieses Gesprächs:
Joh 18,33 Nun ging Pilatus wieder ins Amthaus hinein und rief
Jesus und fragte ihn: Bist du der König der Juden?
Joh 18,34 Jesus antwortete: Redest du das von dir selbst, oder
haben es dir andere von mir gesagt?
Joh 18,35 Pilatus antwortete: Bin ich denn ein Jude? Dein Volk
und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet! Was hast du getan?
Joh 18,36 Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser
Welt; wäre mein Reich von dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, daß ich
den Juden nicht ausgeliefert würde; nun aber ist mein Reich nicht von hier.
Joh 18,37 Da sprach Pilatus zu ihm: So bist du also ein König?
Jesus antwortete: Du sagst es; ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu
in die Welt gekommen, daß ich der Wahrheit Zeugnis gebe; jeder, der aus der
Wahrheit ist, hört meine Stimme.
Joh 18,38 Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit? Und nachdem
er das gesagt hatte, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen:
Ich finde keine Schuld an ihm!
ð Pilatus geht wieder vor das Haus und sagt den Juden: Ich finde keine Schuld an diesem Menschen.
ð Sie beginnen nun Pilatus zu bestürmen und nochmals zu betonen, wie Jesus das Volk aufwiegelt, dabei merken sie gar nicht, dass sie die sind, die das Volk aufwiegeln gegen Jesus.
ð Sie erwähnen, Jesus sei von Galiläa nach Jerusalem gekommen.
ð Als Pilatus das Stichwort Galiläa hörte, fand er für sich eine Möglichkeit, wie er sich aus der Schlinge ziehen konnte. Er sagte, dann soll Herodes, der für Galiläa zuständig ist darüber befinden.
ð Herodes befand sich wegen dem Passafest auch in Jerusalem.
ð Pilatus hat Jesus, obwohl er von seiner Unschuld überzeugt war, im Stich gelassen.
ð Wer Herodes ist Folie
ð Nun kommt Jesus zu Herodes, dem Mann, der Johannes den Täufer für einen Tanz der Salome köpfen liess. Er glaubte zuerst, als er von Jesus hörte, es Johannes der auferstanden wäre.
Als es aber Herodes hörte, sprach er: Es ist
Johannes, den ich enthauptet habe, der ist auferstanden. Mk.6,16.
ð Nun freut sich Herodes sehr Jesus zu sehen. Viel hatte er von ihm gehört, aber noch nie gesehen.
ð Ihn interessierte keineswegs wer Jesus ist, sondern er hoffte lediglich Zeuge eines Spektakels zu werden.
ð Für Herodes und seinen blasierten Hof war Jesus nur, was ein geschickter Gaukler für derartige Leute ist, ein Gegenstand der Neugier.
ð Aber Jesus gab sich dazu nicht her; für einen so gesinnten Menschen, in welchem er ohnehin den verabscheuungswürdigen Mörder des Täufers vor Augen hatte, hatte er weder Worte noch Wundertaten.
ð Weder durch die Fragen des Herodes noch durch die harten und ungerechtfertigten Anklagen des Hohen Rates liess sich Jesus zum Reden bewegen. Er wusste, dass es hier nicht um ein echtes Suchen nach der Wahrheit ging.
ð Herodes, der sich durch das Schweigen Jesu beleidigt und gedemütigt fühlt, rächt sich dafür durch Verachtung.
ð Einen weissen Mantel, wie ihn die jüdischen Könige und die römischen Grossen bei feierlichen Gelegenheiten trugen, liess er ihm anziehen.
ð Das war eine Verspottung der hohen Ansprüche Jesu, aber zugleich eine indirekte Erklärung seiner Unschuld wenigsten in politischer Hinsicht.
ð So schickt er Jesus wieder zu Pilatus zurück.
ð Über Jesus zu spotten, sich über den Glauben lustig machen, das ist bis heute aktuell.
ð Im Moment wirbt sogar eine Firma mit dem Slogan: Denn sie wissen nicht was wir tun!
ð So etwas finde ich wirklich geschmacklos!
ð Was hier geschieht ist für uns eine grosse Herausforderung. Denn Jesus lehrte seine Jünger, dass es ihnen nicht besser gehen wird als ihm selbst.
ð Wurde Jesus verfolgt, verleumdet und verspottet, so kann uns dasselbe zustossen. Sind wir darauf gefasst?
ð Jesus sagt:
Freuen dürfen sich alle, die verfolgt werden, weil sie tun, was Gott will – mit Gott werden sie leben in seiner neuen Welt. / Freuen dürft ihr euch, wenn sie euch beschimpfen und verfolgen und verleumden, weil ihr zu mir gehört. / Freut euch und jubelt, denn Gott wird euch reich belohnen. So haben sie die Propheten vor euch auch schon behandelt. Mt.5,10-12.
Schluss
ð Zusammenfassung
ð Jesus liess sich das alles gefallen. Er war bereit für uns zu sterben, damit es möglich wird, dass wir mit Gott Frieden bekommen.
ð Der Grund, warum er das tat ist einzig und allein: Aus Liebe zu Dir!!
ð Jesus hat es für Dich gemacht. Er war bereit – wegen Dir – sich alles gefallen zu lassen.
ð Du kannst Jesus verstossen. Du kannst über ihn spotten. Aber eines kannst Du nicht ausradieren: Er hat dich lieb und liess sich aus Liebe zu Dir demütigen.
ð Es liegt an Dir, ob Du seine Liebe annehmen willst.
Amen