Gott ist
ein Produkt unserer Gedanken
Reihe: Lügen
über Gott (1)
Schriftlesung: Jesaja 44, 6-20
I. Der gedachte Gott befriedigt
Einleitende
Gedanken
í Wir leben in einer Welt voller Lügen. Oder wir können auch ein schöneres Wort benutzen: einer Welt voller Illusionen. Es scheint sogar, dass wir die Welt gar nicht ertragen würden, wenn wir uns nicht verschiedenen Lügen hingeben würden.
í Die grössten Lügen, die unsere Welt bestimmen, sind Lügen über Gott. Hätten die Lügen über Gott nicht einen so grossen Erfolg, würde die Welt ganz anders aussehen. Wären die Lügen über Gott nicht so verbreitet, würde die gesamte Menschheit sich vor dem Schöpfer beugen.
í
X
Seit dem Sündenfall ist der Widersacher
Gottes am Werk, die Menschen zu täuschen und Lügen zu verbreiten. Es begann mit
der Frage:
»Hat Gott wirklich gesagt?« (1. Mose 3, 1)
í
X
Die Schlange zieht die deutliche Aussage
Gottes in Zweifel. Gott kann es doch nicht so gemeint haben – oder? Eva –
natürlich kannst Du von diesen Früchten essen.
»Nein, nein«, sagte die Schlange, »ihr werdet bestimmt
nicht sterben!“ (1. Mose 3, 4)
í
Ich verrate Dir den tiefsten
Grund dieses Verbots:
X
Gott weiss: Sobald ihr davon esst, werden euch die Augen
aufgehen, und ihr werdet alles wissen, genau wie Gott. Dann werdet ihr euer
Leben selbst in die Hand nehmen können.« (1. Mose 3, 5)
í Eva, die Wirklichkeit ist ganz anders als Du denkst, anders als es Gott sagte. Du musst umdenken, was Gott sagte ist nicht zuverlässig. Leider hörte Eva auf diese Stimme. Ihre Sehnsucht etwas Besseres zu bekommen war gross. Aber – wie wir wissen – es war eine Illusion, sie war einem Lügner anheim gefallen und zwar einem skrupellosen Lügner. Jesus sagte über diesen Lügner:
X
Er war von Anfang an ein Mörder und stand nie auf dem
Boden der Wahrheit, weil es in ihm keine Wahrheit gibt. Wenn er lügt, redet er
so, wie es seinem ureigensten Wesen entspricht; denn er ist ein Lügner, ja er
ist der Vater der Lüge. Johannes 8, 44.
í Wir werden in dieser Predigtreihe einige dieser Lügen betrachten. Lügen, die unsere Gesellschaft als Wahrheit akzeptiert hat und deshalb ist es für uns wichtig, scheinbaren Wahrheiten zu hinterfragen.
í Heute geht es um die weit verbreitete Lüge, dass Gott ein Produkt unserer Gedanken sei.
Bibelstellen zum Nachschlagen: 1. Mose 3, 1.4-5; Johannes 8, 44
|
Es ist eine weit verbreitete und anerkannte Tatsache, dass jeder sein eigenes Gottesbild pflegt. Hauptsache, ich bin mit meinem Gott zufrieden. Hauptsache, ich kann mit ihm leben und er bereichert mein Leben.
Gemäss einer Studie, die 1997 in der Sonntagszeitung veröffentlich wurde, antworteten die Befragten auf die Frage: Glauben sie an Gott oder an eine höhere Macht:
60-74 |
40-49 |
15-19 |
|
65% |
49.5% |
47% |
Ich glaube an Gott |
26% |
29,5% |
31% |
Ich glaube an höhere Mächte und Wesen |
8% |
15% |
19% |
Nein, ich glaube weder an Gott noch an höhere Mächte und Wesen |
1% |
6% |
3% |
weiss nicht |
SonntagsZeitung,
14. Dezember 1997, S. 109
Das sieht gar nicht so schlecht aus. Viele Menschen sind
der Überzeugung es gäbe einen Gott oder zumindest eine höhere Macht. Würde man
nach den jeweiligen Vorstellungen über Gott fragen, würde uns eine grosse
Vielfalt begegnen, denn auch in dieser Frage findet unser Individualismus Ausdruck.
Jeder stellt sich seinen eigenen Gott zusammen. Man kann das mit einem reichhaltigen Buffet vergleichen, auf dem schön und ansprechend die verschiedensten Gottheiten präsentiert werden. Nun schreitet jeder ans Buffet und sucht sich aus, was ihm gefällt und packt es sich auf seinen Teller. Ich stelle mir das Essen nach meinem Geschmack zusammen. Die Leute vor und hinter mir lieben andere Dinge, die sie auf ihren Teller packen. Jeder hat somit seine ganz persönliche und individuelle Zusammenstellung. Es gibt keine besseren oder schlechteren Zusammenstellungen. Ich verurteile nicht denjenigen vor mir, der sich etwas ganz anderes aussucht. Und so treffe ich meine Wahl und bilde mir eine Vorstellung von Gott, die »mir passt«, die mir schmeckt. Und angesichts der grossen Wahlmöglichkeiten am Buffet wird jeder Gott denkbar.
Das nennt man heute Patchworkreligion, analog zu den Patchwork Familien. Jeder soll seinen eigenen Gott, ein Gott nach seinen Vorstellungen haben.
Schon Paulus formulierte diesen scheinbar modernen Umgang mit Gott:
X
Trotz allem, was sie über Gott wussten, erwiesen sie ihm
nicht die Ehre, die ihm zukommt, und bleiben ihm den Dank schuldig. Sie
verloren sich in sinnlosen Gedankengängen, und in ihren Herzen, denen jede
Einsicht fehlte, wurde es finster. Römer 1, 21.
X
An die Stelle der Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes
setzten sie das Abbild des vergänglichen Menschen und die Abbilder von Vögeln,
vierfüssigen Tieren und Kriechtieren. Römer 1, 23.
So modern, wie wir meinen, sind wir gar nicht. Dieses Phänomen des erdachten Gottes, beobachtet der Philosoph Ludwig Feuerbach (1804-1872). Er sagte:
X
Was der Mensch nicht ist, aber zu sein wünscht, das
projiziert er gleichsam auf eine überdimensionale transzendente Leinwand. Diese Leinwand reflektiert die menschlichen
Vorstellungen.
Diese Reflexion der eigenen Vorstellungen bildet die Gottheit des Menschen. Mit dieser Theorie prägte Feuerbach Generationen. Und, man muss ihm zugestehen, seine Beobachten waren gar nicht so falsch. Doch seine Schlussfolgerungen waren zu radikal. Er sagte seinen Studenten zum Schluss seiner Vorlesung über „Das Wesen der Religion“ folgendes:
„Ich betrachte es als meine Aufgabe, sie aus
Gottesfreunden zu Menschenfreunden, aus Gläubigen zu Denker, aus Betern zu
Arbeitern, aus Kandidaten des Jenseits zu Studenten des Diesseits.“
Feuerbach ging damit
entschieden zu weit, denn wenn Menschen sich ihren eigenen Gott
zusammenbasteln, heisst das noch lange nicht, dass es keinen Gott gibt.
Die Projektionstheorie von Feuerbach war aber schon damals nichts Neues. Seid dem Sündenfall schaffen sich Menschen eigene Gottheiten. Wie absurd das ist, zeigt dieser Gedanke im Jesaja:
X
Den einen Teil des Holzes verbrennt er; auf dem Feuer brät
er sich Fleisch und isst sich an dem Braten satt. Er sitzt am Feuer und sagt:
»Ah, das wärmt! Was für ein schönes Feuer!« (Jesaja 44, 16)
X
Aus dem anderen Teil macht er sich einen Gott und wirft
sich davor nieder. Er betet zu dem Holz und sagt: »Rette mich! Du bist doch
mein Gott.« (Jesaja 44, 17)
í
X
Gott hält gar nichts von
solchen religiösen Handlungen, im Gegenteil:
Die Götzenverehrer haben keinen Verstand. (Jesaja 44, 18)
X
Genausogut könnte er die Asche anbeten. Sein törichtes
Herz hat ihn in die Irre geführt. Auf diesem Weg kann er sein Leben nicht
retten. Er müsste zur Einsicht kommen und sagen: »Das ist doch Lug und Trug,
was ich da in der Hand halte!« (Jesaja 44, 20)
Wie auch immer das geschieht. Ein erdachter Gott befriedigt den Menschen, denn alles, was mich beunruhigen würde, kann ich weglassen. Ich nehme von jedem Gott und von jeder Religion, das, was mir gefällt und das, was ich denke, dass es mir gut tut.
Im Zentrum steht nicht eine Wirklichkeit, sondern meine eigenen Bedürfnisse.
Ein erdachter Gott kann lediglich
befriedigen. Er kann helfen, mein religiöses Bedürfnis zu stillen. Das geht so
lange, bis diese Lüge entlarvt wird, bis die Illusion platzt.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Jesaja 44, 15-20; Römer 1, 21-23
|
Neben diesen vielen selbst erdachten Gottheiten, existiert Gott, der für sich in Anspruch der einzig wahre und anbetungswürdige Gott zu sein.
Ich
bin der Erste und ich bin der Letzte; ausser mir gibt es keinen Gott. Jesaja 44,
6.
Das Problem, das wir mit Gott haben, liegt darin begründet, dass wir ihn für uns nicht gefügig machen können. Gott ist und bleibt uns immer überlegen. Der Propheten Jesaja sagte:
X
Er, der hohe und erhabene Gott, der Heilige, dessen Thron
ewig steht, sagt: »Ich wohne in der Höhe, in unnahbarer Heiligkeit“. (Jesaja
57, 15)
Für uns Menschen ist Gott unerreichbar, kein Mensch kann Gott einfach sehen. Paulus schrieb Timotheus:
X
Gott, der als einziger Unsterblichkeit besitzt und der in
einem unzugänglichen Licht wohnt, er, den kein Mensch je gesehen hat und den
kein Mensch je sehen kann. Ihm gebühren Ehre und Macht für immer und ewig! 1. Timotheus
6, 16.
Gott lässt sich von uns Menschen nicht
ergreifen. Zu Jeremia sagte er:
X
„Ich bin nicht der nahe Gott, über den ihr verfügen könnt,
ich bin der ferne Gott, der über euch verfügt.“ (Jeremia 23, 23)
í Gott lässt nicht über sich verfügen. Könnten wir über Gott verfügen, dann wäre nicht er, sondern wir wären Gott. Gott nähert man sich nicht mit erhabenen Gedanken, sondern anerkennend und anbetend.
í
X
Niemand hat eine Entschuldigung, wenn er sich
seinen eigenen Gott zusammenzimmert. Er schrieb den Römern:
Es ist
doch das, was man von Gott erkennen kann, für sie deutlich sichtbar; er selbst
hat es ihnen vor Augen gestellt. Römer 1, 19.
X
Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein
sichtbarer Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Macht und
sein göttliches Wesen. Die Menschen haben also keine Entschuldigung. Römer 1, 20.
í Gott bleibt Gott, selbst wenn wir uns eigene Götter ausdenken. Es ist wie mit uns selbst. Da mögen Menschen denken, was ich alles kann, sie mögen denken ich würde sehr gut englisch sprechen. Sie mögen denken, dass ich immer und überall helfe. Aber sie können denken was sie wollen, es stimmt nicht, ich bin anders. Ich werde nicht mehr englisch lernen, damit ich ihren Vorstellungen entsprechen kann. Entweder leben sie damit, wie ich bin oder sie lassen es.
í
X
Das ist ja gerade das grossartige am wahren
Gott, dass er sich nicht verändert, dass man sich auf ihn verlassen kann.
Paulus meinte zu Timotheus:
Unsere
Untreue hebt seine Treue nicht auf, denn er kann sich selbst nicht untreu
werden. 2. Timotheus 2, 13.
í Wir können Gott nicht fassen, aber Gott hat sich durch Jesus in besonderer Weise zu erkennen gegeben. Als Philippus Jesus bat, er möge ihm den Vater zeigen, antwortete er:
X
„So lange bin ich schon bei euch, und du kennst mich immer
noch nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst
du da sagen: Zeige uns den Vater?“ Johannes 14, 9.
í
X
Das ist tiefste christliche Überzeugung.
Johannes beginnt sein Evangelium mit:
Am Anfang
war das Wort; das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Johannes 1, 1.
í Und er führt diesen Gedanken weiter und sagt:
X
Er (Jesus), der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch
und Blut und lebte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit
voller Gnade und Wahrheit, wie nur er als der einzige Sohn sie besitzt, er, der
vom Vater kommt. Johannes 1, 14.
í Gott ist also in Jesus Mensch geworden und hat sich uns offenbart. Deshalb gibt es keine wirklich Gotteserkenntnis ohne Jesus. Niemand kommt an Jesus vorbei, der den wahren und realen Gott erkennen und ihm begegnen will. Es ist der unveränderliche Gott, auf den sich jeder verlassen kann. Von Jesus heisst es:
X
Jesus Christus ist immer derselbe – gestern, heute und in
alle Ewigkeit. Hebräer 13, 8.
í Jesus lässt sich wenig beeindrucken von dem, was wir über ihn Denken, er passt sich nicht unseren Gedanken an. Er ist der, der er ist.
X
„Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine
Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei
machen.“ Johannes 8, 31-32.
í Wenn wir uns vor dem realen Gott beugen, werden wir frei, wir werden gerettet.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Jesaja 57, 15; Jeremia 23, 23; Johannes 1, 1.14; Johannes 8, 23.31-32; Johannes 14, 9; Römer 1, 19-20; 1. Timotheus 6, 16; 2. Timotheus 2, 13, Hebräer 1, 3; Hebräer 13, 8
X
Schlussgedanke
Der gedachte und von uns konstruierte Gott befriedigt höchsten unsere religiösen Bedürfnisse. Hingegen macht uns der reale Gott frei – frei von der Sünde, frei von unserer Verlorenheit.
Es ist eine freche Lüge, dass Gott lediglich ein Produkt unserer Gedanken ist. Vielleicht ist Dein Gott ein Produkt Deiner Gedanken, aber der Gott der Bibel ist der wirklich lebende Gott.
Ich habe von einem Christen gelesen, der zu Leuten, die ihm erzählten, dass sie die Sache mit Gott aufgegeben haben, sagt: „Beschreiben Sie mir den Gott, an den Sie nicht glauben, denn es ist wahrscheinlich, dass ich an diesen Gott auch nicht glaube.“
Wir können die Existenz Gottes nicht so beweisen, dass es jeder einfach glauben muss. Aber jeder der an den Gott der Bibel glaubt, erlebt seine Gute und Kraft. Ohne Glauben, können wir uns Gott nicht nähern. Im Hebräer steht:
X
Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu
gefallen. Wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass es ihn gibt und dass er
die belohnt, die ihn aufrichtig suchen. Hebräer 11, 6.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Hebräer 11, 6; 1. Petrus 3, 15
Amen