Der Ursprung des Lebens

Johannes-Evangelium 1, 1-5

Reihe: Leben entsteht! (1/4)

Die etwas andere Weihnachtserzählung

 

Schriftlesung: Johannes-Evangelium 1, 1-5

 

 

 

Gliederung

 

I.    Am Anfang ist das Leben

II.   Das Leben wird zum Licht


Einleitende Gedanken

Heute Nachmittag ist die zweite Probe für unser Weihnachtsmusical und in zwei Wochen ist bereits der 1. Advent und traditionell das Kerzenziehen der Jungschi im Rütihof.

Das sind eindeutige Zeichen dafür, dass wir uns in grossen Schritten Weihnachten nähern. So dachte ich mir, dass ich eine Predigtreihe machen könnte, die uns etwas auf Weihnachten vorbereitet.

Aber, da wir für die klassischen Weihnachtstexte, dann doch noch etwas weit von Weihnachten entfernt sind, entschloss ich mich für die nächsten Sonntage das 1. Kapitel im Johannesevangelium genauer anzuschauen.

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Vielleicht denken jetzt einige, was dieses Kapitel mit Weihnachten zu tun hat. Die Berichte zu Weihnachten stehen doch im Matthäus- und Lukas-Evangelium. Das ist richtig. Diese klassischen Weihnachtserzählungen finden wir in diesen beiden Evangelien und nicht im Johannesevangelium. Und doch – berichtet dieses erste Kapitel des Johannesevangeliums über die Entstehung des Leben. Und dieses Leben, ist wiederum mit der Menschwerdung Gottes eng verbunden. Insofern hat dieses Kapitel schon etwas mit Weihnachten zu tun. Deshalb habe ich zum Titel dieses Quattros:

Leben entsteht!

Den Untertitel geschrieben:

Die etwas andere Weihnachtserzählung

Heute beginne ich mit den ersten 5 Versen:

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„Am Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Der, der das Wort ist, war am Anfang bei Gott. Durch ihn ist alles entstanden; es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist. In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht der Menschen. Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können.“ (Johannes 1, 1-5)

Dieser für manche Ohren geheimnisvolle Text, berichtet über den Ursprung des Lebens. Das möchte ich Euch heute erklären. Natürlich ist es mein Wunsch, dass der Text nicht geheimnisvoll bleibt, sondern an Faszination gewinnt.

Bibelstellen zum Nachschlagen:

I.          

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Am Anfang ist das Leben

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Johannes beginnt die Erzählung über das Leben von Jesus mit einer fundamentalen Aussage. Er beginnt nämlich ganz am Anfang, oder besser gesagt: er beginnt vor der Erschaffung des Himmels und der Erde, also bevor die Welt und das Leben auf ihr existierte. Er beginnt in der Ewigkeit. Und – was war vor dieser Schöpfung, in dieser Ewigkeit?

„Am Anfang war das Wort.“ (Johannes 1, 1)

Zuerst, bevor irgendetwas geschaffen wurde, war das Wort, denn Johannes wird gleich sagen, dass dieses Wort, die Welt geschaffen hat.

Doch was ist das für ein Wort? Oder anders gefragt: Was meint Johannes mit diesem Begriff „Wort“? Weshalb sagt er nicht gleich, dass er hier von Jesus spricht? Ist das, was er hier schreibt nicht etwas verwirrend?

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„Am Anfang war das Wort;

das Wort war bei Gott,

und das Wort war Gott.“ (Johannes 1, 1)

Etwas abstrakt für unsere Ohren. Klar, wer sich mit dem 1. Kapitel schon mal beschäftigt hat, weiss, dass Johannes den Gedanken so weiterentwickelt, dass unmissverständlich deutlich wird, dass er Jesus damit meint. Doch warum sagt er es nicht klar und direkt? Es wäre doch so einfach:

„Am Anfang war Jesus;

Jesus war bei Gott,

und Jesus war Gott.“ (Johannes 1, 1)

Warum sagt er das nicht so direkt? Weshalb macht er das in dieser etwas geheimnissvollen Weise?

Das hat eben seinen guten Grund. Für die ersten Leser, war die Botschaft des Johannes klar und für gewisse Leute auch sehr provokativ. Hätte Johannes hier statt Wort Jesus geschrieben, wäre die Botschaft nicht klar und treffend gewesen. Das will ich jetzt erklären.

Intuitiv ist uns klar, dass „Wort“ wesentlich mehr aussagt. Es geht hier nicht um ein geschriebenes oder gesprochenes Wort.

Im griechischen steht LOGOS. LOGOS wird ganz korrekt mit Wort ins Deutsche übersetzt. Nur hat dieses griechische Wort ein enorm grosses Bedeutungsfeld. Von einer fast banalen Bedeutung, wie wir sie verstehen, ein geschriebenes oder gesprochenes Wort, hat LOGOS eine tiefsinnige philosophische Bedeutung. Es ist der elementare Begriff, wenn es um die Sinnsuche und Erklärung der Welt und des Lebens geht.

LOGOS war damals im griechischen Denken der Inbegriff für die Frage nach der treibenden Kraft im Universum.

Wenn man vom LOGOS sprach, bezeichnete man damit die Kraft, die unbelebte Materie formt, den Pflanzen Wachstum und den Tieren Bewegung gibt.

Die Frage nach dem LOGOS, war eigentlich die Frage nach der schöpferischen Kraft und schliesslich die Frage nach dem Schöpfer selbst.

Wenn beispielsweise ein griechischer Philosoph eine Blume betrachtete, stellte sich ihm unweigerlich die Frage nach dem LOGOS. Welche Kraft oder moderner ausgedrückt, welche Intelligenz bewirkt, dass diese Blume wächst und sich sogar fortpflanzt.

Übringens spielt der philosophische LOGOSbegriff in der griechischen Götterwelt eine wichtige Rolle, denn der LOGOS wird dort personifiziert in der Gestalt des Gottes Hermes oder auch mit anderen Göttern.

Johannes hätte keine bessere Wahl treffen können, um die Botschaft des Evangeliums in jene Welt hineinzusagen.

„Am Anfang war das Wort;

das Wort war bei Gott,

und das Wort war Gott.“ (Johannes 1, 1)

Also mit anderen Worten sagt er den Menschen. Das, was ihr sucht, der LOGOS, der existierte schon bevor die Welt erschaffen wurde, er trat aus der Ewigkeit hervor. Das „Wort“, der LOGOS, steht über der Schöpfung und ist nicht Teil der geschaffenen Welt.

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Dieses Wort, war bei Gott, aber nicht nur das - es ist noch viel grossartiger, denn das Wort ist Gott!

„Der, der das Wort ist, war am Anfang bei Gott.“ (Johannes 1, 2)

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In diesem 2. Vers personifiziert Johannes das Wort. Das Wort ist also nicht ein Gedanke oder eine abstrakte Kraft. Dieses Wort ist eine Person. Zwischen dem Wort und Gott existiert eine innere Einheit von allem Anfang an. Und – das Wort ist ja gleichzeitig Gott selbst. Johannes will jetzt sagen, dieser LOGOS ist genau das, wonach ihr fragt und sucht. Er existierte schon immer, vor der Schöpfung der Welt. Er ist eine Person und er ist Gott. Dieses Wort hat alles erschaffen.

„Durch ihn ist alles entstanden; es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist.“ (Johannes 1, 3)

Alles, restlos alles wurde durch das Wort geschaffen. Die ganze griechische und römische Götterwelt hat mit der Schöpfung nichts zu tun. An der Schöpfung sind nicht verschiedene Götter beteiligt. Es ist ein Gott, der alles geschaffen hat. Nichts gibt es in dieser Welt, das nicht durch dieses Wort geschaffen worden wäre. Genau das sagt auch Paulus über Jesus:

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„Denn durch Jesus wurde alles erschaffen, was im Himmel und auf der Erde ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, Könige und Herrscher, Mächte und Gewalten. Das ganze Universum wurde durch ihn geschaffen und hat in ihm sein Ziel.“ (Kolosser 1, 16)

Heute würden wir das anders formulieren. Es gibt ja Leute, die in Bezug auf die Schöpfung sich schwer vorstellen können, dass das alles durch Zufall entstanden ist. Sie glauben aber auch nicht, an einen Schöpfer. Sie denken, dass es irgend eine Intelligenz geben muss, die hinter dieser ganzen Entwicklung steht. Diesen Leuten würde Johannes vermutlich folgendes schreiben.

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„Am Anfang war die Intelligenz;

die Intelligenz war bei Gott,

und die Intelligenz war Gott.“ (Johannes 1, 1)

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Und wir könnten die Intelligenz personifizieren, wie das Johannes mit dem LOGOS gemacht hat:

„Der, die Intelligenz ist, war am Anfang bei Gott.“ (Johannes 1, 2)

Ob diese Leute sich überzeugen liessen, kann man bezweifeln, aber für uns, die wir Jesus kennen und ihm vertrauen, kann dieser Gedanke sehr hilfreich sein und unser Vertrauen in Jesus festigen.

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Johannes entwickelt diesen Gedanken aber weiter.

„In ihm war das Leben.“ (Johannes 1, 4)

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Dieses Wort ist nicht einfach etwas starres, abstraktes und fremdes, sondern dieses Wort ist das Leben. Alles was mit Leben bezeichnet werden kann, steht immer in Verbindung mit diesem Wort, in Verbindung mit Jesus Christus. Der Ursprung jeden Lebens hat seine Wurzeln in diesem Wort, das in Jesus Christus Mensch geworden ist. Das gilt bis zum heutigen Tag. Dass wir heute morgen aufstehen konnten und die Welt sich immer noch dreht, verdanken wir einzig und allein Jesus. Paulus sagt es so:

„Jesus war vor allem anderen da, und alles besteht durch ihn.“ (Kolosser 1, 17)

Alles wird durch ihn am Leben erhalten. Er ist das Wort des Lebens. Oder eben: der LOGOS des Lebens.

Ich finde es enorm, mit welcher Wucht Johannes das Evangelium den damaligen Menschen nahe gebracht hat. Wie er den Christen half, zu verstehen wer Jesus ist.

Wir sollten darüber begeistert sein, dass wir zu Jesus gehören, der der Ursprung allen Lebens ist.

Bibelstellen zum Nachschlagen: 1. Mose 1, 1; Johannes 6, 62; Johannes 8, 58; Johannes 17, 5; 2. Korinther 8, 9; Philipper 2, 6; 1. Johannes 1, 1

II.        

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Das Leben wird zum Licht

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Der LOGOS blieb nun nicht beim Vater. Er machte sich auf den Weg zu den Menschen. Er sah, wie verloren, verlassen und orientierungslos die Menschen sind. Wie hoffnungslos sie leben. So machte er sich auf den Weg.

„In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht der Menschen.“ (Johannes 1, 4)

Er hatte den Vater verlassen. Nun, wenn das Wort Gott ist, dann geschah nichts anderes, als Gott die Erde besuchte, um den Menschen Orientierung zu geben. Paulus sagte einmal über diesen Weg von Jesus:

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„Jesus, der Gott in allem gleich war und auf einer Stufe mit ihm stand, nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus.“ (Philipper 2, 6)

Er machte sich auf, hin zu den Menschen. Er ging in diese von Sünde, Chaos und Orientierungslosigkeit gezeichnete Welt. Wie das schon Jesaja ankündigte.

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„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein grosses Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ Jesaja 9, 1

Jesus ist das Licht, das in diese Welt leuchtet. Zacharias sagt in einem durch den Geist Gottes bewirkten Gebet:

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„Unser Gott ist voll Erbarmen. Darum wird auch der helle Morgenglanz aus der Höhe zu uns kommen, um denen Licht zu bringen, die in der Finsternis und im Schatten des Todes leben, und um unsere Schritte auf den Weg des Friedens zu lenken.“ (Lukas 1, 78-79)

Jesus sagt ja selbst über sich:

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„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8, 12)

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Dieses Licht bringt das Leben, weil Jesus selbst das Leben ist. Was für uns alle sehr erfreulich ist: Dieses Licht kann nicht gelöscht werden.

„Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können.“ (Johannes 1, 5)

Natürlich haben es immer wieder Menschen versucht, dieses Licht auszulöschen. Aber es ist niemandem gelungen. Dieses Licht ist stärker. Es mag noch so finster sein, dieses Licht kann niemand mehr auslöschen. Man kann dieses Licht ignorieren oder bekämpfen, aber nicht auslöschen. Später scheibt Johannes:

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„Das Licht ist in die Welt gekommen, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, weil ihr Tun böse war.“(Johannes 3, 19)

Leider können Menschen die Finsternis mehr lieben als das Licht. Damit entscheiden sie sich gegen das Leben. Sie zerstören damit ihr eigenes Leben.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Jesaja 9, 1; Lukas 1, 78-79; Johannes 3, 19; 8, 12; 10, 16; 11, 52; Römer 1, 19-21; Galater 4, 4; Philipper 2, 6-7; 1. Johannes 1, 2.5

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Schlussgedanke

Wir sehen, das erste Kapitel des Johannesevangeliums hat schon etwas mit Weihnachten zu tun. Johannes erklärt in diesen wenigen Versen, woher Jesus kommt und er spricht über die Menschwerdung Gottes und das ist ja das zentrale Thema von Weihnachten.

Dieser Abschnitt zeigt uns auch, woher das Leben kommt, wo der Ursprung des Lebens ist. Später sagt Johannes das noch ganz unmissverständlich:

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„Wie der Vater aus sich selbst heraus Leben hat, so hat er auch dem Sohn die Macht gegeben, aus sich selbst heraus Leben zu haben.“ (Johannes 5, 26)

Der Urspung des Lebens ist bei Gott, der in Jesus Christus in diese Welt gekommen ist.

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Wer Leben will, und zwar Leben, das Ewigkeitswert hat, der bekommt das einzig und allein bei Jesus. Jesus sagt:

„Ich gebe ihnen das ewige Leben. Sie werden niemals verloren gehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reissen.“ (Johannes 10, 28)

Bibelstellen zum Nachschlagen: Johannes 5, 26; 10, 28; Römer 8, 3; Hebräer 1, 2

Amen