Am
gleichen Strick ziehen
Kolosser 4, 7-9
Jürg Birnstiel
26.08.2001
Gliederung
I. Miteinander im Einsatz
1. Anwendung
II. Füreinander zur Stärkung
1. Anwendung
Einleitung
ð Wir wissen, dass Paulus den Brief an die Kolosser im Gefängnis sitzend geschrieben. Der Glaube an Jesus Christus brachte ihn hinter Gitter.
Betet auch für uns, dass Gott
uns eine Tür öffnet und wir sein Geheimnis bekanntmachen können: die Botschaft
von der Rettung durch Christus, für die ich jetzt im Gefängnis bin. (Kol 4,3)
ð Wie es ihm in dieser Situation geht, erfahren wir eigentlich nicht. Paulus fand es offenbar nicht nötig, sich selbst zum Thema des Schreibens zu machen. Viel wichtiger waren es ihm die Gemeinde in der gesunden Lehre zu unterweisen.
ð Doch Paulus ist sich dessen bewusst, dass die Gemeinde an seinem Ergehen sehr interessiert ist. Er als Führer des christlichen Glaubens, wird für die nähere Zukunft der Gemeinde ein Zeichen setzen. Je nachdem, wie das römische Reich diesen Fall behandeln wird, wird über kurz oder lang die Gemeinde betroffen sein – sei in positiver oder in negativer Hinsicht.
ð Das ist etwa so, wie wenn ein FEG Prediger wegen seiner Verkündigung vor ein Gericht gezerrt wird. So wird es uns FEG Gemeinden sehr interessieren, wie dieses Gericht urteilen wird. Dieses Urteil wird nämlich unsere eigene Zukunft bestimmen.
ð So wussten die Christen in Kolossä, dass das römische Urteil über Paulus früher oder später auf sie selber zurückfallen wird. Mit anderen Worten, es wird entschieden, ob der christliche Glaube im römischen Reich geduldet werden wird, oder ob man die Christen diskriminieren und verfolgen wird.
ð So war Kolossä eng mit dem Schicksal des Paulus verbunden, eben anders, als wenn wir heute hören, dass Christen in anderen Ländern verfolgt werden.
ð Paulus war sich dieses Sachverhalts natürlich bewusst und schickt seinen Brief nicht einfach durch unbekannte Nachrichtenläufer, sondern er schickt ganz eng vertraute Leute, Freunde, die er sehr gern hat. So schrieb er den Kolossern:
Text lesen: Kol.4,7-9
Über mein
Ergehen wird euch Tychikus ausführlich berichten, der geliebte Bruder und treue
Sachwalter, der mit mir zusammen im Dienst für den Herrn steht. (Kol 4,7)
Ich schicke
ihn gerade deshalb zu euch, damit er euch von uns berichtet und euch Mut macht.
(Kol 4,8)
Mit ihm
zusammen schicke ich den treuen und geliebten Bruder Onesimus, der ja zu euch
gehört. Die beiden werden euch alles erzählen, was hier vorgeht. (Kol 4,9)
ð Tychikus war also nicht irgendein Meldeläufe. Paulus spricht in sehr hohen Tönen von ihm, denn er gehört zu den treuen Mitarbeitern und Paulus bezeichnet ihn als einen geliebten Bruder.
ð Auch Onesimus, der sich durch die Begegnung mit Paulus bekehrte. Onesimus lebte in Kolossä, ist aber von seinem Herrn davongelaufen, irgendwie kam er Kontakt mit Paulus schreibt in einem anderen Brief an den Herrn von Onesimus:
ich bitte
dich für meinen Sohn, den ich hier im Gefängnis gezeugt, das heisst zum Glauben
geführt habe: für Onesimus! (Phlm 10)
ð So wurde dieser Mann verändert und Paulus spricht auch von ihm, von einem treuen und geliebten Bruder.
ð Wir sehen, die Mitarbeiter von Paulus waren nicht einfach menschliches Material. Hier ist eine sehr tiefe Verbundenheit. Überhaupt war Paulus nicht der Einzelkämpfer, den man vielleicht gerne in ihm sieht. Er verstand sich selbst immer als einer, der mit anderen zusammen im Einsatz war. Den Korinthern schrieb er:
Denn Jesus Christus, der Sohn Gottes, den Silvanus,
Timotheus und ich bei euch verkündet haben, war nicht Ja und Nein zugleich. In ihm ist das reine Ja
Wirklichkeit geworden. (2.Kor 1,19)
ð Miteinander verkündeten sie das Evanngelium. Paulus beansprucht gar nicht, dass er das alleine tat, obwohl er mit seiner Herkunft und der Art und Weise wie er berufen worden ist, gut hätte auftrumpfen können.
ð Vielmehr lebten sie in einer inneren Verbundenheit. Das Bild vom Körper, das Paulus auf die Gemeinschaft der Christen anwendet, lebte er selbst. Sie ergänzen sich gegenseitig und sie bleiben verbunden durch das Band der Liebe. Die Liebe war nicht einfach eine Floskel. Als sich in Milet Paulus von den Verantwortlichen der Gemeinde in Ephesus verabschiedete, heisst es:
Als es an
den Abschied ging, brachen alle in lautes Weinen aus, umarmten und küssten ihn.
(Apg 20,37)
ð Paulus sah sich nicht als Einzelkämpfer, sondern war eingebunden in eine Gemeinschaft man würde heute sagen, er war sehr Teamfähig.
ð Man kann hinsehen wo man will. Wenn Namen im Vordergrund stehen, wie hier der Name des Paulus, so ist der Name eigentlich nur eine Bezeichnung für eine Mannschaft, die im Einsatz steht.
ð Im Militär spricht man auch vom Zug Meier oder Keller. Aber der Zug taugt nichts, wenn nicht fähige Männer dazu gehören.
ð Im Reich Gottes sollte das Miteinander einfach eine ganz andere Qualität haben. Da gibt es einen gemeinsame Herrn, den alle verehren. Einen gemeinsamen Auftrag, dem sich alle verpflichtet wissen und die von Gott geschenkte Liebe, die alle verbindet.
ð Man ergänzt sich mit den verschiedenen Gaben und Aufgaben, die der Herr zugeteilt hat. Jeder der mit seinem Namen bekannt wird, weiss, dass sein Name lediglich für eine Truppe steht. Für viele Geschwister, die mit angepackt haben.
ð Es ist ungesund, wenn wir darum kämpfen, um uns einen Namen zu machen. Das wird verhängnisvoll sein. Wer im christlichen Bereich Karriere machen will, der beschreitet einen gefährlich Weg. Plötzlich kämpft er nicht mehr für das Reich Gottes, sondern er kämpft für seinen eigenen Namen.
ð Da kommen wir schon ganz nahe zu Turmbau von Babel: Wir wollen uns einen Namen machen!
ð Das kann aber nicht unser Motto sein. Wir wollen dem Herrn dienen. Gott kann uns zu seiner Zeit zur Ehren bringen, aber in den Sprüchen heisst es:
Gott ernst
nehmen, das ist Erziehung zur Weisheit: erst die Bescheidenheit, dann die Ehre.
(Spr 15,33)
Die Furcht
des HERRN ist Zucht, die zur Weisheit führt, und ehe man zu Ehren kommt, muß man Demut lernen. (Spr 15,33)
ð Diese beiden Männer, ausgerüstet mit den Briefen, die sie zu überbringen haben, kommen nach Kolossä und berichten aus erster Hand, wie es den eingesperrten Christen geht und wie die Situation ist.
ð Sie sollen zugleich die Gemeinde ermutigen. Bestimmt sollten sie sie ermutigen, dass es sich lohnt Jesus treu zu bleiben.
ð Es lohnt sich auch dann, wenn die Umstände nicht besonders erfreulich sind.
ð Paulus schickt zu diesem Zweck seine besten Leute. Er verzichtet auf die Gemeinschaft mit ihnen, weil ihm das Wohlergehen der Gemeinde sehr am Herzen liegt.
ð Schliesslich sollen die Christen den eingeschlagenen Weg nicht wieder verlassen. Oft geschieht das schneller als man denkt. So kümmert sich Paulus um das ergehen dieser Gemeinde.
ð Im Zeitalter der Kommunikation tauschen wir Informationen verblüffend schnell aus. Da gibt es Telefon, Fax, Email usw. Innert Sekunden wird man rund um den Erdball in Verbindung gesetzt. Mit Handy sind wir sogar fast jederzeit erreichbar.
ð Früher brauchte alles etwas mehr Zeit. Doch frage ich mich, ob wir deshalb bessere Kontakte und Beziehungen pflegen oder ob wir nicht einfach gehetzter von einem zum anderen springen?
ð Haben wir überhaupt noch Zeit für Beziehungen? Zeit hinzuhören, was den anderen beschäftigt und wie ich ihn vielleicht ermutigen könnte. Ich muss gestehen, ich habe diese Zeit oft nicht oder meine sie nicht zu haben.
ð Es ist ja geradezu ein Markenzeichen, wenn ich möglichst viele Termine haben und die Leute meinen, man dürfe mich nicht stören. Dann denken doch alle, dass ich wichtig bin.
ð Aber eben, Gott hat uns Menschen für die Gemeinschaft geschaffen. Wir sollen am Leben Anteil nehmen.
ð Wie ist es denn mit unseren Missionaren? Pflegen wir diese Kontakte? Ja sie kommen immer wieder einmal zu uns, aber wer besucht sie.
ð Nichts gegen Email, Fax und Telefon, das alles aber kann einen Besuch nicht ersetzen.
ð Mir erzählte kürzlich ein Missionar, dass er von einem verantwortlichen Gemeindeglied besucht wurde, und zwar für ca. 3 Wochen. Das war für ihn und die Familie eine grosse Ermutigung.
ð In unserem Denken macht sich so etwas nicht bezahlt. Die Reise und die Kosten, die Zeit die man damit „verschwendet“ steht in unserem Denken in keiner Weise in einem gesunden Verhältnis mit dem Nutzen. Das Geld würde man besser gleich dem Missionar überweisen, davon hätte er mehr. Wirklich? Ist das nicht ein materialistischen Denken?
ð Würde eine Frau ihrem Mann auch sagen: Das mit den Blumen kannst Du sein lassen, gib mir einfach das Geld.
Schluss
ð Zusammenfassung
ð Die Schlussbemerkungen des Briefes geben uns etwas Einblick in die Art und Weise, wie Gemeinde Jesu lebte. Man war eng miteinander verbunden. Miteinander im Einsatz und füreinander zur Stärkung und Ermutigung.
ð Im Miteinander im Reich Gottes sollten wir dahin kommen, was Paulus den Korinthern sagt:
Wenn irgendein Teil des Körpers leidet, leiden alle anderen mit. Und wenn irgendein Teil geehrt wird, freuen sich alle anderen mit. (1.Kor 12,26)