Wie Probleme das Leben bereichern
Reihe:
Knopf drücken – Problem gelöst? (4)
Schriftlesung: 1. Mose 50, 15-21
I. Probleme, die (noch)
nicht lösbar sind, bereichern das Leben…
A. …weil ich
verständnisvoller werde
II. Probleme,
die lösbar sind, bereichern das Leben…
A. …weil ich Gott konkret
erlebe
B. …weil ich
selbstbewusst werde
III. Probleme
bereichern das Leben…
A. …wenn sie richtig
eingeordnet werden
B. …wenn Sünde radikal
behandelt wird
Einleitung
í Eine Missionarin beobachtete entsetzt, wie ihr Mann mit der Axt in den Stamm des Avocado-Pear-Baumes schlug, bis rings am Stamm die Rinde absplitterte. „Warum tust du das?“ fragte sie ihn besorgt, denn sie dachte, vielleicht muss er sich irgendwie abreagieren. Aber der Grund war anders, er erklärte ihr: "Diese Bäume muss man, während sie blühen, recht ,plagen', damit sie Frucht ansetzen. Man hackt ihnen die Rinde und Wurzeln ab, treibt Nägel in den Stamm, so wird er reichere Frucht tragen.“ Ein Gärtner berichtete über diesen sonderbaren Baum, dass ein Feuer auf seinem Grundstück den Avocado-Pear-Baum halb versengte. In jenem Jahr habe der Baum, der bisher nie Früchte trug, voller Früchte gehangen. Ein seltsamer Baum, der umso reicher Frucht trägt, je gröber man mit ihm umgeht!
í Mit uns Menschen ist es nicht anders. Menschen die ein reiches und erfülltes Leben führen, durchlaufen oftmals schwere Zeiten und müssen mit vielen Problemen fertig werden.
í Josef gehört auch zu diesen Menschen. Seine neidischen Brüder wollten ihn, als er erst 17 Jahre alt war, ermorden. Sie entschlossen sich dann aber, ihn als Sklave zu verkaufen. In Ägypten diente Josef einem wichtigen Mann, dem Potifar, der ihm seinen ganzen Besitz anvertraute. Doch die Frau des Potifars wollte mit Josef die Ehe brechen. Er willigte nicht ein und sie verleumdete ihn, sie behauptete, er hätte sie vergewaltigen wollen. Er landete deshalb im Gefängnis. Dort diente er wiederum treu und zuverlässig. Zwei Männern deutete er die Träume und bat den einen, er soll sich doch für ihn einsetzen. Der vergass sein Versprechen, sobald er frei war und Josef blieb weitere 2 Jahre unschuldig im Gefängnis sitzen. Nach diesen zwei Jahren konnte er einen Traum des Pharao deuten und wurde dadurch zum bedeutendsten Mann in Ägypten.
í Man müsste meinen, dass Josef ein gebrochener, verbitterter und harter Mann geworden war. Der durch seine Vergangenheit, durch die Verletzungen, von seinen Brüdern verkauft worden zu sein, das Leben nicht mehr meistern kann.
í Aber Josef war ein Mann, der durch diese Probleme stark wurde. Er führte ein reiches Leben und er war in der Reife seinen Brüdern bei weitem überlegen.
í Er hatte nämlich gelernt, das Leben in Gottes Hand zu legen. Er sah nicht auf das, was ihm Schlimmes zugestossen war, sondern auf das, was Gott trotzdem oder vielleicht gerade deswegen hat werden lassen. Wie Gott ihn dadurch brauchen konnte.
í Es ist so, Probleme können das Leben bereichern. Warum das so ist, darüber werden wir uns heute Gedanken machen.
í
Wir müssen dabei zwei
Kategorien von Problemen unterscheiden:
a) Probleme, die (noch) nicht lösbar sind
b) Probleme, die lösbar sind
Bibelstellen zum nachschlagen:
í Wir beginnen bei den Problemen, die nicht oder noch nicht lösbar sind. Das sind z.B. Krankheiten oder Behinderungen jeder Art.
í Es können auch Lebensumstände sein, in die ich hineingestellt bin und an denen ich nichts ändern kann. So z.B. wenn ich keine Eltern habe, wenn ich keinen Partner finde oder wenn mein liebster Mensch gestorben ist usw.
í Auch unser Glaube verursacht Probleme, die nicht lösbar sind. So sagt Paulus deutlich:
Verfolgungen sind etwas, womit alle rechnen müssen, die Jesus Christus gehören und entschlossen sind, so zu leben, dass Gott geehrt wird. 2. Timotheus 3, 12.
í
Das sind alles Probleme an
denen wir zerbrechen und verbittern können, oder an denen wir wachsen und
reifen. Zwei Aspekte möchte ich aufzeigen.
í Probleme, die (noch) nicht lösbar sind, bereichern das Leben, weil ich verständnisvoller werde.
í Menschen, die in ihrem Leben viele Probleme zu tragen haben, werden zu verständnisvollen Menschen. Sie wissen, dass nicht immer alles machbar ist. Sie kennen dunkle Stunden in ihrem Leben und wie schwierig es sein kann, aus einem tiefen Loch wieder herauszukommen.
í Menschen, denen alles gelingt, die so schön und mehr oder weniger problemlos aufwachsen, können sich oft gar nicht vorstellen, was andere umhertreibt und beschäftigt.
í Gerade Christen, die in schwierigen Lebensphasen stecken, müssen manchmal doppelt leiden. Sie bekommen gut gemeinte Ratschläge, die verletzen. Wenn z.B. jemand unter Depressionen leidet, kann es sein, dass er von Christen Ratschläge bekommt, wie reiss Dich zusammen. Du musst mehr beten oder vielleicht stimmt etwas mit deinem Glauben nicht. Dabei bräuchten sie gerade in diesen schwierigen Zeiten Zuspruch und Ermutigung.
í Wer selber Probleme und Grenzen in seinem Leben akzeptieren muss, wird dadurch verständnisvoller und barmherziger.
í Diesen Gedanken finden wir erstaunlicherweise auch auf Jesus bezogen. Wir werden darauf aufmerksam gemacht, dass Jesus uns gerade deshalb versteht, weil er selber Schwierigkeiten bewältigen musste.
Jesus ist ja nicht ein Hohepriester, der uns in unserer Schwachheit
nicht verstehen könnte. Vielmehr war er – genau wie wir – Versuchungen aller
Art ausgesetzt, allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass er ohne
Sünde blieb. Hebräer 4, 15.
Bibelstellen zum nachschlagen: Hebräer 4, 15-16
í Probleme, die (noch) nicht lösbar sind, bereichern das Leben, weil ich abhängig bleibe.
í Wer in seinem Leben Probleme hat, ist und bleibt auf Hilfe angewiesen. Er kann nicht alles selber machen. Das bewahrt mich vor Überheblichkeit. Es hält mich abhängig und somit – hoffentlich – auch demütig. Es hält mich besonders in der Abhängigkeit von Gott. Das Prinzip wird in den Sprüchen deutlich:
Habe ich zuviel, so sage ich
vielleicht: »Wozu brauche ich Gott?« Habe ich zu wenig, so fange ich vielleicht
an zu stehlen und bringe deinen Namen in Verruf. (Sprüche 30, 9)
í Paulus hatte auch ein Problem, was es genau war, wissen wir nicht. Aber es belastete ihn. Er bat Gott darum, dass er ihn von diesem Problem befreien würde.
Dreimal habe ich zum Herrn gebetet, dass der Satansengel von mir ablässt. (2. Korinther 12, 8)
í Die Antwort Gottes war nicht so, wie sich das Paulus gewünscht hätte.
Aber
der Herr hat zu mir gesagt: »Du brauchst nicht mehr als meine Gnade. Je
schwächer du bist, desto stärker erweist sich an dir meine Kraft.«
(2. Korinther 12, 9)
í Nun hätte Paulus verzweifeln können. Er hätte Gebetsnächte, Gebetswochen und weiss ich was alles organisieren können. Er hätte an der Gnade und Barmherzigkeit Gottes zweifeln können. Er hätte Gott erpressen können und sagen: Wenn Du mich nicht heilst, dann werde ich mit dem Missionsdienst aufhören.
í Aber das alles tat er nicht. Er akzeptierte sein Problem nicht nur, sondern er sagte sogar:
Jetzt trage ich meine Schwäche gern, ja, ich bin stolz darauf, weil
dann Christus seine Kraft an mir erweisen kann. (2. Korinther 12, 9) Darum
freue ich mich über meine Schwächen, über Misshandlungen, Notlagen,
Verfolgungen und Schwierigkeiten. Denn gerade wenn ich schwach bin, dann bin
ich stark.
(2. Korinther 12, 10)
í Paulus hatte entdeckt, dass gerade das, was ihm lästig schien, sein Leben bereicherte. Er akzeptierte, dass sein Leben nicht perfekt und problemlos verläuft. Er akzeptierte, dass er das braucht, um von Gott abhängig zu bleiben.
Ich habe unbeschreibliche Dinge
geschaut. Aber damit ich mir nichts darauf einbilde, hat Gott mir einen
'Stachel ins Fleisch' gegeben: Ein Engel des Satans darf mich mit Fäusten
schlagen, damit ich nicht überheblich werde. (2. Korinther
12, 7)
í Es ist oft eine Sache, wie wir die Dinge einordnen. Rabbi Jechiel Michal, der in bitterer Armut lebte, war stets voller Freude. Eines Tages wurde er gefragt: "Rabbi, wie kannst du Tag für Tag beten Gesegnet seist Du, der alles sieht, was ich brauche, wo du doch nichts von dem hast, was ein Mensch braucht?" Der Rabbi gab zur Antwort: "Offensichtlich ist es die Armut, die ich brauche, und an der hat es mir ja all die Jahre nicht gemangelt." Rabbi Nilton Bonder, Der Rabbi hat immer Recht, Pendo, S. 66.
í
Es gibt viele Probleme, die
lösbar sind. Es ist einfach wichtig, dass wir uns aufmachen und eine Lösung
anstreben. Wie wir bereits gesehen habe, scheint es oft einfacher ein Problem
nicht zu lösen, als es anzupacken. Wir neigen dazu, die Probleme vor uns
herzuschieben, statt sie anzupacken.
í
Probleme, die lösbar sind, bereichern das Leben, weil ich Gott konkret
erlebe.
í
Gott selbst fordert uns auf,
unsere Sorgen und Schwierigkeiten ihm anzuvertrauen, er würde für uns sorgen.
Alle
eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch. (1.
Petrus 5, 7)
í
Wenn wir das
tun, dann werden wir erleben, wie Gott in seiner Weise immer wieder hilft.
Vielleicht nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben, aber so, wie es gut und
richtig ist.
í Es führt uns immer wieder an den Punkt, an dem wir mit dem König David sagen können.
Mit dir schlage ich feindliche Horden zurück, mit dir, meinem Gott,
überspringe ich Mauern.
(2. Samuel 22, 30)
í Den Philippern schriebt Paulus:
Macht euch keine Sorgen, sondern wendet euch in jeder Lage an Gott
und bringt eure Bitten vor ihn. Tut es mit Dank für das, was er euch geschenkt
hat. (Philipper 4, 6)
í
Renovation der Wohnung in
Seeheim und die Lösung wegen den Deckenplatten.
Bibelstellen
zum nachschlagen: 2. Samuel 22, 30; Philipper 4, 6; 1. Petrus 5, 7
í
Probleme, die lösbar sind, bereichern das Leben, weil ich selbstbewusst
werde.
í Wenn ich die Probleme löse, die lösbar sind, dann wird mein Selbstbewusstsein gestärkt. Selbstbewusstsein hat nichts mit Stolz zu tun, sondern gehört zu einer geistlich und geistig gesunden Lebenshaltung.
í Die Bibel lehrt uns sogar die Liebe zu uns selbst:
Das ganze Gesetz ist erfüllt,
wenn dieses eine Gebot befolgt wird: »Liebe deinen Mitmenschen wie dich
selbst.« (Galater 5, 14)
í Das hat mit Selbstbewusstsein zu tun. Wenn ich die Probleme nicht löse, die eigentlich lösbar wären, dann werde ich mir selbst als Versager vorkommen. Mein Selbstbewusstsein wird sinken und ich werde gebückten Hauptes durch die Welt laufen. Ich werde mich je länger je mehr verachten.
í Wenn ich hingegen die Probleme löse, die lösbar sind, dann werde ich beflügelt. Ich realisiere, dass ich zu etwas fähig bin und dass man mich brauchen kann. Ich werde erleben, dass ich nicht einfach durch das Leben getrieben werde, sondern dass ich das Leben mitgestalte.
í Bsp.
í
Paulus hatte ein
ausgesprochenes Selbstbewusstsein, den Philippern sagte er:
Haltet euch an mein Vorbild, Brüder und Schwestern, und nehmt euch
ein Beispiel an denen, die so leben, wie ihr es an mir seht.
(Philipper 3, 17)
Bibelstellen
zum nachschlagen: 1. Korinther 9,1; Galater 5, 14; Philipper 3, 17; 2. Timotheus
3, 7+10
í Wichtig ist natürlich, dass ich die Probleme richtig einordne. Einem Problem, das (noch) nicht lösbar ist, sollten wir als solches einordnen und uns nicht von Lösungsversuchen gefangen nehmen lassen. Das würde uns von den lösbaren Problemen ablenken und die Situation verschlimmert sich.
í Nehmen wir nochmals meinen VW Bus, der seit ich ihn habe ein Problem hat, das noch niemand wirklich lösen konnte. Für mich ein (noch) nicht lösbares Problem. Ich könnte mich jetzt auf dieses Problem konzentrieren. In jede Werkstatt fahren und das Auto untersuchen lassen. Wenn sie nicht helfen können, beginne ich Bücher über den Motoraufbau zu lesen. Ich fange an meinen Motor selber auseinander zu bauen usw. Schlussendlich kann ich vielleicht nicht einmal mehr fahren. Noch schlimmer, mein ganzes Leben beginnt sich um mein Auto zu drehen und das, was ich tun könnte, wird vernachlässigt.
í Nun, ich habe das Problem akzeptiert. Es ist in der Kategorie (noch) nicht lösbar. Doch fahre ich weiterhin Kilometer um Kilometer und wenn der Motor unverhofft abstellt, starte ich ihn halt wieder.
í Wir können uns an Problemen aufhalten, die wir nicht lösen können. In diesem Fall wird unser Leben nicht bereichert, sondern wir reiben uns auf und werden enttäuscht über uns, über die Menschen und über Gott sein.
í
Das Gespräch suchen…
í Menschen, die ihre Möglichkeiten und Grenzen kennen und akzeptieren, sind ein Segen für andere.
Bibelstellen zum nachschlagen:
í Probleme bereichern das Leben, wenn Sünde radikal behandelt wird.
í Das müssen wir noch klar unterscheiden. Probleme sind nicht Sünden gleichzusetzen. Sünden sind eine ganz andere Kategorie. Es ist keine Sünde, wenn ich keine Eltern hatte und dadurch gezeichnet bin.
í Sünden sind konkrete Vergehen, die radikal behandelt werden müssen. Sie verdienen keinen Aufschub. Vielleicht macht uns dann noch die Folge der Sünde zu schaffen, aber die Sünde selbst, muss bekannt und abgelegt werden. Wir können mit unserer Sünde vor unseren Gott kommen und sie bekennen. So steht im 1.Joh.
Wenn wir unsere Sünden bekennen, erweist Gott sich als treu und gerecht: Er vergibt uns unsere Sünden und reinigt uns von allem Unrecht, das wir begangen habe. 1. Johannes 1, 9.
í Zieren wir uns dabei nicht, die Sünden wirklich beim Namen zu nennen und dazu zu stehen. Nicht wie jener Mann, der Busse tun wollte und zum Rabbi kam. Er schämte sich, dem Rabbi alle seine Sünden zu bekennen.
í Daher erzählte er, einer seiner Freunde habe sich solchermassen vergangen, aber aus Scham es nicht über sich gebracht, selber zu kommen, und ihm den Auftrag erteilt, für jede Sünde die ihr zustehende Reinigung zu erfragen. Der Rabbi Naftali sah ihm lächelnd ins listig angestrengte Gesicht. "Dein Freund", sagte er, "ist ein Tor. Er konnte doch getrost selber kommen und mir vorschwatzen, er vertrete einen anderen, der sich zu kommen geschämt habe." Rabbi Nilton Bonder, Der Rabbi hat immer Recht, Pendo, S. 76.
í Schwatzen wir Gott nicht etwas vor, sondern sagen wir es, wie es ist. Manchmal kann es sogar hilfreich und wichtig sein, wenn wir das mit jemandem zusammen tun, damit wir richtig frei werden.
Bibelstellen zum nachschlagen: 1.Joh.1,9;
Hebr.4,16
Schlussgedanke
í Zusammenfassung
í Eine Frau bat Gott um Geduld. Als Antwort bekam sie nichts als nur Schwierigkeiten. So sagte sie dann zu Gott: „Ich habe nicht um Probleme gebetet, sondern um Geduld." Der Herr antwortete ihr: „Wie willst du denn anders Geduld lernen, geschweige denn erkennen, ob du welche hast?"
í Wir werden durch unser Leben gezeichnet. Jeder schleppt Probleme mit sich. Probleme die nicht oder noch nicht lösbar sind und Probleme die lösbar sind.
í Wir können daran zerbrechen und darüber jammern, dass wir kein sorgenfreies Leben führen können oder wir können daran reifen und unser Leben bereichern lassen. So wie das im Leben des Josef geschah.
í Wir wissen ja auch aus der Erziehung, dass Kinder daran wachsen und lebensfähig werden, indem sie lernen Probleme zu bewältigen, indem sie sich schwierigen Situationen stellen müssen. Man stellt fest, dass Kinder, denen stets alles Widerwärtige aus dem Weg geräumt wird, später nicht lebensfähig sind.
í Paulus der genügend Grund gehabt hätte über alles, was er Widerwärtiges erlebte zu jammern, schaut lieber nach vorne, er schrieb:
Ich bilde mir nicht ein, Brüder und Schwestern, dass ich es schon
geschafft habe. Aber die Entscheidung ist gefallen! Ich lasse alles hinter mir
und sehe nur noch, was vor mir liegt. (Philipper 3, 13) Ich halte geradewegs
auf das Ziel zu, um den Siegespreis zu gewinnen. Dieser Preis ist das ewige
Leben, zu dem Gott mich durch Jesus Christus berufen hat. (Philipper 3, 14)
Bibelstellen zum nachschlagen: Philipper 3, 13-14
Amen