Jesus lebt!
Johannes 20, 24-29
Jürg Birnstiel
23.04.2000
Gliederung
I. Der verständliche Zweifel (24-25)
II. Die liebevolle Hilfe (26-28)
III. Eine neue Zeit bricht an
Einleitung
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Der Herr ist auferstanden! Jesus lebt! Das ist
die Botschaft von Ostern. Jesus ist nicht im Grab geblieben, er ist
auferstanden. Jesus lebt, damit besiegte er den größten Feind des Menschen,
nämlich den Tod.
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Aber so fragen heute viele: „Ist denn das leere
Grab so wichtig? Ist das nicht ein unwichtiges Detail? Ist es nicht eine
Nebensächlichkeit, über die man durchaus verschiedener Meinung sein kann?
Wir glauben doch an Christus! Wir glauben doch nicht an das leere Grab.
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Jawohl: Wir glauben nicht an das leere Grab,
aber ohne das leere Grab können wir nicht glauben!
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Wäre Jesus nicht auferstanden, würde unser
Glaube absolut Bedeutungslos. Er wäre dann höchstens eine Freizeitbeschäftigung
für religiös veranlagte Menschen. Paulus äussert sich ganz unmissverständlich:
Ist
Christus aber
nicht auferstanden, so ist euer Glaube vergeblich. Eure Schuld ist dann nicht
von euch genommen, / und wer im Vertrauen auf Christus gestorben ist, ist dann
verloren. 1.Kor.15,17-18.
è
Ist also Jesus nicht auferstanden, ist unser
Glaube sinnlos. Wir haben kein reales Ziel, es wird sich am Ende alles als
Täuschung entpuppen. Es gäbe keine Auferstehung der Toten. Keinen Himmel.
Paulus würde, wenn die Auferstehung Jesu nicht wirklich geschehen wäre sein
Lebensprinzip komplett ändern:
...Wenn
die Toten nicht auferstehen, dann laßt uns essen und trinken; denn morgen sind
wir tot! 1.Kor.15,32b.
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Alles Leben im Glauben wird sinnlos.
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Folien: Totenreich u. Offb.1,18
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Die Auferstehung Jesu ist ausserordentlich
wichtig. Die Jünger hatten auch grosse Schwierigkeiten an die Auferstehung von
Jesus zu glauben. Ihre Zweifel waren sehr gross, das wollen wir heute am
Beispiel von Thomas näher betrachten.
Text
lesen: Joh.20,24-29
Thomas
auch Didymus genannt, einer der Zwölf, war nicht dabeigewesen, als Jesus zu den
Jüngern gekommen war. Die anderen erzählten ihm: „Wir haben den Herrn gesehen!“
Thomas erwiderte: „Erst muss ich seine von den Nägeln durchbohrten Hände sehen;
ich muss meinen Finger auf die durchbohrten Stellen und meine Hand in seine
durchbohrte Seit legen. Vorher glaube ich es nicht.“
Acht Tage später waren die Jünger wieder beisammen; diesmal war auch Thomas
dabei. Mit einem Mal kam Jesus, obwohl die Türen verschlossen waren, zu ihnen
herein. Er trat in ihre Mitte und grüsste sie mit den Worten: „Friede sei mit
euch!“ Dann wandte er sich Thomas zu. „Leg deinen Finger auf diese Stelle hier
und sieh dir meine Hände an!" forderte er ihn auf. „Reich deine Hand her
und leg sie in meine Seite! Und sei nicht mehr ungläubig, sondern glaube!“
Thomas sagte zu ihm: „Mein Herr und mein Gott“ Jesus erwiderte: „Jetzt, wo du
mich gesehen hast, glaubst du. Glücklich zu nennen sind die, die nicht sehen
und trotzdem glauben.“
è
Thomas war kein gleichgültiger und
leichtfertiger Jünger, der es mit Jesus nicht so ernst meinte. Mit ganzer
Hingabe folgte er seinem Meister. Er war sogar bereit für Jesus sein Leben zu
riskieren. Als sich Jesus in seinen Augen in eine gefährliche Situation begeben
wollte, sagte er den Jüngern:
Da sprach Thomas, der Zwilling genannt wird, zu den
Jüngern: Laßt uns mit ihm gehen, dass wir mit ihm
sterben! Joh.11,16.
è
Aber nach der Hinrichtung ihres Meisters
überfiel die Jünger eine unsägliche Trauer (Lk.24,17). Wie eine verscheuchte
Herde ohne Hirte irrten sie umher.
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Sie mußten sogar damit rechnen, von den Juden
verfolgt und gepeinigt zu werden. Deshalb verschlossen sie die Türen, wenn sie
sich versammelten. (Joh.20,19).
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Trotz verschlossener Türen begegnete Jesus am
Sonntag nach Karfreitag den Jüngern. Thomas war da nicht zugegen. Irgend etwas
muss ihn abgehalten haben. Vielleicht wollte er eine gewisse Zeit für sich
sein, um die Trauer zu verarbeiten.
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Selbstverständlich erzählten die Jünger Thomas
sofort, dass sie Jesus gesehen hätten. Sie waren bestimmt ausser sich vor
Freude. Stellen wir uns nur vor, wie wir uns freuen würden wenn jemand den wir
sehr lieben stirbt und wenige Tage später steht er uns wieder gegenüber.
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So berichten sie Thomas, wie Jesus ihnen die
Wundmahle an seinen Händen und an seiner Seite zeigte. Thomas kann nicht
fassen, was er hört. Nein, das kann er nicht glauben. Und er sagt:
Niemals
werde ich das glauben! Da müsste ich erst die Spuren von den Nägeln an seinen
Händen sehen und sie mit meinem Finger fühlen und meine Hand in seine
Seitenwunde legen – sonst nicht!
è
Er wollte nicht einfach etwas glauben, das er
nicht einordnen konnte. Er wollte nicht aufgrund einer Einbildung leben, wenn
schon wollte er ganz sicher sein, dass Jesus lebt. Er wollte Jesus berühren, um
sicher zu sein, dass es sich nicht um eine gespenstische Erscheinung handelt.
è
Wie gut können wir Thomas verstehen. Die
meisten von uns hätten vermutlich nicht viel anders reagiert.
è
Geht es uns manchmal nicht wie Thomas, dass
wir, obwohl wir Jesus kennen, von ihm noch einen weiteren handfesten Beweis
einfordern?
è
Wir geben uns mit dem Glauben nicht zufrieden,
wir wollen sehen und anfassen. Eigentlich möchten wir das sehen, worauf wir
vertrauen, doch
Wir
leben ja noch in der Zeit des Glaubens, noch nicht in der Zeit des Schauens.
2.Kor.5,7.
è
Wer schauen und anfassen möchte, wer nicht
Vertrauen kann, auf das, was Gott uns durch die Bibel sagt, der begibt sich auf
einen ganz gefährlichen Weg. Der wird anfällig auf Irrlehren jeglicher Art.
è
Jesus hat Verständnis für die Not des Thomas.
Doch muss Thomas noch einige Tage warten, bis ihm Jesus zur Gewißheit verhilft.
Eine Woche später, am Sonntagabend, trafen sich die Jünger wieder.
Selbstverständlich waren auch diesmal, die Türen verschlossen.
è
Thomas war auch dabei. Die Jüngern schlossen
ihn nicht aus, weil er ihnen nicht glaubte. Sie kannten sie sich selbst genug
gut, denn jeder von ihnen glaubten erst an die Auferstehung als sie Jesus
selbst sahen und er ihnen die Wundmale zeigte. Nämlich als die Frauen den
Aposteln berichteten, das sei Grab leer und Jesus auferstanden, heisst es:
Und
es erschienen ihnen diese Worte, als wär’s Geschwätz, und sie glaubten ihnen
nicht. Lk. 24,11.
è
Als dann noch Maria von Magdala ihnen erzählte,
Jesus sei ihr erschienen sei, lesen wir:
Als
sie hörten, dass Jesus lebe und Maria ihn gesehen habe, glaubten sie es
nicht. Mk.16,11.
è
Keiner konnte sich eines vorbildlichen Glaubens
rühmen. So blieb Thomas Glied des Apostelkreises.
è
Nun tritt Jesus durch die verschlossene Türe in
den Raum, sein Auferstehungsleib machte dies möglich.
è
Das erste, was er sagt ist:
Friede
sei mit euch!
è
Wie wohltuend, wenn der Herr aller Herren zu
den verängstigten Jüngern kommt, und er Ihnen zuerst einmal Friede zuspricht.
Keine Schimpfworte, keine Rügen - Friede sei mit euch. Wie nötig hatten sie
doch diesen Zuspruch. Die verängstigte kleine und hilflose Gruppe von Menschen,
die sich von verschiedenen Seiten bedroht wusste.
è
Jesus erscheint und mit seiner Erscheinung
kommt Friede. Jesus will uns immer Frieden bringen.
è
Und nun wendet er sich direkt an Thomas, der
innerlich immer noch verzweifelt ist, weil er nicht glauben kann, dass Jesus
lebt.
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Jesus fordert ihn auf:
Leg
deinen Finger hierher und sieh dir meine Hände an! Streck deine Hand aus und
lege sie in meine Seitenwunde! Hör auf zu zweifeln und glaube!
è
Jesus wusste, was Thomas wünschte, was ihn im
innersten umtrieb. Thomas ist so ergriffen, dass er nicht mehr seinen
Vorstellungen gemäß handeln muss, nein er kann nur noch ausrufen:
Mein
Herr und mein Gott!
è
Alle Zweifel sind beseitigt. Nun weiss Thomas,
Jesus mein Herr ist Gott.
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In diesem Augenblick war für Thomas alles klar,
jeder Zweifel, jedes Fragen, wer Jesus den wirklich war, ist vorbei. Er kann
nur noch ausrufen:
Mein
Herr und mein Gott!
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Jesus forderte ihn auf nicht mehr ungläubig
sondern gläubig zu sein. Das heisst doch, dass der rechte Glaube nur dann
wirklicher Glaube ist, wenn man glaubt, dass Jesus auferstanden ist.
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Erst dann hat man wirklich erkannt, wer Jesus
ist. Erst dann glaubt man an den wahren, lebendigen Gott. Der Glaube an einen
Jesus der Tod ist, ist kein rechter Glaube, kein rettender Glaube.
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Nur wer an den Auferstandenen Jesus glaubt,
glaubt im richtigen Sinn.
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Es ist ja interessant, dass gerade die
wichtigsten Tatsachen unseres Glaubens sehr oft geleugnet werden. Da gibt es
Meinungen, die sagen, es sei nicht wichtig, ob Jesus wirklich auferstanden sei
oder nicht. Wichtig sei einfach das Gedankengut und die Gedanken und Weisheiten
Jesu würden in den Menschen weiterleben.
è
Es gibt Theologen, die vertreten, dass die
Auferstehung eine Idee der Jünger und der ersten Gemeinde gewesen sei. Sie
hätten so ihre Trauer ihre Ratlosigkeit überwunden. Auch hier ist die
Hauptsache, dass Jesus in den Gedanken der Christen weiterlebt.
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Wer so denkt, der glaubt nicht: Jesus ist
wirklich auferstanden, das beweisen doch gerade die Berichte über die Jünger.
Wir können nämlich dem Thomas und den anderen Jüngern dankbar sein, dass sie
sich so hartnäckig zeigten, denn an ihnen sehen wir, dass sie sich nicht von
einer Idee hätte überzeugen lassen: sie wollte Jesus sehen. Sie hätte sich
bestimmt klar gegen solche erdichtete Gerüchte gestellt.
è
Thomas hätte übrigens bei keinem Raub des
Leichnams Jesu mitgemacht, wie es die Hohepriester und Pharisäer befürchteten
und Pilatus baten:
Gib
deshalb Anweisung, das Grab bis zum dritten Tag zu bewachen! Sonst könnten
seine Jünger kommen, die Leiche stehlen und dann dem Volk erzählen: „Er ist vom
Tod auferweckt worden.“ Dieser letzte Betrug wäre dann noch schlimmer als alles
andere vorher. Mt.27,64.
è
Jesus ist wirklich auferstanden. Er hat sein
Grab verlassen und er sitzt nun zur Rechten Gottes.
è
Vielleicht ist es gut, wenn Du Dir das wieder
deutlich sagen lässt.
è
Jesus lehrt die Jünger und uns über die
Zukunft. Wie sich die Gemeinde Jesu entwickeln wird. Er sagt:
Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du.
è
Jesus weist Thomas zurecht, er zeigt ihm auf,
dass sein Verhalten nicht vorbildlich
ist. Im Markusevangelium lesen wir sogar.
Zuletzt,
als die Elf zu Tisch saßen, offenbarte er sich ihnen und schalt ihren Unglauben
und ihres Herzens Härte, dass sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen
hatten als Auferstandenen. Mk.16,14.
è
Sie sind nämlich schlechte Vorbilder des
Glaubens. In Zukunft wird Jesus nicht mehr als Auferstandener erscheinen,
deshalb sagt er:
Glücklich,
der Rettung gewiß sein können alle, die nicht sehen und doch glauben!
è
In Zukunft werden die Nachfolger Jesu ohne ihn
gesehen zu haben an ihn glauben. So wird Gemeinde Jesu heranwachsen.
Folgerichtig schreibt später Petrus:
Ihn
habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn,
obwohl ihr ihn nicht seht; ihr
werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, / wenn ihr
das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich die Rettung eurer Seelen. 1.Petr. 1,8-9.
è
Die Apostel sind die Zeugen der Auferstehung.
So galt es als ein wichtiges Kriterium für einen Apostel, dass er den
Auferstandenen gesehen hat, denn als sie einen weiteren Apostel wählten, heisst
es:
So
muss nun einer von diesen Männern, die
bei uns gewesen sind die ganze Zeit über,
als der Herr Jesus unter uns ein- und ausgegangen ist / ... mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden. Apg.1,21-22.
è
Die Apostel sind also Zeugen der Auferstehung.
Das ist übrigens auch ein Grund, weshalb wir heute keine Apostel mehr haben.
è
Für uns heisst das, dass wir das Vorrecht der
Apostel nicht haben. Wir können nicht wie Thomas erwarten, dass Jesus uns
erscheint, und dann glauben. Glücklich wird sich schätzen können, der Jesus
nicht sieht und doch glaubt.
è
Wir vertrauen heute dem Zeugnis der Apostel.
Ihr Zeugnis kann gerade deshalb überzeugen, weil sie selbst sich gegen die
Auferstehung sträubten. Erst als Jesus sich ihnen zeigte glaubten sie. Nun sind
sie für uns die Zeugen und wir vertrauen ihrem Zeugnis.
è
Johannes beruft sich gerade in seinem Brief auf
dieses Zeugnis wenn er schreibt:
(Wir
verkündigen euch)
Was
von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern
Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des
Lebens 1.Joh.1,1.
Schluß
è
Zusammenfassung
è
Die Auferstehung ist einer der wichtigsten
Pfeiler unseres Glaubens. Wenn wir die Auferstehung Jesu in Frage stellen, dann
stellen wir den gesamten Glauben in Frage.
è
Wäre Jesus nicht auferstanden, wären wir alle
verloren und noch in unseren Sünden. Wir würden vor dem jüngsten Gericht nicht
bestehen können. Aber nun können wir mit Paulus ausrufen:
...Der
Tod ist vernichtet! Der Sieg ist vollkommen!
Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist deine Macht? 1.Kor.15,54-55.
è
Das sollte genug Grund zur Freude sein. Jesus
hat den Tod besiegt, durch ihn sind wir zum Leben befreit. Mit Petrus können
wir voll Dankbarkeit sagen:
Gepriesen
sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! In seinem grossen Erbarmen
hat er uns neu geboren und mit einer lebendigen Hoffnung erfüllt. Diese
Hoffnung gründet sich darauf, dass Jesus Christus vom Tod auferstanden ist.
1.Petr.1,3.
Amen