Jetzt ist alles vollendet
Johannes 19, 28-30
Jürg Birnstiel
02.04.1999

Gliederung

I.     Jesus vollendet die Schrift

II.    Jesus vollendet das Gesetz

III.      Jesus vollendet die Strafe

1.          Evangelistion

IV.     Jesus vollendet die Versöhnung

1.          Anwendung

 


Einleitung

ð     Aus Rienecker: Lexikon zur Bibel, Sp.812-813.

ð     Die Kreuzigung war eine "überaus grausame und furchtbare" (Cicero) Todesstrafe, die die Römer von den Karthagern übernommen hatten und nur bei Sklaven und gemeinen Verbrechern anwandten...Der Verurteilte wurde zuerst gegeisselt und musste dann das Kreuz zur Hinrichtungsstätte ausserhalb der Stadt tragen....Er wurde dann auf ebener Erde nackt angenagelt. Das Kreuz wurde hochgezogen und danach trieb man einen langen Nagel durch die übereinandergelegten Füsse... Bei der Annagelung wurden die Nägel zwischen den Knochen der Handgelenke hindurchgetrieben und verursachten unerträgliche Schmerzen der verletzten Nerven. Den Aufgehängten quälten furchtbaren Durst und rasende Kopfschmerzen, heftiges Fieber und Angstzustände. Die Hängelage verursachte Atemnot, und der Verurteilte konnte dem Erstickungstod nur entgehen, indem er sich, gestützt auf den Nagel durch die Füsse, vorübergehend aufrichtete. In abwechselndem Senken und Heben des Körpers, in Atemnot und Atemschöpfen, vollzog sich der Todeskampf...

ð     Soweit eine Beschreibung der Hinrichtungsart aus dem Lexikon zur Bibel. Jesus im Todeskampf am Kreuz. All dies liess er über sich ergehen und das ist nur das, was wir von der sichtbaren Welt beschreiben können. Was Jesus in der unsichtbaren Welt erleiden musste, dass können wir kaum erahnen.

ð     Wir lesen drei Verse, die uns die letzten Momente im Leben Jesu aufzeigen.

Text lesen: Joh.19,28-30

ð     Was ist nun vollbracht oder vollendet?

I.                 Jesus vollendet die Schrift

ð     Jesus hängt nun am Kreuz und erleidet diesen schrecklichen Todeskampf. Er wusste, dass nun alles vollendet war. Doch sagte er noch, damit die Schrift ganz und gar erfüllt würde:

Mich dürstet.

ð     Sie füllten darauf einen Schwamm mit einer Art Essig und streckten ihn Jesus hin, wie es im Psalm heisst

Ps 69,22     Und sie taten Galle in meine Speise und tränkten mich mit Essig in meinem Durst.

ð     Jesus wollte alles erfüllen, was über ihn im AT geschrieben worden war. Da gibt es eine Vielzahl von Voraussagen im AT, die auf Jesus hinweisen. Jedem Schriftkundigen hätten deutlich werden können, dass Jesus tatsächlich der Sohn Gottes ist.

ð     Allein diese Tatsache, ist eine der überzeugendsten Fakten, die es uns leicht machen daran zu glauben, dass Jesus wirklich der Sohn Gottes ist.

ð     Es gibt keinen Religionsstifter, der auf eine solche vielfältige Weise vorangekündigt worden wäre, und der diese Voraussagen bis ins Detail erfüllte.

ð     Die ersten Christen hatten kein NT. Sie fanden Christus im AT. In der Apg steht:

Sie nahmen die Botschaft mit grosser Bereitwilligkeit auf und studierten täglich die Heiligen Schriften, um zu sehen, ob das, was Paulus sagte, auch zutraf. Apg.17,11b.

ð     Im AT fanden sie die Bestätigung, dass Jesus der Messias ist.

ð     Das Hilft uns, um so fester Jesus zu vertrauen.

II.             Jesus vollendet das Gesetz

ð     Jesus erfüllte nicht nur die Voraussagen des AT. Sondern er erfüllte als einziger das Gesetz in vollkommener Weise. So heisste es

Denn mit Christus ist das Ziel erreicht, um das es im Gesetz geht: Jeder, der an ihn glaubt, wird für gerecht erklärt. Rö.10,4.

ð     Das Gesetz des AT Testament ist nun erfüllt und man muss sich nicht mehr auf diese Gesetze konzentrieren.

ð     Es kommt jetzt allein auf das Verhältnis zu Jesus an. Wer Jesus ganz und gar vertraut, der wird von Gott angenommen.

ð     Paulus sagt sogar:

Darum lebe nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Das Leben, das ich jetzt noch in diesem vergänglichen Körper leben, lebe ich im Vertrauen auf den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sein Leben für mich gegeben hat. Gal.2,20.

III.          Jesus vollendet die Strafe

ð     Jesus hat die Strafe vollendet, die uns hätte treffen müssen. Er hat die Strafe voll und ganz gebüsst.

ð     Wenn jemand ein Verbrechen begangen hat, das 20 Jahre Gefängnis nach sich zieht. So hat Jesus die ganze Strafe auf sich genommen. Nicht nur drei Jahre und die anderen 17 Jahre muss man selber absitzen.

ð     Nein Jesus hat die ganze Strafe vollendet, die wir eigentlich auf uns nehmen sollten. So schreibt Paulus:

Christus hat uns von dem Fluch losgekauft, unter den uns das Gesetz gestellt hatte. Denn er hat an unserer Stelle den Fluch auf sich genommen. Es heisst ja in den Heiligen Schriften: " Wer am Holz hängt, ist von Gott verflucht." Gal.3,13.

ð     Oder wie es in Jesaja so deutlich gesagt ist:

Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. Jes.53,6.

Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Jes.53,5b.

ð     An der katholischen Kirche in Werden an der Ruhr befindet sich oben am First des Daches ein steinernes Schäflein ausgemeisselt ohne allen weiteren Schmuck. Mit ihm hat es folgende Bewandtnis: An derselben Stelle sass einst ein Dachdecker an seiner Arbeit; aber der Strick, der seinen Korb hielt, riss entzwei, und er stürzte hinunter in die Tiefe. Weil an der Kiche eben gebaut wurde, lagen überall Steine und Balken, an denen er sich das Genick hätte brechen können. Doch der Dachdecker stand heil und gesund auf, denn er stürzte auf ein Schaf, das zwischen den Steinen weidete. Das arme Tier wurde durch den Sturz zerschmettert, aber es rettete mit seinem Tod des Mannes Leben. Zum Dank liess er es in Stein meisseln und den Stein hoch oben in den First setzen. Ist es nicht ein Sinnbild für das Lamm Gottes, das für uns starb und uns so das ewige Leben erwarb?[1]

1.                  Evangelistion

ð     Jesus hat unser grosses Problem gelöst. Er hat unsere Schuld auf sich selbst genommen. An unserer Stelle ist er gestorben.

ð     Wer an Jesus glaubt, der kann mit Paulus sagen:

Ich bin mit Christus am Kreuz gestorben. Gal.2,19b

ð     Wenn ich an Jesus glaube, ist das wie wenn ich selbst gekreuzigt worden wäre. Wie wenn ich selbst für meine Schuld gestorben wäre. Was Jesus am Kreuz tat, gilt dann 100%ig für mich.

ð     Das gilt für jeden, der an Jesus glaubt, denn er hat nicht nur meine Sünde auf sich genommen, sondern wie es Johannes so schön sagt:

1Jo 2,2       Durch seinen Tod hat er Sühne für unsere Schuld geleistet, ja sogar für die Schuld der ganzen Welt.

IV.         Jesus vollendet die Versöhnung

ð     Durch das Sterben, vollendete Jesus die Versöhnung mit dem Vater. Er machte es möglich, dass wir mit dem Schöpfer in eine enge Beziehung eintreten können.

ð     Alles was Jesus machte, alles was er auf sich nahm, hatte das eine Ziel: Uns mit dem Vater zu versöhnen. So sieht Paulus auch seinen Auftrag:

Uns Aposteln hat Christus den Auftrag und die Vollmacht gegeben, diese Botschaft überall bekanntzumachen. Ja, Gott selbst ist es, der durch uns die Menschen ruft. So bitten wir im Auftrag von Christus: "Bleibt nicht Gottes Feinde! Nehmt die Versöhnung an, die Gott euch anbietet! 2.Kor.5,20.

1.                  Anwendung

ð     Das heisst doch nichts anderes, als dass Gott mit uns in Beziehung treten möchte. Er sucht die Gemeinschaft mit uns.

ð     Wenn wir das verstanden haben, dann verstehen wir auch, wie wir den Glauben leben sollen.

ð     Gott ist eben nicht ein Gesetzgeber, der vorwiegend darüber wacht, ob wir seine ganzen Vorschriften befolgen.

ð     Gott will mit mir in Gemeinschaft leben. Er freut sich an Liebe und Hingabe.

Schluss

ð     Zusammenfassung

ð     Ein Junge brachte viele Tage damit zu, sich ein Segelschiff zu bauen. Als das Schiff fertig war, ging er damit an den Fluss, um zu prüfen, ob es auch schwimmen würde. Stolz lief er am Ufer nebenher, als sein Schiff über das sich sanft kräuselnde Wasser glitt. Sein weisses Segel wölbte sich in der leichten Sommerbriese.
Doch zum Entsetzen des Jungen schwamm das Schiff bald zur Mitte des Stroms – viel zu weit für ihn, um es noch erreichen zu können. Langsam entschwand es seinen Blicken. Völlig geknickt kam der Junge am Abend nach Hause.
Wochen später entdeckte er ein Segelschiff im Schaufenster eines Pfandhauses – eben das Boot, das er mit soviel Sorgfalt gebaut, aufgetakelt und angemalt hatte. Er fragte den Inhaber des Pfandhauses, ob er das Boot haben könne. Sein Herz sank ihm fas in den Magen, als er den Mann sagen hörte: "Nur, wenn du den Preis zahlst, der auf diesem kleinen Schild steht."
Der Junge arbeitete mehrere Wochen, um sich die Summe für das Boot zusammenzusparen. Endlich kehrte er mit dem Geld in der Hand in das Pfandhaus zurück. Legte die Summe auf den Ladentisch und sagte: "Bitte sehr, ich hätte gern mein Boot."
Als er den Laden mit dem Boot in der Hand verliess, sah er es mit einem Gefühl von Freude, Stolz und Liebe an, so , als wollte er sagen: "Du gehörst mir, kleines Schiff! Du gehörst mir zweimal! Einmal, weil ich dich gemacht habe, und dann noch einmal, weil ich dich gekauft habe!"
Was der Junge seinem Boot gegenüber empfand, empfindet Gott uns gegenüber. Die Bibel sagt: "Er hat uns gemacht" (Psalm 100,3). Weiter heisst es: "Ihr seid teuer erkauft" (1.Kor.6,20). Sie sagt uns sogar etwas über den Preis, der dafür bezahlt wurde: "Ihr seid erlöst mit dem teuren Blut Christi" (1.Petr.18,19).
Was für ein Trost ist es, zu wissen, dass es einen Vater im Himmel gibt, der auf uns in Liebe achtet und sagt: "Du gehörst mir. Du gehröst mir zweimal. Einmal, weil ich dich gemacht habe. Zum zweiten, weil ich dich erkauft habe."[2]

ð     Jesus bezahlte einen hohen Preis. Er hat sich vor diesem Tag gefürchtet. Er sagte seinen Jüngern:

Lk 12,50     Ich muss noch eine Taufe auf mich nehmen – hätte ich sie doch schon hinter mir!

ð     Jesus wollte aber den Willen des Vaters tun. Er wollte ihn durch seinen Gehorsam ehren.

Joh 17,4     Ich habe deine Herrlichkeit auf der Erde sichtbar gemacht; denn ich habe die Aufgabe erfüllt, die du mir übertragen hast.

ð     So hat Jesus durch sein Sterben uns mit dem Schöpfer versöhnt und eine liebende Beziehung ermöglicht.

ð     Er hat alles vollendet. Er hat sein Ziel erreicht.

ð     Seit seiner Kreuzigung ist alles vollendet, was wir für das ewige Leben brauche.

Amen



[1] Bsp. 100.

[2] Bsp.1586.