Namen geändert.

 
 

 


Hochzeitspredigt
Psalm 100, 1-5
für
Fredy Graf

&

Brigitte Volkart
13. Juli 1996

Ihr habt einen freundlichen Gott
Psalm 100, 1-5

Einleitung

ð     Liebe Brigitte und Fredy.

ð     Ein ganz erfreulicher Anlass führt uns hier zusammen. Es ist zwar gar nicht mehr für alle selbstverständlich, eine Trauung im Rahmen eines Gottesdienstes zu feiern. Die standesamtliche Trauung liegt hinter Euch und rechtlich gesehen seid Ihr jetzt ein Ehepaar. Das Ehepaar Brigitte und Fredy Graf.

ð     Auch wenn Ihr keinen Gottesdienst feiern wolltet, so wäret Ihr trotzdem ein Ehepaar. Ohne kirchliche Trauung würdet Ihr als Ehepaar gelten. Aber Euch ist es ein Anliegen, im Rahmen eines Gottesdienstes, Euer gemeinsames Leben zu beginnen.

ð     Das nicht nur aus Tradition, weil es nett ist schön gekleidet zu erscheinen und weil ein Gottesdienst einen festlichen und würdigen Rahmen bietet. Nein - Ihr wollt ganz bewusst damit bezeugen, dass Ihr Euer gemeinsames Leben in Verantwortung gegenüber Gott leben wollt und dass Ihr auf Gottes Segen angewiesen seid.

ð     Ihr selber habt Euch für diesen Gottesdienst einen Abschnitt aus der Bibel gewählt, über den wir uns Gedanken machen wollen.

ð     Wir finden diesen Abschnitt im Psalmenbuch. Es ist der Psalm 100.

Text lesen: Psalm 100, 1-5

ð     Zwei Gedanken möchte ich für Euch hervorheben:


1.       Der Herr Euer Gott ist freundlich

2.       Die Freundlichkeit Gottes soll in Eurer Ehe spürbar sein

I.                 Der Herr Euer Gott ist freundlich

A.              Er hat Euch zusammengebracht

ð     Wenn man diesen Psalm in Zusammenhang mit Eurer Hochzeit liest, wo es heisst:

Jauchzet dem HERRN, alle Welt! 1.

Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; danket ihm lobet seinen Namen! 4.

ð     Da denkt man zuerst an den Jubel und an den Dank dafür, dass Ihr nun hier zusammen mit uns in der Kirche seid. Daran, dass Ihr heute Euren gemeinsamen Weg beginnt.

ð     Ja, und es ist wirklich nicht selbstverständlich. Wer hätte das denn gedacht, dass Fredy in Österreichs Hauptstadt einer Frau begegnet, die ihn heiraten will?

ð     Und wer hätte gedacht, dass Brigitte in dieser grossen Stadt einen Ausländer trifft, den sie lieb gewinnt und mit ihm zusammen durch das weitere Leben gehen möchte?

ð     Niemand hätte das gedacht. Nicht einmal ihr hättet so etwas gedacht.

ð     So habt ihr allen Grund zu jauchzen und Gott zu danken für diese schöne Führung.

ð     Ich habt in dieser Führung Gottes die Freundlichkeit Gottes ganz deutlich erleben dürfen.

B.               Er hat Euch erlöst

ð     Aber ihr habt nicht nur darin die Freundlichkeit Gottes erlebt. Jeder von Euch erkannte die Freundlichkeit Gottes bevor Ihr Euch kennen gelernt habt.

ð     Mit dem Apostel Paulus könnt ihr sagen:

Uns ist (als aber) erschien(en) die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, Titus 3, 4.

ð     Diese Freundlichkeit Gottes ist nicht ein Gefühl, das über diese Welt ausgeschüttet wurde. Diese Freundlichkeit Gottes ist - so will es Paulus hier verstanden haben - Jesus Christus.

ð     Die Freundlichkeit Gottes ist Euch in Jesus Christus begegnet.

ð     Ich durfte das bei Dir Fredy etwas mitverfolgen. Unsere erste Begegnung war, als ich an einer Computerausstellung einen Computer und ein Programm suchte.

ð     Du erklärtest mir Dein Programm und dabei machte ich Dir ein Beispiel. Du legtest einen Ordner an mit dem Titel, den ich vorschlug Kolosser. Du wundertest Dich, weil Du mit diesem Begriff nichts anfangen konntest. Du hattest keine Ahnung, dass der Kolosserbrief ein Buch in der Bibel ist.

ð     Darauf sprach ich ganz kurz mit Dir, ob Du denn die Bibel noch nie gelesen hättest. Du meintest dann etwa so, dass Dir im Moment dazu die Zeit fehlen würde und Du darin keine Priorität siehst.

ð     Doch dann hatte es Dich doch ergriffen. Du hattest begonnen in der Bibel zu lesen und das liess dich nicht mehr los. So bist Du der Freundlichkeit Gottes begegnet.

ð     Du erkanntest, dass Jesus in diese Welt gekommen ist, damit wir Menschen mit Gott in Frieden leben können.

ð     Du hattest die schlichte und mächtige Aussage im Johannesevangelium verstanden wo es heisst:

Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.        Johannes 3, 16.

ð     Es wurde Dir klar, dass es im Leben Wichtigeres gibt, als Erfolgreich zu sein. Du hast verstanden, dass im Leben ganz andere Werte zählen.

ð     Und Du erkanntest, dass es die Liebe und Freundlichkeit Gottes ist, dass Jesus für Dich am Kreuz gestorben ist.

ð     Sicherlich haben viele von uns miterlebt wie Fredy sich veränderte. Sicherlich erlebten auch viele mit wie Brigitte sich veränderte, nur diese Geschichte kenne ich nicht so genau und sie liegt um einige Jahre weiter zurück.

ð     Mancher mag gedacht habe, o jetzt sind die fromm geworden, in welcher Sekte sind sie denn gelandet!

ð     Sie landeten aber nicht in einer Sekte, sondern sie haben nur das ernst genommen, was sie in der Bibel gelesen haben.

1.                  Evangelisation

ð     Und unserem Psalm steht der Aufruf:

Erkennt, dass der HERR Gott ist!

ð     Erkennt, dass der Gott Israels der wahre Gott ist. Übersetzt ins Neue Testament heisst das:

ð     Erkennt, dass Jesus Christus Gott ist!

ð     Petrus schreibt den Gemeinden:

ihr habt ja geschmeckt, dass der Herr freundlich ist               1. Petrus 2, 3.

ð     Haben Sie auch schon geschmeckt, dass Gott freundlich ist, und dass er Ihnen gerade durch seinen Sohn Jesus Christus seine ganze Freundlichkeit zeigt?

ð     Gott möchte Sie beschenken. Er möchte Ihnen durch Jesus Christus seine Freundlichkeit zukommen lassen.

ð     Er möchte sich aber nicht aufdrängen, aber er möchte Ihnen begegnen, wie er Brigitte und Fredy begegnete.

ð     Machen Sie es doch nicht so, wie die Juden in Antiochia, zu denen Paulus sagen muss:

Paulus und Barnabas aber sprachen frei und offen: Euch musste das Wort Gottes zuerst gesagt werden; da ihr es aber von euch stosst und haltet euch selbst nicht für würdig des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden. Apostelgeschichte 13, 46.

 

ð     Gott hält sie für würdig, er möchte Ihnen durch den Glauben an Jesus Christus ewiges Leben schenken.

II.             Die Freundlichkeit Gottes muss in Eurer Ehe spürbar sein

ð     Dieser freundliche Gott, der sich schon so oft an Euch freundlich erwiesen hat, möchte, dass seine Freundlichkeit bei Euch und durch Euch sichtbar wird.

ð     So schrieb auch Paulus einer Gemeinde:

Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus. Epheser 4, 32.

ð     Nun möchte ich Euch auf zwei Punkte aufmerksam machen, die Ihr beachten solltet, wenn ihr Gottes Freundlichkeit spiegeln wollt.

A.              Lernt Euch in Liebe zu ertragen

ð     Gemessen an der Zeit, die Ihr nach menschlichem Ermessen miteinander verbringen werdet, habt Ihr erst einen ganz geringen Teil miteinander verlebt. Die Zeit, die vor Euch liegt, ist viel länger und viel intensiver, als die kurze Zeit der Freundschaft und Verlobung. Ihr werdet jetzt viel enger zusammenleben.

ð     Ihr werdet in Eurer Beziehung viele verschiedene Phasen durchleben, die wir hier nicht alle anschauen können. Darunter werden auch Zeiten fallen, wo Ihr Euch gegenseitig reibt.

ð     Auf einmal bekommen Kleinigkeiten grosse Bedeutung. Verhaltensweisen am Ehepartner beginnen zu stören, die einem früher gar nicht aufgefallen sind, oder denen man keine Bedeutung zumass.

ð     Die Frau ärgert sich, dass der Mann seine Hosen nicht in die Bügelfalte legt, sondern auf den Boden wirft. Oder dass er zu Hause beim Suppenessen schlürft. Der Mann ärgert sich, dass seine Frau immer noch nicht begriffen hat, dass er nach der Arbeit seine Ruhe haben will.

ð     Zahnpastatube, usw. usf.

ð     Und dann beginnt eine verhängnisvolle Entwicklung: Jeder will den anderen erziehen. Jetzt forme ich mir meinen Traumpartner. Das ist eine grosse Katastrophe, wenn sich Eheleute erziehen wollen.

ð     Das führt in vielen Ehen zu unsäglichen und unendlichen Kleinkriegen, die bis hin zur Scheidung führen können. Einfach weil der andere so zu sein hat wie ich will. Und dann geht es los mit der Nörgelei, die schlichtweg zermürbend ist. So zermürbend, dass man sich nicht mehr so recht aneinander freuen kann.

ð     Man ist überzeugt: Das macht er nur, um mich zu ärgern.

ð     Man ist dann sogar froh, wenn der Ehepartner nicht mehr zuviel zu Hause ist oder wenn man sich ausser Haus beschäftigen kann.

ð     Paulus schreibt:

Wenn ihr euch aber untereinander beisst und fresst, so seht zu, dass ihr nicht einer vom andern aufgefressen werdet. Galater 5, 15.

ð     Fresst Euch nicht auf. Erspart Euch diese Zeit. Vielmehr haltet Euch an die Anweisungen, die uns die Bibel gibt, wo es heisst:

Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Galater 6, 2.

ð     Und weiter heisst es:

Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. Römer 12, 10.

ð     Wenn Ihr Euch vornehmt einander in dieser Haltung zu begegnen, dann werdet Ihr Eure Krisenzeiten positiv überstehen.

ð     Das heisst nicht, dass Ihr über nichts sprechen dürft, was Euch aneinander nicht gefällt. Ihr werdet Euch hoffentlich in den kommenden Jahren verändern und zueinander wachsen, aber bitte erzieht Euch nicht gegenseitig.

ð     Vielmehr setzt Euch zum Ziel, den anderen kennen und schätzen zu lernen, so wie er ist. Für Euch beginnt nun eine Entdeckungsreise.

ð     Verliert auf dieser Entdeckungsreise nie die Achtung voreinander, denn wir lesen:

Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, / und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auf das, was dem andern dient. Philipper 2, 3-4.

ð     Lebt in einer gesunden Toleranz miteinander, die von der Liebe geprägt ist und nicht von Rechthaberei und Selbstverwirklichung.

Von dem bekannten elsässischen Pfarrer Oberlin wird erzählt, er habe über seinem Schreibtisch ein Bild hängen gehabt, das von rechts gesehen bläulich und von links rötlich schimmerte. Kam nun ein Brautpaar zu ihm, um die Trauung zu bestellen, dann liess er den Bräutigam das Bild von rechts betrachten und die Braut von links, oder umgekehrt. Dann fragte er die beiden, welche Farbtönung das Bild habe, und die Antwort fiel natürlich verschieden aus.
Dann sagte Oberlin: „Wechselt nun die Plätze!“ Und wenn das geschehen war, stellte er noch einmal die gleiche Frage und erhielt darauf von jedem der Brautleute die der vorigen entgegengesetzte Antwort. Daran knüpfte der Pfarrer die Lehre: „Wenn ihr einmal in eurer Ehe eine Meinungsverschiedenheit oder einen Streit habt, so tut dasselbe, was ich euch vorhin vor dem Bild geraten habe. Wechselt die Plätze, stellt euch in Gedanken auf die andere Seite, versetzt euch in seine Lage und beurteilt von hier aus das, worüber ihr gestritten habt.“
Jedes Ding hat mindestens zwei Seiten. In der Regel sehen wir nur eine, und unser Urteil ist fertig. Diese Einseitigkeit schafft Spannungen, Streit und verhärtet die Herzen. Versetzen wir uns mal in die Lage des anderen. Sehen wir mal das Problem durch die Brille des anderen. Aber es erfordert Selbstverleugnung und Nächstenliebe. Wir müssen herunter vom Sockel unserer Selbstgerechtigkeit.[1]

ð     Die Männer werden oft besonders ermahnt, so schreibt Petrus den Männern.

Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben. Epheser 5, 21.

 

ð     Deine Aufgabe Fredy besteht nicht darin, über Deine Frau zu herrschen, sondern Dich für Deine Frau zu investieren - mit Leib und Leben, koste es Kopf und Kragen.

B.               Betet miteinander

ð     Jeder von Euch hat den Wunsch mit und für Jesus zu leben. Ihr wollt ganz bewusst Jesus in Eurer Ehe Raum geben. Und es gibt viele christliche Ehepaare, die diese ernste Absicht haben, aber - warum auch immer - bringen sie es nicht fertig miteinander zu beten.

ð     Dabei ist es überhaupt nicht schwierig. Es ist ein Geschenk, dass wir Gott unseren Dank, unser Lob, unsere Bitten gemeinsam bringen dürfen. Es ist am Anfang vielleicht etwas ungewohnt, aber lasst nicht locker, bis es bei Euch eine Gewohnheit ist. Petrus sagt den Ehepaaren:

Desgleichen, ihr Männer, wohnt vernünftig mit ihnen zusammen und gebt dem weiblichen Geschlecht als dem schwächeren seine Ehre. Denn auch die Frauen sind Miterben der Gnade des Lebens, und euer gemeinsames Gebet soll nicht behindert werden. 1. Petrus 3, 7.

ð     Das aufrichtige Gebet bindet Euch fest an Euren freundlichen Gott. Der nicht möchte, dass Ihr in unnötige Schwierigkeiten kommt.

ð     Ihr werdet erkennen, wie gross der Segen ist, wenn Ihr gemeinsam Eure Anliegen vor Gott bringt.

ð     Mit dem Psalmist werdet Ihr sagen:

Seine Gnade währet ewig!

ð     Gott lädt uns dazu ein. So heisst es:

und rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen. Psalm 50, 15.

ð     Und wir werden gerade dazu aufgefordert unsere Sorgen auf Jesus zu werfen:

Alle eure Sorgen werft auf ihn; denn er sorgt für euch.          1. Petrus 5, 7.

Schluss

ð     Zusammenfassung

Denn der HERR ist freundlich, und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für. Psalm 100, 5.

Amen



[1] Bsp.660.