Heiliger
Geist
Teil 2/3
Mit Gott auf Du
Jürg Birnstiel
24.01.1999
Gliederung
I. Gott mein Vater
1. Du hast einen Vater!
II. Tiefe Einsicht in die Gedanken und Pläne
II. Gottes
A. Überraschender Vergleich des Paulus
1.Kor.2,11-12
1. Evangelisation (Welcher Geist lebt in
Dir?)
B. Auswirkungen
1. Verstehe die Torheit des Kreuzes
2. Geistliche Logik
3. Aber nicht voll umfängliches
Verständnis
Einleitung
ð Da war ein König ohne Erben und Nachfolger. Er war alt geworden und
suchte jemanden, der an seine Stelle trat, einen Nachfolger, der in die Aufgabe
hineinwachsen sollte, um selbst einmal König zu sein. Und so geschah es, dass
der König sich aufmachte und aus seinem Schloss ging, um einen Erben zu suchen.
Nach längerer Suche fand er schliesslich in einer Gruppe spielender Kinder
einen Jungen, der ihm gefiel. Er rief ihn aus der Schar der spielenden Kinder
heraus und sagte ihm, dass er für ihn ein sehr grosses Geschenk hätte. Eine
Voraussetzung aber sei zu erfüllen: Er müsse selbst anfangen, sich wie ein
Königssohn zu benehmen. Nach einem Jahr wolle er wiederkommen und sehen,
wieweit ihm dies gelungen sei.
Doch der Versuch, sich wie ein Prinz zu benehmen, misslang. Schon wenige Wochen
nach dem Besuch des Königs war der Junge von seinen Spielgefährten nicht mehr
zu unterscheiden. Seine guten Vorsätze halfen ihm nicht. Die Umwelt war
stärker, und seine Gewohnheiten liessen ihn immer wieder in sein altes Wesen
zurückfallen. Er war eben nur ein Junge von der Strasse und kein geborener
Kronprinz. Nach einem Jahr war die Enttäuschung des Königs sehr gross, und
obwohl er ihm ein weiteres Jahr die Chance gab, war auch danach das Ergebnis
nicht besser. Der Junge blieb, was er war, und der König blieb ohne Erben.
Das zweite Märchen beginnt ähnlich, auch hier handelt es sich um einen König,
der einen Erben sucht, sich aufmacht und schliesslich ein Kind findet, das ihm
geeignet zu sein scheint. Er stellt ihm aber keine Bedingung, sondern nimmt es
gleich von der Stelle weg zu sich an seinen Hof. Dort gibt er ihm einen
Hofmarschall zu Seite, der Tag und Nacht den zukünftigen Erben begleitet. Bei
jeder Gelegenheit macht er ihn darauf aufmerksam, dass er eine so wichtige
Zukunft habe. Immer wieder sagt er: Majestät, Sie sind ein König! Ein König
aber benimmt sich anders. Dabei lehrt er ihn das rechte Verhalten. – Und
diesmal gelingt es: trotz aller Rückfälle in das alte Wesen verwandelt sich
doch der Strassenjunge zum wirklichen Kronprinzen. Die neue Umgebung, die
Gegenwart des Königs und die unermüdlichen Ermahnungen und Ermunterungen des
Marschalls und der ständige Hinweis auf seinen neuen Stand schaffen die neue
Lebensart.
ð So ist das Evangelium die Botschaft von dem Gott, der Kinder und Erben sucht, und der sie nicht erst dann in ihren neuen Stand einsetzt, wenn sie sich bewährt haben. Unser Gott schenkt uns seine Gemeinschaft von Anfang an, nimmt uns in sein Reich und gibt uns einen Erzieher zur Seite, seinen Heiligen Geist, der unermüdlich und mit unendlicher Zartheit und Geschick auf die Tischsitten im Reiche Gottes aufmerksam macht, der uns vor allem immer wieder dran erinnert, was wir sind und sein werden.[1]
Folie der letzten Predigt
ð Wenn Gott in uns wohnt ist es noch nicht klar, in welcher Beziehung wir zu ihm stehen. Es könnte ja sein, dass Gott mich überwacht, dass er mich peinigt und knechtet. Glücklicherweise ist das nicht so. Die Bibel zeigt uns deutlich, in welchem Verhältnis, in welcher Beziehung Gott mit uns lebt.
Weil ihr nun Gottes Söhne und Töchter seid, gab Gott euch den Geist seines Sohnes ins Herz. Der ruft aus uns: "Abba! Vater!" Gal.4,6.
ð Gott ist unser Vater. Das klingt gut und in unseren Ohren vielleicht zu selbstverständlich. Wenn wir uns einmal vorstellen, was ein Vater ausmacht. Und ich spreche jetzt nicht von den abartigen Vätern, die Ihre Kinder misshandeln. Sondern ich spreche von den Vätern, die ihre Kinder lieben, denn Gott ist der Gott der Liebe und somit auch ein liebender Vater.
ð Ein Vater gibt seinen Kinder eine bevorzugte Stellung. So kennen wir auch die Aussage: Er nahm mich auf wie sein eigener Sohn. D.h. ein Mann verhielt sich zu mir, wie wenn ich sein Sohn wäre. Bei ihm nahm ich eine Sonderstellung ein. Wenn ich mich mit meinen Kindern in einer Menschenmenge bewege, und irgend etwas passiert, dann konzentriert sich mein Interesse nicht auf die Menschenmenge, sondern auf meine beiden Töchter und meinen Sohn. Dann interessiert es mich vor allem wie es ihnen geht und ob ich ihnen helfen kann.
ð Wenn Gott mein Vater ist, heisst das, dass er ein grosses Interesse an mir hat. Es ist ihm nicht gleichgültig was ich mache und wie es mir geht.
ð Andererseits haben Kinde bei ihren Vätern einen besonderen Zugang. Sie schaffen es schneller das Herz des Vaters zu erweichen, als jemand anders.
ð Nun bewirkt der Geist Gottes in uns genau dieses Verhältnis zu Gott. Er lässt uns Gott als Vater anrufen. Den Römern schreibt Paulus:
Folie (Vers/Vater mit Kind)
Der Geist, den Gott euch gegeben hat, ist ja nicht ein Sklavengeist, so dass ihr wie früher in Angst leben müsstet. Es ist der Geist, den ihr als seine Söhne und Töchter habt. Von diesem Geist erfüllt, rufen wir zu Gott: "Abba! Vater!" Rö.8,15.
ð Wir müssen uns nicht fürchten. Sicherlich hat man in der Regel vor einem Vater einen gewissen Respekt. Aber man fürchtet sich nicht. Das ist für das Verhältnis zu Gott völlig revolutionär. Bedenken wir nur, dass es unter den Juden Bewegungen gab und gibt, die den Namen Gottes aus lauter Furcht nicht aussprechen. Und uns lässt der Geist Gottes den Schöpfer mit Vater ansprechen!
ð Der Geist Gottes, der in uns wohnt, macht uns darin gewiss, dass wir Kinder Gottes sind.
So macht sein Geist uns im Innersten gewiss, dass wir Kinder Gottes sind. Rö.8,16.
ð Vielleicht hast Du eine schlechte Erfahrung mit Deinem Vater gemacht. Wie jener Bub, der seiner Mutter klagte: "Der Vater hat mir eine Ohrfeige gegeben." Der Vater aber kam dazu und sagte: "Lügst du schon wieder? Willst du noch eine?"
ð Väter sind nicht einfache Personen. Es gibt auch ganze Generationen, die ohne Väter gross werden mussten. Ich selber zähle mich auch nicht zu den besten Vätern. Oft sind Väter abwesend, auch wenn sie da sind. Sie geben wenig von sich preis. Sie bleiben ihren Kindern fremd.
ð Vielleicht leidest Du darunter. Oder Du hast Deinen Vater nie oder kaum gekannt.
ð Wie es auch sei. Verachte Deinen Vater nie, denn er ist und bleibt dein leiblicher Vater.
ð Aber Du kannst Dich ganz besonders darüber freuen, dass Du einen liebenden Vater bekommen hast, der in Dir wohnt. Er liebt Dich. Er freut sich, wenn es Dir gut geht. Er ist traurig, wenn Du Schwierigkeiten hast und er erzieht Dich, damit Du als Persönlichkeit reifer wirst.
ð Pflege Deine Beziehung zu Deinem himmlischen Vater. Er freut sich, wenn Du zu ihm kommst!
ð Er will Dir helfen das Ziel zu erreichen.
ð Für uns Väter ist es auch schön zu wissen, dass unsere Kinder, die Jesus nachfolgen einen Vater haben, der Ihnen ein viel besserer Vater ist, als wir es ihnen sein könnten und sind.
ð Gott ist nicht ein Vater, dessen Gedanken und Absichten undurchschaubar und gar unheimlich sind. Gott möchte nicht blinde Nachfolger. Jesus sagt seinen Jüngern:
Ich sage hinfort nicht, dass ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiss nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan. Joh.15,15.
ð Das ist genau das, was der Heilige Geist in uns tut. Paulus erklärt diesen Sachverhalt in ganz eindrücklicher Weise.
Wie die Gedanken eines Menschen nur seinem eigenen Geist bekannt sind, so weiss auch nur der Geist Gottes, was in Gott vorgeht. 1.Kor.2,11.
ð Wir Menschen tragen einen "Geist" in uns, durch den wir unser selbst bewusst sind. Ich sehe, höre, fühle und will und bin mir auch bewusst, was dabei in mir vor sich geht. Aber nur unserer eigener Geist weiss darum. Wir können es einem anderen nie wirklich mitteilen. Darum gibt es ständig die schmerzlichen Missverständnisse zwischen uns, trotz aller intensiven Gespräche. Erst wenn wir unseren Geist in die anderen hineinlegen könnten, würden sie uns sofort ganz und gar verstehen und "von den Dingen des Menschen" wissen. Aber das können wir nicht.
ð Paulus sagt nun, so wie mein Geist nur weiss, was in mir wirklich vorgeht, so weiss nur der Geist Gottes, was in Gott vorgeht. Und nun kommt ein sehr kühner Gedanke. Was wir Menschen untereinander nie können, macht Gott. Er legt seinen Geist in uns. Die Folge:
Wir haben aber nicht den Geist dieser Welt erhalten, sondern den Geist, der von Gott kommt. Darum können wir erkennen, was Gott uns geschenkt hat. 1.Kor.2,12.
ð Dadurch, dass der Geist Gottes in uns lebt, haben wir eine ganz besonderen Einblick in die Gedanken und Absichten Gottes. Wir können verstehen, was uns von Gott geschenkt ist.
Uns hat Gott dieses Geheimnis enthüllt durch seinen Geist, den er uns gegeben hat. Denn der Geist erforscht alles, auch die geheimsten Absichten Gottes. 1.Kor.2,10.
ð Gott gibt uns tiefen Einblick in seine Gedanken. Und das geht noch viel weiter:
ð Paulus unterscheidet hier deutlich zwischen dem Geist der Welt, den alle Menschen in sich tragen. Und vom Geist Gottes, den die Menschen in sich tragen, die an Jesus glauben.
ð Da prallen dann zwei Welten aufeinander. So schreibt Johannes:
Sie stammen aus der Welt und reden die Sprache der Welt. Deshalb hört die Welt auf sie. Aber wir stammen von Gott, und wer Gott kennt, hört auf uns. 1.Joh.4,5-6.
ð Welchen Geist hast Du?
Menschen, die sich auf ihre natürlichen Fähigkeiten verlassen, lehnen ab, was der Geist Gottes enthüllt. Es kommt ihnen unsinnig vor. Sie können nichts damit anfangen, weil es nur mit Hilfe des Geistes beurteilt werden kann. 1.Kor.2,14.
ð Gehörst Du zu denen, die verachten, was Gott sagt. Dann lebt in dir nicht der Geist Gottes. Der Geist Gottes kommt erst dann in unser Leben, wenn wir uns ganz Jesus anvertrauen. So sagt Jesus:
Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fliessen. / Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht. Joh.7,38-39.
ð Das ist das Bild für wahres und echtes Leben.
ð Eines was uns der Geist Gottes ganz deutlich erkennen lässt, ist die Bedeutung des Kreuzes. Die Tatsache, dass wir uns darüber völlig klar sind, was das Kreuz bedeutet, ist das Werk des Heiligen Geistes in uns. Der uns diesen Einblick gibt. So sagt Paulus:
Die Botschaft, dass für alle Menschen am Kreuz die Rettung vollbracht ist, muss denen, die verlorengehen, als barer Unsinn erscheinen. Wir aber, die gerettet werden, erfahren darin Gottes Kraft. 1.Kor.1,18.
ð Das betrifft auch andere Bereiche wie Auferstehung, Schöpfung usw.
ð Das ist mit ein Grund, das Christen, die sich das erste Mal begegnen, sofort eine besondere Verbundenheit vorhanden ist. So verstehen sich Christen über alle Unterschiede hinweg, der Chinese mit dem Schweizer, der Arbeiter mit dem Professor, der Student mit dem Unternehmer usw.
ð Diese gemeinsame feste Überzeugung über das, was uns von Gott geschenkt ist, verbindet uns.
ð Wenn wir der Geist Gottes in uns lebt, dann müssen wir unseren Verstand nicht abgeben. Es heisst nicht, dass wir dann einfach alles glauben müssen. Es gibt eine geistliche Logik, die von geistlichen Tatsachen ausgeht. Z.B. gehört es in die geistliche Logik, dass wir davon ausgehen, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist. Es gehört zur geistlichen Logik, dass wir damit rechnen, dass Gott heute noch Wunder tut usw. Gott will nicht dass wir unseren Verstand abgeben, sondern mit geistlichem Verstand denken und leben. Das hat Auswirkungen in verschiedenste Bereiche des Lebens. Ich will das an einem Beispiel verdeutlichen.
Folie A3
ð Gott wollte uns nie des Verstandes berauben, den er selbst geschaffen hat, aber will unseren Verstand schärfen und schleifen. Er will, dass wir in der Erkenntnis wachsen und hilft uns durch seinen Heiligen Geist. Zu Timotheus sagt Paulus:
Du verstehst, was ich damit sagen will. Der Herr wird dir in allem das rechte Verständnis geben. 2.Tim.2,7.
ð Gott schenkt uns tiefen Einblick in seine Gedanken und Absichten. Er hat uns sein geschriebenes Wort gegeben, das wir sobald der heilige Geist in uns wohnt viel besser verstehen.
ð Aber alles werden wir nie ganz ergründen können, denn wir leben immer noch in dieser Welt.
Folie (Welt/Neues Jerusalem)
ð Spurgeon sagte auf seinem letzten Krankenlager: "Meine Theologie wird immer einfacher, sie besteht nur noch aus vier Worten: Jesus starb für mich."[2]
Schluss
ð Zusammenfassung
ð Mit Gott auf Du!
ð Er ist mein Vater, der mit mir in enger Beziehung stehen möchte. Er freut sich, wenn wir uns ihm nicht entziehen. Deshalb fordert Petrus uns heraus und sagt:
Alle eure Sorgen werft auf ihn; denn er sorgt für euch. 1.Petr.5,7