Diese Pandemie fordert uns heraus
Gedanken zum Lockdown

 

 

 

 

I.    Jetzt hat es einmal uns getroffen

II.      Das Evangelium war nicht im Lockdown – im Gegenteil

III.     Unsere Flexibilität und Toleranz ist gefordert

IV.     Ein Vorgeschmack auf das grosse Wiedersehen

 

 


Einleitende Gedanken

Wir trafen uns zum letzten Mal vor drei Monaten, am 8. März, im Begegnungszentrum Elim zu einem gemeinsamen Gottesdienst. Schon damals mussten Plakate aufgehängt werden, die Anweisungen enthielten, wie wir uns zu verhalten haben. Keine Begrüssung mehr mit Handschlag, Abstand halten usw.

Eine Woche später waren Versammlungen bereits verboten. Das Volkshaus musste die Türen schliessen und wir starteten am 22. März mit unserem ersten Livestream Gottesdienst und mit der Kindersendung Sara & Tomi.

Jetzt, nach 13 Livestream Gottesdiensten und 15 Kindersendungen, dürfen wir uns wieder zum Gottesdienst treffen, müssen uns aber unbedingt an die vorgegebenen Schutzmassnahmen halten.

Die Ansteckungszahlen sind zwar tief, aber das könnte sich schneller ändern als es uns liebt ist.

Ich freue mich jedenfalls, dass ich nicht mehr in eine Kamera sprechen muss, sondern euch anschauen kann und so ein direktes Feedback bekomme.

Wir können dankbar sein, dass meines Wissens niemand wegen Corona schwer erkrankt ist.

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Ich bin an den Vorbereitungen einer neuen Predigtreihe mit dem Titel: «Der schwierige Aufbruch in eine schönere Welt». Es wird eine elf teilige Reihe sein, die sich mit der Befreiung Israels aus Ägypten beschäftigt. Es werden uns in dieser Reihe einige schwierige Fragen beschäftigen.

Doch heute möchte ich euch noch einige Gedanken zu den vergangenen Wochen weitergeben, damit wir diese Zeit noch ein wenig reflektieren können, die hinter uns liegt.

I.               

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Jetzt hat es einmal uns getroffen

Seit Jahren werden wir durch Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Internet und Fernsehen mit grauenvollen menschlichen Schicksalen konfrontiert.

Wir hören Berichte und sehen Bilder und Filme von Erdbeben, Waldbränden oder anderen Naturkatstrophen, die ganze Landstriche zerstören. Menschen werden obdachlos und alles, was sie über Jahre aufgebaut hatten, wurde in Kürze vernichtet. Oft bleiben diese Leute mittellos zurück und niemand ist da, der ihnen beim Aufbau einer neuen Existenzgrundlage hilft.

Wir hören Berichte und sehen Bilder von zerbombten Städten, die mehr an Schutthalden, als an Städte erinnern. Menschen, denen nichts anderes übriggeblieben ist, als aus ihrer Heimat zu fliehen. Sie werden in Flüchtlingslager aufgefangen, wenn sie Glück haben, und führen ein Leben ohne Perspektiven. Sie sitzen fest und kein Staat will ihnen weiterhelfen. Ab und zu gibt es internationale Konferenzen, die sich mit diesem Problem beschäftigen, aber für die Betroffenen bleibt alles gleich und oft wird es für sie noch schwieriger.

Ich glaube ich könnte den ganzen Morgen weiter darüber berichten, wie Menschen von abscheulichen und schrecklichen Schicksalen getroffen worden sind und getroffen werden.

Ja – und jetzt hat es uns getroffen. In Anbetracht der Schicksale, auf dich ich euch eben aufmerksam machte, hat es uns leicht getroffen – sehr leicht.

Unsere Regierungen sind bemüht, soweit wie möglich und machbar, den wirtschaftlichen Schaden von uns abzuwenden.

Mir ist schon bewusst, dass dieser Lockdown für viele Menschen in unserem Land gravierende Folgen haben und das tut mir für sie auch sehr leid. Es kann sein, dass die wirtschaftlichen Folgen uns noch stärker treffen werden, als wir uns das jetzt vorstellen können. Es kann aber auch sein, dass wir mit einem blauen Auge davonkommen. Wir wissen es jetzt noch nicht, denn wir wissen auch nicht, ob wir von einer zweiten Welle verschont werden.

Wie auch immer – ich will heute nicht orakeln, das ist sowieso nicht mein Ding.

Aber eines ist sicher: Diesmal sind wir keine Zuschauer einer Katastrophe. Diesmal sind wir direkt betroffen, die ganze Schweiz.

Diese Erfahrung könnte für unsere Gesellschaft in gewisser Weise heilsam sein. Als Menschen, die in der Schweiz leben, haben wir die Überzeugung verinnerlicht, dass uns eigentlich nichts Gravierendes zustossen kann. Klar es gibt auch bei uns unheilbare Krankheiten. Menschen verunfallen und sterben. Da und dort geht eine Lawine runter und reisst Menschen in den Tod. Das gehört zum Leben, aber unser System haben wir im Griff. Unser politisches System ist stabil. Unsere Wirtschaft ist innovativ und ist weltweit ganz vorne mit dabei.

Und plötzlich, von einem Augenblick zum andern, sieht unsere Welt komplett anders aus. Plötzlich gehört das Toilettenpapier zu den Topthemen. Die Weinbauern bleiben auf ihren Weinen sitzen, weil die Restaurants geschlossen sind. Medikamente werden knapp, weil wir praktisch alles im Ausland produzieren lassen, damit wir nicht so viel bezahlen müssen. usw. usf.

Es wird uns bewusst, wie überraschend anfällig unser System und verletzbar unsere Gesellschaft und unser Wirtschaftssystem ist.  Wir können uns als Schweiz nicht allein behaupten. Es hängt alles zusammen. Wir sind voneinander abhängig.

Ich hoffe, dass die Menschen auch realisieren wie verletzlich unser Leben ist. Wie schnell gesunde Menschen aus dem Leben gerissen werden können, ohne dass sie sich einer speziellen Gefahr aussetzen, einfach weil sie mit einem Virus in Kontakt gekommen sind.

Theoretisch ist das uns Christen klar, aber auch wir neigen dazu, dieses Wissen um unsere Verletzlichkeit zu verdrängen. So kann dieser Lockdown auch uns insofern guttun, dass wir uns vielleicht bewusster überlegen, was in unserem Leben wichtig sein sollte.

Wir uns bewusst sind, dass uns der Glaube an Jesus uns nicht von einem Schicksalsschlag fernhält, aber dass es Jesus ist, der uns festhält, auf den wir uns verlassen könnten, der uns durch alles hindurch ans Ziel bringen wird.

Vielleicht hilft uns dieser Lockdown, dass wir uns verstärkter auf unseren Herrn verlassen und bei ihm Zuflucht suchen.

Ich möchte uns an die Aussage im Jakobus-Brief erinnern, die ich im ersten Livestream Gottesdienst erwähnte. Jakobus schrieb das übrigens den Christen, die sich offensichtlich ihrer Verletzlichkeit nicht sehr bewusst waren:

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Nun zu euch, die ihr sagt: »Heute oder spätestens morgen werden wir in die und die Stadt reisen! Wir werden ein Jahr lang dort bleiben, werden Geschäfte machen und werden viel Geld verdienen!« Jakobus 4, 13.

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Dabei wisst ihr nicht einmal, was morgen sein wird! Was ist schon euer Leben? Ein Dampfwölkchen seid ihr, das für eine kleine Weile zu sehen ist und dann wieder verschwindet. Jakobus 4, 14.

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Statt solche selbstsicheren Behauptungen aufzustellen, solltet ihr lieber sagen: »Wenn der Herr es will, werden wir dann noch am Leben sein und dieses oder jenes tun.« Jakobus 4, 15.

Mit anderen Worten: Leben nicht so, als gäbe es keinen Gott. Lebt als Christen im Bewusstsein, dass Gott mit euch ist und dass ihr euch bewusst seid, dass das Ziel eures Lebens nicht in dieser, sondern in der neuen, kommenden Welt liegt.

II.           

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Das Evangelium war nicht im Lockdown – im Gegenteil!

Der Lockdown hatte für mich eine faszinierende Auswirkung.

Ich dachte an die erste Gemeinde in Jerusalem. Nach Pfingsten erlebten sie ein starkes Wachstum. Doch das gefiel nicht allen und so wurde Stephanus festgenommen, verhört und schlussendlich öffentlich hingerichtet. Saulus, der später selber Christ und einer der bedeuteten Apostel wurde, war bei dieser Steinigung dabei und freute sich über den Tod von Stephanus.

Am selben Tag begann die Verfolgung der Christen in Jerusalem. Lukas berichtet darüber:

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Am selben Tag brach über die Gemeinde in Jerusalem eine schwere Verfolgung herein. Alle, die an Jesus glaubten, flohen und zerstreuten sich über das ganze Gebiet von Judäa und Samarien; nur die Apostel blieben in Jerusalem zurück. Apostelgeschichte 8, 1.

Das war ein gewaltiger Einschnitt in das Leben dieser Christen. Jetzt könnte man erwarten, dass wir hören, wie schlimm das für sie gewesen war. Doch darüber berichtet Lukas nicht. Er berichtet uns etwas anderes:

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Die Christen, die aus Jerusalem geflohen waren, machten überall, wo sie hinkamen, das Evangelium bekannt. Apostelgeschichte 8, 4.

Offensichtlich heulten und klagten sie nicht über ihr Schicksal, sondern sie nutzten die Möglichkeiten und Gelegenheiten, um das Evangelium zu verbreiten.

Der Lockdown vertrieb uns glücklicherweise nicht aus unseren Wohnungen und Häusern. Wir mussten nicht aus unseren Wohnorten fliehen.

Wir wurden quasi eingesperrt und konnten weder Gottesdienste feiern noch uns in Hauskreisen treffen. Wir mussten zu Hause bleiben und nur wenn wir einen guten Grund hatten unser Haus verlassen.

Aber das konnte das Evangelium nicht aufhalten – im Gegenteil. Da die ganze Welt durch das Internet vernetzt ist, konnte das Evangelium in einem Ausmass verbreitet werden, wie es vorher nicht verbreitet wurde, obwohl die Möglichkeiten bereits bestanden hatten.

Überall begannen Kirchen ihre Gottesdienste über YouTube zu verbreiten. Wenn wir nur auf unsere Livestream Gottesdienste schauen, können wir sagen, dass wir in einem normalen Gottesdienst im Volkshaus und im Begegnungszentrum Elim nicht so viele Menschen erreichen wie über YouTube. Natürlich sind viele Christen zu uns dazugestossen, aber es waren auch Menschen unter den Zuschauern, die Jesus noch nicht kennen und die nicht regelmässig zu uns in den Gottesdienst kommen würden.

Wir könnten, falls wir das nochmals erleben, diese Chance noch besser nutzen, um Freunde, Nachbaren und Kollegen auf diese Gottesdienste aufmerksam zu machen.

Und wir könnten realisieren, dass die heutige Strassenevangelisation nicht nur auf der Strasse geschieht, sondern dass das Internet auch eine grosse Strasse ist, auf der wir Menschen erreichen können.

III.      

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Unsere Flexibilität und Toleranz ist gefordert

Dieser Lockdown oder vielmehr die aktuelle Öffnung, fordert von uns hohe Flexibilität und Toleranz.

Flexibel müssen wir sein, weil die Schutzbestimmung sich vermutlich immer wieder etwas ändern. Oder was wir gerne geändert haben möchten, dass wir z.B. singen dürfen, wird nicht gestattet usw.

Wir hatten bereits die weiteren Livestream Gottesdienste geplant, weil wir nicht dachten, dass die Öffnung so schnell kommen wird und so mussten wir alles sofort umstellen.

So könnten wir von verschiedenen Änderungen überrascht werden und müssen dann schnell reagieren.

Es ist auch so, dass in unserer Gemeinde verschiedene Meinungen darüber vorhanden sind, wie gut der Bundesrat auf das Virus reagierte. Die einen finden er hätte zu radikal durchgegriffen, andere denken er hätte noch viel radikaler durchgreifen müssen.

Auch bezüglich den Lockerungsschritten kann man verschiedener Meinung sein. Ich sage nicht, dass wir darüber nicht sprechen und diskutieren dürfen, aber wir sollten es vermeiden, dass wir uns wegen solchen verschiedenen Ansichten streiten und Abneigungen einander gegenüber aufbauen. Schlussendlich werden wir erst im Rückblick beurteilen können, wie gut alles gemacht worden ist – wenn überhaupt!

Und wir benötigen grosse Toleranz, weil wir alle anders auf die Bedrohung dieses Virus reagieren.

Die einen sehen das relativ locker und finden die Schutzmassnahmen übertrieben. Andere haben grosse Angst und es ist ihnen wichtig, dass die vorgeschriebenen Regeln befolgt werden.

Mit dieser Unterschiedlichkeit müssen wir leben und wir müssen respektieren, dass wir unterschiedlich reagieren. Wir sollten daraus kein geistliches Thema machen, denn das hat nichts mit unserem Glauben zu tun, wie wir auf solche Gefahren reagieren.

Es hat nur mit unserer Persönlichkeit und unseren Erfahrungen zu tun. Toleranz bedeutet, dass wir die Art und Weise respektieren, wie jemand mit dieser Situation umgeht.

Und egal wie harmlos oder wie bedrohlich wir dieses Virus finden, es wichtig, dass wir unser Schutzkonzept beachten.

Paulus schreibt den Christen in Philippi einen Satz, der für uns ein Leitsatz für Flexibilität und Toleranz sein könnte:


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Rechthaberei und Überheblichkeit dürfen keinen Platz bei euch haben. Vielmehr sollt ihr demütig genug sein, von euren Geschwistern höher zu denken als von euch selbst. Jeder soll auch auf das Wohl der anderen bedacht sein, nicht nur auf das eigene Wohl. Philipper 2, 3–4.

IV.     

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Ein Vorgeschmack auf das grosse Wiedersehen

Die letzten drei Monate habe ich viele von euch nicht gesehen. Von einigen wusste ich, dass sie im Livestream Gottesdienst mit dabei waren. Mit einigen gab es Kontakte über Zoom, Team, Skype und wie diese virtuellen Begegnungsräume alle heissen.

Heute sehen wir uns endlich wieder in echt. So wird das einmal sein, wenn Jesus wiederkommen wird. Wir, die wir leben werden einen Auferstehungskörper bekommen und die, die bereits gestorben sind, werden auferstehen.

Wir werden dann alle sehen, die uns verlassen hatten. Fanny Wulp, Ruth Ortner, Rösli Staub, Charles Bürgi, Werner Weber, Jean-Pierre Straumann usw.

Das wird ein grossartiges Wiedersehen sein. Ein Schutzkonzept wird dort bestimmt überflüssig sein. Wir werden dann sogar getröstet werden. Denn in der Offenbarung steht:

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Gott wird alle ihre Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben, kein Leid und keine Schmerzen, und es werden keine Angstschreie mehr zu hören sein. Denn was früher war, ist vergangen. Offenbarung 21, 4.

Ich bin überzeugt, aber das möchte ich heute nicht ausführen, dass wir uns kennen werden, wenn wir uns im Himmel treffen werden. Wir werden uns begrüssen und uns darüber freuen, dass das, was wir heute glauben, nun tatsächlich eingetroffen ist.

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Schlussgedanke

Eines ist uns hoffentlich allen klar geworden: Was in unserem Leben schlussendlich wirklich zählt ist das, was wir in Jesus geschenkt bekommen haben.

Petrus sagte, als ihn die führenden Juden zum Schweigen bringen wollten:

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Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können. Apostelgeschichte 4, 12.

Falls du noch nicht gerettet bist, dann ergreife jetzt die Gelegenheit und lass dich von Jesus retten. Das kannst du in einem einfachen Gebet tun. Dann wirst du für den nächsten Schicksalsschlag bestens ausgerüstet sein.

Jesus ist das Fundament unseres Lebens, wie Paulus sagt:

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Das Fundament ist bereits gelegt, und niemand kann je ein anderes legen. Dieses Fundament ist Jesus Christus. 1. Korinther 3, 11.

Möge es Gott schenken, dass wir durch diese Pandemie schlussendlich fester auf diesem Fundament stehen als zuvor. Dazu fordert uns diese Pandemie heraus.