Woran
erkennen wir, dass wir in Gott und Gott in uns ist?
1. Johannes 4, 11-16
Jürg Birnstiel
19.10.1997
Gliederung
I. Wir bleiben in Gott, wenn wir einander
lieben (11-12)
A. Wir sind schuldig einander zu lieben
(11)
B. Gott wird erkennbar an der Liebe (12)
II. Wir bleiben in Gott, wenn wir das richtige
für Wahr halten können (13-15)
A. Er hat uns seinen Geist gegeben (13)
B. Übermittelt von Zeugen (14)
C. Im rechten Bekenntnis erweist sich der
Geist Gottes (15)
III. Wir kommen zu Gott, wenn wir seiner Liebe
glauben (16a)
Einleitung
ð Immer wieder treten Leute auf, die sich durch besondere geistliche Erfahrungen hervortun, bis dahin, dass sie behaupten, sie hätten sich Gott in besonderer Weise genähert.
ð So warnte Jesus:
Wenn sie zu euch sagen werden. ... Siehe, er ist drinnen im Haus!, so glaubt es nicht. Mt.24,26.
ð Trotzdem können solche Dinge Gläubige verunsichern. Oder auch wenn jemand besondere Kräfte besitzt. Da mag sich der eine oder andere fragen, ob Gott in wohnt, wenn er diese Erfahrungen mit den anderen nicht teilen kann.
ð Johannes geht im folgenden Text darauf ein, woran man erkennt, dass Gott in uns lebt. Dazu verwendet er 6x das Wort bleiben.
Text
lesen: 1.Joh.4,11-16
ð Geliebte, damit meint Johannes nun nicht die von ihm Geliebten, sondern: Die von Gott geliebten.
ð Also:
Geliebte, hat uns Gott so geliebt, dann sind wir schuldig uns untereinander zu lieben.
ð In Anbetracht der grossen Liebe, die uns Gott erwiesen hat, durch den Tod Jesu am Kreuz, sind wir selbst schuldig einander zu lieben.
ð Wenn uns nun eine solch überwältigende Liebe begegnet ist, dann sind wir es schuldig einander zu lieben. Es sollte einfach eine Selbstverständlichkeit sein.
ð Also nicht in der Weise wie der Schalksknecht, der von seinem Herrn eine riesige Schuld erlassen bekam, aber nachher einen anderen für eine geringe Schuld ins Gefängnis werfen liess.
ð Nein, die unermessliche Liebe, die uns Gott schenkt, fordert von uns, dass wir uns untereinander Lieben. Auch Paulus schreibt den Römern:
Seid niemand etwas schuldig, außer, daß ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Rö.13,8.
ð In Anbetracht der Liebe Gottes, sind wir nicht nur aufgefordert einander zu lieben, sondern wir sind es uns schuldig.
ð Ist hier die Liebe Gottes als Vorbild genommen, so kann das nur heissen, dass die Liebe, die wir einander schuldig sind, etwas kostet.
ð Was diese Liebe konkret im Leben von Jesus bedeutete beschreibt der Hebräerbrief:
...obwohl er (Jesus) hätte Freude haben können, erduldete er das Kreuz und achtete die Schande gering... Hebr.12,2.
ð Die Liebe schränkte Jesus in seiner Lebensqualität ein. Er erduldete das Kreuz und er nahm Beschimpfungen auf sich, obwohl er hätte Freude erleben können.
ð Diese Art von Liebe, sind wir uns schuldig.
ð Scheinbar unvermittelt, als ob Johannes für den Moment die Übersicht über seinen Brief verloren hätte, schreibt er:
Niemand hat Gott jemals gesehen.
ð Was soll nun diese Aussage inmitten eines Gedankenganges der sich mit der Liebe befasst?
ð Natürlich, diese Aussage ist richtig. Die ganze Bibel bezeugt, dass man Gott nicht sehen kann. So sagte Gott zu Mose:
Und er sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht. Ex.33,20.
ð Es ist unmöglich Gott zu sehen, auch wenn im Herzen eines jeden Menschen dieser Wunsch schlummert: Gott zu sehen; so ist es einfach nicht möglich. Auch die Jünger hegten den Wunsch, Gott zu sehen:
Spricht zu ihm Philippus: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns. / Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus?
ð Und Jesus macht ihm nun ganz deutlich, wie wir Gott als Menschen wirklich erkennen können, er sagt nämlich:
Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater? Joh.14,8-9.
ð Wer Gott erkennen will, der muss auf Jesus sehen, so lesen wir es im Johannesevangelium:
Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt. Joh.1,18.
ð Jesus kam, um uns zu zeigen wer der Vater, wer Gott ist, denn Jesus ist der einzige Mensch, der den Vater gesehen hat, und der Gott selbst ist.
ð Aber nochmals: Warum schreibt Johannes dies für uns fast unvermittelt in diesem Zusammenhang. Diese Aussage wirkt im ersten Moment wie ein Fremdkörper.
ð Dem ist aber nicht so. Johannes weiss warum er das geschrieben hat. Er schreibt der Gemeinde, um ihnen in der Auseinandersetzung mit verführerischen Lehren zu helfen.
ð Diese Leute erzählten nämlich, sie hätten in ihren Visionen oder mystischen Erfahrungen Gott gesehen. Sie rühmten sich ihrer besonderen Erkenntnis, wie sie sich der göttlichen Gestalt näherten.
ð Johannes sagt nun der Gemeinde. Seid getrost, niemand hat Gott je gesehen, ihr müsst euch nicht durcheinanderbringen lassen. Für uns gilt:
Wenn wir uns untereinander lieben, so bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen.
ð Die Gegenwart Gottes in unserem Leben wirkt sich nicht dadurch aus, dass wir Gott schauen, denn wer Gott sieht muss sterben.
ð Wie Paulus sagt:
Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. 2.Kor.5,7.
ð Die Gegenwart Gottes in unserem Leben, zeigt sich dadurch, dass wir uns untereinander lieben. Denn darin ist die Liebe, die Gott uns erzeigte in uns vollkommen, oder man kann dieses Wort in dem Zusammenhang auch verstehen, dass die Liebe Gottes in uns zum Ziel gekommen ist, wenn wir uns untereinander lieben.
ð Wir sollen uns nicht danach ausstrecken Gott zu sehen, denn dies ist gar nicht möglich.
ð Die Liebe Gottes soll in uns zum Ziel. Dieses Ziel ist dadurch erreicht, wenn wir uns untereinander lieben.
Die Hauptsumme aller Unterweisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungefärbtem Glauben. 1.Tim.1,5.
ð An der Liebe untereinander erkennen wir, dass Gott in uns und wir in Gott sind.
ð Johannes fährt weiter:
Daran erkennen wir, daß wir in ihm bleiben und er in uns, daß er uns von seinem Geist gegeben hat.
ð Das ist also ein weiterer Aspekt. Nicht die Liebe untereinander allein macht es aus, ob Gott in uns wohnt, ob wir in ihm bleiben.
ð Denn, dann müssten wir nur darauf achten, dass sich die Menschen untereinander lieben und wer sich liebt, der ist in Gott.
ð Diese Sicht hätte jedoch ein moralisches Christentum zur Folge, das lediglich zwischen Gut und Böse unterscheidet. Der Gute ist Gott wohlgefällig, der Böse muss erst gut werden, damit er Gott gefallen kann.
ð Zur Liebe gehört auch die richtige Überzeugung. Diese Überzeugung wird aber bestimmt durch den Geist, den uns Gott gegeben hat.
ð Johannes spricht hier nicht von den Geistesgaben, die als Beweis dafür stehen sollen, dass wir im wahren Glauben stehen.
ð Er spricht nicht von magischen Kräften, wie das heute manchmal der Fall ist.
ð Johannes spricht von der Überzeugung, die wir dadurch haben, weil uns Gott von seinem Geist gegeben hat.
ð Die folgenden beiden Verse werden dies verdeutlichen.
ð Johannes greift den Gedanken nochmals auf, dass er mit den anderen Apostel zusammen Jesus, den Sohn Gottes sah.
ð Wie er im ersten Satz dieses Brief geschrieben hat:
Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, von dem Wort des Lebens 1.Joh.1,1.
ð Er ist also Augenzeuge, er hat Jesus, das Wort des Lebens betrachtet.
ð Weil er das miterleben durfte, kann er davon zeugen,
dass der Vater den Sohn gesandt hat als Retter der Welt.
ð Die Liebe Gottes wird nicht durch eine übersinnliche Erfahrungen erkannt, sondern mittels Berichten, die uns von den Zeugen vermittelt wird.
ð Die Liebe Gottes wird weitererzählt. Für uns heute entnehmen wir die zuverlässige Information darüber aus der Bibel.
ð Wer nun mit diesem Zeugenbericht Übereinstimmt, in dem bleibt Gott und er in Gott, so lesen wir in Vers 15:
Wer nun bekennt, daß Jesus Gottes Sohn ist, in dem bleibt Gott und er in Gott.
ð Aufgrund des Zeugenberichtes der Apostel bekennt man, daß Jesus Gottes Sohn ist.
ð Wer bekennt und glaubt, dass Jesus Gottes Sohn ist, der bekennt, dass Jesus der einzige Weg zur Rettung ist.
ð Der bekennt und glaubt, dass es neben Jesus keinen anderen Gott gibt.
ð Der bekennt und glaubt, dass keine andere Religion die Menschen vor dem Gericht Gottes rettet.
ð Wer nun dies bekennt und mit voller Überzeugung aus ganzem Herzen bezeugt, der ist aus Gott. Paulus schrieb:
Denn wenn du mit deinem Mund bekennst, daß Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, daß ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Rö.10,9.
ð In dieser Weise zu bezeugen vermag nur, wer am heiligen Geist teilhaftig geworden ist, denn Paulus schreibt den Korinthern:
Darum tue ich euch kund, daß niemand verflucht Jesus, der durch den Geist Gottes redet; und niemand kann Jesus den Herrn nennen außer durch den heiligen Geist. 1.Kor.12,3.
ð Damit wird deutlich, was Johannes meint, wenn er sagt:
Daran erkennen wir, daß wir in ihm bleiben und er in uns, daß er uns von seinem Geist gegeben hat. (13)
ð Wir erkennen also, am Bekenntnis, ob jemandem der Geist Gottes gegeben ist oder nicht. wie Johannes im selben Kapitel Vers 2 schreibt.
Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen: Ein jeder Geist, der bekennt, daß Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist von Gott; 1.Joh.4,2.
ð Das können wir nur bekennen, wenn uns der Geist Gottes gegeben ist.
ð Wir sollen uns also nicht dauernd grämen und fragen, ob wir Gottes Geist haben, weil wir vielleicht nicht besondere herausragende Gaben geschenkt bekamen.
ð Nicht an den Gaben Gottes erkennen wir den Geist Gottes, sondern an dem, was wir glauben und bezeugen.
ð Wer von ganzem Herzen sagen kann: Jesus ist der Sohn Gottes. Für meine Schuld und Sünde ist er am Kreuz gestorben und nach drei Tagen auferstanden. Allein durch ihn bin ich erlöst und gerettet. Wer solches bezeugen kann, dem ist der Geist Gottes gegeben, denn dies kann der menschliche Geist nicht hervorbringen.
ð Was macht es nun aus, dass Gott in uns wohnt? Ist es die Liebe die wir zueinander haben? Oder ist es das Bekenntnis?
ð Nein, keines von beidem, denn beides ist die Folge aus dem was Johannes nun sagt, denn das ist das Entscheidende:
Wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat.
ð Sie haben die Liebe Gottes erkannt, im Leben und Sterben Jesu. Sie erkannten, dass am Kreuz die Liebe Gottes ihren höchsten Ausdruck fand.
ð Dies ist keineswegs selbstverständlich, denn viele Menschen erkannten und erkennen darin die Liebe Gottes nicht, sondern erachten den Tod Jesu am Kreuz gar als eine Dummheit, wie Paulus schon den Korinthern schrieb:
Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir gerettet werden, ist's eine Gotteskraft. 1.Kor.1,18.
ð Sie haben aber darin die Liebe Gottes erkannt und glaubten daran. Sie glaubten, dass Jesus für sie am Kreuz gestorben ist.
ð Kannst Du mit Johannes sagen: Ich habe die Liebe, die Gott zu uns hat erkannt und geglaubt?
ð Hier wird unser Leben grundlegend verändert, wenn wir glauben, was Gott für uns getan hat.
ð Jesus sagte:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. Joh.6,47.
ð Glaubst Du das Gott Dir seine Liebe zu Dir am Kreuz auf Golgatha gezeigt hat? Oder stehst Du dem ziemlich gleichgültig gegenüber?
ð Würde es Dich überhaupt stören, wenn in der Schweiz eine andere Religion eingeführt wird, wenn Du damit genau so gut oder gar besser leben könntest wie mit dem Christentum? Wenn Dir das egal wäre, dann hast Du ganz bestimmt noch nicht erfasst, was Jesus für dich getan hat.
ð Du hast noch nicht begriffen, dass Du vor Gott nicht bestehen kannst, auch wenn Du viele gute Werke vorweisen kannst. Denn wir leben von Natur aus in Auflehnung gegen Gott. Mag sie sich in aktivem oder passivem Widerstand ausdrücken.
ð Gott möchte aber, dass wir gerettet werden, damit er uns nicht verdammen muss. Durch Jesus werden wir gerecht, so sagte Paulus:
Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus; Rö.5,1.
ð Das ist das Ergebnis, wir haben Frieden mit Gott. Diesen Frieden bekommen wir aber nur, wenn wir auf die Liebe Gottes antworten, indem wir erkennen und glauben.
ð Gott will Dich retten, wenn Du noch in Gleichgültigkeit gegenüber ihm lebst. Er sucht Dich, er möchte, dass Du von seiner grossen Liebe profitieren kannst. Lass Dich doch mit Gott versöhnen, indem Du ihm und somit seinem Wort glauben schenkst und ihm voll und ganz vertraust.
ð Gerne zeige ich noch in einem persönlichen Gespräch auf, was die Bibel noch weiter sagt und wie wir unserem Glauben gegenüber Gott konkret ausdrücken können.
ð Wir kommen zu Gott, wenn wir seiner Liebe glauben, dadurch werden wir fähig uns untereinander zu lieben und das Richtige und Wahre zu bekennen.
Schluss (16a)
ð Zusammenfassung
ð Woran erkennen wir, das Gott in uns und wir in Gott sind?
1. Wir bleiben in Gott, wenn wir uns untereinander Lieben.
2. Wir bleiben in Gott, wenn wir das Richtige für wahr halten, wenn wir Gott recht geben.
ð Das allein kann aber nie genügen, denn das wäre in der Theorie durch eine gewisse Gesetzlichkeit machbar.
ð Bevor wir dies leben können, müssen wir selbst zu Gott kommen, indem wir die Liebe glauben. Indem wir glauben, dass Jesus für unsere Sünde am Kreuz gestorben ist.
ð Indem wir an Jesus glauben, weil er die Liebe selbst ist.
ð Johannes fast diesen Abschnitt noch folgendermassen zusammen:
Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. (16b).
ð In der Liebe Gottes liegt alles begründet, weil die Liebe Gottes Wesen schlechthin ist. - Ja, Gott ist Liebe.
ð Bleiben wir in dieser Liebe? Jesus drückt es ganz konkret aus, was es bedeutet in dieser Liebe zu leben. Er sagte zu seinen Jüngern:
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Joh.14,23.
Amen