von Johannes Busch
Neulich sagte ein Bruder: „Wir haben unter uns Christen viel
fleißige Leute, aber so wenig stille Leute." Wir alle, die wir den Satz
hörten, spürten, dass da auf einmal die entscheidende Not unserer Arbeit
angerührt wurde. Darum also so viel Müdigkeit, darum aber auch so viel
krampfhafte Aktivität, bei der im Grunde gar nichts herauskommt. Darum auch
diese Hurra-Bekehrungen, die mit dem stillen, verborgenen Leben mit Christo in
Gott nichts zu tun haben. Mehr stille Leute! Das heißt ganz praktisch: Du und
ich, wir brauchen unsere stille Stunde.
Ihr könnt so viel christliche Programme haben und fromme
Stunden und Vorträge bei euch halten: Wenn ihr nicht persönlich mit dem Vater
redet und nicht Zeit habt zu hören, was Er euch zu sagen hat, dann ist zwischen
Gott und euch etwas zerbrochen. Ich habe so Angst, es könnte ein Bann über all
unserem Dienst liegen, weil ein Mitarbeiter im Unfrieden mit Gott ist. Ihr
meint es alle so ernst und redlich, aber es sind so viele unter uns, die nicht
persönlich mit Gott reden. Was wäre das für eine furchtbare Sache, wenn da die
Gemeinde Jesu in fleißiger Arbeit stünde, aber im Licht der Ewigkeit käme es
heraus, dass das Entscheidende zwischen Gott und uns eben doch zerbrochen ist.
„Wir haben Zeit für jedes dumme Geschwätz, aber lassen den
König stehen“
Alles Leben fängt damit an, dass wir beten können. Es gilt
der unerhörte Satz: Da, wo einer ganz in diese Stille hineingeht, um zu hören,
was Gott ihm sagt, da geschieht das Wichtigste und Größte, was nur je passieren
kann.
Hast du das schon einmal beobachtet: Der Teufel, dieser
raffinierte Feind Gottes, erlaubt uns allerlei. Er erlaubt uns sogar, jahrelang
mit fröhlichem Getümmel in einer Jungmännerarbeit zu sein. Das regt den Teufel
noch nicht sehr viel auf. Dadurch sind seine Interessen noch nicht entscheidend
gestört; aber wenn ein junger Mann anfängt, die Bibel zu lesen und zu beten,
dann wird der Teufel nervös. Und darum tut er alles, dich in deiner persönlichen
Stille vor Gott zu stören. Das musst du von vornherein wissen: Es geht hier um
den Punkt, der unter dem vollen Beschuss der Hölle steht.
Stille Stunde halten heißt, Audienz beim König haben. Mir
ist das so wichtig, dass wir das unerhörte Angebot, das über solcher Stille
liegt, voll und ganz begreifen. Es geht nicht um ein stilles Gespräch mit dir
selbst. Es geht auch nicht um ein Hineinhorchen in dein eigenes Herz. Du darfst
vor dem König stehen. Glaubst du, dass wir einen lebendigen Heiland haben? Wem das
einmal aufgegangen ist, der möchte Tränen weinen, dass
der König aller Ehren, der Herr aller Macht und aller Barmherzigkeit auf ein
persönliches Gespräch mit uns wartet. Und wir Narren haben Zeit für jedes dumme
Straßengeschwätz, aber lassen den König stehen und reden nicht mit Ihm. Was
sollen wir da noch sorgen und zagen, zweifeln und fallen, wenn wir täglich mit
dem König Jesus reden dürfen.
Johannes Busch
Erschienen am: 02.09.2009 (idea spektrum)
Johannes Busch (1905-1956) war besonders in der Nachkriegszeit
ein viel gefragter Evangelist und Seelsorger. Von dem Bundeswart des
Westdeutschen Jungmännerbundes (heute CVJM) und Landesjugendpfarrer von
Westfalen wurden 1957 die „Stillen Gespräche" veröffentlicht, die seine
Begegnungen mit Mitarbeitern und Jugendleitern widerspiegeln.