Freude, Herrlichkeit, Friede - die Botschaft der Engel an die Hirten von Bethlehem und an uns (Lukas 2, 8-14) Gliederung: 1. Ein Engel verkündigt die Freude der Geburt Jesu (Lukas 2, 8-12) 2. Engel verkündigen Gottes Herrlichkeit (Lukas 2, 13-14a) 3. Engel verkündigen den Frieden (Lukas 2, 14b) Übersetzung von Lukas 2, 4-14: "Da machte sich auch Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, auf in das jüdische Land zur Stadt Davids, die ‚Bethlehem' heißt, weil er aus dem Haus und Geschlecht Davids war, um sich mit Maria, seiner anverlobten Frau, die schwanger war, [in die Steuerliste] eintragen zu lassen. Und als sie da waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil es keinen [freien] Platz für sie im Wohn-/Gästezimmer gab. Und auf demselben Landgut waren Hirten, die draußen auf freiem Feld waren und des Nachts ihre Herde hüteten. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie; da fürchteten sie sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: ‚Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird, [nämlich] dass euch heute der Heiland/Retter geboren ist, welcher ist Christus [der Gesalbte], der Herr, in der Stadt Davids. Und das wird euch als Zeichen [dienen]: Ihr werdet das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend vorfinden.' Und plötzlich war bei dem Engel die Menge des himmlischen Heeres, wobei sie [die Engel] Gott lobten und sprachen: ‚Herrlichkeit in den Höhen Gott und auf Erden Frieden unter den Menschen [des] Wohlgefallens." Einführung Maria muss sich mit Joseph zusammen in die Steuerliste der Römer eintragen lassen, wozu die beiden von Nazareth nach Bethlehem reisen müssen (über 100 km). Das bedeutet, dass Maria in Bethlehem Land gehabt haben muss. Ob Joseph auch Land in der Gegend hatte, muss offenbleiben, zumal es möglich ist, dass er Maria nicht nur als ihr Ehemann, sondern auch als ihr "Vormund" begleitete, zumal eine Frau bei der Eintragung in die Steuerliste einen "Vormund" haben musste und der Ehemann diese Rolle übernehmen durfte. Maria und Joseph kommen nach Bethlehem, und sie finden keinen Platz mehr im "Wohnzimmer", das gleichzeitig auch als Gästezimmer diente (Lukas 2, 7). Die hintere Grotte im Haus, in welcher im Winter die Tiere übernachteten und die zu der Zeit offensichtlich frei war, war eh günstig, da sie dort für die Geburt Ruhe hatten. "Auf demselben Landgut waren Hirten", die draußen auf dem Feld in der Nacht die Herde hüteten. Diese Aussage in Lukas 2, 8 bestätigt, dass die Tiere zu der Zeit über Nacht eben nicht in der Grotte waren, sondern auf dem Feld - was dem Talmud zufolge etwa ab Mitte März bis Ende Oktober der Fall war. Das "Hirtenfeld" scheint dem Text nach zum gleichen Landgut, zu dem die Grotte gehörte, in welcher Jesus geboren wurde bzw. in die Krippe gelebt wurde, zu gehören. Wir wenden uns in dieser Predigt der Botschaft zu, die die Engel den Hirten in der Nacht der Geburt Jesu verkündigten. Wir fragen dabei auch, was diese Botschaft uns heute zu sagen hat. Ist z. B. der verkündigte Friede Tatsache geworden? Oder war das nur eine schöne "Weihnachtsgeschichte", die mit der irdischen Realität (von heute) wenig zu tun hat? Und was bedeutet die Botschaft der Engel für die Zukunft von Israel, von uns und von der Welt? 1. Ein Engel verkündigt die Freunde der Geburt des Retters (Lukas 2, 8-12) In Lukas 2, 8 lesen wir: "Und auf demselben Landgut waren Hirten, die draußen auf freiem Feld waren und des Nachts ihre Herde hüteten." Oft wird betont, dass die Engel wohl deshalb den Hirten erschienen seien, weil diese zu den Verachteten der damaligen Gesellschaft gehört hätten. Es ist schon richtig, dass die Hirten zum Teil den Ruf hatten, unehrlich zu sein. Es ist auch gut möglich, dass Texte wie Jesaja 56, 6f. im "Hintergrund" stehen. Demnach wird das Opfer von "Verstoßenen" usw. Gott zum Wohlgefallen werden. Dass die Engel gerade diesen Hirten erschienen, kann einerseits damit zusammenhängen, dass das "Hirtenfeld" Teil des Landguts war, auf dem Jesus geboren wurde. Interessant ist diesbezüglich aber auch noch ein anderer Zusammenhang. In der jüdischen Mischna lesen wir: "Befindet sich Vieh zwischen Jerusalem und Migdal-Eder in alle Himmelsrichtungen in gleicher Entfernung, so sind die männlichen [Tiere] für das Brandopfer [und] die weiblichen [Tiere] für das Friedensopfer bestimmt. Und Rabbi Jehuda sagt: ‚Diejenigen, die für das Passa geeignet sind, sind Passalämmer, wenn sie 30 Tage vor dem Fest gefunden werden' [sie wurden bereits 30 Tage vor dem Passa ausgewählt und dem Zweck geweiht]" (mSchek 7, 4 - Jesus ist wahrscheinlich in der zweiten Märzhälfte und damit kurz vor einem Passafest geboren; vgl. dazu mein Buch "Auf Jesu Spuren im Heiligen Land", Logos Editions, 3. Aufl. 2020). Migdal-Eder bedeutet "Herdenturm". Der Ort befand sich in der Gegend von Bethlehem Efrata (vgl. 1. Mose 35, 16.19.21; vgl. auch 2. Könige 5, 19). Die Geburt des Welterlösers in Bethelehem Efrata wird bekanntlich in Micha 5, 1 angekündigt: "Und du, Bethlehem Efrata, zu klein, um unter den Tausendschaften von Juda zu sein, aus dir wird mir [der] hervorgehen, der Herrscher über Israel sein soll; und seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her." Ein paar Verse vorher heißt es in Micha 4, 8: "Und du, Migdal-Eder (‚Herdenturm'), Erhöhung der Tochter Zion, zu dir wird die frühere Herrschaft, das Königtum der Tochter Jerusalem kommen und gelangen." Gott will sich also an dem Ort offenbaren, und von dem Ort aus soll sich die Herrschaft des Königsdynastie Davids ausbreiten (vgl. Micha 5, 1; Lukas 1, 31-33). Reste eines Turms, von dem der Name "Migdal-Eder" herrühren könnte, wurden oberhalb der modernen Kapelle bei den "Hirtenfeldern" von Bethlehem gefunden. Die Herde, um die sich die Hirten auf dem Feld bei Bethlehem kümmerten, waren möglicherweise für die Opfer im Tempel bestimmt. Diesbezüglich gilt wohl auch die Verheißung aus Jesaja 60, 7: "Alles Kleinvieh (alle Schafe) von Kedar wird sich zu dir versammeln, die Widder Nebajots werden dir zu Diensten stehen; [mir] zum Wohlgefallen werden sie auf meinen Altar kommen. Und das Haus meiner Herrlichkeit werde ich herrlich machen" (vgl. auch Jesaja 56, 7: "Ihre Brandopfer und ihre Schlachtopfer sollen [mir] ein Wohlgefallen auf meinem Altar sein. Denn mein Haus wird ein Bethaus für alle Völker genannt werden"). Wenige Verse vorher lesen wir: "Stehe auf, leuchte! Denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit Jahwes ist über dir aufgestrahlt/aufgegangen" (Jesaja 60, 1). Die Herrlichkeit Gottes und sein Wohlgefallen (vgl. Jesaja 60, 2: "Jahr [des] Wohlgefallens") schließt das Kleinvieh (besonders die Schafe), das für die Opfer in Jerusalem bestimmt ist, mit ein. Andererseits bedeutet die Geburt und der Opfertod des Welterlösers für sie, dass sie in Zukunft nicht mehr als Opfertiere gebraucht werden, da der Welterlöser sein Leben selbst als Opfer hingibt (vgl. z. B. Hebräer 10, 7ff.). Sein Leben ist ein Leben im Wohlgefallen Gottes (vgl. z. B. Matthäus 3, 17). Und damit wenden wir uns der Botschaft des ersten Engels zu. Lukas 2, 10f. zufolge sagt der Engel zu den Hirten: "Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird; denn euch ist heute der Heiland/Retter geboren, welcher ist Christus [der Gesalbte], der Herr, in der Stadt Davids." Im Alten Testament bezieht sich der Ausdruck "der Gesalbte Jahwes" auf den gesalbten König (vgl. z. B. 1. Samuel 24, 7.11). Da vor allem David als "der Gesalbte" gilt, wird der kommende Welterlöser, auf den David als König hinweist und der ein Nachkomme Davids sein wird, als "der Gesalbte" (Messias, Christus) bezeichnet. Gott verheißt z. B. in Jesaja 52, 7: "Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße dessen, der [frohe] Botschaft bringt, der Frieden verkündet, der gute Botschaft bringt, der Heil/Rettung verkündet, der zu Zion spricht: ‚Dein Gott ist König geworden/herrscht als König!'" Im Neuen Testament erscheint die Wendung "Gesalbter/Christus des Herrn" (???st?? ??????)" nur in Lukas 2, 26 (14-mal in der LXX), während der Engel in Lukas 2, 11 vom "gesalbten Herrn" bzw. vom/von "Gesalbten/Christus, [dem] Herrn" (???st?? ??????) spricht (in der LXX nur in Psalm 17, 36), wobei das neugeborene Kind Jesus noch stärker mit "dem HERRN" und daher mit Gott identifiziert wird (vgl. Maleachi 3, 1; Micha 2, 13). Zur Zeit des Neuen Testaments war der Titel "Gesalbter" (Messias) im Judentum eine bekannte, wenn auch nicht fest umrissene Bezeichnung für den erwarteten Erlöser (vgl. u. a. Matthäus 2, 4; 22, 42). In den "Psalmen Salomos" (Psalm), die wahrscheinlich geschrieben wurden, nachdem die Römer unter Pompeius im Jahr 64 v. Chr. Galiläa und im Jahr 63 v. Chr. Jerusalem erobert hatten (vgl. z. B. Psalm 17, 11), wird Gott am Anfang von Kap. 17 als "unser König bis in Ewigkeit" bezeichnet (Psalm 17, 1). In "Psalmen Salomos" 17, 3f. lesen wir dann: "Wir aber werden auf Gott, unseren Retter, hoffen, denn die Kraft unseres Gottes [bleibt] bis in Ewigkeit mit Erbarmen, und die Königsherrschaft unseres Gottes bis in Ewigkeit über die Heiden im Gericht. Du, Herr, hast David als König über Israel erwählt, und du hast ihm in Bezug auf seinen Samen bis in Ewigkeit geschworen, dass es ihm vor dir an einem König nicht fehlen werde." In "Psalmen Salomos" 17, 21 wird Gott gebeten: "Siehe, Herr, und erwecke ihnen ihren König, den Sohn Davids, zur rechten Zeit, die du, Gott erwählt hast, damit dein Knecht über Israel herrsche." Dieser König soll Jerusalem von den Heiden (Römern), die die Stadt mit Füßen zertreten, reinigen (Psalm 17, 22; vgl. Lukas 21, 24). Er wird ein "gerechter König" sein, "und in seinen Tagen ist keine Ungerechtigkeit in ihrer Mitte, denn sie [werden] Heilige [sein], und ihr König [wird] der Gesalbte/ Christus des Herrn (???st?? ??????) [sein] ..." (Psalm 17, 32; vgl. Psalm 18, 5.7). Der "Gesalbte" wird also endzeitlicher König in Israel sein, der Israel am "Tag des Erbarmens" bei dem "Heraufführen seines Gesalbten" (Psalm 18, 5; vgl. Hebräer 13, 20) von allen Feinden befreien und reinigen wird. In "Psalmen Salomos" 17, 36 wird betont: "Und es wird in seinen Tagen in ihrer Mitte keine Ungerechtigkeit geben, da alle Heilige sein werden, und ihr König ist Christus, der Herr (???st?`? ??´????)." Das sind Erwartungen, die unter Juden zur Zeit Jesu verbreitet waren und welche auch die Jünger Jesu prägten, wobei es ihnen offensichtlich schwerfiel, sich diesbezüglich durch Jesus korrigieren zu lassen. Jesus lehnt seine irdische Königsherrschaft für Israel nicht an und für sich ab (vgl. z. B. Lukas 19, 11ff.; Apostelgeschichte 1, 6f.), aber er stellt klar, dass er zuerst ein anderes Problem lösen muss, nämlich das Problem mit der Sünde der Menschen. Sein Sündopfer am Kreuz allein ist ein Opfer "zum "Wohlgefallen" Gottes, weil Jesus dadurch den Willen Gottes vollkommen erfüllt hat und somit der Urheber der Erlösung geworden ist (vgl. Hebräer 10, 7ff.; vgl. u. a. Matthäus 3, 17; 26, 39). Zu beachten ist dabei, dass die Freudenbotschaft "dem ganzen Volk sein wird" (Lukas 2, 10), d. h. dass schlussendlich ganz Israel das Heil durch Jesus Christus erleben wird (vgl. z. B. Römer 11, 26). In Offenbarung 5, 5 wird Jesus deshalb in Anlehnung an 1. Mose 49, 9f. als "Löwe aus dem Stamm Juda" und in Anlehnung an Jesaja 11, 1 als "die Wurzel Davids" bezeichnet. Und als Johannes sich nach diesem "Löwen" umschaut, sieht er ein "Lamm wie geschlachtet" dastehen (Offenbarung 5, 6). Durch seinen Tod am Kreuz hat Jesus die Voraussetzung dafür geschaffen, dass Menschen vor Gott Vergebung ihrer Sünden erhalten und somit als gereinigte Menschen zur Königsherrschaft Jesu gehören können. Und zwar bekommt der Mensch, ob er zu Israel gehört oder sonst zu einem Volk auf dieser Erde, nur durch diese Vergebung und die innere Erneuerung Zugang zur gegenwärtigen und zukünftigen Königsherrschaft Jesu (vgl. Matthäus 5, 20; Johannes 3, 3.5). Das ist echte Freude, wie Jesus in Lukas 10, 20 betont: "Doch nicht darüber freut euch, dass sich die Geister euch unterordnen. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind." Wer durch Jesus in der Beziehung zu Gott erneuert wird, kann die Herrlichkeit Gottes, welche von den Engeln verkündigt wurde, aufnehmen und widerspiegeln. 2. Engel verkündigen Gottes Herrlichkeit (Lukas 2, 13-14a) Der Engel, der die Frohe Botschaft von der Geburt Jesu verkündigt, bleibt nicht allein: "Und plötzlich war bei dem Engel die Menge des himmlischen Heeres" (Lukas 2, 13). Auch bei der Wiederkunft Jesu wird das himmlische Herr ihn begleiten, wie wir z. B. in Offenbarung 19, 14 lesen: "Und ihm folgte das Heer des Himmels auf weißen Pferden, bekleidet mit weißem, reinem Leinen" (vgl. z. B. Sacharja 14, 4f.). Das ganze himmlische "Kriegsheer" verkündigt also das Lob Gottes und wird in Zukunft im Auftrag Jesu das Gericht Gottes über die Menschen, welche sich nicht im Glauben Jesus zugewandt haben, durchführen. Die erschienenen Engel lobten Gott, indem sie sprachen: "Herrlichkeit in den Höhen Gott ..." (Lukas 2, 14a). Bereits in Lukas 2, 9 haben wir gelesen: "Und ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie; und sie fürchteten sich sehr." Das erinnert z. B. an Jesaja 60, 1f.: "Stehe auf, leuchte! Denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit Jahwes ist über dir aufgestrahlt/aufgegangen. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völkerschaften; aber über dir strahlt/geht Jahwe auf, und seine Herrlichkeit erscheint über dir." Solche Verheißungen werden durch Jesus Christus erfüllt. In Johannes 1, 14 lesen wir: "Und das Wort [Jesus Christus] wurde Fleisch und zeltete unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." Wie Gott in der Stiftshütte unter den Israeliten "zeltete" und dadurch seine Herrlichkeit offenbarte, so "zeltet" er nun höchst persönlich durch seinen Sohn Jesus Christus unter den Menschen. Diese Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus wird von der Welt weitgehend verkannt (vgl. Johannes 1, 10; 1. Korinther 2, 8). Die Menschen, die in Jesus Christus die Gegenwart Gottes und seiner Herrlichkeit erkennen und durch den Glauben an Jesus Christus in einer Beziehung zu Gott, ihrem Schöpfer und Erlöser, leben, werden dadurch innerlich verändert und Gott ähnlicher. Der Apostel Paulus schreibt in 2. Korinther 3, 7-18: "Wenn aber schon der Dienst, der den Tod bringt und der mit Buchstaben in Stein gehauen war, Herrlichkeit hatte, so dass die Israeliten das Angesicht des Mose nicht ansehen konnten wegen der Herrlichkeit auf seinem Angesicht, die doch aufhörte, wie sollte nicht viel mehr der Dienst, der den Geist gibt, Herrlichkeit haben? Denn wenn der Dienst, der zur Verurteilung führt [wegen der Unfähigkeit der Menschen, die Gebote Gottes zu erfüllen], Herrlichkeit hatte, wieviel mehr hat der Dienst, der zur Gerechtigkeit führt, überragende Herrlichkeit. Ja, jene Herrlichkeit ist nicht für Herrlichkeit zu achten gegenüber dieser überragenden Herrlichkeit. Denn wenn das Herrlichkeit hatte, was aufhört, wieviel mehr wird das Herrlichkeit haben, was bleibt. Weil wir nun solche Hoffnung haben, sind wir voll großer Zuversicht und tun nicht wie Mose, der eine Decke vor sein Angesicht hängte, damit die Israeliten nicht das Ende der Herrlichkeit, die aufhört, sehen konnten. Aber ihre Sinne wurden verstockt. Denn bis auf den heutigen Tag bleibt diese Decke über dem Alten Testament, wenn sie es lesen, unaufgedeckt, weil sie nur in Christus weggetan wird. Aber bis auf den heutigen Tag hängt die Decke vor ihrem Herzen, wenn Mose gelesen wird. Wenn sich Israel aber zu dem Herrn bekehrt, so wird die Decke weggetan. Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, und wir werden in sein Bild verklärt von einer Herrlichkeit zur anderen von dem Herrn, der der Geist ist." Und in 2. Korinther 4, 6 ergänzt der Apostel: "Denn Gott, der sprach: ‚Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten', der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, dass durch uns die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht [der Gegenwart] Jesu Christi aufstrahlt." Die Herrlichkeit Gottes wird in ganz Israel sichtbar sein, wenn sich Israel zum Messias Jesus hinwenden wird. Wer Jesus erkannt und aufgenommen hat, hat damit die Heiligkeit und Herrlichkeit Gottes in sein Leben aufgenommen. Er wird selbst zum Licht für die Welt. So sagt Jesus zu seinen Jüngern: "Ihr seid das Licht der Welt" (Matthäus 5, 14). Und im Anschluss daran sagt er: "So lasst euer Licht vor den Leuten leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel verherrlichen" (Matthäus 5, 16). Lass uns durch Gutestun Gott verherrlichen und seinen Segen weitergeben! So sind wir "Menschen des Wohlgefallens". 3. Engel verkündigen den "Menschen [des] Wohlgefallens" Frieden (Lukas 2, 14b) Die Engel verkündigen weiter den Frieden auf Erden. Bereits in Jesaja 9, 5f. wird im Zusammenhang mit der Geburt des Welterlösers die Friedenherrschaft verkündigt: "Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: ‚Wunderbarer Ratgeber, Gott-Held, Vater der Ewigkeit, Oberster/Herrscher des Friedens.' Groß ist die Herrschaft, und der Friede auf dem Thron Davids und über seinem Königreich wird kein Ende haben, es durch Recht und Gerechtigkeit zu festigen und zu stützen von nun an [d. h. wenn das Verkündigte durch die Erfüllung konkret wird] bis in Ewigkeit. Der Eifer Jahwes der Heerscharen wird dies tun." Dieser Friede gilt den Menschen, die sich der Herrschaft des "Friedefürsten" unterordnen. Nach Jesaja 48, 18.22 sagt Gott: "‚Hättest du doch auf meine Gebote geachtet! Dein Friede wäre dann wie der Strom gewesen und deine Gerechtigkeit wie die Wogen des Meeres ... Kein Friede den Gottlosen', spricht Jahwe." In Lukas 2, 14 liest man in den Bibelübersetzungen zum Teil: "bei den Menschen ein Wohlgefallen". Das liegt daran, dass späte Textzeugen das Genetiv-S von "Wohlgefallen" weggelassen haben, wohl deshalb, weil sie den Ausdruck nicht (mehr) verstanden haben. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der ursprüngliche Text - im Einklang mit den alten Textzeugen - lautet: "bei/unter den Menschen [des] Wohlgefallens". Dieser Ausdruck ist z. B. in einem Text in Höhle 4 von Qumran gefunden worden (4Q418 f81), wonach Gott gemäß Zeile 10 seinen Zorn "von den Männern/Menschen [des] Wohlgefallens" (???? ????) abwendet. Und in 1QHa 19, 12, einem Text Höhle 1 von Qumran, ist von dem Erbarmen Gottes die Rede, das "für alle Söhne deines Willens/Wohlgefallens" bestimmt ist. Damit sind Menschen gemeint, die den Willen (????) Gottes tun und deshalb sein Wohlgefallen (????) erlangen - wobei zu beachten ist, dass das Wort für "Wohlgefallen" (????) auch den "Willen" bezeichnet. Die Engel verkündigen also nicht einen Frieden, der "nichts kostet". Er gilt den Menschen, die den Willen tun Gottes und in seinem Wohlgefallen leben. Dieses Wohlgefallen Gottes spielt in den "messianischen" Verheißungen bei Jesaja im Alten Testament ebenfalls eine wichtige Rolle. So verheißt Gott z. B. in Jesaja 56, 6f.: "Und die Söhne der Fremde, die sich Jahwe angeschlossen haben, um ihm zu dienen und den Namen Jahwes zu lieben, ihm zu Knechten zu sein, jeden, der den Sabbat bewahrt, ihn nicht zu entweihen, und [alle,] die an meinem Bund festhalten, die werde ich zu meinem heiligen Berg bringen und sie in meinem Bethaus erfreuen. Ihre Brandopfer und ihre Schlachtopfer sollen [mir] auf meinem Altar ein Wohlgefallen sein. Denn mein Haus wird ein Bethaus für alle Völker genannt werden" (vgl. z. B. Jesaja 61, 1f.) Menschen, die in diesem Wohlgefallen Gottes leben und damit den Frieden Gottes im Herzen haben, sind aufgerufen, selbst Friedensstifter zu sein. So betont Jesus: "Glückselig sind die Friedensstifter; denn sie werden Gottes Kinder heißen" (Matthäus 5, 9; vgl. Matthäus 5, 5). Und Paulus schreibt in Römer 12, 18: "Ist es möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden." In Bezug auf die gegenseitige Rücksichtnahme in gewissen Streitthemen weist er in Römer 14, 17f. darauf hin, dass die Königsherrschaft Gottes (in Jesus Christus) nicht Essen und Trinken ist, "sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist. Wer darin Christus dient, der ist Gott wohlgefällig und bei den Menschen geachtet". Darin ist Jesus Christus selbst das Vorbild, wie Paulus in Römer 15, 1-3 ergänzt: "Wir aber, die wir stark sind, sollen das Unvermögen der Schwachen tragen und nicht Gefallen an uns selbst haben. Jeder von uns lebe so, dass er seinem Nächsten zum Guten und zur Erbauung gefalle. Denn auch Christus hatte nicht an sich selbst Gefallen, sondern wie geschrieben steht [Psalm 69, 10]: ‚Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen'" (vgl. Philipper 2, 3ff.). Jesus hat den grausamen Kreuzestod auf sich genommen, um der Welt den Frieden zu bringen (vgl. Jesaja 53, 5; Epheser 2, 14-16; Kolosser 1, 20). Und der Apostel Paulus schreibt in 1. Korinther 8, 13, dass er nie und nimmer Fleisch essen würde, wenn er dadurch dem (Glaubens-)Bruder ein Hindernis wäre (vgl. z. B. 1. Korinther 9, 24-27). Wenn nun Christen aus Bequemlichkeit nicht bereit sind, aus Rücksicht den Mitmenschen gegenüber und um des Friedens willen z. B. im Gottesdienst eine Maske zu tragen, versteht man die Welt nicht mehr. Und wenn das dann noch mit "frommen" Worten begründet wird, finde ich das umso schlimmer, weil das Evangelium bzw. Gott selbst dadurch verunehrt wird. In 1. Korinther 3, 17 schreibt Paulus: "Wenn jemand den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören. Denn der Tempel Gottes ist heilig; der seid ihr." Und in Galater 6, 7 warnt er: "Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht verspotten! Denn was ein Mensch sät, das wird er auch ernten." Das sind ernste Warnungen des Apostels. Wer soll denn in dieser Welt Frieden stiften und den (wahren) Frieden weitergeben, wenn nicht wir, die wir den Frieden Gottes durch Jesus Christus im Herzen haben? Wenn uns z. B. Menschen unfreundlich begegnen, können wir ihnen mit freundlichen und wohlwollenden Worten - vielleicht auch mit einer (kleinen) Liebestat - erwidern. Wer Friede sät, wird Frieden ernten - innerlich, und irgendwann auch äußerlich. Schluss Römer 15, 13: "Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr durch die Kraft des Heiligen Geistes immer reicher an Hoffnung werdet." Die mp4-Datei findet man auf dem YouTube-Kanal der Mennonitengemeinde Basel-Holee oder von Jacob Thiessen: https://www.youtube.com/c/JacobThiessenSTHBasel 13 Prof. Dr. Jacob Thiessen Predigt über Lk 2,8-14