61. Bibelkurs                                                                                                                            BK 61

 

          Warum der Verstand für Christen so wichtig ist.

 

In der Bibel wird der Verstand höher eingeschätzt als die meisten Christen denken. In Römer 10 klagt Paulus über sein Volk Israel: „Sie haben zwar großen Eifer – aber sie haben keine Erkenntnis.“ In der modernen Welt zählt nicht die Frage: „Ist es wahr?“ – sondern: „Bringt’s etwas?“ – „Funktioniert es?“ Auch im christlichen Bereich muss man eine starke Vernachlässigung des Verstands beobachten:

·         In der kath. Kirche besteht die Gefahr des Ritualismus, - dass Zeremonien und Bräuche eingehalten werden, ohne sie verstanden zu haben.

·         In der Kirche werden Menschen in allen möglichen Randbereichen sehr aktiv (Politik, Umwelt, Dritte Welt ...), ohne zu prüfen, ob das mit der biblischen Lehre zu vereinen ist.

·         Bei pfingstlerischen Kreisen gilt die Erfahrung mehr als die Lehre. Man hört öfter: „Ich hab’s erlebt!“ als: „Es steht geschrieben.“

 

I. Warum sollen wir unseren Verstand gebrauchen?


Bedeutende Menschen haben mit ihren Ideen die Menschheit oft mehr beeinflusst als Feldherren mit ihren Armeen. Denken wir an das Buch „Das Kapital“ von Karl Marx (1867), an „Mein Kampf“ von Hitler oder an die sog. „Mao-Bibel“. Die sog. „Ideologien“ haben schon oft gewaltige Macht auf Menschen ausgeübt. Mit diesen Gedanken-Mächten haben wir als Christen zu kämpfen. Paulus schreibt in 2. Korinther 10: „Wir kämpfen mit den Waffen Gottes, geistige Festungen zu zerstören und Ideologien niederzureißen, - alles zu vernichten, was sich gegen Gottes Wahrheit erhebt. Alles nehmen wir gefangen und unterstellen es Christus.“ Es ist also ein geistiger Kampf, weshalb es wichtig für uns ist, unser Denken am biblischen Denken zu schulen. Mit den biblischen Wahrheiten sollen wir die Lügen der Welt entlarven und überwinden.

Die vier großen Wahrheiten, die man kennen und anwenden muss:

 

1. Gott hat den Menschen zum Denken geschaffen.
 
Im Paradies hat Gott Gespräche geführt mit den Menschen – nicht mit den Tieren. Adam und Eva sollten im Auftrag Gottes den Tieren Namen geben - als Symbol, dass sie die Herrschaft ausüben. Beide sprechen miteinander. Gott tadelt es, wenn Menschen keinen Verstand haben: „Seid nicht wie Maultiere, die keinen Verstand haben, denen man Zaum und Gebiss anlegen muss.“ (Psalm 32). Ochsen, Esel, Störche werden den unverständigen Menschen als Vorbild hingestellt (Jesaja 1, 3; Jeremia 8, 7).

Die totale Verderbtheit des Menschen – durch den Sündenfall – hat auch seinen Verstand mit erfasst, - er ist „verfinstert“ sagt die Bibel. Es gibt kein „reines Denken“. Obwohl sich die Menschen für weise halten, sind sie in Gottes Augen Narren, Toren (Römer 1, 18-25). „Fleischlich gesinnt sein, das ist der Tod.“ (Römer 8)

Aber auch der Gefühlsbereich des Menschen ist durch die Sünde verdorben. Und bei den Emotionen sind die Gefahren noch größer, weil unsere Gedanken leichter durch offenbarte Wahrheit korrigiert werden können.

Dennoch fordert Gott immer wieder den Menschen auf, seinen Verstand zu gebrauchen. Jesus wirft den Pharisäern vor, dass sie zwar das Abendrot für das Wetter zu deuten vermögen, aber die „Zeichen der Zeit“ verstehen sie nicht (Matthäus 16). Mit andern Worten: „Warum benützt ihr euren Verstand nicht im geistlichen Bereich?“ – Im weltlichen Bereich sind manche, die nicht zu den Intellektuellen zählen, sehr schlau, wenn es um den eigenen Vorteil geht oder ums Geld ( - wo verdiene ich mehr?, - wo ist etwas billiger?), - oder wo bei einer Vorschrift ein „Hintertürchen“ zu finden ist, um das Gesetz zu umgehen.

 

2. Gottes Offenbarung studieren – in der Schöpfung und in Seinem WORT.
 
Gott hat sich so offenbart, dass man es mit dem Verstand erfassen kann.

·         In der Natur: „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes ... ohne Sprache und ohne Worte ihr Reden geht bis an die Enden der Welt.“ (Psalm 19) „An der Schöpfung Gottes haben Menschen seit jeher Seine göttliche Macht sehen und (mit dem Verstand – ohne den Heiligen Geist!) erkennen können. Deshalb kann sich niemand entschuldigen, dass er von Gott nichts gewusst hat.“ Die Menschen müssten beim Studium der Natur Gott danken und Ihn preisen.

·         In Seinem WORT: in der Heiligen Schrift hat uns Gott Seine Gedanken schriftlich gegeben, -
und in Christus können wir Gottes Wahrheiten sehen und hören. Gott arbeitet in der Bibel oft mit Fragen, die den Hörer zum Nachdenken und zu einer Antwort herausfordern (85 Fragen Gottes an Hiob, – Hiob 38-40; 16 Fragen Gottes an Israel in Babylon, - Jesaja 40).

In den heidnischen Religionen ist die Lehre ein Minimum, die Hauptsache ist dort die Einhaltung von Zeremonien. Hier unterscheidet sich das Christentum sehr deutlich von allen Religionen: es enthält eine klare, positive Lehre und sagt, dass das die Wahrheit ist. – Gott hat sich in Worten offenbart, die sich an den Verstand (und das Herz) wenden. Die vornehmste Funktion des menschlichen Geistes ist es, Gottes WORT zu hören, aufzunehmen und zu studieren. Gottes Rede an Hiob aus dem Wettersturm beginnt mit der Frage: „Wer ist es, der Gottes Offenbarung verdunkelt mit Worten ohne Verstand?“ (Hiob 38)

 

3. Die Erlösung geschieht durch das WORT, das sich an den Verstand richtet.
 
Paulus sagt 1. Korinther 1: „Weil die Welt durch ihre Weisheit Gott nicht erkannte, entschied sich Gott durch die scheinbar so unsinnige Botschaft von Christus alle zu retten, die ihr glauben.“ Beachte den Kontrast, den Paulus hier betont: er besteht nicht zwischen rationaler und irrationaler Botschaft, sondern zwischen menschlicher Weisheit und göttlicher Offenbarung. Obwohl der Mensch ohne geistliche Erleuchtung das Evangelium nicht erfassen kann, wendet sich die Botschaft doch an den Verstand. – Durch die Erlösung wird der ganze Mensch erneuert – auch der Verstand. „Wir aber haben den Geist Christi.“ (1. Korinther 1, 16). – Der Christ, der seinen Verstand richtig anwendet, gibt nicht den Trends des Zeitgeistes nach sondern stellt die weltlichen Denkschemata in Frage, zerstört die Vorurteile der Welt und leistet Widerstand allem widergöttlichen Denken, bis er „eine Plage für die andern wird.“ – „Christus ist uns von Gott ... zur Weisheit gemacht.“ (1. Korinther 1, 30)

 

4. Der Verstand ist auch wichtig für das Gerichtshandeln Gottes.
 
Gott hat im Alten Testament oft Gericht angekündigt und darauf gewartet, ob von seiten der Menschen eine Antwort kommt – oder nicht. Jeremia sagt: „25 Jahre lang habe ich euch Gottes Botschaft gebracht (dass Jerusalem von den Babyloniern erobert und zerstört werden wird) und ihr habt nicht gehört!“ – Israel sollte überlegen, was diese Prophezeiung bedeutet – aber es hat’s nicht getan! – Die Bibel legt großen Wert darauf, sich göttliche Weisheit anzueignen. Darum klagt Gott oft darüber, dass Sein Volk „wie törichte Kinder“ sind, „die keinen Verstand haben.“ (Jeremia 4, 22) Die ganze Weisheitsliteratur des Alt. Testaments (Sprüche, Psalter, Hiob, Prediger...) betont, dass nur Narren und Toren die Weisheit hassen. – In den großen Gebeten des Apostels Paulus bittet er, dass die Christen zunehmen möchten an Weisheit und Kenntnissen der göttlichen Offenbarung. (Epheser 1) – „Wir beten, dass ihr Seinen Willen erkennt und Sein Geist euch mit Weisheit und Einsicht erfüllt.“ (Kolosser 1, 9) In den Paulusbriefen kommen Worte wie Einsicht, Weisheit, Verständnis, Erkenntnis sehr oft vor, weil sie eben wichtig sind als Fundament eines christlichen Lebens.

II. Der Verstand im Leben des Christen.

1. Zu einem rechten Gottesdienst, einer rechten Anbetung, braucht es den Verstand.
 
Im Psalter wird Gottesdienst so definiert: „den Namen des HERRN preisen.“ NAME heißt in der Bibel: die totale Summe alles dessen, was Gott ist und was ER getan hat. – Deshalb sind in der Bibel und vor allem in den Psalmen oft lange Aufzählungen von Gottes Taten: angefangen von der Schöpfung (die oft erwähnt wird) bis zu Gottes Wirken in der Geschichte Israels und dann besonders durch Christus. – Psalm 104: der große Schöpfungspsalm. Psalm 105; 106; 78; 135; - 136: Aus der Geschichte Israels. Psalm 107: Wie Menschen in schweren Schicksalsschlägen Gottes Hilfe erfuhren. Psalm 136: Schöpfung und Geschichte. Damit will die Bibel klar machen: Gott ist HERR über die Natur und über die Völker. Wir können erst dann Gott recht ehren, wenn wir genügend Wissen haben über Seine großen Taten – vor allem dann in Christus: Erlösung durch Kreuz und Auferstehung. Deshalb ist das Bibelstudium so wichtig!

Zum Zungenreden sagt Paulus: Es sollte nur dann im Gottesdienst sein, wenn es übersetzt und interpretiert wird. Paulus konnte sich keinen Gottesdienst vorstellen, in dem der Verstand ausgeschaltet wird. Er sollte vielmehr ganz und fruchtbar im Gottesdienst eingebaut sein. Weil die Korinther so wenig auf den Verstand achteten, deshalb nennt sie Paulus „kindisch“: „Seid doch nicht wie Kinder, die nicht verstehen, was man ihnen erklärt. Im Verstehen sollt ihr wie Erwachsene sein.“ (1. Korinther 14, 20)

 

2. Glaube und Verstand hängen eng miteinander zusammen.
 
Glaube wird sehr oft missverstanden. Glaube ist nicht Leichtgläubigkeit (= etwas schnell glauben, weil man es sieht!). In der Bibel gibt es nur den Gegensatz von Glauben und Sehen, aber nicht den von Glauben und Verstand. Glaube ist auch nicht Optimismus, wie er beim Positiven Denken stark betont wird, - sondern Glaube ist Vertrauen, das den Verstand und das Denken mit einschaltet. Dr. Lloyd-Jones weist in diesem Zusammenhang auf die Bergpredigt hin, wo Jesus sagt: „Gott kleidet das Gras, das schon morgen in den Ofen geworfen wird, - wird ER nicht viel mehr euch kleiden, ihr Kleingläubigen!“ (Matthäus 6) - Dr. Lloyd-Jones:

„Glaube hat nach Jesus primär mit Denken zu tun. Und das Elend des Kleingläubigen besteht steht darin, dass er nicht denkt. Er erlaubt es seinen Umständen, dass sie ihn niederknüppeln. Wir müssen die Lektionen Jesu genauer beobachten und richtig deuten. Die Bibel ist voller Lo  gik und niemals ist Glaube eine mystische Angelegenheit. Schau auf die Vögel und die Lilien,

denke darüber nach und zieh die richtigen Schlüsse! Der Kleingläubigen macht den Fehler,

dass er seine Gedanken nicht mit Gottes Kraft beherrscht, sondern dass anderes (die Sorgen!) ihn regiert, so dass er sich am Schluss ständig im Kreis dreht. Das ist das Wesen des Sorgengeistes. Das ist kein richtiges Denken mehr, da fehlt das Denken total!“

Das Denken spielt auch beim Heiligen Abendmahl eine große Rolle. Jesus sagt am Schluss der Einsetzungsworte: „... das tut zu Meinem Gedächtnis!“ – d.h.: wir sollten über das Leiden und Sterben Jesu nachdenken, das es Ihn gekostet hat, was es für uns bedeutet. – Auch beim Wasser der Taufe soll der Täufling darüber nachdenken, welche Bedeutung dieses Wasser für ihn hat.

 

3. Das Trachten nach Heiligkeit gelingt nicht ohne den Verstand.

  Beim Bemühen um Heiligung wird der Verstand am meisten vernachlässigt.

·         Jesus sagt: „... die Wahrheit wird euch frei machen“ von den Bindungen durch die Sünde, damit wird Christus ähnlich werden. (Johannes 8) Aber die Wahrheit muss man zunächst einmal kennen. Wir müssen Gottes Moralgesetze und Richtlinien kennen. Wir müssen wissen, was in Gottes Augen verkehrt oder richtig ist. Als Jesus vom Teufel versucht wurde, wusste er sofort, dass das Verlangen des Satans nicht mit Gottes Willen übereinstimmte. Dreimal antwortete Jesus mit einem klaren „Es steht geschrieben...“. Klare biblische Kenntnis des göttlichen Willens ist das erste Geheimnis eines gottgefälligen Lebens.

Aber nicht nur das Wissen ist nötig, sondern dadurch die Umformung unseres Denkens: „Ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes...“ (Römer 12, 2) Paulus schreibt: „Was wahrhaftig, gut und gerecht, was anständig, liebenswert und schön ist ... darüber denkt nach!“ (Philipper 4, 8) – „Denkt nicht über die Dinge des <Fleisches> nach, sondern über die göttlichen Dinge.“ (Römer 8, 5) Selbstbeherrschung heißt zuerst Beherrschung der Gedankenwelt. Es ist sehr wichtig, mit welchem Gedankenmaterial ich meinen Geist füttere; es kann mir zum Leben oder zum Tod dienen.

·         Wir sollten wissen, was wir durch Gottes Gnade bereits sind.
Die Bibel sagt: Gott hat uns mit Christus vereinigt durch Seinen Tod und Auferstehung. Das alte Leben ist ausgelöscht. Christus wohnt in uns. Wir gehören zur göttlichen Familie. Der Heilige Geist arbeitet in uns, wir sind Sein Tempel. Wir sind Miterben Christi und erwarten ein großartiges Ziel in der Ewigkeit. – Anscheinend denken die Christen sehr wenig daran! Vermutlich deshalb schreibt Paulus über 10 mal im Römerbrief und den Korintherbriefen: „Wisset ihr nicht, dass...“ (Römer 6, 3+16; 1. Korinther 5, 6; 6, 2+3.9.15.16.19; 9, 13+24; Römer 2, 4 u.a.). Der Apostel fragt: Wisst ihr nicht, dass ihr keine Sklaven der Sünde sondern Knechte Gottes seid? Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist? ... dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht erben werden? Paulus will mit dieser Serie von Fragen nachdrücklich die Christen an die großen Gotteswahrheiten erinnern. Wir wollen intensiv darüber nachdenken, bis diese Gedanken uns innerlich regieren und unseren Charakter formen.


4. Wie führt uns Gott? - auch dazu braucht ER unseren Verstand!
  Gott hat uns versprochen, uns zu führen. Aber wie erkennen wir den Willen Gottes? Es gibt da seltsame Vorstellungen: Gibt es ein Spezial-Telefon zum Himmel? Manche deuten Schriftstellen mit großer Phantasie, ohne den Kontext zu beachten. Es ist wichtig, zwischen dem allgemeinen und dem besonderen Willen Gottes zu unterscheiden. Der allgemeine Wille Gottes ist in der Heiligen Schrift zu finden und gilt für alle Christen und für alle Zeiten. Gottes Wille für alle ist, dass wir in das Bild Jesu umgewandelt werden. Der besondere Wille Gottes betrifft: die Wahl des Berufs und Ehepartners, den Gebrauch unserer Zeit, unseres Geldes und unserer Freizeit. Der Wille Gottes ist manchmal in der Schrift nicht leicht zu erkennen – im Blick auf ethische Fragen. Darum braucht es Bibelstudium, Gespräch und Gebet und eine gesunde biblische Interpretation. Manche bekommen auch in Detailfragen Antworten aus der Schrift, - aber das ist nicht der gewöhnliche Weg Gottes. – Junge Christen machen manchmal den Fehler, aufgrund eines inneren Impulses zu handeln – ohne den von Gott gegebenen Verstand zu benützen. Für sie gilt, was B. Baruch sagte: „Alle Fehler, die ich beging und die ich bei anderen beobachtete – privat und öffentlich – waren die Folgen eines Handelns ohne zu denken.“

 

·         Das Evangelium weitergeben – nicht ohne den Verstand.
Paulus sagt Römer 10: Der Glaube entsteht im Hörer dadurch, dass Christus verkündigt wird. Dabei soll der Hörer seinen Verstand benützen. Paulus verwendet oft für die Verkündigung das Wort „überzeugen“. Überzeugen heißt: Argumente aufstellen, wie eine Schlachtreihe, und damit die Hörer zu einer Änderung ihrer Einstellung bewegen. Apostelgeschichte 17, 1-9 wird von dem Wirken des Apostels in Thessalonich berichtet. Drei Wochen tat er den Hörern die Schrift auf. „Einige ließen sich überzeugen“ heißt es am Schluss. In diesem Abschnitt werden folgende Wörter verwendet: argumentieren, erklären, bestätigen, verkünden, überzeugen – alles „intellektuelle“ Wörter! – Ziel des Apostels war es, Menschen zu überzeugen und nicht durch Emotionen zu plötzlichen Entscheidungen zu veranlassen. – Ein wichtiges Beispiel ist des Apostels Wirken in Ephesus (Apostelgeschichte 19). Paulus lehrte täglich in der weltlichen Vorlesungshalle des Tyrannus, die er wohl gemietet hatte. Zwei Jahre lang hat er dort – nach alten Handschriften – täglich 5 Stunden (von 11 Uhr bis 16 Uhr) die biblische Botschaft verkündet (insgesamt 3.650 Stunden in 2 Jahren!). Ganz Kleinasien hörte dadurch das Evangelium in der Hauptstadt. Wer dort zu tun hatte, konnte jeden Tag Paulus hören. So verbreitete sich das Wort Gottes in der großen Provinz.

·         Das Neue Testament beschreibt die Bekehrung oft als Antwort des Menschen auf die „Wahrheit“. Menschen „gehorchten“, „glaubten“ der Wahrheit, „erkannten sie an“. Die Wahrheit ist nichts anderes als die Zusammenfassung der Lehre über Christus. Eine gewisse „Denkarbeit“ war auch nötig, wenn Jesus Seine Gleichnisse erzählte, die nicht auf Anhieb gleich zu verstehen waren. Die Hörer sollten darüber nachdenken und diskutieren. Beim „vierfachen Ackerfeld“ heißt es, dass der Teufel den Samen des Wortes wegnahm – bei denen, „die es nicht verstanden“. Selbstverständlich ist zu aller Verkündigung auch der Heilige Geist notwendig. Prof. Pannenberg, München, sagt sehr gut: „Paulus vertraute ganz auf den Heiligen Geist, - aber dennoch hat er dabei niemals Denken und Argumentieren ausgeschlossen.“

 

6. Der Dienst in der Gemeinde – und die Gaben.
Die Gaben in der Gemeinde sollen zur Auferbauung der Gläubigen dienen. Die wichtigste Gabe aber zum Bau der Gemeinde Jesu ist die Gabe der Lehre. Jesus sagt zu Petrus „Weide Meine Schafe!“ – das heißt: Füttere die Herde reichlich mit geistlicher Speise! – mit göttlicher Lehre, durch Ermutigen und Ermahnen! Das hat Paulus zwei Jahre lang in der Halle des Tyrannus in Ephesus getan.

            Zusammenfassung:

 Der Erwerb biblischen Wissens soll zu bestimmten Zielen führen:

1. Das Wissen sollte zur Anbetung führen. „O, welch eine Tiefe des Reichtums, der Weisheit und 

 der Erkenntnis Gottes!“ (Römer 11)

2. Unser Wissen der göttlichen Geheimnisse sollte zum Glauben führen und auch unseren

 Glauben stärken! „Die Deinen Namen kennen, vertrauen Dir ganz!“ (Psalm 9, 10) Die Größe und

 Kraft Gottes sollten wir immer besser kennen lernen und sie in unser Leben übertragen.

3. Unsere biblischen Kenntnisse sollten uns in unserer Heiligung helfen. – Gottes WORT kennen,

 lieben und praktizieren, das ist das große Thema in Psalm 119.

4. Unser Wissen sollte uns Ansporn sein, mehr zu dienen und mehr zu lieben. „Wissen bläht auf,

 - aber die Liebe baut auf.“ (1. Korinther 13)

Sprüche 2, 1-6: „Wenn du Meine Rede annimmst und Meine Gebote hältst, auf Weisheit achtest und nach Vernunft rufst, dann wirst du die Furcht des HERRN verstehen und die Erkenntnis Gottes finden.“

                                                                                    (Quelle: John Stott „Your mind matters“)

 

 

November 2004 (erstmals Okt. 1996)                                             Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün