Fernand L.A. Legrand Eine biblische Analyse des Zungenredens Fernand L.A. Legrand In den Wind geredet? Eine biblische Analyse des Zungenredens CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Legrand, Fernand L.A.: In den Wind geredet : Eine biblische Analyse des Zungenredens / Fernand L.A. Legrand. [Übers.: Sigrid Py] - Dillenburg : Christi. Verl.-Ges., 1991 ISBN 3-89436-021-6 Originaltitel: Le Signe du Parier en Langue © Copyright: F.L.A.Legrand Editons de Beree, Schweiz © Copyright der deutschsprachigen Ausgabe 1991: Christliche Verlagsgesellschaft, Dillenburg Übersetzung: Sigrid Py, Villejuif, Frankreich Foto und Umschlaggestaltung: Dieter Otten Bergneustadt Satz und Druck: Druckhaus Gummersbach Printed in Germany INHALTSVERZEICHNIS Seite Vorwort 7 Kapitel 1 "Eine Untersuchung der Charismatischen Emeuerungsbewegung" von D. Cormier 10 Kapitel 2 Eine Botschaft an Menschen? 19 Kapitel 3 Ein Zeichen für die Gläubigen? 30 Kapitel 4 Jesus Christus und das Sprachenreden 48 Kapitel 5 Zwei Arten von Zungenreden? 53 Kapitel 6 Die Auslegung 59 Kapitel 7 Sich selbst erbauen? 81 Kapitel 8 Das Ende der Zungenrede 86 Kapitel 9 Der siebenfache Segen des Heiligen Geistes 98 INHALTSVERZEICHNIS (Fortsetzung) Seite Kapitel 10 119 Die Feuerzungen Kapitel 11 122 Die Brücke auf sechs Pfeilern Kapitel 12 126 Erfahrungen Kapitel 13 133 Der Ursprung des heutigen Zungenredens Kapitel 14 145 Der Zusammenhang von Ursache und Wirkung (Anfang) Kapitel 15 167 Der Zusammenhang von Ursache und Wirkung (Ende) Anhang 182 Vorwort des Verfassers Ein Buch über ein so umstrittenes Thema zu schreiben ist sicher nicht das beste Mittel sich Freunde zu machen. Im Gegenteil, es ist die sicherste Art einige zu verlieren. Zur Verteidigung der Wahrheit ging Paulus das Risiko ein, Menschen zu mißfallen. Er sagte in Gal. 1,10: "Rede ich jetzt Menschen zuliebe oder Gott? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefiele, so wäre ich Christi Knecht nicht." Dennoch möge Gott uns davor bewahren, die Kunst des Mißfallens zu kultivieren. Wie Alexandre Vinet einmal sagte, brauchen wir Liebe zu Personen und nicht zu Meinungen. Einige Menschen haben aber eine so abweichende Einstellung, daß es die Wahrheit selbst ist, die sie stört. Als Ralph Shallis sein Buch ‘Le don de parier diverses langues' (Die Gabe in verschiedenen Sprachen zu reden) schrieb, tat er es mit soviel Liebe, daß er nicht weniger als 10 Seiten darauf verwendete, sich für die Wahrheiten zu entschuldigen, die er entwickeln wollte. Niemand hat dazu soviele Samthandschuhe angezogen wie er. Trotzdem haben gewisse Leute darin nur Boxhandschuhe gesehen. Behauptet nicht ein bekanntes Sprichwort, daß nur die Wahrheit verletzt? Die Bibel sagt, daß durch die Schläge eines Freundes zugefügten Wunden, seine Treue beweisen (Spr.27,6). Es wäre eine Illusion zu glauben, daß das brüderlichste Verhalten gewisse Spaltungen verhüten könne. Meine vorangegangenen Veröffentlichungen zu dem Thema haben mir ernsthafte und dauerhafte Feindschaften eingebracht. Paulus "machte sich Feinde, indem er die Wahrheit sagte", wie er in Gal.4,16 bezeugt, und zwar unter denen, die ihm am nächsten standen, die er zum Heil gebracht hatte und die seine geistlichen Kinder waren. Die Bandbreite der Positionen zu dieser Frage würde es erfordern, nicht nur ein Buch, sondern mehrere zu schreiben, da die Nuancen so zahlreich sind. Unter denen die ganz für die Sache gewonnen sind gibt es z.B. gewisse Abstufungen, für sie hat das Zungenreden eine der folgenden Bedeutungen: 1. Die Heilsbedingung ohne Wenn und Aber. 2. Das notwendige oder sichtbare Zeichen der Geistestaufe. 3. Ein Charisma, das sie nur privat ausüben. 4. Eine Gabe, von geringer Bedeutung. 5. Eine Gabe, die sie nicht für sich selber suchen, obgleich sie ihre Ausübung in der Gemeinde gelten lassen. Auf der Gegenseite findet man, ebenfalls in Abstufungen, jene, für die das gegenwärtige Zungenreden bedeutet: 1. Eine Fälschung, die sie brandmarken. 2. Eine Praktik, die sie durch mehr Voreingenommenheit als durch Bibelkenntnis verurteilen. 3. Ein Thema von geistlichem Interesse, aber begrenzt auf einen geschichtlichen Zeitabschnitt wie Christi Geburt und Kreuzigung. 4. Eine ‘Möglichkeit’ von ganz untergeordnetem Rang, der sie mißtrauen. Diese beiden Listen mögen unvollständig scheinen, aber sie offenbaren vielfältige Nuancen. Die verschiedenen Meinungen nur in zwei Lager zu teilen - in die dafür und die dagegen - mag vereinfacht scheinen, aber es ist notwendig, wenn sich der Leser darin wiederfinden soll. Um dieser Studie zusätzliches Gewicht zu verleihen, habe ich mich bemüht, vorzugsweise die Schriften von führenden Autoren der Pfingstbewegung zu zitieren und Zeugen zu Wort kommen zu lassen, die diese Bewegung aus Gründen der Lehre verlassen haben. Unter ihnen räume ich meinem Freund Albert Busono einen besonderen Platz ein, der eine bemerkenswerte Arbeit geleistet hat, was die Forschung und die Sammlung der pfingstlerischen Literatur im angelsächsischen Raum betrifft. Aber in erster Linie ist dieses Werk bestimmt worden von meinem persönlichen Werdegang und dem meiner lieben Frau, der ich dieses Buch in besonderer Weise widme. Aus Achtung vor meinen gemäßigten Brüdern der Pfingstbewe-gung, die im wesentlichen wie ich an alle grundlegenden Wahrheiten des Evangeliums glauben, habe ich vermieden (Zitate von Autoren ausgenommen), ihre Gemeinden mit ihren besonderen Namen zu nennen. Um diejenigen zu bezeichnen, die in unterschiedlichem Grade Anhänger des Zungenredens sind, habe ich mich des weithin bekanntesten Namens bedient: Pfingstbewegung, ein Name, dem ich keinerlei abwertende Bedeutung beimesse. Bis zum Kapitel 13 unterscheide ich zwischen den Pfingstlem und den katholischen Charismatikem. Mehrere konservative Pfmgstler wären in der Tat schockiert, mit diesen Charismatikem gleichgesetzt zu werden, von denen sie sich energisch distanzieren. Manche werden fragen: warum solch ein Buch? Der Grund ist einfach: viele hatten den Wunsch, ejn Nachschlagewerk zu besitzen, das gründlich, aber nicht überladen ist, mit einem roten Faden und gutgegliederten Punkten, mit deren Hilfe man sich leicht zurechtfinden kann, um gemäß der Ermahnung von Kol.4,6 zu wissen "wie man einem jeden antworten soll". Meine Bitte zu Gott für meine Leser ist, daß sie sich die Juden in der griechischen Stadt Beröa als Beispiel nehmen. "Diese Juden waren edler...sie untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielte" (Apg. 17,11). Fernand A. Legrand Kapitel 1 "DIE ANALYSE DER CHARISMATISCHEN ERNEUERUNGSBEWEGUNG" ‘Die charismatische Erneuerung im Schoße der Katholischen Kirche’ war unter der Feder von D. Cormier der Titel eines Büchleins, das in Kanada gegen Ende der 70er Jahre erschien. Es umschrieb die Stellung der klassischen Pfmgstbewegung zu jener Zeit. Wir werden es hier zusammenfassen, ohne die Meinung des Autors zu verfälschen oder zu verstümmeln. Wenn manchen die Sprache gelegentlich übertrieben scheint, sie ist nicht von uns; wie eigentlich nichts von uns ist, mit Ausnahme der Verbindungen zwischen den Abschnitten. Dieses Buch beschreibt die Ratlosigkeit aufrichtiger Katholiken angesichts der Trockenheit ihrer Kirche, ihren Durst nach echten geistlichen Leben und ihre aufrichtige Suche nach dem Leben des Geistes, seit ihrem Kontakt mit verschiedenen Pastoren der Pfmgstbewegung, der Lektüre des Buches ‘Das Kreuz und die Messerhelden’ von David Wilkerson und eines anderen pfmgstlerischen Buches mit dem französischen Titel: Tis parlent en d’autres langues’ (Das Reden in anderen Sprachen) von J. Sherrill. "Sie harrten über ein Jahr aus, indem sie jeden Tag beteten: Komm, Heiliger Geist... Das war an der Universität Duquesne in Pensylvania. In South Bend in Indiana geschah die gleiche Suche, das gleiche Warten, mit Theologieprofessoren der Hochschule Sankt-Maria. Dort riefen sie Bruder Ray Bullard, Diakon einer benachbarten Pfingstgemeinde und Ortsvorsitzender der Geschäftsleute des Vollen Evangeliums. Dieser Mann war geschätzt für seine große Erfahrung mit geistlichen Gaben und man beschrieb ihn als demütigen Mann, der nichts anderes suchte, als vom HERRN gebraucht zu werden. Er wurde in gewissem Sinne der geistliche Pate der charismatischen Gemeinschaft, die in Notre Dame entstand. Mehrere Monate lang kamen sie hei Ray Bullard zusammen, wo bereits pfingstlerische Versammlungen ahgehalten und mehrere Pastoren der Pßngstgemeinden regelmäßig eingeladen wurden, um Referate zu halten und auf die Fragen der Neuhinzugekommenen zu antworten. Dann geschah die Explosion; an einem Wochenende wurden zahlreiche katholische Studenten mit dem Heiligen Geist getauft. Das verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Bei einem jener Zusammenkünfte bei Ray Bullard stellte ein ehemaliger Pfingstmissionar die Frage: "Da ihr nun den Heiligen Geist empfangen habt, wann wollt ihr die katholische Kirche verlassen?" Erstaunt antworteten sie: "Aber wir haben überhaupt nicht vor, die Kirche zu verlassen!" Die einstimmige Ansicht der klassischen Pfingstler zu der Zeit war, daß der Heilige Geist früher oder später den Katholiken die Augen öffnen würde. Aber in dem Maße, wie die Zeit verstrich, wurde es offensichtlich, daß sie doch entschieden waren Katholiken zu bleiben, und daß die Hierarchie die Bewegung zum Nutzen der römischen Kirche vereinnahmte. Fünf Hypothesen wurden daraufhin geäußert, um die Haltung dieser Katholiken zu erklären, die weiterhin den Lehren und Praktiken ihrer Kirche folgten, während sie versicherten den Heiligen Geist empfangen zu haben: 1. Diese Bewegung ist erst in ihren Anfängen; die Katholiken, die dazugehören, werden sich später ändern. 2. Diese Bewegung kommt vom Heiligen Geist, aber die katholische Hierarchie hat es verstanden, sie zu ihrem Nutzen zu kanalisieren. 3. Diese Bewegung ist die Erfüllung der Prophetie: "Ich werde meinen Geist auf alles Fleisch ausgießen" und beweist, daß der Heilige Geist über unseren religiösen Vorurteilen steht und jeden, unabhängig von seiner Lehre, retten kann. 4. Diese Bewegung ist nur eine Inszenierung, um die Protestanten in die Falle des Ökumenismus zu locken. 5. Diese Bewegung ist eine Fälschung des Teufels und bereitet das Kommen des Antichristen vor." Der Autor des oben zitierten Buches entwickelt die Position, welche auch noch von einem Teil der historischen Pfingstbewegung, zumindest in Europa, gehalten wird anhand der folgenden Erläuterungen zu diesen fünf Hypothesen: 1. "Diese Bewegung ist erst in ihren Anfängen; die Katholiken, die dazugehören, werden sich später ändern." Er stellt fest, daß entgegen der allgemeinen Erwartung, diejenigen, die sich vom Katholizismus entfernt hatten, durch die charismatische Bewegung wieder dahin zurückgebracht wurden und ihr Götzendienst neue Belebung erfuhr. Die charismatischen Glaubensbekenntnisse drücken sich folgendermaßen aus: - "Die Marienverehrung übernimmt für uns die Rolle der Heiligung" - "Das sakramentale Leben der Kirche ist für uns bedeutungsvoller geworden." - "Ich bin zu einem tieferen Verständnis der Eucharistie als Opfer gelangt und zu häufigeren Beichte zurückgekehrt." • "Ich habe nun für mich eine tiefe Verehrung Marias entdeckt." Wenn wir jetzt den Pater O'Connor zitieren, liefert er uns ein charismatisches Glaubensbekenntnis, das jeden Pfingstler, ob evangelisch oder reformiert, erschrecken läßt: "Die ersten Auswirkungen waren eine größere Ehrerbietung gegenüber der Eucharistie. Die auffallendste Wirkung für einen Benediktiner nach seiner Taufe mit dem Heiligen Geist war, das Singen der Messe. Die Marienverehrung ist im ganzen Land durch die Pfingstbewegung verstärkt worden. Kurz gesagt, die Auswirkung der Pfingstbewegung war, Menschen für die Kirche, für das Priestertum und für das religiöse Leben zu retten." Da die erwartete Veränderung nicht stattfand, konnte diese erste Hypothese nicht aufrechterhalten werden. 2. "Diese Bewegung kommt vom Heiligen Geist, aber die katholische Hierarchie hat es verstanden, sie zu ihrem Nutzen zu kanalisieren." Die Erklärung zu diesem Punkt ist weniger präzise. Als Namen werden zitiert: "Pater Regimbald, O'Connor und Kardinal Suenes, Männer, die die charismatische Bewegung unter Laien einführten. Die Rückkehr zur traditionellen Religiosität ist nicht das Ergebnis von Druck seitens der Hierarchie, sondern einzig die Wirkung der charismatischen Erfahrung." Der Pater McDonnel wird mit seinen Worten zitiert: "Die katholischen Pßngstler werden dazu gebracht, Formen des Kontaktes mit Gott wieder aufzunehmen und zu kultivieren, die sie aufgegeben hatten. Dieses liegt nicht an einer konservativen Theologie, sondern eher an der venvandelnden Wirkung ihrer Erfahrung." Wenn die römische Hierarchie auch etwas mit einer Rückkehr zum christlich verbrämten Heidentum zu tun hat, so ist doch der entscheidende Grund (wir zitieren) "die ‘pfingstlerische’ Erfahrung". Diese zweite Hypothese konnte nicht aufrechterhalten werden. 3. "Diese Bewegung ist die Erfüllung der Prophetie: ‘Ich werde meinen Geist auf alles Fleisch ausgießen' und beweist, daß der Heilige Geist über unseren religiösen Vorurteilen steht und jeden unabhängig von seiner Lehre retten kann." Die Frage, die anschließend gestellt wird, ist sehr folgenschwer: "Ist der Geist, der in der römischen Kirche wirkt, der Heilige Geist? ln Bezug auf den Heiligen Geist sagte Jesus: ‘Er wird euch in alle Wahrheit leiten'. Das ist das Wesen des Heiligen Geistes. Das Wesen des falschen Geistes ist, nur in einen Teil der Wahrheit zu leiten. Nun ist aber eine der frappierendsten Wirkungen der charismatischen Bewegung, daß sie ihre Anhänger in einen Teil der Wahrheit und in einen Teil von Irrtum führt, wie z.B.: das spontane Gebet und der Rosenkranz; die Anbetung Christi und des Heiligen Sakramentes; das Lesen der Bibel und die Marienverehrung." Es folgen einige Zeugnisse von Menschen, die vom Heiligen Geist getauft worden sind, der eine "als er gerade mit dem Aufsagen seines Rosenkranzes fertig war", der andere "während er eine Hymne in der Messe sang", eine andere überdies "während sie auf Knien war und zur Heiligen Jungfrau betete. Diese Zeugnisse genügen um klar und deutlich zu beweisen, daß der Geist, der diese Menschen tauft, im Widerspruch zur Schrift steht und auf keinen Fall der Heilige Geist sein kann. Nicht das Bezweifeln des Werkes des Heiligen Geistes stellt eine Lästerung seiner göttlichen Person dar, wohl aber, ihm solche Greuel und einen solchen Götzendienst zuzuschreiben." Im Einverständnis mit dem biblischen Pfingstlertum jener Zeit, zieht der Autor eine sehr überlegte Schlußfolgerung, derer wir uns später noch bedienen werden: "Wir leben in einer vom Relativismus gekennzeichneten Welt..., in der man nicht mehr an eine absolute Wahrheit glaubt, sondern an relative Wahrheiten, die der menschlichen Erfahrung untergeordnet sind. So wird die Betonung mehr auf die Erfahrung, als auf die Lehre gelegt. Die Tatsache, daß man in Zungen redet oder einen gewissen inneren Frieden empfindet..., die Liebe zu Gott, Maria und die Heiligen; all das ist wichtiger, als die gesunde Lehre zu kennen." Charles Foster zitierend sagt er: "Wenn die Erfahrung des Geistes den Vorrang vor der Lehre und dem Heil hat, ist die Verführung gewiß..." Die dritte Hypothese konnte nicht aufrechterhalten werden. 4. "Diese Bewegung ist nur eine Inszenierung, um die Protestanten in die Falle des Ökumenismus zu locken." Während er anerkennt, daß sich "die charismatische Bewegung ohne den pßngstlerischen Beitrag niemals im Schoße der katholischen Kirche hätte entwickeln können", gesteht er die Gefahr ein und fügt hinzu: "Es ist traurig, festzustellen, daß einige evangelikale Christen sowie zahlreiche Protestanten diese Falle nicht erkannt haben. Zahlreiche Beweise haben gezeigt, daß die Charismatik den Interessen Roms und der Ökumene dient, aber wir müssen die Hypothese zurückMeisen, daß es nur eine Inszenierung war, um die Protestanten in die Falle der ökumenischen Ausschweifung zu lok-ken. Die in der charismatischen Bewegung gewirkten Heilungen, Prophetien und Wunder verbieten uns, darin nur eine menschliche Inszenierung zu sehen... Wenn nicht der Heilige Geist hinter dieser Bewegung stehen kann, ist es doch in der Tat ein wirklicher Geist, der handelt... übernatürliche Ereignisse sind es, die die Bewegung dazu gebracht haben, sich mit solcher Geschwindigkeit und Kraft zu entwickeln." Da es also nicht das direkte Resultat menschlicher Berechnung war, sondern die Ausströmung eines fremden Geistes, konnte diese vierte Hypothese nicht aufrechterhalten werden. Es blieb die fünfte. 5. "Diese Bewegung ist eine Täuschung des Teufels und bereitet das Kommen des Antichristen vor." Wir können den Text nicht vollständig wiedergeben, aber diese Kurzfassung wird die Hauptgedanken liefern. "An der Universität Duquesne folgten, nachdem etwa dreißig Studenten mit dem Heiligen Geist getauft worden waren, bald mehrere öffentliche und übernatürliche Heilungen. Unter denen, die die Beobachter am meisten beeindruckten, waren die prophetischen Bekundungen in Zungen und ihre Auslegung. K. und D.Ranafhan erzählen in ihrem Buch 'Le Retour de PEsprit’ (Die Rückkehr des Hl.Geistes): Anläßlich einer Gebetsversammlung in South Bend fragte ein Priester, der zum ersten Mal daran teilnahm, seinen Nebenmann, wo dieser Griechisch gelernt habe. Welches Griechisch, war die Gegenfrage. Der Priester sagte darauflün der Gruppe, daß er seinen Nachbarn deutlich die ersten Sätze des ’Gegrüßet seist du, Maria' auf Griechisch habe wiederholen hören. Der Pater O'Connor fügt in seinem Buch hinzu: "Vor dieser Begegnung hatte es nur sehr wenige Spuren von Marienverehrung in der Gruppe gegeben..., von da an gab es einen Aufschwung von Marienfrömmigkeit. Für sie sind die verschiedenen Wunder und Marienerscheinungen der unfehlbare Beweis der Gegenwart Gottes in ihrer Kirche." D. Cormier erwidert, daß uns "die Bibel jedoch vor wunderbaren und lügenhaften Zeichen warnt (2.Thes.2,9-12)." Die Analyse konnte seitdem nur noch in die Richtung der letzten Hypothese gehen. Die Verurteilung der sogenannten charismatischen Erweckung ist klar und steht außer Frage. "Es handelt sich", so sagt er, "um die Kreuzung zwischen der protestantischen Pfingstbewe-gung und dem katholischen Götzendienst." Wir erinnern daran, daß nichts in dieser Analyse von uns ist. Deshalb haben wir darauf geachtet, den Originaltext in Anführungszeichen, bzw. kursiv zu setzen. Entsprechen diese Analyse und diese Schlußfolgerungen den unsrigen? Erlauben sie uns, unsere Antwort vorläufig zurückzustellen, denn die obige Schlußfolgerung ist, so schroff sie scheinen mag, noch Teil der europäischen Pfmgstbewegung. Erinnern wir uns daran, daß das Thema unserer Diskussion die Gabe der Zungenrede, und des damit verbundenen Zeichens, sein soll. Daß wir diesen schockierenden Artikel über die Charismatiker zusammengefaßt dargestellt haben, geschah deshalb, weil man bei ihnen, wie bei den Pfmgstlem, die drei Begriffe der Sprachen, Zeichen und Taufe des Heiligen Geistes findet. Dennoch streiten,wie es diese Analyse deutlich zeigt, die noch klassischen Pfingstler ab, daß diese dengleichen Ursprung haben. Wenn sie davon überzeugt wären, würden sie sich dann beklagen, die Initiatoren dieses Irrtums zu sein, den sie als teuflisch bezeichnen? Wir zitieren noch einmal: "Ray Bullard, Diakon einer Pfingstgemeinde, der große Erfahrung mit geistlichen Gaben besaß... und mehrere Pfingstpastoren..." Das sind diejenigen, die gelehrt, gebetet und die Hände aufgelegt haben, damit diese Katholiken den Heiligen Geist empfingen. Sollten es die Hände der Pfingstler mit einer gesunder Lehre gewesen sein, von denen sie einen unguten Geist empfangen haben?! Diese Frage ist berechtigt, denn sie müssen zugeben: "Wenn es nicht durch Ray Bullard, den Pftngstdiakon gewesen wäre... hätte diese Bewegung nie den Tag gesehen" (Seite 15).Nehmen wir Beispiele von Händeauflegen aus dem N.T.:hinter den Ältesten, die Timotheus die Hände aufgelegt haben, stand nichts anderes, als was dieser junge Diener empfangen hat: die Gabe Gottes (2.Tim.l,6). Und hinter den Händen des Ananias, der Saulus von Tarsus die Hände auflegte, war nichts anderes als der Heilige Geist. Und als derselbe Saulus von Tarsus, zum Apostel Paulus geworden, den Jüngern des Johannes in Ephesus die Hände auflegte, haben sie keinen anderen als den wahren Geist empfangen. Wenn es also ein teuflischer Geist ist, den diese aufrichtigen Katholiken von den Händen dieser routinierten Spezialisten, wie Ray Bullard und die mit ihm verbundenen Pfmgstpastoren es waren, empfangen haben, dann stand hinter ihren Händen und Gebeten das, was sie in der Folge beklagt haben - das heißt, etwas anderes als der Heilige Geist. Jesus drückte das in einer Weise aus, die ein Verwechseln ausschließt: "Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte tragen, noch ein schlechter Baum gute Früchte" (Mt.7,18). Wenn die Frucht von ihnen selber als schlecht deklariert wird, dann war ihr Baum von dergleichen Natur. Das scheint unseren Freunden in der Pfingstbewegung zu entgehen. Wenn man sie darauf aufmerksam macht,daß die Sonderbarkeiten wie unkontrollierbare verbale Abschweifungen und exzentrisches Verhalten von denen ihre Kreise heimgesucht werden nicht vom Heiligen Geist gewirkt sind,ist ihre unveränderliche Antwort das Wort Jesu: "Wo ist unter euch ein Vater, den der Sohn um einen Fisch bitten wird - er wird ihm statt des Fisches doch nicht einen Skorpion geben? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, wieviel mehr wird der Vater, der vom Himmel (gibt), den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!" (Lk. 11,11-13). Ist das nicht ein Bumerang-Argument? Denn als sie sich an Ray Bullard und die Pfmgstpastoren wandten, haben diese Katholiken weder einen Stein, noch eine Schlange, noch einen Skorpion verlangt; dennoch haben sie es empfangen. Jetzt bereuen sie es zutiefst, gebetet und Katholiken die Hände aufgelegt zu haben, die daraufhin, wie sie es bezeugen, einen falschen Geist empfangen haben. Was sie vor allen Dingen beunruhigen müßte, ist nicht so sehr, was diese Katholiken empfangen haben, sondern vielmehr, was sie ihnen übermittelt haben. Wäre es nicht der Gipfel der Verirrung, wenn sich ein Ehemann über einen Aids-Virus seiner Frau, den sie von ihm empfangen hat, beklagt oder entrüstet? Die Diagnose der Krankheit seiner Frau wäre zwar richtig, aber sie zu beschuldigen, daß ihr Aids-Virus schlecht ist und gleichzeitig zu behaupten, der seine sei gutartig, daß wäre eine ernste Angelegenheit, die eine weitergehende Überlegung nötig machen würde. Ich stimme der Meinung der Pfmgstler vollkommen zu, wenn sie sagen, daß der von den kath. Charismatikem eingefangene Virus schlecht ist, weil er antibiblisch ist; aber wenn man nach ihrem eigenen Geständnis weiß, wo sie ihn sich eingefangen haben und von wem sie ihn haben, dann müßten sie eigentlich die ersten sein, die sich selbst folgende Fragen stellen: Wenn es die gleiche ‘Geistestaufe’ wäre? Wenn es das gleiche ‘Zungenreden’ wäre? Was dann? Kapitel 2 EINE BOTSCHAFT AN MENSCHEN? Wir werden uns im Laufe dieser Studie an das gute Prinzip halten, das von D. Cormier im Kapitel 1 formuliert wird: "Der Geist, der im Widerspruch zur Schrift steht, kann nicht der Heilige Geist sein." Es ermöglichte den konservativen Pfingstlem, die schwerwiegenden Irrtümer der ihnen ähnlichen Charismatiker aufzudecken und daraus zu schließen: "Die übernatürlichen Phänomene (bei den Cha-rismatikem, d.A.) sind Zeichen, die ihnen sagen, daß sie nichts zu fürchten haben, daß sie auf dem richtigen Weg sind, während sie in Wirklichkeit im Irrtum wandeln... Die Phänomene selbst gleichen mehr oder weniger denen, welche man im Neuen Testament findet. Deshalb kann man mit Recht von Täuschung sprechen" (‘Analyse der Charismatischen Erneuerung’, Seite 15). Man kann diesem klaren biblischen Blick, den sie auf andere angewandt haben, nur zustimmen. Wenn sie ihre eigene Lehre mit nur halbsoviel Genauigkeit untersuchen würden, dann sähen sie, daß, um es mit ihren eigenen Worten zu sagen: ‘zu glauben, daß man dank der Zeichen, Wunder, Zungenrede auf dem richtigen Wege sei’, auch die Hauptsache dessen ist, was ihren eigenen Glauben, ihre Kraft und ihr Gefühl der Sicherheit ausmacht. Wenn zum Beispiel das schnelle Wachstum jener Bewegung die sie verurteilen, den geistlichen Phänomenen zugeschrieben wird, sind es dann nicht gerade diese Phänomene, derer sie selbst sich rühmen und auf die sie sich berufen, um ihre Ausbreitung, die schneller ist als die anderer evangelikaler Kreise, zu erklären und zu rechtfertigen? Aber wir selber sind biblisch! hören wir. Unsere Praktiken entsprechen dem Modell der Schrift! Das werden wir in diesem zweiten Kapitel zu untersuchen beginnen. Wir lesen in der Bibel bezüglich der echten Ausübung des Zungenredens: "Wer in einer Zunge redet, redet nicht zu Men- sehen, sondern zu Gott" (1. Kor. 14,2). Das lehrte Paulus, der größte Lehrer und geleitet vom Geist Gottes, die Korinther in kategorischer Weise: "...der redet nicht zu Menschen..." Dieser Text allein bringt die ganze pfingstlerische Charakteristik ins Schwanken und erschüttert ihr System bis in die Grundlagen. Der Heilige Geist, dem man nicht ohne Risiko widersteht, sagt deutlich, daß die in Zungen gesprochenen Worte nicht an Menschen gerichtet waren, sondern an Gott. Nach dem Beispiel der Beröer (Apg. 17,11), die jeden Tag die Schrift erforschten, um zu erfahren, ob sich alles so verhält, wie man ihnen gesagt hatte, wollen wir untersuchen, ob das, was in der Pfmgstbewegung über diesen Punkt gesagt wird, richtig ist. Nach mehr als dreißig Jahren enger Kontakte mit ihnen und nachdem ich mir einige ihrer Ansichten zueigen gemacht hatte, war ich doch gezwungen zuzugeben, daß es über diesen Punkt eine offenkundige Unstimmigkeit mit dem gab, was das Wort Gottes sagt. Ich nahm mir vor die Sache gründlich zu prüfen. Mehrmals stellte ich Brüdern die Frage: "Wenn in eurer Gemeinde in Zungen geredet und ausgelegt wird, worum handelt es sich dann?" Ohne Ausnahme gingen die Antworten immer in die Richtung: es ist ein Wort der Ermutigung, eine Prophetie, eine Ermahnung, oder eine evangelistische Botschaft. Alles das richtete sich natürlich an die anwesenden Zuhörer, an Menschen, und stand folglich in völligem Widerspruch zum Heiligen Geist, der das Gegenteil sagt: "Wer in Zungen redet, redet nicht zu Menschen." Kurz gesagt, die Ausübung einer Gabe, die nicht der Schrift entspricht, kann nicht vom Geist Gottes kommen, sondern eher, wie sie es bezüglich ihrer katholischcharismatischen Brüder richtig sagen, von einem fremden Geist. Nachdem ich diese Antworten erhalten hatte, wies ich meine Ge-prächspartner darauf hin, was die Bibel dazu sagt. Manche standen wie erschlagen vor diesen klaren Worten, die sie so nie gesehen hatten oder die man ihnen immer verheimlicht hatte. Die Weitsichtigsten erkannten in einem Augenblick den Umfang der lehrmäßigen Katastrophe, die sie getroffen hatte: ein wahrhaftiges Waterloo. Bei vielen anderen hingegen stellte ich eine Art Unfähigkeit fest, den Sinn dieser klaren Worte zu erfassen: "...der redet nicht zu Menschen." Es war, als läge ein Schleier auf ihrem Einsichtsvermögen. Sie sagten: "Aber natürlich ist es so!" während sie unfähig waren zu sehen, daß ihr ‘so’ überhaupt nicht so war, sondern genau das Gegenteil. Anfangs gab es bei ihnen keinerlei Neigung zur Ausrede, sondern eher ein Gehindertsein am Sehen. Sie lasen zwar "der redet nicht zu Menschen", aber sie schienen es falsch zu verstehen, indem sie antworteten, daß Gott doch durch dieses Mittel zu seiner Gemeinde reden müsse... Einige gingen so weit zu sagen: Wie sonst würde Gott zu uns reden, wenn nicht durch dieses Mittel? Meine jüngste Unterhaltung offenbarte diese Blindheit besonders deutlich. Ich merkte, daß das mündliche Zitieren des Textes unzureichend war. Mein Gesprächspartner folgte seiner Vorstellung und blieb unerreichbar für das Wort Gottes. Ich setzte mich neben ihn, die Bibel aufgeschlagen, und ließ ihn den Text laut vorlesen. Es brachte nichts. Ich habe es mehr als zehnmal wiederholt. Plötzlich klickte es. Er verstand, worum es sich handelte. Jetzt begann sein wirkliches Problem. Er fing an, die Tragweite dieser Wahrheit zu ermessen, die seine Erkenntnis gerammt hatte wie der Eisberg die Längsseite der Titanic, bevor sie unterging. Armer Freund, es war hart für ihn zu entdecken, daß die Bibel genau das Gegenteil dessen sagte, was er so gut zu kennen glaubte! Um aus dieser mißlichen Lage herauszukommen, blieb ihm kein anderer Ausweg, als mir den Treibsand seiner Erfahrungen entgegenzuhalten. In meinem ersten Buch über das Zungenreden habe ich von der Konfrontation zwischen einem Bruder im Werk der Versammlungen und meinem Nachbarn, einem Pfingstpastor, berichtet. Der letztere konnte nicht gut mithalten. Anstatt anzuerkennen, daß sein Gegner Recht hatte, schloß er seine Bibel, schob sie zur Seite und sagte: "Biblisch gesehen haben Sie Recht, aber ich kann meine Erfahrung nicht verleugnen!" Das sagte alles, die Geste und die Äußerung. Die Bibel zur Seite gelegt und die Erfahrung vorangestellt. Dreißig Jahre später hat sich an dieser Grundhaltung nichts geändert. Wie D. Cormier, bereits oben zitiert, sagt: "Wir leben in einer Welt, in der man nicht mehr an die absolute Wahrheit glaubt, sondern an relative Wahrheiten, die der menschlichen Erfahrung untergeordnet sind, wo mehr Betonung auf Erfahrung als auf Lehre gelegt wird. In Zungen zu reden, einen inneren Frieden zu verspüren ist wichtiger, als die gesunde Lehre zu kennen." Die letzte Unterhaltung, auf die ich mich beziehe, endete in dergleichen Weise wie die erste. Nachdem ich meinen Geprächspartner ein weiteres Mal darauf aufmerksam gemacht hatte, daß nach seiner persönlichen Erfahrung und Beobachtung des Zungenredens in seiner Gemeinde, sich diese doch an Menschen richte, und somit im Gegensatz zu dem steht was die Bibel sagt, fragte ich ihn: "Was werden Sie zur Seite stellen, das Wort Gottes oder Ihre Erfahrung; Sie müssen zwischen beiden wählen; was wählen Sie?" Ohne Zögern und zweimal hintereinander war die Antwort: "Ich wähle die Erfahrung!" Ein unglücklicher Eigensinn, der sich erklärt durch das schlimme Geständnis eines Pastors bezüglich der biblischen Lehre über diesen besonderen Punkt der Zungenrede: "Als sich dieses Wort des Paulus in unseren Versammlungen verbreitete, hatte es die Wirkung einer Bombe. Diese Erkenntnis wurde aber nicht aufrechterhalten, weil man hätte zugeben müssen, daß alles, was bis jetzt geschehen war, falsch war!" Natürlich ist es falsch, aber man sorgt dafür, daß niemand es merkt, oder es nicht falsch erscheint. Wie macht man das? Es gibt vier Arten, dies zu erreichen. 1. Indem man die Betonung auf die Erfahrungen legt. Zum Beispiel: - eine Prophetie, die in Zungen gesprochen wurde und mich betraf, hat sich erfüllt, - eine Ermahnung in Zungen paßte zu dem Zustand der Gemeinde, - eine in Zungen angekündigte Heilung fand statt, - als er vom Übersetzer im Stich gelassen wurde, sprach der Prediger in der Landessprache weiter, die er nie gelernt hatte (eine überstrapazierte Anekdote, die nie nachprüfbar ist), - eine dringende Not wurde in Zungenrede geoffenbart und auf die entsprechende Befreiung hingewiesen, usw. Die Quelle ist unerschöpflich. Solche, mit großer Selbstsicherheit vorgetragenen Zeugnisse beeinflussen die Hörer entscheidend, besonders die Neubekehrten, und immunisieren sie gegen eine spätere Entdeckung der Wahrheit. Wir werden das Thema der Erfahrungen im Kapitel 12 ausführlicher behandeln. 2. Das zweite Mittel ist, den Text zu unterschlagen, wie es jener Pastor sagte, indem man diesem störenden Gedanken nicht nachgeht. Das machten die Rabbiner mit dem Kapitel 53 des Jesaja bei der methodischen Lesung des Gesetzes und der Propheten. Wenn sie am Ende von Jesaja 52 angelangt waren, sprangen sie zu Jesaja 54! Ich kann bezeugen, daß dieser Text aus dem 1 .Korintherbrief in mehr als dreißig Jahren des Kontaktes, des Gesprächs, der Diskussion, des brüderlichen Austausches mit den betreffenden Kreisen immer sorgfältig vermieden worden ist. In seinem englischen Buch ‘Einundzwanzig Gründe, um in Zungen zu reden’ weist Gordon Lindsay (nicht zu verwechseln mit Hai Lindsay) in seinem elften Grund darauf hin, daß die Zungenrede sich an Gott richtet, und unterschlägt einfach das störende "redet nicht zu Menschen". Dieses ‘Schweigen’ macht glauben, daß das eine und das andere gleich gut seien. 3. Das dritte Mittel ist, die Achseln zu zucken und die Sache als unerheblich zu behandeln, und zwar mit einem Argument, das den Heiligen Geist in eine Wetterfahne verwandelt: "Natürlich sagt die Bibel das, aber wer kann die Absichten Gottes erforschen; ist er nicht souverän; kann er sich nicht seiner Gaben bedienen und sie gebrauchen, wie er will?" Man sieht, wo das hinführen kann. Zu jeder Irrlehre in unserer Geschichte und dazu, dem Satan wieder das Wort zu geben: "Sollte Gott wirklich gesagt haben?" Alle Übel der Menschheit haben damit begonnen! Ich mißtraue einer Sichtweite der Souveränität Gottes, die Seinem Wort die Souveränität nimmt. Wenn die unerforschlichen Reichtümer Seiner Liebe und Seiner Weisheit ein Zungenreden geben können, das sich an Menschen richtet, können sie uns auch eine Himmelskönigin gegeben haben, eine Miterlöserin, einen Himmel, den man sich verdienen kann, und eine Schar von Heiligen als Fürsprecher. Das vierte Mittel ist, in der Bibel nach einem Wort, einer Andeutung zu suchen, die den Heiligen Geist mit sich selbst in Konflikt stellt, um dadurch selber aufatmen zu können. Jeder weiß, daß man auf diese Weise die Bibel alles sagen lassen kann, was man will. In der Tat haben fast alle Irrlehren ihren Ursprung in der Bibel gefunden. Wenn man versuchen will, das Wort Gottes das Gegenteil in Bezug auf das Zungenreden von dem sagen zu lassen was es wirklich sagt, an welchen Text wird man sich dann wenden (selbst auf die Gefahr, durch das Verdrehen der Schrift seine Seele dem Verderben auszusetzen, wie es 2.Petr.3,16 sagt)? Manche glauben, ihn in 1.Kor. 14,21 gefunden zu haben: "Ich will durch Leute mit fremder Sprache...zu diesem Volk reden." Wenn Gott durch das Mittel der Zungenrede zu Seinem Volk redet, bedient er sich dessen also, um zu Menschen zu reden. Bemerken wir zuerst, daß die beiden Texte in völligem Widerspruch zueinander stünden, wenn das die angemessene Bedeutung dieser Worte wäre. Es genügt, sich daran zu erinnern, daß Zeichen jeglicher Art zu Menschen reden. Nach Hebräer 1,1 ist das eine der "vielerlei Weisen", derer Gott sich bediente. Da sie von Gott kommen, können sie eindeutigerweise nicht Zeichen für Gott sein, der dessen nicht bedarf. Gott wollte sich dieser Anbetung in fremden Sprachen, wie er in Vers 21 von 1.Kor. 14 klarmacht, als Zeichen (oder Hinweis) für dieses Volk bedienen, das gerade Zeichen und Wunder verlangte (1.Kor. 1,22). Was sagte ihnen dieses Zeichen? Da es ein Sprachenzeichen war, mußte es eigentlich auf etwas hin- weisen, das mit Sprachen zu tun hatte, und zwar mit Sprachen, die im gleichen Vers als fremde Sprachen qualifiziert werden. Für Gott handelte es sich einfach darum, diesem Volk, Seinem Volk Israel, zu sagen, daß die Fremden, die Träger dieser Sprachen, von nun an den gleichen Zugang wie sie zum Gott Israels hatten, so daß sie zu ihm reden konnten, wie sie selber es taten. Das ist, wovon dieses Zeichen zu ihnen sprach, ohne sich jedoch wörtlich an sie zu wenden. Das erklärt Petrus meisterhaft in seiner denkwürdigen Rede am Pfingsttag. Auf die Verwunderung des Volkes, was es mit diesen fremden Sprachen auf sich hat, gibt er die Erklärung: Gott will von Seinem Geist ausgießen auf alles Fleisch", d.h. auf alle Sprachen, alle Völker, alle Stämme und alle Nationen. Dieses Zeichen sollte für die Juden, die die Berufung der Nationen mit ihren fremden Sprachen, noch nicht begriffen hatten, sehr aussagekräftig sein. In Johannes 17 finden wir das sogenannte Hohepriesterliche Gebet. In erster Linie wendet sich Jesus ausschließlich an Seinen Vater. Aber in zweiter Linie, ohne ein direktes Wort an uns zu richten, spricht er auch zu uns. Dieses Gebet an Seinen Vater spricht zu uns von Seinen Bitten, von Seinen innersten Gefühlen, von Seinem persönlichen Charakter, von Seiner Fürbitte für uns, und vor allem von unserem großen Hohenpriester. So war es mit diesen fremden Sprachen auch. Durch sie wandten sich diejenigen, die sie ausübten, an Gott; aber das war gleichzeitig sehr bedeutungsvoll für dieses Volk, weil es sie gleich zu Anfang auf diesen neuen Tatbestand der Taufe (oder des Untertauchens) jeder Sprache (oder allen Fleisches) in demselben, einen Geist hinwies. Es bleibt uns jetzt noch zu prüfen, was die Schrift im Zusammenhang aussagt, wenn sie über das Zungenreden spricht. Wir werden uns an die besten Pfingstautoren wenden, um mit Hilfe ihrer Schriften zu beweisen, daß in keinem einzigen Fall jemals ein ein- ziges Wort an Menschen gerichtet worden ist, selbst wenn das Zeichen für sie gegeben wurde. Donald Gee schreibt: "Unsere Information bezüglich der den Gläubigen bei ihrer Taufe im Geist gegebenen Bekundungen beschränkt sich ausschließlich auf die in der Apostelgeschichte offenbarten Fälle" (‘Glossolalia’, Seite 101). Das heißt, daß er keine einzige andere Erfahrung in Betracht ziehen will als die im Wort Gottes enthaltenen. I. In Apostelgeschichte 2 wird gesagt, daß man sie in vielerlei wirklichen und zeitgenössischen Sprachen "von den großen Taten Gottes reden" hörte. Viele haben zu Unrecht geglaubt, daß es sich dabei um die Verkündigung des Evangeliums handelte, die dann dreitausend Menschen zur Errettung führte. Selbst eine flüchtige Untersuchung dieses Kapitels zeigt, daß das Zungenreden an diesem Tag nur Fragen aufgeworfen hat; es war die nicht in Zungen gesprochene Predigt des Petrus, die diese Menge zur Buße brachte. Donald Gee ist unumstritten einer der führenden Denker der Pfingst-ler. Er hat versucht, in gewisse Ansichten etwas Ordnung zu schaffen und eine wenigstens etwas zusammenhängende Lehre zu darzulegen. Für die gemäßigten Kreise war er der meistgehörte und meistgelesene Mann seiner Generation. In seinem Buch ‘Les dons spirituels’ (Die Geistesgaben) sagt er über das Zungenreden am Pfingstfest folgendes: "Am Pfmgsttag sprachen sie alle in Zungen, bevor sich die Menge versammelte. Aufgrund des Brausens lief die Menschenmenge zusammen. Sie erkannten ihre eigene Sprache im Munde der Jünger, und wie sie die großen Taten Gottes verkündeten. Es ist klar, daß diese Menschenmenge die Worte verstand, die nicht an sie gerichtet waren. Als der Moment der Verkündigung gekommen war, wandte sich nur Petrus an die Menge, während die Elf nur bei ihm standen. Er gebrauchte eine ihnen alle gemeinsame Sprache, damit alle ihn verstehen konnten... So ist die jahrhundertealte, falsche Behauptung widerlegt, daß die Gabe für die Verkündigung des Evangeliums unter den Heiden sei." Dennis Bennett ist ein, durch seine Veröffentlichungen, berühmter Mann in der Pfingstbcwegung. Er sagt über dasselbe Thema folgendes: "Es ist überraschend festzustellen, wieviele fundierte Christen glauben, daß die am Pfingsttag gesprochenen Sprachen dazu dienten, das Evangelium in den Sprachen dieser Leute, die zuhörten, zu verkündigen, weil sie "von jeder Nation unter dem Himmel" kamen. Aber der Text sagt, "es wohnten in Jerusalem Juden ...von jeder Nation..." Es waren Juden, die in anderen Ländern lebten und für das Fest nach Jerusalem gekommen waren. Sie hatten es nicht nötig, daß man in fremden Sprachen zu ihnen redete. Was sie hörten, war nicht eine Verkündigung des Evangeliums, sondern sie hörten diese ersten Christen Gott für Seine vollbrachten Wunder loben und preisen (V.l 1)." Von so geachteten Männern kommend sind diese Erklärungen besonders gewichtig, und wir bekunden unser volles Einverständnis mit ihnen. Was in Zungen gesprochen wurde, richtete sich nicht an Menschen, sondern an Gott. II. Den zweiten Bericht finden wir bei der Bekehrung des Hauptmanns Kornelius und seines Hauses (Apg. 10). Das Wesen dieser Zungenrede ist identisch mit der ersten, denn Petrus weist uns darauf hin, indem er zu den Aposteln in Jerusalem sagt: "...der Heilige Geist fiel auf sie, so wie auch auf uns im Anfang", und er fügt die Erklärung hinzu: "Gott hat ihnen die gleiche Gabe gegeben wie auch uns, die wir an den Herrn Jesus Christus geglaubt haben" (Apg. 11,15-17). Hier richtet sich ebensowenig wie anderswo irgendetwas an Menschen. Im Gegenteil, man hört sie "Gott erheben". III. Die dritte und letzte Erwähnung des Zungenredens in Apg. 19,6 (die Bekehrung der zwölf Jünger Johannes des Täufers) bringt uns keine zusätzliche Erkenntnis. IV. Der vierte Beleg findet sich in den Texten, die als Grundlage für diese Studie dienen, im Kapitel 14 des ersten Korintherbriefes. Wie sieht Paulus die Sache? Er sieht darin nur Beten, Singen und Danken in Zungen (Verse 15 und 16). Nichts anderes als das Gebet und der Lobpreis erscheint in seiner Unterweisung über das Zungenreden. Unbestrittenerweise richtet sich das Gebet und der Lobpreis ausschließlich an Gott. Man kann darin also nie eine für Menschen bestimmte Botschaft finden. V. Der fünfte Beleg steht im Schlüsselvers dieses Kapitels. Er trägt seine eigene Schlußfolgerung in sich selbst: "Wer in einer Zunge redet, redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott" (1. Kor. 14,2). In einem so wesentlichen Punkt steht die pfingstlerische Praxis dieser Gabe schon auf völlig unsicherem Boden. Sie ist mindestens so falsch wie das Zungenreden ihrer katholisch-charismatischen Verwandten. Wir haben es bereits gelesen: "Eine Erfahrung, wie die ‘Taufe des Heiligen Geistes', welche die Seelen dazu anleitet, das Gegenteil dessen zu praktizieren, was die Heilige Schrift sagt, ist nicht vom Heiligen Geist." So, wie das Herausreißen des Schlußsteins eines flachen Spitzbogens das Auseinanderbrechen des ganzen Bauwerks verursacht, so läßt dieser erste Irrtum über das Thema der Zungenrede das ganze System' auf einen Schlag einstürzen. "Wie ein sturzbringender Riß, der sich vorschiebt an einer hochragenden Mauer, deren Zusammenbruch in einem Augenblick, plötzlich kommt. Und er wird sie zerbrechen, wie man einen Töpferkrug zerbricht, mitleidslos zertrümmert, und unter dessen Bruchstücken man nicht ein (ganzes) Tongefäß findet, um (damit) Feuer vom Herd zu holen oder Wasser aus einer Wassergrube zu schöpfen" (Jes. 30,13-14). Es ist nicht überflüssig, diese weiter oben zitierte Reflexion noch einmal in Erinnerung zu rufen: "Als sich dieses Wort des Paulus in 1 Unter ‘System’ soll hier nur verstanden werden, was sich bei den Pfingstbrüdem auf die Gabe der Zungenrede bezieht. Keinerlei Urteil wird hier gefällt über ihre fundamentalistisch/biblische Position. Wir fechten nicht ihre oft sehr treue Verkündigung des Evangeliums an, noch die Aufrichtigkeit einer großen Anzahl unter ihnen, noch ihren Eifer, noch ihre Gotteskindschaft. unseren Versammlungen verbreitete, hatte es die Wirkung einer Bombe. Diese Erkenntnis wurde aber nicht aufrechterhalten, weil man hätte zugeben müssen, daß alles, was bis jetzt geschehen war, falsch war!" Das Zungenreden - Anbetung oder Gebet? Bevor wir den nächsten Punkt betrachten, wollen wir die wenigen Pfingstgemeinden nicht unerwähnt lassen, die in diesem Punkt eine Kehrtwendung vollzogen haben. In ihren Versammlungen geht die Praxis des Zungenredens zwar weiter, aber auf Anweisung hin hat sich die Auslegung in Lobpreis, oder in Gebet gewandelt. Was soll man davon halten? Handelt sich um eine mutige Rückkehr zu mehr Wahrheit? Um diese Frage zu beantworten ist unsere Studie noch nicht weit genug fortgeschritten, ohne Gefahr zu laufen sich dem Vorwurf der Oberflächlichkeit auszusetzen. Die folgenden Kapitel werden uns andere, oft und gern verkannte Aspekte zu dem Thema zeigen und uns erlauben, eine endgültige Stellungnahme abzugeben. Bereits jetzt wollen wir aber festhalten, daß dort, wo es Berichtigung gegeben hat, nur die Auslegung verändert wurde. Das Zungenreden selbst ist geblieben, wie es vorher war: es sind die gleichen Leute, die gleichen seltsamen Artikulierungen, die gleichen Intonationen und vor allem, wir werden darauf zurückkommen, die gleichen, unannehmbaren chronologischen Verschiebungen zwischen der Aussage in Zungen und dem Moment seiner Auslegung. Es gleicht oft einem Montagefließband in der Autoproduktion, wo Fabrikationsfehler auftreten und man, ohne die Mängel zu beheben, beschließt, die letzte Lackschicht zu ändern. Auf diese Weise modifiziert erscheint ihnen diese ‘neue’ Generation des Zungenre-dens biblischer, bleibt aber im Grunde ebenso weit entfernt von der Bibel und ebenso fehlerhaft wie die vorherige. Der antreibende Geist ist derselbe. Im Kapitel 6 werden wir die Frage der Auslegung untersuchen und sie mit den einfachen Aussagen der apostolischen Lehre vergleichen. Wir werden dann erkennen in welche Kategorie man sie einordnen muß. Kapitel 3 EIN ZEICHEN FÜR DIE GLÄUBIGEN? Wir haben im vorangegangenen Kapitel gesehen, daß sich der wörtliche Inhalt der Zungenrede, auch wenn sie als Zeichen Menschen ansprach, nicht an Menschen richtete, sondern allein an Gott. Hieran erkennt man die Begrenzung dieser Gabe auf den Lobpreis oder das Gebet. Wir wenden uns nun einem anderen praktischen Aspekt zu, der in der Pfingstbewegung weitverbreitet ist und den wir mit der Schrift vergleichen wollen. Meine langjährige Erfahrung mit fast dem ganzen Spektrum der Pfingstbewegung erlaubt mir, mit Sachkenntnis zu sprechen. Man darf nicht vergessen, daß die Zungenrede ein Zeichen ist. An wen ist dieses Zeichen heute gerichtet? Die erste und unveränderliche Antwort der Pfingstler ist immer folgende: "Es ist das unbestreitbare oder offensichtliche Zeichen der Taufe des Heiligen Geistes; es ist der Beweis, daß der Gläubige in eine zweite Erfahrung des christlichen Lebens eingetreten ist, die ihm Zugang zu den Gaben des Geistes gibt, wobei dies mit der geringsten Gabe, der des Zungenredens, beginnt". Dieses Zeichen wird also ihm, wie auch seiner Gemeinde, bestätigen, daß er nun ein Plus in seinem christlichen Leben hat. Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist es also ein Zeichen für die Gläubigen. Aber das ist nicht alles, dieses Zeichen wird ihm noch zu anderen Gelegenheiten dienlich sein. Beispiel I Der bekehrte, noch junge Mann machte jene zweite geistliche Erfahrung. Unter dem Druck sehr schwieriger Familienverhältnisse erkaltete er in seiner ersten Liebe zum HERRN (Off. 2,4) und verlor jeden Kontakt zu seiner Gemeinde. Er war innerlich befallen von der Furcht, von Gott verworfen zu sein. Von Zeit zu Zeit versuchte er es mit dem Zungenreden, und da es funktionierte, erfuhr er dadurch eine große Beruhigung. Er schloß daraus, daß Gott ihn nicht aufgegeben habe. (Man sieht bereits, daß sein Zungenreden in gewisser Weise den Platz des Glaubens einnahm, der allein "eine Verwirklichung (oder Grundlage) dessen ist, was man hofft, ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht" (Hebr. 11,1).) Nach seinen eigenen Aussagen hat ihn diese Gabe angeblich vor Selbstmord bewahrt. Dieses Zeichen zeigte ihm, dem Gläubigen, daß er noch im Glauben stand. Tatsächlich benutzte er also die Gabe, um sich selber ein Zeichen zu geben. Es war also ein Zeichen für den Gläubigen, und zwar für ihn selbst. Beispiel II An Prüfungen fehlte es diesem Christen nicht: gesundheitliche Probleme, dazu Widrigkeiten und Angriffe in der Familie. Sein Glaube wurde stark angefochten. Was ihn aufrechthielt, war nach seinen eigenen Aussagen sein tägliches Gebet in Zungen. Man kann nicht übersehen, daß es auch hier das Zeichen ist, das den Glauben ersetzt. Die Heilige Schrift sagt jedoch: "dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube" (1. Joh. 5,4). Ein weiteres Mal richtete sich das Zeichen an einen Gläubigen. Beispiel III Sünde ist auf Dauer ins Leben eines Mannes ein- gezogen. Er ist sich dessen bewußt, kommt aber gut mit ihr aus. Mittels der Zungenrede beurteilt er sich selbst und stellt mit Erleichterung fest: "Wenn der Heilige Geist sich so durch mich zu äußern fortfährt, dann mißbilligt er meinen Zustand nicht genug, um seine Worte meinem Mund zu entziehen." Hier fällt auf, daß die notwendige Selbstbeurteilung im Lichte des Wortes Gottes (1. Kor. 11,28) ersetzt wird durch ein Zeichen, das einem Gläubigen bestätigt, was die Bibel verdammt. Diese drei Beispiele sind nur eine Auswahl, die aber beweisen, daß sich fast die ganze Lehre und Praxis unserer Pfingstbrüder um ein Zeichen dreht, das Gott angeblich für die Gläubigen und ihren persönlichen Gebrauch gegeben hat. Was sagt die Heilige Schrift dazu? Sie lehrt genau das Gegenteil: "Daher sind die Sprachen (Zungen) zu einem Zeichen, nicht für die Glaubenden, sondern für die Ungläubigen." (1. Kor. 14,22). Der Widerspruch und die damit zusammenhängenden Abweichungen sind offensichtlich. Wie oft haben sich Gläubige mit anderen Gläubigen über das Zeichen gefreut, das sie empfangen haben. Immer und immer wieder wurde mir, ohne eine einzige Ausnahme, gesagt, daß die Zungenrede für den Gläubigen das anfängliche, oder sichtbare Zeichen der Taufe des Heiligen Geistes sei. Nun, der Heilige Geist lehnt das energisch ab, wenn er uns sagt, daß es "ein Zeichen für die Ungläubigen" ist. Ein viertes Beispiel wird die drei ersten ergänzen. Ein Bruder übt seine Sprachengabe privat aus - ein Punkt, den wir im Kapitel 7 ausführlicher behandeln werden. Der persönliche Gewinn, den er daraus zu empfangen meint, entbindet ihn keinesfalls von der durch den Heiligen Geist aufgezeigten Verpflichtung, die Gabe an ihr Ziel zu bringen, das heißt: sie als Zeichen für Ungläubige einzusetzen. Wo aber sind die Ungläubigen, wenn er dieses Zeichen nur vor sich selbst und vor Gott ausübt? Wenn ein Evangelist, der ja ebenfalls eine für Ungläubige bestimmte Gnadengabe besitzt, seine Gabe privat ausüben würde, d.h. mit sich selbst als einzigem Zuhörer, dann wäre er beim Aufruf zur Entscheidung der einzige anwesende Mann, zudem noch ein Gläubiger. Er hätte das biblische Ziel dieser Gabe verfehlt. Eigentlich sind die Belehrungen des Heiligen Geistes in Bezug auf die Gabe des Sprachenredens unmißverständlich klar: die zu erreichende Zielgruppe sind nicht die Gläubigen, sondern die Ungläubigen. Wir wollen nicht falsch verstanden werden; wir stellen nicht die Taufe des Heiligen Geistes in Frage, noch die historische Realität der Zungenrede. Wir stellen zwei andere Fragen: 1. Welcher Geist treibt diejenigen, die dem hier behandelten Zeichen eine Funktion beimessen, die der Heilige Geist in kategorischster Weise dementiert? 2. Von welchem Geist sind wohl diejenigen getauft, die diese so klare Wahrheit aus 1. Kor. 14,22 unter den Scheffel stellen? Warum fühlen sie sich unwohl, sobald man sie darauf hinweist? Die Beweggründe von Extremisten, zu denen wir ausdrücklich nicht gehören, sind nachvollziehbar, wenn sie, verärgert über das, was von Pfingstlem bezüglich der Aussagen des Heiligen Geistes verbreitet wird, dieselben der Sünde gegen denselben anklagen. Wir stellen unsere Schlußfolgerung mit einem Bild dar: Selbst wenn eine Brücke zehn Pfeiler hätte, sie wäre unbrauchbar, sobald zwei davon fehlen würden. Bis jetzt haben wir den Einsturz von zwei Pfeilern miterlebt: a) die Zungenrede an Menschen und b) das Zeichen für die Gläubigen. * * * Nachdem wir entdeckt haben, daß sich das Zeichen der Sprachen im Gegensatz zur allgemeinen, fälschlichen Annahme und Praxis nicht an Gläubige, sondern an Ungläubige richtete, bleibt die genaue Identität dieser Ungläubigen festzustellen. Schauen wir uns an, in welchen Zusammenhängen das Zeichen ausgeübt wurde, damit wir dort die Ungläubigen entdecken. I. Wen treffen wir in Apostelgeschichte 2, zu Pfingsten in Jerusalem an? Eine Schar von "Juden, gottesfürchtige Männer, von jeder Nation unter dem Himmel". Menschen, die von ihrer Frömmigkeit und geistlichen Hingabe zu einer langen, mühsamen und kostspieligen Reise getrieben wurden, die sie aus ihrem jeweiligen Land bis nach Jerusalem zu dem großen religiösen Fest brachte, kann man nicht als Atheisten einstufen. Wenn sie ungläubig waren, dann war es sicher nicht im Sinne von Atheismus, Skepsis oder Gleichgültigkeit. In diesem Bereich darf man ihre Ungläubigkeit nicht suchen. II. Manche glauben, daß in Apostelgeschichte 8, im Bericht über die Bekehrung der Samariter, das Zungenreden praktiziert wurde, auch wenn es nicht erwähnt wird. Man würde vergeblich die Atheisten oder sogar die Unbekehrten suchen, denn sie hatten an den Herrn Jesus geglaubt. Es gibt also irgendwo eine versteckte Ungläubigkeit, die das Erscheinen des Zeichens rechtfertigte. III. In Apostelgeschichte 10 bekehrten sich die ersten Heiden des Hauses des Kornelius. Auch dort erschien das Zeichen, aber wo sind die Ungläubigen? Es ist Petrus da, der Apostel, der Zeuge des Phänomens ist, aber er ist ein Gläubiger. Sofern es in seinem Herzen nicht eine Ecke des Unglaubens gab. Welchen? Oft findet sich ein unterschwelliger Unglaube im Leben der Gläubigen, ohne daß sie deswegen unter die Verlorenen gerechnet werden. Dem Gläubigen namens Thomas warf der HERR einen Unglauben besonderer Art vor (Joh. 20,27). War es nicht ein ganzes Volk von Gottes-Gläubigen, das aufgrund einer gewissen Form des Unglaubens nicht ins verheißene Land einziehen konnte? (Hebr. 3,19). In Markus 9,19 muß der Herr Jesus seinen Jüngern noch sagen: "O ungläubiges Geschlecht! Bis wann soll ich bei euch sein? Bis wann soll ich euch ertragen?" Und wer von uns hat sich nicht mehr als einmal in seinem Leben mit den Worten des Vaters identifiziert, dessen Kind die Jünger zu dem Zeitpunkt nicht befreien konnten: "Ich glaube. Hilf meinem Unglauben!" (V. 24). IV. In Apostelgeschichte 11 berichtet Petrus von dem Zeichen im Haus des Kornelius den Aposteln in Jerusalem. Diese waren ganz offensichtlich keine Ungläubigen, sofern nicht auch bei ihnen eine Spur von Unglauben fortbesteht, den es noch zu bestimmen gilt. V. In Apostelgeschichte 19 bekehren sich Juden, Jünger Johannes des Täufers, zu Christus, und das Zeichen erscheint erneut. Ebensowenig wie anderswo findet man hier einen sichtbaren Unglauben, jedenfalls nicht in dem Sinne, wie man ihn heutzutage versteht. Dennoch enthalten alle Fälle eine wichtige Form von Unglauben, dem der Heilige Geist ein angemessenes Zeichen entgegen stellt. Man muß nicht weit suchen, um die Antwort zu finden. In l.Kor. 14,21 steht: "...ich will...zu DIESEM VOLK reden". Man stellt fest, daß überall wo das Zeichen erscheint Juden anwesen sind und daß dort, wo man sie nicht findet, wie in Athen oder auf Malta, das Zeichen auch nicht erscheint. Es genügt also, das Wesen des Unglaubens zu entdecken, der ihnen allen eigen war. Niemand muß dazu kriminalistische Fähigkeiten besitzen. Wenn man den Geist kennt, der bekehrte wie unbe-kehrte Juden prägte, dann befindet man sich auf der Fährte, die uns zum Ziel führt. Im Wesen des Zeichens selbst entdeckt man das Wesen ihres Unglaubens. Das Zeichen bezog sich, wie geschrieben steht, auf fremde Sprachen, das heißt entweder auf Fremde bezüglich der Juden oder auf fremde Dialekte in Bezug auf die aramäische Mundart. Das Zeichen offenbarte oder korrigierte ihren Unglauben bezüglich derer, die eine andere Sprache sprachen, das heißt der Nationen. Das Zeichen der Zungen war jenem außergewöhnlichen Ereignis zu Pfingsten angepaßt, dem Einzug von Menschen fremder Sprachen in die Gemeinde, die an dem Tag geboren wurde, dem "Abbruch der Zwischenwand der Umzäunung" (Eph.2,14). Das Zungenreden war die zeichenhafte Verkündigung dieser großen Wahrheit. Gott schuf an jenem Tag ein neues Volk, einen neuen Leib, der sich aus hebräisch sprechenden Leuten und aus Leuten anderer Sprachen zusammensetzte, das heißt aus Juden und Nationen. Ihnen wollte Er eine neue geistliche Identität geben: die Versammlung, die Gemeinde, der Leib Christi, in dem man nicht mehr in den Begriffen Jude oder Grieche, Sxythe oder Barbar, Beschnittener oder Unbeschnittener rechnet (Kol. 3,11). Genau daran wollten die Juden nicht glauben. Sie waren nicht nur "...allen Menschen feindlich, indem sie...uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit die errettet werden" (1. Thes. 2,15-16), sondern es ging noch weiter. Wie C.I.Scofield in seiner Nachschlagebibel sagt: "Die göttliche Absicht war, aus Nicht-Juden eine neue Körperschaft zu machen: die den Leib Christi bildende Gemeinde, die durch die Taufe des Heiligen Geistes gegründet wurde, welche alle Unterscheidung zwischen Juden und Nichtjuden verschwinden läßt..." Der Gedanke, mit den Fremden eins zu sein, war mehr, als sie ertragen konnten. All ihr hebräisches Erbe empörte sich bei dem bloßen Gedanken. Dennoch war es genau das, was sie zuerst verstehen und dann stehen lassen mußten. Gott gab ihnen das geeignetste Zeichen, damit sie begriffen, was sie nicht glauben konnten oder wollten: er läßt auf wunderbare Weise die Juden in den Sprachen dieser Fremden sprechen. Gott hat so die Anbetung der Juden in diese heidnische Sprachen gefaßt. Vielleicht darf an dieser Stelle zusätzlich auf das hingewiesen werden, was Calvin ‘die Analogie des Glaubens’ nannte, das heißt, eine Gesamtsicht des Wortes Gottes. Es ist gefährlich, eine Lehre nur durch Bruchstücke zu kennen, durch Hören-Sagen oder durch Erfahrungen, derjenigen, die vorgeben sich darauf zu beziehen. Ich habe mehr als einmal erlebt, daß Texte und manchmal sogar ganze Abschnitte, seit über zweitausend Jahren schwarz auf weiß geschrieben, uns entgehen können. Ein einfaches, aber aufmerksames Lesen der Bibel läßt vor uns den Film der aggressiven Opposition der Juden gegen alles ablaufen, was nicht von ihnen kam. Man sieht Jona, der die Niniviten bis hin zum Ungehorsam gegen Gott verachtete. Er flieht lieber nach Tarsis, als ihnen die Botschaft des Heils zu bringen. Er hadert mit Gott und wünscht offen die Zerstörung der riesigen assyrischen Metropole. Für ihn war Jahwe der Gott Israels und von sonst niemand, auf jeden Fall nicht von dieser Nation mit fremder Sprache. Er ging in seiner Verbitterung so weit, sich selbst den Tod zu wünschen: "Wenn Ninive lebt, soll Jona sterben!" Er wirft Gott genau das vor, was eigentlich zu Seinen Ruhm dienen soll: Der Retter der Menschen aller Sprachen, Stämme, Völker und Nationen zu sein. Diese Gesinnung der Opposition und des Unglaubens hat sich im Laufe der Jahrhunderte nur verstärkt. Sie gehören Jahwe und Jahwe gehört ihnen; der eingefahrene Zirkel ist geschlossen: die anderen sind die Verfluchten. Jeder Versuch der Verbrüderung oder Toleranz gegenüber den Menschen mit anderen Sprachen stachelte sie zu einem Haß auf, der entsetzliche Höhen erreichte. Tod den anderen Sprachen und den Völkern, die sie sprechen! Anzunehmen, daß Menschen mit einer anderen Sprache als ihrer eigenen, Empfänger der Wohltaten Gottes seien, hieß, sein Leben zu riskieren. Sie führten den Herrn Jesus bis auf die Höhe des Berges, um ihn hinunterzustürzen, als er zu ihnen sagte: "Viele Witwen waren in den Tagen Elias in Israel...; und zu keiner von ihnen wurde Elia gesandt als nur nach Sarepta in Sidonia zu einer Frau, einer Witwe." Jesus fügte zu ihrer größten Verärgerung hinzu: "Und viele Aussätzige waren zur Zeit des Propheten Elisa in Israel, ...keiner von ihnen wurde gereinigt als nur Naaman, der Syrer." Das war in ihren Augen mehr als es bedurfte, um den Tod zu verdienen. Sogar die Samariter, obwohl sie ihre nahen Verwandten waren, entgingen nicht ihrer rassistischen Opposition. Das ging so weit, daß seine eigenen Jünger ihn eines Tages, als sie in einem ihrer Dörfer nicht aufgenommen wurden, fragten: "Herr, willst du, daß wir Feuer vom Himmel herabfallen und sie verzehren heißen?" Jesus mußte ihnen antworten: "Ihr wißt nicht, von welchem Geist ihr getrieben werdet."1 Eine der schlimmsten Beleidigungen für einen Juden war, ihn einen Samariter zu schelten. Wenn man das gesagt hatte, war alles gesagt, und man spuckte auf die Erde. Als die Apostel später zu diesen gleichen Samaritern zurückkehrten, erbaten sie nicht mehr eine Feuertaufe (Gericht) für sie, sondern die Taufe des Geistes. Diese wilde Antipathie gegenüber den Nationen hatte eine tiefe Wurzel. Es war die wörtliche Erfüllung des Wortes, das 1500 Jahre zuvor prophezeit worden war: "So will auch ich sie zur Eifersucht reizen durch ein Nicht-Volk, durch eine törichte Nation will ich sie kränken" (5.Mo.32,21). Sie waren natürlich das auserwählte 1 Anmerkung des Übersetzers: Die französische Bibelübersetzung von J.N. Darby hat diesen unsicher überlieferten Vers in den Text aufgenommen, die Elberfelder Übersetzung hingegen nicht. Volk, aber sie pervertierten die Bedeutung, die Gott dabei im Sinn hatte. Ihre ganze Geschichte sollte die Geschichte eines zeugnishaften Volkes sein, abgesondert und getrennt von den anderen Völkern. Aber diese Trennung von allem Bösen, von den Greueln und dem Götzendienst anderer Völker sollte nicht Haß, Verachtung, Stolz und Überheblichkeit bewirken. Sie gingen so weit, daß sie auf der einen Seite alles ausschlossen was nicht ihresgleichen war und auf der anderen Seite ihren Jahwe einsperrten, statt Ihn anderen zu offenbaren. Auch als Gott sich den Heiden offenbarte, erfüllte sich die Prophetie auf’s Wort, und ihre Eifersucht brach an diesem Tag aus. In Thessalonich "wurden (die Juden) eifersüchtig und nahmen einige böse Männer vom Gassenpöbel zu sich, machten einen Volksauflauf und brachten die Stadt in Aufruhr" (Apg. 17,5). ln Antiochien, "als...die Juden die Volksmenge sahen, wurden sie von Eifersucht erfüllt und widersprachen dem, was von Paulus geredet wurde, und lästerten" (Apg. 13,45). Als sie Paulus und Barnabas sagen hörten: "Ich habe dich zum Licht der Nationen gesetzt, daß du zum Heil seiest bis an das Ende der Erde", brachten sie eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas in Gang und vertrieben sie aus ihrer Stadt (Apg., 13,50). In Jerusalem ging der Konflikt verschärft weiter, nachdem Paulus dorthin zurückgekehrt war. Was für ein Bericht in der Apostelgeschichte 22! Paulus, als Gefangener, steht auf den Stufen der Festung, winkt mit der Hand und erbittet das Wort. Er spricht in Hebräisch, und eine große Stille tritt ein. Alle halten den Atem an, um besser hören zu können. Paulus erzählt seine Begegnung mit Christus auf dem Weg nach Damaskus. Sie hängen an seinen Lippen, und niemand unterbricht ihn. Ohne eine Miene zu verziehen, hören sie ihm zu, wie er von seiner Vergangenheit erzählt, von seinen Titeln, von seinen Aktivitäten, von seinem Eifer für die jüdische Sache. Er spricht zu ihnen von der Taufe, und sie empören sich immer noch nicht. Aber genau in dem Moment, in dem er seinen Satz beginnt: "Er (der HERR) sprach zu mir: Geh hin, denn ich werde dich weit weg zu den Nationen senden...", bleibt der Satz in der Luft schweben. Sie hörten ihm zu bis zu diesem Wort: die Nationen. Sie schrieen, warfen ihre Kleider weg und schleuderten Staub in die Luft, indem sie sagten: "Hinweg von der Erde mit einem solchen, denn es darf nicht sein, daß er lebt!" Was hat sie dermaßen erregt? Der Gedanke, daß Gott auch der Gott aller Menschen, aller Sprachen sei. Es ist nun leicht zu verstehen, warum das Zungenreden das Zeichen für diese große Wahrheit ist und daß es für dieses Volk das Mittel des Zugangs zu dieser Wahrheit war. Es war dieser Unglaube, der sie dazu brachte zu schwören und sich selbst zu verfluchen, daß sie keinerlei Nahrung mehr zu sich nehmen würden, bis sie den Heidenapostel getötet hätten, den, der mehr in Zungen redete als alle (Apg. 23,12). Jona machte es genauso. Er grollte Gott und setzte sich im Osten der Stadt hin, um auf ihre Zerstörung zu warten. Und dort, unter einem Rizinusbaum, jammerte er und war ganz mit seinen schrecklichen Hoffnungen beschäftigt, weil die Strafe auf sich warten ließ. Er wünschte sich den Tod eines Volkes, das Gott retten wollte. Jona, der Gott vorwirft Ninive zu verschonen, ist in gewissem Sinne ein geistlicher Vater der ungläubigen Apostel, die Petrus Vorwürfe machten, weil er das Evangelium Heiden verkündigt hatte,bei ihnen eingekehrt war und mit ihnen gegessen hatte. (Apg. 11,1-3). Ist das nicht erstaunlich? Geistlich gesprochen waren sie schwerhörig, einschließlich Petrus. Obwohl er das außergewöhnliche Pfmgstereignis miterlebt hatte und an jenem Tag selbst in Zungen sprach, mußte er die Vision der Decke voller Tiere, die er für unrein hielt, empfangen, um zu tun, wogegen er sich sträubte: zu den Leuten anderer Sprachen zu gehen. Dreimal mußte der HERR ihm wiederholen: "Was Gott gereinigt hat, mach du nicht gemein!", bevor er sich entschied zu gehen und anzuerkennen, "daß Gott die Person nicht ansieht, sondern in jeder Nation..., wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, ihm angenehm (ist)" (Apg. 10,9-16.34-35). Erst danach spricht er in einem Schlüsselvers der Apostelgeschichte dieses bekannte Wort jeder aus: "Diesem geben alle Propheten Zeugnis, daß jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen" (Apg. 10,43). Dieses Wort jeder gibt uns die Möglichkeit auf eine wichtige Aussage im Johannesevangelium zu sprechen zu kommen, und zwar Johannes 3,16. Dieser Vers, den Millionen von Christen auswendig können, enthält eine lehrmäßige Wahrheit, die vielen entgeht. Jesus sagte zu Nikodemus: "Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt..." Wen geliebt? Die Welt. Ein Jude hätte das nie sagen können, weder Petrus noch die anderen. Sie hätten wahrscheinlich alle gesagt: Denn so sehr hat Gott Israel geliebt! Bereits so früh im Evangelium kündigt der HERR das Ausmaß des Gegenstandes seiner Liebe und seines Heils an: die ganze Welt, zusammengesetzt aus Nationen, Völkern, Stämmen und Sprachen. Am Kreuz stand die Anklage gegen den Sohn Gottes in drei Sprachen: In Latein, der Gerichtssprache, in Griechisch, der Handelssprache, und in Hebräisch, der religiösen Sprache. Ohne es zu ahnen, verkündeten die Initiatoren dieser Inschrift die universale Seite des Evangeliums. Dieses Schild sprach im Kern von dem großen Gebot, das einige Tage darauf an die Jünger erging: "Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern..." Aber diese Wahrheit hatten sie zwar gehört, aber nicht verstanden. Sehen wir uns nun an, was die Briefe lehren. Als Johannes seinen ersten Brief schrieb, fügte er einen Satz hinzu, der im Grunde so selbstverständlich ist, daß er eigentlich überflüssig scheint: "...er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt" (1. Joh. 2,2). Natürlich! Aber für die Juden war das gar nicht so klar. Johannes, Apostel der Beschneidung, das heißt der Juden, übte sein apostolisches Amt primär unter ihnen aus. Er mußte seine Landsleute ununterbrochen daran erinnern, daß die Vergebung Gottes, die durch den Tod Christi am Kreuz erwirkt worden war, nicht ihnen allein galt, sondern allen Menschen, aller Sprachen, in der ganzen Welt. Sogar in der seiner Offenbarung, ca. sechzig Jahre nach Pfingsten, greift Johannes diesen Punkt mehrmals auf. Wiederholt spricht er von einem "neuen Lied", das im Gegensatz steht zum Lied Moses. Was war das Thema des Liedes Mose? Die Beziehungen des HERRN mit dem auserwählten und erlösten Volk Israel. Es geht kaum über diesen Rahmen hinaus. Es ist das Lied des alten Bundes mit Israel. Was sagt nun das neue Lied über den neuen Bund? "Du...hast durch dein Blut...erkauft aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation...". Das Lied Israels ging nicht so weit. Diese weltweite Dimension entging ihnen. Um sie zu erfassen, brauchten sie apostolische Unterweisung, innere Erleuchtung durch den Heiligen Geist und ein entsprechendes äußeres Zeichen, das Reden in fremden Sprachen. Paulus erklärt in seinem Brief an die Epheser, daß die Heiden und die Juden einen gemeinsamen Leib bilden und an derselben Verheißung teilhaben (Eph.3,6). Das hat für uns heute nichts Geheimnisvolles an sich, Paulus aber nannte es ein Geheimnis. Denn für die Juden war es eine verborgene Wahrheit, dieselben Verheißungen mit den Nationen zu teilen (Eph. 3,9). Das konnten sie nur mit Hilfe des Sprachenzeichens zu verstehen beginnen, weil die Juden immer Zeichen forderten (1. Kor. 1,22). Nach dem Modell des Jona wollten sie zwar, daß Menschen gerettet würden, aber nicht alle, vor allem nicht die Fremden. Das stand ganz im Gegensatz zu Gottes erklärtem Willen, nämlich "das alle Menschen errettet werden" (1.Tim.2,4). Diesen für die Juden neuen Gedanken wiederholte Paulus in einer anderen Form Titus gegenüber. Er ermahnte ihn, zu reden und zu lehren, daß die Gnade Gottes eine Quelle des Heils sei für alle Menschen (Tit. 2,11). Das war für die neutestamentlichen "Jonasse" nicht selbstverständlich. Es bedurfte eines Mannes vom Format des Paulus um diese Wahrheit zu erfassen, und mit Gottes Hilfe allen die Stirn zu bieten, die dem entgegenstanden, sogar dem Petrus (Gal. 2,5). Es war notwendig, daß Paulus diese Wahrheit immer und immer wiederholte, um sie zu überzeugen. Zwischen den Juden und den Fremden hatte sich eine Mauer gebildet. Paulus reißt diese Mauer der Schmach, die von theologischen Wachtürmen überragt wurde, zuerst dadurch nieder, daß er, getrieben durch den Heiligen Geist, vor ihnen in den Sprachen derer redet, die von der anderen Seite der Mauer waren. Dann aber auch, indem er sie lehrt, daß Christus der Friede ist für die Menschen auf beiden Seiten der Mauer. Er sagt ihnen, daß Jesus Christus aus beiden eins gemacht hat und die Mauer der Trennung, der Feindschaft beseitigt hat; daß Er gekommen ist, den Frieden zu verkünden den Fernstehenden (den Nationen) und Frieden den Nahestehenden (den Juden), weil in Ihm (Jesus Christus) beide durch einen Geist den Zugang zum Vater haben (Eph. 2,11-17). Halleluja! Begeistert ruft Paulus aus: "Mir, dem allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen..." (Eph. 3,8). Leider teilten nicht alle diese ruhmvolle Überzeugung mit ihm. Ihre unbeugsame Opposition sollte sie der furchtbaren Feuertaufe aussetzen: "...die allen Menschen feindlich sind, indem sie um ihr Sünden(maß) stets voll zu machen uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit die errettet werden; aber der Zorn ist endgültig über sie gekommen" (1. Thes. 2,15-16). Diese fremden Sprachen, Verkünder eines so großen Evangeliums, Zeichen eines neuen und weltweiten Bundes, sollten für sie gerichtsträchtige Sprachen werden. Der Zorn Gottes sollte sie in Brand setzen wie Stroh, das man im Feuer verbrennt. Petrus, der ungläubige Gläubige, wird uns einen unwiderlegbaren und entscheidenden Beweis dafür geben, daß genau das das Wesen des Unglaubens war, auf den das Sprachenzeichen abzielte. Gott gab ihm noch ein anderes Zeichen, identisch mit dem Zungenreden und auf das gleiche Ziel gerichtet. Obwohl er Pfingsten erlebt, die Gabe erfahren und durch göttliche Inspiration eine Erklärung gegeben hatte, deren Tragweite er ebenso erfaßte wie Kaiphas die prophetischen Worte, die er bezüglich des Sühnetodes Jesu gesagt hatte (Joh. 11,51), wich Petrus dieser großen Wahrheit, die er, ohne sie ganz zu verstehen, verkündet hatte, immer noch aus: "...ich werde von meinem Geist ausgießen auf alles Fleisch", das heißt auf die Juden und die Nichtjuden. Die traurige Episode aus Galater 2,11-14, wo er "sich zurückzog und absonderte" von denen aus den Nationen, zeigt uns ein trauriges Bild. Um ihn zu Kornelius zu schicken, dem fremden Hauptmann, mußte Gott den Widerstand seines Unglaubens überwinden. Das wird uns in den Kapitel 10 und 11 der Apostelgeschichte ausführlich geschildert. Welche Bedeutung hatte diese Decke, die vom Himmel herabkam, die voller, nach dem mosaischen Gesetz unreiner, Tiere war und die Petrus niemals angerührt hätte? Diese Tiere stellten alles dar was nicht jüdisch war, das heißt alle Völker fremder Sprachen. Niemand würde auf den Gedanken kommen, daß dieses Zeichen jemand anders als einen Juden überzeugen mußte, denn sie allein mußten Gottes Gedanken verstehen‘lernen und diesen spezifischen Unglauben verlassen und nicht länger Menschen fremder Sprachen als unrein zu betrachten. Die Gabe der Zungenrede hatte genau die gleiche Bedeutung. Petrus hatte aufgrund seines Judaismus diese natürliche, von seinen Väter ererbte (1. Petr. 1,18) Einstellung, nicht an die Berufung der Heiden zu glauben und brauchte von daher diese zeichenhafte Vision. Ebenso brauchten die anderen Juden (die bereits gerettet waren, oder in den neuen Bund eintreten würden) ein Zeichen, welches die gleiche Botschaft vermittelte. Das Zeichen fremder Sprachen lehrte sie wie die dreifache Vision des Petrus, daß das Heil für jeden ist, für alles Fleisch, für jede Sprache. Wenn wir gesagt haben, daß sich die Vision des Petrus und das Zungenreden glichen, dann wollen wir der Ordnung wegen hinzufügen, daß bei gleicher Ware, die Verpackung verschieden ist. Wenn man diese Unterschiede berücksichtigt, entdeckt man bei beiden Zeichen große Gemeinsamkeiten, die sich bei sonst keiner Geistesgabe finden. I. Die Vision wurde einem Gläubigen gegeben, aber sie richtete sich auf seinen Unglauben. Ebenso wurde das Zungenreden von Gläubigen ausgeübt und betraf die gleiche Art von Unglauben. II. Die Vision war auch ein Zeichen für die Apostel Christi (ja, wirklich!), denn nicht einmal sie glaubten an die Rettung derer, die nicht dieselbe Sprache wie sie sprachen. Die Vision des Petrus und das Zungenreden der Leute im Haus des Kornelius brachten die Apostel dazu, endlich daran zu glauben, daß Gott den Fremden die gleiche Gabe verliehen hatte wie ihnen, und mit Erstaunen auszurufen: "Dann hat Gott also auch den Nationen die Buße gegeben zum Leben!" (Apg. 11,18). III. Die Vision wiederholte sich nur wenige Male, dann wurde sie in den Himmel zurückgenommen; aber ihre Bedeutung wird uns jedesmal in Erinnerung gerufen, wenn wir die Kapitel 10 und 11 der Apostelgeschichte lesen. Ebenso war das Zeichen der Zungenreden begrenzt, und sein Ende durch den Heiligen Geist in 1.Kor. 13,8 deutlich angekündigt' Wie bei der Vision des Petrus wird uns beim Lesen der entsprechenden Berichte jedesmal neu seine Bedeutung bewußt. IV. Die Vision erklärte die universelle und vielsprachige Dimension der neuen Verkündigung. So war es auch mit der Gabe der Zungenrede; sie bewies den Anhängern des "allein Israel", daß sich das Evangelium auf "jede Sprache" ausdehnte. V. Die Vision fand ihre vollständige Erklärung erst in der Bekehrung des Kornelius. Ebenso kann das Zungenreden nur im Lichte der Bekehrung von Völkern "fremder Sprachen", das heißt Nichtjuden, völlig verstanden werden. VI. Die Vision des Petrus wäre in einer Versammlung von Gläubigen unangebracht, die die Universalität des Heilsangebotes bereits begriffen haben. Das ist auch der Fall bei der Gabe der Zungenrede; es ist nicht ein Zeichen für solche Gläubige, und wäre in ihrer Mitte fehl am Platz. VII. Petrus wurde durch seine Vision persönlich unterwiesen, aber ausschließlich im Sinne dessen, was sie ihn lehrte und nicht darüber hinaus. Keine andere Bedeutung als diese könnte daraus entnommen oder hinzugefügt werden. So war es auch mit denen, die in Zungen sprachen; sie wurden im Rahmen dessen was das Zeichen sagen wollte belehrt, und nichts anderes. Dieser für sie ganz neue Gedanke zeigte ihnen, in Form eines Zeichens, daß der Geist Gottes ausgegossen worden war auf "alles Fleisch, jede Sprache" und daß, welch ein Geheimnis, die Nationen von nun an Glieder des einen Leibes waren und derselben Verheißungen teilhaftig sind (Eph. 3,6). ' Das Ende der Zungenrede wird in Kapitel 8 behandelt. VIII. Nachdem die Vision des Petrus sich dreimal wiederholt und er ihre Botschaft verstanden hatte, wäre es ganz undenkbar, sie im Laufe seines weiteren Dienstes zu suchen und zu pflegen. Ebenso wird vom Zungenreden dreimal berichtet, in der Apostelgeschichte 2; 10; 19 und zwar bis die Gemeinde es gut verstanden hatte und nicht darüber hinaus. Wenn die Zungenrede und das, was sie als Zeichen bedeutet, noch heute gesucht werden müsste, dann müßte man das auch mit der Vision in Apostelgeschichte 10 tun. Dann sollte man beides suchen. Aber wer in der heutigen Gemeinde, die aus Völkern, Stämmen, Nationen und Sprachen besteht, wer muß noch durch wiederholte Zeichen begreifen, daß der Geist Gottes auf alle Völker, Nationen, Stämme und Sprachen ausgegossen ist? Das war die Botschaft der Vision der unreinen Tiere und des Sprachenzeichens an dieses jüdische Volk welches bezüglich dieser Wahrheit, daß der Zugang zum Gott Israels jetzt für jeden frei war, ungläubig war. Gegründet auf dem unerschütterlichen Felsen der Heiligen Schrift schließen wir mit dem Wort, daß der Heilige Geist Paulus schreiben ließ: "Ich will durch Leute mit fremder Sprache und durch Lippen Fremder zu diesem Volk reden"! Und wer war dieses Volk für das die Zungenrede bestimmt war? Die Frage zu stellen, heißt eigentlich schon die Antwort zu geben. Wir finden im Neuen Testament zwölfmal den Ausdruck "dieses Volk", sechsmal wird es von Paulus gebraucht, wobei jedesmal von Israel die Rede ist. Auch wenn wir uns wiederholen, soll noch einmal gesagt werden, daß das ZIEL des Zungenredens eindeutig im Pfingstbericht selbst erklärt und im folgenden Wort auf den Punkt gebracht wird: "Ich werde von meinem Geist ausgießen auf alles Fleisch...und jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird gerettet werden". Jeder...alles Fleisch...das ist das Ziel! Diesen unbeugsamen Juden, die von überallher kamen, zu sagen, daß das Evangelium auch den Leuten von überallher gilt. Das brachte Paulus zu dem Schluß, daß die Sprachenrede ein Zeichen ist, nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen. Paulus, geleitet vom Heiligen Geist, zeigt uns wer diese Ungläubigen sind und nennt sie beim Namen: die Juden. "Durch die Lippen Fremder will ich zu diesem Volk reden". Manche werden fragen: wenn das Zeichen nur für die Juden war, warum sprachen dann auch die Leute aus den Nationen im Haus des Kornelius in Zungen? In Amerika trugen früher die Repräsentanten des Gesetzes, als Polizeiuniformen noch nicht vorgeschrieben waren zumindest ein an die Brust gestecktes Erkennungszeichen: den She-riffstem. Dieses Zeichen legitimierte sie gegenüber der Bevölkerung und vor allem gegenüber den Gesetzesübertretem und zeigte, daß die Autorität, derer sie sich bedienten, nicht anmaßend, sondern völlig legal war. Ebenso bescheinigte Kornelius durch ein Zeichen, daß er als Angehöriger der Nationen mit vollem Recht in die Gemeinde eintrat, gleichberechtigt mit den bekehrten Juden. Wenn Kornelius in Zungen sprach, geschah es, damit Petrus den jüdischen Aposteln, die den Nationen dieses Recht noch nicht zugestanden, berichten konnte, daß "...der Heilige Geist auf sie fiel, so wie auch auf uns im Anfang". "Als sie aber dies gehört hatten, beruhigten sie sich". Dieses letzte Verb beweist, wie sehr die Verkündigung der Gnade an die Nationen sie aufgebracht hatte. Es war für ‘dieses Volk’ das Zeichen dafür, daß ihr Gott die fremden Sprachen so wie die Sprache der Kinder Israels annahm. Erst waren sie verwundert, dann gestanden sie: "Dann hat Gott also auch den Nationen die Buße gegeben zum Leben"! Kornelius war der Träger des Zeichens, aber das Zeichen war für dieses Volk, angefangen bei den Aposteln selbst. Die Episode von Ephesus (Apg. 19,1-7), wo zwölf Männer plötzlich in Zungen sprachen, liegt auf der gleichen Linie. Diese Juden, Jünger des Johannes des Täufers, waren von ihm mit der Taufe der Buße getauft worden, die für die Juden bestimmt war. Sie befanden sich in Ephesus, in der heutigen Türkei. Wie viele andere Juden, lebten sie in jüdischen Kolonien inmitten der heidnischen Bevölkerung. Leidenschaftlich bewahrten sie ihre jüdische Kulturidentität. Das Evangelium begann die Nationen zu durchdringen, und es bilde- ten sich die ersten Gemeinden. Im Gegensatz zu ihrer natürlichen Weigerung das zu glauben, vereinte der Heilige Geist durch seine Taufe die gläubigen Juden mit den gläubigen Griechen "zu einem Leib" (1. Kor. 12,13) und auf einmal waren es die Sprachen dieser Fremden, die den Gott Israels lobten und den Johannes-Jüngern wurde mit diesem Zeichen deutlich gemacht, daß ihr Gott auch der Gott der Nationen war. Diese zwölf Männer, Leute aus diesem Volk, brauchten das Sprachenzeichen, um bezüglich der Dimension belehrt zu werden, die ihr Jahwe nun seinem Heil gab. Mehr als einmal habe ich festgestellt, wie stark das geistliche Erkenntisvermögen mancher Christen in diesem Punkt der Lehre verdunkelt ist. Kürzlich machte ich folgende Erfahrung: drei jungbekehrten Freunden mit eher einfachen Schulbildung las ich zweimal, langsam den Bericht von der Vision des Petrus vor. Das gleiche tat ich mit drei Kindern, von denen das eine acht, die beiden anderen neun Jahre alt waren. Ich fragte sie dann, was sie verstanden hatten. Nach einigem, leicht zu entschuldigendem Zögern gaben sie mir alle die im folgenden zusammengefaßte, richtige Antwort: "Petrus hat verstanden, daß er den Fremden vom Heil erzählen konnte". Nun sollte hervorgehoben werden, daß sich der sehr deutliche Ausdruck "Sprachen der Fremden" in diesem Bericht aus Apostelgeschichte 10 nicht einmal findet, und dennoch wurde die Bedeutung der Botschaft genau erfaßt. Also haben unbekehrte Kinder und Jungbekehrte mit einfacher Bildung verstanden, was die Vision Petrus signalisierte, aber "im Geist Getaufte" sind unfähig zu erfassen, was das Zeichen, von dem sie am meisten reden, ausdrückt! Denkt man da nicht an das Wort des HERRN: "Es wird an ihnen die Weissagung Jesajas erfüllt, die lautet: ‘Mit Gehör werdet ihr hören und doch nicht verstehen, und sehend werdet ihr sehen und doch nicht wahmehmen; denn das Herz dieses Volkes ist dick geworden, und mit den Ohren haben sie schwer gehört, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile’"(Mt. 13,14-15)? Kapitel 4 JESUS UND DIE SPRACHEN Um das wahre ZIEL der Sprachengabe noch besser zu erfassen, soll uns nun das Beispiel Jesu, unseres HERRN dienen, der in seiner Person die vollkommene Lehre darstellt. Allerdings geschieht in diesem Fall die Beweisführung durch Nichtvorhandensein. Wir wollen das erklären. Im Neuen Testament ist es der Herr Jesus, der als erster das Zeichen ankündigt: "Diese Zeichen aber... : sie werden in neuen Sprachen (Zungen) reden" (Mk. 16,17). Beunruhigenderweise aber, hat er selber nie in Zungen gesprochen! Diese einfache Feststellung sät Verwirrung in den Reihen derer, die, während sie sich einerseits auf das Beispiel eines Meisters berufen, der gestern, heute und in Ewigkeit derselbe ist, andererseits gezwungen sind, ein Nichtvorhandensein dieses Phänomens festzustellen. Wie werden sie dieses Dilemma lösen? Wir liefern hier zwei unglückliche Erklärungen, die einander diametral entgegengesetzt sind und die zeigen, wie unfähig man werden kann, die Bibel nüchtern zu lesen, wenn man erst einmal in das Räderwerk des Irrtums geraten ist. Die erste Erklärung kommt von einem Pfmgstpastor, der folgendes sagt: "Wenn Jesus Christus nie in Zungen gesprochen hat, dann deshalb, weil er vollkommen war und es von daher nicht nötig hatte, sich zu erbauen!" Der Apostel Paulus würde den Autoren dieser Gedanken in die Kategorie der "Unwissenden" einordnen, die "die Schriften zu ihrem eigenen Verderben verdrehen" (2. Petr. 3,16). Wir wollen mit einer ganz einfachen Frage antworten: "Warum verlangte unser HERR, daß Johannes der Täufer ihm die Taufe der Buße spendet, da er doch keine Buße nötig hatte?" Er tat es trotzdem. Und wenn er es tat, dann, wie er sagt, um zu erfüllen, was recht war und damit wir es wüßten. Wenn also der Sohn Gottes nie in Zungen gesprochen hat, dann, weil er wußte, daß in gewisser Weise die Gesamtheit Seiner Gemeinde es im Gegensatz zur Buße nie nötig haben würde. Die geschichtliche Realität bestätigt diesen Gedanken. Die zweite Erklärung ist fast noch schlimmer als die erste. Das Schweigen der Schrift ignorierend, wagen einige zu sagen und zu schreiben: "Man kann sich nicht vorstellen, daß Jesus nie in Zungen gesprochen hätte. Gewiß hat auch Er es getan, denn es steht ja nicht alles in der Bibel, was Jesus gesagt und getan hat (Joh. 21,25). Waren wir dabei, um ihn in Zungen sprechen zu hören, als er allein eine ganze Nacht lang auf dem Berg betete? Waren wir dabei, als er im Todeskampf im Garten Gethsemane betete? Waren wir dabei, als er mit starkem Geschrei und Tränen Bitten und Flehen dem darbrachte, der ihn aus dem Tode erretten kann? (Hebr. 5,7)". Das ist schlimm! Arme Freunde, die gezwungen sind, ihren Irrtum mit neuen Irrtümem zu rechtfertigen, die in sich den Keim aller Irrlehren tragen: nämlich über das Wort Gottes hinauszugehen. Wir merken wie gefährlich solche Überlegungen sind, wenn wir fortfahren würden: "Waren wir dabei, als er seine Jünger das Miterlösertum Mariä lehrte? Waren wir dabei, als er sie das Fegefeuer lehrte? Waren wir dabei, als er vom Ablaß sprach? usw. Zu welchen Verirrungen läßt man sich treiben, und welchem Gericht setzt man sich aus, wenn man zu den Worten der Heiligen Schrift seine eigenen hinzufügt? Offenbarung 22,18 gibt darauf die Antwort. Wir fügen eine dritte Erklärung hinzu. Die meistgebrauchte Taktik ist es, die Aufmerksamkeit auf andere Texte zu lenken, um diejenigen zu übergehen die stören - etwa wie der Taschenspieler, der die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf seine linke Hand lenkt, während die rechte flink den Gegenstand im Schatten verschwinden läßt. Der Saal bekommt nichts davon mit und applaudiert. Auf Seite 20 des ‘Dossier sur le parier en langues’ (Materialsammlung über das Zungenreden) von T. Bres liest man folgendes: "Einer der Einwände, die in den christlichen Kreisen am häufigsten gemacht werden, lautet: Der HERR, unser göttliches Vorbild, hat nie in Zungen gesprochen und auch nie etwas zu dem Thema gelehrt". Man findet hier fast die ganze Dialektik des Buches. Der Einwand setzt sich aus zwei Behauptungen zusammen: 1. Jesus hat nie in Zungen gesprochen, 2. Jesus hat nichts zu dem Thema gelehrt. Jeder von uns hat in der Grundschule gelernt, daß man nur Einheiten gleicher Ordnung addieren kann. Ein Pferd plus ein Ei, das gibt immer nur ein Ei und ein Pferd. Man kann nicht über beide reden, als ob sie ein Ganzes wären. Genau das tut aber T.Brös. Er redet über die zweite Behauptung vor dem Hintergrund der ersten, was ihm erlaubt, sie einfach zu ignorieren. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf die zweite Behauptung und verliert kein Wort über die erste, welche sagt: Jesus hat nie in Zungen gesprochen. Er legt die eine gewissermaßen unter den Projektor, während er die andere verschwinden läßt. Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Alles weist darauf hin, daß die zweite Behauptung nicht existiert. Sie wurde von ihm selbst konstruiert, um sich die Gelegenheit zu schaffen, sie anzugreifen. Tatsächlich hat aber niemals ein evangelikaler Christ behauptet, Jesus habe nichts über das Zungenreden gesagt. Jedermann weiß, daß Jesus der erste war, der das Zungenreden voraussagte (Mk. 16,17). Diese Behauptung hat T. Brös erfunden (oder hat sie vom Hören-Sagen einer vereinzelten Äußerung aufgegriffen), um die Aufmerksamkeit von der ersten Behauptung, die der Wahrheit entspricht, wegzulenken. Das erlaubt ihm, in den Augen des oberflächlichen Lesers, dem schlimmen Einwand auszuweichen, den nicht die kritischen Betrachter des heutigen Zungen-Phänomens erhoben haben, sondern der Heilige Geist selbst: Jesus hat nie in Zungen gesprochen! Analysieren wir die Situation sachlich und ohne Leidenschaft. Jesus hatte die Fülle des Geistes, und er hatte auch alle Gaben. Aber jene hatte er nicht. Er sprach nicht davon; er suchte sie nicht; er übte sie nicht aus. Wenn das Zungenreden all das wäre, wozu es angeblich dienen kann, hätte er sie sehr wohl gebraucht. Er, der manchmal bis zur Erschöpfung müde war, warum hat er nicht die erneuernden Kräfte genutzt, derer sich Thomas Roberts so oft bedient hat?' Wenn diese Gabe privat oder im Kreise von Freunden ausgeiibt werden soll, warum hat er es dann nie in Begleitung seiner Jünger getan? Als er sang, bevor er sich auf den Ölberg begab, warum sang er bei dieser Gelegenheit nicht in Zungen? Warum hat er die Engel nie in ihrer himmlischen Sprache angesprochen, als er sie über sich auf und niedersteigen sah (Joh.1,51)? Warum suchte er nicht dieses Zeichen zugunsten seines Dienstes, um es den anderen Zeichen hinzuzufügen? Mußten diejenigen, die nach Zeichen verlangten, nicht auch jenes sehen? In 1. Korinther 12 findet man die Liste der neun Geistesgaben wie folgt: Weisheit, Erkenntnis, Glauben, Heilungen, Wunderkräfte, Weissagung, Unterscheidung der Geister, (verschiedene) Arten von Sprachen, Auslegung der Sprachen (Zungen). Unser geliebter HERR hatte sie alle und übte sie alle aus, bis auf die Gabe der Zungen und ihres natürlichen Begleiters: der Auslegung der Zungen. Wenn also Jesus diese Gabe nicht hatte, dann offensichtlich deshalb, weil kein Grund dafür vorhanden war. Aber warum? Gerade die Abwesenheit dieser Gabe im Dienst des Herrn Jesus wird uns die allgemeine Lehre der Bibel zu dem Thema bestätigen. Jesus hat, wie wir wissen, die Grenzen Palästinas kaum überschritten. Sein Evangelium erstreckte sich, wie er es seinen Jüngern gesagt hatte, nur auf die verlorenen Schafe des Hauses Israels (Mt. 10,6). Er hatte ihnen sogar verboten, zu den Heiden und in die Städte der Samariter (10,5) zu gehen, das heißt zu Menschen fremder Sprachen. Der weltweite Aspekt seines Versöhnungswerkes blieb im Verborgenen. Es handelte sich noch nicht um "Völker, Stämme, Nationen und Sprachen". Fast nichts in Seinen Worten ließ die internationale Dimension seines Heils erkennen. Es war noch nichts da, was die Juden zum Zorn reizen und sie auf die den Heiden gewährten Gnadenerweisungen eifersüchtig machen konnte, denn es ging noch nicht um sie. Die Gabe der Sprachen, Zeichen ihrer 1 1 Siehe Seite 161 Integration in den Plan Gottes, hatte noch nicht ihre Daseinsberechtigung. Jesus enthüllte das Zungenreden nur ein einziges Mal, in Markus 16,17, ganz am Ende Seines Dienstes gegenüber Israel. Es ist also höchst bedeutungsvoll zu sehen, wann Er davon spricht. Er tut es im Anschluß an Sein Gebot: "Geht hin in die ganze Welt". Was das Zungenreden auslöste, ist der bekannte Begriff: "der ganzen Schöpfung", das heißt, jedem Stamm, jeder Nation, jeder Sprache usw. Die engen Grenzen eines engen jüdischen Nationalismus werden fallen. Der Herr Jesus weiß aber, daß dieses Volk alles tun wird, damit die gute Nachricht nicht zu Menschen anderer Sprachen gelangen wird. Folglich wird Er seinen Jüngern und diesem Volk ein angemessenes Zeichen geben, das einzige unter allen anderen Zeichen, das Er selbst nicht auszuüben hatte. Dieses Schweigen im Leben des Herrn Jesus belehrt uns mehr als viele Worte. Es bestätigt, daß das Ziel der Sprachengabe genau das war, was auch Paulus und Petrus sagten, nämlich, daß es ein Zeichen für dieses ungläubige Volk war, daß Gott gemäß Joel 2,28 von jetzt an nicht nur über Israel, sondern über alles Fleisch und über jede Nation und jede Sprache, Seinen Geist ausgoß. Kapitel S ZWEI ARTEN VON ZUNGENREDEN? Fassen wir kurz zusammen, was wir schon in der Schrift entdeckt haben. Im Gegensatz zur Lehre und zur Praxis des Zungenredens gilt: I. Die Gabe der Zungenrede richtete sich nie an Menschen und diente, wie es selbst von Donald Gee richtig festgestellt wird, auch nicht der Evangelisation. II. Es war kein Zeichen für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen. III. Diese Ungläubigen waren ausschließlich Juden, die es verabscheuten, ihr Einssein mit Trägem anderer Sprachen zuzugeben; der Heilige Geist bestätigt dabei in beiden Testamenten, daß das Zeichen für ‘dieses Volk’ Israel war (1. Kor. 14,22). Das sind schon viele Irrtümer, eigentlich schon zu viele, aber es ist noch nicht alles. Was unangenehm überrascht, wenn man an Gottesdiensten teilnimmt, in denen das Zungenreden ausgeübt wird, ist die Art und Weise in der unverständlich geredet wird. Die ausgestoßenen Laute sind oft seltsam, und selbst, wenn sie es nicht sind, gleichen sie nicht einer wirklichen Sprache. Einige behaupten unter Berufung auf 1. Korinther 13,12, daß es ‘Sprachen der Engel’ sind. Aber immer dann, wenn in der Bibel die Engel gesprochen haben, geschah es in verständlichen und zeitgemäßen Sprachen. Außerdem fällt auf, daß der Heilige Geist Paulus an dieser Stelle des Korintherbriefes dazu leitet, mehrmals die Formulierung "(selbst) wenn ich..." als Verstärkung seiner Aussagen zu gebrauchen. Paulus kannte z.B. nicht alle Geheimnisse, denn er fügt einige Verse weiter hinzu, daß er nur stückweise erkennt. Ebensowenig hat er seinen Leib hingegeben, um verbrannt zu werden. Außerdem besaß er selbst wenige, oder im Grunde überhaupt keine materiellen Güter, so daß er auch nicht die Gelegenheit hatte, alle seine Habe den Armen zu geben. Er sprach auch nicht alle Sprachen der Menschen und der Engel. Die letzteren konnte er keinesfalls, denn wir lesen von ihm, als er auf seine Entrückung in den dritten Himmel Bezug nimmt, daß er "Worte..., die auszusprechen einem Menschen nicht zusteht" hörte (2. Kor. 12,4). Es ist das ‘wenn’ des Konjunktivs, das er -braucht. Ein Kind würde das verstehen. Um mich zu überzeugen, wurde mir diese Frage so erklärt, daß man beim Zungenreden über sich hinausgehe. Man gehe z.B. von Deutsch in etwas Erhabeneres über, bis man schließlich die Engel in ihrer himmlischen Sprache begleite, und daß, sollten uns die Worte in unserer Kommunikation mit Gott fehlen, der Heilige Geist zur Hilfe komme, um uns Stufe um Stufe zu erheben, in Regionen, die der schönen Sprache Goethes unzugänglich sind. Nachdem ich anfangs Vorbehalte signalisiert hatte, weil ich im Gegensatz zu ihrer Darstellung nur ungewöhnliche Laute festgestellt hatte, unartikulierte Töne, ständig wiederholte Silben, bis hin zum Schreien, das überhaupt nichts engelhaftes an sich hatte, da bedienten sich dieselben Freunde, die zuvor das Phänomen mit Engelsprachen erklärt hatten, jetzt der Wilden und Eingeborenen. Dies könnte ihrer Meinung nach z.B. ein Dialekt der indianischen Stämme in Südamerika sein, der Mato Grosso, der Einheimischen von Borneo oder Zentralafrika. Das schien mir ein gehöriger Unsinn zu sein. Unsere Sprache zählt zu den reichsten und vollständigsten der Welt; wie hätte eine andere, rudimentäre Sprache mit hundertmal begrenzterem Wortschatz veredeln können, was das Deutsche nicht konnte? Nehmen wir z.B. den Esel Bileams. Als der Herr ihn sprechen ließ, drückte er sich nicht mit wirren Tönen aus, er hat nicht irgendetwas genuschelt oder geplappert. Bileam verstand sehr gut, was der Esel sagte, und unterhielt sich sogar mit ihm. Würde der Gott, der den Menschen in Seinem Bild schuf und dessen Verstand durch Bekehrung und Wiedergeburt erneuert wurde, ihn so weit erniedrigen, daß Er ihn schlechter als ein Lasttier reden ließe? Die Antwort sehen wir in dem was Pfingsten passierte, dort liegt die Norm des Zungenredens. Jeder dieser Juden, die aus der ganzen Welt zusammengekommen waren, "hörte sie in seiner eigenen Mun- dart reden" (Apg. 2,6), und sie sagten: "Wie hören wir sie ein jeder in unserer eigenen Mundart, in der wir geboren sind?" (V. 8). In Vers 11 stellen sie, nachdem fünfzehn verschiedene Völker und Dialekte aufgezählt wurden, ein drittes Mal die Frage: "(wie) hören wir sie von den großen Taten Gottes in unseren Sprachen reden?" Es handelte sich also um wirkliche, menschliche Sprachen, die gesprochen wurden und real existierten. Wie konnte sich ein anderes Zungenreden, bei dem man überhaupt nichts versteht, entwickeln und ausbreiten? Man holt die Erklärung für diesen Widerspruch aus 1. Korinther 14,2, wo es im Gegensatz zu Apostelgeschichte 2 heißt: "Wer in einer Sprache (Zunge) redet...niemand versteht es". Demnach gäbe es also zwei Arten von Zungenreden: dasjenige aus der Apostelgeschichte, das man verstand, und das der folgenden Zeit, das man nicht mehr verstand. Wenn das Zungenreden des Briefes eine andere wäre als das des Pfingstfestes, dann wäre das mit großer Gewißheit in den verwendeten Begriffen deutlich geworden. Davon ist aber nichts zu sehen. Lukas, Autor des Buches der Apostelgeschichte, benutzt die gleichen Worte wie Paulus in seinem Brief an die Korinther. Wenn also die beiden Arten von Zungenreden nicht gleich gewesen wären, hätte Lukas es angedeutet, zumal die Apostelgeschichte viel später geschrieben wurde als der Korintherbrief und der letztere in den Gemeinden herumgereicht und gelesen wurde. Lukas war, davon dürfen wir ausgehen, über den Inhalt dieses Briefes informiert, und das umso mehr, als er der Reisebegleiter des Paulus war. Es gab wohl wenige, die besser mit dem paulinischen Denken bezüglich dieses Themas vertraut waren als Lukas. Würde er also eine andere Art des Zungenredens beschreiben, dann hätte er es auf die eine oder andere Weise kenntlich gemacht, um eine Verwechslung zu vermeiden. Er tat aber nichts dergleichen; er sprach davon, wie Paulus davon gesprochen hatte, und gebrauchte das gleiche Wort, um von der gleichen Sache zu reden. Im einen wie im anderen Fall ist es die ‘glossa’(griechisch:Zunge, Sprache). Der griechische Text ist eindeutig. Paulus hat ebenso bekannte Sprachen im Blickfeld wie diejenigen, von denen Lukas berichtet, denn er sagt: "es gibt...so viele Arten von Sprachen in der Welt..." (1. Kor. 14,10). Wenn es nun echte Sprachen waren, warum wurden sie dann von den Korinthern nicht mehr verstanden, wie sie einige Jahre zuvor in Jerusalem verstanden wurden? Gab es da einen Widerspruch? Beachten wir was in Jerusalem passierte. Beim Kommen des Heiligen Geistes setzten sich zerteilte Feuerzungen auf die Jünger, die dann klar voneinander abgegrenzt und in verschiedenen Mundarten der anwesenden Menschen sprachen. Fünfzehn Länder und Völker werden erwähnt, jeder verstand die Sprache des Landes, aus dem er kam. Auf der Ebene des Hörens war nichts Wunderartiges dabei; die Aussendung geschah übernatürlich, aber der Empfang natürlich, denn sie verstanden nichts anderes als ihre eigene Sprache. Was die vierzehn anderen Sprachen betrifft, so konnten sie diese nicht verstehen - außer sie beherrschten eine oder mehrere Fremdsprachen. So verhielt es sich auch mit den Korinthern und den Sprachen, die sie nicht kannten. Wir wollen das an einem kleinen Bild deutlich machen. Nehmen wir an, einige Korinther wären zu Pfingsten in Jerusalem gewesen und hätten fünfzehn Tonbandgeräten dabei gehabt, die getrennt aufnahmen, was dort gesagt und verstanden wurde. Stellen wir uns vor, daß sie, nachdem sie in ihre Gemeinde in Korinth zurückgekehrt waren, ihren Geschwistern, die nur eine, oder zwei Sprachen kannten, die fünfzehn Tonbandaufnahmen anhören ließen. Die logische Schlußfolgerung wäre die gewesen, die Paulus kurz und knapp formulierte: niemand versteht sie. Natürlich konnte in Korinth niemand etwas anderes als Griechisch verstehen. Wir wollen noch einen Schritt weiter gehen. Wenn diese bespielten Tonbänder, die Jahrhunderte überspringend, in unseren Tagen in Versammlungen in Paris, New York, Genf, London oder Melbourne angehört würden, wäre das Ergebnis das gleiche wie in Korinth. Diese fünfzehn Mundarten, die in Jerusalem verstanden wurden, würden in unserer Zeit nicht besser verstanden werden, als in Korinth im ersten Jahrhundert. Stellen wir uns umgekehrt vor, man hätte mit Hilfe einer Zeitmaschine, die Versammlung von Korinth als ganze nach Jerusalem zurückversetzt. Sie hätten alle Worte verstanden, die auf wunderbare Weise in ihrer Sprache gesprochen wurden, in Griechisch, aber sie hätten nichts von den anderen vierzehn Sprachen verstanden. Natürlich nicht. Und wenn Griechisch nicht auf dem Programm des Heiligen Geistes gestanden hätte an jenem Tag, d.h. nicht zu den 15 Mundarten gehört hätte, dann hätten sie überhaupt nichts verstanden! Das ist genau das, was in ihren Versammlungen in Korinth geschah; man sprach dort durch den Geist Gottes in anderen Sprachen als Griechisch. Niemand verstand etwas davon - nicht, weil es eine andere Art von Zungenrede gewesen wäre oder eine ekstatische oder engelhafte Sprache, sondern ganz einfach, weil es kein Griechisch war. Was dort gesprochen wurde, war für sie, obwohl es real existierende Sprachen wie zu Pfingsten waren, genauso unzugänglich, wie es ein Telefongespräch auf Arabisch für jemand ist, der nur Deutsch versteht. Auch in Jerusalem, am Pfingstfest, gab es viele, die wie die Korinther, nichts verstanden. In der Apostelgeschichte 2 werden uns zwei Gruppen von Juden vorgestellt: 1. diejenigen, die aus fünfzehn verschiedenen Ländern zu Besuch in Jerusalem waren (Apg. 2,5), und die außer Aramäisch mindestens eine dieser fünfzehn Sprachen sprachen; 2. die einheimischen Juden, die keinen dieser fünfzehn Dialekte sprachen, oder verstanden. Die letzteren waren die ‘anderen’ (Apg. 2,13), die spotteten, indem sie sagten: "Sie sind voll süßen Weines". Diese bodenständigen Juden, die nur Aramäisch kannten, verstanden auch an jenem Tag nichts von den auf wunderbare Weise gesprochenen Sprachen. Statt sich aber bei denen zu erkundigen, die etwas verstanden hatten, zogen sie es vor, die Sache ins Lächerliche zu ziehen, indem sie sagten, die Jünger ständen unter dem Einfluß von Alkohol. Beachten wir, daß über sie genau das hätte gesagt werden können, was Paulus etwa fünfundzwanzig Jahre später an die Korinther schrieb: "Niemand versteht es". Und weil es niemand versteht, verurteilt sie Paulus mit einem scharfen Ausdruck: "...werden sie nicht sagen, daß ihr von Sinnen seid?" Was beweist das, zusammengefaßt? Daß das Zungenreden, von dem in Korinth die Rede war, kein ekstatisches, unverständliches Gefasel, oder eine unzugängliche Engelssprache war, sondern daß es sich um Sprachen handelte, die ebenso national und existent waren wie die in Apostelgeschichte 2. Und wenn, wie Paulus sagt, niemand sie versteht, dann ganz einfach deshalb, weil in ihrer Gemeinde im Gegensatz zu Jerusalem nicht die fünfzehn Paar Ohren waren, um sie zu verstehen! Zum Schluß ist das "niemand versteht es" eine bequeme Abschirmung geworden, um diesen vierten Irrtum zu verbergen, indem man sich jeglicher Möglichkeit zur Kontrolle entzieht. Zum Glück hat der Heilige Geist ein Mittel zur Prüfung vorgesehen, das den Irrtum, von dem wir soeben gesprochen haben, noch deutlicher zeigen wird und das auf einen fünften, in extremster Weise folgenschweren Irrtum hinführen wird. Das wird das Thema des nächsten Kapitels sein. Kapitel 6 DIE AUSLEGUNG Wir werden uns jetzt der Gabe der Auslegung zuwenden. Dem Charisma der Zungenrede stellte der Heilige Geist das der Auslegung der Zungen zur Seite. Pfingsten hatten die Jünger begonnen, auf wunderbare Weise in fremden Sprachen zu reden, und zwar in Sprachen die die Menge verstand; es war kein Grund vorhanden, sie zu übersetzen. Wenn der Apostel Paulus diese Gabe ausübte, und er tat es mehr und besser als irgendein anderer, dann war es unter ähnlichen Umständen. Er weigerte sich, diese Gabe in der Gemeinde auszuüben, die ein im allgemeinen aus Gläubigen zusammengesetzter Kreis ist. Da dieses Zeichen für die ungläubigen Juden bestimmt war, so sagt er, würde er lieber fünf Worte mit dem Verstand reden als zehntausend Worte in Zungen. Er war also zweitausendmal mehr dafür, daß man in der Gemeinde in der alltäglichen Sprache redete, anstatt in Zungen, oder andersherum, zweitausendmal mehr dagegen, daß man dort in Zungen sprach, als umgekehrt. Wenn Paulus in Zungen sprach, dann war es nicht wie ein tönendes Erz oder eine Trompete, die einen undeutlichen Ton gibt. Nein, er übte diese Gabe effektiv aus. Er gebrauchte sie in dem zu diesem Zweck vorgesehenen Umfeld, das heißt in dem des überpatriotischen und überheiligen Israel, das diese Fremdkörper, die Nationen, ablehnte. Wenn man ihm auf seinen zahlreichen Reisen folgt, findet man ihn überall und immer im Konflikt mit den Juden, selbst mit seinen Brüdern, den bekehrten Juden, die über diesen wichtigen Punkt mit ihm uneins waren. Als er von seiner ersten Missionsreise in die Gemeinde in Antiochien zurückkehrte, von wo aus er die Reise auch angetreten hatte, da erzählte er, wie "Gott...den Nationen (den fremden Sprachen) eine Tür des Glaubens aufgetan habe" (Apg. 14,27). Man darf annehmen, daß er bei solchen Gelegenheiten diese Gabe gebrauchte und den Gott Israels in Sprachen der Nationen lobte. Auf Paulus’ Seite bestand keine Gefahr der Entgleisung. Aber er war nicht der einzige, der in Zungen sprach. Andere, die dieses Charisma ebenso hatten, machten davon nicht den gleichen Gebrauch. Viele vergaßen, für wen die Gabe ein Zeichen sein sollte, und empfanden eine persönliche Befriedigung, wenn sie sich in den Versammlungen, selbst in Abwesenheit jüdischer Gegner, hören ließen (1. Kor. 14,19). Da es zu dieser Zeit eine authentische Geistesgabe war, wollte Paulus ihre Ausübung nicht verbieten. Bei einigen war es aber wie die Kraft Simsons geworden, die ebenfalls eine Gabe Gottes war. Wie dieser Richter Israels, bedienten sie sich der Gabe unbesonnen und ohne Verstand. Genau daran erinnert sie Paulus: gebraucht auch euren Verstand. An Gaben fehlte es den Korinthern nicht, aber an Einsicht um diese Gaben recht zu gebrauchen. Paulus muß ihnen den Vorwurf machen, daß sie im Kindheitsstadium stecken geblieben waren. Unmündig im Glauben und noch nicht an feste Speise gewöhnt (1. Kor. 3,2), führten sie voller Stolz vor wie be"gabt" sie waren. Im folgenden geben wir umschreibend wieder was Paulus in l.Kor.14,16-17 sagt: "Es ist ja wunderbar, wenn ihr schöne Gebete und Danksagungen in ägyptisch, oder persisch, oder latein sprecht, aber es ist in dieser Woche kein jüdischer Fundamentalist aus Alexandria, Persepolis oder Rom unter euch. Wir wollen gerne glauben, daß dein Latein von der höchsten, klassischen Sorte ist, und daß dir das gefällt und vielleicht sogar gut tut. Aber wozu soll das denn dienen, wenn niemand hier irgendetwas davon versteht? Wie erwartest du, daß man nach deinem Gebet ‘Amen’ sagt, wenn man nicht weiß, was du geredet hast?" Vier Dinge werden bezüglich der korinthischen Praxis der Auslegung deutlich: 1 1. Der Zungenrede zur Seite gestellt, sollte die Auslegung diese ergänzen und das erste Ziel erreichen, welches nach wie vor die Zeichenfunktion für ‘dieses Volk’ und für seinen Unglauben war. Dieses Thema haben wir vorangehend ausführlich erörtert. 2. Jedes Zungenreden mußte notwendigerweise von einer Übersetzung begleitet werden. Warum? Damit, wie Paulus sagt, man verstand, was gesagt wurde, und so sein persönliches Amen’ hinzufügen und in einsichtiger Weise dem schließlich verstandenen Gebet zustimmen konnte. Um das Zungenreden in der Gemeinde zu übersetzen, hatte Gott dem, der sprach (V. 13), oder einem anderen in der Gemeinde anwesenden, die nicht weniger außergewöhnliche Gabe der Auslegung gegeben. 3. Was in Zungen gesagt wurde, mußte unbedingt ausgelegt werden. Die Ausübung der Zungenrede konnte nie ohne die erklärende Ergänzung der Auslegung ausgeübt werden (V. 28). Außerdem bestand die Verpflichtung, sich zu versichern, daß ein Ausleger in der Gemeinde sei, bevor man anfing, in Zungen zu reden, nicht danach: "Wenn aber kein Ausleger da ist, so schweige er...". Im Lichte dieser wenigen näheren Angaben merkt man, daß die Korinther sehr weit vom göttlichen Beispiel entfernt waren. Heute werden diese Stellen, mit der größten Leichtfertigkeit beiseite gelassen. 4. Eine andere, ebenfalls unbiblische Praxis war das Beten und Singen in Zungen von allen gemeinsam. Die Auslegung wurde, selbst wenn sie vorgesehen war, durch das bestehende Stimmengewirr unmöglich gemacht. Auch an dieser Stelle bemerken wir einen Stil in Korinth, für den die Heilige Schrift nur einen Ausdruck übrig hat: Unordnung. Es ist ganz ausgeschlossen, daß der Heilige Geist etwas gegenteiliges hervorbringen konnte, als das was Gott anordnete. Was ordnete er an? Dies ist die Antwort: "Wenn nun jemand in einer Sprache (Zunge) redet, (so sei es) zu zweien oder höchstens zu dritt und nacheinander, und einer lege es aus" (V. 27). An diesem Punkt unserer Studie angekommen, erkennen wir an der Vielzahl der Irrtümer bereits, daß auch die konservativen Pfingstler, wie die von ihnen abgelehnten Charismatiker, neben der Spur fahren. In der Sprache der Alpinisten würde man sagen, sie seien abgestürzt, oder in Begriffen des Skifahrens, sie haben alle Slalomstangen überfahren. All das ist schon sehr schlimm, aber es gibt noch Schlimmeres. In allen Fällen von Auslegungen der Sprachen, die ich persönlich mit größter Sorgfalt und in einer offenen Haltung geprüft habe, habe ich nichts anderes, als ein menschliches Machwerk entdeckt, oft bewußten Betrug. Was mich z.B. wirklich überrascht hat, war der unzulässige Unterschied zwischen der Kürze des Zungenredens und der maßlosen Länge der Auslegung, wie sich etwa einige Silben Zungenrede in eine endlos lange Übersetzung verwandeln. Nach intensivem Befragen, bei dem ich eigentlich nur Aussagen miteinander verglich, gab man mir letztendlich auf höchster Ebene zu, daß: a) der, der in Zungen spricht, nicht versteht, was er sagt, b) die Zuhörerschaft auch nicht versteht, was er sagt, c) der, welcher auslegt, auch nicht versteht, was derjenige gesagt hat, den er übersetzt! Nachdem ich mich über derartiges Mogeln entrüstet hatte, antwortete man mir unbefangen, daß die Auslegung keine wirkliche Übersetzung sei, sondern eine Übersetzung des Herzens! Es war also irgendetwas, was der Phantasie eines Pseudo-Auslegers überlassen war. Das ist weder, was die Bibel sagt, noch, was Donald Gee gelehrt hat, einer der führenden Denker in der Pfingstbewegung, welcher versichert, daß die Auslegung sehr wohl eine Übersetzung sei. Ein anderer sagte mir in dem Versuch, aus dieser peinlichen Situation herauszukommen, die Auslegung sei nicht die Übersetzung dessen, was in Zungen gesagt worden ist, sondern die Antwort des Himmels auf das, was gerade gesagt wurde. Hier handelt es sich aber schon um völlige Verblendung. Die Schrift wird bewußt mit Füßen getreten - das Wort, das mehr als eindeutig erklärt (V. 16), daß die Danksagungen in Zungen so übersetzt werden sollten, daß man verstände, "WAS GESAGT WORDEN IST". Die Zuhörenden sollten ihre Zustimmung bekunden und diese Danksagung zu ihrer eigenen machen können, indem sie sagten: so ist es, Amen! Ein pensionierter Oberst der Heilsarmee erzählte mir, wie sehr er bei einem Gottesdienst, an dem er teilnahm, in Bestürzung geriet. Er hatte in Lingala, der Regionalsprache des afrikanischen Westens seines Missionsfeldes, Dank dargebracht. In der Versammlung gab ein "Ausleger" in dem Glauben, es handle sich, da er nichts verstanden hatte, um eine Zungenrede, eine "Auslegung", die nicht im entferntesten etwas mit dem zu tun hatte, was gesagt worden war. Ein Christ von den Kapverdischen Inseln hatte in seiner Sprache gebetet; er hatte kaum Amen gesagt, als ein Verantwortlicher, der kundiger als die anderen waren, die Auslegung unterbrach, indem er sagte: "Unser Freund hat soeben in der Sprache seines Landes gedankt". Das will heißen, daß ohne dieses Einschreiten das Wunder einer "Auslegung" stattgefunden hätte. Aufgrund der verwendeten Begriffe hätte dies durchaus echt geklungen, wäre aber im Geist genauso falsch gewesen, wie die Worte der jungen Wahrsagerin in Apostelgeschichte 16,17, die durch den gleichen Geist der Verwirrung sagen konnte: "Diese Menschen sind Knechte Gottes, des Höchsten, die euch den Weg des Heils verkündigen"! Mit welch aufmerksamen Ohren habe ich jenem Zungenreden zugehört, das stoßartig, abgehackt und unverständlich war wie alle anderen und in dessen Verlauf plötzlich dreimal ein "spiriti santi" in Italienisch auftauchte. Da ich diese dreifache Wiederholung erfaßt hatte, wartete ich äußerst gespannt auf die Wiederholung dieser drei Ausdrücke in der Auslegung. Ich wartete vergeblich. Hatte sie der Heilige Geist, der sie angeblich bei der Zungenrede eingegeben hatte, bei der Auslegung vergessen? Oder hatte der Geist Gottes weder mit dem einen, noch mit dem anderen Fall etwas zu tun gehabt? Welcher Geist war aber dann aktiv gewesen? Ein spanischer Freund hatte in einer französischen Pfingstgemein-de das ‘Vater unser’ in seiner Muttersprache gebetet. Darauf war eine Auslegung gefolgt, die alles andere als das Vaterunser war. Das war auch für ihn ein weiterer Beweis, daß der, der auslegte, nicht nur genauso wenig verstand wie die anderen, sondern daß er seine Zuhörer unter dem Deckmantel frommer Worte täuschte. Tief betrübt durch diese Unehrlichkeit entschied ich mich zu einer noch gründlicheren Prüfung. Ich bat einen schottischen Freund, der einen typischen Akzent seines Landes hatte, das "Vater unser..." zweimal hintereinander auf Band zu sprechen. Ausgestattet mit dieser Aufnahme und zwei anderen, spontan aufgenommenen und von den gegebenen Auslegungen gefolgten Zungenreden, ging ich zu sehr gemäßigten Pfingstlerfreunden, die immer behaupteten, daß andere Gruppen für die Übertreibungen und Abweichungen verantwortlich seien. Nachdem wir zusammen gebetet hatten, bat ich sie, dieses Pseudo und diese ‘echten’ Zungen auszulegen. Das wurde ohne Einwand noch Zögern gemacht. Das englische Vaterunser verwandelte sich in eine Botschaft der Ermutigung in Französisch. Was den Rest betrifft, so unterschied sie sich von der ersten Auslegung, wie die Rhone sich vom Rhein unterscheidet, und in die entgegengesetzte Richtung fließt. Aufgrund des Berichts über dieses Experiment war mein schottischer Freund sprachlos. Er konnte nur fassungslos stammeln: "Ja, aber! Ja, aber!..." In der Tat, dürfen wir uns noch Christen nennen, wenn wir uns so nah mit dem einlassen, der sich auch in einen Engel des Lichts verwandelt (2. Kor. 11,14)? Um sich aus dieser unangenehmen Lage zu befreien, führen einige an - vermutlich glauben sie aber selbst nicht recht an diese Erklärung - daß man eine Geistesgabe nicht einem elektronischen Test unterziehen kann. Wir wollen dem entgegenhalten, daß nicht der elektronische Test den Betrug hervorgebracht hat, er hat ihn nur bestätigt und außerdem bewiesen, daß diese angeblichen Gaben offensichtlich einen anderen Ursprung haben. Was nun folgt, hat nichts mit Elektronik zu tun; geben Sie acht! Eine Reihe von Leuten hat entdeckt, daß das, was in Zungen gesagt wurde, oft in entgegengesetzte Richtungen ging, je nach Sympathie oder Antipathie. Ich persönlich war die Zielscheibe von zwei Ermahnungen in Zungen. Beide bezogen sich auf die gleiche Situation. Entsprechend der mir entgegengebrachten Gefühle waren die ‘göttlichen’ Worte im einen Fall ganz und gar Trost, im anderen Fall ganz und gar Verurteilung! Ist das seriös? Ist der Heilige Geist, je nach momentaner Laune, einmal Dr. Jeckyll und ein andermal Mr. Hyde? Das und viele andere Beispiele zeigen eigentlich sehr deutlich, daß beim heutigen Zungenreden alles nur menschlich und subjektiv ist. Daß der Heilige Geist nichts damit zu tun hat, sieht man eben auch darin, daß die Auslegung so häufig ein Spiegel von Strömungen und persönlichen Empfindungen ist: - Die Charismatiker offenbaren darin ihre Zugehörigkeit zum römischen Katholizismus. - Die Spiritisten finden darin okkulte Offenbarungen. - Die Pfingstbrüder verwenden, weil sie evangelikal sind, die entsprechende Sprache und die ihren Kreisen angemessenen Redewendungen. Heilungen, werden durch dieses Mittel prophezeit, die nicht stattfinden. Was nach 5. Mose 18,20-22 beweist, daß der Geist, der diese Sache leitet, nicht der Geist Gottes ist. All dies soll zeigen, daß, wenn die unverständliche Gabe einmal mit der Auslegung konfrontiert wird, die Maske fällt und ihr wahres Gesicht enthüllt wird. Ich habe oft gespürt, daß meine Gesprächs-, oder Briefpartner nie so gereizt reagierten, wie dann, wenn ich von Überprüfung dieser beiden Gaben sprach. Das brachte sie ganz außer sich; einige gingen so weit, mich zu verfluchen. Sollte also einzig das Zungenreden nicht der Prüfung der Wahrheit unterstellt werden? Die Bibel sagt uns das Gegenteil, nämlich, daß wir die Geister prüfen sollen (1. Joh. 4,1-3): - Die Gabe des Evangelisten und der Geist, der ihn treibt, werden nach 1. Kor. 15,1-4 auf die Probe gestellt; "...das ich euch verkündigt habe,...es sei denn, daß ihr vergeblich zum Glauben gekommen seid"; oder nach Galater 1,6-8: "...ein anderes Evangelium...entgegen dem verkündigten, was wir euch als Evangelium verkündigt haben..." - Das Zeichen der Echtheit des Glaubens, welches die Gabe der Heilung beweist, ist, nach Markus 16,17 und 18, daß der Kranke, dem man die Hände aufgelegt hat, geheilt wird. - Die Gabe der Prophetie sollte nach 1. Kor. 14,29 geprüft werden: "Propheten aber laßt zwei oder drei reden, und die anderen laßt urteilen"; oder nach V. 32: "Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan", was bedeutet, daß eine Gabe der Prophetie nicht der allgemeinen Prophetie, die sie so prüft, widersprechen kann. - Was die Gabe des Paulus betrifft, als eines Apostels unter den anderen (Eph. 4,7-11), so kann er sagen: "Die Zeichen des Apostels sind ja unter euch vollbracht worden in allem Ausharren, in Zeichen und Wundem und Machttaten" (2. Kor. 12,12). usw. Weshalb sollten also nur diese beiden Charismen eine Art diplomatische Immunität genießen, oder über dem Gebot des Prüfens stehen? Leute, die sich dagegen sträubten, ihre Gabe dem entscheidenden Test des Tonbandes zu unterstellen, indem sie sich auf eine für das Wirken des Heiligen Geistes ungünstige Atmosphäre beriefen, habe ich daran erinnert: a) daß David Wilkerson, den sie akzeptieren, zugibt (und viele andere mit ihm), daß er nach seinem Willen in Zungen reden kann, egal wann und wo; b) daß 1986, TF1 (Television Francaise 1) eine Sendung brachte, in der sich drei Pfingstler vor die Kameras setzten und unter sich eine Unterhaltung in Zungen begannen - der Rahmen eines Aufnahmestudios eignete sich also für diese geistliche Kundgebung ebenso gut wie eine Gemeindeversammlung -und daß, immer noch in derselben Atmosphäre des Studios, eine Auslegung aufgenommen wurde; c) daß einer ihrer Führer, Gordon Lindsay, in dem Buch ‘The Gift of the Spirit’ (Die Gabe des Geistes), Seite 147 sagt, "daß es auf EIN Zungenreden, einen MEHRFACHEN WUNSCH ZUR AUSLEGUNG geben kann"! Aufgrund dieser drei pfingstlerischen Voraussetzungen, die niemand zurückweisen konnte, war mein Vorschlag folgender: Arrangiert ein Treffen, bei dem einer in Zungen redet und drei andere, unabhängig voneinander, über ein Tonbandgerät die Zungenrede auslegen. Die Auslegungen, die mit kleinen Abweichungen identisch sein müßten, würden dann miteinander verglichen. Diesen Vorschlag, der ohne Antwort blieb, halte ich hier, gegenüber allen charismatischen Gemeinschaften des französischen Sprachraums, schriftlich aufrecht. Warum hat mir niemand geantwortet und warum wird es auf dieses ehrliche Angebot nie eine geben? Hier die zusammengefaßte Antwort von zweien aus ihrem Lager, die, angesichts ihrer lehrmäßigen Position und moralischen Einstellung, enttäuscht Abstand nahmen: "Nehmt euch in acht Brüder, wenn diese Leute auf euer Angebot eingehen, dann nur um ihr eigenes Spiel zu spielen, indem sie versuchen, euch zu hintergehen. Sie werden in die Prüfung ihrer Gabe nur einwilligen, wenn sie von Anfang an sicher sind, mogeln zu können, d.h., daß sie sich vorher über einen kurzen Text, wie z.B. Psalm 23, verständigen können. Wenn Sie jedoch eine spontane Auslegung verlangen mit Auslegern, die von den Pfingstlem nicht gekannt sind, dann werden sie garantiert eine Prüfung verweigern. Wir selbst haben auch lange geglaubt, daß unsere Gemeinde Schauplatz von Geisteswirkungen sei. Im Gottesdienst hörte man bei dem Zungenreden, das ausgelegt wurde, ‘Offenbarungen’ privaten Charakters, unleugbar genau, die fast alle Familien der Gemeinde berührten. Man rechnete das einer Gabe der ‘Erkenntnis’ zu, die sich in Zungen offenbarte. Schließlich wunderten wir uns doch darüber und am Ende waren wir beunruhigt. Das ging bis zu dem Tag, als der Schwindel aufflog. Der Anlaß war eine Streitigkeit, die in der Gemeinde zur Spaltung führte. Da lösten sich die Zungen. Man erfuhr, daß einer der Ältesten in den Familien die Runde machte und sich dann mit zwei anderen absprach, die am Sonntag zuerst in Zungen und dann in Auslegungen, oft unbedeutende Dinge, offenbarten, die bei den Begegnungen in den vorangegangenen Tagen bemerkt worden waren!” Angesichts dieses organisierten Betrugs bleibt der Rat der oben zitierten Freunde, auf der Hut zu sein, aktuell; denn da, wo Betrug zum Prinzip erhoben wird, muß man mit dem Schlimmsten rechnen. Da, wo nur noch der Name christlich ist, ist alles möglich. Daß wir als Schafe inmitten von Wölfen klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben sein müssen, kann man in Bezug auf die Welt leicht gelten lassen. Aber daß man diese extremen Maßstäbe auf solche anwenden muß, für die Aufrichtigkeit, Geradheit und Loyalität die Lebensregel sein sollte, das schmerzt einem im Herz. "Der Herr hat gesprochen: Weil dieses Volk mit seinem Mund sich naht und mit seinen Lippen mich ehrt, aber sein Herz fern von mir hält und ihre Furcht vor mir (nur) angelerntes Menschengebot ist..." (Jes. 29,13). Ganz sicher kann man nicht a priori allen Pfingstbrüdem den Prozeß machen, indem man sie des Betrugs und der Falschheit anklagt. Die christliche Nächstenliebe fordert, vor allem bei den gemäßigten Pfmgstlem, an ihre Aufrichtigkeit zu glauben und zwar bis sie die Gelegenheit hatten, das ihnen entgegengebrachte Vertrauen zu untermauern. Wir haben mit Bedacht "bis..." gesagt. Denn wenn die Prüfung der zweifelhaften Gaben verweigert wird, dann nimmt die moralische Ehrlichkeit ihr Ende und der lehrmäßige Irrtum wird zur Sünde. Das ist die gleiche Schlußfolgerung, die der Herr Jesus aus der Sünde der Blindheit der Pharisäer zieht, als der Blindgeborene in Jerusalem geheilt worden war: "Wenn ihr blind wäret, so hättet ihr keine Sünde. Nun aber sagt ihr: Wir sehen. (Daher) bleibt eure Sünde" (Joh. 9,40- 41). Viele, um nicht zu sagen alle, lehnen die Tonbandprobe unter dem trügerischen Vorwand ab, daß man nicht das Recht habe, eine Geistesgabe einer elektronischen Prüfung zu unterziehen. Haben diejenigen, die das sagen, Angst, die Wahrheit zu entdecken? Wie kann man zulassen, daß für die gleichen Charismen ebensosehr und noch viel öfter audiovisuelle Mittel gebraucht werden? Heilungen und Wunder, die dem Heiligen Geist zugeschrieben werden, werden photographiert, gefilmt, wiedergegeben, gesendet. Zungenreden und dazugehörige Auslegungen werden aufgenommen, dann wieder angehört und in privaten oder erweiterten Kreisen kommentiert. Millionen von Kassetten mit evangelikalen Botschaften sind in der Welt im Umlauf und werden im Radio gesendet, angehört, kopiert und von Massen von Menschen innerlich aufgenommen. Diese Kassetten sind insofern Instrumente des Geistes Gottes, als viele auferbaut und andere durch den Heiligen Geist von neuem geboren werden, indem sie sie anhören. Nein, die Ablehnung einer Analyse durch das Mittel einer neutralen und unparteiischen Technik ist nur durch die Furcht zu erklären, zu entdecken, daß die Kombination Zungenrede-Auslegung nur eine Täuschung ist. Wir wollen nun den entscheidenden Beweis dafür antreten, daß die Ablehnung dieser Prüfung nicht die Frucht biblisch motivierter Überzeugung ist, sondern eine Ausrede die nichts anderes will, als peinlichen Fragen auszuweichen. Die Zeitschrift ‘Experiences’ (Erfahrungen) ist unbestreitbar von pfingstlerischer Prägung. In der Ausgabe Nr. 73, 1989, ist von der außergewöhnlichen Entdeckung verblüffender mathematischer Strukturen in der Bibel die Rede, die man mittels ultraschneller Computer gefunden hat (Seite 24 u.a.). Beschäftigt waren mit diesem Experiment israelische und amerikanische Mathematiker der Universitäten von Jerusalem, Tel Aviv, Yale und Harvard. Diese Forschungen sind seriöse Arbeiten, ausgeführt von seriösen Leuten (Seite 24). Man gebrauchte Begriffe der Superlative, um das Unternehmen und vor allem die Ergebnisse zu qualifizieren. Der Computer beweist, daß die Bibel einzigartig ist und in sich selbst die Handschrift des Schöpfers trägt (Seite 4). Und wodurch wird diese Wahrheit ins Licht gestellt? Durch Elektronik. Nun war die Abfassung der Bibel ohne Zweifel eine Geistesgabe, die im 1. Korinther 13 als die Gabe der Erkenntnis und Prophetie beschrieben wird. Die Heilige Schrift setzt sich aus diesen beiden Bestandteilen zusammen. Anders gesagt, alles in der Bibel ist Erkenntnis und Prophetie. Das ist der Inhalt der schriftlichen Offenbarung; es ist außerdem das Charisma, das zwar nicht das inspirierteste, aber gewiß das am zweifelfreisten inspirierte von allen ist. "Alle Schrift ist von Gott eingegeben" (2. Tim. 3,16), und "niemals wurde eine Weissagung durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern von Gott her redeten Menschen, getrieben vom Heiligen Geist" (2. Petr. 1,21). Nun nennt ‘Experiences’ ohne jeden Vorbehalt und mit einer überströmenden Begeisterung (die wir sogar teilen) die elektronische Prüfung dieser göttlichen Gabe gut. Unterstellen wir Gott nicht etwas, wenn wir glauben, daß die Worte, die er angeblich in den Mund von Pfingstbrüdem gelegt hat, weniger überprüfbar seien, als die Worte, die von Mose oder Jeremia, Petrus oder Paulus gesprochen und dann aufgeschrieben wurden. Wenn die moderne Technik unser Vertrauen in das Wort Gottes bestätigt, dann müßte sie das ebenso bezüglich jener anderen Worte tun, von denen man uns mit Bestimmtheit versichert, daß sie von Gott seien. Warum all diese Ausflüchte? Wo liegt das Problem? Der Grund des Problems zeigt sich im Text der obenerwähnten Zeitschrift, den wir vollständig wiedergeben werden (Seite 6 und 7). Anstelle von ‘Bibel’ setzen wir allerdings einfach ‘Zungen’, was dann für die Gaben des Redens in Zungen und der Auslegung gelten soll. Wir bitten die Leser, die folgenden Zeilen mit größter Sorgfalt und Überlegung zu lesen. "Wir sind zu fantastischen Schlußfolgerungen gelangt. Es sind Tatsachen, an denen man nichts ändern kann. Ein Wissenschaftler, der Beweise haben will, kann die Fakten nachprüfen. Aber wir stoßen auf ein psychologisches (‘moralisches’) Problem. Es geht um eine wesentliche Frage, die Leben und Tod betrifft und einen Einsatz erfordert, denn entweder sind ‘die Zungen’ wahr, oder man kann alles wegwerfen; entweder bringt diese Arbeit eine neue Entdeckung, oder es ist nichts dahinter. Zahlreiche Menschen haben sich für unsere Arbeiten interessiert, aber einige weigerten sich weiterzugehen, sobald sie merkten, wohin sie das führt; sie sagten: ‘Jeder kann glauben was er will...’ Aber nein! In seiner Vorstellung, auf psychologischer Ebene, kann jeder finden, was er will, aber hier stehen wir vor einer mathematischen Struktur... Zwei und zwei gibt vier, das gilt für jeden. In diesem Bereich kann man nicht glauben, was man will." Da haben wir den versteckten Grund für die Weigerung, in der Nachforschung bezüglich der Sprachengabe weiterzugehen; es ist die Angst, zugeben zu müssen, daß, wenn die elektronische Prüfung bestätigt, daß die Bibel die Handschrift Gottes ist, die gleiche Prüfung die Handschrift dessen erscheinen lassen würde, der einen Engel des Lichts vortäuscht. Jeder kann sich der Sache vergewissern. Das Nachprüfen ist umso leichter, da es keinerlei kostspielige und komplizierte Apparate erfordert. Wer hat heutzutage nicht einen tragbaren Kassettenrecorder zuhause? Möge der ehrliche Sucher der Wahrheit dort sein eigenes Zungenreden aufnehmen oder sich in seiner Gemeinde eins erschleichen. Wenn er glaubt, daß seine Gabe echt ist, muß er gezwungenermaßen glauben, daß die Auslegungsgabe anderer es nicht weniger ist. Möge er zu denen gehen, die für diese Gabe bekannt sind. Möge er mehrere von ihnen EINZELN bitten, das heißt, ohne daß einer vom anderen weiß, auszulegen, was auf Band aufgenommen wurde, um dann die verschiedenen ‘Auslegungen’ zu vergleichen. Ich persönlich habe es gemacht. Die Handschrift war nicht die des Vaters des Lichts. Wäre ein Christ noch dieses Namens würdig, wenn er sich weniger ehrlich und mutig zeigte, als die abscheulichen Baalspropheten, die ihrerseits die Herausforderung Elias annahmen, als es um die Echtheit ihres Gottes ging? (l.Kö. 18). Wie ist in Bezug auf die Zungen und ihre Auslegung zu erklären, daß Menschen, die wirklich bekehrt und von neuem geboren sind und deren Leben, manchmal sogar tiefgreifend verändert wurde, daß solche Menschen an diesem Punkt vom Vater der Lüge manipuliert werden können? Das scheint unmöglich. Ein wahrer Christ kann weder lügen noch fortfahren, sich selbst systematisch zu belügen. Das verdient eine nähere Erklärung. Man muß diese Kreise ausführlich erlebt, oder ihnen sehr nahegestanden haben, um die Atmosphäre zu erfassen, die von ihnen allen, Jahre hindurch geatmet wurde. Man versteht zum Beispiel das inkonsequente Leben eines Simson besser, wenn man weiß, daß er zu einer Zeit lebte, in der "jeder tat, was ihm gut dünkte". Simson war ein Kind seiner Zeit, das auch stark von seiner Umgebung geprägt war. Das trifft auch auf einen Christen zu, der in einer Gemeinschaft aufwächst, in der der Gebrauch von Tabak völlig normal ist, wo die Führer der Gemeinde ein Beispiel sind und wo man darauf achtet, daß nie ein Wort über das Thema Tabak gesagt wird. Dieser Christ würde nie, oder nur sehr schwer, von der Knechtschaft des Nikotins befreit werden. Er hätte daran auch ausgesprochen geringes Interesse, wenn ihm die Droge erst einmal ins Blut und in seine Lebensweise übergegangen wäre, ohne daß es sein Gewissen belastet hätte. Warum sollte er sich von einer Bindung abwenden, die seine Umgebung gutheißt, oder zumindest nicht mißbilligt? Das gleiche gilt für einen religiösen Katholiken der sich nicht von einer Weltlichkeit trennen kann, die ihm so natürlich ist, daß sein ganzes religiöses Leben davon durchtränkt ist. Vom Kirchenportal geht er übergangslos in die Tür der Kneipe gegenüber und spielt mit seinen Freunden Karten, er setzt im Toto oder Lotto, prostet einem Priester zu, der ihm gerade die Organisation des nächsten Kameval-balles in der Gemeinde anvertraut. Die ihn umgebende Weltlichkeit hindert ihn daran, sich seines Zustands der Verlorenheit bewußt zu werden. Er meint guten Glaubens, dem ‘lieben Gott’ zu gefallen und der Herstellung seines Heils ein gutes Werk hinzugefügt zu haben. Wie sollte er die Tür der Buße öffnen? Der Schlüssel dazu ist ihm von seinem Seelenhirten weggenommen worden! Das geschieht auch in den Gemeinschaften mit stark charismatischem Einfluß. Erfahrung geht dort vor Lehre. Mystische Überschwenglichkeit wird geschätzt. Geschichten, Erfahrungen, Zeugnisse, Visionen und Prophetien verdrängen dort das ernsthafte und tiefgründige Studium des Wortes Gottes. Das ist die ideale Vorbereitung auf die Absetzung der Vernunft. Mangel an Glauben wird aufs Äußerste gebrandmarkt. "Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, daß ihr es empfangen habt, und es wird euch werden" (Mk. 11,24) ist die Art biblischer Wahrheit, die zur Übergröße wächst, da man sie so ins Extrem treibt. Jeder fühlt sich verpflichtet zu bezeugen, was er schon empfangen hat, selbst wenn er es noch nicht empfangen hat, oder es nie empfangen wird. Mit einem Bein im Grab versichert man Ihnen schamlos, daß man geheilt ist. Das ist keine Lüge, es ist im Gegenteil der Triumph des Glaubens. Man muß weiterglauben, koste es, was es wolle, und man darf vor allem nicht zweifeln. Diese Maßlosigkeit in der Verzerrung der Bibeltexte prägt das Denken bis zu dem Punkt, daß, wenn jemand eine Zungenrede, von der er nichts verstanden hat, falsch übersetzt, dann schummelt oder lügt er nicht, sondern 'glaubt' ganz einfach. Er ehrt Gott durch seinen Glauben, indem er eine Gabe ausübt, die er empfangen zu haben meint, weil er sie erbeten hat, oder weil man ihn glauben gemacht hat, daß er sie besitze. Und da niemand in seiner Versammlung sich erlaubt zu widersprechen und die evangelikalen Plattheiten zu kontrollieren, die er hersagt, verstrickt er sich immer mehr in das, was er für wahr hält, selbst wenn das der echten Wahrheit ins Gesicht schlägt. Als jener Pastor behauptete, daß der große Saal, in dem er an dem Abend gepredigt hatte, voll gewesen sei, obwohl nicht einmal fünfzehn Personen anwesend waren, log er nicht; er glaubte einfach, daß Gott, den er im Glauben gebeten hatte, den Saal zu füllen, sein Versprechen nur gehalten haben konnte. Da ja geschrieben steht: "...glaubt, daß ihr es empfangen habt", glaubte er es, hatte es folglich empfangen und konnte es ganz laut in Gegenwart derer sagen, die Zeugen des Gegenteils gewesen waren. Das sind zum Wahn gewordene Wahrheiten, die Seelenzustände hervorbringen - welche schnell zu Geisteszuständen werden - die anderen evangelikalen Christen unbekannt sind, und die dann Mühe haben zu glauben, daß solche Übertreibungen wirklich existieren. Es ist in der Tat eine geistliche Krankheit, die den orientalischen Religionen nahesteht. Es ist die Aufgabe des Willens, die Abdankung des Geistes, die Entwertung jeder vernünftigen Überlegung. Hat nicht einer aus der Pfingstbewegung, G. Ramseyer, ein Buch geschrieben (auf das wir noch zu sprechen kommen) mit dem Titel ‘Vous raisonnez trop’ (‘Ihr überlegt zuviel’)? Das ist die Vernichtung des Ichs bis zu dem Punkt, daß man sich seiner selbst nicht mehr bewußt ist, um dann mit einem anderen Geist erfüllt zu werden. Aber mit welchem Geist? Es ist einfach, das Wort aus 1. Korinther 14,14 hier anzuhängen: "Wenn ich in einer Zunge bete, so betet mein Geist, aber mein Verstand ist fruchtleer". Betrachtet man diesen Vers außerhalb des Kontextes und vor allem getrennt von dem folgenden, erklärenden Vers, der die Berichtigung bringt durch die Empfehlung, auch den Verstand zu gebrauchen, dann wird man schnell alles willkommen heißen, was nicht aus dem vernünftigen Denken kommt. Indirekt wird das zur Verachtung dessen, was den Menschen vom Tier unterscheidet, und das wiederum ist die Verneinung des ersten und größten Gebotes: "Du sollst den Herr, deinen Gott, lieben...mit deinem ganzen Verstand", das heißt mit deinem ganzen Wissen, deiner ganzen Urteilskraft, deinem ganzen Willen, deiner ganzen Einsicht, deinem ganzen Geist. Dort, wo die bevorzugte Redeweise dagegen lautet: "Widersteht nicht, gebt euch hin, denkt nicht mehr nach, gebt allen Raum dem Heiligen Geist, laßt euch treiben, vertraut ihm, laßt euch von ihm überfluten und unterwerfen, macht euer Inneres leer", da kann man sicher sein, daß nach Matthäus 12,44 der Feind, sobald er den Platz des in Jakobus 4,7 empfohlenen Widerstandes leer findet, sich beeilen wird zu kommen, um ihn unter der fälschlichen Bezeichnung als Heiliger Geist auszufüllen. Das ist die einzige Erklärung der ‘Gabe’ der Auslegung, die wir soeben ausführlich untersucht haben. Zum Schluß wollen wir unseren Nachforschungen zum Thema noch mehr Gewicht verleihen, durch die Geständnisse derer, die an diesem Verkehr mit gefälschten Gaben beteiligt gewesen sind. Sie erklärten, nachdem sie von dieser Täuschung bekehrt waren, daß ihr Gebrauch dieser ‘Gaben’ nur Fälschung und Gebrauch gefälschter Urkunden gewesen sei. Wenn diese letzte Formulierung jemandem Not macht, dann sei er daran erinnert, daß die klassische Pfingstbewegung ihre katholisch-charismatischen Brüder mit den bissigsten Worten verurteilt, die eigentlich nichts anders tun als die Gaben ausüben, welche sie ihnen übermittelt haben. Ein Bruder in Christus hinterließ uns schriftlich dieses mutige, aber furchtbare Schuldbekenntnis: "Logische Argumentation ist nicht die richtige Art, mit uns umzugehen; wir sind dafür nur empfänglich, wenn es zu unserem Vorteil ist. Wir sind Kranke; was wir brauchen ist, geheilt zu werden". Das schrieb er uns nach seiner Heilung. Niemand kann Geldfälscher daran hindern, ‘gute’ Banknoten zu drucken, sich ihrer zu bedienen und sie in Umlauf zu bringen. Die falschen Geldscheine verschaffen, wie die falschen Gaben ihren Besitzern wirkliche Freude, wirkliches Vermögen, wirklichen Ruhm, ein schönes Vertrauen in sich selbst und in die Zukunft - bis sie erwischt werden. Der Tag naht, an dem alle Fälscher dem gerechten Richter begegnen werden, der es in Seinem Wort so formuliert: a) "Lege die Rechnung von deiner Verwaltung ab..." (Lk. 16,2), b) "...wie es den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht" (Hebr. 9,27). Was werden an jenem Tage die tun, die sich auf geistlichem Gebiet der Lüge bedient haben, unter dem Vorwand, besser im Namen des Herrn zu reden? Sie werden Ihn nicht mehr anrufen können. An die Felsen werden sie sich wenden, um zu ihnen wie zu den Bergen zu sagen: "Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn gekommen ist der große Tag ihres Zorns. Und wer vermag zu bestehen?" (Off. 6,16-17). Sich getäuscht zu haben, ist, wie jeder weiß, schon schlimm; die Überprüfung abzulehnen, ob man sich getäuscht hat, oder ob man getäuscht worden ist, ist noch schlimmer; aber andere in die Täuschung und durch die Täuschung mitgerissen zu haben, das kann nur so enden wie es unser geliebter HERR formulierte: "Wenn aber ein Blinder einen Blinden leitet, so werden beide in eine Grube fallen" (Mt. 15,14). Möge sich niemand, der auf diese Weise schuldig geworden ist, in der Hoffnung täuschen, Ihm an jenem Tage sagen zu können: "Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!" (Mt. 7,22-23). Die alte Uhr Als ich ein kleiner Junge war, kam mein Vater eines Tages mit einer Antiquität nach Hause. Es war eine Uhr aus ziselierter Bronze unter einer Glasglocke, die eine Szene des ländlichen Lebens darstellte. Jeder Besucher hatte Recht auf eine Betrachtung des Gegenstandes, begleitet von Kommentaren über dieses wertvolle Kunstwerk. Mit unendlichen Vorsichtsmaßnahmen zogen wir das Uhrwerk auf. Es war eine fast religiöse Zeremonie. Fünfzehn Jahre lang thronte dieses Stück Goldschmiedekunst auf dem Kamin im Wohnzimmer und rief manchen Neid hervor. Ich verbrachte lange Augenblicke damit, dieses Wunder zu betrachten, das jede halbe und volle Stunde schlug. Die Uhr ging zwischen einem Aufziehen und dem nächsten gut zwanzig Minuten vor, aber das behielten wir für uns. Ehrwürdige Pendeluhr, die so lange die Zeit, welche sie durchlief und anzeigte, ertrug. Sie war fünfzehn Jahre lang unser Stolz. Als mein Vater starb, mußten wir uns davon trennen. Meine Mutter und ich fragten einen Fachmann um Rat, um den Verkaufspreis festzulegen. Der Mann nannte einen so lächerlichen Spottpreis, daß wir schockiert waren. Wie denn - eine Antiquität aus bearbeiteter Bronze für einen Apfel und ein Ei?! Mit einem Lächeln des Bedauerns nahm der Sachverständige den Schatz in seine Hände, neigte ihn und ließ mich das Innere sehen. Es war nichts als gegossenes, mit einer Vergoldung bedecktes Zinn! Das "Echte" war nur Tand! Es war nichts als eine Nachbildung, ohne wirklichen Wert. Wir waren trotzdem traurig sie wegzugeben, sie hatte uns soviel Freude geschenkt, sie gab uns die Illusion eines gewissen Reichtums, der sich als nichtig erwies, weil mein Vater übers Ohr gehauen worden war. Das wäre nicht passiert, hätte er zu Beginn ein schlichtes Fachgutachten erstellen lassen. Die Parallele zum Zungen- reden ist offensichtlich. Wir hätten die Pendeluhr und ihr trauriges Geheimnis behalten können. Hätten weiter ihr Flittergold bewundern und beim verzückten Hören auf ihr, mit einer wirklich falschen Geschichte schwer beladenes Schlagen vor uns hinträumen können. Das tun viele mit dem Zungenreden. Das biblische und elektrotechnische Fachgutachten hat ihnen offenbart, was sie dunkel geahnt hatten, das heißt, daß es sich bestenfalls um eine psychische Verzückung handelte, die nicht im Entferntesten etwas mit der antiken, apostolischen Echtheit zu tun hatte. Aber sie tun sich schwer, sich von ihren Erinnerungen loszureißen, von ihren Gemütszuständen, von den schmeichelnden Träumen, dem Läuten der Worte, die ihre Bahn geprägt haben. Diese Nostalgie ist menschlich verständlich. Wir wollen noch einmal auf unsere Uhr zurückkommen. Viel schlimmer, als die Selbsttäuschung, daß es eine wertvolle, antike Uhr sei, wäre es gewesen, andere zu belügen, indem wir weiter von ihr gesprochen hätten, als ob sie echt sei, und so weit gegangen wären, ihnen die Ware anzudrehen. Das ist leider, was viele auf dem Gebiet der geistlichen Dinge tun. Sie organisieren Versammlungen in denen Menschen einen zusätzlichen Segen suchen und liefern das Produkt gleich mit. Die Art, wie sie dabei vorgehen, klingt ebenso falsch wie das, was sie vorschlagen. Die folgende Beschreibung ist nur ein blasser Wiederschein dessen, was wir gesehen haben und was uns von Augenzeugen berichtet wurde. Es beginnt mit einer Versammlung zum Warmwerden, in der man alle Enttäuschungen, der nicht im Geist Getauften Revue passieren läßt und wo die ganze Palette der Wirksamkeit und der Kraft beschrieben wird für die, die in Zungen sprechen werden. Wenn die Zuhörerschaft für so strahlende Aussichten geworben ist, geht man zur aktiven Phase über. Das ist dann das intensive, erregte Beten, die Erwartung des übernatürlichen Ereignisses inmitten von Seufzern, undeutlichen Worten und Schreien, die fast immer bis zum Brüllen gehen. Dann kommt die Auflegung der Hände, begleitet von donnernden Aufrufen und Befehlen an den Heiligen Geist, damit dieser auf den Suchenden falle. Letzterer wird dann dazu gedrängt, in der Hoffnung zu beten, daß er es nicht mehr in seiner Muttersprache tue. Wenn er widerstandsfähig ist, treibt ihn sein Seelsorger in die Enge. Er schärft ihm einen kurzen Satz ein wie: "Halleluja, Jesus lebt!", den er zehnmal wiederholen muß, zwanzigmal, fünfzigmal, immer schneller, dabei animiert mit: "noch schneller, noch schneller", bis seine Zunge nicht mehr kann, sich in seinem Mund umdreht und gezwungenermaßen fremde Laute ausstößt. Ein Siegesschrei begrüßt diese ‘Taufe im Geist’. Es folgen dann Beglückwünschungen, Umarmungen, Brüderküsse, strahlende Gesichter und zu Tränen gerührte Blicke. Seit einigen Jahren wird in gewissen Gemeinschaften eine Neuheit geschätzt: die neuen ‘Geistgetauften’ können, um mit Sicherheit auf diesem Weg zu verharren, Kurse des Zungenredens besuchen! Empörend, werden einige sagen; ist das nicht im Namen des Heiligen Geistes eine Art Lästerung gegen denselben? Wenn es Pfingstbrüder gibt, die über diese wirklich schockierenden Praktiken empört sind, dann gibt es viele andere, die von diesen Dingen reden, als wäre es die natürlichste Sache der Welt, wobei sie zu dieser Gehirnwäsche ihre volle Zustimmung geben, der sie selber unterlagen und der sie ihrerseits andere unterziehen werden. Paulus sagte von diesen Menschen: "...deren Ehre in ihrer Schande ist" (Phil. 3,19). Einige Brüder der Bewegung werden sagen, daß dies bei ihnen nicht geschieht. Aber wer kann es wissen? Warum wird jener fromme und ruhige Freund, der sich vor Extremismus hütet, wenn er mit Ihnen alleine spricht plötzlich stürmisch, wenn er in seinen Kreis zurückkommt? Jene Brüder nahmen ein betrübtes Aussehen an, als ich ihnen von diesen Übertreibungen berichtete. Waren sie ehrlich, als sie mir die Standard-Antwort gaben: "Das geschieht bei den anderen, nicht bei uns"? Es war dennoch bei ihnen, in einer Pariser Vorstadt, daß ich mich unvermutet in der Gebetsversammlung ihrer Jugendgruppe fand, zu der ich eine Stunde später sprechen sollte. Was ich dort gesehen und gehört habe, spottet jeder Beschreibung. Die folgenden Zeilen sind vor Gott geschrieben. Ich gebrauche die viermal von Paulus verwendete Formulierung: "Ich sage die Wahrheit, ich lüge nicht". Hier der einzige Vergleich, der zu vermitteln vermag, wessen ich an jenem Abend Zeuge war: Eines Tages hielt ich auf dem Parkplatz eines großen Supermarktes in Bienne, der teilweise vom Tierhaus eines Zirkus besetzt war. Ich kam zur Stunde der Raubtierfütterung an. Es war schrecklich, sie brüllen zu hören. Die Gebetsversammlung, von der ich spreche, war genau das gleiche: Geschrei, Gebrüll, Geheule, wo scheinbar jeder lauter schreien wollte als alle anderen zusammen. Ich betete innerlich dagegen und war tief erschüttert; bestürzt bis zum Angewidertsein ging ich von dort hinaus. Bis auf einige Dezibel Unterschied, unterlag ich noch zweimal dieser bedauerlichen Erfahrung.. Anderswo wiederum, dort, wo man sagt, man sei würdevoll und gemäßigt und vor allem nicht wie die anderen, wurde im Gottesdienst am Sonntagmorgen eine Frau von einem gellenden, ‘geistlichen’ Lachen ergriffen. Der Pastor, den man für ein Vorbild an Mäßigkeit hält, bestätigte dieses ‘geistliche Lachen’, indem er die ganze Zuhörerschaft ermutigte zu lachen: "Lacht, lacht im Heiligen Geist". So brach ein allgemeines Gelächter aus, bis die ganze Versammlung lachte. Alle lachten außer einem, oder besser gesagt einer, die an jenem Morgen wohl nicht in der Strömung des Heiligen Geistes war. Das war meine Frau! G.H. Lang hat ein Buch geschrieben, das zwar kein Lehrbuch sein will, aber viele Belege zu diesen Fragen enthält. Wir möchten es sehr empfehlen, der Titel heißt: ‘D’oü viennent ces langues’(Woher kommen diese Sprachen), Edition du C.C.B.F., F-19440 LIGINIAC. Er erklärt anhand von vielen Beispielen, wie diese Menschen, nachdem sie in den Normalzustand zurückgekehrt waren, das Bewußtsein für das was geschehen ist, verloren zu haben scheinen und behaupten, nichts von den Ausuferungen zu wissen, an denen sie teilgenommen haben. Hier ein Beispiel von den Seiten 75 und 83: "In Coonoor lebten ein frommer Mann und seine Frau aus gehobener Gesellschaftsschicht. Es waren Christen, die überall geschätzt wurden. Ich war glücklich über die geistliche Beziehung, die ich zu ihnen hatte, welche überhaupt nicht dadurch beeinträchtigt wurde, daß sie in der Pfingstbewegung verantwortlich waren. Bei seiner ‘Taufe’ sprach er nur einige Silben in Zungen aus, was aber ausreichte, um Hallelujas und Schreie auszulösen, die wir noch mehr als einen Kilometer entfernt hörten. Ich erzählte diesem Ehepaar die Ereignisse des Vorjahres; sie konnten sie nicht bestreiten. Ihre Antwort verblüffte mich. Sie waren bei diesen Zusammenkünften gewesen, hatten aber nie solche Erscheinungen bemerkt. Ihre Aufrichtigkeit kann nicht in Zweifel gezogen werden; wie kann man dann erklären, daß sie alles nicht wußten? Es scheint, daß in Coonoor und in London starke Finstemismächte rechtschaffenen Personen das Wahrnehmungsvermögen fortgenommen haben, die dann die Wirklichkeit, deren Zeuge sie eigentlich waren, nicht sahen und hörten, sondern vielmehr irreale Dinge wahmahmen. Ihre Ehrlichkeit ist nicht in Frage zu stellen, da sie sich der Verwirrung, an der sie teilhatten, nicht bewußt waren. Sie waren im Gegenteil davon überzeugt, daß jene Zusammenkünfte von himmlischem Charakter waren. Das alles bringt uns dazu zu glauben, daß diese Erfahrungen aus der gleichen furchtbaren Quelle kommen." Wenn man sich in das Räderwerk, der in diesem Kapitel schmerzvoll beschriebenen Täuschung, hineinziehen läßt, dann färbt der böse Geist, der sie regiert, am Ende auf diejenigen ab, die sich ihr hingegeben haben. Wenn die Herzen sich auf diesem Weg verhärten, dann gibt Gott sie ihrem verworfenen Sinnen hin, so daß sie -Mythomanen übertreffend, die Unwirkliches erzählen - nicht einmal mehr erzählen können, was Wirklichkeit ist. Kapitel 7 SICH SELBST ERBAUEN Wir erörtern jetzt den Satz, der so oft zitiert wird, um das heutige Zungenreden zu rechtfertigen: "Wer in einer Sprache (Zunge) redet, erbaut sich selbst" (1. Kor. 14,4). Es wäre demnach eine Gabe zur persönlichen Erbauung; und da wir alle Erbauung brauchen, müßten alle diese Gabe haben. Aus seinem Zusammenhang genommen, scheint dieser Halbsatz das auszudrücken. Aber hat man das Recht, die drei Worte "erbaut sich selbst" aus den Kapiteln 12, 13 und 14 herauszureißen und ihnen einen Sinn zu geben, der dem ganzen Zusammenhang zuwiderläuft? Was ist der Hauptgedanke, der Leitfaden dieser drei Kapitel? Die anderen Gemeindeglieder, die allgemeine Nützlichkeit, die gesamte Gemeinde. Immer ist das Wohl des anderen im Blick, die Erbauung des anderen. Das kehrt wie ein Leitmotiv immer wieder: der andere, der andere - zwar unter verschiedenen Benennungen, aber immer der gleiche Zielgedanke; 12,7: "Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben." 12,25: "...damit...die Glieder dieselbe Sorge füreinander hätten." 14,3: "Wer aber weissagt, redet zu den Menschen (zur) Erbau- ung und Ermahnung und Tröstung." 14,4: "...erbaut die Gemeinde." 14,5: "...damit die Gemeinde Erbauung empfange." 14,6: "...was werde ich euch nützen?" 14,7: "...wie wird man erkennen...?" 14,8: "...wer wird sich zum Kampf rüsten?" 14,9: "...wie soll man erkennen...?" 14,12: "...zur Erbauung der Gemeinde." 14,16: "...wie soll der, welcher die Stelle des Unkundigen einnimmt, das Amen sprechen zu deiner Danksagung...?" 14,16: "...da er ja nicht weiß, was du sagst..." 14,17: "...der andere wird nicht erbaut." 14,19: "...damit ich auch andere unterweise..." 14,26: "...alles geschehe zur Erbauung." 14,31: "...damit alle lernen..." 14,31: "...und alle getröstet werden." Das ganze Kapitel 13 und die Frage der Liebe, ist im höchsten Grad eine Frucht für die anderen, denn ein Baum bringt nicht für sich selber Frucht. Aber hier mitten in dieser allgemeinen Selbstlosigkeit, die das Ziel jeder Geistesgabe ist, soll die schönste Art von Egozentrik auftauchen, die man sich denken kann: er erbaut nicht mehr die anderen, er erbaut nur noch sich selbst. Genau das, was Paulus in 1. Korinther 13,5 verurteilt: "(die Liebe) sucht nicht das Ihre". Was für eine verdrehte Beurteilung! Sich selbst Zeichen sein. Ein Charisma für sich vereinnahmen, das Gott als Zeichen für die anderen gegeben hat. Wie kindisch, sagt Paulus ihnen in Vers 20! Denn er sagt es natürlich in einem Ton des Vorwurfs, oder wie es Hebräer 8,8 ausdrückt: "tadelnd". Paulus gibt ihnen zu verstehen, daß derjenige, der in Zungen spricht, nur sich selbst erbaut. Es ist bedeutsam festzustellen, daß Paulus im gleichen Satz dem Zungenredner den Propheten gegenüberstellt. Während der erstere nur sich selbst erbaut, gilt für den zweiten: "Wer aber weissagt, redet zu den Menschen (zur) Erbauung...erbaut die Gemeinde" (1. Kor. 14,3-4). Wenn der Heilige Geist sagt "wer aber", dann unterstellt er nicht, daß der Prophet bei der Erbauung der anderen nicht auch sich selbst erbaut. Er zieht selbst auch Nutzen aus seinem Charisma, aber er erbaut nicht nur sich selbst. Keine einzige Gabe trägt die eigentliche Quelle der Erbauung in sich selbst. Der Hirte erbaut sich auch, wenn er die Herde des HERRN weidet, aber er unterweist nicht nur sich selbst, er unterweist die anderen. Der Lehrer des Wortes erbaut nicht nur sich allein, wenn er seine Lehre darlegt, er erbaut die anderen. Der Evangelist zieht persönliche Erbauung aus seiner Gabe, aber die Gerufenen haben davon den Vorteil. Wenn der Heilige Geist die Ergebnisse der Weissagung und des Zungenredens im gleichen Satz gegenüberstellt, dann nicht nur, weil der Weissagende die Gemeinde erbaut im Gegensatz zum Zungenredner, der nur sich selbst erbaut, sondern auch, weil der letztere in den Augen der einfachen Zuhörer als ‘Barbar’ erscheint (14,11). In der Tat sagte Paulus den Korinthern, daß der, der weissagt, das Ziel trifft: die anderen; während der, der in Zungen redet, unter den besprochenen Bedingungen das Ziel verfehlt. Petrus bestätigt seinerseits, was das einzig mögliche Ziel ist: "Wie jeder eine Gnadengabe empfangen hat, so dient damit einander..." (1. Petr. 4,10). John Stott sagt in seinem Buch in französischer Sprache ‘Du bapteme ä la plenitude’ (Von der Taufe bis zum Erfülltsein): "...die Selbsterbauung entspricht nicht der Lehre des Neuen Testamentes über die Erbauung... Sind wir nicht gezwungen zuzugeben, daß es einen Mißbrauch einer geistlichen Gabe gegeben hat? Was hielte man von einem Lehrer, der sich selbst Privatunterricht gäbe? Oder von einem Mann mit einer Heilungsgabe, der nur sich selbst heilte? Es ist schwierig, den Gebrauch einer Gabe zu persönlichen Zwecken zu rechtfertigen, die ausdrücklich zum Wohl der anderen gegeben ist." Aus dieser falschen Interpretation wurde die in der Schrift völlig unbekannte Vorstellung geboren, daß man bei sich zu Hause in Zungen sprechen könne. Für diese Ansicht gibt es absolut keinen Abschnitt, keine Zeile, kein Wort, nicht einmal eine Anspielung, die in diese Richtung gehen. Natürlich: wie sollte Gott auch diese Gabe zu privatem Gebrauch geben, da er sie doch als ein Zeichen zum öffentlichen Gebrauch für eine genau definierte Personengruppe bestimmt hat? Diese Gabe privat auszuüben ist die Verneinung des Zeichens und seiner Funktion. Könnte man sich vorstellen, daß der Evangelist Billy Graham in seinem Schlafzimmer eine Evangelisation durchführte, mit seinem eigenen Bild im Kommodenspiegel als einzige Zuhörerschaft? Was würden wir denken, wenn er, unter dem Vorwand persönlicher Erbauung, nur sich selbst das Heil predigen würde und dabei den Leuten (die nicht da sind) Zeichen geben würde nach vorne zu kommen? Möglicherweise hätte er tatsächlich selbst etwas davon, aber dieses Pantomimenschauspiel würde Absurdität offenbaren. Verstünde man es, wenn Paulus seine dreizehn Briefe, Zeichen seines Apostolats, geschrieben, aber sie dann zu seiner eigenen Erbauung behalten hätte, um sie im Selbstgespräch auf seinen zahlreichen Reisen zu lesen? Genauso ist das private Zeichengeben in Zungen, ein Zeichengeben an...niemanden! Das ist wie Briefe schreiben und sie niemals absenden. Hat man schon einmal einen Prediger des vollen Evangeliums gesehen, der seine Gabe der Heilung hinter verschlossenen Türen ausübte, indem er das Händeauflegen auf nicht anwesende Kranke sich selbst vorspielte? Wäre das nicht eine Mißachtung des Wortes unseres Herrn Jesus:"Schwachen werden sie die Hände auflegen..."(Markus 16,17.18). Aber wenn die Schwachen nicht da sind, ist das Zeichen wie ein durchdrehendes Zahnrad, das im Leeren läuft. Dasselbe gilt für das Reden in fremden Sprachen, die dem hebräischen fremd sind; wenn dieses Volk der Hebräer nicht anwesend ist, um das speziell für sie bestimmte Zeichen zu sehen, hat die Gabe keinen Sinn. Ließe man zu, daß man bei einem Kegelspiel, aus bloßem Spaß am Werfen der Kugel, die Kegel wegnähme? Ohne sie ist das Spiel nur noch Schein. Ebenso ist auch das Zungenreden für sich selbst, ohne seinen Zweck (ein Zeichen) und ohne sein Ziel (den Ungläubigen) wie ein Tennisspiel ohne Ball und ohne Schläger. Einige glaubten, eine Möglichkeit des privaten Ausübens der Sprache zu erahnen, wenn Paulus sagt, daß man, wenn kein Ausleger in der Gemeinde ist, schweigen und "für sich und für Gott" reden solle. Nun ist aber der Gedanke des Zungenredens in diesen Worten nicht auffindbar. Um ihn darin zu finden, muß man ihn einfügen und so dem Text Gewalt antun. Paulus konnte es umso weniger im Blick haben, als er gerade gesagt hatte: "Daher sind die Sprachen (Zungen) zu einem Zeichen, nicht für die Glaubenden, sondern für die Ungläubigen..." (1. Kor. 14,22). Wie konnte man das ‘tönende Zeichen’ an sie richten, wenn man im Stillen und Geheimen nur zu sich selber und zu Gott sprach? Ampeln sind Zeichen für die Verkehrsteilnehmer. Was hielte man von Beamten des Straßenverkehrsamtes, die sie einsammelten und in einen Raum des Rathauses ihrer Stadt brächten, um sie privat einzusetzen? Außerhalb ihrer Kreuzungen hat der Gebrauch dieser Zeichen überhaupt keinen Sinn. Wozu könnte desgleichen das "grüne Licht" des Zungenredens zuhause nützen, in den eigenen vier Wänden, außer Sichtweite dieses Volkes, für das dieses Zeichen bestimmt war? Denn das wollte dieses Zeichen sagen: daß seit Pfingsten die Ampel auf Grün geschaltet ist und freie Fahrt gegeben hat für alle Sprachen der Erde, damit auch sie sich dem Lob anschließen, das dem HERRN von allen Menschen bestimmt ist. Einige denken, daß sie sich durch das private Ausüben der Zungenrede einer ihrer Komponenten bedienen können, während sie die anderen ignorieren. Aber man kann eine Gnadengabe nicht in Scheiben schneiden, um nur einen Teil davon zu behalten. Ein Auto ist eine komplexes Stück Technik, welches man als Ganzes fährt, oder überhaupt nicht. Man kann nicht die Räder zum Laufen bringen und gleichzeitig die Karosserie in der Garage lassen. Wenn ein Wagen fährt, dann bewegt sich alles vorwärts. Ebenso läßt sich die Zungengabe nicht zerteilen. Sie sollte den, der sie sprach, und die anderen erbauen und ein Zeichen für die Ungläubigen sein und verständlich sein oder verständlich gemacht werden. Sie sollte das alles gleichzeitig sein. Wenn diese Gabe aufgeteilt und in ihre verschiedenen Elemente zerlegt werden könnte, dann hätte der Herr Jesus sicher in Zungen gesprochen, zumindest, um Erbauung daraus zu gewinnen und um seine Jünger in dieser Hinsicht zu unterweisen. Aber abgesehen von den in Kapitel 4 dargelegten Gründen, tat Er es nicht, weil die Erbauung, die aus dieser Gabe hervorging, wie bei jeder anderen Gabe, unveräußerlich und untrennbar von ihrem Ziel war: nämlich das Zeichen der Universalität des Heilsangebots (Apg. 2,17), für die ungläubigen Juden zu sein. In Bezug auf diesen, wie auf die anderen Punkte, stellt man fest, daß die Regeln nicht beachtet werden. Der isolierte Zungenredner hat die göttlichen Regeln durch seine eigenen ersetzt. Der Emst der Sache bemißt sich nach 2. Tim. 2,5: "Wenn aber auch jemand am Wettkampf teilnimmt, so erhält er nicht den Siegeskranz, er habe denn gesetzmäßig gekämpft." Kapitel 8 DAS ENDE DER ZUNGENREDE Wir haben am Anfang die ernste Verurteilung gesehen, die die konservative Pfingstbewegung dem entgegenbringt, was sie die falschen, katholisch/charismatischen Lehren nennt. Die gleichen Punkte ihrer eigenen Lehre, nach ihrer Methode untersucht, haben bereits sieben bedeutende Fehltritte offenbart: 1. Die in Zungen gesprochenen Worte richteten sich nie an Menschen. 2. Es war kein Zeichen für die Gläubigen. 3. Es war ein Zeichen für die ungläubigen Juden. 4. Es war keine unverständliche Sprache. 5. Die heutige Auslegung ist eine Irreführung. 6. Das Fehlen der Zungenrede beim Herrn Jesus, unterstützt die Auffassung, daß sie ein Zeichen ist, welches sich ausschließlich an ‘dieses Volk’ richtete. 7. Der private Gebrauch der Zungenrede ist in der Schrift unbekannt; er wäre die Verneinung des Zeichens, dessen Träger sie ist. Wir wollen zunächst mit unserer logischen Beweisführung fortfahren, obwohl die Punkte 3 und 6 allein schon als Beweis genügen würden, daß die Gabe, aufgrund dessen, was der Heilige Geist darüber sagt, längst aufgehört hat. Augustin hat das Ziel der Zungenrede gut erfaßt. Sie war für ihn ein Zeichen für ‘dieses Volk’, daß Gott seinen Geist über alles Fleisch ausgoß, das heißt auf jeden Menschen, welcher Sprache oder Nation er auch angehörte. "Es waren auf jene Epoche abgestimmte Zeichen. Sie waren dazu bestimmt, das Kommen des Heiligen Geistes zu den Menschen aller Sprachen anzukündigen, um zu zeigen, daß das Evangelium Gottes allen Sprachen der Erde verkündigt werden sollte. Diese Sache geschah, um etwas anzukündigen, danach verschwand sie" (‘Hom61ies sur la premiöre epitre de Jean’; Die Homiletik des 1.Johannesbriefes). Das ist von einer Klarheit und Logik, die daraus fast eine Binsenwahrheit macht. Die Urgemeinde wurde immer weniger jüdisch und setzte sich immer mehr aus Menschen aller Sprachen zusammen. Sie war daher immer mehr von der Universalität des Heilsangebotes überzeugt. Sobald die Sache voll akzeptiert war, mußte niemand mehr davon überzeugt werden, daß Gott ‘die Welt’ so sehr geliebt hat und nicht nur Israel. Jahwe war mehr als nur der Gott derer, die hebräisch sprachen, er war auch der Gott derer, die andere Sprachen sprachen. Als diese Wahrheit in der Gemeinde (und sogar in der Welt) nicht mehr in Frage gestellt wurde, hatte das Charisma, das ja ein Zeichen dafür gewesen war, keinen Daseinsgrund mehr. Gott zog es zurück, wie er das Tuch, das Petrus dreimal erschienen war, in den Himmel zurückgezogen hatte, weil er es nicht mehr brauchte. Ein Zeichen zu bewahren, das niemand mehr etwas anzeigt, kommt dem A u f r e c h t e r h a 11 e n von Schildern zur Geschwindigkeitsbegrenzung auf einer Straße gleich, auf der die Bauarbeiten längst beendet sind. Das könnte in den Köpfen der Autofahrer nur Verwirrung stiften. Für viele bedingungslose Anhänger des Zungenredens ist das, was sie am meisten wütend macht, der Gedanke, daß Geistesgaben, die in der apostolischen Gemeinde so nützlich waren, heute nicht mehr existieren sollten, während die Gemeinde noch existiert. Sie sagen, wenn die Gemeinde der ersten Zeit sie gebraucht hat, wieviel mehr dann diejenige, die in die schwierigen Zeiten des Endes gekommen ist. Leider hält diese scheinbare Logik nicht einmal einem Minimum an Überlegung und Schriftkenntnis stand. Als ich mit einem guten Freund über das Thema diskutierte, zitierte er die beiden wohlbekannten Verse: "Jesus Christus (ist) derselbe gestern und heute und in Ewigkeit" (Hebr. 13,8) und: "Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar" (Rö. 11,29). In seinen Augen war alles, was in der Bibel geschrieben steht, ebenso wie alle Gaben von damals, heute gültig. Ich fragte ihn, ob er nach dem Wort Gottes seinen Sohn habe beschneiden lassen und ob er die für die Feste des HERRN vorgeschriebenen Opfer darbrächte. Zuerst von der Frage überrascht, sah er dann ein, daß er voreilig geredet hatte; denn wenn es auch wahr ist, daß das Wort Gottes in Ewigkeit bleibt, so sind doch einige seiner Lehren in der jetzigen Heilszeit nicht mehr anzuwenden. Er korrigierte sich, indem er sagte, daß sicherlich einige Praktiken im Alten Testament uns nicht mehr beträfen, aber daß das im Neuen Testament nicht so sei; man müsse es vollständig annehmen und dabei vor allem die Worte Jesu. Ich schlug daraufhin meine Bibel auf und bat ihn, mir die Worte Jesu in Mt. 10,5 zu erklären, wo dieser die Zwölf mit dem bestimmten Befehl aussandte: "Geht nicht auf einen Weg der Nationen", was bedeutete, das Evangelium niemand anderem als den Juden zu predigen. "Nehmen Sie dieses Wort des HERRN für sich heute an?" Nach kurzem Überlegen antwortete er, daß er nie daran gedacht hatte. "Dann ist dieses Wort also nicht mehr aktuell?" "Nein." Ich fragte ihn dann, ob die autentischste und nachprüfbarste aller Gaben, nämlich die des Hinzufügens von inspirierten Seiten der Erkenntnis und der Weissagung, die ja so nützlich zum Bau der Gemeinde war, immer noch existiere. "Nein." "Dann glauben Sie also auch, daß Gott diese Gabe zurückgezogen hat?' "Ja." 1 1 Einige glauben, das Ende der Inspiration der Bibel in Offenbarung 22,18 gefunden zu haben, aber dieser Vers betrifft nur die ‘Weissagung DIESES Buches’. Das gleiche Verbot, irgendetwas dem Gesetz hinzuzufügen, findet sich in 5. Mose 13,1. Dennoch sind zahlreiche Bücher dem Pentateuch beigefügt worden. Der Grund des Endes der Inspiration findet sich an anderer Stelle, aber das würde den Rahmen unserer Studie sprengen. "Sagt die Bibel Ihrer Meinung nach, daß diese Gabe aufgehört hat?" "Nein, meines Wissens nicht." "Und trotzdem glauben Sie, daß sie aufgehört hat?" "Ja." "Dann glauben Sie also, daß diese Geistesgabe aufgehört hat, obwohl die Bibel nirgends sagt, daß sie aufgehört habe. Sagen Sie mir, warum Sie sich weigern, an das Ende der Sprachengabe zu glauben, obwohl die Bibel sagt, daß die Sprachen aufhören werden!?" (1. Kor. 13,8) Was das Ende der Inspiration der Heiligen Schrift betrifft, so teilt die Pfingstbewegung die allen evangelikalen Kreisen gemeinsame lehrmäßige Position. Aber man entdeckt bei vielen von ihnen eine Art Scheu, davon zu sprechen. Warum? Weil man dann zugeben müßte, daß Gott diese Gabe zurückgezogen hat. So hat ihre Verteidigung einen wunden Punkt, denn wenn der Heilige Geist das offensichtlichste aller Charismen zurückgezogen hat, kann sich nichts dem biblischen Gedanken widersetzen, daß auch andere aufgehört haben. Übrigens ließ derselbe Heilige Geist, der am Pfingsttag seine Taufe mit einem Brausen und mit Feuerzungen begleitet hatte, diese beiden Erscheinungen aufhören, die man nirgends mehr in der Folge der biblischen Ereignisse wiederfindet. Man kann also dieses besondere Argument nicht mehr anführen, daß darin besteht zu sagen, daß, wenn die Gemeinde des ersten Jahrhunderts diese beiden Erscheinungen gebraucht hat, die heutige sie umso mehr brauche; auch kann man nicht sagen, daß diese Zeichen, wenn sie damals geschahen, ebenso heute zu sehen sein müssen. Gott hat sie sehr bald, nachdem er sie gegeben hatte, zurückgezogen, und damit müssen wir uns begnügen. Wenn also die Gemeinde neunzehn Jahrhunderte lang sehr wohl auf die ‘Feuerzungen’ und das ‘Brausen’ verzichtete und sie auch heute nicht mehr sieht, dann deshalb, weil sie ohne diese Phänomene auskam. Das ist der Beweis dafür, daß einige Gaben und ihre Erscheinungen nicht fortdauernd sind. Betrachten wir jetzt die entsprechenden Schriftstellen. Die Frage, die einem ganz natürlich in den Sinn kommt, ist: wann sollten die Sprachen aufhören? Die in den pfingstlerischen und charismatischen Kreisen geltende Vorstellung ist, daß das Ende der Sprachengabe an das gebunden ist, wovon 1. Korinther 13,10 spricht: "...wenn aber das Vollkommene kommt", wobei dieses ‘Vollkommene’ ihrer Ansicht nach die Wiederkunft Christi ist. Nun, nirgends in der Bibel findet man geschrieben, daß die Sprachengabe beim Kommen des Vollkommenen aufhöre!!! Es genügt, langsam und in Ruhe das Wort Gottes zu lesen. Alles ist sehr klar und deutlich in den Versen dieses Kapitels 13, die leider oft verkehrt erklärt werden. In Vers 8 steht geschrieben: 1. Die Weissagungen werden weggetan werden, 2. die Sprachen werden aufhören, (oder nicht weiterbestehen), 3. die Erkenntnis' wird weggetan werden. 1 1 Einige versuchen zu beweisen, daß die Gabe der Erkenntnis immer noch existiert, indem sie ihr den Sinn des Hellsehens und der prophetischen Offenbarung geben - zum Beispiel, Kenntnis von einer unbekannten Tatsache, Situation oder Sünde zu haben, die dann durch ein sogenanntes Wort der ‘Erkenntnis’ offenbart würden. Dieses Wort gnosis , das sich 28 mal im Neuen Testament findet, wird nie in diesem Sinn gebraucht. Es wird immer im Sinn von ‘vernünftigem Wissen’, von ‘Erkenntnis’ verstanden. - 1. Kor. 8,1: "Was aber das Götzenopferfleisch betrifft, so wissen wir, daß wir alle Erkenntnis haben." - 1. Kor. 8,7: "Die Erkenntnis aber ist nicht in allen..." - 1. Kor. 8,10-11: "Und durch deine Erkenntnis kommt der Schwache um..." - 1. Kor. 14,6: "...was werde ich euch nützen, wenn ich nicht zu euch rede in Offenbarung oder in Erkenntnis oder in Weissagung oder in Lehre?" Dieser letzte Vers beweist zur Genüge, daß die Erkenntnis etwas anderes ist als die Prophetie oder die Offenbarung oder irgendein Hellsehen. Sie bedeutet nach Römer 2,17-20, den Willen Gottes zu kennen, zu prüfen, worauf es ankommt (die Dinge zu unterscheiden); es ist die wahre Erkenntnis, die ihre Verkörperung im Gesetz hat. Das ist sehr deutlich. Ohne Übergang wird uns der darauffolgende Vers 9 sagen, was beim Kommen des Vollkommenen verschwinden wird. Lesen wir genau: 1. Wir erkennen stückweise (Gabe der Erkenntnis). 2. Wir weissagen stückweise (Gabe der Weissagung). 3. ??? Wo ist die Sprachengabe geblieben? Sie ist nicht mehr da. Jemand schrieb uns, daß sie tatsächlich nicht mehr da sei, aber daß es so sei, als ob sie da wäre! Es ist zu fürchten, daß einige sie in Gedanken in den Vers 9 einführen, um sich davon zu überzeugen, daß diese Gabe wie die beiden anderen bleibe, bis das ‘Vollkommene’ gekommen ist. Aber das Ende des Zungenredens ist eben nicht wie die beiden anderen an das Kommen des Vollkommenen gebunden. Der Heilige Geist hat das nie gesagt noch gelehrt. Im Gegenteil, er lehrt, wie wir wieder und wieder unterstrichen haben, daß diese Gabe an etwas ganz anderes gebunden ist. Sie ist an das ZIEL gebunden, für welches Gott sie gegeben hat. Und dieses Ziel war vollständig erreicht, als es in der Gemeinde vollkommen akzeptiert war, daß die ‘Sprachen, Stämme, Völker und Nationen* gleichberechtigt mit ‘diesem Volk’ in den neuen Bund eintraten. Da diese Tatsache so selbstverständlich geworden war und so allgemein geglaubt, akzeptiert und vor allem von niemandem mehr angefochten wurde, hatte dieses Zeichen seinen Daseinsgrund verloren. Jene ‘Feuerzungen’ erloschen nicht beim Kommen des Vollkommenen, sondern mangels ihres natürlichen Brennmaterials: die Gegenwart ‘dieses Volkes’ und seiner Ungläubigkeit, das Heil anderer Völker nicht gelten zu lassen. Die Sterne sind, wie jeder weiß, nur nachts sichtbar und von Nutzen. Sie erlöschen im Tageslicht. Ebenso waren die Zungen nur für die Erhellung der Dunkelheit, die in Bezug auf die Erwählung von Menschen fremder Sprachen auf Israel lag, nützlich. Die Gabe erlosch ganz natürlich, als die Berufung der Heiden ganz geklärt war. Da der Heilige Geist das Ende der Sprachen nicht mit dem Kommen des Vollkommenen verbindet, ist es überflüder Lotto, prostet einem Priester zu, der ihm gerade die Organisation des nächsten Karnevalballes in der Gemeinde anvertraut. Die ihn umgebende Weltlichkeit hindert ihn daran, sich seines Zustands der Verlorenheit bewußt zu werden. Er meint guten Glaubens, dem ‘lieben Gott’ zu gefallen und der Herstellung seines Heils ein gutes Werk hinzugefiigt zu haben. Wie sollte er die Tür der Buße öffnen? Der Schlüssel dazu ist ihm von seinem Seelenhirten weggenommen worden! Das geschieht auch in den Gemeinschaften mit stark charismatischem Einfluß. Erfahrung geht dort vor Lehre. Mystische Überschwenglichkeit wird geschätzt. Geschichten, Erfahrungen, Zeugnisse, Visionen und Prophetien verdrängen dort das ernsthafte und tiefgründige Studium des Wortes Gottes. Das ist die ideale Vorbereitung auf die Absetzung der Vernunft. Mangel an Glauben wird aufs Äußerste gebrandmarkt. "Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, daß ihr es empfangen habt, und es wird euch werden" (Mk. 11,24) ist die Art biblischer Wahrheit, die zur Übergröße wächst, da man sie so ins Extrem treibt. Jeder fühlt sich verpflichtet zu bezeugen, was er schon empfangen hat, selbst wenn er es noch nicht empfangen hat, oder es nie empfangen wird. Mit einem Bein im Grab versichert man Ihnen schamlos, daß man geheilt ist. Das ist keine Lüge, es ist im Gegenteil der Triumph des Glaubens. Man muß weiterglauben, koste es, was es wolle, und man darf vor allem nicht zweifeln. Diese Maßlosigkeit in der Verzerrung der Bibeltexte prägt das Denken bis zu dem Punkt, daß, wenn jemand eine Zungenrede, von der er nichts verstanden hat, falsch übersetzt, dann schummelt oder lügt er nicht, sondern ‘glaubt’ ganz einfach. Er ehrt Gott durch seinen Glauben, indem er eine Gabe ausübt, die er empfangen zu haben meint, weil er sie erbeten hat, oder weil man ihn glauben gemacht hat, daß er sie besitich nicht ausdrücken. Wenn von sechs drei BLEIBEN, dann heißt das, daß die drei anderen NICHT BLEIBEN. Und welche sind das? Es steht ausgeschrieben da: - die Erkenntnis, - die Sprachen und - die Weissagungen. Hartnäckig das vorzeitige Verschwinden dieser drei zu leugnen, hieße, den Heiligen Geist sagen zu lassen: SECHS DINGE BLEIBEN bis zum Kommen Jesu. Moment mal, sagt Paulus! Von den sechs werden nur drei bis zum Ende bleiben; die anderen werden nicht bleiben, sie werden vorher aufhören. Und wann werden sie verschwinden? Beim Kommen des Vollkommenen. Und da das Kommen dieses Vollkommenen vor der Wiederkunft Jesu liegt, die mit den drei anderen am Ende steht, kann dieser Ausdruck in keinster Weise den Tag seiner Ankunft bedeuten. Denn wenn das der Sinn wäre, müßte man das Wort Gottes durchstreichen und mit einer Berichtigung überschreiben, die einige in Gedanken schon durchgeführt haben: SECHS DINGE BLEIBEN!!! Der Heilige Geist sagt aber ausdrücklich DREI. Man muß sich entscheiden. *** Bevor wir dieses Kapitel abschließen, werden wir in einer weiteren Zwischenbemerkung auf einen letzten Einwand antworten, und zeigen was die Aussage: "...wenn das Vollkommene kommt" bedeutet. Einige werden sagen, daß, wenn die Sprachen aufgehört haben, die Gaben der Erkenntnis und der Weissagung auch zurückgezogen worden seien. Genau das geben wir ohne Schwierigkeiten zu, und werden auch erklären warum. Als Paulus seine Zeilen schrieb (V. 8), war der Schriftkanon noch nicht abgeschlossen. Fast das ganze Neue Testament, einschließlich drei der vier Evangelien, mußten erst noch verfaßt werden. Woraus setzt sich das Wort Gottes zusammen? Aus Erkenntnis, durch die es vermittelt, und aus Weissagung, durch die es offenbart wird. Zur Zeit, als diese beiden Grundbestandteile des christlichen Glaubens noch nicht im Neuen Testament versiegelt waren, gab es in den neutestamentlichen Gemeinden, gewirkt durch den Heiligen Geist, ein spontanes Wort der Erkenntnis und eine ebenso spontane prophetische Erbauung (1. Kor. 12,8). Paulus und andere Schreiber machten uns dann auf schriftliche Weise mit dem HERRN und Seiner Lehre bekannt, und sie gaben uns prophetische Offenbarungen, die zur Entwicklung unseres geistlichen Lebens nötig sind. Paulus sagte zu den Ephesem: "...beim Lesen könnt ihr meine Einsicht in das Geheimnis des Christus merken" (Eph. 3,3-4). Diese Erkenntnis und diese Weissagungen, selbst die schriftlichen, sind trotz allem nur stückweise (Joh. 21,25; 1. Kor. 13,9), aber vollkommen ausreichend für unser Heil und unsere Auferbauung; denn Gott hat es nicht für nützlich befunden, uns mehr zu sagen, weder über seinen Sohn, noch über die Zukunft. Aber sobald diese ganze Erkenntnis und all diese Weissagungen, wenn sie auch stückweise waren, im Neuen Testament zusammengefaßt festgehalten waren, nahmen auch diese beiden Charismen ihr Ende. Mit der Beendigung des Schriftkanons war ‘das Vollkommene’ gekommen. Die zahlreichen Zeugnisse über die Vollkommenheit der Bibel fassen sich alle in dem wunderbaren Vers 96 aus Psalm 119 zusammen: "Ich sehe Begrenzungen bei allem Vollkommenen, aber deine Gebote (das Wort Gottes) hat gar keine Grenzen" (wörtlich nach dem französischen Text)! Diese Vollkommenheit ist derart, daß seit nun bald neunzehnhundert Jahren nichts hinzugefügt wurde. Es gibt infolgedessen nur noch Erkenntnis und Weissagung zweiten Grades; sie sind im Grunde nur die Kommentare der ersten. Sie sind Erklärung und Auslegung, die nie etwas dem hinzufügen werden, was geschrieben steht und dessen inspirierter Wert in keiner Weise mit ihnen verglichen werden kann, sonst müßte man sie zur Bibel hinzufügen. Es kann eine Weissagung wie die des Agabus geben, der eine Hungersnot ankündigte (Apg. 11,28), aber die nichts gemein hat mit den Weissagungen, von denen Paulus sagt: "Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist" (Eph. 2,20). Es gibt also die Erkenntnis und die Weissagung der Grundlagen, denen niemand etwas hinzufügen kann. Von dieser ‘Erkenntnis’ und diesen ‘Weissagungen’ hatte Paulus gesagt, daß sie beim Kommen des Vollkommenen aufhören würden. Da die vollkommene Offenbarung gekommen ist, kann jeder Christ mit Paulus sagen, daß sie mit den letzten Zeilen, die der Autor der Offenbarung schrieb, aufgehört haben. Dr. Scofield sagt dazu in seiner kommentierten Bibel folgendes: "Der Prophet des Neuen Testamentes war nicht ein einfacher, sondern ein inspirierter Prediger, der die Offenbarungen vermittelte, die der neuen Heilszeit entsprachen (1. Kor. 14,29-30) bis die Abfassung des Neuen Testamentes beendet war". Die eherne Schlange wurde von Mose auf Gottes Befehl hin gemacht und hatte Tausenden von Menschen zur Rettung gedient (4. Mo. 21,9). Es war eine göttliche Gabe, eine Kraft Gottes zum Heil derer, die an das Wort Gottes geglaubt hatten. Der Herr Jesus erwähnte sie bei seiner denkwürdigen Unterredung mit Nikodemus. Er ging so weit, eine ergreifende Parallele zu ziehen, zwischen seiner Person, seinem Werk und der Schlange: "Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muß der Sohn des Menschen erhöht werden" (Joh. 3,14). Diese eherne Schlange wurde von den Israeliten jahrhundertelang fromm bewahrt. Was machte der gute König Hiskia damit? "Er beseitigte die Höhen und zertrümmerte die Gedenksteine und rottete die Aschera aus und schlug die eherne Schlange, die Mose gemacht hatte, in Stücke. Denn bis zu jenen Tagen hatten die Söhne Israel ihr Rauchopfer dargebracht..." Diese Schlange war für Israel zum Fallstrick geworden. Dennoch war es dieselbe Schlange wie damals. Es war keine gefälschte Kopie, keine Nachahmung der echten. Es war die echte, die richtige, das Original. Der ursprüngliche Gebrauch, der darin bestanden hatte, zur Schlange zu blicken, war sogar mit den Jahrhunderten erweitert worden. Man brachte ihr Rauchopfer dar. Unter dem Deckmantel der Frömmigkeit nahm sie am Ende den Platz Gottes ein und wurde ein Götzenbild wie die anderen. Man kann sicher sein, daß derjenige, der den verjährten Gebrauch der Schlange brandmarkte, keine Zustimmung um sich herum fand! Die Anhänger der ehernen Schlange konnten zur Unterstützung ihres Glaubens historische, biblische und zweifellos erfahrungsmäßige Tatsachen anführen. Sie konnten argumentieren, daß der Gott, der sie befohlen hatte, sich nicht ändere, weil er gestern, heute und in Ewigkeit derselbe bleibt; daß das, was in der Wüste geschehen war, auch in unseren Tagen noch geschehen könne; daß die Macht Gottes sich nicht geändert habe, und daß vor allem kein einziges Wort gesagt worden sei bezüglich des Endes ihres Wirkens, ihres Gebrauchs und ihrer Nützlichkeit. In Wirklichkeit waren die geistlichen Übungen, die um diese Reliquie kreisten, ein Greuel geworden. Für viele sind die Zungen auch eine Reliquie, die sie in ihrem Herzen tragen, von der sie ununterbrochen reden und der sie eine grenzenlose Ergebenheit entgegen bringen. Sie verteidigen sie, indem sie darauf hinweisen, daß Gott sie gegeben habe. Aber Gott hatte auch die eherne Schlange gegeben - für eine bestimmte Gelegenheit, für eine begrenzte Zeit. Über diese Zeit hinaus verfiel sie, so wie eine Ware oder ein Medikament verfällt, dessen Verfalldatum überschritten ist. Die Heilung verwandelt sich in Gefahr einer Infektion. Genau das geschah mit der ehernen Schlange; das geistliche Leben der Israeliten wurde infiziert. Als die Schlange ihnen entzogen wurde, sahen viele ihren geistlichen Eifer nachlassen, weil sie nichts Greifbares mehr hatten, an das sie sich klammem konnten. Ich habe auch verstanden, warum einige sich mit einer Art grenzenlosem Überschwang an das Zungenreden hängten. Ihr geistliches Leben war so arm, so wenig auf der Bibel gegründet, daß, wenn sie das Zungenreden verlieren würden, ihnen nichts mehr bliebe. Während ihrer vierzig Jahre in der Wüste empfingen die Israeliten an sechs von sieben Tagen jene Gabe des Himmels, das Manna, das Brot von oben, das auf die Erde fiel. Diese Gabe war das Zeichen, der vorzeitige Beweis dafür, daß sie in Kanaan reiche Ernten erwarteten. Das währte vierzig Jahre lang, aber von ihrem Eintritt ins verheißene Land an, hörte das Manna auf. Der Gott, der es gegeben hatte, zog es auch zurück. Warum? Weil sie künftig die Ernten des Landes hatten. Die Gabe, gleichzeitig Zeichen und Vorschattung der verheißenen Dinge, war Wirklichkeit geworden und hörte auf. Wie das Manna die Ernte Kanaans ankündigte, so kündigte die Sprachengabe* dem jüdischen Volk die Ernte der Heiden an. Wie das Manna nicht fortdauerte, dauerte auch die Sprachengabe nicht an, als die Ernte der Heiden eine Selbstver- ständlichkeit geworden war, und die niemand mehr verneinen oder bestreiten konnte. Kommen wir von der biblischen Illustration zur Lehre: I. Das Gericht1, welches durch das Zungenreden über das ungläubige Israel ankündigt wurde (Jes. 28,11-13; 1. Thes. 2,16; 1. Kor. 14,21), ereilte sie im Jahre 70 n.Chr. in dramatischer Weise, durch die Einnahme und Zerstörung Jerusalems und die weltweite Zerstreuung des jüdischen Volkes. II. Der offenkundige Eingang von Völkern fremder Sprachen in die Gemeinde Gottes, den das Reden in fremden Sprachen auch angekündigt hatte, geschah parallel zu dem Beiseitesetzen und dem Gericht Israels. Das Zeichen hatte sich vollständig erfüllt. Es war ebenso vollendet wie das große "Es ist vollbracht" des Kreuzes, was jede Wiederholung dieses Opfers verbietet. Auch das Zungenreden besteht nicht fort, nach dem was der Heilige Geist darüber prophezeit hat: "...seien es Sprachen (Zungen), sie werden aufhören" (1. Kor. 13,8). 1 Siehe Kapitel 10: Die Feuerzungen. Kapitel 9 DER SIEBENFACHE SEGEN DES HEILIGEN GEISTES Da die Bibel göttlich inspiriert ist, wählt sie immer die geeignetsten Worte, um die Wahrheiten weiterzugeben, die sie uns vermitteln will. Dort, wo bestimmte Ausdrücke gebraucht werden, haben wir nicht die Freiheit, sie zu vermischen, oder davon zu sprechen, als seien sie austauschbar oder gleichbedeutend. Wir werden das im Zusammenhang mit dem siebenfachen Segen des Heiligen Geistes sehen. I. Die GABE des Heiligen Geistes. Wir lesen in Apostelgeschichte 2,38: "Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen". Der Heilige Geist war die GABE des Vaters an die Gemeinde und, das versteht sich von selbst, für jeden einzelnen Gläubigen, gemäß der vom Herrn Jesus in Apostelgeschichte 1,8 wiederholten Verheißung. Diese Verheißung hat sich am Pfingsttag erfüllt. Das ist eine historische Tatsache. Der Heilige Geist wurde gegeben, so wie das Erbe an Abraham und Israel gegeben worden war, als eine Gabe Gottes an sein Volk. Aber obwohl Gott Israel dieses Erbe im Ganzen und auf einmal gegeben hat, sagte Mose: "Jeder Ort, auf den eure Fußsohle treten wird, wird euch gehören" (5. Mo. 11,24). Warum konnte er das sagen, wenn es ihnen schon durch göttliche Gabe gehörte? Weil man zwischen Erbe und Besitz unterscheiden muß. Das Erbe war alles, was Gott Israel vorbehaltlos gegeben hatte; der Besitz war das, was sie sich aneigneten. So ist es auch mit dem Heiligen Geist; Gott hat ihn uns gegeben, und er kann ihn uns nicht mehr geben, aber in einem gewissen Sinn müssen wir nach dem Empfang der Gabe aus diesem Erbe unseren Besitz machen. Überall, wo es einen Geber gibt, muß es auch einen Empfänger geben. So wird auch die Gabe, ebenso wie das Heil, nur dann zu unserem persönlichen Besitz, wenn wir sie annehmen. Man muß sie sich also durch den Glauben aneignen, wie Galater 3,2.14 sagt: "...damit wir die Verheißung des Geistes durch den Glauben empfingen". II. Das SIEGEL des Heiligen Geistes. "In ihm (seid) auch ihr, nachdem ihr...gläubig geworden seid, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung" (Eph. 1,13); "...mit dem ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung hin" (4,30). ‘Versiegelt’ durch den, der die GABE und das SIEGEL ist. Es ist wichtig, daß dies an die Epheser gesagt wird. Ephesus war ein Meerhafen, der durch einen blühenden Holzhandel geprägt war. Die Kaufleute kauften in Ephesus Baumstämme, die dann mit Flößen zu ihrem Bestimmungsort befördert wurden. Wenn sie ihren Stoß kauften, setzten sie ihren Stempel darauf, der bis zum Tag der Bergung (Erlösung) bescheinigte, daß das Holz ihnen gehörte. So wird uns dieses SIEGEL nicht mit der ersten Segnung der Erlösung vorgestellt, sondern mit seinem letzten Aspekt, der Verherrlichung unseres Leibes. Aber wenn auch jener Tag noch nicht angebrochen ist, trägt doch jedes Kind Gottes das SIEGEL, das anzeigt, daß es das versicherte Eigentum Gottes ist. III. Die INNEWOHNUNG des Heiligen Geistes. "Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?" (1. Kor. 3,16). Im Obersaal hatte Jesus zu seinen Jüngern gesagt, indem er vom Heiligen Geist sprach: "...er bleibt bei euch und wird in euch sein" (Joh. 14,17). War er nicht schon in ihnen? Der Heilige Geist war im Alten Testament am Werk. Er kam auf das Volk Gottes und nahm von einigen Besitz für einen besonderen Dienst, aber er wohnte nicht in ihnen wie im neuen Bund. Was die neue Heilszeit von der anderen unterscheidet, ist, daß der Gläubige den Geist der Sohnschaft empfangen hat (Rö. 8,15), der ihn zu seiner inneren und dauerhaften Wohnung macht. Und dies unabhängig von seinem geistlichen Niveau und seinem Charakter. Wir stellen fest, daß wir diese Schriftstelle im Brief an die Gemeinde in Korinth finden, und wir wissen, in welchem Zustand sich diese Gemeinde befand: die Lebensqualität war mittelmäßig, das Zeugnis dürftig und ihre Glieder waren moralischer und lehrmäßiger Irrtümer schuldig. Paulus trieb sie nicht dazu an, diese Innewohnung zu suchen; er erkannte sie de facto an und bediente sich ihrer, um die Korinther zu einem christlichen Leben zu ermuntern, das edler und dieser Innewohnung würdiger wäre. Außerdem ist uns keine einzige Warnung gegeben, die uns glauben machen könnte, daß der Heilige Geist eines Tages aus unserem Leben ausziehen könnte. Wir können ihn betrüben und ihn durch unsere Sünden zum Schweigen bringen, aber wir können ihn nicht aus uns hinaustreiben. Gott hat uns durch seine Innewohnung in Besitz genommen. IV. Die ERSTLINGSFRUCHT des Heiligen Geistes. 2. Korinther 1,22 und Epheser 1,14 sagen, daß der Geist der Verheißung die Anzahlung, oder das Unterpfand, oder die Erstlingsfrucht unseres Erbes ist. Es ist ein Vorgeschmack dessen, was kommen soll. Die Kundschafter, die ausgeschickt wurden, um Kanaan auszukundschaften, erstatteten Mose Bericht und brachten die Trauben Eschkols mit. Diese Weintrauben waren die Erstlingsfrüchte dessen, was das Volk erwartete, wenn sie in das verheißene Land einziehen würden. Es war eine Kostprobe und ein Muster dessen, was ihnen Vorbehalten war. Ebenso ist der Heilige Geist Vorgeschmack, Muster, Anzahlung dessen, was uns erwartet. Was unsere Erfahrungen mit dem Heiligen Geist auch für Bereicherungen sein mögen, so sind doch die gesegnetsten unter ihnen nichts mehr als ein Vorgeschmack. Das heißt mit anderen Worten, daß für den Gläubigen das Beste immer noch kommt. Es ist traurig für einen Menschen, wenn seine schönsten Tage hinter ihm liegen; für uns, die wir an Christus glauben, ist das nie so: das Schönste liegt vor uns. V. Die SALBUNG des Heiligen Geistes. "Der uns aber mit euch befestigt in Christus und uns GESALBT hat, ist Gott" (2. Kor. 1,21). Die Salbung zeigt ein Beiseitenehmen für den Dienst an. Sie wurde an verschiedenen Kultgegenständen ausgeübt (2. Mo. 30,26-29). Im Allen Testament wurden Priester, Könige und Propheten für den Dienst gesalbt, der ihnen zugeteilt war. Bei dem Herrn Jesus war diese Salbung nicht physisch, sondern kam direkt vom Heiligen Geist (Lk. 4,18; Apg. 10,38). Sie sonderte Ihn aus für den dreifachen Dienst des Priesters, Königs und Propheten. Da Seine Erkauften für Gott als Könige und Priester ausgesondert sind (1. Petr. 2,5.9), haben auch sie eine geistliche Salbung empfangen (2. Kor. 1,21), indem der Geist der Sohnschaft in ihre Herzen kam. Von dieser Salbung wird außerdem in 1. Johannes 2,27 (vgl. V. 20) gesagt: "Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch". Aber man kann das Talent vergraben samt der Salbung, die es begleitet. Man kann seiner Verantwortung fliehen wie Saul, der, obwohl er die königliche Salbung empfangen hatte, seinen Verantwortungen zu entgehen suchte, indem er sich hinter dem Troß versteckte (1.Sam. 10,22). Oder, noch schlimmer, man kann Gott in einem der empfangenen Salbung entgegengesetzten Geist dienen, was Saul später tat. Sein Dienst für Gott war von einem solche Ungehorsam befleckt, daß die Salbung, mit der er bekleidet war, so unwirksam wurde, daß Gott sich von ihm zurückziehen mußte. Was für ein Unterschied, wenn diese bleibende Salbung in dem Gläubigen ein gehorsames und hingegebenes Instrument findet! Dann fließen Ströme lebendigen Wassers hervor zum Segen für die anderen und für ihn selber. VI. Die FÜLLE des Heiligen Geistes. "Und berauscht euch nicht mit Wein, worin Ausschweifung ist, sondern werdet voll Geist..." (Eph. 5,18). Da der Heilige Geist eine Person ist, kann man nicht weniger empfangen als seine Person und die Fülle dessen, die er darstellt. Es ist anzumerken, daß die Fülle des Heiligen Geistes dem Gläubigen vom Beginn seines neuen Lebens an gegeben ist, gerade so wie es Johannes im Evangelium Kapitel 3,34 sagt: "Gott gibt den Geist nicht nach Maß." Der Christ ist dazu gerufen, gemäß dieser Fülle zu leben. Wenn Gott uns den Geist nicht bemessen hat, dann sollen wir, sie und ich, Ihn auch nicht bemessen! Das ist, als wenn ein Bettler, der plötzlich ein Vermögen geerbt hat, in Lumpen bleibt. Man könnte zu ihm sagen: "Jetzt, wo sie reich sind, leben sie auch entsprechend! Lassen sie ihren ganzen Reichtum in ihrem Verhalten sichtbar werden!" Anders ausgedrückt: "Seid nicht länger Prinzen, die sich wie Vagabunden verhalten. Verhaltet euch wie Prinzen!" Angesichts dieser Bedeutung ist es klar, daß man Christ sein kann, ohne die Fülle zu schmecken. Mein ewiges Heil würde dadurch nicht berührt, aber vieles in meinem Leben wäre davon betroffen. Jemand wird fragen: Wollen Sie sagen, daß es für einen wirklichen Gläubigen möglich ist zu leben, zu sterben und in den Himmel zu kommen, ohne jemals die Fülle des Geistes erlebt zu haben? Ohne Zögern antworte ich "Ja"! Was soll diese Ermahnung, mit dem Geist erfüllt zu sein, bedeuten? Einfach dem Heiligen Geist zu erlauben, Sie zu besitzen und zu kontrollieren. Wenn ich ihm nur zur Hälfte nachgebe, ist es nicht ausgeschlossen, daß die andere Hälfte von mir seiner Kontrolle entgeht. Aber wie kann man mit ihm erfüllt sein? Viele Predigten, die in dieser Richtung gehalten werden, appellieren mehr an die Gefühle als an den Verstand. Aber der Glaube muß eine verstandesmäßige Grundlage haben; wir müssen wissen, was von uns gefordert wird und wie man dem nachkommen kann. Vom Heiligen Geist erfüllt zu sein, das bedeutet: daß er Ihren Geist nimmt und durch ihn denkt; daß er Ihr Herz nimmt und durch es empfindet; daß er Ihr Gewissen nimmt und durch es urteilt; daß er Ihren Willen nimmt und durch ihn entscheidet; daß er Ihr Wesen nimmt und sich seiner bedient, wie es ihm gefällt. Das kann ohne die geringste Erregung geschehen. Keine dieser Segnungen stützt sich auf überschwengliche Gefühle. Einige Menschen sind gefühlsbetonter als andere; sind die letzteren deswegen frustrierter als die ersten? Keineswegs: Alle Familien der Welt, seien sie romanischen, deutschen, slavischen oder anderen Ursprungs, können, wenn sie verstehen, was von ihnen verlangt wird, in aller Stille ihr Leben der Fülle des Heiligen Geistes öffnen. VII. Die TAUFE des Heiligen Geistes. Jede der Wirkungen, die wir gerade überflogen haben, kommt von dem einen einzigen Heiligen Geist. Wenn er sie unterschieden hat, dann nicht, damit wir sie verwechseln. Ich bin sicher, daß Gott uns vergeben wird, wenn wir die soeben beschriebene Segnung ‘Taufe’ nennen statt ‘Fülle’ -aber ich bitte sie, wir wollen doch Ordnung in unsere Bezeichnungen bringen. Kleben wir nicht das Etikett eines guten Burgunders auf einen hervorragenden Bordeaux! Die Natur dieser beiden französischen Produkte würde nicht betroffen, aber die Verwirrung wäre unerträglich. Das Wort Gottes ist, wie Hebräer 4,12 sagt, lebendig und wirksam; es schneidet, dringt durch und scheidet. Jeder seiner Begriffe ist spezifisch; wenn man daher nun von der Geistestaufe reden will, muß man ihr ihre Eigenart lassen. Die Taufe ist nicht die Gabe, noch das Siegel, noch die Innewohnung, noch die Erstlingsfrucht, noch die Salbung, noch die Fülle, selbst wenn sie organisch miteinander verbunden sind. Ein Kind kommt nicht in austauschbaren Einzelteilen auf die Welt. Es wäre ein kleines Monster, wenn man sagen würde sein Kopf gehe, seine Füße denken, seine Leber atme und seine Lungen sehen. Jede Sache hat seinen Platz und ein Platz für jede Sache, sagte mein Vater. Was sind in dem komplexen Werk des Heiligen Geistes Platz, Rolle und Ziel dieser Taufe? a) Betrachten wir zuerst den Platz, den sie im zeitlichen Ablauf einnimmt. Es ist nicht überflüssig zu wiederholen, daß sie in jedem der Evangelien und im ersten Kapitel der Apostelgeschichte immer in der Zukunftsform erwähnt wird: "Er wird euch taufen..." Aber nach Apostelgeschichte 1 wird sie nie -mehr anders, als nur in der Vergangenheit gesehen. Diese Feststellung scheint auf den ersten Blick unbedeutend, aber sie wird einen wichtigen Platz in der Diskussion einnehmen. Ungeachtet meiner Überzeugungen und meiner vorherigen Untersuchungen zu dem Thema, machte ich mich auf die Suche nach allem, was ich über diesen bestimmten Punkt finden konnte. Ohne eine einzige Ausnahme gingen die von mir gelesenen Kommentare alle in eine Richtung, außer in den pfmgstlerischen Schriften, wo diese Wahrheit absolut niemals hervorgehoben wird. Das ist kein Versäumnis, sondern entspringt dem festentschlossenen Willen, es zu ignorieren. Das ist das völlige black-out. Die charismatischen Kreise, egal welcher Tendenz, lehren, daß der Gläubige die Taufe des Heiligen Geistes suchen muß. Nun ist es aber so, daß die Bibel diese Taufe in der Vergangenheit des Gläubigen ansiedelt, selbst der "kindischen" Gläubigen wie derjenigen von Korinth. Und nicht nur, daß sie im Geist getauft waren, sie waren es alle. Wenn es eine solche Taufe gäbe, die ein Christ nicht besäße und zu erlangen versuchen müßte, dann gäbe es sicher eine Schriftstelle, die davon spräche, und einige Verse, die dazu ermahnten, sie zu suchen und zu empfangen, aber man findet nichts dergleichen. Während Gott ermahnt, alles daran zu setzen, um: - mit der Fülle des Geistes erfüllt zu sein (Eph. 5,18), - sich zu bemühen, die Einheit des Geistes zu bewahren (Eph. 4,3), - nicht den Heiligen Geist zu betrüben (Eph. 4,30), - im Heiligen Geist zu wandeln (Gal. 5,16.25), - den Heiligen Geist nicht auszulöschen (1. Thes. 5,19), findet man nie eine ähnliche Ermahnung bezüglich der Geistestaufe. Keinerlei Suche, keinerlei ‘Erwartung’ wird empfohlen. Diese Taufe ist wie die Ehe oder das Heil, sie wird alle Tage gelebt, ohne je wieder vollzogen, noch gesucht zu werden. An die Gemeinde in Korinth, die weit unter dem normalen Niveau des Christenlebens lebte, schrieb Paulus: "...in einem Geist sind WIR ALLE...GETAUFT WORDEN..." Die verwendete Zeitform schließt jede Möglichkeit aus, sich bezüglich des betreffenden Zeitpunktes und Ereignisses zu irren. Matthäus, Markus, Lukas, Johannes und Apostelgeschichte 1 schauen nach vome; 1. Korinther 12,13 schaut zurück. Wo treffen sich beide? Ohne Zweifel zu Pfingsten. b) Ist die Geistestaufe eine zweite Erfahrung? Wenn diese Lehre auch die Grundlage des ganzen pfingstlerischen Systems ist, so muß man wissen, daß deshalb nicht jeder von ihnen die Sache in dergleichen Weise sieht. Ein sehr guter Freund von mir, der Pastor im gemäßigten Flügel der Bewegung war, versicherte mir, daß er die Taufe des Heiligen Geistes nicht als eine zweite Erfahrung sähe, sondern als Eintritt des Gläubigen in den Leib Christi. Was das Zungenreden als anfängliches, notwendiges oder sichtbares Zeichen dieser Taufe betrifft, so hört man in jenen Kreisen einige, noch zaghafte, Stimmen, um die Sache zu bestreiten, aber das ist die Ausnahme. Was die ‘zweite’ Erfahrung betrifft, so wird uns zunächst die Apostelgeschichte darüber Auskunft geben. 1. Pfingsten, und nicht einige Wochen vorher in der Begebenheit aus Johannes 20,22, war der Zeitpunkt, zu dem die Jünger die Anfangserfahrung der Gabe des Geistes machten. Es konnte nicht anders sein, denn der Heilige Geist war vor jenem Tage niemals in gleicher Weise gegeben worden. Das wird in Johannes 7,38 und 39 klar gesagt: "...aus dessen Leibe werden... Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies aber sagte er (Jesus) von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war." Jesus hat also den Geist erst nach seiner Verherrlichung gegeben und nicht vorher. Von dieser lehrmäßigen und chronologischen Feststellung an, gibt es keinerlei Schwierigkeit mehr, Johannes 20,22 zu verstehen, wo Jesus sie (die Jünger) anhauchte und zu ihnen sprach: "Empfangt Heiligen Geist!" Das war eine prophetische Verheißung eines nahe bevorstehenden Ereignisses, deren Erfüllung war: "Und plötzlich geschah aus dem Himmel ein Brausen, als führe ein gewaltiger Wind daher..." (Apg. 2,2). Es würde nichts nützen die besten Kommentatoren (darunter Shallis, Pache, Kuen, Campeil Morgan)1 zu zitieren um dadurch zu überzeugen, sie alle gehen in diese Richtung. Besser begnügt 1 In Frankreich wohlbekannte evangelikale Kommentatoren. man sich mit dem, was ein namhafter Pfmgstler dazu sagt, wie Emirian in seinem Buch ‘Le don du Saint-Esprit’ (Die Gabe des Hl.Geistes), Seite 89: "Dieses Mal werde ich mit meinen Pfingstbrüdem uneins sein und einig mit meinen evangelikalen Brüdern, selbst wenn das Ergebnis der Gabe des Geistes für uns nicht die gleiche Bedeutung hat. Ich glaube mit Pache, Kuen, Blocher und anderen, daß diese Geste Jesu am Abend der Auferstehung NICHTS ANDERES WAR ALS EINE PROPHETISCHE GESTE DER GROSSEN VERHEISSUNG, die in den weiter oben zitierten Stellen angekündigt wurde." Emirian erklärt, daß es sich ‘hier nicht um die Wiedergeburt’ handelt. Pfingsten war also im Leben der Jünger keine zweite Erfahrung. 2. Was in Apostelgeschichte 10 geschah, ist uns noch viel näher, in dem Sinne, daß Kornelius auf unserer Seite steht, da er, wie wir, ein Fremder aus den Nationen war. Was bei ihm geschah, ist daher maßgebend für die Bekehrung der Heiden. Bei seiner ersten Erfahrung, der Bekehrung, kam der Heilige Geist auf ihn und sein Haus herab wie auf die Jünger zu Pfingsten. Sicher waren dabei kein Brausen und keine Feuerzungen mehr gegenwärtig, aber Petrus legt den Nachdruck darauf, daß es sich um die gleiche Sache handle (11,15). Das ganze Haus des Kornelius erfährt zuerst die Geistestaufe (V. 16) und dann die Wassertaufe (10,48). 3 3. In Apostelgeschichte 19 findet man das gleiche Szenario, aber diesmal mit Juden. Sie waren insgesamt etwa zwölf, und sie waren nicht, wie einige glauben, Jünger Christi, sondern Jünger Johannes des Täufers, die außerhalb der Gemeinde in Ephesus lebten. Da Paulus ein abweichendes Verhalten wahrnimmt, stellt er ihnen zuallererst die Frage: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig geworden seid? Das zeigt, daß es reicht, an den Herrn Jesus gläubig geworden zu sein, um mit dem Heiligen Geist getauft zu werden. Das ent- spricht Epheser 1,13, wo bestätigt wird: "...nachdem ihr... gläubig geworden seid, (seid ihr) versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung". Ihre Antwort zeigt deutlich, daß sie keine Jünger Christi waren: "Wir haben nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist (überhaupt da) ist." Wenn man weiß, welche Betonung am Anfang auf den Heiligen Geist gelegt wurde, dann ist es undenkbar, daß sie nichts davon gehört haben. Diese Zwölf waren Diasporajuden, wie es viele gab, die sich in einer jüdischen Siedlung in Ephesus niedergelassen hatte. Offensichtlich hatten sie keine Christen kennengelemt. Alles klärte sich auf, als Paulus sie fragte, worauf sie getauft worden seien. Sie antworteten: "Auf die Taufe des Johannes". Jetzt weiß man Bescheid. Sie waren Jünger Johannes des Täufers: es waren nach Kleinasien emigrierte Juden. Der große Lehrer hat die Situation schnell erfaßt. In wenigen Worten erklärt er ihnen ihren geistlichen Zustand: "Johannes hat mit der Taufe der Buße getauft, indem er dem (jüdischen) Volk sagte, daß sie an den glauben sollten, der nach ihm komme, das ist an Jesus". Sie glaubten an das, was Johannes in der Wüste verkündet hatte, an einen Messias, der kommen sollte. Durch Paulus glaubten sie dann an den, der gekommen war. Nachdem sie sogleich im Namen des Herrn Jesus neu getauft worden waren, legte Paulus ihnen die Hände auf (aus den gleichen Gründen, die wir im folgenden Abschnitt sehen werden), und auch sie empfingen den Heiligen Geist. Die Frage des Paulus hatte nun ihre Antwort erhalten: Ja, wir haben den Heiligen Geist empfangen, als wir gläubig geworden sind. Hier wird die Geistestaufe ebenso wenig wie in den beiden vorangegangenen Fällen als eine zweite Erfahrung gesehen. 4 4. Es bleibt nur noch die Episode der Samariter in Apostelgeschichte 8. Das ist die einzige, die sich von den anderen zu unterscheiden scheint, da zwischen ihrer Bekehrung und ihrem Empfang des Heiligen Geistes eine Weile verstreicht. Dies ist die einzige Schriftstelle, die der Theorie von der zweiten Erfahrung einen Schein der Wahrheit verleiht; es ist die einzige Stelle, die die Pfingstbewegung zur Unterstützung ihrer Lehre anführen kann. Die Erklärung ist, wenn auch recht ausgedehnt, nicht zu kompliziert; dennoch erfordert sie Schriftkenntnis. Im Anschluß an die Verfolgung der Gemeinde in Jerusalem und die Zerstreuung der Jünger in Judäa und Samaria, breitete sich die Verkündigung des Evangeliums aus, und besonders Samariter begannen sich zu bekehren. Warum haben sie dann nicht, nachdem sie gläubig geworden waren, gleichzeitig den Heiligen Geist empfangen wie die anderen? Wer waren die Samariter? Wir haben das Thema bereits in Kapitel 3 gestreift; wir geben jetzt ergänzende Einzelheiten. Es waren Israeliten, die nach der assyrischen Gefangenschaft in diese Provinz Palästinas verpflanzt wurden und sich mit anderen Völkern vermischt hatten. Diese Menschen hatten Sprache und Religion der Juden angenommen, wobei sie die Religion in recht unorthodoxer Weise praktizierten. Statt zum Tempel in Jerusalem hinaufzuziehen, hatten sie ihren eigenen auf dem Gebirge Samarias errichtet (Joh. 4,20). So entstand eine derartige Spannung zwischen den Juden und den Samaritern, daß sie nicht mehr miteinander verkehrten (Joh. 4,9). Zwischen ihnen war eine religiöse, rassistische und kulturelle Barriere. Sie haßten sich gegenseitig. Wenn bei einer Reise der kürzeste Weg von einem Punkt zum anderen durch Samaria führte, zögerten die Juden im Gegensatz zum Herrn Jesus nicht, die Reise zu verlängern, um einen Umweg zu machen. Die Samariter zahlten es ihnen, wie man sich denken kann, mit gleicher Münze heim. Als der Herr Jesus und seine Jünger in einem Dorf der Samariter anhielten, mit der Absicht, dort die Nacht zu verbringen, nahm man sie nicht auf, weil sie auf dem Wege nach Jerusalem waren! (Lk. 9,52-56). Die Jünger reagierten heftig. Es war bei dieser Gelegenheit, daß sie den HERRN fragten: "Willst du, daß wir sagen, daß Feuer vom Himmel herabfallen und sie verzehren soll...?" Wer hätte das gedacht! Sie hätten ihnen jedenfalls nicht die Hände aufgelegt, damit sie den Heiligen Geist empfangen; schon eher damit sie im Feuer schmoren, aber zu nichts anderem. Und niemals hätte sich ein Samariter von einem verabscheuten Juden die Hände auflegen lassen. Die schlimmste Beschimpfung, die man einem Juden antun konnte, war, auf die Erde zu spucken und zu sagen: "Du bist ein Samariter" (Joh. 8,48). Die Situation zwischen den beiden Parteien war aufs Äußerste gespannt. Wenn daher die Samariter in dem Moment in dem sie gläubig wurden, den Heiligen Geist in dieser Geisteshaltung empfangen hätten, dann hätte sich der furchtbare Graben, der sie von den Juden trennte, in der christlichen Gemeinde fortgesetzt. Warum? Eben weil Pfingsten ein jüdisches Ereignis gewesen war. Die Gemeinde, die an jenem Tag in Jerusalem geboren wurde, bestand aus jüdischen Gläubigen. Wenn die Samariter ihre eigene Gruppe begonnen hätten, hätten sich auch die Rivalitäten ihrer Vorfahren fortgesetzt. DAS WÄRE DIE VERNEINUNG DER TAUFE DES HEILIGEN GEISTES GEWESEN, von der geschrieben steht: "In einem Geist sind wir alle ZU EINEM LEIB getauft worden"! Jene Samariter mußten begreifen, daß das, was bei ihnen geschah, nicht ein ‘samaritisches Pfingsten’ war und daß es nur ein Pfingsten gab, eine einzige Geburt der Gemeinde. Das Pfingstfest in Jerusalem war der Anfang eines neuen Zeitalters, während die Erweckung Samarias nur der Eintritt in die Segnungen dieses Zeitalters war und nicht die Einweihung desselben. Die Episode in Samaria war nicht Geburt, sondern Wachstum der Gemeinde. Es war wichtig, daß alle in Samaria erkannten, daß es nicht zwei Gemeinden gab, sondern nur eine einzige. Indem der Heilige Geist dies bewirkte, beseitigte er die Barrieren der Bitterkeit und riß gleich am Anfang die Mauer der Trennung nieder (Eph. 2,14). Es war entscheidend, daß die Samariter verstanden, was der Herr Jesus zu der Samariterin gesagt hatte: "Das Heil ist aus den Juden" (Joh. 4,22), und daß sie ebenso die Autorität und Macht seiner Apostel, als Verwalter der Wahrheit, anerkannten. So bestand also die Zeitspanne zwischen ihrem "gläubigwerden" und dem Empfang des Heiligen Geistes nicht zufällig. Sie war beabsichtigt, weil es einerseits notwendig war, daß die Samariter ihre Abhängigkeit von der apostolischen Autorität erkannten und zum anderen, daß die Apostel (die gleichen Apostel, die beten wollten, daß Feuer des Himmels die Samariter verzehre) ihrerseits verständen, daß diese Menschen, mit denen sie nur gespannte Beziehungen hatten, in dieselbe Gemeinde eintraten, denselben Christus hatten, dasselbe Heil, denselben Zugang zu Gott, denselben Heiligen Geist - was auch die einzige Bedeutung ist, die Paulus der Taufe des Heiligen Geistes gibt: die Bildung eines einzigen Leibes (1. Kor. 12,13).' Diese Erwägungen gelten auch für das isolierte Grüppchen in Apostelgeschichte 19, das außerhalb von Christen und Heiden lebte. Die dortige Handauflegung hat einen entsprechenden Charakter wie die bei den Samaritern. Durch diese Handauflegung und durch das dar- ' Nachträglich berichten wir aus der Feder John Mac Arthurs, was hervorragende Hellenisten in Bezug auf Apostelgeschichte 8,16 sagen: "Der Heilige Geist war noch auf keinen von ihnen herabgekommen (gefallen). Das griechische Wort ‘noch nicht’ ist ‘oudepo’. Dieser Ausdruck bedeutet nicht nur, daß etwas nicht geschehen ist, sondern daß etwas, was geschehen sollte, noch nicht geschehen ist. Das würde bedeuten, daß die Samariter gerettet waren, aber daß aus einem bestimmten Grund das, was geschehen sollte (das Kommen des Heiligen Geistes), nicht stattgefunden hatte. Das mit ‘noch nicht’ übersetzte griechische Wort impliziert, daß das Kommen des Heiligen Geistes normalerweise hätte geschehen müssen. Man findet dort die beiden Komponenten eines einzigen Ereignisses." So wird die biblische Norm respektiert (Rettung und Heiliger Geist gleichzeitig). Das Zwischenspiel von Samaria sagt, im Lichte seines besonderen Kontextes besehen, nichts anderes. auffolgende Zungenreden wurden sie dazu geführt zu akzeptieren, daß sie einen einzigen Leib bildeten - nicht nur mit den Aposteln, sondern auch mit diesen Fremden, deren Sprachen sie auf wunderbare Weise sprachen. Stuart Olyott, Pastor der Baptistengemeinde in Lausanne, erklärt bildhaft, warum die Taufe des Heiligen Geistes keine zweite Erfahrung sein kann, die die erste ersetzen würde. Mit der Wiedergeburt ist es, sagt er, wie mit der physischen Geburt; wenn ein Baby auf die Welt kommt, dann kommt es vollständig auf die Welt, es fehlt ihm nichts. Diese winzigen Füße sind noch so klein, aber sie werden vielleicht die Füße eines Sportlers sein; diese kleinen Händchen werden vielleicht die einer Krankenschwester oder eines großen Chirurgen; dieses kleine Gehirn in dem kleinen, noch ganz runzligen Kopf, wird vielleicht das eines berühmten Mathematikers. Sollten wir etwa weniger vollständig sein und weniger Möglichkeiten der Entwicklung haben, wenn wir von oben geboren werden. Nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren? Sollte unser himmlischer Vater uns weniger gut gemacht haben als unsere irdischen Eltern? Das wollen einige uns glauben machen und dann kommen sie um das Baby zu sehen, und sagen uns: "Oh, ihm fehlt ja die Lunge, oder die Leber, oder eine Niere! Aber das ist nicht so schlimm, kommt zu uns, wir werden sie ihm einpflanzen!" Nein danke. Wenn Gott uns durch sein Wort und seinen Geist erneuert, dann schafft Er keine Mißgeburten. Nichts fehlt dem geistlich Neugeborenen von der siebenfachen Segnung des Geistes, und vor allem nicht die Taufe des Heiligen Geistes, durch die die Einheit der göttlichen Familie gebildet wird (1. Kor. 12,13). "Ihr seid in ihm zur Fülle gebracht", sagt Paulus (Kol. 2,10), und wir haben alle die Fülle seit unserer Wiedergeburt; aber sie wird entwickelt werden müssen durch alles, was das Wort Gottes für uns ist: Milch, Brot und Fleisch, "bis wir alle hingelangen...zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi" (Eph. 4,13). Wir haben noch nicht das Wesentliche der Lehre über das Ziel der Geistestaufe erörtert. Dieses Ziel wird uns endgültig und ohne jeden Zweifels zeigen, daß es sich nicht um eine zweite Erfahrung handeln kann. Wir werden das erklären, indem wir den gleichen Ablauf verfolgen wie bei der Wassertaufe: - angekündigt in den Evangelien, - praktiziert in der Apostelgeschichte, - erklärt in den Briefen. Das gleiche gilt für die Geistestaufe. Auch sie wird ohne Erklärung in den Evangelien angekündigt, in der Apostelgeschichte als Anfangserfahrung des Gläubigen erlebt und in den Briefen erklärt. Eigentlich muß man ‘Briefe’ in die Einzahl setzen, denn im Neuen Testament findet sich die einzige Erklärung, die uns zu dieser Taufe gegeben wird in 1. Korinther 12,13. Sie steht nur dort und nirgendwo sonst. Daher die grundlegende Bedeutung, die dieser Vers innehat, der in den Gesprächen mit meinen Pfmgstlerfreunden immer schweigend übergangen wurde. Die Herausgeber des kürzlich erschienenen, extrem pfmgstleri-schen Buches ‘Dossier sur le parier en langues’ (Materialsammlung über das Zungenreden, 1988) haben die Leistung vollbracht, drei Autoren, und nicht die geringsten (A. Thomas-Br&s, H. Horton und Donald Gee) zu vereinen, um ein Paperback mit 119 Seiten über die Taufe des Heiligen Geistes zu verfassen, ohne den einzigen Vers der Bibel, der sie erklärt: 1. Kor. 12,13 auch nur ein einziges Mal zu zitieren oder zu kommentieren! Es ist unmöglich sich vorzustellen, daß diese Fachleute der Materie diesen entscheidenden Text nicht kennen würden. Um die Dinge auf ihre Weise zu erklären, haben sie die einzige lehrmäßige Erklärung, die der Heilige Geist zu seiner Taufe gibt, bewußt unterschlagen. Das ist ebenso unglaubwürdig, als wolle man Waterloo erklären, ohne von Napoleon zu sprechen. Das nennt man: die antichristliche Kunst der Verschleierung und gesteuerten Fehlinformation auf ihrer höchsten Ebene zu kultivieren. Dieses ‘willentliche’ Vergessen betrübt uns zutiefst, weil es die exegetische Redlichkeit verletzt. Es bestätigt die Unaufrichtigkeit, die all jene erkannten, die die Bewegung verließen, weil sie merkten: "Die Bibelstellen, die dem widersprachen, was man dort lehrte, wurden systematisch ausgeklammert". Wenn man weiß, daß 1. Korinther 12,13 die Berichtigung der ganzen pfingstlerischen Unterweisung über das Thema ist, versteht man, daß sie ihm den Krieg des Schweigens erklärt haben. Auf diese Weise enthauptet, könnte 1. Korinther 12,13 wie Camille Desmoulin' am Fuße des Schafotts ausrufen: "Oh, Wahrheit2, wieviel Verbrechen begeht man in deinem Namen!" Auf Seite 49 desselben Buches mischt H. Horton auf raffinierte Weise Gegenwahrheiten und Zitate in evangelikale Worte gekleidet: "Wenn Sie sorgfältig die Briefe studieren, werden Sie notwendigerweise zu dem Schluß kommen, daß sie von Christen geschrieben wurden, die alle vom Heiligen Geist erfüllt waren..." Bis dahin kann man ihm noch folgen, aber er fährt fort: "...und die folglich andere Sprachen sprachen oder gesprochen hatten". Wo hat er das denn aufgeschnappt? Als ob die inspirierte Abfassung des Neuen Testamentes ihren Grund im Ausüben der Sprachengabe hätte! Da ist man völlig auf Abwege geraten1. Es kommt aber noch schlimmer; er stützt das, was er sagt, durch den Verweis auf 1. Korinther 12,13, wobei er sich hütet, den Wortlaut zu nennen und die Erklärung zu geben, weil sie nicht mit dem übereinstimmt, was er gerade gesagt hat. Er setzt auf die Unwahrscheinlichkeit, daß der Leser seine Lektüre unterbräche und den Verweis nachprüfte. Ist das ehrlich? Sehen wir uns das Ziel der Taufe des Heiligen Geistes näher an. Was sagt der Apostel der Nationen unter der Inspiration des 1 Berühmter Journalist der Französischen Revolution. 2 Freiheit. 1 Nach dieser Regel hätte Jesus nie einen Brief schreiben und noch weniger ihn inspirieren können, denn er hat nie in Zungen gesprochen. Er hätte auch nicht die Fülle des Geistes gekannt. Heiligen Geistes dazu? "In einem Geist sind wir alle...getauft worden...". Wozu? - Um Zugang zu den Geistesgaben zu haben? Nein! - Um eine persönliche Erbauung zu erlangen? Nein! - Um in Zungen zu reden? Nein! - Um ‘mehr’ zu haben als die anderen Gläubigen? Nein! - Um ein kraftvolleres Zeugnis zu haben? Nein! Wozu dann? Es genügt zu lesen: "...zu einem Leib..., es seien Juden oder Griechen...". Darin liegt das Wozu, das ZIEL: diesen Leib zu bilden durch das Hineinführen derer, aus denen er bestehen wird, das heißt Männer und Frauen aller Sprachen (Juden und Griechen), die durch den Heiligen Geist wiedergeboren sind. Es ist im ganzen Neuen Testament kaum eine Wahrheit einfacher ausgedrückt und leichter zu verstehen als diese. Ich habe mir alle Mühe gegeben, sie anders zu verstehen, es ist mir nicht gelungen. Was mich in all den Kommentaren, die ich zu Rate ziehen konnte, sehr überrascht hat, ist eine Auslassung, die umso erstaunlicher ist, da dieser Vers eine grundlegende Bedeutung für das Verständnis des Textes hat. Unter den siebzehn ersten Worten, die eigentlich das Wesentliche des Verses ausmachen, sind fünf, also fast ein Drittel des Textes, von den Auslegern vergessen worden: "...es seien Juden oder Griechen". Das ist so, als ob man in Johannes 3,16 einen Teil des Verses überspringen würde, wie zum Beispiel: "Denn so hat Gott die Welt geliebt, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe", indem man "...daß er seinen eingeborenen Sohn gab..." ausließe. Es fehlte dem Text eine Dimension, die seine Tragweite ungeheuer schwächte. Das tun die Kommentatoren mit 1. Korinther 12,13; ein Drittel des Satzes scheint ihnen zu entgehen. Das Ergebnis ist, daß sie über die Sprachen wie über die Geistestaufe eine wirre und unvollständige Sicht haben, weil ihnen diese fünf Worte fehlen. Das ‘es seien Juden oder Griechen’ führt uns zurück nach Jerusalem zu dem Tag, an dem Petrus das Zusammenwirken der Zungen und der Taufe, die sie gerade empfangen hatten, durch das Zitat erklärt: "Es wird ge- schehen..., daß ich von meinem Geist ausgießen werde auf...- die Juden allein!" Nein! "Auf alles Fleisch" bedeutet, auf alle Menschen jeden Umfeldes, Juden ebenso wie Griechen. Da der Begriff ‘Griechen’ alles Nichtjüdische umfaßt, führt uns das ‘es seien Juden oder Griechen’ wieder zur Vision des Petrus, die eine dem Zungenreden entsprechende Bedeutung hatte. Das ‘es seien Juden oder Griechen’ läßt uns erfassen, daß die Taufe im Heiligen Geist mehr ist als nur der Eintritt des Gläubigen in den Leib Christi, sie ist der Eintritt von Gläubigen aller Sprachen, Juden und Griechen, unter allen äußeren Bedingungen, Sklaven oder Freie. 1. Korinther 12,13 liest sich: ‘Wir sind alle, Juden und Griechen, in einem Geist getauft worden, um einen Leib zu bilden’ oder noch besser: ‘Um einen Leib zu bilden, sind wir alle, Juden und Griechen, in einem Geist getauft worden’. Das war es in erster Linie, was die Juden nicht glauben wollten: daß die Fremden, die Griechen, die Barbaren, die anderen Sprachen, mit einem Wort: die Nationen, mit ihnen eine neue Einheit bildeten: die Versammlung. So in ihren Kontext versetzt, steht dem nichts entgegen, daß man die fremden Sprachen erwähnt, wenn man von der Taufe des Heiligen Geistes spricht - sofern man weiß, was sie in Wirklichkeit ist. Denn die Geistestaufe ist der Eintritt der Sprachen allen Fleisches in jenes große Geheimnis, welches der Leib Christi ist. Das ist es, was Paulus sagt: ‘Um einen Leib zu formen, sind wir alle, MENSCHEN ALLER SPRACHEN (es seien Juden oder Griechen) in einem Geist getauft worden’. An anderer Stelle drückt er es noch ausführlicher aus: "Deshalb denkt daran, daß ihr, einst (aus den) Nationen dem Fleisch nach..., zu jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremdlinge hinsichtlich der Bündnisse der Verheißung; und ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt. Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden. Denn er ist unser Friede. Er hat aus beiden eins gemacht und die Zwischenwand der Umzäunung abgebrochen. ...die Feindschaft...beseitigt, um die zwei - Frieden stiftend - in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen und die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, durch das er die Feindschaft getötet hat. Und er kam und hat Frieden verkündigt euch, den Femen, und Frieden den Nahen. Denn durch ihn haben wir beide durch einen Geist den Zugang zum Vater. So seid ihr nun nicht mehr Fremde und Nichtbürger, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen" (Eph. 2,11-19). "Mir, dem allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, ...ans Licht zu bringen, was die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her in Gott...verborgen war..." (3,8.9). Welches Geheimnis? Hören wir die Antwort des Paulus in Epheser 3,6: "Die Nationen sollen nämlich... Miteinverleibte sein...". Und wie nennt sich das Werk des Heiligen Geistes, welches diesen aus Juden und Griechen zusammengesetzten Leib bildet? Die einzige Antwort findet sich in 1. Korinther 12,13: Die Taufe des Heiligen Geistes! "...in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen...". Das ist die Taufe des Heiligen Geistes, und ich bin ziemlich überrascht, daß ein guter Teil der evangelikalen Kommentatoren das nicht gesehen haben. Sie haben sicher die richtige Zielrichtung und treffen auch die Zielscheibe, aber nicht ins Schwarze. ln Apostelgeschichte 1,4-8 findet man eine bemerkenswerte Folge von Versen, die in ihrer logischen Verbindung die gleiche Wahrheit mit den gleichen Elementen erklärt. Es sind die letzten Worte Jesu auf dieser Erde, daher ihre Wichtigkeit, und sie beziehen sich auf die Taufe des Heiligen Geistes. Um die Ansicht des HERRN zu dem Thema zu entdecken, genügt es, den Text in der Reihenfolge zu lesen, in der er uns von Gott gegeben wurde. "Und als er mit ihnen versammelt war, befahl er ihnen, sich nicht von Jerusalem zu entfernen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten - die ihr von mir gehört habt; denn Johannes taufte mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nicht mehr vielen Tagen." Angesichts des nahen Bevorstehens und der Wichtigkeit dieses großen Ereignisses, reagieren sie als Juden. "Sie nun, als sie zusammengekommen waren, fragten ihn und sagten: Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her?" Das war ihre Vorstellung von dem Ereignis: Israel, wiederum Israel und nichts als Israel. Da diese Vorstellung die Verneinung der internationalen Ausdehnung der Geistestaufe war, schilt der Herr sie recht drastisch: "Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat." Damit zeigt er ihnen, daß die Taufe des Heiligen Geistes alles andere ist als die Wiederherstellung Israels. Im folgenden Satz sagt er ihnen, daß das eigentliche Wesen dieser Taufe in ihrer vielsprachigen Dimension besteht: "Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in JERUSALEM als auch in ganz JUDÄA und SAMARIA und BIS AN DAS ENDE DER ERDE." Schon hört man Petrus die Geistestaufe und das Zungenreden erklären: "...es wird geschehen..., daß ich von meinem Geist ausgießen werde auf alles Fleisch" = Jerusalem, Judäa, Samaria und bis ans Ende der Erde. Schon hört man Paulus lehrmäßig erklären: "In einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen" = Jerusalem, Judäa, Samaria, und bis ans Ende der Erde. Eine meisterhafte, prophetische Beschreibung, die uns unser HERR hinterlassen hat, welche die außergewöhnliche, lehrmäßige Einheit seines Wortes bestätigt. Also ist die Taufe des Heiligen Geistes, egal auf welchen Text man sich beruft, auf keinen Fall eine zweite Erfahrung; nicht nur, weil die Bibel nirgends lehrt sie zu suchen, sondern weil sie es ihrem Wesen nach nicht sein kann. Sie hat zwei Phasen, genau wie die Symbolik der Wassertaufe, die Paulus in Römer 6 erklärt: Tod und Auferstehung. Phase 1: der Sünde sterben, sichtbar gemacht durch das Untertauchen im Wasser. Phase 2: mit Christus auferstehen und in Neuheit des Le- bens wandeln, sichtbar gemacht durch das Heraussteigen aus dem Wasser. Mit der Taufe des Geistes verhält es sich ebenso: Phase 1: die Vielfalt der Sprachen und der Völker die sie sprechen (und sie voneinander trennt) wird im Heiligen Geist versenkt. Die Unterschiede und Privilegien sterben in diesem Bad der Erneuerung (Tit. 3,5); Phase 2: es geht hervor der neue Mensch, um eine andere Sprache als die der Trennung zu sprechen, nämlich die Sprache der Einheit des Leibes: "In einem Geist sind wir alle... getauft worden, es seien Juden oder Heiden, es seien Sklave oder Freie" - wozu? "...zu einem Leib"! Das ist die Taufe des Heiligen Geistes und nichts anderes als das. Dort, wo sich heute Menschen bekehren, setzt der Heilige Geist sein Werk in dergleichen Weise fort. Er beseitigt in seiner inneren, geistlichen Taufe das Problem der Sprachen (es seien Juden oder Griechen) und das Problem der Klassenunterschiede (es seien Sklaven oder Freie). Wie Elemente mit verschiedenen Eigenschaften, schmelzen sie unter der Wirkung dieses Bades der Erneuerung und vereinen zu einer neuen Verbindung, der Gemeinde. Nachdem sie aber, wie wir gesehen haben, aus all diesen Sprachen gebildet ist, wem kann Gott dann noch ein Zeichen geben? Den heutigen Juden? Sie haben ja gar nicht mehr die Möglichkeit, sich der Weltevangelisation und der Bildung der Gemeinde zu widersetzen. Diese große Angelegenheit ist in den Händen der Bekehrten aller Völker, Stämme, Nationen und Sprachen. Das Zeichen der Zungenrede, wenn sie noch existierte, gäbe niemandem mehr ein Zeichen. Da Ihr Aufhören von Anfang an angekündigt war (1. Kor. 13,8), existiert sie nur noch in Form einer Täuschung, wie in Kapitel 5 gezeigt wurde. Kapitel 10 DIE FEUERZUNGEN Dem Kapitel über die Geistestaufe muß ein anderes, kürzeres hinzugefügt werden, das der Feuertaufe, sie erklärt einen unbekannten Aspekt des Zungenredens. Die Zungen wurden nicht nur mit der Geistestaufe verbunden (in dem Sinne, wie wir es gerade untersucht haben1), sondern auch mit der Feuertaufe. Wer weiß zum Beispiel, daß man nicht zu Pfingsten in Jerusalem zum ersten Mal in Zungen redete, sondern beim Turmbau in Babel?! Die Sprachenvielfalt war ein Gericht. Der Bibelstudent kennt in der Bibel das sogenannte "Gesetz der ersten Erwähnung" nennt. Das bedeutet, daß eine biblische Wahrheit ihre grundsätzliche Bedeutung, die sie bei ihrer ersten Erwähnung hat, bis zum Ende beibehalten wird. Auf dem Wege kann sie ihren Sinn erweitern, sich entwickeln, reicher werden, aber ihre Ausgangsbedeutung wird nie aufgehoben. Ist es demnach möglich, daß das Zungenreden einen Gerichtsgedanken in sich trägt? Das behaupten jedenfalls die Verse, die sich darauf beziehen. Der von Paulus aufgegriffene Grundtext für das Zungenreden findet sich in Jesaja 28,11. Paulus zitiert ihn, geleitet vom Heiligen Geist, in freier Weise: "Ich will durch Leute mit fremder Sprache und durch Lippen Fremder zu diesem Volk reden" (1. Kor. 14,21). Das Jesaja-Zitat fährt mit einer Erläuterung fort, die bestätigt, daß im Zungenreden sehr wohl ein Gericht enthalten ist: "...damit sie hingehen und rückwärts stürzen und zerschmettert 1 Wir geben diese Erläuterung in Klammern, um jedem späteren Versuch vorzubeugen, zu entstellen, was wir über die zwischen den Zungen und der Geistestaufe bestehende Beziehung gesagt haben. Das wurde auf den Seiten 113-115 erklärt und steht völlig im Gegensatz zur pfmgstlerischen Position zu dem Thema. werden, sich verstricken lassen und gefangen werden". Diese grundlegende Unterweisung ist der gesamten Pfmgstbewegung entgangen, obwohl eigentlich immer in der Apostelgeschichte 2 gelesen hat, daß die Zungen, die auf jeden einzelnen herabkamen, von Feuer waren. Nun ist Feuer in der Schrift ohne Zweifel ein Symbol des Gerichts. Wir lesen das wieder im Propheten Jesaja, wenn er die ganze biblische Lehre über das Thema so zusammenfaßt: "Denn siehe, der HERR kommt im Feuer..., um seinen Zorn auszulassen in Glut und sein Drohen in Feuerflammen. Denn mit Feuer hält der HERR Gericht..." (Jes. 66,15-16). Selbst wenn einige seiner Wirkungen von reinigender Art sind, findet man im Feuer immer die Bedeutung des Gerichtes. Das wird durch einen oft falsch verstandenen und zitierten Text deutlich erklärt. Johannes der Täufer sagte etwas, was fünfmal im Neuen Testament aufgegriffen wird, davon viermal in den Evangelien: "Er (Jesus) wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen". Ein aufmerksames Lesen führt zu der Entdeckung, daß Johannes, Markus und Apostelgeschichte 1 es unterlassen, vom Feuer zu reden. Nur Matthäus und Lukas tun es, weil die Pharisäer, die Gegner des Evangeliums da sind und er zitiert im Textzusammenhang. Die Erwähnung des Feuers geschieht aufgrund ihrer Anwesenheit und ist auf sie gemünzt. Da im Kontext von Markus, Johannes und Apostelgeschichte 1 die Gegner abwesend sind, ist auch die Feuertaufe und das Gericht kein Thema. Johannes der Täufer gibt selbst die Auslegung: "...er wird... seinen Weizen in die Scheune sammeln (das ist die Taufe des Heiligen Geistes), die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen (das ist die Feuertaufe)". Und um jegliche Spekulation über das Thema zu verhindern, spricht er in dem betreffenden Text dreimal von diesem Feuer (Mt. 3,7-12) und bezeichnet es als ‘unauslöschliches Feuer’ (V. 12) und nicht als irgendeine Begeisterung oder Bekleidung mit Kraft. Dieser doppelte Aspekt dürfte niemanden überraschen, da das Evangelium, obwohl es die Gute Nachricht ist, den Gedanken des Gerichts in sich trägt. Wir lesen in 2. Korinther 2,15.16: "Denn wir sind...den einen ein Geruch vom Tod zum Tode, den anderen aber ein Geruch vom Leben zum Leben." Mit dem Reden in fremden Sprachen wurden zwei Personengruppen konfrontiert. Für die günstig gesinnten Juden war es die Offenbarung des großen Geheimnisses: der Eintritt von Menschen fremder Sprachen in die Gemeinde, um mit ihnen nur noch einen Leib zu bilden; aber für die anderen Juden war es die Ankündigung, wie Jesaja erläutert, eines furchtbaren Gerichtes, das aus "Stürzen", "Zerschmettert-wer-den", "Verstrickung" und "Gefangenschaft" bestehen sollte (Jes. 28,13). Wie sah also die Haltung der Juden aus, auf daß eine solche Drohung in einer solchen Segnung mit enthalten war? Paulus beschreibt diese Haltung in einer überzeugenden Klarheit: "...(die) Juden, die...uns verfolgt haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen feindlich sind, indem sie - um ihr Sünden(maß) stets voll zu machen - uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit die errettet werden; aber der ZORN ist endgültig über sie gekommen" (1. Thes. 2,14-16). Und diese furchtbare Feuertaufe begann bei der historischen Einnahme Jerusalems im Jahre 70, der Zerstörung des Tempels und der längsten und schmerzhaftesten Zerstreuung in ihrer ganzen Geschichte. Wir stellen zum Schluß dieses Abschnitts eine ganz einfache Frage: "Wo ist das Zeichen dieses Gerichtes im heutigen Zungenreden, und wo ist das Volk, an das es gerichtet ist?" Kapitel 11 DIE BRÜCKE AUF SECHS PFEILERN Bei der Sprachengabe ist es wie beim Evangelium; wenn irgendetwas unter dem Vorwand der Evangelisation gesagt wird, dann bedeutet das nicht automatisch, daß alles Gesagte auch wahr ist. Das Evangelium unterliegt wie das Zungenreden einem strengen Maßstab. Der Heilige Geist gibt eine bemerkenswerte und genaue Zusammenfassung des wahren Evangeliums, des einzigen, das rettet. In 1. Korinther 15,1-4 heißt es: "Ich tue euch aber, Brüder, das Evangelium kund, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch steht, durch das ihr auch errettet werdet, wenn ihr festhaltet, mit welcher Rede (welchem Wort) ich es euch verkündigt habe, es sei denn, daß ihr vergeblich zum Glauben gekommen seid. Denn ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen habe: daß Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften; und daß er begraben wurde und daß er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften..." Das Evangelium ist die Brücke des Heils, die den Strom des Verderbens überspannt. Sie ist auf mindestens sechs Pfeilern, nach dem Plan des göttlichen Architekten, gebaut worden. Das wahre Evangelium muß ruhen auf: 1. Dem stellvertretenden Tod Christi für unsere Sünden (V.3). 2. Der Auferstehung Christi für unsere Rechtfertigung (V.4). 3. Der Verkündigung dieser beiden Komponenten (V.l). 4. Dem Empfang der Guten Nachricht (V.l). 5. Dem Beharren im Leben und in der Lehre (V. 1 und 2). 6. Dem Heil und der Heilsgewißheit (V.2). Nur diese Brücke auf sechs Pfeilern gibt Zugang zur Heilsgewißheit. Deshalb sorgt der Heilige Geist dafür, daß wir es gut verstehen können: "...wenn ihr festhaltet, mit welcher Rede ich es euch verkündigt habe, es sei denn, daß ihr vergeblich zum Glauben gekommen seid". Anders gesagt, das Ufer des Heils kann nur erreicht werden, wenn die sechs Elemente vorhanden sind. Wenn nur ein Pfeiler fehlen würde, wäre selbst mit dem Glauben (V.2) die Heilshoffnung vergeblich. Selbst wenn es einige Teilwahrheiten enthielte, es wäre ein falsches Evangelium: - Wenn man glaubt, das Christus gestorben ist, aber seine Auferstehung beiseiteläßt, dann wird der Glaube nichtig, weil ihm ein Pfeiler fehlt und die Brücke nicht mehr tragfähig ist. - Wenn einem die beiden vorgenannten wesentlichen Aspekte bekannt sind, sie aber nicht gepredigt werden (oder nur sich selbst gepredigt, im privaten Bereich und zur persönlichen Erbauung), dann kann niemand gerettet werden; denn Gott sagt in Römer 10,14: "Wie aber werden sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie aber werden sie hören ohne einen Prediger?" - Wenn alle drei Bedingungen vereint sind, aber diejenigen, die das Heilsangebot hören, es nicht persönlich durch den Glauben empfangen, können sie nicht Kinder Gottes werden (Joh. 1,12). Ein Pfeiler fehlt und die Brücke ist unbenutzbar. - Wenn diese vier Bedingungen vorhanden wären, aber dieses Evangelium sich nicht ins tägliche Leben durch Ausharren überträgt, dann sagt die Bibel, daß man vergeblich glaubt. - Wenn es nicht gemäß der biblischen Aussage festgehalten und man von diesen Begriffen abweichen würde, dann wäre der größte Glaube der Welt vergeblich, und das rettende Ufer des Heils könnte nie erreicht werden. Ein Evangelium, das zu fünf Sechstel seines Inhalts wahr ist, wäre nicht gültiger, als wenn nur zwei oder drei davon richtig wären. Es wäre ebenso nutzlos wie die berühmte Brücke von Avignon, die mitten über der Rhone aufhört; sie hatte einst ihre volle Nützlichkeit, aber heute dient sie zu nichts anderem mehr, als besungen zu werden. Ebenso ist es mit der Sprachengabe. Sie ist wie eine Brücke auf sechs Pfeilern, die man die große "Pfingstbriicke" nennen könnte, die Juden und Nicht-Juden erlaubt hat, sich über dem Fluß der Trennung, der sie in Distanz zueinander gehalten hatte, zu treffen. Aber wenn diese Brücke der Sprachen echt sein soll, dann müssen die sechs Pfeiler vorhanden sein, und es darf nicht ein einziger fehlen. Das echte, biblische Zungenreden muß mindestens diese sechs Punkte enthalten: 1. Es muß eine wirkliche und existierende Sprache sein (1. Kor. 14,10; Apg. 2,8). 2. Sie muß sich nur an Gott richten und nie an Menschen (1. Kor. 14,2). 3. Sie ist kein Zeichen für die Gläubigen (1. Kor. 14,22). 4. Sie muß ‘diesem Volk’ ungläubiger Juden ein Zeichen bezüglich der Berufung der Heiden geben (1. Kor. 14,21). 5. Sie muß auch ‘diesem Volk’ das Feuer eines Gerichtes ankündigen (Jes. 28,11-13; 1. Kor. 14,21; Apostelgeschichte 2,3). 6. Sie muß auch mit ihrem erklärenden Gegenstück, der Auslegung, übereinstimmen. Wenn man uns heute eine Sprachengabe präsentieren würde, welche die biblische Bestätigung dieser sechs Elemente in sich trüge, dann würden auch wir sagen: "Hindert das Reden in Sprachen nicht.” Aber im zwanzigsten Jahrhundert werden sich diese sechs Bedingungen nie mehr vereint finden lassen, in keiner Bewegung oder Gemeinde auf der ganzen Erde. Was man uns heute anbietet, hat nicht im entferntesten etwas mit dem Modell der Heiligen Schrift zu tun; es ist nichts als eine sehr plumpe Fälschung desselben. Und jeder muß wissen, welcher Gefahr sich die Fälscher aussetzen. Deswegen wird ein Geldfälscher seine Blüten auch niemals bei der Münzanstalt auf Echtheit prüfen lassen. Aus dem gleichen Grund verbergen die heutigen Zungenredner ihren Zorn nicht, indem sie jeden "in den Kirchenbann" tun und der Lästerung des Heiligen Geistes anklagen, der biblische und andere Mittel liefert um ihre "Gabe" der denkbar unparteiischsten aller Prüfungen zu unterziehen. Kapitel 12 DIE ERFAHRUNGEN Bevor der Leser sich über das Thema der Erfahrungen informiert, bitten wir ihn eindringlich, die Seiten 21-23 und sie noch einmal aufmerksam zu lesen. Was die meisten Leute im Glauben an das Fortdauern und die Aktualität der Sprachengabe erhält, ist weniger die Frucht von Bibelkenntnis, als das ihrer Ansicht nach entscheidende Argument der Erfahrungen. Erinnern wir uns an die Antwort des mit der Bibel konfrontierten Pastors: "Ich kann eine Erfahrung nicht verleugnen." Das antwortete mir auch eine katholische Frau, der ich die Bibel vorstellte: "Ich komme von Lourdes zurück; was ich gesehen habe, genügt mir." Ebenso und ohne jede Rücksicht auf die Lehren der Bibel wehrten mich Pfingstlerfreunde unter Hinweis auf die ‘Offensichtlichkeiten’ energisch ab. Das war es was sie befriedigte. Man nennt das auch Subjektivismus oder Erfahrungstheologie, eine Plage unseres Jahrhunderts, die wie eine Flutwelle einen Teil des Volkes Gottes mitreißt. Ohne Zweifel ist das eine Reaktion auf einen aushöhlenden und todbringenden Rationalismus. Auf ein Christentum des Kopfes, antwortet jetzt ein mystisches Christentum, bei dem die Lehre aus der Erfahrung entspringt, aus Gefühlen, Visionen, Überschwenglichkeit, Wohlbefinden usw. D.Cormier, den ich bereits zitierte, schrieb: "Wir leben in einer Welt, in der man nicht mehr an die absolute Wahrheit glaubt, sondern an relative Wahrheiten, die der menschlichen Erfahrung untergeordnet sind. Man betont die Erfahrung mehr als die Lehre." Wir machen uns das zunutze, um die Fragen zu stellen: "Was ist eine sogenannte Theologie der Erfahrung wert, die dem Wort Gottes ins Gesicht schlägt? Wem muß man gehorchen, dem, der als Engel des Lichtes auftritt, oder Gott?" Nichts ist unzuverlässiger als der Treibsand der Erfahrungen. Was soll man von jenem Freund halten, der verärgert darüber war, daß man ihn ständig auf den Boden der Schrift zurückführte und dann ausrief: "Na und! Ich habe eine Weissagung in Zungen gehört, und sie hat sich in meinem Leben erfüllt!" Für ihn hatte der Himmel gesprochen. Können wir dessen so sicher sein? Denn der "Himmel", und das dürfen wir ganz sicher wissen, hat in der Bibel zu uns gesprochen, und dort wird diese Erfahrung bestritten. Man muß die Wahl treffen, zwischen einer Erfahrung, die sagt, daß der Himmel durch eine Zungenrede zu Menschen spricht, und der Bibel, die genau das Gegenteil erklärt. Wem muß man Recht geben? Hiob löste diesen Konflikt, als er sagte: "Ich habe meinen Willen deinem Wort gebeugt" (Hi. 23,12; wörtlich nach der französischen Übersetzung). Erfahrungen kommen überall im Leben vor, aber sie beweisen nicht viel. Tausende von Menschen sind bereit zu glauben und zu bezeugen, daß das Horoskop nicht irrt. Madame Soleil, die große, französische Hellseherin, kann manchmal außergewöhnliche Dinge sagen die auch eintreffen. Jeanne Dixon, die amerikanische Hellseherin, hatte die Ermordung des Präsidenten John F. Kennedy vorhergesagt und ein anderes Attentat auf den Präsidenten R. Reagan. Die Wände der Kapelle von Notre-Dame de la Garde in Marseille sind bedeckt von Dankestafeln, die Gebetserhörungen bescheinigen. Die in der Grotte von Lourdes aufgehängten Krücken und Prothesen verleihen der Marienlehre von der Mittlerschaft Mariä Glaubwürdigkeit. Auch das ist Erfahrung. Der Parapsychologe, der den Ort eines Hunderte von Kilometern entfernten, verlorenen Gegenstandes angibt, indem er einfach sein Pendel über einen Straßenatlas führt, oder der eine Krankheit genau diagnostiziert, ohne den Patienten abzuhorchen - auch das ist Erfahrung. Tausende von Menschen unserer Tage stürzen sich auf die magnetischen Armbänder und andere Schmuckstücke; einige bescheinigen ein ‘Plus’ in ihrem Leben, ihren Beziehungen, ihrer Gesundheit, ihren Geschäften usw. Immer mehr Menschen nehmen Zuflucht zu diesen Praktiken, weil die Wirklichkeit ihrer Erfahrungen sie daran hin- den, die biblische Sprache zu verstehen um dadurch die okkulte, dämonische Seite dieser Dinge zu sehen. Auch die Bibel berichtet von vielen solchen Erfahrungen und warnt uns vor ihnen. Denn wenn es gleich der Heilige Geist sein muß der spricht, wenn ein wenig Wahrheit zum Vorschein kommt, wie würden wir denn dann die Erfahrung in Apostelgeschichte 16 beurteilen, wo ein junges Mädchen, Trägerin einer außergewöhnlichen ‘Gabe’ der Weissagung, zwei ihr völlig unbekannten Männern folgt, und drei Tage lang lauthals ausruft, daß es Knechte Gottes seien und den Weg des Heils verkündeten? Auch das war in evange-likale Worte gekleidete Erfahrung. Aber es war ein Dämon der sprach, und Paulus trieb ihn aus. Solange jene Magd diese Wahrheiten sagen konnte, war sie im Irrtum. Erst, als sie von diesen ‘Erfahrungen’ befreit war und unfähig, sie zu wiederholen, erst dann war sie in der Wahrheit. Erfahrung! Der Pharao hatte davon so viel er wollte. Seine Zauberer verwandelten Wasser in Blut, vermehrten die Frösche und verwandelten ihre Stöcke in Schlangen. Das war echt, das konnte man anfassen, aber wer verbarg sich dahinter? Echt war auch die Erfahrung jener Frauen in Jeremia 44,16-18: "...der Königin des Himmels Rauchopfer darzubringen..., so wie wir (es) getan haben... Da hatten wir Brot in Fülle, und es ging uns gut, und wir sahen kein Unglück. Aber seitdem wir aufgehört haben, der Königin des Himmels Rauchopfer darzubringen und ihr Trankopfer zu spenden, haben wir an allem Mangel gehabt..." Was für ein Beweis für das Gesetz Gottes! Die Erfahrung gab diesen Frauen gegen die Bibel Recht! Aber was entscheidet, ob eine Sache den Gedanken Gottes entspricht? Die tatsächlich erlebte Erfahrung, oder die souveräne Autorität der Heiligen Schrift? Es wird Zeit, gewisse Erfahrungen zu entlarven, die nichts anderes sind, als Abweichungen von der Heiligen Schrift. So zum Beispiel jener junge Mann, dessen Eltern berichteten, daß wenn er von seinem Zimmer herunterkäme, nachdem er eine Weile in Zungen vor Gott gewesen sei, er ein wenig wie Mose aussehe, der vom Berge herunterkam: verklärt durch die Gegenwart Gottes. Ver- lockendes Zeugnis, das aber nicht mit der Schrift iibereinstimmt, welche an mehreren Stellen grob verletzt wird: 1. Er hatte nur sich selbst erbaut, im Gegensatz zum Ziel jeder Gabe. 2. Sein Erfahrungs-Zeichen hatte nicht ‘diesem Volk’ Zeichen gegeben. 3. Das private Ausüben der Zungenrede ist dem Neuen Testament unbekannt. 4. Es wurde von gläubigen Eltern als Zeichen der Geistlichkeit ihres Sohnes aufgefaßt. 5. Er hatte sich in nichtexistierenden Sprachen ausgedrückt. 6. Er hatte die göttliche Unterweisung über das Aufhören der Gabe überhaupt nicht beachtet. Das sind schon gewaltige Verstöße gegen biblische Lehre. Aber das Ergebnis..., so wird man uns entgegnen. Weiß man nicht, daß die orientalischen Religionen mit mystischem Charakter ebenso viel und oft mehr davon zu bieten haben? Steht nicht in Hes. 8,14 geschrieben, daß Frauen am Eingang des Tempels von Jerusalem in eine Andacht versunken waren, die sie zu Tränen rührte? Kein Zweifel, daß sie dabei eine Wohltat und eine innere Erleichterung empfanden, aber es war ein abscheulicher Götze, Tammus genannt, der sie zu dieser Ekstase gelangen ließ. Bezeugt nicht der Pater Chiniquy, daß er die erhabensten Momente in seinem Leben als Priester auf Knien in Anbetung vor der Hostie erlebte? Er wurde davon entzückt und wie verklärt. Nach seiner Bekehrung zu Jesus Christus erschien ihm diese, aus der abscheulichen Transsubstantiationslehre hervorgegangene, Vergeistigung als Götzendienst. Und dennoch, welche Erhebung, welche Überschwenglichkeit vor seinem "lieben Gott" in einem Stück Teigware, und welch ein Zeugnis von dieser Erfahrung! Ein Freund und ich setzten uns als Jungbekehrte von unserer Bibelfreizeitgruppe im Elsaß ab. Wir hatten den aufrichtigen Wunsch, das benachbarte Dorf zu evangelisieren. Wir erlebten "im Namen Jesu Christi" einen harmlosen und ruhmvollen Ausreißerstreich. Auf dem Rückweg kamen wir uns wie Helden vor und unser Gang war beschwingt, wir fühlten uns wie von Engeln getragen. Aus dieser "geistlichen" Höhe sahen wir alles mit anderen Augen. Wir fühlten uns viel "geistlicher" als unser Freizeitleiter, obwohl er ein erfahrener Mann Gottes war. In unseren Augen hatte er keine Ahnung. Unsere Seligkeit, unser Empfinden war unsere Rechtfertigung. Wir fühlten uns gut! Hatten wir es nicht empfunden und erlebt? Aber diese Überschwenglichkeit hielt nicht an, und wir brauchten nicht lange zu warten bis wir merkten wie hohl unser Empfinden war. Es war nichts als eine sehr kurzlebige, mystischemotionale Überhitzung, die bald gefolgt wurde von Melancholie und einem Gefühl des Versagens und der Frustration. Seit wann ist gefühlsmäßige Intensität, selbst wenn sie religiös ist, gleichbedeutend mit Wahrheit und Geistlichkeit? Es wird immer wahr bleiben, daß Gott Gehorsam den Opfern vorzieht (1. Sam. 15,22). Besonders heute, wo so viele psychische und mystische Erfahrungen den schlichten, gehorsamen Glauben und das Wort Gottes ersetzen, muß man mit dem Propheten ausrufen: "Hin zur Weisung und zur Offenbarung!" (Jes. 8,20). Die Bibel warnt uns vor der Versuchung, durch das Sichtbare, unter ständiger Hilfe von Wundem, Zeichen, Visionen und Erfahrungen, zu leben. Diejenigen, die sich auf diesen gefährlichen Weg begeben, werden eine leichte Beute sein für den Antichristen, der gerade mit "jeder Machttat und mit Zeichen und Wundem der Lüge und mit jedem Betrug der Ungerechtigkeit” kommt. Sein satanischer Geist ist heute schon am Werk, und sein Weg ist gut bereitet in den Herzen derer, die sich unter Berufung auf Christus in sein bevorzugtes Gebiet begeben. Was unmittelbar darauf folgt: viele geistliche Störungen! Wie viele haben mir ihre Ratlosigkeit genannt. Die Ausübung dieser ‘Gabe’ war nur Fassade, die die Wirklichkeit eines gewissermaßen totalen geistlichen und moralischen Konkurses verdeckte. Ihre Zungenrede war eine Art Ausgleich für ein Leben des Versagens. Sie blieben oberflächlich, während sie das Gegenteil zu zeigen schienen. Aber sie brauchten es, um sich selbst Zeichen zu geben und sich so in ihren eigenen Augen und den Augen anderer aufzuwerten. Diejenigen, die sich am häufigsten dieser Praxis hingaben, wurden von einer betrüblichen Labilität ergriffen, unter der sie heimlich litten, ohne zu wagen es zuzugeben, und ohne den Grund dafür zu erkennen. Sie mußten immer den Einsatz verdoppeln, um nicht vor den anderen das Gesicht zu verlieren und um sich selbst ein Gefühl der Sicherheit zu verleihen. Sie drehten sich im Kreis um ihre Erfahrungen, wie Gefangene in einem Teufelskreis. Der Treibsand der Erfahrungen - um sie mit diesem Namen zu nennen - führte sie zu einem Leben der Höhen und Tiefen und zu unvorhersehbaren Stimmungsschwankungen: bald in Freude, bald in Niedergeschlagenheit. Das Diagramm ihres Lebens war ein ständiges Auf und Ab: heute ihres Heils gewiß und morgen daran zweifelnd; ihren Pastor preisend im Monat zuvor und ihn anschwärzend im Monat darauf; die Versammlung wechselnd, wie man Hemden wechselt. Der Weg zur Befreiung ist folgender: zuerst sich vergewissern, daß man wirklich wiedergeboren ist, daß die alten Dinge vorbei sind und alle Dinge neu geworden sind durch den Glauben an den Herrn Jesus, den einzigen Retter und einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen. Dann tun, was der gute König Hiskia getan hat, der die eherne Schlange, die Mose gemacht hatte, in Stücke schlug, das heißt den Irrtum biblischer Benennung und seine Folgen vollständig bekennen unter Berufung auf das Blut Jesu Christi (1. Joh. 1,7.9). Gott, der Israel seine Entgleisung vergab, wird auch diese vergeben. Der Glaube muß dann die völlige Vergebung ergreifen und die völlige Befreiung von diesen psychischen Kräften und ihrem verunsichernden Einfluß. Zu den Füßen Jesu findet die fahrige Legion, der Mann mit den unartikulierten Schreien, der Achterbahn-Abonnent (Mk. 5,5), der sich am Ende immer im Tal wiederfand, Frieden, gesunden Verstand und die Fähigkeit, denen, die ihn sehen und hören, endlich ein einheitliches Zeugnis zu bieten. Möge der Heilige Geist, der in alle Wahrheit leitet und der von aller Entfremdung befreit, auch die befreien, die noch gefangen gehalten werden von der sehr verlockenden, aber sehr gefährlichen Theologie der Erfahrung. Ray H. Hugues, Superintendent der pfingstlerisehen Gemeinde Gottes in Cleveland, schrieb: "Jede Erfahrung, die nicht in den Rahmen der Schrift paßt, muß als falsch gebrandmarkt werden, so beeindruckend sie auch sein mag." Wenn ein solcher Mann so gute Dinge sagen und gleichzeitig in seinem Leben und in seiner Bewegung "beeindruckende Erfahrungen" gelten lassen kann, und nicht erkennt, daß sie nicht in den Rahmen der Schrift passen, dann zeigt das offensichtlich: - entweder, daß er nur eine verstümmelte Schriftkenntnis hat, auf die er sich beruft, - oder, daß er von teilweiser Blindheit geschlagen ist, - oder, daß zutrifft, was ein Ex-Pfingstler einmal gestand: "Wir waren nur biblisch, wenn es uns paßte. Wenn wir auf eine störende Wahrheit hingewiesen wurden, war unser unveränderliches Verhalten immer so zu tun, als ob sie nicht existierte." Kapitel 13 DER URSPRUNG DES HEUTIGEN ZUNGENREDENS Die Zungenrede, so wie sie uns im Neuen Testament gezeigt wird und mit den Korrekturen an die Korinther durch Paulus im Einklang steht, war eine Geistesgabe und hatte einen wunderbaren und unfehlbaren Charakter. Den Anfang des heutigen Zungenredens können wir ungefähr an den Anfang dieses Jahrhunderts datieren. Wir meinen ausführlich genug bewiesen zu haben, daß das heutige Zungenreden nicht den gleichen, himmlischen Ursprung hat, wie in der apostolischen Zeit. Es handelt sich lediglich um eine schlechte Nachahmung, die vom Original sehr weit entfernt ist. Und wer von Nachahmung spricht, könnte auch Betrug sagen und auf die geistliche Vaterschaft dessen hinweisen, der von Anfang an ein Betrüger war. Ja, die Bibel nennt ihn sogar den Vater der Lüge. Trotz der allgemeinen Zuordnung in den Bereich der Finsternis wollen wir aber bemerken, daß es Abstufungen von Verantwortung und Schuld gibt. Es stimmt, jede Lüge kommt vom Teufel, aber es sind nicht alle die gelogen haben zwangsläufig teuflisch. 1. Es ist gut sich daran zu erinnern, daß eine große Anzahl pfingstlerischer Christen und sogar einige ihrer Pastoren nie in Zungen gesprochen haben. Sie gleichen Christen anderer evan-gelikaler Kreise und fallen nicht in die oben angeführte Gruppe. In diesem Fall kann man natürlich überhaupt nicht von satanischem Einfluß sprechen. 2. In vielen anderen Fällen hat der Interessierte, der vielleicht von der besonderen Atmosphäre und Lehre dieser Kreise angezogen wurde, einige zusammenhanglose Worte gestammelt, was sogleich mit dem Etikett der Geistestaufe versehen wurde, ohne daß sich diese Sache in seinem Leben je wiederholt hätte. Die Fälschung ist hier so schwach und gelegentlich, daß man ihr nicht die Absicht des Betrugs zuschreiben kann. Wenn der Geist Gottes hier nicht im Spiel ist, dann ist es der andere kaum mehr. 3. Es gibt dann die Fälle derer, die zum Irrtum verführt worden sind, die sich getäuscht, aber es dann erkannt haben. Ihrer vergangenen Erfahrung lag ebensowenig ein boshafter Geist wie der Heilige Geist zugrunde. Wir hatten für eine gewisse Zeit einen Jugendlichen mit Problemen bei uns aufgenommen. Er ging in eine Jugendgruppe der Pfingstbewegung. Ohne daß er mit der Notwendigkeit von Bekehrung und Wiedergeburt konfrontiert wurde, drängte man ihn vom Geist getauft zu werden, um zu den Gaben Zugang zu erhalten, und er erreichte es mühelos. Diesem ‘Sieg’ folgten, unvermeidbarer Weise, eine Niederlage nach der anderen, und er sank immer tiefer in Sünde. Da er ja in Zungen sprach, ohne Buße und Bekehrung zu kennen, kam es gar nicht in Frage ihm den Weg dorthin zu weisen. Als Ausweg aus seinem ständigen Fallen riet man ihm, so oft wie möglich in Zungen zu beten. Er steigerte den Eifer im Artikulieren unartikulierter Silben und das moralische Ergebnis war fatal. Der Heilige Geist hatte nichts damit zu tun, und, abgesehen von seinen schlechten Ratgebern, der Teufel auch nicht viel mehr. Es war nichts anderes als eine Leerlaufrolle, die sich um sich selbst dreht. Sie hielt von alleine an, als der junge Mann die Gruppe verließ, die sie zum Drehen gebracht hatte. Diese Sache versank in Vergessenheit und er in der Kriminalität. Vor der Veröffentlichung des Buches erfahren wir aus erster Hand, daß vor einigen Wochen ein frommer, aber unbekehrter Mann, Kirchenvorsteher in seiner reformierten Kirche, der seine Kindertaufe als unzureichend beurteilte, sich an eine Pfmgstgemeinde wandte, um als Erwachsener und durch Untertauchen getauft zu werden. Dies geschah dann, ohne daß man nachforschte, ob er überhaupt wiedergeboren sei. Man sprach zu ihm von einer anderen Taufe, der sogenannten Geistestaufe, und stellte ihm die Weichen, sie zu suchen. Da ihr Zeichen die Zungenrede sein sollte, trat er in diese Erfahrung ein, die aber von keinerlei geistlichem Wachstum begleitet wurde. Sein christliches Leben setzte sich in der Mittelmäßigkeit fort. Eine gläubige Verwandte lieh ihm Kassetten mit Botschaften über Erweckungen im Alten Testament, die ich kurz zuvor aufgenommen hatte. Er hörte sie beim Autofahren. Da geschah es, daß er vom Wort Gottes ergriffen wurde und ohne es länger aushalten zu können, hielt er am Rande der Autobahn an, und bekehrte sich, innerlich zutiefst bewegt, zu Jesus Christus! Das war der Zeitpunkt, wo er von neuem geboren wurde und von wo aus sein Leben begann sich radikal zu verwandeln. Das zeigt, daß der Heilige Geist, in diesen, wie in anderen Fällen, nichts mit jener Art von Zungenrede zu tun hat und der andere Geist, wenn überhaupt, nur sehr wenig. Das zeigt uns, daß die heutige Zungenrede ohne Zutun des Heiligen Geist geschieht und daß letztendlich diese Pseudo-Zungenrede, ausgelegt durch denselben Geist, eine angeblich ‘echte’, hundertprozentig evangelikale Botschaft gibt, wie wir im Kapitel 6 gesehen haben, wo die Täuschung mit der Auslegung beleuchtet haben. Hier das Zeugnis eines jungen, eifrigen Katholiken, der die Wahrheit entdeckte, als er die Predigt des einfachen Evangeliums der Gnade hörte. Er bekehrte sich zu dieser Wahrheit, welcher er sich ganz hingab. Wie Saulus von Tarsus, der nach dem Gesetz untadelig war, wurde auch er untadelig gemäß der Lehre seiner Gemeinde, die ihn zu ihrem jungen Ältesten machte. Er war bei weitem der aktivste. Sein Organisationstalent machte ihn zum Vorkämpfer eines Evangelisationsprogramms. Er heiratete ein junges Mädchen aus der Gemeinde. Nach außen hin lief alles gut, in der Versammlung ebenso wie in der Ehe. Aber geistlich, mit ihrem HERRN, in ihrer Hingabe, war trotz all ihrer Anstrengung ‘die Atmosphäre ge- spannt’, wie man sagt. In der Zwischenzeit sagten ihm neue Gemeindeglieder, die aus irgendwelchen Gründen die Pfingst-bewegung verlassen hatten, ohne diese grundsätzlich zu verneinen, daß alles in Ordnung käme und er mit Kraft bekleidet würde, wenn er nur im Geist getauft wäre. Ohne sich die Mühe zu machen nachzuprüfen, was die Bibel dazu sagt, suchte er diese sogenannte zweite Erfahrung, dessen Zeichen die Zungenrede sein sollte. Und er sprach in Zungen, aber die versprochene Kraft kam nicht. Einige Zeit später entdeckte dieser untadelige Mann, der nun ‘im Geist getauft’ war und es durch das ‘offenkundige’ Zeichen der Sprachengabe bewies, warum es in seinem Leben als Christ so nicht klappte. Durch Kontakt mit Christen, die diese zweite Erfahrung mit Nachdruck ablehnen, bekehrte er sich zu Jesus Christus! Was die Geistestaufe ihm nicht gegeben hatte, (auch nicht die Zustimmung zu einer richtigen Lehre) brachte ihm die Bekehrung zu Jesus Christus. Und das zur großen Verzweiflung derer, die nicht mehr verstanden, wie er durch den Heiligen Geist in Zungen hatte reden können, ohne ihn empfangen zu haben. Sie hätten sich besser selbst gefragt, ob das nicht bei ihnen auch der Fall war. Hatte ein anderer Geist als der Geist Gottes etwas mit der Fruchtlosigkeit dieser außerbiblischen Erfahrung zu tun? Wir wagen nicht zu behaupten, daß einige unzusammenhängende Sätze, verkehrt in ihrem Wesen, aber ohne Substanz, aus diesem ehrlichen Mann einen bewußten Fälscher göttlicher Dinge gemacht haben. Dies umso weniger, als er es sehr bald seinen Irrtum erkannt und bekannt hat. Nein, in diesem Kapitel und an diesem Punkt unserer Analyse angelangt, wollen wir nicht dem Teufel einen Platz geben, der ihm nicht zusteht; das hieße, ihm zuviel Ehre zu geben. 4. Beunruhigend hingegen wird es, wenn das Gelegentliche zwanghaft wird, wenn die Kunst, irgendetwas Zusammenhangloses zu plappern, kultiviert und diese dem Wirken des Heiligen Geistes zugeschrieben wird. Da dreht das Leerlaufrad nicht mehr frei um seine Achse, sondern beginnt, die Achse mitzureißen; der Mechanismus der ständigen Lüge setzt es in Bewegung, und es ist kaum mehr aufzuhalten. Wer der Mogelei erlaubt, sich in seinem Leben einzunisten, macht sich am Ende eins mit der Lüge. Das behauptet der Geist der Wahrheit mit Nachdruck: "...daß sie die Liebe der Wahrheit...nicht angenommen haben...deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft (Wirksamkeit) des Irrwahns, daß sie der Lüge glauben" (2. Thes. 2,10-11). Jetzt, indem sie daran glauben, ist die Lüge für sie zur Wahrheit geworden. Einmal soweit gekommen, können sie sich nicht mehr aus der Affäre ziehen, weil der Feind auf dem Plan ist und sie ihn so behandeln, als sei er der Herr. Das harmlose Übel ist zu einem bösartigen geworden. Diese Worte mögen hart scheinen, aber ist das nicht das Urteil, das die evangelikale und konservative Pfingstbewegung in den 70er Jahren noch über die Sprachengabe, die die katholischen Charismatiker ausübten, verlauten ließ? Erinnern wir uns an die Worte: "Diese Bewegung ist die Kreuzung zwischen der protestantischen Pfingstbewegung und dem katholischen Götzendienst... ES IST EINE TÄUSCHUNG DES TEUFELS, der das Kommen des Antichristen vorbereitet." Und was war in ihren Augen eine Täuschung des Teufels? Die Taufe im Geist und sein sichtbares Zeichen, die Sprachengabe bei denen, mit denen sie (wir nähern uns der Sache) jetzt befreundet sind. Nun, diese zweite, falsche Erfahrung haben die Charismatiker von ihnen selbst empfangen. Und welche unterschiedliche Form sie auch bei dem einen und dem anderen annimmt, es ist die gleiche Erfahrung, die gegen die Schrift verstößt. Wird nicht der okkulte Ursprung dieser Erfahrung enthüllt, wenn Pfmgstpastoren merken, daß Spiritisten einige ihrer Versammlungen aufsuchen, während sie Zusammenkünfte anderer Kreise fliehen? Sie finden dort eine Atmosphäre vor, die ihnen zusagt. Ich habe persönlich den Vorsitzenden des französischen Spiritismus sagen hören: "Bei uns spricht man auch in Zungen wie bei den Pfingstlem, aber mit dem Vorteil ihnen gegenüber, daß es bei uns verständliche Sprachen sind." Darüber sollten sich einem die Haare auf dem Kopf sträuben. Bei der Durchreise des Dalai-Lama durch Frankreich vor kurzem berichtete die Presse ein besonderes Ereignis seiner frühen Kindheit. Obwohl er in einer Provinz lebte, die von Lhassa weit entfernt war, sprach er den Dialekt der Hauptstadt, ohne ihn je gelernt zu haben. Dieses Zungenreden war nachprüfbar, und niemand kann seine Echtheit in Frage stellen. Aber durch welchen Geist spricht der Dalai-Lama in Zungen? Die klassischen Pfmgstler sagten, es sei derselbe, der die Charismatiker in Zungen reden läßt. Aber ihr eigener ist von gleicher Art, da es nicht mehr der Geist der Apostel ist; die Schlußfolgerung ist sehr leicht zu ziehen. 5. Berichte über Zungen, die sich als teuflisch entlarvten, als sie durch einen der anwesenden Zuhörer richtig verstanden wurden, habe ich immer mit viel Skepsis gelesen und gehört. Der Arzt Gaebelein versichert, ein Missionar habe ein Zungenreden gehört, dessen Sätze, in einem ihm bekannten chinesischen Dialekt gesprochen, zu widerlich und unanständig waren, um wiederholt zu werden, ln einem anderen Fall habe der Zungenredner auf die entsetzlichste Weise den Namen des Herrn Jesus gelästert. Nur zögernd schenkte ich diesen Zeugnissen Glauben. Ich habe das Prinzip, auf ein "man sagt" nichts zu geben, egal von welcher Seite es auch kommt, und mir niemals durch bloßes Hören-Sagen eine Meinung zu bilden. Aber wenn ein Christ vom Format eines Ralph Shallis seine persönliche Erfahrung auf diesem Gebiet mitteilt, ist man doch gezwungen, die Ohren zu spitzen. Auf den Seiten 281 und 282 seines Buches "Le don de parier diverses langu-es" (Die Gabe in verschiedenen Sprachen zu reden) sagt er Folgendes: "Ich werde mich mein Leben lang an die private Gebetsversammlung erinnern, an der ich teilnehmen konnte. Die Anwesenden ließen sich ohne Zurückhaltung zu Über- treibungen verleiten, die mich zutiefst schockierten. Plötzlich begann einer von ihnen - übrigens derjenige, der mir der geistlichste Mann von allen zu sein schien (oder vielleicht der am wenigsten fleischliche?) - seltsam in einer unbekannten Sprache zu singen. Er ließ nur einen einzigen Satz verlauten, von dem ich sehr gut die ersten beiden Worte behalten habe: MAHA DEVI. Dieser Mann legte dann diesen Satz folgendermaßen auf Französisch aus: "Ich bin der allmächtige Gott: vertraue auf mich." Immer mit dergleichen, eigenartigen Melodie wiederholte er den Satz SECHS MAL in identischer Weise, und SECHS MAL übersetzte er ihn mit genau den -gleichen Worten. Dadurch prägte es sich in mein Gedächtnis ein. Für die anderen Personen, die an diesem Treffen teil-nahmen, "war es Gott, der zu ihnen gesprochen hatte"; sie gaben dieser ‘Zunge’ Beifall mit Amen- und Halleluja-Rufen... Aber für mich war es etwas anderes; ich erkannte endlich die Stimme des Geistes, dem ich gegenüberstand: es war die des Feindes. Die wirkliche Bedeutung dieser beiden sechsmal wiederholten Worte war der Beweis dafür, denn MAHA DEVI bedeutet: die große Göttin. Das ist die Bezeichnung (unter anderen) der Frau des Civa, die dritte Person der hinduisti-schen Triade, der Gott der Zerstörung. Die Gottheit MAHA DEVI wird überall in Indien in verschiedener Gestalt angebetet, darunter diejenige der Göttinnen KALI und DOURGA. Dourga ist eine grauenhafte Zerstörergottheit. Kali bedeutet: schwarz; sie wird dargestellt mit einer Halskette aus Totenköpfen und mit Leichenhänden; sie hält einen enthaupteten Kopf in ihrer Hand; sie ist mit Blut bedeckt und streckt die Zunge heraus als Zeichen des Spottes gegen ihren Mann Civa, den sie manchmal mit Füßen tritt. Sie wird mit unreinen Riten angebetet, von denen allein die kultische Prostitution unzählige Kinder in ein Leben der Erniedrigung und des Leidens gezogen hat. Und siehe da, dieser Mann, der sich Christ nennt, identifizierte diese heidnische Gottheit mit dem allmächtigen Gott, ohne die Bedeutung seines ‘Zungenredens’ zu verstehen, und befahl uns, ihr zu vertrauen...; und die, die ihn umgaben, glaubten gerne, daß es der Heilige Geist des Vaters unseres Herrn Jesus Christus war, der ihn inspirierte! All das geschah bei einem Treffen, daß sich christlich und biblisch nannte!" Gott hat Dr. Rebecca Brown gebraucht, um eine der größten Hexen der Vereinigten Staaten zu Jesus Christus zu führen. In ihrem Buch TI est venu liberer les captifs’ (Er ist gekommen die Gefangenen freizusetzen) gibt sie das Zeugnis der ehemalige Hexe wieder, die sich auf Befehl Satans in christliche Gemeinschaften einschlich, um sie zu zerstören. Auf Seite 257 sagt sie besonders: "Es ist üblich in den charismatischen Gemeinden, daß viele Leute in Gottesdiensten oder Gebetsversammlungen zusammen in Zungen reden und beten, ohne daß dieses Zungenreden ausgelegt wird. Die Satanisten ziehen große Vorteile aus dieser Praxis. Als ich im Dienst Satans stand, sprach ich regelmäßig in allen Gottesdiensten und Gebetsversammlungen in Zungen. Und die anderen Satanisten, mit denen ich zusammenarbeitete, machten es ebensooft. Niemand legte aus. Wir verfluchten die Gemeinde, den Pastor, die Christen und Gott! Und niemand ahnte etwas..."' Was diese lieben Schwestern noch nicht zu wissen scheinen, ist, daß die ‘Auslegungen’, wie wir im Kapitel 6 erwähnt haben, ebenso falsch sind wie die ‘Zungen’, da sie die Täuschung der Täuschung sind. Daraus entsteht eine doppelte Tarnung, die die Spur verwischt. Das offenbart die oben berichtete Erfahrung von R. Shallis ebenso wie die folgende. Im Kapitel 6 sprach ich von der Gelegenheit, bei der ich in einem Reden in unverständlicher Sprache plötzlich dreimal wiederholt den 1 Da einige Werke von ungleichem Wert sind, empfehlen die daraus entnommenen Zitate nicht automatisch ihre Autoren und deren gesamte Schriften. Ausdruck ‘Spiriti Santi’ hörte, ohne daß die Entsprechung dazu in der darauffolgenden Auslegung aufgenommen wurde. Hinter diesem ersten Beweis der Täuschung verbirgt sich noch Schlimmeres. Da ich die ‘bella lingua’ ein wenig kannte, wußte ich, daß der Heilige Geist auf Italienisch To Spirito Santo’ heißt und daß die Mehrzahl der Worte auf o auf i endet. Daß heißt, daß abgesehen von dem Betrug auf der Ebene der Auslegung dieser Mann den Heiligen Geist heidnisch machte, indem er ihn in die Mehrzahl setzte! WER hat in diesem Moment die Zunge dieses ‘Bruders’ benutzt, um ihn dazu zu bringen, die schlimmstmögliche Lästerung gegen die göttliche und einzigartige Person des Heiligen Geistes auszusprechen? Und die ganze Versammlung nahm durch ein bebendes ‘Amen’ an dieser Beleidigung gegen die Gottheit teil! Das geschah in einem ‘christlich’ genannten Gottesdienst der konservativen und gemäßigten Pfingstbewegung. Ist das teuflisch? Es ist auf jeden Fall das, was sie selbst vor kurzem noch behaupteten bezüglich der Schriftentgleisungen ihrer charismatischen Brüder, denen sie diese ‘Gabe’ übertragen haben, und die sie infolge der gleichen ‘Geistestaufe’ ausüben. Wir wagten es nicht, ihnen zu widersprechen. Wir können ihnen nur voll beipflichten und der Analyse Recht geben, die zu der furchtbaren Schlußfolgerung führt, daß die ganze Sache äußerst verdächtig ist. ABER NUR BEI DENEN AUF DER ANDEREN SEITE! Hier einige zusätzliche Beweise dafür. In seinem Buch über das Testen der Sprachengabe schreibt Dr. G. MacGraw: "...nach einigen Augenblicken des Gebets schlagen wir der ratsuchenden Person vor, in Zungen zu reden. Dann richtet der Leiter der Gruppe seine Fragen nicht an diese Person, sondern an den Geist, der das Zungenreden inspiriert... Die meisten hatten die Sprachengabe während ihrer persönlichen Andacht ausgeübt. Viele zweifelten an der Echtheit dieser Gabe, aber es waren auch viele sicher, daß der Test, dem sie sich unterzogen, den göttlichen Ursprung der Gabe bestätigen würde. Die schockierende Tatsache ist, daß mehr als 90 Prozent den dämonischen Ursprung ihrer Sprachengabe zugeben mußten. Es gibt sehr wohl Pßngstler und Charismatiker, die anerkennen, daß dämonische Zungen existieren. Währenddessen sind sie sicher, daß die Gabe, die sie empfangen haben, echt ist. Ein junges Mädchen bat, seine Gabe zu prüfen, da es negative Einflüsse in seinem Leben empfand...; es war sicher, daß seine Gabe göttlichen Ursprungs war, weil eine Frau aus seiner Gemeinde ihm versichert hatte, daß bei ihr selbst das Zungenreden vom Heiligen Geist kam. Als wir uns versammelten mit dem Ziel, für die Befreiung dieser Schwester zu beten, sagte der Geist uns, daß er den Herrn Jesus Christus hasse. Als er befragt wurde, gab der Dämon zu, daß er der Ursprungsgeist dieser Sprachengabe sei... Es ist vorgekommen, daß Missionare im Urlaub Zungenreden gotteslästerlicher Art in der Sprache ihres Missionsfeldes hörten... Jemand bat um eine Unterredung. Es war eine bemerkenswerte Christin, begabt, ausgeglichen, auf die man sich verlassen konnte, eine Seelengewinnerin... Ich konnte mir unmöglich vorstellen, daß diese feine Christin hinsichtlich der Zungen von einem Dämon benutzt werden könnte...; bald äußerte sich ein Zungenreden, daß Bitterkeit und Haß gegenüber Christus, gegenüber ihr selbst und gegenüber uns ausdrückte. Es war nicht zu leugnen, daß sie eine dämonische Sprachengabe hatte. Andere...sind tief aufrichtig und geistlich. Ihr Leben zeugt von wirklicher Bekehrung, von Hunger nach geistlichem Wachstum..., aber die Prüfung der Geister führt zu der Schlußfolgerung, daß Massen von Enthusiasten, die glauben, eine wahre Sprachengabe zu haben, sich täuschen." Es ist indessen nicht zu schließen, daß MacGraw, wenn er zehn Prozent Unsicherheit läßt, sagen will, daß einer von zehn Zun-genrednem die Chance hätte, die echte Gabe zu haben. Die verbleibenden zehn Prozent fallen in die Kategorie "Leerlauf eines unverständlichen Geplappers, das, wie wir am Anfang dieses Kapitels gesehen haben, weder mit dem Heiligen Geist, noch mit Beelzebub etwas zu tun hat. Ralph Shallis, Freund von George Burch, zitiert diesen in seinem Buch ‘Le don de parier diverses langues’(Die Gabe in verschiedenen Sprachen zu reden). G. Burch hat die Sprachengabe von 147 Personen geprüft. Er hat darunter drei zweifelhafte Fälle gefunden, während die 144 anderen alles Fälle dämonischer Aktivitäten waren. Jeder bedingungslose Anhänger der Zungenrede kann nach seinem Belieben diese furchtbaren Evidenzen ausscheiden, indem er sie abstreitet, wie einige die Existenz der Gaskammern im Naziregime abstreiten. Aber eine lügenhafte Praxis durch weitere Lügen zu verbergen, heißt das nicht, den Einsatz von Unaufrichtigkeit zu verdoppeln? In der Stadt H., wo ich eine Evangelisation durchführte, wurde die von G. Burch erprobte Prüfung der Geister dem Pfmgstpastor des Ortes berichtet. Er erkannte die Sache an, aber fügte auch hinzu: "Das stimmt, aber der Pastor der Pfingstgemeinde der Stadt von G. Burch ist zu ihm gegangen und hat ihn gebeten, seine Sprachengabe dem gleichen Test zu unterziehen. G. Burch hat ihm geantwortet, daß er ihn gut kenne und daß es in seinem Fall unnütz sei, seine Gabe zu prüfen, weil er sie für echt halte." Ich hatte die innere Überzeugung, daß dieser Mann log. Ich habe mich sofort, durch die Vermittlung seines Freundes Ralph Shallis, mit George Burch in Verbindung gesetzt um ihn zu fragen, ob diese Sache wahr sei. Die Antwort, die ich erhielt, war durchweg negativ: G. Burch wußte überhaupt nichts von diesem Ereignis. So verteidigte jener Hirte, der ein Vorbild der Herde hätte sein sollen, die Unsicherheit seiner Lehre durch eine moralische Gaunerei. Er ging geschickt vor, um glauben zu machen, daß, wenn die 147 untersuchten Fälle satanischen Ursprungs seien, der 148. es nicht sei! Mit dieser schlechten Dialektik können alle Zungenredner der Welt glauben, daß sie der 148. Fall seien. Gegen wen log dieser ‘Pastor’, indem er absichtlich eine Lüge über eine erfundene Unterredung ausheckte? Man findet die Antwort in Apostelgeschichte 5,1-11, wo Ananias und Saphira im Glauben, nur Petrus zu belügen, auf der Stelle tot umfielen, weil sie in Wirklichkeit "den Heiligen Geist belogen" haben. Wenn also die bewußte Rede dieses Mannes eines solchen moralischen Betrugs fähig war, zu welchem Verrat muß er sich dann in seinem unkontrollierten Zungenreden haben treiben lassen? Was kam aus dem Mund jener drei abgebrühten Individuen, die in einem Fernsehprogramm Millionen von Fernsehzuschauern das irrige Bild eines Dreiergesprächs in unbekannten Sprachen boten, indem sie die Betrügerei soweit trieben, daß sie so taten, als ob sie sich gegenseitig verstünden - und das im Namen des Heiligen Geistes? Niemals in der ganzen Geschichte der evangelikalen Gemeinde ist die Sache Gottes so öffentlich und in so schamloser Weise verhöhnt worden wie an jenem Abend. Man meint, Judas in seinem Brief zu hören, der, nachdem er die in Christus Geliebten ermahnt hat, für den ein für allemal den Heiligen überlieferten Glauben (die Lehre) zu kämpfen (V. 3), mit Entrüstung fortfährt: "...gewisse Menschen haben sich heimlich eingeschlichen, die längst zu diesem Gericht vorher aufgezeichnet sind,..., welche die Gnade Gottes in Ausschweifung verkehren..., als Träumende...; alles, was sie aber von Natur aus...verstehen, darin verderben sie sich. Wehe ihnen! ...irdisch gesinnte (Menschen), die den Geist nicht haben." Dieser furchtbare Urteilsspruch kommt nicht von uns, sondern vom Geist der Wahrheit, den der religiöse Betrug mehr beleidigt als jeden anderen. Kapitel 14 DER ZUSAMMENHANG VON URSACHE UND WIRKUNG (Anfang) Wir sind uns dessen bewußt, daß wir nun den unangenehmsten Teil des Themas berühren, denn nun ist es an der Zeit Namen zu nennen, das allgemeine Reden zu beenden, konfessionelle Zugehörigkeiten zu erläutern und moralische und lehrmäßige Situationen von größter Wichtigkeit zu besprechen. Paul Rane bringt in seinem kürzlich erschienenen und hervorragenden Buch mit dem Titel: ‘Et si ce n’ötait pas vrai?’ (Und wenn dies nicht wahr gewesen ist?) eine Einschätzung der Lehre von Jean-Michel Cravanzola, extrem pfingstlerischer Evangelist, Autor des Buches ‘Et si c’etait vrai?’ (Und wenn dies wahr gewesen ist?), auf das er näher eingeht. Er erörtert dort die Geschichte der Persönlichkeit, die Methoden - und die Übertreibungen dieses Franzosen. Dieser Mann war ein in der Schweiz seßhafter Gauner von Format, aufgrund von Veruntreuungen religiösen Charakters verurteilt und des Landes verwiesen, der die Titelseiten der großen Tageszeitungen der französisch sprechenden Schweiz füllte. Paul Rane stellt die Frage: Muß man die Schandflecken der Gemeinde bekanntmachen? Er antwortet darauf mit der Wiedergabe eines Briefes des schweizerischen Evangelisten FGix Neff (1797-1829, den man den "Apostel von Hautes-Alpes" nannte. Eigentlich ist dieser Brief etwas lang, aber da seine prinzipiellen Aussagen auch heute noch aktuell und klar sind, möchte ich ihn ganz zitieren: "Einige Christen, übrigens sehr ehrenwerte, fürchten sich vor jeder Art der Öffentlichkeit, wenn es um die Schandflecken der Gemeinde geht, und sie scheinen sogar eher bereit zu sein, den zu verurteilen, der sie ans Licht bringt, als denjenigen, der sie tut. Sicher wäre es unbarmherzig, ohne Notwendigkeit einer ungläubi- gen oder gleichgültigen Welt die Irrtümer oder Sünden zu offenbaren, die manchmal das Innere der Gemeinde Jesu Christi aufwühlen. Wäre der christlicher, der sich nur um dieser Welt willen durch die Übel des Volkes Gottes betrüben ließe und der mehr Sorgfalt aufbringt sie zu vertuschen, als sie zu heilen? Was denn! Solange der Becher in den Augen der Menschen sauber scheint, kümmert man sich wenig um die Verunreinigungen, mit denen er gefüllt ist! Es genügte, mit einem Schafsfell bekleidet zu sein, um ungestraft die Herde des Herrn zu verwüsten! Und wenn jemand Alarm schlagen und "Vorsicht, Wolf!" rufen wollte, würde man ihm auferlegen zu schweigen, und nähme ihn möglicherweise selbst unter Beschuß, während der wirkliche Feind seine Plünderung frei fortsetzte! Könnte man das Weisheit, oder Nächstenliebe nennen, oder gar Gerechtigkeit? Ist es übrigens wirklich sicher, daß die Welt von den Übeln, unter denen wir stöhnen, nichts weiß und sie erst dann wahrnimmt und sich darüber entrüstet, wenn die Gemeinde selbst auf sie hingewiesen hat?...Wenn ein irregeleiteter Christ in seiner Blindheit gefährliche, falsche Prinzipien veröffentlicht, wenn er ehrgeizige Ansprüche zur Schau trägt und laut verkündet, wenn er auf diese Weise öffentlich sündigt, wäre er dann ein geringerer Anstoß als derjenige, der, auf die Ehre seines Gottes bedacht, im Namen des Evangeliums gegen solche Mißbräuche protestiert und lediglich erklärt, daß das nicht die Lehre ist, die wir bekennen? Meine Brüder, wenn unter uns einige sind, die über Personen und Dinge nach diesen laschen Prinzipien geurteilt haben, mögen sie ihre Herzen vor Gott prüfen und sich fragen, ob das ein gerader Wandel nach dem Evangelium ist! Heißt das nicht eher, das Recht zu verderben und das Böse zu dulden? Viel mehr noch, es bedeutet, das Böse zu fördern, es in Schutz zu nehmen und letztlich dafür verantwortlich zu sein. Andere meinen, daß, wenn es nötig ist die Irrtümer und Mißstände anzugreifen, man wenigstens die Personen ganz beiseite lassen muß. Ohne Zweifel, wenn das möglich ist ohne das Ziel zu verfehlen! Aber die Dinge sind selten von den Personen getrennt; oft wird diese Unterscheidung unmöglich und die Bibel macht sie bei weitem nicht immer. Wenn ein Land von einer Seuche bedroht wird, reicht es nicht, eine korrekte Abhandlung über die Krankheit zu veröffentlichen um das Fortschreiten zu verhindern; man muß, soweit man kann, auch die davon befallenen Orte angeben. Ich habe nie jene Nächstenliebe verstanden, die um eines Teiles willen alles andere opfert und das öffentliche Wohl im Interesse eines einzelnen aufs Spiel setzt. Es wäre zum Beispiel eine eigenartige Nächstenliebe, die Gesundheit und das Leben aller Einwohner einer Stadt zu gefährden, um nicht dem Apotheker zu schaden, dessen Medikamente verdorben sind, oder wenn man, um die Interessen oder Eigenliebe eines unfähigen und faulen Lehrers zu schonen, die Erziehung einer ganzen Generation in Mitleidenschaft zieht! Andere schließlich, und das sind vielleicht die meisten, verlieren die Bedeutung der eigentlichen Dinge aus den Augen. Sie hängen sich an die äußere Form, indem sie sich über den Ton beklagen. Sie sagen: 'Das muß ja alles gesagt werden, aber man hätte es anders sagen können.’ Nein, denn wenn ein Schriftsteller bei der Wahl seiner Ausdrücke das Ziel verfolgt, mit Kraft und Klarheit sein ganzes Denken wiederzugeben, dann kann man kaum an seine Redeweise rühren, ohne ihren Sinn zu verändern oder mindestens zu schwächen; dann heißt es nicht mehr, die gleiche Sache anders auszudrücken, sondern etwas ganz anderes zu sagen... Ich weiß sehr wohl, daß es in der Welt allgemein üblich ist, bei unangenehmen Dingen nur einen Teil dessen zu sagen, was man denkt, und den Rest erahnen zu lassen; aber sollte sich der Christ dieser heuchlerische Redeweise bedienen, die nur allzuoft ausschließlich dem Bösen in raffinierter Weise Raum gibt? Einige erwarten, daß ein christlicher Schriftsteller sich nie von etwas anderem erregen läßt, als vom Loben und Preisen, und möchten ihm daher eine heilige Entrüstung gegenüber dem Bösen absprechen. Lesen Sie aber einmal in der Bibel und sehen Sie, ob die inspirierten Männer, und der HERR selbst, immer mit dieser kühlen Reserviertheit gehandelt haben, die man uns heute auf erlegen möch- te und die eher an Gleichgültigkeit erinnert! Mose war der demütigste aller Menschen (4. Mo. 12,3), und dennoch warf er die Gesetzestafeln zu Boden und zerschmetterte sie (2. Mo. 32,19). Übrigens, wenn man Dinge zu lebhaft empfindet und ausdrückt, würden sie deshalb aufhören, wahr und von Bedeutung zu sein, und wäre das ein Grund überhaupt nicht mehr gehört zu werden?" Irrtum ist nie kostenlos und bleibt nie isoliert. Er ist immer Teil eines sorgfältig ausgearbeiteten Planes. Er hat einen Meister, der ohne Unterlaß ein kurz-, mittel- und langfristiges Ziel verfolgt. Erinnern wir uns daran, wie die nach unserer Ansicht gerechtfertigte Kritik gegen die katholischen Charismatiker von seiten der Pfingstler lautet: "Die Tatsache, daß man in Zungen spricht oder einen inneren Frieden empfindet, die Liebe zu Gott, Maria und die Heiligen, all das ist wichtiger, als die heilige Lehre zu kennen" (Kap. 1). Kurzfristig fühlt man sich wohl in seiner Haut; man erwartet von Gott, daß er sich durch intensive Gedanken, Visionen, Träume, Ekstasen, Prophetien, überschwengliche Gefühle offenbart. Das ist die WIRKUNG. Was bringt diese typisch pfingstlerischen WIRKUNGEN bei ihren charismatischen Brüdern hervor? Die Antwort wird von Pater McDonnel gegeben, der sie der "verwandelnden Wirkung ihrer Erfahrung" zuschreibt (Kap. 1). Aber welche Erfahrung? Die ‘Geistestaufe’, die sie bei der Handauflegung durch Pfingstler empfangen haben, an die sie sich wandten, um ihrer Segnungen teilhaftig zu werden. Aber eben da sagen die noch klassischen Pfingstler, wenn sie von den WIRKUNGEN dieser geistlichen Taufe reden, daß "diesen Erfahrungen ein Geist der Lüge zugrundeliegt (also die Ursache ist)!" (Kap. 1). Nun kennt sicher jeder den Grundsatz, daß gleiche Ursachen gleiche Wirkungen hervorbringen. Wir haben zuvor untersucht: 1. Den nicht-schriftgemäßen und betrügerischen Charakter einer angeblichen Sprachengabe bei diesen ehemals feindlichen, inzwischen versöhnten Brüder: den katholischen Charismatikem und den Pfingstlem. 2. Die bewußte Täuschung, die indirekt zugegeben wird durch die kategorische Ablehnung jeglichen Gedankens der Prüfung oder Vergleichs ihrer angeblichen ‘Gabe’ der Zungenrede. Solche gehäuften Ausflüchte und solche Betrügereien müssen notwendigerweise weitere Verzerrungen und weiteres Fehlverhalten nach sich ziehen. Anfang des Jahrhunderts wurde Parham, einer der bekanntesten Männer unter den Gründern der ursprünglichen Pfingstbewegung, wegen grober Unmoral eingekerkert. Seitdem und unentwegt ist eins der ernstesten Probleme der Pfingstbewegung die Tatsache, daß so viele ihrer Leiter in Unmoral gefallen sind. Niemals hat irgendeine andere evangelikale Bewegung, die zu den Gegner der diskutierten Lehre gehören, der Welt ein so beklagenswertes Zeugnis gegeben. P. Emirian, anerkannter Verteidiger der Bewegung, war gezwungen, die Skandale zuzugeben, die die Pfingstbewegung belasten. Indem er verschiedene evangelikale Autoren und besonders A. Kuen zitiert, schreibt er in seinem Buch ‘Le don du Saint-Esprif (Die Gabe des Heiligen Geistes): "...‘geistgetaufte’ Christen sind manchmal weit davon entfernt, den Wandel zu führen, den man zu Recht von ihnen erwarten würde. Diese Tatsache ist leider offensichtlich." Donald Gee seinerseits beklagt, daß "die Pfmgstler, die in Zungen gesprochen haben, kaum Heiligkeit in ihrem Leben zeigen...", und er erkennt außerdem an, daß "Christen, die nicht diese Erfahrung gemacht haben, durch ihr heiliges Leben bezeugen, daß Christus in ihrem Herzen lebt". Er stellt sie den Pfmgstlem als Vorbilder hin, indem er bestätigt, daß sie "ein besseres Christenleben führen als die, welche die ‘Taufe’ empfangen haben". Warum dann eine von Zungenreden gefolgte ‘Geistestaufe’, wenn alles, was man von ihr an Auswirkung erwartet, im Leben von Christen, die diese Lehre verwerfen, sichtbare Realität ist? "Wir haben eine ‘geistliche Taufe’ empfangen, die uns die Fülle des Geistes, Liebe zum Herrn und einen Haß auf die Sünde verleihen soll, und wir finden uns in dergleichen Lage..." (und oft noch weiter unten) "...wie die, welche diese Taufe nicht empfangen haben, das heißt, wir sind gezwungen, jeden Tag zu kämpfen, um in der Gemeinschaft mit Gott zu bleiben und den Versuchungen zu widerstehen. Man sieht um sich herum so viele Brüder und Schwestern, die trotz ihrer ‘Taufe des Heiligen Geistes’ in grobe Sünden fallen, und denen diejenigen, welche dieses Privileg nicht genossen haben, siegreicher zu widerstehen scheinen." Beobachter haben eine Wechselbeziehung bemerkt zwischen den genannten, gefühlsmäßigen Erfahrungen im Zusammenhang mit der ‘Taufe des Heiligen Geistes’ und einem Anstieg moralischer Mißstände in einigen pfingstlerischen oder neo-pfingstlerischen Kreisen. Insbesondere die eindrucksvolle Häufung regelwidriger sexueller Beziehungen. Es hat Versammlungen gegeben, in denen Menschen, die große, gefühlsmäßige Erfahrungen suchten, den Heiligen Geist baten, auf sie herabzukommen. Zuerst sangen sie ‘im Geist’, dann beteten sie ‘im Geist’. Das war gut. Dann tanzten sie ‘im Geist’, und noch bevor die Nacht zuende war, waren Dutzende von Männern und Frauen in die größte Unmoral hineingezogen worden. Baumann zitiert die Äußerung eines jungen Mannes, der sagte: "Ich war überrascht zu entdecken, daß diese gesegneten Gefühle in meiner Seele begleitet zu sein schienen von sexuellen Leidenschaften in meinem Körper." Aus der Feder von Dr. K. Koch: "Ich begegnete im Laufe meiner Beratungen einem anderen, ebenso schrecklichen Beispiel...ein sehr unglückliches, junges Mädchen kam zu mir in die Seelsorge. Sie war Studentin in einem Bibelinstitut. Eine der Lehrerinnen ist Jüngerin der neuen Zungenbewegung. Diese Lehrerin spricht in Zungen und hat eine Anzahl von Studentinnen in die gleiche Erfahrung hineingezogen. Der Gipfel ist, daß diese Frau lesbische Tendenzen hat und mit einigen Studentinnen sexuellen Beziehungen unterhält. Das betreffende junge Mädchen war von ihr verführt worden. In jenem Land geschieht diese Sache weiterhin." Von D. Shakarian, bekannter leitender Pfingstler: "Es war das erste, aber bei weitem nicht das letzte Mal, daß wir, Rose und ich, auf den verblüffenden Fall eines Mannes stießen, der einen außerordentlich vollmächtigen, göttlichen Dienst zum Wohle anderer ausübte und dessen persönliches Leben eine wahre Katastrophe (so wörtlich, d.A.) ist. Manchmal, wie bei jenem Mann, ist der schwache Punkt das Geld. In anderen Fällen ist es der Alkohol. Es können auch Frauen sein oder Drogen oder sexuelle Perversionen (so wörtlich, d.A.)", (Seite 229-231). Was für ein furchtbares Eingeständnis! Sicherlich sind die nicht-pfmgstlerischen evangelikalen Kreise nicht vollkommen. Sie erheben übrigens auch keinen Anspruch darauf. Man trifft dort gelegentlich bedauernswerte geistliche Mängel. Sie haben ihre Schwächen und sicher auch ihre Krebsgeschwüre: Kampf um Einfluß, zwischenmenschliche Konflikte, innere Spannungen, Rivalitäten, üble Nachrede und Herzenshärte... Es wäre nichtig zu leugnen, daß solche Dinge selbst auf der Ebene einiger Verantwortlicher existieren, aber sie stehen nicht an erster Stelle. Leider ja, Diener Gottes sind davon beschmutzt worden. Sogar Moody hat gegen widerliche Einschmeichelungen Front machen müssen, so daß sein Dienst eine Weile die Folgen davon zu spüren bekam, bis er, wie Wesley, über den bitteren Groll unverantwortlicher Verleumder triumphiert hatte. Aber niemals ist die öffentliche Meinung in so katastrophalem Maße alarmiert worden, wie das bei so vielen großen Leitfiguren der Pfmgstbewegung der Fall war. Anhänger der Bewegung leiden furchtbar unter diesem beklagenswerten Zustand der Dinge; aber sollten sie sich nicht eher Fragen stellen über die Ursachen, durch die sie hervorgerufen werden? Sie entdeckten dann vielleicht, daß die Hauptursache darin liegt, was sie von anderen Evangelikalen unterscheidet. Und dieser Unterschied ist genau gesagt ihre besondere Lehre der Geistestaufe. Als Emirian 1983 sein Buch schrieb, glaubte er, sich die Ehrenhaftigkeit einiger großer Namen der Femsehkirche zunutze machen zu können, wie T.L. Osbom und O. Roberts, die er in seinem Buch zitiert; außerdem andere Femsehevangelisten wie J. Swaggart, R. Humbard, J. Bakker... Seitdem sind diese Männer in finanzielle und moralische Skandale verwickelt worden, die dann von den Femseh- gesellschaften in der ganzen Welt verbreitet wurden. Der Schaden, der der evangelikalen Sache zugefügt worden ist, ist unüberschaubar. Und durch wen kamen diese Skandale? Wer waren diejenigen, die zwischen zwei Femsehpredigten mit den Huren schäkerten? Wer sind die, die mit dem Geld der Gott geweihten Spenden ihren Sekretärinnen und Prostituierten ein Vermögen gaben, um ihr Schweigen zu erkaufen? Wer hat Veruntreuungen aufgehäuft, sodaß er mehr als hundert Jahre Gefängnis riskiert? Wer ist vor Gericht geführt worden und gegen wen haben die Behörden Maßnahmen der Ausweisung ergriffen? Wer predigt ein Pseudo-Evangelium des Reichtums, um selbst Millionen aufzuhäufen? Auf wen zielte die weltliche Presse, als sie ironisch äußerte: "Laßt die kleinen 100 Francs-Scheine zu mir kommen"? Nur die sogenannten ‘Geistgetauften’ mit unerhört hohen geistlichen Ansprüchen. Die große Presse von Lausanne hat im September 1989 auf einer ganzen Seite der Zeitung ‘24 heures’ mit Beweisen den ausschweifenden Charakter, das Profitdenken und die verdächtigen Methoden der pfmgstlerischen Femsehevangelisten gebrandmarkt. Zwei Monate später vervollständigte die gleiche Zeitung unter dem Titel "Jim Bakker schuldig gesprochen" das Bild mit den Worten: "Der Femsehevangelist J. Bakker, Gründer der PTL (Praise The Lord), einer religiösen Organisation, die eine Finanzmacht geworden ist, ist Donnerstag von einem Bundesgericht in Charlotte (Nord-Carolina) schuldig gesprochen worden, von seinen Gläubigen 3,7 Millionen Dollar erpreßt zu haben. Der Femsehevangelist, dessen Lebensstil eines prahlerischen Luxus legendenhaft geworden ist, riskiert 120 Jahre Gefängnis und 5 Millionen Dollar Geldbuße" (afp). Das Gerichtsurteil fiel 1990: 45 Jahre geschlossenes Gefängnis. Wenn das solche Wellen in Europa schlägt, von welcher Flutwelle wird dann Amerika überrollt? Aber Billy Graham z.B., hat sich klar von dieser Gruppe unterschieden. Billy Graham ist eben nicht in die pfingstlerische Erfahrung der Taufe im Geist eingetreten, deren Definition er anficht. Emirian glaubt, sich aus dieser gefährlichen Affäre zu ziehen, indem er wiederum D. Shakarian zitiert, der selber geschickt aus- weicht mit den Worten: "Die Männer, die an vorderster Front stehen, werden verwundet." Aber wie soll man dann erklären, daß Glaubensriesen wie G. Müller, C. Spurgeon, J.N. Darby, Hudson Taylor, D.L. Moody, J. Wesley, Francois Coillard, Adolphe Monod, F61ix Neff, Rüben Saillens, Billy Graham und so viele andere, die mehr als alle anderen an vorderster Front standen, manchmal sogar Verleumdungen ausgesetzt, trotzdem untadelig blieben auf moralischer, lehrmäßiger und finanzieller Ebene? Die Erklärung bringt uns wieder zur ersten Ursache zurück, die den Unterschied zwischen beiden ausmacht. Und was diesen Unterschied ausmacht, wurde im zweiten Abschnitt des 1. Kapitels hervorgehoben: es ist die ‘pfingstlerische Erfahrung’. Wenn das auf die Charismatiker zutrifft, trifft es doppelt auf Swaggard, Osbome', Bakker und andere aus dieser Richtung zu. So liefern sie durch ihre Kommentare ebenso wie durch ihren Wandel den Beweis dafür, daß es eben ihre besondere Lehre ist, die diese Wirkungen hervorbringt, da die anderen Gemeinden, die von ihnen oft dargestellt werden, als würde ihnen etwas fehlen, vor solchen Skandalen wesentlich mehr geschützt sind. Emirian gibt eine völlig falsche Erklärung der Geistestaufe in einem zweiten Versuch, seine Bewegung aus dieser sehr schlechten Lage zu bringen und das schlechte Zeugnis zu bagatellisieren, das er selber zuzugeben gezwungen ist. Seiner Ansicht nach bringt diese ‘zweite Erfahrung’ weder eine intensivere Gemeinschaft mit Gott hervor, noch den Sieg über die Sünde, noch ist sie für die Heiligung gegeben, sondern nur für das Zeugnis und den Dienst. Die Lästerung des Heiligen Geistes ist nicht weit von einer solchen Äußerung entfernt. Die, welche so reden, vergessen offensichtlich, daß das charakteristische an der Bezeichnung des Heiligen Geistes eben 1 T.L. Osbome, Initiator einer von der Lehre Oral Roberts abgeleiteten Lehre, auch Wohlstandsevangelium genannt, welche Erfolg, Heilung, Liebe, materiellen Wohlstand verspricht als Lohn für eine Freigebigkeit besonders ihren eigenen Werken gegenüber, von denen einige zu Finanzmächten geworden sind. genau darin besteht, daß er der HEILIGE Geist ist, der Geist der HEILIGKEIT, der alles HEILIGT, was sich auf sein Handeln bezieht. Wir protestieren mit Nachdruck gegen diese Art der Textauslegung, die die dritte Person der Dreieinheit eines Teils seiner eigentlichen Ehre beraubt, nämlich Träger und Bürge der EWIGEN HEILIGKEIT zu sein und sie auf allen Ebenen seines Wirkens zu vermitteln. Seltsame Taufe eines Heiligen Geistes, der bei seinem inneren Wirken der Aufnahme von Gläubigen in den Leib Christi seine Heiligung wie ein Gewand außen vorließe, statt sie damit zu bekleiden! Wäre er noch der Heilige Geist, wenn er seine Kraft und seinen Dienst unabhängig von seiner Heiligkeit gewährte? Außerhalb dieser Heiligung, ohne die niemand den Herrn für sich selbst schauen kann (Hebr. 12,14), noch ihn in rechter Weise anderen zeigen kann, bleibt er nicht mehr Zeugnis, sondern nur ein Anti-Zeugnis, durch welches der Name Gottes unter den Heiden gelästert wird (Rö. 2,24). Was für ein Zeugnis kann der weiter oben zitierte ‘vollmächtige’ Mann noch haben, wenn sein Leben ein schlechtes Zeugnis ist - oder diese Femsehevangelisten, deren Größenwahn bezüglich Geld und deren anstößige Sittenaffären von den Medien hervorgehoben werden? Ihre Taten sprechen so laut, daß man den Ton ihrer Stimme nicht mehr hört. Sicherlich können sie ‘vollmächtig’ sein, wie sie es gerne sagen, können weissagen, Dämonen austreiben und viele Wunder im Namen Jesu tun (Mt. 7,21-23), wenn sie aber die Korrektur nicht an der URSACHE ansetzen, sondern lediglich an den schlechten Auswirkungen, dann setzen sie sich der Gefahr aus, einmal das furchtbare Urteil zu hören: "Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!" Erinnern wir uns kurz an das, was im Kapitel 9 entwickelt wurde: daß die einzige Erklärung der Geistestaufe, die das Neue Testament gibt, sich in 1. Korinther 12,13 findet, wo das Ziel erläutert wird: damit Juden und Nicht-Juden, das heißt Menschen anderer Sprache, Nationalität und Lebensbedingungen, einen einzigen Leib bilden. Dies ist die einzige Erklärung, die der Heilige Geist uns zu seiner Taufe gibt; darüber hinauszugehen, bedeutet bereits, das Gebiet der Irrlehre zu betreten. Und da immer ein Zusammenhang von Ursache und Wirkung besteht, kann man ohne die Gefahr, sich zu täuschen, Vorhersagen, daß die Zeit der Verirrungen, der Skandale und der Betrügereien nicht zu Ende ist. Einige aufrichtige und gemäßigte Pfingstbrüder und -Schwestern (dem HERRN sei Dank, es gibt solche noch) werden mit Recht sagen, daß es in der Bewegung Gemeinden und Einzelpersonen gibt, die, auf jeden Fall auf moralischer Ebene, nicht so tief gefallen sind. Zum Glück! Wir wären die ersten, die es bedauerten, wenn es anders wäre. Wir freuen uns, wenn man den Namen David Wilkerson nennen kann, ohne sich zu schämen. Aber auch die Welt hat ihre großen Männer, auf die sie in mancher Hinsicht mit Recht stolz sein kann. Aus diesem Grund habe ich trotz des Respekts, den man für den Autor von Das Kreuz und die Messerhelden haben kann, die französiche Version seines Buches Die Vision mit klaren Vorbehalten gelesen. Es wurde seinerzeit weit verbreitet und begrüßt als die außergewöhnlichsten Weissagungen der modernen Zeit. Ohne in irgendeiner Weise die positive Seite des Dienstes von David Wilkerson verdunkeln zu wollen, empfehlen wir jedem sehr, den Nachdruck der Originalausgabe seiner ‘Prophetien’ zu finden. Man möge dann sorgfältig den Abschnitt nachlesen, der den Kraftfahrzeugen gewidmet ist, den man in der Nachauflage nicht mehr mit den einst ‘offenbarten’ Daten findet. Dann sollte man aufmerksam 5. Mose 18,20-22 lesen, besonders Vers 22: "Doch der Prophet, der sich vermessen sollte, in meinem Namen ein Wort zu reden, das ich ihm nicht befohlen habe zu reden...: dieser Prophet muß sterben. Und wenn du in deinem Herzen sagst: ‘Wie sollen wir das Wort erkennen, das nicht der Herr geredet hat?’, wenn der Prophet...redet, und das Wort geschieht nicht und trifft nicht ein, so ist das das Wort, das nicht der Herr geredet hat. In Vermessenheit hat der Prophet es geredet; du brauchst dich nicht vor ihm zu fürchten." Gemäß der göttlichen Anordnung fürchten wir uns nicht zu sagen, daß, wenn das Prophetie war, seine Gabe ein Trugbild ist und daß seine Sprachengabe, aus demselben Geist hervorgegangen, aus dem gleichen Holz geschnitzt ist. Man wird sagen, daß große Männer Gottes sich auch geirrt haben oder zu weit gegangen sind in ihrer Kommentierung prophetischer Ereignisse. Vielleicht, aber ihre Worte oder ihre Schriften waren nur Kommentare; sie haben nie behauptet, die unbedingt unfehlbare Gabe der Prophetie zu besitzen. Auf diesen feinen Unterschied muß hingewiesen werden, denn er ist enorm. Auf die Gefahr hin, sich zu wiederholen: welcher Geist bewegte die Sprachengabe jener drei ‘Propheten’, die zwei Heilungen und eine Auferstehung weissagten, jeder im Namen Jesu Christi, ohne daß eine einzige davon stattfand? Welcher andere Geist der Lüge leitete die Zunge derer, die ankündigten, daß Gott durch die Heilung einer jungen Frau verherrlicht werden würde, und die am Tage ihrer Beerdigung die Frechheit so weit trieben, öffentlich vor dem offenen Grab zu verkünden, daß die Verheißung Gottes sich erfüllt habe, weil diese Schwester nun in die vollkommene Heilung eingetreten und Gott an diesem Tag durch die Predigt verherrlicht worden sei?! Zu welcher Art von ‘Gabe’ hatten diese geistlichen Leiter Zugang und durch welchen Geist? Nur der Vater der Lüge konnte der Urheber dieser ‘Charismen’ sein. Aber weit davon entfernt, die Anwendung der durch das göttliche Gesetz vorgesehenen Strafe (5. Mo. 18,20) zu erleben, hört man diesen falschen Propheten weiter zu, als seien sie Orakel Gottes. C.H. Lang fährt in seinem Buch ‘D’ou viennent ces langues’ (Woher kommen diese Sprachen) auf Seite 86 zu dem gleichen Thema fort: "...in Sutherland war ein Pastor, Reverent J.M. Pollock, begeisterter Anhänger der Bewegung. Es war der Bruder von Mme Boddy. Er erzählte mir die folgenden Tatsachen und bestätigte sie mir schriftlich: Der kleine Junge eines Nachbarn war krank. Mme Boddy war durch die ‘Zungen’ davon in Kenntnis gesetzt worden, daß das Kind geheilt und wieder völlig gesund werden würde. Sie bat ihren Bruder, diese guten Neuigkeiten dem Vater des Kindes mitzuteilen. Auf dem Wege überfiel die ‘Kraft’ M. Pollock, der durch die ‘Zungen’ und deren Auslegung die Bestätigung der Botschaft empfing; als er aber an dem Haus ankam, erfuhr er, daß das Kind bereits tot war! Er wollte seine Schwester dazu bringen, zuzugeben, daß ganz offensichtlich ein Lügengeist gehandelt habe. Nachdem sie sich vom ersten Schock erholt hatte, sagte sie, sie habe die Erklärung dazu empfangen. Sie hätten die Botschaft falsch verstanden, deren wirklicher Sinn gewesen sei, daß es dem Kind in der anderen Welt gut gehen werde und nicht auf dieser Erde... Da sie diese offensichtliche Ausrede akzeptierte, wurde diese Frau, die aktiv in jenem britischen Zentrum der Bewegung engagiert war, noch mehr verblendet und noch stärker gebunden. M. Pollock gab danach die Bewegung auf, aber mehrere Jahre lang wurde er von den Mächten des Bösen, die er verstoßen hatte, grausam gequält." Die Angelegenheit ist bedenklicher, als einige glauben möchten. Der Emst der Sache wird durch die sehr strenge Redeweise der Schrift bestätigt: "...zu denen, (die) aus ihrem (eigenen) Herzen (weissagen): ...Wehe den törichten Propheten, die ihrem (eigenen) Geist nachgehen und dem, was sie nicht gesehen haben! Wie Füchse in den Trümmerstätten sind deine Propheten geworden... Sie schauen Nichtiges und Lügenwahrsagung, die da sagen: ‘Ausspruch des HERRN’, obwohl der HERR sie nicht gesandt hat; und (dabei) erwarten sie, daß er (ihr) Wort eintreffen läßt. ...ihr saget: ‘Ausspruch des HERRN’, wo ich doch nicht geredet habe... Darum, so spricht der Herr, HERR: Weil ihr Nichtiges redet und Lüge schaut, darum, siehe, will ich an euch...ich werde meine Hand gegen die Propheten ausstrecken, die Nichtiges schauen und Lüge wahrsagen. Im Kreis meines Volkes sollen sie nicht sein, und im Verzeichnis...werden sie nicht aufgeschrieben sein" (Hes. 13). "Die Propheten weissagen Lüge in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt und sie nicht beauftragt - auch nicht zu ihnen geredet. Sie weissagen euch Lügengesicht, Wahrsagerei, Nichtiges und den Trug ihres Herzens" (Jer. 14,14). "Siehe, ich will an die Propheten, spricht der HERR, die ihre (eigene) Zunge nehmen und sprechen: Ausspruch (des HERRN)" (Jer. 23,31). "Siehe, ich will an die, die Lügenträume weissagen...und die sie erzählen und mein Volk irreführen mit ihren Lügen und mit ihren Flunkereien! Ich aber, ich habe sie nicht gesandt und ihnen nichts befohlen. Sie nützen diesem Volk gar nichts" (Jer. 23,32). Es gibt keine Abhilfe mehr, wenn Gott gezwungen ist, festzustellen, daß nicht nur "mein Volk...auf Lügen hört" (Hes. 13,19), sondern außerdem "die Propheten falsch weissagen...und mein Volk es so liebt" (Jer. 5,31). Man widersteht selten dem, was einem gefällt, vor allem, wenn es auf dem Gebiet des Seelischen, des Irrationalen und des Geheimnisvollen ist. Hat nicht Salomo gesagt: "Gestohlenes Wasser ist süß, und heimliches Brot schmeckt lieblich" (Spr. 9,17)? Befindet man sich nicht im völligen, mystischen Irrealismus - wie ich Gelegenheit hatte, festzustellen - wenn man Leute, die man für vernünftig hält, grob gefälschte Photos ausstellen sieht, die bei Taufen am anderen Ende der Welt aufgenommen wurden und die Feuerzungen über den im Wasser Getauften darstellen sollen, gleich denen von Pfingsten. Für diese Zungen gibt es keine Augenzeugen, aber der Photoapparat soll sie eingefangen haben!!!? Da haben wir eine ganze, ‘geistgetaufte’ Menge, die auf den Trick hereinfällt, als sei sie unfähig, eine Schwindelei, die einem in die Augen sticht, aufzudecken - innerlich so sehr verblendet wie Bileam, der nicht sah, was sein Esel sah: daß er auf einem Irrweg war und daß seine Begeisterung bloßer Wahn war (2. Petr. 2,16). Ein außergewöhnlicher Geist des Betrugs und der Verschleierung regiert die kämpferischsten Pfmgstler. Je mehr sie sich auf den Geist der Wahrheit berufen, umso weniger wohnt die Wahrheit in ihnen. Hierzu eine Geschichte von Menschen die ich kennenlemte, als sie die Brücken zu ihren Freunden, die Anhänger der Zungenrede waren, schon abgebrochen hatten. Nachdem sie einen kleinen Jungen verloren hatten, wurde ihnen im Namen eines Gottes, der nicht lügen noch sich irren kann, prophezeit, daß bald ein anderer Sohn den ersten ersetzen würde. Die junge Frau fand sich von neuem in Erwartung, und sie verkündeten ringsherum die Ankunft eines Jungen gemäß der göttlichen Verheißung. Im Gegensatz zu den wahren Propheten, die oft nur eine Chance von eins zu einer Million hatten, sich nicht zu irren (und sie haben sich nie geirrt), hatte dieser ‘Geist’ nur eine von eins zu zwei. Aber es war kein Junge, der geboren wurde. Erhofften sie ein Wunder der Geschlechtsumwandlung? Jedenfalls gaben sie, um diese Prophetie zu würdigen, dem Kind einen doppelgeschlechtlichen Namen, kleideten es wie einen Jungen und stellten es als solchen vor bis zu dem Tage, an dem sie die Demütigung ertragen mußten, offen anzuerkennen, daß die Verantwortlichen dieser Gemeinde sie mit Hilfe der ‘Geistesgaben’ getäuscht hatten. Sie haben seitdem nie mehr Mühe gehabt zu wissen, ob dieser Geist der Heilige Geist war. Was ihnen, für ihre geistliche Zukunft, schlimmstenfalls hätte passieren können war verhindert worden: daß das Glück auf der Seite der falschen Propheten gewesen wäre. Da sie bei weitem nicht das Unterscheidungsvermögen des Paulus hatten, hätten sie diese Erfahrung geltend gemacht, um sich immer tiefer auf ‘Wahrheiten’ einzulassen, die ihr Verderben gewesen wären, denn der Weg zur Buße und Wiederherstellung wäre ihnen für immer verbaut gewesen. Wie können Menschen, die sich wiedergeboren nennen, Gefallen finden an Dingen, von denen sie wissen, daß sie nicht wahr sind? Weil sie ohne ihr Wissen der Wirkung einer ersten Ursache unterliegen. Wie die Charismatiker, denen man die Hände auflegte, damit sie den Heiligen Geist empfingen, und die man eines falschen Geistes anklagt, so haben viele von diesen gleichen Händen am Anfang ihrer ‘zweiten Erfahrung’ den gleichen Geist des Irrtums empfangen, dem man ein biblisches Etikett aufgeklebt hat. Sie haben sich psychischen ‘Kräften’ ausgeliefert und haben sich einem Geist nichtexistierender Sprachen geöffnet, von denen man sagt, daß sie vom Heiligen Geist kommen. Der Feind, der die Tür geöffnet fand, hat sich an der Stelle eingerichtet. Von daher kommen die lügenhaften Ausartungen, von denen wir reden. Deshalb begegnet man dieser Dualität, die D. Cormier in Kapitel 1 beklagt: "Das Wesen des Heiligen Geistes ist, in die ganze Wahrheit zu führen; das Wesen des falschen Geistes ist, nur in einen Teil der Wahrheit zu führen." Was sie bei anderen verurteilen, geschieht bei ihnen selbst. Bei den Charismatikem gehen die erhabensten Wahrheiten Hand in Hand mit Abgründen der Lüge, denen sie nicht widerstehen können, weil sie davon von innen her durchdrungen sind. Das führt zu Entgleisungen folgender Art: in einer großen Versammlung, bei der ich die Aufgabe hatte, die Abschlußbotschaft zu geben, bot sich ein junger Mann an, Zeugnis über seine Bekehrung abzulegen. Er nützte die Gelegenheit, um die große Segnung seines Lebens mit den Worten zu erzählen: "Ob Sie mir glauben oder nicht, als ich den Heiligen Geist empfangen habe, ist er durch meine Fußsohlen in mich eingetreten!!!" Sein weiteres Leben bewies, daß er überhaupt nichts empfangen hatte und daß er sich seiner Füße bediente, um sie auf dem Geist der Heiligkeit abzutreten. Welcher Geist hat ihnen die stark ausgeprägte Neigung zum Fabulieren vermittelt und bei ihnen einen Zustand hervorgerufen, der der Mythomanie nahekommt? Als ich Student am Bibelinstitut in England war, gehörte ich zu einem reisenden Evangelisationsteam. Eines Abends waren wir gut aufgenommen worden in einer kleinen Pfmgstgemeinschaft. Der Pastor zeigte sich sehr brüderlich uns gegenüber. Er kam von einem Kongreß in East Anglia zurück. Er schien stark bewegt zu sein, so glücklich war er. Er erzählte uns, daß sie außergewöhnliche Dinge erlebt hätten. Er sagte: "Es hat dreitausend Bekehrungen gegeben!” Wir schwiegen vor Bestürzung. Einer von uns fragte ihn schüchtern mit erstickender Stimme: Wieviel? Er wiederholte uns skrupellos: "Yes, three thousand saved!" ("Ja, dreitausend gerettet!") Nun, wir wußten, daß bei diesem Kongreß, Christen eingeschlossen, nicht einmal die Hälfte der behaupteten Zahl an Teilnehmern gewesen war. Wie konnte es dort zehnmal mehr Bekehrungen gegeben haben, als Nichtbekehrte anwesend waren? Woher haben sie diesen Geist blinder Täuschungskraft, den die anderen Evangelikalen nicht haben, die ihrerseits lieber untertreiben als übertreiben, aus Angst, den Heiligen Geist zu beleidigen und zu belügen? Menschen, die sich in solcher Art und Weise von der Wirklichkeit entfernen, sind ganz offensichtlich nicht mehr in einer normalen Verfassung. Oft haben sie eine Taufe die dem Bild der traurigen Früchte entspricht, die sie bringen, empfangen, nachdem sie sich in einen anderen Bewußtseinszustand, an die Grenze des von den orientalischen Religionen so geschätzten Unbewußten, versetzt hatten. Jemand wird uns vielleicht den Vorwurf machen, Bagatellge-schichten zu berichten, selbst wenn sie wahr sind, und daß man eine Bewegung nicht aufgrund der Fehler einiger unbedeutender Männer und Frauen beurteilen könne. Aber es sind ja gerade nicht nur die Gefreiten, die das Manöver kommandieren; es sind im Gegenteil die Diensterfahrenen, die sich verirren und die andere in unschriftgemäße Erfahrungen und Erklärungen hineinführen. Feu Thomas Roberts, unbestreitbar einer der führenden Pfingstler der französisch sprechenden Welt, sagte laut und deutlich, daß es ihm angesichts seines fortgeschrittenen Alters und der gelegentlichen Erschöpfung durch seine zahlreichen Predigten genüge, einige Augenblicke in Zungen zu reden, um in seinem Körper neu belebt zu werden. So begrüßte und empfahl er die Sprachengabe als antiseniles Aufputschmittel. Das war eine der Art und Weisen, wie er diese Geistesgabe gebrauchte. Aber alle Berichte des Unglaublichen werden übertroffen durch Gaston Ramseyer, vielgehörter Pfingstprediger, der sich einer großen Zuhörerschaft erfreut und Eingänge in Gemeinden hat, die nicht nur zur sogenannten Erweckung gehören. In seinem Buch mit dem Titel ‘Vous raisonnez trop’ (Ihr überlegt zu viel) ist man, von einigen sinnvollen Seiten abgesehen, erschüttert, seine Empfehlung des Zungenredens zu lesen. Er empfiehlt die Schlaflosigkeit durch Zungenreden zu behandeln mit Worten, die jeder nachprüfen kann; "Ich sage daher allen, die Probleme mit Schlaflosigkeit haben, weil sie ihre Gedanken und Überlegungen nicht anhalten können: Reden Sie in Zungen, und Sie werden schlafen. Wenn sie dieses göttliche Geschenk noch nicht empfangen haben, erbitten Sie es von Gott, er wird es Ihnen gewähren. Wenn Sie auf Ihrem Bett innerlich in Zungen reden, werden ihre Überlegungen aufhören, und Sie werden bald schlafen. (...) Erlauben Sie mir, zu wiederholen: Statt daß Sie sich zehnmal in Ihrem Bett umdrehen, reden Sie in Zungen und beten Sie zu Jesus. Sie werden kein Schlafmittel mehr brauchen. Das Mittel ist unfehlbar" (so wörtlich, d.A.). Er vermeidet jedoch zu sagen, daß das wiederholte Rezitieren des Ave Maria das gleiche Ergebnis hervorbringt!! Er ähnelt Thomas Roberts, indem er hinzufügt: "Sogar Ihre körperliche und geistige Erschöpfung wird verschwinden" (Seite 113). Wenn das Zungenreden zum Schlafen führt, was hat dann Petrus, Jakobus und Johannes daran gehindert, im Garten Gethsemane wachzubleiben? Sie sind im Gebet eingeschlafen wie so viele andere es tun, wenn sie abends ihre Bibel lesen oder wie viele im Gottesdienst schläfrig werden oder beim Fernsehen, und das ohne Zungenreden! Was für ein Unsinn! Und solche Leute wollen uns die Bibel erklären! Ihre Lehre über das Thema ist unfehlbar auf der Höhe ihrer albernen Reden. Würde die Französische Akademie geschichtliche Forschungsaufträge solchen unseriösen Leuten anvertrauen? Das wäre so, als würden unsere Kinder im Gymnasium lernen, daß in Waterloo Wellington und Ney Seite an Seite gegen Blücher und Napoleon gekämpft hätten. Was für ein Durcheinander, wenn Geschichte so gelehrt würde, wie einige die Bibel erklären! Arme, arme Christenheit, wenn sie sich an solchen Albernheiten weidet! Mit welcher Strenge sagt Paulus: "Die unheiligen und altweiberhaften Fabeln aber weise ab" (1. Tim. 4,7). Roberts und Ramseyer, um nur sie zu nennen, fallen in die traurige Kategorie derer, die das Heilige in unheilige Dinge verwandeln und die aus einer geistlichen Gabe, die als öffentliches Zeichen für das ungläubige Israel bezüglich der Rettung der Heiden gegeben wurde, ein absurdes Rezept einer Pseudomedizin machen. Im gleichen Abschnitt, in dem Paulus von Altweiberfabeln spricht, spricht er auch von zwei Arten von Geist: "Der Geist aber sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten manche vom Glauben (von der Lehre; Anmerkung des Autors) abfallen werden, indem sie auf betrügerische (verführerische) Geister und Lehren von Dämonen achten, durch die Heuchelei von Lügenrednem, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind" (1. Tim. 4, 1-2). Niemals, aber auch niemals ist eine solche unheilige Praxis in den lehrmäßigen Aussagen eines Gottesmannes gefunden worden, der die pfingstlerische Lehre von der Taufe des Heiligen Geistes zurückweist. Zu dieser unheiligen Praxis kommt ein Geist der Unaufrichtigkeit und der Verdrehung von Tatsachen hinzu, vor allem auf der Ebene der Verantwortlichen. G. Ramseyer sagt bei einer anderen Gelegenheit, als er mein erstes Buch zum Thema Ich rede mehr in Zungen als ihr alle kommentiert, dieses beginne mit dem fadenscheinigen Argument, daß die Gabe seit der Zeit der Apostel aufgehört habe. Nun beginnt das angeklagte Buch aber mit genau dem entgegengesetzten Argument! Nein, der Heilige Geist ist nicht Legastheniker; er liest nicht verkehrt herum und spezialisiert sich nicht auf gelenkte Fehlinformation. Je mehr jemand in Zungen redet und es empfiehlt, desto mehr ist bei dem, was seine Zunge (oder seine Feder) sagt, Vorsicht geboten. Um sich die Vollmacht anzueignen, die eine Predigt von Moody oder Finney begleitete, zögert man nicht zu behaupten und zu schreiben, daß sie, als Zeichen ihrer Geistestaufe und ihrer Bekleidung mit Kraft, in Zungen gesprochen hätten. Die gleiche Sache wird über Billy Graham verbreitet. Und da er sich dagegen wehre, habe er es getan ‘ohne es zu wissen’! Weil er Klarheit darüber bekommen wollte, schrieb der verstorbene Pastor der Freien Gemeinde von Neuchatel, R. Cherix, an den Leiter des Moody Bible Institute, um sich an der Quelle zu erkundigen, ob Moody, wie es veröffentlicht wird, die Erfahrung der Taufe des Heiligen Geistes im pfingstlerischen Sinn gemacht habe und ob er sie gelehrt habe. Ich habe persönlich die Antwort gesehen, die sagt, daß man nicht die geringste Spur dieser Lehre in der Unterweisung von Moody finde. Aber weil er eines Tages bezüglich einer bestimmten Person gesagt hat, daß sie es wohl nötig habe, mit dem Heiligen Geist getauft zu werden, verwendet man diese Aussage, um den Eindruck zu vermitteln, daß Moody von der Geistestaufe im pfingstlerischen Sinn gesprochen und sie empfohlen habe. Da diese Leute ihr Zitat aus ‘The life of D.L. Moody’ herausnehmen, ist es sicher, daß sie dieses bewußt falsch ausgelegt haben. Bezüglich Moody begnügt sich Emirian auf den Seiten 182-184 seines Buches mit dieser Fehlinformation, wobei er außerdem zwei Ausdrücke verwechselt: Taufe und Fülle des Heiligen Geistes. Ein Geist der Treulosigkeit, der in anderen Kreisen quasi unbekannt ist, belebt diese Bewegung. Vor einigen Jahren war ich der von der Action Commune d’Evangelisation eingeladene Redner für eine Evangelisation, die im Gebiet einer großen Stadt in Ostfrankreich durchgeführt wurde. Diese gemeinsame Aktion vereinte alles, was die Stadt an evangelikalen Gemeinden zählte, unter ihnen auch die Pfingstgemeinde. Seelsorger aus jeder Gemeinschaft und in genau bestimmter Zahl waren gewählt und ausgebildet worden, um die zu empfangen, die auf den Aufruf zur Buße antworten würden. Soweit man es beurteilen kann, war der Geist Gottes am Werk, und viele kamen auf den Aufruf hin nach vorne, vor allem am letzten Abend. An diesem Abend des Höhepunktes entdeckte man, daß die Pfingstlerfreunde heimlich ihre Seelsorger verdoppelt hatten, mit dem Ziel, die Neubekehrten an sich zu ziehen. Und an diesem Abend, Gipfel des Verrats, verteilten sie am Ausgang, ohne daß die anderen Gemeinden daraufhingewiesen worden waren, Einladungen, einige Tage später eine Reihe von Vorträgen bei ihnen zu hören über Themen, die man sich denken kann. Von all den beteiligten Gemeinschaften hat nur eine die anderen betrogen, und ausgerechnet diejenige, die ein Plus des ‘Geistes’ hatte. Aber welches Geistes, muß man da wirklich fragen? Es besteht kein Zweifel daran, daß ein Zusammenhang von Ursache und Wirkung vorliegt. Der obige Fall sowie der folgende bescheinigen das zur Genüge. Ich war an jenem außergewöhnlichen Tag anwesend, der die Gesamtheit der reisenden Evangelisten und Mitarbeiter der französisch sprechenden Welt vereinte. Vor Gott, mit erhobener Hand, verpflichteten wir uns gegenseitig, uns nie zu kritisieren, noch schlecht voneinander zu reden. Feierlicher Augenblick, an dem ein sehr lieber Freund in Christus teilnahm, mit dem ich durch eine gegenseitige Hochachtung verbunden war. Ich wußte nicht, daß er einige Zeit vorher in Erfahrungen charismatischer Art eingetreten war. Als ich mein erstes Buch über das Thema der Zungenrede schrieb, vergaß er seinen Schwur und wurde eidbrüchig, indem er eine unwahrscheinliche Geschichte verbreitete, die folgendermaßen lautete: "Ich hatte den Autor bei mir im Büro; wir knieten uns nieder zum Gebet; er suchte die Zungenrede mit Tränen; als er sie nicht empfing, schrieb er aus Verdruß dieses Buch." Es ist kein Körnchen Wahrheit in dieser Geschichte, aus dem einfachen Grund, daß ich nicht diesbezüglich mit ihm beten konnte, da ich gar nicht wußte, daß er Charismatiker geworden war. Möge der Leser mich richtig verstehen; nicht die persönliche Beleidigung wird hier hervorgehoben. Was bei dieser Lügen-Verleumdung, die von vorne bis hinten erfunden ist und auf einen Meineid hinauslief, unterstrichen werden muß, ist, daß er vor seiner ‘Entdeckung’ geistlich zu ehrlich war, um so tief herabzusteigen. Sein Zugang zu Pseudo-Gaben eines Geistes, dem er sich ausgeliefert hat, hat aus ihm einen Lügner und Meineidigen gemacht. Denn meiner Kenntnis nach war er der einzige in diesem bedeutenden Kolloquium, der dieses ‘Plus’ hatte. Meiner Kenntnis nach ist er auch der einzige, der in diesen Abgrund des Verrats hinabgestiegen ist. Die Überschrift dieses Kapitels war, vergessen wir das nicht, DER ZUSAMMENHANG VON URSACHE UND WIRKUNG! Was Ursache und Wirkung betrifft, so ist das meistgebrauchte Argument zum Verbergen dieser ernsten moralischen Probleme das vergleichsweise schnellere zahlenmäßige Wachstum der Gemeinden pfingstlerischer Art, als ob Erfolg und Zahl eine Garantie der Wahrheit wären. Das Holz, das Heu und das Stroh aus 1. Korinther 3 nehmen viel mehr Platz ein und sind viel leichter sichtbar als das Gold, das Silber und die kostbaren Steine. Wenn die Vergrößerung auch ein Grund zur Freude ist, ist sie doch kein Kriterium der Wahrheit. Nein, selbst in einer Demokratie hat nicht immer der größte Anteil Recht. Wenn es so wäre, wem müßte man sich dann anschließen: den Zeugen Jehovas, den Mormonen, New Age oder dem Islam, die in diesen letzten Jahrzehnten eine ebenso ausgedehnte wie besorgniserregende Verbreitung erlebt haben? Niemand käme auf den Gedanken zu bestreiten, daß viele das Heil durch die treue, die wahre Seite der pfingstlerischen Lehre ken-nengelemt haben, eben durch die Predigt des biblischen Evangeliums der Gnade. Aber viele heißt nicht alle. An dieser wie an anderen Stellen verletzen diese Freunde furchtbar die Wahrheit, zum Beispiel im Fall der Erweckung in Wales. Die Zungenbewegung versucht noch heute, sie sich zu ihrem Nutzen anzueignen und sich ihre Vaterschaft zuzuschreiben. Nun widerlegen aber alle Zeugen der Zeit, die uns die außergewöhnliche Kraft der Erweckung geschildert haben, genau diesen Zusammenhang. Das Auftreten von Zungenreden war, wie in anderen Erweckungen, Ergebnis einer mehrjährigen Unterwanderung nach Beginn der Erweckung. Man darf nie vergessen, daß die größten Missionswerke, die Millionen von Seelen für Christus gewonnen haben, nicht charismatischer Art sind. Gott hat in der Welt sehr lebendige Gemeinschaften aufgebaut und fährt damit fort, indem er Gemeinden gebraucht, die die Sonderlehre ablehnen, welche Gegenstand unserer Studie ist. In mehreren Städten unseres französischsprachigen Europas trifft man manchmal auf die umgekehrte Situation: Pfingstge-meinden leben kümmerlich dahin und verschwinden dort, wo andere aufblühen und aus Platzmangel ihre Gottesdienste teilen müssen. Angesichts des schnellen Wachstums ihres charismatischen Gegenstücks (das bezüglich Zungen und Geistestaufe die gleiche Lehre hat wie sie), glauben die Pfmgstler immer noch: "Heilungen, Weissagungen, Wunder...sind nicht vom Heiligen Geist, aber es ist sehr wohl ein wirklicher Geist" (ein anderer als der Heilige Geist), "der diese Bewegung dazu gebracht hat, sich mit so viel Kraft zu entwickeln" (‘Le renouveau charismatique’, Seite 13. Die erneuerte Charismatik). Den Platz des Candide (Bild des Treuherzigen, A.d.Ü.) einnehmend, würden wir, die Arglosen, uns gern erklären lassen, wie eine biblisch unhaltbare Lehre, die von einer Moralität niederen Ranges begleitet wird, bei den einen die Gunst des Heiligen Geistes erfährt und bei den anderen seine Mißbilligung? Kapitel 15 DER ZUSAMMENHANG VON URSACHE UND WIRKUNG (Ende) Man wird sich erinnern, daß wir in Kapitel 1 die in der katholisch-charismatischen Bewegung ausgeübten Geistesgaben ausgiebig betrachtet haben. Das war vor etwa fünfzehn Jahren. Fast die Gesamtheit der Pfingstbewegung unterschrieb diese Verurteilung ohne Widerruf. Aus der Nähe betrachtet war es der Widersacher, der bei dieser Geistestaufe und dieser Sprachengabe die Fäden in der Hand hatte. Aber der Wind scheint um 180° gedreht zu haben. Ohne daß irgendeine lehrmäßige Korrektur bei den Charismatikem aller Prägungen wahrzunehmen ist, fängt das traditionelle Pfingstlertum plötzlich an zu verehren, was es einst gebrandmarkt hatte. So sieht man die ‘Gemeinden Gottes’ auf der Ebene ihrer Leiter in den ÖRK (Ökumenischer Rat der Kirchen) eintreten. Die meisten von ihnen gehen jetzt nicht nur mit den katholischen Charismatikem Arm in Arm, sondern auch mit der katholischen Kirche selbst. Wie könnten sie anders, da die großen Kirchen durchläßig geworden sind für ihre besondere Lehre? Wie sollte man noch im Papst eine Figur des Antichristen sehen, da er die pfingstlerische Erfahrung in seine Kirche aufnimmt und segnet? Und warum Menschen evangelisieren, die es nicht mehr brauchen, seit sie durch den Heiligen Geist in Zungen reden, der doch auch der Geist Jesu ist (Apg. 16,7)? Warum zu Menschen davon reden, wie man in den Himmel kommt, wenn diese, ohne eine andere Wiedergeburt als die ihrer Kindertaufe zu kennen, schon auf dieser Erde die Sprache der Engel im Himmel sprechen? Die Mode hat sich eben in fünfzehn Jahren sehr verändert. Fast auf allen Ebenen stellt man ein Zurückweichen von dem Auftrag, "für den...den Heiligen überlieferten Glauben... (Lehre) ...zu kämpfen" (Jud. 3) fest. An der Stelle dieses Widerstands gegen den Irrtum nistet sich der Zeitgeist dieses Jahrhunderts ein, ein Geist der Neutralität, der Anpassung und sogar der Kapitulation, so daß man sich fürchtet die Wahrheit zu sagen, aus Angst, ‘den anderen’ zu verletzen. Hierzu ein Beispiel: bis vor kurzem waren Bücher und andere Literatur, zur Unterstützung der Evangelisationsarbeit unter Katholiken, leicht zu finden und lagen in den Buchhandlungen aus. Aber das ist anders geworden. Die Verlage, die diese Art von Literatur verlegen, sind sehr selten geworden. Weil sich in immer mehr christlichen Kreisen die Vorstellung durchsetzt, daß die Katholiken eigentlich auch Brüder und Schwestern in Christus sind. Ebenso ist die klassische pfmgstlerische Position schwer erschüttert. Es gibt nur noch hier und da einige Inseln des Widerstandes, Grüppchen, die nur noch (und wie lange noch?) Gefechte an der hintersten Front liefern. In der heutigen Zeit könnte man denken, unsere Haltung gegenüber dem Katholizismus sei engstirnig, parteiisch, grundlos, und heute, nach dem 2.Vatikanischen Konzil der Sechziger Jahre nicht mehr zu halten. Aber genau bei diesem Konzil haben die Konzilsväter ein heiliges Versprechen abgelegt, sich in allen Dingen den apostolischen Traditionen, Sitten und Regelungen der römischen Kirche zu unterwerfen und für sie zu kämpfen. Das bezieht sich auch auf alle Beschlüsse der vorigen Konzilien. Keine Glaubensaussage der röm.kath. Kirche, egal wann sie getroffen wurde, hat an Gültigkeit verloren (siehe: Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche). Wir fügen einige Auszüge des Gebetes an, welches Papst Johannes Paul II zum Anlaß des am 15.8.1988 zu Ende gegangenen Marienjahres an Maria richtete: "Der Heilige Geist hat dich als seine mystische Braut geliebt, er hat dich mit sonderbaren Gaben überhäuft. Am Vorabend des dritten christlichen Jahrtausends vertrauen wir dir die Kirche an, die dich als Mutter anerkennt und anruft. Dir, Mutter der Menschen und Nationen, vertrauen wir mit Glauben die ganze Menschheit an... Unterstütze, o Jungfrau Maria, unseren Glaubensweg und verhilf uns zu der Gnade des ewigen Heils, o huldvolle, o gottesfürchtige, o gütige Mutter Gottes und unsere Mutter." Das bedarf keines Kommentars! Trotzdem wurde die Einheit des Geistes mit der römischen Kirche von Leitfiguren der konservativen Pfingstbewegung zum Ausdruck gebracht. Kathryn Kuhlmann, bekannt für ihre extreme Feinfühligkeit bezüglich der geistlichen Atmosphäre, hatte eine Privataudienz beim Papst. Schon damals sagte sie: "Als ich dem Papst Paul begegnete, war eine Einheit des Geistes zwischen uns. Es war zwar ein Übersetzer da, aber wir brauchten keinen Übersetzer." Rex Humbard berichtete in ‘Reponse’ März 1980 von seiner Begegnung mit demselben Papst: "Als wir nebeneinander hergingen, empfand ich immer mehr, daß unsere Mission die gleiche ist, den Leib Christi zu bauen, unsere Brüder im Herrn zu unterstützen, die Welt für das Reich zu gewinnen und die Botschaft weiterzugeben, die Jesus uns gab." Kardinal Augustin Bea, Jesuit und Sekretär des Vatikans für Ökumene, bleibt seinerseits dem Pfingstlertum nichts schuldig. Sehr schnell merkte er, daß diese Bewegung eine neue Energie in die Bemühungen des Vatikans, die Einheit zu erreichen, einfließen ließ. Seine Zufriedenheit wuchs, als die Gruppe der ‘Geschäftsleute des vollen Evangeliums’ eifrige und praktizierende Katholiken aufnahm allein auf der Grundlage ihrer pfingstlerischen Erfahrung (Nelson Ewin, ‘Bible Baptist Church’, Nashua, U.S.A.). ‘Logos International’, das Blatt der genannten Gruppe schrieb: "Möglicherweise hat keine Persönlichkeit die charismatische Erneuerung so stark beeinflußt wie David Du Plessis, damit diese geistliche Erneuerung gleichzeitig charismatisch und ökumenisch sei" (Jan.-Febr. 1981). In derselben Ausgabe spricht D. Du Plessis von der pfingstlerisch-römisch-katholischen Einheit mit den Worten: "Zum Heil der Menschheit muß die Kirche den Segen der Pfingstkirche als Einheit annehmen." D. Du Plessis, auch Monsieur Pfingsten genannt, hat diese Einheit im Kleinen erlebt. Es war im St. Petersdom, wo zwanzigtausend Charismatiker im Vatikan zu einem charismatischen Kongreß der katholischen Kirche versammelt waren. Er erzählt die Geschichte mit den Worten: "Der Papst stieg auf seinen Thron... Während der Feier der Eucharistie sangen wir im Geist: ruhig, zart, mit Ehrerbietung und in vollkommen angemessener Weise. Es war wirklich ein pfingstlerischer Gottesdienst, mit pfingstlerischen Erscheinungen und offensichtlichen, pfingstlerischen Segnungen. Wir hatten alle um ein pfingst-lerisches Wunder gebetet, aber niemand hatte eine so reiche und positive Erscheinung eines neuen Pfingsten (so wörtlich) erwartet. Ich merkte in jener Nacht, daß drei Strömungen in der allgemeinen Pfingstbewegung am Werk waren. Es waren da die klassischen Pfingstler, die Neupfingstler und die katholischen Pfingstler. Diese Strömungen sind immer mehr zusammengelaufen in Zusammenarbeit und gegenseitiger Gemeinschaft... ‘Großartig!’ rief ich ganz laut in die Dunkelheit, und zu mir selbst: David, du bist jetzt ein wahrer Ökumeniker! (so wörtlich). Ja, genau das ist es, sagte ich mir noch einmal. Ich werde nichts weniger als eine volle Ökumene annehmen, die ganze Familie der Völker" (‘Un homme appele M. Pentecöte’, Seite 238-244; Ein Mann genannt Herr Pfingsten). So antwortet David Du Plessis, Herr Pfingsten in Person, auf die Frage: Welches ist die Haltung bezüglich der angestrebten Einheit mit Rom? Ihr Wortführer, der einzige Mann, der den Namen Herr Pfingsten trägt, sagt: NICHTS WENIGER ALS EINE VOLLE ÖKUMENE! Und was ist eine volle Ökumene? Sie ist vom römischen Pontifex sorgfältig definiert worden, als er den 523 charismatischen Vertretern der vierten internationalen Konferenz charismatischer Leiter begegnete, die vom 4. bis 9. Mai 1981 in Rom abgehalten wurde: "IHRE WAHL ROMS, ALS ORT DIESER KONFERENZ, IST EIN EINZIGARTIGES ZEICHEN IHRES VERSTÄNDNISSES FÜR DIE WICHTIGKEIT, IN DIESER KATHOLISCHEN EINHEIT VON GLAUBE UND NÄCHSTENLIEBE VERWURZELT ZU SEIN, DIE IHR SICHTBARES ZENTRUM IM STUHL DES PETRI HAT." Am 28. April 1980 hatte diese Anziehungskraft bereits dreihunderttausend Charismatiker erfaßt, die an der "Jesus-Rallye" in Washington teilnahmen. Es war ein Meisterwerk der Zusammenarbeit von nicht-katholischen Pfingstlem und katholischen Charismatikem. Unter ihnen war Pat Roberston, einer der Stars der Femsehkirche, Rex Humbard, Jim Bakker (von trauriger Berühmtheit), David Du Plessis, Demos Shakarian und Thomas Zimmermann, der Superintendent der Gemeinden Gottes, und viele andere, die sich Seite an Seite fanden mit katholischen Patern wie J. Bertolucci, J. Rendall und M. Scanion. Am 14. Februar 1988 wurde in Thomson Hall in Toronto ein überkonfessioneller Dankgottesdienst gehalten. Von der Liste der dreiundzwanzig auf dem Podium vertretenen Gruppen nennen wir nur die lutherischen Kirchen, die katholischen, die orthodoxen, die anglikanischen, die unitarischen, die Quaker und die Pfingstver-sammlungen Kanadas. Unter unseren zahlreichen Dokumenten besitzen wir eine Ausgabe der monatlichen pfingstlerischen Veröffentlichung ‘Charisma’ und seiner katholischen Entsprechung ‘New Covenant’ (Neuer Bund). Das Deckblatt der ersten ist von einem Photo von Mutter Angelika erfüllt und das der zweiten von D. Du Plessis, Herr Pfingsten. Man kann kein gespanntes Verhältnis mehr haben, wenn man gezwungen ist anzuerkennen, daß die einen wie die anderen ohne Bekehrung und ohne Sorge um die Lehre die gleichen sogenannten Geisterfahrungen machen. Wenn der ‘Geist’ redet, wirkt, heilt, tauft, erweckt und die einen ebenso wie die anderen belebt, dann macht das die These der konservativen Pfingstler, die wir im ersten Kapitel zu Wort kommen ließen, unhaltbar und überholt. Das denkt heute die große Mehrheit der Pfingstler in aller Welt. Warum exkommuniziert Rom nicht die ganze charismatische Bewegung, die in ihrem Schoße ist, und warum ist es so verständnisvoll gegenüber der pfingstlerischen Welt, die diese Haltung ihrerseits mit Gutem vergilt? Weil die ersteren den römischen Dogmen vollständig zustimmen und die letzteren sie nicht mehr anklagen wie es einst üblich war. Denn wenn Rom es mit klaren Stellungnahmen zu tun hat, reagiert es mit der alten, gewohnten Heftigkeit. In der ‘Hebdo’- Ausgabe vom 22. Dezember 1988 erschien ein Artikel mit der Überschrift: "Der exkommunizierte Priester". Dort wird folgendes gesagt: "Der Geistliche G. Daillard, Priester von Grächen im Valais, ist nicht nur seines Amtes enthoben, sondern schlicht und einfach exkommuniziert worden. Was für ein Gericht hat ihn da getroffen?... Der Priester von Grächen weist auf die heidnischen Ursprünge der Verehrung der Heiligen Jungfrau hin, aus der man einen falschen Gott gemacht habe. Maria sei die Mutter Jesu, ihr beispielhaftes Leben spreche noch heute zu uns, aber wir haben sie nicht anzubeten... Seine Anzweiflung der Himmelfahrt Mariä war der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte... Dieser Geistliche hat sich selbst in den Zustand der Häresie (Irrlehre) gebracht, erklärt das Bistum." Wenn also die Charismatiker aller Art, Pfingstler mit eingeschlossen, den Segen Roms haben, dann deshalb, weil sie das Faß nicht zum Überlaufen bringen. Sie sind für Rom ungefährlicher geworden, als ein einfacher Landpriester. Sie sind nicht mehr ansteckend; sie haben den Virus der Häresie verloren. Mit Hilfe des Zusammenhangs von Ursache und Wirkung hat ihre ‘Geistestaufe’ sie, geistlich gesprochen, sterilisiert. 1971 konnte Dr. Synan sich noch nicht an den Gedanken gewöhnen, daß die Katholiken die gleiche Erfahrung des Heiligen Geistes machten wie er selbst. Aber in South Bend sah er, wie Autobusse Tausende von Teilnehmern, die den ältesten Pfingstdenominationen angehörten, heranbrachten, damit sie sich jener großen, charismatischen Versammlung anschlössen. In seinem Buch ‘Ponts Charis-matiques’ (Charismatische Brücken) sagt er folgendes: "Ich lief zu dem Treffpunkt und war verblüfft, mehr als zehntausend Menschen bereits für die Eröffnungsveranstaltung versammelt zu sehen... Zungen, Weissagungen, Bibellesungen, Predigten, Chöre ergossen sich mit solcher Kraft und Überzeugung, daß ich davon förmlich überschwemmt wurde. Sie (die Katholiken) sangen ‘unsere’ Loblieder und übten ‘unsere’ Gaben aus. Das war mehr, als ich ertragen konnte. Eine Art kultureller und theologischer Schock brachte mich dazu, mich in einen Nebensaal zu flüchten, wo ich eine Viertelstunde lang nichts anderes tun konnte als weinen." So beeindruckend dieser Bericht auch sein mag, stellt man doch auf Anhieb fest, daß es dort nicht um die Bekehrung der Katholiken geht, sondern um die Ausübung der pfingstlerischen geistlichen Gaben. Man hat sich das Vokabular angeeignet, weiter nichts. Zungen, Weissagungen, Loblieder, Bibellesungen, spontane Chorusse und evangelikale Sprache wie: Bekehrung, Wiedergeburt, Geistestaufe. Aber was bedeutet das für einen Katholiken? Nicht viel und oft gar nichts. Die Gefühlsaufwallung V. Synans offenbart ein völliges Fehlen von Unterscheidungsvermögen, welches dennoch eine der Früchte des Geistes ist (1. Kor. 12,10). Die gleichen Worte belegen manchmal stark verschiedene Wirklichkeiten. Bei einer Bibelausstellung führte ich einen Priester und hatte eine lange Unterhaltung mit ihm. Da er sehr aufmerksam schien, erklärte ich ihm die Wiedergeburt, über die Jesus mit Nikodemus sprach, als die einzige, unerläßliche Voraussetzung des Heils. Während der ganzen Entfaltung des Themas nickte er mit dem Kopf. Bis zum Schluß bekundete er sein Einverständnis mit dem, was ich sagte, sodaß ich mich fragte, ob ich nicht träume. Ich verstärkte daher die Erläuterung, denn das, was ich ihm darlegte, stand in solchem Widerspruch zu der Heilslehre seiner Kirche, daß seine Zustimmung mich fast daran zweifeln ließ, daß ich einen anerkannten Verfechter dieser Lehre vor mir hatte. Wenn das Gespräch dort aufgehört hätte, hätte ich fast daraus geschlossen, daß ich vielleicht einem Kind Gottes gegenüberstand, einem wirklich wiedergeborenen Bruder in Christus. Ich stellte ihm daher die Frage: Mein Herr, wann haben Sie diese entscheidende Erfahrung der Wiedergeburt gemacht? Er antwortete mir ohne Zögern: Als ich getauft wurde. Da sehen wir’s! Vier Worte genügten, um alles umzuwerfen. Seine Bezugnahme auf seine Kindertaufe war die Leugnung der biblischen Lehre. "Kind Gottes geworden durch die Taufe", blieb sein Motto. Die Wiedergeburt kam durch sein Sakrament. Eine gewaltige Kluft trennte unsere Positionen. Wenn es die Brücke des Zungenredens ist, die über diesen Abgrund geschlagen wird, die Menschen erlaubt, sich über ihre Einheit zu freuen, kann man sich ernsthaft die Frage stellen: An was ist diese Brücke aufgehängt? An einer zweideutigen Terminologie, an einer irrigen Lehre, an euphorischen Gefühlen, an gemeinsamen Erfahrungen, in einem Wort: am Wind oder, um biblisch zu bleiben, am Sand, Heu, Stroh. Wenn über eins nach dem anderen das Wasser und das Feuer des Gerichtes kommen wird... Bei anderen wird die lehrmäßige Verwirrung durch eine Aufgabe ihrer Überzeugungen gesteigert, die sie dazu bringt, sich in einer fremden Familie wie zu Hause zu fühlen und zu verhalten. Dazu bedarf es einer geschickten Dialektik, einer Art geistlicher Schizophrenie. Dazu folgendes Beispiel: Ein junges, katholisches Mädchen kam zu der Jugendgruppe, die ich über die biblische Wassertaufe unterweisen sollte. Diese junge, gebildete Person brachte sich mit ihren glänzenden Fähigkeiten in das Bibelstudium ein. Ihre Erkenntnis bezüglich der Erwachsenentaufe, und eben als Taufe nur für Erwachsene, war überraschend. Mit der Bibel in der Hand entdeckte sie mit bemerkenswerter Mühelosigkeit die ganze Wahrheit über das Thema, und gleichzeitig über den sakramentalen Irrtum ihrer Kirche. In der Öffentlichkeit konnte die Richtigkeit und Genauigkeit ihrer Antworten glauben machen, daß die Tage ihrer Zugehörigkeit zur katholischen Kirche gezählt seien. Aber in einem privaten Gespräch entpuppte sie sich als eine ganz andere Person. Was sie von der Taufe begriffen hatte, war nur ‘die biblische Sichtweise’. Für sie zählte nur die katholische Sichtweise; sie gab mir deutlich zu verstehen, daß es ihr nicht in den Sinn käme, irgendetwas an ihrer Auffassung zu ändern, weder in Bezug auf die Taufe, noch in Bezug auf ihre Kirche. Wie eine Ehebrecherin, die einen Ehemann hat und sich einen Geliebten nimmt, konnte sie sehr wohl eine Sache und ihr Gegenteil gelten lassen und mit beiden gut auskommen! Der Freund, von dem wir in Kapitel 2 sprachen, reagierte nicht anders, als er gezwungenermaßen zugeben mußte, daß seine Sprachengabe nicht schriftgemäß war, sich aber hinter den Worten verschanzte: "Biblisch gesehen haben Sie Recht, aber ich kann eine Erfahrung nicht verleugnen." Seit wann findet sich die Wahrheit mit dem Irrtum ab? Wenn Christus mit Belial überein- stimmt (2. Kor. 6,15), dann hat ein anderer unter der Verkleidung eines Engels des Lichts seinen Platz eingenommen. Diesen ‘anderen’ bemühen wir uns von Anfang an zu entlarven. Wenn es genügt, ein entlehntes Vokabular zu haben, laut in die Hände zu klatschen, ekstatische Haltungen einzunehmen, zusammenhangloses Kauderwelsch zu reden, unüberlegte Hallelujas auszustoßen, um als Teil der Familie anerkannt zu werden, kann man sicher sein, daß der Geist, der hinter diesem Babel steht, nicht der Heilige Geist ist. Nein, dieser Geist, der durch seine Taufe Fälscher erzeugt, der überall seine ‘Gaben’ austeilt, selbst die, die es nicht mehr gibt, verrät uns nichts Gutes. Nicht bekehrt oder von der Wahrheit weit entfernt zu sein und es zu bleiben, ist nicht so schlimm; was einzig zählt ist die zweite Erfahrung, selbst wenn es keine erste gegeben hat! Wie kann das denn überhaupt möglich sein - eine zweite Erfahrung machen ohne eine erste Buße, ohne eine erste Bekehrung, ohne eine erste Unterordnung unter das Wort Gottes, ohne ersten Zer-bruch, ohne eine lehrmäßige Kehrtwende??? Kein Wunder, daß unsere Generation Zeuge einer noch nie dagewesenen, religiösen Vermischung ist. Dies läßt nichts Gutes ahnen und kann nur zu der letzten großen, synkretistischen Einheitsreligion führen, die in der Bibel mit Hure bezeichnet wird. Babylon scheint schon weit vorangekommen zu sein. Der Ökumenische Rat der Kirchen wurde 1948 gegründet mit dem Ziel, um jeden Preis die weltweite religiöse Einheit zu erreichen. Das heißt eine Einheit ohne Glaubensdiskriminierung, welche auch Buddhisten, Hindus, Sikhs, Moslems, Zionisten und das abgefallene Christentum umfaßt. Die kommunistische Unterwanderung im Schoße des ÖRK ist wohlbekannt. In der Tat zählt man unter den Mitgliedern Atheisten und Agnostiker. Das hat den pfmgstlerischen Geist nicht daran gehindert, seinen fröhlichen Einzug zu halten. Was die Ökumene nicht geschafft hat, gelingt nun dem ‘Heiligen Geist’: die gegensätzlichsten Positionen in dem gleichen charismatischen Elan zu vereinen. Am 24 Juli 1983 bei der sechsten Versammlung in Vancouver vertraten Massen von Menschen die weltweite Pfingstbewegung. Ihr neuer Direktor für Afrika, G. Cashmore, hielt seinen Einzug in Begleitung der Franziskanerschwester Joan Puls. David D. Plessis (Herr Pfingsten) brachte, als er bei einer Vollversammlung sprach, seine Begeisterung mit den Worten zum Ausdruck: "Ich bin auf fünf Versammlungen gewesen. Am Anfang sah ich dort nur Spreu. Jetzt bedeckt das gute Korn die Spreu!" Natürlich sieht man die Spreu nicht mehr, wenn sie wie das gute Korn redet, sich mit seinem Aussehen bekleidet, die gleichen Wunder wirkt durch den gleichen ‘Heiligen Geist’! Dr. Synan, der meistgehörte Historiker der Pfmgstbewegung, ist unter anderen der Autor von ‘Ponts charismatiques’ (Charismatische Brücken). Im Januar 1984 versicherte er: "Katholische und pfingstlerische Charismatiker sind dazu gerufen zusammenzustehen". Er unterstützte diese Behauptung mit dem Zeugnis seiner Zusammenarbeit mit dem römischen Katholizismus seit mehreren Jahren. Seit 1973 nahm er an dem ökumenischen Dialog zwischen dem Vatikan und den Pfmgsttheologen teil. 1977 half er tatkräftig bei der Organisation der Konferenz in Kansas City. Er bewies seine völlige Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit, als N. Cavnar ihm die Frage stellte: Wir (Katholiken) haben viel Sorgfalt darauf verwendet, aus unseren Charismatikem wahre Katholiken zu machen. Wie sehen Sie die Sache? Er antwortete: "Es macht mir überhaupt keine Schwierigkeiten, einen katholischen Charismatiker seine Kirche lieben zu sehen. Ich glaube nicht, daß es irgendeinen Grund dafür gibt, daß er sie verlassen sollte. Was zählt ist, daß er ein seiner Kirche treuer Katholik ist und gleichzeitig getauft vom Heiligen Geist..." Sieht man nicht auch Demos Shakarian, Gründer der Gruppe der Geschäftsleute des vollen Evangeliums, als Prediger für ihren Kongreß 1981 gute, katholische Priester wie Pater Braun einladen, einfach, weil sie die pfingstlerische Erfahrung empfangen haben? Ist das nicht der Beweis dafür, daß man diese Erfahrung außerhalb jeglicher Wiedergeburt, jeglicher moralischer oder lehrmäßiger Bekehrung machen kann, genau wie wir es in der Bibel von denen lesen, die einmal behaupten werden, die ‘Gaben des Geistes’ im Namen des Herrn ausgeübt zu haben, ohne aber je von Ihm gekannt worden zu sein? (Mt. 7,22-23). Amerika, wird man sagen, ist weit weg! Nun, kommen wir auf unseren Sprachraum zurück. Der kürzlich verstorbene Thomas Roberts war ein geschätzter Prediger aus dem gemäßigten Pfingst-lertum. Mit den Jahren wurde er der Vorkämpfer der französischsprachigen Charismatik. Er trug die pfmgstlerische Erfahrung in die katholischen Kreise. Er sah dort ihre ‘zweite Segnung’ verbunden mit den Zeichen, die sie begleiten. Er arbeitete unermüdlich an der gegenseitigen Gemeinschaft zwischen protestantischen und katholischen Charismatikem auf der Ebene des Abendmahls bei den ersten und der fälschlicherweise so genannten Eucharistie bei den letzteren. Er gab sich dem so sehr und so gründlich hin, daß seine evangeli-kale Identität am Ende völlig verschwamm. Als er sah, daß seine geistliche Nachkommenschaft sich auf wunderbare Weise in Zungen an die Heilige Jungfrau wandte, konnte er sich dem umso weniger widersetzen, als diese Katholiken diese Gabe durch seinen Dienst und seine Handauflegung empfangen hatten. Da er niemals seine eigene Erfahrung angefochten hatte, konnte er ihre auch nicht anfechten, ohne sich selbst zu verleugnen. Er fand sich als eine Henne wieder, die Enteneier ausgebrütet hat und ihren Entenküken nachgeht, bis sie ins Wasser eintauchen. Er ist so gründlich dort eingetaucht, daß er am Ende ertrank. Da seine geistlichen Kinder, vom gleichen ‘Geist’ getrieben wie er, zu der Jungfrau beteten, machte er es ebenso. Ein Freund von mir kritisierte ihn scharf und warf ihm das vor. Er stritt die Sache nicht ab, versuchte sie aber abzumildem, indem er sagte, man dürfe das Gebet, das MAN AN MARIA RICHTEN KÖNNE, nicht so sehen wie die Katholiken, sondern als ein Lob Gottes für diese demütige Dienerin. Wie sehr seine Erklärung auch bei den Haaren herbeigezogen sein mag, Tatsache ist, daß er sich an Maria wandte. Muß man daran erinnern, daß man hier über diese sehr ernste lehrmäßige Sünde hinaus die Greuelsünde findet, die darin besteht, sich an den Geist einer Toten zu wenden? Und wenn diese Tote auch eine Heilige war, ändert das nichts an dieser schlimmen Angelegenheit (5. Mo. 18). Wie D. Cor- mier es seinerzeit sehr wohl verstanden hat, kann der Geist, der die Seelen in diese Richtung treibt, nicht der Heilige Geist sein. Nein, Irrtum ist nie umsonst. Es gibt immer einen Zusammenhang von Ursache und Wirkung. Eine Lehre, welche die Heilige Schrift verdreht, die andere Lehraussagen stillschweigend übergeht und die die Erfahrung der Bibel vorzieht, kann zunächst im Munde süß sein, wird aber am Ende im Bauch bitter werden. Die Väter des Zungenredens haben unreife Trauben gegessen, und jetzt sind die Zähne ihrer Kinder stumpf. Darüber haben wir gerade einen Überblick gegeben. Wir werden sehen, wo das auf längere Sicht hinführt. Gott hatte die klare und unwiderrufliche Anordnung gegeben, den Räucheraltar nicht mit einem fremdem Feuer anzuzünden. Es mußte mit dem Feuer des Brandopferaltar geschehen (3. Mo. 16,12-13). Die beiden Söhne Aarons, Nadab und Abihu kamen um, weil sie nicht Gottes Meinung über diesen Punkt gesucht hatten (3. Mo. 10,1-2). Ohne Zweifel ergreift ein neuer Eifer verschiedene Schichten der Christenheit, aber Eifer ist nicht gleichbedeutend mit Wahrheit. Saul von Tarsis war eifrig, aufgeweckt und engagiert, wie man heute sagen würde. Kommt dieses Feuer durch die Bekehrung zu Christus, durch den Glaubensgehorsam (Rö. 1,5) gegenüber dem Wort Gottes? Im Fall von Nadab und Abihu kam es aus ihrer Unkenntnis und ihren eigenen, vielleicht gar nicht bösen Absichten. Wir haben es gesehen: Die Geistestaufe und das Zungenreden, wie es sich heute darstellt, sind keine Feuer, die durch das Wort Gottes entzündet wurden. Mögen auch gute Absichten die ursprünglichen Funken ausgelöst haben, niemand wird das abstreiten; aber sagt man nicht auch, daß auch der Weg in die Hölle mit guten Absichten gepflastert ist? Nun, alles ist fremd bei der von uns betrachteten Sache: das Feuer, das Brennmaterial und der religiöse Eifer, der dabei frei gesetzt wird. Nichts entspricht dem Schriftmodell. Mag der Räucheraltar auch evangelikal sein, wenn ein dem Wort Gottes fremdes Feuer ihn anzündet, wird dabei nichts Gutes entstehen. Es ist vielleicht ein schillerndes, blendendes, rauschendes Feuer, daß fasziniert und bezaubert, kann aber nie von Gott bestätigt werden. Der Tag rückt näher, an dem ein Übermensch auftreten wird, mit einem entlehnten Namen, einer Superkirche und einem vollständigen Arsenal von Verführungsinstrumenten, einem Lamm gleichend und wie ein Drache redend (Off. 13,11). Gott nennt die Erscheinung dieses Supercharismatikers das Geheimnis der Gesetzlosigkeit. Dieses Geheimnis (Mysterium) paßt wie zugeschnitten auf die, die sich in den Mystizismus haben treiben lassen. Erinnern wir uns kurz daran, daß Mystizismus defintionsgemäß "der Glaube (ist), daß Gemeinschaft mit Gott möglich sei durch die Kontemplation (beschauliches Nachdenken) und Liebe, ohne den menschlichen Verstand" (Webster’s), wie zum Beispiel die Korinther, die mit dem Geist beteten, indem sie den Verstand beiseite ließen, was von Paulus korrigiert wurde (1. Kor. 14,15). Im Bereich der Mystik werden sich die Mächte des Antichristen auswirken. Satan, der große Experte auf diesem Gebiet, wird seine ganze Macht anwenden und seine ganze Skala von Verführungskünsten aufbieten: Stimmungen, Zeichen und Wunder. Wer wird verführt werden? Diejenigen, welche die Liebe der Wahrheit nicht angenommen haben und Wohlgefallen gefunden haben an der schriftwidrigen Ungerechtigkeit, die in diesem Buch untersucht wurde (siehe 2. Thes. 2,3-12). Und wer wird dieser Verführung entgehen? Der gleiche Text sagt es: Sie werden gerettet werden "in Heiligung des Geistes" (und nicht durch Pseudo-Gaben) "und im Glauben an die Wahrheit" (V. 13). Die Bewahrung der Gemeinde in Philadelphia wird uns mit folgenden Worten berichtet: "...du hast MEIN WORT bewahrt... Weil du das Wort vom Harren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird,..." (Off. 3,8-10). B. Creme, der behauptet Johannes der Täufer, der Vorläufer des New Age, zu sein, kündigt das nahe Kommen des ‘wahren Christus’ mit den Worten an: "Der Christus wird eine geistige Verschmelzung mit der ganzen Menschheit gleichzeitig bewirken. Jeder Mensch wird auf telepathische Weise die Worte des Christus in seiner eigenen Sprache hören, denn er wird weltweit das Pfingstereignis wiederholen. Es werden sich auch in der ganzen Welt Hunderttausende von spontanen Heilungen ereignen. Die Menschheit wird diesen Erscheinungen zufolge wissen, daß dieser Mann, und nur dieser Mann, der wahre Christus ist." Werden diese Erscheinungen sich wirklich ereignen? Nur die Zeit wird es uns sagen können, aber sie sind auf der Linie des Erscheinens des Gesetzlosen, des Menschen der Sünde, den der Herr durch den Hauch Seines Mundes (Sein Wort) beseitigen wird. Alle, die von Stimmungen leben, von Erfahrungen, von Gefühlen, die mit einigen, oft aus ihrem Zusammenhang gerissenen Bibeltexten befriedigt worden sind, sind reif, um dem 'Mann der Vorsehung’ zuzujubeln, der dieser neue Monsieur Super-Pfingsten sein wird, der sich in den Tempel Gottes setzen wird (2. Thes. 2,4). Millionen von Menschen werden in einem Anfall von blindem Mystizismus diesem ‘anderen Jesus’ eine grenzenlose Verehrung widmen. Die Charismatik bereitet den Weg dieser Kapitulation vor, indem sie die Verwirrung von Babylon in den Köpfen aussät. T. Spence, früherer Pfmgstpastor, der über seine Bewegung aufgeklärt wurde, schrieb: "In der Vergangenheit mußte die Ökumene zwei Bereiche vereinen, um wirksam zu werden: den Geist und die Lehre. Jetzt, wo die Einheit durch 'den Geist’ geschieht, kann man sicher sein, daß die lehrmäßige Einheit folgen wird. Zuerst kommt der Irrtum, dann der Weg und schließlich die Lehre. Was man heute sieht, ist mehr als ein weiterer Schritt in Richtung einer neuen Ökumene mittels der katholischen Charismatik, ES IST EIN GEMISCH, WELCHES IN RICHTUNG EINER ENDRELIGION, DER DES ANTICHRISTEN, GEHT." Wo wird das hinführen. Wir wollen uns noch einmal diese Frage stellen und geben wieder Dr. Synan das Wort, dem Sprecher der weltweiten Pfmgstbewegung: "ln seiner geschichtlichen Perspektive stellt die Pfmgstbewegung eine Bewegung dar, die mit dem Beginn des Jahrhunderts in den "Heiligungs-Gemeinden" (Holiness Chur-ches) begann, die sich dann in zahlreiche andere pfmgstlerische Gruppen verbreitete, die sich weiter verbreitet und die großen protestantischen Denominationen und die katholische Kirche durchdringt... Es ist klar, daß die christliche Sache in den letzten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts und in den ersten des folgenden mehr und mehr in den Händen der Katholiken und Pfmgstler sein wird. Die einzige Brücke zwischen diesen beiden Gruppen, zumindest auf Volksebene, sind die Charismatiker... Das Pfmgstlertum, das die Kraft des Heiligen Geistes betont, ist heute die größte Stärke in der Christenheit. Es ist die Kraft, die das Christentum revolutionieren wird, und es ist das, was Pfmgstler und katholische Charismatiker gemeinsam haben..." (‘New Covenant’, Januar 1984). Wie schnell sich die Dinge und die Lehren ändern! In weniger als zehn Jahren ist die pfingstlerische Analyse der charismatischen Erneuerung, die wir im Kapitel 1 wiedergegeben haben, abgeschoben worden. Der Aufruf zur Einheit in jenem Geist ist, das ist wahr, eine außergewöhnliche Kraft, die die verschiedenen Teile einer abgefallenen Christenheit vereinen wird, die falsche Braut Christi, das mystische Babylon, die Hure. Aber eine andere Stimme läßt sich vernehmen. Ihr Ruf ist nicht auf mystischen Erfahrungen der Zungenrede gegründet, sondern auf einer Einheit, die aus einer biblisch definierten Trennung hervorgeht. Der wahre Heilige Geist Gottes sagt: "Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt Unreines nicht an, und ich werde euch annehmen" (2. Kor. 6,17). Der Geist, der die heutige Zungenrede beherrscht, bringt Millionen von Menschen dazu, sich mit den abscheulichen Irrtümem eines götzendienerischen Systems zu verbünden. Es ist ein System, das Gott haßt und das zu zerstören Er sich verpflichtet hat. Er ist es, der in Offenbarung 18,4 sagt: "Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt, und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt". Kapitel 16 ANHANG Dieser Nachtrag wird nur angehängt, um auf einzelne Fragen zu antworten, die mir hundertmal gestellt wurden. Es schien uns nützlich, darauf zu antworten, zumal sie sich im Rahmen des behandelten Themas bewegen. Wir hätten kein gutes Gewissen, wenn wir die Antworten verweigerten, denn wir wollen niemanden im Unklaren lassen. Unsere Stellung orientiert sich an 1. Korinther 13,8, wo Zeitpunkt und Umstände des Aufhörens dieser Gabe angekündigt werden. Es ist zu wünschen, daß der Leser, bevor er fortfährt, die Erläuterung im Kapitel 8 nachliest. DAS ZUNGENREDEN IST EINE ERFAHRUNG, DIE JEDER CHRIST MACHEN SOLLTE Das ist wieder und wieder gesagt worden. G. Lindsay bestätigt das mit Nachdruck in seinem Buch ‘21 raisons pour lesquelles les chretiens devraient parier en langues’ (21 Gründe warum Christen in Zungen reden sollten). Auf der Grundlage dieser These beruht die pfmgstlerische Sichtweise der Taufe des Heiligen Geistes. Wir verweisen den Leser auf das Kapitel 9, welches uns zeigt, daß die biblische Lehre über das Thema alles andere ist als das, für was man sie ausgibt. Die meistzitierte Stelle zur Unterstützung dieses Gedankens ist das Wort von Paulus: "Ich möchte aber, daß ihr alle in Sprachen redet" (1. Kor. 14,5). Wenn dieser Wunsch des Apostels wie ein lehrmäßiger Befehl aufzufassen wäre, wie sollte man dann die Worte desselben Apostels verstehen, der im gleichen Brief sagt: "Ich wünsche aber, alle Menschen wären wie ich", das heißt ledig (1. Kor. 7,7)!? Im Griechischen sind die beiden Ausdrücke "ich möchte" und "ich wünsche" gleich. Muß man diesen beiden Wün- sehen Gesetzeskraft verleihen? Man stellt fest (erlauben Sie uns ein wenig Ironie), daß alle, die die Ampel auf grün stehen sehen, wenn sie 1. Korinther 14,5 lesen, sie in 1. Korinther 7,7 auf rot sehen! Sollten sie plötzlich farbenblind geworden sein? Denn wenn man in der ersten Stelle eine Norm für das Christenleben sieht, dann muß man, um ehrlich zu bleiben, auch bei der zweiten Stelle die gleiche Norm anwenden. Alle, die das Zungenreden favorisieren, müßten sich von daher dem Zölibat unterwerfen. Durch welche geistige Akrobatik käme man sonst dazu, zu sagen, daß man sich bezüglich des Zungenredens wie Paulus verhalten solle, aber nicht bezüglich des Heiratens? Diese, wenn auch etwas ironische, Bemerkung hat jedes Mal ins Schwarze getroffen. Ein junger Mann, der von der Sprachengabe begeistert war, griff mich vehement an. Er war sehr erbost. Um sich zu rechtfertigen, brachte er einen Gedanken vor, den er irgendwo gelesen hatte, wonach Paulus nicht ledig, sondern verwitwet gewesen sei. Er sagte mir nichts Neues. Dieser Gedanke gründet sich auf die Tatsache, daß man, um Mitglied im Sanhedrin zu sein, verheiratet, bzw. verwitwet gewesen sein mußte. Da Saulus von Tarsis Mitglied im Sanhedrin gewesen war, sei er nicht mehr ledig, sondern wahrscheinlich verwitwet gewesen. Ich wies ihn darauf hin, daß, wenn dies der Fall sei, Paulus also haben sagen wollen, er wünsche, daß alle Menschen verwitwet wären! Die Lächerlichkeit dieser Logik ließ ihn verstummen. Er drehte sich auf dem Absatz um und ging fort. Hinter den Worten des Paulus steht ein ganzes, lehrmäßiges Prinzip. Wie nicht alle Korinther dazu berufen waren, ledig zu bleiben, so waren auch nicht alle dazu berufen, in Zungen zu reden. Paulus akzeptiert diese beiden Gedanken. Einerseits, daß nicht alle die Gabe der geschlechtlichen Enthaltsamkeit haben (1. Kor. 7,7), und andererseits, daß nicht alle die Sprachengabe besitzen, denn er sagt: "Sind etwa alle Apostel? Alle Propheten? Alle Lehrer?...Reden alle in Sprachen?" Die Frage zu stellen, heißt, die Antwort zu geben. Wenn es anders wäre, gäbe es nur eine Art und Weise, die fünf Elemente des Wortes des Herrn in Markus 16,17-18 zu ver- stehen: "Diese Zeichen aber werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen 1. werden sie Dämonen austreiben; 2. sie werden in neuen Sprachen reden; 3. werden Schlangen aufheben, und 4. wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden; 5. Schwachen werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden." Alle müßten zwangsläufig ihren Glauben unter Beweis stellen, nicht nur, indem sie in neuen Sprachen redeten, sondern indem jeder Dämonen vertriebe, alle einen tödlichen Trank tränken (oder ohne Gefahr einen Giftpilz äßen), indem alle Kranke heilten und jeder seine Hand in ein Vipemnest steckte nach dem Vorbild des Paulus, der von einer Viper gebissen wurde, ohne daß er dadurch Schaden nahm oder Schmerz empfand. Übrigens begibt sich niemand von denen, die ihre geistlichen Errungenschaften vorführen, in die Gefahr, es durch Schlangen zu tun. Eines Tages versuchte ein in dieser Bewegung extremer Pastor mich davon zu überzeugen, daß Zungenreden eine Erfahrung sei, die jeder Christ notwendigerweise machen müsse. Ich schlug meine Bibel auf und bat ihn, mit mir die weiter oben zitierten Verse zu lesen (1. Kor. 12,29-30): "Sind etwa alle Apostel?" Nein, natürlich nicht, antwortete er! "Sind alle Propheten?" Nein! "Sind alle Lehrer?" Nein! An diesem Punkt angelangt, lehnte er es ab, fortzufahren. Er hatte gemerkt, wohin ihn der Text führen würde - nämlich zu lesen: "Reden alle in Sprachen?" Die Antwort konnte nur NEIN sein! Und das wußte er. Dreimal versuchte ich, mit ihm den Text wieder aufzunehmen. Dreimal lehnte er ab, bis zum Ende zu lesen. So hatten also selbst zur Zeit des Paulus, als die wahre Gabe existierte und, als Zeichen für die ungläubigen Juden, daß das Heils- angebot nun allen galt, gebraucht werden sollte, nicht alle diese Gabe, denn "der Geist...teilt..." (seine Gaben) "...jedem besonders aus, wie er will" (1. Kor. 12,11). Ebenso, wie nicht alle Apostel waren oder Propheten oder Ledige, so redeten auch nicht alle in Zungen. ICH REDE MEHR IN ZUNGEN ALS IHR ALLE (1. Kor. 14,18). Es handelt sich hier nicht um Geschwätzigkeit. Diese geschwätzigen Korinther waren gesprächiger als Paulus, dessen Rede oder Ausdrucksweise ihrer Ansicht nach zu verachten war (2. Kor. 10,10). Paulus tritt hier nicht in Konkurrenz mit der korinthischen Redseligkeit oder ihren rethorischen Fähigkeiten. Der Grund für seine Feststellung ist einfach. Paulus war der Apostel der Nationen, von Gott zu den Völkern fremder, das heißt nicht hebräischer, Sprachen gesandt. Dieser Ruf wurde von seinen jüdischen Gegnern ange-fochten, die ihn daran hinderten, zu den Heiden zu reden (1. Thes. 2,16). Und nicht nur die unbekehrten Juden, sondern auch die Bekehrten Israels taten sich sehr schwer, die große Neuheit oder Wahrheit zu begreifen, die der am Pfingstfest eröffneten Ära der Gemeinde eigen war: Gott goß von nun an seinen Geist auf alles Fleisch aus, was gleichbedeutend ist mit allen Sprachen der Welt und den Völkern, die sie sprechen. Die Apostelgeschichte zeigt, daß Paulus deswegen überall wo er hinkam, in Kontakt und Konflikt kam mit den Juden. Indem er auf wunderbare Weise diese Sprachen durch den Heiligen Geist sprach, gab ihnen Paulus außer seinen lehrmäßigen Unterweisungen, das zu diesem Zweck vorgesehene Zeichen. Er bewies ihnen so, daß die fremden Sprachen ebenso gut wie ihre eigene den Jahwe Israels loben konnten, und daß die Mauer der Trennung ein für alle Mal abgerissen war. Dieser befreite, ehemalige Pharisäer bewies dieses Handeln Gottes vor den Juden, indem er vor ihren Ohren von den großen Taten Gottes in fremden Sprachen erzählte. Ein Wunder für die einen (die für diese neue Wahrheit gewonnenen Juden und Heiden); ein Feuer des Gerichtes für die anderen (die ungläubigen und gegnerischen Juden). Mehr als irgendein anderer und vielleicht sogar als einziger seiner Generation konnte Paulus ohne Prahlerei sagen: "...ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle" (1. Kor. 15,10). Im Zusammenhang mit seiner besonderen Berufung, seinen zahlreichen Reisen, seines unablässigen Mühens und seiner vielen Kontakte, redete Paulus auch mit voller Überlegung mehr in Zungen als die anderen. HINDERT DAS REDEN IN ZUNGEN NICHT (1. Kor. 14,39) Man muß wissen, daß das Charisma (Gnadengabe), von dem Paulus hier spricht, ein echtes Charisma war und nicht die Täuschung, die man uns heute anbietet. Trotz seiner Echtheit war es durch Mißbrauch so stark gefährdet, daß der inspirierte Apostel fast drei Kapitel schreiben mußte, um die Korinther wieder auf die richtige Bahn zu bringen. Sie gebrauchten die Gabe unbesonnen, wie Simson seine Kraft, die er auch von Gott empfangen hatte. Wie die Korinther (1. Kor. 14,20), gebrauchte und mißbrauchte er sie zu persönlichen und fleischlichen Zwecken. Gott hinderte ihn nicht daran, sich der Kraft zu bedienen, die er ihm gegeben hatte; aber Simson hatte sie nicht empfangen, um sie so zu gebrauchen, wie er es tat. Ebenso brachte Paulus eine ernste Korrektur an den korinthischen Irrtümem an; aber solange die Gabe noch aktuell war, konnte und wollte er nicht verhindern, daß man sie ihrer Bestimmung gemäß ausübte. Es war mit der Sprachengabe wie mit der Gabe der Abfassung der neutestamentlichen Bücher. Paulus hätte sagen können, daß er mehr Briefe schrieb als die anderen, ja, sogar mehr als alle anderen zusammen. Wie bei den Sprachen, weist er auch auf die Existenz zweifelhafter Schriften hin (2. Thes. 2,2), aber er hindert weder Johannes, noch Petrus, noch Lukas, noch irgend jemand sonst daran, die echten Briefe zu schreiben. Heute noch angeblich inspirierte Briefe zu schreiben oder weiter die Spra- chengabe nachzuahmen, während beiden Gaben aufgehört haben, wäre Fälschung und Gebrauch von Fälschung. WER IN EINER ZUNGE REDET, REDET...ZU GOTT...IM GEIST REDET ER GEHEIMNISSE (1. Kor. 14,2). Die Geheimnisse, um die es hier geht, haben nichts gemein mit dem Sinn, den man ihnen in unseren Tagen verleiht: unbegreiflich, unverständlich, unbekannt, geheim usw. Im Neuen Testament kommt das Wort siebenundzwanzig Mal vor. Ohne Ausnahme handelt es sich, wie Scofield lehrt, um "eine zuvor verborgene Wahrheit, die Gott in der gegenwärtigen Zeit zum Teil offenbart". Seine sehr interessante Analyse findet sich auf Seite 1075 seiner Nachschlagebibel, wo er die zehn Geheimnisse nennt: 1. Des Reiches der Himmel. 2. Der Verstockung Israels. 3. Der aus Juden und Heiden zusammengesetzten Gemeinde, der Braut Christi. 4. Des Lebens Christi in uns. 5. Gottes, das heißt Christi. 6. Der Gottseligkeit. 7. Der Entrückung der Heiligen. 8. Der Ungerechtigkeit. 9. Der sieben Sterne. 10. Babylons. Diejenigen, die in Zungen sprachen, beteten Gott auf der Grundlage der meisten (oder der Gesamtheit) dieser Geheimnisse an. Es sind genau dieselben Geheimnisse, die die Erkauften verkünden, wenn sie den Herrn loben. Wir preisen ihn für Sein kommendes Reich, das wir durch den Glauben begrüßen, ohne Seine Ausdehnung ergründen zu können! Wieviel Lob wird ausgesprochen für die Gnade, die uns zuteil wurde, uns, die wir fern waren, die wir keinerlei Bürgerrecht in Israel hatten, aber die wir Erben der Verheißung geworden sind durch den Fall Israels! (Rö. 11). Wieviel Anbetung finden wir für das Geheimnis Christi selbst; für das Seiner Menschwerdung, für das Geheimnis eines Gottes, der Seine Herrlichkeit verläßt und dahin zurückkehrt, nachdem Er sich im Fleisch offenbart hat, Dinge, in die Engel hineinzuschauen begehren! Wieviel Danksagung bringen wir für den Tag, an dem das Geheimnis der Ungerechtigkeit, die diese Erde verdirbt, zu Ende sein wird! Welcher Lobpreis steigt empor auch für den Tag, an dem Tote und Lebende in einen Leib verwandelt werden, der seinem Herrlichkeitsleib gleichgestaltet ist, und an dem die Erkauften ihn grüßen werden mit den Worten: "Amen, komm, Herr Jesus". Was aber vor allem anderen in den fremden Sprachen im Zentrum des Löbens stand, war das Geheimnis des Christus, das am meisten Bezug zu ihnen hatte und das eine grundlegende Bedeutung zu der Zeit hatte, nämlich: "Die Nationen sollen Miterben und Miteinver-leibte sein und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium" (Eph. 3,6). Paulus sagt, nachdem er das Geheimnis der Verstockung Israels und des Heils der Heiden erklärt hat: "Gott hat alle..." (Juden und Nicht-Juden) "...zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er alle begnadige" (Rö. 11,32). Gleichsam ergriffen von dieser Wahrheit, fährt Paulus anbetend fort: "O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind seine Gerichte und unausspür-bar seine Wege" (Rö. 11,33). Dieses Geheimnis ist derart, daß die vierundzwanzig Ältesten in Offenbarung 5,8-10 in Anbetung niederfallen und ein neues Lied, zur Ehre des geschlachteten Lammes, singen, das durch sein Blut Menschen aus jedem Stamm, AUS JEDER SPRACHE, aus jedem Volk und jeder Nation erkauft hat. Für diese Geheimnisse lobten Petrus und die anderen Jünger Gott in fremden Sprachen am Pfingsttag, welcher der Eröffnungstag einer Heilszeit war, die sich künftig auf alle Völker und Sprachen der Erde erstreckte. Allen, die das nicht begriffen hatten, gaben sie sofort die Erklärung: Gott goß von diesem Moment an seinen Geist auf alle Sprachen der Erde (auf alles Fleisch) aus. Indem sie sofort in fünfzehn dieser Sprachen redeten, erbrachten sie einen unbestreitbaren Beweis dieser Lehre. WARUM NUR FÜR DIE JUDEN? Mit Paulus fest darauf zu bestehen, daß das Zungenreden, genau wie die Vision des Petrus, nur für ‘dieses Volk’ ein Zeichen war, mag die verstimmen, die mit einer gewissen Verärgerung fragen: Warum denn nur für die Juden? Abgesehen von der Tatsache, daß der Heilige Geist es in 1. Korinther 14 sagt: "...diesem Volk" und daß der schlichteste, gesunde Menschenverstand keine andere Deutung zuläßt, muß noch eine andere Erwägung hinzugefügt werden. In Römer 9,4 wird gesagt, daß den Juden die Sohnschaft gehört, die Herrlichkeit, die Bündnisse, die Gesetzgebung, der Dienst, die Verheißungen und die Väter. Der Herr ist zuerst für sie gekommen. Die Apostel waren Juden; am Anfang war die Gemeinde ganz und gar jüdisch; alles einschließlich der Verkündigung des Heils war in den Händen der Juden. Nun hätten sich die besten unter ihnen, allen voran Petrus, gehütet, die Frohe Botschaft mit Fremden zu teilen (Apg. 10,28). Das waren für sie, samt ihren Sprachen, alles ‘Barbaren’. Das Reden in diesen verachteten Sprachen, gewirkt durch den Heiligen Geist, sowie die Vision des Petrus waren die beiden Zeichen, durch die Gott dieses Volk von dem universalen Charakter des Evangeliums überzeugen wollte. Durch diese Mittel triumphierte Gott über ihr Zögern, es anderen Völkern zu verkünden. Diese Wahrheit konnte nur in Richtung Juden zu Heiden verstanden werden und nie in Richtung Heiden zu Juden oder Heiden zu Heiden. Hier ein Beispiel für die völlige Sinnwidrigkeit, die man sich denken kann: Eine gewisse, sehr an ‘Erfahrung’ interessierte Zeitschrift berichtete, daß ein französischer Pastor, der kein Wort Hebräisch kannte, es durch den Geist zu sprechen begann und ein Kollege von ihm es verstand. In den Lesern haben wir ein großes Publikum, ernsthafte Leute, welche diese biblische ‘Orthodoxie’ gutheißen. Angenommen, das erzählte Ereignis sei wahr (nachdem wir Zeuge so vieler falscher Berichte in diesem Bereich gewesen sind, erlauben wir uns, an der Richtigkeit der Tatsache zu zweifeln), stehen wir vor einer ganz grobgestrickten Täuschung: 1. Zuerst ist die Gabe erkannt und verstanden worden von einem Gläubigen, der von dem universalen Heilsangebot schon überzeugt war. Außer der Tatsache, daß das Zeichen ihm nichts Neues sagte, stand er in völligem Widerspruch zum Heiligen Geist, der erklärt, daß das Zeichen für Ungläubige war. 2. Die Sprachengabe, wie sie im Neuen Testament gelehrt und praktiziert wurde, umfaßte alles, außer Hebräisch, ln der Tat werden die durch den Heiligen Geist gesprochenen Sprachen dort definiert als FREMDE oder BARBAREN-SPRACHEN, das heißt vom Hebräischen verschiedene Sprachen. Wer waren nun jene Fremden oder Barbaren? Es ist nur eine Antwort möglich: die Nicht-Juden. Es versteht sich von selbst, daß kein einziger Heide davon überzeugt werden mußte, daß die Juden Zugang zu Gott haben konnten, denn Gott selbst sandte diese Juden zu ihnen, um ihnen das Heil zu verkünden! Das Zeichen war gegeben worden, damit die Juden verstehen sollten, daß das Heil zu den Heiden kam und NIEMALS UMGEKEHRT! Einen Franzosen in Hebräisch reden zu lassen, bedeutet die göttliche Ordnung auf den Kopf zu stellen, so als würde Kornelius die Vision des Petrus erhalten. Nun hatte Kornelius, der aus dem Munde des Petrus die Verkündigung des Heils empfing, es übierhaupt nicht nötig zu erfahren, daß Petrus ebenso Recht darauf hatte wie er selbst! Das wäre eine, von einer monumentalen Sinnlosigkeit begleitete Sinnwidrigkeit. Kann man sich vorstellen, daß ein Engländer ein linguistisches Wunder in Altfranzösisch braucht, um sich davon zu überzeugen, daß die Franzosen Recht auf die französische Staatsbürgerschaft haben? Wie lächerlich! Das ist in etwa das, was der oben beschuldigte Artikel berichtet: daß jenes Zungenreden zwei französischen Gläubigen offenbarte, daß die Hebräer ein Recht auf ihren eigenen Gott hatten! WENN ALLE IN ZUNGEN REDEN, WERDEN SIE NICHT SAGEN, DASS IHR VON SINNEN SEID? (1. Kor. 14,23) Die Verse 21 bis 25 von 1. Korinther 14 bereiten nach wie vor vielen Exegeten Kopfzerbrechen. Vers 21: "Ich will durch Leute mit fremder Sprache und durch Lippen Fremder zu diesem Volk reden." Vers 22: "Daher sind die Sprachen (Zungen) zu einem Zeichen, nicht für die Glaubenden, sondern für die Ungläubigen, die Weissagung aber nicht für die Ungläubigen, sondern für die Glaubenden." Vers 23: "Wenn nun die ganze Gemeinde zusammen- kommt und alle in Sprachen (Zungen) reden, und es kommen Unkundige oder Ungläubige herein, werden sie nicht sagen, daß ihr von Sinnen seid?" Vers 24: "Wenn aber alle weissagen und irgendein Un- gläubiger oder Unkundiger kommt herein, so wird er von allen überführt..." In Vers 22 sagt der Heilige Geist, daß die Sprachen ein Zeichen für die Ungläubigen sind. Aber im folgenden Vers scheint er das Gegenteil zu sagen: die Ungläubigen werden rufen: "sie sind verrückt!", wenn sie das Zungenreden hören. Man stößt da auf ein unentwirrbaren Widerspruch, den niemand, auf welcher Seite er auch stand, mir je erklärt hat. Denn wenn die Ungläubigen in den Versen 22, 23 und 24 sich aus Juden und Nichtjuden zusammensetzen, dann ist der offensichtliche Widerspruch unüberwindbar. Aber die Schwierigkeit verschwindet von selbst, wenn man berücksichtigt, daß der Heilige Geist zwei Arten von Ungläubigen im Blick hatte. Die Ungläubigen aus Vers 22 werden in Vers 21 identifiziert: "Ich will...zu diesem Volk reden." Das sind die Juden, und das Zeichen ist für sie. Aber die Ungläubigen aus Vers 23 werden durch den Ausdruck ‘Unkundige’ oder ‘Einfältige’ nach J.N. Darby identifiziert. Im Griechischen heißen sie ‘idiotes’ (wohlbekannter Gleichklang!). Genau so sahen die Juden die Heiden: als unwissend, Barbaren, einfältig, in Sachen des Gesetzes nicht unterrichtet (Rö. 2,20). Das waren in Korinth: die Leute des allgemeinen Volkes und nicht ‘dieses Volk’. Diese Auslegung achtet den Text und seinen Zusammenhang, hebt den Widerspruch auf und bestätigt, daß das Zeichen der Sprachen, ganz offensichtlich nicht für die Leute von Korinth bestimmt war. Es war für ‘dieses Volk’ der Juden bestimmt, um es dahin zu bringen, endlich zu glauben, daß die Heiden mit ihnen in den Leib Christi, die Gemeinde, eingepfropft, eingefügt und hineingetauft waren. Wir können diesen Abschnitt nicht beenden, ohne die Aufmerksamkeit auf die beiden darauffolgenden Verse zu lenken, wo noch einmal die Gabe der Weissagung in Gegensatz zu der der Sprachen gestellt wird: "Wenn aber alle weissagen und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger kommt herein, so wird er von allen überführt, von allen beurteilt; das Verborgene seines Herzens wird offenbar, und so wird er auf sein Angesicht fallen und wird Gott anbeten und verkündigen, daß Gott wirklich unter euch ist" (V. 24,25). Obwohl die Weissagung in erster Linie für die Gläubigen bestimmt war, hatte sie den sehr großen Vorteil, sogar von den ‘idiotös’ verstanden zu werden, weil sie in ihrer eigenen Sprache geäußert wurde. Es folgten erregte Gewissen und tiefgreifende Bekehrungen, so daß einfache Leute aus dem Volk auf ihr Angesicht fielen und verkündeten, daß Gott gegenwärtig sei. Wenn Paulus die Weissagung den Sprachen vorzog (V. 5.19), dann deshalb, weil selbst dort, wo eine Auslegung dazu vorhanden war, diese Gabe nur einen begrenzten Inhalt hatte, da sie nur für den ungläubigen Juden als Zeichen diente. Währenddessen deckte die Weissagung fast das ganze Gebiet der christlichen Erfahrung ab, das durch die drei Worte Erbauung, Ermahnung und Tröstung zusammengefaßt ist (V.3). Aus diesem Grund zog Paulus es auch vor, in der Versammlung lieber fünf Worte mit dem Verstand zu reden, als zehntausend in Zungen. Was sollte das heißen? Wenn jemand sagt, daß er fünf Katzen zehntausend Hunden vorzieht, dann will er keinen Hund haben. Diese Assoziation ist vielleicht nicht von hohem Niveau, aber sie hat den Vorteil, klar zu sagen, was sie sagen will. Was die Zahlen betrifft, hielt Paulus diesen Vergleich jedenfalls nicht für unter seiner Würde. BETEN UND LOBSINGEN MIT DEM GEIST (1. Kor. 14,15) Die Tatsache außer acht lassend, daß die Sprachengabe aufgehört hat, wird diese Stelle oft zitiert, um das persönliche Gebet in Zungen zu rechtfertigen. Es ist zu bemerken: 1. Daß Paulus keinesfalls einem rein übernatürlichen Gebet zustimmte, welches nicht sein verstandesmäßiges Gegengewicht hatte. Es wäre eine wissentliche Verstümmelung des Wortes Gottes, den Vers nicht im Ganzen zu zitieren, der einschärft, nicht nur mit dem Geist zu beten oder zu lobsingen, sondern "auch mit dem Verstand". Und das wird in Vers 15 zweimal wiederholt. 2. Daß der Geist, um den es geht, nur der menschliche Geist ist und nicht der Geist Gottes. Der Unterschied ist gewaltig. Absichtlich diesen Unterschied ignorierend, werden dem Zungenreden zwei ihm völlig fremde Texte willkürlich angehängt. Der erste ist Epheser 6,18: "Mit allem Gebet und Flehen betet zu jeder Zeit im Geist..." Der zweite ist Römer 8,26-27: "Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich (für uns) in unaussprechlichen Seufzern. Der aber die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist, denn er verwendet sich für Heilige Gott gemäß." Nichts erlaubt die Annahme, daß es sich dabei um das Gebet in Zungen handelt. Um es dort zu finden, muß man es erfinden. Wenn es der Fall wäre, dann hätte Jesus nie durch den Heiligen Geist gebetet, da er nie in Zungen gebetet hat. Die Bibel ist voll von Gebeten, die durch den Geist geschahen; kein einziges wurde in Zungen gesprochen -weder das berühmte hohepriesterliche Gebet aus Johannes 17, noch das Gebet im Todesschatten in Gethsemane. Von Stephanus, dem ersten christlichen Märthyrer, heißt es, daß er voll Heiligen Geistes war, voller Gnade und Kraft, daß er Wunder und große Zeichen tat und daß niemand der Weisheit und dem Geist, womit er redete, widerstehen konnte (Apg. 6,5.8.10). Dennoch, obwohl er durch den Geist sprach, hielt er ihnen seine eindrucksvolle Rede weder in der Sprache des Engels, dem er in jenem Augenblick glich, noch in irgendeiner anderen Sprache als der des täglichen Lebens. Wer trieb plötzlich jenen Freund dazu, mitten in der Nacht aufzustehen und auf Knien für einen gläubigen Bruder zu beten, der sich in dieser Minute in Todesgefahr befand - das Flugzeug, in dem er saß, streifte die Spitzen der Bäume und riß sogar einige Zweige mit sich. Kann man ein mehr vom Heiligen Geist inspiriertes Gebet finden, als dieses? Dennoch wurde es nicht in Zungen gesprochen. Warum war ich vor einiger Zeit zu einem bestimmten Moment des Tages gezwungen, für einen Bruder in Christus zu beten, der tausend Kilometer von mir entfernt lebte und von dem ich keinerlei bestimmte Nachricht hatte? Eine innere Gewißheit, der ich nicht widerstehen konnte, brachte mich dazu, niederzuknien und für ihn zum Himmel zu flehen. Erst einige Monate später erfuhr ich, daß er zu jenem Zeitpunkt durch die schmerzhafteste Krise seines Dienstes ging. Nur der Geist Gottes konnte mir dieses zwingende Bedürfnis zu beten eingegeben haben. Der Heilige Geist, der das Gebet in meinem Geist und auf meinen Lippen formte, tat dies nicht in Zungen. Wie hätte er auch können, er, der die Zungenrede als Zeichen für die Ungläubigen gegeben hat (und in dem Zimmer, in dem ich mich befand, waren keine Ungläubigen), der das Aufhören dieser Gabe vorhersah und sie seit vielen Jahrhunderten zurückgezogen hat, wie 1. Korinther 13,8 bescheinigt? (siehe Kapitel 8). Am Ende der Bibel (Off. 22,17-20) finden wir das folgende Gebet: "Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme! Wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst!" Wenn es auf der Welt ein Gebet gibt, daß ein Gebet ‘im Geist’ ist, dann wohl dieses. Aber es wurde nicht mehr als die anderen in Zungen gesprochen. DIE AKTUALITÄT DER SPRACHENGABE ANZUFECHTEN, HEISST DAS NICHT, SEITEN AUS DER BIBEL HERAUSZU-REISSEN? Nicht mehr, als wenn man die Marienlehre der römisch-katholischen Kirche anficht. Jeder evangelikale Christ läßt vorbehaltlos gelten, was die Bibel über Maria sagt: die göttliche Erwählung, die sie traf, ihren Glauben, ihren Gehorsam, das Risiko der Schande, das sie tapfer auf sich nahm, die jungfräuliche Geburt des Herrn, ihre Mutterschaft, der Vorwurf ihres Sohnes (Joh. 2,4), ihr Unverständnis des Dienstes Jesu (Mk. 3,21.31-35), der Einsatz des Herrn für Seine Mutter (Joh. 19,26-27) und die etwa fünfundsechszig Jahre Schweigen bezüglich ihrer Person zwischen ihrem letzten Erscheinen in Apostelgeschichte 1 und dem Ende der Offenbarung. Die Annahme, daß ihre Rolle beendet und ihr Wirken in der streitenden Kirche erloschen ist, reißt keine einzige Seite aus der schriftlichen Offenbarung heraus und bringt keinerlei Mißkredit auf die Mutter des HERRN und auf den wichtigen Anteil, den sie, in Bezug auf die Menschwerdung Jesu, am Plan Gottes hatte. Aber so weit zu gehen, daraus die Unbefleckte Empfängnis, die Mutter Gottes und der Kirche, die Königin der Engel und des Himmels, die Miterlöserin und die Mittlerin aller Gnaden zu machen, und ihr folglich ein Wirken in der heutigen Kirche zuzuerkennen, ist eine lehrmäßige Ungeheuerlichkeit, der wir uns leidenschaftlich widersetzen. Jemand wird einwenden, warum wir hier diese Frage aufwerfen. Weil sie eine Annäherung an das diskutierte Thema erlaubt. Jenem Freund, der mir eines Tages sagte: "Die Sprachengabe ist doch biblisch, oder?", antwortete ich einfach mit einer ähnlichen Frage: "Und Maria, sie ist doch biblisch, oder?" Ebensowenig wie die Historizität der Jungfrau Maria angezweifelt wird, denkt jemand daran, die biblische und geschichtliche Wirklichkeit der Sprachengabe anzufechten, noch das Wirken oder den Platz, den sie in der Gemeinde gehabt hat. Sie zählte zu den Wundergaben wie die der Weissagung und der Erkenntnis, welche die Abfassung der inspirierten Schriften leiteten und von denen niemand abstreitet, daß sie aufgehört haben. Wir glauben mit Paulus, daß die Sprachengabe kein Zeichen für die Gläubigen war. Wir glauben, ebenfalls mit Paulus, daß sie im Gegenteil ein Zeichen für die Ungläubigen ‘dieses Volkes’ war. Wiederum mit Paulus glauben wir, daß sie zur Erbauung der anderen gegeben war und nicht zur persönlichen Erbauung, usw. Wir glauben dies alles. Aber dem Zungenreden das Los aufzuerlegen, das die katholische Kirche Maria auferlegt hat, nein danke! Sie zu einer Gabe zu machen, die sich an Menschen richtet, sie für die Gläubigen zum sichtbaren Zeichen der Geistestaufe zu machen, sie privat auszuüben, während sie ein für Ungläubige bestimmtes Zeichen war, in ihr ein Mittel gegen Schlaflosigkeit zu sehen, sie als Verjüngungskur zu begrüßen und vor allem die Vorstellung zu verbreiten, daß sie heute noch in ihrer ursprünglichen Form existiere, obwohl sie nur eine offensichtliche Nachahmung derselben ist, wie die geprüften Tatsachen zeigen und die Ablehnung des Prüfens bestätigt - das ist ein Schritt, den jedes aufgeklärte und ehrliche Gewissen nicht mitgehen kann. Hieße es nicht ebenso, Wahrheiten der Bibel auszuklammem, wenn man mit Paulus versicherte, daß der Christ nicht mehr unter dem Gesetz ist (Rö. 6,14-15) und daß ganze Teile einer dennoch bis auf’s Jota inspirierten Bibel für das Leben des Christen nicht mehr bindend sind? Die Heilszeiten gelten zu lassen und anzuerkennen, daß bestimmte Höhepunkte für immer in der Geschichte verankert sind und nie eine Wiederholung erfahren werden (Jesu Geburt, Kreuzigung, Himmelfahrt) außer in der Erinnerung und im Herzen der Gläubigen, und sich der göttlichen Lehre über das Aufhören bestimmter Gaben einschließlich der Zungenrede zu beugen, heißt weder die Bibel noch den Heiligen Geist zu beleidigen. Was hingegen ein Anstoß ist, ist der Versuch, geschichtliche Tatsachen wie Maria, die Zungenrede oder das zur Messe umgewandelte Opfer am Kreuz zu nehmen und sie, nach Fälscherart, zu aktualisieren. Fälscher von Kunstwerken haben indessen den moralischen Vorteil, daß sie sich wenigstens viel Mühe geben, um das Echte nachzumachen, während die Nachahmungen im geistlichen Bereich so grob sind, daß nur Blinde sie verwechseln können. Man weiß, was über die Jesuiten ans Licht kam: "Lügt, lügt, ihr werdet immer einige damit gewinnen; liefert keine kleinen Lügen, liefert große Lügen, wiederholt sie, am Ende wird man sie glauben!" Das hat Rom mit Maria gemacht, und mit welchem Erfolg! Das gleiche gilt für das Zungenreden und die Taufe des Heiligen Geistes. Man ist Zeuge eines verbalen Angriffs, dessen Quellen man, wie die Marienanbetung, aus der Bibel nimmt. Die unreifen Gläubigen werden mit biblisch klingenden Ausdrücken getränkt, und, ohne es zu bemerken, entscheidend beeinflußt, indem sie unfähig gemacht werden, ihr Urteilsvermögen in gesunder Weise einzusetzen. Je mehr man sie täuscht, desto mehr glauben sie daran. Das geht bis zu dem Punkt, daß verblüffende Behauptungen wie das Mittel gegen Schlaflosigkeit von Ramseyer, das Aufputschmittel von Thomas Roberts, die zeitmäßig verschobenen Auslegungen und das Zeichen für die Gläubigen sie nicht einmal mehr zum Fragen bringt. Je größer und nachprüfbarer der Irrtum ist, desto mehr gibt man sich ihm hin. Wenn man so weit gekommen ist, hat man den Bereich schriftgemäßer Objektivität verlassen; die Schranken sind durchbrochen. Nach dem Beispiel der Jesuiten ist man nichts weiter als der anerkannte Vertreter einer Sonderlehre. So wie einige uns anklagen, nicht an die Heilige Jungfrau zu glauben, klagen uns andere an, nicht an die Sprachengabe zu glauben - ohne daß sie sich die Mühe machen, die Stichhaltigkeit unserer Einwände nachzuprüfen. DIE CHARISMATISCHE ABWEHR Vor sechs Jahren, als mein erstes Buch über das Thema erschien ("Ich rede mehr in Zungen als ihr alle"), gefolgt von Ralph Shallis’ Buch ‘Le don de parier diverses langues’ ("Die Gabe in verschiedenen Sprachen zu reden") und dem Buch ‘D’oü viennent ces langues?’ ("Woher kommen diese Sprachen?") von G.H. Lang, sagte eine Freund zu mir in Bezugnahme auf die Charismatiker: "Es wird schwierig für sie sein, darauf zu erwidern." Er rechnete dabei nicht mit den Fähigkeiten des menschlichen Geistes, sich durch Verdrehen der Schriften ‘zu ihrem eigenen Verderben’ (2. Petr. 3,16) aus einer schwierigen Lage zu befreien. Um die schier unüberwindbaren lehrmäßigen Schwierigkeiten zu bewältigen, versuchte man mindestens sechs Wege zu gehen: 1. Das Problem völlig zu ignorieren und weiterzumachen, als ob nichts gewesen sei. 2. Mehrere Gemeinschaften verfuhren folgendermaßen: Sprechen wir in Zungen und sehen, ob es funktioniert! Und natürlich funktionierte es. Die Auslegungen bestätigten sogar, daß es stimmte. Also stimmte es! Das ist, als wenn jemand mit einem falschen Geldschein in einen Supermarkt geht und sagt: Da ich die Ware bei mir habe und die Kassiererin den Schein angenommen hat, ist der Schein echt. 3. Andere sagten: Je mehr man zu beweisen sucht, daß unsere Sprachengabe falsch ist, desto mehr werden wir sie ausüben. Das erinnert nur zu sehr an jenen Frömmler, dessen Lieblings-Schutzheilige die Heilige Philomene war. Als er erfuhr, daß sie nie existiert hatte, rief er aus: Ob sie existiert oder nicht, ich werde weiter zu ihr beten! 4. Jemand sagte zu mir: Ich werde niemals Ihr Buch lesen. Wenn sie mir etwas über das Thema sagen wollten, würde ich mich bemühen, an etwas anderes zu denken, um kein einziges Wort von dem, was Sie sagen, zu hören oder zu behalten! 5. Wir sind damit nicht einverstanden! Das ist kein Argument, das ist nur eine Verneinung. Bevor ich mein erstes Buch veröffentlichte, vertraute ich das Manuskript befreundeten Pfmgstlem an; ich bat sie, die strengste biblische Kritik daran zu üben. Außerstande, in der gesamten Exegese einen Fehler zu finden, fanden sie nur die Antwort: Wir sind damit nicht einverstanden! Das war nicht, worum ich sie gebeten hatte. Ich wußte im voraus, daß sie anderer Meinung sein würden, aber ich wollte, daß sie mir zeigten, wo ich nicht mit der Bibel übereinstimmte. Und das hat mir bis heute keiner von ihnen zeigen können. 6. Um mir zu beweisen, daß sein Zungenreden immer noch aktuell sei, schickte mir ein guter Pariser Bürger einen unhöflichen Brief, der teilweise ‘in fremder Zunge’ geschrieben war!!! EINE PERSÖNLICHE UND TREFFENDE FRAGE Einige stellten mir die Frage; Haben Sie in Zungen gesprochen? Das verdient mehr, als nur mit Ja oder Nein beantwortet zu werden. Mein geistlicher Weg unterlag sehr bald nach meiner Bekehrung pfingstlerischem Einfluß. Ich ging in ihre Versammlungen, hatte näheren Kontakt mit ihren Pastoren und arbeitete mit ihnen bei zahlreichen Evangelisationen zusammen. Viele, die durch meinen Dienst der Verkündigung vom HERRN gerettet wurden, gehören jetzt zu ihren Gemeinden. Einige üben einen Pastorendienst im gemäßigten Teil der Bewegung aus. So, wie man der Überzeugung nach Baptist sein kann, ohne Mitglied einer Baptistengemeinde zu sein, teilte ich pfmgstlerische Überzeugungen, ohne deshalb offiziell zu ihrer Bewegung zu gehören. Das ist bei weitem kein Einzelfall. Meine Predigt war davon beeinflußt, so daß einige mir das sehr übel nahmen. Sie ließen es mich wissen durch Bemerkungen, bei denen die dahinterstehenden Drohungen kaum verschleiert waren. Obwohl meine Zustimmung zu diesen Gedanken keine völlige war, reichte sie aus, um mich als Pfingstler einzustufen. Ich spreche nicht vom Hören-sagen über dieses Thema, sondern eher aus den innerhalb der Bewegung gesammelten Erfahrungen. Ich weiß also, wovon ich rede. Im Lichte dessen, was ich gerade gesagt habe, nehme ich an, daß die Frage unvollständig gestellt ist. Sie muß folgendermaßen gestellt werden: Haben Sie durch den Heiligen Geist nach biblischem Modell in Zungen gesprochen? Darauf würde ich antworten: NEIN! Nein, aus all den in diesem Buch beschriebenen Gründen haben weder ich, noch irgendjemand anders in unserer Zeit die echte Gabe des Heiligen Geistes ausgeübt. Aber wenn man mich fragt, ob ich wie die anderen irgendein unverständliches Kauderwelsch geredet habe, das das Etikett ‘Qualitätskontrolle’ trug, antworte ich ohne Zögern JA! Und ich kann es jedem, der will, auf der Stelle vormachen. Ein ‘Ausleger’ fände darin Stoff für eine gute, evangelikale Botschaft, was zeigte, daß die ‘Auslegung’, wenn meine ‘Zungenrede’ falsch ist, ebenso falsch ist. Ein junger Freund, der vor kurzem diese Kreise verlassen hat, bekannte demütig (in der heutigen Sprache der Jugend, die wir uns wiederzugeben erlauben), daß die Praxis des Zungenredens ‘Anschmiererei’ war. Wie konnten Sie sich dieser Täuschung beugen? - Weil es die Atmosphäre der Gruppe war; wir mußten es alle versuchen, um nicht scheinbar nachzustehen; wir waren jung und unwissend, und die Bibel wurde uns nur bruchstückhaft und nie in systhematischer Weise gelehrt. Die Stellen, die unserer Praxis widersprachen, wurden vermieden. Diese Dinge gehörten zu unserem Jargon, ohne daß man wußte, was das bedeutete. Es wurde dargestellt als Heilmittel für alles, was bei uns nicht lief. Man mußte glauben, glauben. Sich Fragen zu stellen, war fast die unvergebbare Sünde gegen den Heiligen Geist. Wir mußten uns die Ohren zuhalten und denen mißtrauen, die uns als die Trottel beschrieben wurden, die nicht an den Heiligen Geist glaubten. Aber man hat mir die Augen geöffnet über das, was die Bibel sagt. Ich verstand, daß der Heilige Geist und der Geist, der unsere Gruppe belebte, zwei verschiedene waren! HOFFEN SIE, DURCH DIESE DARLEGUNG DIE CHARIS-MATIKER VON IHREM DOPPELTEN IRRTUM IN BEZUG AUF DIE TAUFE DES HEILIGEN GEISTES UND DAS ZUNGENREDEN ZU ÜBERZEUGEN? Jesus wurde, obwohl er die menschgewordene Wahrheit war, als Störenfried empfunden. Barrabas war weniger lästig. Wir wissen, wie das geendet hat; als der lebendige Stein, der von den Menschen verworfen wurde (1. Petr. 2,4). Es wäre utopisch zu glauben, daß alle von ihrem Lieblingsirrtum ablassen werden. Er ist für sie wie das berühmte Schweißtuch von Turin, zu dem wir drei Parallelen ziehen werden. 1. Die katholische Kirche hat sieben Jahrhunderte gebraucht, um endlich zu erkennen, was jeder, mit etwas gesundem Menschenverstand ausgestattete Christ instinktiv wußte, nämlich, daß es nicht echt sei. Noch lange werden viele Charismatiker steif und fest behaupten, entgegen und trotz aller Augenscheinlichkeit sogar der Schriftbelege, daß ihre Fälschung echt sei. Daß wird solange anhalten, wie sie ablehnen, sich der Schrift zu beugen und sich dem elektronischen Test zu unterziehen, von dem wir in Kapitel 6 gesprochen haben. Die katholische Kirche hat im Falle des Schweißtuches diese Ehrlichkeit gehabt, und man weiß, was das ergeben hat! Die Charismatiker lehnen die wissenschaftliche Konfrontation ab, weil sie - wir wiederholen es - ebenfalls wissen, welches Endergebnis das hätte. 2. Einige werden ihren Irrtum zugeben, aber nur gezwungenermaßen. Sie werden sich bestimmt wie der Kardinal Ballestrero äußern, der, nachdem er am 13. Oktober 1988 um 10 Uhr das Ende des Mythos des Schweißtuches angekündigt hatte, dennoch hinzufügte: "Die Kirche bekräftigt erneut ihre Achtung und Ehrfurcht vor diesem Bild Christi". Und so soll es weitergehen! Es ist gefälscht, aber man tut besser so, als ob es echt wäre. Ist das nicht, was jener Freund in Bezug auf 1. Korinther 14,2 sagte, wo der Heilige Geist erklärt, daß der, der in Zungen redet, ‘nicht zu Menschen’ redet: "...das schlug ein wie eine Bombe, aber der Gedanke wurde nicht anerkannt, weil man hätte zugeben müssen, daß alles, was bisher geschehen war, falsch gewesen sei." Natürlich ist das heutige Zungenreden falsch: biblisch, wissenschaftlich und vemunftsmäßig gesprochen. Viele Charismatiker wissen es, aber sie beteuern nichtsdestoweniger ihre Achtung und Ehrfurcht ihm gegenüber, wie Israel es zur Zeit Hiskias gegenüber der von Mose gemachten ehernen Schlange tat. 3. Diejenigen, die gründlich überzeugt sind, werden den Preis für ihre Überzeugung und Ehrlichkeit bezahlen müssen. Wenn sie in ihren Kreisen ihren gehorsamen Glauben an das Wort Gottes beteuern, dann mindestens bezüglich dieser vier Bibelstellen: - 1. Kor. 12,13: - 1. Kor. 14,2 : - 1. Kor. 14,21: - 1. Kor. 14,22: Das Ziel der Geistestaufe. Die Zungenrede allein an Gott gerichtet. Zeichen für Israel. Zeichen für die Ungläubigen. Wenn sie darauf bestehen, daß Jesus nie in Zungen gesprochen hat, wenn sie ein Prüfen der Gabe der Auslegung verlangen, wird nicht diese Darlegung sie aus der charismatischen Bewegung herausziehen, sondern die charismatische Bewegung wird sie bitten, zu gehen. Das erlebte ein Lausanner Christ: man wies ihm die Tür der Versammlung, nur weil er zu biblisch war. Mögen die anderen evangelikalen Gemeinden sie aufnehmen, wie der Herr selber sie aufnähme! KURZ GESAGT Wenn man mich bäte, drei der biblischen Wahrheiten zu nennen, die am einfachsten und am leichtesten zusammenzufassen sind, würde meine Wahl auf die folgenden fallen: 1. Die Lehre über Maria. 2. Die Taufe im Heiligen Geist. 3. Das Zungenreden. zu 1. Was Maria betrifft, so ist die Sache einfach. Wenige Dinge sind uns über sie gesagt: die Prophetie in Jesaja 7,14, die Ankündigung der Geburt Jesu, ihr Lobpreis, Jesu Geburt, einige vereinzelte ‘Kurznachrichten’, die die Evangelien liefern und eine letzte Erwähnung ihrer Anwesenheit im Obersaal in Apostelgeschichte 1,14 in Begleitung ihrer Söhne, dann nichts mehr. Nicht alles, was uns über sie gesagt wird, ist immer zu ihrem Vorteil, aber deshalb ist es nicht weniger eine schöne, eine sehr schöne Geschichte. Sie ist klar und tadellos. Keinerlei Gefahr, sich zu irren: Lesen ist gleichbedeutend mit Verstehen. zu 2. Was die Taufe des Heiligen Geistes betrifft, so ist es noch einfacher, da ihre Erklärung uns nur in einem einzigen Vers gegeben ist: 1. Korinther 12,13: "In einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie". Das ist, ohne Klassenunterschiede, die Anfangseingliederung aller Gläubiger in die Gemeinde, ob sie die Sprache der Juden oder die der Fremden sprechen, damit sie zusammen einen einzigen Leib bilden. Das ist alles. Da dies die erste Erfahrung des Gläubigen ist (in diesen Leib versetzt zu werden), kann sie folglich nicht die zweite sein. (Zur Episode der Samariter in Apostelgeschichte 8 siehe Kapitel 9). zu 3. Was das Zungenreden betrifft, so ist nichts daran kompliziert. Es liegt in der Natur des Zeichens, zu erkennen wozu es diente. Die fremden Sprachen: - waren das Zeichen für die Ungläubigen ‘dieses Volkes’ der Juden, daß die Träger dieser fremden Sprachen - am Pfingsttag mit dem Begriff ‘alles Fleisch’ bezeichnet - wie sie selber und mit ihnen durch den Heiligen Geist in einen neuen Leib getauft waren, der die Gemeinde ist (Apg. 2,17; 1. Kor. 14,21). Siehe Kapitel 3. - waren wirkliche und existierende Sprachen (1. Kor. 14,10; Apg. 2,8). Siehe Kapitel 5. - richteten sich nur an Gott und nie an Menschen (1. Kor. 14,2). Siehe Kapitel 2. waren kein Zeichen für die Gläubigen (1. Kor. 14,22). Siehe Kapitel 3. - kündeten ‘diesem Volk’ das Feuer des Gerichtes an (Jes. 28,11-13; 1. Kor. 14,21; Apg. 2,3). Siehe Kapitel 10. - entsprachen ihrem erläuternden Gegenstück, der Auslegung (1. Kor. 14,14.16). Siehe Kapitel 6. - waren nicht mit dem Wiederkommen Jesu verbunden und sollten vorher aufhören (1. Kor. 13,8.13). Siehe Kapitel 8. - wurden nie vom Herrn gebraucht. Siehe Kapitel 5. - wurden nicht privat gebraucht. Siehe Kapitel 7. Die Definition von Augustin, die völlig auf der Linie der Schrift liegt, ist daher treffend: "Es waren jener Zeit angepaßte Zeichen. Sie waren dazu bestimmt, das Kommen des Heiligen Geistes ZU DEN MENSCHEN ALLER SPRACHEN anzukündigen, um zu beweisen, daß das Evangelium ALLEN SPRACHEN DER ERDE verkündet werden sollte: Diese Sache geschah, um etwas anzukündigen, danach verschwand sie. SCHLUSSWORT Noch ein Wort an die charismatischen (oder pfingstlerischen) Brüder gemäßigter Ausrichtung, die sich selbst in ihrem Gewissen Fragen stellen über die Begründetheit der Lehre des Zungenredens und beunruhigt sind über die Ausschreitungen, die es hervorbringt. Jesus hat einmal gesagt: "Wenn jemand seinen (Gottes) Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist..." (Joh. 7,17). Die Erkenntnis der Wahrheit ist an eine innere Bereitschaft gebunden, die Jesus an anderer Stelle ein ‘redliches und gutes Herz’ nennt (Joh. 8,15). Diese Bereitschaft besteht darin, um welchen Preis auch immer (der teuerste ist die Erniedrigung unseres natürlichen Stolzes) Gott Recht zu geben und anzuerkennen, daß man sich geirrt hat. Das hat der Autor getan. Er hat dabei nichts verloren, im Gegenteil; denn die Wahrheit entfremdet nicht, sie macht frei (Joh. 8,32). Das letzte Wort richtet sich an unsere evangelikalen Brüder, die von allen Seiten charismatischem Druck unterliegen, die sich nicht mehr in gemeinsamen Zusammenkünften begegnen können, ohne sich bei jeder Gelegenheit mit Zungenreden und der Taufe des Heiligen Geistes beschenkt zu sehen. Die beiden letzten Punkte der Zusammenfassung wiedergelesen, studiert, eingeprägt und angewendet, werden ihnen wie Stephanus eine Schriftkenntnis und geistliche Weisheit geben, der man schwer widerstehen kann. Diejenigen, die Mühe haben, ihre Überzeugungen in diesem Bereich zu formulieren, können sich die beiden berühmten Verse von Boileau zu eigen machen: "Was verständlich ist, spricht sich deutlich aus, und die Worte, um es zu sagen, kommen leicht." Fernand L.A. Legrand In den Wind geredet Eine biblische Analyse des Zungenredens Die Zungenrede — immer noch Zündstoff und heiß umstrittenes Thema. Das christliche Lager ist geteilt. Wenn auch in Nuancen voneinander abweichend, so kann man die verschiedenen Ansichten doch folgendermaßen zusammenfassen. Für die einen ist das Zungenreden 1. die Heilsbedingung, ohne Wenn und Aber, 2. das notwendige, sichtbare Zeichen der Geistestaufe, 3. ein Charisma, das nur privat ausgeübt werden sollte, 4. eine geringere Gabe, 5. eine Gabe, die sie zwar nicht für sich selbst suchen, obgleich sie ihre Ausübung in der Gemeinde gelten lassen. Die andere Gruppe sieht im gegenwärtigen Zungenreden — 1. eine Fälschung, die man brandmarken muß, 2. eine Praktik, die man eher aus Voreingenommenheit als durch Bibelkenntnis verurteilt, 3. ein Thema von geistlichem Interesse, aber begrenzt auf einen heilsgeschichtlichen Zeitabschnitt, 4. eine ,Möglichkeit’ von ganz untergeordnetem Rang, der man aber mißtrauen sollte. Fernand L.A. Legrand analysiert die verschiedenen Standpunkte und verfährt dabei in ähnlicher Weise wie die Christen in Beröa: Er »forscht in der Schrift, ob es sich so verhält«. Es entstand ein Nachschlagewerk, das gründlich, aber nicht überladen ist, mit einem roten Faden und gutgegliederten Punkten, mit deren Hilfe man sich leicht zurechtfinden kann, um gemäß der Ermahnung von Kolosser 4,6 zu wissen, »wie man einem jeden antworten soll«. ISBN 3-89436-021-6 W Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg