Carol Jantzen

·       Gibt es jemanden, dem ich nicht vergeben kann, gegen den ich einen Groll hege?

 

·       Betrübe ich den Heiligen Geist durch meine Bitterkeit gegen meine Eltern, Familie, Verwandten usw.?

 

·       Übe ich zu vergeben, bevor der andere, der sich gegen mich verschuldet hat, um Vergebung bittet?

 

·       Weiß ich, wie ich meine Sünden gegen andere zu bekennen habe?

 

·       Weiß ich, bei wem ich meine Sünden zu bekennen habe?

 

Das sind Fragen, die, wenn wir uns ihnen stellen, uns im Heiligungsleben vorwärts bringen können.

 

Wollen wir uns aber zuerst einige Gedanken darüber machen, was Vergebung eigentlich ist.  Lassen Sie uns dann anhand von Beispielen lernen, wie Vergebung ausgelebt werden kann.

 

 

WIE VERGEBUNG AUSSIEHT

 

Jeder von uns hat einen Gerechtigkeitssinn, und wenn Ungerechtigkeit geschieht, empfinden wir diese.  Leider ist dieser Gerechtigkeitssinn allzu oft mit unserer sündhaften Selbstsucht, unserer Ichhaftigkeit, verknüpft. Deshalb ist unser "Gerechtigkeitssinn" stärker, wenn es uns selbst betrifft.  Nun müssen wir zweierlei loslassen – das Bedürfnis, uns selbst zu schonen, und das Bedürfnis, Gerechtigkeit von anderen zu fordern.  Zuständig für Gerechtigkeit sind nicht wir, sondern Gott.  Loslassen heißt also, den anderen freizugeben – ihn Gott zu übergeben und es ihm zu überlassen, wann Gerechtigkeit geschieht oder wann der andere zur Einsicht kommt.  Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass dieses zu unseren Lebzeiten nicht geschehen wird.  Es heißt dann, bereit zu sein, mit dieser Person zu leben, während sie noch uneinsichtig ist.  Das kann in der Ehe, in der Familie, unter Verwandten usw.  stattfinden.  Das heißt übrigens, bereit zu sein zu leiden.

 

Wenn jemand gegen uns gesündigt hat, sollten wir bereit sein, ihm zu vergeben.  Wenn wir gesündigt haben, sollten wir unsere Sünde vor dem Herrn und dem Menschen, an dem wir schuldig geworden sind, bekennen und die Vergebung im Glauben annehmen.  Alles andere müssen wir dem Herrn überlassen.

Unangenehme Gefühle oder Erinnerungen, die der Herr nicht wegnimmt, sollten wir bereit sein zu ertragen.  Dazu gibt es genügend Gnade.  Jesus hat unsere Schmerzen getragen, aber das heißt nicht, dass wir keine Schmerzen mehr empfinden werden.  Schmerzfrei wird das Leben erst, wenn Jesus wiederkommt.  Wir wissen, dass er Gnade gibt, die Leiden zu tragen, weil er sie am Kreuz trug.  Er kann sie auch heute tragen.  Er nimmt nicht immer alle Leiden weg.  Er hat auch den Tod getragen, aber der Tod ist immer noch da.  Wir müssen unterscheiden können zwischen Sünde und den irdischen Folgen der Sünde, wie z. B. ein uneheliches Kind als Folge von Hurerei. Man kann sich das Kind nicht einfach aus der Welt wünschen.  Es wird eine stete Erinnerung an den sündigen Akt sein, auch wenn Jesus die Sünde vergeben hat.  Ein Mörder, der Vergebung von Gott erlangt hat, wird möglicherweise den Anblick des getöteten Opfers nie vergessen.  Und das Opfer bleibt tot.  Das bringt uns zu der Frage, ob wir bereit sind, kraft seiner Gnade zu leiden.  Die Vergebung schafft die Konsequenzen der Sünde nicht notwendigerweise aus der Welt.

 

Oft verschwinden aber unangenehme Gefühle und Erinnerungen wie von selbst, wenn man bereit ist, nicht mehr daran zu denken, obwohl man im Gespräch mit anderen plötzlich wieder daran erinnert werden kann. Wenn man dem Gedanken nachgibt und wieder etwas von "damals" erzählt, wird plötzlich alles Negative, das man mit dieser Person erlebt hat, wieder gegenwärtig.  Verbietet man sich aber das Nachsinnen, können selbst Erinnerungen daran verschwinden.  Wenn Gott sieht, dass man es mit dem "Vergessen" ernst meint, wird er Gnade dazu schenken.

 

Als solche, die ständig Vergebung von Gott brauchen, sollten wir auch jederzeit bereit sein, anderen zu vergeben. Kämpfen wir mit Bitterkeit? Hadern wir mit Gott, mit einem Mitmenschen?  Wird uns im jetzigen Moment etwas bewusst?

 

Petrus fragte einmal: "Wie oft soll ich meinem Bruder vergeben?"  Was sagte Jesus?  (Siebzig mal sieben.)  Damit meinte er: "Petrus, hör einmal auf zu zählen." (Vgl. Lukas 17, 4)  Ich habe mich gefragt, was Jesus geantwortet hätte, wenn Petrus ihn gefragt hätte, wie oft er ihm vergeben hatte.

 

In Epheser 4, 32 heißt es: "Seid aber gegeneinander freundlich, barmherzig.  Vergebt einander, gleichwie auch Gott euch in Christus vergeben hat."

 


 

ISAAK

 

Isaak erzählte in etwa folgendes über seine Erfahrungen auf dem Weg der Vergebung:

 

Stundenlang warf ich mich auf dem Bett hin und her und konnte nicht schlafen.  In meiner Brust tobte und schmerzte es.  Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten.

 

Die harten Worte, die meine Frau mir an den Kopf geworfen hatte, kamen mir mit großer Klarheit immer wieder in den Sinn: "Für wen hältst du dich eigentlich?  Du bist so arm wie eine Kirchenmaus.  Hässlich bist du!  Ein Teufel in Schafskleidung!  Ich hasse dich!  Es tut mir leid, dass ich dich geheiratet habe!"  Diese Aussagen wirkten wie tausend Nadelstiche in meinem Herzen.

 

Wie könnte ich mich nur an ihr rächen?  Viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum. Ich könnte stundenlang arbeiten und alle meine Mahlzeiten außer Haus essen.  Oder ich könnte ganz aufhören, mit ihr zu reden und Interesse an ihr zu zeigen.  Oder was noch schmerzhafter sein würde ...

 

Meine Gedanken wurden plötzlich durchkreuzt. Ein "größerer" Gedanke, fast eine hörbare Stimme, durchbrach meine Überlegungen: "Was sagt die Schrift? Wie solltest du jetzt in einer solchen Situation reagieren?"  Ich überlegte.  In Lukas 6, 37 las ich: "Und richtet nicht, so werdet ihr nicht gerichtet; verurteilt nicht, so werdet ihr nicht verurteilt; vergebt einander, so wird euch vergeben werden."  Und in Markus 11, 26 las ich: "Wenn ihr aber nicht vergebt, so wird auch euer Vater im Himmel eure Fehler nicht vergeben."

 

Ich betete: "Herr, ich weiß, dein Wort sagt, dass wir vergeben sollen, aber, Herr, dies ist zuviel.  Ich würde ja ein Narr sein, wenn ich ihr einfach vergeben würde. Und zudem ...."

 

Mein Argumentieren mit dem Herrn hielt länger an. Obwohl ich mich gegen ihn auflehnte, wusste ich, dass Vergebung der einzige Weg war, der zum Frieden mit Gott führte.  Wir hatten uns gegenseitig verletzt.

 

"O. K., Herr, ich vergebe."

 

Aber, kaum hatte ich gebetet, durchfluteten die Aussagen meiner Frau wieder meinen Sinn und brachten neue Schmerzen.  Der Zorn stieg wieder in mir auf, und mein Herz schlug schneller.

 

"Herr, ich habe vergeben, aber der Schmerz ist noch da."

 

 

Ich wusste, was der Herr mir zeigen wollte. Er wollte mir das Vergeben und das Vergessen beibringen.  Und das demütigt.  Es ist sogar schmerzhaft.  Als Christ habe ich jedoch keine Alternative.  Das Lösen von Problemen durch Vergeltung ist nicht Gottes Weg.

 

"O. K., Herr, ich bin willig zu vergeben und zu vergessen", sagte ich, als ich mich im Bett aufrichtete.  Friede erfüllte mein Herz.  Es war kaum zu glauben.  Ich schlief so tief, dass ich mich sogar verschlief.  Als ich am folgenden Morgen erwachte, war meine Frau schon zur Arbeit gegangen.  Sie musste es eilig gehabt haben, denn das Frühstücksgeschirr stand noch auf dem Tisch.

 

Auf meinem Platz auf dem Tisch fand ich ein selbst gebasteltes Couvert.  Mein Name stand darauf.  Ich riss es auf.  Die Mitteilung war kurz: "Vergib mir.  Ich meinte ja gar nicht, was ich sagte."  (Nach einem Zeugnis von Isaac Phiri, Decision, Jan. 1990)

 

Was man an dieser Geschichte auch noch beobachtet, ist, dass Isaak zur Ruhe kam und vergeben konnte, bevor seine Frau um Vergebung bat. Hätte seine Frau ihn nicht um Vergebung gebeten, hätte er dennoch Frieden im Herzen gehabt, weil er Gottes Vergebung besaß.

 

 

RECHTE VERGEBUNG IST MÖGLICH

 

Wie schon gesagt, zu vergeben heißt, loszulassen und nicht mehr den Richter zu spielen.  Ich gebe die Sünden des anderen beim Herrn ab.  Ich bete: "Herr, ich vergebe ihm.  Du wirst mit dieser Person schon zurechtkommen."

 

Eine Mutter war beim Putzen.  Das kleine Mädchen hüpfte auf dem Bett herum.  Auf einmal fiel die Lampe um und zerbrach. Das Kind war entsetzt.  Die Mutter schwieg.  Sie war überzeugt das Kind hatte es nicht mit Absicht getan.  Sie sagte: "Ich verzeih' dir und werde auch nie wieder darüber sprechen."

 

Etliche Wochen später war die Mutter beim Staubsaugen.  Sie fuhr zurück und trat auf das neue Spielzeug des Kindes.  Die Kleine schwieg.  Dann sagte sie: "Mutti, ich verzeih' dir, und ich werde auch nie wieder davon sprechen."

 

Es ist eine große Hilfe für Kinder, wenn sie erleben, dass die Eltern bei ihnen und bei anderen um Vergebung bitten, nachdem sie gesündigt haben.  Es wird ihnen im späteren Leben leichter fallen, ihre eigenen Sünden zu bekennen und das Vergeben zu praktizieren. (Jakobus 5, 16)

 

 

 

Übrigens, Kinder wissen, wann die Eltern ungeduldig waren und wann sie zu Unrecht eine Rüge bekamen.  Wenn diese Dinge nicht in Ordnung gebracht werden, beginnt sich ein Staudamm von Bitterkeit in dem Kind zu bilden.  Diese Bitterkeit kann später die Ursache für Rebellion gegen die Eltern und Gott sein.

 

Leo Janz, ein in Deutschland bekannter Evangelist, sagte einmal: "Wenn meine Frau mir etwas vergibt, dann erwähnt sie es nie wieder."

 

Gott sagt uns, dass er die Sünde in die Tiefe des Meeres wirft. (Micha 7, 19)  Wenn er, unser heiliger Gott, dieses tut, dann sollten auch wir die Sünden der anderen vergeben und wegtun.  Mit Gottes Gnade muss man nicht mehr daran denken und sich nicht mehr damit beschäftigen.  Der Feind jedoch wird sehr wohl versuchen, unsere Gedanken immer wieder darum kreisen zu lassen.  Das setzt sich dann mit der Zeit immer mehr in unserem Gehirn fest, wenn es nicht durch das Wort Gottes überwunden wird.  In diesem Fall ist es sehr hilfreich, einen Bibelvers wie z. B. Micha 7, 19 auswendig herzusagen.  Es kann einen inneren Kampf bedeuten, doch mit der Zeit wird das Wort Gottes die alten Gedankengänge durchbrechen.  Es versteht sich, dass man sich beizeiten passende Bibelverse merkt, sie auswendig lernt und – was sehr wichtig ist – über sie nachdenkt, bis die Wahrheiten sich eingeprägt haben.

 

 

VOM SÜNDENBEKENNTNIS

 

Aber was heißt eigentlich "Sünden bekennen"?  Wie bekennt man seine Sünde?  Angenommen, man hat das Kind wegen einer geringen oder aber wegen eines größeren Verstoßes gegen die Hausregeln angeschrien und ausgeschimpft.  Wie bringt man diese Sache wieder in Ordnung?  Die Größe der Sünde ist nicht maßgebend.  Wenn man das Kind abends schlafen legt, mahnt der Heilige Geist. Man hat kein gutes Gewissen.  Was sagt man dem Kind dann?  Man könnte z. B. sagen: "Mutti war ungeduldig und lieblos mit dir."  "Was ich zu sagen hatte, hätte ich in Liebe sagen sollen."  usw.  und dann: "Bitte vergib mir.  Wirst du Mami vergeben?"  Man wartet natürlich auf eine Antwort des Kindes.  Anschließend versichert man dem Kind, dass man es liebt.  Man kann es beispielsweise umarmen und seine Liebe zu ihm in Worten formulieren.

 

Erwähnt man die Sünde des anderen beim Bekennen? NEIN! Das wären eine Beschuldigung und kein biblisches Bekennen.  "Ich bin dir nicht gut gesonnen gewesen,  weil du meine  Zahnbürste benutzt hast.  "Oder: "Ich war böse auf dich,  weil du mich beleidigtest. "Solche Sätze sind Beschuldigungen. So

belehren, ja, beschämen, wir den anderen. Wir können ganz getrost die Sünden des anderen Gott überlassen.  Er versteht besser als wir zu vergelten.  Wenn man Sünden bekennt, bekennt man die eigenen Sünden und nicht die des anderen.  Man beschuldigt sich selbst.  Man sagt z. B.: "Ich bin dir gegenüber lieblos gewesen. Bitte vergib mir."

 

"Jakobus 5, 16: "So bekennet denn einander"  Das Wort "einander" spricht von der Beziehung der Gläubigen zueinander.  Es gibt viele Stellen im NT, die diese Formulierung "einander" gebrauchen. Sie sprechen von den gegenseitigen Aufgaben der Gläubigen.

 

Gerade weil wir unsere Sünden einander bekennen, genauer denen, gegen die wir gesündigt haben, brauchen wir nicht einen privaten Seelsorger zu haben, dem wir alle unsere Sünden erzählen.  Jesus ist unser Vermittler zwischen uns und Gott.  Es braucht keinen anderen Menschen, der uns die "Vergebung zuspricht".  Einen ständigen, privaten Seelsorger zu haben. ist ein ungesundes und bedauerliches Phänomen in bestimmten europäischen Kreisen, ein Überrest aus dem römisch Katholischen.  Biblische Gemeinde kennt es nicht, auch nicht den Begriff Beichte." (HJ)

 

Eine Frau meinte, man müsse denjenigen informieren, von dem man beleidigt wurde.  Nein.  Das würde nur zu weiterer Spannung führen.  Jene Person hat entweder bewusst oder ganz unbewusst etwas gesagt, das mich verletzt hat.  Sieg zu haben heißt, diese Schmerzen beim Herrn abzugeben, dieser Person innerlich zu vergeben und sich nichts anmerken zu lassen.  Gott weiß um die Herzenshaltung der anderen Person.  Sie ist für sich selbst verantwortlich. Unsere weitere Aufgabe wäre, für diese Person zu beten.  Wer weiß, vielleicht hat dieser Mensch ein Bedürfnis, anderen weh zu tun, weil er selbst Bitterkeit hegt, mit der er nicht fertig wird.  Bitterkeit führt zu Aggressivität.

 

 

GANZE VERGEBUNG

 

Wie kann ich helfen, die zu "heilen", die mich ärgern und verletzen?  Indem ich mich demütige, ihnen vergebe und bereit bin zu leiden.  Christus litt für uns und trug Schande und Spott, damit wir geheilt werden konnten. In 1. Petrus 2 und 3 werden wir ermahnt, die gleiche innere Gesinnung zu haben, d. h., die Bereitschaft, zu leiden.

 

Ich hörte einmal, dass die Frau eines Alkoholikers begann, ihrem Mann, nachdem er sie geschlagen hatte, mit Liebe und Vergebung zu begegnen, anstelle der üblichen bitteren und bösen Reaktionen. Der ungläubige      Ehemann  war das erste Mal  erstaunt, und das zweite Mal  wurde er stark von

seiner Schuld überführt.  Kurz danach meinte er: "Ich muss dieses verkommene Leben ändern. Lasst uns zum Gottesdienst gehen." An dem Sonntag nahm er Jesus Christus in sein Leben auf und wurde ein neuer Mensch.

 

Wenn Sie seine Frau fragen würden, ob es sich denn gelohnt hätte, die Schläge zweimal geduldig hinzunehmen, damit ihr Mann zu Jesus finden konnte, würde sie ausrufen: "Es hätte sich selbst mit 20 Mal so vielen Schlägen gelohnt."  Heute führen sie eine glückliche Ehe.

 

Ein Mädchen sprach von seiner tiefen Bitterkeit gegenüber einer Verwandten.  Als jemand den Vorschlag machte, dieser Verwandten zu vergeben, sagte sie: "Ich werde ihr nie und nimmer vergeben."  Der andere sagte ganz gelassen: "Schade."  "Warum schade?"  fragte sie.  "Weil du in 20 Jahren genau so wie deine Verwandte sein wirst."  Sie war so betroffen, dass sie sofort ihre Meinung änderte: "O, nein", sagte sie.  "Dann werde ich ihr vergeben."  Sie überlegte kurz und fragte dann: "Wie kann man beweisen, dass ich genau so werden würde wie sie?"

 

Man machte sie darauf aufmerksam, dass sie erstens diese Person verachte, also eine negative Haltung habe.  Zweitens würde man sich stets mit der verletzenden Art dieser Person beschäftigen.  Und letztlich würde man dann die gleiche Grundhaltung haben wie diese Person, die man verachte.  Weil man meine, besser als die andere zu sein, würde man einen Überlegenheitskomplex entwickeln und bitter werden.

 

Wir sollten uns auf Christus und sein Wort konzentrieren, damit sein Heiliger Geist uns umwandeln kann. (2. Korinther 3, 18) Jesus erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht. (Hebräer 12, 2)  Dieses tat er, damit wir Vergebung erlangen könnten.  Und wir sollten, gleich wie Christus uns vergeben hat, willig sein, dem anderen völlig zu vergeben.  Wenn wir uns mit Jesus Christus beschäftigen und ihn lieben, werden wir ihm ähnlicher werden.

 

Übrigens, dieses Mädchen, das ihrer Verwandten nie vergeben wollte, rief diese an und bat um Vergebung für ihre bittere Haltung. Die Verwandte war ganz überrascht und war sofort bereit zu vergeben.  Nach dem Anruf erzählte das Mädchen, dass ihre negativen Gefühle verschwunden waren, und sie diese Verwandte jetzt lieben konnte.  Eine Woche später erhielt sie folgenden Brief:

 

"An jenem Abend, als du mich anriefst, um mich um Vergebung zu bitten, begann ich zu realisieren, dass ich hart und kritisch gewesen war, dass ich junge Menschen wie dich  nicht  geliebt und verstanden  hatte. Es ist kein  Wunder, dass du mich nicht liebenswert fandest.  Ich glaube, dass der Herr dieses ändern wird, aber es tut mir sehr leid, dass ich ein Anstoß für dich gewesen bin.  Bitte vergib mir."

 

Es wäre unmöglich, anhand von Beispielen jeden Bereich aufzudecken, in dem wir eventuell etwas Bitteres, etwas Schmerzhaftes erlebt haben.  Aber Beispiele aus dem Leben von anderen geben uns Mut, neue Schritte mit Gott zu wagen.

 

 

MARIA

 

Maria war jung und träumte von ihrer Liebe zu ihrem Mann Johannes, von ihrer Liebe zu Gott und ihrem Dienst für ihn.  Johannes, Pastor einer Landgemeinde, liebte vor allem seine Bücher und sehnte sich zurück nach der Großstadt und ihren Bibliotheken, in denen er früher gearbeitet hatte.

 

Maria liebte die Natur, den Frühling mit seinen Blumen und Vögeln, und sie sang und lachte in ihrer Pferdekutsche auf dem Weg zum Gottesdienst.  Sie hatte einen heimlichen Wunsch: ein neues Kleid – nicht ein dunkelbraunes oder ein schwarzes, wie es damals von den Frauen der Prediger erwartet wurde, sondern ein Rüschenkleid aus leichtem Stoff, mit Spitzen um Hals und Ärmel. Sie hatten aber kein Geld.  So schmiedete sie einen Plan.  Sie würde kleine Groschen aufsparen, bis genug Geld da war, um eine Lampe für Johannes und Stoff für ein neues Kleid zu kaufen. Die Spitzen würde sie von einem ausgedienten Kleid abtrennen.

 

Eines Tages saß dann Maria singend an ihrer Nähmaschine und nähte fleißig.  Die neue Lampe stand schon auf dem Schreibtisch von Johannes.  Der Kaffeetisch war bereits gedeckt.  Bald würde Johannes nach Hause kommen.

 

Etwas spielerisch gelaunt, öffnete Maria ihr Haar und bürstete es im Sonnenlicht.  Sie zog das neue Kleid an.  Weiche Rosa- und Lilafarben hatte es und war um die Taille mit einer breiten Schärpe versehen.  Sie drehte sich in Kreisen, damit der Rock hin und her wogte.  Weil es Frühling war, tanzte sie mit Vergnügen und hörte nicht einmal die Schritte ihres Mannes.  Er packte sie, drehte sie zu sich um und schrie ihr ins Gesicht: "Geld für solche Torheiten!  Keine Bücher, keine Bibliotheken!  Man kann hier nur noch über Kühe, Hühner, Säen und Ernten sprechen!"  Wie ein speiender Vulkan brach es aus ihm heraus. Er zerrte das Kleid von ihrem Körper und zerriss es in Fetzen.

 

So plötzlich wie der Sturm gekommen war, war er auch vorbei.  Sie hörte noch den Galopp seines Pferdes als er wütend davon ritt.  In New York wollte er sein, in der Bibliothek!

 

In einer Ecke des Zimmers saß Maria mit ihrem Kind und dem zerrissenen Kleid.  Sie war viel zu erregt und verängstigt, um weinen zu können.  Bewegungslos saß sie da, mit einer unheimlichen Leere in ihrem Inneren. Wie sehr sehnte sie sich jetzt nach ihrer Mutter!  In dieser Weite war niemand da, zu dem sie hätte gehen können.  Psalm 34, 5 kam ihr in den Sinn: "Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir und rettete mich aus aller meiner Furcht."  Dann weinte sie lang und bitterlich und schrie zum Herrn.

 

Sie verbarg sich gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter im Dachraum.  Sollte ihr Mann doch alleine schlafen.  Das Kleid hatte sie zusammengeballt und in einem Überseekoffer versteckt.  Sie wollte es dem Pastor Hansen zeigen, wenn er die Gemeinden besuchte, und ihn um Hilfe bitten, damit sie Johannes verlassen könne.

 

Johannes suchte sie später und fand sie schlafend auf. Er befahl ihr, ins Bett zu gehen und legte das Kind ins Bettchen.  Maria war gehorsam.  Für Johannes war der Sturm vorbei, aber er erkannte überhaupt nicht, welchen Schaden er angerichtet hatte.

 

Das Leben ging weiter, aber Maria sang nicht mehr, und ihr Herz war voller Bitterkeit.

 

Als Pastor Hansen kam, war Johannes erfrischt bei der Diskussion über Theologie, Bücher und Gemeindearbeit.  Maria diente schweigend.  In den Zusammenkünften hätte niemand geahnt was in ihrem Inneren vorging. Sie hörte wenig von den Predigten.

 

Nun war es die letzte Versammlung und immer noch fand sich kein Moment, in dem Maria Pastor Hansen alleine sprechen konnte. Vielleicht würde es an diesem Sonntag möglich sein,  am Nachmittag, wenn Johannes einen Besuch machte.  Sie entschied sich, die Predigt anzuhören und den Moment abzuwarten. Pastor Hansen las Markus 11, 25: "Und wenn ihr steht und betet, so vergebt ...."  "Die Vergebung ist nicht fakultativ", fuhr er fort. "Sie ist geboten.  Vergebung ist nicht ein Gefühl, sondern ein Glaubensschritt, ein Akt des Willens im Gehorsam dem Gebot Gottes gegenüber.  Die Gefühle kommen später, Gefühle des Friedens. Wenn wir Gott unseren Schmerz und die Verzweiflung übergeben, gießt er seine Liebe und sein Erbarmen in die Wunden, und Heilung tritt ein."

 

"O nein", dachte Maria innerlich.  "Ich kann niemals vergeben, und ich kann nie vergessen!"

 

Der Pastor sprach weiter: "Etliche mögen denken: Ich kann niemals vergessen, auch wenn ich vergeben könnte.  Ihr habt recht.  Ihr könnt nicht vergessen; aber ihr müsst nicht an der Erinnerung zugrunde gehen.  Gottes Liebe und seine Vergebung werden diese Erinnerung erträglich machen, bis die Spur verschwunden ist.  Wenn ihr vergebt, müsst ihr den Beweis der Verletzung vernichten und nur an die Liebe zum anderen denken." Er zitierte Johannes 3, 16.  Anschließend bat er die Versammlung aufzustehen, um das Vater-Unser zu sprechen.  "Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern ...."

 

Johannes, Pastor Hansen und ein Diakon fuhren in einer Kutsche und Maria und ihr Töchterchen in einer anderen.  Auf dem Heimweg flossen heiße Tränen.

 

Sie wusste, was sie zu tun hatte.  Sie würde Gott gehorsam sein.  Ohne das Pferd auszuspannen, lief sie ins Haus und nahm das verpackte Kleid aus dem Koffer, aber sie konnte innerlich noch nicht loslassen. Das Mittagessen war im Wärmeofen. Sie legte mehr Holz aufs Feuer. Schweren Herzens deckte sie den Tisch. "Den Beweis der Verletzung vernichten, den Beweis der Verletzung vernichten."  Endlich: "Ich vergebe dir, Johannes."  Sie nahm das zerfetzte Kleid und öffnete den Deckel des Herdes. Tränen tropften auf das Feuer, als das Kleid langsam verbrannte.

 

Sie hörte so laut den Gedanken: "Wahre Vergebung vernichtet den Beweis", dass sie gar nicht hörte, als Johannes herein kam. "Maria, was machst du da?" Schluchzend sagte sie: "Ich vernichte den Beweis."

 

Innerlich sagte sie sich: "Mein Opfer an Gott."

 

Dann erinnerte sich Johannes.  Bleich und erschüttert murmelte er: "Bitte vergib mir."

 

Viele Jahre später sagte sie: "Jetzt ist Johannes heimgegangen.  58 Jahre zusammen, und ich vermisse ihn."  (Aus "First, we have coffee" [Erst mal 'ne Tasse Kaffe] von Margaret Jensen, Brunnenverlag, Basel.)

 

 

 

 

 

FRUCHT DER VERGEBUNG, FRUCHT DER UNVERSÖNLICHKEIT

 

Vergebung ist Gottes Rezept für ein freudvolles Leben.  Wie heilsam ist es, wenn wir willig sind, zu vergeben und zu vergessen.  Übrigens, wenn man weiß,  dass Gott einem vergeben hat,  hat man auch die Gnade die Erinnerung

an frühere Verletzungen zu tragen.  Die Erinnerung mag da sein, aber man kann sich erinnern, ohne dass eine Bitterkeit aufkommen muss, wie es Maria erlebte. Gott kann auch schenken, dass die Erinnerungen immer mehr verblassen.

 

Als ich in meiner Jugend einmal meine Tante frech anredete, bat ich kurz danach um Vergebung.  Mein Großvater, der es hörte, lobte mich: "Carol, das ist gut.  Lass kein Gras darüber wachsen."  Sofort bekennen.  Dann wird man wieder innerlich frei und freudig.  Es wird viel von "innerer Heilung" gesprochen. Die Bibel zeigt uns den Weg zur "inneren Heilung", und aus Erfahrung weiß ich, dass sie recht hat. (Psalm 32, 1-5)

 

Was sagt Jesus zu Menschen, die unversöhnlich sind? (Markus 11, 26)  Gott sagt klar und deutlich, dass er unsere Gebete nicht erhören wird, wenn wir anderen nicht vergeben.  Die häufigste Ursache für nicht erhörte Gebete ist wahrscheinlich Bitterkeit gegen jemanden, von dem wir meinen, dass er uns Unrecht getan hat. Wie manch eine Frau betet ernstlich, fast mit brechendem Herzen, um die Bekehrung ihres Mannes, doch empfindet sie die ganze Zeit Bitterkeit in ihrem Herzen.  Manch eine Mutter betet so ernstlich um die Bekehrung ihrer Kinder, und die ganze Zeit hat sie Hass gegenüber einer Frau in ihrem Herzen, die ihr, wie sie meint, Unrecht getan hat. (Jesaja 59, 1-2)

 

In einer Gemeinde in Tasmanien lebte ein aktiver Christ, der einen Schwiegersohn hatte, mit dem er und seine Frau Schwierigkeiten hatten.  Sie hatten ihm verboten, jemals wieder unter ihr Dach zu kommen.  Als ihr Prediger während eines Tages des Betens und Fastens über Gebetshindernisse sprach, wurde dieser Christ von seiner Sünde überführt. Als er es seiner Frau mitteilen wollte, sagte sie: "Telegraphiere ihm, dass er sofort komme."  Auch sie war in dieser Versammlung gewesen und wurde sich ihrer Sünde bewusst.  Jetzt konnten sie freimütig und glaubend beten.  Der Herr begann, ihre Gebete zu erhören.

 

Und wie sieht es bei uns aus?  In der Familie?  In der Ehe?  Im Freundeskreis?  Und vor allem in der Gemeinde?  Vergeben wir einander?  Tragen wir wirklich nichts nach?  Ist Gott in der Lage, uns als begnadigte Sünder zu behandeln?  Kann er unsere Gebete erhören?  Lesen Sie bitte nochmals Markus 11, 25-26.

 

Wenn man Bitterkeit hegt, schadet man nur sich selbst!  Weshalb? Man denkt immer wieder an diese Person, verurteilt sie, kann Vergeltungsgedanken haben usw.  und wird letztlich ihr Sklave.  Sie beherrscht die Gedanken.  Die Arbeit und die Ferien machen keinen richtigen Spaß mehr.  Das beste Steak schmeckt nicht.  Salomo hatte schon auf diesem Gebiet Erfahrung. "Besser ein Gericht Kraut mit Liebe, als ein gemästeter Ochse mit Hass!" (Sprüche 15, 17)

 

Bitterkeit, Hass und Unversöhnlichkeit sind wie Knochenfraß, wie ein Krebs, der einen langsam aber sicher körperlich krank macht.  Diese Sünden können im Körper ein chemisches Ungleichgewicht erzeugen. Zahnschmerzen, Colitis ulcerosa, Schilddrüsenprobleme, hoher Blutdruck und andere Krankheiten werden oft durch solche Sünden verursacht.  Man schläft nicht gut, ist immer müde, und bald macht sich die innere Haltung auf dem Gesicht bemerkbar.  Wir können versuchen, unseren Groll und unsere Verstimmungen zu verbergen, aber bald werden sie in unseren Augen und Gesichtszügen eingraviert sein als permanenter Ausdruck unserer inneren Gefühle.

 

Das Leben ist im Blut, und die Knochen produzieren wesentliche Bestandteile des Blutes.  Gesunde Knochen sind maßgebend für gute Gesundheit.  Gott, der uns schuf, weiß es und hat es in seinem Wort öfters erwähnt.  "Ein fröhliches Herz fördert die Genesung; aber ein niedergeschlagener Geist dörrt das Gebein aus." (Sprüche 17, 22)  Siehe auch Sprüche 3, 8; Sprüche 15, 30; Sprüche 16, 24; Psalm 6, 3; Psalm 32, 3.

 

Solche Sünden verursachen auch geistliche Schäden.

 

1.  Man kann Gott nicht lieben, wenn man hasst. (1. Johannes 4, 20-21)

 

2.  Die Heilsgewissheit kann leiden. "Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldnern." (Matthäus 6, 12)  Wenn wir nicht vergeben, bitten wir Gott im Grunde genommen, unsere Sünden nicht zu vergeben, und wenn wir unvergebene Sünden, wie Bitterkeit und Unversöhnlichkeit, mit uns herumschleppen, ist die Gemeinschaft mit Gott gestört, ja, sie kommt sozusagen zu einem Stillstand.  Gott scheint sehr weit weg zu sein.  Er erhört unser Gebet nicht mehr. (Jesaja 59, 1-2)  Nach und nach zweifeln wir sogar an unsere Erlösung.

 

3.  Man kann für andere zum Anstoß werden, besonders wenn man noch behauptet, mit Gott in Ordnung zu sein.  Unsere verbitterte Haltung wird andere abstoßen.  Sie werden biblische Wahrheit, die wir versuchen zu ermitteln, nicht annehmen.  Wenn wir ein glaubwürdiges Zeugnis haben wollen, gilt es, ein reines Gefäß zu sein, damit der Heilige Geist durch uns wirken kann.

Es kann auch auf dem emotionalen Gebiet Folgen haben, wenn man nicht vergibt.  Depressionen können auftreten.  Es braucht viel Energie, einen Groll beizubehalten.  Solche, die einen unversöhnlichen, nachtragenden Geist haben, werden den Peinigern ausgeliefert. (Matthäus 18, 34-35)  Waren wir schon einmal bitter und unversöhnlich?  Wurden wir in diesem Zustand nicht gequält von Vergeltungsgedanken, von schmerzlichen Gedanken der Trennung vom anderen?  Hat nicht Ärger und Groll wie ein wuchernder Krebs unseren Herzensfrieden und unsere Ruhe verschlungen?  Wer von Ihnen hat keine Ahnung hiervon?  Wer versteht mich nicht?  Auch ich kenne solche Gefühle.  Sie sind Peiniger, denen wir ausgeliefert werden.  Es ist schrecklich, von ihnen geplagt zu sein.  Sie sind wie eine Schnur, die sich immer fester und fester um den Hals wickelt, bis man meint, ersticken zu müssen.  Und beim "Ersticken" ist es, als ob man in ein tiefes Loch falle.  Dieses "Loch" heißt "Depression".  Die gleichen Gedanken kreisen immerwährend herum und das Loch wird stets tiefer.  Während dieser ganzen Zeit wartet Jesus auf einen "Anruf": "Vater, vergib mir meine Unversöhnlichkeit."

 

"Damit wir nicht vom Satan übervorteilt werden; denn seine Anschläge sind uns nicht unbekannt." (2. Korinther 2, 10-11) Solange wir den anderen für schuldig halten, hat Satan eine Fläche, auf der er seine Arbeit verrichten kann.  Wir selbst öffnen ihm die Tür, um uns zum Straucheln zu bringen.  In Epheser 4, 27 lesen wir: "Gebt auch nicht Raum dem Teufel."  Raum heißt hier: Einflussbereich.  Durch unsere Unversöhnlichkeit geben wir dem Teufel Raum und müssen wissen, dass er Einflussmöglichkeit bekommt.  Wenn wir vergeben, reinigt uns das Blut Jesu.  Satan, der uns zu Fall bringen möchte, muss dann den Kampf mit Jesus aufnehmen.

 

Ich las von einem Mädchen, das sich so gerne von ihrem Bruder angenommen gewusst hätte.  Da sie die jüngere war, war sie ihm im Weg.  Sie wurde bitter und entwickelte ein schlechtes Selbstwertgefühl.

 

Der erste Schritt zur Heilung kam, als sie Gott dankte, dass er sie geschaffen hatte.  Aber dennoch konnte sie sich selbst nicht annehmen.

 

Eines Tages sah der Bruder seinen Fehler ein und bat sie um Vergebung. Das Mädchen erzählte: "Ich vergab ihm, aber durch meine Bitterkeit gab ich Satan immer noch Raum.  Als ich schließlich meine Bitterkeit als Sünde bekannte und nach 1. Johannes 1, 9 die Vergebung Jesu annahm und ihn bat, den Raum meines Herzens einzunehmen, erhielt ich sofortige Freiheit und Freude.  Jetzt kann ich mich selbst annehmen und weiß, dass auch Gott mich angenommen hat.  Jetzt kann ich wahre Gemeinschaft mit anderen genießen."

 

Ein anderes Mädchen, das meistens ein trauriges Gesicht hatte, wurde oft von ihrer Mutter ermuntert, zu lächeln.  Aber sie konnte nicht, weil ihre Lehrerin sie immer lächerlich machte.  Eines Tages war sie bereit, der Lehrerin zu vergeben.  Sie wusste, dass Bitterkeit im Wege stand.

 

Nachdem sie die Bitterkeit, den Raum, den Satan beherrscht hatte, an den Herrn zurückgab, erhielt sie Frieden im Herzen. Jetzt konnte sie lächeln, nicht nur äußerlich, sondern ihr Lächeln spiegelte das wider, was Gott innerlich in ihrem Herzen bewirkt hatte.

 

Wenn Gott Sünden vergibt, nimmt er sie weg, gleich wie wenn ein Tonband gelöscht wird, und die Schuldgefühle, die uns Atemnot bereiteten, sind verschwunden.  "Siehe, das ist Gottes Lamm, welches die Sünde der Welt hinweg nimmt!" (Johannes 1, 29)  Auch der Mensch, dem wir vergeben haben, steht für uns ohne jeden Tadel da; wir verhalten uns ihm gegenüber, wie man sich gegenüber einem reinsten, besten, liebenswertesten Menschen verhält. Vergebung heißt, Gott nachzuahmen, die Sünden des anderen wegzutun.

 

Paulus, der die Christen verfolgt hatte, der vorher vieles auf seinem Gewissen hatte, sagte: "Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, das vor mir ist." (Philipper 3, 13) Wenn wir wissen, dass Gott uns vergeben hat, sollten wir uns selbst auch nicht mehr für schuldig halten.  Paulus erwähnt seine Vergangenheit sehr selten. Er weiß noch, wie er war, aber durch die Vergebung Gottes hat er die Vergangenheit hinter sich gebracht, und er denkt sozusagen nie mehr daran.

 

Oft ist es so, dass der andere nicht weiß, dass er uns verletzt hat.  Es ist möglich, dass wir uns krank denken und grübeln, und der andere lebt sorglos weiter. Er merkt überhaupt nichts davon, welchen inneren Schmerz er verursacht hat.  Weshalb sollten wir uns auch noch selbst schaden?  Auch dann gilt es zu vergeben, auch wenn es ihm nie bewusst wird.  Jesus ist unser Vorbild.  Am Kreuz bat er: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Mose betete: "Und nun vergib ihnen doch ihre Sünde." (2. Mose 32, 32)

 

Wenn man ganz gewiss ist, dass der andere unsere negative Haltung nicht bemerkt hat, reicht es, wenn man ihm im Herzen vergibt und die Sache mit Gott in Ordnung bringt.  Aber wenn die Blicke unfreundlich waren, oder Blickkontakt sogar vermieden wurde und man sich durch sonstiges negatives Verhalten hervortat, dann sollte man persönlich mit jener Person sprechen.

 

 

 

ANDREAS

 

Andreas sitzt in seinem Büro und kocht vor Wut. Soeben war er gefeuert worden.

 

Morgens hatte er eine halbe Stunde bei seinem Vorgesetzten verbracht, um ihn auf seine Kündigung vorzubereiten, die er einen Monat später vornehmen wollte.  Er meinte, er sei seiner Firma entgegengekommen.  Der Vorgesetzte hatte sich bedankt.

 

Kurz danach erschien der Vorgesetzte, um ihn zu informieren, dass er ihn sofort entlassen müsse.  Der Regionaldirektor hätte es befohlen.  Auch sein Bonus-Geld, das er während fast eines Jahres verdient hätte, würde er nicht erhalten.  Andreas wurde klar: Die Firma wollte sich dieses Geld durch seine Entlassung sparen.

 

Wütend fuhr er nach Hause.  Dort setzte er sich in seinen Lieblingssessel, wo er sonst betete und sich Zeit für Gottes Wort nahm.  Je mehr er über dieses Ereignis nachdachte, je unglücklicher und bitterer wurde er.  Endlich begann er zu beten, dass doch Gott seine Gedanken lenken möchte.

 

Bald merkte er, dass Gott in seinem Gewissen tätig war.  "Du musst deinem Arbeitgeber vergeben.  Solange du ihm nicht vergibst, kann ich dir nicht helfen."

 

Er versuchte, mit geschlossenen Augen das Gesicht des Regionaldirektors zu sehen.  Er versuchte, ihm zu vergeben.  Eher hatte er das Verlangen, ihm mit seiner Faust ins Gesicht zu schlagen.  Zwei Stunden verbrachte er mit solchen Gedanken. Endlich erkannte er, dass seine Haltung verkehrt war.  Er bat Gott um Vergebung.

 

Als er wieder an den Regionaldirektor dachte, war seine feindliche Einstellung verschwunden, und er konnte ihm vergeben. Dieses war jedoch nur möglich geworden, weil er seinen Willen in die Hand Gottes gelegt hatte.

 

Er rief seinen Vater an und erzählte ihm, was geschehen war.  Der Vater lachte.  Er hatte ein neues Malergeschäft eröffnet und würde während der nächsten drei Monate schon genügend Arbeit für sie beide haben.  "Du darfst schon morgen bei mir anfangen, wenn du willst", hieß es.

 

Als Nächstes rief er einen guten Freund an, er möge für ihn beten, dass er schnellstens ein passendes Auto für diese neue Arbeit finde.  Sein Freund lachte ebenfalls.  Er bot ihm an, sich einen von seinen Gebrauchtwagen auszusuchen.  Andreas wusste nicht einmal, dass dieser Autos verkaufte. Sein Freund überließ ihm den Schlüssel des Wagens seiner Wahl und gab ihm zu verstehen, dass er zahlen dürfe, wann es ihm möglich sei.

 

Am nächsten Tag fing Andreas mit seiner Arbeit an. Das Auto war sparsam im Benzinverbrauch und lief tadellos.  In einer Woche verdiente er mehr, als er vorher in einem Monat verdient hatte.

 

Später meinte er: "Ich habe nie Gottes Fürsorge in jener Krise vergessen.  Aber am allermeisten bin ich dankbar, dass ich gelernt habe zu vergeben."

 

Der Chef wusste nichts über Andreas Zorn.  Er hatte sich nichts anmerken lassen.  Seine Sünde, wie alle Sünden, war eine Sünde gegen Gott.

 

 

 

ANGELIKA

 

Wie können wir für jemanden beten, den wir hassen?  Es scheint eine Unmöglichkeit zu sein.  So war es bei Angelika.  Sie hasste Beatrice, die neben ihr im Chor saß.  An einem Sonntagabend betonte der Prediger, dass man seine Feinde lieben solle. Angelika wusste, dass sie schuldig war, und ihre Haltung entsetzte sie, besonders weil sie eine Glaubensschwester hasste.

 

Sie kniete an ihrem Bett nieder, bekannte ihren Hass und bat um Vergebung.  Danach konnte sie für Beatrice beten.  Sie bat, dass Gott ihr Verständnis und Liebe für Beatrice gebe.

 

Am nächsten Tag begegnete sie ihr beim Einkaufen. Vorher war sie Beatrice immer aus dem Weg gegangen.  Jetzt ging sie auf sie zu und fragte, wie es ihr gehe.  Zu ihrem Erstaunen fing Beatrice an zu weinen.  In einer ruhigen Ecke des Ladens begann sie, aus ihrem Leben zu erzählen.  Sie war nicht die mürrische, lieblose Frau, wie Angelika sie eingeschätzt hatte.  Sie brauchte Freundschaft, Verständnis und Barmherzigkeit, Dinge die sie zu Hause nicht bekam.

 

Das war der Anfang einer wunderbaren Freundschaft, in der Angelika 20 Jahre lang Beatrice umsorgte und liebte.  Angelika besuchte Beatrice an ihrem Sterbebett. Als sie sich verabschiedete, sagte sie: "Ich liebe dich."  Beatrice antwortete: "Ich weiß, dass du mich liebst", und in ihren Augen war die Liebe zu Angelika zu sehen.

 

Nachdem Beatrice heimgegangen war, pries Angelika den Herrn, dass er durch seine Macht den Hass weggenommen und ihr Liebe für Beatrice gegeben hatte.  Sie hatte erfahren dürfen, dass beim Herrn alles möglich war.  Sie war gehorsam gewesen, hatte für ihre Feindin gebetet, und Gott schenkte ihr Freude und eine Freundschaft, die ihr sehr teuer war.

 

 

 

AUCH DIE GRÖSSTE SCHULD VERGEBEN

 

Manchmal bin ich persönlich nicht willig gewesen, eine geringe Bemerkung, eine Bagatelle, zu vergeben.  Wie staune ich dann, wenn ich darüber lese, was andere Christen zu vergeben haben.

 

Einem amerikanischen Christen wurde in seinem Geschäft durchs Rückgrat geschossen.  Fortan war er gelähmt und musste in einem Rollstuhl weiterleben.  Er entwickelte eine bittere Haltung und wurde von Selbstmitleid überwältigt.  Eines Tages sagte sein Freund: "Der Herr möchte, dass du weißt, dass deine Haltung stinkt."  Er antwortete: "Wie kannst du wissen, was der Herr denkt?"  Aber er wusste, dass der andere recht hatte.  Er begann zu beten, auch für den, der ihn zum Paraplegiker gemacht hatte.  Doch seine vergiftete Haltung hatte auch seine Frau angesteckt.  Sie ging nicht mehr unter das Wort Gottes, und schlussendlich ließ sie sich von ihm scheiden.  Sie nahm die Kinder, die Fotos und fast alles, was er schätzte, mit sich. Er blieb allein in der Wohnung zurück.

 

Es war ein heißer Kampf, bis er endlich sagen konnte: "Ja, ich übergebe dir meine Bitterkeit, Herr."  Jetzt betete er für seinen "Feind", seine wiederverheiratete Frau und Kinder.  Es ist ein langer Weg gewesen, aber die Schmerzen, die er hatte, sind nicht mehr so schmerzhaft, und er übt sich, an das zu denken, was er für Jesus tun kann, statt daran, was ihm angetan wurde.  Er weiß, dass er keine Bitterkeit in seinem Leben dulden darf.  Er will die Zeit für Jesus ausnutzen.

 

Stephen Saint, Sohn von Nate Saint, eines der 5 Märtyrer in Ecuador, ließ sich von den einstigen Mördern seines Vaters taufen. Viele Auca-Indianer kamen zu Christus, nachdem sie diese fünf Männer mit Speeren am Strand eines Flusses getötet hatten.  Rachel, Schwester von Nate, blieb dort und durfte später, zusammen mit Elisabeth Elliot, diesen Aucas von Jesus erzählen.  Der taufende Auca-Bruder betete vor der Taufe: "Vater, du weißt, dass wir das vorige Mal, als wir zu diesem Fluss kamen, sündigten, als wir diese Männer töteten.  Jetzt wissen wir, warum sie herkamen, und dass wir sie eines Tages oben im Himmel treffen werden."  Dann sangen sie gemeinsam das Lied, das die 5 Männer gesungen hatten, kurz bevor sie starben.  Hunderte von Christen in der Welt sind für den Herrn tätig geworden, nachdem sie von den Märtyrern hörten.  Auch Stephen dient dem Herrn.  Das heißt Vergebung.

 

Und wer kann ermessen, wie viel Vergebung es braucht, wenn ein Mann seine Frau und 4 Kinder verlässt, um eine viel jüngere Frau zu heiraten.  Eine Frau erzählt, wie sie den Herrn fand, als ihr genau das passierte.  Sie konnte immer noch mit Liebe an ihren Mann denken, aber nur mit Hass an die junge Frau.  Sie wusste, wenn sie dieser Frau nicht vergab, würde Gott auch ihr nicht vergeben.

 

Die junge Frau bekam ein Kind, das für ihre Kinder eine "Schwester" bedeutete.  Sie wollten ihre Schwester im Krankenhaus sehen.  Was meinen Sie, wie viel es sie kostete, bevor sie sich überwinden konnte, die Kinder ins Krankenhaus zu begleiten.  Aber Jesus sagt, man solle seine Feinde lieben; und so hatte sie sich entschieden, ihm gehorsam zu sein.  Sie erzählt weiter, dass in dem Moment, als sie das Krankenzimmer betrat, ein Wunder geschah.  Der ganze Hass und Ärger war wie verflogen.  Sie wusste, dass der Heilungsprozess in ihr begonnen hatte und sie von diesem Moment an ein Leben führen durfte, das frei von Schuld, Hass und Ärger war. Erst wollte sie nicht vergeben, nicht gehorsam sein, aber nun hatte sie es getan.  Gott tat das Übrige.

 

Es braucht Gottes ununterbrochene Gnade, das Gift der Bitterkeit in uns zu überwinden, aber er gibt sie reichlich. Für ein Kind Gottes ist Vergebung eine Pflicht.  Wir haben keine Wahl.  Römer 8 zeigt uns, wie wir Sieg haben können.  Der Weg zur Vergebung ist immer schwer, aber immer begehbar.  Der Herr schenke, dass wir Gnade um Gnade auf diesem Gebiet nehmen.


 

PETER PAUL RUBENS

 

"Wenn es Vergebung nicht gäbe, hätte es einen Peter Paul Rubens auch nicht gegeben."

 

Wie kam das denn?

 

Jan Rubens saß im Gefängnis zu Antwerpen und wartete auf den Henker.  Er war wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt.  (Das gab es damals! – vor 560 Jahren.)  Seine Frau, die er betrogen hatte, lebte in Köln (bei ihren Eltern?). Jan Rubens bat sie aus dem Gefängnis brieflich um Verzeihung.  Daraufhin erhielt er von ihr folgendes Antwortschreiben:

 

Mein lieber und sehr geliebter Mann!

 

Ich vergebe Euch jetzt und immer. Ihr seid in so großem Kampf und Ängsten, daraus ich Euch gern mit meinem Blut erretten würde.  Könnte da überhaupt Hass sein, dass ich eine kleine Sünde gegen mich nicht vergeben könnte, verglichen mit soviel großen Sünden, wofür ich alle Tage Vergebung bei meinem himmlischen Vater erflehe?  Meine Seele ist so mit Euch verbunden, dass Ihr nicht leiden dürft.  Ich leide alles mit Euch.  Ich werde mit ganzer Kraft Gott für Euch bitten und mit mir unsere Kinder, die Euch sehr grüßen lassen und so sehr verlangen, Euch zu sehen. Das weiß Gott.

 

Geschrieben zu Köln am 1. April, nachts zwischen zwölf und eins.

 

Nachsatz: Schreibt doch nicht mehr: "Ich unwürdiger Mann".  Es ist Euch doch vergeben.

 

Eure treue Ehefrau

 

Marie Rubens

 

 

Das ist Vergebung.

 

Die Fürsprache der tapferen Frau rührte die Richter in Antwerpen.  Nach zwei Jahren Haft kam Jan Rubens wieder frei.  Das Ehepaar zog nach Siegen und verblieb dort.  Zu ihren bisherigen Kindern wurde ihnen nochmals ein Sohn geboren. Sie nannten ihn Peter Paul.  Er wurde der berühmte Maler.

 

(G. Kempf, aus Offensive 85/1, Seite 19)


 

FÜNF SCHRITTE ZUR VERGEBUNG

 

l.   Gibt es irgendwelche Personen, die in Ihnen, wenn sie an sie denken, ein schlechtes Gewissen hervorrufen?  Bitten Sie den Herrn Jesus, er möge Ihnen helfen, diesen Menschen zu vergeben.  Vergebung hat grundsätzlich nichts mit Gefühlen zu tun, sondern ist ein bewusster Willensakt. Man muss sich entscheiden zu vergeben. Gefühle kommen später.  Corrie ten Boom fand es unmöglich, einem Wächter aus Ravensbruck, den sie wieder erkannte und der sie um Vergebung bat, die Hand zu geben.  Sie bat Gott um die Kraft, wenigstens dieses tun zu können.  Sie entschloss sich, ihm zu vergeben, obwohl der Horror dieser Zeit ihr noch vor Augen stand.  Als sie sich mit Gottes Kraft überwunden hatte und ihre Hand ausstreckte, empfand sie Vergebung für diesen Mann.

 

2.  Bitten Sie Gott, Ihnen Ihre Haltung und Ihre Unversöhnlichkeit zu vergeben.  Er ist mehr als willig, dieses Gebet zu erhören.  "Ich kann nicht vergeben", heißt eigentlich: "Ich will nicht vergeben."  Keiner von uns hat die Vergebung Gottes verdient, und doch vergibt er uns.  Sein "Vergebungsbüro" ist nie zu, und es braucht keine vorherige Anmeldung.

 

3.  Bitten Sie, dass Gott Ihnen das ganze Maß an Liebe, das er Ihnen für diese Person geben möchte, erteilt.  "Wir haben nicht, weil wir nicht darum bitten." (Jakobus 4, 2)

 

4.  Der nächste Schritt ist, diese Liebe zu bekunden.  Gott wird Ihnen helfen, einen Weg zu finden, diese Person um Vergebung zu bitten.  Er will mehr als Sie es wollen, dass Versöhnung stattfindet.  Vergebung ist etwas Fortlaufendes, in dem wir andere so behandeln, wie Gott uns behandelt.

 

5.  Beten Sie schließlich um etwas Gutes für die Person, der Sie soeben vergeben haben.  Matthäus 5, 44: "Betet für die, die euch verfolgen." Wenn Sie dieser Person jetzt Gutes tun, zeigen Sie damit, dass Sie wirklich vergeben haben und vergessen wollen. Jesus vergibt uns.  Wir nehmen seine Vergebung an.  Und er "vergisst", dass wir je gesündigt hatten.  Er ist unser großes Vorbild. (nach "Lydia", 1/92)


ARBEITSBLATT   zum THEMA VERGEBUNG

1.  Gibt es jemanden, dem ich nicht vergeben kann, gegen den ich einen Groll hege? (Matthäus 18, 32-35)

 

2.  Betrübe ich den Heiligen Geist durch meine Bitterkeit gegen meine Eltern, Familie, Verwandten, usw.? (Epheser 4, 30, Epheser 6, 1-2; 1. Thessalonicher 5, 19)

 

3.  Bemühe ich mich zu vergeben, bevor der andere, der sich gegen mich verschuldet hat, um Vergebung bittet? (Matthäus 18, 21-22; Kolosser 3, 13b)

 

4.  Habe ich alle mir bewussten Sünden vor Gott bekannt? (1. Johannes 1, 7-9)

 

5.  Habe ich Gottes Vergebung für meine Sünden angenommen, oder meine ich, ich wäre noch schuldig? (Epheser 4, 32b)

 

6.  Weiß ich, wie ich meine Sünden gegen andere zu bekennen habe?  Man nennt die Sünde beim Namen: "Ich habe gesündigt, (z. B.) als ich ungeduldig mit dir war, oder als ich in einem lieblosen Ton mit dir redete."  Man erwähnt die Sünde des anderen nicht.  Das ist seine Sache, die er mit Gott in Ordnung zu bringen hat.

 

7.  Weiß ich, bei wem ich meine Sünde zu bekennen habe?

a)  Bei Gott.  Jede Sünde, die ich begehe, ist eine gegen Gott. (Psalm 51, 6)

b)  Bei dem, gegen den ich gesündigt habe.

c)  Eventuell öffentlich, wenn sie öffentlich geschah, d. h., mehrere Menschen Zeugen waren.

d)  Wenn ich mir gewiss bin, dass ich schuldlos bin, aber andere beschuldigen mich, brauche ich mich nicht zu rechtfertigen. (Psalm 37, 5-8)

 

8.  Verstehe ich den Unterschied zwischen Leiden wegen Ungerechtigkeit, die mir geschah, und Leiden wegen Ungerechtigkeit, die anderen geschah?  Wie soll ich mich verhalten? (Römer 12, 17-21)  Wenn ich z. B. bitter bin, weil mein Vater meiner Mutter Unrecht tat, schade ich nur mir selbst.  Die Mutter hat dem Vater vielleicht schon lange vergeben, und ich hege immer noch einen Groll gegen ihn.

 

9.  Wenn jemand mir eine Sünde bekennt und um Vergebung bittet, wie verhalte ich mich?

a)  Sage ich erfreut: "Ja, dir ist vergeben."?

b)  Tue ich es ab mit: "Ach, du brauchst mich nicht um Vergebung  zu bitten."?

c)  Lehne ich seine Bitte um Vergebung ab?


 

Wenn ich morgen

schon geborgen

in der and'ren Welt kann sein,

will ich heute

große Beute

aus des Feindes Griff befrei'n.

 

Wenn tatsächlich

Menschen nächtlich

gleiten und verloren geh'n,

Herr, dann brich mich,

Herr, dann schick mich.

Lass mich in der Bresche steh'n.

 

Wenn es wahr ist,

der du harrest,

dass ich vor dir werde steh'n,

lass mich rennen,

lass mich brennen,

nur noch ew'ge Werte seh'n.

 

 

Herbert Jantzen