Benedikt Peters – Die Psalmen, Teil 4/7

David – ein Mann nach dem Herzen Gottes

Audioabschrift

 

 

Ja, wir wenden uns jetzt David, dem Mann nach dem Herzen Gottes zu. Ich möchte Verse aus zwei Psalmen dem Folgenden voranstellen. Psalm 23, 1: „Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Und der Vers 6: „Fürwahr, Güte und Huld werden mir folgen alle Tage meines Lebens; und ich werde wohnen im Hause des HERRN auf immerdar.“ Dann der Psalm 78, der Vers 68. „Sondern er erwählte den Stamm Juda, den Berg Zion, den er geliebt hat.“ Verse 70-72: „Und er erwählte David, seinen Knecht, und nahm ihn von den Hürden der Schafe; hinter den Säugenden weg ließ er ihn kommen, um Jakob, sein Volk, zu weiden, und Israel, sein Erbteil. Und er weidete sie nach der Lauterkeit seines Herzens, und mit der Geschicklichkeit seiner Hände leitete er sie.“ Also wir werden David auf seinem Weg von der Berufung zum König bis zum Ziel seines Lebens folgen. Nur einzelne Stationen natürlich und nicht ausführlich. Auf diesem Wege entstanden die 75 Psalmen, die seine Überschrift tragen, seinen Namen in der Überschrift tragen. Bei 15 dieser Psalmen steht in der Überschrift, warum oder wozu sie entstanden. Die sind auf einem extra Blatt zusammengetragen, all diese 15 Psalmen mitsamt Überschrift. Dieses Blatt habt ihr.

 

Psalm

Überschrift

3

Ein Psalm Davids, als er vor seinem Sohne Absalom floh.

7

Ein Klagelied Davids, das er dem HERRN sang wegen der Sache Kuschs, des Benjaminiters.

18

Für den Vorsänger. Von dem Knecht des HERRN, von David, welcher dem HERRN die Worte dieses Liedes sang, an dem Tage, da der HERR ihn aus der Hand aller seiner Feinde errettet hatte, auch aus der Hand Sauls.

30

Ein Psalm; ein Lied zur Einweihung des Hauses. Von David.

34

Von David. Als er seine Gebärde verstellte vor Abimelech und dieser ihn von sich trieb und er hinwegging.

38

Ein Psalm Davids. Zum Gedächtnis.

52

Dem Vorsänger. Eine Unterweisung von David.

54

Dem Vorsänger. Mit Saitenspiel. Eine Unterweisung von David.

56

Dem Vorsänger. «Von der stummen Taube unter den Fremden.» Eine Denkschrift Davids; als ihn die Philisterergriffen zu Gat.

57

Dem Vorsänger. «Verdirb nicht.» Eine Denkschrift Davids; als er vor Saul in die Höhle floh.

59

Dem Vorsänger. «Verdirb nicht.» Eine Denkschrift von David; als Saul das Haus bewachen ließ, um ihn zutöten.

60

Dem Vorsänger. Auf Schuschan Edut. Eine Denkschrift von David; zum Lehren.

63

Ein Psalm Davids, als er in der Wüste Juda war

70

Dem Vorsänger. Von David. Zum Gedächtnis.

142

Eine Unterweisung von David, als er in der Höhle war. Ein Gebet.

 

Und diese Psalmen wollen wir uns besonders vornehmen. Wir werden dabei vom 23. Psalm ausgehen. Dieser nennt zwar in der Überschrift den Anlass der Entstehung nicht, aber der Inhalt lässt uns vermuten, dass dieser einer der frühen Psalmen Davids war, vielleicht sogar überhaupt der erste Psalm Davids. Und in diesem Psalm befindet sich gleichzeitig eine Vorwegnahme seines ganzen Lebens. Und darum soll uns dieser Psalm die Leitlinie sein, an der wir uns festhalten, während wir uns über diesen Abgrund bewegen. Irgendwo muss man sich ja immer festhalten, um ans Ziel zu kommen. Eine Leitlinie, eine Planke, muss man ja haben, um sich daran festzuhalten, damit man das Ziel erreicht und nicht abstürzt. Also das wird unsere Leitlinie sein.

Lesen wir diesen Psalm 23: „Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er lagert mich auf grünen Auen, er führt mich zu stillen Wassern. Er erquickt meine Seele, er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen. Auch wenn ich wanderte im finstern Tal, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde; du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fließt über. Fürwahr, Güte und Huld werden mir folgen alle Tage meines Lebens; und ich werde wohnen im Hause des HERRN immerdar.“ Der Psalm beginnt mit dieser Aussage: der HERR ist mein Hirte. Das erklärt das ganze Leben Davids. Der Herr steht am Anfang, und zwar der Gott, der der Gott Davids ist, der sein Hirte ist. Er hat David erwählt, er hat David berufen, er hat David zum König gemacht. Und weil der Herr am Anfang steht, ist auch das Ziel, ist auch das Ende, gewiss. Wäre die ganze Sache von David ausgegangen, hätte er es sich vorgesetzt, König sein zu wollen, wie unsicher wäre die Sache gewesen, genau so unsicher wie David selbst. Da sie aber von Gott ausging, wie diese beiden Verse, die wir aus Psalm 78 lasen, uns sagen, darum war das Ende gewiss. Und das können wir wunderbar auf uns anwenden. Am Anfang unserer Errettung, am Anfang unserer Berufung, und am Anfang unseres ganzen Glaubensweges, dass wir überhaupt Leben haben und am Anfang des Weges, den wir durch diese Welt zu gehen haben, steht unser Gott, dein Gott, mein Gott, mein Hirte und darum ist das Ziel gewiss. Fürwahr, Güte und Huld werden mir folgen, alle Tage meines Lebens. Das ganze Leben, an jedem Tag meines Lebens. Also Gottes Treue wird ihn verfolgen, so müsste man das wörtlich übersetzen. Sie werden folgen, mich bewahren und mich deshalb sicher an dieses Ziel bringen. Und so kann nun David sagen: Ich werde wohnen im Hause des Herrn immerdar.

Ein Reisender war einmal unterwegs in einem Reisebus. Und da musste der Bus wegen einer großen Schafherde einmal halten. Und dieser Hirte, der die Schafherde führte und weidete, hatte zwei Hunde. Und diese Hunde sind, sowie Turmschwalben um den Kirchturm kreisen, um diese Herde gekreist und haben gebellt und gemacht so die ganze Zeit. Und dann sagt ein Reisender zu einem Nachbarn: Diese beiden Hunde heißen Güte und Huld. Wie? Und dann hat er gesagt: Güte und Huld werden mir folgen alle Tage meines Lebens.

Hier steht zwar, Güte und Huld werden mir folgen, aber wir müssten das hebräische Wort so übersetzen, wie es dasteht: Güte und Huld werden mich verfolgen. Im Hebräischen steht radaf, und das ist das Verb, das verwendet wird zum Beispiel für einen Asael, wo er Abner nachsetzt und ihn unbedingt haben will. Der Feind, der dir auf den Fersen ist, von ihm sagt man, er verfolgt dich, also radaf. Und ein Feind, der dir auf den Fersen ist, den schüttelst du nicht einfach ab. Du willst ihn loswerden, aber er lässt dich nicht. Und das sagt hier David: Gottes Güte und Huld lassen mich nicht. Sie folgen mir, nein, sie verfolgen mich. Und das hat David in seinem Leben erfahren und erlebt. Er folgte den bösen Anschlägen seines Herzens. Um nur ein Beispiel zu nennen, als er seine Sünde mit Bathseba beging und diese Sünde vertuschte und nicht davor zurück schreckte, den Mann Bathsebas umbringen zu lassen. Aber Gottes Güte und Huld haben David nicht gelassen. Gott sandte jemanden zu David, den David sich zu allerletzt wünschte, ein Mann, der zu ihm kommt und ihn seiner Sünde überführt. Genau das wollte er nicht. Er wollte seine Sünde vertuschen, niemand sollte es wissen. Gottes Güte und Huld haben ihn wahrlich verfolgt. Er benutzt diese drastische Ausdrucksweise, um damit einfach zu sagen, Gott lässt die Seinen nicht. Und darum kann David so gewiss sein und sagen, ich werde wohnen im Hause des Herrn immerdar. Das also ist der ganze Bogen, den dieser Psalm spannt. Der Herr ist mein Hirte, er steht am Anfang, und darum ist das Ziel gewiss.

Ich habe diesen Psalm in folgende acht Unterabschnitte unterteilt, oder ich will diesen Psalm in acht Schritten durchschreiten.

1. Der Herr war sein Hirte. Das werden wir sehen, wenn wir 1. Samuel 16 aufschlagen. Der Herr ist mein Hirte. Stichwort dazu: Davids Erwählung.

2. Mir wird nicht mangeln. Davids Jugend. 1. Samuel 16 und 17.

3. Er lagert mich auf grünen Auen, er führet mich zu stillen Wassern, er erquickt meine Seele. Dazu habe ich 1. Samuel 16-18 angeführt als Beispiele und habe das so umschrieben: Davids glänzender Morgen. Der Anfang Davids ist zu schön um wahr zu sein. Alles ist perfekt, besser hätte es nicht gehen können, in jeder Beziehung. Das meine ich mit dieser Umschreibung: Davids glänzender Morgen.

4. Auch wenn ich wanderte im finsteren Tal. Stichwort: Davids Weg zu seiner Bestimmung. Seine Bestimmung ist, als König über Israel zu herrschen. Davids Weg dazu, ist der Weg durch das finstere Tal. Und das wird uns dargelegt in 1. Samuel 19-30. Ein langer Weg, lange Kapitel, lange Jahre.

5. Du bereitest mir einen Tisch angesichts meiner Feinde. Stichwort: Davids Drangsal. Das geht bis 2. Samuel 4, greift aber auch wieder zurück. Also ich habe angefangen mit 1. Samuel 19 und dann bis 2. Samuel 4. Bis dahin wird David immer wieder bedrängt von mehreren Feinden. Und mehrere Male wird er nahezu getötet.

6. Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fließt über. 2. Samuel 5-10. Stichwort: David als König über Israel. In diesen Kapiteln wird uns beschrieben wie David über Israel regiert und Recht und Gerechtigkeit übt. Wie viele Male wurde David gesalbt? Dreimal. Zuerst von Samuel in 1. Samuel 16, und dann von den Männern Judas in Hebron, und dann, nach diesem Bürgerkrieg, wurde David auch von Israel gesalbt.

7. Güte und Huld werden mir folgen alle Tage meines Lebens. 2. Samuel 11-21. Stichwort: David von Sünde übereilt.

8. Ich werde wohnen im Haus des Herrn immerdar. Das sind die Kapitel 2. Samuel 22-24. Stichwort: David am Ziel. In 2. Samuel 24, da ist David am Ziel. Dort hat er wirklich das Ziel erreicht, das Gott für David gesetzt hatte, dem Mann nach dem Herzen Gottes.

Der Mann nach dem Herzen Gottes hatte das im Herzen, was Gott auch im Herzen hatte, eine Wohnung zu haben unter den Seinen. Unter den Seinen zu wohnen. Und was steht denn in 2. Samuel 24. Zuerst wiederum eine Sünde Davids, er will das Volk zählen. Aber wir sehen, wie das zum Anlass wird, wiederum im Kleinen demonstriert, was Gottes Heilsgeschichte tut. Die Sünde des Menschen wird für Gott zum Anlass sein Heil zu offenbaren und so auch hier im Kleinen. Die Sünde Davids nimmt er hier zum Anlass, um David zu zeigen, wo sein Haus stehen muss, der Altar und das Haus. Und als David den Ort gefunden hat, wo Gott wohnen will und wird, nämlich Zion, hat David sein Ziel erreicht. Nachher legt er sich gewissermaßen ins Bett und bestellt nur noch sein Haus und sagt, ja, Salomo wird nach mir König. Nachher tut er nichts mehr. Er hat dort also wirklich sein Ziel erreicht. Das ist das Ziel, das Gott für David bestimmt hatte, dazu hat er David berufen und der Weg, der ihn dahin führte, war Anlass zur Entstehung dieser Psalmen, die wir jetzt miteinander lesen wollen.

Also, wir kommen zum ersten Punkt: Der Herr ist mein Hirte, Davids Erwählung. Der ewige Gott ist Davids Hirte. Und das bedeutet, dass am Anfang des Lebens und der Berufung Davids Gott steht, Gottes Wille. In 1. Samuel 16 wird das so beschrieben, Vers 1: „Und der HERR sprach zu Samuel: Bis wann willst du um Saul trauern, da ich ihn doch verworfen habe, dass er nicht mehr König über Israel sei? Fülle dein Horn mit Öl und gehe hin, ich will dich zu Isai, dem Bethlehemiter, senden; denn ich habe mir unter seinen Söhnen einen König ersehen.“ Ich habe ersehen. Und nachher wird uns zuerst gezeigt, welche er alle nicht erwählt hat. Verse 6-10: „Und es geschah, als sie kamen, da sah er Eliab und sprach: Gewiss, vor dem HERRN ist sein Gesalbter! Aber der HERR sprach zu Samuel: Blicke nicht auf sein Aussehen und auf die Höhe seines Wuchses, denn ich habe ihn verworfen; denn der HERR sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht; denn der Mensch sieht auf das Äußere, aber der HERR sieht auf das Herz. Da rief Isai Abinadab und ließ ihn vor Samuel vorübergehen. Und er sprach: Auch diesen hat der HERR nicht erwählt. Da ließ Isai Schamma vorübergehen. Und er sprach: Auch diesen hat der HERR nicht erwählt. Und Isai ließ sieben seiner Söhne vor Samuel vorübergehen; aber Samuel sprach zu Isai: Der HERR hat diese nicht erwählt.“ Das wird uns so, mit solchem Nachdruck gesagt, so oft wiederholt, um uns deutlich zu machen, dass der König wurde, den Gott dazu erwählt hatte.

Das ist natürlich genau das Gegenteil von dem, was bei Saul war. Gott hat in Saul auch jemanden ausgesucht, ja, er hat ihn ausgesucht, aber er hat genau den ausgesucht, den das Volk sich wünschte und wollte. Also genau nach den Vorstellungen des Volkes. Aber bald wird er reden über Saul und dann werden wir das sicher hören und sehen. Also David von Gott erwählt. Vers 12-13: „Und er sandte hin und ließ ihn kommen; und er war rötlich, dazu schön von Augen und von gutem Ansehen. Und der HERR sprach: Auf, salbe ihn! denn dieser ist es. Da nahm Samuel das Ölhorn und salbte ihn inmitten seiner Brüder. Und der Geist des HERRN geriet über David von selbigem Tage an und hinfort. Und Samuel machte sich auf und ging nach Rama.“ Das ist eine der ersten und wichtigsten Wahrheiten, wenn nicht die wichtigste überhaupt, was Schöpfung und Erlösung betrifft: Am Anfang der Schöpfung steht Gott - im Anfang schuf Gott, am Anfang der Erlösung steht Gott - im Anfang war das Wort. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Und dieses Wort ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt. Im Anfang der Schöpfung, im Anfang der Erlösung, im Anfang der Errettung, im Anfang der Berufung steht Gott. Das Evangelium geht von Gott aus und weil es von Gott ausgeht, führt es sicher zu Gott.

Der Römerbrief, der das Evangelium umfassender und gründlicher darlegt, als irgendein anderer Brief des Neuen Testamentes, sagt gewissermaßen zusammenfassend, nachdem Paulus das Evangelium acht Kapitel lang dargelegt hat, und nachher die gleiche Wahrheit auf Israel angewendet hat, in Römer 11, 33-36: „O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind seine Gerichte und unausspürbar seine Wege! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? Oder wer hat ihm zuvor gegeben, und es wir ihm vergolten werden? Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“ Weil es also von ihm kommt, durch ihn geschieht, ist es auch für ihn und führt es auch sicher zu ihm. Nun, das wird an so vielen Beispielen in der Heilsgeschichte demonstriert, zum Beispiel an Abraham, dem Vater des Glaubens. Nehemia sagt von ihm, Gott erwählte sich Abraham, rief diesen Abraham heraus, aus diesem Götzendienst, der in Ur in Chaldäa war, Nehemia 9, 7. Und Stephanus sagt in seiner Verteidigungsrede vor dem Hohen Rat: Der Gott der Herrlichkeit erschien Abraham. Am Anfang des Lebens der Erzväter steht Gott, so wie Paulus in der Apostelgeschichte 13, 17 in der Synagoge in Antiochien, sagt: „Der Gott dieses Volkes Israel erwählte unsere Väter.“

Gott erwählte das Volk Israel, 5. Mose 7, 6-8: „Denn ein heiliges Volk bist du dem HERRN, deinem Gott: dich hat der HERR, dein Gott, erwählt, ihm zum Eigentumsvolke zu sein aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind. Nicht weil euer mehr wären als alle Völker, hat der HERR sich euch zugeneigt und euch erwählt; denn ihr seid das geringste unter allen Völkern; sondern wegen des HERRN Liebe zu euch, und weil er den Eid hielt, den er euren Vätern geschworen, hat der HERR euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Hause der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten.“ Gott erwählte Aaron, den Hohenpriester. Das wählte nicht Israel aus, wer Hohepriester sei, sondern Gott erwählte Aaron. Gott erwählte Mose, die Leviten. Gott erwählte einen Jeremia und berief ihn, ehe er im Mutterleib war, Jeremia 1, 5. Gott wählte die Apostel; der Herr Jesus rief die zu sich, Lukas 6, 13: „Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger herzu und erwählte auf ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte.“ Also der Dienst der Apostel ging vom Herrn aus und von seiner Berufung. Paulus nennt sich selbst Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen. Die ganze Gemeinde, von ihr heißt es in Epheser 1, 4: „wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und tadellos seinen vor ihm in Liebe.“ Und so machen es uns die Schreiber der Bibel immer wieder bewusst: Im Anfang steht Gott. Und ohne dieses Wissen wäre Davids Leben nicht zu verstehen, nicht zu begreifen, nicht zu erklären. Wäre sein Gott nicht sein Herr und Hirte, der ihn berief, der ihn salben ließ, der ihm sein Ziel setzte, der ihm den Weg wies und der ihn diesen Weg führte, wäre sein Leben nicht erklärbar.

Und David kann zweitens schon früh sagen: Mir wird nichts mangeln. Er wuchs in einer offensichtlich gottesfürchtigen Familie auf, denn er kann in einem Psalm bekennen und sagen, dass Gott ihn von Jugend auf gelehrt hat und wir dürfen annehmen, dass seine Eltern ihn gelehrt haben über den Gott der Väter. Ich habe hier diese Stelle notiert, Psalm 71, 17: „Gott! Du hast mich gelehrt von meiner Jugend an, und bis hierher habe ich deine Wundertaten verkündet.“ So hatte er das Vorrecht, dass er von Jugend an gelehrt wurde durch seine Eltern und dadurch von Gott selbst gelehrt wurde. Und das muss in seinem Herzen schon Glauben geweckt haben an diesen Gott, so dass er als junger Mann schon sagen kann: Der Herr ist mein Hirte, dass er als junger Mann bereits zum König gesalbt werden kann und es heißt dann dort ausdrücklich, dass der Geist Gottes auf ihn kam und hinfort. 1. Samuel 16, 13: „Und der Geist des HERRN geriet über David von selbigem Tage an und hinfort.“ Er verstand es, zur Harfe Psalmen zu singen. Das gibt uns den Eindruck eines jungen Menschen, der seine Aufgabe hat, seine Arbeit tut, dankbar, zufrieden, seinen Gott rühmt, seinem Gott dankt, ein dankbares Gemüt, in Ruhe, in Frieden. Mir wird nicht mangeln. In 1. Samuel 16, 17-23 wird das gesagt, dass er es verstand, zur Harfe zu singen. 1. Samuel 16, 17-18: „Und Saul sprach zu seinen Knechten: Ersehet mir doch einen Mann, der gut spielen kann, und bringet ihn zu mir. Und einer von den Knaben antwortete und sprach: Siehe, ich habe einen Sohn Isais, des Bethlehemiters, gesehen, der des Spielens kundig ist, und er ist ein tapferer Held und ein Kriegsmann und der Rede verständig und ein schöner Mann, und der HERR ist mit ihm.“

Also wir müssen wirklich sagen, diesem Mann geht es gut. Der Herr ist sein Hirte, der Herr ist mit ihm. Er erlebte es, wie Gott ihm beistand und wie er mit Gottes Hilfe seine Schafe aus dem Rachen wilder Tiere befreite. In Kapitel 17 kann er nämlich davon erzählen, wie er sich mit Saul unterredet, bevor er sich zum Zweikampf stellt. 1. Samuel 17, 34-35: „Da sprach David zu Saul: Dein Knecht weidete das Kleinvieh für seinen Vater; kam nun ein Löwe oder ein Bär und trug ein Stück von der Herde fort, so lief ich ihm nach und schlug ihn und entriss es seinem Rachen; und erhob er sich wider mich, so ergriff ich ihn bei dem Barte und schlug ihn und tötete ihn.“ Und Vers 37: „Und David sprach: der HERR, der mich aus den Klauen des Löwen und aus den Klauen des Bären errettet hat, er wird mich aus der Hand dieses Philisters erretten.“ Und dann sehen wir noch etwas hier in 1. Samuel 16. Er scheint offensichtlich ein bescheidener, gefügiger, dienstbereiter Mensch gewesen zu sein. Kaum gesalbt, geht er auf die Felder und macht seine Arbeit. Sein Vater Isai wird ihm gesagt haben: David, geh auf die Felder. Ja und er hat es gemacht. Und er ist auf den Feldern und nachher wird er gebeten, dass er zu Saul kommt und dort vor Saul spielt, und er geht hin, so wie sein Vater Isai ihm sagt. Vers 20-21: „Und Isai nahm einen Esel mit Brot und einen Schlauch Wein und ein Ziegenböcklein, und er sandte es durch seinen Sohn David an Saul. Und David kam zu Saul und stand vor ihm; und er liebte ihn sehr, und er wurde sein Waffenträger.“

Nun wenn wir das jetzt weiter ausführen und ausdehnen auf sein ganzes Leben, der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Wir brauchen Versorgung und wir brauchen Schutz. Das sind die beiden Dinge, die wir brauchen, um zu leben und um unsere Reise durch diese Zeit zu bestehen. Wir brauchen Nahrung und wir brauchen Schutz. Und beides findet David in seinem Gott. Gott versorgt mich vollkommen, es fehlt mir nichts, und er schützt mich vollkommen, kein Feind kann mich antasten, mich verderben. Das ist genau das, was das Kind Gottes in seinem Gott hat. Gott versorgt uns Tag für Tag mit allem was wir brauchen. Unseren Leib, er ernährt uns, und er schützt uns. Darum sagt Paulus, wenn wir Nahrung und Kleidung haben, dann sollen wir damit zufrieden sein. Aber nicht so, dass wir einfach so zufrieden sind und sagen: Na ja, ich kann nicht klagen, sondern wir sollten danken. Ja, Gott könnte uns ja verhungern lassen, elend, und erfrieren lassen, immer draußen stehen bei Schoppenwetter. Aber wir müssen es nicht. Also er ernährt uns, er schützt uns und er ernährt und schützt auch unser wahres Leben. Und wäre nicht Gott unser Erhalter und unser Beschützer, wir kämen um. Es muss Gott selbst unser Erhalter und unser Beschützer sein. Und wenn das so ist, dann kann David sagen, sogar wenn ich durchs finstere Tal gehe, Gott ist Gott, und wenn er mein Hirte ist, dann bedeutet es, dass er mich dahin führt und dann ist er auch da bei mir. Und dann versorgt er mich auch da und dann schützt er mich auch da.

Er lagert mich auf grünen Auen und führet mich zu stillen Wassern, er erquickt meine Seele. Das ist Davids glänzender Morgen. Wenn wir bedenken, was diesem Mann widerfuhr: Er wird als Jüngling gesalbt, vor seinen älteren Brüdern, und damit über seine Brüder erhoben. Er wird bald zum König gerufen, um vor ihm zu stehen. Und dann erringt er als junger, noch ganz unbekannter Mann, gleich am Anfang seiner Laufbahn, den aufsehenerregendsten Sieg seines ganzen Lebens. Gleich am Anfang schon. Er besiegt Goliath und nach diesem Sieg über Goliath war natürlich dieser Mann David in aller Munde in Israel. Saul wollte wissen: wer war das schon wieder? Er war offensichtlich ein bisschen vergesslich. Wie heißt sein Vater denn schon wieder? Ach so, Isai von Bethlehem. David ben Isai, und alle haben es einander erzählt. Habt ihr gehört? David ben Isai. In ganz Israel hat man davon gesprochen. Sein Name muss in aller Munde gewesen sein. Aber es kommt noch besser. In 1. Samuel 18 wird uns berichtet, dass er zum persönlichen Freund, zum engsten Freund Jonathans, wir könnten sagen des Kronprinzen, wurde. Jonathan liebte ihn. 1. Samuel 18, 1: „Und es geschah, als er aufgehört hatte, mit Saul zu reden, da verband sich die Seele Jonathans mit der Seele Davids; und Jonathan liebte ihn wie seine Seele.“ Und dann wird er der Liebling des ganzen Volkes. Vers 5: „Und David zog aus, wohin immer Saul ihn sandte, und er hatte Gelingen; und Saul setzte ihn über die Kriegsleute; und er war in den Augen des ganzen Volkes und auch in den Augen der Knechte Sauls wohlgefällig.“ Das ganze Volk hat Freude an ihm. Im Vers 16: „Aber ganz Israel und Juda hatten David lieb, denn er zog aus und ein vor ihnen her.“

Und dann lieben ihn auch noch Frauen, steht auch noch zweimal in diesem Kapitel. Vers 7, die Frauen bewundern ihn: „Und die Frauen, die da spielten, sangen und sprachen: ‚Saul hat seine Tausende erschlagen, und David seine Zehntausende.’“ Vers 20: „Und Michal, die Tochter Sauls, liebte David, und man berichtete es Saul, und die Sache war recht in seinen Augen.“ Wirklich ein glänzender Morgen. Der Herr, der Davids Hirte ist, führt David auf grüne Auen und zu stillen Wassern. Er erquickt seine Seele. Er führt ihn wirklich über Höhen. Und dann kommt in Kapitel 19, ganz plötzlich für David, schlagartig, von einem Augenblick auf den anderen, der Zeitpunkt, wo sich die Liebe, die Sympathie in Hass verwandelt, mörderischen Hass, man will ihn umbringen. Und dieser Sturz muss ungeheuer schmerzhaft gewesen sein. Und zwar aus zwei Gründen. Erstens, weil er aus so großer Höhe erfolgte, Gott hatte ihn so hoch hinauf geführt. Er war der Geliebte von Saul, Saul liebte ihn, die Knechte Sauls liebten ihn. Und mit einem Mal will Saul ihn umbringen und die Knechte Sauls auch. Sie umstellen sein Haus und wollen ihn umbringen. Aus so großer Höhe fällt er zum einen, und zum anderen völlig unverschuldet. Er hat nichts getan, er hat nichts Falsches getan, er hat nichts Böses getan, hat keinen Misserfolg gehabt, wo er das Missfallen Sauls hätte auf sich ziehen können. Aber der Gott, der ihn geführt hatte bis dahin, der ihn auch über solche Höhen geführt hatte, der ging auch mit ihm hinab in diese Tiefen. Und der Gott, der Davids Hirte hieß, der hat auch Davids Seele und Herz so fest gemacht, dass er wusste, dass er David dahin führen kann. Und es ist so, als ob er mit ihm auf der Höhe gestanden war und dann hinuntergeschaut hätte ins finstere Tal und gesagt: David, komm, jetzt gehen wir da hinab. Und wenn ich wanderte, kann nachher David sagen, im finstern Tal. Ja, er wird wirklich ins finstere Tal hinabgeführt und auch im finstern Tal erfährt er, erlebt er, dass der Herr sein Hirte bleibt.

Nun, von der nächsten Stunde an wollen wir uns dann mit dieser Frage beschäftigen: Wozu denn? Das war doch viel schöner vorher. Wir haben es doch auch viel lieber schön. Oder? Wir hätten es lieber schön. Aber der Herr fragt uns nicht, was wir gerne hätten. Er sendet solche Dinge und führt uns durch solche Dinge, die wir uns nie ausgesucht hätten. Es sucht sich niemand Leid aus und Schmerz und Enttäuschungen und bittere Erfahrungen. Das sucht sich niemand aus. Aber weil der Herr unser Hirte ist und weil er uns an dieses Ziel führen will, das er uns gesetzt hat, darum führt er uns da hinein und hindurch, wo wir hindurch müssen. Wollen wir dahin kommen und das werden, was Gott sich für uns vorgesetzt hat.