Umgang mit Konflikten in der Gemeinde

 

Alexander Strauch, USA

 

Übersetzt von Friedrich Knetsch, Neunkirchen

 

Die erste Sünde, von der uns nach dem Ungehorsam von Adam und Eva berichtet wird, ist Kains  Brudermord an Abel. Seitdem bringen wir einander um. Eine der schrecklichen Folgen des Sündenfalls ist Krieg unter den Menschen. Die Geschichte der menschlichen Rasse kann anhand von endlosen Kriegen und Teilungen verfolgt werden.

Und genauso kann die Geschichte des Volkes Gottes in der Sprache von Kriegen und Spaltungen geschrieben werden. Es geht nicht immer um falsche gegen orthodoxe Lehre oder liberale gegen konservative. Es gibt bibeltreue Gemeinden, die in 95% aller lehrmäßig fundamentalen Dinge übereinstimmen (was es in der Welt nicht gibt), aber sie sind permanent am Kämpfen und spalten sich ohne Aufhören.

Eine von Satans erfolgreichsten Strategien, um Gemeinden schwach und kraftlos zu halten sind innergemeindliche Kämpfe und unbereinigte Konflikte. Bei diesem Thema geht es für unsere Gemeinden um Leben und Tod. Aber besonders wichtig ist es für unsere Leiter, weil sie meistens im Zentrum des Konflikts stehen und ihn zu lösen haben.

Christianity Today hat einen Artikel veröffentlicht mit dem Titel “Why Pastors Leave the Ministry” („Warum Pastoren den Dienst quittieren“). Vielleicht denkst du, dass sexuelle Unmoral oder finanzielle Aspekte der Hauptgrund dafür ist, aber das stimmt nicht. Der Hauptgrund, warum Pastoren ihren Dienst aufgeben, sind die endlosen zwischenmenschlichen Konflikte und Nörgeleien in der Familie der Gläubigen.

In seinem bemerkenswert tiefgründigen Buch „The Mark of the Christian“ (“Das Kennzeichen des Christen“) sagt Francis Schaeffer aufgrund jahrelanger Erfahrung, dass der sichtbare Kernpunkt in den meisten Konflikten nicht das eigentliche Thema ist, sondern die Art der Worte, Taten und Äußerungen im Zusammenhang mit dem Konflikt:

„Eines habe ich bei den Differenzen unter wahren Christen in vielen Ländern beobachtet: Was echte christliche Gruppen und Christen voneinander trennt und scheidet – und es hinterlässt Bitterkeit, die 20, 30, 40 Jahre (oder 50 oder 60 Jahre im Gedächtnis von Sohn oder Tochter) – ist nicht in erster Linie Lehre oder Glaube, die zu den Zwistigkeiten führen. Immer ist es der Mangel an Liebe – und die bitteren Dinge, die von echten Christen im Streit gesagt werden.“[1]

Die Bibel sagt das Gleiche. Der zänkischen Gemeinde in Korinth zeigt Paulus “einen besseren Weg” zur Lösung ihrer vielen Konflikte. Dieser “Weg” ist der Weg der Liebe. Liebe bedeckt die vielen egoistischen Untugenden, welche die Einheit der Gemeinde zerstören. Die Prinzipien der Liebe im Neuen Testament geben uns viele positive Anweisungen zur Konfliktbewältigung und zur Pflege der Einheit. Lasst uns jetzt in einem kurzen Überblick sehen, wie Liebe (der bessere Weg) Konflikte eindämmt, entspannt und heilt.

 

Liebe bedeckt die Untugenden, die spalten (1. Korinther 13, 4-5)

Die Wurzel der meisten Kämpfe und Spaltungen ist falscher Stolz. Stolz (und religiöser Stolz ist schlimmer) erklärt nicht nur, warum wir so viele Kämpfe austragen, sondern auch, warum wir scheinbar keine Kraft haben, unsere Spaltungen und Meinungsunterschiede beizulegen. “Durch Übermut gibt es nur Zank“ (Sprüche 13, 10). Aber Liebe ist nicht arrogant. Sie handelt in einem bescheidenen, demütigen Geist.

Auch Selbstsucht erzeugt manchen unnötigen Zank. Aber Liebe ist nicht selbstsüchtig. Sie sucht die Vorteile und das Wohl der anderen. Eifersucht bringt kleinliche Rivalitäten hervor, vergiftet das Klima, verleumdet und erzeugt einen erbärmlichen geistlichen Zustand. Aber Liebe erfreut sich daran, wenn es anderen besser geht.

Der reizbare, böse Geist erhitzt die Gemüter schnell. Aber Liebe lässt sich nicht leicht ärgern. „... aber ein Langmütiger beschwichtigt den Rechtsstreit.“ (Sprüche 15, 18b). Wenn also ein Streit aufkommt und du beschließt, arrogant, selbstsüchtig, eifersüchtig und streitsüchtig vorzugehen, dann verschlimmerst du die Dinge. Du machst die Uneinigkeit schlimmer, verdrehst Streitereien und machst jede Hoffnung auf Einigung zunichte. Du verletzt Menschen durch beißende Worte und vergiftest Diskussionen durch sündiges Benehmen. Wenn du dir stattdessen vornimmst, wenn du in einen Konflikt mit treuen Gläubigen verwickelt wirst, in Liebe zu sprechen und demütig und selbstlos zu antworten, und deinen Ärger unter Kontrolle hältst, dann werden die Streitereien leichter zu handhaben sein und die Bitterkeit wird schneller in Vergessenheit geraten.

 

Liebe fördert die Heilkräfte, die Einigkeit erzeugen

Liebe entspannt Konflikte, weil sie “geduldig” und “gütig” ist. Liebe baut auf bei Belastung durch Kritik und Angriffe. Sie glaubt immer und hofft; sie erfreut sich an allem, was gut und echt ist; sie kann sich niemals an irgendeiner Art von Üblem erfreuen; ihre Natur ist zu Einen und Zerbrochenes zu heilen. Liebe ist eine wunderbar positive Eigenschaft. Zudem ist Vergebungsbereitschaft eine der wichtigsten Eigenschaften der Liebe beim Umgang mit den Kämpfen des Lebens: “sie benimmt sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu,“ (1. Korinther 13, 5). Leute die nicht vergeben können, hängen so an ihren Kränkungen und Wunden, dass Konflikte nicht gelöst werden können.

 

Liebe verbietet Hass, persönliche Vergeltung und Rache

Die ethischen Forderungen der christlichen Liebe sind radikal, gemessen an dem Standard der Welt, und unserer fleischlichen Natur entgegengesetzt. Christliche Liebe fordert, dass wir unsere Feinde lieben und nicht hassen. Diese Liebe zu seinem Feind ist nicht einfach auf Vergeltung zu verzichten, und es ist ganz sicher nicht die Haltung des Nichtstuns. Sie muss im Gegenteil eine positive, die Initiative ergreifende Antwort sein. Sie bringt das Gebet um Segen mit sich, zeigt Güte und Gnade in notvollen Zeiten und sucht den Frieden mit dem Feind (Matthäus 5, 44; Römer 12, 14-21).

Jesus Christus lehrt: „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist!“ (Matthhäus 5, 44) Dieser außergewöhnlichen Lehre, seinen Feind zu lieben folgend, schreibt Paulus “Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht! Wenn nun deinen Feind hungert, so speise ihn; wenn ihn dürstet, so gib ihm zu trinken! [Akt der Güte]; Denn wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln [beschämt durch die Güte wird er vielleicht seine Meinung ändern].” (Römer 12, 14 + 20)

Es macht keinen Unterschied, ob die Menschen, die dich hassen, feindlich gesinnte Ungläubige oder Gläubige sind. Du bist in jedem Fall verpflichtet sie zu segnen, für sie zu beten, ihnen in ihrer Not Güte zu erweisen und sie durch Taten der Liebe zu gewinnen. Genauso verbietet die Schrift den Geist der Vergeltung, diese Mentalität des “wie-du-mir, so-ich-dir”, die im Denken der Welt so weit verbreitet ist: “Vergeltet niemand Böses mit Bösem;“ (Römer 12, 17) „Seht zu, dass niemand einem anderen Böses mit Bösem vergelte, sondern strebt allezeit dem Guten nach gegeneinander und gegen alle!“ (1. Thessalonicher 5, 15) „und vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, dass ihr Segen erbt!“ (1. Petrus 3, 9) Wenn wir beleidigt werden, dürfen wir nicht im Gegenzug ebenso beleidigen; wenn wir angegriffen werden, dürfen wir nicht zurückschlagen; wenn wir kritisiert werden, dürfen wir nicht in gleicher Weise zurück-kritisieren, wenn verletzt, dürfen wir nicht zurückschlagen, um zu verletzen. Wie Edwards uns erinnert, ist „die wirkliche Natur der Liebe Wohlwollen gegenüber anderen“.[2]

Des Weiteren verbietet die Schrift persönliche, private Rache, das Recht in die eigene Hand zunehmen: „Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn! Denn es steht geschrieben: «Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr.“ (Römer 12, 19) Es ist Gottes Vorrecht, das Übel zu bestrafen, und Er hat auch die menschlichen Regierungen und Gerichte eingesetzt, um die zu bestrafen, die Böses tun (Römer 13, 1-7).

Anstatt nach Vergeltung zu trachten, sollen wir „das Böse mit dem Guten überwinden“ (Römer 12, 21). Wir sollen den Sieg über das Böse durch Güte, Vergebung und das Vertrauen in Gott überwinden. Trotzdem unterliegen Christen zu oft dem Bösen in ihren Konflikten mit anderen.

Wenn die Gefühle von Menschen verletzt worden sind, denken sie irgendwie, sie könnten alles tun, was sie wollten, um das heimzuzahlen. Sie können die Gemeinde verlassen, den Leib zerteilen, in unkontrolliertem Ärger explodieren, den Leuten ins Wort fallen, verleumden wen sie wollen, lügen, hassen und zurückbeißen. Und sie können das boshafteste Benehmen entschuldigen mit den Worten “Ich bin eben verletzt!”. Aber Liebe verabscheut das Böse und was andere verletzt, sie erfreut sich nicht an Übel in irgendeiner Form.

Zuguterletzt stellt Johannes eine der ernstesten Warnungen in der Bibel auf, was den Hass gegen einen Bruder oder eine Schwester angeht. Er sagt wiederholt “liebt einander” (1. Johannes 2, 9; 3, 14+15; 4, 20+21). Wahre Gläubige hassen nicht.

 

Liebe bedeckt eine Menge von Sünden

Petrus schreibt, “vor allen Dingen aber habt untereinander eine anhaltende Liebe! Denn die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden.“ (1. Petrus 4, 8)

Petrus leitet seinen Aufruf zu anhaltender, gegenseitiger Liebe mit dem vorangestellten Ausdruck “vor allen Dingen” ein. Dieser Ausdruck “vor allen Dingen” hebt die Notwendigkeit und Wichtigkeit der Liebe hervor. Ohne sie können wir nicht miteinander leben. Sie ist die verbindende Kraft.

Petrus sagt nicht einfach “liebt einander”. Er sagt “ habt untereinander eine anhaltende Liebe”. Dieses Wort “anhaltend” vermittelt den Eindruck von “in vollem Ausmaß”, eben intensive Liebe. Sie muss “ehrlich”, “gleich bleibend”, “mit aller Kraft” und mit “tief empfundenen Gefühlen” sein. Der Grund für diesen dringenden Appell zu Liebe “mit aller Kraft” ist, dass “die Liebe eine Menge von Sünden bedeckt”. Petrus meint hier, dass die Liebe alle Arten von Kränkungen, Verletzungen, Ärgernissen, Missverständnissen, Enttäuschungen, kleine und große Sünden, echte und eingebildete bedeckt, die wir alle im Umgang mit anderen erfahren.

Howard Hendricks, Professor am Dallas Seminary, sagt es in seiner typischen humorvollen Art so, “Viele von uns sind wie Stachelschweine, die sich in einer bitterkalten Nacht zusammenkuscheln um sich warm zu halten, sich aber dabei ständig stechen und verletzen, je näher sie sich kommen”.

Nie stechen wir einander schmerzhafter, als wenn wir in eine Auseinandersetzung verwickelt sind. Ohne anhaltende Liebe zueinander können wir solche Verletzungen nicht überstehen und die Einheit der Gemeinde erhalten. Nur Liebe hat die Kraft zuzudecken: gerne und immer wieder zu vergeben; die Schwäche und Kompliziertheit von Leuten zu verstehen und die Dinge wieder gerade zu rücken; eine Decke über die Fehler anderer zu legen; seinen Stolz hinunterzuschlucken. Oder mit den Worten des Paulus: “Die Liebe ... rechnet Böses nicht zu, ... sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.“ (1. Korinther 13, 4-7) Liebe freut sich nicht über Böses, Liebe versucht die Sünde eines Gläubigen zu- und nicht aufzudecken. Die Liebe Jesu zu seinen Jüngern bedeckte ihre vielen Sünden, sonst hätte er nicht mit ihnen leben können. Er kannte ihre Schwäche und ihre Sünden, aber die Liebe deckte zu.

Das bedeutet jetzt nicht, dass Liebe Sünde ignoriert oder entschuldigt. Liebe verabscheut “das Böse” (Römer 12 ,9). Liebe bedeckt eine Menge von Sünden – aber nicht alle. Es gibt Zeiten, wo Liebe das Aufdecken und die Züchtigung von Sünde zum Wohle des anderen erfordert. Indem sie das Wohlergehen des anderen sucht, erkennt die Liebe, wann be- und wann aufdecken dran ist! Sie sorgt sich nicht um sich selbst, sondern um den anderen. Aber auch dann ist der Zweck nicht Aufdecken und Beschämen, sondern vergeben und wiederherstellen (2. Korinther 2, 1-11; 1. Korinther 4, 16; Galater 6, 1).

 

Liebe nimmt Rücksicht auf das Wohlergehen des schwachen Gläubigen

Von Beginn des christlichen Zeitalters haben sich Christen über den Gebrauch ihrer Freiheit in Christus gestritten. Und immer noch zanken wir uns über diese zweitrangigen Themen. Unter Juden- und Heidenchristen in Rom entbrannte ein Streit über Speisevorschriften und das Halten von Festtagen. Paulus nennt diese Dinge “Themen, über die man reden kann”. Das heißt, es sind keine fundamentalen Lehren, sondern zweitrangige Themen.

Zu den Prinzipien, die er zur Beilegung dieses Konflikts aufstellt, gehört die Liebe: “Denn wenn dein Bruder wegen einer Speise [der Grund des Streites] betrübt wird, so wandelst du nicht mehr nach der Liebe. Verdirb nicht mit deiner Speise den, für den Christus gestorben ist!“ (Römer 14, 15). Ein liebevoller Lebensstil fordert von einem Gläubigen die Freiheiten, derer er sich erfreuen darf, ernsthaft zu überprüfen mit Blick auf das geistliche Wohlergehen eines schwachen Gläubigen. Liebe baut andere auf; sie zerstört sie nicht. Sie führt zusammen und trennt nicht. Sie opfert sich für das Wohlergehen des anderen. Stolz und Selbstsucht widerstrebt es, Rechte und Freiheiten wegen eines schwächeren Gläubigen dranzugeben.

Liebe beschützt schwache und irregeleitete Brüder und Schwestern (Römer 14, 15). Liebe sagt, “Darum, wenn eine Speise meinem Bruder Ärgernis gibt, so will ich nie und nimmermehr Fleisch essen, damit ich meinem Bruder kein Ärgernis gebe.” (1. Korinther 8, 13).

Christliche Führer müssen eine Art der Liebe vorleben, die gewillt ist, die eigenen herrlichen Freiheiten um der anderen willen zu opfern. Das ist Liebe, die nicht den eigenen Vorteil sucht sondern das Wohlergehen des Geliebten (Römer 15, 1-3). Liebe verleugnet sich selbst für das gute Gewissen der anderen.

 

Praktische Lösungen zur Beseitigung von Konflikten in Liebe

Führer und Lehrer müssen sich auf die Debatte einlassen (Apostelgeschichte 15, 2+7). Sie müssen überreden und überzeugen, verteidigen und für ihre Vorstellungen und ihren Glauben argumentieren. Das ist der ganz normale Teil bei der Aufgabe, Menschen zu führen und zu beschützen. Es ist auch ein wichtiges Mittel, durch das wir unsere Vorstellungen und unseren Glauben lernen und verbessern.

Es ist nicht falsch, wenn Christen unterschiedlicher Meinung sind und sich gegenseitig von der Richtigkeit ihrer jeweiligen Position zu überzeugen versuchen. Falsch ist ein liebloser Streit, der in sündigen, zerstörten Beziehungen endet. Aber wenn wir – wie auch immer – nicht übereinstimmen und wir benutzen im Streit biblische Prinzipien, dann werden wir viel effektiver sein, die Leute zu überzeugen und viel weniger destruktiv in unseren Meinungsverschiedenheiten und Streitigkeiten. Bevor wir nach Lösungen für lieblose Streitereien suchen, müssen wir zuerst die positiven Aspekte von Konflikten verstehen.

 

Das Positive an Konflikten

Zuallererst legen Konflikte unseren wahren inneren Charakter und unsere geistliche Verfassung offen (1. Korinther 11, 19). Inmitten eines Streites entdecken wir unsere Schwächen und Stärken. Streiten kann unsere besten oder unsere schlechtesten Seiten zum Vorschein bringen. Wir finden heraus, wie wir zu dem biblischen Gebot der Liebe stehen. Sind wir aufbrausend, böse, nachtragend? Sind wir stolz und selbstsüchtig? Sind wir schlechte Zuhörer, misstrauisch gegenüber anderen, eigensinnig, unbelehrbar, feige? Oder sind wir demütig, geduldig, freundlich, besonnen, weise, ausgeglichen, achten andere höher als uns, vergebend? Gott kann den Druck von Konflikten benutzen, um uns klarzumachen, wie wir wirklich sind. Es demütigt uns oft und führt uns zur Buße und dazu, Gottes Hilfe für unsere Schwachheit und den Mangel an Liebe zu suchen.

Zweitens helfen Konflikte immer, unseren Glauben lehrmäßig zu überprüfen. In Apostelgeschichte 15 treffen sich die Apostel und Ältesten von Jerusalem in einem Konzil, um darüber zu debattieren, was für Heiden erforderlich ist, damit sie gerettet werden und in die Gemeinschaft des Volkes Gottes aufgenommen werden können. Das Ergebnis dieses Konflikts war größere Einheit und Klarheit für das Evangelium. Lehrmäßige Konflikte zwingen uns zu fleißigerem Bibelstudium, unseren Glauben neu zu überdenken, ihn zu schärfen und unsere lehrmäßigen Schwächen und Fehler zu korrigieren. Ebenso schärfen und verbessern Konflikte Vorstellungen, Pläne, Regeln oder Lösungen für Probleme (Apostelgeschichte 6, 1-6).

Drittens helfen Konflikte, unsere Kommunikation untereinander und unsere Fähigkeiten zur Problemlösung zu verbessern. Konflikte zwingen uns dazu zu lernen, uns genauer und vorsichtiger auszudrücken und Problemlösende Fähigkeiten zu entwickeln. Schau dir die Paulusbriefe an. Der Apostel ist ein meisterhafter Kommunikator und spricht zu Leuten aus sehr unterschiedlichen Kulturen. Wenn wir uns die Gesellschaft heute anschauen, sehen wir, wie Leute Konflikte durch Gewalt, Mord oder Gerichtsentscheide lösen. Gute Fähigkeiten zu lernen mit Konflikten umzugehen wird dir in jedem Bereich deines Lebens helfen, beginnend mit deiner Ehe, in deinem Beruf und in der Gemeinde.

Viertens können Konflikte die Beziehungen innerhalb von Gruppen stärken. Es ist ein Märchen zu denken, dass Leute die sich lieben niemals streiten oder sich niemals uneinig sind. Leute mit hervorragenden Ehen und gesunden Gemeinden streiten sich. Wie Paulus und Barnabas können fromme Männer und Frauen scharfe Meinungsverschiedenheiten haben (Apostelgeschichte 15, 39). Vernünftige Menschen haben legitime Meinungsverschiedenheiten und unterschiedliche Ansichten. Wenn wir uns aber beim Streiten nach Gottes Wort richten, dann können wir besser zusammenleben mit unseren Unterschieden, Verschiedenheiten lösen, von Verletzungen heilen, die Sicht des anderen besser verstehen, einander annehmen und einander vertrauen (2. Korinther 7, 6-16).

Fünftens wird Gott wunderbar verherrlicht, wenn wir unsere Streitigkeiten in einer vernünftigen und liebevollen Art lösen. Ebenso werden unsere Gemeinden gesündere Gemeinschaften und bezeugen der Welt die verändernde Kraft des Evangeliums, wenn wir unsere Konflikte auf bessere Art lösen. So hat Streit einen positiven Aspekt für sie.

 

Einige besondere Prinzipien für den Umgang mit Konflikten

Die Schrift gibt viele Hinweise für den Umgang mit Konflikten. Das Problem aber ist, dass wir in der Hitze des Gefechts oft vergessen, die biblischen Prinzipien anzuwenden und in die weltliche Art des Kampfes um Macht, Kontrolle und Beeinflussung verfallen. Hier sind einige wichtige christliche Prinzipien für den Umgang mit Konflikten in Liebe.

 

- Sei unter der Kontrolle des Geistes!

Wenn du einem Konflikt gegenüberstehst, ist dies das Wichtigste, was ich dir sagen kann: sei vom Geist kontrolliert, gerate nicht außer Kontrolle (Epheser 5, 18; Galater 5, 16). Lass dich nicht vom Fleisch und dem Teufel kontrollieren. Das Fleisch erzeugt nichts anderes als Durcheinander, Entzweiung und Bitterkeit. “Offenbar aber sind die Werke des Fleisches; es sind: ..., Feindschaften, Hader, Eifersucht, Zornausbrüche, Selbstsüchteleien, Zwistigkeiten, Parteiungen” (Galater 5, 19+20).

Wenn du aber unter der Kontrolle des Heiligen Geistes stehst, dann wirst du liebevoll sein und dich selbst im Zaum halten können, denn dies sind die erste und die letzte der neun Früchte des Geistes (Galater 5, 22+23). Außerdem wirst du freundlich, gütig, geduldig, friedlich und von Freude erfüllt sein. Dieser vom Geist geführte Leiter wird ein liebender Leiter sein und wird Konflikte auf dem “besseren Weg” angehen.

 

- Behalte die Kontrolle über die Leidenschaft des Zornes!

In jedem Konflikt ist der Zorn das erste Gefühl, das unter Kontrolle gebracht werden muss. Die Schrift sagt uns, dass das alte, nicht erneuerte Leben ein Leben in unkontrolliertem Zorn ist. Das neue Leben in Christus ist ein Leben mit kontrolliertem Zorn (Epheser 4, 26+27). Wenn Leute zornig sind, kümmern sie sich oft nicht um das, was sie sagen oder tun. Sie denken nicht mehr geradlinig. Ihr Benehmen ist außer Kontrolle; so übernimmt der Teufel die Kontrolle und bringt alles aus dem Lot. Außerdem betrübt böser Streit den Heiligen Geist (Epheser 4, 30f). Liebende Leiter lassen sich nicht so schnell zum Zorn reizen (1. Korinther 13, 5). Sie sind ruhig und geduldig.

Die Bibel warnt öfter vor den Gefahren des Zornes. Besonders ein Leiter muss diese Schriftstellen kennen und diese Warnungen dann beachten wenn ein Streit aufbricht:

·         Sprüche 29, 11 Seinen ganzen Unmut lässt der Tor herausfahren, ...

·         Sprüche 15, 18 Ein hitziger Mann erregt Zank, ...

·         Sprüche 29, 22 Ein zorniger Mann erregt Streit, ...

·         Matthäus 5, 22 Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; ...

·         Epheser 4, 30f Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, ... . Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan, samt aller Bosheit!

·         Jakobus 1, 19 f ... langsam zum Zorn! Denn eines Mannes Zorn wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit.

·         Ein Ältester darf nicht „jähzornig“ sein (Titus 1, 7) oder „streitsüchtig“ (1. Timotheus 3, 3)

 

- Sei ein Friedens- und kein Unruhestifter!

Die letzte der sieben Gräuelsünden, die im Buch der Sprüche erwähnt werden lautet: „… wer Lügen vorbringt als falscher Zeuge und wer freien Lauf lässt dem Zank zwischen Brüdern.” (Sprüche 6, 19).

Der Herr Jesus lehrte: “Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen“ (Matthäus 5, 9) und zu seinen zänkischen Jüngern sagte er: „... haltet Frieden untereinander!“ (Markus 9, 50). An die streitsüchtigen Christen in Rom schreibt Paulus „So lasst uns nun dem nachstreben, was dem Frieden ... dient.“ (Römer 14, 19).[3] Er sagt „Befleißigt euch [das heißt „scheue keine Anstrengung“], die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens“ (Epheser 4, 3). Wir müssen energisch für Frieden und Eintracht eintreten. Eine der Fähigkeiten eines Leiters ist die Fähigkeit, Frieden stiften zu können (1. Timotheus 3, 3). Ein qualifizierter Gemeindeleiter kann weder ein Streitsüchtiger sein, noch eine zänkische Person (1. Timotheus 3, 3).

Frieden stiften ist harte Arbeit. Man braucht dazu Weisheit, Selbstbeherrschung und die Fähigkeit, das Wohlergehen des anderen an die erste Stelle zu setzen. Es kann viel Zeit und Anstrengung erfordern. Friedensstifter werden oft falsch verstanden und angefeindet.[4] Aber der Herr Jesus Christus segnet sie und für die Einheit der Ortsgemeinde sind sie unersetzlich. Ein Pastor, der eine Gemeinde ansprach, die untereinander zerstritten war, erklärte öffentlich: “Es ist an der Zeit Frieden zu wagen”. Die Schrift warnt uns: „Kohle zur Kohlenglut und Holz zum Feuer und einen zänkischen Mann, um Streit zu entfachen“ (Sprüche 26, 21). Natürlich sprechen wir nicht von Frieden um jeden Preis oder die Wahrheiten des Evangeliums aufzugeben. Das ist nicht Friede.

 

Der Friede Gottes existiert nicht friedlich neben Falschheit, Heuchelei oder Unrecht; deshalb können die Friedensstifter Gottes nicht einfach den Frieden zerstörende Sünde und Irrtum ignorieren, genauso wenig wie ein Chirurg eine Wunde einfach zunähen kann: es würde sich ein Abszess entwickeln.[5]

           

Viele unserer Konflikte entstehen aber gar nicht wegen zentraler Wahrheiten in Gottes Wort, sondern wegen zweitrangigen Themen, Veränderungen im Programm oder persönlichen Zusammenstößen, die friedlich geregelt werden könnten und sollten. Paul E. Billheimer schreibt: “Die meisten Kontroversen in Ortsgemeinden werden nicht in erster Linie von unterschiedlichen Meinungen über essentiell wichtige Themen hervorgerufen, sondern von unheiligem menschlichem Ehrgeiz, von Eifersucht und persönlichen Zusammenstößen. Die wirkliche Wurzel vieler dieser Dinge liegt im geistlichen Mangel bei den einzelnen Gläubigen. Sie zeigen eine traurige Unreife im Ausleben der Liebe.”[6]

Liebende Leiter sind Friedensstifter (Römer 12, 18); sie “wagen Frieden”.

 

- Sei demütig!

Die meisten Konflikte und ungelösten Spaltungen werden durch hässlichen, menschlichen Stolz hervorgebracht. Die Sprüche sagen uns: “Durch Übermut [Stolz] gibt es nur Zank; bei denen aber, die sich raten lassen, Weisheit.“ (Sprüche 13, 10). Zank gab es in der geistlich hoch stehenden Gemeinde in Philippi. Die Lösung des Paulus für sie war, dass sie Christi Gesinnung der Menschlichkeit und Selbstlosigkeit annehmen sollten (Philipper 2, 1-8).

Bibelgläubige Christen müssen ganz besonders gegen Stolz auf Erkenntnis und das Gefühl der lehrmäßigen Überlegenheit gewappnet sein. Die Schrift warnt: “... Die Erkenntnis bläht auf, ...“ (1. Korinther 8, 1). Leute mit Erkenntnis können unbelehrbar sein, streitsüchtig und ekelhaft starrsinnig. Aber Leute mit echter Erkenntnis kennen ihre Grenzen und wissen, dass es noch eine Menge zu lernen gibt (1. Korinther 8, 2), und dass all unsere menschlichen Systeme zur Erklärung der Bibel ständig reformiert und verbessert werden müssen. Sogar der brillante Paulus erklärte: “Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise…“ (1. Korinther 13, 9). „Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin“ (1. Korinther 13, 12). Thomas Carlisle hat geschrieben: „Die Bibel ist voller Unendlich- und Unermesslichkeiten.“

Deshalb müssen wir demütig und belehrbar sein. Es ist eine Tatsache, dass wir sehr viel von denen lernen können, die nicht mit uns einer Meinung sind und uns widersprechen. “Liebe”, sagt die Schrift, “ist nicht hochmütig” (1. Korinther 13, 4). Sie überhebt sich nicht. Wenn sie herausgefordert wird, ist sie demütig und bescheiden.

 

- Kontrolliere den Krieg der Worte!

Übertreibe nicht in einem Streit und benutze keine verletzende Sprache. Wirf nicht mit Worten wie mit Messern nach deinen Brüdern und Schwestern. Messer verletzen und töten. Oft benutzen Leute in Konflikten Übertreibungen und beißende Worte, die nur die Gefühle Hochkochen und das Ergebnis verdrehen. Wie die Bibel sagt “... Anmut der Sprache fördert das Lehren.“ (Sprüche 16, 21).

Die Schrift warnt vor der zerstörenden Kraft der Worte und ermutigt, erbauende Worte zu gebrauchen:

·         „Kein faules Wort komme aus eurem Mund, sondern nur eins, das gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade gebe!“ (Epheser 4, 29)

·         „Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt; ihr sollt wissen, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt!“ (Kolosser 4, 6)

·         „Auch die Zunge ist ein Feuer; als die Welt der Ungerechtigkeit erweist sich die Zunge unter unseren Gliedern, als diejenige, die den ganzen Leib befleckt und den Lauf des Daseins entzündet und von der Hölle entzündet wird“ (Jakobus 3, 6).

·         „Denn wir alle straucheln oft. Wenn jemand nicht im Wort strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib zu zügeln“ (Jakobus 3, 2)

·         „... aber die Zunge der Weisen ist Heilung“ (Sprüche 12, 18)

·         „Tod und Leben sind in der Gewalt der Zunge ...“(Sprüche 18, 21)

·         „Eine sanfte Antwort wendet Grimm ab, aber ein kränkendes Wort erregt Zorn“ (Sprüche 15, 1).

·         „Ein Mann hat Freude an der treffenden Antwort seines Mundes, und ein Wort zu seiner Zeit, wie gut!“ (Sprüche 15, 23)

·         „Wer weisen Herzens ist, wird ein Verständiger genannt; und Anmut der Sprache fördert das Lehren“ (Sprüche 16, 21).

·         „Die Lippen des Toren kommen an mit Streit, und sein Mund schreit nach Prügel“ (Sprüche 18, 6).

·         „Freundliche Worte sind Honig, Süßes für die Seele und Heilung für das Gebein“ (Sprüche 16, 24).

Sei ganz vorsichtig bei der Wahl deiner Worte, wenn du in eine scharfe Meinungsverschiedenheit hineingezogen wirst, vermeide es zu polemisieren, halte deine Stimme und den Ausdruck deiner Gefühle unter Kontrolle und sprich freundlich und überlegt. Manchmal ist es am besten, nichts zu sagen. Stille ist die beste Antwort auf bestimmte hochemotionale Situationen. Sprich immer konstruktiv, nicht destruktiv. Liebe baut auf (1. Korinther 8, 1). Deshalb sollte deine Art zu sprechen und Leuten zu antworten ganz wesentlich von der Liebe beeinflusst sein.

 

- Greif nicht die Personen an, sondern die Themen!

Halte während der Debatte deine Argumente immer auf das Thema der Diskussion ausgerichtet. Attackiere nicht die Person und mache nicht den Charakter oder die Familie der Person nieder. Bring nicht Person und Anklage durcheinander. Meistens meint der Bruder oder die Schwester, mit denen du nicht einer Meinung bist, es wirklich ernst und gut. Es gibt also gar keinen Grund, all die charakterlichen Fehler, Sünden und Vergehen der Vergangenheit deines Opponenten hervorzuholen. Das verletzt die Leute nur und vergrößert die Kluft.

Wenn ihr eure Meinungsverschiedenheiten auf das Thema begrenzt haltet, ist es später einfacher, Konflikte zu bereinigen und zu heilen. Wenn du aber eine Person beleidigst oder ihre Gefühle mit Anschuldigungen verletzt, gewinnst du vielleicht den Disput, aber die Beziehung wird für eine lange Zeit gestört sein. Liebe versucht nicht jemanden niederzumachen. Sie ist mitleidig und freundlich. “Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses ... “ (Römer 13, 10). „Liebe ... benimmt sich nicht unanständig ...“ (1. Korinther 13, 5). „... sondern sie freut sich mit der Wahrheit“ (1. Korinther 13, 6).

 

- Versuch zu verstehen und argumentiere nicht einfach!

Versuche ehrlich die Argumente der anderen Person zu verstehen, ihre Gründe und ihre Position. Es ist erstaunlich wie wenig wir wirklich auf die hören, die mit uns nicht einer Meinung sind. Wir reagieren immer direkt, indem wir unsere Position rechtfertigen, uns selbst verteidigen oder versuchen, die Auseinandersetzung zu gewinnen. Aber vielleicht hat der andere Recht, und du liegst falsch. Vielleicht sollst du etwas lernen. Vielleicht hast du Vorstellungen oder glaubst etwas, was nur halb richtig ist oder unterliegst einer falschen Logik oder einem Schluss, der sich biblisch nicht belegen lässt. Vielleicht denkst du “um die Ecke”. Geh nicht immer davon aus, dass du recht hast und der andere Unrecht. Deshalb ist es wichtig, auf dein Gegenüber zu hören; er ist dein bester Lehrer. “Der Weise höre ...“ (Sprüche 1, 5). „..., der Weise aber hört auf Rat.“ (Sprüche 12, 15). „Das Herz des Gerechten überlegt, was zu antworten ist; ...„(Sprüche 15, 28).

Des Weiteren, stelle die Sicht deines Gegenübers nicht falsch dar. Sei stattdessen absolut fair. Folge der “Goldenen Regel”: “Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch!“ (Matthäus 7, 12). „Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig; ..., sie bläht sich nicht auf, ..., sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, ...“ (1. Korinther 13, 4f).

 

- Versuche, Bereiche der Übereinstimmung zu finden!

Wenn du in einer Auseinandersetzung mit einem echten Gläubigen stehst, dann heb ganz klar und deutlich die Bereiche hervor, in denen ihr übereinstimmt. Denk gründlich darüber nach. Schreib sie für alle sichtbar auf. Das hilft vielleicht, die Bereiche, in denen ihr nicht übereinstimmt, klarer zu sehen. Sei nicht jemand, der ausschließlich Unterschiede und Widersprüche nährt. Als Christen haben wir weit mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede in den fundamentalen Dingen des Lebens und in unseren wirklichen Zielen. Liebe “glaubt” und “hofft” immer (1. Korinther 13, 7). Liebe eint.

 

- Sei nachsichtig und versöhnlich!

Eine der Tugenden, die nötig sind, um ein unserer hohen Berufung wertes Leben zu führen und für die Einheit des Leibes Christi zu sorgen, ist, einander in Liebe zu ertragen (Epheser 4, 2)[7]. „Mit anderen Worten, Differenzen unter Gläubigen sind zu ertragen.“[8] In der Hitze des Gefechts sollten wir uns bemühen, mit den Schwächen und Eigenarten des anderen nachsichtig zu sein, und zwar “in Liebe”. Wenn es nicht “in Liebe” getan wird, werden wir schnell dahin kommen, einander die Fehler übel zu nehmen. Aber Liebe ist “geduldig”; Liebe “erträgt Alles” und “erduldet Alles” (1. Korinther 13, 4+7).

Aber wir sollen einander nicht nur in Liebe ertragen, sondern     „... vergebt euch gegenseitig, wenn einer Klage gegen den anderen hat; wie auch der Herr euch vergeben hat, so auch ihr!“ (Kolosser 3, 13). Konflikte rufen auf beiden Seiten verständliche Beschwernisse und Traurigkeiten hervor. So wie wir mit den Eigenarten des anderen leben müssen, so sollen wir auch großzügig vergeben – wie auch der Herr uns großzügig vergeben hat. Er ist das Vorbild für unsere Reaktion.

 

- Halte Liebe und Wahrheit im Gleichgewicht!

Christen sind berufen einander inbrünstig zu lieben. Liebe und Einheit werden im Neuen Testament stark betont. Ebenso werden Christen aufgefordert eine gesunde Lehre zu haben und sich gegen das Übel von falschen Lehren zu schützen. “Denn wir sollen nicht mehr Unmündige sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum.“ (Epheser 4, 14). Wir sollen die Wahrheit kennen und sie verteidigen.

Wir sollen also “Wahrheit und Liebe” (2. Johannes 3) sowie “Gnade und Wahrheit” (Johannes 1, 14) in der Waage halten. Eins der großen Kapitel im Neuen Testament über die Notwendigkeit von Einheit und gesunder Lehre in der Gemeinde ist Epheser 4, 1-16. In diesem Abschnitt benutzt Paulus den kleinen Ausdruck “in Liebe” dreimal am Anfang und am Ende. Und noch etwas, der Passus befiehlt uns ebenso “... die Wahrheit zu reden in Liebe und in allem hinzuwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus“ (Epheser 4, 15). Wahrheit und Liebe können also nicht voneinander getrennt werden.

 

Liebe deckt zu. Die Bibel sagt “... Liebe bedeckt eine Menge von Sünden.“ (1. Petrus 4, 8; Sprüche 10, 12), und Liebe „... rechnet Böses nicht zu“ (1. Korinther 13, 5). In einem Konflikt werden Dinge gesagt, die nicht gesagt werden sollten, Menschen reden nicht so freundlich wie sie sollten. Ohne dass die Liebe zudeckt, könnten wir nicht miteinander leben.

 

 



[1] Francis Schaeffer, The Mark of the Christian (Downers Grove: InterVarsity, 1970), 22.

[2] ebd., 196.

[3] Römer 12, 18; Epheser 4, 3; Jakobus 3, 18; 1. Petrus 3, 11

[4] “Friedenstifter können wie feige Menschen wirken, die es allen recht machen wollen, wenn man sie mit kühnen Helden vergleicht, die mutig die Meinungen und Gefühle von Menschen mißachten“ (Predigt von Dennis E. Johnson, Peacemakers, in John M. Frame, Evangelical Reunion, [Grand Rapids: Baker, 1991], 172).

[5] Predigt von Dennis E. Johnson, Peacemakers, in John M. Frame, Evangelical Reunion, (Grand Rapids: Baker, 1991), 171.

[6] Paul E. Billheimer, Love Covers: A Viable Platform for Christian Unity [Eine praktikable Plattform für die Einheit von Christen] (Fort Washington: Christian Literature Crusade, 1981), 34.

[7]“ertragen” (das griechische Partizip anechomenoi) bedeutet “jemanden oder etwas (Schwieriges) aushalten, sich vertragen, miteinander auskommen; sich etwas gefallen lassen, etwas zugestehen bzw. billigen”. Das ist eine christliche Tugend. Aber mit falschen Lehren nachsichtig sein ist keine Tugend und sollte nicht getan werden (2. Korinther 11, 4; 19, 20).

[8] Harold W . Hoehner, Ephesians (Grand Rapids: Baker, 2002), 509.