Umgang mit Konflikten in der Gemeinde
Alexander Strauch, USA
Übersetzt von Friedrich Knetsch,
Neunkirchen
Die
erste Sünde, von der uns nach dem Ungehorsam von Adam und Eva berichtet wird,
ist Kains Brudermord an Abel. Seitdem
bringen wir einander um. Eine der schrecklichen Folgen des Sündenfalls ist
Krieg unter den Menschen. Die Geschichte der menschlichen Rasse kann anhand von
endlosen Kriegen und Teilungen verfolgt werden.
Und
genauso kann die Geschichte des Volkes Gottes in der Sprache von Kriegen und
Spaltungen geschrieben werden. Es geht nicht immer um falsche gegen orthodoxe
Lehre oder liberale gegen konservative. Es gibt bibeltreue Gemeinden, die in
95% aller lehrmäßig fundamentalen Dinge übereinstimmen (was es in der Welt
nicht gibt), aber sie sind permanent am Kämpfen und spalten sich ohne Aufhören.
Eine
von Satans erfolgreichsten Strategien, um Gemeinden schwach und kraftlos zu
halten sind innergemeindliche Kämpfe und unbereinigte Konflikte. Bei diesem
Thema geht es für unsere Gemeinden um Leben und Tod. Aber besonders wichtig ist
es für unsere Leiter, weil sie meistens im Zentrum des Konflikts stehen und ihn
zu lösen haben.
Christianity
Today hat einen Artikel veröffentlicht mit dem Titel “Why Pastors Leave the
Ministry” („Warum Pastoren den Dienst quittieren“). Vielleicht denkst du, dass
sexuelle Unmoral oder finanzielle Aspekte der Hauptgrund dafür ist, aber das
stimmt nicht. Der Hauptgrund, warum Pastoren ihren Dienst aufgeben, sind die endlosen
zwischenmenschlichen Konflikte und Nörgeleien in der Familie der Gläubigen.
In seinem bemerkenswert tiefgründigen Buch „The Mark of the Christian“ (“Das Kennzeichen des Christen“) sagt
Francis Schaeffer aufgrund jahrelanger Erfahrung, dass der sichtbare Kernpunkt
in den meisten Konflikten nicht das eigentliche Thema ist, sondern die Art der
Worte, Taten und Äußerungen im Zusammenhang mit dem Konflikt:
„Eines habe ich bei den Differenzen unter wahren
Christen in vielen Ländern beobachtet: Was echte christliche Gruppen und
Christen voneinander trennt und scheidet – und es hinterlässt Bitterkeit, die
20, 30, 40 Jahre (oder 50 oder 60 Jahre im Gedächtnis von Sohn oder Tochter) –
ist nicht in erster Linie Lehre oder Glaube, die zu den Zwistigkeiten führen.
Immer ist es der Mangel an Liebe – und die bitteren Dinge, die von echten
Christen im Streit gesagt werden.“[1]
Die
Bibel sagt das Gleiche. Der zänkischen Gemeinde in Korinth zeigt Paulus “einen
besseren Weg” zur Lösung ihrer vielen Konflikte. Dieser “Weg” ist der Weg der
Liebe. Liebe bedeckt die vielen egoistischen Untugenden, welche die Einheit der
Gemeinde zerstören. Die Prinzipien der Liebe im Neuen Testament geben uns viele
positive Anweisungen zur Konfliktbewältigung und zur Pflege der Einheit. Lasst
uns jetzt in einem kurzen Überblick sehen, wie Liebe (der bessere Weg)
Konflikte eindämmt, entspannt und heilt.
Liebe bedeckt die Untugenden, die
spalten (1. Korinther 13, 4-5)
Die
Wurzel der meisten Kämpfe und Spaltungen ist falscher Stolz. Stolz (und
religiöser Stolz ist schlimmer) erklärt nicht nur, warum wir so viele Kämpfe
austragen, sondern auch, warum wir scheinbar keine Kraft haben, unsere
Spaltungen und Meinungsunterschiede beizulegen. “Durch Übermut gibt es nur Zank“
(Sprüche 13, 10). Aber Liebe ist nicht arrogant. Sie handelt in einem bescheidenen,
demütigen Geist.
Auch
Selbstsucht erzeugt manchen unnötigen Zank. Aber Liebe ist nicht selbstsüchtig.
Sie sucht die Vorteile und das Wohl der anderen. Eifersucht bringt kleinliche
Rivalitäten hervor, vergiftet das Klima, verleumdet und erzeugt einen
erbärmlichen geistlichen Zustand. Aber Liebe erfreut sich daran, wenn es anderen
besser geht.
Der
reizbare, böse Geist erhitzt die Gemüter schnell. Aber Liebe lässt sich nicht
leicht ärgern. „... aber ein Langmütiger beschwichtigt den Rechtsstreit.“ (Sprüche
15, 18b). Wenn also ein Streit aufkommt und du beschließt, arrogant,
selbstsüchtig, eifersüchtig und streitsüchtig vorzugehen, dann verschlimmerst
du die Dinge. Du machst die Uneinigkeit schlimmer, verdrehst Streitereien und machst jede Hoffnung auf Einigung
zunichte. Du verletzt Menschen durch beißende Worte und vergiftest Diskussionen
durch sündiges Benehmen. Wenn du dir stattdessen vornimmst, wenn du in einen
Konflikt mit treuen Gläubigen verwickelt wirst, in Liebe zu sprechen und
demütig und selbstlos zu antworten, und deinen Ärger unter Kontrolle hältst,
dann werden die Streitereien leichter zu handhaben sein und die Bitterkeit wird
schneller in Vergessenheit geraten.
Liebe fördert die Heilkräfte, die
Einigkeit erzeugen
Liebe
entspannt Konflikte, weil sie “geduldig” und “gütig” ist. Liebe baut auf bei
Belastung durch Kritik und Angriffe. Sie glaubt immer und hofft; sie erfreut
sich an allem, was gut und echt ist; sie kann sich niemals an irgendeiner Art
von Üblem erfreuen; ihre Natur ist zu Einen und Zerbrochenes zu heilen. Liebe
ist eine wunderbar positive Eigenschaft. Zudem ist Vergebungsbereitschaft eine
der wichtigsten Eigenschaften der Liebe beim Umgang mit den Kämpfen des Lebens:
“sie benimmt sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich
nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu,“ (1. Korinther
13, 5). Leute die nicht vergeben können, hängen so an ihren Kränkungen und
Wunden, dass Konflikte nicht gelöst werden können.
Liebe verbietet Hass, persönliche
Vergeltung und Rache
Die
ethischen Forderungen der christlichen Liebe sind radikal, gemessen an dem
Standard der Welt, und unserer fleischlichen Natur entgegengesetzt. Christliche
Liebe fordert, dass wir unsere Feinde lieben und nicht hassen. Diese Liebe zu
seinem Feind ist nicht einfach auf Vergeltung zu verzichten, und es ist ganz
sicher nicht die Haltung des Nichtstuns. Sie muss im Gegenteil eine positive,
die Initiative ergreifende Antwort sein. Sie bringt das Gebet um Segen mit
sich, zeigt Güte und Gnade in notvollen Zeiten und sucht den Frieden mit dem
Feind (Matthäus 5, 44; Römer 12, 14-21).
Jesus
Christus lehrt: „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die
euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist!“ (Matthhäus 5, 44) Dieser außergewöhnlichen Lehre, seinen
Feind zu lieben folgend, schreibt Paulus “Segnet, die euch verfolgen; segnet,
und flucht nicht! Wenn nun deinen Feind hungert, so speise ihn; wenn ihn
dürstet, so gib ihm zu trinken! [Akt der Güte]; Denn wenn du das tust, wirst du
feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln [beschämt durch die Güte wird er
vielleicht seine Meinung ändern].” (Römer 12, 14 + 20)
Es
macht keinen Unterschied, ob die Menschen, die dich hassen, feindlich gesinnte
Ungläubige oder Gläubige sind. Du bist in jedem Fall verpflichtet sie zu
segnen, für sie zu beten, ihnen in ihrer Not Güte zu erweisen und sie durch
Taten der Liebe zu gewinnen. Genauso verbietet die Schrift den Geist der
Vergeltung, diese Mentalität des “wie-du-mir, so-ich-dir”, die im Denken der
Welt so weit verbreitet ist: “Vergeltet niemand Böses mit Bösem;“ (Römer 12, 17)
„Seht zu, dass niemand einem anderen Böses mit Bösem vergelte, sondern strebt
allezeit dem Guten nach gegeneinander und gegen alle!“ (1. Thessalonicher 5, 15)
„und vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern im
Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, dass ihr Segen erbt!“ (1. Petrus
3, 9) Wenn wir beleidigt werden, dürfen wir nicht im Gegenzug ebenso
beleidigen; wenn wir angegriffen werden, dürfen wir nicht zurückschlagen; wenn
wir kritisiert werden, dürfen wir nicht in gleicher Weise zurück-kritisieren,
wenn verletzt, dürfen wir nicht zurückschlagen, um zu verletzen. Wie Edwards
uns erinnert, ist „die wirkliche Natur der Liebe Wohlwollen gegenüber anderen“.[2]
Des
Weiteren verbietet die Schrift persönliche, private Rache, das Recht in die
eigene Hand zunehmen: „Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem
Zorn! Denn es steht geschrieben: «Mein ist die Rache; ich will vergelten,
spricht der Herr.“ (Römer 12, 19) Es ist Gottes Vorrecht, das Übel zu
bestrafen, und Er hat auch die menschlichen Regierungen und Gerichte
eingesetzt, um die zu bestrafen, die Böses tun (Römer 13, 1-7).
Anstatt nach Vergeltung zu trachten, sollen wir „das
Böse mit dem Guten überwinden“ (Römer 12, 21). Wir sollen den Sieg über das
Böse durch Güte, Vergebung und das Vertrauen in Gott überwinden. Trotzdem
unterliegen Christen zu oft dem Bösen in ihren Konflikten mit anderen.
Wenn
die Gefühle von Menschen verletzt worden sind, denken sie irgendwie, sie
könnten alles tun, was sie wollten, um das heimzuzahlen. Sie können die
Gemeinde verlassen, den Leib zerteilen, in unkontrolliertem Ärger explodieren,
den Leuten ins Wort fallen, verleumden wen sie wollen, lügen, hassen und zurückbeißen.
Und sie können das boshafteste Benehmen entschuldigen mit den Worten “Ich bin
eben verletzt!”. Aber Liebe verabscheut das Böse und was andere verletzt, sie
erfreut sich nicht an Übel in irgendeiner Form.
Zuguterletzt
stellt Johannes eine der ernstesten Warnungen in der Bibel auf, was den Hass
gegen einen Bruder oder eine Schwester angeht. Er sagt wiederholt “liebt
einander” (1. Johannes 2, 9; 3, 14+15; 4, 20+21). Wahre Gläubige hassen nicht.
Liebe bedeckt eine Menge von Sünden
Petrus
schreibt, “vor allen Dingen aber habt untereinander eine anhaltende Liebe! Denn
die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden.“ (1. Petrus 4, 8)
Petrus
leitet seinen Aufruf zu anhaltender, gegenseitiger Liebe mit dem
vorangestellten Ausdruck “vor allen Dingen” ein. Dieser Ausdruck “vor allen
Dingen” hebt die Notwendigkeit und Wichtigkeit der Liebe hervor. Ohne sie
können wir nicht miteinander leben. Sie ist die verbindende Kraft.
Petrus
sagt nicht einfach “liebt einander”. Er sagt “ habt untereinander eine
anhaltende Liebe”. Dieses Wort “anhaltend” vermittelt den Eindruck von “in
vollem Ausmaß”, eben intensive Liebe. Sie muss “ehrlich”, “gleich bleibend”,
“mit aller Kraft” und mit “tief empfundenen Gefühlen” sein. Der Grund für
diesen dringenden Appell zu Liebe “mit aller Kraft” ist, dass “die Liebe eine
Menge von Sünden bedeckt”. Petrus meint hier, dass die Liebe alle Arten von
Kränkungen, Verletzungen, Ärgernissen, Missverständnissen, Enttäuschungen,
kleine und große Sünden, echte und eingebildete bedeckt, die wir alle im Umgang
mit anderen erfahren.
Howard
Hendricks, Professor am Dallas Seminary, sagt es in seiner typischen
humorvollen Art so, “Viele von uns sind wie Stachelschweine, die sich in einer
bitterkalten Nacht zusammenkuscheln um sich warm zu halten, sich aber dabei
ständig stechen und verletzen, je näher sie sich kommen”.
Nie
stechen wir einander schmerzhafter, als wenn wir in eine Auseinandersetzung
verwickelt sind. Ohne anhaltende Liebe zueinander können wir solche
Verletzungen nicht überstehen und die Einheit der Gemeinde erhalten. Nur Liebe
hat die Kraft zuzudecken: gerne und immer wieder zu vergeben; die Schwäche und
Kompliziertheit von Leuten zu verstehen und die Dinge wieder gerade zu rücken;
eine Decke über die Fehler anderer zu legen; seinen Stolz hinunterzuschlucken.
Oder mit den Worten des Paulus: “Die Liebe ... rechnet Böses nicht zu, ... sie
erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.“ (1. Korinther
13, 4-7) Liebe freut sich nicht über Böses, Liebe versucht die Sünde eines
Gläubigen zu- und nicht aufzudecken. Die Liebe Jesu zu seinen Jüngern bedeckte
ihre vielen Sünden, sonst hätte er nicht mit ihnen leben können. Er kannte ihre
Schwäche und ihre Sünden, aber die Liebe deckte zu.
Das
bedeutet jetzt nicht, dass Liebe Sünde ignoriert oder entschuldigt. Liebe verabscheut
“das Böse” (Römer 12 ,9). Liebe bedeckt eine Menge von Sünden – aber nicht
alle. Es gibt Zeiten, wo Liebe das Aufdecken und die Züchtigung von Sünde zum
Wohle des anderen erfordert. Indem sie das Wohlergehen des anderen sucht,
erkennt die Liebe, wann be- und wann aufdecken dran ist! Sie sorgt sich nicht um
sich selbst, sondern um den anderen. Aber auch dann ist der Zweck nicht
Aufdecken und Beschämen, sondern vergeben und wiederherstellen (2. Korinther 2,
1-11; 1. Korinther 4, 16; Galater 6, 1).
Liebe nimmt Rücksicht auf das
Wohlergehen des schwachen Gläubigen
Von
Beginn des christlichen Zeitalters haben sich Christen über den Gebrauch ihrer
Freiheit in Christus gestritten. Und immer noch zanken wir uns über diese
zweitrangigen Themen. Unter Juden- und Heidenchristen in Rom entbrannte ein
Streit über Speisevorschriften und das Halten von Festtagen. Paulus nennt diese
Dinge “Themen, über die man reden kann”. Das heißt, es sind keine fundamentalen
Lehren, sondern zweitrangige Themen.
Zu
den Prinzipien, die er zur Beilegung dieses Konflikts aufstellt, gehört die
Liebe: “Denn wenn dein Bruder wegen einer Speise [der Grund des Streites]
betrübt wird, so wandelst du nicht mehr nach der Liebe. Verdirb nicht mit
deiner Speise den, für den Christus gestorben ist!“ (Römer 14, 15). Ein
liebevoller Lebensstil fordert von einem Gläubigen die Freiheiten, derer er
sich erfreuen darf, ernsthaft zu überprüfen mit Blick auf das geistliche
Wohlergehen eines schwachen Gläubigen. Liebe baut andere auf; sie zerstört sie
nicht. Sie führt zusammen und trennt nicht. Sie opfert sich für das Wohlergehen
des anderen. Stolz und Selbstsucht widerstrebt es, Rechte und Freiheiten wegen
eines schwächeren Gläubigen dranzugeben.
Liebe
beschützt schwache und irregeleitete Brüder und Schwestern (Römer 14, 15).
Liebe sagt, “Darum, wenn eine Speise meinem Bruder Ärgernis gibt, so will ich
nie und nimmermehr Fleisch essen, damit ich meinem Bruder kein Ärgernis gebe.”
(1. Korinther 8, 13).
Christliche
Führer müssen eine Art der Liebe vorleben, die gewillt ist, die eigenen
herrlichen Freiheiten um der anderen willen zu opfern. Das ist Liebe, die nicht
den eigenen Vorteil sucht sondern das Wohlergehen des Geliebten (Römer 15, 1-3).
Liebe verleugnet sich selbst für das gute Gewissen der anderen.
Praktische Lösungen zur Beseitigung von
Konflikten in Liebe
Führer
und Lehrer müssen sich auf die Debatte einlassen (Apostelgeschichte 15, 2+7).
Sie müssen überreden und überzeugen, verteidigen und für ihre Vorstellungen und
ihren Glauben argumentieren. Das ist der ganz normale Teil bei der Aufgabe,
Menschen zu führen und zu beschützen. Es ist auch ein wichtiges Mittel, durch
das wir unsere Vorstellungen und unseren Glauben lernen und verbessern.
Es
ist nicht falsch, wenn Christen unterschiedlicher Meinung sind und sich
gegenseitig von der Richtigkeit ihrer jeweiligen Position zu überzeugen
versuchen. Falsch ist ein liebloser Streit, der in sündigen, zerstörten
Beziehungen endet. Aber wenn wir – wie auch immer – nicht übereinstimmen und
wir benutzen im Streit biblische Prinzipien, dann werden wir viel effektiver
sein, die Leute zu überzeugen und viel weniger destruktiv in unseren
Meinungsverschiedenheiten und Streitigkeiten. Bevor wir nach Lösungen für
lieblose Streitereien suchen, müssen wir zuerst die positiven Aspekte von
Konflikten verstehen.
Das Positive an Konflikten
Zuallererst
legen Konflikte unseren wahren inneren Charakter und unsere geistliche
Verfassung offen (1. Korinther 11, 19). Inmitten eines Streites entdecken wir
unsere Schwächen und Stärken. Streiten kann unsere besten oder unsere
schlechtesten Seiten zum Vorschein bringen. Wir finden heraus, wie wir zu dem
biblischen Gebot der Liebe stehen. Sind wir aufbrausend, böse, nachtragend?
Sind wir stolz und selbstsüchtig? Sind wir schlechte Zuhörer, misstrauisch
gegenüber anderen, eigensinnig, unbelehrbar, feige? Oder sind wir demütig,
geduldig, freundlich, besonnen, weise, ausgeglichen, achten andere höher als
uns, vergebend? Gott kann den Druck von Konflikten benutzen, um uns
klarzumachen, wie wir wirklich sind. Es demütigt uns oft und führt uns zur Buße
und dazu, Gottes Hilfe für unsere Schwachheit und den Mangel an Liebe zu
suchen.
Zweitens
helfen Konflikte immer, unseren Glauben lehrmäßig zu überprüfen. In Apostelgeschichte
15 treffen sich die Apostel und Ältesten von Jerusalem in einem Konzil, um
darüber zu debattieren, was für Heiden erforderlich ist, damit sie gerettet
werden und in die Gemeinschaft des Volkes Gottes aufgenommen werden können. Das
Ergebnis dieses Konflikts war größere Einheit und Klarheit für das Evangelium.
Lehrmäßige Konflikte zwingen uns zu fleißigerem Bibelstudium, unseren Glauben
neu zu überdenken, ihn zu schärfen und unsere lehrmäßigen Schwächen und Fehler
zu korrigieren. Ebenso schärfen und verbessern Konflikte Vorstellungen, Pläne,
Regeln oder Lösungen für Probleme (Apostelgeschichte 6, 1-6).
Drittens
helfen Konflikte, unsere Kommunikation untereinander und unsere Fähigkeiten zur
Problemlösung zu verbessern. Konflikte zwingen uns dazu zu lernen, uns genauer
und vorsichtiger auszudrücken und Problemlösende Fähigkeiten zu entwickeln.
Schau dir die Paulusbriefe an. Der Apostel ist ein meisterhafter Kommunikator
und spricht zu Leuten aus sehr unterschiedlichen Kulturen. Wenn wir uns die
Gesellschaft heute anschauen, sehen wir, wie Leute Konflikte durch Gewalt, Mord
oder Gerichtsentscheide lösen. Gute Fähigkeiten zu lernen mit Konflikten
umzugehen wird dir in jedem Bereich deines Lebens helfen, beginnend mit deiner
Ehe, in deinem Beruf und in der Gemeinde.
Viertens
können Konflikte die Beziehungen innerhalb von Gruppen stärken. Es ist ein
Märchen zu denken, dass Leute die sich lieben niemals streiten oder sich niemals
uneinig sind. Leute mit hervorragenden Ehen und gesunden Gemeinden streiten
sich. Wie Paulus und Barnabas können fromme Männer und Frauen scharfe
Meinungsverschiedenheiten haben (Apostelgeschichte 15, 39). Vernünftige
Menschen haben legitime Meinungsverschiedenheiten und unterschiedliche Ansichten.
Wenn wir uns aber beim Streiten nach Gottes Wort richten, dann können wir
besser zusammenleben mit unseren Unterschieden, Verschiedenheiten lösen, von
Verletzungen heilen, die Sicht des anderen besser verstehen, einander annehmen
und einander vertrauen (2. Korinther 7, 6-16).
Fünftens
wird Gott wunderbar verherrlicht, wenn wir unsere Streitigkeiten in einer
vernünftigen und liebevollen Art lösen. Ebenso werden unsere Gemeinden
gesündere Gemeinschaften und bezeugen der Welt die verändernde Kraft des Evangeliums,
wenn wir unsere Konflikte auf bessere Art lösen. So hat Streit einen positiven
Aspekt für sie.
Einige besondere Prinzipien für den
Umgang mit Konflikten
Die
Schrift gibt viele Hinweise für den Umgang mit Konflikten. Das Problem aber
ist, dass wir in der Hitze des Gefechts oft vergessen, die biblischen
Prinzipien anzuwenden und in die weltliche Art des Kampfes um Macht, Kontrolle
und Beeinflussung verfallen. Hier sind einige wichtige christliche Prinzipien
für den Umgang mit Konflikten in Liebe.
- Sei unter der Kontrolle des Geistes!
Wenn
du einem Konflikt gegenüberstehst, ist dies das Wichtigste, was ich dir sagen
kann: sei vom Geist kontrolliert, gerate nicht außer Kontrolle (Epheser 5, 18;
Galater 5, 16). Lass dich nicht vom Fleisch und dem Teufel kontrollieren. Das
Fleisch erzeugt nichts anderes als Durcheinander, Entzweiung und Bitterkeit.
“Offenbar aber sind die Werke des Fleisches; es sind: ..., Feindschaften,
Hader, Eifersucht, Zornausbrüche, Selbstsüchteleien, Zwistigkeiten, Parteiungen”
(Galater 5, 19+20).
Wenn
du aber unter der Kontrolle des Heiligen Geistes stehst, dann wirst du
liebevoll sein und dich selbst im Zaum halten können, denn dies sind die erste
und die letzte der neun Früchte des Geistes (Galater 5, 22+23). Außerdem wirst du
freundlich, gütig, geduldig, friedlich und von Freude erfüllt sein. Dieser vom
Geist geführte Leiter wird ein liebender Leiter sein und wird Konflikte auf dem
“besseren Weg” angehen.
- Behalte die Kontrolle über die
Leidenschaft des Zornes!
In
jedem Konflikt ist der Zorn das erste Gefühl, das unter Kontrolle gebracht
werden muss. Die Schrift sagt uns, dass das alte, nicht erneuerte Leben ein
Leben in unkontrolliertem Zorn ist. Das neue Leben in Christus ist ein Leben
mit kontrolliertem Zorn (Epheser 4, 26+27). Wenn Leute zornig sind, kümmern sie
sich oft nicht um das, was sie sagen oder tun. Sie denken nicht mehr
geradlinig. Ihr Benehmen ist außer Kontrolle; so übernimmt der Teufel die
Kontrolle und bringt alles aus dem Lot. Außerdem betrübt böser Streit den
Heiligen Geist (Epheser 4, 30f). Liebende Leiter lassen sich nicht so schnell
zum Zorn reizen (1. Korinther 13, 5). Sie sind ruhig und geduldig.
Die
Bibel warnt öfter vor den Gefahren des Zornes. Besonders ein Leiter muss diese
Schriftstellen kennen und diese Warnungen dann beachten wenn ein Streit
aufbricht:
·
Sprüche 29, 11
Seinen ganzen Unmut lässt der Tor herausfahren, ...
·
Sprüche 15, 18
Ein hitziger Mann erregt Zank, ...
·
Sprüche 29, 22
Ein zorniger Mann erregt Streit, ...
·
Matthäus 5, 22
Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen
sein wird; ...
·
Epheser 4, 30f
Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, ... . Alle Bitterkeit und Wut und
Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan, samt aller Bosheit!
·
Jakobus 1, 19 f
... langsam zum Zorn! Denn eines Mannes Zorn wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit.
·
Ein Ältester darf
nicht „jähzornig“ sein (Titus 1, 7) oder „streitsüchtig“ (1. Timotheus 3, 3)
- Sei ein Friedens- und kein
Unruhestifter!
Die
letzte der sieben Gräuelsünden, die im Buch der Sprüche erwähnt werden lautet:
„… wer Lügen vorbringt als falscher Zeuge und wer freien Lauf lässt dem Zank
zwischen Brüdern.” (Sprüche 6, 19).
Der
Herr Jesus lehrte: “Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes
heißen“ (Matthäus 5, 9) und zu seinen zänkischen Jüngern sagte er: „... haltet
Frieden untereinander!“ (Markus 9, 50). An die streitsüchtigen Christen in Rom
schreibt Paulus „So lasst uns nun dem nachstreben, was dem Frieden ... dient.“
(Römer 14, 19).[3] Er sagt „Befleißigt euch [das heißt „scheue keine
Anstrengung“], die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens“
(Epheser 4, 3). Wir müssen energisch für Frieden und Eintracht eintreten. Eine
der Fähigkeiten eines Leiters ist die Fähigkeit, Frieden stiften zu können (1. Timotheus
3, 3). Ein qualifizierter Gemeindeleiter kann weder ein Streitsüchtiger sein, noch
eine zänkische Person (1. Timotheus 3, 3).
Frieden
stiften ist harte Arbeit. Man braucht dazu Weisheit, Selbstbeherrschung und die
Fähigkeit, das Wohlergehen des anderen an die erste Stelle zu setzen. Es kann
viel Zeit und Anstrengung erfordern. Friedensstifter werden oft falsch
verstanden und angefeindet.[4] Aber der Herr Jesus Christus segnet sie und für die
Einheit der Ortsgemeinde sind sie unersetzlich. Ein Pastor, der eine Gemeinde
ansprach, die untereinander zerstritten war, erklärte öffentlich: “Es ist an
der Zeit Frieden zu wagen”. Die Schrift warnt uns: „Kohle zur Kohlenglut und
Holz zum Feuer und einen zänkischen Mann, um Streit zu entfachen“ (Sprüche 26, 21).
Natürlich sprechen wir nicht von Frieden um jeden Preis oder die Wahrheiten des
Evangeliums aufzugeben. Das ist nicht Friede.
Der Friede Gottes existiert nicht friedlich neben
Falschheit, Heuchelei oder Unrecht; deshalb können die Friedensstifter Gottes
nicht einfach den Frieden zerstörende Sünde und Irrtum ignorieren, genauso
wenig wie ein Chirurg eine Wunde einfach zunähen kann: es würde sich ein
Abszess entwickeln.[5]
Viele
unserer Konflikte entstehen aber gar nicht wegen zentraler Wahrheiten in Gottes
Wort, sondern wegen zweitrangigen Themen, Veränderungen im Programm oder
persönlichen Zusammenstößen, die friedlich geregelt werden könnten und sollten.
Paul E. Billheimer schreibt: “Die meisten Kontroversen in Ortsgemeinden werden
nicht in erster Linie von unterschiedlichen Meinungen über essentiell wichtige
Themen hervorgerufen, sondern von unheiligem menschlichem Ehrgeiz, von
Eifersucht und persönlichen Zusammenstößen. Die wirkliche Wurzel vieler dieser
Dinge liegt im geistlichen Mangel bei den einzelnen Gläubigen. Sie zeigen eine
traurige Unreife im Ausleben der Liebe.”[6]
Liebende
Leiter sind Friedensstifter (Römer 12, 18); sie “wagen Frieden”.
- Sei demütig!
Die
meisten Konflikte und ungelösten Spaltungen werden durch hässlichen,
menschlichen Stolz hervorgebracht. Die Sprüche sagen uns: “Durch Übermut
[Stolz] gibt es nur Zank; bei denen aber, die sich raten lassen, Weisheit.“
(Sprüche 13, 10). Zank gab es in der geistlich hoch stehenden Gemeinde in
Philippi. Die Lösung des Paulus für sie war, dass sie Christi Gesinnung der
Menschlichkeit und Selbstlosigkeit annehmen sollten (Philipper 2, 1-8).
Bibelgläubige
Christen müssen ganz besonders gegen Stolz auf Erkenntnis und das Gefühl der
lehrmäßigen Überlegenheit gewappnet sein. Die Schrift warnt: “... Die
Erkenntnis bläht auf, ...“ (1. Korinther 8, 1). Leute mit Erkenntnis können
unbelehrbar sein, streitsüchtig und ekelhaft starrsinnig. Aber Leute mit echter
Erkenntnis kennen ihre Grenzen und wissen, dass es noch eine Menge zu lernen
gibt (1. Korinther 8, 2), und dass all unsere menschlichen Systeme zur
Erklärung der Bibel ständig reformiert und verbessert werden müssen. Sogar der brillante
Paulus erklärte: “Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise…“
(1. Korinther 13, 9). „Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich,
dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber
werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin“ (1. Korinther 13, 12).
Thomas Carlisle hat geschrieben: „Die Bibel ist
voller Unendlich- und Unermesslichkeiten.“
Deshalb
müssen wir demütig und belehrbar sein. Es ist eine Tatsache, dass wir sehr viel
von denen lernen können, die nicht mit uns einer Meinung sind und uns
widersprechen. “Liebe”, sagt die Schrift, “ist nicht hochmütig” (1. Korinther
13, 4). Sie überhebt sich nicht. Wenn sie herausgefordert wird, ist sie demütig
und bescheiden.
- Kontrolliere den Krieg der Worte!
Übertreibe
nicht in einem Streit und benutze keine verletzende Sprache. Wirf nicht mit
Worten wie mit Messern nach deinen Brüdern und Schwestern. Messer verletzen und
töten. Oft benutzen Leute in Konflikten Übertreibungen und beißende Worte, die
nur die Gefühle Hochkochen und das Ergebnis verdrehen. Wie die Bibel sagt “... Anmut
der Sprache fördert das Lehren.“ (Sprüche 16, 21).
Die
Schrift warnt vor der zerstörenden Kraft der Worte und ermutigt, erbauende
Worte zu gebrauchen:
·
„Kein faules Wort komme aus eurem Mund, sondern nur eins, das gut ist zur
notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade
gebe!“ (Epheser 4, 29)
·
„Euer Wort sei
allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt; ihr sollt wissen, wie ihr jedem einzelnen
antworten sollt!“ (Kolosser 4, 6)
·
„Auch die Zunge
ist ein Feuer; als die Welt der Ungerechtigkeit erweist sich die Zunge unter
unseren Gliedern, als diejenige, die den ganzen Leib befleckt und den Lauf des
Daseins entzündet und von der Hölle entzündet wird“ (Jakobus 3, 6).
·
„Denn wir alle
straucheln oft. Wenn jemand nicht im Wort strauchelt, der ist ein vollkommener Mann,
fähig, auch den ganzen Leib zu zügeln“ (Jakobus 3, 2)
·
„... aber die
Zunge der Weisen ist Heilung“ (Sprüche 12, 18)
·
„Tod und Leben
sind in der Gewalt der Zunge ...“(Sprüche 18, 21)
·
„Eine sanfte
Antwort wendet Grimm ab, aber ein kränkendes Wort erregt Zorn“ (Sprüche 15, 1).
·
„Ein Mann hat
Freude an der treffenden Antwort seines Mundes, und ein Wort zu seiner Zeit,
wie gut!“ (Sprüche 15, 23)
·
„Wer weisen
Herzens ist, wird ein Verständiger genannt; und Anmut der Sprache fördert das
Lehren“ (Sprüche 16, 21).
·
„Die Lippen des
Toren kommen an mit Streit, und sein Mund schreit nach Prügel“ (Sprüche 18, 6).
·
„Freundliche
Worte sind Honig, Süßes für die Seele und Heilung für das Gebein“ (Sprüche 16, 24).
Sei
ganz vorsichtig bei der Wahl deiner Worte, wenn du in eine scharfe
Meinungsverschiedenheit hineingezogen wirst, vermeide es zu polemisieren, halte
deine Stimme und den Ausdruck deiner Gefühle unter Kontrolle und sprich
freundlich und überlegt. Manchmal ist es am besten, nichts zu sagen. Stille ist
die beste Antwort auf bestimmte hochemotionale Situationen. Sprich immer
konstruktiv, nicht destruktiv. Liebe baut auf (1. Korinther 8, 1). Deshalb
sollte deine Art zu sprechen und Leuten zu antworten ganz wesentlich von der Liebe
beeinflusst sein.
- Greif nicht die Personen an, sondern
die Themen!
Halte
während der Debatte deine Argumente immer auf das Thema der Diskussion
ausgerichtet. Attackiere nicht die Person und mache nicht den Charakter oder
die Familie der Person nieder. Bring nicht Person und Anklage durcheinander.
Meistens meint der Bruder oder die Schwester, mit denen du nicht einer Meinung
bist, es wirklich ernst und gut. Es gibt also gar keinen Grund, all die
charakterlichen Fehler, Sünden und Vergehen der Vergangenheit deines Opponenten
hervorzuholen. Das verletzt die Leute nur und vergrößert die Kluft.
Wenn
ihr eure Meinungsverschiedenheiten auf das Thema begrenzt haltet, ist es später
einfacher, Konflikte zu bereinigen und zu heilen. Wenn du aber eine Person
beleidigst oder ihre Gefühle mit Anschuldigungen verletzt, gewinnst du
vielleicht den Disput, aber die Beziehung wird für eine lange Zeit gestört
sein. Liebe versucht nicht jemanden niederzumachen. Sie ist mitleidig und
freundlich. “Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses ... “ (Römer 13, 10). „Liebe
... benimmt sich nicht unanständig ...“ (1. Korinther 13, 5). „... sondern sie
freut sich mit der Wahrheit“ (1. Korinther 13, 6).
- Versuch zu verstehen und argumentiere
nicht einfach!
Versuche
ehrlich die Argumente der anderen Person zu verstehen, ihre Gründe und ihre
Position. Es ist erstaunlich wie wenig wir wirklich auf die hören, die mit uns
nicht einer Meinung sind. Wir reagieren immer direkt, indem wir unsere Position
rechtfertigen, uns selbst verteidigen oder versuchen, die Auseinandersetzung zu
gewinnen. Aber vielleicht hat der andere Recht, und du liegst falsch.
Vielleicht sollst du etwas lernen. Vielleicht hast du Vorstellungen oder
glaubst etwas, was nur halb richtig ist oder unterliegst einer falschen Logik
oder einem Schluss, der sich biblisch nicht belegen lässt. Vielleicht denkst du
“um die Ecke”. Geh nicht immer davon aus, dass du recht hast und der andere
Unrecht. Deshalb ist es wichtig, auf dein Gegenüber zu hören; er ist dein
bester Lehrer. “Der Weise höre ...“ (Sprüche 1, 5). „..., der Weise aber hört
auf Rat.“ (Sprüche 12, 15). „Das Herz des Gerechten überlegt, was zu antworten
ist; ...„(Sprüche 15, 28).
Des
Weiteren, stelle die Sicht deines Gegenübers nicht falsch dar. Sei stattdessen
absolut fair. Folge der “Goldenen Regel”: “Alles nun, was ihr wollt, dass euch
die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch!“ (Matthäus 7, 12). „Die Liebe
ist langmütig, die Liebe ist gütig; ..., sie bläht sich nicht auf, ..., sie
sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, ...“ (1. Korinther 13, 4f).
- Versuche, Bereiche der Übereinstimmung
zu finden!
Wenn
du in einer Auseinandersetzung mit einem echten Gläubigen stehst, dann heb ganz klar und deutlich die Bereiche hervor, in denen ihr
übereinstimmt. Denk gründlich darüber nach. Schreib sie für alle sichtbar auf.
Das hilft vielleicht, die Bereiche, in denen ihr nicht übereinstimmt, klarer zu
sehen. Sei nicht jemand, der ausschließlich Unterschiede und Widersprüche
nährt. Als Christen haben wir weit mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede in den
fundamentalen Dingen des Lebens und in unseren wirklichen Zielen. Liebe “glaubt”
und “hofft” immer (1. Korinther 13, 7). Liebe eint.
- Sei nachsichtig und versöhnlich!
Eine
der Tugenden, die nötig sind, um ein unserer hohen Berufung wertes Leben zu führen
und für die Einheit des Leibes Christi zu sorgen, ist, einander in Liebe zu
ertragen (Epheser 4, 2)[7]. „Mit anderen Worten, Differenzen unter Gläubigen
sind zu ertragen.“[8] In der Hitze des Gefechts sollten wir uns bemühen,
mit den Schwächen und Eigenarten des anderen nachsichtig zu sein, und zwar “in
Liebe”. Wenn es nicht “in Liebe” getan wird, werden wir schnell dahin kommen,
einander die Fehler übel zu nehmen. Aber Liebe ist “geduldig”; Liebe “erträgt
Alles” und “erduldet Alles” (1. Korinther 13, 4+7).
Aber
wir sollen einander nicht nur in Liebe ertragen, sondern „... vergebt euch gegenseitig, wenn einer Klage gegen den
anderen hat; wie auch der Herr euch vergeben hat, so auch ihr!“ (Kolosser 3, 13).
Konflikte rufen auf beiden Seiten verständliche Beschwernisse und Traurigkeiten
hervor. So wie wir mit den Eigenarten des anderen leben müssen, so sollen wir
auch großzügig vergeben – wie auch der Herr uns großzügig vergeben hat. Er ist
das Vorbild für unsere Reaktion.
- Halte Liebe und Wahrheit im Gleichgewicht!
Christen
sind berufen einander inbrünstig zu lieben. Liebe und Einheit werden im Neuen
Testament stark betont. Ebenso werden Christen aufgefordert eine gesunde Lehre
zu haben und sich gegen das Übel von falschen Lehren zu schützen. “Denn wir sollen
nicht mehr Unmündige sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem
Wind der Lehre durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu
listig ersonnenem Irrtum.“ (Epheser 4, 14). Wir sollen die Wahrheit kennen und
sie verteidigen.
Wir
sollen also “Wahrheit und Liebe” (2. Johannes 3) sowie “Gnade und Wahrheit”
(Johannes 1, 14) in der Waage halten. Eins der großen Kapitel im Neuen
Testament über die Notwendigkeit von Einheit und gesunder Lehre in der Gemeinde
ist Epheser 4, 1-16. In diesem Abschnitt benutzt Paulus den kleinen Ausdruck
“in Liebe” dreimal am Anfang und am Ende. Und noch etwas, der Passus befiehlt
uns ebenso “... die Wahrheit zu reden in Liebe und in allem hinzuwachsen zu
ihm, der das Haupt ist, Christus“ (Epheser 4, 15). Wahrheit und Liebe können
also nicht voneinander getrennt werden.
Liebe
deckt zu. Die Bibel sagt “... Liebe bedeckt eine Menge von Sünden.“ (1. Petrus
4, 8; Sprüche 10, 12), und Liebe „... rechnet Böses nicht zu“ (1. Korinther 13,
5). In einem Konflikt werden Dinge gesagt, die nicht gesagt werden sollten,
Menschen reden nicht so freundlich wie sie sollten. Ohne dass die Liebe zudeckt,
könnten wir nicht miteinander leben.
[1] Francis Schaeffer, The Mark of the Christian (Downers Grove: InterVarsity, 1970), 22.
[2] ebd.,
196.
[3] Römer
12, 18; Epheser 4, 3; Jakobus 3, 18; 1. Petrus 3, 11
[4]
“Friedenstifter können wie feige Menschen wirken, die es allen recht machen
wollen, wenn man sie mit kühnen Helden vergleicht, die mutig die Meinungen und
Gefühle von Menschen mißachten“ (Predigt von Dennis E. Johnson, Peacemakers, in John M. Frame, Evangelical
Reunion, [Grand Rapids: Baker, 1991], 172).
[5] Predigt von Dennis E. Johnson,
Peacemakers, in John M. Frame, Evangelical Reunion, (Grand Rapids: Baker,
1991), 171.
[6] Paul E. Billheimer,
Love Covers: A Viable Platform for Christian Unity [Eine
praktikable Plattform für die Einheit von Christen]
(Fort Washington: Christian Literature Crusade, 1981), 34.
[7]“ertragen” (das
griechische Partizip anechomenoi)
bedeutet “jemanden oder etwas (Schwieriges) aushalten, sich vertragen,
miteinander auskommen; sich etwas gefallen lassen, etwas zugestehen bzw.
billigen”. Das ist eine christliche Tugend. Aber mit falschen Lehren
nachsichtig sein ist keine Tugend und sollte nicht getan werden (2. Korinther
11, 4; 19, 20).
[8] Harold W .
Hoehner, Ephesians (